1877 / 218 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 17 Sep 1877 18:00:01 GMT) scan diff

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Flüsse mit äußerst trägem Wasserlaufe handelt, welche nit ohne flar vorauszuschende Gefährdung der öffentlihen Ge- sundheit den mit Dejektionen aller Art vermischten Jnhalt der städtishen Kanäle würden aufnehmen können. Auch die Jn- teressen der Schiffahrt würden durch die Einleitung der massenhaften Abfallstoffe einer so großen Stadt in die dur regen Verkehr belebten Wasserstraßen in unzulässiger Weise benactheiligt werden. Namentlih würde die Offenhaltung des Fahrwafsers, welhe schon jeßt alljährlich nicht unerheb- lihe Baggerungsarbeiten erforderlich macht, durch Zu- führung neuer Sinkstoffe erschwert und der Aufenthalt auf dem verunreinigten Wasser für das Schiffahrt treibende Publikum mit Unzuträglihkeiten und Gefahren für die Gesundheit verknüpft werden. Jndem wir das mit dem Berichte vom 1.- Mai d. J. eingereichte Attenheft, nebst dem Votum des Regierungs- und Medizinal- Raths Dr. Weiß und 3 Karten wieder beifügen, ermächtigen wir die Königliche Regierung, den dortigen Magistrat, zu- gleih unter Bezugnahme auf die orig. beiges{los}sene Vorstellung desselben vom 12. Mai cr. an mi, den Minister für Handel 2c. mit entsprehendem ablehnendem Bescheide zu verjehen. Berlin, den 1. September 1877.“ (Unterschristen.)

Als Aerzte haben si niedergelassen die Herren Dr. Schlueter in Arnswalde, Dr. Beeliß in Frankfurt a /O., Dr. Stern in Zehden, Arzt von Berg in Greifswald, Dr. Schlaeger va Hannover, Arzt Spanken in Büren, Dr. Stein in Ehrings-

ausen.

Der Courierzug 4 der Ostbahn traf am 16. d. Mts. um 9 Uhr 55 Minuten Vormittags anstatt um 6 Uhr 10 Mi- nuten Morgens hier ein.

Grund der Verspätung: Radreisenbruch des Postwagens im Courierzuge 3 zwischen Zantoch und Gurkow, welcher ent- gleiste und beide Geleise sperrte.

S. M. S. „Lutse“/ ist am 13. d. Mts., Nachmittags 3 Uhr, in Wilhelmshaven außer Dienst gestellt worden.

Nach den nunmehr getroffenen Bestimmungen wird am 19. d. M. das auf der Werft zu Gaarden fertiggestellte Schwesterschiff der ungepanzerten gedeckten Korvette „Bis- marck“ vom Stapel laufen, und die Taufe dur den Contre-Admiral Werner vollzogen werden. Am 25. September joll alsdann das zweite Schiff von der Kaiserlichen Werft zu Danzig und am 8. Oktober das dritte derselben Klasse von der Werft des „Vulkan“ in Stettin vom Stapel laufen.

Der General-Feldmarschall Graf von Wrangel ist hierher zurückgekehrt.

Cöln, 15. September. folgende Bekanntmachung:

Se. Majestät der Kaiser und König haben Allergnädigst geruht, die nachstehend Allerhöbste Ordre an mich zu richten:

„Ich bin gewöhnt, wenn Ih Meine getreue Stadt Cöln betrete, mit den Zeichen der Anhänglichkeit begrüßt zu werden. Bei Meiner jeßigen Anwesenheit daselbst habe Jh mit Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, Meiner Gemahlin, jedoch eine Aufnahme gefunden, welche alle Unsere berechtigten Erwartungen übertroffen hat. Die Bevölkerung hat durch reiten S{muck der Stadt und lebhaften Zuruf ihre Treue und Liebe - zu Mir und Meinem Königlichen Hause einen beredten - Ausdruck gegeben, und in dem gleichen Sinne habe Ich mit Ihrer Majestät, Meiner Gemahlin, das mit Kunst und Geshmack geordnete Fest in Cölns altgeweihten Festräumen angenommen. Es ist Mir und Meiner Gemahlin ein Bedürfniß, der Stadt Cöln und ihren Ein- wohnern für die eben so würdige wie herzliche Aufnahme Unseren Dank auszusprechen. Jch beauftrage Sie, denselben in geeigneter Weise zu übermitteln.

Sch{loß Brühl, den 14. September 1877.

Wilhelm. An den Regierungs-Präsidenten von Bernuth in Cöln.“

Dem mir ertheilten Allerhöchsten Befehle gemäß beeile ich mich, vorstehenden Allerhöchsten Erlaß hierdurh zur Kenntniß der Ein- wohnerschaft von Cöln zu bringen.

Der Regierungs - Präsident. von Bernuth.

Bayern. tünchen, 14. September. Der König hat, wie die „Allg. Ztg.“ mittheilt, als den Tag der feier- lihen Eröffnung der protestantishen General-Synode in Ansbach den 3. Oktober bestimmt und die Dauer der Versammlung auf zwölf Tage festgeseßt. Zum Kom- missar bei derselben wurde der Regierungs - Direktor Hermann Fischer ernannt. Jm Auftrage Sr. Majestät wird sih der Herzog Karl Theodor nah Dresden begeben, um den dort morgen stattfindenden Trauerfeier- lichkeiten beizuwohnen. Der bayerische Hof wird eine Ho f- trauer von vier Wochen anlegen. Der älteste Sohn des verstorbenen Prinzen Adalbert von Bayern, Prinz Ludwig Ferdinand Maria, erlangt am 22. k. Mts. die Voll: jährigkeit und wird in Folge dessen dann alsbald in die Kammer der Reichsräthe eintreten. Nach dem heutigen Bulletin befindet sih der Erzbischof in langsam fortschrei- tender Besserung.

