1879 / 42 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 Feb 1879 18:00:01 GMT) scan diff

M L DOLT M Ir S I ne Ca e S T A

Nach dem Geschäftsbericht der Lübecker Kommerzbank ist im Jahre 1878 das Zinsenerträgniß um 10712 Æ gegen das Vorjahr zurückgeblieben ; troß dieses Ausfalls hat sich der Reingewinn um ca. 10000 Æ gehoben und ermöglicht die Vertheilung einer Dividende von 54 °/,. Der Notenumlauf betrug im täg:iben Durh- schnitt 787 600 Æ gegen 1 200000 Æ ix 1877. Eine Banknoten- steuer war nicht zu verrechnen. In Folge Beschlusses der leßten Generalversammlung wurden noch vier Stück 10 Thlr.-Noten nach- träglih eingelöst, dagegen 2600 Thlr. vorläufig präkludirt. Der Ge- sammtumsat betrug 267,62 Millionen gegen 310,22 Millionen Mark in 1877. Der Reingewinn von 153 718 4 wird wie folgt vertbeilt: Ordentliche Dividende 96 000 A = 4°/o, je 10% = 5771 Æ an den Senat, Reservefonds und Verwaltung, und 5%, = 2888 Æ an die Beamten, so wie 36 000 A = 1X%/9 Superdividende an die Aktionäre. Der Rest von 1517 A wird auf 1879 vorgetragen.

Die Bremer Bank v-.rtbeilt für das Jahr 1878 eine Dividente von 39 A 50 pro Aktie = 43% gegen 5/2 im Vor- jabre. Na dem Geschäftéberiht liegt die Ursache diefer Differenz besonders in dem Rüdckgange des Pfandgeschäfts. Der Geschäfts zang mar dem des Vorjahres sehr ähnli: in den ersten aht bis neun

wacher Geldbeda:f und niedrige Diskontsäße an allen Börseapläten, während in den leßten drei bis vier Monaten, namentli auch in Bremen, sich recht gute Verwendung für die diéponiblen Fonds darbot. Es wurden im Ganzen diskontirt: 898/19 Millionen Mark Wechsel auf Bremen und 77/10 Millonen Mark auf Rei&sbankpläte , zusammen 1065/19 Millionen Mark mit einem Gesammt-Diskontertraze von 1 158583 A gegen 1008/10 Mil- lionen Mark W-chsel auf Bremen und 688/19 Millionen Mark auf Reichsbankpläte, zusammen 1694/19 Millionen Mark mit einem Ge- sammt - Diskontertrage von 1191507 A im Jahre 1877. Die Effektenumsätee beschränkten fih im Wesentlichen auf gelegentliche Transafktionen in Anlagepapieren und Diskontirung von Schat- anweisungen. Lettere lieferten auf Zinsenkonto einen Ertrag von 19 155 M gegen 19 173 Æ in 1877. Der Betrag der der Bank zur Verzinsung üÜbergebencn Kapitalien hat fich um durc{schnittlih 1456 000 verringert. Die Cirkulation der Banknoten nahm um durchschrittlih 655 070 ab gegen einen Rücgang von 1 524 0009 M im Vorjahre : bei der Reichsbank waren einzulösen ca. 634 Millionen Mark gegen ca. 50 Millionen Mark in 1877. Nichtédestoweniger \t:llte sih der ungedcckte Notenumlauf um durchschnittlich 50 000 M

Monaten |\{ en

officiel* veröffentli Frankreichs i Einfuhren iesem Monate gegen Januar 1878 von 311,6 auf war die von Nahrungéstoffen allein von 69,4 auf 131,5 Millionen, ie Auéfubren von 190 auf 198,2 Millionen Frcs. gestiegen. Washington, 17. Februar. (W. T. B.) Der Schaßsekrctär Sherman hat weitere 20 Millionen Bonds zur Amortisirnng ein- rufen. Die Verzinsung derselben hört am 17. Mai d. J. auf.

Verkehrs-Anstalten.

Triesk, 18. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddan „Aquila imperiale* ift in der leßten Nacht mit der oftindis Ueberlandpoft aus Alexandrien hier eingetroffen. Plymouth, 17. Februar. (W. T. B.) Der Hamburger Postdampfer „Cimbria“ ist hier angekommen. New-Yort, 17. Februar. (W. L. B) Der Dampfer „Donau“ vom Norddeutschen Lloyd und der Dampfer „Sreece“ von der National-Dampfschbiff8-Compagnie (C. Messingsche Linie) find bier eingetroffen.

Berlin, 18. Februar 1879.

Witterungsverhältnisse im nördlihen und mitt- leren Deutschland im Fanuar 1879.

Der Januar hatte überall im nördlichen und mittleren Deutsch- land ganz entschieden den Charakter eines Wintermonates, in einem Grate, in welchem es in mehreren der früheren Jahre nit der Fall gewesen ift. Zwar erreihte die Kälte niht eine Höhe, wie sie ab und zu in diejem Wintermonate vorkommt, dagegen war dieselbe, mit Ausnahme einiger weniger Tage zu Anfang des Januar, ziem- lih gleibmäßig über ten ganzen Monat verbreitet, und di? mitilere Temperatur ftand überall 1—?2 Grade unter dem durlschnittliben Mittel. Der Luftdruck war während des größten Theiles des Mo- nates bedeutead, die polare Windesftrömung vori errschend, die Atmo- \sphäre stark mit Dämpfen erfüllt und, au wenn nicht, was an den meisten Tagen stattfand, Niedershläge und zwar meist in Form von Scnee fielen, der Himmel oft mehrere Tage bintereinan- der diht mit Wolken umbüllt. Wie der leßte Dezemter vorigen Sabres ükterall der wärmste Tag jenes Monats gewesen war, fo traf auch die mittlere Temperatur des 1. Januar die der fol n Monatstagez; auc fiel mit Ausnahme ven nur einigen Sta-

L LUHMALY

das absolute Wärmemarimum des ganzen Monats auf dieser S östlihsten Provinzen betrug die mittlere Temperatur 3 bis 4 Grade, in den mittleren 5 bis 6, in den

s 8, ja in Cöln fast 9 Grad. Die äquatoriale Strö- : auf dem ganzen Beobachtung®ëgebiete in den ersten Monatstagen vor und übterall fiel am 1. oder 2. Januar Regen, 1: Stationen, namentlich den hoch gelegenen: Wang, Großbreitenbah und Clausthal, in sehr be-

