1879 / 194 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 20 Aug 1879 18:00:01 GMT) scan diff

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Jäthlichen Erreihung dieses Zwecks werde für rathsam erachtet, aus den in der Türkei seßhaften fremden Staatsangehörigen, welche mit der Sprache und den Gebräuchen des Landes ver- traut sind, solche Personen zu wählen, welhe zur Uebernahme der Finanzinspektion bei den Generaleinnehmerschaften geeignet ersheinen und die Befähigung besißen, in dem gegenwärtigen Rechnungswesen der Türkei die zu einer regelrehten Funktion der fiskalishen Finanzbehörden nothwendigen Reformen einzu- führen. Diese neuen Finanzinspektoren hätten speziell die Generaleinnehmer bei, der; Aufnehmung ihrer Rechnungen zu unterstüßen und die ungeshmälerte Abführung der Steuereingänge zu überwachen. Zu bestimmten Terminen würde dann ein Zusammentritt derselben in Konstantinopel exfolgen, um daselbst einer ad hoc ernannten und im Finanz- Ministerium tagenden Kommission von dem Ergebniß ihrer Mission Mittheilung zu machen. Selbstverständlih werde die Regierung zu den vorstehenden Funktionen nur solche Persön- lichkeiten berufen, welhe volles Vertrauen genießen und in jeder Beziehung die zur Erfüllung ihrer Ausgabe wünschens- werthen Eigenschasten besäßen.

Bulgarien. Wie die „Bulg. Corr.“ mittheilt, hat das bulgarische Ministerium ein Manifest an das Volk des Fürstenthums Bulgarien erlassen, welches die Aufschrift trägt: „An die lieben Landsleute“ und von allen fünf Mi- nistern des Fürsten unterzeichnet ist. Das Kabinet hebt zuerst die Schwierigkeiten der Stellung des Fürstenthums Bulgarien, sowie dessen ersten Ministeriums Hervor und belont die Nothwendigkeit , die politishe und bürgerliche Freiheit zu bewahren und dem regierenden Fürsten wie dem ge- liebten Vaterlande in selbsiloser Weise zu dienen. Die Minister versprehen, das in sie gesezte Vertrauen zu rechtfertigen und keine Mühe zu s{heuen, um die Entwicklung Bulgariens zu fördern. eel werde im FFnnern vor Allem auf den Prinzipien der Ver nung begründet sein müssen, und schon die nächste Nationalversamm wn werde über eine Reihe von Geseßen zu berathen haben. Nach Außen müsse Bulgarien allen Großmächten scinen Dank für die Befreiung bezeugen und die Sympathien Europas zu erwerben suchen. Dazu bedürfe es aber neben einer klugen Regierung auch der Einsicht und patriotishen Beihülfe aller Bulgaren. Das Ma- nifest {ließt mit einem „Hoh“ auf den Fürsten und das bulgarische Volk. f ;

Nußland und Polen. St. Petersburg, 20. August. (W. T. B.) Der „Regierungsbote“ veröffentlicht Reskripte Sr. Majestät des Kaisers an den Fürsten Dond ukoff-Korsakoff und den General - Lieutenant Stolypin, in welchen der Kaiser denselben seinen Dank und seine Anerkennung für ihre Thätigkeit in Bulgarien und Ostrumelien ausspri{t. i

Amerika. New-York, 19, August. (W. T. B.) Die Küste des atlantishen Dceans wird schon seit drei Tagen von heftigen Stürmen heimgesucht, die nah den eingegangenen Nachrichten großen Schaden- angerichtet haben.

Aus Memphis wird gemeldet, daß das gelbe Fieber erheblih nachgelassen habe.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 18. August. (Pr.) Die vizekönigliche Yacht „Machrussah“ is von Neapel hier angekommen und wird shleunigst wieder in Stand geseßt, da der Khedive seine Reise nah Konstantinopel machen will. Die Regierung beabsichtigt aus Ersparungsrücksichten ihre Garnisonen aus Arabien zurückzuberufen.

