1844 / 21 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Das Grld-Uebernahmsgeschäft bewegte sich in übernommenen 9,123,785 Fl. 13 Kr, und in heimbezahlten 3,053,436 Fl. 28 Kr. Jn der Lebensver- sicherung verblieben Ende 1843 noch in Kraft 925 Verträge mit einem Ka- pital von 1,108,500 Fl., nämlich 718 Verträge mit 949,000 Fl. auf Le- bensdauer und 207 mit 159,500 Fl. auf bestimmte Zeit. Der reine Zu- wachs belief sih auf 80 Versicherungen mit einem Kapital von 99,000 Fl, Was die Sterblichkeit betrifft, so is dieselbe nicht nur hinsichtlich der Zahl, sondern auch namentlih hinsichtlih der Summen unter der Wahrscheinlich- keits - Rehnung geblieben. Das Aktiv - Vermögen besteht in 118,233 Fl, 25 Kr., wovon jedoch 2300 Fl. für noch nicht erhobene Versicherungs Be- träge, und 4500 Fl. wegen zweier noch unentschiedener Rechtsfälle zurückgestellt werden mußten. Zu den Bank-Erträgnissen werden 5000 Fl. gezogen, da eine vorgenommene politische Nechnung zu dem Resultat eführt hat, daß der günstige Stand der Anstalt dics gestattet, ohne den eserve- und Sicher- heits-Fonds im mindesten zu gefährden. Jn der Renten-Anstalt hat sich im Laufe 1843 eine vierte Jahresgesellschast gebildet, welche bei ihrer Kon- stituir1-ng auf 1061 Kassascheinen ein Einlags-Kapital von 115,275 Gulden zählte, Das Gesammtvermögen stieg auf 605,411 Fl. 11 Kr, (Wenn diese Summe schon cin hinlänglicher Bewcis von der zunehmenden Wich- tigkeit dieses Jnstituts und der fortgeseßten Theilnahme des Publikums ist, so hofft man die Bedeutung desselben durch einen die Rentensteigerung bezweckenden Plan noch um Vieles zu vergrößern.) Erträgnisse für die Bank 6762 Fl. 25 Kr. Die Mobiliar-Feuerversicherungs-Anstalt stieg mit der Vermehrung von 10,167 auf 40,766 Verträge mit einem laufen- den Gesammt - Versicherungs - Kapital von 108,129,049 Fl.; die Ein- nahme betrug 347,847 Fl. 28 Kr., die Ausgabe 135,423 Fl. 17 Kr. somit Aftivrest 212,424 Fl, 11 Kr. Der Reserve-Fonds wuchs aus den vor- jährigen 58,500 auf 101,000 Fl., wozu der Prämien-Uebertrag mit 127,424 Fl. 11 Kr. nebst dem ursprünglichen Garantie - Kapital von 3,000,009 Fl. die zeitlichen Gesammt -Deckungsmittel der Anstalt außer ihren laufenden Einnahmen und der bereits erworbenen Haftung von Rückversicherungs-Ge- sellschaften ergeben. Die Bank - Kasse hat theils baar, theils in Noten eingenommen 21,551,575 Fl, 54 Kr., und dagegen ausgelegt 20,480,927 Fl. 39 Kr., daher restiren als Saldo vorräthig 1,070,648 Fl. 15 Kr. Die hiesigen Regie-Kosten beliefen sih auf 29,199 Fl. 53 Kr. Die Ne- serve - Erträgnisse entzifferten 6907 Fl. 38 Kr. Die Filiale Augsburg zählt nah Abrechnung der Spesen u. st. w. von 2632 Fl. 44 Kr. noch 13,347 Fl. 32 Kr. an Erträgnissen. Jm Ganzen hat nun die Bank im verflossenen Jahre einen Ueberschuß von 572,887 Fl.,, und zwar noch um 74,744 Fl. 34 Kr. mehr als im vorausgegangenen Jahre erworben, so daß über die 3% Ver- zinsung des Kapitalstoks von 10,000,000 Fl, mit 300,000 Fl. noch 272,887 Fl. übrig bleiben. Jn Folge dessen wurden 57,596 Fl. 45 Kr. dem Reserve- Fond gutgeschrieben, und mit den bereits im ersten Semester getroffenen 220,000 Fl. und im zweiten Semester sich ergebenen 290,000 Fl,, zusammen 510,000 Fl. für Dividende und Super-Dividende zur Vertheilung, und die noh übrige 5290 Fl. 15 Kr. zum Uebertrag auf das erste Semester 1844 bestimmt, Somit ergiebt sich im zweiten Semester auf jede der bestehenden 20,000 Actien das noch alle früheren Dividenden übersteigende Eiträgniß von 14 Fl. 39 Kr., und es stellt sich im Vergleich zu 1842 heraus: eine Vermehrung des Reserve - Fonds von 172,691 Fl. 11 Kr. auf 230,287 Fl, 56 Kr., der Dividende von 450,000 Fl. auf 510,000 Fl., und des Gesammt-Erträgnisses ciner jeden Actie von 25 Fl. 37! Kr., auf 20 Fl, 30776 Kr.

Württemberg. Ellwangen. (S. M) Schon zu An- fang des Winters sind von Seiten des hiesigen landwirthschaftlichen Bezirks - Vereins Abend - Unterhaltungen veranstaltet worden, welche der Regel nah jedesmal 3 4 Stunden dauern und von 14 zu 14 Tagen wiederkehren. Es werden hierbei von einzelnen Mitgliedern über den wichtigsten Jnhalt einiger landwirthschastlichen, gewerblichen und forstlichen Zeitschristen kurze Berichte gegeben, außerdem aber selbstständige Vorträge über beliebige Gegenstände von allgemeinem Interesse gehalten und sofort in ungezwungener Form hierüber ge- syrochen, Zum Schlusse werden gewöhnlich einige physikalische oder chemische Experimente gemacht, die sih entweder auf die Vorträge beziehen oder sonst zur Belehrung und Unterhaltung dienen.