Das Barometer stand in den ersten [l niedrig und das Minimum des Luft- allen Stationen am 3. oder 4. Januar beob- war in den östlihen Provinzen eine sebr er Atmosphäre verbunden ; in Königsberg herrsckte

z. B. am 3. Januar von Morgens bis Abends ein heftiger West- turm. Ohne daß e große Aenderung im Luftdrucke und ein Rechsel in der Windeësrichtung eintrat, nahm {on am 2. Januar ie Wärme plötlich ab, so daß dieser Tag überall 3 bis 4 Grad älter war, als der vorhergetende. An den Stationen der östlih:n rovinzen gab es vom 2. Januar an keinen Tag, an welcbem nit as Thermometer unter den Gefrierpunkt gesunken wäre, ja in STaußen stieg dasselbe überhaupt nicht mehr, selbst in den Mittag8-

5 e 4 cs S A o r

-

J Ht t

ry

or c i N D m c

ar o

2 ot E

Monatstagen drudes wurde f achtet. Mit demse heftige Bewegung d

“n VvOo Ir

tunden, über den Nullpunkt. Auch weiter WestliÞh hat ter |

Monat 25 bis 28 Frosttage, und selbst in dem äußersten MWesten war die Anzahl derselben immer noch 21 bis 24. Nachdem vom 2. bis 6. Januar die Kälte nur mäßig gewesen war und Regen und Schnee miteinander gewechselt hatten, begann mit

7. Januar eine Periode von mehreren Tagen mit ganz ent- ¿edener Winterwitterung. T

4 T

"S

d Troßdem daß das Barometer keinen entliden Schwankungen au®sgeseßt war, wurde die äquatoriale rômung doc von der poclaren Strömung zurüdckgedrängt, und es rícbten vom 7. bis 12. Januar überall nur östliche und nördliche zinde. Es batten diese Tage im Durchschnitt eine Temperatur von 5 Grad bis 8 Grad, mit Auêsnahme der rheinischen ationen, wo die mittlere Wärme nur böchstens bis —- 4 Grad

A

882 S

F

F 2 J

(9)

S t

| S

La L

2

MWeftli von der Oder fiel in diese Zeit, namentlich auf den

Januar, das absolute Wärmeminimum des ganzer Monates, während dasselbe in Schlesien erst vom 21. bis 23. Januar, in den Provinzen Posen und Preußen aber am leßten Tage des Monates eintrat. Niederschläge gab es sowobl in der falten, als auch in der folgenden Zeit häufig, wenn auch an den einzelnen Tagen nit eben in großer Menge und zwar fast auéscließlich in Form von Schnee. Da jédoch die Kälte im Allgemeinen den ganzen Monat anhielt und die Schneemassen fast gar nicht ¿zum S@melzen kamen, so häuften sich dieselben bis zu Ende des Monats mäthtig an. Nur an den rheinischen Stationen trat bald na der ersten falten Periode Thauwetter mit Regen ein: der 14. und 15. Januar war daselbst 7 bis 8{Grad wärmer als der 11. und das Thermometer ftand dort in ¿ derselben Zeit auf

+ 5 Grad, wo es im Osten 4 Grad zeigte. Indessen war in der Mitte des Monats der Acguatorialstrom wieder herrshend gewor- den und die Kälte hatte auc in den öftliben Provinzen nachgelassen. Zu Anfang der zweiten Monatébälfte änderte sich das Wetter wie- der: das Barometer stieg, der Polarstrom drängte die äquatoriale Strömung zurück, der Himmel helle \sich etwas mehr auf und das Thermometer fiel; in den Tagen vom 20. bis 22. Ja- nuar zeigte es auf allen Stationen selbst des Mittags nur negative Grade. Am höôöcften ftieg in dieser Zeit die Kälte in der Pcovinz Schlesien; denn hier fiel auf dieselbe das Wärmeminimum. In Görliß ftand das Thermometer am 22. Januar auf 12 Grad, in Breslau auf 14,6 Grad und in Ratibor auf 16 Grad. Schnee fiel in dieser Provinz sowobl in diesen Tagen als auc überharpt im ganzen Monate, mit Ausnahme der Stationen im Gebirge, nicht viel. Bedeutender aber als in allen anderen Provinzen war in Schlesien der Witterungsumsh!ag, welcher am 23. Januar eintrat. Breslau hatte am 22. Januar eine mittlere Temperatur von 9,7 Grad, am 23. von 0,1 Grad und am 24. Januar regnete cs. Jn Wang war die mittlere Wärme des 22. Januar 7,6 Gcad und die des 23. + 4 Grad und in Swreiberhau \tieg vom Morgen des 22. bis Mittag des 23. Januar das Thermometer um 19 Grad. In den westlichen Provinzen war die Aenderung, welche so plößlich in den östlichen Pcovirzen am 23. Januar eintrat, fast gar nicht zu bemerken. Während dort an einigen Stationen in ein paar Tagen die Kälte um 8—12 Grad abs{lug (in Claußen zeigte am 23. Januar das Thermometer noch —16,8 Grad und am 25. Januar regnete es dort), blieb am Rheine in dieser Zeit die Witterung faft unverändert. Auch am Ende des Monats behielt sie im Westen rur einen mäßig winterlichen Charafter, das Thermometer s&wankte immer um den Nullpunkt herum, und Niederschläge fielen nicht mehr; \con in Westfalen und Hannover steigerte sich in den leßten Monatstagen die Kälte wieder; ähnlih in den Provinzen Brandenburg, Sachsen und Scblesien, dag:gen nahm sie in Posen, Ost- und Westpreußen sebr bedeutend zu, so daß dort auf den lezten Monatstag das ther- mometrishe absolute Minimum fiel. Am 31. Januar betrug die Tage wärme in Trier —0,07 Grad, in Cöln —1,16 Grad, in Münster —2,97 Grad, in Hannorer —5,00 Grad, in Berlin —5,70 Grad, dagegen in Coniß —11,70 Grad, in Bromberg —12,50 Grad, ia Königsberg —13,50 Grad und in Claußen —14,13 Grad.

