1844 / 210 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

E S hlt R E ReE Grat R G I R R F B E IRS

E E

in seiner Cigenschast als interimistischer E E s Angelegenheiten, seinen Aufenthalt niht woh e gen. inister scheinen sich ungern von ihrem Präsidenten getrennt E und die von ihnen aufgestellten politischen Grundsäße stehen Tcht selten in geradem Widerspru zu den von ihm in Anwendung ebrahten Maßregeln. Namentlich blieben sie in völliger Unwissen- beit über die Beweggründe, welche Narvaez veranlaßten, über ganz Aragonien den Bela erungszustand zu verhängen. Da nun die Mi- nister in der das erufungs-Defkret der Cortes einleitenden Vor- stellung auf die Nothwendigkeit hinweisen, die Constitution biegsamer zu machen, so wirft man hier die Frage auf, ob diese Biegsamkeit nicht schon jeßt sich so weit erstreckde, daß die Regierung heute auf legalem Wege verfahren, morgen aber die ganze Halbinsel oder einen Theil derselben in Belagerungszustand erklären könne. Die progres- sistishen Blätter erklären geradezu, daß sie ofene Tyrannei einer solheu erheuchelten Legalität vorziehen, und predigen, während sie über Sklaverei \chreien, offenen Aufruhr. Das Eco del Comer- cio drückt die Befürchtung aus, daß in Folge der angekündigten Umgestaltung der Constitution das monarchische Prinzip über die Souverainetät des Volkes triumphiren werde (!), und verlangt die Köpfe der Minister, worauf der Globo, das Blatt des Finanz Ministers, erwiedert: „Glaubt ihr, der Triumph würde jeßt so leicht sein, wie 18402 Wohlan, ihr irrt euhz ein so thörichtes Unterneh men fönnte ein ganz entgegengeseßtes Ergebniß herbeiführen. Ein neuer Aufstand würde bis auf einen gewissen Punkt die außerordent- lichen Maßregeln und exceptionellen Zustände rechtfertigen und würde, wir sagen es frei heraus, vielleicht eine Reaction herbeiführen, die wir beklagen, aber als natürlich und bis zu einem gewissen Punkte als rehtlich begründet betrahten würden.“ ats: Bu Der Belagerungszustand von Almeria wurde übrigens auf Be- fehl des General -Capitains von Granada am 11ten wieder aufge- hoben. Das fkarlistishe Blatt, la Monarquia, is wegen mehrerer Artifel in Anklagestaud verseßt worden und heute zum lebtenmal erschienen. L, : / Abends. Nachrichten aus Algesiras besagen, daß die dortigen Truppen durch das Benehmen des Prinzen von Joinville in Begeiste- rung versetzt sind. Am 11ten früh lief ein Dampfschiff, den Prinzen an Bord und das Linienschiff „Jemappes‘““ am Schlepptau führend, in die Bai von Algesiras einz der Prinz begab sih sogleih an Bord seines Admiralschisses „le Suffren““, und der General-Kommandant der spanischen Linie ließ ihn durch einen Offizier befragen, um welche Stunde er seine Aufwartung annehmen würde. Der Prinz, dem die spanischen Sitten bekannt zu sein scheinen, ließ dem Offizier und dessen Begleitern Havana- Cigarren verabreichen, stieg in eine Schaluppe und befand si, begleitet von zwei Adjutanten und meh- reren spanischen Offizieren, wenige Minuten darauf in der Wohnung des General - Kommandanten, wo man ihn keinesweges erwartete. Dann begab er sich wieder an Bord des „Suffren‘/, empsing eine Deputation der Behörden, die sich zu seiner Verfügung stellten, lehnte jedo alle Einladungen ab und drückte nur den Wunsch aus, seine Truppen ans Land segen zu dürfen, damit sie sich in den Landungs - Manövern üben könnten. Die Behörden richteten verschiedene Häuser ein, die den französishen Truppen als Hospitäler dienen sollen, Der Prinz landete am 12ten abermals, machte mit seinen Begleitern einen Ausflug zu Pserde und untersuchte die Küste. Nächsten Tags, \o hieß es, sollten seine Truppen ausgeschisst werden. Am 12ten befanden \sich in der Bai von Algesiras die französischen Kriegs\chi}e: „le Susfren“ von 90, der „Jemmappes“ von 100, der „Triton“ von 80, die „Belle Poule“’ von 60 Kanonen und das Kriegs-Dampfboot „Veloce“,

%ck París, 24. Juli, Die Königliche Verordnung über theil- weise Wiederherstellung der Fueros hat natürlih in den basfischen Provinzen große Freude erregt, aber die Bevölkerung scheint wenig geneigt, sich mit den ihr gemachten Einräumungen zu begnügen, Die verfassungsmäßigen Provinzial-Deputationen des Baskenlandes hatten nichts Eiligeres zu thun, als ihre amtliche Gewalt, die ihuen fraft der Königlichen Verorduung wenigstens zum Theil verbleiben sollte, gänzlih niederzulegen und die fueristischen General - Deputationen wieder in Wirksamkeit zu berufen. Diese nun werden ohne Zweifel für den nächsten Monat die Versammlung der General- Zunten aus- schreiben, deren Berathungen und Beschlußnahmen für die Gestaltung der politishen Verhältnisse des Baskenlandes allem Anschein nach eine entsheidende Bedeutung haben werden. : ; :

Ueber die Langsamkeit und Lauheit, mit welcher die spanische Regierung die marokkanischen Angelegenheiten betreibt, wird manche Aeußerung der Unzufriedenheit laut, Von einigen Seiten her be- \huldigt man die Regierung, daß sie in dieser Sache dem Cinflusse des Kabinets der Tuilerieen gehorhe, das im Interesse seiner eigenen Friedens-Politik den Bruch zwischen Spanien und Narokfo um jeden Preis verhindern wolle, Um so mehr bedarf es kaum der Bemer- fung, daß die von einem barcelonaer Blatte gegebene Nach- richt von einem Kampf zwischen dem Schisse des Prinzen von Joinville und einem englishen Fahrzeuge in allen ihren Theilen eíne alberne Ersindung ist, Das gegenseitige Durch-= suhungérecchcht gilt weder für Kriegsschiffe, noch überhaupt im mittel- ländischen Meere, und es gehört entweder die krasse Unwissenheit der harcelonaer Verdad oder die systematishe Unredlichleit gewisser französischer Oppositions-Blätter dazu, um jenen Angaben die aller- mindeste Beachtung zu widmen, Hier in Paris will man übrigens wissen, daß der Prinz von Joinville neuerdings T erhalten habe, ih ed vor Tanger zu begeben, und man schreibt das gestrige Lillen der Rente diesem Umstande zu, der um so wahrscheinlicher wird, als wir heute über Toulon die Nachricht erhalten haben, daß der Mar- schall Bugeaud in das marokkgnische Gebiet eingerückt is und die verlassenen Wohnungen und die unvertheidigten Aerndten den Flam- men preisgiebt,

Griechenland.

