1879 / 144 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 23 Jun 1879 18:00:01 GMT) scan diff

Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin wohnten gestern Vormittag 9 Uhr dem Gotteëdienste in der Dorfkirche von Eiche bei.

Abends 81/2 Uhr begab Sich Se. Kaiserlihe Hoheit nah Berlin zur Verabschiedung von Sr. Majestät dem Kaiser und begleitete Allerhöchstdenselben bis zur Wildparkstation.

_— Die Vermählung Sr. Dur@hlaucht des Priñzen Sri drin von Hohenzollern, Oberst- Lieutenants und ommandeurs des 2. Garde-Dragoner-Regimentes, mit Jhrer Durchlaucht der Prinzessin Louise von Thurn und Taxis, ältesten Tochter des verstorbenen Erbprinzen Maximilian von Thurn und Taxis und dessen Wittwe, B Königlichen Hoheit der Erbprinzessin von Thurn und axis, Herzogin in Bayern, fand am 21. Juni in der Re- sidenz des Fürstlih Taxis'’shen Hauses zu Regensburg statt. Von Fürstlichen Verwandten und Gästen waren zur Hochzeit erschienen Jhre Majestäten der König und die Königin von Sachsen, Jhre Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Anhalt, Fhre Königliche Hoheit die Fürstin von Hohenzollern, die Durchlauchtige Mutter des Bräutigams, und Se. Hoheit der Erbprinz von Hohenzollern als Vertreter Seines Durh- lauhtigen Vaters, Sr. Königlihen Hoheit des Fürsten von Hohenzollern, der durch körperliche Leiden am Erscheinen bei den Festlichkeiten verhindert war. Ferner waren anwesend die Schwester und der Schwager des Bräutigams, E Königlichen Hoheiten der Graf und die Gräfin von Flandern Von der Verwandtschaft Jhrer Königlichen Hoheit er Erbprinzessin von Thurn und Taxis, Herzogin in Bayern, nahmen an den Festlichkeiten noch Theil Fhre Königlichen Hoheiten der Herzog und die Herzogin Karl Theodor in Bayern, der Herzog und die Herzogin Max Emanuel in Bayern, Jhre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Prinzessin Gisela von Bayern, Erzherzogin von Desterreih und Jhre König- lihen Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Braganza, Schwester und Schwager der Durchlauchtigen Braut.

Als Vertreter Sr. Majestät des Kaisers und Königs war an Stelle des ursprünglich dazu bestimmten, aber erkrankten Ober - Ceremonienmeisters Grafen von Stillfried der Oberst- Marschall Fürst zu Salm-Reifferscheid-Dyck an das Hoflager von Regensburg entsendet worden. Fngleichen wohnte eine Deputation des Offiziercorps des 2. Garde-Dragoner-Regiments, dessen Commandeur der Durchlauhtige Bräutigam ist, der Feier bei,

n Gemäßheit der Bestimmungen des Civilehegesetes, nah welchen das Fürstilihe Haus von Hohenzollern zu der- jenigen Kategorie gehört, für welhe es dem Kaiser und Könige vorbehalten ist, den Standesbeamten zur Schließung einer Ehe zu ernennen, hatte sich der vortragende Rath im Ministerium des Königlichen Hauses, Graf von Unruh, nah Regensburg begeben, um den Civilakt der Eheschließung vorzunehmen. Leßterer ging der Trauung um eine Stunde voran. Zeuge fürden Durhlauchtigen Bräutigam war Se. Hoheit der Erbprinz von Hohenzollern, für die Durhlauchtige Braut der Chef derFürstlichtaxis\{henGesammtverwaltung, Major a. D.Graf von Boos-Waldeck. Die kirhlihe Trauung geshah nach dem Ritus der römisch-katholischen Kirche, dessen Bekenntniß das Hohe Brautpaar angehört, durch den Bischof der Diözese tegensburg, Dr. von Senestrey. Jm Zuge nah der Kirche

ging der Durthlauchtige Bräutigam in der Uniform des 2. Garde-Dragoner-Regiments mit dem Bande des Großkreuzes des Rothen Adler-Ordens und der Kette des Haus-Ordens von Hohenzollern mit sämmtlichen fürstlihen Herren voran und erwartete an dem Betshemel vor dem Altare die Durch- lauhtige Braut, die, geleitet von der Frau Erbprinzessin von Thurn und Taxis und der Frau Fürstin von Hohenzollern und begleitet von sämmtlichen Fürstlihen Damen, auf dem Bet- schemel zur linken Seite des Bräutigams sich niederließ. ___ Der Akt der kirhlihen Trauung begann mit dem Ge- jange des Veni sancte spiritus, worauf der Bischof eine An- rede an das Durchlauchtige Brautpaar hielt, der die kirh- lihe Trauung folgte. Nach Abhaltung einer stillen Messe rihtete der Bischof zum zweiten Male in kürzerer Ansprache das Wort im Namen der Kirche an die Vermählten. Ein Tedeum beschloß den kirchlichen Akt.

In veränderter Ordnung, insofern Braut und Bräutigam nunmehr als Paar gingen, die Prinzessin von Hohenzollern am rechten Arme Jhres Gemahls und Se. Majestät der König von Sachsen inmitten Jhrer Königlichen Hoheiten der Fürstin von Hohenzollern und der Erbprinzessin von Thurn und Taxis, Herzogin in Bayern, welchen die übrigen Fürstlichen Gäste im Verwandtschafts- und Ranggrade si{ch anschlossen, bewegte sih der Zug nah dem Schlosse zurück, wo eine Gra- tulationscour stattfand.

Der kirchlichen Feierlichkeit, die im Chor der Pfarrkirche St. Emmeran vor sih ging, wohnten im Schiffe die Behörden der Königlichen Regierung, der Kreishauptstadt Regensburg, der Bürgermeister mit den Vertretern der Gemeindeko“ egien und das Offiziercorps der in Regensburg garnisonirenden 2 Ba- taillone des Königlich bayerischen 11. Fnfanterie-Regimentes bei.