Baden. Karlsruhe, 15, Jan. (M. J.) In dcr heutigen Kam- mer der Abgeordneten übergab der Präsident eine Petition der israelitischen Einwohner von Mannheim um bürgerliche Gleichstellung, Sodann zeigte er an, das der Abgeo!ducte Kuenzer Abschriften der in seiner Urlaubssache ge- pflogenen Korrespondenz zu seiner Nechtfertigung eingescndet habe, mit dem Beifügen, er stelle es nun der Kammer anheim, das Weitere zu thun, was zur Herstellung des verfassungsmäßigen Zustandes in dicser Sache nöthig sei, Die Aktenstücke gehen an die Abtheilungen zur Berathung. Bissing berichtet: 1) über die Beschwerde des Bürgers Michael Herbster von Kirch- hofen, die dortige Bürgermeisterwahl und Verwaltung des Gemeinde -Ver- mögens betreffend und über die Beschwerde einiger Bürger-Ausschuß-Mit- glieder von Steinbach, wegen der Bürgermeisterwahl. Ueber beide Be schwerden s{chlägt die Kommission vor, zur Tagesordnung übenzugehen, Nichter bemerkt, daß seit einigen Jahren die Fälle häufig eintreten, daß die Negierung Bürgern, welche dreimal zu Bürgermeistern gewählt werden, die Bestätigung versage. Ein solcher Fall liege auch hier vor. Die Gründe der Nichtbestätigung liegen lediglich in der liberalen Gesinnung des Betreffenden, der ohnehin bei einer bevorstehenden Deputirtenwahl als Wahlmann mitzuwirken hatte. So trete allmälig die Willkür an die Stelle des Gesehes, die Maxime der Negierung, nach politischen Gesinnun gen zu entscheiden , sei bekannt und führe zur Jmmoralität. Er wünscht, daß die Petition zur recht baldigen Erledigung des Rekurses dem Staats Ministerium übergeben werde. Schaaff findet diese Diskussion zwecklos, da über die Petition zur Tagesordnung geschritten werden müsse. Finde der Abgeordnete Níchter Grund zu einer Beschwerde gegen die Regierung, sto möge er dieselbe auf dem Wege einer Motion in die Kammer bringen. Sander isst der Ansicht, daß die Bestätigung einer dreimal wiederholten Bürgermeister - Wahl nicht versagt werden dürfe, Der Grund der Nichtbestätigung im vorliegenden Falle sei lediglih, wie der Abge-

Die beiden ersten Abschnitte bilden den uns zur Beurtheilung vorlie- genden ersten Band (418 S.,), der leßte den zweiten, welcher in dicsem Jahre nachfolgen wird. Eingeleitet wird das Ganze durch das Preußen- lied „Jh bin ein Preuße! Kennt ihr meine Farben“, durch Schenkendorf's „„Muttersprache““ mit der so schönen Scblußstrophe:

Ueberall weht Gottes Hauch,

Heilig is wohl mancher Brauch.

Aber soll ih beten, danken,

Geb? ih meine Liebe kund,

Meine seligsten (Gedanken,

Sprech ih wic der Mutter Mund s durch das Lied „Preußen ist mein Vaterland“ von Otto von Deppen Straß).

Dann folgen funfzig Licder, Dainos, Legenden, Volkösagen und Bal- laden, sämmilich speziell auf die Provinz Preußen bezüglich. Dieses poe- tische Uebergewicht dersclben gegen die übrigen Provinzen motivirt der Her- ausgeber dadurch, daß gerade Preußen einen Stoff darbiete, welcher ohne Pstel am meisten interessant und poetisch ist: dort ein altes, edles, fräftiges s ï, treu dem Glauben seiner Väter und mit inniger Liebe an seinem Deerde hangend, im muthigen Kampf gegen Fremde, die ihm das Heiligste, Religion und Vaterland, mit Gewalt entreißen wollenz hier ein edles, tha- (iasräseiges Ritterthum, welches der hohen Jdee, in das rauhe Barbaren- “uy Me Le Milde des Christenthums zu bringen , begeisterungsvoll

Geaiclet Le LopeGs also Krast egen Kraft, aber das Heidenthum zer- ia so Vie via die I der Christussonnez ünd nachdem die Formen liet Durch ler zerbrochen, das Licht der Wahrheit und der Liebe ncht durch Zwang und äußere Gewalt, sondern dnrch innere Kraft obsicgend und Alles mit neuem Glanz überstrahlend. Zu diescr Erhabenheit “und Poesie des Stoffes kommt noch die hohe Bedeutung, we!che die Provinz Preußen für das ganze Königreich gchabt hat, und welche auch äußerlich durch Uebertragung ihres Namens auf den ganzen Staat anerkannt worden.

, Zuerst werden verschiedene samländishe Volkalieder und litthauische Daiïnos mitgetheilt, leztere meist nach der Rhesaschen Bearbeitung. Wenn Lehmann den lüthauischen Volksliedern S, 18 auch das Lied Miniaemai

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ordnete Richter angeführt, die constitutionelle Gesinnung des Gewählten, Es läge im wohlverstandenen Jnteresse der Regierung, die Nekurse in solchen Fällen nicht zu verzögern. Der Redner unterstüßt den Antrag auf Ueber- weisung der Petition an das Staats - Ministerium. Nettig meint, daß derjenige, dessen Wahl nicht bestätigt wurde, nicht zum zweiten- und dritten- male gewählt werden dürfe, Welker bemerkt, der Abg. Rettig lege den §. 11 der Gemeinde- Ordnung zu Gunsten der Regierung aus; nach den Regeln der Auslegungskunst gelange man aber zu dem entgegengeseßten Resultat. Die Kammer werde bei reifer Berathung \chwerlich von ihrer früheren Ueberzeugung abgehen z doch könne hier nur eine authentische Jn- terpretation helfen, Die Kammer könne endlih die Mittheilung einer Petition an die Regierung unter allen Umständen beschließen, wenn ein all- gemeines Juteresse dafür spreche. Er hofft, daß das Svstem, die Liberalen zurückzuseßen, bald verschwinden werdez es bringe der Negierung Nachtheil und befördere ihre Zwecke bei den Wahlen sicher nicht. Hecker unterscheidet den ma- teriellen Theil der Petition von dem allgemeinen Gesuche, d. h. von der Frage über das Bestätigungsrecht der Regierung. Jm Jahre 1831 habe man fein Bedenken getragen, der Regierung ein suspensives Veto einzuräu- men; daß dieses nicht unbedingt sei, gehe sowohl ans dem klaren Wortlaute des §. 11 der Gemeinde-Ordnung, als aus dem Geiste des Gefeßes hervor, welches den Gemeinden die freie Wahl ihrer Beamten und die Verwaltung des Vermögens gegeben habe, Gerbel rügt die Abwesenheit der Regie- rungs-Commissairez bei ihrer Anwescnheit könnten sie von dem Jnhalt ciner Petition Kenntniß nehmen und Auskunft geben, Nach seiner Ansicht sollte die Diskussion ausgeseßt werden , bis ein Negierungs-Commissair anwesend sei, Bader hält ebenfalls die Abwesenheit der Regierungs - Commissaire nícht in der Ordnung. Er glaubt, daß dem bci der dritten Wahl Gewähl- ten die Bestätigung nicht versagt werde dürfe; allein diese Frage sei in der Kommission nicht angeregt worden, Er stimme für Tages - Ordnung, aus den im Vericht angeführten Gründen, Der Antrag dcs Abg. Nicht er wird mit 26 gegen 21 Stimmen verworfen ; der Kommissions-Antrag auf Tages Ordnung i| sonach angenommen,

