1840 / 242 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Aufmerksamkeit gelesen zu tverden. Es spricht heute unter An- derem über die Erwiederungen der Englischen Blätter auf den Artikel der „Nevue des deux mondes“/, und sagt: „Die „Mor- ning Chronétcle‘/ versichert, daß der Oesterreichische Botschafter -in dem Augenblicke, von dem die „Nevue““ spricht, gar nicht in London gewesen sey, daß der Oesterreichische Geschäftsträger in jener Hinscht sich nur ganz obenhiîn geäußert habe, und daß die in Rede schende Insinuation, dem Pascha Acgypten erblih und Syrien auf Lebenszeit zu überlassen, niemals auf eine ernstliche Weise gemaht worden sey. Wenn es wahr is, daß in jener Hinsicht nichts Anderes als ein gleichgültiges diplo- matisches Gespräch stattgefunden hat; wenn es wahr ist, daß jene Jnsinuationen niemals einen ernstlichen Charakter ge- habt haven, fo fällt der Vorwurf, den wir dem Conseils - Präsi- denten wegen Nachlässigkeit, oder wegen übertriebener Nachgiebig- Feit gegen die Wünsche des Paschas machen konnten, in sich selbst zusammen, und wir verzichten in so ernsten Umständen gern auf den jäâmmerlichen Trost, Fehler in dem Benehmen des Herrn Thiers aufzufinden. Die „Chronicle‘/ fügt hinzu, daß Frank- reich sih einbilde, daß se durch jene angeblich insinuirten Bedin- gungen den Pascha jeßt noch aus der Verlegenheit ziehen kdnne; aber es befinde sich da in einem großen Jrrthum. Wir kön- nen nicht umhin, zu bemerken, daß die „Chronicle“/ sich selten dur einen vollständigeren Mangel an Schicklichkeit ausgezeichnet hat, als in seinem lebten Artikel. Es thut uns leid für sie, wie für diejenigen, die sie repräsentirt. Jn den ersten Augenblicken, die derunerwarteten Enthüllung des Londoner Traktates folgten, zeigte sih in der Sprache der Französischen Presse eine leicht erklärliche Lebhaftigkeit und Gereiztheit; wir müssen bekennen, daß die „Mor- ning Chrgsnicle ‘’ damals jene Ruhe behielt, die denen so leicht! und so nâtürlich is, die reussirt haben. Jeßt aber, wo mit Recht oder mit Unrecht die Atmosphäre friedlicher geworden zu seyn scheint, wird der Ton jenes Englischen Blättes gereizter. Sollte nicht Alles nah den Wünschen der „Chronicle““ gehen? Sie spricht ganz mit jener üblen Laune, die aus Verlegenheiten und aus Mißlingen entsteht. Die glücklichen Leute sind nicht impettinent, oder sollten es wenigstens niemals seyn. Die ,; Morning Chro- nicle““ betrachket die Dinge aus einem erhabenen Standpunkte, der nur ihr eigen ist, indem sie sagt: „„Dies Alles ist unsers Er achtens nur cine Schachparthie. Herr Thiers is \schach un matt und anstatt dies mit Anstand zu ertragen, geräth er i Zoru. Gegen viermal überlégene Streitkräfte kämpfen zu wol. len, das ist ganz cinfach Donguixotismus ‘/“/ Dies ist in der That ein sehr liebenswürdiger Ton, wir wissen nicht, ob er offis iell ist. Sich | gramm und wenn man findet, daß man 4 gegen dasteht, das Wesen eines Siegers annehmen, däs is erbärm- lich. Jn unsern Augen is nichts unwürdiger, als die Fanfaro- naden der Majoritäten. ‘/

Die hiesige Sparkasse erhielt in der abgelaufenen Woche an neuen Zuschüssen die Summe von 520,913 Fr. Die Rückzah- lungen beliefen sich auf 799,000 Fr.

Der Semaphore de Marseille theilt die Rede mit, welche Herr von Montefiore an den Pascha von Aegypten ge- richtet hat. Sie lautet folgendermaßen:

„Ein Verbreczen ist in Damaskus begangen, die Xuden find defsel- ben beschuldigt worden. Das Gouvernement jener Stadt hat furcht- bare Foltern angewendet, um Geständnisse von deu Angeklagten zu er- pressen. Aber sobald Ew. Hoheit von jenen Thatsad,en Kenntniß er- hielten, baben Sie, getrieben von den Gefühlen der Gerechtigfeit und der Menschlichkeit, die Sie stets auszeichneten, jene Procedur einstellen und der-Wahrÿcit nahforschen lasseu. Alle diese Umsiände gelangten zu unserer Kenntniß, und wir sind gekommen, um unseren Glaubens- genossen, die ch chne Schuy befinden, beizustehen. Wir bitten Sie demnach, uns einen Ferman ertheilen laffen zu wollen, der uns die ausgedehntesteu. Reéhte bewilligt, um in Damaskus alle diejenigen be- fragen zu dürfen, die uns Aufchltisfse liber jene traurige Angelegenheit geben fênnen. Wir bitten ferner, daß bei unserer Anfunft in Damaé- fus jener Ferman an den Straßen und an allen öfen:{ichen Orten anzeiélates werde.“

Ein Bericht des Marschalls Valée vom 15. Augv| bestätigt die Nachricht von dem Vorfall bei Koleah. Er giebt den Ver- lust auf 105 Mann an, worunter 2 Offiziere.

Der Moniteur parisien erklärr heute die von einigen Journalen verbreitete Nachricht, daß, der Französische Botschafter in St. Petersburg abberufen wäre, für ungegründet.

Dasselbe offizielle Blatt erklárt, daß da der kürzlich mit Hol- land abgeschlossene Handels - Traktat noch nicht ratifizirt sey, er auch für den Augenblick noch nichr publizirt werden könne.

Ein Jrländischer Lord, der am I8ten d. in Chalons an der Marne mit einer aus 16 Personen bestehenden Dienerschaft ein- rraf, is zwei Tage darauf in dem Hotel, wo er abgestiegen war, gestorben. Der Moniteur parisien giebt diese Nachricht, ohne einen Namen hinzuzufügen.

Man \pricht von der «nahe bevorstehenden Abreise der Her- zoge von Nemours und von Aumale nah Algier, wo sie an der nächften großen Expedition gegen Abdel Kader Theil nehmen wollen.