Bei der Hochzeitstafel im Schlosse brachte Se. Majestät der König von Sachsen den Toast auf die hohen Neuver- mählten aus, Se. Durhlaucht der Fürst Maximilian von Thurn und Taxis auf die Fürstlihe Familie von Hohenzollern, Se. Durchlaucht der Prinz Friedrih auf die Fürstlihe Familie von Thurn und Taxis und Jhre Königliche Hoheit die Erb- prinzessin von Thurn und Taxis, Herzogin in Bayern.

Am Abend, gegen 8 Uhr, reiste das neuvermählte Paar nach cinem bei Regensburg gelegenen Schlosse der Fürstlichen Familie von Thurn und Taxis ab.

In seiner am 21. d. M. unter dem Vorsiße des Staats-Ministers Hofmann abgehaltenen 831. Plenar- sißung ertheilte der Bundesrath den vom Reichstage be- schlossenen Aenderungen zu dem Entwurf einer Gebühren- Ordnung für Rechtsanwalte die Zustimmung und nahm Kennt von der unveränderten Annahme des Geseßes über die Kontrole des Reichshaushalts 2c. für 1878/79. i Eine Vorlage, betreffend den Entwurf eines Geseßes über die Erhebung und Verwaltung der Reichsabgaben in Elsaß- Lothringen, wurde den zuständigen Ausschüssen überwiesen und demnächst über die Beseßung zweier Stellen für ständige Mitglieder beim Patentamte Beschluß gefaßt. __ Ausschußberihte wurden erstattet über: a. den Entwurf eines Geseßes wegen des Baues einer Eisenbahn von Teterchen nah Diedenhofen, þb. den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Feststellung eines dritten A zum Reichhaushalts- Ætat (die Erwerbung von Grundstücken zur Errichtung eines

Reichstagsgebäudes), c. den Entwurf eines Geseßes wegen der Schiffsmeldungen bei den Konsulaten. Die Geseßentwürfe gelangten sämmtlih zur Annahme.

Den Anträgen der berichtenden Ausschüsse gemäß wurden ferner Beschlüsse gefaßt über a. das Verfahren bei der Aus- stellung von Legitimationssheinen für den Gewerbebetrieb im Umherziehen für Gesellshaften, welhe Musikaufführungen, Scaustellungen, theatralishe Vorstellungen oder sonstige Lust- barkeiten öffentlih darstellen wollen, b. eine Beschwerde wegen Amtsmißbrauchs Seitens eines Geistlichen, c. die Gesuche eines früheren Posteleven um Bewilligung von Pension 2c., d. die Ausführung des Gesetzes, betreffend den Gewerbebetrieb der Maschinisten auf Seedampfschiffen, e. den Entwurf einer Dienstweisung über Einziehung und Verrechnung der beim Reichsgericht in Ansaß kommenden Kosten.

Ferner verständigte man sich über die gegenüber den Be- schlüssen der Reichstagskommission zu dem Gesezentwurfe, C das Faustpfandreht sür Pfandbriefe, einzunehmende Stellung.

Schließlih wurden Kommissarien für die Berathung von Vorlagen im Reichstag ernannt und mehrere neu eingegan- gene Eingaben den betreffenden Ausschüssen überwiesen.

—! Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Hande, „und Verkehr und für Eisenbahnen, Post und Tele- graph, traten heute zu einer Sißung zusammen.

_ Der Schlußbericht über die vorgestrige Sizung des Æéichstages befindet sich in der Ersten Beilage.

«— In der heutigen (64) Sibßung des Reichs- tages, welcher der Präsident des Reichskanzler-Amts Staats- Minister Hofmann u::d mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben beiwohnten, theilte der Präfident mit, daß ein Geseßentwurf, betreffend den Bau von Eisenbahnen von Teterhen nach Dieden- hofen und von Buchsweiler nach Schweighausen, jowie den Ausbau d:cs zweiten Geleises zwischen den Bahn- höfen Teterchen und Hargarten-Tatfe, und ein Geseßentwurf, betreffend Feststellung eines Nachtrages zum Reichs- haushalts-Etat pro 1879/80 eingegangen sei.

In erster und zweiter Berathung genehmigte das Haus sodann ohne Debatte den Geseßentwurf, betreffend die Sicherung der gemeinschaftlihen Zollgrenze in den vom Zollgebiete ausgeshlossenen bremischen Gebietstheilen. Derselbe lautet:

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König

von Preußen 2c. verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesraths und des Reichstags, was folgt:

In den außerhalb der gemeinschaftlihen Zollgrenze belegenen bremischen Gebietétheilen fommen vom 1. Juli 1879 ab die Vor- \hriften des Geseßes vom 1. Juli 1869, betreffend die Sicherung der Zollvereinsarenze in den vom Zollgebicte ausgeschlossenen ham- burgischen Gebietstheilen (Bundes-Geseßblatt S. 370) zur An- wendung.

Urkundlich 2c.

Gegeben 2c.

Das Haus trat dann in die dritte Berathung des Geseßz- entwurfs, betreffend die Verfassung und Verwaltung von Elsaß - Lothringen. Nach einigen Bemerkungen des Abg. Grad hob der Abg. Windthorst hervor, daß er bei der Schlußabstimmung über diese „, Vorlage vorausseße, daß zwischen der Regierung von Elsaß-Lokhringen und dem Kabinet Sr. Majestät des Kaisers keinerlei Zwischen- instanzgen beständen, deß der Reichskanzler in [ Elsaß- Lothringen nur die Befugnisse des Reichs ausüben werde, welche er jedem anderen deutshen Bundeslande gegenüber wahrnehme und daß er außerdem die Ernennung des Statthalters kontrasignire. Da diese Vorlage den sogenannten A D den er aufgehoben zu sehen wünsche, nicht konstituire, jondern nur fortdauern lasse, so wcrde er für die Vorlage stimmen, deren En bloc-Annahme er be- antrage. Gerade aber wegen der Aufrechterhaltung des Diktaturparagraphen erklärte der Abg. Bezanson gegen das Gesey stimmen zu müssen. Dex Nbg. Kablé bedauerte, daß die Stadt Straßburg, deren Bürger- meister 1873 abgeseßt und deren Gemeinderath gleichzeitig auf- gelöst sei, auf Grund dieses Gesetzes ihr Wahlrecht zum Landesaus\huß niht ausüben könne.

