1844 / 138 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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n. Anstatt dessen bringt besagte Zeitung zwei Artikel, deren abgefaßt i licher Siltclei zwar wünscht, daß die anempfohlene Methode nüße, aber ahnt, daß dem wohl faum so sein werde. Hinter solchen Redensarten verbirgt sich blos die geistige Ohnmaht; wir wüßten wenigstens keine Regierungsmaßregel in irgend einem Staate, die vor Ahnungen sich rechtfertigen ließe. Ein anderer Ar= tel aber hat nihts Angelegentlicheres zu thun, als die retlihe Be- fugniß des Ministers zu bezweifeln, indem doch in Frankreich die

rüfungs-Verhältnisse eine förmlich vom Könige erlassene Ordre er- heishtrn, in dem Reskripte aber bemerkt sei, die Zeugnisse fleißiger Theilnahme an den fonversatorishen Uebungen würden bei den Staats-= Prüfungs-Kommissionen zu besonderer Empfehlung gereichen : „-Min- der Kundigen“’ möchte das auffallen, meint die Kölner Zeitung.

Da és Aufgabe einer Zeitung ist, minder Kundige zu belehren, nicht aber sie ungewiß zu lassen, so hatte man in leiht erreihbaren Wer= fen nahshlagen sollen, was bei uns den Ministerien zukommt, man hätte sich eine Anzahl Erlasse verschiedener Ministerien verschaffen

sollen, um daraus auf diese Verhältnisse selbs zu schließen, nicht aber

die eigene Unkunde eingestehen und doch die Möglichkeit zugeben, das

Ministerium wisse selbst niht, welhe Befugnisse ihm zuständen, es

werde, obschon verantwortlih, in so bedeutenden Afktenstücken ganz

offenkundig seine Befugniß überschreiten. Bei der Ministerial-Verfü= gung über das Turnwesen hat man nihts bemerkt, eben so wenig bei vielen anderen, welche ganz öffentlih im Ministerialblatte der inneren

Verwaltung jegliher Kritik freistchen. Es {eint vor Allem, daß

gerade obiges Rundschreiben Aergerniß erregt hat, weil es einen

Fortschritt zeigt, weil die Besseren es anerkennen müssen, weil es eine

Masse anonymer Verdächtigungen auf einmal vernichtet, da es die

Lehrfreiheit ofen in Schuß nimmt und den Erörterungen über reli-

giöbse und politishe Gegenstände kein Hinderniß in den Weg legt.

Wie sehr hinkt nicht die Hinweisung auf Frankreich und die Beschlüsse

der Pairs-Kammer: Die Debatten der Pairs bewahrheiten deutlich

genug, daß das Unterrichtêwesen dort noch großer Verbesserungen bedarf, und daß vielfah Unkunde der Sache selbst vorwaltet. Die

Universität, ein Denkmal napolconisher Herrschast, hätte längst re-

formirt werden mögen. Gerade der Hinblick nah dem Palais

Luxembourg hätte die Kölner Zeitung veranlassen sollen, darauf

hinzuweisen, wie köstlih die wissenschaftliche Freiheit unserer Hoch-

schulen, wie ernst bei uns die Minister solhen Schaß zu wahren sih bemühen, und wie unfruchtbar es sein würde, wenn wir unsere

Hochshhnlen von Abstimmungen sonst höchst ehrenwerther, aber des

Gegenstandes größtentheils unkundiger Personen abhängig machen

müßten. Wahrlich, das is Liebe zum Vaterlande; das is Stolz auf

Deutschlands theuerstes Gut, die Freiheit des Wissens, den die

Presse niht genug heben kann, wenn sie für die „Minderkundigen“

\{chreibt, Dem Herrn Minister is es gewiß gleichgültig, ob ihn ein

Anonymus der Kölner Zeitung preist; aber der Jnhalt, die Sache

selbst hätte ihre freudige Anerkennung finden sollen, theils weil sie

ein neues, frishes Leben weckt, theils auch weil seit lange von keiner

Staats=Behörde eine so klare Ansicht über freie Wissenschaft und Lehr= freiheit ausgesprochen worden is.

@ Münster, 12. Mai. Die Stille, welche außer dem Kar- neval in unserer Stadt zu herrschen pflegt, war auf einige Tage un= terbrohen; der gesammte Adel und viele andere Auswärtige hatten sich zu den Pferderennen eingestellt, welhe am 8ten und 9ten d. M. hier stattfanden. Der heutige Westph. Merk. giebt einen vollstän= digen Renn =- Bericht , aus welchem hervorgeht , daß die allgemeine Theilnahme an den Rennen sich erhält, denn die Zahl derselben und der fonfurrirenden Pferde is größer geworden, Für das Fortbestehen der Rennen isst es äußerst wichtig, daß eine gewisse Anzahl fester Preise vorhanden sei, Von diesem Gesichtspunkte ausgehend, wurde bei einem Diner am zweiten MRenntage eine Subscription eröffnet, um den seit 2 Jahren bestehenden Subscriptions- Preis von 100 Fr.d’or (für Pferde auf dem Kontinent geboren) auf sechs Jahre zu sichern, und die Bereitwilligkeit, womit die anwesen- den Herren bedeutende Beiträge zeichneten, läßt gar niht daran zwei= feln, daß die Sache zu Stande kommt. Hoffentlich wird die Stadt, oder do der Theil der Bürgerschaft, welcher aus den Rennen direk= ten Vortheil zieht, dem {hönen Beispiele des Adels folgen und eben- falls einen Preis ausseben. i

Die nah den Rennen am zweiten Tage abgehaltene Pferde- schau hat alle anwesenden Sachverständigen freudig überrasht. Ein- stimmig sprach sih die Ansicht aus, daß der Fortschritt unserer Landes= Pferdezuht noch nie so auffallend hervorgetreten sei, als in diesem Fahre, Sowohl die Pflege der vorgeführten Stuten und Füllen, als auch der innere Werth der Thiere wurde allgemein anerkannt ; beson- ders ausgezeihnet war die Nachzucht von den Vollbluthengsten, welche einer Gesellschaft des hiesigen Adels gehören.

