1836 / 31 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

empfehlen!“ Herr von Lapelouze ward freigesprochen , und Herr Jollivet in die Kosten verurtheilt.

Die hiesigen vereideten Wechsel - Mäkler sind jeßt entschlos- sen, ein gerichtliches Verfahren gegen die sogenannten „Mar- rons‘/ oder unvereidigten Mäkler einzuleiten, um ihnen den Be- trieb ihres Winkel: Geschäfts an der Pariser Börse verbieten zu lassen. Wenn ihnen dies nicht gelingen sollte, so wollen sie fest- seßen, daß jeder Kaufmann, der mit einem Marron ein Geschäft mache, sein Conto bei dem Wechsel-A genten verlieren solle. Wer die Art und Weise des hiesigen Geschäfts kennt, wird die Nüb- lichbeirt einer solchen Maßregel beareifen.

Fieschi’'s Handschrife macht Glück; roährend ganz Paris un- längst in den dffentlihen Blättern seinen leßten an den Gerichts- diener des Pairshofes, Herrn Sajou, gerichteten Brief las, be- zakite ein Engländer für ein kleines Billet, das Fieschi an Herrn Lavocat geschrieben hat, 20 Guineen.

Der Ano: klagte Vecrey ist fast gänzlich wiederhergestellt und wird in Person vor dem Pairshofe erscheinen können. Fieschi scheint seinem Prozesse ziemlich ruhig entgegenzuseh:::; die Sorge, seine Aússagen iy Bezug auf Pepin und Morey a!s wahr zu beweisen, scheint ihn hauptsächlich zu beschäftigen.

Gestern Abenv trat Madarte Damoreau zum ersten Male auf dem Theater der konischen Oper in einem ticnen Singspiele von Scribe und Auber auf und erregte, wie ein hiesiger Kiiti- fer sagt, cinen unerhörten und unsinnigen Enthusiasmus.

Die heutige Nummer der Mode is auf der Post und in den Bureaus der Redaction mit Beschlag belegt worden. Die- fes Blett hat einen neuen Mitarbeiter an Herrn Netilement ge- wonnen, der sih bekanntlich von der „Quotidienne“, seit ihrer Vereinigung mit dem „„Renovateur““, getrennt hat.

Ter Moniteur berichtet nah einer De! che aus Ba-

vonne, daß zwischen den Christinos und den Karlisien ein Ge- feczt Nattgejunden habe, in welch:m der Vortheil auf Seiten der “Ersteren gewesen sey, obgleich die Leßteren sich den Sieg beimä- fen und dieserhalb sogar Couriere nach Paris und London abge- fertigt hätten. Das amtliche Blatt meini, die nächstens zu er- 'warteader Details würden jenen Kunstgrif} der Karlisten zu Scizanden machen. „Wir wissen nicht‘, sagt die Gazette de France, „was diese Depesche eigentlich sagen will. Es scheint, daß der Telegraph, der in der Regel stumm ist, wenn wichtige Ereignisse vorgehen, diesmal bloß in Bewegung geseßt worden ist, um den verdrießlihen Folgen einer den Börsen-Spe- fulanten ungünstigen Nachricht zuvorzukommen.““

In Bayonne sind am lLten d. M. drei Englische Offiziere, mit tamen Young, Gold und Hammond, angekommen. Sie dienten bei der Kavallerie des Obersten Evans, wollen aber, da ihnen dieser Dienst nicht mehr zusagt, nah England zurükfch- ren. - Jhrer Aussage nach, herrscht zwischen Cordova und Evans eine aroße Spannung.

Der National bemerkt in Bezuz auf die neuesten Ma- drider Kammer. Verhandiungen: „Die Majorität der Prokurado- ren- Kammer get ört entschieden den Herren Martinez de la Rosa und Toreno an. Jn der Sibung vem lten Haben sich 97 Stim- men gegen den vierten Artikel des von der Kommission vorge- ichlagenen Wahl: Gesetzes ausgesprochen. Die Herren Arguelles und Galiano konnten, troß aller ihrer Anstrengungen, nicht mehr als 42 Stimmen sür ihr System gewinnen. Das Ministerium, die Niederiage seiner Freunde voraussehend, hatte versucht, der- selben auszuweichen, indem es im Voraus erklärte, daß es keinen vestirnmien Beschluß gefaßt habe, und sich der Meinung der Ma- jorirät anschließen werde. Diese Reaction zu Gunsten des vor- ¡naligen Ministeriums war leicht vorauszuschen, und wir haben dieselbe prophezeit, sobald wir \2hen, daß Herr Mendiza- bal die Junten aufidste, und sich den Versammlungen tes Königlichen Statuts in die Arme warf. Diese Versammlungen waren dem politischen und finanziellen System der Herren Martinez de la Rosa und Toreno unbedingt beigetreten, und ohne das revolutionaire Einschreiten der Junten würden sle jene bei- den Minister unbedenklich aufrecht erhalten haben. Die Kam- mern betrachten Alles, wae sih in der Zeit zwischen den beiden Sessionen, seit der Jnsurrection der Junten bis zu dem Mani; feste des Herrn Mendizabal zugetragen hat, als nicht geschehen, und als einé revolutionaire Unordnung. Für uns unterliegt es keinem Zweifel mehr, daß das Wahl-Geseb definitiv so abgefaßt werden wird, wie die Herren Martinez de la Nosa und Torcno es wollen, und daß diese Herren bald werden dazu berufen wer- den, die Früchte des Vertrauens: Votums einzuärndten.““

Großbritanien und Jrland.

London, 23. Jan. Der Prinz Ernst von Hessen: Philippé- thal hatte am Mittwoch eine lange Konferenz nit dem Kaijer. Russischen Botschafter.