(5 Múnchen, 24, Juli. Nur ein einziger von den mit der Post ‘vom 10, Juli hierher gelangten Privatbriesen qus Athen, in- wieweit deren Jnhalt allgemeiner bekaunt geworden is, erwähnt des unangenehmen Vorfalles, durch welchen am 7, Juli ein Theil der Bewohner des Königlichen Schlosses einen Augenblick lang erschreckt wurdez es fügt aber der Korrespoudeut auch sogleich hinzu, daß mau vom Ganzen nur wenig Notiz genommen habe, nahdem man über die Persönlichkeit des Veraulassers ers näher unterrichtet gewesen sei, Darauf wird bestätigt, daß es ein mit gezogenen Säbel und unter ver- worrenen Drohungen in die Königl, Residenz eingedrungener Gen- darm, vom Wahnsinn ergriffen, also durchaus uicht in einem Zustande der Zurechnungs-Fähigkeit gewesen sei. Auch in keinem der griechischen Blätter wird des Vorganges gedacht, welher doch das allgemeinste Aufsehen erregt haben müßte, wenn ihm nur einigermaßen irgend eine politische F AaNEE abzugewinnen gewesen wäre.

Was die ministerielle Krisis betrifst, welche nunmehr bald ent- ieden werden muß, liest man aus güter Quelle folgende bestimmte ugabe. Kolettis erflärt nah wie vor, daß er sh nicht statt Mau-

rofordatos an die Spiße ver Regierung stellen werde, wobei er es aber noch unentschieden läßt, ob er auch nit in ein Coalitions - Ministe-

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rium treten werde. Mit anderen Worten heißt dies nur, daß er, der nur ein parlamentarischer Minister-Präsident sein will, erst den Aus- spruch der Kammern über die Thätigkeit der gegenwärtigen Regierung abwarten will. Metaxas und Maurokordatos haben sich Beide wie- derholt bereit erflärt, den Wünschen des Königs hinsichtlich der Zu- sammensebung eines die drei politischen Haupt - Parteien vertretenden Ministeriums zu entsprechen; es konnte und fann jedoch diese Bereit- willigkeit natürlih so lange zu feinem Ziele führen, als sich Kolettis weigert, der Dritte im Bunde zu sein. | :

Wie aus den Wahlen zur National-Versammlung uicht auf Ge- staltung der Majorität und Minorität in diesem konstituirenden Kör per geschlossen werden konute, sondern wie in ihrer Mitte erst nah dem Beginnen ihres Wirkens sich die Parteien bildeten, so faun und wird es wohl jeßt auch mit der Abgeordneten-Kammer ber Fall sein. Es fann nit mehr in Abrede gestellt werden, daß die ministeriellen Kandidaten im Allgemeinen bei den Wahlen den Kürzeren gezogen habenz aber es is noch niht ausgemacht, daß, wenn es der Regie- rung anders nicht an den gewinnenden Mitteln fehlt, nicht viele der Sieger in Athen noch nachträglich sih unter die ministerielle Fahne stellen, Manche Mahuungen in den oppositionellen Journalen an die Gewählten, dem Interesse des Landes und den Wünschen der Wähler unter allen Umständen treu zu bleiben, deuten offenbar eben darauf hin. Jun jedem Falle darf man im voraus überzeugt sein, daß Maurokordatos fein Mittel unversucht lassen wird, von welchem er eine Förderung sciner Absichten erwartet.

Jmmer heftiger wird von einem Theil der griechischen Presse die | | waltungen,

Senatoren -= Wahl getadelt. Jede Partei möchte sich unter den 36 Senatoren natürlih in entshiedenem Uebergewichte vertreten sehen, und eben weil dies niht der Fall sein fonnte, glauben alle Grund zur Unzufriedenheit zu haben. Das Einzige, was allgemeinen Bei fall findet, is, daß unter den sämmtlichen Senatoren sich nicht eiu einziger Phanariot befindet, Ae Len

Belgrad, 26. Juni, Fürst Alexander ist von seinem nach Topola und Kragujewaß unternommenen Ausfluge zurück am 13ten d. M. Morgens 5 Uhr wieder in Belgrad eingetroffen. Der Fürst reiste mit seinem kleinen Gefolge nah Landessitte zu Pferde und in den leßten Tagen zur Nachtzeit, da die Sonnenhiße den Tag über in hohem Grade lästig ist. L s, : Î

Am 16. Juni is der neue österreihishe Konsul, Herr Mayer-

hofer von Grünbühl, in Belgrad angekommen; einige Tage vorher |

hat sich au der englische Konsul, Herr oon Fonblanque, von Sem

lîín nah Belgrad übersiedelt und seine Wohnung in dem von dem | t ht j nesen hat, u rantasei M g | | den Wunsch, daß bald auch in Frankreich eine ähnlihe Maßregel

Fürsten Michael neuerbauten Palast genommen. Sonach wären nun

wieder sämmtliche Konsuln auf ihren Posten und damit jede weitere |

Spur der im Jahre 1842 stattgehabten Umwälzung verschwunden.

An demselben Tage traf auch der pensionirte Senats-Vicc Präsident, |

Herr Stojan Simitsch, von seiner Mission nach den moldau walachi {hen Fürstenthümern zurü wieder in Belgrad ein, ; Die serbische Regierung hat aus St. Petersburg die Nachricht erhalten, daß Se. Majestät der Kaiser N.kolaus die Rückkehr der ver bannten Primaten Wutsitsch und Petrouiewitsch nicht gestatten könne.

La Plata-Staaten.

