1877 / 170 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 23 Jul 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Vater des Betreffenden sei allerdings einmali Vikar in Hughenden (Lord B.'s Wohnsiß) gewesen, habe die Stellung aber bereits vor 30 Jahren aufgegeben und sei niema:s mit ihm in per- sönliche Beziehungen getreten. Den Sohn kenne er persönlich niht einmal von Ansehen. So müsse er denn entschieden ab- lehnen, die Resignation Mr. Pigotts, welche dieser jofort ein- ereiht habe, an cen Lord Granville erklärte, das Ober- Laus enthalte fd besser jeder Besprehung der Angelegenheit, da sie allein das andere Haus angehe. Das Universitäts- geseß für Oxford und Cambridge, jowie eimge andere Entwürfe wurden demnächst zum dritten Male gelesen. Im Unterhause erwiderte der Unter-Staatssekretär Bourke auf eine Anfrage Sir R. Anstruthers, durch die bri- tischen Kreuzer seien während des Jahres 1875 an der Küste Ostafrikas 456 und während des s 1876 634 Sklaven in Freiheit geseßt worden. Von den im Jahre 1875 Geretteten seien 239 von der fkirchlichen Missionsgefell schaft und 154 von dem sogenannten Universitätsvereine übernom- men worden. Zwei seien nah Natal gesandt und einige auf ihr Ersuchen mit Freilassungsscreiben in das Hauptland ent- lassen worden. Aehnlih sei mit denjenigen von 1876 ver- fahren worden. Dr. Kirk sei zu genauen Berichten über die Zahlen aufgefordert, und seine Mittheilungen würden in Kurzem erwartet. Der Minister des Jnnern, Mr. Croß, erklärte auf eine Anfrage Mr. Chadwicks, die Frage einer Anstel- lung öffentliher Ankläger sei von der früheren und der jeßigen Regierung in Betracht genommen worden. Obwohl er fühle, der Schritt könne nothwendig werden, würde die Sache sehr kostspielig sein und manche Veränderungen nach sich zichen. Er halte sich bereit, bei Gelegenheit ein Geseß zu beantragen. Dem Marquis of Hartington erwiderte der Schaßkanzler, die Regierung denke im Laufe diefer Session noch die Geseze über die irishe Gerichtsbarkeit, die süd- afrikanische Konföderation und die schottisch-irischen Gefängnisse dur{zubringen, vielleiht auch noch eine Reihe anderer Ent- würse, z. B. das Bankerottirerge)eß und das FabrikgeseBß. Er hoffe, die Verhandlungen würden etwa am 12. August zum Abschluß kommen. / E

2. Juli. (W. T. B.) Bei dem gestern in Green- wich stattgehabten Banket des Cobden-Clubs gab Leon Say der Hoffnung Ausdruck, daß das gegenwärtige französische Kabinet den Handelsvertrag mit England von fret- händlerishen Gesichtspunkten aus erneuern werde.

Frankrei. Paris, 20. Zuli. (Fr. C.) Neuerer Ver fügung zufolge wird der Mars@Hall _Mac Mahon feinen projektirten Ausflug auf Bourges beschränken und sih nicht nah Saint-Etienne begeben. Neuerdings erscheint eine autographirte „Correspondence de l’Union conser- vatrice“, die im Preßbureau des Ministeriums des Fnnern redigirt und täglih allen konservativen Blättern von Frank- reih unentgeltlih zugestellt wird. Hr. Bernard d'Har- court, ehemaliges Mitglied der Nationalversammlnng, hat sih in dem Landkreise Orleans als Regierungskandidat an- gemeldet. 5

23. Juli. (W. T. B.) - Die Einberufung der Reservisten der Jahresklasse 1870 zu einer 28tägigen Uebung ist dahin geregelt worden, daß die Reservisten des VIL, VIIL, XIL, XIIL., XIV. und XVII. Armee-Corps am 20. August, diejenigen des XI. Armee-Corps am 25. August, diejenigen des Ï., II., IIL, IV., V., VI., IX. Armee-Corps und der Pariser Armee am 1. September, diejenigen des XVIII. Armee-Corps am 5. September und diejenigen des X., XV,. und XŸI. Armee-Corps am 10. September eingezogen werden und sonach die leßten Reservisten am 8. Oktober d. F. wieder entlassen werden würden.

Spanien. Madrid, 20. Juli. Die amtliche „Gaceta“ meldet, daß der König und die Prinzessin von Asturien den Hafen Aviles in Asturien besuht haben und von der Bevölkerung auf das Sympathischste empfangen worden sind.

Türkei. Konstantinopel, 13. Juli. Die „Pol. Korr.“ meldet: „Um die öffentlihe Meinung zu beruhigen, hat die Regierung die Generale und Ober-Offiziere, welche in Sistowa und in Tirnowa kommandirten, sowie die Gouverneure dieser beiden Städte nah Konstantinopel beschieden, um sie vor ein Kriegsgericht zu stellen. Unter diesen Offizieren befinden fi die beiden Brigade-Generale Achmet Hamdi Pascha und Safvet Pascha, der Oberst und Playkommantant von Tirnowa und der Major, welcher das Bataillon kommandirte, welchem die Ueberwachung gen Theiles des Donau- Ufers anvertraut war, von welhem aus die Russen sih Sistowas bemächtigt haben. Reouf Pascha, welcher mit der Jnspizirung der Befestigungen von Adrianopel und der Balkan-Uebergänge ae worden ist, hat einen sehr be- ruhigenden Bericht an den Sultan gelangen lassen, worin er versichert, daß nihts zu einer entsprehenden Vertheidigung unterlassen worden ist. Wenn dem auch wirklih jo ist, so flôßt doch die Qualität der Kräfte wenig Vertrauen ein, welche bisher mit der Vertheidigung der Werke betraut sind. Zur Stunde befindet sich in Adrianopel keine andere Truppe, als Freiwillige und Landsturm. Wohl erwartet man dort die Divifion Ali Saib Paschas aus Scutari; nah allen Berech- nungen wird dieselbe aber kaum vor Monatsfrist eintreffen können.“

91. Zuli. _ (W. T. B.) Dem Reutershen Buveau geht von hier die Meldung zu, die Yacht „Jzzedin“ sei mit versiegelten Ordres in See gegangen. Es sei dort die Ansicht verbreitet, die Yacht solle Midhat Pascha zurückführen. Einige in Konstantinopel ansässige vornehme Bulgaren seien angewiesen worden, das türkische Gebiet zu verlassen, andere seien verhaftet worden. _ :

(W. T. B.) Die türkische Yacht „Jzzedin“ ist mit Ordres für den türkishen Konsul in Mal ta eingetroffen und dann alsbald nach Kreta weiter gegangen.

