1877 / 187 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Aug 1877 18:00:01 GMT) scan diff

Personalveränderungeu.

Königlih Preußische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Im aktiven Heere. Wildbad Gastein, 28. Juli. v. Tres- ckow I., Pr. Lt. vom Ulan. L e Nr. 3, dessen Kommdo. zur Geftüt- Verwalt. vom 1. August cr. ab noch auf ein Jahr verlängert. 31. Juli. Schiffer, Sec. Lieut. vom Infanterie-Regiment Nr. 50, in das Ulanen-Regiment Nr. 1, verseßt. 2. August. Baron v. Minnigerode, uptmann vom Generalstabe des VI. Armee-Corps, zum Generalstabe der 9. Division, v. ßugo, s vom Großen Generalstabe, zum Generalstab des VI. Armee-

orps, verseßt. Schmitt, Major z. D., zum Bez. Commdr. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 60 ernannt. v. Wildemann, Major und Commdr. des Jäger-Bats. Nr. 8, in das Füs. Regt. Nr. 35 verseßt. v. Goeße, Oberst-Lt. vom Inf. Regt. Nr. 116, zum Commdr. des Jäg. Bats. Nr. 8 ernannt. Kolbe, Major, aggr. dem Inf. Rat. Nr. 61, als etatsm. Stabsoffiz. in das Inf. Regt. Nr. 116 einrangirt. Podlasly, Pr. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 3, unter Belaff. in sei- nem Kommdo. bei der Milit. Intend., dem Regt. aggregirt. Scriba, Pr. L. vom Jäger-Bat. Nr. 9, in das Gren. Regt. Nr. 3 verseßt. v. Goldbeck, Sec. Lt. von dems. Bat., zum Pr. Lt.,, v. Fuchs, Per: Lt. vom Hus. Regt. Nr. 5, zum Rittm. und Escadr. Chef, vor- äufig ohne Patent, befördert. Frhr. v. Wangenheim, Pr. Lt. à la suite des Hus. Regts. Nr. 1, unter Belaf. in dem Kommdo. als Adjut. beim Stabe der 111. Armee-Inspektion, in das Huf. Regt. Nr. 5 verseßt. v. Palézieur-Falconnet, Großherzogl. Sächs. Hauptm. und Flügel-Adjut. des Sre raene von Sachsen Königliche Hoheit, früher Sec. Lt. in der 4. Art. Brig., in den Verband der Preuß. Armee, und zwar als Hauptm., vorläufig ohne Patent, wieder aufgenommen ; ders. ist fortan in den Listen bei den Adjutn. der deutschen Fürsten zu führen. v. Tyszk a, Hauptm. und Comp. Chef im Gren. Regt. Nr. 6, dem Regt., unter Beförderung zum überzähligen Major, aggregirt. v. Brandt, Pr. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 6, zum Hauptm. und Comp. Chef befördert. v. Below, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 42, unter Belafs. in scinem Kommdo. als Adjut. der 30. Inf. Brig., in das Gren. Regt. Nr. 6, verseßt. v. Hennigs, Sec. Lieut. vom Inf. Regt. Nr. 42, zum Premier- Lieut. befördert. 3. August. v. Boltenstern, Oberst und Commandeur des Grenadier-Regiments Nr. 9, unter Stellung à la suite dieses Regts., mit der Führung der 15. Inf. Brig., v. Grote, Oberst-Lt. vom Inf. Regt. Nr. 87, mit der Führung des Gren. Regts. Nr. 9, unter Stellung à la snite desselben, beauf- tragt. Buttmann, Major, aggr. dem Inf. Regt. Nr. 95, in das Inf. Regt. Nr. 87 einrangirt. :

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Wild- bad Gastein, 31. Juli. Ricke, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 57, als halbinvalide mit Pens. ausgeschieden und zu den beurlaubten Offizn. der Landw. Inf. übergetreien. v. Carnap, Hauptm. a. D., zuleßt Pr. Lt. im 3. Garde-Gren. Regt., die Aus- sit auf Anstellung in der Landgensd'arm. ertheilt. 2. August. v. Kiesenwetter, Oberst und Flügel-Adjutant des Großherzogs von Sachsen Königliche Hcheit, in Folge seines Gesubs um Pen- sionirung mit der geseßl. Pens. zur Disp. gestellt. Schmitt, Maj. vom Füs. Regt. Nr. 35, mit Penf. zur Disp. gestellt. 3. August. v. Loebell, Gen. Major und Commdr. der 15. Inf. Brigade, in Genehmigung seines Abschied8gesuches mit Pens. zur Disp. gestellt.

Im Beurlaubtenstande. Wildbad Gastein, 31. Juli.

Sweffler, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 1. Vats Landwehr- Regts. Nr. 72, mit s{lichtem Abschied entlassen.

Beamte der Militär-Verwaltung. Dur Verfügung des Kriegë-Ministeriums. 31. Juli. Leonhardt, Zahlmftr vom 2. Bat. des Leib-Gren. Regts. Nr. 8, zum Drag. Regt. Nr. 2 versetzt.

X1II. (Königlich Sächsishes) Armee-Corps. Juli 1877. Ernennungen, Verseßungen und Beförderungen. Fm aktiven Heere. Sachse, Hauptm. à la suite des Inf.

Regts. Nr. 104, zum Intend. Rath ernannt. Frhr. v. Friesen, Pr. Lt. des Inf. Regts. Nr. 103, ¿zum Jäger-Bat. Nr. 13 verseßt. v. Bünau, Pr. Lt. im Garde-Reiter-Regt., zum Rittm. und Etcadr. Chef, v. Oppen-Huldenberg I., Sec. Lt. defselb. Regts., zum Pr. Lt. befördert.

Im Beurlaubtenstande. Kempte, Sec. Lt. der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 105, Wagner, Sec. Lt. der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 106, zu Pr. Lts. der Landw. Inf., Breiting, Sec. Lt. der Landw. Jäger des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 106, zum Pr. Lt. der Landw. Jäger, Graf von der Recke-Vollmerstein-Overdyck, Sec. Lt. der Res. des Gren. Regts. Nr. 100, zum Pr. Lt. der Ref. seines Regts., befördert. v. Criegern, Sec. Lt. der Res. des Inf. Regts. Nr. 107, zu den Offizn. der Res. des Schüben- (Füs.) Regts. Nr. 108 verseßt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. von Arnim, Rittm à 1a suite des Karab. Regts., und Rudolph, Rittm. und Intend. Rath, in Genehm. ihrer Abschiedsgesube mit der ges. Pens, ersterer mit der Erlaubniß zum Tragen der Regtsë. Unif. mit den vorgeschriebenen Abzeichen, leßterer mit der Erlaubniß zum Tragen der Armee-Unif., zur Disp. gestelt. Thimmig, pap, und Comp. Chef im Inf. Regt. Nr. 102, und v. Winck-

er, Sec. Lt. im Fuß-Art. Regt. Nr. 12, leßterem wegen überfomm. Invalidität, mit der gefeul. Pens. der Abschied bewilligt.