Beim Schlusse des Blattes sprach der Abg. Schneegans.

Fn den deutschen Münzstätten sind bis zum 14. Juni 1879 geprägt worden, an Goldmünzen: 1265 832 560 / Doppelkronen, 405 307 370 # Kronen, 27 969 925 M Halbe Kronen , hiervon auf Privatrechnung 379 361 450 // Vorher waren geprägt: 1 265 338 360 H Doppelkronen, 405 307 370 / Kronen, 27 969 925 46 Halbe Kronen, hiervon auf Pripatrechnung 378 867 250 K Summa 1 698 814 295 M

An Einnahmen (eins{ließlich der kreditirten Beträge) aus Zöllen und gemeinschaftlihen Verbrau chs- steuern sind im Reiche für die Zeit vom 1. April 1879 bis zum Schlusse des Monats Mt i 1879 (verglichen mit der Ein- nahme in demselben Zeitraum des Vorjahres) zur Anschreibung elangt: Zölle 37 095 225 A [+ 21 001 163 4), Rübenzucker- Haier 6 318 281 M (— 259263 6), Salzsteuer 4 703 542 M (+ 156 352 M), Tabakssteur 303 239 M (+ 32874 M), Branntweinsteuer 5 227 168 Æ (+ 92841 M), Uebergangs- abgaben von Branntwein 14 915 Æ (+ 1 061 M), Brausteuer 3067 633 M (+ 30 022 M6), Uebergangsabgaben von Bier 154360 Æ (+ 11580 46), Summe 44247801 M (+ 21 066 630 6), Spielfartenitempel 133 333 M (+ 133 333 M4 Die zur Reichskasse gelanati Fs - Einnahme abzüglih der Bonifikationen und rwaltungskfosten beträgt bis Ende Mai 1879: Zölle 31 22 472 # (+ 14394 017 M), Rübenzuckersteuer 23 421 325 #6 (+ 2 110 771 M), Salzsteuer ! 5 568 533 M (+ 140377 Æ), TZabakfssteuer 257 143 M (+ 27 871 M), Branntweinstluer und Uebergangsabgabe von Branntwein 7 093 706 M (—| 197 018 4), Brausteuer und Vebergangsabgabe von Bie! 2739 365 # (+ 35186 M), Summe 70 402 544 M (+ 10511 264 M), Spielkartenstempel (einshließlih der Nachsteuer) 306 755 M (+ 306 755 4).

Zeitungs8-Redactiure, welhe beleidigende Artikel aus anderen Zeitungn entnehmen, treten, nah einem Erkenntniß des Ober-Tribinals vom 15. Mai d. J., da- dur nichi unter einander in tin Verhältniß als Theilnehmer | an einem und demselben Delkt, sondern jeder Redacteur ist

eile Zeitung erfolgte Verbreitung

selbständig für die A e Ze [l verantwortlih. Die strafg@ichtlihe Verfolgung desselben

__— Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, der Königlich württembergisher Staats-Minister Dr. von Mittnacht, der Geheime Rath von Dillenius und der Großherzoglich olden- bus: ai Staatsrath Selkmann sind von Berlin wieder ab- gereist.

Bayern. München, 21. Funi. (Allg. Ztg). Se. Majestät der König hat den bayerischen Geschäftsträger in Paris, Legations-Rath woh. Ev. Reither, zum Geheimen Legations-Rath und den Legations-Sekretär bei der bayerischen Gesandtschaft in Wien, Hugo Graf von Lerchenfeld- Köfering, zum Legations-Rath befördert.

__ Württemberg. Stuttgart, 21. Juni. (W. T. B.) Die Berufung des Landtages ist bis zum Schlusse de Reichstages vertagt. Der Prinz Alexander von Battenberg trifft auf der Reise nah Rom heute Abend hier ein und wird sich morgen zum Besuch des Königs nah Friedrichshafen begeben.

Baden. Karlsruhe, 22. Juni. (W. T. B.) Prinz Alexander von Battenberg ist zum Besuche des hiesigen Hofes heute hier eingetroffen und wird nah dem Diner im Residenzshlosse seine Reise fortsezen.

Baden-Baden, 23. Juni. (W. T. B.) Fürst Gort- shakoff ist gestern Abend hier eingetroffen.

Elsaß - Lothringen. Straßburg i. E., 22. Juni, (W. T. B.) Bei der heute im Ostkanton stattgehabten Wahl zur Erneuerung des zweiten Dritttheils der Bezirksver- tretung ist der Advokat-Anwalt Ferdinand Schneegans (Bruder des Reichstagsabgeordneten Schneegans) wieder- gewählt worden. Derselbe erhielt 1286 von den abgegebenen 1435 Stimmen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 21. Juni. (W. T. B.) Nach einer von dem österreichisch - ungarishen Kosulate in Burgas hier eingegangenen Meldung vom 20. d. sind, wie die „Polit. Korresp.“ erfährt, bis zum Anfang dieser Woche etwa 28 000 Mann russischer Truppen in dem dortigen Hafen nach Rußland eingeschifft worden. Die ge- nannte Korrespondenz meldet aus Alexandrien, daß die Vertreter der Westmächte außer dem Rücktritt und der Ent- fernung des Khedive auch die Entfernung seiner beiden Söhne Hussein und Hassan aus Egypten gefordert haben. Der Kaiserliche Hof legt auf die Zeit vom 23. Juni bis 2. Juli für den Prinzen Louis Napoleon Trauer an.