(W. T. B.) Aus Konstantiopel wird der „N. fr. Pr.“ telegraphirt: Der seitherige Kriegs-Minister Redif Pascha geht in die Verbannung, der Posten des Kriegs-Mi- nisters wird vor der Hand nicht beseßt. i

Einem Telegramm der „Polit. Korresp.“ aus Bel- grad vom 21. zufolge hat die Skupschtina die Regierung zu allen durch die Verhältnisse gebotenen Schritten ermächtigt. Der Kaiser Alexander hat, wie dasselbe Organ meldet, den Fürsten von Serbien zu der von ihm beobachteten reservirten Haltung beglückwünscht. Dem Ministerpräfidenten Ristics sei ein Schreiben gleichen Sinnes von dem Fürsten Gortschakoff zugegangen. «

Dänemark. Kopenhagen, 20. Juli. Wie „Fädre-

nädigst aufgetragen, den fe ine L

der König hat mir heute bei seiner Abreise von Viborg Aller- esammten Truppen des Lagers

reude und Zufriedenheit mit der von ihm abgehaltenen

Revue zu erkennen zu geben, sowie seine Anerkennung für den Diensteifer und die Pflichterfüllung, womit ein Jeder, sowohl Befehlshaber als Gemeiner, zur Erreihung des durh diese Lagersamrlungen bezweckten Ziels beigetragen hat.

Frederik, Kronprinz.“ Die vom Ministerium des Jnnern betreffs eines Nothhafens im nördlichen Kattegat niedergeseßte Kom-

mission hat vor einiger Zeit ihre Wirksamkeit begonnen.

Amerika. New-York, 22. Juli. (W. T. B.) Nach

hier eingegangenen Nachrichten ist Escobedo mit seiner

Begleitung als P i l Augenblicke verhaftet worden, wo er die Grenze von Rio

Grande überschreiten wollte.

Parteigänger Lerdo di Tejada's in dem

Brasilien. Rio de Janeiro, 20. Juli. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat mit 70 gegen 16 Stimmen dem Finanz-Minister, sowie dem Kabinet in seiner Gesammt- heit ein Vertrauensvotum ertheilt.

Afrika. Alexandria, 20. Juli. (W. T. B.) Der

Khedive ist hier eingetroffen, um die Sommerresidenz zu be-

iehen. nes Tunis, N. Juli. (W. T. B) Dex Premier- Minister und Minister der Auswärtigen Angelegenheiten, Ge- neral Khereddin, hat seine Entlajjung genommen. Zum Minister ‘der Auswärtigen Angelegenheiten ist Kas nadar, zum Premier - Minister der Marine - Minister , General Mu stapha Ben JFsmain, ernannt worden.

Der russisch-türkische Krieg.

St. Petersburg, 21. Juli. (W.T. B.) Das „Four- nal de St. Petersbourg“ bemerkt, daß man im englischen Parlamente hinsihtlich der vermeintlihen russischen Grausamkeiten doch auf das Urtheil des Generals Kemball e sollte, der ja die Türken neben den Russen vor ih habe.

London, 22. Juli. (W. T. B.) Bei dem gestern in Greenwih unter dem Vorsiße des Marquis von Hartington stattgehabten Banket des Cobden Club sprachen sich Marquis von Hartington und Forster in ihren Reden billigend über die neutrale Haltung Englands aus. : 5

London, 23. Juli. (W. T. B.) Die „Morningpost“ meldet, die Regierung habe beschlossen, die Marinetruppen der Mtittelmeerilatte erheblich zu verstärken. Der „Standard“ schreibt, die umlaufenden Gerüchte über eine von der englishen Regierung beabsichtigte Beseßung Galli- polis seien sehr übertrieben. Die Regierung habe nur be- lossen, die Garnisonen von Malta und Gibraltar unverzüglich zu verstärken. Die Truppen würden in wenigen Tagen ab- ehen. Das Land werde hoffentlih diesen Schritt völlig bil- igen. Die Mächte, welche auf Englands Vorgehen warteten, würden diese Maßregel als eine neue Versicherung des Ent- \{lus}ses, von dem Vorgezeichneten um keinen Preis abzuweichen, acceptiren. Für Rußland würde dieselbe eine Warnung sein, ehrgeizige Berehnungen nicht auf die irrthümlihe Jdee von Englands Friedensliebe um jeden Preis zu basiren. Der „Euphrates® ségelt am Donnerstag mit 1500 Mann nah Malta ab. „Crocodile“ und „Malabar“ folgen demnächst mit E Mann. Frauen und Kinder dürfen die Truppen nicht egleiten.

Die „Times“ sagen über die neuesten Kriegsereig- nisse: „Niemand kann bezweifeln, daß die Russen einen lühnen Plan mit der größten Thatkraft ausführen und daß alle Chancen des Feldzuges für sie sind. Alles, was in der Krieg- führung civilifirter Völker den Sieg bringt, scheint auf ihrer Seite zu sein; sie haben Alles, was eine Armee ermuthigt und erhält, in größerem Maße, als ihre Gegner. Rußland is im Vergleiche mit den großen Jndustrieländern Westeuropas ein armes Land; ab:r die finanziellen Hülfsquellen der russishen Regierung find unermeßlih größer als die der Pforte, und die Stim- mung des russischen Volkes T derart, daß der Kaiser es zu jedwedem Opfer aufrufen kann. Für den gegenwärtigen Krieg hat sih jeder russische Offizier vorbereitet, in allen Mi- litärshulen haben die Zöglinge Pläne für den Uebergang über die Donau und den Balkan zu entwerfen gehabt; die Generale fennen die Straßen Bulgariens und die Pässe des Balkans von Jugend auf.“

Europäischer Kriegsschauplaßs.