Der Admiral Duperré is gestern in Paris angekommen und hat fich noch am Abend nah St. Cloud begeben. Es heißt, er werde unverzüglich nach Toulon abgehen.

Das Journal du Havre zeigt die daselb erfolgte An-

kunft des Herrn Porter an und bemerkt, daß die verschiedenar- tigsten Gerüchte über den Zweck seiner Reije verbreitet wären. ¿¿Wir sind im Stande“, fügt es hinzu, „aus einer authentischen Quelle darüber Aufschluß zu geben. Herr Porter überbringt dem Lord Granville allerdings einige Depeschen, aber der beson-

dere Zwet seiner Mission is die Fortseßung der Unterhandlun- |

gen wegen eines Handels-Traktate, den er diesmal zum Abschluß zu bringen hoffte.“

Börse yom 25. August. Obgleich die heute hier einge- gangenen Nachrichten aus Konstantinopel eine nahe bevorstehende Explosion befürchten lassen, so fand do zu Anfang der Börse in der Rente eine steigende Bewegung statt. Sie entstand wohl hauptsächlich daher, daß die Baissiers gendthigt waven, sich zu liquidiren, da die Wechsel- Agenten sich weigert, die Rente auf Ende des nächsten Monats zu prolongiren. ie 3proc. Rente, welche gefan zu 80.05 geschlossen hatte, stieg bis auf dana ging sie aber bis auf 79.80 zurück und \chloß wie ten zu 80.05. Die 5proc. stieg auf 114 und schloß zu 113. 25.

Großbritanien und JFrland.

London, 25. Aug. Der Kdnig und die Königin der Bel- gier wurden, als f s gestern in Woolwich unter dem Donner der Geschüge einschissten, von dem zahlreih dort versammelten Volke mit Jubelruf begleitet, den der Kdnig durch mehrmaliges Abnehmen jeines Hutes erwiederte. Se. Majestät war Ln einfach gekleidet und schien sehr ermüdet zu seyn. Der Bera- thungs - Kongreß, der sih in Windsor unter den Auspizien des Königs Leopold versammelt hatte, is nun geschlossen, und die fremden Gesandten, welche in Windsor anwesend waren, sind von dort wieder abgereist, und auch Lord Palmerston hat sich gestern

80. 80, |

S von da auf seinen Landsiß begeben. Der Freiherr von Búlow, der sich, wie bereits gemeldet, nah dem Kontinent eingeschifft, hatte hon am Freitag , den 21stcn, seine Abschieds-Audienz bei der Königin. Der König der Belgter hatte kurz vor seiner Abreise noch Unterredungen mit der Königin, mit Lord Melbourne, Herrn Guizot und Herrn von Neumann. Man glaube, daß das Ne- sultat der Berathungen in Winsor die besten Aussichten für die Erhaltung des EuropKischen Friedens gewähre. König Leopold soil beruhigende Erklärungen über Frankreichs Haltung abgegeben haben. Hierzu kôêmmt das aus Paris hierher gemeldete Gerücht, daß Herr Guizot von Eu alle mögliche Zugeständnisse mit nach England herüber gebracht habe, die Frankreich mit Ehren machen könne, und daß man ín Paris nicht an einer versöhnlichen Auf- nahme der Französischen Vorschläge zweifle. Herr Guizot hat auch am En bei Lord Palmerston zu Mittag gespeist; die Verhältnisse zwischen diesen beiden Diplomaten scheinen also wieder

reundlicher geworden zu seyn. Jndeß hät doch die Morning |

hronicle durch die Art, wie sie heute die angeblichen neuen Jn- ructionen ‘des Französischen Botschafters schildert (\. das gestr.

l. der. St. Z.), und wie sie denselben begegnet, die Hoffnun- en auf eine baldige Ausgleichung der Differenz zwischen Frank- eich und den vier anderen Mächten, nicht eben sehr belebt, ob- ohl im Ganzen doc der Ton dieses Blattes in den beiden leßten Tagen etwas versöhnlicher gegen Frankreich geworden ist. Was die Maciiéinioiten des Londoner Traktats über die orienta- lische Frage betrifft, so befinden die von Rußland, Oesterreich und Preußen sich, diesem Blatte zufolge, schon seit einiger Zeit in London, und sollen sämmtliche Ratifikationen , sobald auch die der Türkei eintrifft, gleichzeitig Ea N werden. Auf. die neulich erwähnten Besorgnisse der Times, daß Rußland si durch diesen Traktat am Ende nur den Weg nah Konstan- tinopel gebahnt haben dürfte, erwiedert die Morning Chronicle: „Gerade wenn man Mehmed Ali im Be- sil von Syrien ließe, würde jenes Resultat herbeigeführt. werden, dessen Bedeutung von der „„Times“/ nicht übertrieben worden ist, denn der D der Türkei wäre dann unvermeidlich Wenn keine noch so große Anstrengung, keine noch so starke Wie- dervergeltung England für das enishädigen könnte, was es an dem Tage verlôre, wo Konstantinopel fiele, so ist dies sicherlich ein bedeutendes Argument dafür, daß man alles Mögliche aufzu- bieten habe, um Konstantinope!ls Sturz zu verhindern. Es ist doh wohl besser, Mehmed Ali sogleich in seine gehdrigen Grän- zen zurücfzuführen, als ihn das Türkische Reich umstärzen zu

lassen und einen Kampf um die Bruchstücke desselben herbeizu- | führen. Welcher Art auch die geheimen Wünsche irgend einer | der vier Mächte seyn mögen, keine derselben wird es wagen, durch | ‘einen direkt auf Besibnahme der Türkei gerichteten Versuch ganz |

