1839 / 76 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

der Regierung über die Lage der Dinge in Spanien persónlich nähere Aufschlüsse zu geben und an den Berathungen Theil zu nehwen, die, wie die Rede geht, nah Beseitigung der Holländisch - Belgischen Streitfrage, in Gemeinschaft mit den anderen großen Mächten zur Pacifizirung der Pyrenäischen - Hatbinsei angeknüpft werden dürften. Unter den Gerüchten über bevorstehende Aenderungen im Kabinet erhält sich auch das noch immer, daß Lord John Russell sich zurüctzlehen wolle. - Es scheint derselbe allerdings von dem Familien - Unglück, wel-

ches ihn betroffen, noch sehr angegriffen zu seyn, denn bis jeßt hart er sich bei den Dedatten im Unter aufe nicht so häufig und

nicht mit der Lebhaftigkeit und Ausführlichkeit, wie er es in

früheren Sessionen als ministerieller Führer in diesem Hause

zu thun pflegte, vernehmen lassen. Sollte er wirklich resigniren,

jo bezeichnet man Lord Morpeth als seinen Nachfolger im Mi-

nisierium des Innern. Ein Tory - Blatt richtet in dieser

Hinsicht folgende Fragen an Ersteren: „Sprach nicht Lord

John Russell kurz vor Zusammenkunft des Parlaments gegen

den Premier-Minister und einige andere seiner Kollegen den

ernstlichen Wunsch aus, seine Entlassung zu nehmen? Wurde Seine Herrlichkeit nicht dadurch bewogen, im Amte zu bleiben,

daß Lord Melbourne und andere seiner Kollegen ihm vorstell-

ten, sein Ausscheiden müsse unter den jezigen Verhältnissen

nothwendig zum Untergange des ganzen Ministeriums führen?

War die Einwilligung des edlen Lords in den Wunsch seiner

Kollegen niht von der Erklärung begleitet, daß sein Bleiben

nur als provisorisch zu betrachten sey, und daß er sich sogleich

aus dem Staatsdienste zurückziehen würde, wenn die Umstände

es seinen Kollegen möglich zu machen schienen, das Ministerium

ohne seinen Beistand neu zu gestalten? Hat Lord John Ruf

El nicht in den leßten Tagen erneuete Abneigung gegen die Beibehaltung seines jeßigen Postens gezeigt und erklärt, er sey sich bewußt, daß er die ihm übertragenen wichtigen Functionen nicht länger erfüllen könne? Hat der edle Lord nicht als Hauptgrund dafär die Verdrießlichkeiten, Hindernisse und Kränkungen an- gegeben, die er von dem reuzfeuer zu bestehen hat, welches von verschiednen Sectionen der hintern ministeriellen Bänke

des- Unterhauses auf ihn gerichtet wird, und hat er nicht die

Ueberzeugung ausgesprochen, daß dieses beständige Drängen und Angreifen von hinten her das jetzige Ministerium außer Stand sehe, die Zügel der Negierung länger zu führen?“ Hiernach scheint es, daß man Lord Pohn Russell fär konjervati- ver gesinnt hält als andere seiner Follegen. :

Da si bei der zweiten Lesung der Jrländischen Munizi- pal-Bill eine Spaltung unter den Tories herausgestellt hat, in- dem die Ulträ*s dieser Partei von der rene Masse sih abson- derten, so dürfte eine ausführlichere ittheilung aus dem bei dieser Gelegenheit von Sir Robert Peel, dem Führer der fonservativen Opposition im Unterhause, gehaltenen Vortrage nicht ohne Interesse seyn. Seine ehtfertigung über das von ihm befolgte Verfahren, daß er sih nämlich für jene Bill er- klärte, lautete im Wesentlichen folgéndermaßen:

„Nach dem Antheil, den ich bereits bei früheren Gelegenheiten an dieser Sache genommen habe, is es mir unmöglich, stillschweigend mein Votum abzugeben. Es ist hier die- Frage, ob wir bexeit find, Frländische Corporationen nah dem Prinzip der Volfswahl cinzu- seyen, oder ob wir uuserc Zustimmung zu dem Prinzip der Maßre- gel, welche das Haus in der legten Session angenommen hat, zurü- balten wollen. Um diese Frage beantworten zu können, muß ich auf deu Stand dieser Angelegenheit im Zabre 1834 zurügcben. Jn diesem Fahre wurde ein Gesetz. zur Neformirung der Englischen Cor- poratiouen angenommen und das Prinzip der Volkswahl in Bezug auf solche Körperschaften zum erstenmale eingeráumt. Jw Jahre 1836 hatten wir darüber zu entscheiden, od dasselbe Reform - Prinzip auch auf die Frländischen Corporationen anzuwenden, und, weun dies verucint würde, welches Verfahren zu beobachten sey, um, nach Auf- hebung der alten Corporationen in England, dieselben in Jrland auf- recht zu erhalten: Wir fühlten, daß es nah der Emanzipiruug der Katholiken unmöglich seyn würde, die alten Corporationen in ih- “rer ursprünglichen Gestalt beizubehalten. Wir schlugen deshalb vor, aller Klässen in Jrland, Katholiken wie Protestanten, in Betreff der Corporationen, wie in jeder anderen Ne Ziehe bürgerliche Rechte zu bewilligen. Dies hielten wir für das Klügste: erwägt man jedoch, welchen Gebrauch die Corporation von Dublin von threr Ge- walt gemacht hat, so wäre es wohl das Beste gewesen, die Jrländi- schen Corporationen ganz abzuschaffen und aaf andere Weise für die Verwaltung und Kontrolirung der Corporations-Rechte und des Cor- poratious. Eigenthums zu sorgen. Dies schlugeu wir im Jahre 1836 vor, aber wir dachten nie daran, vorzuschlagen, daß die Corporationen o bleiben sollten, wie sie waren, auch haben wir uns niemals der ¡weiten Lefung einer der Bills widersegt, die seitdem von dem Mini- flerium eingebracht worden sind; aber wir thaten dies nach dem Prin- d der gänzlichen Aufhebung der Jrländischen Corporation. Bei den

stimmuüngén hierliber war unsere Minorität gering; ich glaube, fie betrug etwa 890-Stimmen.: bei der ersien und. nahe eben so viel bei der y iten Abstimmung- -- És war nun nöthig, zu untersuchen, welches Verfahren wir in dem 1ehigen Falle zu beobachten hätten. Jch wülinschte,

i founte es üher mich gewinnen, nach demselben fonsequenten Prin- : L h handeln, welches das Votum einiger meiner ehrenwerthen e

ande zu leiten sein. Dies Prinizid der Folgerichligfeit ist ohne Zweifel bei Stäätsmännerú uicht nur schr ad souderu ac oft-

