1876 / 227 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 26 Sep 1876 18:00:01 GMT) scan diff

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Das Manöver war von herrl:che::: Wetter bcgünstigt und nahm unter dem Andrange eincr großen _ Zuschaucrmcnge einen glänzenden Verlauf. Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl von Preußen führte Sein Ulanen-Regiment Nr. 15 per- fönlic) Sr. Majejtät dem Kaiser vor. _ L j

Um 3 Uhr sollten eine Offizier-Steaplechase und zwei elsässishe Bauernrennen stattfinden, und um 6 Uhr ein größeres Diner, zu welchem die Generale und Stabsoffiziere Einladungen erhielten. : : ; :

Der Enthusiasmus der Bevölkerung über die Anwefen- heit Sr. Majestät dauert, nah Meldung des „W. T. B.“, nicht allein fort, sondern ist noch in fortwährendem Wachsen begriffen.

Berlin, 26. September. Der Auss{huß des Bundes- raths für Handel und Verkehr trat heute zu einer Sitzung zusammen.

Nach der vom Reichs-Eisenbahn-Amt in der Ersten Beilage d. Bl. veröffentlihten Nachweisung der Betriebsergebnisse der Eisenbahnen Deutsch- lands excl. Bayerns im Monat August d. J. stellt \ich auf den 88 Bahnen, welche in dem Zeitraum vom 1. Fanuar 1875 bis Ende August d. Js. im Betriebe standen: Die Ein- nahme aus allen Verkehrszweigen im Monat August d. J. bei 38 Bahnen höher und 50 Bahnen geringer, als in dem- Jelben Monat des Vorjahres, und die Einnahme pro Kilometer im Monat August d. F. bei 28 Bahnen höher und 60 Bahnen (darunter 20 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in demselben Monat des Vorjahres; die Einnahme aus allen Verkehrszweigen bis Ende August d. F. bei 45 Bahnen höher und 43 Bahnen geringer, als in demselben Zeitraum des Vorjahres und die Einnahme pro Kilometer bis Ende August d. F. bei 34 Bahnen höher und 54 Bahnen (darunter 18 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres. Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen einshließlih der Annaberg-Weiperter und Chemnitz-Würschnißzer Eisenbahn beträgt Ende August d. Js. das gesammte kon- zessionirte Anlagekapital 1,063,909,800 # (381,405,900 M Stammaktien, 8,595,000 A Prioritäts-Stammaktien und 673,908,900 A Prioritäts-Obligationen) und die Länge der- jenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 3,736,-z3 Kilometer, so daß auf je 1 Kilometer 284,732 M entfallen. Bei den unter Privatverwaltung Neuen Privat- eisenbahnen (ausschließlich der Uelzen-Langwedeler und Peine- Zlseder Eisenbahn) beträgt das gesammte konzessionirte An- lagekapital 3,078,288,056 M (1,125/993,808 # Stammaktien, 338,312,550 M6 Prioritäts-Stammaktien und 1,613,981 /,698 M Prioritäts-Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 12,674,37 Kilometer, so daß auf je 1 Kilometer 242,875 # kommen.

Bei den Berathungen des Brüsseler Kongresses für Gesundheitspflege und Rettungswesen [zu wel- chem inzwischen noch der Anstaltsarzt Dr. Kühn in Morin- gen, Provinz Hannover, und der Gruben-Direktor Zachariae in Bleialf, Rheinprovinz, als Mitglieder sich gemeldet Gaben, so daß die Zähl der deutshen Kongreßmitglieder jeßt 101 beträgt] steht den Mitgliedern nach dem Regle- ment die Wahl der Sprache frei, und es ist auch dafür Sorge getragen, daß die in niht französisher Sprache gehaltenen Reden sofort französish resumirt werden. Da indessen Seitens des Kongreßbüreaus eine stenographische Aufnahme nur der französish gehaltenen Reden resp. der französishen Resumés erfolgt und da andererseits vorauszu- Jeven ist, daß die deutschen Mitglieder sih ihrer Landes- Jprache bedienen werden, so hat der Aus\s{chuß des deutschen Comités in Gemeinschaft mit den Redaktionen einiger größe- ren deutschen Zeitungen 3 Stenographen zu dem Kongresse entsandt, um auf diese Weise die wortgetreue Aufnahme auch der deutschen Reden zu sichern.

Die preußische Staatsregierung hat seit einiger Zeit der Regelung des Gefängnißwesens ein besonders reges Jnteresse zugewendet, und es wird im Ressort des Han- dels-Ministeriums dafür Sorge getragen, daß die baulichen Einrichtungen der Gefängnisse allen billigen Anforderungen entsprechen. Bei den umfangreichen Baulichkeiten des neuen Strafgefängnisses für Berlin „am Plößensee“, welches zur Aufnahme von 1400—1500 Sträflingen bestimmt und gegen- wärtig beinahe vollendet ist, hat man diese Bestrebungen, namentlich auch in Hinsiht auf Gesundheitspflege, . möglichst vollkommen zum Ausdruck zu bringen gesucht. Ein von Gefangenen angefertigtes Modell dieser Anstalt ist nebst den dazu gehörigen alle baulichen Konstruk- tionen darklegenden Zeichnungen und einer erläuternden Denkschrift von Seiten des FJustiz-Ministeriuums auf der internationalen Ausstellung von Gegenständen der Gesund- heitêpflege 2. in Brüssel zur öffentlihen Kenntniß gebracht worden und es hat die betreffende Jury daselbst über die zweck- mäßigen Einrichtungen dieser Anstalt durh die Gewährung eincs Ehrendiploms eine bemerkenswerthe Anerkennung aus- ge)prochen.

