1844 / 238 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

dep P59 a L:

L IEKRS

Niederung im stuhmer Kreise is ein Bruh- von 8 bis 11 Ruthen entstanden. ( ber fonnte die verheerenden Uebershwem- Keine Menschen ehe ‘purch den Rücfstau sämmtlicher Gewässer mungen alle Niederungen bis zu einer Höhe überflutheten, die, so- tai die Nachrichten reichen, ohne Beispiel is, Jn dem ganzen Meichselthale des hiesigen Regierungs-Bezirks von etwa 9 Quadrat= ‘Meilen im Umfange sind nur 22 Ortschaften mit 3319 Einwohnern verschont geblieben, und es sind gänzlich inundirt 171 Ortschaften mit

53,043 Einwohnern, theilweise ¡nundirt 87 Ortschaften mit 23,035

Einwohnern.

* Außerdem siud von 98 guf der Höhe liegenden Ortschaften mit

- ‘uwohnern, die in der Niederung belegenen Ländereien über- 4 afer I daß 286 Ortschaften mit 53,145 Einwohnern von dem ick betroffen sind. S : / É Ungls der en Ee Schnelligkeit, mit der die Fluthen sih überall hin ergossen, bei dem Sturm, der gleichzeitig die Wassermassen auf- ühlte, war das Leben der nah den Dämmen oder auf die Böden

A zum Theil unsicheren Häuser flüchtenden Bewohner vielfach

t.

E ist es gelungen, überall dahin, wo die Gefahr am dringendsten war, zur rechten Zeit Hülfe zu bringen, und wir haben, Gott sei Dauk, kein Menschenleben zu beklagen. Auch das Vieh if fast ohne Ausnahme gerettet. Großentheils is dics der kräftigen Unterstüßung zu verdanken, welche die Behörden, namentlich in den Städten Thorn, Graudenz, Kulm und Neuenburg bei allen Ständen gefunden haben. Namentlich muß die wirksame Hülfe, welche der Kommandant der Feste Graudenz, General-Major von Dedenroth durch zu Hülfe geschickte Mannschaften und Materialien bei der Erhaltung der vorzugsweise bedrohten Dämme bei Michelan geleistet, rühmend er- wähnt werden. Die Unerschrockenheit des Ingenieur - Lieutenants Stürmer, welchem von dem Magistrat zu Thorn die Führung der ausgesendeten Rettungsböte anvertraut war, gelang es, vier polnische Flößknechte, welche sich nah Zerstörung ihrer Flöße diht am Stru- del eines Dammdurchbruches auf einige hohe Ulmen gerettet hatten, gus der augenscheinlihsten Lebensgefahr zu befreien, da glei darauf, nachdem die That vollbracht war, die Bäume vom Strom fortge- rissen wurden. : ;

Dreizehn andere Flößer wurden von ihm und seinen waderen Leuten glücklih von den Trümmern ihrer gebrehlihen Fahrzeuge ge- borgen. As und noch uicht zu berechnen is der Schaden, den Tausende arbeitsamer Menschen durch diese so unerwarteten Ueberschwemmungen erlitten haben, Mitten in den Segen der Aerndte, die eben begin- uen sollte, brah das Verderben hinein. Die Wiesen, auf denen das mühsam dem Regen abgerungene Heu neo in Haufen stand, die Kartoffel- und Getraidefelder, die der Sichel harrten, Gemüse- und Obstgärten voll reifer Früchte, die Hoffuungen des ganzen Jahres warden mit einem Schlage in ein nasses Grab versenkt. Zwar wird in den höher gelegenen Theilen der Niederung, von denen das Stau- wasser sich allmälig zurükzieht, hier und da das Getraide geärndtet, aber es is zweifelhaft, ob die so lange unter Wasser gewesenen Aehren

noch ein gesundes Nahrungsmittel bieten werden, und selbst ob das Stroh noch sür das Vieh brauchbar sein wird. 1 ; : Die Wiesen sind, wo das Wasser weicht, größtentheils mit Schlamm bedeckt, so daß die Erhaltung des nothwendigen Betriebs= Viehs und dessen Durchwintexung die ernstilichsten Besorguisse erregt. Jür den Augenblick is durch die Crössnung der benachbarten For- sen zur unenutgeldlichen Weide, und durch die Bereitwilligkeit vieler Gutsbesißer auf den Höhen, bei welchen ein Theil des Viehes unter= gebracht is, dem Nothstande so viel als möglich abgeholfen. Auch wird wohl der Versuch gemacht werden, auf den vou Wasser frei werdenden Feldern Futterkräuter, welhe noch stpâät im Jahre ge= baut werdeu Fföanen, als nothdürftige Aushülfe zu erzielen. Aber deunod kaun man uux mit Schrecken daran deukeu, daß in Z Mo- nateu ber Winter mit seinem Hochwasser, scinem Eisgange herannaht, und daß bis dahin, um uoch größeres Unheil zu verhüten, die außer den erwähnten Brüchen dur starke Schälungeu, durch Stürme und Regengüsse äußerst beschädigten Deiche hergestellt sein müssen. / Hier ist zunächst die wirksamste Hülfe nothwendig, da die Mittel der Deichpflichtigen mit entkräftetem Angespann bei fortdauerndem Futtermangel dazu nicht ausreichen können. Vertrauungsvoll sehen die bedrängten Einsassen, die brodlos gewordenen Arbeiter - Familien der Hülfe entgegen, welche das milde Herz unseres Königs und die Theilnahme edler Menschen in der Nähe und Ferue ihnen sicherlich gewähren wird.

Ausland.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. Die Augsburger Allg. Ztg. be-

rihtet aus München (20, Aug.): „Die Einweihung der Ludwigs= kirhe ist auf Verhältnisse gestoßen, welche man im Publikum bereits für beseitigt erachtet. Darf man den hierüber cirkulirenden Gerüchten Glauben schenken, so ist man in Betreff der Dotation von dem frü- her beabsichtigten System abgewichen und dieselbe wird in einem der Großartigkeit des Gebäudes und seiner fostbaren Verzierung ange- messenen Maßstabe erfolgen. Die Geseßgebungs-Kommission is in vollster Thätigkeit begriffen, Seit der Mitte dieses Monats folgen die Sihungen in fast ununterbrohener Reihe aufcinander.‘/ Prof. Gruithuisen zu München machte am 21, August Folgendes be- kannt: „Kaum war am 13ten dieses Monats der leßte Son- nenfleck ausgetreten, faum hat die üble Witterung angefan- gen, ih ins Gleichgewicht zu seben, als am 15ten wieder einer der größten Sonnenflecke im Osten der Sonne eintrat und neue Unruhen in unserer Atmosphäre erregte. Stürmisch jagte der Südwestwind alle durh Hipe verslüchtete Feuchtigkeit aus dem mittelländischen Meere zu uns, und die Verdunstung des herabgefallenen Wassers fühlte unsere Luft fortwährend so ab, daß man zu glauben in Ver= suchung kam, Frühling und Herbst gäben einander die Hand, Keine meiner Entdeckungen hat mir noch eine unangenehme Stunde gebracht, diese aber Tage, ja Wochen, Monate,‘ Am 19. August brach Nathts in Grafenau bei Passau Feuer aus, welches so heftig um si griff, daß bis 5 Uhr in der Frühe bereits 22 Häuser, darunter das Rathhaus, ein Raub der Flammen waren,