__ Saehweiz. Bern, 20. Juni. (Bund.) Auf eine be- züglihe Anfrage der Kommission des internationalen Kongresses fürGefängnißwesen hat sih der Bundes- rath damit einverstanden erklärt, daß si dieselbe im nächsten Herbst in Bern versammle, und si bereit erklärt, die Ar- beiten der Kommission zu fördern, soweit die Umstände dies gestatten. Der am 14. April d. F. zwischen der Gotthard- bahn-Direktion und Hrn. L. Favre zu Stande gekom- mene Nachtragsvertra g zu dem Hauptvertrage, betreffend die Ausführung des großen Gotthardtunnels, ist vom Bundes- rath genehmigt worden.

(N. Zürch. Ztg.) Der Ständerath ertheilte dem Bundesrath die Ermächtigung zur Ratifikation des am 16. Juni in Paris abgeschlossenen Zusaßvertrags zum Münz- vertrage vom 5. November 1878. Jtalien behält danach sein kleines Papiergeld, verzichtet dagegen auf die Nachprägung von Fünffrankenstücken im Betrage von 20 Millionen und ver- pflichtet si zum Einzug seiner Silbecscheidemünzen aus anderen Staaten von 1880 bis 1883, zur Reduzirung seiner Cirkulation in Papier und seiner Silbermünzen unter 5 Frcs. bis auf 6 Fres. auf den Kopf der Bevölkerung, wie auch die anderen Vertragsstaaten es gethan haben. Ferner hat der Stände- rath den Beschlüssen des Nationalrathes bezüglih der Zol[- erhöhung und schließlich auch mit großer Mehrheit in Be- treff des Ban knotenrekurses beigestimmt.

__— 21. Juni. Beide Räthe sind heute ohne Ansprache geschlossen worden.

Großbritannien und Jrland. London, 21. Juni, (Allg. Corr.) Fhre Majestät die Königin kehrt heute in Begleitung der Prinzessin Beatrice und ihres Hofstaates von Balmoral nah Windsor zurück. Der Kriegs-Minister hat von Lord Chelmsford ein Telegramm, datirt Blood River, 31. Mai, 9 Uhr Morgens erhalt:n, dem nachstehende Mittheilungen ent- nommen sind: __ Die Truppen an der Nordgrenze rücken am 1. Juai vor. Pro- viant ist hinreihend vorhanden, aber die beshränften Transport- mittel erlauben nur die Mitnahme von Vorräthen für einen Monat. Nach der Ankunft in Ibabanango werden die leeren Waggons zurück- as Gesundheitëzustand der Truppen ift ein guter. Das etter ist falt und feuht. Ueber die Ansammlung einer Zulumacht liegen keine zuverlässigen Berichte vor. Zwei Schwadronen der Garde - Dragoner bleiben in Conference Hill. Die Linie nach Ibabanango ist auf vier Tagesmärsche rekogncs- zirt und alz günstig befunden worden. Jh habe feine Botschaft vom Zulu könig gehabt, aber General Crealock meldet, daß zw-i seiner Offiziere bei Cetewayo gewesen sind. Sie berichten, der König beabsichtigte, seinen Hauptunterhändler in das englische Lager zu senden mit der Mittheilung, daß eine Streitma{t bereit sei, um ihn (Crealock) anzugreifen, daß aber zu gleicher Zeit der König be- fohlen habe, nicht auf Weiße zu feuern. Dies wirft Zweifel auf die Mission der früheren Abgesandten, aber so lange nicht des Königs eigene Abges andte bei mir eintreffen, wäre es versrüht, zu sagen, der König unterhandle in wirklich friedlicher Absicht. _ Ueber den Tod des Prinzen Louis Napoléon bringen die „Daily New s“ folgende Telegramme von ihrem Spezialkorre]pondenten am Kap (Archibald Forbes) : Ba E Se I L S0 abe fürchterliche Neuigkeiten zu meldèn, Prinz Napoléon rüdckte heute Morgen mit Kapitän Carey vom Intelligenz-Departement und einer

¡ Esforte von sechs weißen Freiwilligen von Beddingtons Corps acht

Meilen voraus, um den Plaß für das nächste Lager zu \kizziren, Nach einer kurzen Raft unweit dem Edutu Kraal, der für ver- lassen galt, hatte der Prinz so:ben den Befehl zum Wiederaufsißen gegeben, als innerhalb 30 Ellen aus dem langen Grase eine Salve auf die Eskorte abgefeuert wurde. Nicht ein einziger Zulu war sihtbar. Carey meldet, daß ‘die Eskorte sich im Galoppe zer- streute, als die Salve abgefeuert wurde. Er und ein Mann der Eskorte ritten ihres Schutzes halber nach der etwa 200 Ellen entfernten Schlucht, sie entkamen glücklich und es \{loffen sich ihnen später vier Mann der Eskorte an. Der Prinz und die anderen zwei wurden niemals wieder gesehen. Es blieb keine Alternative als der Glaube, daß der Prinz umgekommen sei. Sein Pferd sprengte reiterlos daher und {loß sich auf dem Rücckwege der Begleitung Careys an. Der Prinz war ftets äußerst waghalsig. Carey be-

kann deshalb nur auf Grund êines direkt gegen ihn gerichteten Strafantrages erfolgen. |

j

gegnete Buller und Wood mit einer Eskorte von drei Mann, die

! ih nah demselben Orte begeben wollten, und veranlaßte sie zur

Umfkehr, denn sonft würden fie wahrscheinlich ebenfalls Opfer des

Feindes geworden sein. Die ganze Kolonne ist äußerst betrübt über den traurigen Vorfall.

2. Juni. Sechs Mann von der Kavallerie des Generals Marshall aingen heute Morgen ab, um Prinz Napoléons Leiche auf- zusuhen. Sie fanden dieselbe in Donga, 150 Ellen von dem Kraal entfernt. Sie lag gänzli entblößt auf dem Rücken. Eine Kugel- wunde war nit vorhanden, aber man zählte 18 Stihwunden. Zwei Affsegaistiche hatten den Körper von der Brust nach dem Rücken dur{h- bohrt, zwei die Hüfte verleßt und einer das rechte Auge zerstört. Den Hals umschloß eine Kette mit einem Medaillon. Das Gesicht trug einen ruhigen Ausdruck. Er hatte augenscheinlich erfolglos ver- fuht sein Pferd zu besteigen, dann muß er längs des Fußpfades na Donga gelaufen sein, wo seine Leiche gefunden wurde. In seiner Nähe lagen zwei Reiter, beide erstochen. Die Leibe wurde, in eine Kafferndecke gehüllt, nach dem Lager gebracht, und um 5 Uhr wurden die Ueberreste in Gegenwart der ganzen Division in einer Ambulanz unter entsprechender Eskorte nah Capetown gesandt, um von dort nach England befördert zu werden.