zeugnisse der hohen Jndustrie, die viel Raum einnehmen, als Hebeböe- Zugwinden, Feuer - Apparate, Löschsprigen, Dampfkessel, Oefen, Wagen, Pslúge, Eggen, Walzen, Modelle von Dachstühlen, Eisenbahnen und den ver- \chiedenartigsten Maschinen zu allerlei Gebrauch, welche mit den drei wirksamen Kräften, worüber die Vorschung den Menschen zum Herrn eingeseßt, mit Wasser, Wind und Dampf, getrieben werden. Den prächtigsten Anblick bicten die vier anderen Galleriecn an den vier Seiten des Gebäudes, Jn der gegen Nor- den sind Bijouterie- und Galanterie - Artifel, Gold - und Silber - Arbeiten, Bronzen, vergoldete, plattirte und lacirte Waaren, mathematische, phvsifka- lische und musikalishe Jnstrumente, Uhrmachertverke, Waffen, Gewehre, ge- \{lifene Krystalle, gemalte Glasfenster u, st. w, Die Gallerie gegen Osten enthält Porzellane, Fayancegeschirre, Töpfer-Arbeiten aller Art, Wand-Ta- peten, farbig bedruckte Papiere, Erzeugnisse aus Leder, Messing-, Stahl- und Eisenwaaren, chemische Produkte, neue Arten von Firnissen, Kitte, Klei- ster und eine Menge kleiner Sachen und Arbeiten. Reicher_ noch is die Gallerie gegen Süden; hier kommen die Baumwollen-, Seiden - und Wollenstosfe und die Leinenzeuge an die Neihe; die Seidenwaaren von Loon und St, Etienne, die Tücher aus Rheims, Sedan, Elbeuf, Louviers, Darnctal , Lisieux, Lodève, Albi, Carcassonne; die Kattune aus Mühlhau- sen, Rouen, Troves, Chelet, Roanne, Saínt- Quentin; die Haus - und Tafelleinwand von Lille, Laval, Mayenne, Valenciennes; die Spiyen aus Arras, Caen, Bayeux, Alençon, Cambray. Am glänzendsten is die Gale- rie gegen Westen, in welcher die Kunsttischler- Arbeiten und feineren Jn- dustrie- und Luxus-Gegenstände si beijammen finden: prachtvolle Möbeln mit eingelegter Arbeit in kostbaren Holzarten, Spiegel von allen Dimensio- nen und mít den geshmackvollsten Fassungen, reichverzierte Billards, Roll- vorhänge von den schönsten Farben und Mustern, treffliche Arten Velin- Druck- und Schreibpapier, herrliche Erzeugnisse der Buntdruereicn, Schrist- Eten, Typographieen und Daguerrcotvpien, kunstreiche Papp- und Buch- inder Arbeiten, Bette O und geschnittene Steine, Strohgeslechte u. st. w. Mir i} die Ansicht der ausgestellten Gegenstände so interessant, als

das geschäftige Leben der aus- und einströmenden Massen von Zuschauern, und die Beobachtung des Eindrucks, den die Anstalt auf sie macht. Doch ziemlich allgemein wird sie von den Beschauern nicht für eine bloße nur auf neue Manier dekorirte Schaustellung des Palais-Royal oder Boulevard des Jialiens zur ephemeren Belustigung der Menge, sondern für das ge- halten, was sie is, für ein Mütel ur Beförderung der National-Judustrie von unfehlbarem Nuyen für das Ganze, Auch bezeugt die diesjährige Ausstellung im Großen und Ganzen die unermeßlichen Hülfsmittel welche dieses Land besigtz sie giebt ebenso ein interessantes Bild der Centralisirung inländischer Friedenskfräste und eine günstige einung von den Fortschritten welche ab Hepgf igs Gewerbsleiß, aller heftigen Krisen und Erschütterun- gen ungeachtet, in neuester Zeit | Zemacht hat, Frankreich, das vor Lud- wig X1V. in Handel, Jndustiie und chaffendem Kunstleben hinter den übri- L

824 Die 12 dänischen Stuten, welche der hiesige Verein zur Beför- derung der Pferdezucht kommen, und von den genannten Vollblut- hengsten decken ließ, wurden ziemlich zu dem Durchschnittspreise von 30 Fr.d’or versteigert, so daß der Verein keinen zu bedeutenden Ver- lust erleidet. Der Preis dürfte sich noch etwas höher gestellt haben, wenn die Auction einige Stunden früher stattgefunden hâttez aber die Rennen und die Pferdeshau hatten über Erwarten lange gedauert, und die Regenschauer gleih nah den Rennen vertrieben manchen Käu= E und licßen auch die Pferde nicht im vortheilhaftesten Lichte er- heinen.

Deutsche Bundesstaaten.

Ausland.

Bayern. München, 12. Mai. Dem Professor der Rechte an hiesiger Universität Hofrath von Bernhard i} die nahgesuchte Ent= lassung vom Lehr= Amt bewilligt, und der“ ord. Professor der Rechte Der. Laspeyres zu Halle provisorisch zum ord. Professor des deutschen Rechts an der Universität Erlangen ernannt worden.

Unser Magistrat hat an das hiesige Landwehr - Kommando ein Schreiben erlassen, worin es demselben eine Abschrift des Allerhöch= sten Schreibens an den ersten Bürgermeister von München zu dem Zwecke mittheilt, „um hiervon die Landwehrmänner, welche sih bei den jüngsten tumultuarishen Auftritten zur Wiederherstellung der Ordnung vorzugsweise thätig zeigten, und den alten Ruhm ihrer Chrenhaftigkeit als Bürger zu bewähren wußteu, in Kenntniß zu seßen.“ Der Magistrat erklärt dabei, der größte Theil der wohl= wollenden Anerkennung Sr. Majestät komme dem ausdauernden Diensteifer der Königlichen Landwehr zu.

Hannover. Hannover, 14. Mai, Stände - Verhandlun- gen. Jn der Sizung der ersten Kammer vom 8ten d, wurde der An- trag der Eisenbahn- Kommission, die Ausgabe der Eisenbahn - Kassenscheine betreffend, mit sehr großer Majorität angenommen. Die Stände erklären hiernach, ihren die Eisenbahn - Kassenscheine betreffenden Antrag vom 24, Juni 1842 gegenwärtig nicht erneuern, mithin ihre Bewilligung von An- leihen behufs der Landes - Eisenbahnen auf den vollen, dazu e:fo: derlichen Geldbedarf ausdehnen zu wollen, ersuchen übrigens bei der großen Wich- tigkcit des Gegenstandes die Königliche Regierung, „das Ergebniß ähnlicher, mit einer Zwangsverpflichtung für Einzelne nicht verbundenen Maßregeln in anderen Staaten fernerweit sorgsam beachten, und an Stände die ge- cigneten Anträge gelangen zu lassen, sobald die Königliche Regierung sich davon überzeugen wird, daß ein dem ständischen Vorschlage im Wesent- lichen entsprechendes Hülfsmittel unbedenklich zu ergreifen sei, um die ver- zinsliche Eisenbahnschuld zu vermindern und die Tilgung derselben zu be- schleunigen.“ (Jn der erwähnten Erwiederung vom 24. Juni 1842 hatten die Stände den Antrag gestellt, daß nach und nach bei einer jeden Behufs der Eisenbahn - Anlagen erforderlichen Anleihe ein Viertel derselben bis zu höchstens zwei Millionen durch unverzinsliche Antheilsscheine effektuirt werde, welche, ohne Zwangsverpflichtung für Einzelne, nur von den Eisenbahn- und Landes-Kassen angenommen, von der Eisenbahn -Tilgungsfasse cinge- löst werden sollten. Die Königl. Regierung hatte sich gegen die Annahme dieses Planes erklärt.) /