Vor Kurzem hat der Handels-Minister den mit der Be- arbeitung der Justizbausachen betrauten Geheimen Ober- Baurath Herrmann, von welchem auch die allgemeinen Dispositionen zum Bau des Strasgefängnisses am Plöbensee herrühren, zu dem Zwecke nah Belgien entsendet, um die baulichen Einrichtungen einiger in neuerer Zeit dort hergestellten oder in der Ausführung begriffenen Gefängnisse und Justiz-Geschäftsgebäude näher kennen zu lernen, sowie gleichzeitig alle sonstigen, auf der Ausstellung in Brüßsel ver- | öffentlihten, die Gesundheitspflege betreffenden Bauprojekte, | Modelle 2c. der einzelnen Nationen vom bautehnischen Stand- | punkte in Augenschein zu nehmen.

Der von seiner Reise inzwischen zurückgekehrte Geheime Ober-Baurath Herrmann hat hierbei Gelegenheit gefunden, über manche bemerkenswerthe innere Anordnungen öffentlicher Gebäude, namentlich aus dem Gebiete der Heizungs- und Ventilations-Anlagen sich zu unterrihten, wovon bei den in nächster Zeit zur Ausführung bestimmten umfangreichen Ge- rihts- und Gefängnißbauten des preußishen Staats eine zweckentsprehende Anwendung gemacht werden wird.

_ Dur §. 1 des Gefeßes vom 4. Juli d. J. betrcffend die Beseitigung einzelner kirhliher Abgaben und Leistungen für Schul-, Kommunal- und Armen- zwedcke, ist die in den vormals Königlich sächsischen Landes- | theilen durch das Reskript vom 16. Juli 1813 für Schul-

zwecke angeordnete Abgabe von Trauungen, sowie die daselbst vorges@hriebene Kollekte mit dem Tage der Verkündigung die- ses Gejeßes aufgehoben. Der Minister der geistlichen 2c. An- gelegenheiten hat deshalb die betreffenden Regierungen durch Cirkularerlaß vom 22. v. M. ermächtigt, die feit dem 1. Fanuar d. J. aufgekommenen Erträge der Abgabe nah den bisher maßgebenden Bestimmungen zu verwenden, aber den Bestand der aus dieser Abgabe angesammelten Fonds an- zuzeigen und in Zukunft nur die Zinjen der Fonds für die bestimmten Zwecke zu verwenden. Die nähere Bestimmung über die Fonds bleibt vorbehalten.

Nach den ferneren Bestimmungen des erwähnten Geseßes fommen ferner vom 1. Januar 1877 auch die anderweit von Taufen, Trauungen und kir{lihen Begräbnissen für Schul- zwecke zu entrihtenden Abgaben in Wegfall, und sollen die Lehrer, welche auf den Ertrag der aufgehobenen Abgaben einen Anspruch haben, von den zur Unterhaltung der Schule Verpflichteten nach dem sehsjährigen Durchschnitte der Ein- nahme entschädigt werden. Dieser leßten Bestimmung gemäß hat der Minister durch den vorbezeihneten Erlaß die Er- mittelung der den Lehrern zustehenden Entschädigungen an- eordnet. ; : z

Endlich werden im §. 2 des in Rede stehenden Gesehes auch die auf den §8. 4, 5, 13 und 17 der Principia regulativa vom 390. Fuli 1736 beruhenden Verpflichtungen vom 1. Januar 1877 ab aufgehoben. Fn Folge dieser Vorschrift sind die Königlichen Regierungen der Provinz Preußen angewiesen worden, Fürsorge zu treffen, daß die den Ortsschulkassen dur dieselbe entstehenden Ausfälle nah Maßgabe der Bestimmungen der Provinzial-Schulordnung vom 11. Dezember 1845 ander- weitig aufgebracht werden, und zwar insbesondere auch in dem Falle, wenn die Kirchspiels - Shulkassen weder aus den Nevenüen, noch aus dem Bestande des Kapitalvermögens den Ortsschulfassen die hergebrachten oder festgeseßten Beihülfen ferner gewähren können.

Nach einem Spezialerlaß des Ministers der geistlichen 2. Angelegenheiten vom 8. v. M. haben sich die einzelnen theologischen Prüfungs-Kommissionen der Prüfung aller Kandidaten, welche sich bei ihr melden, zu unterziehen, sobald sie den geseßlihen Voraussezungen für die Zulassung genügen, auch wenn die Kandidaten nicht der betreffenden Provtnz angehören.

__— Der Ministerial-Direktor im Ministerium für Handel 2c., Wirkliche Geheime Ober-Regierungs-Rath Duddenhausen, ist von seiner Urlaubsreise hierher zurückgekehrt.

Als Aerzte haben sih niedergelassen: Assistenzarzt Dr. Rochs, Dr. Schuh in Potsdam, Dr. Selcke in Stargard i. Pomm., Dr. M. Proskauer in Stettin, Dr. Heiligentag in Pasewalk, Dr. Rühl in Hombruch, Dr. Hillenkamp in Haardt, Dr. Voormann in Hagen, Dr. Schingmann in Herscheid, Dr. Liese in Witten, Pr. Koenig in Witten, Arzt Hennecke in Eidckel, Dr. Schulte-Cranwinkel in Wiemelhausen, DDr. Dit- mar, Finkler, von Platen, Schoppe, Vianden und o vera in Bonn, Dr. Schmitz in Honnef, Dr. Bartens in Siegburg, Dr. Altendorf in Reuland.

Hannover, 25. September. Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedri &ärl traf am Sonnabend Nach- mittag, von Fuhrberg “komînend, hier ein und seßte in der Nacht die Reise nah Frankfurt a. M. fort.

Der Provinzial-Landtag genehmigte heute die Aufnahme verschiedener Wege auf den Landstraßen-Etat, er- ledigte die Abänderung des hannoverschen Wegegeseßes in zweiter Berathung und nahm einen Antrag des Verwaltungs- ausschusses für die Einführung breiträdiger Wagen an.

