1844 / 44 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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ihtung, vermöge welcher sich der Bohrer niht mehr ut S e Gewände abshlagen kann. Dem Bohrverfah= ren wird hierdurch eine wesentliche Erleihterung vershat, welhe um so wichtiger erscheint, als die Bohrleute jeßt {hon mit dem ersten Stoße sogleich gewahr werden, wenn der Bohrer abgebrochen ist, während man früher oft stundeulang auf dem abgebrochenen Bohrer fortbohrte, bevor sich das Geschehene zu erkennen gab, da der Boh- rer, mit der Bohrstange verbunden, niht mehr im Bohrloch zurück- bleibt. An die angegebene Erfindung shließt sich die andere eines neuen Bohrers, der mittelst unterhalb eingeseßter Röhren, die mit seinem Tiefersinken gleichzeitig nachgelassen werden können, das Bohr=

erweitert. - Bei dem bisherigen Bohrverfahren wurde der Bohrer mit dem

Gestänge gehoben. Derselbe war gewöhnlich unmittelbar an das Schnee angeschraubt, und beides mußte s{nell zurückfallen, sollte das Bohren t sein. Mit der Tiefe des Bohrlochs mußte auh das Gestänge verlängert werden. Es war daher natürli, daß mit dem Längerwerden desselben auch die Hindernisse und Beschwerden zunahmen und zuleßt gar niht mehr zu besiegen waren. Auch wurden die Kosten des Bohrens dadurch außerordentlich gesteigert, daß sih mit der Tiefe die Last und damit das Erforderniß an Kraft vermehrte. Da zugleich die Hubhöhe mit der Tiefe verkleinert werden mußte, wenn man bei großer Tiefe das Brechen des Gestänges vermeiden wollte, so wurde immer weniger gebohrt je tiefer man fam. Allein auch hierfür trat eine Gränze ein, Das Gestänge hielt endlih den \{chwä sten Stoß nicht mehr aus; es erfolgte Bruh auf Bruch und das Bolten mußte eingestellt werden. Durch das Alleinfallen des Bohrers sind alle jene Hindernisse beseitigt und die größten Tiefen sind mit geringen Kosten erreihbar. Mit dem vom Wasser getragenen hölzernen Bohr- Ge= stänge wird der Bohrer gehoben und dieser fällt dann von selbst wieder zurück. Das Gestänge bewegt sich daher gleih dem Ge= stänge einer Kunst - Maschine ruhig auf und ab, ohne daß es

wie früher mit Gewalt an die Wände des Bohrlochs anzuschlagen #

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ihm gebührt. Aber noh weit wichtiger und ernster, als die persönliche Lage des Herrn von Salvandy, sind die Prinzipien, welche sich an diesen Aft knüpfen, zu dem si der ehrenwerthe Vice= Präsident veranlaßt gese= hen. Vor 8 Tagen {loß ein der Majorität durch die Gewalthand= lung der Minister auferlegtes Votum mehrere Deputirte als unwür= dig aus der Kammer aus, Gleich darauf kömmt die Anmaßung des Ministeriums, über das Votum jedes Deputirten zu verfügen, ofen zu Tage, Ju beiden Fällen dasselbe Attentat gegen die Unabhängig= keit der Deputirten, dasselbe Vergessen des Grundsaßzes der Unverleblihkeit des von den Wählern übertragenen Mandats, Vor einigen Jahren s\prach Herr Guizot, bei Gelegenheit der Abseßung des Herrn Dubois, den Deputirten, welhe zugleich Staats = Beamte sind, das Recht ab, laut zu opponiren, ge= gen das Ministerium offen anzukämpfen; aber er gestattete ihnen mindestens das stille Votum, Er machte sih ein Verdienst daraus, die Prinzipien auf diese Weise sicher zu stellen. Er wolle, sagte er, das freie Gutdünken der Deputirten niht beschränken, er achte an ihnen die That, die im Namen der Wähler geschehe; er untersage ihnen blos die persönliche Manifestationen gegen die Minister, von denen sie als Beamte abhängen. Jeßt will er ihnen au das stille Votum verwehren,““ Die Deputirten der linken Seite hatten in den leßten Tagen mehrere Konferenzen, um sich über die Erneuerung des Vorschlages wegen Unvereinbarkeit von Beamten - und Deputirten= Functionen zu berathen.

N Ber Präsident der Pairs-Kammer, Baron Pasquier, i \chwer erkfranfït,

M Paris, 7. Febr, Der Prozeß des Herrn Jules Janin egen Herrn Felix Pyat und das Journal la Reforme is heute

‘vor dem Zuchtpolizeigeriht entschieden worden, Der erstere wurde Zu 6 Monaten Gefängniß und 10,000 Fr. Geldstrafe, der Gérant der

Reforme zu 1 Monat Gefängniß und 3000 Fr. verurtheilt, An eiz

Zne Appellation gegen diese Urtheile glaubt man nicht. Die Bü=

vermöchte, was den so nachtheiligen Nachfall verursachte. Da bis in

die größten Tiefen hinab eigentlich nur das immer gleich bleibende

Gewicht des Bohrers in Anschlag kommt, so braucht an Kraft nichts /

zugeseßt zu werden und Gestängbrüche können nicht mehr vorkommen. Daß durch diese große Erleichterung das Bohrwesen an Zeit und Kosten wesentlih gewinnt, ist begreiflich. Auch i nit zu übersehen, daß dur die Gewißheit, der Bohrer kann sich während des Bohrens» niht losmachen, und wenn er abgebrochen, die augenblickliche Entdek= kung davon, von nun an viele und ite Unglücksfälle verhütet werden müssen. Durch das früher noh fortgeseßte Bohren auf den abgebrochenen Bohrer wurde derselbe zur Seite getrieben oder ein so großer Kopf auf ihn gestängt, daß es äußerst {wer war, ihm mit einem Jnstrumente bei- zukommen und herauszuschaffen. Ein Uebelstand, der in dieser Art ebenfalls niht mehr stattfinden kann. Ebenso is die Verbindung des Bohrers mit den Röhren von großer Wichtigkeit. Die Röhren durch das verschiedenartigste Gebirge, abwechselnd bald durch weiches bald dur festes hindur zu treiben, was bisher fast unmöglih. Konnte cine Röhrentour nicht mehr tiefer gebracht werden, so mußte durch sie eine zweite, dritte u. \. w. eingeseßt werden und cs wurde, um die Röhren tief in das weiche Gebirge hineinzuschaffen , unter fort= dauerndem Nachfall, der das Bohren so sehr ershwert und die Kosten auffallend steigert , fortgebohrt. Der neue Bohrer beseitigt auch hierin die Hindernisse. Er kann nie im Nachfall arbeiten, wenn die Röhren mit ihm immer gleichzeitig nachgelassen werden und weiche Gebirge sind von nun an mit Leichtigkeit zu durchdringen.

