1900 / 291 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 07 Dec 1900 18:00:01 GMT) scan diff

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E etianetliedinguncts flezoa ‘in der Ditekiicas, O Sin mglbebiugungen liegen

Norwegen.

13. Dezember 1900, 10 Uhr Vormittags. Sanitätsdepot der Armee, Christiania: Lieferung von 12 Ränzeltaschen _ Segeltuch mit dazu geborenvem Blechgeschirr, 17 Nucsäcken von “braunem Segeltuch, 420 wollenen Decken, -100 Säcken zu wollenen Decken, 200 wollenen Unterjacken, 8 Arzneikasten zum Gebravch in

edens8zeiten, 6 Schlitten, 12 Garnituren Instrumente für Ränzel,

Garnitur Instrumente für Verbandkasten, Ble§schachteln zu 8 Arzneikaften und 1 Garnitur Verbandkasten. Angebote mit der Aufschrift „Sanitetsmateriel“ werden im Bureau des Sanitäts-

verwalters, Verwaltungsgebäude der Festung, entgegengch-nommen. Etn-icbtung

Modelle und Bedingungen ebenda.

1. Februar 1901. A. Fischer, Argitekt in Bergen: einer Dampfheizung und Anklage eines Lüstungssystems torium für Lungenkranke in Lyster. Näheres bei dem Genannten.

Brasilien.

Die in Nr. 200 des „Reibs- Anzeigers" vom 23. August d. J. angekündigte Verdingung des Baues von Hafenanlagen, Waaren- {uppen u. st. w. sowie die Lieferuna und Aufstellung hydraulischer Krähne im Hafen von Recif (Staat Pernamkuco) is auf den 28. Fe-

bruar 1901 vershoben worden.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 7. Dezember. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Kaiser Wilhelm der Große“ b. New York 6. Dei. a. d. Weser angek. „Paknam“, n. Oft-Asien best., 5. Déz passiert, „Großer Kurfürst“, n. Australien best., 6. Dez. tn Colombo, eVayern* v. Ost-Asièn 5, Dez. in Suez, „Heidelberg*, n. Brasilien best., 6. Dez. in Oporto und „König Albert“ v. Ost-Asien in anghai angek. „Köln“, v. Ost-Asien kommend, 5. Dez. Gibraltar

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ert.

Hamburg, 7. Dezember. (W. T. B.) Hamhurg-Amerikag- Linie. Dampfer „Deutschland“ 6. Dez, in New York angek. „Pre- toria”, v. New York n. Hamburg, 6. Dez. v. Cherbourg abgeg, , v. St. Thomas n. Hamburg, und „Castilia“, v. Hamburg n. West- indien, 6. Dez. in Havre, sowie „Granaria* in Hayanna ange!. «Gheruskia* 6. Dez, v. St. Thomas über Havre n. H abgeg. „Weftphalia*, v. Hamburg n. Portland (Maine), 6, Dez, in North Sydney, „Sarnia“ in Port Said und „Saxonia“ in Bremer-

paf

haven angekommen.

London, 6. Dezember. (W. T. B.) Castle-Linie. Dampfer „Carisbrook Castle“ gestern auf Heimreise von Kapstadt abgegangen.

Theater und Musik, Im Königlihen Opernhause geht

Cornelius’ komishe Oper „Der Barbier von Bagdad“ in Scene. Hierauf folgt das Ballet „Vergißmeinniht“. Am Sountag wird Richard Wagner's Oper „Der fliegende Holländer“ folgender Beseßung gegeben: Seuta: Fräulein Hledler; Erik: Herr Kraus; Holländer: Herr Hoffmann: Daland: Herr Wittekopf ; Mary: Frau Goetze; Steuermann: Herr Philipy. Kapellmeister Walter dirigiert. Am Mittwoch, den 12. d. M., persönlicher Leitung des Hecrn Gugen d’Albert eine Aufführung feiner beiden Opern „Die Abreise“ und „Kain*® statt. erste Aufführung von Hans Pfiyner's Oper „Der arme Heinrich“

ist für Sonnabend, den 15. d. M., angeseßt,

Im Königlichen Schauspielhause gebt morgen von Wildenbruh's Schauspiel „Die Tochter des Erasmus“ in nach» stehender Beseßung in Scene: Erasmus: Herc Kraußneck; Maria:

räulein Poppe; Katharina von Glornig: Fräulein von A eutinger: Herr Ludwig; Frau Peutinger: Fräulein Abih; Konstanze : räulein von Mayburg; Ulrich von Hutten: Herr Matkowsky; Don gnacio: Herr Boetther; Dr. Eck: Herr Molenar; Oberst Frunds- Herr Nesper; Nikodem: Herr Vollmer; Arnold: Fräulein

erg: Cerigioli.

Gerhart Hauptmann?s neues Werk, das Künstlerdrama „Michael Kramer“, zu dem die Proben im Deutschen Theater schon seit

Wetterberiht vom 7. Dezember 1900, 8 Uhr Vormittags.

2 et | Wetter. rihtung |!

Name der Beobachtungs- \tation

iveau reduz. in Celfius.