Nr. 14 des „Archivs für Post und Telegraphie“, Bei- heft zum Amtsblatt der Deutschen Reichs-Post- und Telegraphen- verwaltung, enthält: Aktenstücke und Aufsäße: Die Telegraphie und Elektro-Technik auf der Berliner Gewerbe-Ausstelung im Jahre 1879. Zur Geschichte des Postwesens in Schlesien und den an- grenzenden Landschaften. Kleine Mittheilungen: Ein neuer auto- raphisher Apparat von Cowper. Ein geflügelter Postillon. Vitzcatur des Verkehrswesens; Der technische Telegraphendienst. Unterrichtskursus in Briefen für Telegraphen-, Post- und Eisenbahn- beamte, von Canter, Ober-Postdirektions-Sekretär. Zeitschriften- UVeberschau. Nr. 14 des Eisenbahn-Verordnungsblatts hat fol- enden Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlihen Arbeiten: Gon 1. August 1879, IL, P. 5352, betreffend die höheren Lehr- anstalten, welhe zur Ausftellung güger Zeugnisse über die wissen- \chaftlive Befähigung für den einjährig-freiwilligen Militärdienst berechtigt sind. Vom 2. August 1879, I1. 7159/IV. 3889, be- treffend das Ministerium der" öffentlichen Arbeiten. Vom 2. August 1879, 11./TV. T. 4468, betreffend das Ausrufen der Stationsnamen 2c. bei Ankunst der Züge auf den Stationen. Vom 9. August 1879, IV./II, T. 4523, betreffend Bestimmungen über die Verladung und Beförderung von lebenden Thieren auf Eisenbahnen. Nachrichten.

Statistische Nachrichten.

Die Ernte-Aussichten des Jahres 1879 in Preußen. {Stat. Corr.) Soll der Getreidehandel seine Aufgabe erfüllen und von Zeit zu Zeit wie von Ort zu Ort Ueberfluß und Mangel ausgleihen, so muß derselbe niht allein e die Gegenwart, sondern noch mehr sür die Zukunft zu beurtheilen im Stande sein, wie in den verschiedenen Gegenden der Bedarf zu dem vorhandenen Vorrathe sich stellt. Berichte über den Stand der Saaten, den Gang der Witterung und ihre wahrscheinlihe Gestaltung werden daher mit Aufmerksamkeit verfolgt; allein, so wichtig ihre Kenntniß auch sein mag, es bleibt dabei doch immer noch der Wunsch rege, für chlüsse auf den Ernte-Ausfall bessere Unterlagen zu gewinnen. Der internationale Saatenmarkt empfahl dazu eine Statistik der Ernte-Aussichten, und diesc wird auf seine Anre ung feit dem Jahre 1876 in Preußen regelmäßig erhoben und veröffentliht. Sie beruht auf einer S eR Umfrage, die all- jährlih im Juli bei den landwirths{aftlihen Vereinen jedes Kreises atten wird. Bisher drückten dieselben aber die Ernte-Crwartungen

urch eine Zahl aus, die das Verhältniß der bevorstehenden zu einer mittleren Ernte bezifferte, und damit war dem Urtheile der Einzel- nen ein ziemlich weiter Spielraum gelassen, da der Begriff und das Maß der Mittelernte außetorventli® ungewiß ift, ja vielfah geradezu verloren gegangen sien. Eine feste und bestimmte Größe an seine Stelle zu seßen, war jedoch so lange unmöglich, als nicht die geerntete Menge in ihrem n Betrage ermittieli war. Dies ist im Jahre 1878 zum erx ten Male iei, und so Tonnte für das Jahr 1879 auch die Statistik der Ernte-Ausfichten auf festeren Boden gestellt werden, Es wurde bei derselben gegenwärtig nah der Menge gefragt, die auf einem Hektar von den einzelnen grun vermuthlich gewonnen werden wird; und zwar sollte darüber aus jedem Kreise mindestens eine, dann aber, wenn derselbe Theile von sehr verschie- dener Bodenbeschaffenheit umfaßt, mehrere Anfaben gemaht werden. Im Königlichen statistishen Bureau wurden darauf die Schäßungen

zusammengestellt und mit den endgiltigen Ergebnissen der Ernte- statistik des Jahres 1878 verglichen, um so zu ermitteln, wie der Ertrag der diesjährigen Ernte zu dem der vorjährigen voraussichtlich

si stellen wird.

