1879 / 145 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 24 Jun 1879 18:00:01 GMT) scan diff

24) den 2 und Domprediger Stoecker in Berlin,

25) den Grafen Theodor zu Stolberg-Wernige- rode auf Schloß Tüt, Kreis D. Crone W./Pr.,

26) den Konsistorial-Rath Taube in Bromberg,

27) den Feldpropst, Ober-Konsistorial-Rath und Hof- prediger D. Thielen in Berlin, 28) den Hofprediger Wilsing in Stargardt i. Pomm., 29) den Konsistorial-Präsidenten Wu nderl i ch in Breslau, 30) den Regierungs-Präsidenten Freiherrn von Zedliߧ- Neukirch in Liegnitz.

Angekommen : Se. Excellenz der Seehandlungs-Präsident, Wirkliche Geheime Rath Bitter von Wiesbaden.

Verant m Q Un A.

Die Aufnahmeprüfung in dem hiesigen Königlichen Lehrerinnen-Seminar wird am 15. und 16. September d. J. abgehalten werden. :

__ Das Nähere ergeben die in den Amtsblättern der König- lihen Regierungen zu Potsdam und Frankfurt a. O. und im „Berliner FJntelligenzblatt“ erlassenen Bekanntmachungen.

Berlin, den 20. Juni 1879.

Königliches Provinzial-Schul-Kollegium. Reichenau.

BEtanntmaGung auf Grund des Neihsgesezes von 21. Oktober 1878.

Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachungen vom

19. November 1878 und 3. April 1879 wird hierdurch zur

öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die Liquidation des ver-

botenen Fachvere ins der Berliner Knopfarbeiter

und Berufsgen ossen nunmehr beendet ist.

Berlin, den 16. Zuni 1879.

Königliches Polizei-Präsidium. Ik. Abtheilung.

Sellmer. |

Nichtamtliches. Deutsches Reich,

Preußen. Berlin, 24. Juni. Se. Majestät der Kaiser und König sind, laut Meldung des „W. T. B.“, ra Vormittag mittelst Extrazuges in Ems eingetroffen.

uf dem Bahnhofe waren die Ober-Präsidenten Frhr. von Ende und von Bardeleben, dex Regierungs-Präsident von Wurmb, der Gouverneur von Coblenz, Genexal von Beyer, der Bürgermeister Brodzma und der Ober-Amtsrichter Thewalt zum Empfange Sr. Majestät anwesend. Außerdem hatten sich die Geistlichkeit, die Mitglieder des Kriegervereins und ein sehr zahlreihes Publikum am Bahnhofe versammelt.

Vom Bahnhofe aus fuhren Se. Majestät der Kaiser lang- sam dur die große Ménschenmenge, welche Allerhöchstdenselben mit begeisterten Zurufen begrüßte, nah dem Kurhause, Die Straße vom Sn Bole nach. dem Kurhause war auf das Fest- liste mit Guirlanden und Blumen geshmückt; gegen 1200 Squlkinder bildeten in derselben Spalier. Das Wetter war prachtvoll.

Jn dem Leitartikel der „National-Zeitung“ vom 24. d. M. werden die Angaben des Reichsbank-Prä- sidenten von Dechend in der Reichstagssißung vom 19. d. M. über die mit der Münzreform verbun- denen Verluste in Zweifel gézogen.

Zunächst wird bemängelt, daß von den bisherigen Ver- [usten niht der Münzgewinn bei der M der Neichs- silbermünzen in Abzug gebracht wird. Dies ist allerdings nicht geschehen, aber aus gutem Grunde, nämlih weil die Reichs- silbermünzen unterwerthig ausgeprägt sind. Hundert Mark Reichssilbergeld enthalten nur 90 M Silber, der höhere Werth ist ihnen wie dem Nickel- und Kupfergelde nur durh das Deutsche Münzgeseß äußerlich beigelegt, erhöht aber nit den inneren Werth derselben. Die Differenz kann also auch nicht als Gewinn betrachtet werden.

Sodann wird behauptet, daß von den Thalerstücken mehr verloren gegangen seien als 17 Proz. wie der Reichsbank- Präsident angenommen hatte. Diese Schäßung ist jedoch voll- kommen begründet. Zunächst hat der Verfasser des Leitartikels übersehen, daß außer den Thalern der deutschen Staaten mehr als 93 Millionen Mark in österreichischen Thalern ausgegeben sind, welche ebenfalls beseitigt werden müssen, zumal sie sich schon fast ganz in den diesseitigen Kassen befinden.

Sodann kommt in Betracht, daß der übrigens größte Theil sämmtliher Thalerstüle in den Jahren 1856/73 ausgeprägt ist. Für die Leßteren kann fteinesfalls ein höherer Prozentsay abgerechnet werden als für die ganz gleihartigen Zweithalerstücke aus demselben Zeitraum, und auf die älteren payrgünge ist bei der Berechnung des wahrscheintihen Verlustes bereits insofern die nöthige Rücksicht genommen, als der Verlust an dem noch zu verkau- fenden Silber bei einem Verkaufspreise von 50 Pence pr. Unze Standard nur auf 90 bis 100 Millionen Mark ange- A ist, während derselbe sih bei cinem Bestande von 476 Millionen auf mehr als 100 Millionen Mark berechnet.

Daß die Schäßung des noch vorhandenen Silberbestandes nicht übertrieben ist, ergiebt \ih übrigèns auch daraus, daß sih bereits über 305 Millionen Mark in Thalerstücken geprägt oder einges{hmolzen in der Reichshauptkasse und in den Reichsbankkassen befinden und noch in jeder Woche regelmäßig mehrere Millionen zufließen.

Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Neichstages befindet sich in der Ersten Beilage.

an derx héutligen (65) SißUng des Re1chs- tages, welcher der Präsident des Reichskanzler-Amts Staats- Minister Hofmann u::d mehrere andere Bevollmäthtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben beiwohnten, genehmigte das Haus ohne Debatte unverändert in dritter Berathung den Geseßen wurf , betreffend die Sicherung der pern shastlihen Zollgrenze in den vom Zollgebiete ausgeshlossenen bremishen Gebietstheilen, und seßte dann die zweite Berathung des Zolltarifs mit Nr. 26 (Del, anderweit niht genannt, und Fette) fort.

Nach Pos. a4 soll anderes flüssiges Oel in Fässern 4

pro 100 kg Zoll tragen. Auf den Antrag des Abg. Dr. Del- brück wurde das Wort „flüssiges“ gestrichen.

Nah Pos. a5 soll Palm- und Kokosnußöl festes 2 per 100 kg zahlen. Hierzu lagen folgende Anträge vor :

1) von dem Abg. Sonnemann:

Der Reichstag wolle beschließen: zu Pos. 26, Oel und Fette: an der Stelle von Pos. 26 Nr. 5 folgende Fassung anzunehmen : 5) Palmöl, festes 2 Æ, 6) Kokosnußöl, festes frei.

2) vom Abg. Dr. Delbrück:

Der Reichstag wolle beschließen: Pos. 26a. Nr. 5 das Wort: „festes“ zu streichen und hinzuzufügen: „Palmkernöl*“.

3) vom Abg. Berger:

Der Reichstaz wolle beshließen: nah Pos. 26a. 5 (Palm- und Kokosnußsl, festes) folgenden Sat einzuschalten: „Anmerkung: E at: zur Fabrikation bestimmt, unter zollamtliher Kon- LOLC TTCI,

Nach kurzer Motivirung der Anträge dur die Antrag- steller, denen der Abg. von Kardorff und der Kommissarius des Bundesraths, Geheime Ober-Regierungs-Rath Rothe, ent- gegentraten, wurden sämmtliche Anträge, und zwar derjenige des Abg. Dr. Delbrück mit 127 gegen 103 Stimmen, abgelehnt, Und die Regierungsvorlage unverändert angenommen. (Schluß des Blattes.)

__— Jn dem Kursbureau des Kaiserlichen General-Postamts ist eine Karte der überseeishen Postdampf\chiffs- linien im N R, unter Berücksihtigung der Postverbindungen nach den außereuropäischen deutshen Kon- sulatsorten, nah dem Stande vom 15. Mai 1879, bearbeitet worden. Der Kartenrand enthält ein in Typendruck herge- stelltes Verzeichniß der in Betraht kommenden Postdampf- schiffslinien, unter Angabe der den Betrieb wahrnehmenden Schiffahrtsgesellshaften, der Anlegehäfen, sowie der Seeent- fernungen von Hafenort zu Hafenort und der planmäßigen Ueberfahrtsdauer.

Die Karte kann vom Kursbureau des General-Postamts oder von den Postanstalten des NReichspostgebiets zum Preise von 75 „S§ für das Exemplar bezogen werden.

Der Amtsvorsteher ist, nah einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 23. Mai 1879, nicht béeré{htigt, in Bezug auf den Wegebau wegen der erwachsenen Kosten gegen den seinesErachtens zur Leistung der Kosten Verpflichteten die

dministrativexekution anzuordnen , falls der Aufgeforderte seine Verpflichtung bestreitet, vielmehr hat der Amtsvorsteher die Streitfrage dem Kreisaus\{husse vorzulegen, dessen Ent- scheidung durch Administrativexekution vollstreckbar ist. Ordnet der Amtsvorsteher dennoch die Exekution an, so ist der Wider- stand gegen den Exekutivbeamten nicht strafbar.

Die Ordnungsstrafe wegen Ein maischung zu einer anderen, als der angezeigten, Stunde trifft, nach einem Er- kenntniß des Dber-Tribunals vom 11. April d. J., den Vorstand der Brauerei, auch wenn derselbe bei der Ein- maishung nicht zugegen war. Die verschärste Ordnungsstrafe des §. 35 Abs. 2 Nr. 3 des Brausteuergeseßes tritt nur dann ein, wenn statt um die angezeigte Vormittagsstunde während der Nachmittagsstunden eingemaisht wird oder umgekehrt,

Der Chef der Admiralität, Staats-Minister von Stosch, ist zur Fnspizirung nah Wilhelmshaven und Kiel abgereist. Nach Beendigung; der Jnspizirungen wird ih der- nach Destrich im Rheingau begcben, ' (

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlih würt- tembergische General-Direktor der Verkehrsanstalten, Wirkliche Geheime Rath von Dillenius ist nah Stuttgart abgereist.

Der Gesandte der Schweizerishen Eidgenossenschaft am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Oberst-Lieutenant Roth, hat Berlin mit Urlaub verlassen. Die interimistishe Führung der Geschäfte der Schweizerischen Gesandtschaft ist dem Legations- Rath Dr. A. von Claparède übertragen.

Der General-Major Graf von Wartensleben, Kommandant von Berlin, und beauftragt mit Wahrnehmung der Geschäfte des Chefs der Land-Gensd'armerie, hat eine längere Dienstreise zur Jnspizirung der Gensd'armerie- Brigaden angetreten.