Bayern. Neustadt a. d. H.,, 24. September. Eine zahlreich aus allen Theilen der Pfalz besuchte Versammlung von freisinnigen Protestanten hat eine Dankadresse an den König von Bayern angenommen wegen des wohlwollenden Bescheides auf die Beschlüsse der Generalsynode im Gegensatz zu der Meinung des orthodox gesinnten Konsistoriums. Ferner wurde beschlossen, einen Aufruf an die freisinnigen Protestan- ten der Pfalz zu reger Betheiligung an der bevorstehenden Presbyterwahl zu erlassen. Schließlih wurde eine Resolution im Sinne der Reorganisation des pfälzishen Protestantenver- eins angenommen, wonach derselbe zu einem rein kir{hlichen E Loftalvereinen in allen Gemeinden umgeformt wer- den soll.

T Wie die „Karlsruher Zeitung“ meldet, sind die Minister Jolly und v. Freydorf in den Ruhestand verseßt worden. Das neue Ministerium ist demselben Blatte zufolge folgendermaßen zusammengeseßt: Staats-Minister Turban, Präsident des Staats-Ministeriums, Staatsrath Ellstätter, Finanz-Minister, Ministerial-Rath Stößer, Minister des Jnnern, Fiskal- anwalt Grimm, Minister des Großherzoglichen Hauses und Justiz-Minister. Das Ministerium der Auswärtigen Angélegen- heiten ist mit dem Staats-Ministerium vereinigt worden.

Baden. Karlsruhe, 25. September. (W. T. B.

Sessen. Darmstadt, 23. September. Den neuesten Druck- sachen der Zweiten Kammer ist zu entnehmen, daß der vierte Aus- chuß sich nunmehr auch über den Antrag des Abg. Dumont wegen Entschädigung bei Einquartierung der Truppen in Friedenszeiten s{chlüssig gemaht hat. Der Antrag bezweckt einmal Festseßung „, zulänglicher Entschädi- gung in Friedenszeiten aus Reichsmitteln, bezw. Mit- wirkung der hefsishen Regierung zu einschlägiger Beschluß- fassung der Reichsorgane, und sodann ein Ansuchen an die Regierung, jedenfalls bis zu reichsgeseßlicher Regelung und jofort eine die Quartierträger in Friedenszeiten entsprechend entshädigende Geseßvorlage zu bewirken. Jn der ersteren Richtung befürwortet der Ausschuß den Antrag; in der zwei- ten wird beantragt, denselben überhaupt oder doch wenigstens zur Zeit abzulehnen. Der Geseßgebungs-Aus\{huß der Zweiten Kammer hat in seiner gestrigen Sitzung eschlossen, den Gesegentwurf über die Gehalte der Volks\chul- lehrer mit einigen von der Regierung gebilligten Modifika- tionen der Kammer zur Annahme zu empfehlen. Die Aus- gade des Berichts steht bevor.

Meelenburg. Schwerin, 23. September. Nah Be- endigung der Manöver in Sachsen und bei Berlin ist der Großherzog mit Sr. Majestät dem Kaiser nah Stuttgart abgegangen, wird dann in Weißenburg und in Meß verweilen und Ende dieses Monats zurückkehren. Die Großherzogin und die Großherzogin-Mutter sind hier wieder eingetroffen.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 25. September.

*) Siehe gestrige Nummer.

zessin Marie în Biarriß eingetroffen. Auf der Reise dorthin r derselbe in Blois einen längeren Aufenthalt. Wie der „Weim. Ztg.“ mitgetheilt wird, überzeugte sih der Großherzog unterwegs, daß die Gräber der Gefallenen von 1870/71 gut erhalten seien.

__ Oesterreih-Ungarn. Wien, 24. September. Der König von Sawhsen is heute Morgen hier eingetroffen und auf dem Nordwestbahnhofe von dem Kaiser empfangen und nah Schönbrunn geleitet worden. Jhre Majestäten und der Kronprinz Rudolf sind heute Nachmittag um 1 Uhr von Hebendorf aus mittelst Separat-Hofzuges nach Mürzzuschlag zu den Hochwildjagden gefahren. An denselben wird auch Prinz Leopold von Bayern, welcher“ gestern Nachts in Penzing angekommen ist, tbébszcciitien,

Pest, 24. September. Die Kaiserin von Brasilien ist gestern hier eingetroffen und hat sich für heute zum Be- suche in Gödöllö bei der Kaiserin Elisabeth ansagen lassen.

Niederlande. Haag, 25. September. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung der Zweiten Kammer legte der Finanz- Minister das Budget pro 1877 vor. Dasselbe beziffert die Ausgaben auf 1151/2 Millionen Gulden, wovon 10 Millionen auf neue Eisenbahnbauten, 27 Millionen auf die Verzinsung der Staatsschuld und 4 Millionen auf außerordentlihe Auf- wendungen im FJnteresse der Landesvertheidigung entfallen. Die Einnahmen werden auf 107 Millionen veranschlagt. Es ergiebt sih somit ein Defizit von 8!'/4 Millionen, welches dur die Uebershüsse früherer Dienstjahre und das stetig steigende vie» rit der ordentlichen Einnahmequellen gedeckt wer-

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GroßSßbritannien und Jrland. London, 24. S2p- tember. Die Königin von Schweden wird am 6. Oktober in London erwartet.

Lord Derby wird am nächsten Donnerstag die aus Mitgliedern der verschiedenen protestantishen Vereine zu- jammengeseßte Deputation empfangen, die ihm ihre Ansichten und Gesuche bezüglich der Protestantenverfolgungen in Spanien vortragen wird.

Die neueste „Cap-Post“ bringt weitere Berichte über die durch den ungünstigen Ausgang des Kaffernkrieges ge- schaffene Situation in Transvaal. Die Republik schreibt der „Cape Argus“ isst in einem Zustande der Des- organisation. Die Beamten Di seit zwei Monaten niht “ihren Gehalt gezahlt bekommen und hochgestellte Funktionäre verlangen eine britishe Jntervention. Man ist allgemein der Ansicht, daß die britishe Regierung im nteresse von ganz Südafrika dem Kriege so bald als mög- lih Einhalt thun sollte, da keine Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, daß die Regierung von Transvaal im Stande sein werde, die Eingebornen zu besiegen. Man erwartet, daß, wenn die Legislatur der Republik zusammentritt, ein Antrag zu Gunsten der Her- stellung eines britishen Protektorats zur Erörterung und \chließlihen Annahme gelangen wird.