Temperatur

NO wolkig W wolkig OND 2MRegen WNW - 5 wolkig

-

Ja | Barometerft. Bon

DDDD ha.0%u.Meercs- R Dl f C0

pu

Isle d’'Aix . E os -—— Vlissingen. . | 758 7 [WNW lder L... | 755,9 |W bristiansund | 754,9 |1 Skudesnaes . | 757,6 |NO Skagen .…. | 755,5 Kopenhagen . | 752,1 Karlstad... | 756,2 Stockholm . | 752,6" |NNW 2lbedeckt Wisösby ... | 749,6 |[NNO bedeckt Haparanda . | 749,7 [Windstille [wolkenlos

Borkum... | 754,9 \NNO 3|bedeckt Keitum ... | 756,9 |N wolkenlos mburg . . | 752,6 N bedeckt winemünde | 749,4 \NNW 3|Regen Nügenwalder- münde. , . | 748,3 [SW Regen Neufahrwasser| 748,6 S bedeckt Memel .. . | 7476 S Schnee Münster

(Weftf). . | 753,8 |W 3|bedeckt nover . , | 751,4 [Windstille |bedeckt s e of C R bedeckt Chemniß ., | 749,9 3|Negen Breslau. . . | 749,9 |SO 3|Regen Meßg M E 758,6 bededt Frankfurt (Main) .. | 754,0 bedeckt Karlsruhe . . | 755,6 bedeckt München . . | 7523 Regen

Ein Maximum von über 765 mm liegt über der Bidcayasee, ein Minimum von unter 750 mm über Böhmen und der südlichen Ostsee. Jn Deutschland ist das Wetter mild und regnerisch. Trübes, vor- ette mildes Wetter mit Niedershlägen wahr-

Deutsche Seewarte. G ONIN A: T :Ca P S A T7 E E R T Theater,

iche Schauspiele. Sonnabend : Opern- haus. , Vorftellung. Der Barbier vou Bagdad. Komische Oper in 2 Aufzügen von Peter

bededt bededt wolkig wolkenlos bededckt bedeckt wolkenlos

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von braunem

findet unter

des Erasmus. Ernst von Wildenbruh. Anfang 75 Uhr. Neues Opern- Theater: Ge‘{lossen.

Genebmigung : für Oft-Asien).

Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Der Pfarrer von Kirchfeld, Abends 74 Uhr: Die ftrengen

Montag: Die strengen Herren.

Carl Hauptmann.

Sonntag, Nachmittags 3 Ubr: Das Glü im Winkel. Abends 8 Uhr: Die Welt, in der man fich langweilt. 4 Uhr: Kintervorftellung. Hänsel und Gretel.

Montag, Abends 8 Uhr: Ephraim's Breite. Märchensytel mit pr in 4

Theater des Westens.

g, Nachmittags : Zu halben Preisen : « Abends: Gastfp el Fr Prevo i: Zum leyten Muse: La Traviata. Konzerte. ontag: Zar un mermann. i: é Dienstag: 15, Abonnements. Vorstellun . Gastspiel | Sing-Akademie. Sonnabend, Anfang 8 Uhr: Neun Beilagen Mor e a e revostl, Zum er Male: | L. Klavier-:Abeud von Ernest Jedliczka. g omeo und Julia. ——

längerer gei im Gange sind, wird von den Damen Dumont, Gberty, von niß, Schneider und den en Junker, Kayßler, Meinhard; Reinhard, Sauer, eiger, Vallentin und Ziener dargestellt werden; die Regie führt Me Emil Lessing. Die erfte Aufführung ift auf den 21. d. M. f peleht.

Im Schiller-Theater ist die erste Aufführung der Weirauch- hen Posse „Die Maschinenbauer“ für Mittwoh nächster Woche an- gefeßt. Auch in diesem Jahre werden Weihnahts- Abonnements wieder ausgegeben, Diese Weihnachts-Abonnements zum 11. Rang für beliebig zu wählende Abendvorstellungen an Wochentagen sind in zweierlei Form zu haben; die eine enthält vier, die andere ses zu einem gefällig ausgestatteten Hefthen vereinigte Gintrittskarten. Der Preis beträgt 3 und 450 ‘Die Ausgabe dieser Abonne- mentshefte, welhe sich besonders als Weihnachtsgabe für Haus- angestellie und für die heranwahsende Jugend eignen, beginnt mcergen.

Im Theater des Westens tritt Fräulein Prevosti am Sonn- tag in der Titelpartie der Oper „La Traviata“ auf. Die Rolle des Alfred wird Herr Oscar Braun übernehmen. Am Dienstag findet die Erstaufführung von Gounod's Oper „Romeo und Julia“ statt.

Im Programm des nächsten (fünften) Philharmonischen Konzerts unter Arthur Nikisch!s Leitung und foliftisher Mit- wirkung von Eugdòne Ysaye am 10. Dezember tritt an Stelle des e Poöme* von Chausson das Violin-Konzert in L-moll von Mendels- sohn. Das Programm lautet jetzt : aydn: Symphonie „L’Ours“; Bach: Violin-Konert in G-dur; Ph. Scharwenka: Dramatische Phantasie (Novität); Mendelssohn: Violin-Konzert in E-moll.

Maunigfaltiges. Berlin, den 7. Dezember 1900.

Das Reihs-Postmuseum wird vom 9. Dezembz:r ab wieder für bie allgemeine Besichtigung zugänglich fein.