L Großherzogthum Baden. Das Großherzogl. Staat s- n : egierungsblatt vom 20. Aug., Nr. 21, euthält nachstehende 1a apattareide Tes Abe von Que t Groß- r i e Herzog von Zähringen. Ju Anbetracht der in artsedenen souverainen Y äusern Deutshlanbs für die Mitglieder

Häuser augenommenen Prädikate, haben Wir Uns gnädigst be- Dee dem jeweiligen Cibgroliberzoge das Prâbi “t Gnigl Hauses das viéher elei F E den EaLEAn - is

s FEMANDENE ifat „Großherzogl. it“ dif te in in wollen, daß ihnen sernerhin diese rá-

t werdeu. Gegeben in

Unserem Staats =9

—_

um, den s

1300

von Dusch. Auf Höchsten Befehl Sr. Königl. Hoheit des Großher- zogs: Büchler. Die beiden durchlauchtigsten Prinzen von Baden, welche in Heidelberg studiren, gaben am 17. August in Schweßin- en ein glänzendes, höchst sinnig angeordnetes Fest, zu welchem die Professoren der Universität, mehrere andere Familien der Stadt und Umgegend und die bei den Prinzen vorgestellten Studenten eingeladen waren. Die Großherzogin Stephanie Königl. Hoheit vershönerte die Festlichkeit, indem sie mehrere Stunden an derselben Theil nahm.

Großherzogthum Meélenburg-Schwerin. Nah- dem sowohl der Handels- und Schiffiahrts-Bertrag, der am 1. Mai zwischen Großbritanien und Mecklenburg-Schwerin abgeschlossen wor= den, als auch die an demselben Tage unterzeichnete besondere Ueber= einkunft, wonach die mecklenburg-strelibsche Regierung jenem Vertrage beigetreten ist, ratifizirt und die Ratifications-Urkunden am 10. Aug. zu Doberan ausgewechselt worden sind, is am 24. Aug. die Ver= öffentlihung des erwähnten Vertrags durch das s{weriner Offi- zielle Wochenblatt erfolgt,

Freie Stadt LübeŒ. Die Weser-Zeitung meldet aus Lübeck vom 22. August: „Mit dem gestern Abend spät hier einge= troffenen Dampfschiff „Naslednik“ is der Königl. dänische Kammerherr von Lindholm , Flügel - Adjutant des Prinzen von Hessen, hierselbst eingetroffen, welcher die Leiche des Kindes der Großfürstin Alexandra und des Prinzen Friedrih von Hessen nach Rumpenheim in das dor= tige hessishe Erbbegräbniß begleitet,“

X Deßau, 27. Aug. Heute wurde hier folgende Bekannt- machung in allen Familien vertheilt: i

Das nachstehende, von unserem gnädigsten Herzoge an, uns und die Stadtverordneten huldvoll erlassene, höchsteigenhändige Schreiben:

„Es is meinem Herzen cin wahres Bedürfniß, meinen lieben getreuen Deßauern meine große Erkenntlichkeit für Ihre mir, bei meinem lcidenden Gesundheitszustande, bewiesene Theilnahme mitzutheilen ; sic gereichie mir zur Stärkung und Erleichterung bei der theilweis shmerzhaften Kur, welche unter Gottes gnädigem Beistande nun glücklich überstanden is. /

Durch meinen Bruder Friedrich benachrichtigt, daß die Bürgerschaft cinen festlichen Empfang für mich beabsichtigt , spreche ih hierdurch mcinen innigen Dank dafür aus, und wünsche, daß er unterbleibe, weil mir ja die jeßt von neucm bewiesenen so wohlthuenden Gesinnungen von Anhänglich- feit mciner theuren E “r alididi Genugthuung gewähren,

dari 19, August 1844,

E En Leopold,“

theilen wir den Einwohnern hiesizer Herzoglichen Nesidenz hierdurch mit, Deßau, am 24, August 1844, S Der Stadt-Rath allhier.

Frankre1\ch.

Paris, 21, Aug. Die Regierung hat feine weiteren Nachrich-

ten vom Kriegsschauplaß in Marokko veröffentlicht, weder über die See-, noh über die Land-Opcrationen, Daß von der marokfanischen Küste keine Berichte eingehen, nimmt weniger Wunter, weil sih dort der Opcrationspunkt des Prinzen weiter entfernt; sehr besorgt aber fängt man an wegen des Standes der Dinge an der Landgränze zu werden, da so lange keine Depesche vom Marschall Bugeaud erfolgt ist, Die leßte Nachricht von ihm war die: es werde Alles gut ge= hen, sobald der Sohn des Kaisers angekommen sei, und diese wurde am 2, August publizirt. Privatbriefe aus Oran vom 1 iten bringen uun heute wieder eine Kunde von dort, cs fragt sich indeß, ob fie zuverlässig ist. Danach wäre der Sohn des Kaisers mit 30,000 Mann an der Gränze einge= troffen, und noch 20,000 Mann sollten ihm folgen. Die Unterhandlungen hätten bis dahin fortgedauert, man glaube aber, daß die Marokkaner dabei feinen anderen Zweck hätten, als Zeit zu gewinnen, um noch mehr Truppen zusammenzuziehen; der Marschall soll sich daher zu einem Angriff rüsten. Wäs dié lebten Nachrichten von der Flotte bctrifft, die über Spanten angelangt sind und aus Cadix bis zum 10ten reichen, so sell ein Theil des Geschwaders nah Larrache und Mogador abgesegelt scin. Herr Drummond-Hay war an Bord des „Vesuvius““ zu Gibraltar eingetrofen. An der Börse war das Ge= rüht in Umlauf, der Hafen Larrache sei schon von französischen Trup=- pen bescht worden, und in Toulon glaubte man auch, daß Prinz Joinville sich niht auf ein Bombardement der Festungswerke von Mogador beschränken, sondern dort lauden und den Plaß in Besiß nehmen werde.

