1905 / 61 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Mar 1905 18:00:01 GMT) scan diff

E den Ausgaben für den Direktionsbezirk Brom- berg bittet

Abg. Viereck (fr. kons.) um Ausbau der Strecke Schneidemühl— Bromberg als Vollbahn.

Bei den Ausgaben für den Direktionsbezirk Cassel wünscht __ Abg. Lüders- Gronau (fr. kons.) einen Neubau des Bahnhofs in Alfeld und Verlegung der Abfertigungsstelle nah der Nordseite,

Abg. von Pappenheim (kons.) äußert einige Wünsche bezüglich der Ausgestaltung des Eisenbahnverkehrs im Anschluß an die Um- bauten bei Münden. : f

Vei den Ausgaben für den Direktionsbezirk Cöln wünscht :

Abg. Dr. Develing: (Zentr.) die Herstellung eines zweiten Gleises auf der Strecke Kleve— Kevelaer. E

Abg. Kir\ch (Z-ntr.) macht darauf aufmerksam, daß das Mage dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet und Frankfurt a. M. verkehrende Zugpaar in Cöln eine halbe Stunde Aufenthalt habe. Jett seien Umbauten bet Cöln und Deuß geplant; dabei werde der direkte Verkehr diefer beiden Züge zwischen dem niederrheinischen Gebiet und Frankfurt am besten dadur gesichert, daß er nit über Cöln, fondern über Deuß geführt werde. Er frage an, ob bei den Gleisanlagen bei Deuß darauf Rücksicht werde genommen werden, daß dieser direkte Verkehr möglih werde. Er bitte den Minisier um eine Auskunft darüber und behalte ih eventuell für die dritte Lesung cinen Antrag vor. ;

(Schluß des Blattes.)

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Lohnbewegung der Glasreiniger und Fenster i Fraßtfurt a. M. (val. Nr. 60 d. Bl) teilt die Futf, Ztat bt daß die Unternehmer nah langer Beratung beshlossen, die Forderungen der Arbeiter abzulehnen und ihnen ein Ultimatum zukommen zu lassen.

je Ausständigen der Stadtbahnen in New York (val.

Nr. 60 d. Bl.) nehmen, wie ,W. T. B. meldet, die Arbeit wieder

cu. fn den Wollen (tot van 10%) Mann fehlen nur rod 1090 e ,

QN ie Arbeit wieder aufzunehmen. s und wiesen die

Kunft und Wissenschaft.

Das „Römerlager* bei Kneblinghausen i. Westf.

Die rômish-germanishe Forshung hat in Westfalen seit einigen Jahren einen neuen Aufshwung genommen. Auf der cinen Seite ind es die planmäßigen Arbeiten au dem Gebiete der alten Be- [ei ungen, die von K. ien es n Hannover geleitet und zum Teil unter seiner persönlichen Führung nun ed auf westfälishem Boden fortgeseßt werden. Durch sie ist eine fest, rundlage geschaffen =- die Beurteilung der zahllosen alten Wälle, Schanzen Buxg- fc s usw,, bei denen bisher die Frage, ob sie vorrömisch, germanis an ädi oder fränkish feier, meist ret oberfläcli und oft

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römi, betreffend

den nshen der betreffenden Forscher entsprechend be- ny wurde. Aufs glüklichste begegneten 2 antworte rbeiten Schuhhardts mit denen (L die arhäolo-