Die Stadtverordneten ehrten in ihrer gestrigen Sitzung das Anvdenken des verstorbenen Stadtv. Gebeimen Ober-Regierungs- raths Spinola, welchem der Vorsteher Dr.- Langerhans einen warmen Nachruf widmete, in der üblien Weise. Der Borsteher stattete bierauf fetnen Dark für die ih:n zu scinem 25lährigen Jubiläum als Stadtverordneter überreichte Adresse ab. Ote Frage der Verlegung des Friedrihs-Werdershen Gymnasiums nah Moabit, welche den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildete, gab sodann zu lebhaften Debatten Anlaß. Der Ausschuß der Stadtverordneten-Versammlung hatte sich für diese Verle1ung au2gesprohen, gleihzettig aber den Magistrat ersucht, sobald als mögli eine neue Vorlage zu machen, betreffend die Verlegung einer zweiten höheren Lehranstalt in die Bezirke vor dem Halleshen Thor, weil auch für diese das gleiche Bedürfniß anerkannt werden müsse. Der Stadtv. Mommsen trat für den Ausshußantrag ein, der Stadtv. Schwalbe sprah sich gegen die Verlegung des Friedrihs-Werdershen Gymnasiums aus, hielt aber den Wursh des Stadttkeils Moabit nah einem Gymnasium für berechtigt. Nah weiterer Debatte, an welcher fich die Stadtvv. Caffel, Virchow, Ulrich IL., Sas I1. betheiligten, nahm dec Ober- Bürgermeister Kirschner bas Wort und legte nochmals die Gründe dar, welche den Magistrat zu seiner Vorlage veranlaßt hätten. Die Verlegung des Gymnasiums fei sehr wohl zu bewirken ; die Geschichte bewecije, daß man nicht bloß Gymnasien, fondern sogar Unioersitäten verlegen könne. Der Stadttheil Friedrihswerder entwidele sh immer mehr zu einer Hotel» und Geshäftsaegend, und die Anzahl der Schüler aus jener Gegénd, die das Gymnasium besuchen, set sehr gering; in Moabit sei dagegen das Bedürfniß nach einem Gymnasium vorhanden. In namentlicher Abstimmung wurde darauf der Antrag des Ausschusses mit 87 gegen 23 Stimmen angenommen. Im weiteren Verlauf der Sißung erklärte sich die Versammlung mit der Gewährung einer Beihilfe von 2000 ( an das Zentral-Diakonissenhaus „Be- thanien“ zu den Koften der Errichtung einer Mauer und ebenso mit der Gewährung ciner Summe von 500 A an den Verein „Canaria“ zu Ghreypreisen der Stadt Berlin für kervorragente Leistungen auf der Ausstellung im Monat Dezember d. J. einverstanden und nahm die Anträge des Magistrats auf unentgeltliche Lieferung von Wasser zum Betriebe der vier am Denkmal des Fürsten Bismarck zu er- rihtenden Fontänen sowte auf Erwerbung eines in der Greifenhagener

Cornelius. Vergifemeinnicht. Tanzmärchen in «“ _ : o 1 Akt (3 Bildern) von Heinrich Regel und Otto Lessing Theater. Bonnabend: 7 :FOMMs

Musik von Richard Goldberger. Anfang E ded Wie die Blätter Sauspielhaus. 278. Vorstellung. Die Tochter | Montag: Johannisfeuer.

Schauspiel in 4 Aufzügen von

279. Vorstellung. Der wilde | probe.

5 j Sigmund Lautenburg. i am Sonnkag M at t A gu s mittags 3 Uhr: Wohlthätigkeits-Borstelung. Klar täglih bei Bote u. Bot, Leipzigerstraße 37, ftatt. zum Gefecyt.

Deutsches Theater. Sonnabend: Die Macht der Finfternisi. Anfang 7} Uhr.

Maxim.

î k é Schmidt. Berliner Theater. Sonnabend: Ueber unsere Sountag, Nachmittags 3 Uhr: Die Bildschniter.

Hocktenjos. Abends 74 Uhr: Der Leibalte.

Pläge: Logen 210 M,

mittags 3 Uhr: Sneewittchen bei deu fieben : en. Abends: Lehtes Gastsptel von Gräfin Vis Beloba Mos ¿, Vittorino Arimondi und Giacomo

ie Jüdin. ( maus ([I1. Akt).

Ueues Theater. (Direktion: Nuscha Buge.) Sonnabend: Die Liebesprobe. S{wank in 3 Akten Opernhaus. 264. Vorstellung. Der | von Thilo von Trotha und Jul. Freund. Anf2nz Philharmonischen Orchester (J. Rebicel). fliegende Holländer. Romantische Oper in 3 Akten 7x Uhr von Richard Wagner. Arfaug 74 Uhr.

Schauspielhaus. Reutlingen. Lustspiel in 4 Aufzügen nach dem Roman von Hans Werder, von Gustov von Moser | Nate Kuust. Schwank in 3 Akten von Georg und von Thilo von Trotha. Anfang 74 Uhr. Lehfels, S T A bHter, DPUEME auf Se,

ausptel in 5 Aufzügen von Wolfgang von Goethe. é « Direktion: Sigmund Lauten- Anfang 7} Uhr. Mittags 12 Uhr: Oeffentliche Residenz Theater ai s Hauptprobe des großen Konzerts (Hilfs-Comits für Ost-Asien).

Sonntag und folg:nd2 Tage: Die Liebes.

Sonntag uad folgende Tage: Die Dame von

Hälfte ermäßigten Preisen: Nora. Zona, e o0s Ader Et a E ergerac. ends 7 : Rosenmontag. Mentac: Rosenmoutag. j ian Secessionsbühne. Alexandervlay 40. Sonn-

abend: Der Leibalte. Komödie in 3 Akten von Lotkar | ein Kind [ret

M ÉAMRGE E C BRERIR I E E E L C O B R H R ELE A V U: V

Thalia-Theater. Sonnabend: Amor vou eute. Große Ausftattungs-Posse mit Gesang und s a lfr. : Vereheliht: Hr. Theodor Graf Reventlow- Schiller-Theater. Sonnabend, Abents 8 Uhr: Lanz von Wande Mefeaa T d Musil 1 D ltentof, mit Ft É Bli (Köln).