Oldenburg. Hldenburg, 15. Jan. (W. Z.) Am gestri gen Tage hatte im hiesigen Kasino - Gebäude sich der Verein zur Besserung des Schicksals eutlassener Straf-Gefangenen für die Kirch= spiele Oldenburg und Osternburg versammelt, wo der zweite Jahres Bericht verlesen und zu gleicher Zeit die Rehnung für das verflossene Jahr abgestattet wurde. Das Resultat is ein fehr erfreuliches. Von den der Pflege befohlenen 36 Sträflingen is nur einer (als Dieb) rückfällig geworden, bei 22 ist das Betragen als gut, bei 9 als mittelmäßig, bei 4 in Sittenlosigkeit versunkenen Frauenzimmern als hlecht bezeihnet. Außerdem sind 3 Pfleglinge als des Schußes niht mehr bedürftig entlassen. Die Einnahme betrug 258 Rthlr. 16 Gr. Gold. Die Ausgaben 106 Rthlr. 27 Gr. Gold. Der Diveftor, Her Lon Kobhe, exrstattéte bei dieser Gêélegenbeit auh Bericht über seine Vorschule zum Mäßigkeits = Verein, de= ren Zweck is, die größtentheils bereits aus dem Mäßigkeits Vereine ausgestoßenen Sträflinge, mit der Zeit diesem als würdige Mitglieder wieder zuzuführen. Die Eintretenden geben kein feierliches, nur ein simples Versprechen, den Schnaps meiden zu wollen, müssen jedoch heilig geloben, falls sie sich doch dem verderblichen Genuß hin- gegeben , dies auf Befragen zu gestehen. Vou 9 entlassenen Sträf lingen, srüheren Säufern, is in diesem Augenblicke kein Einziger, von dem angenommen werden kaun, daß er Schnaps trinkt, doch haben zwei ihr Versprechen seit der Aufnahme uicht durhweg gehalten, eben so wenig wie drei andere Judividuen , die niht Pflegebefohlene des Vereins sind, doch hat sich auch deren Trinksucht vermindert. Alle diese Resultate werden von den einzelnen Pflegern der Polizei -= Be hörde und dem Vorstande bescheinigt.

Oesterreichische Monarchie.

Preßburg, 12. Jan. Jn den lehten Cirkular=Sibungen der Stände, welche sih fortwährend mit dem Geselz -Entwourf über Ver hütung der Exzesse bei Komitats=Wahlen beschäftigen, is mit großer Majorität das Prinzip festgestellt worden, daß die“ bisher so häufige Bestechlichkeit überhaupt strafbar sei. Der neue Straf-Kodex wird in Gemäßheit dieses Beschlusses eine Erweiterung erhalten.

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Paris, 15, Jan. Die Mitglieder des linken Centrums uud der linken Seite haben beiderseits eine Versammlung gehalten, um sich über den bei der Adreß =- Diskussion von ihnen zu befolgenden Gang zu verständigen. Die Ersteren, etwa 40 an der Zahl, ver- sammelten sh gestern bei Herrn Ganneron. Es waren unter ihnen auch Herr Thiers und Herr Ducos, eines der Mitglieder der Mino= rität in der Adreß-Kommission. Die Versammlung erörterte die ver schiedenen in dem Adreß=-Entwurf liegenden Fragen. Vorzüglich aber foll man sich mit dem Paragraphen hinsihtlih der Legitimisten be- schäftigt haben. Wie man versichert, hätte Herr Ducos erklärt, daß der leßte Paragraph der Adresse ganz von ihm verfaßt sei, als Amendement zu einer Abfassung, welche ihm nicht recht angemessen erschienen, und daß er also, da die Kommission seine Worte einstimmig angenommen habe, sich natürlich seinen Theil an der Verantwortlich= feit für den Adreß - Entwurf nicht entziehen fönne. Hierauf wäre deun beschlossen worden, daß die bedeutendsten Mitglieder des linken Centrums an den Adreß=-Debatten lebhaften Antheil nehmen wollten. Die Mitglieder der Linken versammelten sih gestern, siebzig an der Zahl, bei Herrn Odilon Barrot. Alle Paragraphen über die äußere und innere Politik wurden nacheinander durchgenommen, und die Versamm-

und Sommerschnee““ zuzählt, so is er jedoch in einem Jrrthum befangen, denn dasselbe is lettisch und ein sogenanntes Miklah (lettisches Räthsel- lied), Die Letten haben nämlich die Gewohnheit, ihren Liedern die Räth- selform zu geben, Vgl. Hippel’s „Lebensläufe nach aufsteigender Linie.“ In Herder's „Stimmen“ befindet sih als Proben eines solchen Miklah „Der Mohnkopf““, - Unendlich schöner ist jedoh das in die Lehmannsche Sammlung aufgenommene, welches lautet :

Hold und treu will ih dir cin, Meinen Ning zum Psande lcihnz Zeige mir an Wald und Sec Wintermai und Sommerschnee,

Als die Mutter jüngst mich schalt, Sprach sie : Geh zu Wies? und Wald, Hole mix bei Wohl und Weh Wintermai und Sommerschnec,

Geh? zum grünen Taunenhain, Brich dir ab ein Ztweigelein, Bring's der Mutter sonder Scheu; Tannengrün is Wintermai.

Suchend irx? ih auf den Höhn, An den Wäldern, an den Seen, Frommer Hirt, o sag’ mir an, Wo ih Beides finden faun,

Geh? zum bernsteinvollen Strand, Schöpfe dir mit Nosenhand Wellenschaum von blauer Seez Wellenschaum is Sommerschnee,

Willst du hold und treu mir sein, Deinen Ring zum Pfande leihn, Lehr? ih dieses Räthsel dichz Braunes Mägdlein, höre mich!

Unter den Legenden nennen wir: Stk. Adalbert, von Naymann (eine weit s{hönere von W, A, Gerle steht im Hormayrschen Taschenbuch); St, Bruno, von demselben; Heiligenbeil, von Ziehnertz die heilige Dorothea, von Raymann; die heilige Jutta, von Rhesa ; das Gnadcnbild zu Marien- burg, von Bergenroth (auch von H, von Mühler und Jean Corn, Wolf bearbeitet,) u. s. w.

Neben cinem Kranz meist {öner Nomanzen finden wir auch längere poetishe Erzählungen und Rhapsodicen , z. B, Preußens Vorzeit, von W. von Chappuis; Herrmann von Salza, von Bergenrothz die Frauen von Kulm, von J. J. Lehmann z die Vierbrüdersäule, von Heinelz; das Schloß zu Marienburg, von Bergenroth; die Schlacht am Tannenberge,

von Heinel, u, st. w, Bei der Heinelschen Erzählung „Hans von Sagan“

lung war der Meinung, es müßten Amendements zu einigen Stellen der Adresse vorgeschlagen werden, doch beschloß man, diese Amendements erst nach der allgemeinen Debatte zu entwerfen und der Kammer vorzulegen. Das Journal des Débats behauptet, daß der auf die Heiligkeit des Eides bezügliche Paragraph des“ Adreß=Eutwurfs von der Kom= mission der Deputirten-Kammer mit Stimmen-Einhelligkeit angenom= menu worden sei, und daß gerade die beiden Deputirten, welche in dieser Kommission die Opposition vertreten, es gewesen, welche dar= auf gedrungen hätten, daß in diese Stelle des Entwurfs die mög- lihste Energie gelegt werde. Die Oppositions=Blätter billigen es indeß niht, daß man auf die legitimistishe Demonstration in Lon- don überhaupt hingewiesen; sie halten es für unpolitisch, daß man diesem ganzen Vorgange hier ein solches Gewicht beilege und ein sol= ches Aufsehen davon mache; sie meinen, es würde in Frankreich von der Reise des Herzogs von Bordeaux wenig die Rede gewesen sein, wenn sih die Regierung selbst nicht öffentlich mit ihr beschäftigt hätte. Daß die Herren Ducos und Bethmont in der Kommission auf eine energishe Fassung des in Rede stehenden Paragraphen gedrungen, erklären die Journele der Linken, zu welcher diese Deputirten gehö ren, folgendermaßen: die Opposition der Linken hätte es zwar vor gezogen, wenn diese Frage gar nicht in Anregung gebracht worden wäre; da nun aber die Majorität der Kommission entgegengesebßter Meinung gewesen sei und geglaubt habe, eine Protestation gegen die Demonstration in London nicht unterlassen zu dürfen, so hätten die Deputirten von der Opposition zweifelhafte Phrasen und geschraubte Ausdrücke nicht zulassen können.