St. Petersburg, 22. Juli. (W. T. B.) Dffizielles Telegramm aus Tirnowa vom 19. d.: Der Schipkapaß ist heute genommen und durch das Orlowsche Regiment und zwei Geschüße bescßt worden. Am 17. d. kämpfte das Orlowsche Regiment mit außerordentlicher Bravour gegen 14 Tabors; es verlor dabei 100 todte und 100 verwundete Soldaten und 2 todte und 5 verwundete Offiziere. An dem- selben Tage beseßte General Gurko Kasanlyï und das Dorf Schipka. Am 19. d. nahm das Orlowsche Regiment die Offensive wieder auf. Die Türken ergriffen aber die Flucht in westlicher Richtung, ohne es zum Kampfe kommen zu lassen. Sie hinterließen 3 Fahnen, 8 Geschüße und eine beträchtliche Zahl von Waffen.

St. Petersburg, 22. Juli. (W. T. B.) Offizielles Tele- gramm aus Tirnowa vom 21. d. Mts.: Am 17. d. stießen eine Shwadron Gardekosaken, vier Sotnien Fnfanterie und eine Abtheilung des Wladikawkaschen Regiments mit 2 Ge- schüßen unter dem Befehl Scherebkoffs jenjeits Selvi auf einen Trupp Ts\cherkessen, Baschibozuks und türkischer Fnfanterie, welhe im Ganzen etwa 1500 Mann zählten. Die Türken wurden nah einem heftigen Gefecht zurückgeshlagen. Das- selbe endete mit der Beseßung der Stadt Lowab durch die russischen Truppen. Die Türken verloren 50 Todte. Auf russisher Seite waren 3 Kosaken verwundet. A

Bukarest, 21. Juli. (W. T. B.) Die russische Avantgarde bei Jeni Zagra hat eine Verstärkung von 2 Bataillonen erhalten und mit diesen nah einem siegreichen Gefechte das türkfishe Lager besezt. Die Stellung des Großfürsten Nikolaus in Tirnowa ist durch eingetroffene Verstärkungen gesichert worden. Fünf in Nikopolis er- beutete türkische Fahnen sind hierher gebraht worden.

Konstantinopel, 21. Juli. (W. T. B.) Hier einge- gangenen Nachrichten zufolge ist Suleiman Pascha gestern in Dede Aghatsch gelandet.

(W. T. B.) Einem Telegramm der „Cölnischen Zei-

| tung“ aus Konstantinopel vom 21. d. zufolge hat Osman

Pascha Widdin nah Zurüclassung einer geringen Besaßung

landet“ meldet, wurde den Truppen im Lager bei Hald gestern folgende Proklamation vorgelesen: „Se. Majestät

verlassen, um über Nisch nach Sofia zu marschiren.

Konstantinopel, 22. Juli. (W. T. B.) Der Ober- fommandant der Donauarme, Mehenmet Al: Pascha, ist in Schumla eingetroffen, Suleiman Pascha hai das Kommando der von Reouf Pascha konzentrirten Balkanarmee übernommen.

Konstantinopel, 22. “S (W. T. B.) Vom euro- päischen Kriegsschauplaße wird der hiesigen „Agence Havas- Agentur“ gemeldet: Das in der Richtung auf Philippopel marschirende russishe Corps ist von den Türken bei Kalifer aufgehalten worden, woselbst sich ein Kampf entspann. Mehemet Ali Pascha ist nah Schumla abgereist.

Vera, 21. Jui. (W. T. B.) Der Minister der Auswärtigen Ängelegenheiten hat den Vertretern der Pforte im Auslande folgende Mittheilung zugehen lassen : Der Kommandant von Widdin, Osman Pascha, meldet uns von Plevna, daß der Feind am Donnerstag nach einem heftigen siebenstündigen Gefechte geschlagen wurde und dabei große Verluste erlitt. Am folgenden Tage griffen die Russen in beträhtliher Anzahl von Neuem in mehreren Kolonnen die Kaiserlichen Truppen an, mußten aber in Folge eines kräfti- gen Gegenangriffs unserer Truppen bald in E rdee Unordnung und unter sehr bedeutenden Verlusten die Flucht ergreifen. Eine große Menge Waffen und Munition und 3 Munitions- wagen blieben in den Händen der Unsrigen.

Wien, 21. Juli. (W. T. B.) Telegramm der „Presse“ aus Konstantinopel: Die Festungen in Bulgarien und NRumelien, selbst Adrianopel, sind nihts vertheidigungs- fähig. Auf den Wällen von Adrianopel fehlt es an Kanonen. Die für Adrianopel bestimmten Geschüße stehen noch auf ver- schiedenen Bahnhöfen. Die Türken arbeiten mit großer An- strengung, um das Versäumte nachzuholen.

Wien, 21 Ju T L Die „Pol. Korr.“ ver- öffentliht ein Telegramm aus Bukarest vom heutigen Tage, wonach das Corps des Großfürsten-Thronfolger Rustschuk belagert. Die Beschießung der Festung werde unverzüglich beginnen. Das 1X. russishe Armee-Corps befindet sich auf dem Vormarsche gegen Widdin. Dem aus der Dobrudscha vorrückenden russishen Corps wird s{hweres Belagerungs- geshüß nahgeschickdt. Die Donau ist von Hirsova bis zur Mündung frei und wird von den Russen zum Transport von Kranken und von Munition benußt.

(W. T. B.) Aus Rasgrad vom 18. d. wird der „N. fr. Pr.“ gemeldet: Gestern Mittag wurde Popfkioi, süd- lih von hier, nach unbedeutendem Gefechte von Kosaken be- seßt. Die Eisenbahn zwishen Varna und Nustshuk hat den Verkehr zwischen Varna und Tschernawoda, der leßten Station vor Rustschuk, wieder aufgenommen.