Der Dubliner Korrespondent der Times hreibt diesem Blate unterm 20sen d.: „Jch habe dem Eindruck sorgfältig nach- geforscht, den der Pian des Erzbischofs Whateley in Betrcff ei- ner neuen Zehnten-Biil unter der protestantischen Geistlichkeir im Allgemeinen hervorgebracht, und ich erfahre aus der besten Quelle, daß die von ißm entworfene Denkschrift an den König nicht von sehr vielen Geistlichen unterzeichnet werden dürste. Jm Gegen- theil, 1ch bôre, taß man deu Vorschlag als ein Beraubunge-Pro- jekt bezeichnet hat, und daß die Jrländischen Geiitlichen eine Versammlung halten und jene Denkschrift in den ent’chiedensten vond ununiwvundensten Ausdrücken mißbilligen wollen. Mehrere utsbesier fangen über die Wirkung von Lord Stanley's Bill schon an, schr ungeduloig zu werden. So eben habe ich erfahren, daß in Folge - einer an die Regierung gerichteten Vorstellung wegen der von cirer Kollision zwischen der radikalen Partei und den Orangisten der Königtn- Grafschafc zu besürhtenden Gefahr einz siarke Abtheizung Vertli- rair und Polizei nah Siradbaliy beordert worden is, wo Hrn. O’Conneil morgen ein össentüiches Diner gegeben werden joll. Es heißt, dicjenigen, welche um diese Hülfe gebeten, hätten das ben O Conneli's als gefährdet dargestellt, wenn nicht militait is {her Schus gewährt würde. Es befinden sich sehr vicl Orang'- iten in der Köônigin- Grafschaft, und sie sollen be)chlossen haben, sih der Absicht der anderen Partei, die am Abend dcs Diners cine Zllumination veranstalten will, zu widerseßz:n.““

Eta Jrländischer Zehaten - Agent, Herr Philip Ryan, denz mehtmals bei der Eintreibung von Zehnten die nagesuchte po- (zeiliche und militairische Hülfe verweigert wurde, hat an den Grafen Mulgrave ein Schreiben gerichtet, wor. er sich über die Regierung beschwert und init den Worten \{chließt: „Wenn Ew. Cxcellenz sich fernec weigern, mir den einem Britischen 1interthanen bei der Vindizirung des beschimpften Geselzes seines Landes gebührenden Schuß zu gewähren, so wird mrr, da die róotliche Feindseligkeit des Landvolks und die allgemeine Vereini- gung gegen die Zehnten: Entrichtung es mir unmöglich machen, meinen Dienstherren Verechtigkeit zu schaffen, keine andere Al- re?ngtive übrig bleiben, als den Posten, den ic fo lange zu be-

leiden bio Cre habe, niederzulegen und dem Publikum die Ent-

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scheidung zu überlassen, ob ih meine Pflicht gegen meine unbe- shübten, nothleidenden und verfolgten Dienstherren rechtshafen und gewissenhaft erfüllt habe.“

Auf einen Angriff, der in der Dubliner „„Evening Post“ gegen den Geistlichen, Herrn William Beresford, in Folge der lekten Vorfälle bei einer von ihm angeordneten Zehnten: Eintrei- bung gemacht worden, erwiedert diefer, indem er die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen für die grödlichstea Verleumdungen er- klärt, Folgendes: „Jch habe eine achtbare protestantische Gemeinde unter meiner S:clsorge; die Zahl der Kommunikanten beträgt an hohen Festtazen im Durchschnit 30 bis 40; ich haîte mich auf meiner Pfarre auf, thue meine Pflichten und verlasse mein Kirchspiel nie ohne Erlaubniß des Didcesans ; ih habe keinen Zehnten- Agenten und hatte bis zu der leßten unglücklichen und höch beklagenswerthen Katastrophe keine Waffen in meinem Hause; weit entfernt, {dn gepußte Mord-Werkzeuge zu besißen, borgte ih dieselben mehr zur Einshüchterung als zum wirklichen Gebrauch von cinem Büchsenmacher, bei dem der größte Theil davon, als ast und abgenußbt, im Winkel gelegen hatte.“

Das Verdikt der Jury von Charleville über den leßten Un- fall, der si bei der Eintreibung des Zehnten in Irland ereig- nete, lautet dahin, daß der verstorbene Terence S\woeeny durch eine Flintenschuß.Wunde, die er von einem der Schüsse erhal- ten, welche cine Abtheilung Polizei bei der Erfüllung ihrer Amtspflicht und bei der Gegenwehr gegen einen über den Zehn- ten erbitterten Volkshaufen abgefeuert, zu Tode gekommen ey.

Der Brasilianishe Kommodore Norton ist am 29. August auf einer Fahrt ven Neu-Seeland nah Rio Janeiro mit Tode abgegangen. :

Die leßte Post aus New-York hat, dem Vernehmen nach, hon zahlreiche Aufträge zu Versicherungen gegen Feuersgefahr, zum Theil als Reassekuranz von den dortigen Compagnieen selbst, hierher gebracht. Die Phönix- Compagnie soll am 17. Dezem- ber fúr 250,000 Pfund und eine andere am 18ten fúr 30,000 Pfund Sterling gezeichnet haben.