isen - übel, der auf archivalisd-historisGen gm Oortmunder fr da hen Okkupation des e Sahseul eun es ein Bild Auf der anderen Seite stehen die Arbeiten zur Kenntnis 1 E ber jo entscheidenden und populären Zeit der rôwischen gs kurzen, E hat die westfälishe Altertumskommission energisch ein Aen fa eincn Bundesgenossen an der römish-germanis{en Komo isgie s des orcâologishen Instituts fand. Sie hat, von Sthuchbanttllon Gesichtépunkten geleitet, On Mesigenit eo unbewiesenen 1 G T - e Camen sie auth den ersten großen positiven Erz n: Va n er h n ¿mischen Anlagen bet Haltern verzeiGnen: ber érstoit Ee uny A en römischen Anlagen auf westfälishem Boden D vid ‘römische Kastelle und Lager man bisher au {on in West: alen ‘entdeckt haben glaubte. Die Ausgrabungen dort erfreuen ch E Meküten Jt ses in der ganzen Provinz. Daneben steht {on seit m h \ Jahren eine zweite Au?grabung ter wesifälisen Kom- if E Be c (ls mit steigendem Interesse in der Oeffentlichkeit ver- fol Lon E cas 4 sogenannten „Römerlagers* bei Kneblinghaufen. Ga ns die ‘“Autgrabung ein wirklih hohes wissenschaftliches e E dier kurz autelnandergelept, worum es sich handelt, Interesse hat, sei Shlüssen und falshen Hoffnungen, die bereits an au um falshen S fen, bei Zeiten den Garaus ¿u machen. Die den Fund sich rey Forschung in Nordw aan ist ein an h - german icher Boden für den, der thn nit mit sicheren, chlüpfriger, gesähe! tritt; der Schatten des Varus treibt immer noch ruhigem Schritt V lockt die Unvorsihtigen in den Sumpf“ wirrer sein Unwesen Un die Varusslacht eigeatlich im Sauerlande ge- fpothesen. Daß { im usammenhang mit einer der ersten Nah- chlagen fei, have 27 die Fömerlager von Sauen {on in richten über das (i fen und mancher mag es geglaubt haben. einer Zeitung gele Fläche des Gebirgsrüens, der die Wasserscheide _ Auf der freien Ho me und oberen Möhne bildet, liegt etwa ¿wischen der oberen gippstadt entfernt, bei dem Dorfe Kneblinghausen 22 km südöstlih rbe in der Gegend unter dem Namen „Römer- die Verschanzung, Pt n etwa 410 m Meereshöhe gelegen, bietet schanze" bekannt enden Nundblick nordwärts über Paderborn und fie cinen weitumfa Lippeschen Wald, östlih über das Sintfeld zum Senne hinweg zun E die Berge bei Brilon und ins Sauerland Eppegebirge, jl, nur landsaftlid ist der Punkt interessant, hinein. oh n ch zwischen uralten Verkehrswegen, die hier vor- sondern ec liegt Le Besatzung hier oben gestatteten, {nell nah allen überzichen und eine pecieren: heute ist der eine von ihnen Richtungen hin zu Eznigsweg bekannt. Auf ihm foll Karl der Große S aiógert sein. Dort kceuzt der Weg die alte Mainz- m Zin Paderbornerstraße. cine flahe Shwellung, det“letzte Im Heldeboden „hat fd io ist das Verdienst des Seminar- Nest des Lagerwa Z in Kühen, zuerst diesen Spuren nägegangen oberlehrers Hartmann? Sil mit den Füßen im kuieticfen Heidekraut zu sein, die fas Es gelang ihm, den Umfan der Anlage fest- beraustasten s als ein fast rehteckiger eige e E mit f - zustellen, die i und s{nurgeraden Seiten darstel d dle Mia s O Mit bescheidenen Mitteln seßte zunächst Herr Hart- enes m en rgen fort, bald materiell qn E a E von der Westfälischen Altertumtkommilsion L on Diretor zeitweilig nischen Kommissiondesatchäologischen Initituts, dessen Direktor zeitiveilig persönli h sh L Herrn Hartmann {n die Lan ift hie s ra Ee teilte Da ewonnene Resultat ist folgend: forin zeigt. Römisch Erdwerk festgestellt, das vollkommen ründung der Ecken, röômisch, daß Jede p Bem geit dex elnufeneist, rômish, daß si unmittelbar vor d e der 4 Sellen e sihrter Schußgraben hinzieht, der nu em Walle ein sorgfältig ausgef Erdbrüke unterbrochen ist. Die an dea Toren von einer \ eien Pfosten, die durch wagerehte ur ir dies bei den rômische Hatllerde wurde durch zwet Vet | vie wir dies bet den römischen zer verbunden waren, gehalten, ga lg en. Besonders stark waren die erken in Haltern haben feststellen 10n1 desmal in cinem Viertel- Ds Tore befestigt. Der Lagerwall ist hier ic d nicht geraden Wegs juetébogen einwärts gezogen, sodaß der Fein wungen war, eine B das Tor ftürmen konnte, sondern is rechte unbeschildete Seite nach links zu machen und dabei se e Í spuren lassen ver- cite dem Walle quzufehren. Zablreihe o a n clavicula (wie nuten, daß das Ende dieser das’ Tor ve1schlicßhen eewehrt war. er Römer fagen würde) noch mit einem Holzturme illfürlih daraus b Wer diesen Befund in Erwägung zieht, wird unw Erdlager zu en Schluß ziehen, daß wir es bier mit einem römischen Rüden mit tun haben; und die Lage der Befestigung, auf breitem