; sehr zweckmäßig. Da ich jedo mit dem Vertrauen und dem Beistande der angesehensten Männer von England beehrt worden bin und ic daa: dies für die hôchsie Ehre so kann q ih gestehe es, nicht immer unabänderlich bei meinen An- sichten beharren. (Veifall.) Jch hielt es vielméhr für meine P Gh, Wes Frage uit nur in Bezug auf die Jrläudischen- Corpo- rationen, sondern, aud i Ten auf den allgemeinen Zustand des Landes zu betraten. Jch brschloß bäßer, zu erwägen, welches das beste Verfahren sey, und dié großen meressen der Protestanten und deé protestantischen Kirche in Frland zu bewähren, dem Konflikt ein Ende zu machen, der schon zu iange zwischen beiden Parlamentshäu- sern bestanden hat, um endlich. jene Frage zu erledigen. Jch wiß schr wohl 7 daß einige uieiner ebrenwerthen Freunde das Verfahren,

. {hnen aufrichtig - begegnen.

welches ih zu befolgeu beabsichtige, uicht billigen, allein ih hofft, 71 Meinunas-Verschiedenbeit uicmals eine « térung in d ade Verhältnisse berbeifübren wird, das so lange zwifchen uns bestanden hat. (Beifall von der Opposition und ixoniszes Lä@zeln von dér ministe- rielièn Seité.) O, ich gestehe es volifommen ein, und mögen Sie immerbin jeden beliebigen Vortheil aus diesem Eingeständniß ziehen, daß ih von ciaigen meiner geschäuten Freunde in Bezug auf diese Frage adwciche. Jch werde für dic zweite Teinos der Bill stiminen und mich: bemühen, diése Frage endli zur Entscheidung zu bringen. ca werde mich nicht übercilen, und mich in feine neue Verbindungen Tinlassen, obne diejenigen, mit denen (h irgend cinmal über diefe Frage verbandelt habe, um Rh zu fragen. Man káänn ch anf die Redik keit meiner früßeren Erflärungen verlassen, und welhes waren diefe Erflärunngen? Jch sagte: 2W8enn wir erst die Lehucn- Bill und das Armen - Gesey haben, dany wollen wir redlich die beste Weise in Erwägung ziehen- wie die Corporationen zu refor- miren find. Seitdem ich dies sagte, haben wir die Zehuten-Bill nid das Armen- Gescy erhalteu Fch habe weder in dieser noch in ciner A E E Es R L i V Ï der Re schlossen ; reu Li _Verirag mit j f ; * babe feine Verpflichtungen gegen fie, ich bin wie die Luft.

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D icionigaa’ ti e vdás; ge en die en e r : E Oppo befinde

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¿ Das Verfazren;, bereits beshlo}sen und besteht darin, die nach dem Prinzip der Volfkswahl zu refor-

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miren. Wir verlaugien die Zehnten-Lill obne Appropriations-Klau- Aus welchem Grunde versage ich nun | Bill meine Untersiügung nicht? |

sel; wir erhielten sie. dem Prinzip der vorliegenden Mein ehrénwerther Freund (Sir Robert Jugalis) hat gesagt, daß er fein Vertrauen zu der Regierung hege, da ein Mitglied einer Ge ellschaft, die den Zwet habe, das Land aufzuregen, zu einem hohen Amte bei der Rechispflege und Lord Ebrington ‘an die Stelle des Lord Nor-

manby zum Lord- Lieutenant von Jrlaud ernannt worden sey, und | | der Magistratépersonen von Tipperary über die Zunahme grober Verbre-