Europa herauszufordern. Es wird also eine Sache von nicht ge-

ringer Wichtigkeit, Mehmed Ali an dem zu hindern, was keine | Europäische Macht wagen dürfte, ohne einen allgemeinen Krieg |

zu erregen. Folglich liegt Englands Politik oben auf. Und da | find nämlich 76 Linienschiffe flott und 22 Schiffe im Bau, so

die vier Mächte so mächtige Beweggründe haben, Mehmed Ali

in seine gehörigen Gränzen zurückzuweisen, so wäre es wahrlich |

seltsam, wenn sie sich durchaus außer Stande finden sollten, ih- ren Zweck zu erreichen. Was Frankreich betrifft, so kann zwischen ihm und. den fünf Mächten (die Türkei mit eingerechnet) keine treitfrage obschweben. aufzugeben, nach denen es gehandelt, nicht interveniren, um die Maßregeln der fünf Mächte zu vereiteln, und wie sehr man auch im Stillen in Frankreich für Mehmed Ali gestimmt seyn mag, so kann doch kein Französisches Ministerium, so lange der jeßige aufgeklärte Beherrscher jenes Landes am Leben ist, die Idee nähren, irgend einer von den Mächten zur Ausführung des Lon- doner Traktats getroffenen Maßregel Widerstand leisten zu wollen. Ein scharfsinniges Sonntagsblatt, der „Spectator“, bemerkt, das Prinzip, um welches es sich bei der Syrisch - Aegyptischen Frage handle, sey noch emphatischer bei der Polnischen Frage auf dem Spiel gewesen , und doch hätten die Regierungen Englands und Frankreihs Polen ohne Remonstration fallen lassen; es sty eben jo bei der Tscherkessischen Frage auf dem Spiel gewesen, und doch habe man Tscherkessien aufgegeben; die Regicrungen, welche zweimal ein solches Lebens-Prinzip des Völkerrechts ruhig hätten verleßen lassen, würden also jeßt wohl uicht viel über die Ange- messenheit der Aufrechterhaltung desselben hadern. Wir bekennen, daß wir nicht einsehen, wie jene Fälle mit dem gegenwärtigen zu vergleichen sind. Konstantinopel ist eine so wichtige Po- sition, daß ein Versu) von Seiten irgend einer Macht des christlichen Europa's, sich ihrer zu bemächtigen, unfehlbar die an- deren ins Feld rufen würde. Nicht deshalb soll Mehmed Ali in die gebúhrenden Schranken zurückgewiesen werden, weil er ich einer Provinz bemächtigt hat, sondern weil er sich eines Landes bemäch- tigt hat, das ihn zum Herrn von Konstantinopel macht. Der ministerielle Observer glaubt versichern zu können, daß die un- verweist vorzunehmende Blokade der Syrischen Küste eine nur militairische ava und die nach der Küste von Syrien fahrenden Kauffahrteischiffe nicht betreffen werde. Der einzige Zweck solle seyn, die in Syrien befindlihe Aegyptishe Armee von ihren SNqueren in Aegypten abzuschneiden, so weit dieselben zur ee ihr zugeführt werden. : : i

Obgleich man den Ausbruch eines . allgemeinen Krieges hier

% durchaus nicht zu befürchten scheint, - so gehen doeh von allen

eiten her Nachrichten über Rüstungen und Truppen-Absendun

Agen cin, welche die Britische Regierung anordnet, um auf alle lle vorbereitet zu seyn. Daß aus Jrland cin paar Regimenter

ach dem Mittelländischen Meere bestimmt sind, ist schon gemel- et worden. Man spricht jebt auch davon, daß aus Kanada ein

E heil der dort stehenden Truppen zurückgezogen werden dürfte,

m dieselóen da zu verwenden, wo man ihrer vielleicht dringen- der bedürfen möchte, denn die Britisch-Nord-Amerikanischen Pro- pinzen und die Gränzstreirigkeit mit den Vereinigren Staaten scheinen jeßt keine Bebraniß mehr einzuflößen; in Kanada ist Alles ruhig, und die Srreitigkeiten der Legislaturen von Neu- Schottland und Neu-Foundland werden nicht fär so bedeutend ge- e daß man sie nicht auf administrativem und parlamentari- chem Wege zu beseitigen hoffen könnte. Eines der in Kanada stationirten Regimenter ist auch schon zurückgekehrt, und mehrere andere werden vermuthlich binnen furzem. folgen, da noch 11 Re-

î gimenter Linientruppen, 3 Bataillone Garden und 2 Kavalle-

rie - Regimenter dort stehen, abgeschen von den in den benachbarten B roulnaen stehenden Truppen. Die Brig: thon Gazette theilt folgende Angaben über die Marine- ¡Rüstungen mit: „Der „Jnconstant“/, der sich zu Cork befand, qum daselbst Freiwillige für den Flottendienst zu werben, und we- der dort noch zu Dublin sich die hinlängliche Anzahl verschaffen Fonnte, wird zu Portómouth erwartet. Der Ankunft Lord Min- §o's und der Lords der Admiralität, William Parker und Tho- mas Troubridge, ug man dort ebenfalls auf einer amtlichen Mundreise entgegen. Außer dem „„Vanguard“/, dem ,¡Rodney““, der „Britannia“, dem „Howe“ und der „Royal Adelaide“, die unverzüglich vollständig ausgerüstet und bemannt werden, sollen

auch der R und der „Fmaum“? sich bereit halten, in See zu stehen. Auf dem neuen Linienschisfe „Queen““ von 110 Kanonen wird der Admiral Sir E. Codrington seine Flagge zu Portsmouth aufziehen, und sein gegenwärtiges Admiralschiff wird nah dem Mittelmeere abgehen. Von der Spanischen Küste wer- den die Dampsschisffe „Comet“/, „Salamander“/, „Northstar““ und „„Savage““ erwartet. Die Reaierung soll auch den Hafen - Behörden zu Dover und Deal den Befehl zu- geschict haben, sofort zur Anwerbung von Matrosen zu schreiten. Der Standard bemerkt dazu: „Es läßt uns diese Maßregel nicht einen Krieg befürchten, denn das beste “Mittel, den Krieg zu vermeiden, besteht darin, sich vorzubereiten, um -ihn eintretenden Falls mit Energie führen zu können. Wir freuen uns deshalb im Gegentheil darüber, daß die Admiralität, welche bis jeßt so große Langsamkeit und. Apathie gezeigt hatte, endlich Energie entfaltet und das Land in éínen actunggebietenden Ver- theidigungs - Zustand seßt.“ Die Morning Post, welche es sich besonders angelegen seyn läßt, Besorguisse vor einem Kriege hervorzurufen, erzählt, die Regierung habe Befehl gegeben, mehrere Pulvermühlen, die sie seit geraumer Zeit völlig in Ver- fall gerathen lassen, schleunigst in den besten Zustand zu bringen, und fügt hinzu, dieselben hätten Aufträge zur \chleunigsten

Anfertigung einer sehr bedeutenden Quantität Pulver erhalten.