Bayern. München, 22. Juni. Wie die „Allg. Ztg.“ vernimmt, hat die Verordnung über die Abänderun- gen in den Grenzen der Regierungsbezirke und in dem Bestand und Umfang der Bezirksämter die Allerhöhste Genchmigung erhalten. Hiernach wird der künf- tige Amtsgerichtsbezirk Rain (seither bei Oberbayern) dem Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg, der künftige Amts- gerihtsbezirk Hilpoltstein (seither bei der Oberpfalz) dem Re- gierungsbezirk Mittelfranken, und der Ee Amtsgerichts- bezirk Veilngries (seither bei Mittelfranken)dem Regierungsbezirk der Oberpfalz und von Regensburg zugetheilt. Sodann werden die Bezirksämter Wegscheid, Teuschniß und Heilsbronn aufgelöst, und der künftige Amtsgerichtsbezirk Wegscheid unter Auf- stellung eines exponirten Assessors in Wegscheid dem Bezirks- amte Passau; die künftigen Amtsgerichtsbezirke Ludwigstadt und Nordhalben dem Bezirksamt Kronah und der künftige Amtsgerichtsbezirk Heilsbronn dem Bezirksamt Ansbach ein- verleibt. Ferner werden, unter Aufhebung der Bezirksämter Hemau und Velburg, neue Bezirksämter in Hilpoltstein und in Parsberg errichtet; ersteres hat aus den künftigen Amts- O Hilpoltftein und Greding, leßteres aus den ünftigen Amtsgerihtsbezirken Parsberg und Hemau zu bestehen. Weiterhin werden die Bezirksämter München links und rechts der Fsar in der Weise umgestaltet, daß aus dem künftigen Amtsgerichtsbezirk München Ik. ein Bezirksamt „München 1.“ und aus den künftigen Amtsgerichtsbezirken Starnberg und Wolfratshausen ein weiteres Bezirksamt „München 11,“, beide mit dem Siß in München, gebildet wird. Endli werden der künftige Amtsgerithtsbezirk Rain dem: Be- zirksamt Neuburg a. D., der künftige Amtsgerichtsbezirk Kastl dem Bezirksanite Neumarkt, der künftige Amts- gerichtsbezirk MRiedenburg dem Bezirksamte Beilngries zugetheilt, dann der künftige Amtsgerichtsbezirk Weißen- horn vom Bezirksamt Fllertissen abgetrenni und dem Bezirksamte Neu-Ulm zugetheilt. Die Abänderungen in den Grenzen der Regierungsbezirke und Bezirksämter durch Ab- trennung und Lütheilung einzelner Gemeinden ergeben sich aus der bereits Allerhöchst genehmigten Abtrennung dieser Gemeinden von ihren bisherigen Landgerichtsbezirken und déren Zuweisung zu künftigen Amtsgerichtsbezirken. Die erwähnten Abänderungen in den Grenzen der Regierungs- bezirke und in dem Bestande der Bezirksämter treten mit dem 1. Januar des nächsten Jahres ins Leben.

Sachsen. Dresden, 23, Juni. Das „Dr. Journ.“ shreibt: So viel bis jett bestimmt ist, werden die Ergän-

zungswahlen für den Landtag in der ersten Hälfte des Monats September stattfinden. Wahrscheinlich werden dem Landtage außer dem Staatshaushalt nur wenige Vor- lagen zugehen.

Waldeƌ. Arolsen, 20. Juni. Der Landtag der E Waldeck und Pyrmont nahm in der

eutigen Sißung:

1) den Entwurf eines Gesehes, betr. die Einführung des preußishen Ausführungsgeseßes zum deutschen Gerichts- verfassungsgeseße vom 24. April 1878,

2) den Entwurf - eines Geseßes, betr. die Einführung des preußishen Ausführungsgeseßes zur deutshen Konkurs- ordnung vom 6. März 1879, und

3) den Entwurf eines Geseßes, betr. die Einführung des preußischen Geseßes, betr. die Uebergangsbestimmungen zur deutschen Civilprozeßordnung und deutshèn Strafprozeß- ordnung vom 31. Mä!z 1879,

einstimmig an und beschloß zu 1, da, nah einer Mittheilung des Landesdirektors, Se. Durchlauht der Fürst einen Verzicht Be den privilegirten Gerichtsstand in Erwägung gezogen at:

„Für den Fall, daß Se. Durchlaucht der Fürst auf den privile- girten Gerichtsstand verzichtet, tritt an Stelle des Art. 2, welcher von der Zuständigkeit des Ober-Landesgerih18 in Cassel in allen Mgen Angelegenheiten des Fürsten spricht, folgende Be-

immung:

Der Fürst zu Waldeck und Pyrmont, sowie die Mitglieder des Sürstlihen Hauses einshließlich der Gräflichen Linie desselben haben in allen privatrechtlihen Angelegenheiten ihren Gerichtsstand bei den ordentlichen Gerichten.

Der Landesjustizverwaltung bleibt vorbehalten, die erforderlichen Ausführungs- und Uebergangsbestimmungen zu erlassen.“

Zu 2 wurde beschlossen , dem Art. 3 des Einführungs- geseßes, welcher die Bestellung von Generalhypotheken fortan für unzulässig erklärt, hinzuzufügen:

„Faustpfandrechte an P La und anderen Vermögens- reten bestehen, wenn der Pfandgläubige: oder ein Dritter für ihn den Gewahrsam der körperlihen Sache, welche den Gegenstand des Rechts bildet oder der über die Forderung oder das Vermögensrecht cüs8gestellten Urfunde erlängt und behalten bat, und daneben der Drittshuldner von der Verpfändung benachrichtiat ist.“

4) Die Bestimmung im §. 10 des Wahlgeseßes vom 17. August 1852 wurde aufgehoben und an ihre Stelle fol- gende Vorschrift geseßt :

ne Abgeordneten werden auf einen Zeitraum von 3 Jahren

ewahit. 9 Wird während dieses Zeitraums eine O erforderlich, so gilt dieselbe nur bis zur nächsten allgemeinen Wahl.“

21. Juni. Heute nahm der Landtag folgende Geseßz- entwürfe an: :

1) die Abänderung von Bestimmungen der Disziplinar- geseße betreffend, welche durh die neue Justizreform nothwen- dig geworden sind;