Fraukreich. Paris, 24. September. Nachdem die Munizipalwahlen beendet, kommen die legislativen; am fommenden Sonntag wird das Skrutinium beginnen und zwar in sechs Arrondissements.

__— In der Presse macht, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, der Hirtenbrief des Msgr. Guilbert, Bischofs von Gap, Aufsehen. Dieser Hirtenbrief führt den Titel „Von den Pflichten des Priesters in Bezug auf die Politik“ und weiht sowohl in der eFormals dem Jnhalte nach von demallgemein jeßt vom Episkopate bei Reden und Schriftstücken angenommenen Ton ab. Hr. Guilbert führt die Sprache des Friedens und zeichnet die Rolle der Kirche in der Gesellschaft und die Haltung des Priesters den öffent- lihen Angelegenheiten gegenüber vor. Der Bischof von Gap erinnert an den großen von den Männern der Restauration begangenen Fehler, die Politik mit Religion zu verquicken und den Thron mit dem Altar zusammenzuschweißen, dessen nothwendige Folge der Ausbruch des antiklerikalen Hasses in den Jahren 1830 und 1831 war. Jeßt, meint Msgr. Guilbert, sei der Klerus in denselben Fehler verfallen, indem er die Schicksale der fkatholishen Religion mit den Schicksalen einer Partei vershmilzt. Er schiebt die Hauptschuld dieser Haltung auf die „sogenannten katho- lischen Fournale“. Bis jeßt - hat auch kein einziges die]er Journale diesen Hirtenbrief gebracht.

Die Hauptstelle dieses Aktenstückes lautet : „Der Priester hat ohne Zweifel wie jeder Bürger durchaus die Freiheit, individuell seine politishe Meinung zu besißen, und Niemand hat das Recht, ihm das als Verbrechen anzurechnen. Er kann glauben, diese oder jene Regierungsform entspreche besser seinem Lande; er kann die Republik der Monarchie oder die Monarchie der Republik vorziehen ; er ist, aber immer außerhalb seines Amtes, eben so frei, seine persönlihe Meinung auszusprechen und sie als solhe mit der seiner Priesterwürde entsprehenden Vorsicht und Mäßigung zu vertheidigen. Was wir aber tadeln, ist, die Religion dantit solidarish machen zu wollen, weil die Re- ligion diesen Systemen durchaus fremd ist und bleiben muß, und sih der Religion zu bedienen, um eine Partei zu stüßen, ein gotteslästerliher Mißbrauch is, der sie auf unwürdige Art kompromittirt. ……. Die Verbreitung des Evangeliums geshah und kann, besonders jeßt, nur durch das Kreuz ge- schehen. Das ist das einzige Banner des wahren und auf- richtigen Apostolats: das Kreuz! aber das nackte Kreuz allein.“ Jm Finanz-Ministerium - hat man das Ergebniß der indirekten Steuern für die at ersten Monate Des Jahres zusammengestellt; dasselbe übersteigt die Ver- anschlagungen des Budgets um 96 Millionen. Erhält sich dieses Verhältniß, so werden die Veranschlagungen für das Jahr 1876 um 130 bis 140 Millionen überstiegen werden.

Schon mehr als 50 Proteste sind gegen die Wahl von Herrn de Mun in der Quästur der Deputirtenkammer eingetroffen.

Der „Propagateur“ von Lille zeigt an, daß vom 15. November an die Jmmatrikulirung für die medizinische Fa- kultät von Lille beginnen wird. Jn zwei Jahren wird die Fakultät vollständig organisirt sein. Für die Studenten der Medizin werden eben so wie für diejenigen der anderen katho- lischen Fakultäten dreimonatliche Zeugnisse den Familien über- sandt werden. Jeden Sonntag wird eine Messe gelesen und darauf eine auf die Studentenverhältnisse passende Belehrung aemacht werden.

Italien. Rom, 22. September. Der Herzog von

(Th. C.) Der Großherzog ist am 20. d. M. mit der Prin-

Genua ist in Neapel angelangt, um \ich auf der „Sesia“

€einzushiffen. Nah dem „Oriente“ wird derselbe niht gehen, wohl aber die Küste des Adriatishen und Mittelländischen Meeeres befahren. t L

Der „Opinione“ zufolge hat sich der Minister De- pretis rah Florenz begeben, um mit dem Commandeur Luzzatti über die früheren Verhandlungen betreffs Erneuerung der Handelsverträge Rücksprache zu nehmen.

Türkei. Konstantinopel, 25. September. (W. T. B.) Jn der gestrigen Sibung des Ministerraths wurde beschlossen, dem Sultan zunächst cine sehstägige Verlängerung der Wafsfen- ruhe zu empfehlen und die bezüglihen Weisungen an die Kommandanten der türkischen Truppen zu erlaffen. 1

Wien, 25. Septemkter. (W. T. B.) Die „Politische

Korrespondenz“ hebt in einem Berichte aus Belgrad hervor, daß die jüngste Demonstration des Ausschusses der Skupschtina zu Gunsten der Protlamirung des Fürsten Milan zum Könige von Serbien ganz bedeutungslos sei, da der Ausschuß ver- fassungsgemäß nur ihm von der Skuptschina gewährte, \ih auf die Ueberwachung der Ausgaben für den Krieg beshrän- Fende Befugnisse besißt und daß zur Proklamirung des Kö- nigsthums nicht einmal die gewöhnliche Skupschtina genügen würde, fondecn ne große Le, 500 Mitglieder zählende Sfupschtina einberufen werden müßte. M Tze Aus Nis h wied der „Times“ gemeldet, daß, Dank dem Einflusse des englischen Generals Sir Arnold Kemball im großen türkishen Hauptquartier, der größte Theil der Baschibozuks entlassen worden und aus den ottomanischen Armeen vershwunden ist.