Frankreich.

Paris, 7. Febr. Heute werden die Büreaus der Deputirten- Kammer zur Erneuerung der Komnissarien für das Budget von 1845 schreiten. Einige Büreaus haben bereits die Berathungen über das Ausgabe - Budget verschiedener Ministerien beendigt uud werten sich morgen mit dem Einnahme =- Budget beschäftigen.

Durch Königl. Verordnung vom Aten d. sind die Wahl = Kolle= gien der Orte, wo die fünf legitimistishen Deputirten, die ihre Ent= lassung eingereiht haben, gewählt waren, zum 2. März einberufen, um neue Wahlen vorzunehmen. Die Parteien treffen bereits An= stalten zu einem hartnäckigen Kampf bei diesen Wahlen, Es sind von Paris zahlreihe Emissaire nah jenen Orten abgegangen.

Der Patrie zufolge, wäre Herr Salvandy entschlossen, die Thatsachen, die sich an seine Entlassung knüpfen, selbst vor die Kam= mer zu bringen. „Wir wünschen“, sagt dies Blatt, „daß er von seinem Entschlusse niht abgehe. Er i seiner Ehre den Beweis shulbvig, daß er sich weder von einem Einfall übler Laune, noch vou einer übertriebenen Empfindlichkeit hat bestimmen lassen. Die fast be=- leidigenden Vorwürfe, die man ihm gemacht hat, die Anforderungen, die man an ihn stellte, die Lage, in die man ihn verseßen wollte, missen bekannt werden, damit Jedem der Theil Verantwortlichkeit zufalle, der

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P des Budgets beschäftigt.

‘reaus der Deputirten-Kammer haben auch heute si{ch uur mit Prüfung Im 8. Büreau wurde der konservative ‘Kandidat de Bussieres gegen den der Opposition Herrn Delongrais mit 29 Stimmen zun Commissair ernannt, der nur 7 Stimmen hatte egen 29 des ersteren. Außerdem wurde in einem anderen Büregu gleichfalls der konservative Kandidat Herr Baume ernaunt,

m Paris, 7. Febr. Die Prüfung des Budgets in den Büreaus geht sehr rash von daunenz man glaubt, sie werde heute zu Ende Ln und morgen fönnte die Budget - Kommission ernannt werden, Diese ganze Arbeit is eine unnüze Förmlichkeit, indem den Deputirten nicht Zeit genug bleibt, zwei die Quart - Bände, welche zusammen nicht weniger als 1265 Seiten zählen, gehörig zu studiren, bevor in den Büreaus darüber diskutirt wird. Diese ganz oberfläch- liche Prüfung des Budgets in den Büreaus hat indessen so viel erge- ben, daß das Gleichgewicht des Budgets von 1845 nur ciue Fiction genannt werden muß. Man braucht z. B, nur das besondere Departement der öffentlihen Arbeiten im Budget aufzuschlagen, um si davon zu überzeugen. Der Minister der öffentlichen Arbeiten erklärt (S. 452 des Budgets), daß die durch das Geschß vom 14. Mai 1837 bewil=- ligte Summe von 84 Millionen Franken zur Anlegung Königlicher Fahrstraßen, {hon Ende 1843 ganz ershöpst worden is, und daß die Regierung \sih genöthigt sehen wird, diesfalls einen neuen außerordent= lichen Kredit zu verlangen, weil doch die Kammer nicht wünschen kann, daß das große Communications-System Frankreichs unvollendet bleibe. Für das Jahr 1844 wurden 41,500,000 Fr, zur Anlegung von Ei= senbahnen bewilligt, Man hätte glauben sollen, daß die Regierung für 1845 eine noch höhere Summe begehren werde, um die Eisen-= bahnen rascher zu errihten. Gerade das Gegentheil; Herr Dumon begehrt provisorisch nur 34 Millionen, also 7s Millionen weniger als für das Jahr 1844, Jh sage provisorisch, denn der Minister der öffentlichen Arbeiten sicht wohl eiu, daß er damit uicht auêlaugen kanu, zumal während der laufenden Session die Kammer neue Eisenbahn= Linien zu votiren Willens is, Man erwartet daher mit Ungeduld die Ernennung des Berichterstatters des Budgets, weil, wenn dieser nicht besonders dem Kabinet ergeben is, seiner Ärbeit eine strenge Kritik des vom Ministerium bei der Bildung desselben befolgten Verfahrens wer=

den dürfte,

Man verkündet für übermorgen die Juterpellationen, welche an

errn Guizot wegen der Entlassung des Grafen Salvandy in der

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Deputirten-Kammer gemacht werden sollen. Die Stellung des Herrn Wuizot hierbei ist weit einfacher, als die Opposition es glaubt, Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten braucht nur sich hinter der

nverleßbarkeit der Krone zu vershanzen, um jede Eiflärung über

bas in den Tuilerieen Vorgefallene der Kammer zu verweigern ; es Müßte denn sein, daß Graf Salvandy selbst als Kläger dabei auftre=

en wollte, Dazu is jedo Leßterer zu klug, denn er müßte den

König in die Diskussion mit hineinziehen. Darum glauben einsihts- volle Männer, daß Graf Salvandy sich eher zum Schweigen verstehen wird, um nicht durch irgend ein unvorsihtiges Wort die Königliche Gunst vollends zu verwirken. Desto mehr dürfte er aber bei der Diskussion der geheimen Fonds gegen Herrn Guizot zu Felde ziehen.

Der: Gerichtshof der Zuchtpolizei war diesen Morgen in aller Frühe von Journalisten und hommes de lettres um agert. Es sollte heute die Jnjurienklage des Herrn Jules Janin gegen Herrn Gelix Pyat daselbst verhandelt werden. Zum allgemeinen Verdruß der Neugierigen verkündigte der Huissier bei Eröffnung des Ge= richts\saales, daß die Verhandlung bei verschlossenen Thüren vor sich gehen würden. Nur die mit Eintritts = Karten versehenen Personen wurden eingelassen, Dies erregte ein lautes Murren, welches aber in noch weit \kandalöseren Auftritten auszuarten drohte. Man vernahm, daß Herr Felix Pyat vom Gericht die Erlaubniß begehrt hatte, aus den Feuilletons des Journal des Débats nachzuweisen, daß Herr Jules Janin bei mehr als hundert Gelegenheiten größerer Jn- jurien-Beleidigungen gegen dritte Personen sih shuldig gemacht hätte, und daß er folglih anderen jene Freiheit der Kritik gestatten sollte, die er selbst so oft mißbraucht habe. Das Gericht hat auf Antrag des Staats = Anwalts das Begehren des Herrn Felix Pyat abgewiesen. Diese Parteilichkeit wird dem Einflusse des Herrn Hébert, Procureur du roi, zugeschrieben, welcher ein naher Verwandter der Madame Jules Janin is. Kurz vor Abgang der Post war im Palais de Justice das Gerücht verbreitet; Herr Felix Pyat könne seiner Verur= theilung niht entgehen. (Vergl. den vorstehenden Brief.)