Sachsen. Dresden, 15. September. Der Aller- höchsten Bestimmung gemäß findet heute Abend 8 Uhr, in Gegenwart der Königlihen Familie, auf der Königlichen Weinbergsvilla bei Wachwiß die feierliche Einsegnung der Leiche der Königin Maria und hierauf deren Üeber- führung über Loshwiß nach dem Königlichen Palais an der Augustusstraße hierselbst statt. Morgen soll die öffentliche Ausstellung der hohen Leiche in dem gedachten Palais und Abends 7 Uhr die feierlihe Ueberführung nach der katholishen Hof- kirhe und die Veiseßung in der Königlichen Familiengruft er- folgen. Am Montag, den 17. d. Mts. werden in der fatho- lischen! Hoffirhe die Exequien für die hohe Verewigte ab- gehalten. Bis zum 19. September haben im ganzen Lande alle öffentlihen Vergnügungen und Lustbarkeiten zu unter-

bleiben.

Leipzig, 12. September. ür die bevorstehenden Wahlen zum sächsischen Landtage sind 28 erledigte Wahlkreise zu beseßen. Dieselben waren bisher durch 13 Kon- servative, 8 Fortschrittler und 7 Nationalliberale beseßt. Jett sind nah der „M. Z.“ für diese Wahlkreise 19 Konservative, 14 Nationalliberale, 11 Fortschrittler und 2 Sozialdemokraten

als Kandidaten ausgestellt worden.

Die „Cöln. Ztg.“ veröffentlicht

Oesterreich-Ungarn. Wien, 14. September. Die „Presse“ schreibt: Wie verlautet, ist die Nükehr des Grafen

Andras#\ y neuerlih um zwei Tage hinausgeshoben worden. Der Minisier des Auïäwärtigen soll demgemäß erst aurMontag von Tiszadob in Wien eintreffen. Der österreichishch-unga- rishe Botschafter Graf Karolyi is gestern von seinen Be- sibungen in Ungarn, wo er seit cinigen Wochen weilt, hier eingetroffen, fehrt demnächst zu kurzem Aufenthalte wieder nah Ungarn zurück und begiebt sih dann auf seinen Posten nah Berlin. :

Agram, 15. September. Jn der heutigen Landtags- sißung wurde das Wuchergeseß in der Generaldebatte mit 34 gegen 11 Stimmen angenommen. Sodann wurde der Beschlußantrag des Abg. Folnegovic in Betreff der Fiumaner Vorgänge, nachdem der Banus erklärte, daß die Unter- suchung eingeleitet sei und er den Bericht erwarte, einstimmig angenommen. Die Spezialdebatte über das Wuchergeseß wird Montag fortgeseßt.

Schweiz. Lausanne, 15. September. (N. Zürch. Ztg.) Das Bundesgericht hat den Rekurs gegen das Dekret des Neuenburgischen Großen Rathes, betreffend das Anlehen von zwei Millionen, einstimmig abgewiesen.

Fran?kreih. Paris, 14. September. (Fr. C.) Dcr Präsident der Republik verweilte gestern in Ribérac nur drei Stunden, besuchte das Hospital und nahm bei Hrn. von Fourtou das Dejeuner. Er erreihte dann in Monti- moreau wieder die Eisenbahn und um 4 Uhr Angoulême. Jn der gestrigen Wochenversammlung der Linken des Senats wurde der gute Fortgang der für die Vertheidigung der liberalen Sache eröffneten Subskriptionen, so wie des Vertriebs republikanischer Blätter und Flugschriften konstatirt. Hr. Achille Adam, in der leßten Kammer Deputirter des Pas-de-Calais und der konservativen Partei angehörig, Verwaltungsraih der Nordbahn und Banquier in Boulogne, ist gestern gestorben. Vier andere Mitglieder der leßten tonfer- vativen Minorität, die Herren von Castellane, Clauzet, Rendic und General Allard, werden aus persönlichen Gründen nit wieder als Kandidaten auftreten. Von den 363, welche die republi- kanische Majorität bildeten, sind ses inzwischen gestorben, nämlich die Herren Vignes, Adrian, Henry Lefèvre, Ernst Duverzier de Hauranne, François Brasme und Thiers ; drei Andere, die Herren Rouveura, Barni und Prinz Napoleon, verzichten auf die Kandidatur. Jm Ganzen werden also vier- zehn Mitglieder der leßten Kammer an dem Wahlkampfe nicht Theil nehmen und 519 sich wieder um ein Mandat be- werben. Der frühere Abgeordnete Sallard, einer der 363, ist wegen e des Ministers des Fnnern zu einem Monat Gefängniß und einer Geldstrafe von 2000 Fr. ver- urtheilt worden.

15. September. (W. T. B.) Der Marschall- Präsident crwiderte in Tours dem Adjunkten auf seine An- sprache: Um die am Schlusse Jhrer Nede ausgesprochenen Ansich- ten zu beantworten, will ih Jhnen sagen, daß meiner Politik günstige Wahlen dein Lande bald Nuhe undo Gedeihen wieder- geben werden. Auf die Ansprache des Präsidenten des General- raths antwortete der Marschall: Jch bin Hüter der Verfassung, welche uns regiert und welhe nur durch die Gegner meiner Politik in Gefahr kommen könnte. Einer den Journalen ugegangenen offiziösen Mittheilung zufolge ist der Termin tür die De ua h e Tun eputirtenkammer nunmehr Definitiv auf den 14. OftobéŒzénberaumt. 2

(Cöln. Ztg.) Der bonapartistishe „Gaulo is“ wird ebenfalls wegen seines Berichtes über den Prozeß Gambetta gerihtlich verfolgt.