Das Journal des Débats bringt abermals einen berußigen= den Artikel über die gegenwärtige Lage der Dinge, namentlich der Beziehungen zwishen dem französishen und dem englischen Kabinet. Das ministerielle Blatt nimmt unter Auderem als gewiß an, daß das Bombardement von Tanger keinerlei Störung in den freundschaftlichen Verhältnissen zwischen Frankreih und England zur Folge haben werde : „Ohne Zweifel“, sagt dasselbe, „hat dieses Ereigniß sehr große Sensation in England gemacht. Es konnte dics nicht anders sein. Man fann si nicht darüber wundern, daß die Engländer, die Her= ren von Gibraltar, die Herren von Indien, nah welchen Acgypten den direktesten Communicationsweg bildet, Alles mit Eifersucht sehen, was einen Einfluß, der dem ihrigen überlegen wäre, an der Einfahrt des Mittel= ländischen Meeres begründen dürfte, Die permanente und seit langer Zeit unwiderruflihe Occupation Algeriens war schon für sie eine Ursache zu großer Besorgniß. Doch auch in England wird sie nunmehr als eine voll= endete Thatsache betrachtet; England hat, wenn man so sagen darf, endlih die Trauer um Algerien abgelegt. Alle seine Besorgnisse wenden sih jeßt auf Tunis und Marokko und sind durch das Bom= bardement von Tanger verdoppelt worden. Aber auch bei diesem Anlasse wieder is die französishe Regierung so offenbar in ihrem Rechte, daß man keine Anschuldigung gegen sie zu erheben findet, Die englische Presse kann zwar ihre Besorgnisse niht ganz verheh= len, erkennt aber an, daß die französische Regierung nur gerechte Repressalien übt, daß die sinnlose Hartnäigkeit des Kaisers von Marokko die Züchtigung, welche ihm zu Theil wird, volllommen gerechtfertigt hat, und daß Frankreih und Marokko zwei un= abhängige Staaten sind, welche sich, wenn es ihnen passend scheint, bekriegen fönnen, ohne daß England in irgend einer Weise das Recht hätte, sich cinzumishen. Die französische Regierung be=- thätigte ihre Geduld bis aufs Aeußerste; sie schritt, und sie kann es sagen, ohne sich einem Vorwurfe der Shwäche auszusetzen, sie schritt nur gegen ihren Willen zum Krieg. Sie suchte ihn nicht; sie hegte niemals und kann vernünftiger Weise nicht irgend eine Absicht auf Eroberung oder permanente Occupation des Gebiets von Marokko hegen. Sie erklärte öffentlich und zu wiederholten Malen auf der Tribüne beider Kammern, daß sie niht den Plan habe, auh nur um einen Zoll Landes die bereits genug ausgedehnten Besibungen Frank= reichs auf dem Kontinent von Afrika zu vermehren. Wenn also die englishe Presse hochtrabende Worte in Schlachtlinie aufführt, um zu erklären, England könne nicht darein willigen, daß Marokko, wie es mit Algerien gegangen, eine französische Besibung werde, so können wir uns nicht der Bemerkung enthalten, daß sie eine ganz unzeitige Entschlossenheit und einen ganz zwecklosen Luxus von Muth entfaltet, Das ministe- rielle Blatt erkennt es übrigens mit Befriedigung an, daß die englische Presse im Allgemeinen so viel Mäßigung gezeigt habe, als man ver- nünstigerweise von ihr bei Umständen habe erwarten köunen, die so

sehr geeiguet seien, sie zu beunruhigen, Nicht minder befriedigt äußert es si Über die größere Unparteilichkeit, mit welcher die englische

Presse die otaheitishe Frage nacgerade zu beurtbeilen anfange, indem es sagt: „Der Standard, welhen wir gerade nicht als das Or- gan der englischen Regierung bezeichnen wollen, der aber das einfluß= reihste Organ der Majorität is, sagt jebt, daß die otaheitishe An- gelegenheit auf dem befriedigendsten Wege zur Erzielung einer Aus- gleihung ist, und daß die Thatsachen, welhe von Tag zu Tag immer mehr enthüllt werden, nur geeignet sind, die Lösung zu erleichtern.“

Um die Verordnung zu rechtfertigen, wonach bei der Wahl von Examinatoren in der polytechnischen Schule drei Kandidaten statt eines einzigen von der Afademie präsentirt werden sollten, führt das Jour = nal des Débats an, daß die frühere Präsentationsart feinesweges cin altes Recht der Akademie gewesen, sondern daß dieselbe vor 1830 überhaupt gar keinen Kandidaten für Ernennungen an der polyteh- nischen Schule vorzuschlagen gehabt, weder unter der Restauration, noch unter dem Kaiserreich oder Konsulat; erst eine Ver- ordnung von 1830 habe die Präsentation eingeführt und eine Verordnung von 1844 habe sie daher auch modifiziren können, Eben so macht das ministerielle Blatt bemerklich, daß weder ein Ge- seß noch eine Verordnung vorhanden sei, wodurch das Amt eines Examinators mit dem eines Studien - Direktors für unvereinbar er- flärt würde, eine Verordnung von 1816 erklärt nur, daß kein Pro- fessor oder Repetitor zugleich Examinator sein könne, aber dessenun= geachtet habe vrovisorilth mehrere Male eine Vereinigung dieser Functionen stattgefunden, ohne daß die Akademie darum befragt wor= den wäre. :