London, 22. Jan. Während die Tories ihr Aeußer- stes thun, um sich der dffentlihen Meinung in England zu be. mächtigen, werfen die Whigs ihr besonderes Augenmerk auf Jr- land. Da hier alle Fragen entspringen, an welchen scit mchreren Jahren ein Kabinet nach dem andern gescheitert ist, so juchen auch die Whigs vornehmlich hier die Mehrheit zu behaupten. Die Bildung des Registrationé-Vereins, wovon ich Ihnen schon gemeldet, ist ein entscheidender Schritt hierzu. Die erste Ver: fammlung, welche dersclbe so eben in Dublin gehalten, lieferte eine Erscheinung, wie sie Jrland seit 1829 nicht gehabt: ei- nen Verein von Whigs vom höchsten Rang, und den vornehmen Kathos lifen mit den protestantischen und katholischen Aufregern undRepealers, furz der ganzen Masse der Reformer von jedem Grade. Auch kann der- selbe senen Zwck, die Regierung inner- und außerhalb des ‘Par- laments zu stärken, nicht verfehlen ; besonders da solcher alle Streit- fragen aus scinem Bereiche verbannt und nur dahin sicht, daß die Anzahl derer, welche für ministerielle Kandidaten zu stim- rien geneigt sind, so viel als möglich durch. gescbliche Mittel ver- mehrt werde. Dabei thut auch der. Regierung die Festigkeit, die sie bei der Ernennung von Gerichts-Beamten zeigt, große Dienste. Das Volk faßt dadurch nehr Zutrauen zum Geseße, und die Aufrührer werden eingeshüchtert; in einem auffallenden Grade wird beides geschehen, wenn die Minister si die nächste Ses- sion hindur im Amte behaupten und es thnen dabei gelingen so!lte, den Zehntenstreit beizulegen. Hierzu 1[t aber um so mehr Hoffnung, weil alle Parteien die Wichtigkeit erkennen müssen, denielben ohne Zeitverlust zu endigen; indem gerade mit der zunehmenden Entschlossenheit der Berechtigten, den Zehnten durch gesetzliche Mittel einzutreiben, und mit dem häufigen Gelingen ihrer Versuche auch die Widerseblichkeit thäriger wird und in manchen Gegenden an Jnsurrcction gränzt. Auch will man be- haupten, der Plan, weichen der Erzbischof von Dublin die Geist- lichkeit auffordert selbst dem Parlamente vorzuschlagen , dürfte mit einiger Modification die Parteien vereinigen. Selb{t O'Con- neil, so entschieden er sich auch aufs neue erklärt hat, spricht von feinem Plane, dem er ausschließlich zu huldigen meint. Ab- schaffung des Zehnten is sein Streben, wie das manches guten Protestanten; und cs kommt mir beinahe vor, als würde er ih weniger gefallen lassen, als die Regierung im vorigen Jahre bot, um Jrland in diesem Punkte Ruhe zu verscaf- jen. Jch sage in diesem, denn leider hat er schon wieder einen anderen Zankapfel aufgegrissen, indem er droht, sobald man nicht dem Jrländischen Städtewesen wenigstens ein gleiches Maß von Reform gewähren wolle, als man eben dem Englischen bewilligt, er die Aufiôsupg der Union aufs neue anregen wurde. Natür- lich mußte die Heftiokeit und Unanständigkert, womit man von einigen Seiten jowohl ihn selbt als seine Religion und selbst die Priester und Bischöfe derselben im Ganzen und persónlich ver- unglimpft hat, seinen Unwillen erregen. Sieht mai ja selbt sol- he Katholiken, welche sich bisher gänzlich vom politischen Kampf entfernt gehaiten hatten, jebt thätigen Antheil daran nehmen: Auch muß die nächste Session im höchsten Grade wichtig wer- den, und bedeutende Maßregeln müssen in Vorschlag kommen, gleich- viei ob Whigs oder Tories das Ruder führen. Aller Waßrscheinlichkeit nach werdén jene solches noch behaupten. Die Bildung des genannten Vereins in Jrland, die Thätigkeit der längst ge|sttfreten ähnüuchen Ver- cine in Engiand und Schotcland, besonders aber die Liberalisirung so vieler Corporationen, und das Zusammenhalten der Radika:en mit den Whigs (wie sich aus den Adressen erweist, weiche be- reits von mehreren Stadtraths - Versammlungen au den König zu Gunsten des jezigen Ministeriums ergangen sind), scheint ih- nen im Fall einer allgemeinen Wahl die Mehrheit zu sichern, und eben diese Wahr})cheinlichkeit des Sieges macht wohl den Versuch einer neven Wahi unnöthig. Die Wizderauflebung des „Politischen Vereins“ zu Birmingham scheint freilich nicht son- derlich zu gedeihen ; aber dieses kommt wohl dahter, daß Wenige nur ein Bedúrfniß solcher außerordentlichen Mittel empfinden. So wie er ijt, ist er voa den Radikalen ausgegangen und auf diese beschränkt; dennoch fanden sh 850 Personen, welche ihre 12, Shilling bezahlt habea, um an einem öffentlichen Essen Theil zu nehmen, wozu der Verein _O'’Connell auf seiner Durchreije eingeladen hat; und die gemäßigten Re- former oder Whigs, welchze noch ganz spät um Zulaß anhielten, mußten sichs gefallen lassen, für die Billets, die nan úber jene zuerst bestimmte Zahl ausgab, ein Pfo. Sterling zu bezahlen. Zun Bezug auf auswärtige Politik werden in Ermangelung augen- blicklicher Ereignisse die angeblichen Depeschen chemaliger Russi- chèr Gesandten, welche im Portfolio erscheinen und von allen Zeitungen abgedruckt werden, begierig gelesen und besprochen. Da man sie hier für eht antieht, so erwartit man au), dap das Parlament in Bezug darauf mit einigen Fragen, wie sie hinjichtlih der auéwärtigen Politik in parlgmentarisczem Ges brauche sind, hervortrerea werde,

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 19. Jan. Aus Umes schreibt man, daß de während der Weihnachts - Feiertage und am Neujahrstage ej Kälte von 30 bis 36 Grad und darüber herrschte. Jn den Lay

Rarfen war das Queeksilber gefroren. -

Deutschland.

Darmstadt, 27. Jan. Die innigen Wünsche, die sich fj die baldige Wiederherstellung unserer verehrten Großherzogin aj sprachen, sind niht in Erfüllung gegangen. Ihre Königlig Hoheit ver\chieden heute Morgen um 7 Ur. Der Großherz und die Großherzogliche Familie sind dur diesen Unerseblig Verlust, der allgemeines Bevauern erregt, tief erschüttert word,

Bremen, 27. Jan. Die Allgemeine Zeitung mesy von hier: „Zwischen dem Königreich Gricchenlano* und den frej Hans-stäöten Bremen und Lübeck sind die Reziprozitäts-Erklity gen wegen Behandlung der Schisse und Ladungen , als der j günstigtesten, ja gleih den einheimischen, zwischen der Köniz Bayerschen Gesandtschaft in Hannover und dem Senats jj denten und Bürgermeister Smidt von Bremen ausge worden. Bei uns thut sich je6t eine Gesellschaft zusam, die, wegen der ungemeinen Nachfrage nach Thran, Bremer G auf den Wallfishfang ins Súdmeer sendet und ihn von du eben so gut zu bezichen gedenkt, als durch die Amerikaner, diy Vermittelung thn bis jeßt Bremen zuführte.“/