Montevideo, 5. Mai, Die Besaßung der Stadt hat einen Ausfall gemacht, um zwei Bataillone des General Vribe, weldhe sich in einer isolirten Stellung bei Salvator aufgestellt hatten, abzuschnei- den, Cin Theil der Besaßung, hauptsächlich aus Weißen bestehend, und einige Stücke Feld=Artillerie wurden in der vorhergehenden Nacht längs der Bucht aufgestellt, wo sie sich unterhalb Estiana und Flores mit der Reiterei vereinigten, bie am Fuße des Berges kantonirt war, Nach einer verabredeten Bewegung marschirten sie auf den Paß des fleinen Flusses Pantonasso zu, überschritten ihn und vereinigten sih daun miít der italienishen Legion, die am Zten d, M. die Stadt verlassen und 11! angegriffen die Fronte der Armee Oribe's passirt hatte. Die 2 Bataillone hatten indessen Nachricht von dem Plane der gegen sie gerichteten Be- wegung erhaltenz sie verließen daher ihre Stellung und wandten sich gegen das Haupt-Corps zurück, jedoch nicht so schnell, daß sie nicht überfallen worden wären. Oribe's Truppen (die zwei Bataillone waren vom Terito aus verstärkt worden) versuchten die Vereinigung der städtischen Soldaten zu verhindern, wurden jedoch von Garribaldi, dem Anführer der Jtaliener, tapfer angegriffen, abgeschnitten und er litten empfindlihe Verluste. General Paz, der persönlich fommandirte, sah ein, daß der Zweck des Auéfalls nicht erreicht wurde, und kehrte in das Gebirge zurück., Als er den Pantonasso in einer sehr {chwierigen Furth nahe bei der Mündung wieder überschritt, erlitten seine Truppen einigen Verlust durch das Gewehrfeucr der Kavallerie Oribe's, die ihm gefolgt war. Sie schlugen sich durch, troß der Feldstücke, welche von der anderen Seite auf sie gerichtet waren, und seßten den Marsch ohne weiteren Widerstand fort. Während diese Operationen an der linken Seite der Stadt stattfanden, machte die französische Legion einen Ausfall und erreichte die nächsten Vorposten. Unglücklicherweise aber gerieth sie etwas in Unordnung und wurde von ungefähr 40 feindlichen Reitern ange- griffen, die eine leichte Compagnie niederhieben. Jun diesen beiden Kämpfen war der Verlust der Stadt an Todten und Berwundeten ungefähr 230; der Oribe's soll 600 Mann betragen haben. General Rivera näherte sich Moutevideoz seine Avantgarde stand in der Um gegend von Santa Lucia; er hatte eine Verstärkung von 1000 Mann Infanterie erhalten, ;

Der Krieg in der Provinz Rio Grande, der nun {on zehn Jahre dauert, is endlih nahe daran, beigelegt zu werden, General Rivera soll von den Farrupilhos beauftragt worden sein, alle nöthi gen Vereinbarungen mit der brasilianischen Regierung zu treffen, und es heißt, daß dieselben {ou vor Ende Aprils festgestellt und geneh migt waren, j ; R

Nachdem tie Regierung von a ihre Häfen allen E nen geöffnet hat, ist, nah Berichten aus Buenos-Ayres, bem Gene ral Rosas von dem dortigen englischen Gesandten, Herrn Mandveville, bedeutet worden, daß er, in Folge erhaltener Justructionen, die Un abhängigkeit Paraguay?s anerkennen mlisse, und daß die englische Re gierung die Verpflichtung übernommen, die vollkommene Selbslständig feit dieses Staats zu garauntiren, Commodore Purvis hat anch von Montevideo einen Schooner nah Buenos - Ayres abgesandt, um die dortige Regierung zu benachrichtigen, daß er den Befehl habe, die Passage der Jusel Martin Garcia für alle englische Schiffe zu be haupten,

Eisenbahnen.

ck/ Paris, 23. Juli. Das neue Unglück auf der Eisenbahn nach Versailles (linkes Ufer) hat natürlih die allgemeine Aufmerksam- feit wieder auf diese Bahn gelenkt, die hon einmal Vielen so ver- ängnißvoll wurde, Es scheint sich immer klarer herauszustellen, daß ie Hauptschuld allerdings auf die Verwaltung der Bahn zurlickfällt, jese, bekanntli in \{lechten finanziellen Umständen, is nicht mit em hinreihenden Material, namentlich an Waggons, versehen, um ci besonderen Gelegenheiten, wenn, wie an Sonntagen, bei gutem etter der Fall zu sein pflegt, ein außerordentliher Zudrang von

Passagieren stattfindet, den Dienst genügend versehen zu können. An solhen Tagen nun, wo manchmal 30 40,000 Personen auf den beiden Bahuen vou Paris nah Versailles gehen, sucht es jede der anderen in der Beförderung der Passagiere zuvorzuthun, namentlich der Zurükfchrenden, die Wagenzüge wiederholen sich schneller, und es wird auch größere Geschwindigkeit angewendet, um die Wag- gons mögli bald wieder zur Verfügung zu haben, die dann sogleich in aller Eile von Paris nach Versailles zurüdckfehren, um neue Passagiere des Abends zu holen, Die besser gestellte Gesellschaft der Bahn des rechten Ufers ist dabei durch den Besiß eines zahlreicheren Materials, welches im Nothfalle auch noch durh das der Bahn von St, Germain ergänzt werden fann, im Vortheile vor der Gesellschaft der Bahn auf dem linken Ufer, Diese suht nun durch Anwendung größerer Schnelligkeit, vorzüglich bei Zurücksendung der leeren Wagen. von Paris uach Versailles, diesen Nachtheil zu erseßen, um uicht in der Zahl der beförderten Passagiere hinter der Bahn des rechten Ufers zurückzubleiben. So machte der am Sountag nah Versailles zurückgehende leere Wagenzug, der mit dem 17 Minuten zuvor abgegangenen beseßten bei Viroflay zusammenstieß, die Fahrt mit der ungeheuren Schnelligkeit von 20 Weues yro Stunde: daher der fürchterlihe Zusammenstoß, bei dem man noch von Glück sagen daf, daß er niht noch shrecklihere Folgen hatte. Diese Thatsachen sind jeßt allgemein bekfaunt, und daher ver langt die allgemeine Stimme so energisch strenges Einschreiten der Behörde gegen die Schuldigen und überhaupt Aufstellung bestimmter BVorschristen zu genauer Ueberwachung und Kontrolle der Bahun=Ver= Wie heilsam solce wirkt, zeigt das Beispiel Englands, wo seit der unter dem Namen Lord Seymour's Aft bekannten Bill von 1840, fraft welcher ein besonderes Departement mit dem Handels Ministerium für genaue Aufsicht und Kontrolle der Eisenbahnen er-

