1839 / 281 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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re Noten nicht mehr baar bezahlte, so würden sie auf der telle im Werthe sinken; Ba emeis Eigenthum würde dar-

- unter leiden, alle Kontrakte würden dadur verändert und jeder Gläubiger um einen Theil seiner ausstehenden Schuld BedraDes werden, denn er hätte eine gewisse, so und so viel eret at des repräsentirende Summe ausgeliehen und wäre gen E A für cine nominell zwar gleiche, aber in der t e Ge, Summe repräsentirende Zahlung anzunchmen. Alle go schäfte mit dem Auslande würden eben solche E Sihung denn da der Ausländer nicht genöthigt i, Nocen erforderlich - nehmen, so würde eine größere uné (N E Me S ae eyn, um eine Schuld in Franken zu N L ain Seces

ringere Summe von Franken für je Regierung dürfte wohl der

i ig wäre. Die E, e: Satt g r S ein solhes Privilegium bewilli-

¿e Bank-Direktoren nicht gerade abgencigt dage- e E O e Bi Direktoren, als Körperschaft, würden der individuellen Schmach entgehen, die in ähnlichem Fall jedes an- dere Bank-Jnstitut treffen müßte, denn ihnen würde die beträcht- liche Schuld, welche (hnen die Regierung s{uldig ist, als Ent- shuldigung dienen; aber es ist micht einzusehen, warum der Eng- lischen Bank eine Handlung des Baunkerotts eher gestattet seyn sollte, als irgend ener anderen. Warum sollten die Bank-Direk-

müssen, zu denen Privat-Banquiers sich genöthigt geschen hätten, um das Uebel abzuwenden? Daß Ie dies aber nicht gethan, da- von haben wir nur zu deutliche Beweise în der leßten von der

Vermehrung der Depositen ergab, während der Vorrath an Bar-

ren bedeutend abgenommen hatte. Jm September 1838 gab der |

Bericht die Depositen auf 22,846,006, die Barren auf 9,915,000 Pfd. an. Jn diesem September aber belaufen sih die Deposi- ten auf 25,936,000 Pfd. und die Barren nur auf 2,816,000 Pfd.,

hon gema ermn ; damals betrugen die Deposita23,112/ 900 und die Barren 6,023,000 Pfd., was also in sechs Monaten bereits eine bedeu- tende Zunahme der Depositen und eine bedeutende Abnahme der Barren ergab und den Düektoren hinlänglich andeuten konnte, wie es ee seyn würde, wenn für die enorme Menge von einge- führtem Getraide baare Zahlung U leisten wäre. Hätten die Direktoren nur mit gewdhnlicher Klugheit gehandelt, so würden sie darauf bedacht gewesen seyn, thre Bépb iten zu realisiren, das heißt, so oft der Markt es gestattet hätte, Verkäufe derselben un- ter den festgeseßten Limiten zu veranstalten; dies würde, wenn es ah und nach geschehen wäre, eine allmälige Verminde- rung der in Umlauf befindlichen Noten zur Folge gehabt haben, ohne jene Störungen und Verlegenheiten zu verursachen, die cine pldbliche Verminderung stets hervorbringk. Die Bank-Direktoren waren aber nachlässig und warteten meist, bis der Markt jehr gedrückt war, und ließen sich dann durch Furcht bewegen, mit großen Opfern zu verkaufen.“

Die Herren Lizardi und Compagníe haben an der Börse an- gezeigt, daß von dem Kongreß und dem Präsidenten Mexiko's der den Fonds-Jnhabern im Jahre 1837 gemachte Vorschlag zur Konvertirung der Mexikanischen Schuld in einen neuen fonsoli- dirten Fonds bestätigt worden. i:

Lord Hawarden und Herr Maude haben beschlossen, eine

oße Menge von Protestanten auf ihren Gütern in der Graf- \chaft Tipperary anzusiedeln, um den überwiegenden katholischen Einfluß in dieser bedeutenden Jrländischen Grafschaft zu neutra- lisiren, wo auch der neue Lord-Lieutengnt schon in Mißkredit ge- kommen ist, weil er sich auf seiner leßten Rundreise geweigert, eine Adresse der Radikalen von Clonmel anzunehmen.

Aus den Jrländischen Provinzen sind seit Freitag ziemlich günstige Nachrichten úber die Aerndte eingelaufen, besonders aus den Grafschaften Meath, Westmeath, Antrim, Louth und Dotwn. Von Limerick, Derry und Donegal gehen indeß noch immer Kla- gen über die ungünstige Witterung ein.

Die Tories haben es sehr úbel vermerkt, daß der Lord-Lieute- nant von Jrland bei der Jnauguration des neuen Lord-Mayors von Dublin, Sir Nicholas Bond, am 30sen v. M., als der Recor- der in seiner Anrede ihn des energischen Beistandes der Corpo- ration bei der Unterdrückung jedes Versuchs zur Auflösung der Union versicherte, auf diese Aeußerung in seiner Antwort gar keine Rücksicht nahm, sondern vielmehr einem Repeal-Verein, der Du- bliner Handwerker - Association, noch ein Kompliment machte, in- dem er sie wegen des Eifers belobte, womit sie sich den von den Chartisten auch in Dublin versuchten Umtrieben entgegengestellt.

Die Times will wissen, daß die neuerdings gemachten Ver- suche, einen Handels-Vertrag zwischen England und der Republik Haiti abzuschließen, nicht den gewünschten Erfolg gehabt hätten. 2, Aus E vom 23. September wird der Times ge- schrieben: „Die Polizei hat die Häupter der lebten Miguelisti- schen Verschwdrung noch nicht entdeckt. Zwar sind Briefe mit falschen Signaturen aufgefunden worden, ihr Jnhalt war jedoch nicht klar genug, um darauf hin die Personen, bei denen man sie fand, zu verhaften. Das Minisierium is noch immer im statu quo. Man hat mehrere ausgezeichnete Männer aufgefor- dert, ein neues Kabinet zu bilden. Es sind in dieser Hinsicht dem Marqguis von Saldanha, den Herren Rodrigo Fonseca und den beiden Magelhaes Anerbietungen gemacht worden, sie haben sich aber geweigert, unter f kritischen Umständen die eitung der Anéeletenbtitéh zu úbernehmen. Der Graf von Villareal und der Graf von Lavradio haben es auch abgeÆhnt, sich in der Ei- genschaft eines außerordentlichen Gesandten nah Brasilien zu be- geben, um einen Handels-Traktat mit diesem Lande zu negoziiren. Die Regierung is daher in großer Verlegenheit.“