Die Bremer Zeitung meldet: „Aus dem Nachlaj h 1832 verstorbenen Prof. Grautoff wird in kurzem zu Lübed iy Sanmlung historischer Aufsáße erscheinen, welche zu der 6 schichte der alten Hansestadt Lübeck und des Deutschen Notdy überhaupt die werthvollsten Beiträge verspricht. Die zahlreih zur Begründung, Festitellung und Erläuterung nothwendigen y fundlichen Quellen sollen, nah den sorgfältigst collationirtzn ) schriften von des Verstorbenen eigener Hand, entweder, of sie bisher noch nicht gedruckt waren, ganz mitgetheilt wer) oder in Auszúgen, die mit den etwa erforderlichen Verbesserun bereits gedruckter Diplome versehen sind. Es ist daher 1 auf ein bloßes Raisonnement über historische Zustände abgeseh bei dem gar leicht gerade mit dem Geisireichthum des Verfas die Gefahr zu wachsen pfiegt, daß man die Dinge geschilt findet weniger in ihrer otjefciven Waßrheit als in der Ges wie sie in dem Geist des Darstellers sich gespiegelt. Vielni soll hier zugleich nachgewiesen werden, wie der Darsteller gestrebt, j urkundlich gegebenen Stoff zu verlebendigen, die Mumie mit ta ihr cinst eigenthümlichen Geist und Leben neu zu beseelen. Sodt denn der rege Sinn unserer Zeit für vaterländische Geschichte indiese Schriften eine cben so ergiebige Auébeute als würdige Vifrie digung erwarten, und' können auch wir nur wünschen, deß d allgemeine Jnteresse, weiches man der ast-chrwürdigen Hansesu Lubeck in ihren frühern und jeßigen Zuständen widmet, si, | mal in den Schtwesterstädten, durch warme Theilnahme an iy Arbeiten eines Mannes aussprechen möge, der, bei seinem Zy hungs- Eifer und Darstellungs- Talent, wenn Einer, verdit hätte, Lübeks Geschichte zu schreiben.“

Spanien.

Cortes-Verhandlungen. Proceres-Kammer. zung vom 15. Januar. Folgendes sind die (gestern erwähn Verhandlungen über die Ereignisse in Barcelona: Der Mun ster des ÎInnern bestieg die Tribune und verlas einen niglichen Befehl, der in Betreff der Vorfälle in Barcelona den General-Capitain von Catalonien erlassen worden war. F heißt darin, daß Jhre Majestät die Königin die Nachricht 1 den beklagenswerthen Ereignissen, die Barcelona mit Blut fleckten, mit dem größten Mißfallen vernommcen habe, un mehr, als die Feinde der constitutionnellen Sache dieselden einen Triumph für sh betrachtet2n. Jhre Majejtäe wendet | an den Eifer und die Wachsamkeit der zur National-Garde hôrenden friedliebenden Bewohner, um die Rúcktehr ähnlil Unordnungen zu verhüten, und empfiehlt dem Gouverneur, 1 für diesen Zweck dienliche Maßregeln zu ergreifen. Der Y nister fügte hinzu, daß die Regierung, kraft der ihr zustehen) Gewalt, jeden Versuch zu Unruhen zu unterdrücken im Sia sey. Dieser Erklärung des Ministers folgte cine lebhafte 4 batte darúber, ob eine Diskussion stattfinden solle oder n Der Präsident befahl die Lesung des 3lsten Artikels des niglichen Statuts, dem zufolge keine Angelegenheit die! werden darf, wenn sie nichr dur eine vorhergegangene Anf der Kammer mitgetheilt worden. Der Marqu!s von Mi flores verlangte dennoch die unverzügliche Erôffnung der Di sion, weil der Gegenstand von hoher Wichtigkeit jey. Dagegil der Marquis von Éspeja der Meinung, daß man zuvörderst von dem General-Capitain ergriffenen Maßregeln fennen 1 Der Herzog von Veragua sagte hierauf : „Die Kammer 1 sich ohne Zweifel erinnern, daß im vorigen Jahre, vor det? dffnung der Cortes, Unruhen in Madrid stattfanden und der ersten Sibung A an den A ai des Innern gerichter und von ihm angenommen wurden T N e heute in einer ähnlichen Lage. Die Di muß daher beainnen, denn dies ist das einzige Mitt! die allgemeine Besorgniß zu beseitigen.“ Der Marquit' Espeja bemerkte dagegen: „Es ist wichtig für zu wissen, ob der General Capita!:n von Barcelona die Best der Citadelle streng bestraft hat, das Gegentheil würde Mangel an Disziplin beweilen. Wir müússen wissen, Genetal- Lieutenant jeine Pflicht gethan und ein Kriegs eingesezr hat, dem, einer Verordnung zusolge, alle Verbre solchen Fällen unterworfen sind, und ferner, ob es wahr i z fremde Agenten bei diesen Ereignissen eine Rolle gespielt h Deshalb ist cs durchaus nôthig, daß wir erjè im Besib| Aktenastúcke uns befinden.“ Der Minister des J sagte: „J widerscshe mih der Diskussion. i fein Vorichlag betathen werden, wenn er nicht N der Kammer angezeizt worden ist; auch if kein D denz- Beispiel für den in Rede stehenden Punkt vorhan l Der Prásident nahm hierauf das Wort und sagte: „Da 4 auf der Tages-Ordnung |teht, so ist die Si6utig aufgeh (Große Be.oegung unter den Proceres.) Alles, was p ¡chieht, ist ungúltig.‘/ Der Graf Sastago: ¡Jch v daß eine Adresse an die Königin entworfen wird, um zu i dern, daß ähnliche Vorfálle sich wiederhoien. ‘‘ Hierauf 1 Präsident rasch uno mit lauter Stimme: „Die ist aufgehoben!“

Madrid, 16. Jan. Jn der gestrigen Hof-Zeituns man: „„Jhre ‘Majestät, die Königin-Regentin,_ hat mit A sten Bedauern die Nachricht von den leßten Ereignissen d celona empfangen, und die Regierung, die treue Do V der großherzigen Gesinnungen Ihrer Majestät, hat d dl sten Maßregeln ergriffen, damit ähnlict;e Sçenen sich nis