Aus Simla wird dem Bureau 20. d. M. telegraphirt : : i

Der Emir Fakub Khan hat in Uebereinstimmung mit den Friedensbedingungen eine Proklamation erlassen, welche beständige Freundschaft und Frieden zwischen Afgha- nistan und der britischen Regierung verkündigt. Auch hat er eine allgemeine Amnestie proklamirt, derzufolge alle afgha- nischen Unterthanen, die während des Krieges mit der bri- tishen Regierung in Verkehr gestanden haben, von Bestrafung oder Behelligung irgend welcher Art befreit sind.

Frankreich. Paris, 22, Juni. Das heutige „Fo Ur- nal officiel“ veröffentlicht das folgende Gese. Dasselbe ist datirt vom 21. Juni und lautet: /

Einziger Artikel : Der Artikel 9 des konstitutionellen Ge- seßes vom 25. Februar 1875 isst abgeschafft. Das gegen- wärtige Geseß, berathen und angenommen von der Assemblée nationale, wird als Staatsgeseß ausgeführt werden.

(Rép. fr.) Die bonapartistishen Journale haben gestern die nachstehende Erklärung veröffentlicht: „Die Senatoren und Deputirten der Berufung an das Volk haben sich heute versammelt. Wie tief auch ihr Schmerz sein mag, so haben sie do die Pflicht, vor dem Lande zu bezeu- gen, daß, wenn der Kaiserliche Prinz au todt ist, seine Sache ihn überlebe. Die Erbfolge der Napoleone ist nit erloschen. Ats Vertreterin eines unvergänglihen Prinzips bleibt die imperialistishe Partei aufreht, fest verbunden, treu und er- geben. Das Kaiserreih wird leben.“

92, Juni: (W. T. B.) Bei der heute stattgehabten Wahl eines Senators für Corsica hat keiner der auf- gestellten Kandidaten die absolute Majorität der abgegebenen Stimmen erhalten, es ist vielmehr eine engere Wahl erforder- lich zwischen dem ehemaligen Polizei-Präfekten unter dem Kaiserreiche, Pietri, dem Republikaner Tommasi und dem der konstitutionellen Partei angehörenden Herzog von Praslin.

22. Juni, Abends. (W. T. B.) Der frühere Polizei- präfekt Pietri ist bei der in Ajaccio stattgehabten engeren Wahl zum Senator gewählt worden.

Versailles, 21. Juni. (W. T. B) Die Deputirten- kammer hat heute die Berathung des Ferry'’\chen Geseß- entwurfs über den höherenUnterricht ohne bemerkens- werthen Zwischenfall fortgeseßt. Der größte Theil der bona- partistischen Deputirten wohnte der Sißung nicht bei. Der Geseßentwurf, betreffend die Rückehr der Kammern nah Paris, ist im Senate wie in der Deputirtenkammer von der Regierung vorgelegt worden. Demselben zufolge würde die Zurückverlegung der Kammern nach Paris am 3. No- vember erfolgen. Die Deputirtenkammer würde im Palais Bourbon und der Senat im Palais Luxembourg tagen. Jn jedem Falle würden die Bureaux der Kammern dur einen gemeinsamen Beshluß den Sig der Kammern zeitweilig nah einem anderen Orte verlegen können. Als Sit des Kon- gresses soll Versailles beibehalten werden. Die Vorlage spricht den Präsidenten des Senates und der Deputirtenkammer die Befugniß zu, die Stärke und die Zusammenseßung der mili- tärishen Macht zu bemessen, welche zum Schuße der Berathun- gen dienen soll.

Numänien. Bukarest, 21. Juni. (W. T. B.) Der Senat genehmigte mit 39 gegen 3 Stimmen den Adreßent- wurf der Majorität; der Minoritätsentwurf wurde mit 35 gegen 17 Stimmen abgelehnt.

Amerika. Washington, 21. Juni. Q G D) Der Senat hat die Armeevorlagen mit Einshluß des Artikels, welcher die Verwendung von Staatsgeldern zum Unterhalt und zur Beförderung von Truppen nach den Ab- stimmungsorten während der Wahlperiode untersagt, mit 23 gegen 19 Stimmen genehmigt. Alle zu der Vill gestellten Abänderungsanträge waren von der Majorität abgelehnt worden.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 22. Juni. (W. T. B.) Talaat Pascha hat sih in besonderer Mission nah Konstantinopel begeben.

Reuter unterm

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichung-n des Kaiserlihen Gesund- heitsamts sind in der 24, Jahreswohe von je 1000 Le- wohnern, auf den Jahresdurhschnitt berechnet, als gestorben emeldet: in Berlin 31,2, in Breslau 29,3, in De 39,0, in Cöln 23,4, in Franffurt a. M. 20,1, in Hannover 20,1, in Caffel 23,9, in Magdeburg 26,4, in Stettin 20,3, in Altona 292 M Straß burg 26,7, in München 32,9, in Nürnberg 25,6, in Au sburg 45,5, in Dresden 23,5, in Leipzig 23,6, in Stuttgart 20,8, in Braunschweig 27,5, in Karlsruhe 23,9, in Hamburg 26,8, in Wien 29,8, in Buda- Pest 46,4, in Prag 50,1, in Triest 27,2, in Basel 22,7, in Brüssel 25,1, in Paris 26,3, in Amsterdam 27,9, in Kopenhagen 21,9, in Stockholm 28,6, in Christiania 22,1, in St. Petersburg 39,0, in Warschau 18,0, in Odessa 30,0, in Bukarest 21,8, in Rom —, in Turin 27,9, in Athen —, in Lissabon 23,0, in London 19,5, in Glasgow 18,9, in Liverpool 22,8, in Dublin 40,8, in Edinburgh 219 in Alexandria (Egypten) 31,9, Ferner aus früheren Wochen: in New-

ork 21,2, in Philadelphia 15,0, in St. Louis 7,9, in Chicago 13,5, in S FranzisÎo 14,7, in Calcutta 29,2, in Bombay 38,8, in Madras 34,1.