17. September. (W. T. B.) Der Herzog De- cazes wohnte einer Versammlung des Comités der Wein- bauinteressenten in Castillon bei und hob in der dort von ihm gehaltenen Nede hervor, der Marschall-Präsident habe seinem Mi- nister des Auswärtigen die Mission anvertraut, mit der ängstlich- sten Sorgfalt über die genaue Beobachtungall-:rx internationalen Pflichten Frankreihs zu wachen. Die Aufrichtigkeit Frank- reis sei auf der anderen Seite seiner Grenzen niemals be- argwohnt worden. Europa wisse, daß Frankrei gegen keine andere Macht eine feindlihe und aggressive Politik verfolge und alle Rechte respettirend keinem seiner Nahbarn weder eine Störung, noh überhaupt eine Schwierigkeit zu bereiten wünsche. Europa erkenne an, daß die militärishe Organisation Frank- reis einen aus\{lißlich defensiven Charakter trage. „Wir sind heute und überall ciner Pit des Friedens leidenschaft- lich ergeben, und es ist diese Politik, die ih vor Jhnen reprä- jentire, und die uns die Sympathien und das Vertrauen Europas einträgt. Wir sind weder Reaktionäre, noch Revolutionäre, wir bedrohen weder die Regierungen, noch die Throne. Friede und Ein- tracht sind die lezten Worte, die ih an Sie. rihten möchte.“ Der Vertheidiger Gambetta's ist vom Parket benachrihhtigt worden, daß die anderweite Verhandlung gegen Gambetta am nächsten Sonnabend stattfinden werde. Die Veröffentlihung des Dekrets betreffs Vornahme der Neuwahlen soll am Mittwoch erfolgen.

17. September, (W. T. M Der Marschall Mac Mahon ist gestern Abend hier wieder eingetroffen.

Wahrscheinlich wird die brasicianishe Regie- rung an der Welt-Ausstellung des nähsten Jahres doch nicht Theil nehmen. Dieselbe scheint theils aus Rücksicht auf die mit einer Betheiligung unvermeidlih verbundenen be- trächtlihen, ihr zur Last fallenden Kosten, theils wegen der Kürze des zwischen der in Philadelphia stattgehabten und der projektirten Pariser Ausstellung liegenden Zeitraums auf die Beschilkung zu verzichten.

_ Italien. Rom, 8. September. Jmmer näher rückt der Zeitpunkt für die Wiederaufnahme der parlamentarischen Arbeiten heran. Jn den verschiedenen Ministerien herrscht eine große Thätigkeit, um die zahlreichen im Laufe der näh- sten Session zu erledigenden wichtigen Geseße vorzubereiten, welche von der reformatorischen Thätigkeit des Ministeriums Depretis - Nicotera Zeugniß abzulegen berufen sind. Neben den verschiedenen, in leßter Zeit abgeschlossenen und in der allernähsten Zeit abzuschließenden Handels- und Schiffahrtsverträgen sind es, wie man der „Magdeb. Ztg.“

shweibt, besonders folgende Vorlagen, welhe von der d ePeUn8 eingebracht werden sollen: Die Eisen- bahnkonvention, resp. die mit den verschiedenen Gesell-

schaften abzuschließenden Verträge über den Betrieb sämmt- licher italienischer Eisenbahnen, welcher Betrieb, dem Programme des gegenwärtigen Kabinets En, der Priváätindustrie übergeben wird. Ein Uebereinkommen oder die el Leg des Vertrages e Eee Verpachtung des Tabakgefälles und Uebernahme der Verwaltung deffelben dur die Regie-

rung selbst, Ein Geseßentwurf über die Verminde-

rung der Mahlsteuer, dessen Hauptzweck der ist, die

graduelle gänzlihe Abschaffung dieser Steuer vorzubereiten. Eine die Cirkulation des Papiergeldes, Emission durch die verschiedenen Geld- und Kreditinstitute

regelnde, den Papiervorrath dieser Jnstitute reduzirende, die-

allmählihe Aufhebung des Papierzwangstaushes regelnde Vorlage. Das Geseÿ über die Verwaltung der Pfarr- und fonstigen geistlichen Güter und mehrere, den Art. 14 des Garantiegeseßes modifizirende Verfügungen des. Justiz- und Kultus-Ministers. Die Reform der politisch- administrativen Behörden und die hiermit verbundene Reorganisation der öffentlichen Sicherheitsorgane. Das neu e Wahlgeseß, die Reform des Konsulatswesens und die Revision der bisher bestehenden Strafçeseße. Am 5. Oktober findet hier die erste der auf dem vor- jährigen Pester Kongresse beschlossenen Konferenzen der internationalen Kommission für Eisenbahn-Sta- tistik statt. Diesen Konferenzen werden außer den Kom- missionsmitgliedern auch Delegirte der größten Eisenbahn- Gesellschaften A, und der Minister der öffentlichen Arbeiten hat außerdem noch beschlossen , daß auch die Ver- treter des italienischen Eisenbahn-Kommissariats gegenwärtig zu sein haben.

Dänemark. Kopenhagen, 14. September. Die „Berl. Tid.“ bringt heute den Fnhalt eines offenen Briefes, laut welchem der Neichs tag zum 1. Oktober einberufen wird.

. Der Brief ist datirt: Schloß Amalienborg, den 14. September

1877, unterschrieben von dem Könige und kontrasignirt von dem Conseilspräfidenten J. B. S. Estrup.

Griechenland. Athen, 15. September. Der Admiral Kanaris ist in der vergangenen Nacht in Folge eines Schlaganfalls gestorben. Die entstandene Ministerkrisis verursaht viele Schwierigkeiten. Voraus- sihtlich wird indeß das Ministerium provisorisch bis zum Zusammentritt der Kammer, deren schleunige Einberufung bevorsteht, im Amte verbleiben.

Türkei. Aus Belgrad wird der „Polit. Korresp.“ vom 15. gemeldet, daß, wie von offizieller Seite versihert wird, der serbische Agent in Konstantinopel bis jeßt keinen Auftrag erhalten habe, die diplomatischen Beziehungen mit der Pforte abzubrechen. Derselbe verbleibe bis auf Wei- teres in Konstantinopel. Jn Folge einer von der serbischen Regierung bei der Pforte angebrachten Reklamation haben die Türken das von ihnen beseßt gewesene Bujuklijaga geräumt. Sämmtliche serbishe Truppen aus dem Lager von Topschider- sind nah der Grenze abmarschirt.