Das nach dem Mittelländischen Meere bestimmte Linienschiff „„Vanguard“’ hat außer seiner eigenen Munition noch £00 Fässer

| voll scharfer Patronen an Bord genommen. Wie es heißt, sind

die Linienschiffe „Benbow“/ von 72 Kanonen, „Donegal““ von T8, bisheriges Flaggenschisf des die Lissaboner Station komman- direnden Contre-Admirals Sir J. A. Ommanney, und „Jllue strious‘/ von 72, so wie die Fregatte „Magicienne““ von 42 Ka- nonen, ebenfalls nach dem Miktzelländischen Meere bestimmt, wo- hin auch mehrere Compagnieen Marine-Jnfanterie und Artillerie von Gibraltar aus gesandt werden sollen. Auch" fällt die Eile auf, mit welcher die nah dem Mittelländischen Meere, angeblich nur zur Ablösung, bestimmten Infanterie-Regimenter ihre Marsch- befehle erhalten haben. Jn einem Briefe aus Gibraltar vom Tten d. M. wird berichtet, daß die Fregatte „Pique‘‘im Begriffe stehe, zu einer un- kannten Bestimmung abzusegeln ; man glaube nah Syrien, sle habe 600 Gewehre und 45 Sappeurs und Mineurs nebst allen möglichen Befestigungs-Geräthschaften am Bord. Die United Service Gazette enthält folgende Angaben über die Marine Englands: „Wir haben 76 Linienschiffe flott, von denen 22 in Arbeit sind. Von den übrigen 54 bedarf der dritte Theil bedeu- tender Reparaturen, so daß nur 36 wirklich seefähig sind: eine Streitmacht, die nur etwas stärker ist, als die Russische Flotte in der Ostsee. Von den 22 im Bau begriffenen Linienschiffen sind nur 6 so weit, daß sie ungefähr 6 Monate nach dem Aus- bruche eines Krieges brauchbar sind.“ Unmittelbar auf diese Darstellung folgt in dem genannten Blatte eine Liste, welche die- selbe begründen soll, ihr aber geradezu widerspricht; nach derselben

daß die ganze Anzahl sich auf 98 und nicht auf 76 belaufen würde. Die Naval and Military Gazette berichtet Folgendes über die Bewegungen in der Britischen Armee: „Das 19te Regi- ment wird sich zu Cork am Bord des „Rodney“/ und „Van- guard‘/ einschiffen; das 38ste zu Cork am Bord des „„Apollo‘‘;

Frankreich kann, ohne alle Grundsäße | das 42ste und 97ste nach den Jonischen Inseln, um das ö9ste

| und 60ste zu erseßen; das 8W8ste Schüßen-Regiment, 1 Bataillon,

nach Malta, um das 92ste und 47ste zu erseßen; das 79ste nah Gibraltar, um das 33ste zu erseßen; das 92ste, 59ste, 4Tste und 33e von den Jonischen Jnseln, Malta und Gibraltar nah West- Indien, um das 70ste, T4ste, 89ste und läte zu ersehen; diese gehen nach Nord-Amerika, um das 73ste, 24ste, 34iste und 6öste zu erseßen, die nah England zurückkehren; das 60ste, es Ba- taillon, von den Jonischen Inseln nah Jamaika, um das 6§Lste zu erseßen; dieses nah Nord-Amerika, um das 32ste zu erseken, das nach England kommt; das 64ste von Jamaika nach Neu- Schotiland, um das 23ste zu erseßen, das nah Kanada geht, um das wüste zu erseßen, welches nah England beordert ist.“

Morgen is der Geburtstag des Prinzen Albrecht und zu- aleih der Tag, an welchem derselbe múndig wird. Bei dieser Beranlassung werden in mehreren Distrikten im Umkreise der Hauptstadt ländliche Feste geacben werden.

Die hiesigen Blätter bestätigen die Räumung von San Se- bastian und Passages von Seiten der Englischen Truppen. Die Artillerie, - die Sappeure und Mineure mit ihrem Material sind schon in voriger Woche wieder in England eingetroffen; 200 Mann von dem Marine-Bataillon sind unterweges; nur ein De- tachement von 1 Capitain und 10 Mann der Maríne- Artillerie ist noch zurückgeblieben, um bei der Einschiffung des Restes des Materials zugegen zu seyn. Sobald dieselbe. stattgefunden hat, werden avucch die bis jeßt an der Spanischen Küste verwendeten Britischen Kriegsschiffe unter dem Kommando des Lord John Hay nach England zurückkehren.

Man beabsichtigt, dem verstorbenen Grafen Durham ein Denkmal zu errichten, wofür schon 10009 Pfd. gezeichnet sind.

Es scheinen mehr Verkäufe von Staatspapieren auf Zeit avgeschlossen zu seyn, als die Kontrahenten am Abrechnungstage zu liefern im Stande seyn werden, und díe Preise der Fonds sind daher, unterstüßt von den friedlicheren Aussichten, wie schon gemeldet, wieder im Steigen. Die Getraide-Preise dagegen slnd gefallen; der neue Weizen, welcher gestern zu Markte gebracht wurde, konnte nur zu 4 Shilling niedrigeren Preisen abgese6r werden, und auch dazu wurde nicht Alles aufgcräumt. Die Qualität war indeß auch nicht so gut, als die der frúheren Zu- fuhren. Fremder verzollter Weizen fiel um 1 Sh., nach unver- zolltem aber war Nachfrage zu den leßten Preisen.

Die Nachricht von den Unruhen in Lissabon hat auf die Portugiesischen Fonds. an der hiesigen Börse gar keinen Einfluß geäußert.

Der Glasgow Herald berichtet, daß eine der größten Maschinen-Fabriken in Glasgow von der Regierung den Auftrag erhalten habe, eine Dampfmaschine von 600 Pferdekraft für ein Kriegs-Dampsschiff zu bauen, welches bestimme sey , den Dienst zwischen England. und Ostindien zu verschen. Die Mornin Chrönicle ihrerseits berichtet, daß vom 31. August an die Po nach Ostindien über Falmouth, also nicht mehr über Frankreich, sondern durch die Meerenge von Gibraltar abgehen werde.