In den ersten Tagen der Berichtswoche herrshten an den ôst- lihen Stationen und in Berlin östlihe, in Cöln nordwestliche, in Süddeutschland, in Bremen und Heiligenstadt westlihe und südwest- liche Luftströmungen, die in Breslau nah Nordwest, in München und Berlin nah Nordost dingen Um die Mitte der Woche wehte an den östlichen Stationen Nordwest, während in Mittel-, West- und Süddeutschland südliche De vorwaltetcn, die in der zweiten Wochenhälfte fast allgemein in westlihe und südwestlihe, und zu Ende der Woche meist in nordwestlihe umgingen. Die Tempe- ratur der Lust, im Allgemeinen dem Monatsmittel entsprechend, überstieg dasselbe an mehreren Stationen. Gewitter, von starken

Regengüfsen begleitet, waren häufig. Der Luftdruck stieg langsam, aber stetig.

Die Sterblichkeit hat im Vergleich zur vorhergegangenen Woche in’ den meisten größeren Städten abgenommen, nur in Berlin wurde sie dur die bedeutend gesteigerte Säuglingsfsterblichkeit größer. Die allgemeine Sterblichkeitévcrhältnißzatl für die deutshen Städte sank auf 27,0 (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet). Auch die Gesammtstert lichkeit des Säuglingsalters erscheint in den deutschen Städten dur die so erheblih vermehrte Sterblichkeit dieser Alters- Élafse in Berlin, etwas erhöht, wiewohl sie in den meisten Städten eine kleinere war als in der Vorwoche, Von 10000 Lebenden star- ben aufs Jahr berectnet Kinder unter 1 Jahr 102,0 gegen 98,8 der Vorwoche (in Berlin 158,6). :

Unter den Todesursachen dominirten von den Infektionskrank- heiten Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder, namentlich in Berlin, während die meisten anderen Infektionskrankheiten seltener wurten. Die Masern zeigten in Hamburg, Straßburg, Karlsruhe feine wesentliche Abnahme, in Paris, Budapest und London fogar eine Zunahme. Das Scharlachfieber erscheint in Hamburg und Rheydt häufiger. Diphtherishe Affektionen wurden im Allge- meinen seltener, in Berlin blieb die Zahl der Opfer die gleihe, in Wien wurde sie etwas größer als in der Vor- woche. Die Zahl der Todesfälle an Unterleibstyphus wurde in München eine wenig größere. Flecktyphus und Rükfallsfieber kamen gleichfalls seltener ror. Todesfälle an Rückfall sfieber wurden aus deutschen Städten nur einer aus Danzig, an Flecktyphus 4 (davon 3 aus Breélau, 1 aus Magdeburg) gemeldet. Aus Pest, Brüssel, London, Warschau je 1, aus St. Petersburg 5. Darmkatarrhbe der Kinder und Brechdur{fälle forderten in Berlin 158 Opfer. In München, Breslau, Königéberg, Stuttgart, Nürnberg, Augéburg ift die Z1hl derselben etwas kleiner, in Wien etwas größer als in der Vorwoche; doch erreichte sie selbst in Berlin noch nicht die Höhe der entsprehenden Woche des Vorjahres, Der Keuchhusten trat wieder in Cöln intensiver auf. Potensterbefälle erhielten sich in London auf gleicher Höhe mit der Vorwoche. In Paris stieg die Zahl derselben auf 25, in Warschau und Lissabon auf je 5, in Prag und Barcelona auf je 4. In Wien sank sie auf 4, in Budapest auf 7, in St. Petersburg auf 26, in Odessa auf 2. Aus Schwerin i./M., Ratibor und Zittau werden je 1 Blaiterntodesfall gemeldet.

Summariswe Uebersicht Über dies Zahl der Studirend.n auf der Königlihen Georg - Augufsts- Universität zu Göttingen im Sommer-Semester 1879. Im vorigen Semester sind immatrikulirt gewesen (990 + 7 =) 997, davon sind abgegangen 299, es find demnach geblieben 698, hierzu sind in diesem Semester gekommen 353; die Gesammtzahl der imnatrikulirten Studirenden beträgt daher 1051. Die evangelisch- theclogishe Fakultät zählt: Preußen 92, Nichtpreußen 28, zusam- men 120. Die juristische Fakultät zählt: Preußen 195, Nichtpreußen 77, zusammen 272. Die medizinische Fakultät zählt: Preußen 104, Nichtpreußen 37, zusammen 141. Die philosophische Fakultät zählt: a, Preußen mit dem Zeugniß der Reife 382, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife nach §8. 36 des Reglements vom 4. Juni 1834 32, somit Preußen 414, c. Nichtpreußen 104, zusammen 518. Im Ganzen 1051, Außer den immatrikulirten Studirenden besuchen die hiesige Univer- sität als nur zum Hören der Vorlesungen berechtigt 1, einzelne Vor- lesungen besuchen außerdem noch 11. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 1063.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von Alexius Kießling hier find soeben er- shienen: Kießlings Spezialkarte von Buckow und Um- gegend, sogen. Märkishe Schweiz, mit Angabe der Haupt- und Nebentouren, im Maßstab von 1 : 12000, und Kießlings Spezialkarte von Erkner und den Rüdersdorfer Kalk- bergen, im Maßstab von 1 : 25000. Beide Karten sind von Th. Delius entworfen und gestochen, in fauberem Farbendruck ausgeführt und kosten kartonnirt eine jede 50 S. Die Karten sind zur Orienti- rung auf ver Wanderung durch die Umgegend von Buckow und Rüdersdorf wohl geeiznet. :

St. Betersburg, 21. Juni. Ver fünfte archäologische Kongreß. wird im September des Jahres 1881 in Tiflis ab- gehalten werden und der Erforschung der alten Denkmäler gewidmet sein. Die Ausarbeitung des Programms wird einem im Januar 1880 in Moskau zusammentretenden Comité übertragen.