Numänien. Bukarest, 17. September. (W. T. B,) Die W. „Presse“ meldet von hier die Ankunft von 340 tür- kishen Fuden, welhe nah {weren Mißhandlungen von den Bulgaren aus Kasanlik vertrieben wurden und die, nachdem. bereits 12 reihe Juden ermordet waren, nur durch den Schuß der Kosaken weiteren Mißhandlungen und der Niedermetelung entgingen. Von Schipka bis nah Tirnowa hatten die russi- schen Generale denselben eine Eskorte mitgegeben ; die bul--

arischen Wagenführer beraubten dieselben dann nochmals und: iefen davon. Die in Bukarest Angekommenen befinden sich im bemitleidenswerthesten Zustande. Der englishe und öster- reihische General-Konsul haben die vorerwähnten thatsählichen. Umstände amtlich festgestellt. i

Der russisch-türkische Krieg.

Bukarest, 13. September. Leider ist wieder ein Fall x melden, in welchem die Türken nahweislih die Be- timmungen der Genfer Konvention verletzt haben. Rumänische Aerzte befanden sich auf dem Schlachtfelde vor Plewna unter dem Schuße einer Parlamentärflagge in voller Thätigkeit, um den zahlreichen Schwerverwundeten beizustehen. Troß der entfalteten Flagge wurde türkischerseits auf die- selben gefeuert und dabei zwei Sanitätsbeamte erschossen.

Wien, 15. September. (W. T. B.) Die „Polit. Korr.“ veröffentlicht den Wortlaut der von der griechischen Re- gierung in Beantwortung der Note des Grafen Derby an die englishe Regierung gerichteten Note vom 4. d. Mts.

Wien, 17. September. (W, T. B.) Telegramm des. „N. W. Tageblatt“ aus Konstantinopel: Der Groß- vezier hatte eine Unterredung mit dem österreichischen Bot- schafter, Grafen Zichy, und richtete an denselben die Frage, ob die österreihishe Regierung in der Lage sei, Serbien von der Aktion abzuhalten. Graf Zichy erklärte, er sei nicht befugt, derartige Versprechen zu geben. Die Pforte hat be- slossen, die Christen, mit Ausnahme derjenigen in Arme- nien, aus dem Staatsdienst zu entlassen.

Pest, 15. September. (W. T. B.) Jm Abgeord-

netenhause sind folgende JFnterpellationen eingebracht

worden: von Helfy über den Anschluß Oesterreih-Ungarns an die Nemonstrationen gegen die türkishen Grausamkeiten, von N über den Eintritt von Serbien fin die Aktion, von Ernst Simonyi über die Polttik der Regierung in Bezug auf den russish-türkishen Krieg, von Jrany darüber, ob zwischen Desterreih-Ungarn, Deutschland und Rußland ein Bündniß bestehe, endlih von Ludwig Simonyi darüber, ob das Drei- Kaiserbündniß bestehe oder ob überhaupt bestimmte Ah- machungen zwischen den drei Kaisermächten getroffen seien. Athen, 16. September. (W. T. B.) Gerüchtweise ver- lautet, die Pforte habe eine Note an die serbische Ne- gierun g gerichtet, betreffend die Rüstungen Serbiens.

Europäischer Kriegsschauplaß8.

St. Petersburg, 16. September. (W. T. B.) Tele- gramm des Großfürsten Nikolaus aus Poradim vom. 15. d.: Gestern besichtigte ih den ganzen Tag über unsere Positionen, wählte neue Stellen für die Batterien aus und- Ee die Disposition des Feindes. Jch fand daher keine Zeit zum Telegraphiren. Am 13. und 14. c. bis 6 Uhr Abends beschossen unsere Batterien Plewna. Die Türken erwiderten das Feuer nicht; sie scheinen die Munition für den Fall einer Wiederholung des Sturmangriffs durch uns zu sparen. Am 14. c. Abends. 6 Uhr eröffneten die Türken dagegen ein heftiges Feuer gegen die Griviza-Redoute und griffen dieselbe später an. Der Angriff wurde jedoch unter Mitwirkung unserer und der rumänischen Reserven zurückgewiesen. Die ganze Affaire dauerte 3t Stunde. Heute fahren wir mit der Beschießung, der feindlichen Befestigungen fort. Die Stadt Plewna brennt. Nahhrihten vom 14. c. Abends zufolge beträgt die Zahl der Verwundeten, welche seit dem 7. c. die verschiedenen Verbandpunkte passirten, 239 Offiziere

resp. dessen

(W. T. B.)