f t gegenwärtigen Mngt nicht stattfinden (§. 1.),

(holen. Es is außer allem Zweifel, daß die Anhärger der surpation dur ihr grausames Verfahren die erste Veranlas- ing zu der Bewegung gegeben haben ; aber es ist auch klar, daß Schwert des Geseßes nur die Schuldigen bestrafen darf, d die Regierung hat den Gerichtshöfen die nöthigen Anweisungen theilt, damit eine schnelle Gerechtigkeit geübt werde. Andererseits t das edle und loyale Benehmen der National - Garde von arcelona Und der bedeutenden Mehrzahl der Bevölkerung den F hmerz Jhrer Majestät gemildert. Um dies zu belohnen, hat hre Majestät beschlossen, im Namen ihrer erhabenen Tochter, 7 National - Garde cine Fahne, als das Symbol des legitimen hres der Freiheit und der Ordnung zu verleihen.‘ cher den eigentlihen Sinn des Ausdrucks „gemischte hl“, worauf das neue Wahl- System in Spanien nach dem Pyrschiage der Kommission der Prokuradoren - Kammer und des Ninisteriums basirt werden sollte, was jedoch (wie gestern gemel- ¿) in dieser Kammer mit einer Majorität von 97 unter 140 timmen verworfen worden ist, giebt das Journal des Dé- 1ts folgenden Aufschluß. „Der Ate Artikel des Geset-Entwurfs (er die Wahlen, so wie die Kommission ihn mit der Billigung ¿ Ministeriums der Kammer vorlegte, schlug ein gemischtes stem vor, wonach neben der direkten Wahl auch die indirekte er in zwei Graden vorzunehmende Wahl sanctionirt werden sollte ; ufannte unmittelbare Wähler an, die es kraft ihres igen en Rechtes wären (por derecho proprio), und Wäh - 1, die von jedem Kirchspiel erwählt werden soll- n, wie es deren unter der Constitution der Cortes gab. Diese estimmung nun wurde verworfen, und die Majorität erklärte 4 blo für die direkte Wahl. Am folgenden Tage erklärte das inisterium, den Wünschen der Majorität sih fügend , daß es n Entwurf der Kommission auch ohne jene Bestimmung wie- y aufnehmen wolle, und es kam nun die Frage über den ahl- Census an die Reihe, die am Schluß der Si6ung m löten noch nicht entschieden worden war. Herr Martinez (q Rosa, der in der Prokuradoren - Kammer den ganzen Ein- uj wieder erlangt hat, den seine Talente und sein edler Cha- er dort auszuüben. verdienen, war auch über diesen Punkt t der Kommission und der Regierung in Opposition. Anstatt, (em Eutwurf zufolge, die 160 Höchstbesteuerten eines jeden ahl- Distrikts als Wähler zuzulassen, verlangte er einen festen (nsus und wollte die Zuflucht zu den Höchstbesteuerten nur ¿ Ergänzungs - Mittel gestatten. Die in der Si6ung m 13ten angenommenen drei ersten Artikel des Geseßz- ntwurfs besagen, daß die Zahl der Deputirten der Spanischen ation nach Verhältniß der Bevölkerungszahl bestimmt werden (, so daß auf je 50,000 Seelen ein Deputirter kömmt, daß her dessenungeachtet die Provinzen, welche eine Bevölkerung von 000 Seelen und darüber, bis zu 100,090 Seelen, haben, jei Deputirte ernennen soilen. Die Debatte über diese er-

hn Artikel war nicht sehr lebhaft und dauerte auch nicht nge; die einzige Veränderung, welche die Kammer in diesem heil des Gejeß-Entwurfs der Kommission vornahm, betraf die age ber die Ergänzungs-Wahlen, welche noch vertagt wurde.“

Inland

Berlin, 30. Jan. Nachstehendes ist der wörtliche Jnhalt r im heute ausgegebenen 2ten Stücke der diesjährigen Geseßz- ammlung enthaltenen Allerhöchsten Verordnung in Betreff des értehrs mit Spanischen und sonstigen, auf jeden Jnhaber

tenden Staats - oder Kommunal - Schuld -Papieren :

„Vir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, König n Preußen 2c. 2c.

Nachdem wir von den bedeutenden Verlusten Kenntniß er- iten haben, mit denen ein beträchtlicher Theil Unserer Unter- anen in Folge der Reduction der Spanischen Staatsschuld be- ofen worden, finden Wir, in Erwägung der dringenden Ge- hr neuer Verluste für diejenigen, welche sich an dem Verkehr it Spanischen Staatsschuld-Papieren betheiligen, Uns bewogen, it Vorbehalt der gänzlichen Juhibirung dieses Verkehrs in Un- in Staaten, demselben in soweit Schranken zu seßen, als es iy Zeit die Rücksicht auf die gegenwärtigen Besiker solcher Pa- ere gestattet. Zugleich haben Wir es für ndthig erachtet, den rderblichen Mißbräuchen, welche sich in dem Verkehr mit taats; und Kommunal - Schuld - Papieren Überhaupt offenbart ben, durch geseßliche Maßregeln zu begegnen. e weiteren diesfälligen Vorschriften Uns vorbehalten, verordnen r demnach auf den Antrag Unsers Staats - Ministeriums für n ganzen Umfang Unserer Monarchie vorläufig, wie folgt :

d L Verträge, welche nah Pubiication der gegenwärtigen

erordnung über Spanische Staatsschuld-Papiere irgend einer Art ihtet werden, sollen nur dann, wenn sie sofort von beiden «len Zug um Zug erfüllt werden, rechtsgültig, sonst aber ne Ausnahme nichtig scyn, und es soll eine gerichtliche Klage s dergleichen Verträgen überall nicht zugelassen werden, auch f Vergleiche, welche über Geschäfte in Spanischen Staats- A pieen geschlossen werden, weder Klage noch Execution ittfinden.

F. 2. Der Abschluß von Zeitkauf- oder Lieferungs-Verträgen r Spanische Staatsschuld-Papiere, unter welchen Modalitäten din welcher Form er auch erfolgen möge, wird hierdurch bei Ver- \eidung einer dem vierten Theil des bedungenen Kauf- oder eserungs - Preises gleihkommenden Geldbuße oder verhältniß- ijigen Gefängnißstrafe unbedingt untersagt, und es soll diese Strafe nach sichtlich sowohl gegen jeden Kontrahenten, als auch außer h nach g. 4, 9, sonst etwa noch verwirkten Strafe, gegen einen en Andern eintreten, der als Vermittler oder sonst auf irgend ne Weise bei dem Abschlusse solcher Verträge mitwirkt. Jst er Betrag des bedungenen Kauf- oder Lieferungs- Preises nicht frmittein, so wird die Geldbuße auf Zehn Prozent des No- snalwerihs der Papiere festgeseßt.

2. Alle bereits abgeschiossene noch laufende Verträge P Spanische Staats-Schuld-Papiere müssen binnen acht Ta- H nach Publication der gegenwärtigen Verordnung angezeigt h nachgewiesen werden, und zwar an Orten, wo Börsen be- en, bei den Börsen - Vorstehern, sonst aber in Städten bei

tr Polizei-Obrigkeit und auf dem Lande bei dem Landrathe des

feises, Bei Verträgen,

die nicht auf diese Weise angemeldet trden, soll sodann, Bu

auch wenn sie aus der Zeit vor Publication

Verordnung e N ein Klagerecht unbe- au ofern sie in Zeitkauf- oder

tferungs Verträgen bejtchen , die obi e Strafe (§, 2

endung fömmèh V E U

. 4. Den döffentlich bestellten und vereideten Mäklern und Jenten wird dei Strafe der Amts- Entsezung hicrdurch unter-

9, über Spanische Staats: Schuld - Papiere andere Geschäfte

ije pgandeln, zu vermittein oder abzuschließen, als solche,

ofort von beiden Theilen Zug um Zug erfüllt werden, i pulssen alle durch sie abgeschlossenen Geschäfte dieser Art, Meidung Finer gleichen Strafe, von ihnen sofort heim

Indem Wir ,

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Abschlusse in ihr Taschen: oder Hand-Buch, und spätestens am folgenden Tage in ihr Journal eingetragen werden.

