1844 / 181 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

S ck Ee e cevtnliaGc oruraer ruten m

ltihtamtlicher Theil.

Juland.

in, 30. Juni. Se. Majestät der König haben Aller- A diubti dem Buchdruckerei-Besißer Franz Hanff in Ber= f die Anlegung der von dem Senate der freien Stadt Hamburg ibm verliehenen, zur Erinnerung an den Brand von 1842 gestifteten

Medaille zu gestatten. L

Provinz Preußen. Am 25. Jzni, dem Jahrestage der Uebergabe der augsburgischen Konfession, fand zu Danzig eine Ge- neral- Versammlung des dortigen Gustav-Adolph=Vereins statt. Sie wurde von einem zahlreichen Publikum besucht, von welchem sich jedoch ein Theil nah Anhörung des Statuts (dessen dritter Paragrahh be- sagt, daß der Verein auf Mitglieder evangelischen Glaubens beschränkt worden \ei) entfernte, so daß nur einige 90 Mitglieder wirklich bei- traten. Der Vorstand wird alle Monate eine ordentlihe Versamm- lung halten und dahin streben, daß in jedem Kreise des danziger Re- gierungsbezirks die Bildung eines Zweigvereins und durch diesen von Lokalvereinen vor \sich gehe, damit die Wirksamkeit dieses Justituts immer segensreiher werde.

Nhein - Provinz. Die Elberfelder Zeitung vom 98, Juni meldet aus Elberfeld: „Die Weber, welche auf drei oder mehr Stühlen arbeiten, wurden bisher, wie alle übrigen Hand- werker, die ihr Gewerbe im steuerpflihtigen Umfange betreiben , zur Gewerbesteuer herangezogen und hatten z. B. in hiesiger Stadt 8 Rthlr. zu zahlen, und wenn eine geringere Besteuerung stattfand, mußte der Nachlaß von den übrigen Handwerkern aufgebracht werden. Wie wir aus zuverlässiger Quelle mittheilen können, hat der Herr Finanz - Minister - jeßt genehmigt, daß vom Anfange des nächsten Jahres ab die Weber des Kreises Elberfeld, welche für Fabrikanten und Kaufleute arbeiten :

1) für 3 beschästigte Stühle nur zu 2 Rthlr.

M4 UND 5: ed oje «[0019/e 0,016 90 4 »

3). QAUUd Mehr 06a eo edes G ; / besteuert werden, ohne daß der hierdurch gegen den bisherigen Mit- telsaß entstehende Ausfall von den anderen steuerpflichtigen Handwer- fern gedeckt zu werden braucht.“

Ausl aud.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. Die Großherzogin von Toskana hat Nymphenburg am 23, Juni verlassen, um sich über Eger nah Dres- den zu begeben.

Königreih FHannover. Jn der Sihung der zweiten Kammer der Stäude vom 19. Juni wurden, bei der ersten Berathung des Einnahme =- Budgets, die Positionen: A (mit 420,000 Rthlr.), Biersteuer (mit 40,000 Rthlr.), troy ver\chiedener Einsprüche, genehmigt. Bei der Biersteuer haben \sih indeß die Stände gus- drüdcklih vorbehalten, „auf die Frage, ob die Biersteuer ganz zu be- seitigen sein werde, im Laufe der zunächst bevorstehenden Finanz- Periode zurückkommen zu können,“

Königreich Württemberg. Die Kölnische Zeitung enthält ein Privatschreiben aus Stuttgart vom 22. Juni, worin es heißt: „Nach langem Zurückhalteu und sihtbarer Kälte is endlich ein besseres Verhältniß zwischen dem hiesigen Hofe und der Königlich belgischen Regierung eingetreten. Aus eigenem freien Autriebe hat der König beschlossen, seinen Gesandten zu Paris, General Tleish- mann, zugleich au dem Hoflager zu Brüssel zu akkreditiren, und so- bald der General dem Könige Leopold seine Beglaubiguugsschreiben übergeben, wird der Königlich belgishe Gesandte am Bundestage zu Frankfurt, Graf von Brieye, auch hier beglaubigt werden, Lange Zeit hatte Württemberg die direkte diplomatishe Verbindung mit Belgien abgewiesen, und es is daher um so erfreulicher, daß die all- gemeinen deutschen Jnteressen und Berücksihtigungen über die eigen- thümlihen Abneigungen vorherrschend geworden sind.‘ Ein von dem Hause John Penn in London dem Ausschuß der Ulmer Dampf- \ifffahrts - Gesellshast gemachter Vorschlag, hat die Genehmigung desselben erhalten. Jhm zufolge macht sih dieses Haus anheischig, für 54,000 Fl. einen eisernen Remorqueur, für je 7000 Fl. zwei eiserne Schleppböte binnen zwei und einem halbeu Monat nah Ulm fertig zu liefern, die dort zusammengeseßt werden. Der Remorqueur wird

ungefähr funfzigfache Pferdekraft besiben.

Großherzogthum Baden. Jn der Asten Sizung der Kammer der Abgeordneten, bei Fortseßung der Berathung über das Strafgeseb, stellte, rückshreitend auf §. 128, Abg. Baum den Antrag, daß unterlassene Anzeige

Karxtum, 22. März, Wir haben nun die Ruinen von Meroe gesehen und vollkom- men bestätigt gefunden, was man nah den recht guten Zeich- nungen von Caillaud und selbst nah den sehr schlechten von Hoslins vermuthen mußte: daß sie einer ganz späten Zeit angehören, Die Py- ramiden im Wadi a Sur gehen nicht über die Ptolemäer hinaufz die Ruinen von Naga in der Wüste worin Bogenstellungen einen Einfluß römischer Architektur ziemlich sicher andeuten und Mesaurat, wo gar nicht einmal mehr Hieroglyphen sind, gehören wohl einer noch späteren Zeit an. Auf das entschiedenste ist Alles nur spâtes Abbild oder Nachhall ägyptischer Kultur; und wir haben auch feine, noch so lleine, noch so ver- einzelte Spur, die auf ältere Zeit, die auf eigenthümlich äthiopische Ent- widelung hindeutete. Die Gölter tragen ägyptische Lokal - Beinamen ; Gestalt und Attribute ägyptischz Schrift und Darstellung mehr slechter, als eigenthümlicher Styl. Nur in der bunten, phantastischen Kleidung kann man eigenthümlich Acthiopisches finden aber eben entschieden auch Spätes, Ob in der Schrift und Sprache Eigenthümliches ist, kann erst ein genaueres Studium lehren. An Königsringen fehlt es nicht; aber sie sind meist \{wer leserlich, einige absichtlich zerstörtz und noch können wir feine Neihe bilden; doch wird vielleicht noch etwas der Art gelingen. An den Namen Candace (wobei man in einem Schilde nur ein &ck n ck umzucon- jectioniren braucht es is noch dazu eine Königin und die Sache liegt daher schr nahe, so daß sie mir auf den ersten Bli einfiel, und ich lange fühlte und gute, ob das 0 nicht herauszubringen sei, aber umsonst) würde ich doch glauben , wenn nicht zu sicher Caundace als Beiname, von