| richtet wurde, die Direktoren der Eisenbahnen weit größere Wachsam-

feit zur Vorbeugung gegen Unglücksfälle mit dem besten Erfolge ent=

widelt haben. Die Ober-Aufsiht des Staates trat in England erst

mit dem Jahre 1841 ein, und es genügt ein Blick auf den Unter

schied der Ziffern der Unglücksfälle seitdem, um die wohlthätigen Wir-

fungen dieser strengeren Aufsicht augenscheiulich zu machen, Jch ver

weise auf folgende Uebersicht :

Unglücksfälle,

A B I l 3

(Hetvdtete, Berwundete.

é D Diese aus offiziellen Daten geshöpften Zisfern zeigen am besien, wie heilsam die strengere Aussicht sih erwiesen hat, und veranlassen

getroffen werden möge,

andels- und Börsen - Uachrichten. Berlin, 29, Juli, Die meisten Eisenbahn-Effekten sind heuke nener-

| dings zurügegangen und das Geschäft im Ganzen sehr unbedeutend,

R aner B O 18 C Don 19. Juli! 1044, 4 A 0 e! Su j E Px. Fonds. |& Ee N Aclien. |& a | Brief. | Geld. | Brief. |

S1. Seliuld-Seb 3! 101 } | 101 / Brl. Pots. Eisenb.| 5 165 4 | Prämien- Scheine a | do. do. Peior. Obl. 4 | 103; | d. Seeb. à 90 T á - | 960 | 4 / Mud. Lpz. Bisenb,| —- 192 | á Kur- u, Neumürk.| | do. do. Prior. Obl.| 4 | - | 103% Sebuldverschr.| 37 100% | 100! Bel Anb. Eisenb.|— -| 1567 | Rerliner Stadt do. do. Prior, OblI.| 4 1037 | Obligationen |3} | 100! [Düss. Elb. Eisenb.\ 59 | 92 Danz. do. in Tb, | —| 49 | do. do, Prior, Obl! 4 | 94 L | Westpr. Pfandbr.|35| 1017 | 1003, ÎRbeio. Eisenb. |5 | Grossh. Pos. do.| 4 | 104 { 104 do. do, Prior. Obl.) 4 | 987 \ énbns do. do, |32| 00 99 5 do. v.Staat garant. |37 —-- 96% Ostpr. Pfandbr. |3;| -— 102 Bel, Frankf. Eisnb. 5 | 1463 | Pomm. do. [35 1015 | 101 Jade. do. Prior. Obl. 4 | 1034 | 103 Kur- 1. Neum, do. |:3Z| 101 j -—- Ob.-Schles. Eisnb.| 4| 119 | Sechlesische- do. 32] 1007, do. Lt.B. v. eingez.|—| 11 | B.-St.E. Lt. A.u.B.|—| J |

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Friedrichsd’or. | Aud.Gldm. à 5 1 h! Disconto |

3 ( Bonn-Kölner Esb.) f | [M Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 25, Juli. Niederl. wikl, Sch. G15, 5% do. 100 é 5% Span. 20 T 3% do. 34, Pass. Ausg. —. Zins), —. Sch. —, Pol. —. OÜVesterr. 1097. 4% Russ, Hope 907,

Anlilwer pen, 24. Juli. Zins], —. Neue Aul. 204.

Frankfurta. M., 26. Juli, 5% Me! 125 G. Bank-Actien 2006. 2004. Bayr. Bank-Actien 718 Br. Wope 893. Suiegl. 89% Be, Int, 0055. Polo 300 Fl. 997 G. do. 500 Fl. 95% G. do. 200 Fl. 297 Br.

Hambur Es 21, Jali: Bank-Actien 1650. Eugl. Russ. 1125.

P ari 24. Juli. 5% Reute fin cour. 121. 55. 33% Reute fin cour. 81, 70 5% Neapl, au compt. 98. 50. 5% Span, Rente 30%, Pass, —.

Wien, 25. Juli. 5% Mei. 1107. 4% 1005. 3% T7. 1604, Aul. de 1834 1507. de 16839 i282, Nordh, 140%. Mail. 110, Livorn. 1147,

Preuss. l’

Bank-Actien Gloggn. 113%.

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 30, Juli, Der verwunschene Prinz, Schwank in 3 Abth

nach einer Anekdote, von J. von Plöß, Hierauf: Zwei Genre Bilder, von L Schneider. 1) Spanische Vaterlandsliebe, Burgos, 18009, 2) Der Kurmärker und die Picarde, 1815, Mittwoch, 31, Juli, Zum erstenmale wiederholt :

4

Sampiero, Trauerspiel in 5 Abth, von Friedrih Halm, Äonigsstädtisches Theater.

Dienstag, 30, Juli, Ein Maun hilft dem anderen, Lustspiel in 1 Aft, Hierauf: Jch irre mich nie! oder: Der Räuberhauptmaun. Lustspiel in 1 Aft, Dann: Köck und Guste, Vaudeville-Posse in 1 Aft, von W, Friedrich. (Dlle, Julie Herrmann; Guste, als Gasi- rolle,) Dazu: Leßte Gast-Vorstellung des Kinder-Ballets der Mad, Weis, in 4 Abtheilungen, Erste Abtheilung (vor dem ersten Stück): Rosenfest-Tanz, ausgeführt von 32 Kindern, Zweite Abtheilung (nach dem ersten Stück): Polka, böhmischer Nationaltanz, ausgeführt von 16 Kindern, Dritte Abtheilung (nah dem zweiten Stück): Garben- Tanz der Schuitter, ausgeführt von 36 Kindern. Vierte Abtheilung (zum Schluß): Orientalischer Shawl=Tanz, ausgeführt von 36 Kindern,

Mittwoch, 31, Juli, Emiliens Herzklopfen, Hierauf; Die Ent ührung. Dann: Köck und Guste, (Dlle, Julie Herrmann, im ersten Stück; Emilie, im dritten: Guste, als Gastrollen.) (

Jm Königl, Schloß - Theater zu Charlotteuburg (von den Mit- gliedern des Königsstädtischen Theaters): Der pariser Taugenichts.