Diese umfangreiche, in kürzester Frist zu bewältigende Arbeit, deren Ergebnisse in einem mehrere Bogen umfassenden Hefte in den nächsten Tagen veröffentliht werden solleo, ist gegenwärtig ziemlich abge\{lofsen ; es fehlen nur noch aus verhältnißmäßig wenig Kreisen die Angaben, so daß die bis jeßt gewonnenen Zahlen durch nachträg- liche Berichtigungen kaum eine wesentliche Aenderung erfahren werden. im Folgenden die

Von den Ergebnissen der Aufnahme sind

Ernte-Aussfichten für die fünf wichtigsten Früchte, und zwar für die Provinzen, mitgetheilt ; die Zahl der Schäßungen, auf denen sie be-

ruhen, beträgt bei Weizen 695, bei Ro

einzeluen Frucht.

von weittragender Bedeutung dienen können; i vielmehr auf die große Menge der Einzelan aben t in der ausführlichen Veröffentlichung mnitaethe

Stellt man nun die 1879 erwartete Erntemenge der 1878 nach den endgültigen Ermittelungen gewonnenen gegenüber, so erhält man folgende Uebersicht. Es beträgt auf einem Hektar der Ertrag an

Körnern und Knollen

in den Provinzen & Ostpreußen 1292 1 393 Westpreußen ... z

1513

1 561 Brandenburg . 1 409

1 467 Pommern 1541 1 505 1 428 1 447 1571 1 5698 1 767 1 689 1879 1 856 1 458 1474 1 464 1 479

S({leswig-Holstein ; Hannover Westfalen

1 350

Hessen-Nafsau . .. 1 350

Rheinland 1 587 1 644 1357 1 279

im Staat 1 533 1527

Hohenzollern ..….

_ Darnach wird sich nun die Ernte des Jahres jährigen voraussichtlich folgendermaßen stellen; es Sahres 1878 = 100 angenommen, diesem gegenüber 1879 be-

des

kg 1 063 1213 1 090 1 287 1 069 903 1 074 1121 1035 952 1184 1 235 1 389 1313 1398 1 352 1157 1153 1 242 1156 1167 1014 1227 1 257 1 205 972

1149 1182

ggen 753, bei Gerste 707, bei afer 750 und bei Kartoffeln. 691. Die einzelnen Angaben beziehen

ch aber keineswegs auf Gebiete von gleziher Größe und umfassen noch viel weniger immer denselben Theil von der Anbaufläche der Gleihwohl mußten sie Mittelzahlen als gleichwerthig angesehen werden, mehr zu einem vorläufigen Ueberblick als zur Grundlage für Schlüsse tere werden fi üßen müssen, die

ilt

sind.

bei

M ezen Roggen Gerite

g 1 360 1317 1 599 1 563 1383 1181 1 386 1 422 1 290 1116 1585 1 421 1931 1719 1 439 L011 1370 1457 1 290 1 306 1238 1 284 1425 1 508 1 244 1 022 1 523 1 425

tragen der Ertrag an Körnern und Knollen

in den Provinzen Oren. A c S ea Brandenbura 04 Pommern E

Posen . Schlesien

Sab. o Schleswig-Holstein . Hannover R ves Wellfalen 4

efsen-Nafsau . . a ano L

ohenzollern L:

im Staat. . 100

118 84 104

103

98 385 193 81 90 89 114 106 101 104 106 82 94

S

1 236 1 146 1 275 1 222 1 249 1196 1 257 1 281 1 097

955 1 395 1518 1 521 1 636 1 642 1 774 1 421 1 543 1351 1 386 1 386 1 345 1 658 1 798 1075 1 043

1377 1 404

96 96 102 87 109 108 108 109 103 97 108 97 102

bei Berechnung der so daß diese

Hafcr Kartoffeln k k

g 8 094 9 391 7176 9 780 9 843 9 778 8 699 9 451 9 628 10 784 11 026 10 479 10338 11 332 8 105 6 045 8114 7 550 7487 6 641 7 664 8 200 7732 7 324 4 160 4 902

9 124 8 626

1879 zu der vor- wird, den Ertrag

bei Weizen. Roggen. Gerste. Hafer. Kartoffeln. 108 114 97 93 116

136 99

95

Die diesjährige Weizenernte wird also der vorjährigen im preu- ßishen Staate gleich geschäßt, von Roggen und Hafer wird dagegen ein höherer, von Gerste und Kartoffeln ein geringerer Ertrag er- wartet als 1878. Es ist hierbei aber noch zu berücsihtigen, daß die Ernte-Aussichten im Juli aufgenommen wurden und seitdem durch den weiteren Gang der Witterung beeinflußt sind.

Die vom Kais. öfterreichischen Finanz-Ministerium zusammen- gestellten und von der Wochenschrift „Austria“ veröffentlichten Aus- weise über die Ergebnisse des Stempelgefälles in Oester- reich während des ersten Quartals 1879 zeigen eine Zunahme der aus diesem Gefällszweige resultirenden Einnahmen. Dieselbe beträgt

210 998 Fl, d. |.

Plus 4,98 9/0.