Nach der Morhing Fs nicle flnd die von der Britischen Regierung abgesendeten Feldmesser, welche die streitige Gränze zwischen Neubraunschweig und Maîine untersuchen sollen, jelzt am Aroostook. Es hat ein hdflicher Briefwechsel zwischen Siv J. Harvey und dem Gouverneur Fairfield über diesen Gegenstand stattgefunden, und der Lebtere hat versprochen, dem Unternehmen alle Unterstüßung angedeihen zu lassen. Unter diesen Umständen, seßt das genannte Blatt hinzu, lasse sich eine günstige Lösung der rets rage hoffen. i :

Die Eroberung von Aden dúrfte, der Times zufolge, um einen theuern Preis erkauft seyn. Es sey, bemerkt dieses Blatt, ziemlich klar, daß der Besib der Festung das einzige Ergebniß der Unternehniung blei- ben werde, und daß sich die Besaßung, bis man weitere Bewegun- gén mache, in der traurigsten Lage befinde. Ein Schreiben eines Offiziers der Besaßung äußert sich also: „Denken Sie sich den Krater des Aetna vergrößert und das Innere mit Grabsteinen und den Ueberresten von Hücten angefüllt, nirgends cinen Bauin oder einen Strauch, vulkanische Felsen und Hügel auf dréi Sei- ten und auf der vierten das Meer als der’ einzige Ausgang- aus diesem Golgatha. Jn diesen Abgrund sind wir von den wilden Stämmen, die uns umgeben, eingezwängt, welche, im Besiße der anliegenden Küste, uns alle Verbindung abschneiden. Seit

i 1158 sie einen unserer Leute \kalpírt und ermordet haben, sind wir auf die verfallenen Mauern beschränkt, welche uns von uhsern freund- lichen Nachbarh trennen.““ Ï J

Nach Berichten aus S úd-Australien vom 6. Mai herrschte dort große Aufregung in Folge mehrerer Mordthaten, welche die Schwarzen gegen Kolonisten verübt hatten. Der Kolonial -Se- cretair hatte eine Proclamation erlassen, worin ex verbot, den Eingebornen Lebensmittel zu verabreichen, bevor sie die Schul- digen ausgeliefert; erst als sle dies gethan, ließ man ihnen wie- der Vorräthe zukommen. Etwa 50 Englische Meilen südlich vom Fort Adelaide war ein sehr fruchtbares Flußgebiet entdeckt wor- den, welches man nach dem Entdecfer Flarman-River benannte.

B elgien.

Brâssel, 4. Okt. Die energischen Maßregeln , die unsere Regierung und namentlich der Kriegs-Minister ergriffen hat, ha-

| ben den Unruhen in Gent schr bald ein Ende gemacht. Die

Minister halten häufige Konferenzen, denen der König präsidirt, und man vermuthet, daß sie aus\chließlih die Genter Angèêlegen- heit zum Gegenstande hatten.

Gent, 4. At. Das Organe des Flandres enthält fol-

: | gende neuere Nachrichten Über die Genter Wirren: „„Jn der ver- toren nit dieselben Answengungen und Opfer haben aufbieten | 90nde neuere Nachrichten de L Y

gangenen Nacht haben, in Folge der von den Civil- und Mili- tair-Behörden ergriffenen energischen Maßregeln, keine neue Un-

| ruhen stattgefunden. Es war Befehl gegeben worden, die Gar- Bankt publizirten Vierteljahres - Uebersicht, die eine beträchtliche ! nison beträchtilih zu verstärken, und es kam daher ein Bataillon M ¡by L

des L1ten Linien-Regiments von Termonde; heute sind nur noch

Ç Á C G F ŒL op ¿M ogi- eine Escadron Kürassieke von Audenarde, das erste Täger- Regi- ment von Antwerpen Und das _zweite Bataillon des zwei-

| ten Jäger - Regiments zu Fuß von Mecheln hier einge- / rúckt. Die achte reitende Batterie und die zweite Cscadron so di ; | de veiren Kúrassier - Regiments, die hier durchmarschirten also die Zunahme der ersteren auf 3,970,009 und die Abnahme des zweiten Kürajhle 3 / ; / der leßteren auf 6,800,000 Pfd. Im verflossenen Mai war dic Bank |

sind bés auf weiteren Befehl hier zurückgehalten worden. An- dererseits Zatte die Proclamation des Kollegiums der Bürger- meister und Schöffen die beste Wirkung hervorgebracht. Die Urheber der Unordnungen wußten dies sehr wohl, denn während der Nacht wurden die Proclamationen an- verschiedenen Orten abgerissen. Gestern Abend fanden viele Verhaftungen statt und 62 Personen , unter denen ohne Zweifel eine große Anzahl Neu-

| gieriger, wurden in die Citadelle abgeführt, wo sie heute von dem König-

lichen Prokurator verhört wurden. Heute früh wurdein der Fabrik des Herrn Scribe ein Versuch gemacht, die Ruhe zu stören, indem sich ein Volfshaufe dorthin begab, um die friedlichen Arbeiter zu verhindern, illre Arbeit fortzuseßen. Die hiervon unterrichtete Behörde sandte sofort Kavallerie und Jnfanterie dorthin, welche die Menge auseinander trieben. Da das Volk gedroht hatte, die Fabrik des Herrn Scribe in Brand zu stecken, so befahl er, die Arbeit einzustellen und der Kommandant ließ das Haus durch Linientruppen beseßen. Zur Vorsicht war densKräuterhänd- lern, die auf dem Plate Sainte Pharaide zu sibkn wflegen, anbefoh- len worden, ihren Kram aufdem Kräutermarkt aufzuschlagen. Auf dem erstgenannten Plaße, so wie auf dem Freitagsmarkte stehen Li- nien-Truppen und Kavallerie, und auf dem leßbteven is man be- schäftigt, das Pflaster und die Laternen wiederherzustellen. Es ist eine imposante Militairmacht aufgestellt und jedes Stillstehen streng verboten worden. Heute früh bildeten sich auch noch Gruppen vor dén Fabriken der Herren van den Bulcke, de Ruyck und Brasseur, um das Arbeiten in denselben zu verhindern. _ Dié Fabrikanten hielten es “für zweckmäßig, ihre Werkstätten u schließen. Zwei Schwadronen Kavallerie und einige Bataillone Linien-Truppen mit drei Kanonen bivonakiren guf dem Wasfenplaße, wo si auch ein zahlreicher Generalstab befin- det. Man sieht übrigens nirgends mehr jene drohenden Grup- pen von Arbeitern, die noch gestern die Straßen durchzogen und überall Unordnung und Schrecken verbreiteten. Wir hören, daß ein junger Mann von 16 Jahren, Namens van de Vyvere, der gestern verwundet wurde, heute früh im Hospital gestorben ist. Das Kollegium der Bürgermeister und Schöffen hat auf heute Nachmittag eine Kommisston der Baumwollen-Fabrikanten zusammenberufen, um sich mit ihr über die zur Sicherung der öffentlichen Ruhe zu er- greifenden Maßregeln zu berathen. Auch ist eine Adresse an den König abgesandt worden, um die Reclamationen der Gewerbtrei- benden zu unterstüßen. Die Civil- und Militair-Behörden ver- dienen für ihren Eifer, ihre Thätigkeit und Energie, die sie bei Wiederherstellung der dentlichen Ruhe entwickelten, das größte Lob. Die Generale Clump und Malherbe, der Kommandant van den Poele, haben sich so zu sagen vervielfältigt, um den Dienst zu sichern; der Leßtere zeigte sih überall, wo Gefahr vor- handen war.“ DEUt ch hn de