, % París, 7. Febr. Der Geseß=Entwurf über den Sekundär-Un- terricht beshäftigt noh immer das Publikum und die Presse. Fast Jeder= mann ist unzufrieden mit diesem Gesebe. Zueist die Geistlichkeit, wie die darin bewilligte Art von Unterrichts-Freiheit alle Anstalten, welche die Geistlichkeit beseßt oder noch errichten fönnte, der Kontrolle und Ober-Aufsicht der Universität unterwirft. Die Abhängigkeit is voll ständig, und in dieser Beziehung sind die Hoffnungen der Geistlich= keit vollklommen getäuscht, Die Universität bleibt nicht nur so, wie sie is, sondern sie erweitert noch ihre Befugnisse und ihre Autorität. Es finden allerdings für die fleinen Seminare einige Ausnahmen statt; aber das ist eine Nebensache in dem Geseße. Aber gerade von diesem Punkte wird die Opposition der Unken bei ihren Angrif= sen gegen das Geseß ausgehen. Sie glaubt, die kleinen Seminare würden, gleih den Normal-Schulen, Professoren bilden, die \sich \pä= ter über ganz Frankrei verbreiten und auf allen Punkten Anstalten gründen werden. Es scheint uns, daß man die Wichtigkeit der klei= nen Seminare auffallend übertreibt. Zuerst sind die Professoren, welche dort Unterricht ertheilen, zum Theil der Bedingung der Fä= higkeits - Prüfung unterworfen; zweitens sind die kleinen Se- minare die Pflanzshule, aus der sih die Geistlichkeit ergänzt, und es werden dort weit mehr Priester als Lehrer gebildet ; endlich is die Zahl der ausscheidenden Zöglinge, die das Baccalau- réat-és-lettres erlangen fönnen, beschränkt, wie denn überhaupt die Gesammtzahl der Zöglinge in den kleinen Seminarien beschränkt ist, Mit einem Worte, der Art. 17. des Geseßes scheint uns nicht so gefährlih, wie man ihn darstellen willz ja er scheint uns nur etwas Untergeorduetes in dem ganzen Wesen des Gesehes, Man sagt übrigens, der Minister des öffentlihen Unterrichts habe diesen Artikel in seinen Gescß-Entwurf nur aufgenommen, um der Geist= lichkeit wenigstens eine scheinbare Genugthuung zu geben, und daß er ihn im Augenblicke der Diskussion recht gern werde fallen lassen. Wir haben die Zahl der Zöglinge in den kleinen Seminaren zu 20,000 angenommen;z dreiviertel derselben treten in deu Priester- stand ein; die Zahl derer, welche auf die Vocation verzichten und später sih dem weltlihen Unterricht widmen können, ist folglich ziem= lich gering, namentlich wenn man sie mit der Zahl der Zöglinge in den von der Universität abhängenden Anstalten vergleicht, Wir wol= len hier eine kurze Uebersicht von diesen Anstalten nebst dem Unter= rihts-Programm jeder Kategorie geben.

__ Den ersten Rang nehmen die Colléges royaux ein, welhe an die Stelle der durch das Dekret vom 11, Floréal des Jahres X. er- richteten Lyceen getreten sind, Man lehrt dort die alten und neue= ren Sprachen, die Literatur-Geschichte, Geschichte, Rhetorik, Philoso= phie und die exakten Wissenschaften, Sie werden durch einen Pro-= vijeur verwaltet, unter dem ein Oekonom, ein Censor und einige Beaufsichtiger der Studien stehen; ein Almosenier is mit dem reli giösen und moralischen Unterricht beauftragt. Graduirte Professoren ertheilen den Unterricht. Diese Austalten nehmen Pensionaire auf, die außer den Studien-Kosten und der Universitäts-Abgabe cine nah den Lokalitäten verschiedene Summe für die Pension zahlen. Für eine gewisse Anzahl Eleven giebt es ganze und halbe Freistellen. Es bestehen gegenwärtig 46 Colléges royaux mit 18,697 Zöglingen. Die Kommunal=Colléges werden auf Kosten der Kommunen errichtet

ten Studien bilden den Jnhalt dieses Werkes, welches ägyptische, griechische, römische, arabische, normannische und mittelalterlihe Kunstgegenstände der Ornamentik bis zum 16ten Jahrhundert enthält, worunter eine Auswahl der in den leßten zwanzig Jahren in Pompeji und Herkulanum entdeckten \{hönsten Ornamente, so wie die genialen Schöpfungen des Giulio Romano im Palazzo Ducale und Palazzo del in Mantua sih vorzugsweise auszeihnen, und dadurch den reichhalligsten Stoff für Architekten, Ma- ler, Bildhauer, Decorateurs, Fabrifanten und Bauliebhaber insbesondere zum Dekoriren des Innern bilden. Da alle Blätter nach den Originalen in ihren eigenthümlichen Farben dargestellt sind, so erhalten wir hierdurch eine richtige Anschauung von der Malerei der Griechen und Römer, und lernen zugleich, wie die Alten ihre Wohnzimmer, Schlafzimmer , Empfang- zimmer und Speisesäle u, st. w. ausmalten, und ihre Fußböden mit den prachtvoll- sten Mosaitarbeiten zierten. Viele Blätter geben uns einen Begriff von der Pracht der bemalten Vasen bei den Altenz sehr reizend sind darunter die Vasen auf Rosagrund mit vergoldeten Basrelicfs, aus dem Museum des Fürfen Biscari zu Catania. Andere Blätter zeigen uns die Mosaik- Pracht der normannischen Kirchen in Sicilien, Die cistreihen Arabesken des Giulio Romano sind N die schönsten jener Epoche. Zur Ausbil- dung eínes edlen Geschmacks für Künstler und Handwerker ist dieses Werk von der größten Wichtigkeit, weshalb vom Staate 50 Exemplare entnom- men wurden, um sie als Prämien bei den verschiedenen Akademicen, Kunst- und Gewerbe-Schulen zu vertheilen. Durch die Vervollkommnung des litho- len Farbendruds, den pel, Zahn im Jahre 1823 csten, und èr seit 1827 eingeführt hat, is es möglich geworden , dieses Prachtwerk zum Gemeingut der ganzen Kunstwelt zu machen, und zu dem Preise von eis halern zu liefern, während es enst, wenn es auf die gewöhnliche je ausgemalt wäre, jedes Exemplar wenigstens 300 Thaler fosten

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Neueste Aufschlüsse über das Leben und die

“faeruntrar ain. August vou Kotebue's.