2) die Einführung des preußishen Ausführungsgeseßzes u O Civilprozeßordnung vom 24, März 1879 be- treffend;

3) die Einführung ‘des preußishen Ausführungsgeseßes zum “Deutschen Gerichtskostengeseßze und zu den Deutschen Gebührenordnungen für Gerichtsvollzieher und für Zeugen und Sachverständige vom 10. März 1879 betreffend ;

4) die Einführung des preußischen Seleh ed, betreffend die Nangeolequng in das unbewegliche Vermögen, vom 4. ärz 9;

5) die Einführung des preußischen Gesehes vom 3. März

1879, die Dienstverhältnisse der Gerichtsschreiber betreffend, und

6) die Einführung der preußishen Schiedsmanns-Ord- nung vom 29. März 1879 betreffend; diesen lezteren Entwurf mit einigen leinen Abänderungen.

Zu 3 besch'oß der Landtag, den Landesdirektor zu er- suchen, auf eine anderweite Festseßung der den waldeckischen Beamten bei Dienstreisen zu gewährenden Tagegelder und Reisekosten nah preußishen Grundsäßen Bedacht zu nehmen.

7) Dem Festausshusse für die 300jährige Jubiläumsfeier des Landesgymnasiums zu Corbah wurden zur Gründung eines Stipendiums zu Gunsten hülfsbedürftiger Gymnasiasten aus den Revenuen des Stifts Schaaken 1500 4. verwilligt.

8) Der Landtag sprach der Regierung gegenüber die Er- wartung aus, das, falls die von der Reichsregierung projektirte Steuer- und Zollreform zur Durchführung gelangt, wodurch ausgesprohenermaßen die Matrifular- beiträge der einzelnen deutshen Staaten in Wegfall kommen sollen, in gleihem Verhältniß wie in Preußen eine Reduktion der direïten Staatssteuern in den Fürstenthümern Waldeck und Pyrmont oder cine Ueberweisung derselben an die Ge- meinden zur Bestreitung ihrer kommunalen Bedürfnisse statt- finden werde.

9) Ein Antrag auf nochmalige Vorlegung des im Jahre 1875 niht zu Stande gekommenen Gesetzes über das Grund- buhwesen wurde angenommen.

Nach Erledigung der Vorlagen verta gte der Landesdirektor L INNEO den außerordentlihen Landtag bis auf

eiteres.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 23. Juni. (W. T. B.) Die „Polit. Korresp.“ meldet aus Belgrad vom 23. d.: Der Antrag Serbiens, den Grenzstreit bei Adlie durh ein serbish-bulgarishes Schiedsgericht zur Entscheidung zu bringen, ist Seitens: Rußlands abgelehnt worden ; die serbische

Regierung hat in Folge dessen den serbishen Kommissar aus

Bai abberufen. Fnzwischen ist das strittige Gebiet bei aicar von den Russen beseßt worden. Die inter- nationale Kommission zur Regelung der Grenze zwischen der Türkei und Serbien, hat sich nach Wranja begeben. Der Ministerrath hat beschlossen, die große nationale Skupschtina Behufs Lösung der Frage wegen der Stellung der Juden auf den 15. Julî einzuberufen.

Schweiz, Bern, 21. Juni. (Bund.) Die Beschlüsse der Bundesversammlung in der Zollerhöhungs- frage lauten nun im amtlich festgestellten Wortlaute dahin :

Vorerst ist ein Bundesgeseß geschaffen worden, welches dem Referendum unterliegt, mit folgenden Bestimmungen:

Art. 1. Die hiernach bézeihneten Waarengattungen sind bei der Einfuhr in das Gebiet der {hweizerischen Eidgenossenschaft mit den na@chstehenden Zollgebühren zu belegen (Zollansaß per 100 kg): Tabak: a, Tabakrippen oder Stengel 25 Fr. b, Unverarbeitete Tabakblätter, Abfälle der Tabakfabrikation ; zerkleinerte Tabakäbfälle zur Schnupftabakfabrikation, auch in Mehlform ; Rippenmehl 25 Fr. c, Karotten und Stangen zur Sw{hnupftabakfabrikätion 30 Fr. d, Tabakfabrikate : 1) Rauchtabak in Rollen, abgerollten oder entrippten

Blättern oder geschnitten; Rippentabak; Kautabak 50 Fr. 2 RONRIE 50 Fr. 3) Cigarren 100 Fr. 4) Cigarretten

25L, i

Art. 2. Der Bundesrath ist ermähtigt, sobald er es für thunliÞh erachtet, auf Branntwein, Weingeist, Sprit und andere geistige Getränke, wie Cognac, Rum, Liqueur 2c. in Fässern, Flaschen oder Krügen einen Zoll zu erheben bis 20 Fr. von 100 kg. Diese Zollerhöhung findet keine Anwendung auf denaturirten Sprit.

Art. 3. Der Bundesrath ist beauftragt, auf Grundlage der Bestimmungen des Bundesgeseßes vom 17. Brachmonat 1874, betreffend die Volksabstimmung über Bundesgeseße und Bundesbeschlüsse, die Bekanntmachurig dieses Bundes- bes{lusses zu veranstalten und den Beginn der Wirksamkeit desselben festzuseßen.

Ferner wurde ein Bundesbeschluß crlassen mit fol- gendem Wortlaut:

Art. 1. Der Bundesrath ist ermächtigt, die durch Bundes8gesetz vom 20. Juni 1879 erhöhten Zollansäße sofort in Anwendung zu bringen, unter der Bedinguna, daß für den erhöhten Zollbetrag Rückerstattung geleistet werde, wenn in einer Volksabstimmung das genannte Bundesgeseß verworfen würde. Art. 2, Der im vorstehen- den Artikel enthaltene Beschluß wird nach Art. 89 der Bundes- verfassung dringlich erklärt.