Der Herzog von Fiß-James hat von Chateau du Tertre unterm 11. Januar folgendes Schreiben an Herrn Guizot gerichtet und das= selbe an die Gazette de France zur Veröffentlichung übersandt :

„Mein Herr! Sie haben mich auf einer Tribüne bezeichnet und an gegriffen, zu der ih keinen Zutritt habe, um mich zu vertheidigen. Es bleibt mir nur der Weg der Presse übrig, Jhnen zu antworten; und auch da noch, wenn ich diesem Schreiben die möglichste Oeffentlichket geben will, muß ich, ans Rücksicht für die rovalistishen Blätter, welche den Streichen Nt inebinea Leo Tar anegefeot fund, vor den September-Gesegen mich in ? neh , ann hier nicht mit der vollen Unumwundenheit und Frei- müthigfeit mich ausdrücken, die meinem Charakter zusagen. Jcch könnte, mein Herr, die ganze Last Jhrer Vergangenheit auf sie fallen lassen !Aberwozu? Stehen doch auf Jhrer Stirn schon in unauslöschlicher Schrift jene Worte unse res großen Redners; Cvnismus der Apostasieen. Jn Jhrer Antwort an die Herren von Richelieu und von Vérac haben Sie, nach Jhrer Gewohnheit, Sophismen auf Sophismen gehäuft. Sie bedienten sich des Ausdrucks „Skandal““ mit Hinsicht auf gewisse von mir gesprochene Worte; Sie wagten zu sagen, die RNovalisten hâtten ihre Bürgerpflichten vergessen. Meine Antwort is schr leicht, Habe ich die Gesetze meines Landes verleßt, warum haben Sie mich nicht vor ein Tribunal stellen lassen? Es is noch Zeit dazu, mein Herr z wagen Sie es, ich bin dazu bereit. Lassen Sie mich vor zwölf französischen (Heschwornen erscheinen; Da will ih mich erklären, Da, vielleicht einer Verurtheilung gegenüber, wird meine Stimme nicht ermatten, und im Angesicht meines Landes werde ich die Worte wiederholen, welche ih in Belgrave-Square gesprochen! Jhre unklugen Drohungen können mich nicht shrecken. Jch habe gethan, was die Ehre mir zu thun gebot. Sie werden mich nicht zum Weichen bringen, mein Herr; Sie werden mich niht bewegen, zu be grüßen, was ich nicht begrüßen will; Sie werden mich nicht zur Achtung zwingen vor dem, was ich zu achten nicht schuldig bin, Wenn Jhnen die Geschichte meiner Familie bekannt wäre, so würden Sie wissen, daß nux der Henker unseren Kopf zu beugen vermag. Jch warte, mein Herr, und habe die Ehre, Sie zu grüßen. Herzog von Fiß-James,“

Auch das Journal des Débats hat dieses Schreiben in seine Spalten aufgenommen ; es eröffnet sogar sein heutiges Blatt mit die ser Mittheilung, der es folgende einleitende Worte vorausschickt : „Die Deputirten-Kammer beginnt heute die Diskussion der Adresse, und die Legitimisten-Frage wird ohne Zweifel die lebhaftesten Debat ten veranlassen. Es müssen daher alle Aktenstücke des Prozesses den Augen des Publikums und der Kammer vorliegen, Dies is der cin zige Grund, der uns bewegt, das Schreiben mitzutheilen, welches der Herzog von Fib-James an die Gazette de France gesandt hat. Wir halten es übrigens für unnüß, irgend eine Betrachtung hinzuzu-= fügen. Dies Schreiben erhält nur durch den Charakter, den es den Bersammlungen von Belgrave-Square giebt oder bestätigt, eine Be= deutung. Jm Uebrigen liegt nichts Ernstes darin, Die aristokrati {hen Ausfälle des Herzogs von Fiß = James werden Herrn Guizot eben so wenig erreichen, wie die Ausfälle, welhe von den Klubbs und geheimen Gesellschaften ausgehen. Zu Belgrave-Square mag viel darauf ankommen, einen Titel zu haben; in Frankreich is es das persönliche Verdienst, wodurch man etwas gilt,“

Die legitimistishe Partei und die Gegner der Universität haben in ihren Demonstrationen eine Verstärkung an O'Connell erhalten, der so eben, wie das Journal des Débats sagt, ein Pronuncia= miento zu Gunsten des Herzogs von Bordeaux und der apostolischen Missionaire ¿oft hal (S. bei Ai Lon don) Lider fat das ministerielle Blatt hinzu, „hat O’Connell bei der Wahl der Aus- fälle, die er gegen die Universität von Frankreich richtet, nicht einmal das Verdienst der Erfindungz er kopirt nur gewisse Pamphlets, von denen wir in diesem Augenblicke aus leiht begreiflichen Gründen nicht mehr sprehen wollen. Eben so wenig werden wir auf die unedlen Schmähungen eingehen, mit welchen O'Connell den Namen des Kü-= nigs der Franzosen besudelt. Es reicht hin, sie zu erwähnen, Dics Alles flößt uns nur cin tiefes Mitleid ein.

hätte wohl auch das shöne Schenkendorfsche Lied auf diesen edlen Schuster (von dem uns in einer Note, leider! mitgetheilt wird, das Fabelhafte der ihn betreffenden Erzählung sei in neucstcr Zeit dargethan worden) angehängt werden können.