N b 5 Akte: : v „[ Geboren: Ein Sohn: Hrn. Oberförster Picht Ephraim’'s Breite. Schauspiel in 5 Aktea von | Sonntag und folgende Tage: Amor vou heute (Forsth. Schwalgendor}, Ofipr). Eine

L ohhter: Hrn. Hauptmann Zierold (Bromberg). L Main Oswald Fischer (Stettin).

ä pr R S D. Obets aon Grau 4

? i nigstein i. T.). Hr. erförster Gerhat kten. Preise der Sp orf (Schondelle). É erw, Fr. ¿Me 80 „S, I1. Rang 55 § Abends 74 Uhr: Der eheime erlya Sydow, geb. ede

Sonnabend, Nath- | Yecitbatex uh E kt). (Berlin).

Bentral-Theater. Sonnabend, Nahmittags | Gestorben: Hr. arquet 1,10 4, I. Rang

Zu halben Preisen: a Werber.) Abends 74 Uhr: Der Brautvater und Fleder-

Straße belegenen Grundftücks bebufs Erritung einer Gemeinde. Dol ene Auf die öffentliche folgte eine geheime Sidune

Am 1. Januar 1901 tritt bei der Großen Berliner Straßenbahn eine bedeutende Herabseßung der Preise für Zettkarten in Kraft. Der Grunde und Mindefstpreis einer *itfarte wird von 8,50 auf 6 A monatli ermäßigt, Gleichzeitig wird der von Vielen als lästig empfundene Zwang, -\tets auf mindestens ¿wei Strecken zu abonnieren, aufgehoben und für den Preis von 6 4 die Benutzung einer einzelnen ganzen Betrtébslinie gestattet. Wesentlich dürfte für viele Abonnenten, namentli für diejenigen, welche in den Vororten wohnen, die Vergünstigung. sein, daß stig, nit mehr Abonnementskarten für Theilstrecken, sondern solche für etrieb8linien in threr ganzen Länge ausgegeben werden. Abonnenten, welhe mit einer Linie nit auszukommen vermögen, haben für jede weitere ganze fahrplanmäßige Linie nur einen Zuschlag von je 2 M monatli zu zahlen. Eine ganz besondere Preisérmäßigung genießen diejenigen Abonnenten, welhe Karten für alle Linten haben, da der Preis diefer Karten um volle 10 monatli, v.n 25 auf 15 M, ermäßigt ist. Die bisherige Einrichtung der Nebénkarten, * welche nur in geringem Umfang benußt wurde, ist fallen gelassen worden. Da infolge der Preishérabsezungen cin starker Andrang des aboznie- renden Publikums zu erwarten ift, rihtet die Direktion an die Abonnenten das Ersuchen, die Anmeldung der Abonnements für den Januar spätestens bis zum 15. Dezember im Hauptbureau in der Friedrihstcaße 218 oder auf einem ihrer Betriebzbähnhöfe unter Beibringung der laufenden Karten | bezw. Photographien zu be- wirken. Nur wenn dies gescheben ist, gewährleistet die Direktion eine reh!zeitige Fertigstellung der neuen Karten. Die bis zum 15, De- zember vorbestellten Karten körnen altdann s{choa vom dritten Weihnahtsfeiertage ab in Empfang genommen werden.

c Zu Gunsten der Schöneberger Volksküche findet morgen Abend in den Auguste Victoria-Sälen (Lutherstraßze 31/32) ein Winterfest stztt, welch:s aùs Konzert, Theéatecr-Aufführung und

Ball besteht. Bekannte Künstler haben ihre Mitwirkung zugesagt,

u. A. die Konzertsängerinnen Luise Klofseck. Müller, Emmy Maria Ehrnhorst, Agnes Bint-, der Rezitator Herr Friedri Kulicke und mehrere Berltner Bübnenkünstler. Billets find in dec Schöneberger Genofsenschastöbank (Hauptstraße 22a) käuflich.

Köln, 6. Dez:!mber. (W. T. B.) Du-ch den Sturm, der

in der vergangenen Nacht und beute tin den frühen Morgenstunden

hier und in der Umgegend herrshte (vgl. Nr. 290 d Bl.), wurden

zahlreide Kamine und Fenster zerstört, Dächer beshädigt und zum

theil abgedeckt, fo an dem Neubau der Handels|{chule und an dem einer Volksshule. Auf den Bahnhöfen in Kalscheuern und

Nippes wurden durch den Sturm nicht unerhebliche Verheerungen angerichtet, der Betrieb wurde j-edoh nicht gestött. Auf dem Güter-

bahnhof St. Gereon seßte der Sturm einen Güterwagen in Be! wegung, der einen Arbeiter überfuhr und {hier verleßte. In Lüßtel bei Koblenz sind infolzce des Sturmes zwei Neubauten eingestürzt, doch wurde niemand verleßt. Erst heute früh 8 Uhr war die Gewalt des Sturmes gebrohen. In Saargemünd is die Saar infolge der Regengüfse um 2 m (auf 3,70 m) gestiegen, und bei Saarlouis ist sie über die Ufer getreten. Ueber den Ber grutsch bei Vallendar berichten die hiesigen Abendblätter noch, daß derselbe bei Urbar in der Nähe vox/ Vallendar erfolgt sei. Er habe f{on am Sonntag beçonnen und sh in der vergangenen Nacht în ver- stärktem Maße wiederholt ; 120 Pioniere mit sechs\tündiger Ablösung seien -an der Arbeit, welche fehr s{chwierig set, da die Thonmafsen mit dem Spaten abgestohen werden müßten. Nachrutschungen seten wahr-

\{heinlich. e

Essen (Ruhr), 6. Dezember. (W. T. B.) In Reckling- hausen stürzte, nah der „Rheinish-Westfälischen Zeitung“, infolge des Sturmes in der vergangenen Nacht cine im Bau begriffene

Maschinenfabrik ein.