dies halte, er für -hinreihend um sich der vorliegenden Maßregel zu widerseßen. Was nun Lord Ebrington betrifft, so hörte ih vorgestern Abend seine Rede und ich bekenne ganz offen, daß ih eîne redliche Handhabung der Geseze von ihm erwarte; wenn er jedocz gestattet, daß der Kampf gegeu die herrschende Kirche auf eine gewaltihätigere Weise geführt wird, weil derselbe, wie er sagt, von deu Armen auf die Reichen Übergegangen sey, so kanu ich zu seinen Tugenden und guten Absichien länger fein Vertrauen haben. Diese Eigenschaften werden ibm ohnedies nicht viel helfen, denn seine Hand wird durch die von ihm ausgespröchene Hoffnung gelähmt sepn. Jch sage nicht, daß diese Ernennung einen Grund abgebe, der Vill nit beizustimmen, oder daß sie unpassend sev, aber iv sage, daß der edie Lord sich in Beireff der Verwaltung YFrlands in eine s{wierige Stellung versezt hat. Wie faun man die Macht des Gesezes gegen diejenigen in Anwendung bringen, die das Land in einem Zustande der Aufregung erhalten, wenn derjenige, der diese Gewalt ausübt, wünscht, daß die Aufregung noch furhtbarer werden möchte. Man wird sich erinnern, mit welchem wachsamen Auge jede Ernenuung verfelgt wurde, als wir am Staatsruder waren. Fch er- innere nur an das Geschrei, welhes man über die Eruennung zweier meiner chrenwerthen Freunde zu Jrländischen Gehcimenräthen und über die des Grafea Haddinaten jum Lord: Lieutenant von Frland erhob. Uebt man, frage i, unpartetische Gerechtigkeit gegen die an- dere Partei, und zwar gegen cine Partei, die in der Minorität ist, nämlich die protestautische Bevölkerung, eine Partei, die so schr bei dieser Frage interessirt ist, übt man Gercchtigfeit gegen sie, venn mau, nachdem man die Kirche so bedeutend geshwächt hat, zum Haupt-Ver- walter der Jrländischen Anaclegeuheiten einen Manu wählt, der nicht etwa vorden muthmaßlichen Folgen der angenommenen Maßregeln warnte, sondern die Hoffaung aussprach, der Krieg gegen die herrschende Kirche werde fortdaueru und von den Armen auf die Reichen übergehen ? (Laus- ter Beifall.) Glauben Sic nicht, daß ich mir die Wahrscheinlichkeit, daß es so | fommen fönne, verheble; glauben Sie nicht, daß die Erneunung dcs | Lord Ebrington mir genügt. Jch bin mir indeß fetnes Vorbchalts | für cinen solweu Fall beroußt, der mich berechtigre, mich wegen dieser Ernennung, sie als ein Hinuderuiß betrachtend, der Umgestaltung der Munizipal -Corporation zu widersetzen. So viel über mein Verfah- ren in Bezvg auf die Frage über die Frländischeu Corporationen. Fch halte mich jegt für verpflichtet , "zu befènnen, daß ich von dem BRerfahren, welches ih in der vorigen Sesfñon befolgte, nicht abwei- chen werde. Meine Freude darüber, daß ih im Staude bin, so zu bandelu, würde jedoch sehr vermindert werden, wenu das von mir be- folgte Verfahren mit den Ansichten derer, die gewöhnlich mit mir übereinstimmend handeln, im Widerspruch wäre. Mach dem Ver- fabren, das wir selbst bei früheren Gelegenheiten befolgten, sche ich feinen anderea Weg, deu wir dem Verfuch vorziehen könnten, der großen Masse der Bewohner derjenigen Orte, bénen neue Corpora- tionen verlichen wérden sollen, nach Grúndsägen, die uns unsczädlich scheinen, einen billigen und angemessenen Einfluß auf diese Corpora- tionen zu sichern. Zwei Jahre lang versuchten wir die gänzliche Aufs hebung der Corporationen in Jrland,- und da uns dies mißlang, so stimmten wir ciner Maßregel bet, die den Zweck hatte, die Corpora- tioien umzugestalten. Was sollen wic nun thun? ollen wir der Umgestaltung unsere Zustimmung geben, solleu wir abermals versuchen, sie aunzuheben, oder follen wir sie lassen, wie sie find? Diese Fragen müssen beantwortet werden; cs sind Fragen, vor denen eine große po: litisze Partei, wie die unsrige nicht zurüdschrecken darf, und iz will Was haben wir schon gethan in Bezug auf diese Corporationen? Wir .habeu- ihnen die Einfküufte genom- men und jede Veräußerung ihxes Eigenthums verhindert. Können wir das Gese, wodurch [dies „geschah, zurücknehmen? Haben wir nicht die Corporationen ihrer Lébensfraft beraubt ? Jch sehe daher nit cin, daß wir in Bezug auf die ¡weite Léfung dieser Bill anders verfahren fönntea, als in der vorigen Session. Kn der gestrigen De- batte vernabm ich, ‘daß der ‘ehrenwerthe und geiehrie Herr (Shaw) sag!e, das ehrenwerthe und gelehrte Mitglied für Dublin (O’Connel) irre sich sebr, wenn es glaube, es bcherrschè die Meinungen der gan- ¿en fatholishen Bevölkerung Jrlands, denn in der ganzen Provinz Connaugbt seyen nur 55 Pfd. für den Vorläufer-Vexein zusammenge- fommen, Jch bedachte, woher dies rühren möge, und ich glaube, daß ih uicht irre, wenn ich der Meinung bin, daß es hauptsächlich vou der Hoffnung herrühre, daß wir unfere Verpflichtungen in Betreff der Munizipal - Corporationen erfüllen würden. Aber angenommen, das ehréniderthe und gelehrte Mitglted für Dublin und seine Freunde fönntea uns den Vorwurf machen, daß wir uns ieigerten, der Umge- staltung der Munizipal - Corporationey beizustimmen, wäre cs dann nicht môglich, daß die Agitation, die bedeuteud nachgelassen haben soll, mit verdoppelter Stärke erwachte, und daß das ehreuwerthe und ge- lehrte Mitglied für Dublin baid feine Schwiexigkeix mehr fände, eine größere Summe für den Vorläufer-Verein aufzubringen? Aus dieser Rücksicht und in der Ueberzeugung, daß es weit weniger schwierig ist, die Xrländischen Corporationen umaestalten, als fie aufzuheben, oder fie in ihrem jegigen Zustande fortbestehen zu lassen, stimme ich bei die: fer Gelégenheit für den Untrag des edlen Lords (Morpeth) , nämlich für die zweite Lesung dieser Bill.“

Hexr Shaw entwarf in der vorgestrigen Sißung des Un- terhauses ein düsteres Gemälde von der gegenwärtigen Lage Frlands, behauptete, die Regierung begünustige die Agitation, statt sie zu unterdrücken, fnüpfré aber, wie {hon érwähnt, an seine lange Rede nur den Antrag, die Minister sollten gehalten seyn, alle Papiere vorzulegen, 1élché sich auf die während der gade 1835 bis 1839 in Jrland vorgekommenen Kriminälfälle bezögen. Lord Morpéth, der diese Rede beantwortete, sagte unter Ariderem:" i: 1 E A

„Da ein großer Tbeil der Verantwortliehkeit für die eben ange: regten Gegenstände auf mich: persönlich fállt, so muß ih wohl ge- stehéu, daß es mich nicht weuig gefzent hgt, zu. hören „wo man hins aus will mit dem lange gedrohten, Angrisf,. der die Verwaltung Jr- lands mit Scham. uyd Schande bedecken sollte. Den Umfang und die Schwere ihrer Missethaten nachzuweisen uúnd,-ibr wohiverdiente Vergeltung zu Theil werde? zu tasseu, das wär, wie wir glauben mußten, die ufgabe, vor weicher man niezt zurückfshzeuen würde. Was ijt zu diesem Zwecke geschehen f Wurde etwa eine Motion ge- stellt auf Ankiage? Nichts weniger!" Oder auf ein Votum des Ta- dels? Auch nit! Oder auf cint Adréssc an die Krone, nacisuchend 1 Entlassung der Minifter Mir if nichts der Art zu Ohren gekommen Oder endlich auf motivirte Anrathuug ciner anderen Politik ? Keinesweges . Ran denn, was ist Euer Begehr{ J döre schou: Jhr verlangt dié!

Vorlegung von Papieren. Jch aber frage das Haus, was 1st seix Mouazeu das ewige Lied gewesen bei acn Vol s « Versamui!ungen und in allen Tagblätierit. Wird nicht fiberlaurt Beschwerde geführt, CuE und Leben seven nicht uchx sicher in Frland; die Geseze würden dort mit Füßen getreten; die Regierung schließe dabei die Angen und lasse dem Verderben freien Spielraum; die Kirche zer- falle in Trünnern, der Thron scy bedroht, der protesiautiscze Glgube gehe unter. ‘So lautet die Klage, und das Alles endet in eine Mos- tion um Vorlegung von Listen über die peinliche Nechtspflege. Wäh- reud Lord Normanby, ehe er seinem Ante in dem Kolonial - Depar- fenieut 49 ganz hingeben mag, uugeduldig abwartet, welche Wen- dung es mit der ibm verkündeten Anklage nehmen werde, und Lord Ebrington auf heißen Kohlen \iht, ‘weil ja jeden Augen- blick eine ‘Adresse des Unterhaufes seine Anstellung fkassiren fónnte, aebâhrt der ‘Berg eine Maus und fommt statt einer | fühnen Motion nichts zum Vorschein, als L Antrag auf Vorlegung von Papieren, M Antrag, wie er jedes Jähr gestellt un ohne Schwierigkeit bewilligt wird. Der sehr ehrenwerthe Herr hat

freilich in seiner Rede gesagt, es bleibe bei der verzweifelten Lage Jrlands nichts übrig, als éine Berufnag an das Parlameut und die Krone; zuleßt aber schrumpfte die Appellation gewaltig zusammen, und es genügt nun, wic es scheint, dic Mittheilung ciniger Aften- stöße.“ Hierauf bezog der Minister sich auf eíue Aeußerung des Unter - Sccretairs für Frlaud, Herrn Drummond. Dieser hatte nah

| der unlánagst vorgefallenen Ermordung Lord Norbury's, cines Grund-

befigers, der seine Untergebenen mit Wohlthaten überbhäufire, auf die Klage

chen in ihrer Gegend cinc schriftliche Antwort gegeben, worin der Ausdruck vorkam, die Eigenthümer hätten nicht nur Nechte, sondern

| auch Pflichten. Auf diese Aeußerung deutend, sagte Lord Morpeth:

„„Fhr mögt immerhin unsere Politif in Jrlaud in Frage siellen; das Urtheil darliber is der Entscheidung des Parlaments übergeben; ihr möôgr auch die Gründe unserer Handelsweise mit bitterem Tadel belegen; dabei werden wir gleichgüitig bleiben; in feinem Fall aber nehmen wir unsere wohlüberdachte Meinung zurück, daß mit dem Eigen- thum eben so gut Pflichten als Rechte verbunden sind; ja, wir fühlen uns durch die ganze Geschichte, wie dur Alles, was in Jrlaud vorgeht, genöthigt, unsere Gegner und unsere Freunde gleihmäßig zu warneu; abgeseben von jeder politischen Scheidungs- Linie, soliten Beide beach- ten, daß es, so lange Jrland in der gegenwärtigen Lage bleibt, ja, so lange die menschliche Ratur in ihrem Wesen beharrt, daß es, sage ich, ein Verfahren giebt, welches zum Widerstande reizt; daß nicht alle Leiden zu ertragen sind, daß das Fleisch shauert, wo die Zange reißt, und daß Blut strömt, wo das Messer einschneidet. So viel sagen wir zur Warnung und dringenden Bitte: unser Verbalten aber wird sich nicht ändecn ; die auóübende Gewalt und die Rechtspflege machen feinen Unterschied zwischen provozirten und unprovozirten Verbrechen; wir werden uas bemühen, wenn auch im innersten Gemüth _ wider- strebend und wer mag in solcher Stimmung 1mmex für sich ein- stehen? mit derseiben Wachsamkeit zu ügen, mit derselben Strenge zu rächen: hier den Grund-Eigentbümer, dér feine Pächter mit shadenfroher Grausamfeit ausweist und sie vershmachten läßt an der Landstraße oder umfommen iu den Gräben, und dort den Mauna, der uur geliebt hat zum Wobl seiner Nebenmenschen, und dem Seuf- zer und Thränen in das frühe Grab folgen.“

N Eo Er laube.

Aus dem Haag, 12. März. Die zweite Kammer der Generalstaaten hielt gestern eine Sißung, in welcher die Be- richte über ‘den Zustand des Armenwesens und des dffentlichen Unterrichts im Jahre 1837 vorgelegt wurden. Gegenstände von politischem Interesse kamen in dieser Si6ung nicht vor. Der bereits früher erwähnte Gese» Entwurf in Bezug auf die Zulassung ausländischer Gold- und Silber - Arbetten, so wie hinsichtlich der im Julande zu beobachtenden Stempelung derselben

wurde von 25 gegen 22 Stimmen verworfen.

Mastricht, 8. März. Am sten d. marschirte von Val- fenswaard eine etwa 300 Mann starke Abtheilung aus den Aushebungen des Jahres 1832 und 33, um sich zu ihren resp. Regimentern in unsere Stadt zu begeben. Ein zurückgebliebe- ner Soldat, der sich durch Unkunde von der Militairstraße ver- irrt hatte, wurde von zwei Belgischen Douaniers arretirt und nach Looz geführt, von wo er des folgenden Tages, einem Briefe zufolge, den er an den Komandanten der Abtheilung geschrieben, nah Weert gebracht werden sollte. Uebrigens ist der Mann chaft auf ihrem Wege kein Hinderniß zugestoßen.

Belgien.

Brüssel, 12. März. Jn der gestrigen Si6ung der Re- prásentanten- Kammer machte (wie bereits erwähnt) Herr Le- beau die Motion, daß die Kammer ihre Sißungen \hon um zehn Uhr beginnen möchte. Zur Unterstúbung derselben (agte er: „Die Verhandlungen, weiche je6t eröffnet sind, werden fich, allem Anschein nach, sehr in die Länge ziehen. Die Wichtig- keit des Gegenstandes rechtfertigt die Ausdehnung der Debat- ten, und ih bin weit eatfernt, sie beschränken zu wollen; aber ih glaube, daß wir in Berücksichtigung der bedrängten Lage des Landes die Dauer der Debatten so viel wie möglich abkür- zen müssen. Täglich widmen wir drei Stunden den wichtigen Erôrterungen. Sch werde Jhnen nicht vorschlagen, dem Bei- spiel des Unterhauses zu folgen, welches seine Sibungen bis 3 oder 4 Uhr Morgens verlängert, aber wir können das sehr wohl thun, was die Französische Deputirten-Kammer unter den gewöhnlichen Umständen thut und was der National - Kongreß gethan hat. Jch trage also darauf an, daß die Sißungen um 10 Uhr Morgens eröffnet werden. Jch stehe um jo weniger an, dies zu thun, als mit Ausnahme eines oder zweier Spe- zial-Kommissionen kein Mitglied verhindert wird, an den- Bera- thungen Theil zu nehmen. Die Lage des Landes verdient die größte Beachtung, aber ich muß bemerken, daß dret einer so ernsten Frage gewidmete Stunden weniger sind, als die Interessen des Landes von uns fordern.‘ Herr Dumortier erwiederte darauf; „Warum ist dieser Anträg nicht eher gemacht worden? Wozu eine übereilte und leichtfertige Erörterung etner so wichtigen Frage in einem Augenblicke, wo ein Belgien feindlihes Mini- sterium gestürzt ist, wo die Wahlen in Frankreich uns vielleicht einen neuen Weg des Heils eröffnen? Werden die Erörterun- gen zu sehr verlängert, so ist zu fürchten, daß die Kammer und die Zuhéper ermúden. Uebrigens müssen die Redner sich auch vorbereiten. Es is durchaus kein Anlaß vorhanden, die Vere handlungen zu übereilen, während uns Alles räth, sie in die Länge zu ziehen.“ Als es zur Abstimmung kam, wurde der Antrag des Herrn Lebeau mit 40 gegen 30 Stimmen ange- nommen. Herrn Pirson schien es nicht einmal genügend, die Verhandlungen bloß in die Länge zu ziehen, und er beantragte geradezu die Vertagung der Kammer. In der Rede, in welcher er seinen Antrag entwickelte, ließ er sich zu den lei- denschaftlichsten Ausdrücken fortreißen und sprach von Ehrlosen, Selbstsüchtigen und Bestochenen, die es im Lande gäbe. Als der Redner in Folge dieser beleidigenden Ausdrücke zur Ord- nung gerufen wurde, meinte er, er habe nicht von den Mit- gliedern der Kammer esprochen, und feine bestimmte Person im Auge gehabt. Er habe nur gesagt, es gábe im Lande Ehr- lose eslócheite und redliche Leute, die sich an der Nase her- umführen ließen. Ein Krieg sey gar nicht zu fürchten, und die Lähmung der Industrie entspringe, seiner Ansicht nach, nicht aus der politischen Lage, sondern aus der Agiotage. Da der Redner sich noch andere beleidigende Ausfälle gegèn einzelne Mitglieder des Ministeriums erlaubte, so machte ihm der Kriegs-Minister bemerklich, daß solche unanständige Ausdrücke die Kammer be- \shimpften. M enger rief Herr Pirson noch die Ma- nen der Schlachtopfer der Revolution aus ihren Gräbern her- vor, um sie fär sih zeugen zu lassen. Herr Gendebien meinte, man sey zu empfindlih, wenn man solche Aeußerungen übel nehme; Herr Pirson sey in das Gebiet der Epopde überge- s{hweift und habe die Manen der Revolutions-Opfer citirt, um sie den Wunsch aussprechen zu lassen, daß der Köhig eine lange Reihe von Nachfolgern haben möge. Dér Krieg s- Minister fand sich noch einmal veranlaßt, das Wort zu er- greifen und sagte: „Es is mir nicht möglich gewesen, meien