Mit Ausnahme der Z

eitungen

weisen alle Einnahmetitel eine Zunahme auf; das Minus bei den

Zeitungen beträgt 2415 Fl.

Der Gebührenertrag beziffert sich im

Ganzen mit 4 448 713 Fl. ; die gleichartige Einnahme des Vorjahres betrug 4 237 715 Fl. Von dem Gesammterträgnisse entfallen: auf die I. (+ 196 358 Fl.), L. gegen 193 471 FI. (4+ 5013 FI.),

Stempelmarken 3 922 605 Fl, auf die Wechselblankette 198 484 auf die Premessenscheine 20 867

l. gegen 20 128

Fl, gegen 3 726 247

Gl. (4 739 FI.),

auf die Spielkarten 50 350 Fl. gegen 46 470 Fl. (+ 3880 F[.), au die Kalender 7602 Fl. gegen 7038 Fl. s |

tungen 230 998 Fl. gegen 233 413

für die durch die Postan

(+564 Fl.), auf die Zei- ; Fl. (— 2415 Fl.), auf die Eisen- bahn-Frachtbriefe 17 807 Fl. gegen 10 948 Fl. (— 6859 Fl.). An Stempelgebühren für ausländische, durch den Buchhandel bezogene Druschriften sind 815 Al (in der Vorjahrsperiode 813 Fl.) und

alt bezogenen Zeitschriften sind 3607 Fl.

(in der Vorjahrsperiode 5444 Fl.) eingegangen. Die von der National-

bank, den Eisenbahn-

von den

und Versicherungsurkunden, statutenmäßig

und Dampfschiffahrt - Unternehmungen, Sparkassen, Kredit - Anstalten, den S

1 Eskompte- und Versicherungs-Gesellschaften für gegebene Vorschüsse, Aufnahme-

eleistete Einlagen, einge-

[lôste Cheques, fowi: die für ausgegebene Fahr- und Frachtkarten ent- richteten unmittelbaren Gebühren betrugen im ersten Quartal 1877

933 691 FI., 1878 809 626 FLl., 1879 832 364 FI. demnach eine Abnahme, gegen 1878 eine Z Im ersten Quartal 1873 flossen aus diesem Einnahme- titel 2676 455 Fl. in die Kassen des Aerars. gezählten Einnahmetitel lieferten nur 3 837 716 F[.

bemerkbar.

jedoch das

uen ist, daß der Ertrag sich erhöhte. tand auch noch ein Stempel für

und Aschaffenburg. Verlag des Vereins.

Arbeit über die Kaiserbur fränkishen Saale, von Dr. N.

Gegen 1877 ift unahme um 22 738 Fl.

Die übrigen oben auf- i 1 Seither hat Stempelgeseßz eine theilweise Reform erfahren, welcher es Im Jahre 1872 be-

nkündigungen ; derselbe trug im Jahre 1872 noch 38 000 Fl. einz seither ist er aufgehoben worden.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Archiv des historishen Vereins von Urt !franken 1. Heft. Würzburg 1879,

Das vorliegende Heft bringt an der Spiße eine umfangreichen Salzburg bei Neustadt an der

25, Band.

eininger, Domkapitular zu Würzburg,

welcher die spärliche Kunde von der alten Pfalz selbst durch die um so reichere Geschichte der wichtigen religiösen und politischen Begebenheiten, deren Schauplay sie gewesen, zu erweitern bestrebt war. Ihrer Be- deutung für die Ausbreitung des Christenthums in Deutschland als Aufenthaltsort des Apostels der Deutschen, Bonifatius, entsprechend,

iebt der Verfasser als Einleitung eine gedrängte Uebersicht der [testen, halb sagenhaften Eeschichie vgs und Thüringens und ihrer Herrscherges{hlechter in vorhristliher Zeit („Die Anfänge des Christenthums in Ostfranken“, „Die heilige Bilhildis und die Missionäre St. Kilian und St. Wilibrord“) und kommt erst dann u der Burg selbs, Was diese belrifft, deren ehrwürdige Ruinen sid in der Nähe von Neustadt, am linken Ufer der fränkischen Saale, dicht hinter dem Badeorte Neubaus auf einem steilen Kalkfelsenberge erheben so nimmt er, der Ansiht von Krieg von Howfelden folgend, an, daß die Burg von Karl Mar- tell aufgeführt worden sei, und zwar zum Schutze seines thüringisch- fränkishen Gebiets gegen Norden, namentlich geaen die Sachsen. m Munde des Volks heiyt sie die Salzburg, in Annalen und Ur- nden Saalburg, Pro oder berg, civitas Salce 2c., was wohl auf ihr stadtartiges Ansehen geht, Der neuere Name Salisburg ist willkürlih und widerspricht allen historischen Ueberlieferungen. Boni- fatius, der Apostel der Deutschen, verweilte, wie der Ver- fasser annimmt, bei seinen Missionsreisen in Thüringen, ôfter auf der Salzburg, auf welher er im Jahre 741 eine Bischofsweihe vorgenommen haben soll. Hier habe avrch im Jahre 742 unter seinem Vorsiße in Gegenwart des Frankenherzogs Karlmann und seiner Großen und in Anwesenheit von aht Bischs- fen mit ihrem Klerus, ihren Priestern, Diakonen und Religiosen das erste deutsche Nationalkonzilium stattgefunden, dessen Beschlüsse mit- getheilt werden.