Vielen getragen, in den Schriftstellern erschiene,

Von einem Herabsteigen der Kultur aus Acthiopien nach Aegypten fann nun vollends nicht mehr die Nede sein; ih denke, v! wid wohl Niemand mehr wagen, dies Gespenst noch außzufrischen, Ja, ih glau nicht eiumal , daß die Kultur fráh nach Aethiopien gekommen is, außer in ägyplischer DaresGastz Herodot nennt Meroc zwar die Metropolis der Aethio- pier, weiß aber nichts von ihr; und die Mafrobier gegen die Cambyses E , fd t 1 Meroa wie au Niebuhr annimmt. Jh glaube last

eid ie abo’: Cambyses sei bis Meroe gekommen, wahr sein magz wenigstens bis Gebel Barkal, welches damals zu Meroe gehört haben mag; und von da wandte er sich süblih in die Wüste, Er hat natürlich Meroe nicht gebaut, aber wahrscheinlich ist ers nach der persischen Eroberung von Aegypten Meroe bedeutend geworden, Unsere Haupt - Nachrichten dar-

1040

in politischen Verbrechen nicht strafbar sein solle. Es ward dagegen erwähnt, daß die Fälle der Strafbarkeit einer unterlassenen Anzeige fobr beschränkt seien, weil a) eine glaubhafte Kenntniß, b) eines wenigstens mit 10 Jahren Zuchthaus bedrohten Verbrechens bedingt, und c) demjenigen, welcher die Kenntniß von dem Vorhaben erhalten hat, freigestellt ist, den Bedrohten zu warnen. Bassermann unterstüßte den Antrag, indem einer That, welche nach positiven Gesetzen als Hochverrath bestraft werde, oft Triebfedern der Moral zu Grunde liegen könnten ; cr erinnerte daran, daß das Geseh auch für spätere Zeiten gegeben werde, deren Wechselfälle sich nicht berechnen lassen. Staatsrath

olly erflärte, dem Antrag liege die Vorstellung von dem Fall zum Grunde, daß ein politisches Verbrechen den Zweck habe, eine freiere Verfassung ein- zuführen; an den umgekehrten Fall denke der Antragsteller nicht, daß das Verbrechen darauf gerichtet sei, an die Stelle einer freien Verfassung eine unumschränkte zu seßen, Die Absicht des Paragraphen sei keinesweges, das Denunciationswesen zu besördernz dies geshche von Regierungen, die sich dazu herbeilassen, niht dunch Straf - Androhen, sondern durh Belohnung der Denunzianten. Der Antrag Baum's, die §§. 128, 129 zu streichen, ward verworfen, eben \o jener, für politische Verbrechen eine Ausnahme festzustellen, Dagegen ward der Zusay beliebt, daß die Strafe der unter- lassenen Anzeige nur alsdann eintrete, wenn das Verbrechen würklich voll- zogen worden. Bei §. 162 tvard der Antrag gestellt, hei „„strafbarer Wider- seblichkeit, öffentlicher Gewaltthätigkeit und Aufruhr“ feine Nückfallsstrafe eintreten zu lassen, Dieser Antrag ward angenommen,

Großherzogthum Hessen, Die vereinigten Vorstände der Großherzoglichen Kapelle, des Musif-Vereins für Dilettanten, des Mozart-Vereins, der Liedertafel, des Sängerkranzes und der Harmonie zu Darmstadt haben alle Gesang-Vereine im hessischen Lande ein- geladen, bei der Enthüllung des Ludwigs = Denkmals gemeinschaftlich mit ihnen eine Männer-Cantate und das Alexander-Fest von Händel aufzuführen. Zugleich ist an die Einwohner der Residenz ein Aufruf ergangen, die eingeladenen hessishen Sänger während des etwa 3 bis 4 Tage dauernden Festes gastfreundlih aufzunehmen.

Großherzogthum Sachsen-Weimar. Am 25. Juni fand in der Loge Amalia zu Weimar eine erhebende Feier zu Chren Herder's statt, der an jenem Tage vor 100 Jahren geboren wurde, Unter mehreren Beschlüssen traten die Errichtung eines dem großen Dichter geweihten Denkmals für Weimar selbst bestimmt, und ein Al- bum Herder's, ersreulich hervor, Tags zuvor war auf dem Hofthea= ter zu Weimar, zur Feier des Geburtstages Sr. Hoheit des Erb-= großherzogs, eine neue Oper von Lobe, „König und Pächter“ (Text von Biedenfeld nah dem Töpfershen Schauspiel „Karl X. auf Rügen“) dargestellt und günstig aufgenommen worden,

Herzogthum Braunschweig. Die zu Braunschweig versammelt gewesenen Rabbiner haben, außer der Beschlußnahme, das Gebet Kol nidre zu beseitigen, und Bestätigung der aus 12 Artiïeln bestehenden Beschlüsse des pariser Sanhedrin vom Jahre 1807, für die drei sehr wichtigen und tief ins religiöse Leben eingreifenden An= träge: 1) für Revision der jüdischen Ehegesebe, Kirchenrath |Pr. Maier, Dr, Holdheim, Dr. A, Geiger, Dr. Herzfeld und Rabbiner Bodenheimerz 2) für Vorbereitung einer neuen Liturgie für Synagoge und Haus, Pr, Maier, Dr, Salomon, Dr, Holdheim, Dr. Herzfeld und Rabb. Bodenheimer; 3) für wie die Lehre mit dem Leben in Bezug auf den Sabbath auszugleichen sei, Dr. A. Geiger, Dr. Wechsler, Dr. S. Adler, Dr. A, Adler und Rabb. Bodenheimer gewählt wurden, welche bei der nächstjährigen Rabbiner-Versammlung zu Frankfurt a. M. derselben ihre betreffenden Arbeiten und Bor- \chläge mitzutheilen haben.

Herzogthum Sachsen-Meiningen, Das Ober-Lan= desgeriht zu Hildburghausen hat Tabellen über die Resultate der friedensrihterlihen Thätigkeit in den Jahren 1841 und 1842 veröffentliht. Danach sind im Herzogthum Sachsen -= Meiningen im F. 41841 von 3873 (135 mehr als 1840) im friedensrichterlihen Wege verhandelten Sachen 3468 durch Vergleih und 29 durch Ent= scheidung, und im J. 1842 vou 4762 verhandelten Fällen 4210 durch Vergleich und 23 durch Entscheidung erledigt worden. Gewiß ein gedeihliher Erfolg !

Fürstenthum &ohenzollern-FSHechingen, Se, Hochf. Durchlaucht haben geruht, am 13. Juni den Königl, preußischen Ge= sandten und außerordentlichen Minister am Königl, württembergischen Hofe, General-Major von Rochow, zu empfangen und aus dessen Händen das Königliche Beglaubigungsschreiben als Minister-Resideut am Hofe zu Hechingen entgegenzunehmen.