Mittlerer Barometerstand nebst den Ertremen reduzirt auf 09% im Januar 1879, aus8gedrückt in Pariser Linien: Meittlerer Baro- Marimum: Minimum: : meterstand : Tag: Stand: Wind: Tag: Stand: Wind: Königsberg 338,10 30 34341 NO,. 1 329,24 SW. Conißs 33224 29 336,63 NO. 4 324,77 SW. Bromberg 337,25 30 34170 4 329,39 Breslau 332,74 29 336,33 O. 4 320.56 Görlitz 329,62 13 33316 N. 4 32278 Torgau 334,67 2 0840. D, 4 326,51 Berlin 336,80 209 (05D. 3 328,95 Regenwalde*®) 338,66 29 343,59 NO. + O 3 D 3 1 3 H 7

Q

_

4

E

î 5

al

Q

O 2 S

Hamburg 33886 29 34333 ONO. 330,23 Hannover 336,20 27 34038 S 28 22 Emden 339,54 19 343,94 i Münster 335,68 19 339,89 ; Cöln 336,05 19 34004 HD. Aachen 330,48 2 30425 NO.

T rier 331,72 13 33099 SW. Diedenbofen 330,91 19 38980 90 1

Mittlere Temperatur des Januar 1879 nebft absoluten Ertremen in Graden nach Réaumur. Absolutes Abfolutes Mittlere Marimum: Minimum: Temperatur: Tag: Stand: Tag: Stand:

—5,47 (—-4,36) 4,7 31 —17,8

—4,29 (—3,09) 5 31 —154

—1,89 (—0,64) 31 —6,9

: 35k. (—270) L 0 Bromberg. —3,34 (—1,60) 31 —14,4 Breélau j 22 —14,6 ana 21 —12,4 Görliß . 22 —12,0 Landskrone. 23 —9,0 DOrgaun 11 —9,8

Großbrei-

teubac: ., —12,0 Bertit.,.. —10,8 Regenwalde —10,0 Hamburg —14,2 Hannover. . 13, Clausthal. Gmden.. .. Munster... Sn S 0,34 Aachen... Lier 8,2 Diedenhofen 9,4 Regenbhöhe im Januar 1879 in Pariser Linie Claußen 1171 (12,01) Regenwalde 1173 ( Königsberg 13,24 (16,62) Hamburg 12,94 ( Conißt 17,27 (14,73) Hannover 20,95 ( 20 ( ( (

t t t

M Ma D M9 O5 1

(0A Q Q) Q O

SOL

)'

U L I S

D D D D O G. o M V3 O I

N D 4

1

-—

d pre pre prr pas Pre Ph erd pre su mek

M 1-100 N D S MORNNMNNOO L

S

pi pi pri pi jur fei pi jd ur prá jd jj co

D

L,

-

N LD b GO D LI I A E E

puead dran prach

hi b O D D O A O O OIOMOIOD O Mr bs O R] O pn pu C)

—_—

D

E

w)

S OVWS O1 D

N A O 00 C H 00 M O I H O a N 0M O D R O D D R A

L

( Beh Jmm Prets Predi Pee eee Predi Pam ree A) dre Go

l

t i i i S pa

G N) A fs J “J

09 , I D

OOOM S

Bromberg 9,83 (1: Clau thal 53/90 Breslau 8,31 Emden 9,92 Wang 31,88 Münster 8,43

Jl] Ib

D Cal qa t t Cat

5 oe 2

Görliß 14,27 (14,07) Cöln 33/65 (18,79)

3

U Ad

LandskTrone 7,00 ) Aachen 41,28 (27,04) Torgau 2321 s Trier 27,36 (24,70) Großbreitenbach 51,89 (: Diedenhofen 24,54 (19,02) Berlin 30,50 L

In der leßten Wiss:.sŸha¡tlihen Kun sfst- vereins hielt den wi zatlihen Vor:rag Hr. Musikdirektor Dr. Thierfelder aus ndenburg a /H.: „Ueber die Anfänge der christliwen Kirchenmusik“. Die Behauptung einiger Musikhistorikcr, cs sei mit der Entstehung des Christenthums eine veue, bis dabin ungefkannte Art gottetdienftlicer Musik aufgekommen, bezeichnete der Vortragende als irrig. Vielmehr hätten die hebräische Singweise auf der einen, die griewish2 auf der anderen Seite die wesentliden Bestandtheile gebildet, aus denen sih der musikalische Kultus der erften Christen zusammenseßte. Eine geraume Zeit hin- durch seien diese beiden Strömungen nebeneinander hergegangen. bis sich na Jahrhunderten eine Verschmelzung derselben vollzog, fo daß die altcristlibe Musik als eine Versöhnung jener beiden Gegensäte aufzufassen sei. Nachdem der Vortragende die Schwierigkeiten her- vorgehoben hatte, über musikalishe Ueberlicferungen einer Zeit- periode etwas Sicheres festzustellen, aus der \pezifisch musikalishe Ueberlieferungen („Noten“) nicht existirten, ging er zur näheren Betrachtung der kebräishen Singweise über, welche aus dem Tempecl ¿u Jerufalem stammte und von den meisten der ersten Christen in ihren Versammlungen beibehalten wurde. Der Gesang der Psalmen und neutestamentlihen Lobgesänge bestand im Wesent- lichen in einer freien musikfalishen Rz«zitation der Worte, welche sich weder an Rbythmus noch an Metrum zu binden brauchte, da die bebräishen Dichtungen felbst kein quantitirendes Silbenmaß und méetrisch streng abgegrenzte Perioden hatte. Man behandelte die Dichtung musikalish wie eine \{chön abgetheilte und in den einzelnen Theilen symmetrish sich entsprehende Prosa. Zu diesem rccitirend-

*) Anstatt der Station Putbus, von der die Januartabelle nit eingeshickt wurde (der Beobachter, Prof. Dr. Brehmer, ift am 10. Februar gestorben) enthalten die Tabellen eine andere pommersche Station: Regenwalde.