Im Beurlaubtenstande. Königsheim, Pr. Lt. der Ref. des Gren. Regts. Nr. 101 und Ient#\ch, Pr. Lt. der Landw. Inf. des Res. Landw. Bats. Nr. 108, leßterem mit der Erlaubniß ¿zum Tragen der Landw. Armee-Unif., der Abschied bewilligt.

Nichtamtliches.

Deutsches Neis.

Preußen. Berlin, 11. S Se. Majestät dcr Kaiser und König kamen auf der Nüdreise gestern Nach- mittag 11//, Uhr in Leipzig an und wurden von dem General-Lieutenant von Montbé und dem Präsidenten Pape am Bahnhofe empfangen. Die daselbst versammelte Volks- menge begrüßte Se. Majestät mit enthusiastishen Kundgebun- gen. Um 11/5 Uhr seßten Se. Majestät der Kaiser die Reise fort und sind gestern gegen Abend auf Schloß Babelsberg eingetroffen.

__— Jn der Nacht vom Donnerstag zum Freitag entgleiste auf der Oftbahn der nach Berlin fahrende Courierzug zwischen den Stationen Nezthal und Weißenhöhe. Der Loko- msotivführer und ein Wagenwärter fanden hierbei den Tod, und ein Passagier wurde erheblicher verleßt. Außerdem hat eine geringe Anzahl von Passagieren und Beamten [leichte Kontujionen erlitten. Die Lokomotive, der Packwagen und vier Personenwagen wurden stark beschädigt. Dieser Unfall ist s herbeigeführt, daß ein wolkenbruchartiger Regen den Bahndamm übershwemmt und das Geleis auf etwa 20 Meter Länge 20 Centimeter hoh mit Sand bedeckt hatte.

__— Jn einer Untersuchung wegen einer dur die Presse erfolgten Aufforderung katholischer Lehrer, die ihnen dur eine Ei des Kultus-Minisfters zur Pflicht gemachte Erthei- lung des fatholishen Religionsunterrihts in der Volksschule, auch ohne Missio canonica abzulehnen, hat das Ober-Tri- bunal in seinem Erkenntniß vom 5, Zuli 1877 folgende Rechtssäte ausgesprochen : Unter „Obrigkeit“ findsowohl inden £8. 110und 111 des Strafgeseßbuchs (Aufforderung zum Ungehor-

sam gegen obrigkeitlihe Anordnungen) wie in den §8. 2 und 3 des Geseßes vom 13. Mai 1873 (betreffend die Grenzen der kirchlihen Strafmittel) alle Behörden und Beamten zu verstehen, we e zur Erlassung allgemein verpflihtender, zur Ausführung der Geseze dienender Anordnungen berufen find, und erscheint dabei gleihgültig, ob diese Anordnungen sich zunächst an die untergebenen Beamten richten. A ist ohne Zweifel auch der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten als eine Obrigkeit, und eine allgemeine Verfügung, welche derselbe zur Ausführung der bestehenden Geseße über das Volks\culwesen und über die Ertheilung des Religionsunterrichts in der Volfs- schule getroffen hat, als eine. Anordnung im Sinne der vor- gedachten Geseßesstellen anzusehen.

Der Staatssefretär des Auswärtigen Amts, Staats- Minister von Bülow, ist mit Ablauf des von Sr. Majestät dem Kaiser und König Allerhöhst ihm bewilligten Urlaubs hierher zurückgekehrt und hat die Geschäfte wieder über- nommen.

Der Kaiserlibe Botschafter in London, Graf zu Münster, ist auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte wieder übernommen.

Der Geheime Kabinets-Rath, Wirkliche Sa Rath von Wilmowski ist mit kurzem Urlaub abgereist.

Der Königlich bayerische Gesandte Freiherc von Per- glas ist hierher zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Ge- sandtschaft wieder übernommen.

S. M. S. „Niobe“ ist am 9. d. Mts. in Dartmouth eingetroffen. /

S. M. S. „Nymphe“ hat am 21. Juli cr. den Hafen von Halifax verlassen und ist nah Plymouth in See gegangen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 10. August. (W. T. B.) Der „Vol. Korresp.“ zufolge sind nach dem vorliegenden Steuerausweise für den österreihishen Staat im ersten Se- mester d. L. aus den direkten Steuern 40,730,000 Fl. (560,000 Fl. mehr als im ersten Semester 1876) und aus den indirekten Steuern 75,590,000 Fl. (983,000 Fl. weniger als im ersten Semester 1876) eingegangen,

Prag, 9. August. Dem „Tagblatt“ wurde aus Wien ge- meldet, das Ministerium des Fnnern habe ein Cirkular erlassen, alle anläßlich des russish-türkishen Krieges beabsich- tigten Demonstrationen strenge zu inhibiren. Auch der unga- rishe Minister-Präsident Tisza werde kräftig eingreifen.

Großbritannien und Jrland. London, 9. August. (E. C.) Das Oberhaus erledigte gestern erörterungslos einige unwesentlichere Geseßentwürfe und gee die zweite Lesung eines Gesetzes gegen schädliche Fnsekten, welches gegen den Koloradokäfer zu dienen bestimmt is. Der Herzog von Richmond und Gordon, Präsident des Geheimraths, legte dar, daß dieser Behörde Vollmaht zur Verhinderung der Einfuhr von Artikein graeves werden solle, durh welche das gefährlihe Jnsekt eingeshleppt werden könnte. Fruchtfelder, wo der Käfer sih gezeigt, sollen unter Ent- schädigung der Eigenthümer zerstört werden, und das Halten des Thieres selbst wird mit, Strafe belegt. Jm Unter- 4s use erklärte, eine Anfrage Mr. Holts in Betreff des