Freie Stadt Lübeck., Der Deutschen Allg. Ztg. wird aus Lüb e ck (26. Zuni) geschrieben: „Die in unseren Blättern mit Umständlichkeit und L geführten Debatten für unb wider den Anschluß an den Gustav-Adolph-Verein scheinen ihr Ende erreicht zu haben. Eine Anzahl angeschener Männer aus den ersten Ständen hat vorgestern einen öffentlichen Aufruf erlassen zu einer nächstens zu haltenden allgemeinen Versammlung, in welcher die Frage über den Anschluß an den leipziger Verein zur Entscheidung gebracht werden soll, Ob nun auch die Opposition, welche einen lübeckischen Verein

über sind ja auch aus der Zeit der Ptolemäer, Bei Gebel Berkel finden wir nun unzweifelhaft ältere äthiopische Monumente, von Zirhaka , aber wahrscheinlih ganz im ägyptischen Styl und von ägvptischen Meistern für den Eroberer ausgesührt, Jh bin sehr begierig darauf, und eben sto auf die dortigen Pyramiden, ob die einer älteren Zeit, als die von a Sur, an- gehören, Der Berg Barkal war offenbar ein großes Heiligthum, sollte nicht an ihn die Sage von dem heil. Berg Nysa der Acthiopier, die nach Hero- dot den Persern zinspflichtig waren (œyt/€07), an ihn zu knüpfen sein? Sie sehen, wir haben auf unserem Rückweg durch Nubien noch ein weites und interessantes Feld, das noch einige Monate in Anspruch nehmen wird,

(Auszug aus einem Briefe des Professor Lepsius an Geheimen Legatious-Rath Pr. Bunsen, Kartum, 28, März, Die Jusel Meroë mit ihren Pyramiden und Tempeln liegt hinter uns jept soll'e ih sagen wieder vor uns, denn wir werden morgen dahin unsere Nückreise von hier antreten, Jch habe Erbkam und die Uebrigen {hon vor einem Monat nach Naga zurückgeschikt, um dort Alles zu zeichnen, was vorhanden ist, und wir werden sie jetzt hoffent-

lich Alle gesund und in voller Arbeit bei den Pyramiden von Begeranie wiederfinden. Jch bin mit Abeken allein noch höher, einige Tagereisen über Sennar hinaus, gegangen, um die Ruinen von Soba zu besuchen, in Abu Haras noch genauere Nachricht über Mandera und Kala (Keli) einzuziehen und die Natur des Nil-Landes so hoh wie mögli kennen zu lernen. Wir sollten nah unserer ersten Rechnung jeyt längst wieder in Schendi sein, aber die Rückreise hat uns unerwartet viel Zeit gekostet, Der Ausflug da hinauf war in jeder Beziehung höchst interessant, doch schreibe ih Jhnen nichts davon, da Jhnen {on A, mit größerer Muße ausführlich darüber eschrieben hat. Jch will daher nur Einiges bestätigen, was sih auf die onumente, die wir E haben, bezicht. i

Das Dorf am Nil, zunächst den Pyramiden, wird wunderlicherweise

von Caiïllaud nicht genauntz es heißt Begeraníe (sie wissen, daß ih dur

1 und k und d die daraus hervorgegangenen assibilirten Laute bezeichne, auf den Vokalen bedeutet der Strich den Accent)z auf der Karte von Hos- fins steht eine Vorderburg, davon Begromiz dié ganze Ebene heißt Sur, mit dem Artikel e’ Sur, daher man wohl am besten die Pyramiden von

Sur sagt, da sie eine halbe Stunde von Begeraníe entfernt liegen, Wir

ê

zur Unterstüßung protestantisher Gemeinden in Vorschlag gebracht hat, nah jenem Vorgang eine öffentliche Aufforderung zum Zusam- mentritt erlassen werde, steht mit Fug zu bezweifeln.“

Oesterreichische Monarchie.

Pesth, 24. Juni. (A. Z.) Ungarn hat so eben einen seiner bedeutendsten Männer verloren: am 17ten d. M. starb zu Freistadtl Baron Aloys Meduyanski, Kaiserl. Geheimer Rath, Präsident der ungarischen Hofkammer, des Studien -= und Censur - Kollegiums und Obergespan. Wenige Tage vor seinem Tode präsidirte er noh als Obergespan einer stürmischen General - Versammlung der Stände des neutraer Komitats, wobei es zu blutigen Exzessen kam.

Frankreich.

Pairs - Kammer. Sihung vom 24, Juni, Die Dis- fussion des Weinfälschungs =Geseßes wurde wieder aufgenommen und der 12te Art. , der eine Ausnahme zu Gnnsten der Vermischung des Weins mit Wasser und anderen nicht spirituösen Substanzen in ge- wissen Fällen und unter gewissen Umständen aufstellte, verworfen. Man fand darin mit Recht eine arge Jnkonsequenz, zumal die Ver- seßung des Weins mit Wasser gerade die am meisten verbreitete Fäl- \{ungsart is. Ein von der Kommission vorgeschlagener Zusaß-Arti- fel, der die Fabrication und Nahmachung fremder Weine in Frankreich gestatten sollte, hatte dasselbe Schicksal. Das ganze Geseß wurde dann mit 54 gegen 47 Stimmen angenommen,

Deputirten-Kammer. Sibßung vom 24, Juni. Unter dem Vorsize des Vice= Präsidenten, Herrn Bignon, wurde die Dis- kussion des Eisenbahn-Geseßes über die Bahn von Paris nah Lyon fortgeseßt. Der Vorsißende forderte den Berichterstatter der Kom= mission auf, mitzutheilen, auf welche Weise dieselbe die weiteren Ar- tifel des Gese -Entwurfs mit dem vorgestern angenommenen Amen= dement des Herrn Gauthier de Rumilly vereinbaren zu können glaube, da durch jenes Amendement der ganze Geist des Gesebes geändert worden war, weshalb die Sache an die Kommission war zurückver= wiesen worden. Aber bevor der Berichterstatter noch sprechen konnte, verlangte der Finanz - Minister das Wort und ertlärte, die Re- gierung fönne sih dem angenommenen System nicht anschließen.