Die zweite Kammer hatte den nämlichen Antrag der Eisenbahn-Kom-

mission in ihrer Sißzung vom 7ten d. in Erwägung gezogen und mit Dissens zweier Mitglieder genchmigt. Jn der Diskussion, die diesem Beschlusse vor- herging,, beklagten mehrere Mitglieder, daß die Regierung sich durch hier nicht zutresende theoretische Gründe und Besürchtungen gegen den Plan der Emission von Eisenbahn-Kassenscheinen habe bestimmen lassen, wiewohl der- selbe dem Lande einen Gewinn von 60,000 Rthlrn, verheißen habe. Man bedauerte dies um so mchr, als der Umlauf fremder Kassenscheine im Lande immer stärker werde, und da die günstige Erfahrung besonders bei den säch- sishen Eisenbahn-Kassenscheinen, die doh nur auf dem Kredit einer Privat- Anstalt beruhten, für die hiesigen vom Staat zu garantirenden Kassenscheine eine besondere Gewähr leiste,

Baden. Karlsruhe, 10. Mai. Ju der 66sten Sibung der Kammer der Abgeordneten beschwerte sich Bassermann über die Strenge der Censur in Bezug auf landständishe Verhandlungen. Eine leb= hafte Erörterung, meist Spezialitäten über gestrihene Stellen und über die Richtung der Lokalblätter enthaltend, ward ohne Beschluß= nahme verlassen. Hierauf folgte Berathung über das Budget des Ministeriums des Junern z dabei ward, gelegentlich der Besoldung des Ministerialdirektors, die Frage erörtert, ob die Kammer bei solchen Bewilligungen lediglih auf die Stelle, oder auch auf die Person des Angestellten zu sehen habe. Die erstere Ansicht gewann die Ober- hand; es ward ein Antrag auf 3300 Fl. statt der geforderten 3500 Fl. angenommen, Bei Titel ll. und 11l,: Etats der Ober = Kirchen=

räthe, ward die bestehende Einrichtung der Regiekassen getadelt, nach welchen bei den Ober =- Kirchenräthen und den Kreisregierungen die

gen europäishen Ländern zurück war, das vormals seine Leinenzeuge aus Holland, seine Scidenstoffe aus Jtalien, sein Porzellan, seine Waffen und Aerbau-Werkzeuge aus Deutschland, seine gewirkten Zenge aus England, seine Spiegel aus Venedig, scine Spißen aus Brabant und seine Tücher aus Spanien holte, dies Frankreich is jeyt in allen jenen Jndustrie- Produkten Nebenbuhler, in manchen Muster der im Fabrilwesen am weite- sten vorgeschrittenen Staaten, und entwickelt immer ncue Hülfsquellen, im- mer mehr versprehende Resultate, Die Menge preiswürdiger Gegenstände, welche alle vershiedenen Departements in größerem oder geringerem Maße zur Ausstellung beisteuerten, ist zu bedeutend, und dieje selbst sind zu man- nigfaltig, als daß eine Aufzählung derselben si in die Gränzen dieses Schrei- bens zusammendrängen ließe, welches daher nur eine kurze Uebersicht der Haupt- sachen enthalten soll. Wer nur einmal dicse Ausstellung besucht und dann alle Gallerieen durhwandert, nimmt nur ein unbestimmtes Gefühl von der Pracht und Schönheit, welche er geschaut, niht aber eine genaue Kenntniß der Gegenstände mit fortz es is niht möglich, daß er bei der shimmernden Mannigfaltigkeit und Anhäufung der Sachen und bei dem Zudrängen der Zuschauer nicht manches Bedeutende übersiehtz er kann tagtäglich kommen, und stets wird er noch irgend ctwas entdecken, was ihm vorher entgangen ; denn um die Gallericen nur flüchtig zu besichtigen, ohne daß man sich bei cinem einzelnen Gegenstande lange verweilt, bedarf man mindestens, unge- achtet der vorzüglichen, wirklich kunst- und sinnvollen Anordnung, vier volle Stunden. Jch will ein andermal einige dieser Portifen etwas näher durch- gehen, wo solche J ndu strie sachen zusammengestellt sind, die für mich das meiste Juteresse haben, insofern sie mehr oder weniger in die verschiedenen Kun s sächer einschlagen.

Archáologische Gesellschaft.

Ju der Versammlung der archäologischen Gesellschast vom 11, Mai legte Herr Gerhard die neueste Lieferung der von ihm herausgegebenen Archäologischen Zeitung vor, deren Aprilstück eine Abbildung der ala des Königl, Museums Nr. 123 zugleich mit Herrn Panoffa's Deutung derselben auf Apoll und den durch Eifersucht des Gottes getödte- ten Saitenspieler Linos enthält, Außerdem sind mehrere ausgezeichnete Va- senbilder darin behandelt, welhe neueren Erwerben desselben Königl. Mu- seums angehören (das Urtheil des Paris, der Gigantenkampf, König Tenes im Kasten); in kürzeren Artikeln ist über die Münzen von Benusa, wie au über das neu entdeckte kölner Mosaikbild berühmter Philosophen und Dichter (Diogenes, Chilon, Sofrates, Kleobulos, Sophokles) Nachricht e geben; ferner is eine bisher für unlesbar erachtete Jnschrist, welche ich ebenfalls zu Köln befindet, durch Graf Borghese's Scharfsinn als besondere epigraphische Seltenheit, als Juschrist des Kaisers Florianus nachgewiesen,

Kosten der Abhör der Stiftungsrechnungen direkt nach einem Matri= fular - Anschlag von den Stiftungen erhoben werden, theils weil man die jeßigen Abhörkosten zu hoh findet, theils weil man es den beste- henden Staatseinrichtungen nicht entsprehend erachtet, daß die ab- hörenden Staatsstellen den Einzug direkt besorgen. Die Frage ward an die Abtheilungen verwiesen,

Grh. Hessen. Darmstadt, 13. Mai. Jn der Frankf. Ober= Post-Amts=Zeitung befindet sich eine ausführliche Erklärung des Hofgerihts-Raths Georgi, worin er die Angaben der DD. Graff und Stegmayer, über die Beschaffenheit der Krankheit, woran er zur Zeit seiner Instruction des Prozesses gegen Weidig gelitten haben soll, für boshafte Erdichtungen erklärt und die sämmtlichen Rezepte ab= drucken läßt, die ihm in jener Krankheit verordnet worden. Sie {ließt mit den Worten: „Wenn Herr Stegmayer und Herr Graff mit der Ehre, mit der Existenz eines Mannes, der sich dem Einen von ibnen, dem Hausarzte, mit Vertrauen in die Hände gegeben, eim freventlihes, entseßlihes Spiel von Anfang an getrieben, wenn sie, durch ihr Amt zum Bedacht und zur Wahrheit verpflichtet, über mein befragtes Unwohlsein die Behörden durch Dichtungen zu täuschen trachteten: was soll sie da noch von dem Versuche abhalten, mit einem gedruckten Gewebe von Unwahrheiten jeßt noch das Publikum zu täuschen ?“/