weitem Terrain zur Entwickelung der Truppe davor, entspricht ebenso- sehr rômishem Brauche, wie sie fih von germanishem Brauche unter- scheidet, wo die Burg durchaus defensiven Charakter trägt und daher möglihste Deckung S Seiten durch das Terrain sucht. Ein rômisches Lager hier oben in den Bergen Westfalens das wäre in der Tat ein höchst interessanter Fund. Es könnte natürlich nur aus den Kriegszügen zur Zeit des Augustus und Tiberius stammen, denn später sind Römer in diese Gegenden niht mehr ge- kommen. Es müßte in Zusammenhang stehen mit, den gen Opexa- tionen, die von Castra Vetera (Xanten „ostwärts, bon Mainz nordost- wärts tief ins freie Germanien hineingeführt wurden. Da mußte hier oben einmal eine größere Truppe ein Lager bezogen haben, sei es auf dem Mars von Südwesten her zum Oberlauf der Lippe, sei es um den Uebergang von dort zur Mohne oder zur Ruhr zu bewachen. Wie man sih auch im einzelnen die Aufgabe dieser Befestigung denken mag wir wissen ja noch zu wenig Einzelheiten über die Wege, auf denen die Römer hier operiert haben, um dem Lager glei seinen be- stimmten Plaß in dem Kriegsplane der Römer anzuweisen jeden- falls ist ein Namerlager an dieser Stelle niht undenkbar. :

Nun kommt aber die böse Kehrseite: den strikten Beweis, daß diescs „vorsriftsmäßige“ Nömerlager wirklih römisch ist, können wir bislang noch nit führen. Troß aller darauf verwendeten Sorgfalt ist es bisher noch nit gelungen, das geringste sicher rômishe Fund- stück, die kleinste römische Scherbe innerhalb des Lagers zu finden. Bei unseren Ausgrabungen, die zum Teil si namentlich später gerade die Aufgabe stellten, beweisende E zu gewinnen, sind zwar massenhaft Scherben gefunden, aber sie find sämtli nicht römisch, E gehören, soweit sie überhaupt ein genaueres Urteil zulassen, der Zeit etwa vom 1. vorchristlichen bis IIT. nah- christlihen Jahrhundert an. Auf die La Tônezeit weisen auch die Bruchstücke bunter, feinprofilierter Glazarmbäuder hin. Nun sind diese Serben usw. auch noch nit hinlänglih beweisend, um das Lager den Römern abzuspreWen. Genaue Beobachtung hat gezeigt, daß sie z. T. sicher älter sind als die Anlage des Walles, und Ton im Boden lagen, als dieser aufgeshüttet wurte. Es war also son eine Ansiedelung hier, ehe die Befestigung angelegt wurde, und thr können also sämtlihe im Boden steckende Kulturreste ange- hören, während die Erbauer des da do Römer waren. Die Frage, ob das Lager römisch ist, muß also noch offen gelassen werden. Bisher is weder bewiesen, daß cs römish sein muß, noch daß es niht römisch sein kann. Leider ist nah den bisherigen Unter- ugung die Hoffnung, diese Frage bald zum klaren Austrag zu bringen, ering. Wir müssen uns einstweilen bescheiden und das ist die