Berantwortlicher Redacteur Dr. J. W., Zinkeisen,

GSedrucft in der Deer schen Geheimen Ober - Hofhuchdrukeret. Beilage

Beilage

1173 zur Allgemeinen

nen Preufischen

I h a l f; Nußland und Polen. St, Petersburg. Vorschristen über díe eförderung zum Offiziersrang bei Verabschiedungen. Frankrei + Paris, Die griechischen Parteien. Paris, (Guizot; Neise des Königs; Vermischtes.) chweden und Norwegen. Stockholm, Maßregeln gegen reli glösen Fanatismus, Vermischtes, Christiania, Schluß der Naturforscher-Versammlung. Dänemark. Aus Schleswig-Holstein. Aufgeregtheit der jütischen Sklände- Versammlung. Ausarbeitung einer Schrist über die Erb- folgefrage, i : Türkei. Von der türkischen Gränze, men unter Kiamil Pascha, La Plata - Staaten. London. Widerstand des Präsidenten Nosas gegen den auswärtigen Handel Paraguay's. Haiti. Schreiben aus Paris. (Guerrier niht vergiftetz Erhebung der Mulatten; Frankreih weist das Protektorat der dominikanishen Re- publik zurück.) Westindien. London. Behandlung der Fremden. Eisenbahnen. Höchst-Sodener Eisenbahn, Handels- und Börfen-Nachrichten. Preise der vier Haupt-Getraide- Arten im Monat Juni 1844, Königsberg. Marktbericht,

Nusland.

Russland und Polen.

St. Petersburg, 21. Juli, Se. Majestät der Kaiser haben, in Betracht, daß Militairs niederen Grades vom Unterofsiziers Rang im Dienste nicht anders zum ersten Offiziers-Nang befördert werden, als nah bestandener Prüfung, niht nur in ihrer Kenntniß des Fronte Dienstes, sondern auch in den Wissenschaften nah den dazu heraus gegebenen Programmen, während bisher bei der Verabschiedung auch solche mit dem Offiziers -Range belohnt wurden, welche gar keine dergleichen Kenntnisse besaßen, Vorschriften bestätigt, nah welchen auch Leßtere, um beim Abschiede den Offiziers-Nang zu erhalten, einer Prüfung zu unterwerfen sind, „damit auf solche Weise Perso nen, welhe den mit vielen Vorrehten verknüpften Offiziers - Rang haben, alle diejenigen Eigenschaften besißen, durch welche sih Per: sonen dieses Standes in der Gesellschaft auszeichnen müssen,

Iran ret d

Paris, 23. Juli. Die neuesten Nachrichten aus Griechen- land ersheinen dem Journal des Débats nicht als von der Art, um zu der Hoffnung auf baldige Herstellung einer regelmäßigen Regierung in Athen zu ermuthigen. „Die drei von den Herren Kolettis, Maurokordatos und Metaxas gelei teten Parteien“, bemerkt das ministerielle Blatt, „hatten an fangs eben so viel politischen Sinn wie Patriotismus bewährt indem sie sich unmittelbar nah der September-Revolution vereinigten, um deren Wirkungen zu sihern und zu regeln. Jn Folge dieser Ver einigung konnte die National - Versammlung die neue Constitution in Ruhe und Frieden berathen und votiren. Allein die Parteien, welche (e= siegt hatten, trennten sih nah dem Siege wieder, wie das immer geschieht ; und Herr Maurokordatos, der sich allein in den Besiß der Gewalt sebte, ließ dabei vielleicht allzu exklusiven Einfluß vorwalten. Hätte Griechen land sih in einer normalen Lage befunden, so würde der Sieg einer Partei als die nothwendie Folge der parlamentarischen Justitutionen zu betrachten gewesen sein, Es darf aber nicht vergessen werden, daß die constitutionelle Regierungsform in Griechenland noch nicht so fest begründet ist, daß man es ungestraft auf parlamentarische Proben

Schreiben aus

Die Verwaltung in Bos-

Grausame Bedrückung der Neger ín Cuba und

Dieppe nah England sich einschiffen wird. An der Ausführung die- ses Besuches is niht mehr zu zweifeln, nur ist der Punkt, wo die Zusammenkunst der beiden Souveraine stattfinden wird, noch nicht sicher bcfannt. Die Einen nennen dafür das Schloß zu Windsor, die Anderen die Jusel Wight. ;

Zu Lyon nimmt ein höchst ärgerlicher Vorfall die öffeutliche Auf- merksamkeit in hohem Grade in Anspruch. Eine protestantische Fa- milie hatte bei ihrer Abreise von Lyon ein junges Mädcheu, ihre Tochter, dort zurücgelassen, Ohne dem Vater davon Kenntniß zu geben, brachte nun die Person, welcher das junge Mädchen anver- traut worden war, dasselbe in ein Kloster. Vergeblich verlangt der Vater seine Tochter zurück. Die zuständige Behörde antwortet auf alle Reclamationen des Bevollmächtigten des Vaters ausweichend, das

ben ganz ohne Sorgen sein. Jch hoffe, bald Näheres darüber mit- theilen zu fönnen, Jn Turin ist vor kurzem ein ähnlicher Fall vor gekommen.

Trob der allgemein anerkannten Geringfügigkeit des Juif errant von Sue, so weit man nämlich darüber nah dem uns vorliegenden ersten Bande urtheilen kann,- hat derselbe dem Constitutionnel doch eine große Zahl von Abonnenten zugeführt, Als das Blatt an Herrn Veron überging, hatte es nur noch 3500, jeßt aber, wozu freilich auch der fast um die Hälfte niedrigere Preis das Seinige beiträgt, über 10,000, i

Aus Madrid is Jhnen ohne Zweifel das Erschießen der drei ehe maligen farlistishen Offiziere zuCaspe in Aragonien gemeldet worden, Alle Drei waren aus Frankreich dahin zurückgefehrt, und es dürfte nicht

ohne Juteresse sein, zu vernehmen, daß der Erste von ihnen, Don Juan Batista Llobet, sih hier befand und Frankreich nur verließ, um niht vor Elend umzukommen. Seine anderen karlistishen Un- glücksgefährten hatten durch eine angestellte Sammlung ihm die Mittel zur Heimreise verschafft. Nun ist der Unglükliche, Vater von 9 Kin

dern, ohne Beobachtung irgend einer gerichtlichen Form, ohne Urtheil und Recht, erschossen worden, So steht es jeßt mit der Gerechtig

kfeitôöpflege in Spanien. : ;

Schweden und Uorwegen.