Man macht hier die Bemerkung, daß die englische Presse mit ciner gewissen Vorsicht und Zurückhaltung an die Fragen zu gehen scheine, welche dur die Abdankung Mehmed Ali?’s erhoben würden. „Welches auch der Grund dieser Behutsamkeit sein mag“, sagt der Constitutionnel, „so scheint man jedenfalls zu wollen, daß Eng=- land sich bereit halte. Als die Nachricht von dem ägyptischen Er-= eigniß zu Beirut angelangt sein wird, muß die türkische Flotte sich noch dort befunden haben, Schwerlih wird sie unter diesen Umstän- den daran gedacht haben, nah Tunis zu segeln, hätte dies auch in ihren Justructionen gelegen, Der Contre-Admiral Parseval wird also vermuthlich eine unnüße Kreuzfahrt nah Tunis machen, doch könnte er wohl den Befchl erhalten, bis Alexandrien zu gehen. Die tür= fische Flotte besteht aus einem Linienschiff von 126 Kanonen, drei von 100, drei von 74, einer Fregatte von 60, zwei von 44 und einer Brigg von 20, zusammen also 7 Linienschiffe, 3 Fregatten und 1 Brigg mit §16 Kanonen, wozu noch ein ohne Zweifel bewassnetes Damps= boot kömmt. Admiral Parseval hat unter seinen Befehlen 5 Linien- schiffe mit 450 Kanonen, nämlich den „Ocean“ von 120, , Nep-= tun‘“’ und Jupiter“ von 86, „Marengo und „„Alger ‘“’ von 80, Allerdings sind unsere Kriegsschisse den türkishen in Ein- rihtung und Bildung der Mannschaft weit überlegen, doch würde man \ich irren, wenn man glaubte, die türkische Flotte hätte in den leßten Jahren in Material und Personal feine Fortschritte gemacht ; europlishe Seeleute und Artillerie - Offi= ziere sind ihr dabei zur Hand gegangen, und wenn es zu einem Konflikt käme, würde man niht mehr die türkische Flotte von Navarin finden, Mit der Nachricht von der Abdankung Meh- med Ali's trifft eine andere von einer gegen Frankreichs Juteresse zielenden ministeriellen Bewegung in Konstantinopel zusammen, welche die Lage der Dinge nach jener Seite hin noch mehr verwickeln könnte.

Don Carlos und seine Familie haben sich am 1/7ten d. unter Bedeckung von Bourges in die Bäder von Neris begeben. Va während ihrer Abwesenheit von Bourges das Hotel, welches sie dort bewohnen , ganz restaurirt werden soll, so ließt man auf eine län=- gere Fortdauer ver Haft dieser fürstlihen Personen.

A Paris, 21. Aug. Glaubwürdigen Angaben nach is es den Kabinetten der Tuilerieen und von St. James gelungen, si über die neueste otaheitishe Frage zu verständigen. Die gestern eingetretene Verbesserung der Börsencourse und ein Artikel des heutigea Globe fommen jener Versicherung zu Hülfe. Das genannte Blatt, welches hon in vielen ähnlihen Fällen die Aufgabe hatte, die öffentliche Mei- nung auf die bereits erfolgte Entscheidung vorzubereiten, spricht heute mit einem wohlbekannten Accente von der Nothwendigkeit, die obwal= tenden Differenzen durch gegenseitiges Nachgeben auszugleihen. So wäre denn der s{wierigste Punkt beseitigt, welcher seit 1840 das eu- ropäische Einverständniß zu stören gedroht hat, auch is aller Grund vorhanden, zu hoffen, daß die Besorgnisse, welche die Eröffnung der Feindseligkeiten Frankreih® gegen Maroffo erregte, verschwinden werde. Wir wollen bei dieser Gelegenheit daran erinnern, daß die Franzosen vor vier Jahren die Welt in Flammen zu seßen drohten, weil eine fremde Flotte wider ihren Willen Acre beschoß. Jett haben die Fran-

L Pi Oger L E Kot 2 Ar igt Gitter ans

D E L pra

zosen, ganz gewiß eben so entschieden gegen den Wunsch und das * Interesse anderer Nationen, Tanger bombardirt, und es fällt keinem 5 europäishen Kabinete uud keinem europäischen Volke ein, auf dies Ver-

fahren durch Kriegsgeschrei zu antworten.

Die französijhe Flotte hat vor Tanger stärker gelitten, als }

man erwartet, und dieser Umstand erzeugte wohl das Gerücht, daß die marokkanischen Batterieen von fremden Artilleristen be- dient gewesen seien. Bis jeßt weiß man indessen keine einzige Thatsache zur Unterstüßung dieser Behauptung anzugeben. Das Admiralschif, der „Suffren““, is am schlimmsten zugerichtet und wohl hauptsächlich deshalb auf der Rhede von Tanger zurückgelassen wor= den, während der Rest des Geschwaders unter Segel ging, um die Feindseligkeiten gegen die übrigen marokfgnishen Häfen fortzuseben. Der „Suffren““, welher 90 Kanonen führt, is eines der \{hönsten Shhisse der französishen Marine, und man rühmt besonders seine Geschwindigkeit. Diese Cigenschast hatte den Prinzen von Joinville bestimmt, ihn dem „Jemappes“, einem Linienschiffe von 100 Kanonen, vorzuziehen, Lebterer wird von dem Capitain Montagnes de la Roque fommandirt und hat zwei Jugenieur - Compagnieen an Bord, deren Dienste für den übrigens unwahrscheinlichen Fall einer Landung und Be=- lagerung vorbchalten sind, Das dritte Linienschiff ist der vom Capitain Bellanger befehligte „Triton“, welcher, außer seinen 80 Kanonen, eine halbe Batterie Mörser à la Paixhans an Bord hat. Neben den genannten Linienschiffen hat der französische Admiral die folgenden fleineren Fahrzeuge unter seinem Befehle: 1) die Fregatte „Belle= Poule“, dur iüira Fahrt nah St, Helena bekanut, die nächst dem „Suffren“ am meisten gelitten hat, 2) den „Gassendi“, Dampffor= vette von 220 Pferdekraft, mit 6 Kanonen, 3) den „Pluton‘, Kor= vette von gleicher Dampfkraft und mit gleicher Zahl von Geschüßen, 4) den „Asmodée“‘, Dampffregatte, mit englischer Maschine, von 450 Pferdekraft, mit 20 Kanonen, 5) den „Rubis“, Dampfboot von 160 Pferdekrast und 6 Kanonen, und 6) das Avisoschiff „Pandour“/ mit 10 Kanonen. Außerdem hat der Prinz von Joinville eine Anzahl von anderen Dampfbüöten zum Depeschen- und Spitaldienst, Die ganze französische Flotte an der marokkanischen Küste hat 378 Kano- uen an Bord, und, die Artillerie- und Geniesoldaten abgerechnet, eine Mannschast von 1200 Mann.

Das Bombardement von Tanger hat zwar nah den heutigen Nachrichten aus Gibraltar und Cadix, die bis zum 9ten und 10ten gehen, die Festungswerke dieser Stadt völlig zu Grunde gerichtet, den Häusern derselben aber nur einen geringen Schaden zugefügt, der noch dazu vorzugsweise auf die Wohnungen der europäischen Konsuln gefallen ist.