Herr von Larochejacquelin unterbrehendz Jh verlange das Wort. ( Murren.) E

Der Min ister: Die Regierung beharrt bei der Meinung, die einige Tage früher in einer feierlihen Diskussion gesicgt hat, Man fann dem Staag'e keine neucn Opfer auferlegen, außer denen, die er hon durch das Gesetz von 1842 zu tragen hat, Die Regierung, wenn sie anders han- delte, würde das öffentliche Juteresse gefährden, Ungleichheit zwischen den verschiedenen Theilen des Gebiets begründen und eine unbestimmbare Ver- zögerung in der Ausführung der Eisenbahnen anderer Theile des Reichs her- bciführen, (Lärm, Aufregung.) Mittel zur Beseitigung der finanziellen Schwierigkeiten würden sich allerdings finden lassen durch Vertagung mehrerer anderer Eisenbahnen und nüßlichen Arbeiten öffentlichen Nußens. Aber die wesentlichen Juteressen des Landes würden darunter leiden, die Negierung würde ihrer Pflicht zuwider handeln, Sie verlangt daher Verwerfung des zweiten Paragraphen des Amendements. (Der erste Paragraph nämlich be- sagt, es sollten dem Minister der öffentlichen;Arbeiten 62 Millionen für die Schienenlegung auf der Bahn nach Lyon bewilligt werdenz der zweite Paragraph bestimmt, wie viel von dieser Summe für 1844 und wie viel sür 1845 verausgabt werden soll.) : AHST

Herr von Larochejacquelin; Der Minister scheint die Kammer vermögen zu wollen, ihr Votum von vorgestern zurüfzunehmen, Die Kam- mer aber hat wohlgethan, so zu votiren, und ich bitte sie, dabei za be- harren. / Der Minister der öffentlichen Arbeiten: Die Kammer wird nicht aufgefordert, ihr Votum zurückzunehmen; nur soll sie niht eine Bahn der Ungerechtigkeit und Ungleichheit betreten, und der Regierung die freie Bestimmung über die finanzielle Lage lassen. (Lärm, Aufregung.)

Herr Gouin: Das Kabinet muß das Votum der Kammer anneh- men, da dasselbe ein ernst gemeintes war. Es hat dies neulih auch ge- than, da es auf seinen Bänken blieb. (Lärm, Murren.) ,

Der Minister des Jnnern suchte die Folgerung des Herrn Gouin zu widerlegen und darzuthun, daß es der Regierung vor Allem darum zu thun sei, daß der Bau der Bahn nicht länger hinausgeschoben werde. Wenn die Kammer in dem eingeschlagenen System weiter gehe, so müsse die Re- gierung ihre Mitwirkung versagen, und daraus würde eine Vertagung jeder Ausführung der Bahn entstehen, ; ;

És wurde nun zur Abstimmung geschritten und ein von Herrn Bineau beantragtes Unter =Amendemeut, mit dem sich der Antrag- steller des Amendements, Herr Gauthier de Runmiilly, einverstanden erklärte, und welches einstweilen nur 4 Millionen für den Dieust von 1845 zur Schienenlegung verlangte, mit 182 gegen 154, also mit einer Majorität von 28 Stimmen verworfen, womit denn auch der zweite, praktische Theil des Rumillyshen Amendements beseitigt ist und blos das leere Prinzip der Schienenlegung auf Staatskosten stehen bleibt, Die übrigen Artikel des Geseß-Entwurfs wurden dann unverändert genehmigt, die Abstimmung über das Ganze aber mußte verschoben werden, weil niht mehr die erforderlihe Anzahl von Mit-= gliedern anwesend war.

Paris, 25. Juni, Am 23sten d. M. is der Prinz von Joinville, als Befehlshaber einer Flotten-Division des mittelländishen Meeres, an Bord

L

famen dort am 28, Januar mit Sonnenuntergang an, Jh war zu un- geduldig, um nicht noch in der anbrehenden Nacht unsere Esel satteln zu lassen und nach den Pyramiden über die mit Steinen, Grasbueln und Gestrüpp übersäete Ebene zu reiten. Sie liegen im Halbkreis, dichtgeschaart, auf niederen Anhöhen, hinter welchen höhere ausfsteigen. Jch kletterte über die ersten Nuigenberge hinweg, um zu den Eingängen, d. h. zu den ange- bauten Vortempelchen, zu gelangen; sie liegen alle, obgleich nicht genau orientirt, nah der Ostseite, wie die Pyramiden-Tempel von Memphis, schr natürli , weil sich der Anbetende nah Westen wenden mußte. Hier folgte daraus die Unbequemlichkeit, daß die Kammern vom Flsse abgewendet ge- legt werden mußten. Jch fand bei spärlichem Mondschimmer cinige Skulp- tur an den Außenwänden und fühlte tastend im Junern auh Schrift, Es fiel mir ein, daß ich Licht bei mir hatte, und nun untersuchten wir einige Borkammern bei Kerzenschein, Ojiris, Zis, Nephthys, Noth, Fenkig und die ganze bekannte Gesellschaft trat uns sogleich in ihren echt ägyptischen Trachten und mit unveräazderten Namen und Beischristen entgegen, Auch fand ih soglei in der ersten Kammer einen Königsnamen, und zwar fei- nen geringeren, als den des ersten Sesurtesen Ba-ter-ka, natürlich mit einem anderen Familien-Namen, Die Bauart der Py1amiden is von den ägypti- schen etwas verschieden, doch fand ih noch im Dunklen eine kleine Schach- tel - Pyramide, Ueber die Kunst - Epoche konnte sogleich kein Zweifel mehr ein, und das war das wichtigste Ergebniß. Keine Spur cines hohen Alter- thums; Alles eine späte Nachahmung, ein ägvptish-barbarischer Styl. Was ich von dem Styl und von der Zeit der Ferlinischen Goldsachen gesagt habe, gilt von sämmtlichen Monumenten der Jnsel Meroëz eine äthiopische Ur-Civilisation aus dicsen Posten ferner beweisen zu wollen, möchte shwer fallen. Die ältesten Skulpturen ‘reichen höchstens bis in die Zeit der Ptolemäer hinauf. Es würde cinen sehr willklommenen Anhalt gewähren, wenn sich bestätigte, was ich durch spätere Vergleichung der einzelnen Fragmente erkannt zu haben glaube, daß sich der Name des Ergamenes auf einer Pyramide findet, Ein anderer Name, den ich auf zerstreuten Blöcken gefunden und auch aus verschiedenen Stücken zusammengeseßt habe, lautet Kentanebi, zweimal sehr deutlich ge- schrieben, aber Abeken's Gedanke lag sehr nahe, daß stait ck vielleiht zu lesen is, was den Namen Kentake , Kandaïe ergeben würde; der Name Kandake i} mir in der That ganz ähnlich geschrieben , als hieroglyphischer R Gei {hon bekannt, und k zwei Fragmenten findet sich hinter dem

amen Keutanebi Ei und Halbkreis, die semininishen Zeichen, Jn weni- gen Tagen werden wir wohl darüber ins Klare kommen, Auf einer Wand

des Unienschiffs „Suffren“/, auf welhem seine Flagge weht, und das von dem Capitain Lapierre befehligt wird, von Toulon nah Oran, uicht direkt nah Tanger, abgegangen, Zwei Schiffe seiner Division hatten Toulon am 22, Juni Maia, um sih ebenfalls nah Oran zu be-

geben. Die anderen Segel- und Dampfschiffe, welche sich noch unter -

die Befehle des Prinzen stellen sollen, werden si unverzüglich seiner Flagge anschließen. Die gesammte Division besteht aus den Linienschiffen „Suffren““, „FJemappes“ und „Triton“, der Fregatte „Belle Poule“ von 60 Kanonen, der Dampf-Fregatte „Asmodee““, der Dampf-Kor= vette „Pluto“/ und den Dampfböten „Phare“ und „Nubis“/, Die Befehle zur Einschiffung der Expeditions - Truppen waren am 2lsten in Toulon angelangt, und am 22sten Morgens fand diese Einschiffung statt. Der Éffektivbestand dieser Truppen beträgt 1200 Mann und besteht aus einer Jngenieur - Compagnie der Land =- Armee, zwei Ma- rine-Artillerie-Compagnieen und einem Marine-Jufanterie-Bataillon.