und 9482 Soldaten. Die Zahl der Todten wird auf gegen 3000 geschäßt, do ist es noch unmöglich dieselbe genau an- zugeben. Unser ganzer Verlust beträgt gegen 300 Offiziere und 12,500 Soldaten. Die rumäni se Armee hatte bis zum 14. d. Morgens an Todten und Verwundeten gegen 60 Offiziere und 3000 Soldaten. Die Stimmung unserer, wie der rumänischen Truppen is ausgezeihnet ; die jüngeren rumänischen Truppen {lagen sich vortrefflich. An den übrigen Punkten des Kriegs\schauplaßzes sind keine Verände- rungen eingetreten und herrs{t Ruhe. - St. Petersburg, 17. September. (W. T. B.) Offi- zielles Telegramm aus Poradim vom 16. d. M.: Gestern wurde die Beschießung Plewnas fortgeseßt, unser Feuer wurde von den Türken fast garnicht erwidert. Dem Fürsten Karl von Rumänien is der Georgs-Orden 3. Klasse, dem General Cernat der Georgs-Orden 4. Klasse verliehen worden. Dragomiroff, Jmeritinski und Skobele} wurden zu General- Lieutenants ernannt. S St. Petersburg, 17. September. (W. T. B.) Offi- jelles Telegramm aus Poradim vom 15. d.: Am 13. d. ellten die Türken in der Mitte des vom Nikolaiberg zum Dorfe Schipka führenden Abhangs drei 80pfündige Mörser auf und bombardirten den Nikolaiberg die ganze Nacht hin- durch. Unser Verlust am 13. d. betrug 38 Mann, darunter ein Stabs-Capitän der Artillerie todt, am 14. d. 117 Mann. Konstantinopek, 15. September. (W. T. B.) Foural- meldungen zufolge hätten die in dem Kampfe bei Plewna am Dienstag zurückges{chlagenen rumänischen Truppen mehrere Kanonen zurückgelassen. Die Straße nach Orhanie sei noch im Besiße Osman Paschas. : : Konstantinopel, 16. September. (W. T. B.) Eine offizielle Depesche Osman Paschas besagt: Acht russische Kolonnen, welhe Plewna angegriffen hatten, sind sämmtlich zurückgeshlagen worden, sie verloren 15,000 Mann, 3 Geschüße und beträchtlihe Munitionsvorräthe. Die Russen hatten 3 Redouten genommen, haben dieselben aber auch wieder verloren. Konstantinopel, 16. September. (W. T. B.) Der Großvezier hat dem englischen Botschafter, Lay ard, mit- etheilt, daß Osman Pascha gestern die Russen geschlagen Babe: dieselben hätten gegen 8000 Mann an Todten und Ver-

wundeten, sowie mehrere Geshüße und Munitionsvorräthe

verloren. Der Kampf dauere noch fort. i

Konstantinopel, 15. September. (W. T. B.) Eine Depesche Mehmed Ali Paschas vom 13. meldet: Gestern verließ die Division Hassan Djuma und kam Abends in Covadja an. Circassishe Plänkler warfen 3000 Kosaken zu- rück, Obersi Baker {lug mit einem Bataillon Fnfanterie und einem Regiment Kavallerie vier russishe Jnfanterie- Bataillone und ein Kavallerie-Regiment, die von einer Batterie unterstüßt waren, wobei die Russen 100 Todte an Das 11. russishe Corps räumte Tirnowa und zog sich zur Ver- stärkung des 12. und 13. Corps auf Biela zurück. 4000 Russen mit Artillerie, die Couidia angezündet hatten, wurden mit einem Verluste von 150 Todten zurückgeworfen. Eine zweite russishe Kolonne, welche Djumali räumte, wurde ebenfalls zurückgeworfen. Eine dritte Kolonne überschritt das Defilée von Keuktir und brannte Koujoukouli nieder. Es wurden unsererseits Verstärkungen dorthin gesandt. Das Resultat des Kampfes daselbst ist noch unbekannt. Die Russen halten die Umgebungen von Kadikoi, Kurdler und Joussoughan noch beseßt. Einer Depesche Suleiman Paschas vom 14. d. zufolge, haben gestern Cirkassier 500 Russen bei Elena geschlagen und 52 Mann davon getödtet. Der Feind hat heute Ganatokoi niedergebrannt. Nach vierstündigem fortwährenden Feuer und nachdem mehrere seiner Kanonen demontirt waren, zog er sich zurück. ; y

Konstantinopel, 15. September. (W. T. B.) Einer weiteren Depesche Mehemed Ali's vom 15. d. zufolge, sollen am 14. die Russen in der Stärke von 22 Bataillonen «Fnfanterie, 3 Regimentern Kavallerie und 65 Geschüßen ge- lagen und nach Sinan zurückgeworfen worden sein. Die türkische Kolonne hätte nur zwölf Bataillone gezählt, denen sih später noch weitere 6 Bataillone angeshlo}ssen hätten. j

Konstantinopel, 16. September. (W. T. B.) Eine Depesche Mehemed Ali's vom 15. d. meldet: Am Don- nerstag rücte Assaf Pascha mit 12 Bataillonen aus Kiscchlowa aus und beseßte Sinankioi; er wurde am Freitag von dem aus 32 Bataillonen Jnfanterie, 2 Regimentern Kavallerie und 64 Geschüßen bestehenden 12. rufssishen Corps ange-

riffen, {lug aber, nahdem ihm Sabit Pascha von Kish- owa aus 6 Bataillone zur Unterstüßung gesendet hatte, die Russen zurück und verfolgte dieselben vis Banikalom. Die Russen erlitten große Verluste.

Konstantinopel, 16. September. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Meldungen soll am Freitag eine Rekog- noszirungs-Abtheilung der Russen von den Türken bei Os - manbazar zurücgeshlagen worden sein. Einem Tele-

ramm aus Rust shuk zufolge hatte eine Rekognoszirungs-

btheilung der Tscherkessen bei Pyrgos einen Zujsammen- F mit den Russen, wobei leßtere 200 Todte verloren haben ollen.

Konstantinopel, 16. September. (W. T. B.) Eine Depesche Suleiman Paschas meldet, daß der Artilleriekampf im Schipkapasse fortdauert und daß die türkischen Geschüße “tis mehrere russische Batterien zum Schweigen gebracht

ätten.

Konstantinopel, 17. September. (W. T. B.) Ein der Regierung zugegangenes Telegramm aus Schipka vom heu- tigen Tage meldet, daß Suleiman Pascha sih der My eb n von Sveti Nikolaus im Schipkapasse bemältigt

abe,

Wien, 15. September. (W. T. B.) Telegramme der Pres se“. Aus Arbiza von gestern: Die Aktion bei

lewna ist zum Stillstand gekommen, die Russen begnügen ih mit den bisher gewonnenen Positionen und warten die Angriffe Osman Paschas, sowie ihre eigenen Verstärkungen ab, die in dem erwarteten Maße erst in 14 Tagen auf dem Kriegs\chauplatze eintreffen dürften. :

,_ Wien, 15. September. (W. T. B.) Der „Polit. Korr.“ wird aus Bukarest vom heutigen Tage über die Lage bei Plewna gemeldet : Die Hauptredoute von Grivica, welche, wie bereits gemeldet, sich in den Händen der Russen und Ru- mänen befindet, wird von diesen weiter befestigt und wird die Beschießung Plewnas von dort fortgeseßt. Der Gesammt- verlust der rumänishen Truppen in dem leßten Kampfe be- trug 1500 Todte und Verwundete.