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öfter von Fri edri Auen u Vetat ReTdo len, Für 41844“ zu Berlin bei

- 318 bis 348 eine interessante ‘liter, arl E Taschenbuch Ea M i ber des Dig

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mit eben so pifanten als : de

dd Sfentl es Leben ausgestattet is La othen ü ters Privat- e

und di i füt dieses Aluanachs halten, És Wilhelm Müller es mueresate

bekannte Novellist, der reihbegabte Verfasser der „Beitlers Gabe“, der in einer ,„Rückerinnerung aus meinem Leben“ das Gedächtniß des Dichters und Menschen Kogebue auf würdige, thatsählich begründete und zugleich unterhaltende Weise feiert, W. Müller schildert theils in humoristischen, theils in tiefernsten Farben die Eigenthümlichkeiten Koßebue's, wie solche sich im vertrauten Familienkreise, in Gesellschaften, auf der Straße, bei den O neuer Stücke, gegen Schauspieler und andere Dichter darstellten,

ie Entstehung des seiner Zeit so berühmten, jüngst durch Döring auf- gefrischten kleinen Drama's „Der arme Poct““, wird auf das Ergözlichste erzählt, Kohebue schrieb das anspruchlose Stück, welches wochenlang das Theater füllte, wie jezt faum eine glänzende Oper oder cin „beinkünstleri- ses Ballet“ ursprünglih für einen Schauspieler Zimmermann, der Etwas von einer Devorient's - Natur hatte und von welchem bei dieser Ge- legenheit die amüsantesten Züge berihiet werden, Später zog sih Koßcbue, nah manchen bitteren Erfahrungen, von der näheren Bekanntschaft mit den daistellenden Künstlern sorgsam zurück, Sein Urtheil über sie Ee Eb befannte Ausspruch und hieß: Eitelkeit, dein Name ist Schauspieler!

Wilhelm Müller hörte von Koßebue, als dieser bereits im hohen Mannesalter war, die Versicherung; er wolle si verpflichten, ein Stüdc, das einen ganzen Abend spielt, in drei Tagen zu schreiben, wenn er be- reits mit Plan und Charakteren cinig sei: „aber Plan und Charaktere‘, fügte Koyebue hinzu, indem er sih mit dem Peigesinger sorgend die Stirn strich , „fangen an, mir schwer zu werden,“ Die Thatsache, daß Kozebue „die Stricknadeln““, eines seiner besscren Stücke, in zwei agen vollendete, nachdem er sih vermessen, aus jedem Dinge ein Schauspiel zu machen, und Meißner ihm eine so eben gefundene Stricknadel gereicht, läßt obige Worte um so glaublicher erscheinen,

Aber au hinter die Coulissen damaliger Zeitgeschichte wirst W, Mül- ler vertraute Blicke, Daß Napoleon Kohebue's Auslieferung von Rußland verlangte, eine Gefahr, die den Dichter mit dem Tode des Buchhändlers G bedrohte, is in Deutschland bis jeyt wohl wenig bekannt geworden,

ah der Ansicht des französischen Gesandten hatte Koyebue, da er kein Unterthan des nen Reiches war, auch auf dessen Schug kein Anrecht, In der höchsten Noth wurde Klinger, dieser ächte Deutsche, dieser Mann mit der ehernen Seele, der das Misge hic seines Lebens stolzer, als seine hohen Würden trug, General von Klinger wurde Koßebue's Netter , dessen ents. a fr Gegner er sonst war und blieb, „dessen Freund “, wie Klin- ger elbst schreibt, „er nicht sein wollte, der aber fcin Russe, kein Deutscher, ein französisher Unterthan, sondern das Gemeingut aller gebildeten Völker war, und von denen jede einzelne Nation das Anrecht hatte, si. in seiner Schmach selbst verlept zu fühlen,"

Der Herausgeber verdient für die Wahl des sehr interessanten Beitra- ges von W. Müller gewiß alles Lob. Er selbst theilt dessen Ansicht von Koßebue und bestätigt dieselbe noh mehr durch Anführung der Urtheile eines Börne, Lewald, Müllner u. A. F. Adami schreibt, daß er als Herausgeber dieses neuen Theater - Almanachs dessen erstes Feuilleton gern mit dem Namen Koypebue eingeweiht habe, und fährt fort: „Fürwahr, cin bei Freund und Feind erinnerungswerther Name, seiner Zeit gefeiert und gelästert wie wenige, zuleßt in Blut getaucht und noch heute von lite- rarishen Henkern mit einer Art grausamer Wollust an den Galgen der Kritif geschlagen. Troy Allem aber ein Name von unverschollenem, immer vorschwebendem Klange in deutscher Bühnenwelt. Billig fann man Kogtze- bue’s Trauerspiele und sentimentale Rührstücke dem modernen Verdammungs- Urtheile preisgeben z sie werden in der Theater - Geschichte ihre Bedeutung behalten als die nachspukenden Gespenster einer zerfließenden, gefühlsprah- lenden Zeit, der selbst Göthe in seinem leidenden Werther Opfer brachte. Allein die dramatische Erscheinung des deutschen Schlendrians , die vater- ländischen Narrenspossen , frisch aus dem Leben auf die Bühne übertragen, mit einem Worte; das deutsche Lustspiel scheint mit Kobebue gemo1det und begraben, Phrasen sind keine Widerlegung. Man nenne doch den deut- schen Lustspiel - Dichter, der für die Gegenwart das wäre, was Koßebue offenbar für seine Zeit gewesen, Und Kozebue hatte einen Schiller, einen Göthe zu dramatischen Zeitgenossen, er mußte mit diesen unsterblichen Geistern um die Herrschaft über die deutsche Bühne ringen, Und Koge- bue wer fann es leugnen? behauptete sih erfolgreich neben den bei- den Heroen, drang neben Zffland durch, der als Berliner General - Di- rektor zugleih über eins der größten und angesehensten Theater herrschte.

zugleich über ein gp b j Ein wie viel leichteres Spiel hätte jebt Koßebue der Zweite! Daß Kogebue's Stücke mit der Zeit immer mehr veralten, das eben if ein Zei- hen, wie zeitgemäß, wie geiste8gegenw ärtig sie ihrer Zeit gewesen, Der höchste Nuhm für einen Lustspiel-Dichter,/