Niederlande. Haag, 19. Juni. (Leipz. Ztg.) Jn der heutigen Sißung der Ersten Kammer der General- staaten beantwortete der Minister des Jnnern, Hr. Kap- peyne, die FJnterpellation des Hrn. van Twist über die ministerielle Krisis dahin: Nachdem das Gesetz bezüglich der Kanäle infolge der Verwerfung des Art. 1 in der Zweiten Kammer habe zurückgezogen werden müssen, habe der Handels- Minister, Hr. Tak van Portvliet, bei dem Könige um seine Demission nahgesubt und dem Ministerrathe \{riftlich zur Kenntniß gebracht, daß er bei diesem Entschlusse beharren müsse, da, seiner Meinung nah, das Votum der Zweiten Kammer, nah der demselben vorausgegangencn Diskussion, nur als eine Mißbilligung der von ihm Namens der Regierung mit warmer Ueberzeugung vertretenen finan- ziellen und ökonomischen Politik betrahtet werden könne. Auch er (Kappeyne) habe sih für genöthigt erachtet, ebenfalls ein Demissionsgejuch an den König zu richten, da nah seiner An- siht die Abstimmung den Beweis geliefert habe, daß Gewiß- heit dafür fehle, für große Maßregeln, welche von der gegen- wärtigen Regierung in Vorschlag gebracht würden, die er- forderliche Uebereinstimmung in der Landesvertretung zu er- langen. Die übrigen Mitglieder des Ministerrathes hätten ihrerseits erklärt, daß sie der Anshauung ihrer beiden Amts- genossen nicht beistimmten, jedoch die Folgen einer Krisis, welche aus einer eventuellen Gewährung der Demission des Ministers des cFnnern entstünde, niht auf ihre Verantwort- lichkeit nähmen, sondern für den Fall seines Rücktrittes ebenfalls ihrer Portefeuilles enthoben zu werden den Wunsch hätten. Nachdem er (Kappeyne) davon dem Könige Mit- theilung gemacht, fei am 15. Funi dem Ministerrathe und den beiden demissionirenden Ministern zur Kenntniß gebracht worden, daß der König das Demissionsgesuch des Handels- Ministers, wie auch das des Ministers des Jnnern ablehne und demzufolge auch das eventuelle Demissionsgesuh der übrigen Mitglieder des Ministerrathes als wegfallend be- trahte. Seit dem 15. Juni sei in dieser Angelegenheit nihts weiter geschehen. Hr. van Twist gab sondann der Hoffnung Ausdruck, bald die gute Nachricht zu vernehmen, daß das Ministerium, welches sih des Vertrauens des Königs zu erfreuen fortfahre, im Jnteresse des Landes zu der Ent- schließung kommen werde, im Amte zu bleiben und die s{wie- rige Aufgabe, welche es einmal übernommen, fortzuseßen und wo möglich zu vollführen. (Beifall.) Hr. Kappeyne bemerkte hierauf zum Schluß, er habe seinen Erklärungen nichts hinzu- zufügen, als die Versicherung, daß kein Mitglied des Minister- rathes sich bei der Entschlicßung in dieser Angelegenheit durch andere Erwägungen werde leiten lassen, als durch seine per- sönliche ehrliche Ueberzeugung in Bezug auf die Forderungen des konstitutionellen Staatsinteresses und die Forderungen des allgemeinen FJnteresses.

23. Juni. (W. T, B.) Die Leiche des Prinzen von Oranien ist heute Abend um 7 Uhr hier eingetroffen und vorläufig in der Todtenkapelle des Palais des verstor- benen Prinzen beigeseßt worden. Bei der Ankunft der Leiche waren Fhre Königlichen Hoheiten der Prinz Friedrih und der Prinz Alexander zugegen.

Großbritannien und Jrland. London, 24. Juni. (W. T. B.) Jhre Majestät die Königin hat der Kaiserin Eugenie einen Beileidsbesuch abgestattet. Fn dem Zustande der Kaiserin ist eine wesentlihe Besserung eingetreten. Rouher hat Chislehurst wieder verlassen. Die „Daily News“ erfahren, die Führer der Opposition hätten be- schlossen, die egyptishe Frage zum Gegenstand einer Debatte im Unterhause zu machen.

In der heutigen Oberhaussißung verlas der Ober- Befehlshaber der englishen Truppen, Herzog von Cam- bridge, die Empfehlungsbriefe, die er dem Prinzen Louis Napoleon an Lord Chelmsford und Sir Bartle Frère mit- gegeben, und in denen ausdrüdlih hervorgehoben wird, daß der Prinz den Feldzug nur als Zuschauer mitmachen solle, und beklagte den Tod des Prinzen. Der Premier, Earl Beaconsfield, ist der Ansicht, daß das Leben des Prinzen grausam und ganz unnöthiger Weise geopfert worden sei, und widmete dem Prinzen Worte höchster Anerkennung, der Kai- serin Eugenie den Ausdruck tiefsten Mitgefühls. Earl Gran- ville äußerte sih in ähnliher Weise, hofft aber auf weitere Erklärungen, weshalb der Prinz bei seiner Stellung und Jugend überhaupt in eine so verhängnißvolle Lage habe ge- jeßt werden können. Auf eine Anfrage Earl Granville's bestätigte der Marquis von Salisbury, daß England und Frankreich dem Khedive die Abdankung zu Gunsten seines

ohnes empfohlen hätten. E

Im Unterhause erwiderte der Unter-Staatssekretär Bourke auf eine Anfrage Otway's ebenfalls: England und Trautre hätten dem Khedive empfohlen, abzudanken.