Jun der Pairs-Kammer war heute lebhafte Bewegung in Folge der Nachricht, daß bei den Herzogen von Montmorency und von Escars Haussuchungen gehalten worden. Die Patrie theilt hier= über Folgendes als Resultat der von ihr eingezogenen Erkundigungen mit: „Vorgestern um 6 Uhr Morgens drang ein Schwarm (une nuée) von Polizei- Agenten in das Hotel des Herzogs von Mont= morency im Faubourg St. Germain. Herr von Montmorency war niht zu Hause. Da also die Agenten die Schlüssel zu den Möbeln nicht erhalten konnten, so sprengten sie die Schlösser und stellten eine bis ins Kleinste gehende Durhsuhung an, die aht Stunden dauerte und in deren Folge sie außer den Papieren auch Büsten und Portraits der Mitglieder des älteren Zweiges der Bourbonen fortnahmen, und da=- mit, wie verlautet, zwei Wagen (!) befrachteten, die nah der Po- lizci - Präfektur gebracht wurden. Heute von 6 Uhr Morgens bis Mittags ist eine ähnlihe Haussuhung beim Herzoge von Escars ge-= halten worden.““

Herr Thiers hat bei der Wahl zum Berichterstatter über das Unterrichtsgeseß 6 Stimmen erhalten ; die anderen 3 fielen auf Herrn Odilon Barrot z für Herrn Thiers stimmten Odilon Barrot, Remusat, St. Marc Girardin, Quinette und Dupin; Odilon-Barrot erhielt die Stimmen Salvandy's, Tocqueville’s und Carne’s. Bei der Thätig= feit und Raschheit im Arbeiten, die von Herrn Thiers bekannt sind, läßt sch mit Bestimmtheit erwarten, daß er seinen Bericht in kurzem, jedenfalls noch vor Ablauf der Session, vorlegen wird,

An Berton's Stelle ist Adolph Adam, der Komponist des „Postillon von Lonjumeau ‘‘, zum Mitglied des Instituts gewählt worden,

Der Deputirte, Herr Mermilliod, is gestern nah langer, s{chmerz= hafter Krankheit gestorben.

___O Paris, 25. Juni. Ungeachtet des wiederholten feindlichen Cinbruchs der maroffanishen Truppen am 15ten l, M. in Algerien, wurde im Conseil der Minister bestimmt, daß die Expedition unter dem Befehle des Prinzen von Joinville nicht srüher nah Tanger ahb= gehen solle, als bis unsere Regierung das Resultat der angebotenen und angenommenen Intervention Großbritaniens erfahren haben würde. Das Kabinet von St. James hat vor wenigen Ta= gen unserem Hof die Versicherung gegeben, daß die zwischen Frankreich und dem Kaiser von Marokko obwaltenden Differenzen bis zum Anfang des nächsten Monats geschlihtet sein würden. Denn Herr Drummond, britischer General-Konsul in Tanger, erhielt unter Anderem von Lord Aberdeen die Weisung, nach Fez, der gewöhnlichen Residenz des Kaisers von Marokko, sich zu begeben, von Lehterem eine besondere Audienz zu begehren und ihm zu erklären, daß, wenn Marokko der französischen Regierung nicht die verlangte Genugthuung gewähre und in der Gränzfrage nahgebe, England den Kaiser dem gerechten Zorne Frankreichs überlassen werde. Da bisher der Kaiser von Marokfo einigermaßen auf den Schuß Englands zu reh= nen schien, so erwartet man, daß die peremtorishe Erklärung des Herrn Drummond den Schlußstein zur friedlihen Ausglei= hung der obshwebenden Streitigkeiten zwischen Frankreih und Ma= roffo legen wird, Die von den touloner Blättern angezeigten Rüstungen und Truppen-Einschiffungen werden nur für den Fall fort= geseßt, daß bis zum 10ten des nächsten Monats Frankreich keine genügende Antwort aus Tanger erhalten sollte, Dann aber beab- sichtigt unsere Regierung, mit der größten Energie aufzutreten, Die Escadre des Prinzen von Joinville soll dann nicht weniger als 20 Kriegsschiffe zählen, um alle Häfen des Reiches vou Marokko zu blo= firen und zu bombardiren. Wie es scheint, wird Frankreich, im Falle eines Krieges mit Marokko, hauptsächlih zur See die Feindseligkeiten betreiben, weil die Gegenwart Abd el Kader's längs der Landesgränze von Marokko die Kriegs-Operationen von Algerien aus beshwerlicher und gefährlicher machen würde, Sollte jedoch der Widerstand des Kaisers von Marokko dur die Beschießung seiner Häfen noch nicht gebrohen werden, so soll der Prinz von Joinville eine Landung unternehmen und gegen die Hauptstadt von Marokko marschiren. Es sind dieses sreilich Kriegs-Operationen, die auf bloßen Vorausseßun- gen beruhen, und die gar niht zur Ausführung kommen werden, weil man in Paris und London an der Nachgiebigkeit des Kaisers von Marokko nicht mehr zweifelt.

1041

Die Theilnehmer an der Jndustrie-Ausstellung haben vor weni- en Tagen dem Handels - Minister eine mit mehr als 2000 Unter- schriften versehene Bittschrift überreiht, um zu erwirken, daß die Ju- dustrie - Ausstellung, welhe am 30sten l. Mts. (nächsten Sountag) schließen soll, noch bis zum 15ten des nächsten Monats geöffnet bleibe. Herr Cunin - Gridaine hat darauf den Bittstellern mündlich geantwortet, die Sache müsse im Conseil der Minister entschieden werden, weil die Regierung das Palais der Industrie-Ausstellung nur bis zum 30. Juni von den Bau - Unternehmern gepahtet habe und folglich diese befugt wären, für die längere Dauer der Ausstellung eine Entshädigung zu verlangen, welche bei der Lage unserer Finanzen vermieden werden müsse. Man glaubt daher allgemein, daß die Jndustrie- Ausstellung mit dem Ende des laufenden Monats definitiv geschlossen werden wird. Der König hat gestern die Detail - Besichtigung der einzelnen Jndustrie;zweige der Ausstellung vollendet und von den Aus-= stellenden Abschied genommen. Daraus schließt man am meisten auf den nahen Schluß der Ausstellung.