= Paris, 21. Aug. Es sind Befehle gegeben worden zur Absendung von Kugeln, Bomben, Haubit - Granaten, congrevischen und anderen Raketen, die Prinz Joinville von den Ministern des Krieges und der Marine verlangt hat, Auch spricht man“ von der Absendung einer Flotille kleiner Schiffe zu 6, 8 und 10 Kanonen: Goeletten, Schaluppen, Trinkaduren und anderen leichten Fahrzeugen derselben Art, die sih bis auf wenige Klafter den Mauern der ver- schiedenen maroffanishen Hafenpläße nähern könnten, während die \hweren Schiffe darauf beschränkt sind, ihre Geschosse aus der Ferne zu s{chleudern. Der Zustand der Arsenale von Frankreich ist jeßt o, daß der Wunsch des Prinzen \{leunigst erfüllt werden fann.

Gestern Abend wurde in mehreren sonst gut unterrichteten Krei- sen von einem Zuge des Marschalls Bugeaud gegen Fez und Me-= quinez gesprochen, in wel leßterer Stadt die Schähe des Kaisers, worunter allein 55 Millionen Fr. in Baarem, nicht gerehnet die sonstigen Kostbarkeiten, unter der Obhut der Negergarde sih befinden sollen. Fez bildet zwei Städte, die neue, Face el Dschedid , die auf dem Abhange eincs Hügels erbaut is, und die alte, Face el Bali, die sih auf der Hochebene desselben Hügels ausdehnt. Die leßtere wird im Nordwesten von hohen Bergen beherrscht, denen mit jähem Falle ein Fluß entströmt, der die Altstadt durchschneidet und nicht allein die Einwohner reihlich mit Wasser versieht, sondern auch eine große Anzahl von Mühlen in Bewegung seßt, von denen eine nah europäischer Art erbaut ist. Der innere Anblick der Stadt, Bau und Verthei= lung der Häuser sind gerade wie zu Algier und Tanger. Scott schäßt die Be= völkerung von Fez auf 300,000 Seelen, was offenbar eine ungeheure Ueber= treibung is. Ali Bey schlägt sie auf etwa 100,000 an und berihtete nah den Aussagen der Landesbewohner, vor der Pest von 1793 habe sie 200,000 Seelen betragen. Fez is mit einem weiten Gürtel von Mauern umgeben, die am Aufange dieses Jahrhunderts, wenn auch in sehr shlechtem Zustande, noch standen. Junerhalb derselben be- finden si auch die Neustadt und mehrere große Gärten. Auf zweien der östlih und westlih liegenden Anhöhen erblickt man zwei schr alte Forts, die aus einer einfahen Mauer - Verkleidung bestehen, deren Courtine etwa 20 Metres hoch is. Minengänge sollen von diesen Forts nach der Stadt führen. Kanonen werden in die Forts nur bei Anlaß von Aufruhr gebracht. Fez scheint nicht im Stande, eine Belagerung aus- zuhalten, um so weniger, als seine Bevölkerung eifrig der Jndustrie und dem Handel ergeben ist und daher, weit entfernt, kriegslustig zu sein, vielmehr nur daran denkt, was sie besißt, zu erhalten. Die Bewohner der Gebirge, welche dort unter dem Vorwande, die Stadt zu vertheidigen, einrücken wollten, würden so wenig Einlaß finden wie zu Tanger.

Die Bewegung der Geschäfte an der Börse war heute ziemlich stockeud, indeß erholten sich die Course allmälig wieder, obgleich sie am Schluß noch immer niedriger blieben, als die gestrigen, beim 3proc. Anlehen, das mit 80.20 s{loß, um 20 Cent., bei der 5proc. Rente, die zuleht zu 120. 10 au complant und 120,5 auf Lieferung Ende Monats gefragt war, um 10 Cent, Die Eisenbahnen hielten sich besser, und einzelne, gerade die s{lechteren, wie Straßburg-Basel und Versailles (l. U), hoben sich sogar etwas. Ju auswärtigen Fonds wurden wenig Geschäste gemacht, i

Großbritanien und Irland.

London, 21. Aug. Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen übernachtete vorgestern, am Montage, auf dem Landsiße des Herzogs von Wellington in Strathfieldsage, woselbst sich am Abende desselben Tages der Graf und die Gräfin von Westmoreland, Lord und Lady Wellesley und eine zahlreihe Gesellschaft zu einem glän- zenden Bankett versammelt hatten. Am Dienstage früh reiste Se. Königl, Hoheit in Begleitung seines Gefolges, des Herzogs von Wellington und des Grafen und der Gräfin von Westmoreland auf der Great Western Bahn, die sie bei der 9 Miles von Strathfieldsaye entlegenen Station Reading erreichten, nach Oxford, woselbst der Zug um 1 Uhr Mittags anlangte. Die bereitstehende Equipage des Her- zogs von Wellington nahm den hohen Gast auf, und führte ihn nach der Wohnung des Vice - Kanzlers der Universität, des Dr. Wynter, Präsidenten des St. Johns College, Nach- dem die Gesellschaft hier einige Erfrishungen eingenommen, begab man si zu der in den Schulgebäuden zu Ehren Sr. Königl. Hoheit veranstalteten Universitäts - Feierlichkeit, wozu Tages zuvor sämmtliche anwesende Universitäts= Mitglieder eingeladen waren. Es erschienen zur bezeihneten Stunde ungefähr 200 Mitglieder der ver- schiedenen Kollegien, um den Prinzen zu empfangen. Die hohen Herrschaften als Würdenträger der Universität mit ihren Amts - Or= naten bekleidet, der Herzog von Wellington als Kanzler der Univer= sität mit dem Kanzlerkleide, Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preu= ßen als Doktor der Rechtsgelahrtheit, welche Würde derselbe bei sei- ner Anwesenheit in England im Jahre 1814 erlangte, mit dem Scharlach - Mantel und der s{hwarzen Sammetmüße, der Graf von Westmoreland mit gleichem Ornate, -— wurden von den Vorstehern der verschiedenen Kollegien, dem Pr. Williams, dem ehrw. Herrn Sneyd, Dr. Budland, Dr. Jelf, Dr. Symons 2c. an dem Eingange empfangen, worauf beim Eintritt in das große Viereck der Herzog von Wellington vor den Prinzen trat und folgende Anrede an den- selben hielt :

„Möge Ew. Königl. Hoheit geruhen, uns, Kanzler, Magister und Schüler der Universität Oxford, zu gestalten, die Freude auszudrücken , mit welcher wir die Ankunft Ew. Königl. Hohcit in diesem Siye der Religion und Gelehrsamkeit begrüßen. Der Besuch Ew. Königl, Hoheit in Be- gleitung Ihres erhabenen Vaters unmittelbar nach der Wiederherstellung des Fricdens von Europa ist nicht vergessen worden, und wir heißen Ew. Königl. Hoheit bei der gegenwärtigen Gelegenheit mit noch größerem Stolze und Vergnügen willkommen, weil wir hon die Ehre gehabt haben, den Namen Ew. Königl. Hoheit in die Negister der Universität einzutragen. Die gegenseitige Ach- tung und das gegenseitige Wohlwollen, welche lange in glücklicher Weise zwischen Preußen und Großbritanien bestanden haben, sind durch den neulichen Be- such des derzeit regierenden Monarchen bei unserer geliebten Königin er- neueri und verstärkt worden.