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Das „Wiener Fremdenbl.“ vom 25. d. bringt folgende telegraphischen Mittheilungen: S E t

Konstantinopel, 23. September. Der hiesige rumäni- he Agent dementirt aufs Entschiedenste die Nachricht, seine

egierung sei geneigt, einer fremden Macht die Erlaubniß zu

ertheilen, FEUpye N Rumänien nach Bulgarien oder Serbien werfen zu dürfen. : j f Me Sab ia, 23. September. Der Kaimakam (Bürgermeister) von Belgradschik meldete hierher, daß sih vor wenigen Tagen erst zweihundert und bald darauf sogar fünfzehnhundert und Fünfzig Serben beiderlei Geschlehtes an ihn gewendet und ihn um Unterkunft für den bevorstehenden Winter gebeten hätten. Jn Folge dessen habe er sie nun in den nahe seiner Stadt gelegenen Dörfern Stapkowtscha, Salas und Oschamid untergebraht und sie auch mit Lebensmitteln versehen. Die Regierung hier billigte vollkommen diese Schritte. :

Das Wiener „Fremdenblatt“ schreibt unterm 25. d. M.: „Man versichert, doch geben wir die Meldung mit allem Vor- behalt, daß die englishe Regierung eine Nachahmung der im Libanon nach den Christen-Meteleien von 1860 unter der Autorität des Lord Dufferin eingeführten Verwaltungs- formen für die nördlichen Provinzen der Türkei empfehle.“ ;

Vom Kriegsschauplaß liegen heute folgende Nach- richten vor: / Sh L |

Den „Times“ wird unterm 21. September aus Semlin telegraphirt: „Es herrscht jeßt förmlicher Waffenstillstand. Vorgestern \chicke Abdul Kekbim Pascha einen türkischen Major mit ciner Eskorte von sechs Soldaten in das Haupt- quartier des Generals Tschernaleff, welchem dieser den Major Patterson mit- der gleihen Anzahl Soldaten entgegen- sendete. Zweck dieser Beorderung war der Abschluß eines förmlichen Waffenstillstandes bis zum 25. September. Mittler- weile sind Rußland, Oesterreich und England bemüht, den- Jelben weiterhin auszudehnen. Es wird hier berichtet, daß Saitshar in Flammen steht und daß die Türken diese Stadt erst vorgestern angezündet haben. -Dies wird als eine Verleßung des Waffenstillstandes angesehen, welcher, obgleich damals noch nit förmlich E u O schon von beiden Parteien im Narawathale thatsächlich anerkannt ar. 7 R S 25, S eolembeo (W. T. B.) Wie die „Politische Korrespondenz“ vernimmt, ist die Waffenru he zwischen den friegsührenden Theilen nunmehr bis zum 2. Oktober verlän- gert worden.

Numänien. Bukarest, 24. September. Fürst Karl fommt übermorgen von Sinai nah Bukarest, um einige drin- gende Staatsgeschäfte zu erledigen. Der österreichish-ungarische Generalkonsul, Baron Calice, wird heute nah Wien abreisen.

Nußlaud und Polen. St. Petersburg, 24. Septem- ber. Das Kaluga‘che JFnfanterie-Regiment Nr. 5 S. Majestät des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen feierte nah einem 15tägigen Marsche von Kasan, wo daselbe im Lager gestanden hatte, am 11. September in Ssimbirff jein Regiment sfest. Die Bataillone nahmen daselbst, vom Marsche anlangend, vor ihren Kasernen Stellung, und in Gegenwart aller Offiziere und einer großen Volksmenge wurde hierauf ein Gottesdienst abgehalten. Nach Beendigung desselben traten die Compagnien zu den Tischen; Toaste wurden, wie der „Herold“ berichtet, auf das Wohl Sr. Majestät des Kaifers, des Großfürsten Thronfolgers, auf das Wohl des Chefs des Regiments, des Deutschen Kaisers, und der Comman- deure ausgebraht. Die Toaste wurden mit Hurrahrufen begrüßt. :

: Während des Gottesdienstes sandte der Regiments- Commandeur ein L E Se. Majestät den Deut- en Kaiser folgenden rFnhalts: IeLN Nrrunent Es. Raiferlich Königlichen Majestät, welhes am Tage feincs Regimentsfestes zu einer Kirchenparade versammelt ist, betet zum Allerhöchsten für die glückliche Fortdauer der theuren Tage seines hohen Ghefs.“ : u : e

Als Antwort traf noch an demselben Tage folgendes Telegramm aus Merseburg ein:

An den Commandeur des Kalugaschen Infanterie-Regiments 9tr. ò, den Obersten Elshanowskij:

„Mit Meinem Danke für Ihr Telegramm vereinige Ih Meine her;liden Glüdfwünshe für das Kalugashe Regiment zum Tage seines Regimentsfestes, fest überzeugt, daß das Kalugasche Regiment wie bisher, so auch künftig hin, sowohl in Friedens- als auch in Kriegszeiten, es verstehen wird, sich die Gnade seines Kaisers zu verdienen, was Mir zur größten Freude gereichen wird.