Freie Städte. Frankfurt a. M., 13. Mai. Nach der nunmehr erfolgten Wiederankunft des Bundespräsidial- Gesandten, Grafen von Münch-Bellinghausen in unserer Stadt steht die defini- tive Prüfung der Wagnerschen Anwendung des Elektro-Magnetismus als Bewegungskraft bevor. Sie wird, wie man erwartet, noch vor Ablauf des gegenwärtigen Monats stattfinden. Die Mitglieder der von der Bundes-Versammlung zu diesem Behufe ernannten technischen Kommission werden in der nähsten Woche hier eintreffen, Daß das Resultat der endlichen Prüfung nur ein günstiges sein werde, wird nah den seitherigen vorläufigen Proben für unzweifelhaft gehalten. Waguer's eleftro -= magnetishe Erfindung wird bei vielen der bedeutendsten Fabricationszweige, welhe einer bewegenden Krast bedürfen, anwendbar sein und ihnen nicht nur die wesent- lichsten Ersparnisse an Kosten, sondern au bedeutende Arbeits- Erleichterung gewähren. Wenn es dem Erfinder auch noch nicht gelungen ist, den Elektro-Magnetismus zur Fortbewegung von Con-= vois guf Eisenbahnen dienstbar zu machen, so wird doch, wie man versichert, seine Entdeckung auch hier, namentlich auf kleinen Schienen- wegen, wo sich kein allzu großer Zudrang des Publikums in einem und demselben Moment zu bilden pflegt, wie z. B. auf der projektir= ten Franffurt-Offenbacher und Höchst-Sodener Bahn, mit bestem Er- folge benußt werden können, indem man in furz auf einander folgen- den Zwischenräumen, etwa von 10 zu 10 Minuten, cinzelne Waggons befördern würde. Der von Wagner gebaute Waggon, in welhem eine ziemliche Anzahl von Personen Plaß sindet, enthält zugleich die fortbewegende Maschine, die nur sehr wenig Raum einnimmt und mit größter Leichtigkeit und h Ss in Thätigkeit geseßt und zum Still=

ande gebracht werden fann. / e P Die Präsidial-Gesandte Graf von Münch - Bellinghausen präsi= dirte gleich am Tage nach seiner Ankunft der Bundes-Versammlung. Bei der allgemeinen Hochachtnng und Liebe, die si dieser hochge- stellte Staatsmann hier erworben hat, gewahrt man mit um so grö- ßerer Befriedigung sein von bester Gesundheit zeugendes Aussehen, als es in hiesigen Kreisen nicht unbekannt geblieben war, daß derselbe vor einigen Monaten eine s{hwere Krankheit zu überstehen hatte.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 12. Mai. Jhre Kaiserl. Hoheiten der Erzherzog und die Erzherzogin Albrecht sind gestern auf dem festlich geshmüdckten Dampfboote „Stephan“ aus München hier angekommen und unter dem Jubel des zahlreih versammelten Publikums bei Nußdorf ans Land gestiegen, wo die erlauhten Neuvermählten von dem Prälaten von Klosterneuburg an der Spibe seiner Konventualen empfangen und von dem Erzherzog Karl, nebst seinen hier anwesenden Söhnen, in Hof-Equipagen nah der Residenz begleitet wurden. :

© Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Johann, welcher bekanntlich mit der Freifrau von Brandhof in morganatischer Che verbunden ist, hat für seinen Sohn ein Besißthum in der Nähe von Meran in Tyrol angekauft, und von Sr. Majestät dem Kaiser is demselben die gräflihe Würde mit dem Prädikate „von Meran“ verliehen worden.

Frankre M: Pairs-Kammer. Sißungvom10,M ai. Deróte Artikel des Gesch-Entwurfs über den Sekundär-Unterricht, nach welchem jährlich eine

Eine Zeichnung der obeu berührten bewundernswürdigen und noch unedir- ten Schale der Königl. Vasen-Sammlung mit den Künstlernamen Erginos und Aristophanes und der dreifachen Darstellung eines Gigantenkampfes (zugleich mit der für einen ihxer Söhne schuyßflehenden Mutter Gâa) ward von Herrn Gerhard gleichzeitig vorgelegt. : i

Herr Curtius theilte als Bruchstück seiner in Ausarbeitung begriffe- nen Topographie von Alt- Gricchenland eine Beschreibung der Stadt Ko - rinth mit, wobei er die Bedeutung ihrer geographischen Stellung, die Eigenthümlichkeit ihrer städtischen Anlage, die erhaltenen Reste des gricchi- schen wie des römischen Korinths, scine Befestigung und Bewässerung, end- lich nach Pausanias und Strabo die einzelnen wichtigeren Punkte der Un- ter- und Oberstadt wie des Hafens Lechceum anschaulich machte. Der Ma- ler Herr A. Eichhorn, der als Gast anwesend war, legte aus seinen rei- chen griehishen Studien einige Skizzen vor, welche von verschiedenen Sei- ten die ausgezeichneten Formen der korinthischen Landschaft darstellten.

Herr Panoffa las über die unter den eigenthümlichen Beinamen Auto-

mate und Epidaitia in Ephesos verehrten und daselbst mit einem Tempel bedachten Aphrodite, als Göttin des Chebündnisses wohl zu unterscheiden von der in derselben Stadt verehrten Aphrodite Hetaira, die in der Nähe von Hímeros und den Grazien auf einem in Abbildung vorliegenden Va- senbild der Blacassishen Sammlung vermuthet wurde; dasselbe merkwürdige und noch unedirte Monument O A seltener Punkte des griechi s -Kostüms mehrfachen Anlaß. N Vit rae at theilte Probedrucke verschiedener Blätter mit, welche den noch nicht veröffentlichten Heften des Architekten Schmid über triersche Alterthümer angehören z Zeichnungen des jeßt für eine Basilika erkannten großen Gebäudes, der Porta nigra in ihrem mittelalterlihen Zustand und der mit antiker Substruction versehenen Moselbrücke gereichten zu neuer Em- pfehlung jenes verdienstlichen Werkes. / S i

Von Herrn Zahn waren farbige Abbildungen in originaler Größe nah Wandgemälden Pompeji's zur Stelle, welche im Nen und 10ten Hfte, seines großen Werkes erscheinen sollen. Hinfichtlih der Darstellung erreg- ten ein bisher unbekanntes Bild von Meleager und Atalanta und ein Apoll Aufmerksamkeit, dessen Kithar auf einem weiblichen Figürchen aufruht, wie solches auf geshnittenen Steinen mehrfah bemerkt und gemeinhin auf eine Schicfsalsgöttin gedeutet wird.