eutshland, Desterreih-Ungarn und Ftalien hätten die Schritte der Vertreter Englands und Frankreihs bei dem Khedive unterstüßt. Eine Antwort des Legteren sei noch nicht eingegangen. Jm weiteren Verlaufe der Sißung erklärte der Schaßkanzler Northcote: es sei unzweckmäßig, augen- blicklih noch weitere Mittheilungen über die Unterhand- [lungen mit Egypten zu machen. Der Marquis von go fündigte hierauf an, daß er am nächsten

onnerstag die Anfrage an die Regierung richten würde, mit wem die Unterhandlungen gepflogen worden seien und weshalb

dem Khedive die Abdankung anempfohlen worden sei, da es im Falle einer unbefriedigenden Antwort des Khedive nöthig sein dürfte, sofort eine Debatte über diese Angelegenheit an- zuregen, zumal nicht nur Unterhandlungen stattgefunden hätten, sondern Seitens der Regierung in dieser kritischen Frage auch eine Aktion unternommen worden sei.

(Allg. Corr.) Ueber den weiteren Verlauf des Zulu- Feldzuges wird dem „Reutershen Bureau“ gemeldet:

General Newdigate's Division überschritt am 29. Mai den Buffalofluß und langte am nämlichen Abend in Koppe Alleive an, woselbst ein permanentes Lager gebildet werden wird. Am 2. Juni follte der Vormarsc fortgeseßt werden. Längs der Küste ist starker Regen eingetreten. Usitwongua, ein anderer Abgesandter Cetewayo's, ist in Fort Chelmsford angekommen, und John Dunn hat sich dahin begeben, um mit ihm zu konferiren. Cetewayo sandte Emissäre nach der Delagoa Bai, um Munition zu erbitten, aber ihr Gesuh wurde abs{läglich beschieden. Saisarieje, König von Amatongas, hat fsich geweigert, gemeinsame Sache mit dem Zulukönig zu machen. Das dritte Yeomanry-Corps wurde an der Verbindung der Flüsse Quithing und Orange von einer großen Abtheilung Basutos überrumpelt. Mehrere britische Soldaten wurden in ihren Zelten mit Affsagais durhbohrt. Sechs derselben wurden getödtet, sech8 tôdtlich verwundet und neun {wer verleßt. Der Feind wurde verfolgt und ihm empfindliche Verluste zugefügt. Sir Bartle Frère langte am 31. Mai in Beaufort an, Sir Theo- philus Shepstone hat sich nach England begeben. Die Vermessung der Transvaaleisenbahn hat begonnen.

Frankreich. Paris, 22. Juni. General Forgemol telegraphirt aus dem Lager von Medinah, unter dem 18. Juni:

„Gestern hat die Kolonne von Ktenchela am westlichen Aus- gange des Passes von Tizugarine gelagert und dort den Insurgenten einige Stück Vieh abgenommen. Die Kolonne von Biskra lagerte am 16. in Tiaranimine, nachdem sie etwa 150 Insurgenten, die ihr den Weg verstellten, verjagt und einige Mann getödtet hatte. Am 17. erreichte diese Kolonne ohne Schwertstreih Saneh. An demselben Tage durchstreiften die Gums von Batna alle Zugäng? des Lagers von Medinah, ohne auf einen Widerstand zu stoßen. Jch habe mich mit der Kolonne von Khenchela in Verbindung geseht. Die Scheiks sind im Lager erschienen und haben sich bereit erklärt, ihre Zelte und Heerden herbeizuführen. Jch lasse heute den ganzen oberen Lauf des Ued-el-Abiod von Tizugarine bis Sanef von den Gums, drei Bataillonen und starken Kontingenten der Ued-Abdi durforschen. Nach den Angaben der Eingeborenen hätte der Scherif die Uled- Daud kurz vor unserer Ankunft in El-Hammam verlassen und sich mit etwa 100 seiner gravirtesten Mitschuldigen in die Zania des Sidi Fatalla vom Amar-Kadde geflüchtet. Ich lasse ibn von den Gums und den Kontingenten der Arab-Garab und Chraga, Uled- Zekri und Sahari verfolgen. Ben Naceur versieht mit seinen Kon- tingenten vom Djebel Chehar guten Wachtdienst. Die Kolonne von Khenchela wird eine rückgängige Bewegung über Mabdagu machen, um die Operationen zu unterstüßen, welhe im Hinblick auf die Schwierigkeiten des Bodens und der Jahreszeit die einheimischen Kontingente allein ausführen können.“ :

In einer anderen Depesche meldet der General For- gemol, daß mehrere Trupps der Aufrührer ihm allem An- scheine nah ernstliche Anerbietungen, si zu unterwerfen, gemacht hâtten. Der General-Gouverneur von Algerien hat befohlen, die Uled-Daud sofort zu entwaffnen. Noch spätere Meldun- gen geben der Besorgniß Ausdruck, daß der Scherif glücklich entkommen wäre. Sonst kehrten aber täglih neue Gruppen von Aufrührern in die Botnäßigkeit zurück, und nur die am s{hwersten Kompromittirten hielten sich verborgen, um, wenn möglich, nach Tunis zu entkommen. j

283. Juni. (W. T. B.) Das Gerücht, daß das bei Athen befindlihe französishe Geschwader Befehl er- halten habe, nah Alexandrien zu gehen, entbehrt, der „Agence Havas“ zufolge, der Begründung. Das Geschwader hat si nur nah Salamis begeben, um die gewöhnlihen Manöver- übungen vorzunehmen.

Spanien. Madrid, 22. Juni. (Ag. Hav.) Der Finanz-Minister wird den Cortes das Budget vor- legen. Man versichert, daß die Ziffern der Einnahmen und der Ausgaben dieselben wie im vorigen. Der Etat der öffent- lichen Arbeiten wäre jedoch um 71/; Millionen, die Grund- steuer um 21 Proz. erhöht.