Von der Spanischen Regierung ist, nah dem Berichte der Morning Chronicle, ein Graf Lara mit besonderer Vollmacht hierher gesandt worden, um mit den Jnhabérn Spanischer Fonds eine Uebereinkunft wegen der Dividenden-Zahlung zu treffen.

Die leßten Nachrichten aus Vera cruz und Tampico, jene vom 16., diese vom 21, Zuli, melden, daß der Föôderaliómus dort immer mehr überhand -nimmt, und daß Demonstrationen sehr ernster Art an beiden Pläken stattgefunden haben, welche die nahen Vorboten einer heftigen Revolution zu seyn schienen.

_Nach Blättern aus Valparaiso vom 5. Mai war der Chilische Kongreß im Begriff, sih zu versammeln, und die Ne- gierung wollte einige neue Gesebe vorschlagen, um die Verbrei

-

tung der Demokratie zu hintertreiben. Man besorgte, die Oppo-

sition dürfte hierdurch zur Rebellion verleitet werden. Niederlande.

Aus dem Haag, 24. Aug. Die Regierung hat jest ihre Antwort auf die Bedenken der Sectionen der zweiten Kammer der Generalstaaten in Betreff der vorgelegten Reform-Geseß-Ent- würfe ertheilt. Sie spricht darin ohne viele Umschweife aus, daß es der außerordentlichen Versammlung der Generalstaaten nicht zustehe, Veränderungen in den Geseb- Entwürfen vorzunehmen, und daß daher die Regierung auc) auf die darauf bezüglichen

Anträge nicht eingehen könne. WEigien.

Brüssel, 25. Aug. Der König und die Königin sind gestern Abends um 9 Uhr von England zurück in Ostende einge- troffen. Am Hafendamme war eine große Menschenmenge ver- sammelt, die Jhre Majestäten mit dem Ruse: Es lebe der Kö- nig! Es lebe die Königin! empfingen.

Heute begiebt sich der König nah Antwerpen, um dort der Einweihung der neuen Handels-Station für die Eisenbahn bei-

zuwohnen. Dänemark.

Altona, 28. Aug. Ihre Majestäten der König und die Königin von Dänemark haben heute Mittag Altona verlassen und ihre Reise nah Lauenburg, zunächst nah Schwarzenbec, fortgesezt. Sie wurden beim Eintritt auf dat Hamburgische Gebiet von dem Generalstabe der Bürger-Garde empfangen und von einer Abtheilung der Kavallerie dieses Corps über die Wälle der- Stadt bis an die Gränze des Gebietes esfortirt. An den Thoren bildeten Abtheilungen der Infanterie der Bürger-Garde Spalier und die Artillerie derselben gab den Salur.

Deutsche Bundesstaaten.

München, 25. Aug. (A. Z.) Der Geburts- und Na- menstag unsers geliebten Königs wurde heute in hiesiger Resi- denzstadt auf die herzlihste und würdigste Weise begangen. Wie seit einer Reihe von Jahren an diesem erfreulihen Tage immer ine Nebenfeier stattfand, so ward er diesmal durch den Akt der ransferirung der Universität in den für sie bestimmten grandio- sen Neubau in der Ludwigsstraße denkwürdig. Gegen 12 Uhr, nach beendigtem Gottesdienst in der St. Michaels-Hoffkirche, seßte sich der Zug in Bewegung unter Vortritt der Pedelle mit den Sceptern , die philosophische, die medizinische, die kameralistische, die juristische, die theologische Fakultät, der Rektor, die Professo- res honorarii und Privat-Docenten, das Universitäts-, Amts- und Kanzlei- Personal und endlich die Studirenden. Der durch den Rektor eingeladène Minister des Jnnern, Herr von Abel, ward bei seiner Ankunft, am Eingange zum Universitäts-Gebäude, von einer Deputation der Professoren, am Eingange zur Aula vom Rektor empfangen und zu dem für ihn bestimmten Plab gelei- tet. Er sprach einige treffende Worte über die Feier des Tages, worauf der Rektor den Katheder bestieg und eine der Feier an- gemessene Rede hielk. Vor dem Universitäts-Gebäude und der Ludwigsstraße entlang paradirte die Landwehr.

Stuttgart, 19. Aug. (Súdd. Bl.) Für die Erweite- rung des hiesigen Schauspielhauses durch einen neuen Anbau und für die Herstellung einer neuen“ Maschinerie im nächsten Jahre sind vorläufig 200,000 Fl. angewiesen worden. Es wird daher vom 1. März künftigen Jahres an in Kannstadt gespielt werden.

Darmstadt, 27. Aug. Heute Morgen um §8 Uhr hat der

Prinz Alexander die Reise nach St. Petersburg angetreten. S ch weiz.

Bern. Die Schildwache berichtet {on in zwei Num- mern von „revolutionairen Auftritten“, die in der Gemeinde Niederbipp (Amt Wangen) vorgefallen seyn sollen. Nach der enannten Zeitung verhielt sich die Sache so: Die Gemeinde

iederbipp theilt sich in Dorfburger und Au sburger. Die leb- teren machten den ersteren seit längerer Zeit den Genuß des \#o- enannten Waldkirchfeldes streitig. Die Berechtigten wollten durch

orweisung ihrer Protokolle und den-unter allen Regierungsfor- men zugesicherten und Jahrhunderte hindurch ungeschmälerten Besi der fraglichen Grundstücke den Beweis ihres Rechts leisten, was ihnen amtlich verweigert wurde. Diese Sentenz reizte die Dorfburger aufs äußerste, und ihr Wortführer, Herr Groß- rath und Amtsrichter Haudenschild, erlaubte sich gegen das Re- gierungsstatthalter- und Richteramt einige unfreundliche Erläute- rungen, was ihm mit Gefangenschaft vergolten zu werden schien. Kaum hatte dieses Gerücht die Gemeinde Niederbipp erreicht, als sh eine mehrere hundert Mann starke Schaar zusammen- rottete, die das Schloß Wangen erstürmen und ihren Hauptführer “pem tio wollte, als dieser zu rechter Zeit erschien, und deu