Wien, 22. Juli. (W. T. B.) Telegramme des „N. W. Tageblattes“. Schumla, 20. d.: Gestern fand bei Kadikoi zwischen Sliwno und Jeni Zagra ein Gefecht statt. Die Russen sollen Sliwno beseßt und dann wieder geräumt haben. Krajowa, 21. d.: Große russische Truppenmasfen marschiren durch Slatina nach Widdin, um eee Festung zu belagern. Die Türken verstärken deshalb die Befestigungswerke von Widdin auf der Landseite. Bukarest, 21. d.: Seit vor- gestern findet ein lebhaftes Geshüßfeuer aus Kalaraschi gegen Silistria statt.

Wien, 23. Juli. (W. T. B.) Telegramm des „N. W. Tageblattes“ aus Rasgrad: Bei Popkoi fand am 18. d. ein Gefecht zwischen einer russishen Abtheilung und 2000 Baschibozuks statt. Letztere wurden, nachdem die Russen Ver- stärkungen erhalten hatten, nah Haidarkoi zurückgeworfen. Eschref Pascha hat einen Vorstoß gegen Obrebnik gemacht, und dasselbe besezt. Die Russen haben Famboline beseßt.

London, 22. Juli. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Küstend\che vom 20. d. gemeldet: Ein Kosaken-Regiment is mit 6 Kanonen hier eingetroffen.

London, 283. Juli. (W. T. B.) Meldung des „Reuter- schen Bureaus“ aus Adrianopel von gestern: Vom Corps Suleiman Paschas sind 18,000 Mann nah JFamboli und Feni Zagra abgegangen, Suleiman Pascha folgt denselben mit dem Reste seines Corps bis zum Donnerstag nah. Die Arbeiten zur Befestigung der Stadt sind beendet und die Verschanzungen armirt. E

Aus Galas, 16. Juli, wird der „Pol. Korr.“ ge- schrieben : :

„Veber die Bewegungen der russishen Armeen in Bulgarien wird hier Stillschweigen beobahtet. Man befindet sich am Vorabende wichtiger Kriegsereignifse. Die rtussishen Armeen nähern si den beiden Seiten der türkishen Aufstellung im Festungsvierecke. Gestern sind starke russisce Abtheilungen bis auf einige Kilometer vor Rust- \chufk vorgerückt und das Centrum der russishen Armee muß son in wenigen Tagen den Angriff gegen die genannte Festung richtÞn. Der linke Flügel unter General Zimmermann rückt von Hirsowo aus gegen Raffowa, um von dort, Silistria mas- firend, der türfishen Aufstellung in - die Flanke zu fallen. Dieser Vorstoß wird aber von Fahmännern als sehr riskirt ange- sehen, weil General Zimmermann selbst von den am Trajanswalle massirten türkish-egvptisen Streitkräften unter Prinz Haffan in der Flanke bedroht is, und nit über genügende Kräfte verfüzt, um vorzurücken, und gleichzeitig einen energischen Flankenangriff abzu- wehren. Bessarabien, welches bis jeßt beinahe von Truppen entblößt war, fängt wieder an, sich mit neu ankommenden Nachshüben zu füllen. Von Afkkermann und Kischeneff werden starke Truppen- durzüge gemeldet. Es is wahrscheinlich, daß die Kavallerie- Abtheilungen und der Train doch durch Galaß paf- firen. Was die Infanterie und Artillerie betrifft, find für deren Transportirung eine große Anzahl Waggons bereits bestellt. Heute find die leßten rumänishen Pontons expedirt worden. Es ist wahr- \ceinli, daß dieselben für russishe Zwecke in Giurgewo (oder Um-

egend) dienen werden. Die Vorarbeiten für die Bahn Bender- Gala baben sen begonnen und gehen sehr leiht von statten, denn an Arbeitern fehlt es bei der herrshenden Geschäftelosigkeit nit und es scheint au, daß die Bahn in einer provisorischen Weise, ungefähr wie eine fliegende Bahn, gebaut werden wird. Natürlich bleibt die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß sie später einen stabileren Charafter annimmt.“

(W. T. B.) Aus Cettinje wird der „Presse“ un- term 23. gemeldet: Die Türken gingen gestern von der Suttorina aus gegen Granißa vor, wurden aber, noch ehe sie die Grenze überschr.iten konnten, von den Montenegri- nern zurückgeworfen.

Der „Times“-Korrespondent in Cettinje macht über die leßten Gefehte in Montenegro Angaben, denen zufolge die Montenegriner im Ganzen 1000 bis 1200 Todte verloren haben. Die Schäßung des türkishen Verlustes auf 10,000 Mann sei entschieden übertrieben.

a Aus Cettinje, 14. Juli, schreibt man der „Pol. our 4

„Obwohl es hier bekannt ist, daß die Bataillone Suleiman Paschas sich in Antivari eins#fen, um auf den bulgarischen Kriegê- \GCUaE geworfen zu werden, so sind dennoch von Seite der monte- negriniscen Heerführung alle Vorkehrungen getroffen worden, um ron

ciner eventuellen Rüdkehr der eiwa noch nit eingescifften Ba- taillone niht überras{t zu werden. Gestern Abends ist vom Haupt- uartier der Befehl eingetroffen, daß die der südlichen Grenze zunächst

findli 4 bis 5 Bataillone, die morgen {on nach Orja-Luka, eventuell nach Planiniga, hâtten abgehen sollen, vorerst noch in ihren poionen verbleiben, sich jedo jeden Augenblick marschbereit alten mögen. Daß übrigens Suleiman Pascha, abgesehen von den nöthigen Garnisonen, die Grenze nit ganz entblößt oder wenigstens niht die ganze waffenfähige Bevölkerung der Grenzdistrikte mit- enommen habe, wie man anfänglich anzunehmen bereit war, dies eweist {on der gestern telegraphish mitgetheilte Kampf der Ba- taillone des Pero Pejovics an der Tara, der, obwohl erfolgreih für die Montenegriner, dennoch klar darthut, daß man türkischerseits nicht gesonnen sei, die Montenegriner unbehellizt operiren zu lassen. Immerhin kann Montenegro ohne erhebliche Gefahr jeßt sein Heer theilen. Die Vorsicht, mit der man die südlichen MTiaillone vor- läufig auf ihren Stationspläten beläßt erscheint strategisch ganz gerectfertigt.“