Wilhelm.“

9%5. September. (W. T. B.) Seitens der Hohen Pforte ist, wie hierher gemeldet wird, zunächst eine Verlänge- rung der Waffenruhe auf eine Woche zu erwarten. Die hiesige erregte Stimmung der Bevölkerung erzeugt eine Menge Gerüchte, die im Einzelnen nicht jedesmal wider- legt werden können, mögen sie angebliche Aeußerungen hoh gestellter Personen (Großfürsten), kriegerische Vorbereitungen

Alexander is} für Rußland während der ganzen Katastrophe | in der Türkei die Politik inne gehalten worden, sich nit zu | isoliren. Diese Politik des „Nichtisolirens“ ist auch heute die leitende. Rußland handelt in Konstantinopel wie in Belgrad | im Einverständniß mit den anderen Mächten, und die | verificirten Ereignisse und Vorgänge in der Türkei - haben | das englishe Gouvernement sür die nächsten Fragen der | Verhinderung unnöthigen Blutvergießens zu Schritten vecran- | laßt, die denen Rußlands analog sind. Die Spannung der Bevölkerung und die Agitationen der slavishen Comités sind | die einzigen Unterlagen für Gerüchte, wie die Kriegsbereitschaft | in den Militärkreisen Kasan, Charkow, Odessa, oder für be- | sonders beschleunigte Vertheidigungsarbeiten bei Otschakow | oder für äußerste Thätigkeit in den Arsenalen. An allen | diesen Dingen ist nichts Wahres. Der Kaiser bleibt in Li- | vadia, das ist eine eminent für den Frieden \sprehende That- | fache; für Unterrichtete sind es niht minder Beurlaubungen | gerade von Personen, die die befondere Thätigkeit in den Ar- | jenalen zu leiten hätten. Dem ungeachtet is zu konstatiren, | daß die russishen Hülfscomités ihre Wirksamkeit immer mehr | ausdehnen und daß die Zahl der Volontäre für Serbien | stündlich wächst.

. Schweden und Norwegen. Stockholm, 22. Sep- | tember. (Post- och Inr. T.) Stockholms Handels- und Schiffahrtsausschuß hat der Regierung die Bedenken vorge: tragen, welche der Plan der Zuschüttung des Finn- halet und die in der Breite und Tiefe bedeutend vermin- derte Schiffahrtsrinne im Kodjup hervorgerufen hat. Der Ausschuß bittet, daß Se. Majestät belieben mögen zu be-

A

fehlen, daß bezüglih der Versenkungsarbeiten in den Ein- fahrtsläufen nach Stockholm solche Veränderungen getroffen würden, daß im Kodjup eine Bodenbreite von wenigstens zweihundert Fuß und im Finnhal die geringe Bodenbreite ge- lassen werde, welche jeßt daselbst vorhanden, und daß diese beiden Schiffsläufe eine Tiefe von - wenigstens zwölf Fuß unterm niedrigsten Wasserstande erhalten. ;

Der Nachlaß der verstorbenen Königin-Wittwe Fo- sephine ist nunmehr regulirt und auf 9,656,000 Kronen abgeschäßt, wovon jedo 750,000 Kronen für eine Wohlthätig- feitstiftung auf der Jnsel Madeira, 350,000 Kronen für die Stiftung König Oscars 1. Erinnerung und 175,000 Kronen für das Josephinenheim abgehen, fo daß ein Nettobestand von 7,880,000 Kronen verbleibt. Von dieser Summe bilden 600,000 Kronen, der sogenannte Gallierafonds, und eine Ge- mäldesammlung, ein Fideikommiß für den ältesten männlichen Nachkommen, welches die Königin-Wittwe noch mit kostbaren Juwelen und Silberpiecen vermehrt hat. Die Prinzen Oscar, Carl und Eugen haben durch das Testament jeder 500,000 Kronen erhalten, und eine Million Kronen ist zur Bestreitung von Pensionen für den Hofstaat und die Dienerschaft zurüd- gestellt. Das Testament enthält auch verschiedene andere be- deutende Dispositionen an nähere Verwandte und zu wohl- thätigen Zwecken.

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Amerika. Kabeldepeshen aus New-York vom 22. ds. melden: Die Konslikte zwischen den Weißen und Schwarzen in Süd-Carolina (niht in Georgia, wie zuerst irrthümüich gemeldet worden) haben ihr Ende gefunden. Es wurden Bun- destruppen reguirirt und bei ihrem Erscheinen gingen Weiße wie Schwarze auseinander. Die Staatsbehörden bitten um mehr Truppen zur Aufrech{terhaltung der- Ordnung.

Afrika. Aegypten. Kairo, 24. September. Fn Gemäßheit der NRegierungs-{Fnstruftion dauert die Konverti- rung in Kairo und Alexandrien wie in Paris und London fort.

_— Die von dem „Standard“ veröffentlichten Nachrichten über die Truppen in Abessynien sind unrichtig.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau. Konstantinopel, Montag, 25. September. Die Pforte hat der nah Bulgarien entsandten Kommission 1,800,000 Piaster in Gold für die dringendsten Bedürfnisse der Opfer des Ausfstan- des zur Verfügung gestellt. Maßregeln für den schleunigen Wiederaufbau der niedergebrannten Dörfer wurden getroffen, für die Herbeishaffung von Baumaterial wird ge}orgt. L Konstantinopel, Montag 25. September. Die Pforte hat eine ahttägige Verlängerung der Waffenruhe in der Hoff- nung zugestanden, daß die Mächte ihre Friedensvedingungen innerhalb dieser Frist bekannt geben werden. Wie die „Agence Havas“ vernimmt, werden die Botschafter die Seitens der Mächte festgestellten Friedensbedingungen , denen sich auch Rußland prinzipiell angeschlossen habe, der Pforte morgen mittheilen. S _ . St. Petersburg, Dienstag, 26. September. Bei der Audienz, welche der österreichische General-Konsul, Fürst Wrede, am 23. d. M. bei dem Fürsten Milan hatte, und in welcher er sih über die Ausrufung Milans zum König von Serbien authentische Erklärungen erbat, soll Fürst Milan, wie die „Znter- nationale Telegraphen-Agentur“ aus Belgrad erfährt, die Er- klärung abgegeben haben, fein Streben gehe dahin, diese An- gelegenheit in einer die Gefühle der Armee schonenden Weise zu erledigen, da er deren Unterstühung unbedingt be- nöthige. Er habe den Kriegs-Minister Nicolic nach Deligrad abgesandt, um den General Tschernajeff von der Undurchführ- barkeit der Proklamation zu überzeugen. Doch beharre diejer auf seinem Standpunkte sowie demjenigen, welchen die Armee in dieser Frage eingenommen habe. Der Kriegs-Minister habe indessen die Verhältnisse bei der Armee studirt und werde bei seiner Rückehr Bericht erstatten, alsdann werde eine definitive Sntschließung erfolgen. M eiter et die genannte Agentur: Der permanente Skupschtina - Ausshuß übersandte gestern dem General Tschernajeff eine Dankadrej}e für jein energisches Eingreifen in die kriegerische Aktion, zumal fein Name dazu beigetragen habe, eine große Anzahl feiner Landsleute in die Reihen der serbischen Truppen zu führen. Aehnliche Dankadressen wurden an sämmtliche Unterstüßungscomités abgesendet.