turm beschwor. Die Mannschaft begab sich darauf- ¿a den nahen Wald, {lug eine hohe Tanne um, pflanzte sir auf dem Waldkirchfeld auf und befestigte eine kanto- nale Fahne mit der Jnschrift: „Schuß dem Eigenthum““ daran. Sobald das Regierungs-Statthalter-Umt von Wangen Kenntniß von dem aufgepflanzten Freiheitsbaum und den getroffenen Vor- fehrungen érhielt, ward die Sache zur gutfindenden Berücksichti- gung dem Regierungs-Rathe einberichtet. Dieser beauftragte un- geiqume das erstere, den aufgerichteten Baum , als Zeichen des

ufruhrs, umhauen zu lassen. Diesem Ansinnen lebte jedoch die Gemeinde-Behörde von Niederbipp nicht nach, worauf der Unter- Statthalter die Dorfbürger von sich aus auffordern ließ, sogleich den Wunsch der Regierung zu respektiren. Allein kein Dorfbür- ger wollte Hand ans Werk legen. Da ging der Unter-Statthal- ter mit seinen Knechten und entfernte den Baum, um weite- ren Störungen vorzubeugen. Sogleich wollten die Waldkirch- Berechtigten eine andere Tanne fällen, was jedoch einstweilen ver- hindert, dagegen beschlossen wurde, eine Gemeinde - Deputation nah Bern zu senden, um der Regieru ihre Ansichten über den Gerichtsspruch auseinanderzuseben. ächstens soll vom Amts- gerichte die Sache wieder aufgefaßt und beurtheilt werden.

ie „Schildwache“/ hält diesen Vorfall für den Anfang endloser

Wirren, da in den Aemtern Wangen und Aarwangen viele Feld- Und Waldberechtigte wohnten, die si nicht leihthin in hundert- jührigem Besiß würden \{chmälern lassen.

: Jtalien.

Rom, 14. Aug. (A. Z.) Nach einem kurzen Krankenlager versi heute an „aao nervósen Gallenfieber der rheinländi- he Ríttig, ein von Allen, die ihn kannten, wegen seiner

it und Seelengüte gechrter Und daher aufrichtig betra h Früher der David'schen Schule angehörig, atte er nahmals gelernt, die älteren Italiener liebgewinnen.

sicht und Urtheil. Durch seine Bemerkungen und guten Rath gefördert worden zu seyn, rühmen viele und ausgezeichnete Künst- ler dankbar.

Spanien.

Madrid, 18. Aug. Dem Corresponsal zufolge, hat das híe- sige Ayuntamiento seine Sikungen suspendirt, weil ihm die Nach- richt aus Barcelona zugegangen war, daß sowohl der Herzog von Vitoria als die neuen Minister entlassen worden seyen. Barcelona, 18. Aug. Die Königin hat ihre Abreise auf den Wsten festgeseßt; man glaubt jedoch, daß sie noch bis zum 22sten hier bleiben werde. Sie wird sich auf einem Dampfboote, das von zwei anderen Dampfbôten und der hier stationirten Spa- nischen Fregatte eskortirt werden soll, nach Valencia begeben. Ein Detaschement von 40 Mann Garde-du-Corps is bereits nach Valencia abgegangen, und 30 Mann desselben Corps werden die Königin begleiten. Vier Bataillone Infanterie sind bereits nach Valencia abmarschirt, um dort die Königin zu erwarten, die I —6 Tage daselbst verweilen wird.

Der Französische Botschafter wird sich auf dem Französischen Dampfboote „Ramier““ nach Valencia einschiffen.

Der Britische Kommissar Herr Otway, welcher dem Herzog von Vitoria die Insignien des Bath-Ordens überbrachte, ist von dem Französischen Botschafter zur Tafel geladen worden.

Griechenland.

Auch Súddeutsche Blätter beseitigen die bereits aus andern Quellen gegebene Nachricht, daß Se. Majestät der König von Griechenland über die geringen Resultate der gegen die sogenann- ten Orthodoxen des 1. Januars geführten Untersuchung die hôchste Unzufriedenheit zu erkennen gegeben habe. Der Königliche Pro- furator war destituirt, und dem in die Untersuchung verflochten gewesenen Georg Kapodistrias bedeutet worden, das Königreich Griechenland zu verlassen. Jhre Majestäten der König und die Königin beabsichtigten eine Fahrt nah dem Archipel, um verschiedene S mit ihrem Besuche zu bechren. Die Fieber, die sih alle Jahre um diese Zeit hier einzustellen pflegen, zeigen sich jeßt frequenter und in ihrem Verlauf bdsartiger als sonst.

Aus Athen wird "berichtet, daß bei der vom König alle Jahre in den ersten Tagen des Augusts vorzunehmenden Erneue- rung der Griechischen Synode diesmal manche Veränderungen eintreten dürften. Jm verwichenen Jahre wurden sämmtliche Mitglieder der Synode bestätigt, was unter den gegenwärtigen Umständen wohl nicht leiht stattfinden kann, indem si einige Mitglieder derselben bei den Unruhen, die im Januar dieses Jahres ausgebrochen waren, kompromittirt haben sollen. Einige auswärtige Agenten, namentlih Sir E. Lyons, sprechen sich eben- falls in diesem Sinne aus, und behaupten, daß die frúher einge- gangenen Verbindungen von einigen dieser Herren in der Zwi- schenzeit nicht aufgegeben, sondern fast noch eifriger gepflogen wer- den, als es fruher der Fall ‘gewesen sey.

S Ur tet

Konstantinopel, 12. Aug. (Oest. Beob.) Jn Folge der am 15. Juli zwischen Oesterreich, Rußland, Großbritanien und Preußen abgeschlossenen Convention, welche die Wiederher- stellung des Friedens in der Levante zum Zwecke hat, wurde der Musteschar des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, Rifaat Bey, ehemaliger Botschafter in Wien, nah Alexandrien abgesendet, um dem Aegyptischen Statthalter die Aufforderung zu überbringen, sich binnen einer kurzen Frist zu erklären, ob er die ihm gestellten Friedens - Bedingungen ‘annehmen wolle oder nicht. Das Türkische Ktiegs-Dampfboot „Tajiri Bahri“/, wor- auf sich erwäßnter Musteschar befindet, ist am Tten d. M. von hier abgegangen und dürfte am 12. August in Alexandrien einge- troffen seyn. Gleichzeitig ist die aus 15 Linienschiffen bestehende Großbritanische Flotte, welcher sich die unter dem Kommando des Kaiserl. Contre-Admirals Baron Bandiera stehende Oester- reichische Escadre angeschlossen hat, nah der Syrischen Küste ab- gesegelt, um den Vorschlägen der Pforte die kräftigste Unterstüßung zu leihen.