A Paris, 25. Juni, Es scheint, daß die französische Regie- rung entschlossen is, auch nach dem zweiten Angriffe der Marokkaner die vertheidigende Haltung beizubehalten, in welcher sich die französi- {hen Truppen dem Heere Abderrhaman's gegenüber befinden. Ein solcher Entschluß kann in der öffentlihen Meinung nicht viel Beifall finden, zumal man ihn unfehlbar wieder dem englishen Einflusse zu- \hreiben wird, den man nun einmal gewohnt ist, für alle mißfälligen Handlungen oder Unterlassungen des Kabinets der Tuilerieen verant- wortlih zu machen, Aus Spanien erfahren wir, daß der Gouver= neur von Gibraltar, Herr Wilson, der sih seit dem Ende des vori- gen Monats in Tanger befindet, in der leßten Zeit eine große Thä- tigkeit entfaltet hat, um die spanisch - marrokkanishen Händel gütlih shlichten zu helfen. „Seht ihr es“, ruft die Oppo- sition bei dieser Gelegenheit aus, „England i dem Kaiser von Marokko behülflih, die ihm von Spanien aus drohende Ge- fahr abzuwenden, damit er völlig freie Hand habe gegen Frankreich. Dabei erinnert man sich denn auch einmal wieder der bisherigen Wei- gerung Englands, die französische Herrschaft in Algerien anzuerkennen, Der Opposition zufolge, sind es nicht blos die vor 1830 ins Amt ge- tretenen englischen Konsuln in Algerien, die das Exequatur der fran- zösischen Regierung niht nachgesucht haben, sondern auch die seit der Eroberung angestellten britischen Konsular-Beamten finden sich in dem- selben Falle. Man beruft sich namentlich auf Herrn Branzell in Bud= \chia, der erst vor ein paar Jahren zum englischen Konsul ernannt ift, und der in dieser Eigenschaft das Exequatur nicht verlangt und nicht erhalten hat; da Herr Branzell aber zuglei sardinisher und tosfa- A Konsul if, so hat er als solcher das Exequatur allerdings ein- geholt,

ck= Paris, 24, Juni. Es dürfte wohl von Juteresse sein, etwas Genaueres über die wahren Beweggründe zu erfahren, welche Herrn Cremieux zu seinem Amendement, wonach kein Mitglied der beiden Kammern künftig bei der Direction oder Verwaltung einer Eisenbahn - Unternehmung betheiligt sein soll, veranlaßt haben, Be=

| fanntlih sahen die großen Banquiers, welche sih bisher meist an die

Spihe von dergleichen Unternehmungen gestellt und bedeutenden Nußen daraus gezogen haben, mit sehr mißgünstigen Augen, daß Pairs und Deputirte, von bedeutenden, Vertrauen einflößenden Namen, seit eini- ger Zeit bei solhen Unternehmungen mit an die Spihe traten, und so den Einfluß der Geld - Spekulanten und also auch die Möglichkeit des gewinnreihen Erfolges der Operationen der=- selben bedeutend paralisirten. Unter der Hand wußten diese Geldmänuer nun die Meinung zu verbreiten, als sei gerade der Eigennuß der Hebel der Einmischung dieser Mitglieder beider Kam- mern, und es fanden sich auch furzsihtige Deputirte genug, besonders unter der Opposition, welche niht merkten, daß man sie nur zu Werk= zeugen der Pläne der Banquiers machte, die allein das Feld behaup- ten wollen, Als daher Einer aus ihrer Mitte neulich mit dem erwähnten Amendement in dem günstigen Augenblicke, wo die Declama=- tionen Luneau's und Lherbette?s das Feld vorbereitet hatten, auftrat, beei- ferten sih diese sogenannten ,„Tugendhaften““, dafür zu stimmen, ohne daran zu denken, daß Herr Cremieux, der Antragsteller, notorisch der Sachwalter des ersten Banquierhauses von Paris und der Welt ist, und daß derselbe also durch sein Amendement den Kampf zwischen dem parlamentari= {hen Einflusse und dem der Finanzwelt auf die Eisenbahnen nur zu Gunsten des lebteren entscheiden wollte, wie er wirklich entschieden wäre, wenn jenes Amendement auch die Zustimmung der Pairs er= hielte, woran aber sehr zu zweifeln, zumal da {hon die Regierung bei Darlegung der Motive zu dem betreffenden Geseße bec Pairs- Kammer die Erklärung gegeben hat, daß sie jenes Amendement nicht gutheiße, Nichtsdestoweniger hat das angedeutete große Banquier- haus alle Ursache, mit dem Eifer und der Geschicklichkeit seines Sach- walters in der Kammer vollkommen zufrieden zu sein: dieser selbst aber hatte, geshickt genug, das Mittel gefunden, zugleich seinem mäch- tigen Klienten einen großen Dienst zu leisten, und dabei do jene vielgerühmte Unabhängigkeit und Uneigennüßigkeit zur Schau zu tra- gen, welhe gerade die Männer der Opposition, zu welcher Herr

Cremieux selbs gehört, gewissermaßen als ein Privilegüum und Mo- nopol stets in Anspruch nehmen und im Munde führen,

Großbritanien und Irland.

Unterhaus. Sihung vom 24. Juni. Die fürzlich von Herrn Duncombe angeregte Frage, wegen Verleßung des Brief-Ge- heimnisses von Seiten der Post-Behörden, hatte in weiteren Kreisen der Whig- und radikalen Partei Anklang gefunden, und ein geeig=- netes Feld geboten, der Regierung, wegen ihrer Post-Maßregeln im Fnteresse der österreichischen und russishen Kabinette, Verlegenhei= ten zu bereiten. Herr Duncombe erneuerte deshalb heute seinen Angriff gegen das Ministerium, indem er dem Hause die Petition eines ehemaligen polnischen Artillerie - Hauptmanns, Namens Stolzberg, vorlegte, worin derselbe Beschwerde führt, daß sehr häufig die an ihn gerichteten Briefe von Seiten des lon- doner Post-Amts zurückgehalten und heimlich eröffnet würden z er be- finde sih seit 1837 in England, lebe ruhig von dem Ertrage litera- risher Arbeiten und seine Briefe enthielten nichts Verbrecerisches ; er bitte deshalb das Haus, eine strenge Untersuhung über solche Verleßung nationaler Gastfreundschaft zu veranlassen, und Mágßregeln zu treffen, daß ein solches persönliches Unrecht nicht wiederholt würde.