Asiatischer Kriegsschauplaß. Konstantinopel, 21. Juli. (W. T. B.) Ein Tele- gramm Moukhtar Paschas vom 19. d. meldet: Russische Truppen rückten aus ihrem Lager bei On von Kavallerie unterstüßt gegen den reten türkischen Flügel bei Kediter vor, wurden aber nah einem hartnäckigen Kampfe von den türki- schen Truppen zum Rückzuge gezwungen und bis zu ihrem Lager verfolgt. Die Russen ließen 250 Todte auf dem Kampf- plaße zurück. Die Verluste der türkishen Truppen betrugen 35 Todte und 58 Verwundete. Das Lager Moukhtar Paschas wurde danach Stunde weiter nach vorwärts ver- legt. Eine Depesche Jsmail Paschas vom 18. d. berichtet über ein wenig erhebliches (3efecht an der russischen Grenze. Konstantinopel, 22. Juli. (W. T. B.) Nach einer

Meldung der hiesigen „Agence Havas“ vom kleinasiatischen Kriegsschauplaß hat Moukhtar Pascha die Höhen von Akbunar beseßt. _ Jn einer Korrespondenz der „Wiener Abendpost“ aus St. Petersburg, 16. Juli, heißt es:

__ „Die Mißerfolge in Asien find der zu geringen Stärke des russischen Heeres zuzuschreiben, welches gegen einen weitaus stärkeren p der noch dazu dur die Flotte unterstüßt war, niht Stand halten konnte. Die vom Hauptmanne Stofisch kommandirte Be- saßung der Citadelle von Bajazid hat große Tapferkeit entwielt. Die Truppen lebten die leßten Tage nur vom Fleische der gefallenen Pferde, fast alle waren durch die fürhterlihen Ausdünstungen der von den Kurden ermordeten Einwohner der Stadt erkrankt, so daß die Hülfe gerade zur rechten Zeit kam. Die Kurden haben sowohl den Nuffen wie den Türken große Verlegenheiten bereitet. Ihnen sind die Grausamkeiten zuzuschreibez, über welche vielfach Klage geführt wird. Ohne Unterschied überfallen diese Räuberhorden, wele dort kämpfen, wo es ihr Vortheil erheist, Mohamedaner wie Christen. In Bajazid haben fie die ganze Bevölkerung ausgerottet. Jett eilen zwei Divisionen Infanterie und das dritte Aufgebot der Don- Kosaken, 20 Reiter-Regimenter und 10 Batterien zur asiatischen Armee. Tausende von Eisenbahnwaggons sind den nach Roftow am Don führend:n Linien zur Verfügung gestellt, um die Truppen und den Train zu befördern. Nach Ankunft dieser frischen Truppen, über 50,000 Mann, wird die asiatishe Armee die Offensive zum zweiten Male ergreifen. Inzwischen wird der Aufstand im Kaukasus mit aller Energie bekämpft. Die durch die Waffen unKrworfenen Re- bellen werden mit ihren Familien in nordrussishe Gouvernements zur Ansiedelung geshick. Dort giebt man ihnen Land und alle Mittel, dasselbe zu bebauen, so daß sie, wenn sie arbeiten wollen, ihr gutes Auskommen finden.“

Nr. 13 des „Archiv für Poft und Telegraphie, Beiheft ¿zum Amtsblatt der Deutschen Reichs-Post- und Telegraphenverwal- tung“, hat * folgenden Inhalt: 1. Aktenstücke und Aufsäße: Die

Berlin, 23. Juli 1877,

S Ee Adolf Mühling in Berlin hat im Jahre 1861 aus Veranlassung der damaligen glücklihen Er- rettung Sr. Majestät oes Kaisers und Königs bei dem Attentat auf Allerhöchstdenselben am 14. Juli des genannten Jahres im Anschlusse an den Nationaldank für Veteranen eine Spezial-Stiftung zum Besten shulpflichtiger Kinder von Unteroffizieren der Armee mit der Bestimmung errichtet, daß die Revenüen alljährlißh am 14. Juli zur Verwendung gelangen. Nachdem die Revenüen dieser Stiftung der Reihe nah in den Bezirken der preußischen Armee-Corps vertheilt worden find, ist im Fahre 1877 die Summe von 250 # an fleißige culpflichtige Kinder von Unteroffizieren aus dem Be- reiche des 1V. Armee-Corps zur Vertheilung gelangt.

A Die am 21. d. M. von Stapel gelassene Korvette „Sachsen“ ist 290“ lang, 58‘ breit, 26“ 5“ tief, und hat bei voller Ausrüstung ein Gewicht von ca. 145,000 Ctr., dabei einen Tiefgang von 19“. Es ist außerdem das stärkste Panzer- if der deutshen Marine. Die Panzerung is in folgender Weise ausgeführt: Als innerste Haut is eine wasserdihte 32 Mm. starke Beplattung vorhanden, worauf zuerst eine Schicht Teakholz von 200 Mm. Stärke befestigt is ; auf dieser ist die erste Panzerplattenlage von 152 Mm. Stärïe gebolzt, hierauf dann wieder eine 200 Mm. starke Teakschicht, und endlich auf leßterer eine 254 Mm. starke Panzer- platte befestigt. Das Ganze zusammen is durch 100 Mm. starke s{hmiedeeiserne Bolzen fest verbunden. Von oben ist die Kasematte ges{hügt durch ein 2“ starkes [chmiedeeisernes Verdeck. Auf diesem Verdeck befinden sich in der Längsrichtung des Schiffes zwei gepanzerte Thürme, von denen der hintere vier 26 Cm. Geschüße und der vordere Thurm 2 Geschüße von demselben Kaliber aufnimmt. Beide Thürme sind mit 254 Mm. starken Panzerplatten umgeben. Ín dem hinteren Thurme befindet sich ein etwas höherer ge- panzerter Kommandothurm, von welchem aus die Kommandos beim Gefecht ertheilt werden. Zur Sicherheit des Schiffes befindet sich im Jnnern vor und hinter der Kasematte unter Wasser ein 3“ starkes s{chmiedeeisernes Verdeck und auf diesem an den Seitenwänden des Schiffes ein ca. 1 Meter breiter und 2 Meter hoher Korkgürtel, um das Schiff im Gefechte vor dem Sinken zu s{hüßen, falls der vordere oder hintere nicht gepanzerte Theil von Geschossen durchlöchert wird. An dem Votdetsieven sißt ein sehr scharfer, ca. 3 Meter langer Sporn zum Anrennen feindlicher Schiffe. Die Bauart des Schiffes ist analog den {cüheren Panzerschiffen zellenartig, nur hat dieses Schiff außerdem eine eiserne Mittelwand, wodurch es in der Länge in zwei wasserdihte Abtheilungen getheilt und der Verband des Sd es wesentlich gesichert wird. Zur Fort- bewegung dieses Kolosses dienen zwei Maschinen von je 2800