Italien. Rom, 22. Juni. (Jtalie.) Der Conseils- Präsident hat eine Kommission ernannt, welhe mit der Vorberathung der Reform des Provinzial- und Koms- munalgeseßzes beauftragt ist. Der Geseßentwurf soll während der Ferien vorbereitet werden und dann dem Par-

lamente zugehen.

U 23. GUNL (W., L. V) Der Senat | berieth Leute über die Mahisteuer. Der Finanz-Minister bekämpfte die Anträge des Berichterstatters Und wies nah, daß die Voranschläge des Ministeriums begründet seien. Der Berichterstatter hielt scine Berehnungen aufrecht. Der Minister - Präsident Depretis besprah die Frage der Kompetenz des Senats in Bezug auf eine wesentlihe Ab- änderung der von der Kammer votirten Steuergeseße und er- klärte, daß er vor der Eventualität eines Konfliktes zwischen dem Senat und der Kammer zurücshrecke und die Ablehnung des Entwurfs den gemachten Modifikationen vorziehe. Der Deputirte Serra beantragte eine Tagesordnung, in welcher die Regierung aufgefordert wird, einen Geseßentwurf betreffs Abschaffung der Mahlsteuer vor dem Fahre 1883, vor- zulegen. Der Minister - Präsident Depretis sprach sih be- stimmt gegen diese Tagesordnung aus, die er ablehnen müsse. Die Berathung wurde dann auf morgen vertagt.

Numänien. Bukarest, 23. Juni. (W. T. B.) Die Kammer nahm mit 99 gegen 9 Stimmen die von der Re- gierung befürwortete Adresse als Antwort auf die Thron- rede des Fürsten Karl an. Morgen findet eine geheime Sitzung des Senates und der Kammer statt, in welcher über die Frage bezüglih der Stellung der Juden verhandelt werden soll.

Serbien, Belgrad, 23. Zuni. (W. T. B.) Die serbische Regierung 4 an die Großmächte das Ersuchen ge- richtet, ihren Grenzstreit mit Bulgarien durch eine inter- nationale Kommission entscheiden zu lassen.

Amerika. Washington, 19, Juni. (Allg. Corr.) Die heutige Sißung des Senats dauerte die ganze Nacht hindurch, in Folge der von den Republikanern beobachteten Ver- \{leppungstaktik gegen die Armeevorlage. Ein bitterer persönlicher Wortwechsel fand zwischen den Senatoren Conkling und Lamar statt. Es herrschte darüber große Aufregung.

19, Juni, Abends. Die Sißung des Senats währte bis heute Morgen um 11 Uhr 50 Minuten. Die ganze Zeit wurde durch Reden der Republikaner gegen das Veto des Präsidenten auf die Armeebudgetvorlage in Anspruch ge- nommen, welche keinen anderen Zwed hatten, als die Verhand-

Fr. Corr) Der |

lungen hinzuschleppen. Sitzung wieder auf.

Das Repräsentantenhaus is kraft eines Partei- votums übereingekommen, eine Konferenz über den Bericht des Ausschusses betreffs der Justiz-Bill zu halten. Die Re- publikaner meinten, daß der Präsident die Bill mit seinem Veto belegen werde, und daß nur geringe Aussicht auf eine baldige Vertagung des Kongresses vorhanden sei. Der an- stößige Paragraph der Vorlage is ein Verbot gegen das Ein- gehen irgend einer Verbindlichkeit für die Dienste der Bundes3marschälle in Verbindung mit den Abstimmungen an Wahltagen. Das Repräsentantenhaus hat den Entwurf, betreffend den Umtausch von Handelsdollars gegen „Legal Tender“:Dollars und die Umprägung ersterer in lettere, angenommen.

20. Juni. Der Senat vertagte sih gestern Abend, nachdem er übereingekommen war, heute eine endgültige Ab- stimmung über die Armee-Kreditvorlage vorzunehmen. Die vom Repräsentantenhause angenommene Bill, be- treffend den Umtausch von Handels-Dollars gegen „Legal Tender“-Dollars, und die Umprägung der ersteren in letztere, {ließt die für den hinefischen Handel gestempelten Dollars aus und fügt die obige Umprägung der bereits früher autorisirten Silberprägung hinzu.

San Francisco, 19. Juni. (Allg. Corr.) Die re- publikanishe Partei hat George C. Perkins als Kandidaten für den Gouverneursposten des Staates Californien aufgestellt. Die bei dieser Gelegenheit gefaßten Beschlüsse billigen die Ausübung des Vetorehts Seitens des Präsidenten und fordern den Kongreß auf, einen Entwurf zur Regelung der Eisenbahngebühren anzunehmen. Ferner ver- sprechen sie eine getreue Anwendung der neuen Verfassung im Staate Californien.

Mittel-Amerika. Mexico. (W. T. B.) Nach über New-York cingetroffenen, bisher jedoch nicht bestätigten Nach- rihten hätte der General Negrete seine Unterwerfung ange- boten. Ferner wäre der Vorschlag gemacht worden, die Amts- dauer des Präsidenten Diaz zu verlängern, welcher Vorschlag indeß die Zustimmung des leßteren nicht ge- funden hatte.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 22. Juni. (2W. T. B.) Die Generalkonsuln von Deutschland und Desterreih-Ungarn haben sich nah Kairo begeben, um dort, erhaltenem Auftrage ihrcr Regierungen gemäß, die Schritte der Vertreter von England und Frankreih bei dem Khedive zu unterstützen.

Der Senat nahm um Mittag seine

Statistische Nachrichten.