Seit dem Iten d. M. finden aus Anlaß der Vermählung der Prinzessin Atie mit dem Handels - Minister Fethi Ahmed Pascha im Thale und auf den Anhöhen von Dolmabagdsche df- fentliche Belustigungen statt. Während des Tages tragen Kunst- reiter, Seiltänzer, Gaufkler u. \. w. zur Unterhaltung der aus allen Theilen der Hauptstadt und der Umgebung herbeiströmenden Volksmenge bei; des Abends werden Feuerwerke abgebrannt und der Hafen so wie der Bospor beleuchtet. Die dffentliche Ruhe wurde während dieser Feste nicht einen Augenblick gestört.

Heute Vormittag fand der feierliche Zug der von Sr. Ho- heit dem Sultan für die genannte Prinzessin bestimmten Braut- geichenke stat. Um 3 Uhr Nachmittag wurde dem diplomati: schen Corps zu Ehren in der zu Dolmabagdsche befindlichen neu erbauten Gewehrfabrik ein glänzendes Bankett von 80 Gedecken gegeben, dem sämmtliche Ottomanische Großwärdenträger, so wie die vorzüglichsten im Dienste der Pforte stehenden Franken beiwohnten. Lord Ponsonby brachte hierbei cinen Toas?î auf die Gesundheit des Sultans aus, welchen der Minister der auswärtigen Angele- genheiten, Reschid-Pascha, mit einem Toaste guf das Wohlerage- hen sämmtliher Souveraine, deren Repräsentanten bei diesen Gastmahle zugegen waren, erwiederte. Zu Ende der Tafel er- schien Se. Hoheit der Sultan auf kurze Zeit im Speisesaale, und richtete shmeichelhafte, den Umständen angemessene Worte an die anwesenden fremden Minister.

versu auf den Sultan sollte stattfinden, is jedo glälicher- weise wieder vereitelt worden. Als nämlich am T. August der

Wege von einem zur Sinnesänderung gekommenen Verschwörer benachrichtigt, daß die Garde, die bei der Moschee das Spalier bilde, ihn während des Gebetes ermorden woile. Auf diese Kunde stieg er sogleih vom Pferde, begab sich in einer Gondel auf den Bosporus und erreichte sein Palais Tschiraghan. Die vor der Moschee aufgestellte Garde, wüthend über das Fehlschlagen, ließ die Luft von Verwünschungen gegen den Sultan und seine Fa- milie ertôónen. Nach neueren Verhaftungen und Verhdren gehen die Meuterer damit um, den Sultan und seine Bbtüder zu er:- morden, um einen Janitscharen-Häuptling auf den Thron zu seßen, indem sie behaupten, die jeßige Dynastie sey unfähig zu regieren. Nachts einem Lager, denn man trifft alle 20 Schritte zahlreiche

ten Chosrew ging so weit, daß im Fall, wie früher die Rede war, Mehmed Alt die Flotte zurückschicken sollte, alle Maßregeln

in die Dardanellen zu verbrennen. Dies die treue Schilderung

wax sinnreich und unablässig strebsam, hatte dabei viel Ein-

des beunruhi ustandes der Hauptstadt. Am 7.

Konstantinopel, 12, Aug. (L. A. Z.) Ein neuer Mord-

Sultan wie gewöhnlich zux Moschee reiten wollte, wurde er aufseinem -

Pera, mehr aber noch Konstantinopel gleichen des *

Jnfanterie- und Kavallerie-Patrouillen. Die Rache des verbann-

durch die Verschwörer getroffen waren, diese bei ihrem Einlaufen“

auswärtigen Angelegenheiten ángestellte Rifaat-Bei von hier nach Alexandrien geschickt, um Mehmed Ali den Beschluß der Londo- ner Konferenz zu notifiziren. Anfangs sträubte er sich, vorgebend, Mehmed Ali würde ‘ihn bei Ueberbringung dieser Nachricht er- drosseln lassen; es ging indeß mít ihm zugleich ein ODesterreichischer Gesandtschafts-Beamter zu demselben Zwecke dorthin ab, der ihm wahrscheinlih den gefährlichen Weg erleichtern wird. Ein ande- res Türkisches Dampfschiff fuhr an demselben Tage nah Odessa, ‘um von Seiten der Pforte eine Truppen-Sendung von 60,000 Russsen zu fordern, wovon 40,000 Mann gegen Jbrahim Pascha im Falle der Nichterfüllung des Beschlusses als Executions-Heer ver- wendet werden sollen, 20,000 Mann hingegen ein befestigtes Lager bei Skutari, Konstantinopel gegenüber, zu beziehen bestimmt sind. Zwei Türkische Fregatten und vier andere keine Kriegsfahrzeuge wer- denheute mit Proviant auf drei Monat versehen und nehmen 3000 regulairer Truppen an Bord, um sich Ende dieser Woche zur FEnglischen Flotte zu begeben, damit die Türkei doch einigermollen bei der Execution repräsentirt sey. Die Englische Eskadre so wie die Oesterreichische Flotille werden neben ihrer National - Flagge ¡noch die Türkische aufziehen. ‘Mehrere Schiffs-Capitaine, vorzüg- lih Griechen, sind in aller Eile mit Französischen Dampfschiffen nach Alexandrien gesegelt, um theils ihre Dienste bei der ietee anzubieten, theils aber, um Aegyptische Kaper-Briefe von Meh- med Ali für das Mittelländische Meer zu lösen. Alle diese Maß- regeln seßen die Bevölkerung auf eine merkwürdige Art in Be- wegung, denn man is so versichert, daß Mehmed Ali in nichts den Beschlüssen den Konferenz nachkommen wird, daß man von seiner Seite einen Kampf ut Leben und Tod erwartet, und jeßt erst betrachtet man dieFlotte als rettungslos verloren; denn im äußersten Falle würde er sie sammt seiner eigenen lieber verbrennen als ausliefern. Die Unzufriedenen halten öffentlihe Gebete in den Moscheen, um den Sieg. zu Gunsten Mehmed Ali's zu erflehen. Denn jeßt, wo die Sache eine ernstliche Wendung nimmt, wo die christlichen Verbündeten einschreiten sollen, sehen sie in den Aegyp- tern nur Brüder und Religions - Verwandte, aber keine Jos und betrachten es als eine Profanirung ihrer Religion, Ungläu- bige die Moslemin bekämpfen zu lassen. Jhre Zuversicht geht so weit, daß sie in dem Glauben leben, Klein-Asien und Aegyp- ten werden in Masse sich erheben und in Mehmed Ali nicht den Despoten, vielmehr den Retter des Glaubens erblicken; und dem- nach prophezeien sie den Russen, wenn sie nah Klein- Asien si wagen sollten, einen sicheren Untergang. Nur das Gerücht eines Russischen Lagers von 20,000 Mann im Angesichte der Haupt- stadt ángstigt die Bevölkerung, und die Unzufriedenen glauben daher, daß, einmal hier festen Fuß gefaßt, diese nicht so bald und so ruhig wie früher von dannen ziehen werden, und daß auch die hoch- verrätherishen Anschläge auf den Sultan und seine Fame ee Rückkehr verhindern oder derselben doch hemmend in den Weg treten könnten.