ufgabe, welhe sich die westfälishe Altertumskommission und die rômish-germanishe Kommission für dieses Jahr gestellt haben —, die Feststellung der Konstruktion des Lagers durch ein paar kleine ergänzende Arbeiten zum “Ab- {luß zu bringen und dann das Lager sozusagen T den Akten zu nchmen. Die Entscheidung der Frage wird wohl von außenher ebra@t werden, set es, das es gelingt, das Lager in ein gesichertes System gleichartiger rômisher Befestigungen einzureihen, sei es, daß wachsende Kenntnis uns zeigt, daß ein Lager dieser Form auch etwas anderes als rômish sein kann. Die Forshung nah der Geschichte der Nömerzüge in Westfalen darf jedenfalls noch nicht mit dem „Nömer- lager“ von Kneblinghausen als etner gesicherten Größe rechnen. Es ist so schwer gewesen, die römish-germanishe Forschung in Nordwest- deutshland aus einem Wuft von Hypothesen auf den gesicherten Boden systematisher Forschung zu bringen, daß es gilt, doppelt vor- sfihtig weiterzuarbeiten und nit wieder leihtfertig den sicheren Boden zu Verlassen; Das wäre am wenigsten im Sinne dessen, der das „Römerlager“ entdeckt, und seiner Genossen bei ter Erforschung debselben. Das wissenschaftlihe Interesse des Le bei Kneblinghaufen hängt au nit davon ab, ob es rômisch ist oder niht. Ja, man darf vielleiht sagen, es würde sich noch steigern, wenn e das Lager als eine unrömishe, germanishe Anlage herausstellen sollte. Denn als- dann ‘hâtten wir es mit etwas ganz Neuem zu tun, etner germanischen Befestigung, die römisches Muster so getreu nahahmt, wie' es bisher noch nicht beobatet ist und wohl von niemand erwartet war. D.