Außerdem gab ein zur Ansicht vorliegendcs Exemplar des im vorigen Jahr auf Kosten der päpstlichen Regierung in zwei Foliobänden zu Rom erschienenen „Museum etruscum Gregorianum“ reichlihen Anlaß zur Be- irahtung des ctrusfischen Denkmälerschayes, welcher den neu ausgestatteten Abtheilungen des vatikanischen Museums, hauptsächlih im Fache antiken Goldschmuckes und griechisher Gefäßmalereien einen so E Werth sichert. Auch wurden Herrn De Witte's Abhandlung über die Münzen von Damaskus und eine andere des Herrn Bir ch über neue Münzenwerke

neue Verlegung des Studien-Programms und des inneren Reglements der Sekundär-Schulen stattfinden fol, wurde nur vom Marquis von Barthélemy und Herrn Cousin, obgleich Beide sich sonst in ihren Ansichten entgegenstehen, bekämpft, indem der Erstere die Summe der geseßlichen Bürgschaften überhaupt zu vermindern bemüht is, der Leßtere aber die Bestimmung des betreffenden Artikels als Vorsichts- Maßregel zu kleinlich fand. Ueber den 7ten Artikel, der sich auf das Lokal der Anstalten bezieht, ging die Kammer schnell hinwegz eben so über den Sten, der die Bestimmungen des Geseßes über den Elementar = Unterricht hnusihtlich der Unfähigkeit zum Lehramt auch auf den gegenwärtigen Geseß -= Entwurf anwendet; so wie über den 9ten Artifel, der die Frist festseßt, innerhalb welcher demjenigen, der sich um die Erlaubniß zur Errich- tung einer Unterrichts-Anstalt bewirbt, die von ihm dem Rektor der Akademie einzureihenden Dokumente zurüdckgestellt werden sollen. Etwas lebhaftere Debatten veranlaßte der 10. Artikel, der die Or- ganisation der Kommission ordnet, welhe die Befähigungs- Atteste er= theilen soll. Diese Atteste sollten, dem ursprünglihen Geseß-Ent-= wurfe zufolge, von einer Kommission ertheilt werden, in welche, da es sich darum handelt, die Befähigung zum Lehramt zu prüfen, eine Anzahl von Mitgliedern der Universität aufgenommen werden. Die Kommission aber hatte diese Zahl vermindern und dafür eine Majorität von anderen, zu dem öffentüchen Unterricht in keiner näheren Beziehung stchenden Richtern aufnehmen zu müssen ge- glaubt, Es befinden sich darunter zwar Räthe des Königlichen Gerichtshofes, der Präsident des Civil - Tribunals und der Köü- niglihe Prokurator, der Maire der Stadt, ein von dem Diözesan- Bischof zu ernennender katholisher Geistliher und ein von dem evangelishen Konsistorium zu wählender Pastor. Dieser Theil des Artikels , welcher die von der Kommission der Pairs- Kammer in die Prüfungs-Kommission aufgenommenen Mitglieder enthält, wurde von der Kammer ohne Opposition angenommen. Es handelte sich nun auch noch von den in dem Geseß-Entwurf vorgenommenen Beschrän= kungen. Die Kommission hätte nämlih dem Minister das Recht ent= zogen, den in die Prüfungs-Kommission zu berufenden Direktor einer Sekundärschule zu wählen z sie hatte die Zahl der von dem Minister aus dem Schoße der Universität zu wählenden Prüfungs-Mitglieder von 4 auf 3 reduzirt und seine Wahl auf die Fakultäts-Professoren und Notablen beschränkt, Ehe man zur Entscheidung über dieses Kommissions- Amendement gelangen konnte, wurden noch zwei andere Amendements, das eine vom Marquis von Gabriac, das andere vom Marquis von Barthélemy, beantragt. Der Erstere verlangte die Ausschlie- ßung des Direktors eine Sekundär-Schule, weil derselbe niht Rich= ter und Partei zugleich sein könne, so wie die Reduction der vom Minister zu ernennenden Mitglieder von 3 auf 2, Dieses Amendement wurde indeß von dem Antragsteller im Laufe der Diskussion zu Gunsten eines anderen, vom Marquis von Barthélemy vorgeschlagenen zurückgenom-= men, welches leßtere an die Stelle des Schuldirektors und der beiden Uni- versitäts-Professoren drei vom Unterrichts-Minister aus der allgemeinen Geschwornenliste zu wählende Familienväter , die das Diplom eines Baccalaureus-ès-lettres besäßen, geseßt wissen wollte, Der Herzog von Broglie und Herr Villemain bekämpften dies Amendement sehr lebhaft. Herr Cousin suchte es ins Lächerliche zu ziehen, in- dem er bemerkte, die Familienväter könnten gewiß sehr ehrenwerthe Leute sein, aber sich doch im Latein und Griechisch etwas irren, selbst wenn sie früher ein wenig davon verstanden hätten, und es wurde dasselbe \chließlich, nachdem noch Graf Montalembert dafür ge= sprochen, und bei dieser Gelegenheit zugleih das bestehende Geseß über den Elementar - Unterriht, als den moralischen Unterricht der Jugend zu wenig berücksichtigend, angegriffen hatte, mit großer Ma- jorität von der Kammer verworfen. Zur Begründung seiner An= sicht über den Elementar -= Unterricht fügte Graf Montalembert unter Anderem an, daß sich unter 250 im vorigen Jahre zu Paris verur= theilten Kindern nur 25 befunden hätten, die keinen Elementar -Un= terriht genossen, Man kam nun zu den Vorschlägen der Kommis= sion, und es wurde dasjenige Amendement, welches an die Stelle des vom Minister zu wählenden Schul-Direktors den Aeltesten unter diesen Direktoren oder Vorstehern in dem Arrondissement zum Prü= fungs - Mitgliede bestellen wollte, ebenfalls mit bedeutender Majori= tät verworfen und der von Herrn Cousin vertheidigte ursprüngliche Paragraph des Gesebßes angenommen. Den folgenden Paragraphen, der von den aus der Mitte der Universität zu wählenden Prüfungs= Mitgliedern handelt, verwies die Kammer, nebst den dazu vorgeschla= genen Amendements, mit Ausnahme des schon beseitigten des Mar= quis von Barthélemy, noch einmal an die Kommission zurü.