Aber auch als Journalist machte Koßebue eín seltenes, seitdem nicht wiedergekehrtes Glück. Wie schnell und wie durchdiingend der politische Wig seines „,„Wochenblattes““ cinschlug, leuchtet aus den 2500 Abonnen- ten desselben ein, obwohl Kopebue selbst diese Zeitschrift kaum fünfoiertel Zahre verfaßte. Während dieser kurzen Zeit empfing Koßebue von dem Berleger (O mnalistik voppeli Res E Rthlr., eine in Ansehung deut-

er Jo1 Summe - N ratithsten Absab erflärbar, - aber nur durch den außer

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und unterhalten ; sie stehen unter der Autorität der Präfekten und unter der Aussicht dér Maires und einer Kommission der angesehensten Einwoh- ner. Es wird in diesen Anstalten ein mehr oder weniger beschränk- ter Unterricht ertheilt, und sie zerfallen nah dem Umfange desselben in zwei Klassen ; die erste Klasse umfaßt diejenigen Colléges, deren Unterricht eine vollständige Vorbereitung zum Baccalauréat-ès-lettres istz an ihrer Spige steht ein Prinzipal, und ihre Professoren sind, je nah der Wichtigkeit ihres Lehrstuhls und der Art des Collége, worin sie unterrihten, graduirt. Es giebt heutzutage 312 Kommu- nal-Colléges, nämlich 148 erster und 164 zweiter Klasse. Jm Jahr 1842 betrug die Zahl ihrer Zöglinge 26,584. Nach den Colléges folgen als Neben - und Hülfs - Anstalten die Justitute und die Pen- sionate, die reine Privat-Anustalten, aber doch der Universität unter= eordnet sind. Justitute giebt es gegenwärtig 102, von denen 23 den- selben Unterricht ertheilen, wie die Colléges; Pensionate bestehen 914; diese beiderlei Anstalten haben etwa 35,000 Zöglinge. Ueber den Colléges steht die Normalschule, deren Zweck die Bildung von Pro- fessoren ist. 2E Man sieht aus dem Vorhergehenden, in welhem Verhältnisse die Zahl der Zöglinge ín den kleinen Seminaren zu der aller An= stalten für den Secundair-Unterricht steht. Ju dieser Gesammtmasse bilden die kleinen Seminare offenbar nur eine Ausnahme, oder, wenn man will, eine Nebensache, und ihre Existenz kann die Universität und den von ihr ertheilten Unterricht nicht leiht gefährden.

Grossbritanien und Irland.

Oberhaus. Sibßung vom 5. Februar. Der Lord-= Kanzler eröffnete die heutige Sißung mit Verlesung der Antwort, welche Jhre Majestät die Königin auf die Adresse des Hauses ertheilt hat. Dieselbe lautete: „Jch danke Jhuen für die ehrerbietige Adresse. Es is} der vornehmste Gegenstand Meiner Wünsche, die Wohlfahrt Meines Volkes zu fördern, und Jch verlasse Mich auf Jhre Versiche- rungen, Mich bei Abfassung solcher Maßregeln unterstüßen zu wollen, welche die Juteressen des Landes erfordern.“

__ Lord Brougham stellte hierauf an den Minister der auswär- tigen Angelegenheiten, Lord Aberdeen, die Frage, ob die zwischen England und Frankreich angeblih s{chwebenden Unterhandlungen in Bezug auf die Durchsuchungs=Verträge von 1831 und 1833 die Be-= sorgnisse retfertigten, welche Viele über eine Modification dieser Ver= träge hegten, worauf der Minister Folgendes erwiederte :

,_ Lord Aberdeen: Es wäre mir angenehm, wenn ih in der Lage ivare, meinem edlen und gelehrten Freunde eine vollständige Antwort hierauf zu ertheilen, Der Gegenstand ist ohne Zweifel von großer Wichtigkeit. Es hat seine Nichtigkeit, daß die französische Negierung den Wunsch gus- gedrückt hat, gewisse Modificationen in jene Verträge eingeführt zu sehen, welche, ohne deren Wirksamkeit zu beeinträchtigen, das Durhsuchungs-Necht doch mehr den Gefühlen des französischen Volks anpaßten. Es steht mir nicht zu, hier zu erklären, welchen Erfolg diese Anträge haben werden, daß mein edler und gelehrter Freund, so wie das Haus, fönne versichert sein, daß von Seiten der englischen Regierung nichts geschehen wird, was in irgend einer Weise die Bestrebungen unseres Landes im Junteresse der Hu- manität beeinträchtigen oder gar die Erreichung jenes großen Ziels die Abschaffung des abscheulihen Sklavenhandels hindern könnte. Ich glaube auh, daß die französische Regierung nicht solchen Zweck vor Augen hat, denn sie wünsht gewiß eben so die Ab- schaffung des Sklavenhandels, wie wir, und ihr Benehmen ist un- parteiish und uncigennüßig gewesen. Jch habe mit Bedauern gewisse hier und da ausgesprochene Behauptungen vernommen, welche die Absichten Englands auf die s{hmählichste Weise verleumden, Man sagt, daß wir wenig um den Sklavenhandel uns kümmerten, daß unser wahrer und ein- ziger Zweck dahin ginge, das Durhsuchungs-Recht zu behaupten, die fran- zösische Marine zu insultiren und durch Ausübung jenes Nechts Auskunft über den französischen Handels-Verkehr zu erhalten, um dieselbe zu eigenen Bortheilen zu nüßen, Unglaublich wie dies erscheinen mag, wurde es den- noch behauptet. Aber was is nun Thatsahe? Nun, wir unterwerfen dem Durchsuchungs-Recht fünfmal mehr Schiffe als Frankreich, und wir müßten in der That sehr unnüße und überflüssige Konsuln im Auslande haben, wenn wir nicht von ihnen über den Handel Frankreichs bessere Auskunft erhielten, als sie uns die Durchsuchung einzeluer Kauffahrer geben könnte, Das Durchsuchungs - Recht ist ohne Zweifel sehr s{häubar als cin Mittel zur Unterdrückung des Sklavenhandels z aber ih sehe dennoch darin ein

roßes Uebel, das nur durch den großen Zweck, welchen es zu erreichen Adi, gerechtfertigt werden kann, Diese wenigen Worte, hoffe ih, werden den edlen Lord zufriedenstellen. ; A

Der Graf von Normanby benußte die Gelegenheit einer Er- klärung des Herzogs von Wellington, daß die Regierung gegen die von Lord Fibßwilliam beantragte Vorlegung der Listen über die von 41828 bis 1844 in Jrland stationirt gewesenen Truppen nihts ein- zuwenden habe, zu der Anzeige, daß er am 13ten den Zustand Jrlands zur Erörterung vor das Haus bringen werde. Die Vorlesung eines Dankschreibens Sir William Parker's für den ihm und der Flotte in Bezug auf ihre Dienste in China vom Hause votirten Dank veran= laßte hierauf den Grafen Minto zu der Frage, warum man Sir William Parker, der nur den Bath-Orden erhalten, nicht ín gleicher Weise, wie den in China kommandirenden General Gough, ausge- zeichnet habe, welhem das Großkreuz und die Baronets-Würde ver- liehen worden sei. Graf Haddington, der erste Lord der Admi=

ralität, rechtfertigte die größere Auszeichnung des leßteren Generals*

durch dessen längere Dienste in China, die ihm schon lange den Bath- Orden erworben hatten, ;