Land- und Forstwirthschaft.

Der Vorstand des landwirthschaftlihen Centcalvereins für den Regierungsbezirk Potédam veranstaltet in der zweiten Hälfte des Septembers d. I. in Wriezen a. O, eine Kartoffellege- und Erntemaschinen- Konkurrenz. Zur Konkurrenz kommen: I, Kartoffellegemaschinen. a. Maschinen, welche nur die Stellen an- geben, an welche Kartoffeln gelegt werden sollen, b. Maschinen, welche die Kartoffeln selbstthätig in gleiche Tiefe und in beliebige gleiche Entfernung in die Reihen legen. 11, Kartoffelerntemaschinea. a. Kartoffelrodepflüge, welche nur den Boden aufwerfen und dabei die Kartoffeln freilegen, b. Maswinen, welche die Kartoffeln aus dem Boden heben und die- selben von Boden und Kraut getrennt, auf dem Aer ausbreiten, daß sie nur aufgesammelt zu werden brauen, c. Maschinen, welche die Kartoffeln selbstthätig einsammeln. Die Prämien bestehen in 10 Geldpreisen von 50—1200 4, in Summa 3300 und Ehren- diplomen. Die Anmeldungen müssen spätestens bis 1. August d. J. bei dem Oekonomie-Rath Dr. Freiherrn von Canstein, Berlin SW., Gneisenauftraße 109, erfolgen, welcher auf Erforvern jederzeit Pro- gramme übersenden wird. Jeder Konkurrent muß seine Maschine auf eiaene Kosten Bahnhof Wriezen liefern und event. die Kosten des Rüktransports tragen. Den Transport na und von den Ver- suhsfeldern, sowie die Gestellung der erforderlichen Gespanne besorgt der Lokalverein Wriezen.

New-York, 15. Juni. (Alg. Corï.) Die landwirthschaft- liben Ausweise ergaben die Vergrößerung des mit Baumwolle bepflanzten Areals im Vergleich mit dem Jahre 1878 auf etwas über 2%/. Der durchschnittlihe Stand der Saaten is 96, wäh- rend er im vorigen Jahre 99 war. Im Allgemeinen ist der Zustand der Felder ein guter, aber um ca. 14 Tage zurück. Den Juni- Ausweisen zufolge ist der durchschnittlibe Stand des Winter- weizens 0, gegen 98 im vorigen Jahre, An der Pacific - Küste wird der Durchschnitt bedeutend überstiegen. Das Areal des gefäeten Frühjabhrsweizens zeigt eine Vergröße- rung von ca. 4% g?aen 1878. Die californishen Ausweise geben eine Zunahme von über 10/6 an, in Oregon ist der Flächenraum 1% fleiner. Der Stand des Frühjahrsweizens ist ungefähr der des Winterweizens, und zwar bewegt si derselbe in allen Staaten unter dem Durchschnitt der Territorien. Der Weizenanbau hat sich nah Westen zu \chneller ausgedehnt, als ihm die statistishen Unter- suchungen zu folgen vermochten.

Gewerbe und SandelL.

Am Sonnabend Vormittag 11 Uhr wurde auf Tivoli hierselbst die internationale Ausstellung von Erzeugnissen der Müllerei feterlih eröffnet. Nachdem ein Musifkcorps den Ghoral „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ intonirt hatte, bestieg der Vorsitzende des Verbandes, H. v. d. Wyngaert die Tribüne und hieß zunächst die Gäste, unter denen sich die Staats-Minister Dr. Frieden- thal und Maybach, sowie der Ministerial-Direktor Dr. Jacobi be- fanden, willkommen. Der Festredner entwarf dann ein an- \haulihes Bild von der Großartigkeit des Müllergewerbes in Deutschland; er führte aus, weshalb der Verband, nachdem erst 1876 in Nürnberg eine Fachausstellung stattgefunden, sich ent- \{lofsen habe, hon jeßt wieder eine Ausstellung ins Werk zu seßen ; er dantte den beiden anwesenden Ministern für die Bereitwilligkeit und das Entgegenkommen, das die Ausstellung bei den Staatsbehörden gefunden, und {loß mit einem Hoh auf Se. Majestät

den Kaiser, dem es speziell zu verdanken fei, daß man

die Ausstellurg hier das Hoch stimmte die Musifcorps spielte die Nationalhymne. Minister Dr. Friedenthal das Wort, um dem Vorredner für die warme patriotishe Ansprahe zu danken; die Hohen- zollern hätten es immer für eine ihrer höchsten Aufgaben gehalten, die friedlichen wirthschaftlichen Bestrebungen zu fördern; als ver- heißungsvoles Symptom für die Auéftellung möge ez gelten, daß der Handels- und der Landwirthscbafts-Minister der Eröffnung bei- wohnten. Der Minister {loß seine Rede mit einem Hoch auf die Leiter und Veranfstalter der Ausstellung und a e Gewerbsgenofsen. Die Gäste nahmen hierauf, geführt von dem Vorstande, die einzelnen Abtheilungen der Ausstellung in Augenschein. Güstrow, 23. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Angefahren find 14 000 Centner. Bei durchschnittlich 5/9 \{chwercrer Wolle wurden die vorjährigen Preise behauptet. Verkauft wurden ca. zwei Drittel an Kämmer, Fabrikanten und Händler. Verkehrs-Anstalten.

London, 21. Juni... (W. T. B.) Die Mehrheit der Tarif- fommission der internationalen Telegraphenkonferenz hat den Antrag auf Einführung eines gleichartigen Telegraphentarifs für ganz Europa abgelehnt.

SouthampTon, 21. Juni. (V. T.B) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Braunschweig“ ist hier eingetroffen.