(Fortsezung des MGGULAN in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Frauz Heuri von Dulong.

zum Deutschen Reichs-Anz

Erste Beilage

Nichtamkliches.

Aus einem zur Veröffentlichung in einer medizinischen Zeitschrift bestimmten Bericht des der Kaiserlichen Gesandtschaft in Peking beigegebenen Stabsarztes Dr. Velde über die allgemeinen Gesundheitsverhältuifse, sowie über die Thätigkeit und Beobachtungen in dem internationalen Hospital während der Belagerung der Gesandtschaften in Peking.

Durch die Unterbrehung der Eisenbahnlinie Tientsin— Peking am 3. Juni waren die in leßterer Stadt befindlichen Fremden von dem persönlichen Verkehr mit der Außenwelt abgeschnitten. Die telegraphische Verbindung bestand bis zum 10. Juni; einigermaßen regelmäßiger schristliher Verkehr war Von da ab gelang cs nur ganz vereinzelt, Nachrichten durch Boten nach Tientsin zu schicken und jolhe von dort zurüczuerhalten,

his zum 13. Juni möglich. Innerhalb der Stadt

Landsleuten Europäern verkehren :

20. Juni, 4 Uhr Nachmittags, ab,

Fremden angriffen, war die Absperrung eine vollkommene. Die Einschließung erfolgte an zwei getrennt liegenden Pläßen, dem Gesandtschaftsviertel und der katholischen Missionsanjtalt Peitang, und war so vollständig, daß während der ganzen Dauer der Belagerung zwischen diesen beiden innerhalb der Stadt gelegenen Orten keinerlei Mittheilung möglich war. Die folgenden Angaben beziehen sih im wesentlichen auf die Zustände in den Gesandtschaften. A. Allgemeine Gesundheitsverhältnisse.

Der zu vertheidigende Bezirk wurde nach Süden durch die 13m hohe Zwischenmauer zwishen Chinesen- und Tataren- stadt begrenzt, welhe in Ausdehnung von etwa 20( und stark befestigt war. i

) m beseßt östlihe Grenze wurde gebildet dur die deutsche und französishe Gesandtschaft und den Su wang fu, den Palast des verstorbenen Prinzen Kung : die nördliche durh den Su wang fu und die englische Gesandtschaft: die west- lihe durch die englische, russishe und amerikanische Gesandtschaft, Durch einen von Norden nah Süder gehe Kanal, welcher nah starken Negengüssen einife im übrigen aber nur cin kleines Ninnsal darstellte, wurde die Stellung in zwei annähernd gleiche Theile geschieden ; zwei über den Kanal führende Steinbrücken waren in unserem Bestß. Diegrößte Ausdehnung von Nord nah Süd beirug etwa 600 m, von Ost nah West ebensoviel, die Flähenaus- dehnung etwa 1/7 qkm, die Umfassungslinic Von der beseßten Fläche gingen während der dauernden Belagerung nur einige 100 qm verloren. meisten Gebäude in den Gesandtschaften waren europäischer Art, oder doch im Jnnern nah europäischer auf den übrigen Grundstücken befanden sih fast ausscjslicßlich chinesishe Häuser. [haften und im Su wang fu, waren fkei1

den, 12 m breiten Stunden lang voll Wasser war,

ungefähr 4 km. raît 2 Monate

Art hergerichtet:

Saal Bechstein. Sonnabend, Anfang 74 Uhr: IT. Lieder- und Duett-Abend von Magda und

Abgesehen der Gesandt-

läße vor

Die Zahl der ceingeshlossenen Fremden 1000, darunter 400 Offiziere und Vannscha wachen und 200 Frauen und Kinder. heimischen Dienern und chinesishen Christen etwa Während leßtere im Su wang fu und den angrenzenden

Beethoven-Saal. Sonnabend, Anfang 8 Uhr:

Konzert von Emile Bosquet (Klavier) mit dem 3000 VPer-

gefeßt von | lishen Akt stehend zu Pferde. Auftreten des Anfang 7# Uhr. Nach- | Löwen - Baron. Direktor Albert Schumann?3 anerkannt unerreiht dastehende Original-Diefsuren. Um 9# Uhr: China. Großes Mandògen- Ausstattungs- ück mit wunderbaren Wafsser- und Lichteffekten. Neue EGinl-ckgen: Die sgusende Bootsfahrt die Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei bis über die | 100 Fuß lange und fteile Kaskade hinab. Er- ftürmung der großen, glatten chinefischen

Mauer. Einig dastehende Bravourleistung.

hinesishen Häusern untergebraht waren, hatte Theil der Europäer, darunter fast ausnahms{os Frauen und Kinder, den Schuy der englischen aufgesuht, welche weniger ausgeseßt und allgemein als etwaiger leßter Zufluchts: ort in Aussiht genommen war

Die Witterung war wenigen Tagen war die als die Blutwärme gesunder güsse, welche sonst um ‘diese Jahreszeit fast Pslegen, famen nur in geringer Zahl vor. © aufgeworfenen Befestigungen gefährlich, als auh bei den zer- schossenen Dächern sonst seur lästig werden können

Da zu Beginn der Unruhen niemand an einer zwei Monate währenden Belagerung gedacht hatte, war man mit der Bereitstellung der eitig vorgegangen. leßten Tagen, eine größere Vêèenge Sicherheit zu bringen, doch mangelte es an Schlachtvieh und an Futter für die vorhandenen Thiere Umstand, daß wegen der shlechten Verbi1

der größte sämrntliche Gesandtschaft verhältnißmäßig

j Pirkus Vrhumann. Sonnabend, Abends präzise g C . 4 ai .