Mänchen, 4. OŒ. Der Juspektor unserer Erzgießerei, Stieglmayr, kam gestern von Salzburg E 0. Q. mit Schwanthaler zusammentraf, und mit diesem und dem dortigen Comité für das Mozart - Denkmal über Anfertigung und Ausstel- lung dieses Denkmals Rücksprache nahm. Scchwanthaler wird das Modell herstellen und Stieglmayr den Guß besorgen, und so dúrste binnen ein pgar Jahren dem allgemeinen Wunsche ent- sprochen seyn, daß Salzburg, die Geburtsstadt Mozart's, ein ehernes Standbild seiner Person. erhalte, das die Bewunderung und Verehrung, die Deutschland seinem ersten dramatischen Ton- dichter zollt, der Nachwelt überliefert.

Der Bayerische Gesandte am Großbritanischen Hofe, Frei- herr von Cetto, befindet sich seit vorgestern in München.

Leipzig, 7. Okt. Unser Kdnig, von seiner Reise an die Hbófe von Weimar und Koburg bereits am 5ten d. M. Abends zurückerwartet, hat Sich, am frühen Morgen des 6. Oktober angelangt, hier nicht aufgehalten, sondern ist mit der gewöhnlichen Dampsfswagenfahrt früh 6 Uhr sogleich nah Dresden abgegangen.

Die regelmäßigen Dampfwagen - Fahrten zwischen hier und Dresden, deren Einnahme vom 22. bis 28. September in 32 Fahrten 10,417 Rthle. 20 Gr. betragen hatte, haben in der ueue- sten Zeit vom 29. September bis 5. Oktober durch Personen- Transport und Güter 16,017 Rthlr. - eingetragen. Dennoch ge- winnen die Eisenbahn-Actien keinen höheren Cours als 90!/, pCt., und die Gesellschaft sieht sich veranlaßt, ein Anlehen von einer Million Thaler zu 3!/, pCr. jährlicher Zinsen zu machen, um die Kosten des zweiten so nöthigen Geleises und diejenigen bei dem Baue der Magdeburg-Halle- Leipziger Bahn bis zur Preußischen Gränze zu decken. S

Ueber den Erfolg der jeßigen Michaelis -Messe läßt sich der- malen, wo wir kaum den dritten Theil der Meßzeit hinter uns iten fein bestimmtes Urtheil fällen. Jn einzelnen Waaren- „Branchen, wie in Tuchen, Leder, Seide, Englischen Manufaktur- Waaren, Leinwand, Luxus-Artikeln verschiedener Art sind manche Zeinträgliche Geschäfte gemacht worden, wenn auch nicht immer

gegen baares

eld, das über die Gebühr zurückgehalten wird.

‘gewesen.

* Diese Aengstlichkeit erschwert den sonst s{wunghaftes Waaren,

Umsab. Z Zur nächsten mit dem 5. November beginnenden Stände, Versammlung is vom Leipziger Kreise der Graf Hohenthal auf Púüchau, ein sehr kenntnißreicher Rittergutsbesißer, zum Mis, gliede der ersten Kammer gewählt worden.

Chemnis, 6. Oft. Seit einiger Zeit scheint über unserm Fabrikwesen kein schr günstiges Göstirn zu walten. M eh- rere Fabrik - Unternehmer haben sich als insolvent gezeigt, und wenn dies auh nicht von der Sächsischen Bobbinet - Actien - Ge, sellschaft mit Bestimmtheit behauptet werden kann, s\o is do faum zu hoffen, daß der angekündigten Anzahlung von 10 pC:. auf die Actien derselben, zur Liquidation des Geschäfts, mehrez1e folgen werden. Die Maschinen - Bau - Gesellschaft läßt in ihren in unserer Nähe befindlichen Werkstätten mit großer Thätigkeit arbeiten, und wird im nächsten Monate zwei von der Leipzig- Dresdner Eisenbahn-Gesellschaft bestellte Lokomotive abliefern, wo; durch, falls diese gut und tüchtig ausfallen, das Bestehen jenes Actien-Vereins gesichert seyn wird. Nach Vollendung der Vor, arbeiten wegen der Erzgebirgschen Eisenbahn is zwar die Aus- führung des ganzen Plans etwas länger, als gut is, verschoben worden, doch kônneu wir versichern, daß dieselbe nicht aufgeho- ben is, sondern im nächsten Frühjahre mit Energie betrieben wer: den wird.

Hannover, 7. Okt. Seine Majestät der König sind ern von hier nah Blankenburg zu einem Besuche bei dem zoge von Braunschweig abgereist. :

Der Kriegs-Minister General Graf von Alten hat eine län- gere Urlaubsreise nach Frankreich und Jtalien angetreten. Wäh- rend der Abwesenheit Sr. Excellenz führt der General-Lieutenant Graf Ferdinand von Kielmannsegge den Vorsik im Kriegs-Mi- nisterium.

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Stuttgart, 5. Okt. Der Schwäbische Merkur berich- tet: „Se. Königl. Majestät haben vermöge höchster Entschlie- ßung vom 6. September Sich bewogen gefunden, den Geh. Rath von Schwab, seinem Aasuchen gemäß, in Rücksicht auf seine gestôrte Gesundheit, von der demselben provisorisch Übertra- genen Verwaltung des Justiz - Departements in Gnaden zu ent- binden, unter Velassung in seinem Amte als ordentliches Mit- glied Hôchstihren Geheimenrathes, sodann mittelst höchster Ver- fügung von demselben Tage den feitherigen Ober-Tribunals-Rath von Prieser, außerordentl. Mitglied des Geh. Rathes, zum wirklichen Staatsrathe gnädigst zu ernennen und demselben pro- visorisch die Verwaltung des Justiz-Departements zu übertragen.