(W. T. B.) Aus Krakau wird der W. E unterm 15. gemeldet: Nah Berichten aus Russisch - Polen haben alle in den Militärbezirken von Radom, Lublin und

Ploczk garnisonirenden Truppen Befehl erhalten, \sich zu g Abmarsh nach dem Kriegsschauplaß in Bereitschaft u seßen.

G an 15. September. (W. T. B.) Die „Daily News“ melden aus Bukarest von gestern: Die Türken haben in den den Russen wieder abgenommenen Positionen zwei Ka- nonen erobert. General Skobeleff hatte bei dem vor- gestrigen Kampfe mehrere Male Verstärkungen gefordert, General Lewißky hatte ihm dieselben aber abgeschlagen, weil er General Skobelef sür genügend stark hielt. Schließlich sandte General Kriloff auf eigene Verantwortung 1000 Mann zur Unterstüßung General Skobeleffs ab, dieselben trafen aber zu spät bei leßterem ein. Das Nämlihe war der Fall mit einem anderen, dem General Skobeleff vom Hauptquartier zu Hülfe gesendeten Regimente. Die Redoute von Grivica befindet sich in der Russen Hand.

Athen, 16. September. (W. T. B.) Nach hier vor- liegenden Nachrichten hat \sich Chevro nah Orkania (?) be- geben, um den Oberbefehl über das zum Entsaß von PVlewna bestimmte Corps zu übernehmen, da die Pforte sich überzeugt habe, daß das Heranschaffen von Lebensmitteln und Munition nah Plewna auf Schwierigkeiten stößt. Chevro hofft, daß sich Osman Pascha bis zu seiner Ankunft halten werde.

Das W. „Fremdenbl.“ erhielt folgende Telegramme :

Bukarest, 14. September. Nachrichten aus dem rus- sishen Hauptquartier lassen jeden Augenblick den Fall Plewnas erwarten, welches ein furchtbares Feuer seit vor- gestern auszuhalten hat. Die eroberte Position von Gri- vißa dominirt alle anderen türkishen Verschanzungen bei Plewna. Nussische Offiziere, welhe verwundet hier eintrafen, fonstatiren die Ueberlegenheit des türkishen Gewehrs über die rufsishen (Trnka) Handshußwaffen. Dagegen zeigt sich die russische Artillerie der türkishen überall qualitativ wie quantitativ überlegen. Die meisten Verwundungen rühren vom türkishen Gewehrfeuer her. :

Orsova, 14. September. Jn der Dobrudscha herrscht fortwährend Ruhe. Die dort stehenden türkischen und egyp- tishen Truppen beschränken sich darauf, ihre Garnisonspläte gehörig zu befestigen. Der Verkehr mit Silistria ist wieder ganz frei, und erhält dasselve täglich Nachschübe von Proviant und Munition. Die Russen behaupten noch immer ihre feste-Position zwishen Czernawoda und Rassova, jedo haben sie vor einigen Tagen einen partiellen Truppenwechsel daselbst, und zwar, wie es heißt, aus Sanitätsrücksichten vor- genommen. Auf Vorschlag Mehemed Ali Paschas wurde Ee bish.riger provisorischer Generalstabs-Chef, General Blum Pascha, definitiv mit dieser Würde bekleidet.

Die „Times“ vom 13. d. M. sagen über die Krieg €- operationen in Bulgarien:

„Der türkische Befehlshaber in Plewna hält ohne allen Zweifel tapfer Stand und hat eine Frist gewonnen, welche es wenigstens einer der noch im Felde stehenden türkishen Armeen, wenn nicht beiden, ermöglichen würde, ihm zu Hülfe zu kommen. Aber Suleiman und Mehemed Ali Pascha lassen ihn entweder aus Eifersucht oder Apathie oder Mangel an Beweglichkeit die ganze Wucht des russishen Bom- bardements allein aushalten. Hätte Suleiman Pascha, sobald er die Unmöglichkeit erkannt hatte, sich der durch den Balkan nach Gabrowa führenden Straße zu bemächtigen, seine Truppen rasch Osman oder Mebemed Ali zugeführt, jo konnte er zum Theile die im Schipka-Passe begangenen Fehler gutmahen. Er hätte bis zum 3. September 20,000 Mann nah Lowtscha bringen und diese hätten nit allein Lowtscha retten, sondern au den Russen, die mit nur 22,000 Mann angriffen, einen {weren Schlag versetzen kênnen. Dann konnte aber auch der russishe Angriff auf Plewna vor An-

kunft der Garde nicht erfolgen und es wäre Zeit gewonnen gewesen, welhe für eine Armee, die auf den Winter als ihren sichersten Bundesgenossen rechnet, von so

großer Wichtigkeit ist. Mehemed Ali scheint nicht weniger apathisch oder eigensinnig zu sein als Suleiman. Es ift eine Woche verflofsen, seitdem er das Treffen bei Kacelcewo gewonnen und die Armee des Großfürsten-Thronfolgers von der Lom-Linie verdrängt hat. Aber dieser Armee blieb es verstattet, sich gemächlih zurückzu- ziehen und ohne Belästigung neue Stellungen zu beziehen, um den Tärken den Uebergang über die Jantra zu versperren. Mehemed Ali's Truppen scheinen Parademärsche und Uebungêmanöver auf dem Hügellande zwischen Lom und Jantra auszuführen, während sie kraft- voll durch den leichten Vorhang, welchen das 11. russishe Corps über ihren Weg gezogen hat, dur{hfahren sollten, um ihren Kameraden in Plewna zu Hülfe zu eilen“.