eligionsunterrichts in den Londoner Schulamts\chulen beantwortend, der Unterrichts -Minister Viscount Sandon, daß unter 1000 Kindern durchschnittlich nur eins auf Wunsch der Eltern vom Religionsunterricht in jenen Schulen dispen- sirt sei. Auf Antrag des Schaßsekretärs Sir W. H. Dyke ward eine Neuwahl für Westminster beschlossen, da der Ver- treter dieses Fleckens, Mr. W. H. Smith, wie gemeldet, das Amt des „Ersten Kommissars für Wahrnehmung des Amtes des Lord-Großadmirals des Königreihs Groß- britannien und Jrland“, angenommen hat. Das Haus trat dann in die rekapitulirende Berathung der während der Comitésizungen zu dem Bu-dget gefaßten Resolutionen ein. Die Forderung von 85,4W Psd. Sterl. für Justizkosten in Jrland gab den extremen Homerulern abermals Gelegenheit zu heftigen Angriffen gegen die Handhabung der Justiz auf ihrer Heimathsinsel. FJhre Anträge auf Herabseßung obiger Summe wurden indeß mit bedeutender Mehrheit abgelehnt. Der Lord Mayor von London erhielt eine Zuschrift des Ministers des Jnnern, in welcher auf die aus der Ein- führung italienischer Kinder entstehenden Uebelstände hingewiesen wird und zuglei die Geseße bezeihnet werden, mit Hülfe deren gegen die als „Padroni“ berüchtigten Per- sonen zu verfahren sein würde.

Australien. (A. A. C.) Das neuseeländische Par- lament is angegangen worden, die Emission einer neuen Arnleihe von zwei Millionen Pfd. Sterl. zu genehmigen, welhe Summe theils für Eisenbahnbauten, theils zur Tilgung verschiedener Verbindlichkeiten verwendet werden soll. Eine Erhöhung der Steuern wird riht beabsichtigt.

Frankreich. Paris, 9. August. (Fr. Corr.) Der Handels-Minister von Meaux hat an die Präfekten folgendes Rundschreiben gerichtet :

Paris, 27. Juli. Herr Präfekt! Die Geseße und Verwaltungs- Reglements stellen die Beamten des Ministeriums für Handel und Ackerbau, welbe in Ihrem Departement wohnen, unter Ihre Lei- tung und Aufsicht. Ihnen liegt es also ob, denselben beim Heran- nahen der Wahlperiode die Pflichten ins Gedächtniß zu rufen, gegen welche sie übrigens, wie ich bestimmt vorausjseße, nicht gewillt find, zu verstoßen. Die Befugnisse dieser Beamten haben mit der Politik nihts zu schaffen, und Sie sollen ihnen auch nit zumuthen, diese Grenze zu überschreiten. Aber es is gerade für die Ghrlihfeit der Wahlen von Wichtigkeit, daß die Männer, die in irgend we'chem Maße die Regierung vertreten, die Thätigkeit, welche Sie in ibrem Namen entwickeln werden, nicht stôren, oder den ihnen vermöge ihres Amtes zustehenden Einfluß den feindlichen Par- teien zur Verfügung stellen. Jch erwarte, daß Sie Grund haben werden, mit dem Verhalten und der guten Gesinnung meiner Be- amten zufrieden zu sein. Sollten jedo wider Vermuthen, einige von ihnen den Pflichten, die ich Sie ihnen in Erinnerung zu bringen bitte, untreu werden, so theilen Sie mir dies gefälligst mit, und ih würde unverzüglih einshreiten. Empfangen Sie u. f. w.

(Cóôln. Ztg.) Wiederum ift eine größere Anzahl von Maires abgeseßt worden. Unter denselben befinden sich zwei der 363, nämlih Tardieu, Maire von Tarbes, und Taillières, Maire von Nerac (Lot-Garonne). Auch mehrere Gemeinde- räthe, u. A. der von Riom und der von Montélimar (Drome) wurden durch Gemeindekommissionen ersegt. Der Aus- \chuß, welcher vor Kurzem ernannt wurde und dessen Prä- sident Hr. Dufaure ist, hat in seinem Gutachten über die Streitig-

keiten in der reformirten Kirche den Antrag gestellt, es möge eine neue Synode Eo eehoi E

11. August. (W. T. B.) Die von auswärtigen Blättern gebrahte Nachricht, daß der Ministerrath beshlossen habe, kurz vor GUNE. der Wähler in ganz Frankrei den Belage- run gagufan zu erklären, wird von der „Agence Havas“ als unbegründet bezeichnet.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 8. August. Den „Hamb. Nachr.“ wird geschrieben : Die „Pol. Korr.“ läßt sich von hier mittheilen, daß Schweden aus Veranlassung der unsicheren politischen Situation Vorfichtsmaßregeln zu treffen beabsichtige. Das Gerücht entbehrt natürlich jeder Be- ar ele und ist auch „Svenska Telegrambureau“ autori- irt, dasselbe auf das Bestimmteste zu dementiren.

_ Amerika. Washington, 8. August. (A. A. C.) Die Regierung der Vereinigten Staaten hat die Rückehr der Kriegsschiffe und Marinetruppen nach ihren regelmäßigen Flottenstationen angeordnet. Ein großer Theik der Armee wird östlich vom Mijsiff ippi stationirt werden. Der Präsident Hayes hat den Verkauf von Schußwaffen an die Jndianer verboten. Amtliche Statistiken ergeben, daß der Werth des Exports aus den Vereinigten Staaten wäh- rend des am 30. Juni beendeten Jahres den Werth des Jm- ports um 151 Millionen Dollars überstieg. Die Bundes- truppen haben 45 Valdez-Flibustier an der mexikanischen Grenze festgenommen.

Der russisch-türkische Krieg.

__ London, 10. August. (W. T. B.) Jm Unterhause richtete der Deputirte Monk die Anfrage an die Regierung, ob sie die zeitweilige Beseßung Konstantinopels durch russische Truppen für so unverträglich mit den Jnteressen Englands halte, daß dadurch die freundschaftlichen Beziehungen zwischen England und Rußland gestört werden könnten. Der Schaßkanzler Northcote erwiderte, er glaube die Beantwortung dieser Anfrage ablehnen zu müssen. Monk erklärte darauf, er werde seine Anfrage in einer anderen Form noch in der heutigen Sißzung wiederholen. Jm Fortgange der Sißung wiederholte der Deputirte Monk seine Anfrage ed einer zeitweiligen Beseßung Konstantinopels durch russishe Truppen. Der Deputirte Forster erklärte, die Führer der Opposition hätten beschlossen, eine Diskussion hierüber bei dem ernsten Aussehen dieser Frage niht zu erheben. Sie hätten indessen solchen Beshluß niht fassen können, wenn sie nicht angesichts der leßten Depeschen und im Hinblick auf die Erfklä- rung der Regierung, daß fie die strifte Neutralität nicht auf- gebe, die Ueberzeugung gewonnen hätten, daß die Regierung nihts thun werde, was das Land in einen Krieg verwickeln fönnte. Die Regierung könne die Anfrage Monks nicht be- antworten. Es würde in der That ein Bruch der Neutralität sein, Rußland, welches mit der Türkei Krieg führe, vor einer Beseßung Konstantinopels zu warnen, indem geltend gemacht würde, daß England einen solchen Schritt, der doch nur ein nothwendiges Ergebniß der Kriegführung sei, als feindseligen Akt betrahten müsse, obschon andererseits die Regierung natürli einen solhen Schritt nicht billigen könne. Northcote wiederholte, daß es unmöglich sei, eine Frage über das, was die Regierung unter gewissen Eventualitäten thun würde, zu beantworten.