Karl der Große residirte oft auf der Salzburg, na- mel in den Sähren 190, (793. 803. Und 804, Hier empfing er 803 die Gesandtschaft des griechischen Kaisers Nike- phoros, hier wurde der Fri.de mit den Sachsen ges{lossen und im folgenden Jahre das berühmte Capitulare entworfen. Die Kaiser Ludwig der Fromme, a0 der Deutsche, Arnulf residirten eben- falls auf ter Salzburg. Bei dem Letteren erschienen hier im Jahre 897 die Friedens8boten der Sorben, um ihm zu huldigen. Auch König Heinrich T. und Kaiser Otto T. yahmen hier mehrfach ihren Aufenthalt. Kaiser Otto Il. \chenkte, nah einem am 15, Mai des Jahres 1000 zu Aachen ausgefertigten Diplome die Salzburg, das Castellum und den dazu gehörigen Königshof, Cortem Saltze, „mit unzähligen Dörfern und Waldungen“ dem Bischof Heinrich von Würzburg und seiner Kirhe, Damit ging auch der umfang- reiche Salzforst in den Besiß der Bischöfe von Würzburg über. Bei dem König8palaste hatten sich Dienstmannen (ministeriales) an- gesiedelt, welche die Aufsicht über die Gebäude und über die Vor- räthe des Königlichen Meierhofes führten. Aus ihnen scheinen die Voite (advocati) von Salzburg hervorgegangen zu fein, welche jedoch in Urkunden ihren Geschleh:snamen „Flieger“ führen. Sie bildeten, wie die lange Reihe der aufgeführten Glieder beweist, ein viel- verzweigtes Geschlecht, welches, reih begütert und angesehen, über 700 Jahre hindurch auf der Salzburg und in ihrer Umgebung ge- blüht Hat. (Der leßte Sproß der protestantischen Linie, Frhr. August Voit von Salzburg, Königlicher Katnmerherr und Major, starb zu München i. J. 1858). Das Wappen des Geschlechts der Glieger und Voite wird auf einer beigegebenen Tafel in ver- schiedenen Beispielen vorgeführt, deren ältestes dem F. 1282 angehört, während das jüngste aus d. J, 1722 stammt. Von kulturhistorishem Interesse ist der mitgetheilte Burgfriede des Schlosses aus dem Jahre 1434. Unter den mannigfachen weiteren

Scicksalen des leßteren verdient noch erwähnt zu werden, daß ein

Theil der verlassenen Voitishen Gebäude den Juden überlassen wurde, welche dort 1723 eine agene einriht.ten.

Schon frühzeitig befand sich auf der Königlichen Pfalz Salzburg eine Kapelle, in welcher, wie {hon erwähnt, Bonifatius seinen Miitarbeitern Burkard, Witta und Willibald die bischöfliche Weihe ertheilte. Im Laufe der Zeit aber verfiel sie, und im Anfange des 13, Jahrhunderts wurde eine neue im gothishen Style aufgeführt, Als auch diese in Verfall gerieth, wurde der Hauptaltar, vor welchem, wie man annimmt, {on der Apostel der Deutschen auf den Knieen gelegen hat, im vorigen “Jahrhundert in den Würzburger Dom gebracht, die anderen kir{lihen Reste aber ver-

raben. Zur 11. Säkularfeier des Bisthums Würzburg jedo eschloß Graf Werner von Harxthauscn als bleibendes - Denk- mal des apostolishen Wirkens des heiligen Bonifatius auf der Salzburg eine Basilika zu erbauen, zu welher am 12. Juli 1841 mit großer Feierlichkeit, der auch König Ludwig I. von Bayern beiwohnte, der Grundstein gelegt wurde. Dieselbe, im byzantinischen Styl erbaut, wurde 1848 festlih eingeweiht. Sie gewährt, aus den Burgruinen hervorragend, einen anmuthigen Anblick und leuchtet von der Höhe herab in das Thal als herrlihe Zierde der Umgegend. Lem Aufsaß ist ein großer Plan der Salzburg aus dem Jahre 1767 beigegeben.