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu kbalben Preisen : 74 Uhr: Grande Soirée Migh-Lirfe. Auf treten des gesammten Künftler-Personals in feinen Glanzleistunger. Neue Entróes der Clowns und Auguste. U. a.: Geschw. Hodgini, Doppel- Jongleure zu Pferde. 5 Alex, russishe Musikal- burg. Sonnabend: Die Dame vou Maxim. (La Exce1tr cs. 4 Balaguers, jpanishe Akrobaten. dame de chez Maxim.) SWwank in 3 Akten | 5 Jockeys, phänomenale Reitnummer. Gastiviel Montag: Neues Opern-Tbeater. Mit Allerböster | V9 Georges Feydeau. E Und bearbeitet | des Mons. Alphons Althoff in seinem musika-

Groftes Konzert (Hilfs-Comits | v2n Benno Jacobson. Jn

feindlichen

den Belagerten günstig Luftwärme übermäßig hoh, höher

täglich cinzutreten ie hâiten sowohl den

die Möglichkeit

t erforderlichen Nahrungsmittel nicht rechtz Zwar gelang es noch in den Sonntag: Zwei große Vorstellungen: Nach- , _ Ÿ 2 P s mittags 34 Uhr und Abends 74 Uhr. Nachmittags Günstig war ferner der dung Pekings viele Fa

Familien-Nachrichten,

Assessor Robert Reinsh (Breslau).

Verantwortlicher Redakteur : Direktor Siemenroth in Berlin.

von ance8{hina

Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin. Anstalt, Berlin SW,, Wilhelmftraße Nr. 32,

(einshließlich Börsen-Beilage).

milien sih größere Vorräthe an europäischen Lebez sbedürfnifsen und Konserven | theidigungelinie zwei europäishe Läden befanden, deren Be- slände an Nahrungsmitteln schr zu statten kamen. und Maulthiere waren und so erfolgte die Ernährung vorwiec Reis und Brot. Milch und frishe Gemüse fehlt Und Eier konnten erst in der zweiten Häl geringer Anzahl einges seßung des Körpergewichts, welche bei allen ist neben der seelishen Erregung weniger a1 der Nahrungsstoffe, als auf den Mangel a zurückzuführen. hlih Reis nur noch in Ausnahmefällen vorhanden:

Verlobt: Frl. Priska Höflih mit Hrn. Berg- vorhanden

) Pferdefleisch, en vollständig, fle der Belagerung in lige Herahb- Belagerten -eintrat, if Unzulänglichkeit n Abwechselung in

ausreihender Menge

chmuggelt werden. Die augenfäl

harten Kuchen verarbeiteten. yten Tagen nur von einem Gemüse von Baum- Personen, welche unangemeldet in unserem wohnen geblieben waren und bis dahin von den Ab- Almosen ihrer Landsleute ihre Nahrung bereitet Ende der Belagerung waren in den Gesandt- Tage vorräthig, während hes für 3000 Menschen Pfund Reis vorhanden war.

lättern vermischt zu lebten in den le ern; es waren

Druck der Norddeütshén Buchdruckerei und Verlagt-

haften noch Lebensmittel für etwa 14 m Peitang im Augenblick des Entsa

cin Bestand von 50

Berlin, Freitag, den 7. Dezember

eiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

Es lag auf der Hand, daß bei dem dichten Zusammen- wohnen so zahlreicher Menschen auf einem kleinen, nicht dazu vorbereiteten Raume nur durch die sorgfältigste Beachtung der hygienischen Vorschriften der Ausbruch epidemisher Krank- heiten verhindert werden konnte. Man traf daher folgende Anordnungen :

1) Die cinesishen Familien mußten möglichst weit ge- trennt von den Fremden wohnen. Erkcankte Chinesen wurden in ordnungsmäßige ärztlihe Behandlung gengmnmen.

2) Die Umgebuna der Brunnen wurde peinlich sauber gehalten; Entnahme von Wasser war nur mittels der hierfür am Brunnen befestigten Gefäße gestattet. Ausleeren von Gebrauhswasser, Waschen und Spülen am Brunnen war untersagt.

3) An geeigneten Stellen wurden Feldlatrinen errichtet und in regelmäßigen Zwischenräumen erneuert, sowie mit Kalk desinfiziert. Die in den Häusern gebrauhten Nachtstühle wurden täglich entleert und ihr Jnhalt vergraben.

___ 4) Der Müll wurde täglih an einen bestimmten Plaß im Kanal gebracht und hier sobald als nothwendig verbrannt.

Alle diese Anordnungen wurden durch Missions- und in

Peking ansässige Zivilärzte sorgfältig überwaht und that- sächlich streng durchgeführt. ___G&n der deutschen, französischen, russishen und englischen Gesandtschaft waren Vegräbnißpläße eingerichtet, in welchen die Leichen in der Regel einzeln, ausnahmsweise bis zu 3 in cinem gemeinsamen Grabe, beigeseßt“ wurden. Die Japaner begruben die Leichen der Zhrigen hinter ihrer G-sandtschaft nur vorläufig; nah der Befreiung wurden die Ueberreste ver- brannt und die Asche nah der Heimath überführt.