Karlsruhe, 3. Oft. Der bisherige Präsident des Mini steriums des Jnnern, Herr Nebenius, hat dem Vexnehmen nach seinen Rücktritt genommen. Der seitherige Direktor der Regi rung des Mittel-Rheinkreises (zu Rastatt), Freiherr von Rüdt, wird seine Stelle einnehmen.

Wiesbaden, 4. Oft. Heute Mittags verlassen Ihre Königl. Hoheiten Erzherzog Maximilian von Este und der Erbprinz von Modena das Schloß Johannisberg, nachdem Sie durch drei Tage die Gäste des Oesterreichischen Staats-Kanzlers Vorgestern und gestern hatte der Fürst mehrere der ersten adeligen Familien des Rheingaues zu einem großen Diner versammelt; auch unser Herzog stattete den Oesterreichischen Prin- zen auf Johannisberg einen Besuch ab. Der Fürst und die Fürstin von Metternich, so wie ein Theil des diplomatischen Ge- folges Sr. Durchlaucht, geben Jhren Königl. Hoheiten bis Kob- lenz das Geleite am Bord des der Kölner Ge|elljchaft gehörigen Dampfbootes: „„der Kronprinz“/, welches die Erzherzoge für die Rheinreise gemiethet haben. Der Bundestags - Präsidial - Ge- sandte, Graf Münch -Bellinghausen brachte, vom Johannisbergq zurückfehrend, die verflossene Nacht in unserer Stadt zu.

Oldenburg, 27. Sept. (A. Z.) Endlich ist der Bentinksche Erbschafts-Prozeß inrotulirt, und die Akten sind der Universität Jena zum Spruch eingesandt. Man is hier voller Erwartung, ivie das erste Erkenntniß ausfallen wird, wogegen freilich noch immer Appellation zulässig seyn wird, bis zwei konforme Urtheile erfolgen. Es wird die erste Sentenz doch, aller Wahrscheinlich- feit nach, einen Vergleich unter den streitenden Parteien, wenn auch nicht in der Hauptsache, doch wenigstens darüber herbeifüh- ren, wie es im Unterliegungsfall mit dem besiegten Theil gehal- ten werden soll. Bis jeßt hat jeder mit seinem Gegner nur auf der Basis transigiren wollen, daß er diesen abfinde, selbst aber als Jnhaber des Fideikommisses anerkannt werde. Be- kanntlich befindet sich der zweite Sohn des verstorbenen regieren- den Wilhelm Gustav Friedrich, Gustav Adolph, nachdem sein älte- rer Bruder, der nach Amerika ausgewandert ist, guf die Erbfolge verzichtet haben soll, im Besiß der Herrschaften Kniphausen und Varel. Sein Erbrecht wird ihm von seinen Vettern, den Söh- iten seines verstorbenen Vaterbruders, Johann Karl, bestritten, weil der jeßige Besißer unehelich von einer Leibeigenen geboren, und wenn auch durch nachfolgende Ehe legitimirt, doch nicht für successionsfähig zu achten sey, und der Stifter des Fideikommis- \es, der Graf Anton Günther von Oldenburg, nur „eheliche““, das heiße „ehelich geborene‘“/ Nachkommen zum Genuß dieses Fideikommisses. berufen habe. Dies erhelle noch mehr aus dem Grafen-Diplom des ersten Erwerbes des -Fideikommisses, eines Grafen Anton k. zu Oldenburg. Aber auch nach geimeinem Rechte gehöre die Succession des Grafen Oldenburg, jeßt in weiblicher Linie die Gräflich Bentinksche Familie, zum hohen Adel, und könnten durch spätere Ehe legitimirte Kinder dersel- ven nicht für successionsfähig erklärt werden. Der Besikger be- hauptet dagegen, in einer Gewissensehe erzeugt, wenigstens durch nachfolgende Ehe seines verstorbenen Vaters mit seiner noch le- benden Mutter, Sara Margaretha Gerdes, die zwar eine ehe malige Dienstmagd, aber keine Leibeigene gewesen sey, als suc- cessionsfähig legitimirt zu seyn. Der erste Erwerber des Fidei- fommisses, der gleihsam nur per rescriptum der Kaisers legiti- mirte Sohn Anton Günther's, habe gar nicht zum hohen Adel gehört; in jedem Fall sey diese Qualität schon durch dessen Soh- nes Tod des Grafen Anton ll. von Oldenburg, welcher 1738 mit Hinterlassung einer einzigen Tochter , „„Charlotte Sophie“‘/ durch deren Verheirathung die sämmtlichen Güter an die Gräf- lich Bentinksche Familie gekommen sind, aufgehoben. Das Te- stament Anton Günther's, worin das Fideikommiß nur ehelichen Nachkommen gesichert sey, schließe die durch nachfolgende Ehe legitimirten überall nicht aus. Man sieht, wie manche höchst interessante staatsrechtliche Fragen bei Entscheidung dieses Prozesses in Betracht kommen, und daß dieser Erbschaftsprozeß nicht schon mehr juristische Federn in Bewegung gesebt hat, mag in der That nur darin liegen, daß das Objekt zu fern in einem Nordischen Winkel Deutschlands liegt, und man den Werth

desselben nicht kennt. Der jehige Besißer, welcher übrigens wie die Agnaten einen guten Willen zeigt, die bedeutenden Schulden seines Vaters ju ezahlen, hat die Verwaltung des Fideifom- misses einer besondern Kommission anvertraut, und sih nur eine jährliche Kompetenz von 4000 Rthlr. in Golde reservirt. Ueber den Nachlaß des Vaters ist der Konkurs der Gläubiger, wel- cher bei Oldenburgischen Gerichten verhandelt wid, erkannt.

Oesterreich.