Ueber die Haltung Serbiens schreibt die W. „Presse“ u. A.:

„In Wahrheit is bis zur Stunde an den Gerüchten über cine umfassende Mobilisirung kein wahres Wort. Seit den Tagen von Kischeneff, da noch vorübergehend die serbishe Aktion auf die Tages- ordnung fam, ist von ihr niht wieder die Rede gewesen. Die poli- tishen Momente, welhe die rußige Haltung Serbiens verlangten, find seit Monaten nicht andere geworden, und zudem fehlt jede ratio- nelle Ursache zu einer Aktion Serbiens. . . .

. . . Die Einberufung der mehrerwähnten 3000 Mann geschah in einer durchaus defensiven Absicht. Seit dem Abzuge der Truppen Osman Paschas aus Nisch und Widdin haben si unausgeseßt die

lünderungszüge von Baschibozuks an der serbishen Grenze wieder- volt, und da die Grenzkaraulen nur {wah beseßt sind, also leicht überrumpelt werden können, so liegt die Nothwendigkeit vor, die Grenzwadcen zu verstärken, und in dieser Absicht wurden 3000 Mann, welche {werlich irgend einer Armee imponiren werden, einberufen.“

Europäischer Kriegsschauplaßs.

St. Petersburg, 11. August. (W. T. B.) Ueber einen angeblihen neuerlihen Angriff unserer Truppen auf Plewna, welcher am 9. d. stattgefunden haben soll, liegen hier keinerlei Nachrichten vor. _

Konstantinopel, 10. August. (W. T. B.) Der Re- gierung ist von gestern keine Nachricht über einen neuen Kampf auf dem bulgarischen Kriegsschauplaße zuge- gangen. Eine große Menge bulgarischer Gefangener ist hier eingetroffen, mehrere derselben sind bereits zur Verbannung verurtheilt worden.

Wien, 10. August. (W. T. B.) Wie der „Pol. Korr.“ aus Bukarest vom heutigen Tage gemeldet wird, hat der Kaiser von Rußland den beabsichtigten Besuch der Armee des Großfürsten Thronfolger vorläufig verschoben. Generak

immermann hat sein Lager auf den wohl verschanzten

öhen bei T\chernawoda aufgeschlagen. Der Betrieb auf der

isenbahnstree Medschidje-Küstendsche ist wieder vollständig hergestellt. Einige russishe Regimenter mit Artillerie halten Medschidje und Küstendsche beseßt. Nur ein Theil des Corps des General Zimmermann ist zur Hauptarmee gestoßen. Das rumänischeTruppenkontingent foll 30,000 Mann übersteigen. Der Minister-Präsident Bratiano befindet sich im Hauptquartier des Kaisers von Rußland.

Wien, 11. August. (W. T. B.) Telegramm des „N. W. Tageblatt“ aus Osman Bazar, 9. d. M. Die rufsi- schen Truppen versuhten am Mittwoch die befestigte t ür- fische Position bei Laila, in welcher sich 4 Bataillone und 1100 Reiter befanden, anzugreifen, wurden aber von Zbrahim Bei zurückgeschlagen und bis in die Nähe von Tirnowa verfolgt.

Aus Simnigza, 8. August, meldet die W. „Presse“: Von éiner Uebersiedelung des Kaiserlichen Haupt- quartiers nach Fra teschti ist keine Rede. Dasselbe bleibt in Bulgarien. Vermuthlihh ist das Gerücht dadur entstan- den, daß unbrauhbare Wagen aus Bulgarien nah Frateschti vor einigen Wochen zurückgesendet wurden. Das mag Korre- spondenten, die sonst in Bukarest ihr Hauptquartier aufge- schlagen haben, aufgefallen sein. Von General Gurko sind Nachrichten eingetroffen, daß er die Balkanpässe wohl be- festigt habe und beseßt halte.

“Armee

- an der

Aus Bukarest, 8. August, meldet dasselbe Blatt : Der 36. Division Wernokin, des 7. Armee-Corps, welche si bei der

immermann befindet, werden die übrigen Abthei- lungen des 7. wie das 10. Armee-Corps aus der Krim n ach dem Kriegsshauplaße folgen. Die Positionen dieser beiden Corps an der Pontusküste werden dur neumobilisirte Abtheilungen erseßt. Gestern erhielten die Truppen Krüdeners eine namhafte Verstärkung aus Sistowa. :

Ueber die fortifikatorishe Bedeutung von Turtufkai, wo, 1ie gestern telegraphish gemeldet, von den Russen eine neue Pontonbrüdce über die Donau gebaut sein soll, be- merkt das W. „Fremdenbl.“ :

„Die Stadt selbst, welche \sich zum Theile in Terrafsen das fteile Donau-Ufer hinanzieht, ift klein und unbedeutend, eine {chmußige Barakenanhäufung, ohne Luft und Raum zur Bewegung. An ihrem Ostende, die Dächer der Nachbarhäuser kaum überragend, liegt ein alter, sehr massiv gebauter, aber für eine moderne Geshüß- vertheidigung keineswegs eingerihteter Thurm Esfki-Kaleh mit flafterdiden Mauern. Um fo vertheidignngsfähiger erweist sich die dominirende Uferstufe, welche augenblicklich mit vier großen und zwei fleinen Werken fortifizirt ist, und die sich in einem großen Bogen im Süden um das Städtchen ziehen. Die Reihe cröffnet das große ge- s{lossene Werk Serdar-Tabia (die Generalissimus-Batterie) im Södosten der Stadt mit acht Geschütplägten , sech8 Fuß tiefem und fünfzehn Fuß breitem Graben und fünfzehn Fuß hoher mächtiger Erdbrustwehr. Am Abhange, etwas tiefer gelegen, zwishen dem genannten Werke und dem Donau-Thurme , wurde in den leßten Wochen eine Lunette auf-