Pferdestärke, die una pängig von einander zwei vierflügelige Sr

Schrauben bewegen. Zur eugung des Dampfes dienen-8

Kessel mit 32 Feuerungen.

griechis{che Post im Jahre 1876. Ermittelung des Stromverlustes auf der unterirdischen Linie Berlin-Halle a. S. Ein Besuch auf den irischen Küstenstationen der atlantishen Kabel. (Erster Artikel.) Ein kurzer Abriß der Geschichte des Leipziger Handels. TI. Kleine Mittheilungen : Die dänische Zeitschrift für Postwesen. ILI. Literatur des Verkehrêwescns: W. 8, Lindsay, History of merchant shipping and ancient commercea. IV. Zeits{riften-Ueberschau.

» Statistische Nachrichten. (Stat. Corr.) Auf preußischem Gebiete beschäftigte die In-

dustrie der Steine und Erden am 1. Dezember 1875 in 24,947 Be- | Innerhalb dieser Gewerbegruppe, der !

trieben 142,685 Personen. 1,50 9/0 aller industriellen Betriebsftätten und 3,4 %/ der gewerb- treibenden Bevölkerung des preußishen Staats angehören, nimmt die Gewinnung von Lehm und Thon und dessen Verarbeitung zu Ziegeln und Röhren eine hervorragende Stelle ein; denn diesen Gewerben dienten 10,084 Betriebe, in denen am Zählungstage 50,980 und im Durchschnitte des Jahres 86,713 Personen Beschäftigung fanden. So gehörten den genannten Industrien 40,42 von 100 Be-

trieben der ganzen Gewerbegruppe und 35,73 % der darin thätigen |

Personen an.

Dem Betriekte dieser Gewerbzweige wird sein Gebiet in erster Linie von „der geologischen Beschaffenheit des Bodens vorgezeinet. Naturgemäß ift ihre Verbreitung zunächst von der Mächtigkeit der Lehm- und Thonlager und dann von den ökonomischen Bedingungen abhängig, unter denen der Abbau und die Verarbeitung des Roh- stoffes geschieht. Unter den leßteren nehmen die jeweilige Lage der Baugewerbe, die Entfernung der Fund- und Betriebé stätten von den Mittelpunkten der Bauthätigkeit und endlich die Kosten, welche die Zufuhr der fertigen Produkte nah den Haupt-Bedarfspläßen ver- ursat, die erste Stelle ein. Z

Alles. was hiernach für die günstige Entwiklung, namentlich des Ziegeleigewerbes, Erforderniß ift, wird in Preußen kaum wieder

| ein anderer Landestheil fo glüdcklich bei einander vereint besitzen, als

die Regierungsbezirke Potsdam und Frankfurt, deren ausgiebige Thon- und Lehmlager durch Wasserstraßen mit der Hauptstadt ver- bunten sind; namentli in dem ersteren der beiden Bezirke hat diese Industrie sich sehr günstig entfaltet. Hier hat sie im Gegensatz zu

| dem benabbarten Bezirke in größeren Betrieben fich{ konzentrirt, in

denen nach Verwendung eines größeren Anlagekapitals die Produktion zu einer technisch gut geregelten wurde. Zur Bestätigung des Ge- sagten diene folgende Uebersicht, welche diejenigen Regierungsbezirke aufführt, in denen die in Rede stehenden Gewerbe eine größere Ver- breitung besitzen. Es gehören denselben in den Betriebe K beschäftigte Personen L mi am im Iahres- überhaupt Motoren Zähblungstage durcbfschnitt. Dom 4109 293 8,268 12,386 Sue E CD 157 3.330 t. M4 133 3,532 O. D40 78 3,103 Magbeuia . .…. 493 162 2723 ee... 08 162 3,340 Sl wa . . , , 046 177 2,351 E... MGO 203 1,340 4,516 Diel. 922 87 LOEC 4,619 Die Industrien, über die bisher einige Nachrichten mitgetheilt wurden, sind nit selten mit Kalk- und Cementfabriken verbunden. In der Gewerbeklase, welche diese und verwandte Industrien zu-

Bezirken

4,934 6,250 4,384 4,762 5,397 4,230

| fsammenfaßt, wurden 1484 Betriebe ermittelt, in denen am Zäh-

lungêtage 15,182 und im Durchschnitte des Jahres 18,104 Personen thätig waren. Hiervon kamen, um die drei, für diese Gewerbe wich- tigsten Bezirke zu nennen, auf die

beschäftigte Personen

Betriebe mi am im Jahres- Motoren Zählungs- dur{schnitt

tage Oa T2 12 1905 1991 Ge e 45 9 2307

1686 V 70 27 1650 2251

Regierungsbezirke überhaupt

Im Flora-Etablissement zu Charlottenburg hat jeßt auch die große Masa Ensete, welde an der hinteren Shmalseite des Palmenhauses steht, eine kräftige Blüthe entwickelt.

_ Danzig, 19. Juli. Vor einigen Wochen theilte die „Danziger Zeitung“ mit, daß zur Jnangriffnahme der ersten Vorarbeiten für die projektirte Weihsel-Nogat-Regulirung, zur Abtragung des Mösländer Flügeldeiches, durch die hiesige Königliche Regierung Ordre ertheilt sei. Seit dem 9. d. M sind nun diese Arbeiten, wie dasselbe Blatt heute meldet, auf dem linken Weichselufer in regster Ausführung. Der durch die Abtragung des Deiches gewonnene Boden wird verwendet, um den Deich zwischen Falkenau und Alt- Mésland zu erhöhen und zu verstärken, was den vom Hochwasser und Eisgang stets bedrohten Bewohnern eine große Beruhigung ver- schafft. Es sind bereits zwei Maschinen mit vielen Förderwagen seit 8 Tagen in Betrieb; ferner wird ein Schacht mit Pferdebetrieb eingerihtet. Ein Transportdampfer bringt tägli die erforderlichen Utensilien an die Baustelle.