A. F. In der leßten Sißung der Vorderastiatishen Gè- sellshaft sprach Pastor O. Lohmann aus Freienwalde a. O. über arhäologishe Notizen, die er als Nichtarhäologe auf ciner lezten Sommer zu anderen Zweckten unternommenen Neile in den vorder- asiatishen Landschaften Sophene und Kataonien gesammelt hat. Von der türkishen Handelsstadt Marash aus unternahm Pastor Lohmann seine beshwerlihe Reise im Sattel, zum Teil auch zu Fuß wandernd, auf der er Notizen sowohl über die hethitishe Urzeit, als aus der Zeit der assyrishen und der römischen Herrschaft, der Kreuzzüge und endlih dex türkischen Eroberung8züge sammelte. Die Bewohner dieser ent- legenen Gegenden, die Sasa-Kurden \tecken noh mitten in heidnischen Anschauungen, z. B. feiern sie ihre Frühlingsfeste, wie sie dem alt- phrygishen Sonnenkultus entsprechen. Auch in ihren Trachten, namentlih in denen der Frauen, {einen die Jahrtausende keine Aenderung hervorgebraht zu haben; ebenso bestehen noch wie zu Zeiten des Herodot, der die Wohnungen der Troglodyten Kappadoziens genau beschreibt, dort wie in Kataonizn die in den Kalkfelsen ge- hauenen, zuweilen in mehreren Stockwerken übereinander angelegten Felsenkammern: stellenweise wunderbare Bauten, zuweilen «zu Galerien ausgebildet und ursprünglih wahrschein- lih mit Holzwerk verziert und wohnlicher gemaht, von denen Pastor Lohmann viele photographishe Bilder vorlegte. Pastor Lohmann ist bemüht gewesen, auh- die Lage mehrerer von Polybius wie von Strabo erwähnten Octe zu ermitteln. Er ist der Ansicht, daß, wenn diese für den Archäologen noch proße Ueber- rashungen bergenden Lands{haften etner R R Forschung unter- zogen würden, auch: diese Fragen sich leiht würden lösen lassen, da die rômischen Sthriftsteller ziemlich genaue Angaben über die Um- gebungen der von thnen genannten Orte machhtea. Aus den An- gaben des Polybius, der Arsamusata als am Flusse Arsanias elegen bezeichnet, hält Pastor Lohmann den Ort mit dem beutigen Samosa identish, wo noch im 10. Jahrhundert gegen den Einfall der Mongolen von den byzantinishen Machthabern Be- festigungen errihtet worden sind. Eine ähnlihe Vermutung hat Pastor Lohmann bezüglih der nicht mehr genau bestimmbaren, in dieser Landschaft gelegenen Burg Rarkut, die 1230 König Balduin von Jerusalem gegen die Ungläubigen verteidigte. Die größte Aus- beute aber verspricht er sih für die Arhäologie aus der Gntzifferung der hethitishen Jnschriften, die sih, meist mit Reliefbildern vereint, in guter Erhaltung zahlreich an Fel8wänden und an Grotten in allen drei Landschaftea befinden. Einzelne Inschriften in cchaldäischer Sprache sind bereits gelesen. Gerade ihr Inhalt, den Zug der Sal- manassar betreffend und eine Nahridt über Sargon Il]. aus dem 8. U iet enthaltend, legt den Wunsch nahe, daß es gelingen möchte, der Schwierigkeiten bei Entzifferung der hethitischen Hiero- glyphenschrift Herr zu werden. Dann werden sich au die uralten frommen Beziehungen aufklären, die in dem Kultus der Hethitker bestanden haben müssen zwishen den Menschen uud den an den Wasserquellen wohnend gedachten guten Gottheiten, den Wasser- göitern. Im heißen und trockenen Lande liegt die Chrfurht vor den mit dem fegenspendenden Wasser identifizierten Gottheiten, deren Anbetung und Anrufung zwar ziemlih nahe. Immerhin bleibt s auffällig, daß die Hethiter auf die Anlage Ne Quellengrotten be- sondere "Sorgfalt gewandt und gerade diese Orte mit Reliefs und Inschriften geschmückt haben. Vielleicht kannten und benußten fie in ihrer \{lidten Auffassung nur diese von der Natur Ee vor- gezeichneten Heiligtümer als Tempel. Der Vortrag fand eine Er- gänzung durch die Norlegung einer ungewöhnlich großen Anzahl

caralteristisher photographischer Aufnahmen.

Schulte sind die drei bereits angekündigten Por- E E Ein seit heute ausgestellt. Sie sind für den Pariser Salon bestimmt und werden daher nur etwa vierzehn

Tage zu sehen sein.

Verkehrsanfstalten.

London, 10. März. (W. T. B.) Die hier tagende Nord- atlantische Dampfschiffskonferenz beschloß, die Preise für Kajüten erster Klasse um 1 bis 24 Pfund je nah dem Dampfer, die Preise zweiter Kajüte um 1 Pfund zu erhöhen. Diese Erhöhurg gilt sowohl für den Winter wie für den Sommer, und zwar von 24. März ab.

Theater und Mufik,

Nationaltheater.

Das Nationaltheater hat seinem Spielplan abermals um cin klassishes Werk bereichert; gestern wurde zum ersten Male Mozart s Oper „Don Juan“ an dieser Stätte aufgeführt. Ein volles Haus und reiher Beifall waren der Mübe Preis. Die unter des Kapell- meisters Reich Leitung stehende Aufführung konnte, wenn au nicht gerade bverwöhnten, so do billigen Ausfprüchen genügen. Vor allem schlte es, wie gegenwärtig merkwürdigerweise auf den meisten deutschen Bühnen, an einem geeigneten Vertreter der Titelrolle. Herrn Marsano glaubte man äußerlich und im Spiel den dâmo- nishen und verführerischen spanishen Ritter nicht; stimmlich war es besser mit ihm bestellt: das Organ ist wohlklingend und voll und entbehrt in der Höhe auch nit des Glanzes, die Freude an dem Gesange wird aber durch eine fehr s{chlechte Aussprache des Textes beeinträhtigt. Für Astrid Lous, die als Vertreterin der Donna Anna auf dem Zettel stand, war offenbar in [egter Stunde Fräulein ay King vom Theater des Westens eingesprungen. Sie - fand sich troy einiger Unsicherhe ten mit der Aufgabe ganz gut ab, war aber genötigt, ihre eigentlih lyrishe Stimme der Partie zulicbe über Gebühr anzustrengen, sodaß der Ton zuweilen einen \charfen Nebenklang annahm. Weit e hätte die Elvira für fie gepaßt, deren Darstellerin Frau Mantler si Bs auch für die Donna Anna besser gecignet hätte. Eire der Octavio; ein Beweis dafür, daß er gut singen gelernt hat, Eine Enttäushung bereitete dagegen der auft treffliche Den Mantler als Leporello, der in den Humor seiner