New-Vort 21 Zun (W. L. B) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Weser“ ist heute hier eingetroffen.

in Berlin habe eröffnen können. In Versammlung begeistert ein, und das Hierauf nahm der Staats-

Verlíin, den 23. Juni 1879.

Astrophysikalishes Observatorium zu Potsd ¿m. Verwaltungsbericht der Direktion für das Etatsjahr 1878/9 und Arbeitsberiht für das Jahr 1878.

(ad resecr. 0292 U. L)

Berlin, den 13. Mai 1879.

Ew. Excellenz beehren wir uns im Folgenden den vor- g¿schriebenen Verwaltungs- und Arbeitsbericht des Königlichen Observatoriums für das abgelaufene Jahr ganz ergebenst zu erstatten.

1], Stand des Baues.

Jm Verwaltungsjahre 1878/9 ist der Bau des Haupt- gebäudes im Aeußeren vollendet worden, bis auf die drei Drehkuppeln, welche ebenfalls aufgestellt sind, an denen aber noch die Vershlüsse der Beobachtungs- durchshnitte unvollendet sind, und die Holzvorbauten für meteorologische Zwecke. Der innere Ausbau ist gleichfalls im Ganzen und Großen vollendet, mit Ausnahme der Räume in den drei Thurmgebäuden der Südfront. Einige Boden- räume sind zur interimistishen Einrichtung eines Laboratoriums und zur vorläufigen Aufstellung der Bibliothek am Anfang des Jahres in Benußung genommen, alsdann am 1. Oktober die Kastellanwohnung, im Verlauf der beiden leßten Monate endlich die Laboratorien und einige der Beamtenarbeitszimmer im Hauptgeshoß sowie die Räume des Untergeschosses für Laboratoriums- und mechanische Zwecke. :

Zu den astronomischen Beobachtungen haben noch die Jnterimslokale gedient und sind zu diesem Behuf in ihrem früheren Stande belassen worden ; behufs Ausführung helio- graphischer Experimente hat ein Umbau des 1874 auf dem Grundstück errichteten interimistishen magnetischen Häuschens stattgefunden.

0 Snftvumentelle 26. NUSLUTUn g:

Das Stativ des großen Refraktors ist von den Herren A. Repsold & Söhne im verlaufenen Jahre vollendet, jedoch bis Schluß desselben noch nit abgeliefert worden, weil die Verzögerung in der Fertigstellung der großen Kuppel eine Aufstellung des Jnstruments noch nicht gestattete und dasselbe bis dahin auf niht wohl anderweitig im Observatorium unter- gebracht werden konnte. 6 Für das leßte zum ersten Ausrüstungsplane gehörige optishe Haupt-Jnstrument des Observatoriums, den Helio- graphen, sind sämmtliche optischen Theile von dem Dr. H. Schröder in Hamburg angefertigt und im vergangenen Sommer zur Prüfung eingeliefert, nah deren befriedigendem Abschluß sie angekauft worden sind. 4 Aus den Mitteln der laufenden Verwaltung sind außer kleineren Jnstrumentenstücken und Hülfsapparaten die folgen- den größeren Fnstrumente angeschafft: ein Kometensucher von 0,076 m Oeffnung; ein 5 zölliger Spiegelkreis von Pistor u. Martins; ein */, Sek.-Pendeluhr von Tiede; ein großer Spektralapparat mit Registrirvorrihtung von Hilger in London; ein kleines Stern-Spektroskop von Schmidt u. Häns; ein Meßapparat für Sonnenphotographien von Pistor u. Martins; ein astatishes Spiegel-Galvanometer von Siemens u. Halske; eine Präzisionswaage von Bunge in Hamburg. Da die wissen\chaftlihen Arbeiten noch nit im vollen beabsichtigten und etatsmäßig vorgesehenen Umfange haben betrieben werden können, find von den dafür ausgejeßten Fonds noch ansehnliche Beträge übrig geblieben, welche es er- möglicht haben, einmalige außerordentlihe Aufwendungen für die chemishen und photographischen Laboratorien, sowie für die Werkstätte, durch Beschaffung einer reichlichen Ausrüstung mit Chemikalien, Geräthen und Werkzeugen, aus laufenden Mitteln zu machen. Aus Mitteln des ersten Ausrüstungsfonds ist für die Werkstätte eine Drehbank angeschafft worden. Es ist uns ferner möglih geworden, der Beschaffung starker Apparate zur Erzeugung elektrisher Ströme aus laufenden Mitteln näher zu treten, nachdem die schnellen Fortschritte in der Konstruktion der zu solchem Zweke dienenden magnetischen und dynamo-elektrischen Maschinen, welche in den leyten Fahren gemacht sind, und die gleichzeitige vielfache Einführung derselben in physikalische Laboratorien die Erwerbung solher Maschinen für das Obser- vatorium zu einem kaum noch abweisbaren Bedürfniß gemacht hatte. Wir haben zunächst eine starke Gasmaschine (von 6 Pferdekräften) in Bestellung gegeben, welche zum sichern Betriebe zweier Siemensshen Lichhtmaschinen mittlerer Stärke verwendet werden kann. Durch besondere Versuche ist zuvor festgestellt worden, daß das in der Gasanstalt des Objerva- toriums erzeugte Fettgas zum Betriebe der, bislang nur mit Kohlengas bedienten, Gasmaschinen mit Sicherheit verwendbar ist. Für die Ausstellung der Maschine bieten die Souterrains des Hauptgebäudes geeignete Räumlichkeiten dar. ie Bibliothek des Observatoriums is} bis zum Schluß des Verwaltungsjahres auf 664 Accessionsnummern (ca. 1600 Bände) gewahsen. Hauptsächlih ist das Augenmerk bislang auf die Erwerbung der ältern für das Obser- vatoriuum wichtigen Literatur und von einschlagenden Reihenwerken gerichtet worden. Ein Austaush neuer Druck- schriften mit anderen JFnstituten hat noh nicht eingeleitet wer-

den können, weil die Fertigstellung des ersten Bandes der