Eine Petition, welhe der Herzog von Richmond dem Hause vorlegte, erregte niht geringe Aufmerksamkeit. Es war eine Be= schwerde über das neue Armengeseb aus Morpeth, dessen Bestimmun= gen über die Unverantwortlichkeit der Verführer unehelicher Frauens- personen in dem genannten Distrikte zu der betrübenden Thatsache geführt hatte, daß dort von 6 bis 7 Kindern 1 immer ein unehe= lihes war. Die Petitionaire baten das Haus um Revision der be- treffenden Geseß- Bestimmungen, nah welchen bekanntlih dem Weibe allein die Verantwortlichkeit für ihre unsittlihe Führung obliegt. Der Herzog von Richmond {loß hieran einen Antrag, daß fortan die bei Wetten fontrahirten Schulden unter die nit einklagbaren Spielschulden gerehnet werden sollten, zur Vervollständigung einer von ihm eingebrachten Bill über die Aufhebung eines alten nicht be- obachteten Geseßes, nah welchem Pferderennen, Cricket und andere Spiele für strafbar erklärt werden. Auf den Antrag Lord Den- man’'s aber wurden sämmtliche auf Spiele bezügliche Geseße einem Spezial-Comité des Hauses überwiesen und der ursprüngliche Antrag zurlickgenommen,. * Eine kurze Debatte entspann sih hierauf zwischen Lord Normanby und dem Herzoge von Buccleugh über den Ge= sundheitszustand der unteren Volksklassen, worüber der Erstere im Jahre 1839 drei vom Oberhause gebilligte Anträge gestellt hatte und nunmehr Auskunft über die von der Regierung darauf veranlaßten Maßregeln verlangte. Der Herzog von Buccleugh, als Großsiegelbewahrer Mitglied des Kabinets, erklärte, daß im Mai v. J. eine aus wissen=- \haftlihen Männern bestehende Untersuhungskommission gebildet wor= den sei, welche bereits den Zustand von 51 Städten untersucht, und darüber einen ausführlihen Bericht abgegeben habe. Der Bericht enthalte allerdings shaudererregende Thatsachen, aber die Kosten für die Abhülfe derselben seien so bedeutend und die Mittel so \{wierig, daß die Kommission noch keinen definitiven Vorschlag gemacht habe, welcher einem zu erlassenden Geseße zum Grunde gelegt werden könnte. Die weiteren Resultate der Arbeiten der Kommission müßten dazu erst

abgewartet werden, Das Haus vertagte sich hierauf,

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Unterhaus. Sitzung vom 5. Februar. Sogleich mit Eröffnung der Sibung brachte Lord John Russell die Oregon- Frage in Anregung, worauf Sir R. Peel indeß feine andere Er- fiärung abgab, als daß die britische Regierung mit den Vereinigten Staaten in Unterhandlung getreten wäre, um die {webenden Gränz- streitigfeiten auf gütlihem Wege auszugleihen. Aus der Antwort, welche er von der Regierung der Vereinigten Staaten erhalten habe, fönne man auf eine solche Ausgleichung s{hließen, und es wäre bereits ein britischer Minister mit ausgedehnter Vollmacht dieserhalb nach Washington abgegangen.

Unter den vielen Fragen, welhe in der heutigen Sißung an die Regierung gerichtet wurden, is zuvörderst die des Herrn Blewitt, ihres impertinenten Charafters wegen, hervorzuheben. Das Mitglied fragte den Premier - Minister, ob es wahr wäre, was man in der Stadt spräche, daß nämlich die Civilliste in eine Schuld von 500,000 Pfd. sih gestürzt habe und das Unterhaus zur Deckung des Defizits aufgefordert werden sollte. Sir R. Peel, der übrigens mit Mühe nur seinen Ernst bei einer solchen auf Klatschereien gegründeten Frage behaupten konnte, widersprah „diesem absurden und lächerlichen Ge= rüchte“ aufs bestimmteste. „Jedermann“, sagte der Minister, „der nur einigermaßen den Weg kennt, welchen Ihre Majestät wäh= rend ihrer Regierung verfolgt hat, muß im Stande sein, dies Ge- rücht Lügen zu strafen.“

Auf eine Frage des Herrn Hawes erklärte der Schabßkauz= ler hinsihtlich der in Aussicht stehenden weiteren Reformen im Post- wesen, daß die Regierung in dieser Session nicht die Absicht habe, die Comité-Berathungen über die Postoerhältnisse fortseßen zu lassen, und daß es auf einem leeren durch Zeitungen verbreiteten Gerüchte beruhe, daß die Regierung gesonnen sei, die Ueberschüsse der Post= gefälle zu neuen Reformen im Post=-Departement zu verwenden.

Eine längere Debatte entspann sih hierauf über einen wichtigen Antrag des Herrn Gladstone, des Präsidenten des Handels - Kolle= giums, in Betreff der Einseßung eines Spezial-Comité's zur Begut= achtung der nöthig erscheinenden Abänderungen in dem vom Hause festgestellten Reglement, welches auf alle einzubringenden Eisenbahn- Vills Anwendung finde. Der Minister beabsichtigt, den Mißbräuchen der Eisenbahn=Compagnieen durch eine Beschränkung ihrer zu Mono= pole si gestaltenden Privilegien ein Ziel zu seben; er \hlägt eine Ermäßigung der jeßt 10 pCt. des Kapitalwerths betragenden Summe vor, welche von den Eiseubahn-Compagnieen vor Einbringung jeder Eisenbahn= Vill zu deponiren sind; ferner mehrere Bestimmungen für die Bequemlich= feit und Erleichterung des Publikums und die Beschränkung der Kon= furrenz mehrerer Eisenbahnen, Herr Gladstone begründet den Antrag durch den gegenwärtigen Geldüberfluß, welher neue Eisenbahnen ins Leben rufe, so daß 66 Bills für die diesjährige Session angekündigt seien, welche die 2000 Miles lange Strecke von Eisenbahnen um #00 bis 900 Miles verlängern würden. Der Antrag wurde nach längerer Debatte, die sih um die Frage, ob die Konkurrenz unter den Cisenbahnen zu beschränken sei oder nicht, angenommen und die Einseßung des Spezial = Comités angeordnet,

Die Antwort der Königin auf die Adresse des Hauses, welche in denselben Ausdrücken, wie die an das Oberhaus gerichtete, abge= faßt war, wurde von Lord Bruce vorgelesen, worauf das Haus sich vertagte.