Herr Duncombe, welcher die Petition verfocht, erklärte nun, daß, wenn auch das Geseg dem Minister das Recht gebe, unter Umständen Briefe zu erbrechen, doch iín dem vorliegenden Falle sowohl, als in dem früher be- rührten Falle Mazzini's, eines Freundes des Hauptmanns Stolzberg, ein offenbarer Mißbrauch jenes Rechts stattgefunden habe, da nicht im Juteresse Englands, sondern nur wegen fremder England gar nichts angehender Hän- del dasselbe ausgeübt worden sci, Mazzini's Briefe, von denen man seit dem März d. J. 60 bis 70 geöffnet habe, hätten nicht die Besprehung englisher Angelegenheiten zum Jnhalt gehabt, und die Regierung habe durch dieses „Spionir - System“ nur Oesterreih in die Hände arbeiten wollen. Dies Bestreben der Regierung habe kürzlih die Mailänder Zeitung aner- fannt, als sie die Anzeige brachte, daß das britishe Kabinet der österreichischen Regierung die Versicherung gegeben habe, Mazzini solle nit länger’ ein der londoner Polizei unbekanntes Jndividuum bleiben, Herr Duncombe wiederholte die früheren Anklagen gegen die Regierung, daß dics Svstem der Brief-Eröffnung über das ganze Land verbreitet sei, hon zwet Jahre bestehe, die Constitution verleze u. \. w., und beantragte endlich die Einsezung eines Spezial - Comités zur Untersuchung sowohl der Umstände, unter denen die Eröffnung der Briefe des Petenten stattgefunden hat, als auch des ganzen Systems, welches die Regierung hierin befolge.

Dr. Bowring unterstüßte den Antrag mit wenigen Worten,

Sic James Graham widersprach und zwar aus dem früher E gebenen Grunde, daß seine Pflicht ihm nicht erlaube, auf eine nähere Er- örterung der Sache einzugehen, Er bleibe bei dem Faktum stehen, daß das Geseh eine solche Befugniß, wie sie ausgeübt worden sei, dem Minister er- theile, während es zugleih Jeden, der auf der Post ohne autorisirt zu sein, fremde Briefe eröffne, eines Kriminal - Verbrechens (misdemeanour) für \chuldig erkäre. Er, der Minister des Jnnern, verweise Herr Duncombe an die Gerichte, falls derselbe sich getraue@ægseine Behauptung von einem Mißbrauche der ministeriellen Besugniß zu beweisen. Uebrigens könne er versichern, daß er in dieser Angelegenheit nach seinem besten Wissen und Willen verfahren sei, Der Minister verweigerte sonach überhaupt jede Erklärung , selbs die, ob wirkli ein Erlaß zur Oeffnung der Briese des Hauptmanns Stolzberg, ergangen sei oder nicht.

Herr Macaulay sprach sich gegen das den Ministern ertheilte Recht überhaupt ausz ebenso Capitain Bernal und Lord Shelburne, welche noch dazu die ministerielle Erklärung für durchaus ungenügend erklärten,

Sir R. Peel nahm die Gelegenheit wahr, das Ministerium in Bezug auf die Angelegenheit des Grafen Ostrowski zu rechtfertigen , indem er die in einigen Blättern enthaltene Behauptung für unwahr erklärte, als seien einzelne Papiere des Grafen, welche die Polizei temporair in Beschlag ge- nommen hatte, demselben niht wieder zurückgestellt worden, Was die Ver-

lezung des Briefgeheimnisses betrifft, so zeigte der Premier - Minister die Nothwendigkeit einer Zurückweisung des Antrages aus dem Umstande, daß eine bestimmte Erklärung über den vorliegenden Fall die Regierung in die Verlegenheit seßen würde, Allen, welche ihr Briefgeheimnuiß verlegt glaubten, Rede stehen zu müssen,

Lord John Nussell, der sich hütecte, das Prinzip der Verleßung des Brief-Gehcimnisses anzugreifen, das er selbst als Minister aufrecht erhalten hatte, suchte den Mißbrauch des der Regierung zustehenden Rechts nachzu- weisen. Dieses Necht dürfe nur in Zeiten der Gefahr ausgeübt werden; Sir James Graham habe dasselbe gemißbraucht, da er durch die Oeffnung der Bricfe nur den politischen Zwecken auswärtiger Kabinette gedient hätte. Darum müsse der Minister über die Gründe eines solchen Verfahrens sich verantworten.

Herr Miílnes, ein junger Tory, meinte, der Minister müßte wenig- stens darüber Auskunft geben, ob er die aus den Briefen gezogenen Nachrich ten niht den fremden Agenten zur Kenntniß gebracht habe.

Herr Wortley und Lord Sandon, welche hierauf das Wort nahmen, waren die einzigen Redner, welche für die Minister sprachen. Nachdem Lord Stanley nah ihnen noch einige Bemerkungen gegen den Antrag richtete, erfolgte die Abstimmung. Der Antrag wurde mit 206 gegen 162 Stimmen verworfen,

Das Haus fkonstituirte sich darauf zum Comité über die Bank= Bill, nachdem ein Versuch des Herrn Munt, die Verwerfung der Bill zu veranlassen, welche bei ihm und Anderen Anstoß findet, weil sie die zirkulirenden Noten auf den Belauf von 14,000,000 Pfd. St. beshränken will, gescheitert war. Sein Antrag, dahin gerichtet, daß das Haus sich nah sechs Monaten zum Comité konstituire, wurde mit

-

habe ich hier zum erstenmale ein Kameel abgebildet gefunden, ein zweites

in Mesaurat e Sofra, Die Pyramiden theilen si in drei Gruppen, von denen mir die in der Ebene die älteste bis jeßt scheint, obgleich wir uur sehr wenig Skulptur erhalten gefunden haben,

Die Ruinen eine Tagerecise südlih von den Pvramiden, zwischen Schendi und Ben Naga, theilen sih ín drei von cinander getrennte Grup- pen, Wir gingen gleih bis Ben Naga hinauf, wo die erste Gruppe von cinigen Tempeln nahe am Flusse liegt; es is wenig erbalien, Schrift nur an einigen runden Säulenfragmenten, ohne Königsnamen und fast ganz verlöscht, Das Dorf gleihen Namens liegt noch etwas weiter hinauf, als die Ruinenz vom Dorfe nach der größten Tempelgruppe, welche noch ihren alten Namen Naga führt, ritten wir am 3, Februar zu Kameel in süd- östlicher Nichtung 8 Stunden in die Wüste hinein, Ein durch die tropischen Regen reich besruchtetes Thal Anateb zieht sich vom Flusse bis hierher, und noch jeyt fanden wir die ganze Ebene mit Dura - Stoppeln bedeckt, Nach der Regenzeit kommen die Leute weit und breit aus den Dörfern von beiden Seiten des Flusses hierher, um den fruchtbaren Boden zu be- bauen, Dies eiklärte mir endlich, wie man ia alter Zeit darauf kommen fonnte, cine bedeutende Residenzstadt so weit vom Flusse entfernt in die Wüste zu bauen, Die Haupt-Ruîinen bestehen in drei Tempeln von ägypti- scher und einem von römischer Architektur; die Darstellungen sind einfach, meistens Prozessionen von Göttern oder Königlichen Personen; die Götter sind die bekannten ägvptishen, mit Ausnahme eines barbarischen , desseiben vielleiht, den Strabo erwähnt, mit 4 Armen und drei Löwenköpfen (ein vierter is wohl nah hinten zu denken), Gewöhnlich erscheinen vom Königs- hause drei Personen zusammen, der König, die Königin und cine dritte Person, vielleicht der Thronfolger, auch in Königlichem Schmucke und mit