eworfen, welde mittelst Jägergräben mit der Serdar-Tabia in Ver- cini steht. Westlich dieses letzteren Werkes, unmittelbar über der Stadt, liegt die JFil-Degernie-Tabia (die Windmühl-Batterie), eine ziemlich geräumige Sternschanze mit drei oder fünf Geschüt- Wei einige tausend Fuß neben ihr westlich die Schulterwehre

istlifk-Tabia (Landhaus-Batterie) und zwei- bis dreitausend Meter im Westen der Stadt, oberhalb des Tscherkessenviertels „Azizie-Tscher- fesfoi“ die neue Batterie (Topraklik-Sirti-Tabia, die erve Höhlen-Batterie), über deren Armirung nichts bekannt gew'"rden iît. Außer diesen vier Hauptwerken sind noþ mehrere Infanterieschanzen vor- handen, welche, auf dem südli streihenden Plateau errichtet, zu der eben besprochenen Vertheidigungslinie parallel laufen, jedoch sehr ungescickt angelegt sein sollen.“

Ueber die Fraue in Alt-Serbien berichtet die „Pol. Korr.“ aus Prizrend, 30. Juli: „Alt-Serbien ist in den leßten Tagen vom regulären Militär fast ganz entblößt worden. Die Grenzgarnifonen bestehen aus Mustehafiz, die, so gut es ging, in aller Eile eingeübt wurden. Das kleine Corps Redifs, welches Sienica beseßt hielt, wurde nah Bul- garien über Mitrowica dirigirt. Auch 300 Pferde mit Mu- nition wurden dorthin geschick. Jn Alt-Serbien is nichts- destoweniger für die Sicherheit des Landes nichts zu befürhten. Jm Lande der Miriditen herrscht völlige Ruhe. Prinz Prenk hat seine Unterwerfung dem Ali Saib Pascha e und die Stellung eines geringen Kontingentes Hülfstruppen in Aussicht gestellt. Prenk joll bereits 260 Krieger nah Scutari entsendet haben, die als die erste Abtheilung des Kontingentes gelten. Von dieser Seite at somit die Pforte feine Verlegenheiten mehr zu befürchten. ersonen, welhe hier aus Bosnien eingetroffen find, sprechen si in sehr anerkennender Weise über den jeßigen türkischen Statthalter dieser Provinz aus. Er bietet Alles auf, um eine Grundlage für bessere Zustände zu schaffen. So hat er die ristenverfolgung in Banjaluka, Brod und Teschnja e: vit ais arretiren und hierher zur Aburtheilung bringen assen.“

Ueber die Belagerung von Niksic erhält dasselbe Blatt aus Cettinje, 2. August, folgende Nachricht: Ein gestern aus dem Hauptquartiere vor Niksic angekommener Brief meldet: „Was die Belagerung betrifft, so schießen wir Tag und Nacht tapfer darauf los, des Nachts manchmal hef- tiger als tagsüber und zwar von allen Seiten. Die Nikficer sind jedo an dergleichen Neckereien gewöhnt und machen sich nihts daraus. Sie lassen ihrerseits nach Thunlichkeit keinen Schuß unbeantwortet. Gestern und heute haben wir drei Kano- niere verloren. Eine Frau die den Verwandten in der Schanze von Trebesh ihr Mittagsessen brachte und der Versuchung niht widerstehen konnte, fich die feindliche Position zu be- trachten und zu diesem Behufe über die Brüstung sah, erhielt einen Schuß ins Herz. Die gegenseitigen Positionen sind stellenweise so nahe aneinander gerückt, daß sih die Gegner mit Steinen bewerfen könnten. Die nächtlihen Kanonaden und sonstigen Beunruhigungen sind unsererseits in der Absicht arrangirt, um den Feind, der niht über genügendes Ablösungs- material, noch weniger über halbwegs gesicherte Ruhepläge verfügt, niht zur Erholung kommen zu lassen, während wir in der Lage sind, unsere Leute stets ablösen und ausrasten lassen zu können.“

Asiatischer Kriegsschauplaßt.

St. Petersburg, 10. August. (W. T. B.) Offi- zielles Telegramm aus Alexandrapol, 9. c: Das türkishe Corps, welches gegen die Kolonne des Generals Tergukassoff ee ist, ergriff am 5. d. auf der ganzen Linie von dem Uebergange bei Tschingyl bis ju dem bei Karavansarai die Offensive. Schaaren von Baschibozuks und Kurden, von 6 Bataillonen Truppen unterstüßt, welche aus den Dörfern Zora und Kundschacha kamen, verdrängten die Piquets der Russen, die sich den ganzen Tag über vertheidigten. Der Feind beseßte Alikatschak und versuchte das Dorf Khalfalü ein- zunehmen, wurde aber von deùú Dragonern zurücgeschlagen. Der Verlust der Russen betrug 4 Offiziere todt, 12 Offiziere und 13 Soldaten verwundet. Die Türken ließen 20 Todte auf dem Kampfplaze. Das türkische Corps konzentrirt _sih gegen Anakotschak. Die Truppen des Generals Tergukassoff, zu denen eine Kolonne von der Hauptarmee als Verstärkung gestoßen ist, konzentriren sich gegen Fgdyr. Nach den neuesten Nachrichten hat Der wis ch Pascha mit 4 Bataillonen Zichidsin verlassen und ist zur See gegen Norden abgegangen.

Konstantinopel, 10. August. (W. T. B.) Nach einer hier eingegangenen Meldung Jsmail Paschas vom 6. cr. haben die Türken nach Wiedereinnahme der Ortschaft Massoun (?) die Grenze überschritten, und sind auf eine Ent- fernung von 2 Stunden auf russishem Gebiete vorgerückt.