In Folge der entdeckten und weitverzweigten Verschwörung sind viele Gouverneurs in den Provinzen Bre Stellen entselzt worden. Die wichtigste ist die des Hayder Pascha, Gouverneur der Dardanellen. An seine Stelle ist Jzzet Pascha ernannt.

In Tokat und Samsun ist ofene Empôrung ausgebrochen. Ein diese Nacht angekommener Tatar hat der Regierung die höchst betrübende Nachricht gebracht, daß der Gouverneur in To- kat von der kleinen Garnison verlassen und vom Volke geviertheilt sey. Dort, sowie in Samsun am Schwarzen Meere, wurden die Behörden ermordet, nur einige retteten sich durch die Flucht. Es herrscht in beiden Orten und Umgebungen völlige Anarchie, und der Aufstand greift immer mehr um sich. Jn Samsun wurden Ende voriger Woche der Quarantaine-Arzt und drei Jta- siäner ermordet, und man glaubte, die neuen in Kraft getretenen Quarantaine-Bestimmungen trügen die Schuld; allein heute er- fährt man, daß dies bloß einer weitverzweigten Vershwörung, wovon Konstantinopel den Hauptheerd bildet, als Vorwand diente. Die Türkische Regierung miethete heute früh in aller Eile Oesterreichische Dampfschiffe, die augenblicklich nah dem nur einige Stunden von hier liegenden Busen von Jsmid im Mar- marameere fuhren, dort 3400 Albaneser an Bord nahmen, die jeßt eben durch den Bosporus fahren, und mit einer heute frúh schon eingeschifften Batterie leichter Artillerie ohne Verzug weiter nah Samsun steuern. Die Regierung is in der höchsten Bes stärzung über dieses unerwartete Ereigniß und trachtet zuerst, den so nahe an der Hauptstadt statthabenden offenen Aufstand zu dämpfen, bevor er die Ufer des Bosporus und das unzufriedene Konstan- tinopel erreihe. Man fürchtet, daß ganz Klein-Asien bald dem Beispiele folgen dürste.

Konstantinopel, 5. Aug. Ueber die kürzlich Hier entdeck- ten pokitischen Umtriebe giebt das Journal de Smyrne fol- gende Auskunft: „Seit mehreren Tagen war die Regierung da- von in Kenntniß geseßt, daß einige Personen, durch Leidenschaft verblendet, ungewöhnlich thätig seyen. Die Regierung überzeugte sich bald von dem Vorhandenseyn eines Komplottes, das nichts Geringeres bezwecte, als die Ruhe der Hauptstadt zu stören und an die Stelle des gegenwärtigen Zustandes der Dinge ein System wieder zu sêben, das während seiner langen Dauer so nachtheilig auf die Wohlfahrt und das Gedeihen der Türkei eingewirkt hat. Stark durch die Sympathie, welche die Pforte der ganzen Na- tion einzuflôößen gewußt, ließ sie die Schuldigen, welche ihr Vor» haben auf so schwache Grundlagen stükten, ruhig bis zu dem Augenblicke gewähren, den sle für den. geeignetsten hielt, und erst am leßten Sonnabend ließ se die Schuldigen ohne alles Aufsehen und selbst ohne die in solhen Fällen ge- wöhnlichen Vorsichts - Maßregeln verhaften; so wenig fürd tete man die Resultate der Verschwörung. Da es si ergab, daß der chemalige Groß-:Wesir Chosrew Pascha der An- stister des Komplottes gewesen, so bestand die erse Maaßregel der Regierung darin, daß sie ein halbes Bataillon regulärer În- fanterie nah Rodasto sandtc, wo Chosrew Pascha im Exil lebt, um sein Haus zu umzingeln und ihm jede Verbindung abzuschnes den. RejchidEfendi, Haushosmeister des Er-Groß-Wesirs, war unter den Ersten, die verhaftet wurden; im Hause seines Herrn fand man mehrere Flinten. Der Arzt und der Secretair Thos rew Pascha's müssen dem Vernehmen nah die Hauptsadr ver lassen. Dies Alles geschah, ohne daß die Medrzaßl der Bevöb kerung etwas davon adnete, und die Regierung bar, odaleich cin seies Ereigniß ihre Geschäfte bedeutend vermehrt, nicht cinen

ugenblick aufgehört, sich mit den öffentlichen Angelegenheêten zu beschäftigen. Die Minister: Conseils haden wie gewöhnli fart: gefunden und sind abwechselnd der Berathung über die Aegyp? tische Frage und den neuen Reformen gewidmet gewesen. hätte nicht einmal eines solchen Beweiscs bedurft, um sich von den Garantieen der Ordnung und Stabilicär zu üderzeugen, die das Ottomanische Ministerium der Marion zu dieren vermag. Von allen denen, welche die Mißbräuche des alten E ge

enden : i August wurde bekanntlich der im Ministerium der

kannt und davon Nußen gezogen, haden die Meisten richtig der gegenwärtigen Ordnung der Dinge a 4 diejenigen, welche aus engherzigem Egoi