Preßburg, 1. Oft. Ueb& die Mortalitäts - Verhältnisse in Ungarn liest man in der Pannonia: „Was Ungarn be- trifft, so verhält sh die Mortalität, die bei den verschiedenen Völkerschaften dieses Landes gan verschieden ist, in dessen sámmt- sichen Komitaten, mit Ausschluß der einverleibten Nebenländer, folgendermaßen: Unter den Kumancn und Jazygen stirbt jähr- lich einer unter 30; unter den katholischen Slaven der Neusoh- ler Didcese einer vou 30; unter den Lutheranern auf den Karpa- then einer von 344 unter den lutherischen Oedenburger Deutschen einer von 39; unter den Wallachen und Rußniaken einer von il; unter den Marmaroser Wallachen nur einer von 81. Son- derbar muß gerade unter diesem Volke, wo die wenigsten Medi-

zinal - Anstalten und ärztliche Hülfe vorhanden, die Sterblichkeit | am geringsten seyn! Doch hat man ohne Unterschied der Gegend |

merkwürdige Beispiwle von Menschen, welche ein ungewsdhnlich hohes Alter erreichen, wobei die Tátra-Länder, besonders die Zips, Liptau, Arva, Thurócz, sich auszeichnen.“

Lemberg, 23. Sept. Gestern war große militairische Kir- hen-Parade auf der Ebene vor dem Kieselkaschen Lager. Sämmet- liche Trupven der Garnison und des Malechower Lagers waren in drei Treffen, und zwar in der ersten Linie die Infanterie in

Massen, in der zweiten die Artillerie und in der dritten die Ka- !

vallerie aufgestellt. Um 10 Uhr erschienen der Erzherzog Franz Karl, der Erzherzog Ferdinand und dessen Neffe, so wie der Prinz von Wasa, mit einem glänzenden und zahlreichen Gefolge und ritten alle drei Treffen ab. ben zu dem großen Kapellen-Zelte, während die Truppen mit klin- gendem Spiele heranrückten und sich halbsternförmig um dasselbe

aufstellten. Nach abgehaltenem Hochamte durh den Herrn Erz- | bischof-Primas defilirten sämmtliche Truppen vor den höchsten |

Herrschaften voruber. Das schönste Wetter begünstigte dieses im- | mil 1 j | fessor Körte.

posante Schauspiel, das an sich schon einen herrlichen Anblick darbot, der durch die ringsum wogende Volksmenge und die von Menschen ganz beseßten Anhöhen gehoben wurde. Nachmittags besichtigten Se. Kaiserl. Hoheit und Jhre Königl. Hoheiten das Lager bei Malechow und Abends war beim Erzbischof-Primas eine glänzende Soirée, welche die höchsten Herrschaften mit ihrer Gegenwart beehrten® San 6 i

Madrid, 2. Sept. Jn der gestrigen Sißung wurden die beiden Geseß - Entwürfe der mit der Berichterstattung úber dite Fueros beauftragten Kommission, die bekanntlich in eine Majori- tát und eine Minorität getheilt isk, verlesen. Der Entwurf der Majorität (dessen Hauptinhalt bereits in Nr. 279 der Staats- Zeitung mitgetheilt worden ift) lautet folgendermaßen :

„1, Die zwischen dem Herzog von Vitoria und dem General-Lieu- tenant Don Raphael Maroto am 31. August 1839 abgeschlossene

Convention ist bestätigt. 2. Die Fueros der Baskischen Provinzen und

Navarra’s sind hinsichtlich der Munizipal- und öfonomischen Verwal- tung bestätigt: was das Uebrige betrifft, so wird die constitutionnelle Bersassung, die in den respektiven Hauptstädten der Provinzen vor der Convention in Bergara vou Kraft war, auf das ganze Land ansge- dehut. 3. Die Regierung wird, nachdem sie die Behörden jener Pro- vinzen vernommen, in der möglichst fürzesten Zeit den Cortes einen Geseßs-Entwurf vorlegen, um definitiv die Fueros mit der Ccnjstitution der Mouarchie in Uebereinstimmung zu briugen. 4. Unterdeß wird die Regierung, den iu den vorhergehenden Artifelu aufgestellten Grundla- gen gemäß, provisorisch die Zweifel und Schwierigkeiten, die etwa in Betreff der Ausführung jener Artikel entstehen fönnten, heben und den Cortes so bald wie möglich Bericht darüber abstatten.“

Der Geseß-Entwurf der Minorität lautet:

„1. Die Fueros der Baskischen Proviuzen und Navarra's sind bestätigt, insofern sie nicht den politischen Rechten zuwider sind, deren die Bewobner dieser Provinzen in Gemäßheit der Constitution von 1837 gemeinsam mit den übrigen Spaniern genießen. 2. Die Regie- rung wird, sobald die Gelegenheit sich dazu darbietet, und nach Anhö- rung der Baskischen Provinzen und Navarra's, diejenigen Modifica- tionen der Fueros vorschlagen, die das eigene Juteresse der Provinzen in Verbindung mit dem allgemeinen FJnteresse der Nation und mit der Verfassung erheischt, auch wird sie die bis dahin in Bezug auf die Form und den Sinn des Obigen etwa entstehenden Zweifel und Schwie- rigkeiten befeitigen und den Bericht darüber an die Cortes abstatten.“

Das „Eco del Comercio‘/ empfiehlt den Entwurf der Ma- jorität, der „Correo nacional‘/ vertheidigt dagegen den der Mino- rität und fordert das Ministerium auf, diese Angelegenheit zu einèr Kabinets- Frage zu machen. Man glaubt indeß, der Kon- greß werde den Geseß-Entwurf der Minorität annehmen.

Der General Espartero hat dem Kriegs - Minister mehrere anerkannt tüchtige Karlistische Offiziere , die sich der Königin un- cerworfen haben, zur Anstellung in der Awmee empfohlen. Es befindet sich darunter Don Manuel Toledo, Sohn des Herzogs von Jnfantado.

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Konstantinopel, 18. Sept. (A. Z.)} Alles wankt, sowohl in Natolien als in den súdlichen Europäischen Provinzen; nur wenig läßt sich guf die Treue der Osmanen bauen, die, als ein in osfenbarem Verfall begriffenes Volk, sich an denjenigen anzu- \chließen bereit sind, der durch glückliche Erfolge beweist, daß er, durch das Fatum augerkoren, die Fähigkeit besißt, es wieder zu erheben. Die Einwohner von Maden, eine Tagereise westlich von Marasch, haben sich bereits an den Vice - König mit der Bitte gewendet, sie durch einen von ihm gewählten Gouverneur regieren zu lassen. Der Pascha von Koniah, einer von denen, welche die bekannte Proclamation des Pascha von Aegypten un- erôffnet an die Pforte eingesendet hatten, hat sich auch schon an Ibrahim Pascha gewendet, um ihn einzuladen, Besiß von seinem Gouvernemeut zu nehmen. Diese bösen Beispiele können allerdings Nachahmung finden, und so das schwankende Asien in einem Nu Mehmed Ali zur Beute werden. Auf der anderen Seite schreit der Vicé-Kdnig, die Pforte môge die Unterhandlungen mit ihm beginüen, sonst wolle er sür nichts mehr stehen; ehe man sich's versehe, werde sein Sohn sich in Bewegung seßen, um einmal der an des ungewissen Zustandes ein Ende zu machen. Diese wiederholten Drohungen verfehlen ihre Wirkung nicht, und die Angst der Pforte wächst mit jedem Tage. Dies mag zur Erklärung dienen, wie es fommt, daß der Divan, troß aller Versicherungen, die Ausglei- dung der bestehenden Wirren den fremden Mächten zu über-

lassen, sich von Zeit zu Zeit, wie in dieser Woche zweimal ge- . er

hah, „versammelt, um ü

/ die Mehmed Ali zu machenden Konzessionen zu berathschlagen. Das

esultat ist gewöhnlich,

Sodann verfügten sich Höchstdiesel-

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daß man beim Schluß des Divans so wenig weiß, als bei desscn Eröffnung.