tamensschildern, Der König des mittleren Tempels führt wieder den Thronnamen Ba-ter -ka, obgleih der Familienname nicht ganz mit den Resten des in der Pyramide damit verbundenen zu stimmen scheint; Köni- gin und Prinz haben auch Thronnamen des rae Reiches an- genommen, so daß diese Schilder Jemand, der die Monumente nicht selbst gesehen, leicht zu argen Jrrthümern hätten verführen können. Am zweiten Tempel erscheinen dieselben Personen , außer der dritten, die einen anderen Namen führt, Am dritten schr zerstörten Tempel findet sih der Name des Erbauers nicht, doh wird ein neuer König erwähnt, Alles gehört sehr später, wahrscheinlih römischer Zeit an, Von Naga ritten wi nach der dritten Ruinen - Gruppe in vier Stunden fast nördlih nah Schendi zu ;

denn der Nil fließt hier von West nah Ost, Caillaud nennt diese Ruinen

Mesauratz dies is aber hier die Bezeichnung für alle Monumente mit Bildern; mesaurat heißt „Bilder, beschriebene Mauern‘; die Nuinen lie- gen in dem kleinen Thale e’Sofra „der Tisch“, seiner Form wegen so ge- nannt, und heißen demnach Mesaurat e’Sofra, wie die ersten Mesaurat el Kirbegán (vom Thale Kirbegán), und die zweiten Mesaurxat e'Naga oder auch Mesaurat el tuatéb, Die Ruinen von Mesaurat e’Sofra bilden ein weitläuftiges Mauer - Konvolut , deren Plan, doch nicht übereinstimmend, Caillaud und Hosfins gegeben haben. Sie scheinen eine große Königs- burg gebildet zu haben, Skulptur ist sehr wenig, Schrift gar nicht vorhan- den, Der Styl is der späteste von allen; römische Behandlung der Figu- ren und Gruppen is} öfters nicht zu verkennen, Wir hielten uns überall nur sehr kurze Zeit auf, da wir nur eine flüchtige Uebersicht nehmen wollten,

Am 417. Februar fuhr ih mit Abeken südlich, die Uebrigen nah Nor- den von Kartum ab. Am folgenden Tage sahen wir die Backstein-Nuinen von Soba, Dort war an den weitläuftigen Hügeln, die durhaus keine Form mehr erkennen ließen, nicht viel zu ebe, Doch habe ich unterweges verschiedene interessante Monumente, so ziemlich alles was als dort gefun- den befannt geworden war, geschen oder erhalten, Ein sißender Osiris, einige Fuß hoch, shlechte Arbeit, in shwarzem Graniít, is vor der Thüre des Fabrik - Jnspeltors Bauer in Kamlin auf ein Postament aufgemauert, das einzige ägyptishe Monument, mit Ausnahme vielleicht eines Löten, den jeyt Churschid Pascha in Kahira besißt, Derselbe Bauer schenkte mir ein zweites Fragment einer ziemlich großen, auf beiden Seiten beschriebenen Tafel aus marmorartigem Steine, von dem wir ein anderes Fragment {hon srüher erhalten hatten. Die Jnschrist is in griechisch - koptischen Let- tern, aber in einheimisher Sprache; es war nichts davon zu entziffern, als einige fürstlihe Namen, Selim von Assuan, der von Macrisi ange- führt wird, sagt, daß die Einwohner des Reichs Aloa, das im 10ten Jahr- hundert blühte , ihre heiligen Schriften in griechischer Sprache hatten, aber auch in ihre eigene überseßten, wie Sie bei Nitter nachlesen können, Jn dem Dorse Soba selbst kaufte ih ein Weihrauchgefäß aus Bronce, um dessen oberen Rand eine Jnschrift herumläuft, der aber leider ein Stück ausgebrochen ist, Die Sprache und Schrift scheint dieselbe, wie auf dem Steine zu sein; doch kommt hier das koptishe uz mehr vor, Jun Welled Médineh erhielt ih eine hübsche kleine Venus in Bronce, griechischer oder römischer Arbeit, der medicäischen in der Stellung ähnli, nicht ganz 1 Fuß hoch, Das isst Alles, was je von Soba bekannt geworden. Man führt

jeßt viel Backsteine von dort nah Kartum, um sich das Brennen zu er- sparen.

Nach Mandera und Kala sind wir uicht gegangen, da wir in Abu Haras uns völlig überzeugten, daß für uns durchaus nichts dort zu finden

sei, Wunderliche Bergformen hat die arabische Phantasie für Gebäude ge- 11

nommen, Derselbe Fall is es mit Gos Hegab, wie mir vor einigen Ta- p os Koch, der Leibarzt von Ahmed Menelle Pasha, aus Taka ge- rieben,

Jm Uebrigen hat mich die Reise nah Sennar hauptsächlich dadurch interessirt, daß ih erst hier oben die Pflanzen- und Thierwelt, sogar viele Eigenthümlichkeiten und Gebräuche der Einwohner so gefunden habe, wie man sie nach den alten Monumenten früher in Aegypten vorausseßen möchte, Der Charakter des Landes ändert sich seit Abu Haras, selbst ge- gen Kartum, sehr wesentlih, Jh brachte die Morgen und Abende gewöhn- lich am Ufer auf der Jagd zu und licß die Barke nebenher gehen, Dabei habe ih mir in der abscheulichen, unglaublich reihen Dornen-Vegetation fast alle Kleider vom Leibe reißen lassen, so daß ih mi endlich hier in Kartum habe entschließen müssen, türkishe Kleidung in allen Stücken zu tragenz doch habe ih mir auch eine kleine Sammlung von 50 bis 60 Thieren ge- schaffen, hauptsächlich Vögel, die ih von unserem Koche habe ausstopfen lassen, da er dicses Handwerk verstand, Unsere lebendige Menagerie besteht jeßt aus einem Löwen, 2 Affen, 2 Papageien und 2 Sklaven. Abeten wird Jhnen mehr darüber geschrieben haben. Der Kynokephalos Affe, der sich jeßt nur in einigen wenigen ösllihen Bergen findet, und der Löwe, machen mir als die lebendigen Modelle so vieler alten Kunstwerke große Freude um mih zu habenz es is mir oft, als ob die Thiere in ihren verschiedenen Stellungen die antiken Statuen nachahmten, und dann in welcher Vollkom- menhcit; doch bewundere ih immer von neuem, wie die Alten so scharf und s das Wesentliche der thierishen Formen aufzufassen und darzustellen verstanden,

Ueber unsere ferneren Reise - Abenteuer und wie uns die Pest und die Revolutionen verfolgt haben, ohne uns zu erreichen, darüber hat Jhnen immer Abeken im frischen Eindruck der Gegenwart geschrieben ; ich eile jeyt diesen Brief und die ganze Exrvedition zu schließen, um für morgen fr h reisefertig zu werden,

erie