Unwillen zu unterdrücken, als ich Ausdrücke vernahm, welche

das Land und die Kammer beschimpfen. - Während meiner Ab- C hat Herr Pirson meinen Namen Aen und das ist eine antiparlamentarische Frechheit. Seine Ausfälle sind um so unverzeihlicher, als ihn sein Alter vor einer Züchtigung {hüt und man einem Greise Manches hingehen lassen muß.“ Herx Pirson erwiederte, er bedürfe keiner Nachsicht, und wenn er Unrecht habe, möge man ihn zur Ordnung rufen. Bei den Generalstaaten habe man ihm ebenfalls gedroht, ihn zur Ordnung zu rufen, als er auf der Rednerbühne geäußert, wenn der König Wilhelm sein System, in Bezug auf Bel- gien , nicht ändere, würde bei erster Gelegenheit ein Aufstand ausbrechen. Hierauf DE Herr de Foere noch eine lange Rede, in welcher er die Handels- und Finanz-Frage einer Un- tersuchung unterwarf. Heute war die Repräsentanten-Kammer zwar um 10 Uhr sem Ernt, die Sibung wurde jedoch erst um halb 12 hr eröffnet. Nach der Verlesung des Protokolls entspann sich zwischen den Herrn Dumortier und Liedts, Quästor der Kam- mer, eine neue Diskussion in Bezug auf die Nichtbekannt- machung der Bittschrift der notabeln Einwohner von Courtrai, welche dem Stenographen des „Moniteur“ übergeben worden war, und die mehrere Tage lang in Folge der durch die Quástur ge Aufschlüsse rig opa worden zu seyn schien. ach diesem Zwischenfalle wurde eine Bittschrift der Stadt Wareghem, in West-Flandern, welche gegen jede Abtretung des Limburgischen und Luxemburgischen protestirt, verlesen. Hier- auf wurde die Tagesordnung wieder vorgenommen und Herr Denef, Deputirter von Turnhout, hielt eine Rede zu Gunsten des der Kammer vorgeschlagenen Geseß - Entwurfes. Nach den Entschuldigungen des Herrn Me6, welcher erklärte, daß eine \chwere Unpäßlichkeit ihm das Wort untersage, hörte die Kam- mer eine glänzende Rede des Herrn Rogier, der während zwei Stunden die Fra e unter allen ihren Gestalten erörterte. Gegen 3 Uhr bestieg Herr de Puydt, von der Partei des Widerstandes, die Rednerbühne. ; Der ehemalige Lieutenant Perrier - Daugenet, welcher be- huldigt worden, Proklamationen an die Armee vertheilt zu gaben und der deshalb festgenommen "wurde, ist nah einem

erhór, das der Appellationsrath Corbisier mit ihm vorgenom- / ] |

men, wieder in Freiheit gesest worden.

Am 8§8ten d. haben sich die Herren Gadts, Jnstructions- richter, Haser, Stellvertreter des Staats-Prokurators, und von Corswarem, Gerichtsschreiber, nah dem Lager von Beverloo begeben, um dort zu einer Justruction in Betreff der Procla- mation an die Armee zu schreiten, als deren Verfasser sich Herr Bartels bekannt hat. Zehn Me sind verhöôrt worden, unter welchen man die Generale Magnan und Brias bemerkt. Es scheint aus dieser Untersuhung hervorzugehen, daß das Ganze

t ohne daß man einen weiteren Versuch gemacht hätce, die ruppen gegen die Regierung aufzureizen. Außerdem läßt der gute Geist, welcher die Lager: Truppen beseelt, und die strenge Disziplin, welche dort herrscht, keinen Zweifel úbrig, daß die Bartelósche Proclamation ohne Erfolg bleiben werde.

Am 17. April wird die Klagesache der Gemeinde von Tilf gegen die trauernden Missionaire vor dem Gerichtshof in Lüt- tih verhandelt werden.

Dem Moniteur Belge zufolge, belief sich die Zahl der Ausländer, die wegen Mangel an Suöbsistenz-Mitteln oder we- gen anderer dringender Motive über die Gränze gewiesen wor- den, im Monat Januar auf 66 und im Monat Februar auf

92: Es' béfänden sich darunter 32 Franzosen, 28 Holländer, j Sachsen, 5 Baiern, 3 Oester- |

42 Preußen, 4 Hannoveraner, 4 reicher, 16 Deutsche (aus kleineren Staaten), 5 Polen, I Russe, 2 Engländer, 14 Jtaliener und 2 Schweizer.

Zu den vielen Unwahrheiten, ‘welche die Widerstands-Par- tei jekt durch ihre Organe zu verbreiten sucht, gehört auch die, daß von Paris und zwar durch das Haus Rothschild sechs Millionen hierher gesandt worden seyen, um sie theils zu Be- stehungen der Deputirten zu verwenden und theils unter das Volk zu vertheilen.