accentuirenden Psfalm- oder Prosengesange steht der aus Griechenland stammende Hymnengesang mit quantitirendem Rythmus, \treagem Metrum, Vers und Stcophe in direktem Gegensaßze. Nachdem der Vortragende darauf die Verschiedenartigkeit und weitere Ent- widelung des Psalmengesanges während der erften christlihen Jahr- hunderte (Chorgesang, Antiphoniey, resronsorishe Gesänge) erörtert hatte, ging er speziell zur griehiswen Singweise über und wies nach, daß die altgriehishe Musik mit ihren Tonarten und Klanageschlechtern einen großen Einfluß auf die Ausbildung der christlihen Kirwenmusik ausgeübt habe. Die. Kirchenväter hätten ¿war Anfangs der Einführung der griehischen Mujik widerstrebt, do im Laufe der Zeit dem Drängen des Volkes nachgeben müssen, zumal. da einige Häretiker sih durch anmuthige Gedichte und ge- fällige Melodien viele Arhänger zu verschaffen gewußt hatten. Gegen Ende des zweiten Jahrhunderts hätten die Bischöfe sogar felbst an- gefangen, Hymnen na Art altgriehisher Götterbymnen zu dichten zum Gebrauche in ihren Kirchen und bei ihren heiligen Gastmäblern. Ein Hymnus des Clemens Alexandrinus, welcher in deutscher Nachbildung mitgetheilt wurde, diente als Beweis, daß man ih bei Verfertigung der Gesänge die altgriebishen Chorgesänge zum Muster nabm. Er besteht, ähnlih wie bei den Klasfikern, aus Vorgesang, Stropbe, Antistrophe und S{lußstrophe. In Italien führte zuerst Ambro sius den quantitirenden, strophishen Hymnengesang ein. Derselbe vervollkommnete sich in der ambrosianischen Kirche (in Mailand) fo bedeutend, daß er für eine besondere Kunstgattung galt. Er wurde zwar später dur den Gregorianishen Gesang (cantus plannus), namentlich durch den Eifer Karls des Großen verdrängt, ging aber ibt ganz verloren, sondern \cheint, wie der Sc{bluß des Vertrages auéführt, über die Alpen in die Sängerschule St. Gallens einge- wandert und von dort aus weiter fortgepflanzt zu sein. In einer fich an diesen Vortrag anknüpfenden Ditkussion nahm unter Anderen der als Gast anwesende Baron v. Korff das Wort, um an eini- gen Beispielen aus seiner Reiseerfabrung im Orient zu zeigen, daß der Einfluß orientalischer Gesangt{ weisen noch heutigen Tages manchen Ortes sich bemerkbar mache. Für fkünstlerische Vorlagen hatte Hr. Kunsthändler Sagert Sorge getragen. Derselbe legte eine ausgezeibnete Sammlung von Studien moderner Münchener Maler vor, welche sich den größten Beifall in der Versammlung er- warben. Bei der Vorstandswahl wurden die HH. Prof. Lüderiß un» Major Duncker einstimmig wiedergewählt; an Stelle des ausscheidenden Schriftführers wurde Hr. General Hindorf neu gewählt.

An Stelle des amtlichen Unterrichts im Abgeordnetenhause wird am Freitag, den 28. Februar 1879, Abends 8 Uhr, in der König- lihen Gewerbe-Akademie, Klosterstraße 36, Hörsaal 1, ein theoreti- scher Unterrichtskursus in der vereinfahten W, Stolze- schen Stenographie für Damen und Herren eröffnet werden. Der ganze Kurîus umfaßt 12 Unterrichts ..nden und ist vor Osftern beeutet. Zur Einleitung des Unterrichts wird ein Vortrag über das Wesen der Stenographie am Freitag, den 28. Februar, Abends 8 Ubr, in der Königlihen Gewerbe-Akademie, Kloster- straße 36, gehalten werden, wozu der Zutritt au Nicht-Theilnehmern am Unterricht unentgeltlich freisteßt, und wird de: Unterricht, vom 4, März beginnend, Dienstag und Freitag von 8 bis 9 Uhr Abends fortgeführt werden. Zur Deckung der entstehenden Unkosten und für das erforderlice Lehrbuch sind bei der Meldung von jedem Theil- nehmer 6 # zu zahlen. Eintrittskarten sind bis zum 27. Februar zu haben in dem Abgeordnetenhause, Leipzigerstraße 75, ferner in der Polytecbnishen Buchhandlung (A. Seydel), Leipzigerstraße 72, König- lihen Gewerbe-Akademie beim Kastellan Hrn. Kutscher, Kloster- ftraße 36, bei Hrn. G. Horrath, Charlottensiraße 62. im Bureau des „Invalidendank“, Markgrafenstraße 52. Schriftlihe Unmel- dungeo und Anfragen sind an Hrn. L. Loepert, 80., Josephstraße 6, zu rihten. Im Unterrichtssaale eingezende Meldungen können nur, soweit der Raum reicht, berücksichtigt werden.

Cassel, 14. Februar. (Leipz. Ztg.) Die zwischen den Städten Frißlar und Gudensberg gelegene Anhöhe „Nacken“, auf welcher Se. Majestät der Kaiser am 23. September v. J. zum ersten Male nach Seiner Genesung wieder als oberster Kriegsherr den Manövern des XI. Armee-Corps beiwohnte, foll zur bleibenden Erinnerung einen einfachen Den k stein erhalten. Die Kosten werder durch freiwillige Veiträge aufgebracht.

Tepfkit, 17. Februar. (W. T. B.) Die Quellenkommisf- sion hat beute Abend beschloffen, sofort mit dem Abteufen eines uellenschachte8 zu beginnen, dessen Situation nah dem über- einstimmenden Gutachten der Sacverständizen {on morgen firxirt werden soll. ——

Kopenhagen, 18. Februar. (W. T. B.) Wegen heftigen zweitägigen Schneegestöbers ist der Eisenbahnverkehr in Jüt- land und auf Füaen vollständig, auf Seeland, Laland und Falster theilweise eingestellt worden. Die Dampfschiffahrt von Kopenhagen nah Schweden is wezen Sundei!es vorläufig eben- falls unterbrochen.