Kattaro, 16. September. (W. T. B.) Jn der leßten Nacht umzingelten einige 1000 Montenegriner die Ort- shasten Bilek, Gubomir und Korjenic und forderten dieselben auf, sih innerhalb 24 Stunden zu übergeben.

Kattaro, 16. September. (W. L. B.) -Die Mon- tenegriner haben gestern das Bombardement auf Bilek begonnen. e

Kattaro, 17. September. (W. T. B.) Nah Nacyrichten aus slavisher Quelle soll sich Bilek den Montenegrinern auf Gnade und Ungnade ergeben haben.

Aus Ragusa, 14. Scptember, meldet das „W. Fr.- Bl.“ : Während Sali Pascha mit 8 Bataillonen längs der Straße von Nevesinje nach Gacko marschirt, organisirt der Oberst Ferid Bey in Mostar für denselben ein Re- serve-Corps, das ungefähr 4000 Mann stark sein wird. Mehrere katholishe Stämme Nord-Albaniens haben sich schon bereit erflärt, behufs Beilegung ihrer Beschwerden De- legirte nach Scutari, dem Sive des türkishen General- Bouverneurs, dem sie unterstehen, zu entsenden. Die Be- festigungswerke in der Provinz Rascien, welche im vorigen Jahre errichtet wurden, werden renovirt. :

London, 17. September. (W. T. B.) Der „Times“ wird aus Ostrog vom gestrigen Tage gemeldet, daß Pres- jeka nah 24stündigem Bombardement kapitulirt habe. Die Uebergabe von Bilek sei zu erwarten.

Asiatischer Kriegsschauplaß.

St. Petersburg, 17. September. (W. T. B.) Of- fizielles Telegramm aus Karajol vom 16. d. M.: Am 13. d. führte General Loris-Melikoff mit 3 Bataillonen, 4 Schwadronen, 7 Sotnien Kosaken und 12 Geschüßen eine Rekognoszirung aus, um den rechten Flügel von Moukhtar Havas Position eingehend zu besihtigen. Jn der Nacht aus- rüdend , beseßten unsere Truppen bei Tagesanbruch einen Theil des Berges Aladscha, rekognoszirten auch einen Theil des Weges im Nücken der Stellung, und riefen fast in dem

anzen feindlihen Lager große Aufregung hervor. Troß des tarken Geshüß- und Gewehrfeuers des Gegners verloren wir beim Zurü ha blos 1 Todten und 23 Verwundete. Der Feind zählte an Verwundeten allein gegen 85 Mann. Jm

erekgebiete beshränken sich unsere Truppen auf Opera- tionen Lea die nicht ausgewanderten, besonders hartnäckigen

Aufständischen.

Neichstags- Angelegenheiten.

Im 9. hannoverischen Wahlkreise ist an Stelle des Landes-ODekonomie-Raths Spangenberg, dessen Wahl dur Reichstags- beschluß für ungültig erklärt worden, der Ober-Appellrath a. D. von Lenthe in Lenthe mit 6862 Stimmen zum Mitgliede des Reichstags gewählt worden. Landes-Oekonomie-Rath Spangenberg erhielt 5613 unv Cigarrenarbeiter Pteister in Hannover 324 Stimmen.

Statistische Nachrichten.

Sterblichkeits- und Gesundheitsverhältnisse. Ge- mäß den Veröffentlibungen deë Kaiserlichen Gesundheits- amts sind in der sc{sunddreißigstzn Jahreswoche von je 1000 Bes wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als geitorben ge- meldet: in Berlin 30,2, in Breélau 32,2, in Königsberg 32,9, in Cöln 23,4, in Frankfurt a. M. 21,5, in Hannover 16,5, in Caffel 24,7, in Magdeburg 25,5, in Stettin 24,3, in Altona 23,6, in Straß- burg :25,0, in München 40,9, in Nürnberg 34,7, in Augsburg 37,5, in Dresden 27,4, in Leipzig 22,6, in Stuttgart 23,3, in Braunschweig 29,8, in Karlsrube 21,4, in Hamburg 22,3, in Wien 22,7, in Buda- pest 32,9, in Prag 26,2, in Triest 44,1, in Basel 52,9, in Brüssel 19,, in Paris 13,4, in Amsterdam 25,2, in Kopenhagen 19,5, in Stockholm 29,7, in Christiania 13,8, in St. Petersburg 32,3, in Warschau 33,7, in Odessa 26,5, in Bukarest 26,2, in Rom 28,3, in Turin —, in Athen 22,4, in Lissabon 29,8, in London 17,4, in Glasgow 18,5, in Liverpool 27,2, in Duklin 27,2, in Edinburgh 15,2, in Alexandria (Egypten) 46,1, in New-York 26,7, in Philadelphia 20,8, in Boston 24,7, in Chicago 20,6, in San Franziéko 15,0, in Cal- cutta 26,6, in Bombay 53,9, in Madras —.

Im Beginn der Berichtswoche herrs{chten an den meisten deut- schen Beobachtungsstationen westlihe und südwestlihe Luftströ- mungen vor, die in der Mitte der Woche allgemein in westlihe und nordwestlihe und na raschem Wechsel mit südlichen Windrichtungen am Wochenshluß in Nordwest- und Nordost-Winde übergingen. Die Temperatur der Luft sank unter dem Einflusse der nördlichen Winde erheblih, in München und Heiligenstadt “bis unter 2 Grad Wärme R. Niederschläge fielen im Ganzen wenig, nur in Karls- ruhe regnete es sehr heftig, den 8. September allein betrug die Höhe des Niedershlags 40,5 Par. Lin. Das Anfangs der Woche fallende Barometer stieg, sank aber beim Eintritt der südlichen Windrich- tungen tief, nahm jedoch am Wochenshluß wieder seinen früberen Standpunkt ein.

Die allgemeine Sterblichkeit ist in Deutschland allmählich wieder eine geringere und mehr normale geworden, die Sterblichkeitsverhältniß- zahl sank von 27,7 der Woche auf 27,1 (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berehnet) und zeigt einen weiteren Rückgang der Sterblich- keit des Säuglingsalters in allen Städtegruppen.