B. Rranfheilen und Sterblichkeit an Krankheiten.

Der Gesundheitszustand bei den Belagerten war Unter Berückfichtigung der Verhältnisse recht günstig; nur die Er- krankungen der Verdauungswerkzeuge erreihten eine nennens- werthe Verbreitung. Der Mangel an frisher Kuhmilh und der dadur bedingte Wechsel in der Ecnährung erwies si für die Kinder unter zwei Jahren verhängnißvoll, da von ihnen der größte Theil an -shwerem Brechdurchfall erkrankte und die Hälfte (5) starb. Ruhr kam ungefähr 15 mal vor, und zwar fast ausshließlih bei den Matrosen ciner bestimmten Nation, von welchen 2 starben. Hier hatte der Offizier, troß erfolgter Warnung, den Mannschaften den Genuß schlecht s{chmeckenden Wassers aus einem verdächtigen Brunnen in ungekochtem Zustande gestattet, „um dieselben daran zu gewöhnen“.

An Uniterleibstyphus litt zu Beginn der Belagerung eine Zivilperson; auf nicht völlig aufgeklärte Weise erkrankten später zu verschiedenen Zeiten 3 Mann daran, welche wegen Verwundungen in Behandlung waren. Alle genasen.

Scharlachficber, welches bei den Chinesen ziemli häufig vorkam, wurde auf 4 Europäer übertragen, welche sofort streng abgesondert wurden. Von diesen starb’ ein Kind in der fünften Woche (nach Aufhebung der Belagerung) an Zellgewebsent- zündung am Halse.

Weitere übertragbare Krankheiten kamen niht vor. Die Gesammtsterblichkeit an Krankheiten betrug 7 oder, auf das Jahr berechnet, 42%. Rach Abzug der Altersklasse unter 2 Jahren, welche 500 0/9 Sterblichkeit aufwies, bleibt für die übrigen indessen nur eine Jahressterblihkeit von 12 9/0 be- stehen.

C. Hospital.

Die Anlage cines gemeinsamen Hospitals erwies sih von vornherein als zwingende Nothwendigkeit. Zwar hätten die cinzelnen Kontingente zunächst wohl ihre Verwundeten in ihren Quartieren unterbringen können : jedoh war eine geordnete Pflege an einer Stelle besser gewährleistet als an vielen räumlich getrennten, und so auch die Schwierigkeit vermieden, welche bei etwa plößlih nothwendig werdendem Räumen einer Gesandtschaft durch den Transport von Verwundeten entstanden ware.

Das Kanzleigebäude der englishen Gesandtschaft wurde für Lazarethzwecke zur Verfügung gestellt, ein eingeschossiges Haus mit sechs großen Jnnenräumen und einigen kleineren Geiassen. Ein Zimmer, welches Licht von zwei Seiten hatte, wurde Verbinde- und Operationésaal, die übrigen fünf Kranken- räume; dice Küche war in einem Seitengebäude, die Latrine in einem zu diesem Zwecke errichteten Mattenhause unter- gebracht. Uls die Zahl der Verwundeten und Kranken stieg, wurde ein großer Raum des Nebenhauses hinzugenommen, welcher zuerst für Genesende, später für innerlich Kranke benußt wurde.

Das Haus war von hohen Bäumen umgeben, welche niht nur willklommenen Schatten boten, sondern in denen auch die feindlihen Granaten frepierten, wel? sonst unfehlbar in das Dach eingeschlagen wären. Zum Schuß gegen Spreng stücke und vorher aufgeschlagene Infanteriegeshosse mußten allerdings die Fenster hoh herauf mit Sandsäcken verbaut werden, wodurch der Zutritt an Licht und Luft “in *un- erwünshter Weise eingeshränkt wurde. Ganz ließ ih das Eindringen von Geschossen auch so nicht verhüten, doh wurde glücklicherweise niemand dadurch verleßt.

Die ganze Ausstattung des Lazareths war natürlich im- provisiert, Betten und Wäsche wurden von allen Seiten bereitwilligst in genügender Anzahl geliefert, sodaß sämmt- liche Verwundete auf Matraßen, wenn auch nicht in Bett- stellen, ruhen konnten. Zur Verpflegung fanden die in den europäishen Läden vorhanden gewesenen Konserven in aus- gedehnter Weise Verwendung. Die vorhandenen Hammel waren von Anfang an für Kranke aufbewahrt worden, so- daß im Hospital während der ganzen Belagerung zweimal wöchentlich Hammelfleisch gegeben werden fonnte:; an den übrigen Tagen mußte Pferde: bezw. Maulthierfleisch verabfolgt werden.

Aerztlihe Jnstrumente und Arzneien waren aus meinen Beständen und aus denjenigen der englischen Gesandtschaft in genügender Menge vorhanden; von Verbandstoffen dagegen reichten Watte und Gaze nur etwa 5 Wochen lang, da eine frishe Sendung, welhe ich für meine Poliklinik

erwartete, niht mehr rechtzeitig eintraf. Jch benußte daher Gaze-Sächen, welhe mit Torf und, als dieser zu Ende war, mit Sägemehl gefüllt und dann in s\trömendem Wasserdampf sterilisiert wurden. Dieselben erfüllten ihren Zweck vollkommen, sofern es sich um Aufsaugen vou Wundabsonderungen handelte, konnten aber zum Polstern keine Verwendung finden. Die Anwendung des Sägemehls war reinlicher als diejenige des Torfs. Zum Polstern wurde un- ama rohe Baumwolle ohne Nachtheil angewendet. Gips tand leider nur in geringer Menge zur Verfügung, sodaß wir öfter, als uns lieb war, zu allerhand improvifierten Lagerungsvorrichtungen unsere Zuflucht nehmen mußten, welche indessen, wenn au viel umfständlicher, shliezliÞh doch zum Ziele führten.