Das Stadt-Theater brinzt seit Sonnabend das fünfaitige Schauspiel: „P rinz Friedrich“ von Heinrich Laube zur Auf- führung. Der Verfasser hat darin versucbt, jenen historiswen Kou- {lift zwischen dem jungen Kronprinzen Friedrich, dem nahmaligen Könige Friechrich Il. von Preußen und seinem Vater, dem Könige, dramatisch zu gestalten. Einer dramatishen Behandlung stellt der Gegenstand erbeblide Schwierigkeiten entgegen. Schuld und Sühne find- zu ungleich abgewogen und die treibenden Motive der Handlung zu fehr in den privaten Kreis des Fami- lienlebens gebannt, um die großen historishen Gestalten des Königs und des Kronprinzen in einer ihrer hervorra- genden Stellung in der Geschichte würdigen Erscheinung auftreten zu lassen. Das leuchtende Bild, wie es dur die historische Ueber- lieferung auf uns überkommen isst, erscheint verblaßt und verkleinert. Man empfindet zu wiederholten Malen während der [langen fünf Afte ctwas wie Unbehagen, zumal in der preußischen Hauptstadt, wo das rege vaterländische Gedächtniß lieber verweilt bei der Betrachtung der Licht- wie der Schatter.seiten unserer Ge- dichte. Abgesehen von diesen in der Wahl des Gegenstandes liegen- den Schwierigkeiten zeigt das Schauspiel in seinem ganzen Bau die bühnenfundige Hand Laube's. Die Anlage der Scenen und die Füh- rung der Handlung sind wirksam und spannend, die Zeichnung der Charaktere in biftorishem Styl gehalten und der Dialog bekundet in Form und Inhalt die künstlerische Arbeit des dramatischen Dichters. Die Darstellung im Stadt-Theater ist eine im Ganzen recht ge- lungene; die Nolle des Königs hat in Hrn. Simon einen tüchtigen Vertreter gefunden, der ein levenéwahres, in frishen Farben gehal- tenes Bild von dem in seiner Eigenart so bedeutenden Fürsten ent- warf. Weniger günstig liegt der Individualität des Hrn. K1fka die Rcle des Kronprinzen. Die Hauptschwierigkeit für ihn liegt darin, daß er für die Darstellung des 18 jährigen Prinzen niht mehr jung genug ift. Um diese beiden Hauptgestalten herum gruppiren sich in zweiter Linie die Gestalten der Königin, der Prinzessin Wilhelmine, der Doris Ritter, sowie der Generale von Grumbkow, von Budden- brock und des Lieutenant Katte, welhe von Fr. Ernst, Frl. Klink- hammer, Fr. v. Trautmann, und den Herren Stein, Mejo und Brümmer in wirksamer Weise verkörpert werden.

Redacteur: J. V.: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.

Drei Beilagen (einshliezlich Börsen-Beilage).

Berlin:

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M A2

Berlin, Dienstag, den 18. Februar

28

Königreich Preufßen. Prei em

wegen Ausgabe von 6000000 Æ Reitswährung füuf prozentiger Prioritäts - Obligationen der Breslau- Schweidniß-Freiburger Eisenbahngesellschaft.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c.

Nachdem von Seiten der Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisen- bahngesellshaft auf Grund des von der Generalversammlung ihrer Aïtionäâre am 31. Mai 1878 gefaßten Beschlusses darauf angetragen worden ist, ihr zum Zwecke der Tilgung der Baukosten-Ueberscreitung bei den Bahnbauten Breslau-Naudten, Rothenburg-Reppen, Reppens- Cüstrin-Steltin und Sorgau-Halbstadt, zur Ausführung der Babn- hofé- und Hafenanlagen am Dunzig bei Stettin, des Verbindungt- gleiscs von Fellbkammer bis Gottesberg, zum Umbau des Bahnhofes Liegniß, ecinschließlih der damit zusammenhängenden Bahnverlegung, ¿zu Bergrößerungen auf Bahnhöfen und Bahnanlagen im Interesse der Schiffahrt wie des Verkehrs und zur Vermehrung der Betrieb3- mittel die Aufnahme einer neuen Anleihe gegen Ausstellung auf dea Inhaber lautender und mit Zinécoupors versehener Prioritäts-Obli- gationen zu gesiatten, wollen Wir in Gemäßheit des 8. 2 des Ge- jeßes vom 17. Juni 1833 (Gescß-Sammlung pag. 75) durch gegen- wärtiges Privilegium Unsere landesherrlihe Genebmigung zur Aus- gabe derartiger Oktligationen in der Gesammthsh2 von 6009099 4, geschrieben: „Ses Millionen Mark“, unter nach{folgenden Be- dingungen ertheilen.

8. 1. Die in Höhe von 6000000 zu emittirenden Obliga- ticnen, auf deren Rüdfseite dieses Privilegium abgedruckt wird, wer- den unter fortlaufender Nummer und unter der Bezeichnung:

fünf prozentige Prioritäts-Dbkligationen der Breélau-Schweidnitz-

Freiburger Eisenbahngesellschaft (Emission von 1879) nach dem beigefügten Schema A. in

1009 Stü.k von 3000 Æ von Nr. 1 bis 1000,

E O: Nr. 1001 bis 2090,

O ¿ O Nr. SUOl bis 4500: ausgefertigt.

Jeder Obligation werden Zinscoupons für fünf Fabre und ein Talon zur Erhebung fernerer Coupons nah Aktlauf von fünf Jahren nach den weiter beigefügten Schemas B. und C. beigegeben.

Diese Coupons und der Talon werden nach je fünf Fahren auf [esonders zu erlassende Bekanntmachung erneuert. Die Obligationen, Zinécoupons und Talons werden mit Facsimile-Unterschriften von zwei Mitgliedern des Direktorii und des Haupt-Kafsen-Rendanten versehen.

8. 2. Die Obligationen werden mit fünf Prozent jährlich ver- zinsstt und die Zinsen in halbjährlichen Raten am 1. April und 1, Oftober jeden Jahres in Breslau bei der Gesellshafts- Haupt-Kasse, sowie an anderen, durch das Direktorium zu bezeichnenden Zablungsstellen ausgezahlt. Zinsen, deren Erhebung innerhalb 4 Jahren von dem in dem betreffenden Coupon bezeichneten Zablungstage nicht erfolgt ist, verfallen zum Vortheil der Gesell- schaft. Die Ausreichung jeder neuen Serie von Zinécoupons erfolgt an den Präfentanten des Talons, durch dessen Rückgabe zuglei über den Empfang der neuen Zinscoupons nebft Talon quittirt wird, sofern nit vorher dagegen von dem Inhaber der Obligationen unter Präsentation derselben bei dem Gescllschafis-Direktorium \{chriftlich Widerspru crhoben worden isi. Im Falle eines solchen Wider- ipruchs, oder wenn der Talon innerhalb Jahresfrist vom Tage der Fälligkeit nit beigebracht wird, erfolgt die Ausreitung an den In- haber der Obligationen.