Königlichen Hoheit unter uns als cin neues Zeichen der Fortdauer solcher fi Gesinnungen zu betrachten, so wie als einen Beweis für das Jnteresse, F

welches Ew. Königl. Hoheit an der Förderung der Literatur und Wissenschaft nehmen, Gegeben in unserem Hause der Convocation unter dem gemei- nen Siegel am 19, August des Jahres des Herrn 1844, ‘“

Der Herzog las diese Adresse mit lauter Stimme und mit be sonderer Betonung der Worte vom Frieden Europa?s, worauf er die- selbe Herrn Bunsen überreihte, der sie für den Prinzen annahm. Se, Königl. Hoheit antwortete hierauf in englischer Sprache Folgendes :

„Mylord Herzog und meine Herren!

Jch danke Jhnen für die freundliche Aufnahme, die Sie mir bercitet haben, und für das herzliche Willkommen, das mich an diesem ehrwürdigen Orte begrüßt hat. Jch habe nicht jenen feierlichen Tag vergessen, an wel- chem ich während des Besuchs in diesem Lande mit mcinem Vater, dem hochseligen Könige, die Ehre hatte, in Gemeinschaft mit ihm meinen Namen in Jhre Negister eingeschricben zu sehen, Jch bin voll Dankes dafür, daß der Friede Europa's, desscn glückliche Wiederherstellung mih in meiner frühen Jugend in dies Land führte, dreißig Jahre lang bewahrt, und daß die gegenseitige Achtung und Freundschaft zwischen den beiden Ländern ohne Unterbrechung aufrecht erhalten und verstärkt worden ist. Jch bin überzeugt, daß der König, mein Bruder, mit der größten Genug- thuung die Fortdauer der Gesinnungen erfahreu wird, die er so durchaus zu würdigen weiß, und die er so warm erwiedert, Jch wünsche Jhnen Glü zu dem blühenden Zustande dieses alten Siyes der Religion und

Und wir freuen uns, die Gegenwart Ew, E:

1301 Gelehrsamkeit und bete für dessen fortdauernde Wohlfahrt und seinen Ruhm, Und ganz besonders vereinige ih meine lebhaften Hoffnungen mit denen die- ser Universität, daß derselben noch lange der Held vorstehen möge, welcher nah Erlangung dcr höchsten militairischen Chren und des höchsten Kriegs- ruhms beides in den Zeiten des Friedens noch zu vergrößern gewußt hat.“

Se. Königl. Hoheit sprach, wie die Blätter sagen, mit sehr kor- rekter Betonung und machte auf die Versammlung einen überaus 20 digen Eindruck, der sich unter lautloser Stille auf allen Gesichtern aussprah. Nach diesen Empfangs - Feierlichkeiten besuhte der Prinz die verschiedenen Denkwürdigkeiten und Justitute der Universität, die Bibliothek, das geologishe Museum, wo Dr. Buckland der Führer war und lange mit dem hohen Gaste verweilte, die vershicdenen Kol- legien 2c., und begab sich alsdann nah der Halle des St, John-Col- lege, wo ein glänzendes Dejeuner stattfand. Um 5 Uhr zog si die Gesellschaft zurück und Se. Königl. Hoheit begab sich mit seinem Ge- folge und seinen Begleitern nah Nuneham zum Erzbischof von York, wo man dinirte.

Direkten Nachrichten aus Tanger zufolge, welhe die Times mittheilt, hätten die Franzosen bei dem Bombardement dieses Orts nur ein marokkauishes Geschüß in der Haupt-Batterie demontirt, und

pr

die Marokkaner den Verlust von nur 6 oder 7 Todten zu beklagen,

Spanicn.

XX Paris, 21. Aug. Die Gesandten von Frankrei, Eng-= land und Belgien sind an Bord des französischen Dampfstchisses „La- voisier““ der Königin Isabella nah Taragona gefolgt, von wo der Hof am 13ten Abends zu Wagen nah Valencia aufgebrochen is, Von der lebtgenannten Stadt aus wird Graf Bresson der Königin nah Madrid vorauseilen, und der englische Gesandte sih, wie es heißt, nah Cadix und Gibraltar begeben.

Die in Vitoria abgehaltene Versammlung der Gencral-Junta Svon Alava is am 15ten geschlossen worden. Jhre Verhandlungen wurden mit vieler Ruhe und Würde geführt, aber die Beschlußnahmen zeugen von dem energischen Willen, die Wiederherstellung der fueristishen | Verfassung durhzuseßen. Der Marquis von Alameda lehnt zum all- T gemeinen Bedauern eine neue Ernennung zum General =Deputirten “von Alava ab, dessen Amt er hon mchrmals mit Kraft und Ge- *wandtheit führte, und es is an seiner Statt Herr Urquijo de Jrabien gewählt, Die General=Junta hat ihre vollkommene Zufriedenheit “mit den Leistungen der Deputation ausgesprochen, welche zur Ver= tretung der Sache der Provinz nah Madrid geschict ist, und sie hat “die Vollmachten dieser Deputation verlängert. Man is in Vitoria fortwährend mit den Vorbereitungen zu den Festen beschäftigt, die in den lezten Tagen dieses Monats stattfinden sollen, und unter denen ein großes Stiergefeht die Hauptrolle spielt, Man erwartet viele Tausende vou schaulustigen Fremden, nicht allein aus den spanischen Nordprovinzen, sondern au aus den benachbarten französischen De- partements,

Portugal.