Än unserer Börse wollte man wissen, daß die Eröffnung der Französischen Kammern um 14 Tage verschoben worden sey. Hier meint man, es geschehe dies bloß, damit in der Zwischen- zeit die unendlichen Discussionen der Beigischen Kammer zu ei- nem Schlusse gebracht werdén.

Schweden und Norwégen.

Christiania, 4. März. Die Norwegischen Blätter inel- den, daß iu dem Hause des Amtmanns Blom, zu Drammen, wo der' König vorgestern abgestiegen war, eine zum Heizungs- apparat gehörende Röhre die Wand entzündete und in Flam- men sekte, daß man aber glücklicherweise bei Zeiten darauf auf- merksam ward, und das Feuer lôdschte. Se. Majestät ordneten selbst die Lösch-Anftalten an, Und erst nachdem alles vorbei war, begaben sie sich in Graf Brahe's Wohnung an der anderen Seite der Straße.

In der Umgegend von Stavanger und Egersund s{lägt man den Heringsfang zu 160,000 Tonnen an; bei Bergen stellt sich derselbe aber fortwährend ungünstig.

Deutschland.

Hannover, 14, März. Die Hannoversche Zeitung bringt heute Nachstehendes: Der „Hamburger Korrespondent“ vom 4. Márz enthält ein Schreiben aus Haunover, worin es Us „¡Die öffentlihe Meinung hat seit dem Erscheinen der Proclamation vom 15. Februar eine Aenderung erlitten, welche

| lasse haben darin niht das Geringste geändert.

| Grafen von Grünne nach Neapel abgereist

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set nah, daß die Verfassung von 1819 rechtmäßig hergestellt sey. Da Se. Majestät der König die Verfassungs - Aenderung von 1833 nicht anerkannte, so mußte die frühere Verfassung von 1819 wieder hergestellt werden, damit irgend ein rechtmäßiger, verfassungsmäßiger Zustand bestehe, damtt irgend eine feste reht- mäßige Grundlage vorhanden fey. * Wäre die Verfassung von 1819 nicht zuerst völlig rechtmäßig festgestellt worden, dann wür- den alle Beschlússe der jebigen Stände-Versammlung jeder recht- mäßigen Begründung entbehren. Die Mitglieder der jeßigen Stände - Versammlung , die uach der Verfassung von 1819 ge- wält waren, die sich als Stände nah der Verfassung von 18§19 fonstituirt hatten, konnten wohl nicht glauben, wie jenes Schrei- ben behauptet, daß sie, „abgesehen von jeder Verfassung‘“, vom Lande gewählt seyen, um mit der Regierung über die Differenz punkte zu unterhandeln. Wie sollte es überhaupt möglich seyn, daß eine Stände-Versammlung, abgesehen von jeder Verfassung, zusammentrete? Und welche rechtliche Begründung wärde cine Versammlung in Anspruch nehmen können, die, abgesehen von je- der Verfassung, zusammentritt? Auch hatte die Regierung zu oft er- fläárt, daß sle Stände nach dec Verfassung von 1819 seyen. ber das | mochten jene Mitglieder der Stände-Versammlung, die ohne gerade 1819er zu seyn, doch durch die Anerkennung der Verfassung von 1819 dem Lande alle langwierigen Streitigkeiten und Spaltun- gen redlich zu ersparen gesucht haben, glauben, daß der König die treue Ergebenheit seines Landes würdigend, dur verfas- sungömäßige Vereinbarung mit den Ständen dem Lande die Anordnungen gewähren werde, die, nach ihrer Ansicht, durch das IÎnteresse desselben geboten würden. ul t vollkommen gegründet und ist es nach der Proclamation und | nach dem Königl. Schreiben noch eben so wie zuvor; beide Er- darin Es is daher gar nicht einzusehen, wie jene Meirttel-Partei in Folge der Kdnigl. Proclamation und des Königl. Schreibens, wodurch die Recht-

T mEGi 8M « Gorfol » N rf ) e | máßigkeit der Herstellung der Berfassung von 1819 nachgewie-

sen und durchgeführt wird, irgend anderes Sinnes habe werden

| fônnen; es ist vieltaehr flar, daß dieselbe durch solche Zeitungs-

Artikel von ihrem bisherigen gejuaden Wege abgeleitet und zu exaltirten Anhängern des Staats -Grundgeseses von 1833 um- gearbeitet werden joll.“

R M) s Wen, 1k März. Vorgestern Morgens ist der Erzherzog Karl, in Begleitung Seines Sohnes Albrecht und des E j i : än demselben Tage Abends fanden die lange vorbereiteten Tableaus in dem Cere- monien-Saale der Hofburg statt. Sie waren mit Geshmack

| m S erdaht und ausgeführt; und, wo alte Gemälde : | l aewählt worden, die Wahl mit Verstand F sich auf die Sendung einer Proclamation ins Lager beschränkt | : : an Tab Il diésen EaUtats Me Bil,

Darstellenden getroffen. Man sah in diesen Tableaus die Blú- then der Jugend unseres hohen Adels vereinigt, was das Jn- teresse des Abends nicht wenig erhöhte, und diesem Bestreben,

| dem Großfürsten den Aufenthalt in Wien nach Kräften ange-

nehm zu machen, doppelten Werth verlieh. Besonders erfreute sich die zahlreiche und glänzende Versammlung an einem großen Tableau nach Rubens, den h. Ildefonsus und die Jungfrau darstellend; zur Seite des großen Gemäldes sah man andere

Meisterwerke der Niederländischen Schule verkörpert, wie Ru-

bens mit seiner Gattin und Andere; eine Lautenschlägerin ; eine / Mädchengestalt mit einem Vogel \pielend u. f. w. j ten große Tableaus, welche die Zuschauer nah China, Indien

Dann folg:

und die Türkei verseßten, und die Wunder des. Orients in sol- cher Fülle von Wahrheit und Natur erschlossen, daß man nur mit Mähe die bekannten Physisognomieen in den: fremdartigen

{ Kostüms, unter Palmen und Bananen zu erkênnen vermochte. Hiervon gebührt die Ehre hauptsächlih dem bekannten Reisen:

den Baron Karl Hügel, der die Anordnung dieser Tableaus übernommen hatte. Ein anderes Fest erwartete den Groß- fürsten am nächsten Abende in Schönbrunn, wo Theater, dann Souper in der Orangerie war. Die eigenthümliche, solide Pracht unseres Hofstaates erschien hier unter dem Anhauche einer idyllischen Poesie, wie denn überhaupt Schönbrunn, die Schöpfung Kaiser Karl’'s V1. und seiner großen Tochter Maria Theresia, den Stempel jener Zeit trägt. Etwas alt und rococo geworden, umfängt es uns mit einem eigenen Reiz, besonders wenn diese weiten Räume mit ihren damastenen S vetén und