Vom asiatischen Kriegsschauplabße wird dem "Rede 4 Bureau“ aus Erzerum unterm 6. d. telegraphirt : „Russische Verstärkungen in der Höhe von funfzehn- Qua Mann haben die Grenze überschritten und eine starke Position im Norden der Ruinen von Ani, der alten Haupt-

adt Armeniens, eingenommen und bedrohen somit die rechte Flanke und das Centrum der osmanischen Armee. Es hat ein resultatloses pin A stattgefunden. Das russische Centrum ist in drei Divisionen eingetheilt, welche in Avi, Golveran und Kuruk Dara stationirt sind und im

Ganzen 68 Bataillone Jnfanterie, 16 Kanonen und 8500 Reiter zählen. Js mail Pascha steht eine Stunde westlih von Bajazid. General Tergukasoff befindet sih an der Grenze bei Kara- doulak mit einer Streitmacht von 18 Bataillonen JFnfanterie, 7 Batterien und 7 Regimentern Kavallerie.“

Ein Kenner „orientalisher Verhältnisse“ schreibt dem W. „Fremdenbl.“ von hier:

„Sowohl nach- den Lehren der Sunna (mündlichen Ueberliefe- rungen Mohameds), als auch na den Ansichten vieler mohameda- nishen Theologen und Gesetzeslehrer, ebenso auG nach den uns hinterlassenen Fetwahs der zablreihen Scheik-ul-Islams ift es dem Gläubigen fstrengftens untersagt, seine Glaubensbrüder, die mit ihm gekämpft und geblutet haben, in den Händen der Feinde zurückzulafsfen, um nur sh retten zu können. Ja, in einem solchen Falle ist der Gläubige verpflichtet, eher sein eigenes Leben zu opfern, als feinen Glaubensgenofsen im Stich zu laffen. Thut er dies nicht, so hat er die Geboteder „Scherieh“ (Gotteslehre) über- treten und man darf ihm künftighin keine Unterstüßung gewähren. Darum wollte seinerzeit der Sultan von Marokko dem leßten Kalifen von Granada feine Hülfe leisten, weil dieser früher Ferdinand dem Katholischen einige von Gläubigen bewohnte Städte friedlich abgetreten hatte, und auc der leßte Khan der Krim wurde nur des8- halb in Konstantinopel enthauptet, weil er diese Provinz in die Hände Katharina 11. geliefert hatte. Wenn nun Sultan Abdul Hamid seine Truppen aus dem Kaukasus wirklih abberufen und die dortige mohamedanishe Bevölkerung im Stich gelassen hat, so ift das ein Ereigniß, das vom mohamedanisch-theologischen Standpunkt nit unbedenklich erscheinen mag.“

Vereinswesen.

Der soeben veröffentlichte 6. Bericht über die Wirksamkeit der unter dem Protektorate Sr. Majestät des Kaisers undKönigs stehenden Kaiser Wilhelmsstiftung für deutsche In- validen im Jahre 1876 konstatirt, daß die in diesem Jahre ver- ausgabte Unterstüßungssumme, welche 300,988,8 # betrug, die des Jahres 1875 mit 261,511,42 4 beinahe um # überstiegen hat. Der Grund zu dieser Mehrausgabe liegt darin, daß einestheils während des verflossenen Jahres ca. 150 neue Unterstüßungsfälle hinzugetreten, anderntheils aber die Mittel des zur Allerhöchsten Disposition stehen- den Fonds von 900,000 Æ soweit ges{wädcht sind, daß nur noc in ausnahm8weisen Nothfällen eine Unterstüßung aus denselben gewährt werden kann, weshalb die Stiftung in vielen Fällen eintreten mußte. Außerdem haben \ich die Zuschüsie an die Zweigvereine im Jahre 1876 gegen das Vorjahr um 2000 Æ vermehrt.

Auf der anderen Seite stellte sich die Einnahme gegen das Jahr 1875 bedeutend geringer. Während in dem genannten Jahre die Zu- wendungen den Betrag von 39,743,4 A erreichten, sind im ver- flofsenen Jahre nur 26,640,73 Æ vereinnahmt worden.

Der Zuschuß, welcher daher zu den laufenden Ausgaben dem Kapitalstock entnommen werden mußte, ist daber sogar um das Dop- pelte gestiegen. Die Summe des leßten Jahres belief sich auf 123,706,13 MÆ, während im Jahre 1875 61,575 4 nothwendig waren.

Die Zahl der Unterstüßten erreichte 1876 die Höhe von 4435, ungerehnet die große Zahl derjenigen Personen, welhe durch die Zweigvereine der Stiftung unterstüßt worden sind.

Für diejenigen Krieger, welche in Folge von Verwundung oder Krankheit noch leidend sind, hat die Kaiser - Wilhelméstiftung 30,769,06 MÆ. an Kurbeibhülfen verausgabt, was einen Mehrbetrag von 673,9 M. gegen das Vorjahr darstellt. Im Ganzen wurde eine folche Badeunterstüßzung 354 Personen zu Theil, von denen 154 aus den Fonds der Stiftung vollständig freie Kur erhalten haben; den übri- gen 200 Personen sind Beihülfen zu den von ihnen auf Staats- oder Privatkosten gebrauhten Kur bewilligt worden. s E der Stiftung gewährten Kautionen erreihen die Höhe von 6). 14 7A

Zum Ankauf der in Loshwitz bei Dresden von der verstorbenen Frau Marie Simon gestifteten Heilstätte zur Pflege kranker und in- valider Militärs, die in eine Stiftung des rothen Kreuzes unter dem Namen „Deutsche Heilstätte für Invaliden und Kranke“ vmgewan- delt worden ist, über welhe Ihre Majestät die Königin Carola von Sachsen das Protektorat übernommen hat, hat die Kaiser-Wilhelms- stiftung dem von dem sächsischen Landesvereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger und dem Albert -Verein zu Dresden gebildeten Comité einen Beitrag ven 18,000 # zugewiesen. Diese Summe ist auf das betreffende Grundstück unverzinsli ein- getragen, und sind der Stiftung als Aequivalent 3 Freistellen zur Verfügung gestellt worden.

Laufende Unterstüßungen haben im Jahre 1867 erhalten : 708 Invaliden mit 51,005,50 #4, einmalige I S 1468 In- validen mit 68,342,088 (4 Ferner empfingen 2151 Perfonen (darunter 1336 Kinder) laufende Unterstüßungen in Höhe von 136,784 M.

Am Sólusse des Berichtsjahres bestanden inkl. 6 Provinzial- und 4 Bezirk3vereinen, 339 Zweigvereine.

Nach der Rechnungsübersicht betrugen die Einnahmen im Berichts- jahre 4,051,400 M 39 S, die Ausgaben 358,445 4 69 H, mithin der Bestand ult. Dezember 1876: 3,692,954 Æ 70 F. Da dcr Baarbestand am 1. Januar 1876 sich auf 3,838,860 4 83 S be- zifferte, so hat si der Kapitalstock um 145,906 #4 13 - verrin- ert. Rechnet man jedoch hiervon die für 13 invalide Militärs gestellten

autionen mit 22209 Æ ab, fo verbleibt nur cin Minus von 123,706 A 13 S.