Büdeburg, 18. Juli. (Lipp. Reg.- und Anz.-Bl.) Der gehegte Plan, in Bückeburg den Gefallenen des Krieges von 1870/71 ein Denkmal zu segen, foll nunmehr aus- geführt werden. Vor einigen Tagen haben die Aufttellungsarbeiten in der Nähe des Bahnhofes begonnen. Die Einweihung wird vor- ausfihtlich am 2. September stattfinden.

__ New-York, 21. Juli. (W. T. B.) Seit mehreren -Tagen strikten, wie gemeldet, die Beamten und Maschinisten der Eisenbahn Baltimore-Ohio. Der Verkehr der Züge war völlig ein- gestellt. Von Martinsburg trafen darauf Bundestruppen ein, welche die Ordnung wiederherstellten und die Führer der Strikenden ver- hafteten. Seitdem hat sich aber der Strike überall im Lande ver- breitet und hat sich eine allgemeine geheime Verbindung der Eisen- bahnbeamten herausgestellt. Der Eisenbahnverkehr in Pennsylvanien und Dhio ift zur Zeit gestört. Mehrere Regimenter Miliztruppen sind zum Schute der Eisenbahnlinien berbéigtholt worden. Gestern Abend griff in Baltimore eine Volksmenge von ungefähr 5000 Mann die Truppen an und verwundete mehrere Soldaten. Die Truppen gaben Feuer, wobei 10 Aufrührer getödtet und 30 verwundet wurden. Der Bahnhof und dás Telegraphenbureau wurde von dem Pöbel zerstört.

22. Juli. (W.T.![B.) Die Stadt Pittsburg (Pennsylvanien) befindet sich in den Händen einer Menge von 3000 Strikenden und ihrer Parteigenofsen. Gestern Nachmittag gaben die Miliztruppen auf die Ruhestörer Feuer, wobei 20 Personen getödtet und 29 ver- wundet wurden. Auch einige Soldaten fielen. Brandlegungen und die Ruhe störende Demonstrationen sind auch an anderen Orten vor-

ekommen. Der Verkehr der Züge der Eisenbahnen in Pennsylvanien ist noch gestört. Der Strike dürfte sich voraussihtlich auch auf die Beamten der Eisenbahn Ohio-Mississippi ausdehnen. In Balti- more sind einige hundert Perfonen verhaftet worden.

__ (Später.) Der gestrige Abend und die darauf folgende Nacht haben in Pittsburg zu weiteren Ausschreitungen geführt. Die Aufftändi- schen hatten Gewehre E Ee in ihre Gewalt gebracht, feuerten auf die Wagen und Werkstätten der Eisenbahn und richteten Geshüßz- feuer auf das Mascinenhaus, wo \fich die Miliz verschanzt hatte. Ein erster Versuch der Miliz, das Maschinenhaus zu verlassen, wurde von den Aufständischen zurücckgewiesen, ein zweiter gelang. Es wurden aber 30 Personen getödtet und sehr viele verwundet, 125 Maschinen und

Wagen wurden zerstört, der Bahnhof ging in Flammen auf. Der Schaden wird auf 2 Millionen Doll. angeshlagen. Der Sheriff

_ Die gesammte mechanische Kraft, welhe in den Betrieben der beiden genannten Gewerbeflassen thätig ist, wurde auf 17,384 Pferde- stärken angegeben; davon entfallen 464 auf die Wasserkraft, 13,650 und 665 stationâre und 3270 auf 334 transportable Dampf- maschinen. : | An Arbeitsmaschinen und Betriebsvorrichtungen endlich wurden in beiden Klafsen ermittelt: 61 Poch- und Stampfwerke mit 171 trockenen und 6 nafsen Stempeln, 215 Kollerwerke, 894 Mafse- mühlen, 1139 Preßmaschinen für Ziegel und Lehm, 82 Preß- maschinen für Thon und 5 für Torf, 801 Röhren-Preß maschinen, 597 Kokssfen, 1342 Brennöfen für Kalk und Gyps, 479 für Cement, 6137 für Ziegel, 226 für ordinäre, 260 für feuerfeste Thonwaaren und 25 für Steingut.

Der Jahresbericht der Handelskammer zu Cöln für 1876 enthält folgende Angaben über den dortigen Schiffahrtsverkehr: In die Lagerhäuser im Freihafen wurden 1876 eingeführt 88,614 Ctr., ausgeführt aus denselben 92,190 Ctr., und blieben am Ende des Jahres auf Lager 44,190 Ctr., gegen 47,766 Ctr. am 31. Dezember 1875. Die Lagergebühren betrugen 17,338 Æ 32 -. An Werft-, Krahnen- und Wagegeldern kamen ein 68,234 Æ 18 -. Die Winter- bâfen brachten auf ca. 702 Æ Gesammtbetrag der Hafen-, Winter- hâfen und Lagergebühren 86,274 50 4, gegen 84,865 #4. 1 - im Iahre 1875. Im Cölner Hafen sind beladene Schiffe angekom- men zu Berg im Jahre 1875: 1225 mit 1,637,394 Ctrn., zu Thal 3143 mit 1,560,644 Ctrn., zusammen 4368 mit 3,198,038 Citrn. ; zu Berg im Jahre 1876: 1152 mit 1,692,001 Ctrn, zu Thal 3009 mit 1,395,640 Ctrn., zusammen 4161 mit 3,087,641 Ctrn, Aus dem Hafen fuhren beladene Schiffe ab zu Berg im Jahre 1875: 2096 mit 392,993 Ctrn., zu Thal 1100 mit 496,733 Ctrn., zusammen 3196 mit 889,726 Ctrn.; zu Berg im Jahre 1876: 1657 mit 488,543 Ctrn., 952 mit 541,394 Ctrn., zusammen 2609 mit 1,029,937 Ctrn. Gesammter Hafenverkehr 1875: 7564 Schiffe mit 3,775,366 Ctrn. 1876: 6770 Schiffe mit 3,933,904 Ctrn., mithin 1876 weniger 794 Schiffe und 153,860 Ctr. Ladung. Unter jenen 6770 Stiffen befanden si 4385 Dampfschiffe mit 1,258,848 Ctrn.; 2385 Segel- \biffe mit 2,675,056 Ctrn. Hiervon kamen an zu Berz 626 Dampf- schiffe mit 306,151 Ctrn. ; 526 Segelschiffe mit 1,385,850 Ctrn. Es kamen an zu Thal 1529 Dampfschiffe mit 283,916 Ctrn.; 1480 Segelschiffe mit 928,050 Ctrn. Es fuhren ab zu Berg 1473 Dampf- schiffe mit 360,727 Ctrn.; 184 Segelschiffe mit 127,816 Ctrn. Es fuhren ab zu Thal 757 Dampfschiffe mit 308,054 Ctrn.; 195 Segel- \chiffe mit 233,340 Ctrn. An Flößen wurde1 angebracht zu Thal 1875: 312,398 Ctr. 1876: 183,674 Ctr. i