Stockholm, 19. Juli, Das Justiz-Kanzler-Amt hat nun Bericht erstattet über das fanatishe Verfahren einer neuen Sekte im Norden, welches unter dem Denkmantel der Frömmigkeit feindselig und aufrührerisch wider die Kirche und das Predigtamt in ihrem jeßigen Bestande is, Dem Vorschlage jener Behörde gemäß, hat der König feine weiteren besonderen Maßregeln dawider anzuordnen beschlossen, als daß bei Wiederholung solcher Vorgänge die Häapter und Urheber solcher Widerseblichkeiten und die Personen, welche den örtlihen Raum dazu dargeboten, zum Verhör vor der betreffenden Landes-Kanzlei gerufen und alsdann den Umständen nach erforderliche Beschlüsse gefaßt werden follen,

Auf Gotland sind wieder in einem Aker 63 römische Denarien von den Kaisern Trajan, Hadrian, den Antoninen und ihren Ge- mahlinnen, Commodus u. \, w,, sehr durch den Gebrauch abgenußt, gefunden worden. ;

Ñ A nicht aufhörende Regen erweckt große Besorgnisse für die Uerndte,

Christiania, 20. Juli, Die Versammlung der Naturforscher ist geschlossen, Gestern gaben die Studenten den Naturforschern ein Fest im botanischen Garten, an welchem außer diesen auch eine große Menge älterer und jüngerer akademisher Bürger und mehrere Beamte,

fönnte ankommen lassen. Die Parteien, welche sih vereinigt hatten, um die Ergebnisse der September - Revolution zu befestigen, haben sih allzu früh, uud bevor sle ihr Werk vollendet hatten, wieder von einander entfernt, Herr Mauryokordatos sah deshalb, als er kaum zur Gewalt gelangt war, die Parteien sich gegen ihn kehren, die allzu rasch von der Leitung der Angelegenheiten ausge= {lossen worden, und die sih berechtigt hielten, einen gewissen Einfluß auf dieselbe zu üben. Die Unzufriedenheit gab s{ch durch Emeuten kund, die nicht gegen das Königthum, sondern gegen das Ministerium gerihtet waren. Die Ordnung wurde zwar wieder her= gestellt, aber es trugen doch diese Vorgänge nicht dazu bei, die Po pularität des Ministeriums zu vermehren, Die Wahlen, welche noch niht beendigt sind, fallen allgemein in oppositionellem Geiste aus. Es wird sich das gegenwärtige Ministerium wohl s{chwerlich einer Kammer gegenüber aufrecht erhalten fönuen, in der es, wenn nicht die Minorität, doch zum wenigsten eine zur Sicherstellung seiner ‘Existenz allzushwahe Majorität haben wird, Unter folchen Umständen ist es zu wünschen, daß die Vereinigung, die {h für einen Augenblick unter den verschiedenen Parteien gebildet hatte, und welche die glücklichsten Folgen gehabt, wiederhergestellt werde, um die Befestigung der neuen Constitution zu schern, Griechenland i} noch nit reif sür die inneren Kämpfe; es können dort die Parteien, welche "man von der Gewalt ausschließt, sich noch nicht dazu entschließen, eine solche Stellung geduldig zu ertragen, Griehenland muß vor Allem um den Thron und die Exekutiv-Gewalt alle nationalen Kräfte konzentriren, um die Sicherheit der neu gegründeten Justitutionen zu wahren, Bei der gegenwärtigen Lage der Dinge darf nur gewünscht verden, daß. sich kein ausschließlicher Einfluß geltend machen wolle,‘ Es wird dann die Meinung ausgesprochen, daß die Herren Kolettis, Maurokordatos und Metaxas durch die neue- ren Vorgänge doch nicht in solhem Grade von einander getrennt seien, daß sie die Vereinigung uicht wieder erneuern könnten, von der sie in der konstituirenden Versammlung ein s{ch0&nes Beispiel gegeben hätten. „Die Verhältnisse der Regierung von Athen zu den drei Schußhöfen““, so {ließt das ministerielle Blatt seine Betrachtungen, „sind jeßt wiederhergestellt; die Regierungen Frankreichs und Englauds hatten dieselben nicht unterbrochen; die russishe Regierung hat ste offiziell wiederaufgenommen, indem sie einen neuen Gesandten bei dem Könige Otto beglaubigte. Hoffen wir, daß im Junern die verschie denen Parteien, welche sich allzu schnell getreunt hatten, die Nothwen- digkeit erkennen werden, ihre Zwistigkeiten zu vergessen und sich zu einer einzigen nationalen Partei zu vereinigen,“

x Paris, 23. Juli, Eine Anzahl von Verehrern des Herrn Guizot haben zum Andenken an die Sißung vom 27. Januar und an seinen männlihen Kampf gegen den von der Opposition wider ihn erhobenen Sturm eine Medaille prägen lassen, worüber ein arges Geschrei unter den Parteien entstanden ist, obgleih man den Plan zu dieser Ehrenbezeugung längst kannte, Wenn die Veraulasser der selben öffentlih ihre Namen angeben wollten, so würde demselben bald ein Ende gemacht sein.

Der Munizipalrath von Dieppe hat an den König die Bitte gerichtet, die feierlihe Aufstellung und Einweihung der Statue des Admirals Duquesne daselbst durch- seine Gegenwart zu verherrlichen, Sicherem Vernehmen nach lautet die Antwort Sr, Majestät zusagend, und wird demnach die Feierlichkeit zu der Zeit stattsinden, wo der König zu dem Besuche Jhrer Majestät der Königin Victoria zu

worunter der Profkanzler der Universität, Theil nahmen. Oersted sprah in einer Rede seíne Wünsche für eine nähere Verbindung zwischen den Sprachen der beiden Reiche Schweden und Norwegen und Dänemark aus, und diesem, so wie den Professoreu Berzelius und Rebius, wurden um Mitternacht vor ihren Wohnungen von den Studenten Lebehochs mit Musik gebracht.