Die ärztlihe Behandlung im Hospital lag in den Händen des englischen Gesandtschafts-Arztes Dr. Poole und den meinigen. Der französische Gesandtschafts-Arzt Dr. Matiguon versah den Dienst in der französishen und deutshen Gesandt- schaft, der russische in der russischen, der japanische (am leßten Tage verwundet) in dem Su wang fu bei Japanern und JZtalienern. Jn der amerikanischen Gesandtschaft war zuerst ein mit der Schußgwache angekommener Assistenz-Arzt und, als dieser am 30. Juni dur einen Knochenshuß in den Oberschenkel {wer verwundet worden war, ein Missions- Arzkb thätig.

An gutem Pflegepersonal war kein Mangel. Ein eng- lisher, ein deutscher, ein italienischer und ein amerikanischer Lazarethgehilfe wechselten sih in den Dienstleistungen - ab. der Spihe des weiblihen Personals ftand eine wohlgeübte englische Krankenpsflegerin, welcher 4 englishe bezw. amerifa- nische weibliche Aerzte und 6 andere Damen, sowie 2 fkatho- lishe Schwestern französisher Nationalität beigegeben waren. Alle kamen ihren Obliegenheiten mit der größten Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit nah und wurden auch bei der heftigsten Beschießung und unter der unmittelbaren Wirkung des feindlihen Feuers von ihrer Besonnenheit und Ruhe nicht verlassen. Man kann ihrer Thätigkeit nur mit der höchsten Achtung und Anerkennung gedenken.

Jn dem Lazareth fanden die Verwundeten von 8 Nationen mit 6 verschiedenen Sprachen (english, deuts, franzöfisch, italienish, rufsish, japanisch) Aufnahme: außerdem mußte mit dem Unterpersonal chinesisch gesprohen werden. Um die fich hieraus ergebenden Schwierigkeiten nach Möglichkeit zu ver- meiden, waren russishe und japanishe Dolmetscher zu be- stimmten Stunden anwesend: insbesondere hielt sich ständig eine der russishen Damen, welche sämmtlih mehrere Sprachen beherrshten, im Lazareth auf.

Die Einrichtung des Lazareths begann am 20. Juni, zu- gleih mit der Aufnahme der ersten Verwundeten: bereits am 22. Juni war der Betricb vollkommen geregelt und selbständig. Der Schluß erfolgte am 18. August.

Die Gesammtziffer der in das Hospital aufgenommenen Personen betrug 166; davon waren todt eingeliefert 5; an Wunden starben innerhalb 24 Stunden 13, nach längerer Zeit 4; shließlich gingen an Krankheiten (Ruhr) zu Grunde 2, sodaß die Zahl aller Gestorbenen 24 beträgt. Von den Auf- genommenen litten an Wunden 126, an Krankheiten 40. Den verschiedenen Nationalitäten gehörten an:

Militär Zivil Zusammen

Ra O | 17 Deutsche . E O ] 21 Engländer . d 12 55 Franzosen E 4 17 Holländer ] Japaner E, 10 taliener n 17 Oesterreiher . 6G N L ORT

Sue Jan 24

N 9 p D 6 20H D. Verwundungen

Von Schußwaffen und Geschossen kamen auf chinesischer

Seite so ziemlich alle Arten zur Verwendung, welche seit Er findung des Schießpulvers angefertigi worden sind: Lunten- flinten, Perkussionsagewehre, Wallbüchsen, Mausergewehre M. 71, 88 und 98, Manlichergewehre u. \.

und Vorderlade-Geshüße mit eisernen Vollkugeln von 1/2 bis 10 kg Gewicht, Krupp'\che Geschüße von 3—9 cm und Schnell- feuergeshüße, und shlicßlich als merkwürdiaste Waffe Brand- raketen Am meisten Eifer wurde von den Chinesen auf Brandstiften verwendet, das sie u. a. auch mit Hand granaten betrieben; wo irgend mögli, wurden von gedcckter Stellung aus die brennenden Gebäude noch mittels einer Feuer- spriye mit Petroleum beriesell. Auß:rdem sprenaten fle an der französishen Gesandtschaft 2, am Peitang 5 Minen, von denen die größte einen Trichter von 29 m Durchmesser am oberen Rande und 8 m Tiefe aufwarf. Glücklicherweise schossen die Chinesen mit den Gewehren meist ohne zu zielen und viel zu hoch, sodaß eine erheblihe Zahl der Geschosse in ihre eigenen, von der entgegengeseßten Seite angreifenden Reihen eingeschlagen sein muß. Jhre Geschüße verstanden sie offenbar nicht zu bedienen und richteten au damit verhältnißmäßig wenig Unheil an; îhre Minen waren gleichfalls theilweise ret schlecht angelegt. So verloren die ¿Franzofen durch die beiden ras hinter einander hochgehenden Minen in ihrer Gesandtschaft 2 Mann todt und einige leiht verwundet, während von den Gegnern 22 ihr Leben einbüßten. Eine gegen dic Nordfront der englischen Gesandischaft gerichtete und zum Sprengen vorbereitete, aber nicht g sprengte Mine verlief derartig gekrümmt, daß sie nit in der Gesandtschaft, sondern unter einem von Chinesen beseßten Hause endigte. Die am Peitang gelegten Minen waren indessen einwandsfrei; dur eine derselben wurden 5 Ztaliener und etwa 75 chinesishe Christen vershüttet, von denen nur ein italienischer ‘Offizier nah 2, Stunden lebend ausgegraben werden konnte. Zu erwähnen ist shließlich noch, daß R. nur regelrehte Geschosse, sondern auch gehacktes Blei,

von Thürschlössern, Schrauben u. dgl. aus den Kanonen und Walldüchsen gefeuert wurden.

w., Feldschlangen