London, 21. Aug. Die heute eingegangenen Korrespondenz- Berichte aus Lissabon vom 14ten d, M. sprechen von einer bedeu- tenden Gährung unter den Beamten des Königreichs, welche ein Dekret über die Verseßungen derselben hervorgerufen haben soll, Man erkennt darin cinen neuen Beweis der Allmacht des Herrn Costa Cabral und des Strebens der Regierung nach absoluter Gewalt. Das bezeichnete Dekret, vom 1. August datirt und im Diario vom 9ten veröffentlicht, verfügt nämlich in der Hauptsache, daß alle Rich= ter zweiter Justanz, unter Genehmigung des Staatsrathes, von dem Justiz-Minister ohne Weiteres von einem Theile des Königreichs nach dem anderen, die Azoren und Madeira mit eingeschlossen, verseßt wer= den dürfen, daß auch die Richter erster Jnstanz dieser Versügung un-= terworfen sein sollen, sofern sie bereits drei Jahre bei einem Tribu- nale dieser Justanz fungirt hätten. Es wird ferner verordnet, daß auch die Professoren der Universität, ebenfalls unter bloßer Geneh= migung des Staatsrathes, von der Regierung ohne weitere Untersu= chung ihrer Stellen entseßt, endlih auch, daß alle Offiziere der Armee und der Flotte, wie der Munizipal - Garde von Lissabon und Porto, sobald der öffentlihe Dienst nah der Ansicht der Regierung cs verlangt, ohne Weiteres außer Aftivität, unter Beziehung des halben Soldes, verseßt werden dürfen. Ein Dekret vom 6. August, welches die Munizipal-Garden der Bezirke von Errera, Castello Branco, Beja, Coimbra, Santarem, Portalegre und Villa Real aufgehoben hat, wird als ein vorbereitender Schritt zu dem neuen Geseß vom 13ten betrahtet, gegen welches die Gemüther des Volkes als gegen eine Verleßung der Charte eingenommen werden. Der Visconde Sa da Bandeira, Mitglied der Pairs - Kammer und der Königin persönlich befreundet, hat einen förmlichen Protest gegen das Vekret an die Regierung gerichtet, und es werden ähnliche Proteste von den Justiz- Beamten des Königreichs in öffentlichen Versammlungen vorbereitet. Man geht so weit, zu erklären, daß die Beamten entschlossen seien, sich nur durch physische Gewalt ihrer richterlichen Functionen ent= heben zu lassen. Auch der Herzog von Palmella, der, wie man er- zählt, sich mit seiner ganzen Familie nach Belgien übersiedeln will, soll gegen die Politik der Regierung energisch remonstrirt und das betreffende Dekret geradezu als einen Akt der Diktatur bezeichnet haben. Er begab sich am 12ten nah Cintra zur Königin und hatte eine lange Audienz, über deren Jnhalt indeß nichts verlautet, doch scheint dieselbe zur Folge gehabt zu haben, daß die Minister am 13ten Morgens und Abends in Lissabon sih zum Kabinets -Rathe versammelten.

Ein anderes Dekret der Regierung ohne Zustimmung der Cortes gleichfalls erlassen, verbietet aus Rücksichten der Sparsamkeit die Be=- ziehung von Gehältern für verschiedene Aemter in einer Person. Die jährliche Ersparniß wird auf 22,000 Pfd. geschäßt.

Aegppten.

i, Alexandrien, 6. Aug. (Oest. B.) Der Vice - König hat seinen Entschluß, cine Pilgerfahrt nah Mekka zu’ unternehmen, auf- Als er in Kahira ankam, ließ er sich einen türkischen Arzt zur Begleitung vorschlagen, weil Christen die heiligen Orte nicht be=- reten dürfen, und traf alle Anstalten zur Reise, Da jedoch der Ge- undheits - Zustand des Pascha's nicht fest genug ist, so haben ihm Sdie europäischen Aerzte davon abgerathen, " Nun melden die neuesten Briefe aus Kahira, daß der Vice-König jenen Plan defini- tiv aufgegeben habe und die Verwaltung der ihm an- Wertrauten Provinzen definitiv behalten wolle. Er hat n der That die Mitglieder des geheimen Conseils, so wie Jbrahim ascha, nah Kahira berufen. Man giebt sih daher der Hoffnung in, daß der seit der Abreise des Vice-Königs völlig gelähmte Han- del bald seine frühere Lebendigkeit wieder gewinnen werde. ¿Gestern Abend erschienen am Eingange des hiesigen Hafens die alta Fregatte „Tyne“ und eine Korvette, parlamentirten mit dem

gegeben.

n alten Hafen stationirten englischen Dampfboote „Geyser““ und ent- ernten sich wieder in der Richtung nach der syrishen Küste, woher sie N og

i er Nil steigt regelmäßigz am 3. August hatte das Wasser schon eine Höhe von 11 Ellen und  Zoll.

——._—_——

e

Die Gewerbe - Ausstellung der deutshen Bundes- und Zollvereins - Staaten.

Die gegenwärtig in Berlin eröffnete Gewerbe-Ausstellung*) unter- scheidet sich dur eine doppelte Bedeutung von ihren Vorgäng I. Sie ist zuerst ein gemeinsames Werk der deutschen Bundes- und Zollvereins - Staaten: die zahlreihen Gebiete und Länder, in welche unser gemeinsames großes Vaterland im Fortgange der Jahrhunderte sih gegliedert hat, sie wirken alle dabei mit: von den Alpen bis zur Nordsee, von den Ardennen bis jenseits des Niemen haben fih ge=- meinsinuige Männer vereinigt, um in einem großartigen Gemälde die Erzeugnisse industrieller Wirksamkeit dem Vaterlande vor Augen zu legen. So manches treue deutsche Gemüth empfindet die tiefste Sehnsucht nah einem gemeinsamen Wirken, nah Zeichen der Liebe und des Einverständnisses unter den politisch gesonderten Stämmen, und sucht sie in ferner Zukunft. Hier bietet sich plöblih ein folher Vereinigungêpunkt dar, der, Allen zum Nußen und zur Freude, nihts vernichtet, nihts verleßt, der, selbst ein beredter Zeuge des deutschen Fleißes und der deutschen Kraft, wiederum alle Anstrengung in An- spruch nimmt, um das Ganze zu durchdringen und nußbar zu ma(hen, der eine vielversprehende Aussicht in die Zukunft eröffnet. Wenn Bayern die erste Anregung zu periodisch wiederkehrenden Ausstellun= gen des deutschen Zollvereins gab, wenn der hessische Gewerbe-Verein den ersten Versu einer Ausstellung für die Gewerbs - Erzeugnisse deutsher Bundesstaaten in Mainz machte, so war es Preußens hoh- herziger König, der alle den Königen und Fürsten Deutschlands wie ein Bruder den Brüdern die Hand reichend, zur Eröffnung jener Reihenfolge den Gewerbefleiß des ganzen Vaterlandes jeßt zum erstenmale in seine Residenz einlud. Und das vaterländische Gefühl, welches uns seit Jahrtausenden verbindet, is nicht erstorbenz daß es in unseren Tagen wieder lebendiger und durchdringender geworden, hat sich schon bei dieser ersten von Staats wegen eröffneten gemeinsamen Ausstel= lung gezeigt. Aus den verschiedenen Gebieten des preußischen Staats fanden sich 1866, aus den süddeutschen Vereinsstaaten 317, aus den sächsishen und thüringishen Staaten 252, aus den hessischen und rheinishen Staaten 169, aus Oesterreich 65, aus den norddeutschen Staaten 156, zusammen 2825 Aussteller zu diesem Feste ein, denen in den leßten Tagen noch einige zugetreten sind.