Dänemar k.

Aus Schleswig-Holstein, im Juli. (H, C.) Die Stände- Versammlungen in Wyborg (Jütland) und Schleswig sind nun seit Anfang d, M, versammelt, Während die s{leswigshen Stände dies- mal mit ernster Besonnenheit und ruhiger Würde ihre Aufgabe zu lösen bemüht sind, haben die Verhandlungen in der jütländischen Stände - Versammlung gleih Anfangs einen bedauerlihen Charakter angenommen, indem hier die gar nicht dorthin gehörige s{chleswigshe Sprachsache mit einer maßlosen Heftigkeit und der beschränktesten Par= teilichkeit debattirt wird, wobei es unverholen ausgesprochen worden, daß das Ministerium des Königs niht das Vertrauen des Volkes habe. Der greise Geheime Staats-Minister Oersted, der zum fünf- tenmale als Königl, Kommissarius bei den dänischen Stände - Ver- sammlungen fungirt, steht în diesem von Parteiwuth und Fanatismus aufgeregten Elemente wie ein Fels im Meere und hat bei den für die innere Ruhe des Landes so bedrohlihen Debatten die desfallsigen Declamationen und oft persönlichen Angrisse mit einer bewunderns würdigen Ruhe und Dialektif auf ihren wahren Werth zurückgeführt, Es scheint indessen niht, als ob Oersted diesmal wesentlih Einfluß auf den Gang der Begebenheiten in Wyborg ausüben wird, Dazu kommt, daß die Volksstimmung in Jütland etwas bedenklih zu sein scheint, und daß die kopenhagener Presse fortwährend in der gewissen- losesten Weise zur Agitation so viel als möglich beiträgt. Bei dieser Sachlage und bei der genugsam bekannten Begeisterung, welche die Herzogthümer in voller Uebereinstimmung beseelt, läßt sich nicht wohl voraussehen, wie weit die Aufregung der Parteien führen wird, doch steht zu erwarten, daß die Regierung auf ernste Konflikte gefaßt ist.

Dem Vernehmen nach, ist ein De. Ostwaldt mit der Ausarbei tung eines umfassenderen Werkes über die hiesige Erbfolge beauftragt und ihm die Einsicht in die bezüglichen, in den geheimen Königlichen Archiven befindlichen Dokumente gestattet worden. Hiernach steht zu erwarten, daß diese Arbeit auf dem Grunde wenigstens der für die Königliche Seite vorhandenen Dokumente beruhen wird, und dürfte dieselbe hon mit Rücksicht hierauf von besonderem Interesse werden.

TUrk et.

Von der türkischen Gränze, 28. Juni, (A, Z.) Der Erscheinung Kiamil Pascha's war Alteeds die P e gegangen, daß er in Bezug auf die Landes - Verwaltung wesentliche Reformen vornehmen werde, wie dieselben von der christlichen Bevöl- ferung sehnsüchtig gewünscht werden. Mit Freuden sahen die Christen darum Kiamil die Zügel der Verwaltung übernehmen; sie knüpften die s{önsten ou den Umstand, daß derselbe Gesandter an zwei europäischen Höfen gewesen war, daher man voraussebte, er werde europäische Sitte und Bildung kennen gelernt und \ih mit den in civilisirten Ländern bestehenden Einrichtungeu, um Länder und Men- schen zu regieren, bekannt gemacht haben. Hieß es doch, er habe sich unverholen geäußert, daß er die bosnischen Terroristen, und zwar namentlih den Scherifowitsh, den Babitsch, den Pascha von Tusla, den Sismitsh und Tschauslarga , ihres bisherigen l nachtheiligen

Kínd sei unter schr guter Pflege, und man könne rücksihtlich desselch |

Zeitung.

| Einflusses auf die Regierungs-Geschäfte in Bosnien entheben werde“

Leider zeigte sich bald, wie eitel diese Hoffuungen waren. Kaum im | Amt, war es sein angelegentlihstes Geschäft, an die Obgenannten | den Dschumruk (die Steuer -Einnahmen), die Musselimuk (Distrikts=- | Behörden), die Muhlaluck (Justizämter) und so alle übrigen Verwal= | tungsstellen zu verpachten, und diese Herren, als sie sih in den Besiß der öffentliden Aemter geseht sahen, machten sihs bequem und substituirten als Stellvertreter ihre Hausfreunde und Günstlinge, größtentheils Menschen, die zu dem, was sie sein sollen, nit den geringsten Beruf haben. Solcher= maßen bleibt Kiamil blos die Sorge, daß die Stellenpächter die Ratenzahlungen richtig einhalten; im Uebrigen läßt er sie halten und walten, wie sie wollen, Die christliche Bevölkerung i wie früher | allen Plackereien der türfishen Großen bloßgestellt. Natürlich leidet

dadurch auch der Verkehr mit den benachbarten österreihischen Pro- vinzen, und es is jeßt der einzige Hoffnungsanker der gedrüdckten Christen, namentlih der Handelsleute in Bosnien, daß es dem Ein= flusse des provisorischen österreihishen Konsuls in Travnik, Herrn von Athanaskowitsh, gelingen werde, die türkischerseits im Mauthwesen eingeschlihenen vielen Mißbräuche abzustellen und den Pascha auf die zwischen beiden Mächten bestehenden Traktate zu verweisen.

La Plata - Staaten.