8. 3. Die Inhaber der Prioritäts-Obligationen sind auf Höße der darin verschriebenen Beträge nebst den dafür zu zahlenden Zinsen Gläubiger der Breêlau-Schweidnißz-Freiburger Cisenbkahngesell schaft. Sie haben in dieser Eigenschaft ein unbedingtes Vorzugsre(ht vor allen Aktien nebst deren Zinsen und Dividenden.

Dagegen bleibt den in Gemäßheit der Privilegien vom 16. Februar 1844, 21. Juli 1851, 14. Februar 1853, 19. August 1854, 2. August 1858, 3. Juni 1361, 12. März 1866, 11. Juli 1868, 6. April 1872, 27. Oktober 1873, 21. Dezember 1874 und 26. Juni 1876 emittirten Prioritäts-Obligationen im Sesammtbetrage von 78 000000 6 das Vorzugtre(t vor den auf Grund des gegenwärtigen Privilegiums zu en Prioritäts-Obligationen nebst Zinsen ausdrücklich vor-

ebalte.

Eine Veräußerung der zum Bahnkörper und zu den Bahuböfen erforderlichen, der Gefellsbaft gehörenden Grundstücke ist unstatthaft, so lange die Prioritäts-Obligationen der gegenwärtigen Emission nicht eingelöst find oder der Einlösungsbetrag derselben nit gericht- lih deponirt ist. Diese Veräußerungsbeshränkung bezieht sich jedo nicht auf die außerhalb der Babn und die Bahnhöfe befindlichen Grundstücke, aud nicht auf solhe, welche innerhalb ter Bahnhöfe ctwa an den Staat oder andere juristische Persozen zu öffentlichen Zwecken abgetreten werden möchten.

Ueber die Zulässigkeit der Veräußerung entscheidet in allea Fällen cndgültig die zuständige Aufsichtsbehörde.

&. 4, Die Prioritäts-Obligationen unterliegen der Amortisation, wozu jährli verwendet werden:

4 9. der Uebers{uß, welher vom Ertrage der Bahnstrecken der Breslau-Schweidniß-Freiburg-r Eisenbahngefellshaft nah Deckung der laufenden Verwaltungs-, Unterhaltung3- und Betriebtkosten, der Beiträge zum Rescrve- und Erneuerungé-Fonds, der Zinsen sämmt- liher für das Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisenbahn-Unternehmen emitttirten, insbesondere au der durch dieses Privilegium bewilligten Prioritäts-Obligationen und nach Abzug der zur Amortisation der jeither emittirten Anleihen nah Maßgake der bezüglichen Privilegien ¿u verwendenden Beträge übrig bleibt, bis zur Summe von 30 000 #4

d, die ersparten Zinsen der amortisirten Obligationen.

Die Amortisation soll im Jahre 1886 aus dem vorstehend sub Litt, a. bezeichneten Ucbershusse dcs Betriebsjaßres 1835 be- ginnen.

_ Für die Jahre, worin ein solcher Uebershuß nicht vorhanden ist, wird zur Amortisation nur das etwaige, sub Lití. b. bezeichnete Zinsenersparnaiß verwandt.

_ Die Nummern der hiernach in einem Jahre zu amortisirenden Prioritäts-Obligationen werden alljährlich im Monat Juli, zuerst im Monat Juli 1886, durch das Loos bestimmt und fofort öffentlich bekannt gemacht (8. 10).

_Der Breélau - Scweidnih - Freiburger Eisenbahngesells{aft bleikt das Net vorbehalten, mit Genehmigung des Staates den Amortisationsfonts zu verstärken und dadur die Tilgung der Prio- ritäts-Dbligationen zu beschleunigen, wie auß vom 2. Januar 1886 ab sämmtliche Prioritäts-Obligationen dur die öffentlihen Blätter mit sechsmonatllicer Frist zu Tündigen und dur Zahlung des Nenn- werths einzulösen.

__ Ueber die Ausführung der Tilgung wird dem zuständigen König- lichen Eisenbahnkommissariat alljährlih ein Nachweis vorgelegt. ___S§. 5. Die Ausloosung der zu amortisirenden Prioritäts-Obliga- tionen gescbießt turch das Direktorium der Breslau-Schweidniß- &reiburger Eisenbahngesellschaft in Gegenwart eines, das Protokoll führenden Notars in einem vierzehn Tage vorher zur öffentlichen Kenntniß zu bringenden Termin, zu welchem den Inhabern der Prioritäts-Obligationen der Zutritt gestattet wird.

Bei der Auéloosung sind die Appoints zu 3000 4, 1500 A und

s E 600 nab tem im §. 1 angegebenen Verhältnisse ihrec Gesammt- beträge zu berüdsitigen.

__ Somæeit di- n2ch §. 4 zur Amortisation zu verwendende Summe einen hiernach nit theilbaren Uebershuß ergiebt, wird derselbe zur nächsten Amortisaticn reservirt.

_S§. 6. Die Auszahlung des Nominalbetrages der amortisirten Prioritäts-Obligationen erfolgt von den auf den Auéloosungstermin folgenden 1. Oktober ab bei der Gesellsshafts-Hauptkasfse in Breslau und ander-n, durch das Direktorium zu bejeihnenden und gebëörig zu publizirenden Zahlstellen an die Vorzeiger der betreffenden Obliga- tionen gegen Aushändigung der leßteren und der nicht fällizen Zins- coupons,

Werden die Coupons nit mit abgeliefert, so wird der Betrag der fehlenden von dem Kapital gekürzt und zur Einlösung der Cous pons verwendet,

Im Uebrigen erlisht die Verbindlihkcit der Gesellschaft zur Verzinsung einer jeden Prioritäts-Obligation mit dem 1. Oktober des Jahres, ia welchem dieselbe aukgeloost und die erfolgte Ausloosung bekannt gemacht worden ist.

__ Die im Wege der Amortisation eingelösten Prioritäts-Otliga- tionen werden in Gegenrart eines Notars verbrannt; daß dies ge- ichehen, wird dur die öffentlihen Blätter bekannt gemacht.

__ Die in Folge der Kapitalrückforderung von Seiten des Inhabers (S. 9) oder in Folge einer Köndigung (8. 4) außerbalb der Amorti- sation eingelösten Prioritätz-ODbligationen kann die Gesellschast wieder ausgeben.