Weit.r enthält das Heft eine kaum minder interessante urkund- liche Mitiheilung: Das Würzburger Brückengericht und Ver- fahren - des sogen. Bißing, mitgetheilt von Dr. Fuiedr. Zimmer- mann, Hofgerichts - Direktor zu Darmstadt. Die hier abgedruckten Urkunden befinden sih in der Herzoglichen Bibliothek zu Gotha und sind in dieser Vollständigkeit noch nicht publizirt worden, obgle:ch sie an sich {on wegen ihres Inhalts, insbesondere über das Verfahren bei dem sogenannten Bißing oder Beitig (s. v. a. Bezüchtigung oder Verleumdung) und über den Kampf zwishen Mann und Weib von hohem Werthe sind und überdies zur Ergänzung der von Rodinger mitgetheilten fränkishen Rechtsblicher wesentlich beitragen. Den Schluß bildet eine Litexaturübersicht.

Der Jahresbericht des Vereins für 1878, erstattet von dem derzeitigen Leiter desselben, Regierungsdirektor Georg Henner in Würzburg, betont als befonders wichtiges Ereigniß den im verflosse- nen Jahre 1878 erfolgten Umzug in das Königliche eon Im nordöstlichen Flügel desselben haben im sogenannten Caroufssel- faal die Sammlungen an Skulpturen, Gemälden, Waffen, Fahnen, Krügen, Ausgrabungsgegenständen 2c. Aufnahme gefunden. Die Stein- denkmale find im Maxschulgebäude verblieben. Auch im abgelaufenen Jahre hat der Verein oder einzelne Mitglieder eine reiche literarishe Thätigkeit entwickelt. Namentlih hat von der „Geschihte des Bauernkrieges in Ostfranken“, von Magister Lorenz Fries, das 3, Hest veröffentlißht werden kön- nen. Bei den Ausgrabungen hat namentlich ein Grabhügel im Kleinlangheimer Walde manchen werthvollen Fund ergeben. Dur Geschenke an Drudtschriften, Manuskripten, Urkunden, Ge- mäldea, Kupferstichen, Handzeichnungen, Photographien, antiquarischen Gegenständen, Waffen, Münzen 2c. sind die Sammlungen auch im abgelaufenen Jahre erheblich vermehrt worden, Anfang April 1879 zählte der Verein 312 Mitglieder, wovon 269 ordentliche und 43 EChrenmitglieder waren.

Lissabon, 14, August, Der „Globe“ berichtet telegraphisch: r. Dtto Schütt, der von einer im Auftrage der Berliner eographischen Gesellschaft unternommeren Forschungs- reise nach JInner-Afrika zurückgekehrt ist, hat in unserer Geo- graphishen Gesellshaft einen schr interessanten Vortrag gehalten. Er bringt ganz neue und hochwichtige Aufshlüsse über die so ver- wickelte Hydrographie des Congo-Beckens zurück. Er hat zwischen dem Cuango und dem Casaï, zwei {hon bekannten Nebenflüssen des Congo, noch vier andere, Namens Quengo, Marala, Cinlu und Quange, entdeckt und ferner den Lauf des Casaï von der achten südlichen Parallele bis ungefähr zur sechsten in einer vor ihm unerforshten Gegend S, Der Casaï führt von der achten bis zur vierten Parallele den Namen R welchen ältere Karten dem Congo selbst beilegten. Der ankowa-See der Engländer liegt unter der fünften Parallele und wird von den Eingeborenen Mucarubà genannt. Südlih von diesem See lebt ein Stamm von Zwergen. Die am Quengo und Casaï wohnenden Neger sind Menschensresser. Da der Muata- Jamvo,- der schon vor drei Jahren Pogge angehalten hatte, Hrn. Schütt nicht gestattete, den Lulua-Fluß zu überschreiten, kehrte er nach Loanda an der Westküste zurü.

St. Petersburg. Der Dampfer „Nordenskjöld", den r. Sibiriakoff von Gothenburg ausgesandt hat, um dem dur das ismeer reisenden Professor Nordenskjöld entgegenzufahren, ist, nah-

dem er am 8. Juni den Suezkanal passirt hatte, am 28. Juli in ofohama eingetroffen und hat am 10. August die Reise nach der stküste Sibiriens foztgeseßt.