Nr. 73 des Amt3-Blatts der Deutschen Reichs- Post- und Telegraphenverwaltung hat „folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 20. September 1876, Schluß der Post-Dampf- \ciffahrten auf der Linie Frederikshavn - Christiansfand; vom 19. Septembker 1876, Postdampfsciffverbindung Rostock-Nykjöbing ; vom 20. September 1876, Eröffnung der Cifenbahnftrecke Seifbennerê- dorf-Warnsdorf; vom 19. September 1876, Feststellung und Besei- tigung von Störungen der Telegraphenleitungen; Bescheidungen: vom 16. September 1876, Trennung der für besondere Telegramme vereinbarten abgekürzten Bezeichnungen von der Adresse, und Mitthei-

oder diplomatische Aktionen betreffen. Auf Befehl des Kaisers

| von Vormundschaften Seitens

Nr. 9 des Armee-Verordnungs-: berau8ge geben vom Kriegs-Minifterium, hat folgenden Inhalt: - Uebernahme der Generale und Stabéoffiziere. Reise-Kompetenzen der Portepeefähnrihe und Oberfeuerker bei Ab- legung des Eramens zum Offizier- bezw. Feuerwerks-Lieutenant. Abänderung des S. 27a der allgemeinen Geschäfts-Drdnung für die Fortifikations- und Artilleriebauten in den Festungen vom 20. No- vember 1862, Neuabdruck vom Jahre 1871. Verrechnung der Kosten für Desinfizirung von Ausrüstungs- und Feldgeräthstüden, welbe mit rotfranken Pferden in Berührung gekommen find. Ueberweifung Verurtheilter an die Festungs-Gefängnifse. Dispo- sition über die von den Einjährig-Freiwilligen für ihre Beritten- machung zu zahlenden Gelder. Abänderung der Vorscrift über den Geschäftêgang bei Ueberweisung der Bedürfnisse zu den Schleß- übungen 2c. Berlin 1875. Eitenbahn-Beförderung der Mann- schaften des Lehr-Infanterie-Bataillons bei der Rückkehr zu ihren Truppentheilen. Vergütung für Fortshaffung des Gepäcks der zu einem Kommando gebörigen Offiziere bei Benutung der Eifen- bahn. Tagegeldersatz der eefahnriche bei Dienstreisen. Gewährung der Gelde an die zum medizinisch-chcirurgishen Friedrih-Wilhelms-Institut komman- dirten Unterärzte.

Nr. 19 des Central-Blatts der Abgaben-, Gewerbe- und

Handels-Gesetzgebung und Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten hat folgenden Inhalt: Anzeige der in der Gesez-Sammlung erschienenen Geseße und Verordnungen. Cirfularverfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Anstellung eines Provinzial- Steuerdirektors für die Provinz Brandenburg in Berlin betreffend, vom 13. September 1876. Bekanntmachung des Königlichen Finanz-Ministerims, den nämlihen Gegenstand betreffend, vom 13. September 1876. Verfügungen des Königlichen Finanz- Ministeriums, Veränderungen in dem Stande und in den Befugniften der Zoll- und Steuerstellen betreffend. Perfonal-Chronik. Die Nr. 32 des „Justiz-Min isterialblatts“ hat folgen- den Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 18. September 1876, die Tagegelder der Gerichtstags-Kommißssarien betreffend. Allge- meine Verfügung vom 19. September 1876, betreffend die Füh- rung des Handels- und Genofsenschaftsregisters.

O2 N F ck+ 529 2 7 Brodkomvpetenz in

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Berlin, 26. September. Der in weiteren Kreisen bekannte bumoristische Schriftsteller Adolph Glasbrenner ift gestern Abend bierselbst verstorben.

Der vom Kuratorium der „Hochschule für die Wisfen- \chaft des Judenthums“ in Berlin erstattete, die Zeit von Ostern 1874 bis dahin 1876 umfassende Jahresbericht ift soeben er- schienen und bekundet das stetige Fortschreiten dieses vor vier Jahren eröffneten, ledigli aus Privatmitteln dotirten wissenshaftlihen In- stituts. An demselben wirken als Lehrer: Professor Dr. Steinthal, DDr, Caffel und Lewy. Der Lehrstuhl Geigers ist noch nicht besest, doch ist Aussicht auf eine Wiederbesezung. Die Zahl der immatri- kulirten Studirenden betrug 9, während von den älteren Studiren- den drei bereits Anstellungen gefunden, darunter zwet als Rabbiner preußischer Gemeinden.

Das neue Anatomiegebäude in Straßburg i. E., innerhalb der südlichen Enceinte am Bürgerspitale und Spitalthor ist, wie die „Str. Z.“ mittheilt, was den Hauptbau betrifft, bereits unter Dach und überhaupt im Rohbau als vollendet zu betrachten. Das Gebäude, in seiner Hauptfronte 80 Meter lang und ceins{ließ- [ih der Hofmauern mit einer Gesammtausdehnung von 440 Metern zeigt in seiner Anlage und Ausführung einen wahrhaft monumen- talen Gharafter. Man nimmt an, daß dasselbe bei günstiger Wit- terung in der noch übrigen Bauzeit zu Anfang des Wintersemesters 1877/78 dem Gebrauche übergeben werden fann.