Sibßung vom 6. Februar. Jn der heutigen Sihung entspann sich eine längere Debatte über den wiederholten Antrag des radikalen Mitglieds, Herrn Sharmän Crawford, die Steuern nicht eher zu bewilligen, bis den Beschwerden des Volkes über unzu= reichende Vertretung im Parlamente abgeholfen sei. Der Antrag wurde indeß mit 130 Stimmen gegen 22 verworfen.

London, 7. Febr. Nach der dem Unterhause vorgelegten amtlichen Mittheilung über die Staats= Einnahme und Ausgabe im Zahre 1843 beträgt erstere 52,582,817 Pfd. 10 Sh. 2 Pce. und leßtere 51,139,514 Pfo. 11 Sh. 55 Pce., der Ueberschuß also 1,443,302 Pfd. 18 Sh. 85 Pce. Unter den Einnahmen figurirt die chinesische Kriegs-Contribution mit 1,315,209 Pfd., wogegen aber die Kosten der chinesischen Expedition im vorigen Jahre mit 416,056 Pfd, und die bezahlte Opium-Entschädigung mit 1,345,823 Pfd. berechnet sind, so daß das chinesishe Konto einen Ausfall von 346,670 Pfd. zeigt; ein außerordentlicher Ausgabeposten ist außerdem noch die Summe von 262,000 Pfd, zur Entschädigung der Jnhaber falscher Schaßkammerscheine, so daß, wenn diese beiden Posten von der Ein= nahme nicht abzuziehen wären, dieselbe einen Uebershuß von mehr als 2 Millionen Pfd. ergeben haben würde,

Vorgestern hat in der dubliner Queens Bench O'Connell seine Vertheidigungs = Rede gehalten, welche von seinem Anhange als eine der besten, die er jemals gesprochen, geschildert wird, im Grunde ge- nommen gber nur eine Wiederholung seiner unzähligen bei den Ver= sammlungen gehaltenen Repeal - Reden is. Der Agitator sprach vor dem überfüllten Hause, in dem sich auch einige Mitglieder des Hof- staats des Lord = Lieutenants eingefunden hatten, von 10 Uhr Vor-= mittags bis 5 Uhr Abends, Die Verhandlungen des Gerichts wurden nah Beendigung der Rede bis auf den folgenden Tag ausgeseßt, an welchem das Verhör der Entlastungs - Zeugen seinen Anfang neh= men wird.

Nach Berichten aus Trapezunt vom 31, Dezember bestätigt si die Nachricht, daß Oberst-Lieutenant Stoddart in Buchara noch am Leben is. Er führt als Renegat den Namen Abde Semet Chan und ist Befehlshaber eines Forts. Ein junger Mann, der ihm zum Secretair dieut, ist nah der Beschreibung Hauptmann Conolly.

© London, 6. Febr. Jn allen Gesellschaften werden die Getraide-Geseße besprochen, und sonderbar genug Peel's Er- flärung für deren Aufrechthaltung hat offeubar mehr Zweifel über die Möglichkeit derselben, ja, ih möchte sagen, Gewißheit von deren endlichem Sturze erregt, als vor der Parlaments=-Versammlung ge- herrsht. Es ist nun einmal das Unglück dieses Staatsmannes, daß Greunde und Feinde fein Vertrauen zu seiner Festigkeit haben. Aber ganz hiervon abgesehen, kann sich keiner, der die Zeit und Umstände betrachtet, einfallen lassen, daß ein so tief eingreifendes Monopol be- hauptet werden könnte. Jnzwischen halten Gutsbesißer und Pächter Versammlung über Versammlung, toben gegen die League, {mähen das moderne Prinzip für Handelsfreiheit, schmeicheln und trobßen eins ums andere den Ministern, ernennen Ausschüsse, \hießen Gelder zusammen, ohne daß einer von ihnen recht zu sagen wüßte, was aus all ihrem Thun und Treiben werden solle. Der Morning Herald, welcher sih aus Leibeskräften abarbeitet, die Peelsche Verwaltung am Ruder zu erhalten, scheint der Meinung zu sein, daß wenn diese Leute nur immerfort lärmen und poltern und die League in all ihrem Treiben überwachen, diese bald in nichts ver- sinken müsse. Er geht so weit, daß er den Pächtern anrathet, ein genaues Auge auf die benachbarten Städter, besonders die Wähler zu haben, und keinem etwas zu verdienen zu geben, der ihren (der Päch=- ter) Untergang suche, d, h. auf irgend eine Weise die Sache der League fördere.

Dieser Wink zeigt jedenfalls, daß es guf einen verzweifelten Kampf abgesehen ist, und für die Menge der tief in Schulden ver= sunkeuen Gutsherren ist es auch eine verzweifelte Sache, es hgndelt

sich bei ihnen um ihre Existenz; da ein permanenter Fall der Ge- traidepreise und folglich des Grundzinses ihre Güter s in andere Hände bringen würden. Auch findet man, daß nur solche Gutsherren sih auf die Seite der League stellen, welhe im freien Besiß ihrer Güter sind, und durch die Verminderung ihres Zinses nur wenig verlieren könnten, da auch ihre Ausgaben durch den Fall aller Preise vermindert werden würden.

Im Parlamente is fürs erste nur noch wenig angeregt worden, besonders da man sich bescheidet, mit den irländischen Angelegenheiten bis zum Schlusse des O'Connellschen Prozesses zu warten, Lord Broug-= ham hat es freilich gewagt, für die von der Regierung in Jrland eingeseßte Land-Kommission, die Warnung fallen zu lassen, daß sie ja kein Eigenthumsreht verleßen möge was kaum von einer aus Gutsbesißern bestehenden Kommission zu befürchten stand. Aber die Times ist dem edlen Lord dafür stark zu Leibe gegan= gen. Dabei macht sie auf eine Weise auf die Pflich= ten des Eigenthums aufmerksam, welche die höchste Ach= tung verdient. Es i erfreulich, wenn Journalisten die Preßfrei- heit benußen , um auf solhe Weise die höchste Sittlichkeit zu wahren und die Sache der Armuth gegen den Andrang des Geizes und der Habsucht zu vertheidigen, Wo es Menschenleben gilt, da müssen alle anderen Ansprüche {chweigen; und daß an dem Besiß oder Nicht- ¿0s eines Fleckhen Landes in Jrland häufig Blut klebt, ist ja welt= vefannt.