Land- und Forstwirthschaft.

Washington, 15, August. (Allg. Corr.) Die Ausweise des landwirthschaftlihen Departements pro August eben den durchshnittlihen Stand der Baumwollsaaten auf 1 an, d. iï. eine Verminderung von 29%/% seit dem 1. Juli. Der Durchschnitt Bei den einzelnen Staaten stellt fich wie folgt: Nord- Farolina 85, Süd-Carolina 82, Georgia 87, Florida 87, Alabama 100, Mississippi 98, Louisiana 89, Texas 79, Arkansas 96 und Tennessee 105. Am Ea der Aufstellung obiger Ausweise herrschte allgemeiner. Regen. Dasselbe Departement meldet, daß der durch- \chnittlihe Stand des Frühjahrs-Weizens 22 i}, gegen 75 im vorigen Jahre. Es wird bei einem größeren Areal ein beträchtlich vermehrter Ertrag erwartet. Der Durchschnitt beim Tabak ftellt sih auf 77, gegen 84 im vorigen Jahre, was eine Folge der Dürre ist. Da später Regen eingetreten, wird eine Besserung erwartet.

Gewerbe und Handel.

Die Posener Sprit-Aktien-Gesellschaft wird für das am 30. Juni cr. abgelaufene Betriebsjahr dieselbe Dividende wie im Vorjahre, nämlich 39°/6, zur Vertheilung bringen.

Der Generalkonsul Meulemans veröffentlicht in dem „Woniteur des Congulats“, der in Brüffel und Paris erscheint, nah amtlichen Erhebungea oe Daten, betreffend den aus8wärtigenHandel der Nepublik Guatemala: Im Laufe des Jahres 1878 ift die Ziffer der Ausfuhren .auf 3 918 912,32 Doll. gestiegen. Sie betrug im Jahre 1877 37173182,84 Doll, also eine Differenz von 145 729,48 Doll, zu Gunsten des leßteren Jahres. Die einzelnen Gegenstände, aus denen sich diese Ziffer zusammen- seßt, find folgende: Indigo 1320,—, Kaffee 3 349 740,32, Rinds8häute 67 020,72, Kalbtfelle 1851,30, Cacao 2345,—, Ci- garren 661,50, Häute 368,44, Cochenille 22 684,—, Bohnen 39,90, Zuchtvieh 2275,—, Zuhtvieh 1540,56, Zucker 110 635,—, Mais 4888,80, Goldstaub 15,—, Kleidungsstüle in Wolle 31 508,40, Sasfsaparilla 1811,51, gemünztes Silber 320 193,81. Zusammen Pesos 3 913 912. 32, :

Wie aus dieser Aufstellung ersichtlich, nimmt der Kaffee seit einigen Jahren die erste Stelle in den Ausfuhrartikeln ein. Ihm folgt der Zucker und das geprägte Silber. Die Cochenille, welche ehemals von fo großer Bedeutung war, fizurirt jeßt nur noch mit einer geringeren Ziffer in Folge des Sinkens der Preise, welches dieses Produkt erlitten hat; die übrigen erreihen bei wei- tem niht die Withtigkeit, welhe sie wegen ihrer vor- züglichen Beschaffenheit verdienen. Die Kultur des Zucker- rohrs nimmt neuerdings einen erheblichen Aufs{wung. Ein Gleiches ist der Fall mit der Kultur der Baumwolle, die bisher hauptsächlich in den Händen ter Indianer auf den Hochlanden (der kalten Zone) FVonzentrirt und deéhalb zurückgeblieben war. Unermefß- lide Schätße von Nutßhölzern aller Art birgt die ausgedehnte Wald- region, und diese sowohl, wie der Reichthum an werthvollen Metallen, versprechen für den Handel und die Industrie eine gewinnreiche Zu- kunft, wenn Kapital und Arbeitskräfte sih vermehren und eine ratio- nellere Ausbeutung Play greift.

Das Maß, in dem fremde Nationen an der Ausfuhr Guate- malas Theil nehmen, ergiebt sich aus nachstehender Berechnung: Californien 1 236 713,44 Pesos, England 1 130 408,20, Frankreich 491 620,79, Deutschland 489 647,12, New-York 149 126,79, Belize 14ò 041,71, Vereinigte Stazten von Amerika 91 378,91, Süd- B16 Per 44 032,23, Belgien 34272, Spanien 5854,94, Mexiko

escs.