Gewerbe und Handel.

Im Ans{luß an die kürzlih erwähnten Hauptdaten aus dem Jahresberiht der Vereinigten Königs- und Laurahütte ist noch Folgendes über den Geschäftsgang mitzutheilen: Die. Pro- duktion der Werke betrug: an Steinkohlen 827,001,059 Kilo, an Eisenerzen 74,700,100 Kilo, an Roheisen 81,422,110 Kilo, an Gußÿ- waaren 3,939,193 Kilo, an Walzeisen und Stahlwaaren 59,263,093 Kilo, an Rohzink 695,097 Kilo, gegen das Vorjahr 1874/5 an Stein- fohlen weniger 136,848,850 Kilo, an Roheisen weniger 6,650,240 Kilo, an Gußwaaren weniger 1,901,557 Kilo, an Walzeisen und Stahlwaaren weniger 9,369,607 Kilo, an Rohzink mehr 159,597 Kilo, und an Eisenerzen mehr 3,925,550 Kilo. Der Verkauf an Stein- Fohlen betrug zusammen 252,096,925 Kilo, das sind 7,596,425 Kilo mehr als im Vorjahre. Es ist troß des allgemeinen Preis- rückganges für Steinkohlen ein besserer und zwar um 3 Pfenuig pro 100 Kilo höherer Durchschnittspreis als im Vorjahre erzielt worden. Auf den \{lesischen Gruben wurden gefördert Erze: 74,709,100 Kilo, d. 1. 3,925,550 Kilo mehr; Kalksteine und Dolomit: 77,614,190 Kilo, d. i. 9,505,850 Kilo weniger als im Vorjahre. Auf den ungarischen Gruben CEisensteine 2,959,750 Kilo, d. i. 2,357,600 Kilo mehr als im Vorjahre. Von den vorhandenen 13 Hochöfen waren 8 resp. 9 Stück im Betriebe und erzeugten in 441 Blajewochen 82,422,110 Kilo Roheisen, gegen 1874/75 weniger im Ganzen 6,650,240 Kilo. Von dem pvroduzirten Quantum wurden 1,798,645 Kilo verkaust und der Rest der Gießerei, den Puddel- und Walzwerken überwiesen, welhe unter Mitverwendung von angekauften Rohmaterialien er- zeugten: Eisenbahnschienen aus Eisen 16,441,600 Kilo, Eisenbahn- schienen aus Stahl 9,425,800 Kilo, ordinäres und feines Handels- eisen, Façoneisen und Grubenschienen 26,425,365 Kilo, Cisenblech 6,514,770 Kilo, Handels\tahl und Bandagen 455,558 Kilo, zu?ammen 59 263,093 Kilo, d. i. gegen das Vorjahr weniger 9,369,607 Kilo. Die Gießereien produzirten 3,939,19 Kilo Gußwaaren, d. i. 1,901,554 Kilo weniger als im Vorjahre. Die Zinkhütte erzeugte 695,09 Kilo Zink, d. i. 159,597 Kilo Zink mehr als im Vorjahre. Der Absaß betrug in Eisenbahnschienen von Eisen 15,135,162 Kilo, in Cifen- bahnshienen von Besstemerstahl 9,211,506 Kilo, în ordinarem und feinem Handel3eisen, Façoneisen und Grubenfschienen 25,534,997 Kilo, in Eisenblechen 6,446,725 Kilo, in diversen Bessemer-Stahlprodukten 442725 Kilo, in Zwischenprodukten 830,236 Kilo, zusammen 57,601,421 Kilo, d. i. gegen das Vorjahr um 6,988,079 Kilo, gegen die Fabrikation um 1,660,000 Kilo weniger. Die Geldeinnahme für MWal;werksfabrikate, fowie für verkaufte 252,096,925 Kilo Stein- foblen, 695,050 Kilo Zink, 182,408 Kilo Gußwaaren, 1,798,645 Roh- ien. 120.722 Hobofenblei, 69,598 Schlackenwolle betrug 12,215,330 4, eisen, 120,722 Hohofenblei, 69, adenw rug 12,215,330 d. i. weniger gegen das Vorjahr 4,464,833 Der Reservefonds, dem aus dem leßtjährigen Gewinn 63,976 A. zufließen, hat nunmehr eine Höhe von 3,748,552 # erreicht.

Verkehrs-Anstalten.

In der Provinz Hannover stehen nach dem „Hann. C.“ bis zum 15. Oktober folgende Bahneröffnungen bevor: D JFhrhove-Neuschanz, als Fortseßung der Oldenburgischen Bahn von Bremen nach Leer, unter Mitbenußzung der Westfälischen Strecke Leer-Ihrhove. 2) Quakenbrück-Osnabrück, womit die Bahn Oldenburg-Osnabrück fertig gestellt wird. 3) Scherfede=- Holzminden, von der Bergisch-Märkischen Bahn erbaut Ls eines Anschlusses ihrer Bahn Hagen-Cafsel an die Bahn von Holz=- minden über Kreiensen und Magdeburg nach Berlin. _ ;

Die landespolizeiliche Abnahme der von Deutsch-Eylau bis Montowo fortgeführten Marienburg-Mlawkawer Eisenbahn ist auf den 29. C anden gegen Mitte Oftober dürfte die Strecke in Betrieb geseßt werden. L L

New-York, 23. Sepiember. Das Postdampfscchiff des Nord.deutshen Llovd „Rhein“, wel%es am 9. September von Bremen und am 12. September von Southampton abgegangen war,

lung über entstandenes Botenlohn.

ist heute wohlbehalten hier angekorimen.