Im Unterhause hat man auf Antrag der Regierung einen Aus- {uß zur Untersuhung des Eisenbahnwesens ernannt. Die hohen Preise, sowohl für Personen als Güter, welche die meisten Gesell= schaften angelegt haben, und besonders die Einrichtungen , wodurch die ärmeren Klassen beinahe gänzlich verhindert werden, von den wichtigsten Bahnen Gebrauh zu machen, haben zu Versuchen zur Konkurrenz Anlaß gegeben, und es sind dermalen viele Nahsuchungen um Erlaubniß für die Anlegung never Bahnen neben den schon vor- handenen vor dem Parlamente. Der Hauptzweck des Ausschusses is nun zu ermitteln, ob solche Konkurrenz wünschenswerth sei, und ob niht ohne dieselbe alle Vortheile fürs Publikum erlangt werden fönn= ten, die sie verspriht. Eine sehr unpassende Frage, die Einer im Un= terhause that, hat Peel Gelegenheit gegeben, durch ein paar Worte ein betrübendes Gerücht niederzushlagen, daß die Civilliste niht aus= reihe und Jhre Majestät bereits tief in Schulden gerathen sei. Na= türlich hätte sich in dieser Zeit, wo so viele Noth im Lande is und die Nation noch dazu mit einer neuen Steuer beshwert werden mußte, nihts Bedenklicheres ereignen können, als eine neue Geldforderung für die Krone, Wer aber nur einigermaßen die Lebensweise und kluge Mäßigung der Monarchin und Jhres erlauhten Gemahls beobachtet hatte, fonnte dem Gerücht keinen Glauben beimessen Was am meis sten zu bedauern, is, daß solhe Gerüchte von Leuten verbreitet werden, deren Rang, Stand und politisches Glaubensbekenntniß sie zu Hütern der Königlichen Ehre machen sollte.

Uiederlande.

«“« Aus dem Haag, 6. Febr. Die Regierung hat in ihrer Antwoort auf die Bemerkungen der zweiten Kammer über das Gesetz in Betreff einer außerordentlihen Vermögenssteuer bewiesen, daß sie mehr als jemals wünscht, es möge zwischen den beiden Gewalten eine vollkommene Einigkeit herrschen, um dem traurigen Zustande, worin die Finanzen si seit einigen Jahren befinden, ein Ende zu machen, Die Desizits haben sich so gehäuft , daß sie ernstliche Besorgnisse für den öffentlichen Kredit und den Handel einflößenz es muß diesen Täu= hungen ein Ziel geseßt werden, das hat die Kammer so gut einge= schen wie die Regierung. Das Ministerium hat, sogleih nahdem es die Bemerkungen der Sectionen empfangen, mit der Modifizirung des Geseß=Entwurfs über die außerordentlichen Steuern si beschäftigt ; es hat den hauptsächlichsten Eiuwürfen, die man ihm gemacht, nach= gegeben, und man glaubt, der Entwurf werde in seiner jeßigen Fas= sung angenommen werden. Es is ein großes Opfer, welches von den Bewohnern der Niederlande gefordert wird, aber es wird durch die gebieterischen Umstände, in denen wir uns befinden, geboten, und jeder gutdenkende Bürger erkennt mit der Regierung und den Kam= mern, daß man den Staat durch außerordentliche Mittel retten muß. Diese Steuer wird übrigens nur einmal und in mehreren Terminen erho= ben werden, und das Gleichgewicht zwischen den Einkünften und Ausgaben des Vaterlandes wiederherstellen, Die Ausführung des Geseßes wird allerdings schwierig sein, aber mit gutem Willen und Gerechtigkeit wird man auch damit zu Stande kommen und zwar um so mehr, da man versichert, daß die Regierung aus dem ursprünglichen Gesetz= Entwurfe Alles Willkürliche und Jnquisitorische entfernt hat. Es ist eine Berufung an die alte Redlichkeit, an die Großmuth, an das Gewissen des alten Niederlands. Man muß hoffen, daß Jeder die Strenge seiner Pflichten begreifen uud die Nothwendigkeit fühlen wird, einem Lande zur Hülfe zu kommen, dessen Annalen so schöne und edle Züge von Hingebung aufzuweisen haben.

Die zweite Kammer eröffnet heut die Diskussion des Geseß-Ent= wurfs zur Deckung der Defizits von 1840 und früheren Jahren; \o= dann folgen die Geseß-Entwürfe über die Rückstände von 1841, 1842

und 1843. Von dem Ausgange dieser Debatten hängt das Schick= sal der Niederlande ab.

Der Friedensrichter im Haag hat die Siegel von den Möbeln, Pa= pieren 2c. des verstorbenen Königs abgenommen, und man wird nun unstreitig bald die Vermächtnisse desseiben kennen lernen.

Die Regierung hat der zweiten Kammer eine Denkschrift über die Regulirung einer Entschädigung für den Verlust der Domainen des Prinzen Friedrih der Niederlande übersandt. Hiernach i der König der Niederlande der Meinung, daß man nah Recht und Billigkeit keinerlei Opfer von dem Königlichen Hause fordern könne. Diese Meinung gründet sich darauf, daß die Vereinigung des Großherzog= thums Luxemburg als Provinz mit den Niederlanden, nicht die Folge einer Anordnung mit dem niederländischen Staate war, sondern, daß sie in den Bestimmungen des wiener Kongresses und in dem Arran= gement, welhes der Souverain, gemäß den Wünschen des Prinzen Friedrich , traf, ihren Ursprung hatte. Am 22, April 1815 war bestimmt worden, daß das Großherzogthum, ungeachtet seiner Verhältnisse zu Deutschland, als ein integrirender Theil des König= reihs betrachtet werden solle. Das Fundamental-Geseß von 1845 be= stätigt diese Bestimmung, also lange vorher, ehe von dem Gesebe vom 25, Mai 1816 die Rede war, und die Vereinigung würde auch ohne dies Geseß stattgefunden haben. Die Vereinigung Luxemburgs war daher nicht die Folge eines Kontrakts zwischen dem Königlichen Hause und dem Staate, und der Antrag auf eine Entschädigung er= scheint völlig gerecht. Die Denkschrift geht in Einzelnheiten ein, um wo mögli jedes widerstreitende Jnteresse zwischen dem Könige und dem Staate aus dem Wege zu räumen, und \{ließt mit dem Wunsche Sr, Majestät, daß die Liquidirung zwischen dem Staate und dem Großherzogthum vor sih gehen möge. i

Spanien.

& Madrid, 1. Febr. Die Regierung hat in vergangener

Nacht die Nachricht erhalten, daß am 2B8sten in Alicante ein uf-

stand ausbrah. Dieser scheint ziemlich ernster Natur zu sein. Die Regierung macht zwar nur bekannt, der dortige General-Kommandant,

der Gefe politico und der Chef eines Provinzial - Regiments hätten