Uebersicht über die Zahl der Studirenden an der Ludwig - Marimilians - Universität zu München im Sommersemester 1879. Theologen 87 (65 Bayern, 22 Nicht- bayern), Juristen 454 (361 Bayern, 93 Nichtbayern), Kameralisten 116 (70 Bayern, 46 Nichtbayern), Mediziner 373 (257 Bayern, 116 Nichtbayern), Philosophen, I. Sektion 290 (219 Bayern, 71 Nichtbayern), 11. Sektion 187 (116 Bayern, 71 Nichtbayern), Pharmazeuten 130 (101 Bayern, 29 Nichtbayern), Summe 1637 (1189 Bayern, ‘448 Nichtbayern); hierzu kommen noch 27 Hörer, welche, ohne immatrikulirt zu sein, die Erlaubniß zum Besuche der akademischen Vorlesunge:1 erhielten; daher Gesammtsumme 1664.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der Verein für meklenburgishe Geschichte und Alterthumskunde hat den 43. Band seiner Jahrbücher, herausgegeben von seinem um die Landesgeschichte hochverdienten ersten Sekretär Dr. G. C. Friedrich Lich, Großherzo1lihem Geheimen Archiv-Rath, Konservator der ge\shi{chtlihen Kunstdenkmäler des Landes und Direktor der Alterthums- und Münzsammlungen in Scwerin, erscheinen lassen. (Schwerin, 1878. In Kommission in der Stillerschen Hofbuchhandlung.) Die erste Abtheilang, für Geschichte, bringt zu- nächst einen \{äßenëwerthen Beitrag von dem Herausgeber über das alte Stadtbuch von Neu-Kalen zwet Pergamentbruchstücke, die der Verfasser im Großherzoglihen Geheimen und Hauptarchive entdeckt hat. Sie waren {hon am Ende des 16. Jahrhunderts zu „Akten- mänteln“ unbedeutender Akten benußt, welche in das Pergament ein- geheftet waren. Die mühsam entzifferten und ergänzten Urkunden, welche hier wörtlich mitgetheiltwerden, find aus den Jahren 1399 bis 1417 und 1447 bis 1448 und beziehevy fich auf Schuldsachen, Erbschafts- angelegenheiten 2c. Bei der Seltenheit der Stadtbücher in den kleineren Städten, die fast alle ihre alten Schriften durch Brand, Krieg und Vernachlässigung verloren haben, ist der Fund, troß des rein privat- rechtlichen und unhistorishen Inhalts der Akten, nicht ohne Inter- esse. Der Publikation is ein alphabetis,es Namens- und Orts- register beigefügt. Dann folgen „Norddeutsche Iesuitenberichte aus dem Jahre 1762“, ein Auszug aus den vom Geheimen Rath Dr. Bluhme in Bonn im „Archiv der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen Gesellschaft für vaterländishe Geschichte“ mitgetheilten urkundlichen Nachrichten. Diese Jahresberichte umfassen jedesmal in alphabetischer Reihenfolge 18 Jesuitenkollegien und zwei Prüfungshäuser, 7 Je- suitenresidenzen und 28 Jesuitenmissionen, darunter eine in Schwerin. Die reproduzirten Annuae rühren von der vorerwähnten Mission, sowie einer anderen in Glückstadt her und geben ein le- bendiges Bild von der Rührigkeit dieser Missionen. Ar eine turze Bemerkung über den Tempel in Parchim reiht sich dann eine umfangreiche gründliche Arbeit: „Zur Genealogie der Grafen von Dannenberg“, vom Archiv - Assistenten E. Saß in Schwerin, nebst urkundlihem Anhang. Dr. Krull in Wismar be- richtet über die Chroxik Heinrihs von Balsee. Der Letztere war von 1376 bis 1393 Stadtschreiber von Wismar und dann wieder von 1411 bis 1414 Notar der Stadt. Ein Mann von literarischem Interesse, fehlten ihm doch zu eigener schriftstellerisher Produktion offenbar die Anlagen. Schon die Fassung der Nachrichten, welche er zusammen- getragen hat, ist höchst ungelenk, und die Auswahl derselben

wirkt geradezu Erstaunen erregend, wenn man die bedeu- tenden Ereignisse sich vergegenwärtigt, welhe zu seiner zutrugen und die Stadt so nahe berührten.

eit sih : C hat freilih nicht eigentlich Geschichte shreiben wollen, aber felbst wenn es nur seine Absicht war, Dinge von allernähstem Interesse im Gedächtniß zu erhalten, so versteht man immer nicht, wie er dann doch kein Wort vorn schwarzen Tode sagt, Nichts vom Brande des Rathhauses, Nichts von der Seeschlaht vor Wismar (2. Juli 1364) und deren glorreihem Ausgange, Begebenheiten, welche zu seiner Amtézeit doch gewiß noch nicht vergessen waren. Der größere Theil dessen, was Heinri von Balsee (früher nannte-er fich-Hinricus Balte oder Hinricus de Baalte) überliefert hat, betrifft Ereignisse, welche zur Zeit seines Notariats vorkamen. Die ganze (lateinisch geschriebene) Chronik, die Fragment geblieben und von sehr geringem Umfange ist, wird wörtlich, wie sie uns durch Schröder erhalten ift, wiedergegeben. Schli(ßlih theilt Geheimrath Lisch eine kurze lateinische Chronik über die Rostocker Domhändel in den Jahren 1484—1487 und einen Walifahrtsbrief von Dr. Heinrih Bekelin zu Rostok aus dem Jahre 1455 mit. .

In dem zweiten Abschnitte der Jahrbücher, für Alterthums- kunde, wird über die mannigfaltigen neuen Funde aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit, sowie über die aufgedeckten römischen Alter- thümer berichtet. : : :

Den Schluß des Hefts bildea die Quartalberichte des Vereins.