_§. 7. Diejenigen Prioritäts-Obligationen, welbe ausgelooft oder gekündigt sind und der Bekanntmachung durch die ffentlichen Blätter ungeabtet nit reGtzeitig zur Realisirung eing: hen, werden während der näbsten fünf Jahre vom Gesellshaftédirektorium jährli einmal öffentli aufgerufen; gehen sie aber troßdem nit spätestens binnen Jahresfrist nach dem letzten öffentlihen Aufruf zur Realisation cin, so erlischt jeder Anspruÿ aus denselten an das Gescllshaftévermögen, was unter Angabe der Nummern der werthlos gewordenen Okliga- tionen vom Direktocium öffentlich bekannt zu machen ift.

__§. 8. Sind Prioritäts-Obligationen, Zinêcoupons oder Talons beschädigt, oder unbrauhbar gemacht worden, jedoch in ihren wesent- lihen Theilen dergestalt erhalten, daß über ihre Richtigkeit kein Zweifel obwaltet, so ist das Direktorium ermächtigt, gegen Annahme der beschädigten Papiere auf Kosten des Inhakers neue gleichartige Papiere auszufertigen und auszureicen.

Außer diesem Falle ist die Anfertigung und Ausreichung neuer

bligationen an Sielle angeblich vernichteter oder verloren gegange- ner nur zulässig nach gerichtliæer Mortifizirung derselben, welbe im Domizil der Gesellshaft bei dem dortigen Gericht erster Instanz nachzusuchen ift.

__ Binêcoupons und Talons können weder aufgeboten, noch morti- fizirt werden. Es wird jedo Demjenigen, welcher den Verlust der Zinécoupons vor Ablauf der Verjährungsfrist (§8. 2) bei dem Gefellschaftedirektorium anmeldet und den stattgehabten Besiß glaub- baft darthut, nach Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der an- gemeldeten und bis dahin nicht zum Vorschein gekommenen Zins- coupons gegen Quittung autgezahlt werden.

8. 9, Die Inhaber der Obligationen sind niht befugt, die Zahlung der darin vorgeschriebenen Kapitalbeträge anders , als nach Maßgabe der in §. 4 bezeichneten Amortisationsbedingungen zu for- dern, ausgenommen: ?

a. wenn ein Zinszahlung8termin durch Verschulden der Eisen- bahnverwaltung länger als drei Monate unberichtigt bleibt,

b, wenn dur Verschulden der Eisenbahnverwaltung der Trans- portbetricb auf der Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eiscnbaßn länger als seckchs Monate gänzlich eingestellt gewcsen ift,

c, wenn die im §. 4 festgeseßte Amortisation nicht ein- gehalten wird.

In den Fällen zu a. und b. bedarf es einer Kündigungsfrist ni@t, sondern das Kapital kann von tem Tage ab, an welchem einer dieser Fälle eintritt, zurückgefordert werden, und zwar:

zu a., bis zur Zahlung des betreffenden Zinscoupons,

zu F,, bis zur Wiederherstellung des unterbro{enen Transport- betriebes.

Ina dem zu c. gedathten Falle ift eine dreimonatlihe Kündigungs- frist zu beobahten, auch Tann der Inhaber einer Prioritäts- Obligation von diesem Kündigungsrete nur innnerhalb dreier Mo- nate von dem Tage ab Eebrauch machen, wo die Zahlung des Amsrtisation8quantums hâtte stattfinden follen. Die Kündigung verliert indeffen ihre rechtlihe Wirkung, wenn die Gisenbahnverwal- tung die nit innegehaltene Amortisation nacholt und zu dem Ende binnen längstens dreier Monate nah erfolgter Kündigung die U Nalung der zu amortisirenden Prioritäts-ODkligationen nachträglich verwirkt.

8, 10. Die in diesem Privilegium vorgeschriebenen Bekannt- machungen erfclgen durch zwei Breslauer Zeitungen, den Deutschen Reichs-Anzeiger und mindestens noch eine andere nicht in Breélau erscheinende Zeitung.

Zu Urkund diescs haben Wir das gegenwärtize landesherrliche Privilegium Allerhöchsteigenhändig vollzogen und unter Unserem Königlichen Insiegel ausfertigen laffen, ohne jedoch dadurch den FJn- habern der Prioritäts-Obligationen in Ansehung ihrer Befriedigung eine Gewährleistung von Seiten des Siagates zu geben oder Rechten Dritter zu präjudiziren.

Gegeben Berlin, den 3. Februar 1879,

(L, 8.) Wilhelm.

Maybach. Hobrecht.

Schema A,

5 9 Prioritäts-Obligation der

Breélau-Schweidniß-Freiburger Eiseubahngesellschaft. Emission von 1879. Me über Dreitausend (Eintausendfünfhundert, Sechéhundert) Mark. Inhaber dieser Obligation hat auf Höhe des obigen Be- trages von Dreitausend (Eintausendfünfhundert, Sechshundert) Mark Antheil an dem durH Allerhöhstes Privilegium vom A emittirten Kapitale von 6 000000 Mark Prioritäts-Obligationeu der Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisen- bahngesellschaft. OTSLAE, Den M o ASE. Direktorium _ der Breslau-Schweidniß-Freiburger Eifenbahng-fellfhaft. (Facsimile der Unterschrift zweier Mitglieder des Direktoriums.) (Trockener Stempel.) Der Hauptkafsen-Rendant.

A (Facsimile.) Rückseite der Obligation. (Hier folgt ein wöctliher Abdruck des Privilegiums.)

Erster (zweiter u, \. w.) Zin8-Coupon der 5%/o0 Prioritäts-Okligation (Emission von 1879) der Scbweidnit-Freiburger Eisenbahngesellschaft. ee ae s «s T ¿- . «V. bal Anbaber bieles Gai oooooo ee e... Ab aus der Hauptkas] Scchweidnitz-Freiburger Eisenbahngesellschaf offentlihe Bekanntmachung bezeihaeten Zahlstelle: Breslau, den . .. ten . ° Direktorium der Breslau-S{weidnißz-Freiburger Eisenba (Unterschrift. Facsimile zweier Liitglieder (Trockener Stempel ) (Facsimile.) Haupi 6

Schema C.

nb

Inhaber dieses Talons empfäng welche er zugleiÞ über den Einp Zinscoupons quittirt, hinnen Jahre

die . . . te Serie der ZinEcoupons sofern nit vorher dagegen von dem dem Gesellshafts-Direktorium schriftli Widerspruß erboben worden ift.

eSiT, Den. en.