Unter den Todesurfachen traten von Infektionéskrankheiten Masern und Scharlachfieber, leßtere namentlich in Berlin und in den Städten der Mark seltener, nur in Elbing, Königshütte häufiger auf. Frequenter erscheinen in Deutschland und. in Pest die divhthe- rishen Affektionen. Die Todesfälle an Unterleibstyvhus sind in Berlin etwas zahlreiher; 1 Todesfall an Flecktyphus ist aus Beuthen i./S. gemeldet. In Barcelona grafsirt derselbe heftig, in den anderen Großstädten, auch in St. Petersburg, ist ihre Zahl vermindert. Die Poentodesfälle lassen in den meisten Städten, besonders in London, erheblib nach. Die tödtlih endenden Darm- Tatarrhe und besonders die Brehdur(fälle vermindern sich in den meisten Großstädten Europas, Berlin, Wien, London, Petersburg, Warschau, Stuttgart u. a., nur im süddeutschen Hochlande (in München) und in einigen Städten der Mark zeigen sie noch immer keinen wesentlichen Nachblaß. Die Ruhr forderte namentlich in Königsberg viel Opfer, in Berlin ift die Zahl ihrer Todesfälle eine reduzirte. 1 Todesfall von Cholerine wird aus Mannheim berichtet. In einigen amerikanischen Städten kamen vereinzelte Todesfälle an Cholera vor. Auch das gelbe Fieber zeigte \sich im Juli in Rio de Janeiro sehr mild. Die orientalische Pest in Rescht ist dagegen nach den leßten Mittheilungen des Dr. Castaldi Ende August wieder hef- tiger aufgetreten. Die Ctolera zeigt in Bombay noch keinen wei- teren Nachlaß.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

London, 17. September. (W. T. B.) Wie dem „Daily Telegraph“ berichiet wird, ift der Afrikareisende Stanley am 8. August in Embomma (Westküste Afrikas) angekommen. Derselbe habe den Lualabafluß völlig befahren und dessen Identität mit dem Congo festgestellt.

Land- und Forstwirthschaft.

Im Regierungsbezirk Cassel ist die Heuerate fast überall eine befonders reiche geworden. Nur in einzelnen Kreisen, wo die Ernte vor Eintritt der Regenperiode im Juli nicht beendet werden konnte, hat die Qualität des Heues gelitten. Die Preise sind in Folge dessen sehr heruntergegangen und stehen so niedrig, wie dies seit Jahren nicht der Fall gewesen ist. Die Erträge an Roggen kann man durchweg als gut bezeichnen, auch ift der Ertrag der Weizen-, Gerste- und Haferernte zufriedenstellend. Im Allgemei- nen kann man die Ernte als eine gute Mittelernte bezei{hnen. Das anhaltende Regenwetter hat sehr nachtheilig auf die Kartoffeln ge- wirkt. Zwar hatten si dieselben fehr gut entwielt, allein in Folge der großen Feuchtigkeit zeigt sich besonders in s{werem Boden und bei den frühen Sorten ein hoher Grad von Fäulniß. Die Obsternte war bezüglih der Kirscben eine gute, die übrigen Obstsorten ver- sprechen keinen reihen Ertrag. Die Weinstöcke tragen gut und laffen cinen ziemlich hohen Ertrag erwarten. :

Washington, 15. Septembcr. (W. T. B.) Das landwirth- schaftliche Departement veröffentlicht seinen Bericht über den Stand der Baumwollenernte in der ersten Woche des September. Nach demselben würde die Ernte, gleich der vom September 1876, von mittlerer Beschaffenheit sein und in Nord-Karolina 83, in Süd- Karolina 85, in Georgia 77, in Florida 84. in Alabanien 91, in Mississippi 88, in Louisiana 92, in Texas 70, in Arkansas 99 und in Tennessee 100 9% ergeben.

Getverbe und Sandel. ; :

Der Aufsichtsrath der Peniger Patent - Papierfabrik hat beschlofsen, für die diesmal ausnahmêweise auf 15 Jahr si er- streckende Betriebsperiode eine Dividende von 14 F pro Aktie zur Vertheilung zu bringen. E n H :

Die Aktiengesellschaft Eisenwerk zu Salzgitter tritt zufolge Beschlusses der Generalversammlung in Liquidation. Die Bilanz per 30. Juni cr. weist bei einem Aktienkapital von 4.082,400 A einen Verlust von 1,119,565 # nah. Hiervon sind 104,266 Betriebsverlust und 130,590 4 Abschreibungen für das leite, mit dem 30. Juni cr. abgelaufene Geschäftsjahr. Die Gruben und Hütten stehen mit 2,484,160 #4 und resp. 1,782,835 M. zu Buche, und es haften darauf 1,506,000 Æ Hypotheken und 52,500 M rückständige Zinsen. An sonstigen Schulden sind 24,280 A vor- handen, an Forderungen 5197 Æ, an deponirten Staatspapieren 6761 M. und Kasse 1416 46. Die Produkten - und Materialien- bestände sind mit 137,733 F, die Mobilien mit 54,511 4 eingestellt.

Wien, 16. Sepklember. (W. T. B.) Wie die „Presse“ er- fährt, hat das Syndikat für die ungarische Goldrente be- 1chlossen, die Emission am 2. Oktober erfolgen zu lassen.

avre, 15. September. (W. T. B.) Die heutige Woll- auktion verlief in matter Haltung. Die Preise erfuhren keine Veränderungen. Angeboten waren 1963 Ballen, von denen 311

Ballen verkauft wurden. Verkehrs: Anstalten. E

Deut, 17. September. (W. T. B.) Das hiesige Sta- tions8gebäude der Bergish-Märkischen Eisenbahn ist gänzlih niedergebrannt. Der Verkehr ist jedo nit gestört.

New-York, 15. September. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Hansa“ ist heute Morgen hier eingetroffen. :