! dem vergoldeten Schnizwerk im Lichte von tausenden von Wachs: | kerzen erglänzen.

l l j Einen feenhaften Anblick gewährte die Orangerie, wohin der Hof und die Geladenen sich nah dem Schauspiele im Schloß: Theater begaben. Die Wände der lan-

| gen Orangerie waren mit Orangenbäumen und exotischen Ge-

Zaum vermuthet wurde. nen Partei der 1819er und der viel größeren der 1833er, noch | éine gar nicht unbedeutende Mittelpartei, welche selbst in der | Stände-Versammlung einzelne Organe zählte.“ Diese Partei | glaubte, man befinde slch noch. in dem Zustande des Unterhan- delns; der ganze Streit werde am Ende durch Vertrag unter Landeéherrn und Ständen abgemacht werden können; man gebe | dadurch fceilih den Rechtsanspruch auf, erlange aber vielleicht um so mehr durch Nachgiebigkeit; und dadurch, daß man, wo | irgend möglich, guten Willen zeige. In Folge der Proclama: | tion und des. gleichzeitigen Königlichen Schreibens ist auch diese | artei anderes Sinnes. Sie hat einschen müssen, daß der | treit nur. zu enden is dur unbedingtes Eingehen in das | Verlangen des Kabinets, oder dur eine Entscheidung derjeni- | gen Behörde, welche berufen ist, Recht, Ruhe und Ord- | nung in Deutschland geltend zu machen.“ Es heißt | ferner darin: „Von den ershlenenen Deputirten wa- ren Manche, nah ihren Privat - Aeußerungen, überrascht, | daß sie si von jest an als 1819er ansehen sollten, da sie sich bis dahin lédiglich' als Männer betrachtet hätten, welche, abge- sehen vöoh jeder Betfassing, vom Lände gewählt seyen, um mit | der Regierung über die bestehenden Differenzpunkte zu unter- | handeln.“ Die Proclamation Sr. Mäjestät des Königs wei-

wächsen bekleidet. Aus dem dunklen Feuer glänzten die golde-

[ e | denen Früchte hervor; eine Menge von Blumen -: Terrassen

hauchten ein Meer von Wohlgerüchen aus. Dazwischen shim- merten die reichen Tafel- Aufsäße, Gold- nd Silbergeschirre, der Schmuck der Damen, die Uniformen der Gäste und die Kaiserlichen Livreen der Diener. Viertausend Kerzen ergossen ein magisches Licht über die Gallerie. Dieses Fest gehört wirk- lih zu den s{önsten und prachtvollsten, deren man sih an un- serem Hofe erinnert, und wird selbst durch die Traditionen des Wiener Kongresses nicht in den Schatten gestellt.

Gestern Vormittags besuchte der Thronfolger die ihm ei- gens veranstaltete Kunstausstellung im Volksgarten. Man

wollte dem jungen Prinzen Gelegenheit geben, von dem Stahde | der Kunst in Oesterreich einen Gesammteindruck mitzunehmen, |

und veretnigte hier die ausgezeihnetsten oder doch als solche geltenden Gemälde unserer Künstler. Die Eigenthümer ia ten sié willig aus, und so sah man deun in jenem, sehr be-

Es gab nämlich, außer der sehr klei: | {hränkten Lokale des Kunstvereins eine Reihe von hübschen

Genrebildern von Dannhauser, Danftl u. m., Landschaft Y Y C T o, L aften von Gauermann, van Haanen, Fischbach u. \. f., der vielgesehenen

| und bewunderten Orientalin von Amerling nicht | _berw! (i zu vergessen. | Daß Unsere ernste Kunst so gar nicht vertreten es daß man

niht ein Bild unseres Streinle, Führih und

i : uppelwi sah, ist zu bedauern. ppelwieser

Diese Richtung is die bedeutendste und

folgenreichste, sle weist der Kunst wieder jene hohe Stellung |

an, von welcher sle dur das Genrewesen und ängstliche Na-

turtreue für geraume Zeit in die Sphäre der Vimeindeie war

Abit. fog iy worden. Sie läßt sich nun einmal nicht weg- ugnen.

Heute morgens starb hier der vielverdiente Hofrath von Martin, der dur eine lange Reihe von Jahren die ties Stelle eines Direktors des Kabinets des Kaisers bekleidet hatte in hohem Alter. :

Inland.

Berlin, 17. März. Der Wasserstand ist während der lebten aht Tage in der oberen Spree um 5 Zoll und in der /

unteren Spree um 3 Zoll gefallen. | seht ihr nicht, daß ibr

Dieser Glaube war |

Stettin, 15. März. Die hiesige Spark j Schlusse des Jahres 1837 einen TpitaCBetat E 688 Rthlr., welcher sich im Jahre 1838 dur neue Einschüsse von 94,060 Rthlr. auf 439,748 Rthir. vermehrte. Die Rüfzah- sungen im Laufe des Jahres und die im Januar d. J. fällig gewesenen Zinsen, insoweit sie abgefordert worden sind, betrugen 89/803 Rthslr., so daß 349,945 Rthlr. verblieben, zu welchen jedoch noch die unabgeforderten Zinsen mit 8413 Rthir. hinzu- kommen, die den Jnteressenten als Kapital zugeschrieben sind so daß in das Jahr 1839 der Kapital- Bestand von 358,358 Rthlr. mit übergeht.

Breslau, 13. März. (Schles. Z-) Die Wissenschaft erlitt durch den am heutigen Morgen nach dreiwöchentlichem Krankenlager erfolgten Tod des ordentlihen Professors. der Staatswissenschaften, Dr. der Rechte und Philosophie, Johann Schôn, Redacteurs dieser Zeitung, einen höchst empfindlichen Verlust. Geboren zu Langeudorf in Mähren den 26, Novem- ber 1802, seit dem Jahre 1828 in Breslau lebend, seit dem Juni 1829 an der hiesigen Universität als Privat-Docent thä- tig und seit dem Dezember 1836 zum ordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät befördert, hat er in seinen Schrif- ten durch Gelehrsamkeit, hervorstehende Eigenthümlichkeit der Bearbeitung, scharfsinnige Kritik und gewandte, blühende Dar- stellung alle Leser audauernd zu fesseln und für sich zu gewin- nen geivußt

G io + (Fils A e s ch 1 J Ç Dauer d Eisenbahn-Fahrten am 16. Ÿ Z p amd ns

_Abgang |

von

Bérlin.. | | 50 Î Berlin | l —— 1 A5 [Potsdam [91 Berlin [11 » | | 53 Potsdam |122 § | j Al m 14 | | |

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Berlin Berlin | Berlin [10 Abds.|} 6 |

Die Fahrten vvrn Berlin und von Potsdam um 6 Uh und 10 Uhr Abends mit Pferden.