__§. 5, Ein Jeder, welcher sich damit befaßt, auf irgend eine Weise zwischen verschiedenen Personen, welcher Art sie seyn mögen, schriftlich oder mündlich Geschäfte über Spanische Staats- schuld-Papiere zu unterhandeln, zu vermitteln oder abzuschließen, ohne als Mäkler oder Agent für Papier- oder Wechsei-Geschäfte vorschriftsmäßig bestellt oder vercidet zu seyn, soll mit Gefäng- nißstrafe von Sechs Monaten bis Drei Jahren belegt werden.

s. 6, Die öffentlich bestellten und vereideten Mäkler und Agenten sollen alle Geschäfte, welche sie über sonstige in- oder auéländische auf jeden Jnhaber lautende Staats- oder Kommu- nalschuld - Papiere irgend einer Art abschließen, sofort beim Ab- schlusse in ihr Taschen- oder Handbuch aufzeichnen, und diesel: ben hiernächst spätestens am folgenden Tage mit allen dabei ver: abredeten Bedingungen in ein dazu bestimmtes paraphirtes Jour- nal vollständig eintragen.

Die Nichtbefolgung dieser Vorschrift soll unnachsichtlich mit der Amts-Entseßung bestraft werden.

Wegen Revision des hiernach zu führenden Journals blei- ben, den Umständen nach, die weitern Anordnungen vorbehalten.

s. 7. Wer außer den öffentlich bestellten und vereideten Mäklern oder Agenten gegen Entgelt (Courtage, Provision oder dergleichen) ein Geschäft daraus macht, auf irgend eine Weise zwischen verschiedenen Personen, welcher Art sie seyn mögen, schriftlich oder mündlih Geschäfte über die im §. 6 bezeichneten Papiere zu unterhandeln , zu vermitteln oder abzuschließen, ohne vermöge seines Amtes oder Dienstkverhältnisses im Auftrage Eines der Kontrahenten zu handeln, soll mit Gefängnißstrafe von 6 Monaten bis 3 Jahren belegt werden. Außerdem soll derselbe fär allen Schaden, welcher für die Betheiligten aus einem von ihm unterhandelten , vermittelten oder abgeschlossenen Geschäfte über dergleichen Papiere unmittelbar oder mittelbar entsteht, un- eir verhaftet und zu dessen vollständiger Erstattung verbun-

en seyn.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Însiegel.

Gegehen Berlin, den 19, Januar 1836.

C Ged Dem: Friedrich Wilhelm, Kronprinz. Fro. v. Altenstein. Graf v. Lottum. Frh, v. Brenn.

v. Kamps. Mühler. Ancillon. v. Wißleben.

v. Rochow. Rother. Graf v. Alvensleben. “‘

Literatur und Kunst.

Mar ti\Ge Alterthümer:

Die mittelalterliche Kunst erblühte früyer in den súdlichen und wesilihen Ländern Europen's, als inden nördlichen und östlichen. Außer mancherlei politischen Verhältnissen liegt der Grund davon in der nähern Verbindung mit dem Alterthum, in der größeren Empfäng- lichkeit der Bewohner, dann in ihrem durch Boden - Kultur und Handels-Verbindungen erworbenen Reichthum, endlich aber auch in dem mit der Kunst-Entwickelung glücklich zusammentrefenden Um- stande, daß sich hier das geeignete Material darbot. Offenbar fin- det sich, wie zu erwarten , in den genannten Ländern die Mehrzahl großartiger Kunsiwerke; dennoch darf man nicht hier allein nach werthvollen Erzeugnissen jener Zeit suchen; auch der Europäische Norden enthält ausgezeichnete Kunsi- und namentlih Bauwerke, die hier unter viel N geen Verhältnissen erwuchsen. Jedenfalls sind sie wichtig für die Gesammt-Geschichte mittelalterlicher Kunft: aber sie sind vîel zu wenig bekannt und gewürdigt.

Unter den nordischen Staaten ist keiner so reih an Werken der verschiedenartigsten mittelalterlichen Kunst-, und namentlich Baustyle, als der Preußische; denn in seiner gegen zweihundert Meilen langen Ausdehnung zwischen der Saar und dem Memelsirome enthalten seine Provinzen cine vollständige Reihe von Wetken des frühesten Mittelalters bis zum Verfall der Kunst bei der Wiederaufnahme des antiken Styls im sechzehnten Fahrhundert. Aber nicht allein die Mannigfaltigkeit der Richtung, sondern auch die Beschaffenheit der Werke selbsi, macht diese Zusammenstellung merkwürdig, denn sie umschließt in den Trierischen Alterthümern das Bedeutendfte, was von Rôml|scher Architektur dicsseit der Alpen gefunden wird; in den Byzantinischen Kirchen am - Rhein und der Mosel die s{ön- sten Schöpfungen des {m Mittelalter in Deutschland üÜblis chen Rundbogenstyls, im Dom zu Köln die Blüthenkrone des Deul- schen Spihbogensiyls, in den Sächsischen Kathedralen zu Magdeburg und Halberstadt und in den Kirchen an der Saale die eigene Etit- wickelung dieses Styls im Norden bis zum sechzehnten Fahrhun- dert, in den Bauwerken der Gegenden zwischen Ohre und Oder die vorzüglichsten Werke jener aus Anwendung gebrannter Steine her- vorgegangenen Architektur der Brandenburgischen Marken, endlich in Pommern und Preußen die Hauptwerke eines wiederum eigen- thümlichen und zwar riesenhaften Ziegelstyls, welcher unter dem Einfluß der Hansa und des Deutschen Ordens in Preußen gedtch.