Sibung vom 11. Mai, Es ist gestern {on gemeldet, daß der oben besprohene Paragraph des 10ten Artikels in dem Geseh=

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Entwurf über den Sekundär =-Unterricht, der die Mitglieder bestimmt, welhe in der Prüfungs-Kommission die Universität repräsentiren sol- len, von der Kommission der Pairs-Kammer in einer neuen Fassung zurückfam. Hiernach soll der Unterrichts-Minister drei Mitglieder aus den aggrégés, aus dem afademischen Rath und aus den Notabeln in jene Prüfungs - Kommission wählen. Jn dieser Form wurde der Paragraph von der Kammer genchmigt. Eben so is über die wei= tere Diskussion bis zum 15ten Artikel berihtet. Dieser bestimmt, daß fein Studienmeister in einer Privat-Unterrichts-Anstalt zugelassen werden soll, wenn er niht ein Sittenzeugniß und ein Diplom als Bacca- laureaus-ès-lellres beibringt. Gegen die leßtere Bedingung erhob sich Graf Beugnot und beantragte die Ausstreichung derselben. Graf Montalembert unterstüßte dies Amendement. „Sie haben““, sagte er, „die niht erlaubten Congregationen zurückgewiesen, Sie werden nun doch nicht au die erlaubten zurückweisen wollen, oder vielmehr die zum Unterricht gerade autorisirte Congregation, ih meine die Brüder der christlichen Schulen. Und doch schließen Sie dieselben durch diese Bestimmung vom Unterricht aus, Es haben dieselben einen gewissen Ruf wegen ihrer Kunst, die Jugend zu erziehen, zu leiten und moralisch zu bilden, und dennoch schließen Sie sie aus, denn sie sind niht und werden nie Bakkalaureen sein.“ Herr Cousin machte hiergegen bemerklich, daß der Studien= meister nicht blos die moralische Aufsicht zu führen habe, sondern auch das Amt eines Repetenten bei den ihm anvertrauten jungen Leuten versehe, also auch ihre geistige Bildung zu fördern habe und gewisser= maßen den Lehrer ergänzen solle, folglih selbst hinreichend unterrichtet sein müsse; wenn man nun den Besiß des Bakkalagureats - Diploms nicht als Bedingung für den Studienmeister aufstellen wollte, so wäre zu fürchten, daß sih alle {wache Köpfe und geistig Trägen zu die- sem Amte drängen würden. Auch der Unterrichts = Minister, Herr Villemain, wollte von der Bedingung dieses Diploms nicht ab= lassen, doch erklärte er sich bereit, in eine Verlängerung der den Lehrern und Studienmeistern für die Erfüllung der vorgeschriebenen Diplom-= Bedingungen geseßten Frist von drei auf fünf Jahre zu willigen. Die Kammer beschloß am Ende einstimmig, den ganzen Artikel noch einmal an die Kommisston zu verweisen. Es begann darauf die Diskussion des 16. Artikels, durch welchen diejenigen Privat-An= stalten für den Sekundär-Unterricht, an welchen die Lehrer mit dem Sitten-Zeugniß und Bakkalaureats-Diplom nah Vorschrift des vor- hergehenden Artifels versehen sind, von der Verpflichtung entbunden werden, ihre Zöglinge noch außerdem in die Königlichen oder Kom- munal - Colléges zu schicken. Jn den Städten, wo es keine solche Colléges giebt, soll den Vorstehern jener Privat-Anstalten eine drei= jährige Frist verstattet werden, um sih mit Lehrern und Studienmeistern zu versehen, welche die vorgeschriebenen Qualificationen besißen. Als Privat-Anstalten für den Sekundär=Unterricht sollen aber nur diejenigen gelten, an welchen für den rhetorishen, philosophishen und mathe- mathishen Unterricht wenigstens zwei Licentiaten ès lettres und ein Baccalaureus ès sciences mathématiques angestellt sind. Der Marquis von Barthelemy und Baron Thénard schlugen Amen= dements zu diesem Artikel vor. Das des Ersteren hatte zum Zweck, die Privat-Austalten ohne alle Bedingung von der Verpflichtung ihrer Zöglinge zum Besuch der Königlichen oder Kommunal - Colléges zu befreien; das andere bezog sich auf die Diplome und wollte für diese zur Mathematik noch die Physik hinzugefügt haben. Die Diskussion hierüber wurde vertagt.

Deputirten-Kammer. Sihung vom 11. Mai. Das Prinzip der isolirten Einsperrung hat nun in der Kammer vollständig gestegt. Das Amendement des Herrn Vatout, welches vorschlug, die Anwendung des neuen Systems auf die bestehenden Central- und Departemental -= Gefängnisse noch zu vertagen, wurde heute mit gro= ßer Majorität verworfen. Darauf genehmigte die Kammer auch den= jenigen Artikel des Geseß= Entwurfs, wonahch die zu Reklusion und zu gewöhnlicher Gefängnißhaft verurtheilten Judividuen ebenfalls bei Tag und Nacht isolirt in Zellen eingesperrt gehalten werden sollen. Die weiteren Details der Diskussion können nach Entscheidung dieser Prinzipfrage nur noch wenig Juteresse darbieten.

Paris, 12. Mai. Der Kultus-Minister soll, nah der Angabe des Univers, die Denkschrist des Klerus der Diözese von Avignon in Bezug auf die Unterrichts-Frage dem Erzbischof von Avignon uneröffnet zurückgesandt, eine ähnlihe Denkschrift aus der Diözese von Bourges aber mit den Worten: „Abgelehnt kraft Art. 4 des Geseßes vom 18, Germinal des Jahres X.“, zurückgewiesen haben,

Die Herren Vivien und Berville haben auf das Büreau der Deputirten - Kammer folgenden Vorschlag niedergelegt: „Die durch den Artikel 39 des Dekrets vom 5. Februar 1810 der Wittwe und

den Kindern eines Verfassers gedruckter Schriften verbürgten Rechte sollen ebenfalls während der namlihen Dauer den Wittwen und Kin= dern der Verfasser von Werken, die auf dem Theater vorgestellt wer= den, zustehen.“ Der in diesem Vorschlage angeführte Artikel des Dekrets vom 1810 lautet also: „Das Eigenthumsrecht ist dem Ver= fasser und seiner Wittwe während ihrer Lebensdauer, wenn ihr hierzu die Ehepakten das Recht geben, und ihren Kindern während 20 Jahre verbürgt.“ Mithin is der Zweck des Vorschlags, auf die Wittweu und Kinder der Verfasser dramatisher Werke die Wohlthat des De= frets von. 1810, welhes nur auf die gedruckten Werke anwendbar ist, auszudehnen. „Bei dem jeßigen Zustande der Geseßgebung““, be= merkt in dieser Hinsicht der Constitutionnel, besteht eine traurige Ungleichheit zwischen den Erben der Schriftsteller, welche unsere Sprahe geehrt haben. Während die Einen, welhe ihre Werke durch den Druck veröffentlichen, ein dauerhaftes Eigenthum hinterlassen, übertragen die Anderen, welche die französische Bühne berühmt machen, nah ihrem Leben nur ein Recht von kurzer Dauer , so wie das Geseß von 1793 dasselbe feststellte. Jm Jahre 1841 hatte die Kammer, indem sie den Geseß - Entwurf über das literarishe Eigenthum erörterte, den Grundsaß der Gleichheit zwischen beiden Kategorieen von Sthriftstellern angenommen. Aber da das Geseß von 1841 nicht votirt worden is, so hat der Vorschlag der Herren Vivien und Berville den Zweck, eine Ungerechtigkeit aufzu= heben, die nur eine Vergessenheit des Geseßgebers is. Der Vor= {lag wird mit um so mehr Gunst und Dankbarkeit von den Litera= ten aufgenommen werden, als mehrere Familien, die einen Namen führen, der das Theater berühmt gemacht hat, und unter anderem die Familie Boieldieu?’s, binnen wenigen Monaten durch den Fiskus zu Grunde gerihtet werden fönnen, wenn die Kammer nicht ihr Erbe \chüßt.““

Don Carlos hat unterm 24, April aus Bourges eine Procla= mation an seine Anhänger erlassen und sie darin aufgefordert, ihre Schwerter nicht zu zlehen.