Auf Preußen folgen die übrigen alten Provinzen, Wir lesen hier poe- tishe Schilderungen der Jnsel Nügen (von Kosegarteu, Schregel und Waldow ), die Sage vom Untergange Vineta's (von W. Müller und Dönniges), einen etwas lang gerathenen hexametrishen Lobgesang auf „die Oder“ (von Bodenburg) und „die Odergegend“ (von Bindemann), cin Lied auf den Kynast (von Bürde, statt dessen wäre besser die Bearbeitung der allbekannten Sage durch Könner oder Chamisso aufgenommen worden), einen Cytlus Dichtungen von Seidel, meist auf die wendische Geschichte be- züglich, K, Lappe's Schilderung des Bekehrungswerkes Bischofs Otto von Bamberg in Pommern, sodann noch verschiedene Romanzen auf den Mailk- grafen Otto mit dem Pfeil, Johann Cicero (von Kopisch) u. E

Der zweite Abschniit des ersten Bandes knüpft die Poesie an die Ge= schichte Preußens seit der Reformation bis 1740, Die Kämpse im ZJnnern Deutschlands, welche auf leytere folgten, sind zunächst durch die Balladen „Wallenstein vor Stralsund““ und „Tilly's Zerstörung“ bezeichnet, Da es des Herausgebers ausgesprochene Absicht gewesen, neben den, auf die poli- tische, äußere und innere Geschichte Preußens bezüglichen Gedichten, auch solche an einzelne ausgezeichnete Preußen, nicht blos Kriegs-, sondern auch Friedens- und Geisteshelden auf dem Throne und in der Hütte aufzunchmen, so finden wir hier auch befanute Gesänge auf Opis, Simon Dach, Paul Gerhard, selbst Gleim u. st. w. gern wieder, Nur das Gedicht „das Wai- senhaus zu Halle“ is doch allzu gelegenheitlih und in poetischer Hinsicht verwaist. E ; i Z z E Möge dies isst, wie der des Verfassers so auch unser schließlicher Wunsch das in treuer Liebe zum Vaterland und zum aufblühenden Geschlecht unternommenc Werk freundliche Aufnahme finden und wahrhafie

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Vaterlandsliebe fördern helfen! R.

Die Studirenden und anderen Judividuen, die am 6ten d. bei dem Besuch, welchen sie den Herren Laffitte und Beranger machten, zu Passy wegen ihrer thätlihen Widerseßlichkeit gegen die Polizei verhaftet wurden, sind vorgestern von dem Zucht = Polizeigericht sämmtlich verurtheilt worden, und zwar zwei derselben zu 20, zwei zu 10 und zwei zu 5 Tagen Gefängniß. Der Messager bemerkt, es gehe aus allen bei der Justruction erwähnten Umständen hervor, und die Debatten hätten es vollständig dargethan, daß die Polizei= Agenten, weit entfernt davon, diese jungen Leute gereizt zu haben, im Gegentheil große Mäßigung bewiesen und selbst genöthigt ge- wesen, sih gegen die auf sie gerichteten Beschimpfungen und Angriffe in Vertheidigungs-Zustaud zu seben,

Die neuesten Berichte aus Algier reichen bis zum Zten d. M. Sie melden nihts von Belang, außer etwa eine Razzia, welche eine unter dem Befehl des Obersten Tempoure stehende Kolonne gegen die Beni =- Giaffras ausgeführt hat; die Kolonne machte 300 Gefan gene und nahm 4000 Schafe, 200 Stück Hornvieh, 200 Kameele, 200 Pferde und außerdem noch eine ansehnlihe Beute weg. Der (eneral = Gouverneur von Algerien hat auf Veranlassung mehrerer Mordthaten und Diebstähle an die Kommandanten der verschiedenen Distrifte ein Cirfular erlassen, worin diese în den energischsten Aus- drücken aufgefordert werden, die Stämme zur Verantwortlichkeit und Solidarität anzuhalten. Wenn die Uebelthäter selbs während einer zweimonatlichen Frist nicht entdeckt werden, sollen die Agas und Kaids bestraft werden. Auf diese Weise hofft man die Stämme zur Ruhe zu zwingen.

Der Courrier français will wissen, das Ministerium habe die Absicht, den Kammern den Vorschlag zu machen, die Peusion von 100,000 Fr., die sie der Ex-Königin von Neapel bewilligt und welche diese nur so kurze Zeit genossen hatte, auf ein Mitglied der Familie Bonaparte zu übertragen.

Der Constitutionnel tadelt den die Legitimisten betreffenden Paragraphen des Adreß-Entwurfs. Es wäre zwar, meint dies Blatt, passend gewesen, an die gegenseitigen, die Nation und das Königthum vereinigenden Eide zu erinnern und Demonstrationen, welche Frank reich verwerfe, Hoffnungen, welche es mißbillige, die Erinnerung an die Juli - Revolution und deren Geseblichkeit entgegenzustellen , aber man dürfte, vorzüglich im Namen des Ministeriums, nicht den Aus druck des öffentlihen Tadels bis zur Hyperbel treiben,

Aus dem Departement des Morbihan wird gemeldet, daß am 2. Januar zu Locmariaquer etwa 20 Einwohner den Händen zweier Gendarmen einen widerspenstigen Konsfkribirten, den dieselben auf cinem Speicher eutdeckt hatten, mit Gewalt entrissen, und daß beide Theile dabei verwundet wurden. Der Haupt - Urheber dieser Exzesse wurde zu Auray verhaftet. „Dies ist wieder“, sagt das Journal des Débats, „eine Folge der dur die Manifestationen von Belgrave Square erregten politischen Leidenschaften.

Es wird von neuem mit großer Bestimmtheit versichert , daß Herr Martin du Nord sich, und zwar nah Beendigung der Adreß-

Debatten, aus dem Kabinet zurückziehen werde. Es soll ihm die jebt

von Herrn Zangiacomi bekleidete Präsidentenstelle am Cassationshofe

zugedacht sein, und als seinen Nachfolger im Justiz= und Kultus Ministerium bezeichnet man den jeßigen General - Prokurator, Herrn Hébert. Herr Zangiacomi soll bereit sein, sich pensioniren zu lassen,

Jules Jauin hat eine Diffamations - Klage gegen Felix Pyat, seinen früheren Freund und Mitarbeiter, anhängig gemacht, wegen einer von diesem gegen ihn gerichteten Schmähschrift, welche zuerst in der Reforme erschien und dann auch besonders abgedruckt und unter dem Titel : „Marie Joseph Chenier und der Fürst der Kritiker““ als Broschüre ausgegeben wurde, von welcher {on über 6000 Exemplare verkauft sein sollen. Die Sache macht viel Aufsehen, da J. Janin in diesem Aufsaß \{honungslos mitgenommen wird, Man behauptet, F. Pyat habe den besten Theil des Janinshen Romans „Bar av Bera b U, fat M Dan qu bejeigei, der Feuilletonist des Journal des Débats neulich über cin paar Theaterstücke von Pyat völlig den Stab brach, suchte der grollende Verfasser eine Gelegenheit auf, die {wachen Seiten des Kritikers vor aller Welt ohne Rücksicht bloszustellen ; diese Gelegenheit bot sih Herru Pyat dar, als J. Janin kürzlih wiederum sein grausam wißelndes Verdammungs - Urtheil über ein dramatisches Werk des verstorbenen Dichters Chenier, über dessen „Tiber“, im Feuilleton des ministeriellen Blattes aussprach,

N Paris, 15. Jan. Die Adreß =- Diskussion hat begonnen. Die Kammer war zahlrei versammelt, alle Galerieen und Tribünen mit Zuhörern überfüllt. Es verbreitet sich das Gerücht, Herr Ber ryer werde das Wort sogleih nehmen, Ju der That, nachdem einige Geschäfte von geringer Bedeutung abgemacht sind, spricht er zuerst unter allgemeiner Stille. Er erklärt, er habe zuerst das Wort verlangen müssen, denn die Kammer werde begreifen, daß er und mehrere seiner Kollegen in der Stellung, in die sie durch den Adreß Entwurf verseßt worden, nicht bei der Diskussion in der Kammer bleiben könnte. Schon da entstand Murren in der Kammer. Man vernimmt sogar den Ruf: „Nun so gehen Sie fort! ‘“’ wodur die Aufregung noch gesteigert wird, Herr Berryer fortfahrend : Man wende auf sie die Worte „gebrandmarkt“ und „strafbar“ an, gegen