Dieser so_reiche und fúr das Studium der Kunst-Entwikelung so gúnsiige Stoff fordert zu Vergleichungen und Forschungen au), die bei der Liberalität in der gewährten Benußung der Archive und sonstigen Quellen für die Kenntniß der Kunstgeschichte unsers Va- terlandes von Bedeutung werden könnten. Das Folgende enthält den Versuch, Úber die feühere Anwendung des heimischen Bau-Ma- terials nach urkundlichen Nachrichten cine kurze Uebersicht zu geden.

Diejenigen Deutschen Landestheile, welche man gegenwärttg utn=- ter dem Namen der Mark Brandenburg begreift, mit Einschluß der nach der statistischen Eintheilung des Preußischen Staats jeyt zur Provinz Sachsen gehörigen Altmark und der früher dazu gehdrigen, an der Elbe gelegenen beiden Ferichowschen Kreise, zeichnen sich, so wie das nach der Offsce zu gelegene Mecklenburg, Pommern und PYreu- ßen, durch ihre niedrige und ebene Lage vor den gebirgigeren ober- ländischen Deutschen Landestheilen auffallend aus.

Die Letichtigkcit der in allen Ländern ursprüngl!ch anges wandten und vorzugsweise dem Europäischen Norder eigenen Holj- Confiruction, begünfiigt durch den fruheren Reichthum der heimischen Wälder an zum Bau geschickten Kiefern und Etchenstämmen , gab dieser Bauart vor dem vierzehnten Fahrhundert hauptsächlich in den Rorddeutschen Gegenden cine so allgemeine Ausdehnung, daß stci- nerne Gebäude vor dieser Zeit zur Seltenheit gehdrten; die selbs in dem vorhergehenden Fahrhundert noch Veranlassung zu dem Ge- shlechtsznamen de domo lapidea gab; dieses bezog sih jedoch wobl weniger auf Kirchen, da es nah weiter unten mitzutheilenden Nach- richten in jener und selbs in der früheren Zett schon eine nicht un- bedeutende Anzahl fieinerner Kirchen în der Mark gab.

Von den âltesten Holzkirhen, wie man sie in Skandinavien noch findet, zelgt sich in der Mark keine Spur, und das Alter derjenigen bdlzernen Gebäude, die zu den ältesten dieser Art im Lande gehbren, dúrfte wohl nicht leicht über das funfzehnte Fahrhundert hinausge- hen. Dagegen gkebt es in Kirchen, dentlichen und Privat-Gebäu- den noch manche Ueberrefte viel älterer Holzarbeit, die jedoch, da sie nur als decorative Theile der genannten Gebäude zu betrachten sind, mehr in die Rubrik der Holzschnißkuns gehdren.

Die Seltenheit früherer Steinbauten war vielleicht weniger Er- gebniß der Bequemlichkeit der Holz-Conftruction, da man doch bald mit dem Vortheil steinerner Gebäude bekannt werden mußte, als viel- mehr des Mangels bequemer Bausteine. An Steinen fehlte es zwar dem Lande keinesweges, denn seine Felder und Höhen waren damals unzweifelhaft noch mehr als jet mit den zahlreichen Trümmern nor- discher Urgebirge bedeckt; die mühsame Bearbeitung dieser harten

Steine erschwerte jedech die Ausführung grdferer Bauwerke.

Zwar besißt die Mark in einigen Sand- und Kalkfiein-Flözen

eit zur Bearbeitung geshickteres Material, allein bei zu geringem Um- fange if cs für die Anwendung ohne Bcdeutung und lediglich das des reichhaltigeren Kalkstein-Gebirges bei Rüdersdorf zu Bauten an- wendbar. Bet gEnzl!chem Mangel aller Communications - Mittel fonnte man aber von demselben nur wenig Gebrauch machen , und außer den nah gelegenen Kirchen zu Strausberg , die von Kalkstcin erbauk waren, find mir keine bedeutendere Bauwerke dieser Art in den Marken bekannt. Selbst in den der Oder und Elbe zundchf gelegenen Landestheilen bediente man fch der ober- ländischen Sand- und anderer Baufteine, wie es scheint, wenig, woran die dur vielfache Zdlle damals sehr erschwerte Stromschifffahrt Schuld scyn mochte. Nur selten zeigt sich in dieser Gegend etn Sandstein angewendet, und das geringe Volumen, in dem er, außer den grdßeren Werküücken fm Chore des Doms zu Havelberg und am Dome zu Stendal, vorkommt, lassen glauben, er sey aus den benachbarten Magdeburgischen Lagern entnommen, wogegen der Sandstein der beiden genannten Gebäude, so wie der Crypten des Doms zu Brandenburg und der Stifts - Kirche zu Ferichow auf Obersächsischen Ursprung deutet.

Diese Seltenheit geeigneter Bausteine führte daher zunächst auf die Anwendung der einheimischen Feldsteine zurüuck. Da diesel= ben jedoch melt aus den hârteren Gebirgs-Arten, wic Granit, Sye- nit, Porphyr, Feldspath u. dergl. m. bestehen und daher sh zur Aus- fübrung bedeutender und zierlicher Bauten, wte sie gegen das Ende des zwdlften Jahrhunderts allgemeiner rourden, weniger gc- chickt zeigten, so kam man wieder auf den schon früher und gleich- zeittg angewandten, freilich weniger soliden Ziegelbau zurück, der mit dem Ende des zrwodlften Jahrhunderts vielleicht mit durch die von Albrecht dem Vdren in das Land gezogenen Niederländischen Kolonisten allgemeinere Aufnahme fand, und seit der Mitte des drelzehnten den Bau mit behauezen Feidfteinen fai ganz verdrängte. Von da ah erscheint das leztere Material seiten zu ganzen Gebduden verwandt, vielmehr meift nur an Gebäude- thetlen, die gegen zerfiörende und äußere Einwirkungen As Schußes bedurfteti, wie Fundamente, Basen, Thürfassungen. Als gleich- ¡eitig erscheint au schon die Anwendung gesprengter , unbehaguener oder doch wenigfens nur von einer Seite bearbeiteter Feldsteiue, deren glatte Flächen nach der Außenseite gekehrt und oft mit vie- ler Gesch{cklihkeit so gut in cinander gefügt wurden, daß die so erbauten Mauern ohne alle horizontale Schichtung doch Fußerft dauerhaft sind. “t j / s i