Fast täglich erhält man Nachrichten von neu angekommenen Kriegsschiffen, die daselbst bald zu der Französischen, baldBu dér Englischen Escadre stoßen. Der Eindruck, den diese imponirende Concentration so großer Streitkräfte um Tenedos auf die Be- völferung von Konstantinopel macht, ist so úberwältigend , daß man Aegypten kaum mehr erwähnen hört, und nur noch die Forcirung des Kanals den Gegenstand der täalichen Besprechun- gen bildet. Man weiß zwar hier, daß die Jnstructionen, die dem Admiral -Roussin von Paris zugckommen, in Bezug auf das Einlaufen in das Marmora-Meer sehr beschränkender Natur flnd; es i| aber auch andererseits bekannt, daß ein Paragraph jener Instructionen dahin lautet, die Englische Flotte nie aus den Augen zu lassen, so daß diese nur in Begleitung der Fraltzd- sischen hier erscheinen könnte. : :

Aus Alexandrien wird berichtet, daß zwischen Jbrahim Pascha Und dem Seriasker Kiamil Pascha eine ernste Entzwoeiung ent- standen ley, die sich, wie behauptet wird, auf die militairischen Dispositionen in Syrien und am Euphrat bezieht.

H-N a:4. Di

Mögkin, 1. Sept. Die Vorträge an der hiesigen im Jahre 1805 durch den verewigtgz Geheimen Ober - Regierungs-Rath AL Thaer ge gründeten, und seitWMm ununterbrochen fortbestehenden Königl. Afade

| mie des Landbaues beginfken in diesem Fahre am 1. November und f dauern bis zum 1. Septentx f. J.

Der Direïtor der Akfadeifie und Besißer des Guts Möglin, der

! Landes-Ocfonomie-Rath Thaer, lehrt in wöchentlih 10 Stunden, vom

1. November bis letzen März: landwirthschaftliche Gewerbslehre in threm ganzen Umfange, fer- ner Buchhaltung, desgleichen allgemeine Viehzucht, spezielle Schaafzucht und Wollkunde, vom 1. April bis 1. September aber: Theorie des Ackerbaues, die Lebre von Ausfaugung und Wie derersaß des Bodenreichthums, Acfer- und Wiesenbau, Feldein- theilung und Anbau der einzelnen Frucht -, Handels- und Fult- ter-Gewächse. Die phvfikalischen Wissenschaften, Techuologie und Botanik, lehrt, mit steter Bezugnahme anf das landwirthschaftliche Gewerbe, der Pro-

Thierheilfuude, zerfallend in eine Uebersicht der Auatomie und Pbvsiologie, Diätetif des gesunden und fraufen Thieres, der materia meilica, allgemeinen Pathologie und Therapie, wie Chirurgie in der Ausdehnung, wie es die Zeit des jährigen Kursus erlaubt, und in denjenigen Hauptmomenten, deren Kenntniß dem gebildeten Laudwirthe bei der Wichtigkeit der Viehzucht für sein Gewerbe nöthig is, lehrt der hier wohnhafte Kreisthicrarzt Dr. Kuers.

«erselbe leitet zugleich die botanischen Excursionen und führt die Aufficht über den öfonomisch botanischen Garten.

Auskunft über die hiesige Stammschäferei und deren schr genaue Registratur giebt der Sccrezair; praftishe Anweisung in der Brannkt- weinbsennerci der Brennerei-Verwalier.

Der Wirthschafts-Juspekior giebt praftische Anweisung über Füh rung der doppelten Buchhaltung, und überhaApt Auskunft über Alles, was die Wirthschaften zu Möglin und auf dem damit in Verbindung stehenden Gute Alt-Gaul betrifft.

A P T

Wissenschaft, Kunst und Liceracur.

Ausstellung der Königlichen Akademie der Künste.

Holbein, ehemaliger Schüler des Prof. Begas, stellt uns eiuen Gegenstand ver, den wir schon öfters auf unseren Ausslelungen gese- hen haben: die Trauer der Tochter Jephthah, nah Buch der Richte: 11, 38. Die Jungfrau ist das Opfer eines vorschnellen Gelübdes ac worden, das ihr Vater im Siegésrausch dem Lenker der Schlachten gethan; sie is mit ihren Gespielen in die Berge gegangen, um ihreu frühen Tod zu beweinen. Bei einem Felsblo sehen wir sie hier siuen, voll Schmerz und Thränen, umgeben von ihren Freundinuen, die alle von gleicher Trauer beseelt sind. Die eine schmiegt sich an die Un glückliche, an ibre Schulter gelebut, eine andere büctt sich, um der Lei denden in ibr nieder geneigtes Antliy zu sehen: eine dritte sit etwas entfernter, ein Saiten - Justrument spielend, eine vierte ist zu den

Füßen der Unglücklichen gelagert, und noch zwei andere sicht man in

einiger Entfernung wandeln. Wie es wohl fommt, ist die Haupt figur am wenigsien gelungen, besonders in ihrer Stellung, indem fie, womit der Künstler vielleicht die passive Hingebung ausdrücken wollte, ihre Arme über die Kuiee fallen läßt, ein Parallelismus, der hier feinen angenehmen Effeft macht. Auch hat er im Ausdruck woh! den theilnehmenden Schmerz besser getroffen, als den ursprünglichen : überhaupt liegt der Hauptreiz des Bildes in den umgebenden Mädcheu- Gestalten und in der Gruppirung, nur behält der Felsblo, welcher die Gruppe imitirt, etwas Absichtliches; man sieht, er is hieher ge- Ra worden, um den Figuren afs dunkler Hintergrund zu dienen. Jm Ganzen zeugt das Bild vou Sorgfalt und Liebe; Zeichnung und Gewandung stud lobeuswerth und noch mehr das Kolorit, das sich durch Klarheit, Milde und Kraft auszeichnet und der trefflichen Schule das Wort redet, in welcher der Künsiler sich gebildet hat.