Die lange Dauer der Fahrt von Berlin um 1C0 Ubr Abends vers ursachte der heftige Sturie und Schnce-

Die Fahrt von Potédam uw 10 Uhr Abends ist auégefallen, da feine Passagiere waren. : :

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Wissenschaft, Kunst und Literatur.

Berlin, 17. März. Der Yahbres-Bericht dex Königlichen Realschule, der zu der Prüfung am 19ren, Wsten und 21fiea d. M- cinladet, enthält außer eiuer Darlegung der - Aufgabe dieser Anstalt 1nd dergemäßen Behandlungswceise der Lehr- Gegeustäude „flatißische Rachrichten“, Mach diesen zählten die oberen Klassen 151, bie miit- leren 238 und die unteren 212, zusammen also (in 12 Abtheilungen) 611 Zöglinge. Ju Jahre 1838 jind aufgenommen 196, abgegangen 123 Schüler, uüd zwar aus Prima 5 mit dem Jeugniß der Reife. Fegt werden 10 Zöglinge mit diesem Zeugnisse die Anßalt verlassen.

Ueber Gewissens- undGlaubensfreiheit, sowohlin mora- lisch-religidser als in rechtlicher Hinsicht. Ein Friedens- roort an alle Religionsparteien vom Professor Krug. („„Steke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durch's Schivert umkommen.““) Leipzig, 1839. :

- Der Verfasser behaudclt mit der von ihm bekannten Klarbcit, Leichtigkeit nud iu allgemein faßlicher Darstellungsweise diesc an sicz, und besonders gegenwärtig wichtigen Gegenstände. Der Gedankeiu- gang ist im Wesentlichsten folgender. Déte Einleitung beginnt mit der „Bemerkung, daß in der Romisch-fatholischen Kirche jeyt auf cin- mal so viele Stimmen sich für Gewissens- unnd Glaubensfreihett ver- nehmen lassen.“ Dann geht es über zu dem Verhalten der Kirche gegen diefe Freiheit uud gegen die Andersgläubigea, und wird threr Behauptung der Einzigkfeit, Allgemeinheit und des Allein- seligmachens“ widersproczeu. Der crste Abschnitt hat dann die Ueberschrift: Gewissens-Freiheit. Das Gewissen (si die Stimme Gottes in uns; daher fein Mensch sich Gewalt über dieses Göttlicue in deur Andern anmaßen darf. Es kann zwar irren, bedarf der Vil- dung, Entwickelung; daher Ermahnung, Velchrung hecilsaus; nicht aber Gewalt. Es if ferner nur ein Xuneres; gehr es zu Thaien über, die uareccht sid, so verfällt es dem Schwerte der Gerechtigkeit, -— welches aber uur deut Staaie zu führen gebührt. E

Von der Glaubens-Fre iheit, weiche der zweite Abschniti be- bandeit, gilt dasselbe, was von der des Gewissens. Die Folgen des Giaubens-Zwaunges werden daun erwähnt, der wider Fesus Wilien is. Auf das Fundament der Kirchen und auf ihre Früchte wird .sò- dann hingewiesen. Der Sache der Religion schadet der leidenschaft- lich geführte Glaubensfireit mebr, als er ihr nügt, und zu tadeln isi, wenn man ihu mit liebloser Bitterkeit flihrt und in dünkelhaftewn Egoismus Andersglaubende verkegert, zumal wenn es sviche thun, die an si seibst das Veränderltcze des Glaubens vielfach erfahren baben. Der Glaubensftreit wird ewig daucrn, nur nehme Keiner dice Untrüglichfeit für fi in Anspruch und führe ibn auf ungerechte Weise. Doch diese verderbliicze Art des Streites wird endlich auf- rel wenn Kirche und Staat überall ihre Einwirkung hier geltend

nahen. #

Anus dem BVisherigen werden daun Folgerungen gemaczt: k. iu Bezug auf die Kirche, wo es sich zeigt, daß fie dur Giaubens- und Gewissensfreiheit wahrhaft nur gewinnen fönue, während das Gegeniheil ihr eben so nachtheilig, als an sich ungerecht is und 11. in Bezug auf den Staat. Dieser bat nichts im Kirchlichen selbf zu bestimmen, wohl aber jede Kirche zu dulden und zu schüßen, so weit sic nicht gegen ihn oder audere Kirchen feindselig oder verderb- lih wirft. „Wenn sie sih aber z. B. unter dem Vorwande, ibr Glaube bringe das so mit sich, oder verpflichte sie dazu, fn politische Händel mischic, Ungehorsam gegen die Staatsgeseze predigte, die Un- terthanen zur Empdôrung aufforderte, sich mit den Feinden des Staats verbäude, um mit deren Hülfe ihre Absichten durchzuseheu ; fich cine Strafgewalt über sogenaunte Ketßér aumaßte, so würde die Staats- Regierung nicht uur die Befugniß, sondern auch die Verbindlichkeit haben, zur Wahrung des Rechts und des Wohls aller Staatsgenosfsen, der Kirche cutgegenzutreten, und wo nöthig, thre ganze Gewalt gegen so ungebührlihes und heilloses Beginnen aufzubieten.“ Ist der Staat nicht duldsam, soudern verfolguagssüchtig gegen etnzeine,- Nie- mand aefährdende Religionsparteien, so bringt er fich sclbs den größ- ten Schaden. Beispiele der Verfolgung und Duldung folgen

ierauf.

h A r Schrift hält fich meist uur im Allgemeinen; auf besondere Ercigaisse oder Personen wird aur ein paar Mal flüchtig hingewie- sen, indem sie ihren Zweck „ei Friedenówort an alle E teien“ zu scepu, im Auge behält. Aber wird sie diesen au zu exrrei- chen vermögen ? DiechVerutinftigen und Friedlichen find schou unge von der Heiligkeit und Wichtigkeit der Duldung und Etnigfkeit, zumal jegt, völlig überzeugt. Aber werden solche Worte wohl Eiugang fin-- den fönnen bei denjenigen, welche unumwunden erflären, daß sic fei- nen Frieden haben wollen, daß ihre Aufgabe der Krieg sey, ein Kri

auf Tod und Leben, um Alles wieder zurückznführeu unter die mittel:

li ertschaft des Papsithums, und die felbst katholische altere Die sich nicht irren lassen, wenn*thuen ain ap mee: errath an dem Deutschen Vaterlande begeht