Direktorium

der Breslau-Schweidnitz-Freiburger Eisenbahngesellschaft. (Unterscrift. Facsimile zweier Mitglieder des Direktoriums.)

(Trockener Stempel.) (Facsimile.) Hauptk1ssen-Nendant.

F S

W4i 2 [u

SewerBSe und Sanbel.

In Magdeburger Blättern war vor längerer Zeit auf einige Ver- suche hingewiesen worden, welche Seitens der Baubehörden in Magde- burg mit dem Dr. H. Zerenershen patentirten Antimerulion angestellt waren. In dem „Magdeb. Anz." vom 15. September v. F. werden zwei, diese Versuche betreffende Atteste veröffentliht, die von dem Major und Ingenieur vom Play Kleseker und von dem Bau- inspeftor Fritze unterzeichnet find. Die Königliche Kreisbauinspektion hatte drei Paar Hölzer, eichen, kienen und tannen, von denen je eines mií dem flüssig.zn Antimerulion gestrichen worden war, das andere nicht, mit Kupferdraht eng zufsammengeschlossen, ver- siegeln und am 16. Mai zwischen Shwammholz in Humusboden vergraben lassen. Der Shwamm hatte damals die imprägnirten Hölzer verschont, die anderen stark angegriffen. Auf Auordnung der Behörde wurden dieselben indessen nochmals vergraben, um den Schwamm ordentlib au3wuchern zu lassen und etwaigen Täuschungen vorzubeugen. Der ‘Fabrikant des Antimerulion, Hr. Gustav Schal- lehn in Magdeburg, stellte dein Königlichen Kreis-Baainspektor Ed. Friße eine verschließbare Kiste mit doppelten Wänden von etwa 1 cbm Rauminhalt zu weiterea Versuhen zur Verfügung. Diese wurde zuförderst mit einer Schiht Pferdemist belegt, um dur Wärme ein s{nelleres Wuchern des Schwammes herbeizuführen, darauf kam eine dünne Schicht Sand. Hierauf wurden von Scchwammholz ringsumgeben drei Brettchen gelegt, die zuvor mit dem flüssfigen Antimerulton gestrichen waren, und zroar das erste zweimal, das ¿weite ein Mal, das dritte mit zur Hälfte dur Flufiwasser verdünnten, also nur 15gradigen Antimcrulion;z ein viertes Bretten wurde rings- um 2 cm stark in trockenes Antimeruülion gehüllt, und ein fünftes endli, gar nicht gestrichen, daneben gelegt. Um 3. September wurde die Kiste von dem Kreisbauinspektor Friße in Gegenwart mehrerer Sachverständigen geöffnet. Nach Entfernung der gesammten von Shwamm durchzogenen Umhüllung lagen die drei geftrichenen Bretten unversehrt da, ebenso das in das trockene Antimerulion gehüllt gewesene, während das nicht gestrichene. Bretten und alles sonstige Holzwerk, mit Ausnahme der kleinen Leisten, die das trockene Anti- merulion einrahmten und von demselben mit ges{hüßt waren, vom Sc{wamm erfaßt und überwuchert vorgefunden wurden. Diese Re- sultate sind um so bedeutsamer als nach den Nachweisungen des Dr. H. Zerener die Bestandtheile des Äntimerulions einer Ver- fluhtigung niht ausgeseßt sind, die Wirlung des Anstrihs also immer dieselbe bleiben muß. Nach den von dcr Königlichen Kreis- bauinspektion angestellten Probeanstrichen können mit 1 kg halb mit Wasser verdünnten Antimerulions § qm Holzwek vor Shwamm geschützt werden.

Die Direktion der Gotthardbahn vecöffentlit ‘einen Bericht über die Situation der Gesellschaft, dem wir Folgendes entnehmen: Der Kostenvoranshlag der technischen Bauleitung der Gotthardbahn vom Oktober 1878 hberec- net die Gesammtkosten des reduzirten Nees Immensee- Fine mit der Abzweigung nach Locarno und der TCTheil- trede Lugano-Chiasso auf rund 221 Millicnen Fr. Hiernach er- giebt sih gegenüber der Bausumme von 227 Millionen Fr., welche von der internationalen Konferenz von Luzern für die gleichen Linien angenommen worden war, eine Ersparniß von 6000000 Fr. In dem erwähnten Voranschlaze sind die Kosten des Unterbaues der noch auszuführenden Linien Immensee - Göschenen, Airolo - Biasca und Cadenazzo- Pino exklusive eiserne Brlcken und Un- vorhergesechenes, mit 51810 000 Fr. beziffert. Die fraglichen Arbeiten sind inzwishen, mit Ausnahme derjenigen der Strecke Immensee-Brunnen, welhe auf 3580000 Fr. veranschlagt sind, an sclide Unternehmer vergeben worden mit cinem Abgebct von zusam- men 4115000 Fr. Ferner sind die eisernen Brücken, welche im Voranschlage mit 3000000 Fr. in Anschlag gebracht waren, zu 2 425 000 Fr. vergeben worden, so daß si hier eine Ersparniß er- giebt von 575 000 Fr. Endlich ist der ganze Bedarf von Schienen verakkordirt worden. Obschon das Gewichtsquantum in Folge An- nahme eincs stärkeren Profiles, als den BeredWnungen des Vor- ans{lages zu Grunde lag, um ca. 1699 t erhöht worden ist, fo konnte durch den Vertragtabs{bluß mit der Union in Dortmund und dem Hörder Bergwerks- und Hüttenverein noh eine Ersparniß gegen- über dem Voranshlage von 180 000 Fr. erzielt worden. Bei den Arbeiten der Linie Immensee-Brunnen, sowie auf den Hochbauten und dem Rolmatecrial darf noch eine weitere Ersparniß von 3009 000 Fr. in Aussicht genommen werden. Es ergiebt sich dem- nah eine Gesamm.tersparniß von 5179000 Fr. und gegenüber der von der internationalen Konferenz berelneten Bedarfsumme von 227 Millionen Franken eine sichere Reserve in Aussiht von 11170000 Fr. Abgesehen hiervon enthält der Voranschlag der technishen Baulcitung vom Oktober 1878 noch eine Summe von

uahezu 6 000000 Fr, für „Unvorhbergeschenes“.