Wenn wir uns aber ganz freimüthig über Behaudlung und Wahl des Gegenstandes aussprechen sollen, so wünschten ivir dieser alttesta- mentlichen Aufgabe doch noch einen strengeren Stil; die Figuren sind u zart, zu fein gebaut, sie tragen immer noch etwas von moderner Gebrech lichkeit au sich; stattlicher, stämwmiger und heroischer sollten die Juugfrauen sich darstellen, namentlich um diese Klagescene nichk kläglich und weinerlich erscheinen zu lassen. YJrren wir aber nicht, so ist cs eben diese Vereinigung in der Trauer, und nächsidem die D jungfräulicher Gefialten, was die mehrmalige Wiederholung dieses Gegenstandes veranlaßt hat, denu die passiven Trauer - Assem- bleen find nun einmal unter unseren Künsilerüú allzusehr im Schwange, welche wir doch auf. den Unterschied des Traurigen und des Tragischen aufmerïsam machen wollten. Gegen die Wiederholung an sich haben wir nichts, aber eins ist dabei unerläßlich, daß man nämlich gewiß sev, dem Gegenstande eine Steigerung geben zu können, und daß man ihm irgend eine neue Seite abgewonuen habe. Unter dieser Bedingung ist die Wiederaufnahme des schon oft Bchandelten lobenswerth, so wie der Ver- leich mit den Vorgängern in diesem Falle für den Erfolg“ nur vortheil- haft sevu faun; ganz anders bei jener matten Nachfolge auf schon ge- vahutem Wege, der man ansicht, daß sie nur um den Gegenstand, da man einen solchen doch leider einmal haben muß, wenn man malt, ver- legen gewesen. Sucht entweder uach neuen Gegenständen, oder bringt uns die alten so wieder, daß sie uns mit neuer Lebenskraft frischleben- dig ansprechen; eius von beiden; nur tisht uns nicht das Alte auch in der alten Art wieder auf und bringt das schon Dagewesene uicht mit gleichgültiger und zufälliger Variation , oder gar in blässerem Ab- druck! Es. wird so viel Bildung und Wissen, so viel Kunst und Fleiß auf die Ausführung gewaudt, und doch ist meistens nur der ersie Ge- danfe Sen, ie schade oft um all die aufgewandte Arbeit! Gern erläßt die Mehrzahl der Beschauer dem Künstler ein gut Theil von der Strenge akademischer Forderungen, wenn nur in seinem Bilde Geist und Leben athmet. Wir sagen dies nicht, um den Werth dessen herabzusezen, was in der Kunst gelernt werden fann und muß, son- dern um die Künstler von jedem handwerksmäßigen Fleiß abzumahnen, welcher e genügt, wenn das Tagewerk vollbracht 5 und v feluiéht zu sinnigem Nachdenken aufzufordern, so wie die Wichtigkeit darzustellen, daß der Kunstjünger eiue allgemeinere Bildung sih frühzeitig aneigue,

Wohl dem, der zu Zeiten den Pinsel ganz ru : Vüchern alter Poefie sich zu s aus - u rgan wm in üg die Natur voll ín \fi{ch aufzunehmen in ihrer Schönheit, ibrem Cha f- ter und ihrer Junigkeit. : raf- Ein Vild der wir nicht umhin können, es schon hier zu betrachfen: die Rubrik ba- ben wir ohnedies schon früher übertreten. Der Altmeisier Dürer sieht vor der Thür seines Hauses, Piusel und Palette in der Hand; vertieft schaut er dem Spiel vorüberziehender Kinder zu, ihres unbefangenen Lebens sich freuend, die charaftervollen Züge der Natur seinem innern Auge fest einprägend. Da erscheint hinter ihm aus dem Junern des Hauses seine gestrenge Hansfrau : deu produftivsten Moment seiner fünstleri- schen Auffassung für Nichtsthun und Faullenzen baltend, ruft sie ihn zur Staffelei zurü, um die Arbeit zu fördern und die bestellten Bil der und einträglichen Platten fertig zu machen. Wenn auch nicht in (Sestalt eines Hausdrachen, oder, wie hier, in der Form einer sonst nicht

ganz unliebenswürdigen Xanthippe, so mag doch manchem Künstler eine

Kollision der Art bekannt genug scvn, um die Wahrheit des Gedan- fens in unserm Bilde mit Rührung zu empfinden ; mancher aber auch ziebt aus eigner Wahl den Lohn dieser Welt dem Ruf seines Genins

| vor. Das Bild if von Yacob aus Berlin (gegenwärtig in Paris),

demselben, der sich uns sonst nur durch wohlgeiungere Stillleben be fannt gemacht hat; um so mehr muß in diesem, wie es scheint, ersten Figurenbilde die glückliche Eigenthümlichkeit des Gedanfens anerkannt werden. Was die malerische Ausführung anlangt, so sind die beiden

| Hauptfiguren wahr und sprechend, Dürer wird durch Portraitähnlich- | feit sogleich fenntlich, anziehend und lebendig aber is die eifernde Hausfrag1t

vorgestellt. Auch an den Kindern findet sich Manches zu rühmen ; recht

| naiv if ein jüngeres in feinem Hefudchen, welches brüderlih sich an

ein Hündchen lehnt. Sonst bleibt bei dem jungen Künstler das Kön- nen allerdings noch hinter dem Wollen zurück:; er strebt nach fräfti ger Pinselführung, aber ist darin noch unbeholfen und bringt eine gewisse Rohheit in die Zeichnung : er will dem Effekt bunter Farbeu ent sagen, aber er fann mit der Tötalität der Licht-Erscheinung noch nit zu Stande kommen, namentlich modeltirt sich Vieles -noch zu einzeltt und wird dadurch fraus und ungefällig. Vor allen Dingen hätte er woht, zumal bei diesem Hauptgedauken, den Kindergruppen, in denen die Jutention eines freilebendigen Ausdrucks nicht zu verkennen ift, eine feinere Ausbildung zuwenden sollen aber vielleicht ist der Ju- halt des Bildes zugleich irgendwie dessen eigene Apologie.