1:33 Verbrecher könnte man auch niht mehr thun, Warum man sie denn, wenn sie so strafbar seien, niht vor die Gerichte ziehe. (Neuer Lärm) Im Jahre 1831 sei man großmüthiger gegen ihn verfahren. Damals sei die Rede davon gewesen, die Todesstrafe gegen ihn in Anwendung zu bringen. Ob man habe glauben köunen, daß sie (die Legitimisten) beim Eintritt in diese Kammer alle Frei- müthigkeit und Aufrichtigkeit bei Seite lassen würden, Er zweifclt, ob je eine Minorität aufrichtiger zu Werke gegangen, Stets hätten sie loyal so gesprochen, wie ihre Kommittenten es gewollt, ununter- brochen seit 13 Jahren. (Murren.) Er fragt, ob 1830 nur ein Personenwechsel, niht auch ein Wechsel der Grundsähe vorgegangen sey? Er wolle nicht in eine Erörterung mit den Männern sich ein lassen, die alle Thatsachen, alle Regierungen anerkennten, er dis- futire nur mit Männern von Grundsäßen, Das im Jahre 1830 proklamirte Prinzip sei das der Volks - Souverainetät. Er und seine Kollegen hätten sih diesen, so wie allen daraus abge leiteten, gefügt, demgemäß gesprochen, weil sie geglaubt, daß sie mit diesem Grundsaße ihre Ueberzeugungen behalten fönnten (Murren); wenn sie hätten glauben können, daß sie mit ihrem Eintritte in die Kammer ihre Zuneigungen, Ueberzeugungen aufgeben sollten, so wür den sie sih geshämt haben, einen Augenblick darin zu bleiben (Mur ren). Als ihre Aufgabe hätten sie Entwickelung, Verbesserung, Voll- zug der Gesebe erachtet; ihr Streben sei dahin gegangen, jede Gewalt thätigkeit, jeden Bürgerkrieg von Seiten der Minorität zu verhindern. (Gelächter.) Der Redner ermahnt, die von ihm gemachten Anstrengungen nicht zu verachten, sie seien wirksam gewesen (Gelächter), mau dürfe auch einen besiegten Gegner niht verahten. Die Reise nah London sei weder strafbar, noch verbrecherish; habe blos eine Huldigung für den alten Ruhm Frankreihs bezweckt in der Person des Herzogs von Bordeaux. Herr Dupin (unterbrehend): Wix haben \o eben Molière inaugurirt, Herr Berryer: „Diese verächtliche Behand lung is traurig.“ Herr Dupin antwortet; dann spricht Herr Hebert. Herr von Larochejacquelin nimmt das Wort; auch Herr Guizot hat bereits Einiges gesprochen, Der Minister bemerkte, es könne in dem zu London abgestatteten Besuch nichts Anderes, als eine Perspektive für die Zukunft, als eine strafbare Maunifestation wahrgenommen we1 denz für jeßt genüge der Tadel der Kammerz aber wenn es nöthig werden sollte, würde die Regierung die erforderlichen Maßregeln zu tresfen wissen, Der Abgang der Post nöthigt, den Bericht zu schließen,

x Paris, 15. Jan. Düstere, unheilverkündende Gerüchte waren seit einigen Tagen verbreitet, welche für den heutigen Tag der Enthüllung von Molière’'s Monument Versuche vou Seiten der Studenten zu Unorduungen anküudeten. Man sagte, die Studenten der verschiedenen Fakultäten der Universität seien im hohen Grade aufgeregt darüber, daß man sie uicht zur Theilnahme an der Feier lichkeit beigezogen habe, und würden daher auf dem Plabe vor dem Pantheon sich versammeln und vor der medizinischen Schule, um von dort aus nah dem weit von diesen beiden Punkten entlegenen Orte der Feierlichkeit zu ziehen, und troß des offiziellen Programms die Theilnahme an derselben nöthigenfalls zu erzwingen, Gewiß is, daß die Regierung genau unterrichtet is von der neuerlichen Gründung einiger revolutionairer Klubbs von Studenten und Arbeitern, und daß von diesen die neuerlihe Manuifestation der Studenten zu Ehren der Herren Laffitte und Beranger veranlaßt worden war, die zu Thätlichkeiten der Theilnehmer gegen die Agenten der öffentlihen Macht führte und mit einem Prozesse ausging, der vor wenigen Tagen erst mit dex Verurtheilung ciner Anzahl dieser jungen Leute zu mehr oder minder langen Ge fängnißstrafen endete. Von denselben Klubbs nun wurde sicherem Ver nehmen nach auch für heute eine Manifestatioit beabsichtigt. Wie dem auch sci, die Behörde hielt es für ihre Pflicht, auf jeden möglichen Fall sich gefaßt zu halten und ihre Vorbereitungen so zu treffen, daß sie durch kein unvorhergesehenes Ercigniß überrascht werden konnte.

Das Monument Molière's befindet sich in der Rue Richelieu an ein Haus gelehnt, welches den vorspringenden Winkel am Eingange von der genannten Straße in die Rue Traversière St. Honoré bil det. Alle von den verschiedenen Seiten dahin führenden Straßen wurden daher von 10 Uhr Morgens durch hinreichend starke, drei fache Linien bildende Abtheilungen der Munzipal=Garde zu Juß ab gesperrt, die Rue Richelieu selbst südlih au ihren Ausmündungs Punkten in die Rue St. Houoré, und ihrer Oeffuung nach dem Ein gange des Palais Royal zunächst des Theatre francais, und nörd lih da, wo die Rue Neuve des petits Champs sie durhschneidet. Desgleichen wurden alle fleinen Durchgänge dur die Häuser, die vou der Rue Richelieu nach der mit ihr parallel laufenden und längs des Palais Royal sich hinzichenden Scitenstraße Montpensier führen, zuerst dur) Posten der Munizipal-Garde beseßt, und als diese nur mit Mühe dem immer stärker werdenden Andrang der Masse zu steuern vermochten, endlich diese Durchgänge, die sämmtlich mit stau ken eisernen Gittern versehen siud, gänzlich geschlossen. Vor diesen Gittern nun, von denen gus auch nicht das Geringste zu sehen war, und an den von der Munizipal-Garde versperrten Straßen-Eingängen blieb die Masse troß einer ziemlich streugen Kälte versammelt, doch ohne auch nur im mindesten eine feindselige oder verdächtige Haltung zu zeigen. Der bei solchen Gelegenheiten uie fehlende französische

Volkswiß machte sich auch da zum Theil auf eine wahrhaft ergöbliche Weise Luft. Darein mischte sich das freishende Geschrei der Ver= fäufer von Medaillen mit dem Brustbilde Molière's zu 3 Sous das Stück, von Beschreibungen seines Lebens, seines Wirkens, und des ihm errihteten Monumentes zu 1 Sous, das Ganze ein ächtes Bild des Treibens der Masse in Frankreich bei solchen Gelegenheiten. Auch ein Theil des Palaís Royal selbst war abgesperrt und von Ab= theilungen der Munizipal = Garde zu Pferde und zu Fuß, erstere in der Cour d’'Orleans aufgestellt, beseßt worden, da die offiziellen Per= sonen, welhe nach dem Programme des Seine = Präfekten an der Feier Theil zu nehmen berufen waren, von der Rue St. Honoré aus mit ihren Wagen in den genannten Schloßhof einfuhren, dort aus- stiegen und von da durch die freigehaltene Straße Richelieu an den Ort der Festlichkeit zu Fuß sich verfügten, während die Wagen, einige vierzig an der Zahl, im Schloßhofe das Ende der Feier abwarteten.