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

L München, 18. Juli. (Allg. Ztg.) Die geisteswissenschaftliche Sektion der philosophischen Fakultät der hiesigen Universität hat ein- bellig beslossen, den Hoffkapellmeister und Professor der Musikschule, Wüllner, zum Ebrendoktor der Philosophie zu ernennen, sowohl in Rücksicht auf seine Leistungen als Komponist und Lehrer, als wegen seiner theoretishen und historishen Arbeiten im Gebiete seiner Kunst.

Land- und Forstwirthschaft.

Bern, 21. Juli. (N. Zür. Ztg.) Laut einer Mittheilung der Neuenburger Regierung ist in den Weinbergen bei Co- lombier die Reblaus aufgetreten. Die betreffende Parzelle ift sofort jequestrirt worden, und es hat das eidgenössische Departement des Innern von den eben hier versammelten Erperten zwei an Ort und Stelle abgesendet.

Gewerbe und Handel.

Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs- Aktien-Gesellschaft kamen im Monat Juni 1877 442 Unfälle zur Anzeige: 8 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge ge- habt haben, 6 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebensgefahr \{weben, 30 Unfälle, welche für die Verleßten voraus- sihtlih lebenélängliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge haben werden, und 400 Unfälle mit voraussichtlich nur vorüber- gehender Erwerbsunfähigkeit.

von Pittsburg ift getödtet, der Milizen-General Pearson verwundet. Die Miliz, die sich auf das re{chte Ufer des Alleghanyflusses zurück- gezogen hatte, wurde von de1 Aufständischen verfolgt und zerstreut ; es herrs{cht in Pittsburg die vollständigste Anarchie. Der Strike greift immer weiter um sich. Die Miliz ift in Pennsylvanien überall in Bewegung, um si gegen den Schauplaß des Aufstandes zusam- men zu ziehen. In Baltimore werden Truppen unter General Hancock konzentrirt. : f

Bäder-Statistik, Nrn Aachen (Kurgäste und Fremde) bis 21. Juli ...,., iede - Augustusbad (bei Radebcrg in Sachsen) bis 19. Juli .. 316 Boltenhag-n bis 16. Juli. r S 230 R 365 Charlottenbrunn (Kurgäste 589, Durchreis. 170) bis 18. Juli 750 Ga 196 Cudowa (Kurgäste 462, Durchreisende 89) bis 18. Fuli . 551 Doberan (Heilige Damm) bis 15. Juli . S 237 Glei bio U e ae 1462 e (A) Ds S 2623 Ems (Kurgäste 5317, Durchreisende 3084) bis 20. Juli 8401 Ems, Bad Naffau (Wasserheilanstalt) bis 20. Juli... 420 Stanicbauien 120 Ln, 318 KXriedrihroda und Reinhard8brunn (Gotha) bis 17. Juli . 2166 Oer O U 654 Sri (BrauniMiwveig) 018 2 M, 634 Harzburg (Braunschweig) (Kurgäste 1008, Durhreis. 2690) G ea e Hombursz v. d. H. bis 14. Juli . Kissingen bis 11. Juli . Kösen bis 15. Juli . Kreuznach bis 20. Juli. Landeck bis 18. Juli. . 2538 Sen Dis S E N 326 Lauterberg a. H. (Kurgäste und Fremde) bis 10. Juli . 677 Lippspringe (Arminiusquelle) bis 13. Juli... . 1550 Nenndorf (Reg.-Bez. Cassel) bis 20. Juli. 806 L L Neufahrwafser, Westerplatte u. Weichselmünde bis 15. Iuli 573 Niederbronn bis 14. Juli . S L E 752 SLOLDELNCY Dis 10 U a a aof E 7 bert (Swlesien) bio 15. li. a. 405 Oeynhausen (Kurgäste 2325, Durchreisende 662) bis 20. Juli 2987 Do De L E C E eiben ball bis. 20 li e 22: 2830 Reinerz (Kucgäste 1508, Durhrcisende 267) bis 18. Juli. 1775 Rothenfelde (Oldenburg) bis 15s. Jli 923 DOetOaiDe O A A R 93 Salzbrunn bis 18. Juli . Ee a NADOE A E R E LEEN 706 SAVIIOENDAD VIE A t e O Schweizermühle (im Bielagrunde in Sachsen) bis 20. Juli 277 E M E E S SIVLPIINODE DIS L U e E 310 * Warmbad (bei Wolkenstein in Sachsen) bis 20. Juli . . 370

3698 3847 5029 1157 3831

FOStieunbe s 16 00 Weißer Hirsh mit Oberlos{wiß (Sachsen) bis 21. Juli . 704 Wiesenbad (bei Annaberg in Sachsen) bis 21. Juli... 211 Wildungen bis 17. Juli . Ca: 915

Wittekind (bei Giebichenstein und Halle) bis 12. Juli . . 403 Bo E Do D S