Die Korvette „Ariane“/ ist am 5, Mai von Brest aus nah Ota= heiti unter Segel gegangen.

A Paris, 11. Mai. Die außerordentlichen Kredite, welche das Ministerium für das laufende Jahr gefordert hat, werden reih= lihen Stoff zu einer Reihe von sogenannten „interessanten Sißun= gen“ in der Deputirten - Kammer darbieten. Es handelt sih dabei unter Anderem um außerordentlihe Sendungen nach China, Haiti, Konstantinopel, Spanien, Griechenland, Jtalien und Persien. Die leßte dieser Missionen, welhe dem zweiten Secretair der französischen Gesandtschaft in Konstantinopel übertragen is, steht mit den Angele= genheiten der nestorianishen Christen im Zusammenhange, welche von thren muhamedanishen Nachbarn aus dem persishen Kurdistan ver= trieben sind, und in Mesopotamien auf türkishem Gebiete eine Zu= fluht gesuht haben. Jm Namen dieser Nestorianer is, wie es scheint, französische Vermittelung angerufen worden und daher denn die Sen= dung nah Teheran. Nun will man aber wissen, daß diese Mission ganz erfolglos gewesen, indem die in Erzerum zwischen der Türkei und Persien eröffneten Verhandlungen über die Gränzstreitigkeiten, welhe mit der Sache der Nestorianer in Verbindung stehen, unter der Leitung englischer und russischer Agenten gepflogen seien. Man sieht, daß hier ein weites Feld zu einer neuen „politischen“ Debatte ist, wie wir deren in der gegen= wärtigen Session schon drei oder vier erlebt haben. Aehnliches läßt sich von der Gesandtschaft nah China sagen, deren Schicksale und Erfolge ebenfalls für sehr problematish gelten. Jn Erwartung po= sitiver Nachrichten über den wirklihen Verlauf, bieten die anstößigen Händel zweier französischen Agenten in Canton, der Herren Jancigny und Ratti =Menton, deren öffentlihe Zerwürfnisse hon früher von den Zeitungen besprochen sind, hinreichende Gelegenheit zu JFuter= pellationen und Recriminationen gegen die herrschende Politik, und die Opposition wird diese Gelegenheit ganz gewiß niht unbenubt vorübergehen lassen.

Auch die otaheitishe Frage wird bei der Verhandlung über die außerordentlichen Kredite wieder zur Sprache kommen, wäre es auch nur auf Veranlassung einer kleinen Summe zu Gunsten eines Herrn Gosse, welher auf Kosten der Regierung eine wissenschaftliche Reise nach dem stillen Dcean unternommen, und von dort aus die Politif des Kabinets der Tuilerieen dur indiskrete Zeitungs-Artikel über die otaheitishen Vorgänge bloßgestellt hat. Von der Abseßung der Kö-= nigin Pomareh und Abberufung des Admirals Dupetit-Thouars wer= den wir überhaupt noch oft in der Kammer zu hören bekommen wenn auch nur neue Auflagen der bereits zwei= oder dreimal auf- getishten Behauptungen und Declamationen.

Noch ein beahtenswerther Punkt, welchen die außerordentlichen

des britischen Museums vorgelegt, unter denen eine Münze von Aphrodisias auch chronographi]|chen Werth hat,

Die Bibliothek des Grafen Titus Dzialy\sfki in Kornik bei Posen.

/\ Pofen. Es is ein ungerechtes Vorurtheil, wenn man glaubt, Kunst und Wissenschaft hätten in Polen zu keiner Zeit eifrige Vertreter und beharrliche Beförderer gefunden, Jm Gegentheil zeigt sich, daß es auswärts selten Männer gegeben, die als Private ihre ganze Zeit und ihren Einfluß so weit zum Wohle der Wissenschaften verwendet haben, als es, namentlich seit jener Zeit der Fall war, wo mit dem Sturze der klassishen Literatur die Epoche der Bibliomanie begann. Manchem schien sie cine Krankheit und er hielt sie für die andere Seite jenes Extrems des Jidifferentismus, unter dessen Fessel die klassische Literatur ihre leßten Lebenszeichen gab. Doch, sehen wir, mit wie besonderer Auswahl und welchem wissenschaftlichen Takt die ersten Gönner der Wissenschaft in Polen auftraten, so gelangen wir zu der vollen Ueberzeugung, daß weder bloße Liebhaberei, noch Prunksucht unge- meine Opfer für die Wissenschaft brachte, sondern lediglich die ernste Nei- gung, die Schäye der Jutelligenz, hauptsächlih der nationalen, zu sammeln, sie dem Untergange zu entreißen, die intcllektucllen Schöpfungen der Nation denen vorzulegen, die zu den Fähigkeiten derselben noch w. nig Vertrauen haben, und sie dem Geschichts - Studium zu erhalten. Jn iets leßteren Sinne wurden auch die wissenschaftlichen Bestrebungen des Grafen Dzia- lynsfi gemacht, dessen höchst werthvolle Bibliothek die ganze Geschichte der polnischen Vorzeit vor uns auferstehen läßt, Der gleich intelligente als humane Besiger dieser kostbaren Fundgrube für Historiker, Sprachforscher und namentlih für Juristen hat auf seinen verschiedenen Reisen im Aus- lande Gelegenheit gefunden, die shäpbarsten literarishen Werke der Vorzeit zu ertverben, und brachte seiner lobwürdigen Neigung in dieser Beziehung auch die größten Geldopfer. Hauptsächlih wichtig ist der juristische Theil der Bibliothek, welchem der Besiger, als kenntnißreiher Rechtshistoriker, die seltensten und fostbarsten Werke einverleibt hat. Die Kürze meines Auf- enthalts in der freundlihen Nähe desselben gestattete nur, mir eine allge- meine Uebersicht der zahlreichen Büchersammlung zu verschaffen, welche täg- lih mit den neuen literaris. en Erscheinungen vermehrt wird und deren Vändezahl sich auf 16,000 be äuftz im Uebrigen richtete ih, überzeugt, daß der Werth der Sammlung nicht sowohl in ihrem numerishen Umfange, als in dem Alterthum und der Seltenheit der einzelnen Werke liege, meine Aufmerksamkeit mehr auf diese und auf die vorhandenen Manuskripte, Es läßt sich ohne Widerspruch behaupten , daß die juristische Bibliothek zu Kornik die bändereichste und kostbarste von ganz Polen is, Die Nomenclatur der- selben würde jedoch für Deutschland wenig Jnteresse haben, und ih will

statt deren einige von den Manuskripten namhaft machen, welche Deuisch- land näher liegen, zumal der Graf Dzialyiski nicht abgeneigt scheint, manche von den bei ihm befindlichen Handschristen gegen solche umzutauschen, welche die Geschichte Polens betreffen,