Gegen 12 Uhr trafen die Präfekten der Seine und der Polizei, die Deputationen der Munizipalität, der Afademie der Künste, des Théâtre français, der dramatishen Schriftsteller u. #. w. ein, und alsbald darauf begann die Feier, die man nicht eigentlih eine Ein= weihung nennen konnte, da der Klerus seine Theilnahme versagte, weshalb auch Niemand vom Hofe selbst erschien, sondern ledigli nur eine von einem gewissen militairischen Pomp umgebene Civil-Festlich= cit, von der das Volk selbst durchaus fern gehalten wurde nund im Jn- teresse der Ordnung fern gehalten werden mußte. Man hatte Vor= sichts halber au selbs im Garten des Palais Royal eine große An= zahl von Munizipal-Gardisten zu Fuß (jedoch ohne Gewehre) pa- trouilliren lassen, um für den Fall, daß wirklih eine Unordnung aus- gebrochen wäre und die Ruhestörer etwa dahin sich zu werfen versucht hätten, schnell zur Hand zu sein. Desgleichen hatte man die Truppen der Garnison in ihren Kasernen konsignirt. Nah 2 Uhr war die Feierlichkeit, die ganz in der vem Programm vorausverkündeten Weise statthatte, durch Reden des Seine-Präfekten, Grafen von Rambuteau, des Herrn Arago und Anderer, zu Ende, und der ganze Aufwand von Truppen war bald wieder vershwunden, der Garten des Palais Royal bot wieder seinen gewohnten ruhigen Anblick, ‘und nur in der Rue Richelieu dauert noh der Zudrang der Neugierigen, welche her= beifommen, das Monument zu sehen, fort. Der Vorsicht halber is unmittelbar vor dem Monumente und um dasselbe noch eine starke Abtheilung Munizipal-Garde stehen geblieben.

Die Wahl des Platzes, wo dieses errichtet ist, wurde auf den Vorschlag des Herrn Regnier, Mitglieds des Théâtre français, getrof- fen, der sih deshalb an den Präfekten der Seine wandte, bei dem er die kfräftigste Unterstüßung für seinen Vorschlag fand Der Plah desselben wurde aus zwei Rücksichten gewählt, erstens weil das Haus, in welchem Molière seiner Zeit gelebt hatte, ganz in der Nähe steht, und auch weil ohne dies gerade an dieser Stelle die Fontaine des Chateau d'Eau wieder erbaut werden mußte, beide Zwecke sich also vereinigen ließen. Die Fontaine ist mit ihrem Bassin unmittelbar unten an dem Monumente selbst angebraht. Das dem Monumente gegenüberstehende Haus, in welchem Molière gestorben is, und wel=- ches auf einer {warzen Marmortafel eine dies andeutende Juschrift in goldenen Buchstaben trägt, war für die Feier in seinen drei un- teren Stockwerken außen mit purpurfarbigen Draperieen in Sammet und mit goldenen Franzen geshmücckt worden, und in demselben hatten auch die offiziell geladenen Zuschauer zum Theil Plah genommen.

11 Paris, L: Jan. Wer heute gegen zehn Uhr Morgens nach dem Quartier des Palais Royal zum erstenmal gekommen wäre, der hätte sich mitten in einer belagerten Stadt geglaubt. Selhst in den stürmischen Tagen der Emeute hatte die Polizei keine \o @ro- ßen Vorsichts-Maßregeln getroffen, als heute bei der Einweihung des Deukmals zu Ehren Molicre's. Alle Straßen, welhe mit dem Pa lais Royal und mit der Nue Richelieu in Verbindung steheu, waren mit starken Detaschements von Munizipal - Gardisten zu Fuß und zu Pferde beseßt. Alle Häuser in dieser Richtung mußten geschlossen bleiben und vor jedem Hausthore stand ein Munizipal-Gardist Schild- wache, um Niemanden aus dem Flux treten zu lassen. Sämmtliche Gewölbe, Kaffeehäuser, Restaurationen mußten ebenfalls geschlossen werden.

Sie werden natürlich erstaunen ob aller dieser Polizei= und Militair = Vorkehrungen aus Gelegenheit der Cinweihung Molière's Denfmal, da Molière, der im Jahre 1673 gestorben ist, mit der beu- tigen Politik nichts gemein hat, Aber die Polizei hatte guten Grund, zu glauben, daß die Einweihung des Denkmals zu Ehren des Ver- fassers des Tartüffe als ein Vorwand benußt werden würde, um eine feindlihe Demonstration zu unternehmen. Sie wissen, daß die Stu-= denten, welche vor wenigen Tagen zum Herrn Laffitte sih begaben, um eine Daunkrede zu halten, pater unter den Fenstern des Ministers DeS Aeußern mit dem Rufe à bas Guizot vorbeidefilirten. Aus die-= sem Grunde hatte der Präfekt beschlossen, daß bei der heutigen Ein= weihung des Denkmals Molière's die Deputation der Studenten nicht zugelassen werden sollte. Die Studenten ihrerseits drohten, mit Gewalt sich einen Plaß im feierlihe Zuge der Deputationen zu verschaffen. Wirklich sah man heute gegen 11 Uhr etwa 3000 Studenten aller Fakultäten über den Pontneuf in der Richtung des Palais Royal ziehen, Die dort aufgestellten Munizipal-Gardisten erklärten, Gewalt

Ein deutscher Sporting- Almanach. „Sporting=-=Almanach, 1844. Von Otto von Corvin- JSKiersbitki. Erster Jahrgang. Mit 3 englischen Stahl! stichen und 70 feinen Holzschnitten illustrirt, Leipzig bei Teub- ner.“ 304 Seiten.