Der häufige Gebrauch des Ziegelsiecins hatte nicht nur eine

atz besondere Vervollkommnung dieses Materials in Masse und

orm zur Folge, sondern zeigte auch eine bedeutettde Einwirkung auf den zur Zeit im Lande t eeienden Baufiyl. Wo derselbe sich im Allgemeinen an die gebräuchlichen Formen hieit, mußte die gänzliche Verschiedenheit dieses Materials in Styl und Construction zu manchen neuen Combinationen führen. Die konsequente Aus- bildung nöthigte aber immer mehr z9 einem neuen, cigénthúmli= hen System, welchem die Bauten der Mark Brandenbu?g seit dem Ende des drefzehnten Jahrhunderts, so wie die von Mecelen- burg, Pommern, Preußen, Dänemark? und dem südlichen Schwedc® angehdren. Wenn gleich fasi alle mittelalterliche Bau-Denkmäler dieser Gegenden si demselben anschließen, so zeigen sic doch wiederuni provinzenwetse hon mannigfache, unter dem Einflusse der Zeit, der Handelsverbindungen und Mittel hervorgegangene Charakter - Ver- schtiedenbelt der Bau-Style, namentlich unterscheidet sich der Bran- denburgishe mehr von den übrkgen, die unter einander und mit den Hanseatischen Werken besondere Uebercinstimmung zeigen. Unter diefen leßteren korrespondiren die wefillchen vorzüglich mit den nbrdlichen. Gleichroohl hat man wegen Uebereinsiimmung des Materials die Brandenburgischen Bauwerke mit unter dem Han-=- seatishen Styl begreifen wollen, allein auf ihre Eigenthümlichkeit gestüßt, wäre ich cher geneigt, einen besonderen märkischen Spiß= bogenstyl anzunehmen. Schon die Byzantinischen Bauwerke in der Mark aus dem zwölften Fahrhundert unterscheiden sîch von de- nen der Nachbarländer , der Unterschied wächf, je mehr das Bau- material die Stylentwoickelung beherrscht. Die Gebäude aus dem dreizehnten und dem Anfange des vierzehnten Fahrhunderts, wie das Klofter Chorin, die Marienkirche in Prenzlau u. s. w. sind dke {bnen und charakteristischstenz aber auch der spätere Zeitrgum giebt noch Eigenthümliches und Schönes.

Das Aufblühen der Städte am Ende des vierzehnten Fahrbun- derts schien der Kunst sogar besonders günstig, und von déeser Zeit an bis in die Mitte des nen wurde mehr als je gebaut. Bet kirchlichen Gebäuden, die immer noch die: Mehrzahl ausmach= ten, kommen mehr in die Breite gedehnte Verhältnisse fiatt der sons gebräuchlichen auffircbenden vor; eine Weise, die theils durch Vorliebe für möglichst weite und übersichtliche Räume, theils und vorzüglich wohl durch den Einfluß des Materials entstand, das sich mehr zu massenhaften als freifiehenden und emporfire- benden Werken eignet. So entstanden die {bnen Kirchenhal- len, deren auf doppelter Vfeilerrethe schwebende Gewblbe meist vort gletcher Hbhe sind und nur selten im Mittelschiff stärfere Erhehung zeigen. Daß diese ungleich billigere Bauweise, die freilich we- niger kühn i, namentlich für das Junere durch die au- ßerordentlihe Totalwickung und durch größere Freiheit des Naumes einen licblicheren Eindruck macht, als die ern=- fleren beengteren Hallen der Kirchen mit erhabenem Mittel= {cchiff, mochte ibr wohl in den Marken, die überdies nicht die Mittel besaßen, wie die benachbarten Städte der Hansa, eine sy allgemeinc Verdreitung verschafen. Jn diesen, namentlich den Städten Lübeck, Schwerin, Wismar, Rosto, Stralsund, Greifswald, Danzig u. \.w., erhielt sch der Kathedralen- Styl länger und man leiftete mit ge- branntem Stcin fast Unglaubliches. Dort erscheinen auch die zur Stúbung der Gewölbe nöthigen Schwebebögen häufiger.

Die große Breite des Gewölbes und der Umfassungs- Mauern jener Märkischen Kirchen führte bei der konsequenten Anwendung hochgeshwungener Verhältnisse zu auffallend hohen Giebeln, die eine besondere Ausdehnung der Kirchendächer veranlaßten, deren Hdhe bêufig die der Umfassungsmauern bei weitem übertrifft und pei dieser auf den Mauern ruhenden anscheinend großen Last werdet bdufig die Strebepfetler vermigt: eine sinnreiche Anordnung legte sie zur Benußung des zwischen ihnen liegenden Raumes in das Jn- nere der Gebäude.

Die durch kein Zwischendach unterbrochenen Kirchenmaueru boten vom Boden bis zum Dache hinauf große Flächen, die durch, der Hdhe der Seitenschiffe korrespondirende, meist lange Fenster und wenig hervortretende einfache Strebepfeiler unterbrochen werder. Diese bedurften keiner so îtarken Ausladung als die Stühen jener kühner aufstrebenden Bauten, aber auch der Zierrathen nicht, die bei jenen oft lediglich Hülfsmittel zur Verstärkung oder auch zur Verêtlei- dung allzugroßer Schwere waren. Der ganze Schmuck dieser Ge- häudetheile besteht in sparsamen selten reichen doch meist zierlicher Durchbrechungen und die zur Verstärkung dienenden Thürmchen darauf fehlen meist. Dagegen erseßen zierlihe und reiche, oft weit vorspringende Gliederungen und Stäbe in Thür - und Fenster - Ni- schen die hier mangelnde Eleganz, und durchbrochene Wandstreifen und künflih vershlungene Rosen unterbrechen die Einförmigkeit der Mauern. Fm Allgemeinen herrscht die Horizonta! - Linie mehr als an fremden Gebäuden der Zeit, und nur in den kühnen Durch- brechungen dex hohen Giebel, dite hier den Schmuck des anderweit an vielfach durchbrochenen Glokenthürmen angebrachten Reichthums vereinigen , verschwindet ste fasi wieder. Wie die Anwendung des Materials und die cigenthümliche Ausbildung des Styls auf Mo- tive führt, die dem Ftaliänisch - Lombardischen, Franzbsischen und Englischen Style entlehnt scheinen könnten, dies zu zeigen, muß einer näheren Beschreibung der einzelnen Bauten vorbehalten bleiben,

A, v, M, °) Die Sandstein-Flöze bei Gomuitern, .„Freienwalds, Fürstenwalde und Zie: far, das Kalkstein-Lager bei Gumtow in der Priegnit, das Flôz bei Templin if dev Ukermark und dgs Kalfstein:Gebivge bei Rüdersdorf |