Statistische Nachrichten.

Das 3. Heft der vom Medizinal - Rath Dr. Mar Flinzer herausgegebenen „Mittheilungen des statistischen Bureaus der Stadt Chemnitz“ handelt zunächst von der Bewegung der Bevölkerung in Chemnitz in den Jahren 1873 und 1874, und zwar unter besonderer Berücksichtigung der Todesursachen. Die Zahl der Todesfälle war 1873 eine hohe und um 331 stärker als 1872; aber auch der Ge- burten gab es 311 mehr, als im voraufgegangenen Jahre. Von den Sterbefällen entfiel 1 auf 26 Bewohner. Im Fahre 1874 betrug die Zahl der Todesfälle 390 weniger als 1873; es starben 3,18 von 100. Es folgen weitere statistishe Nachrichten über die Bevölkerungé- peGeltolie, Wohnungsverhältnisse, die Reichstagswahl im 16. säch- sischen Wahlkreise am 10. Januar 1877 u. \ w.

Nach der vom statistishen Bureau der Stadt München ver- öffentlihten Uebersicht der Geburten und Sterbefälle in München während des 2. Vierteljahres 1877 berechnet sich aus der für den 1. Sanuar 1877 auf 209,000 festgestellten Einwohnerzakl von München für das 2. Vierteljahr die allgemeine Geburtsziffer (bei 9338 Lebendzebornen) auf 44,75, die allgemeine Sterblichkeitsziffer (bei 1949 Gestorbenen) auf 37,27, also höher als im 1. Vierteljahre (33,84). Von je 100 Lebendgeborenen waren 51,71 Knaben, 48,29 Mädchen, 74,34 ehelich, 25,66 außerehelich, 91,23 von rale wen, 7,87 von protestantishen, 0,90 ijsraelitishen Eltern bezw. Müttern, während in der Gesammtbevölkerung Münchens nah den Volks- zählungs-Ergebnissen auf je 100 Personen 87,22 Katholiken, 10,86 Protestanten und 1,75 Israeliten treffen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Zum Tübinger Universitätsjubiläum hat die Di- rektion des Königlihen Geheimen Haus- und Staatsarchivs zu Stutt- gart einen Festgruß in Gestalt zweier werthvollen Abhandlungen dar- gebracht. Die eine Abhandlung enthält, wie der „Schw. M.“ mittheilt, eine arcivalishe Nachlese zur Schiller-Literatur, heraus- gegeben von dem Geheimen Legations-Rath Dr. v. Sloßberger. Diese Nachlese ist den Akten der Karlzakademie entnommen, und ihr interessanter Inhalt, aus Der tei Erlassen, Berichten Schillers und seiner Mitschüler bestehend, giebt werthvolle Aufschlüsse über den Entwickelungsgang des jungen Dichters. Der Zeit nach eingerahmt ist der Inhalt von zwei Herzoglichen Erlassen. Der eine vom 16, Ja-

nuar 1773 fündigt die Aufnahme Schillers in die militärische Pflanz- schule auf der Solitude an; der andere vom 17. Dezember 1780 enthält eine charafkteristische Entscheidung des Herzogs. Auf die ärztliche Thätigkeit Schillers fällt neues Licht dur die 8 Originalkrankheits- berichte des Feldscherers (darunter 4 ncuedirte) über die Krankheit des Eleven Grammont: den Schiller vom 26. Juni bis 30. Juli be- handelte und glückli kurirte. Interefsant sind auch die Urtheile seiner Alters- und Studiengencssen über den 15jährigen Jüngling. Die Papiere der Karls\hule sind erft neuerdings dem Königlichen Archive einverleibt worden.

Ueber die Restauration des Straßburger Mün- sters entnehmen wir dem „Els. Journ.“ Folgendes: „Die Reftau- ration auf der Nordseite der Kathedrale erstreckt fi von den untern Strebepfeilern bis zum Gipfel hinauf. Das große Portal, an wel- chem zur Einseßung prachtvoller monumentaler Thore unablässig ge- arbeitet wird, erhielt neue Stüßen wegen der im Bogen sich zeigen- den Spalten. Abgesehen von den Freskcgemälden des Chors und Transepts, deren Vollendung erft in 4 Jahren erfolgen wird, und dem Bau der Krönung der Kuppel, der noch weit vom Anfange steht, ist die allgemeine Restaurirung des Münsters und seiner fkünstlerishen Zubehörden nahezu beendigt. So sind die 14 Kaiser- und Königsftatuen {hon lange in den Werk- stätten des Frauenstifts, wo fie angefertigt worden, zur Aufstellung bereit. Es sind auf der Westfaçade an der zweiten Galerie die Bild- säulen Pipins des Kleinen, Karls des Großen, Otto's des Großen und Heinrich des Voglers; auf der Südseite, gegen den S{loßplaß zu, werden die Statuen Heinri I1I1., Heinri TI., Philipp von Schwaben und Friedrib Barbarossa angebracht werden; auf der Nordseite gegen den Domplay sollen die Standbilder Ludwig II., Friedrich IT., Karl Martell und Lothar 11. Aufstellung erhalten. Alle diese Bildsäulen sind Reiterstandbilder, nur die auf der Ostseite dem Seminar zugekehrten, Karl von Provence und Kaiser Heinri IV. sind \tehend dargestellt.

Paris, 9. August. (Fr. C.) Offiziöser Meldung zufolge sind auf An- trag des Ministers des Unterrichts und der s{öônen Künste der Afa- demiker und Geschichtsshreiber Camille Rousset, welcher in Folge eines Budgetabstriches der Kammer kürzlich den Posten eines Historio- graphen des Kriegs-Ministeriums verlor, zum Commandeur, der Maler Puvy de Chavannes zum Offizier; der Komponist Leo De- libes, die Schriftsteller Paul Perret, Charles Yriarte und Loredon Larcher, die Maler Hektor Lerour und de Beaumont, und die Bild- bauer Moreau, Vautier und Glaize zu Rittera der Ehrenlegion ernannt worden.

Land- und Forstwirthschaft. Bern, 9. August. (Cöln. Ztg.) Die Reblaus is au bei Chambesy im Kanton Genf aufgetreten.

Gewerbe und Handel.