Da es in Deutschland wohl eben so viele, wenn auch nicht so reiche Liebhaber derx „noblcn Passionen“ giebt, als in England, so dürfte dieses Taschenbuch, der Nachzügler einer John Bullschen Jdee, um so mehr sein Publikum finden, als die Ausstattung luxuriös, der Juhalt aber mannig faltig, belehrend, amüsant, mit einem Wort, eine Cavalier - Lektüre ist, Der Herausgeber wohnt in Leipzig, is aber cin geborener Lithauer und hat das Taschenbuch „seinen lieben Landsleuten, den Sportsmen in Litthauen““, gewidmet. Daß er seine Heimat liebt, is ihm nicht zu verdenken, denn laut seiner „Widmung“ is „Litihauen so schön, daß die Gelehrten das Pa- radies der Bibel an den Ufern des Pregels gesunden zu haben meinten“; diese Liebe hätte ihn jedoch nicht verleiten mögen, den Grund für das Eingehen seiner jagdwissenschastlichen Zeitschriften („Der Jäger“ und „Der Marstall‘“‘, 1838) dadurch zu bemäntelu, daß er den deutschen Jagdliebha- bern ein ganz abscheuliches Kompliment macht, indem er S. 1X, seiner Einleitung sagt: „Der deutsche Sportsman lic gern, aber er is {wer

| zu befriedigen, und dann will er nur Vaterländisches lesen, is aber meistens

zu faul, oder zu indifferent, oder zu ungebildet, um seine Er- fahrungen und Erlebuisse niederzuschreiben!“ Bei Nimrod, ein ganz aparter Köder, um Leser zu fischen, indem man ihnen solche Dinge ins Ge- sicht sagt! Doch, vielleicht werden diese Ausdrücke in der Waidmanns- sprache nicht so scharf genommen, und so wollen wir denn darüber hinweg- geren und nah eben dieser Sprache erklären, was denn eigentlich ein ¿Eponns -Almanach is, Zum. englischen Sport gehören alle ländlichen bäntt: hre Zagd, Fischerei, Pferdezucht und Alles, was damit zusammen- Kraft L e Spiele und Belustigungen, welche körperliche Gewandtheit oder Schlittschul laufe wie Fechten, Voltigiren, Turnen, Schwimmen, Boxen, ves Svort tus Le u. st, w, Da wir kein Wort besien, welches den Begriff

tedergäbe, so war der Herausgeber gezwungen, den englischer

Namen beizubehalten,

Den bei weitem größten Naum des Buches nehmen Abhandlungen und Erzählungen hippologischen Jnhalts ein, Georg Petersen giebt cinen „„Sestüts - Kalender“, worin er von Monat zu Monat die Beschäftigungen nachweist, welche vorzunehmen sind, um gute Pferde erzeugen zu lassen, sie zu zichen, zu nähren, in gesundem Zustande zu erhalten und sie zu ihrem fünftigen Gebrauch vorzubereiten, Der Aufsaß hat zunächst eine praktisch- geschäftliche Tendenz. Nichard son giebt geschichtlihe Nachweisungen, wo her wir das Pferd erhalten haben und von Wem cs an Sattel und Zeug gewöhnt wurde, und Oberst - Lieutenant Hamilton Smith gicbt uns Auf \chlüsse über die Zäumung der Pferde. An die, dem Englischen entlehn ten Aufsäße ernsterer Art schließt sich cine humorifstische, augenscheinlich eben- falls einem englischen Original nachgebildete „Phvsiologie des Pfeidehan- dels“’, Es heit darin S. 157: „Die physische Beschaffenheit des moder- nen Pferdehändlers is höchst eigenthümlicher Art, Er hat Kopf, aber lein Herz, und ein Gewissen, weit wie ein Mantelsack, der, wenn er auch noch so voll ift, sh doch noch immer um einige Löcher weiter schnallen läßt. Eben so ledern, wie sein Gewissen, ist sein Gesicht, was daher kommt, weil er sih um kein Wetter schert, das heißt, die Leute bei jedem Wetter schert. Seine funkelnden, spizbübischen Augen scheinen ihm von der Natur nur dazu gegeben, um die Schelmenstücke, die sein geläufiger Mund vor- bringt, in das angemessene Licht zu schen, nämlih um die Leute desto sicherer hinters Licht zu führen. Von Gemüth is er gut, denn er is u n- verbesserlih, Nuhe hat er eben so wenig, wie ein Perpctuum mo- bile, denn er befürchtet steis, daß irgend eine seiner Spigbübereien an den Tag kommt, von denen manches Lied zu singen ist.“ Ein solches Lied wird denn auch sogleih in der Charakteristik des Pferdehändlers Jeremias Bremse augestimmt, Es folgt sodann eine „Physiologie der Reitkunst““, worin die Skizzirungen der „Sonntagsreiter““ und die der reitenden neren Hälfte des Menschengeschlechts besonders belustigend sind.

Heinrich Laube, der sich schon durch sein „Jagd - Brevier‘‘ *) in die

*) Da das Wort Brexiarium eine Zusammenziehung aus Breve h 0- rarum compendium is, so läßt sich wohl ein „Laien - Brevier“ oder ein „Kinder-Brevier““ wir besien beide denken z für den aber, der da die Bedeutung von „Horen“ im tlösterlichen Sinne kennt, hat die Amal-

Neihe der schriftstellernden Sportsmen gestellt, giebt uns Aufschlüsse und einen Bericht über die sieben verschiedenen Racen angehörenden Pferde welche Fürst Pückler aus Arabien mitgebracht. Der Verfasser lehnt seinen Anspruch auf eigentliche Kennerschaft ab und erklärt, daß er sih aus den mündlichen Mittheilungen des Fürsten Pückler so viele Bemerkungen über den behandelten Gegenstand aufgezeichnci babe, um mit diesen Hülfsmitteln der Wißbegierde dennoch cinige brauchbare Haltepunkte bieten zu tönnen, Man wird übrigens manche orientalische Gemälde von Horace Vernet mit doppeltem Vergnügen anschen, wenn man diesen Aufsay gelesen hat. Jn den Kreis dieser Mittheilungen gehört noch diejenige über ein „Wettrennen in Mexiko“’ S. 224 ff.

Der Herausgeber hat seinerseits zwei größere Abhandlungen: „Der Fuchs“ und Aphorismen über Falkenjagd ‘““ beigesteuert, sich in beiden als einen sachkundigen und aufgeweckten Kopf bewährend. Das Wohlbehagen an dieser Leïtüre steigert sich durh die humoristische Behandlung von „_Alt- scheinend trockenen, und von manchen Naturschilderern durch Aufhäufung gelehrter Citate noch trockener gemachten Gegenständen. Die Physiologie und Psychologie des genialen Reincke liest sich allerliebst.

Von den übrigen Aufsäzen erwähnen wir noch den „„ Jagd-Kalender von Alex. von Schmeling-Diringshofen, den über die „„Eberjagd und Eberjäger in den Maremmen von Toskana“, und über „Eine Jagd- partie in den Schweizer - Alpen“, worin die Erlegung eines Lämmergciers durch drei Touristen sehr malerish geschildert wird. Den Beschluß machen Miscellen, wobei von der alten Erfahrung, daß Jäger nie und nimmer ausschneiden, keinerlei Umgang genommen wird,

Bei cinem so einladenden Juhalte würd dies Taschenbuch wohl ein Surrogat für das eingegangene und eins \o beliebte Wildungensche werden,

gamirung dieses Wortes mit „Jagd“, wobei Niemand an eine Samm- lung im Junern, sondern an eine Zerstreuung nah Außen oder an einen nothwendigen Vertilgungskrieg gegen gefährliche und im Ueberfluß vorhan- dene Geschöpfe denkt, keinen rechten Sinn.

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