London, 20, Juli, Wir haben heute Nachrichten aus Buenos-= Ayres vom 1, Mai, aus Montevideo vom 3. Mai erhalten. Nach dem Gefechte vom 24. April hatte kein neuer Kampf zwischen den Truppen Oribe's und den Montevideanern stattgefunden, dagegen war Rivera den Letzteren bis auf 9 Leguas näher gerüdckt, nah Zu= rüdlassung eines kleinen Beobachtungs -Corps in Colonia, Der Präsident Rosas bestand, wie aus Buenos-Ayres gemeldet wird, auf seiner Weigerung, den Handels - Verkehr mit Paraguay auf den Flüssen Parana und Uruguay freizugeben, und war bestrebt, die auch für den auswärtigen Handel so - wohlthätige Maß= regel des neuen Direktors von Paraguay, Señor Lopez, in Betreff der Oeffnung der dortigen Häfen, zu vereiteln. Er ver= bietet den sremden Schiffen den Eintritt in den Parana wegen des Aufstandes der Provinz Corientes, in den Uruguay wegen seines Krie= ges mit Montevideo. Außerdem beansprucht er eine Art Souverai= netät über Paraguay, das er zum Anschluß an die argentinische Con- föderation zwingen will, ungeachtet dasselbe, seit es von Spanien si unabhängig machte, stets von den übrigen Provinzen getrennt geblie= e war, welche das ehemalige Vice -= Königthum Buenos - Ayres bil= eten.

Dienstag den 30k" Juli.

Q L

ch__“ Paris, 23, Juli, Jh habe zwei Privatbriefe aus Port au Prince, vom 22. Juni beide datirt, vor mir liegen, welche nichts von der Vergiftung des Generals Guerrier, jeßigen Präsidenten von Haiti, auf Betrieb seines Gegners, des Generals Acaau, melden, deren die englischen Blätter gedenken. Dagegen lassen diese Briefe einen neuen Versuch der Mulagtten erwarten, das ihnen jeßt aufge= legte Joch der Schwarzen abzushütteln, der aber bei der weit grü= ßeren Anzahl dieser nur noch größeres Unheil über jene bringen dürfte. Guerrier wollte mit seinen Truppen nach dem Süden auf= brechen, um dessen Unterwerfung zu vollenden; Salomon suchte zu Aux Cayes die Autorität des Präsidenten zu befestigen; aber nur zu wahr ist, daß General Acaau daselbst die Häuser der nach Jamaika Ausgewanderten plündern ließ und sodann seinen Offizieren als Eigen= thum schenkte. Der Präsident Guerrier hatte Acaau, offenbar, um ihn zu gewinnen, zum Kommandanten des Bezirks von Aux Cayes ernannt, dagegen aber die Entlassung der Truppen desselben ausge- B Im O zu Cap Haiti, zu Gonaives war Alles \o iemlich unterworfen ? cherheit für die - Manta , aber Sicherheit für die Zukunft bestand noch

Das Verlangen der domínikanishen RNevubli = tektorat Frankreichs gestellt zu U vie V0 bor a Admiral de Moges und dem französischen General=Konsul Levasseur der haitishen Regierung mitgetheilt worden, mit dem Beifügen, sie würden davon ihrer Regierung (der französischen ) Kenntniß geben und diese werde zweifelsohne darauf eingehen. Sie verlangten zu gleih die Anerkennung der Unabhängigkeit der Dominikaner ; aber die haitishe Regierung verweigerte diese entschieden, und seitdem hat be= fanntlih auch die französische ihre beiden Agenten desavouirt. Dgs haitische Gouvernement hat von Frankreih einen Aufschub für die Zahlung seiner Schuld verlangt und zugleich die Absendung von Kommissarien hierher angekündigt, um wegen der Bedingungen des zu bewilligenden Aufschubs zu unterhandeln, Derselbe wird ohne Zweifel bewilligt werden.

W etn Dien

London, 20. Juli. Wie weit die Grausamkeit geht, mit welcher die Schwarzen auf Cuba ven den spanischen Behörden in den Verhören wegen des fürzlih entdeckten Komplotts behandelt werden, davon giebt ein Korrespondenz - Bericht in einer New -= Yorker Zeitung aus Matanuzas vom 9, Juni folgende Schauder erregende Schilderung. Der Bericht mag in vielen Punkten übertrieben sein, do stimmt er in den Haupt-Angaben mit Nachrichten aus anderen Quellen überein ; auch scheint der Entschluß des britischen Admirals, gegen O'Donnell mit Nach= dru aufzutreten, durch die darin enthaltenen Angaben über die Be= handlung der Fremden in Cuba motivirt zu werden. Es heißt: „Jh habe Cardenas besucht, es gleicht jeßt einer Vorhölle. Grausamkeiten, wor= über das Herz schaudert, sind in tägliher Uebung. Hunderte von Negern sind unter der Peitsche gestorben im peinlihen Verhör, und alle betheuerten ihre Unschuld bis zum leßten Athemzug. Viele von ihnen, wenn nicht alle, sind, was das Komplott zu einem Aufstande betrifft, so rein wie die Engel im Himmel, Der Ort, wo die Neger gepeits{cht zu werden pflegen, is für die Nachbarschaft sehr beschwerlih geworden wegen des vielen versaulenden Fleisches, das ihnen die Peitsche vom Leibe gerissen! (?) Erst unlängst ward auch ein wackerer Jndianer aus Florida, der lange Zeit auf der Jnsel gelebt, wegen angeschuldigter, aber nicht erwiesener Theil- nahme an der Neger- Verschwörung zu Tode gepeitsht. Auf einer Zudcker= pflanzung in jener Gegend wurden 40 Neger auf das grausamste efoltert, und 7 davon starben unter den Qualen. Auf einer anderen Pllanking brannten diese Teufel in Menschengestalt, die man auf spanisch „Fis= cales“ nennt, die blutenden Rücken der gepeitshten Neger mit glü= henden Eisen! Der Shurke, der als Gouverneur in Cardenas sißt, ist ein zweiter Robespierre, ein würdiges Abbild O'Donnell's , des General-Statthalters von Cuba, selbst. Viele Weiße, besonders Aus= länder, slnd dieser gehässigen Juquisition verfallen, darunter drei Bürger aus den Vereinigten Staaten, die Herren Moffart, Bisby und Hogan, Der Leßtgenannte saß lange im Kerker, weil er einen Brief von einem Freund in den Vereinigten Staaten besaß, der ihm die Jusel zu verlassen rieth! Die beiden Ersteren wurden verhaftet auf eine Aussage hin, die man einem Neger mit 1200 Peitschenhie- ben ausgepreßt. Nach ihrer Verhaftung wurden sie mit einem Hau- fen Neger zusammengebunden und gleih übersührten Verbrechern unter der sengenden Hiße einer tropischen Sonne durch Wolken