Die andere hervorstehende Bedeutung, worauf wir vorerst die Aufmerksamkeit des Lesers leiten möchten, is die Mannichfaltigkeit der hier vereinigten Jndustrie-Erzeugnisse. Der Gedanke ist dabei leitend gewesen, alle wichtigeren Zweige der Volkswirthschaft, vor. Allem freilih die verarbeitenden und verfeinernden, bis an die Gränzen der \{önen Kunst streifenden Gewerbe, sodann aber auch die Rohstoffe, aus denen fie ihre Werke shas}en, und diese Stoff - Erzeugung selbst ín Proben vor Augen zu legen, Landbau und Viehzucht, Bergbau und Hüttenwesen, Fabriken, Gewerbe und Bau-Anstalten, Künste und Er= findungen aller Art haben ihre Leistungen vereinigt. Die mannich- faltigen Arbeiten für die materiellen Bedürfnisse des Volkes bilden ein zusammenhängendes Ganze, und es wäre von großem Werthe, eine gleichmäßige Kenntniß von den Leistungen derselben durch An= schauuag ihrer Leistungen zu crlangen. Manche wichtige Zweige der= selben entziehen \sich indessen theils wegen der Schwierigkeiten des Transports, theils wegen Mangels an Haltbarkeit einer solchen Schau- stellung. Es wird deshalb unerreichbar bleiben, in einer Jndustrie= Ausstellung die sämmtlichen Zweige der Gewerbthätigkeit in einer ihrer Wichtigkeit entsprechenden Stufenfolge durch Proben darzustellen. Es kommt noch hinzu, daß in manchen Fällen eine solche Darlegung nur mit großen Kosten oder selbst dauernden Verlusten der Aussteller zu bewirken sein würde, Diese verschiedenen Gewerbzweige sind aber bei der jeßigen Ausstellung auch wegen der sehr verschiedenen Neigung und Gelegenheit zur Einsendung angemessener Probestücke sehr ungleich vertreten ein Mangel, der jich auch auf den nachstehenden, die ein=- zelnen Zweige der Ausstellungs-Gegenstände beleuhtenden, von Sach- verständigen dieser Zweige ausgegangenen Bericht übertragen mußte. Dieser Bericht ist nur von deu ersten Eiudrücken der ebe beginnen- den Ausstellung ausgegangen; er will umsoweniger abweichenden An- sihten der Beschauer vorgreifen, da bei der am Schluß der Aus= stellung bevorstehenden amtlichen Berichterstattung eiue vollständige Nachweisung sämmtlicher Ausstellungs-Gegenstände gegeben wird.

I. Fabrication aus Steinpappe und Papiermasse.

Auf den in Frankrei seit längerer Zeit geführten Streit, ob die Fabrication von Skulpturen und architektonischen Verzierungen in Steinpappe eine alte oder neuere Erfindung sei, wollen wir hier nicht zurückkommen. Seit der Restauration des Louvre in Paris und der Kronpaläste in Frankreich hat es sih indessen entschieden herausge= stellt, daß die daselbst, namentlich im Saal der Garden zu Fontaine=- bleau und in den Kammern Heinrichs IU., im Louvre angebrachten Ornamente nicht eigentlih aus der jeßt angewandten Composition der Steinpappenmasse, sondern vielmehr aus papier maché bestehen. Seit langer Zeit aber hatten die Künstler dies zu weihe Material als unzureichend erkannt, um feine Konturen und ausgeführte ari tektonische Ornamente scharf und sauber wiederzugeben. Da gelang es nah vielen Versuchen, vor etwa 65 Jahren, Mezières, die jebige Steinpappmasse zu ersinden, deren ‘feste und zugleich fügsamere Natur es möglih machte, alle Effekte der wirklichen Skulptur zu erreichen so daß diese Masse vollkommen wäre, ließe sie sich noch undurdring- licher gegen die Feuchtigkeit herstellen, ohne an Gewiht und Härte zuzunehmen. Jndeß troß dieser, gewiß mit der Zeit noch zu beseiti= genden Unvollkommenheit erfüllt sie hon jeßt ein großes Bedürfniß unserer Zeit, in der man es liebt, ohne bedeutenden Geldaufwand zu glänzen, und macht den Luxus der Skulptur und Architektur auch der Mittelklasse zugänglich. Die entschiedenste Nüßlichkeit dieser Fabri= cation bewährt sich aber vorzüglih bei der inneren Decoration von Sälen und Zimmern, bei der sie die vielseitigste Anwendung finde. So konnte es denn nicht fehlen, daß in kurzer Zeit in Paris eine große Anzahl Steinpapp - Fabriken entstand unter denen sih die von Vallet und Huber, Romagnesi, Tirrart Ber= nard, Cruchet, Hallé, Lombard, Jouin und Guillaume besonders aus zeichnen und dur silberne und bronzene Medaillen belohnt und auf= gemuntert wurden. Jn Deutschland steht in der Steinpapp - Fabri- cation Berlin an der Spiße, woselbst \sich bereits fünf Fabriken be= finden. Die Leistungen mehrerer derselben auf der gegenwärtigen Gewerbe- Ausstellung gereihen der vaterländischen Jndustrie zur Ehre. Es fehlen darunter weder die s{wierigsten, größten Skulpturen, Sta= tuen und Luxus - Gegenstände, noch die reichsten und mannigfachsten architektonishen Verzierungen, Ornamente und Statuetten, alle gleich sauber und scharf und mit äußerster Reinheit der Contouren ausge= führt. Bliebe bei diesen in der That erfreulichen Leistungen noch etwas zu wünschen übrig, so wäre dies eine größere Originalität der Modelle, unter denen sih leider noch manches dem Auslande Ent= nommene wiederfindet.

Herrn Karl Gropius in Berlin, Katalog Nr. 486, gebührt das große Verdienst, diesc nügliche Erfindung nicht allein hier sondern, so viel Referenten bekannt ist, in Deutschland zuerst einge hrt zu haben. Was seine im Jahre 1836 hier errichtete Cabrix seit ie

*) Vergl. über die am 15, A i Ztg. Nr, 27, 5+ August erfolgte Eröffnung Allg, Preuß,