_ Aus dem Jahresbericht pro 1876 des Fabriken-In- \pektors für Berlin und Charlottenburg matt der „Ge- werkverein“ einige Mittheilungen, welben wir Folgendes entnehmen: In den Jahren 1874, 1875 und 1876 ift eine Verminderung der Gesammt-Arbeiterzahl um 9458 und der Zahl der Fabriken um 36 eingetreten. Diese Reduktion vertheilt \sich auf alle Gruppen der Industrie. Die zahlreihsten Arbeiterentlafsungen sind bei der Eisenindustrie, welhe die meisten Arbeiter bescâf- tigt, erfolgt. Rechnet man nämlich zu der Verminderung von 3776 im Jahre 1876 noch die von 3101 im Jahre 1875, fo sind in dem bezeihneten Industriezweige seit 2 Jahren allein 6877 Arbeiter entbehrlichß geworden. Die Reduktion des Arbeitstages con 10 Stunden auf eine geringere Zeit kann der Fabriken-Jnspektor nit genau angeben, sie wechselt nach dem mehr oder weniger her- vortretenden Bedürfniß, doch glaubt er nicht zu hoch zu greien, wenn er annimmt, daß namentlih in der Eisenindustrie fast dur{- ehend der Arbeitstag von 10 Stunden um den vierten Theil ver- ürzt worden is. In Charlottenburg waren nah der Aufnahme der dortigen Polizei-Direktion im Juli 1876 2592 Arbeiter in 57 Fabrikc1 beschäfstigt; am Ende des Jahres verblieben 1973 Ar- beiter in 61 Fabriken. Die Zahl der jugendlichen Arbeiter und Kin- der in den Fabriken hat sich in den leßten Jahren ver- mindert, und zwar von 1836 im Jahre 1874 auf 1733 im Jahre 1875 und auf 1530 im Jahre 1876. Als erfreulibes Ergebniß be- trachtet es der Fabriken-Inspektor, daß die Zahl der Kinder unter 14 Jahren, welche im Jahre 1874 no 101 betrug und im Jahre 1875 auf 34 sank, jeßt nur noch 18 beträgt, und daß hiernach, wenn man erwägt, daß von jenen 18 allein 10 în den Zeitungs-Drutdereien, die Kinderarbeit aus den Fabriken fast ganz verschwunden ist. Dies Er- gebniß ist allein dem Umstande zuzuschreiben, daß auf einen drei- stündigen Schulunterricht der Kinder unter 14 Jahren streng ge- halten wird, und daß die Fabrikarbeit mit dem Schulunterricht sich nur {wer vereinigen läßt. Die Fälle, in denen für Kinder unter 14 Jahren Arbeitsbüher nachgesucht und ertheilt worden, sind zwar nit viel seltener als früher geworden, die Fabri- fanten wollen \fich aber den mancherlei Unannehmlichkeiten, welche ihnen aus der Annahme von Kindern unter 14 Jahren und ihrer Verpflichtung zum Schulbesuch erwachsen, niht ausfeßen und weisen dieselben fast stets zurück. Das Hauptkontingent der jugendlichen Arbeiter nehmen, wie früher, die Bub-, namentlich die Zeitungs- druckereien und Steindruckereien mit 25%/9 der Gesammtzahl, dem- nächst die Luxutpapierfabriken mit 18 °/, dann die der Tertilindustrie angehörigen gewerblichen Anstalten mit 11/5, sodann die Anstalten für Metallverarbeitung mit 9/0, die der Blumenfabriken mit 8 °/o und die Mascinen- 2c. Fabriken mit 7 °%/% in Anspruch. Die Zahl der in 20 Fabriken Charlottenburgs beschäftigten Kinder von 14—16 Jahren beträgt 65 männliche und 27 weibliche; ron 12—14 Jahren 3 männliche und 4 weiblihe. Den My der Arbeiter in gewerblichen Anlagen gegen Gefahr für Leben un Gesundheit anlangend, fo find dem Fabriken-Inspektor im Laufe des vergangenen Jahres 407 Meldungen von Unfällen in den gewerb- lien Anlagen zugegangen. Bei der Prüfung stellte sih heraus, daß 73 Meldungen sich zur weiteren Verfolgung niht eigneten. Vie Arbeiter, auf welche si dieselben bezogen, waren entweder in den angegebenen Fabriken unbekannt, oder nach dem Unfall nicht wieder in die Fabrik zurückgegangen, oder die Anlässe zu den Unfällen waren nicht in den e sondern in den Wohnungen der Arbeiter oder anderswo zu suchen. London, 9. August. (E. C.) Nach dem gestern ausgegebenen Ausweise des Handelsamtes stand Einfuhr und Ausfuhr h- rend des Monats Juli folgendermaßen: Gesammt-Einfu hr- werth im Juli 1877: 36,150,820 Pfd. Sterl., im Juli 1876: 31,876,808 Pfd. Sterl., in den 7 Monaten 1877: 232,340,223 Pfd. Sterl, in den 7 Monaten 1876: 217,734,004 Pfd. Ster!. Gejammt- Ausfuhrwerth im Juli 1877: 17,587,301 Pfd. Sterl., im Juli 1876: 16,084,587 Pfd. Sterl., in den 7 Monaten 1877: 112,821,431 Pfd. Sterl., in den 7 Monaten 1876: 115,294,968 Pfd. Sterl. Die Zunahme des Ausfuhrwerthes während des diesjährigen Juli ist bemerkenëwerth und erscheint hauptsählich in Baumwoll-, Woll- und Eisenfabrikaten, schr s{wach dagegen in Kohlen. An Shhießpulver ward fast das doppelte Quantum, verglichen mit der vorjährigcn Zahl, ausgeführt, Feuerwaffen dagegen erreichen die frühere Zahl niht. Zunahme der Einfuhr zeigt sih vor Allem in Getreide, Oel, Seide, Zucker, Thee und Wein; Abnahme der Einfuhr in Spirituosen und Kaffee. : Der Wochenbericht der „New-Yorker Hdl. Ztg.“ äußert sih über die Gejchäftölage u. A. folgendermaßen: Troß der auf- regenden Ereignisse der leßten Woche hat der Geldstand nur wenig von seiner früheren Abundanz verloren. Die Strikes und die damit zusammenhängende Zerstörung von Eigenthum haben unter hiesigen Kapitalisten nur geringen Alarm hervorgerufen. Als na- türliche Folge der Einzahlungen für Subskriptionen auf die 4°/o An- leihe hat die Knappheit im Goldmarkt in dieser Berichtswoche nur wenig nachgelassen. Das Agio fluktuirte'zwischen 55—b& und {loß heute à 54. Das Waaren- und Produkten eschaäft begann sich langsam von dem paralytischen Anfall zu er olen; den das ge-