1) Jn Deutschland wissen Viele, daß Napoleon einen Roman unter dem Titel „Cliss50n et Eugenie” begonnen hat, Jch sah in Kornik das eigenhändige Manusfript des Verfassers, welches ziemlich unleserlich is, und aus dem mir hervorging, daß Napoleon ein besserer Krieger als Belletrist gewescn, Zunächst erkannte ich darin eine gewisse Antipathie gegen das weibliche Geschleht, daß er die zweite Person des Titels wieder gelöscht hat. Sodann beginnt er: „Clis5on était avec un penchent decidé pour la guerre.…..“, fährt eine halbe Seite fort, streicht das Ganze , seht mit einer Modification des ersten Sayes wieder an und so zu vier Malen. Augcenscheinlich is es ihm sehr {wer geworden, selbst cine kriegerische Figur im Romane in Gang zu seßen,

Auf Verlangen des Grafen Dzialynski hat der Herzog von Bassano die Authentizität dieses Manuskripts durch elne Kommission, welche aus Charles de Montholon, Baron Fain und Baron Monier bestand, bescheinigen und durch Fain die Registrirung sämmtlicher in Dzialinski's Händen befindlicher Manuskripte Napoleon's eigenhändig niederschreiben lassen, um durch die Jden- tität der Handschrift den Beweis zu geben, daß auch das Original der Constitution des Herzogthums Warschau wirklih von Fain's Hand herrühre, worüber ehemals Zweifel herrschten.

2) Ferner fand sich vor das Original des bekannten Projekts von Na- poleon, die Armee des Großherrn zu kommandiren. Buonaparte tritt hier als General der französishen Artillerie unter Berufung auf seinen Sieg bei Toulon mit etwas suffisanter Miene auf, das Projekt selbst is, wiewohl er sprechend eingeführt wird, jedoch niht von seiner Hand, aber mit seinen ei- genhändigen, höchst charakteristishen Nebenbemerkungen und Verbesserungen versehen. Zur Begleitung in die Türkei waren ausersehen: Songuis, Rolland, Marmont und Aquíto.

__3) Eine originelle Sammlung aller Privilegien der deutschen Kreuzritter bis zum Jahre 1421 (Unicat). 4) Die Chronik Pommerns von Dlugosch, Manuskript aus dem Jahre 1409, 5) Ein Manuskript des Ludovicus Tu- bero Dalmata, commentarius de temporibus suis (Lib. X.). Das Ma- nuskript is auch von dem so umsichtigen Meißner niht erwähnt und nie- mals gedruckt worden, Es wurde im Jahre 1570 von Petrus Benessa dem Könige von Ungarn, Johannes, dedizirt. 6) Ein Manuskript , betref- fend die Schlachten unter den Söhnen Karlmann's. 7) Manuskript des Vitruvius, Seneca Virgilius. 8) Augustinus' - Exposition der Psalmen. 9) Manuskript der Ordens - Privilegien der Geistlichkeit, welches Gr, Dzialyski aus Schweden mitgebracht hat, 10) Manuskript einer historia Trojana. 11) Große Es von Manuskripten, d, h. Ab- schriften griehisher Werke, deren Schreibart ihr hohes Alterthum anzeigt,

ACACWWDSI

| 12) Dreizehn Bände Originalien der Korrespondenzen der polnischen Kö-

nige, 13) Das Manuskript einer Chronik von Flandrien. ranzösisch. 14) Manuskript einer deutschen Chronik von Danzig, worin die Gadrotao gelehrten Deutschen, von denen im Werke die Rede ist; es rührt aus dem Jahre 1679 her, 15) Funfzehn Bände Originalien, welche die preußische Geschichte be- treffen. 16) Ein Pergament-Manusfkripi der divina comedia mit dem Wappen des Kardinals Bembo, des berühmten Gönners und Editors von Dante, 17) Das Original eines holländischen Manuskripts, enthaltend eine Beschreibung von Japan, 18) Eine Sammlung originaler Traktate zwischen Rußland und Polen aus dem 17ten Jahrhundert, mit den Kaiserlichen Siegeln ver- schen, 19) Eine lateinische Ueberseßung des Homer von Dantiscus. 20) Ein Manuskript von Marco Polo über die Tartaren. Besiver is nicht ganz gewiß, ob es Unicat sei, 21) Ein Manuskript des kulmer Rechts. 22) Eine interessante Schrist des Jakobus de Tepolis über das Schachspiel, aus dem 1âten Jahrhundert, 23) Original der besonderen Geseygebung der Arme- nier in Polen. 24) Ein Manuskript des Martinus Polonus : die Chronik der Päpste, mit vielen Wappen verziert, Auch die Geschichte der Päpstin Johanna findet sich darin vor. 25) Eine Anzahl Manuskripte Ariarischer Schriften, 26) Zahlreiche frühe Abschriften der römischen und griechischen Klassiker 2c. 2c.

Ich habe aus dem oben angeführten Grunde nur die vorstehenden Werke namhaft machen können, um wenigstens einen annähernden Maßstab zur Beurtheilung der ausgezeichneten Bücher- und Handschriften-Sammlung von Kornik zu gebenz um den ganzen Werth derselben kennen zu lernen, bedarf es Fafiaeiedler Studien, zu denen der Graf Dzialynski bereitwillig die Hand bietet, indem er nicht nur den Zutritt zur Bibliothek nicht verhindert, sondern auch scine gesuchten Werke ausleiht,

Mit der Bibliothek is eine Sammlung historischer Alterthümer verbun- den, welche meistens aus den Kriegsrüstungen der polnischen Vergangenheit besteht, und diesen Sommer durch eine zweite Sammlung von Kunstgegen- ständen, welche der Graf in Galizien hat, noch einen Zuwachs erhalten soll.

Deutscher Verein für Heilwissenschaft. Berlin. Jn der April -Sißung des deutschen Vereins für Heil- Wissenschaft wurde eine Abhandlun des Bereins- Mitgliedes Dr, Call in Rio Janeiro über die elephantischen Skrotal-Geschwülste der Neger vor- getragen, An mehreren Fällen aus der dortigen reichen Erfahrung wurden die großen Schwierigkeiten der Operation anschaulich gemacht, die einige Male einen üblen Aus ang zur Folge gehabt hatte. Herr Dr, Remak theilte hierauf mehrere Fälle von Cauterisation der Urethra mit dem modi- fizirten Ducampschen Justrumente mit, worüber, wie über die Diskussion, die sich an diesen Vortrag knüpfte, hier diese Andeutung genügen“ möge.

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