olle niht eingedrungen war und ihn durch äußerliche, \{lecht an- gebrahte Komik zu erseßen fuhte. Die sympathische Alma Saccur, die ja threr ganzen künstlerishen Veranlagung nah nur in die Operette gehört, fand si mit der Partie der Zerline anständig ah. Die Inszenierung erhob sich nicht über das Herkömmliche. Was die Uebecseßung betrifft,“ in der das Werk gegeben wurde, o schien im allgemeinen der alte vertraute Rochlißshe Text den Ge- fün en zu Gruñde zu liegen, dazwischen hörte man aber au anderes. Sollte es nicht für die Bühnen an der Zeit sein, angesihts der bevor- stehenden 150. Wiederkehr des Geburtstages Mozarts (27. Januar 1906), an eine Vereinheitlihung des Don Juan-Terxtes zu denken ?

: Kleines Theater.

Im Kleinea Theater gab es gestern eine heiße Schlacht, die mit einer völligen Niederlage Séeinitan Bahrs endete, dessen Schau- spiel „Sanna dort zum ersten Male aufgeführt wurde. Dieser Proteus unter den Wiener Shriststellern, der alle Bühnenmoden mit- gemacht hat, uns in allen möglihen Verkleidungen gekommen ift, u. a. au einmal spanisch, hat diesmal, weil ihm vermutlih das altväterishe Kostüm gefiel und er sich von ibm einige äußerlihe Wirkung versprä, wie z. B. von den unter dem Flügelfleide hervorlugenden Höschen der Baffishe, das Jahr 1847 für den Vorgang gewählt, der \ch in „Sanna“ ab- spielt, der aber ebenso gut in irgend ein anderes Jahrzehnt der Neu- zeit verlegt werden könnte. Die kurze Handlung wird in fünf langen Akten ziemli breit getreten, und die falshe Tragik verfiel \chließlich it Recht der Spottlust des Publikums, das vorher die Langeweile geduldig über sich ergehen lassen mußte. Der Inhalt ist {nell er- zählt. Sanna, die zweite Tochter des Syndikus Vincenz Maria Trost liebt einen Leutnant und wird von ihm wiedergeliebt; zur Vereinigung der beiden fehlt nur die Kautioa, welche, da die Eltern mittellos find, ein alter ahtzigjähriger Onkel, Hofrat Furnian, geben soll. Der Onkel verweigert fie jedoch troß Bitten und Zureden. Aber Sannax verzweifelt noch nicht, sie baut auf die treue und ftarke Liebe ihres Erwin, Dieser, ein wohlerzogener junger Mann, denkt indessen nichtdaran, aus Liebe irgend welche Torheit zu begehen, und so stürzt sich Sanna vec- zweifelnd in einem unbewachten Augenblick aus dem Fenster. So geschieht es; ein zwingender Grund dafür ist nit vorhanden, es hätte ebenfo- gut anders fommen können, es hätte auch noch weitere fünf Afte hins- ur fo weiter gehen können, wie es gegangen ist; ber ufall aber fügte es so. Für die Aufführung war, wie immer am Neuen und Kleinen Theater, äußerlich viel geschehen, die Bühne war im Stile der Großvaterzeit sehr stilecht hergerihtet, und Negie und Darstellung haiten sich ihrer nicht eben danf- baren Aufgaben mit aller Liebe angenommen. Im ersten Aft sien es au, als sollte der Erfolg sie belohnen, aber die Unmöglichkeiten der folgenden zerstörten bald alle Hoffnung. Auf verlorenem Posten trat Fräulein Höflih_ mit ihrer sympäthishen Persönlichkeit und innigem Ton für die Sanna ein. Auch Tilla Durieux vermochte in der larmoyanten Rolle der älteren, dur ähnliche Schicksale enttäushten aber gn eren Schwester nicht zu überzeugen, war aber im Afffekt von guter Wirkung. Die jüngste Schwester, einen vorlauten, verderbten Backfisch, die dankbarste Aufgabe, \ptelte Gertrud Eysoldt mit bestem Gelingen. Hedwig Wangel bot als hartgewordene, energische, lieblose Mutter eine feine Charakterstudie, und Herc Steinrück fand ih als Sculrat und von der Mutter begünstigter Bewerber um Sanna mit den Unwahrscheinlihkeiten seines Parts in treffliher Maske und mit zielbewußtem Spiel einigermaßen gut ab. Vorzüglich war ferner Herr Pagay als alter, zyaisher Hofrat. Unter den anderen Mit- Paten seien noh die Herren von Winterstein und Ekert anerkennend genannt.