Wie vicl auf einen neuen Gedanken und einen interessaut gewähl- ten Moment anfommt, zeigt sich recht sehr in dem neuerdings er- schienenen Bilde von Schorn in Berlin: Papst Paul Uk. vor dem Bildniß Luthers. Lekteres, in dem man deutlich die Auffassung Kra- nach’s erfenns, wird von einem Cher- Knaben auf einem Stuhl dem Papste entgegengehalten, welcher, auf einem vergoldeten Sessel sißend, dasselbe mit sihtbarer Bewegung betrachtet. Um ihn ber steben Geist- liche verschiedener Grade: ein Greis mit lang berabfließendem Bart läßt mit ernst nachdenklicher Miene sein Auge auf dem Bilde weilen, leb- hafter drängt fich ein anderer mit greller Geberde vor, um das Bild dessen zu schauen, der den Muth besaß, dem Nachfolger Petri und Statthalter Christi gegenüber seine Stimme zu erheben : ein jüngerer Mönch schaut mehr auf den Papst, als auf das Bild, um den Ein druck zu sehen, der sich auf dgen Antlit spiegelt. Ganz unbefangen und ohue Ahnung von der Bedeutung des Gemäldes, noch von der Aufregung der Betrachtenden, steht der schöne Chor-Knabe da, in wirk samem Gegensaß gegen jene, die in verschiedenen, wohlgedachten Ab stufungen bewegt erscheineu. Der Papst sowohl, als der ernste Greis sind ganz im Profil genommen, was aber vielleicht nicht die vortheil- hafteste Stellung war, um Charaktere spezieller auszuprägen. Ju der That vermissen wir bei längerem Betrachten eine solche nähere Charakteristik dieses Papstes, wozu MRanke's treffliches Buch *) die erforderlichen Züge liefert, in der bekannten meister haften Portraitzeichnung des Verfassers. Er wird uns hier geschildert als von einer „höchst bedächtigen, aufmerfsamen, zögerden, abwartendenr Politik“; ferner: „immer mit der doppelten Rücksichk auf den Inhalt und die Form wählte und erwog er seine Worte; leise, mit dem lang samsien Bedacht ließ er sich vernehmen.“ Hiervon lesen wir freilich wenig in dem Autliß des Pabstes, wie ihn uns Schorn malt, im Ge- gentheil, man sollte in der lebbaft vorgebeugten Gestalt eher einen hef tigen Charakter vermuthen, welcher seine unwillfürliche Regung nicht zu unterdrücken gewohnt ist, als den Mann der größten Selbsibeherr [chung und der feinsten Jutrigue; wenigstens hätte der Künstler viel leicht über deu momentanen Eindruck zu viel von dem durchgeheuden Charakter geopfer! Aber davon abgesehen, so ist die Figur in ihrer Bewegung lebendig, ausdrucksvoll und würdig. Auch die allgemeine Anordnung if trefflich, bequem und uatürlich: der Pabf lehnt seine Linfe, in der er ein weißes Tuch hält, auf einen Tisch; ueben Früchten und reich servirten Erfrischungen findet sich darauf auch ein Stunden glas, dessen Sand zur Hälfte abgelaufen is ein Symbol, dessen Bedeutung feinen Zweifel läßt. An der hinteren Wand des etwas engen und fahlen Zimmers erblicít man Griechische Marmeorstatuen. Vortheilhafter für das Bild würde es gewesen seyn, wenn der Künsl ler einen weiteren und prachtvoller geschmückten Raum gewählt hätte, der, ohue durch zu einzeln hervortretende Gegenstände zu ze1 streuen, doch im Ganzen mehr den Begriff von dem äußeren Glanz de: weltlichen Eristenz des Papsithums gegeben hätte, und obnedies ge wiß malerischer gewesen wäre, als die nah abschließkende Wand, de ren rothe Tapete anch zu sehr die Farbe der Gewäunuder und Teppiche wiederholt. Jm übrigen hat die malerische Behandlung Verdienst- liches, cs ift ein helles Tageslicht gewählt « und der Künstler hat in der Farbe klar und bestimmt sevn wollen. Yedoch bleiben die Lokalfarben wohl auch für diese Beleuchtung zu einzeln, der Hintergrund dagegen erscheint wie mit einem weißen Flor überzogen. Ein etwas gesammel teres Licht, vielleicht gar bis an Rembrandt anklingend, wäre hier viel leicht angewendet gewesen, namentlich auch um die Pracht der Gewän der und reichen Gegenstände gegen die Gestalten und Köpfe gebührend unterzuorduen, dagegen die geistige Bedeutung vok dem bunten Sinnen Eindruck hervorzuheben.

Eine interessante Parallele zu diesem Bilde giebt die Ausstellung in einem Gemälde von Friedrih S challer (in Berlin): Cromwell mit seiner Tochter und Wildrafe vor einem Bildnisse Karl's 1., Scene aus dem Roman Woodstocf von Walter Scott. Der malerische Ge danfe is offenbar ganz derselbe, nur haben wir statt der geistlichen Sphäre hier die weltliche, nund die beiden Beschauer stehen im umge kehrten Verhältniß des Erfolgs. Doch fönnen wir- das Lob für die Wahl des Moments, das wir dem vorigen Künstler ertheilten, die sem nicht beimessen , nicht etwa, weil er von jenem entlehnt, sondern weil er, obwohl er Walter Scott als seine Quelle neunt, doch auf die Darftellung dieser Situation nur durch das berühmtke Bild vou Delaroche in Paris gebracht zu sevn scheint, wie auch schon die Ach: lichkeit des Kostums ausweist. Vergleichen wir nun aber sein Bild mit dem des Pariser Malers, so können wir darin keine Stei- gerung und Fortbildung, sondern nur einen Rückschritt von dem viel Prägnauteren zum Schwächeren erkennen. Dort sehen wir den Usur- pator- den Deckel des Sarges erheben nnd mit kalter Miene sein Opfer,

inaerichteten @öniqg betrachten: in der That, ein Moment von den hingerichteten König, betrachten: M Dat MvONITeITe V der seltensten malerischen Bedeutung, und gewiß einer der glücklichsten Griffe, den die nettere Franzésishe Kunst, bei ihrem Hange zum Pi- fanten und Grausigen, überhaupt gethan hat. So schneidend, so craß ist nun Schallers Bild freilich nicht, allein der Gedanfe bleibt au, nach jenem Vorgange, makk und halb. Und so waren auch die Kräfte nur noch schwach und unsicher, mit denen die Ausführung begonnen wurde: allenfalls dru die Hauptfigur etwas von Scheinhéiligkeit aus,

aber viel fehlt ihr, um das auszuflillen, was der Name Cromwell Gr.

sagt.

*) Die Römischen Päpste, ihre Kirche und ihr Staat im sechszehn- ten und siebzehnten Jahrhundert. Bd. 1. S. 337. ff.

usstellung spricht dies höchst treffend aus, so dag “D

Ie ras Wte airs arbei G-A re. cui

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