Im Königlihen Opernhause wird morgen, Sonntag, „Undine“, romantishe Zauberoper von A. Lorßing, gegeben. Fn der Titelrolle gasliert Fräulein Marga Burchardt vom Großherzog- lichen Hoftheater in Shwerin. In den übrigen Hauptrollen ind die Damen Reinl, Pohl, die Herren Bahmann, Jörn, Lieban, Nebe, Wittekopf bejhäftigt. Im zweiten Akt tanzt Fräulein Dell’Erag. Kapellmeister von Strauß dirigiert. Am Montag findet eine Auf- führung von R. Wagners Oper „Tannhäuser“ statt. Die Herren Kraus, Berger, Wittekopf, Jörn und die Damen Hiedler, Reinl und Dietrich find Träger der Hauptrollen. Herr von Strauß dirigiert. C. M. von Webers Oper „Curyanthe® geht mit Fräulein Destinn in der Titelrolle, Frau Plaichinger als Eglantine, Herrn Jörn als Adolar, Herrn Hoffmann als Lyfiart unter der Leitung des Kapell- meistens Dr. Muck am Donnerstag, den 16. März, in Szene. Am 17. März gibt Fräulein Burchardt ihr zweites Gasispiel als Elsketh im „Roland von Berlin“.

Im Neuen Königlihen Operntheater wird morgen Goethes „Egmont“ mit der Musik von Beethoven aufgeführt. (Anfang 7 Uhr.) Am Montag wird „König Ottokars Glück und Ende“ mit R Matkowsky ‘als Ottokar gegebea.

Im Deutschen Theater wird morgen und am nächsten Sonntagnachmittag «Don Carlos“ gegeben. Morgen abend sowie am Dienstag, Freitag und nächsten Sonntag wird „Oedipus“, am Niontag und Sonnabend die Komödie „Helden“, am Mittwoch «„Schusselchen und am Donnerstag „Faust“ (1. Teil) aufgeführt,

Im Berliner Theater wird „Der Kaiserjäger“ morgen sowie am Dienstag, Donnerstag und Freitag wiederholt. Am Montag wird „Göß von Berlichingen", Mittwoch „Alt-Heidelberg“ und Sonn- abend „Zapfenstreih" aufgeführt. Am Sonntag, den 19. d. M, ‘er- öffnet Joseph Kainz sein Gastspiel als Leon in Grillparzers Lust- spiel „Weh? dem, der lügt!“.

Das Lessingtheater bringt in nächster Woche leder Hn j

von Gerhard Hauptmanns Nocturnus „Elga“ außer morgen abend n am Dienstag. Mitiwody, Donnerstag, Sonnabend und nâchstfolgendea Sountagabend; am Montag wird „Die Frau vom Vieere

esten Leistungen des Abents bot Herr Gustav Zeitshel als Don -

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