Ueber die wirthschGaftlichen Verhältnisse Schwe- deús im Jahre 1878 entnehmen wir dem „Preuß. Hand. Arch.° weiter Folgendes: Der Handelsstand in Schweden, d. h. die Gesammtzahl der männlihen und weiblihen Handel- treibenden und deren Hülfsperscnal hat sich in 1877 um 722 Personen vermehrt. Die Zahl der Kaufleute, Grossisten und De- taillisten aller Art, ausgenommen Ausländer, welche im Reiche Handel treiben dürfen, und hausirende Handeltreibende, betrug: 1876: männ- liche 12 840; weibliche 2473; 1877: männlide 13 316, weibliche 2429; die Zahl der Gehülfen 1876; männlihe 10597, weibliche 1983; 1877: männlihe 10812, weiblihe 2259. Hierzu kamen 285 ausländishe Handeltreibende mit 302 Gehülfen, 640 haufsirende Handeltreibende mit 98 Gehülfen, so daß sich die Summe aller Handeltreibenden in Schweden auf 29 856 (gegen 29134 in 1876) berechnet. Im Jahre 1878 wurde folgenden 68 Aftiengesellshaften die Konzession ertheilt; nämlich 4 Cifenbahn-Alktiengesellshaften mit 'einem Aktienkapital von zu- sammen mindestens 1 685000 Kr. und höchstens 6 232 500 Kr.; 29 Industric- und Fabriké-Aktiengesells{(asten mit einem Kapital von zusammen mindestens 5357 900 Kr. und höchstens 10 105 000 Kr.; 16 Nhederei-Aktiengesellshaften mit einem Kapital von zusammen mindestens 1 082 500 Kr. und höchstens 2503 000 Kr.; 11 Handels- und ODekonomie- Aktiengesellschaften mit einem Kapital von zusammen mindestens 294 500 Kr. und hö{stens 521 000 Kr.; 8 Aktiengesell- schaften für andere Zwecke mit einem Kapital von zusammen min- destens 1 661 000 Kr. und höchstens 3 003 000 Kr.; zusammen 68 Aktiengesellschaften mit einem Aktienkapital von mindestens 10 080 900 Kronen und höwhstens 22 364 500 Kronen. :

Im Vergleich zu den vorangehenden Jahren haken sich diese Zahlen sömmlich vermindert; die Zahl der bestätigten Aktiengesell- schaften betrug 1877 117, 1876 163, 1875 162, 1874 215. Die Zahl sämmtlicher Fabriken in Schweden betrug Ende 1877 2868; in denselben wrearen 60 589 Arbeiter beschäftigt, die einen Fabrika- tionswerth von 167 605 000 Kr. produzirten. Die Zahl der Fabri- ken Schwedens hatte sich gegen 1876 um 43 vermehrt, während si die Zahl der Arbeiter um 825 und der Fabrikationswerth um 5 489 600 Kr. vermindert hatte.

__ Die gesammte Handelsflotte Schwedens, welche Ende 1576 aus 3700 Segelschiffen mit 443 323 Tons und 681 Dampf- schiffen mit 81659 Tons bestand, vermehrte sh im Laufe des Jahres 1877 auf 4392 Fahrzeuge. Davon waren 3701 Segel- schiffe mit 446799 Tons und 691 Dampfschiffe mit 83 146 Tons; hiervon wurden 1820 Segelschiffe mit 8371282 Tons und 167 Dampfschiffe mit 56973 Tons zur aus- Tändischen Fahrt ae Die Zahl aller in 1877 in Schwedin angekommenen Schiffe betrug 21679 mit 3317384 Tons, d. i, 391 Fahrzeuge weniger und 282393 Tons mehr als 1876. Die Summe aller von Schweden abgegangenen Schiffe betrug 21 033 Fahr. euge mit 3317 384 Reg.-Tons oder 361 Fahrzeuge weniger, aber 268 932 Reg.-Tons mehr als 1876, Was den Verkehr deutscher Schiffe in Schweden im Jahre 1878 betrifft, so sind im Ganzen 1092 deutshe Schiffe von zusammen 196 606 Reg.-Tons in s{wedischen Häfen angekommen. In Stockholm verkehrten in 1878 im Ganzen 181 ankommende deutshe Schiffe mit 38 624 Reg.-Tons und ebenso viele abgehende, darunter 64 Dampfschiffe ; außerdem kamen noch 169 Schiffe anderer Nationen von deutschen Häfen in Stockholm an. Außer den 47 deutschen Schiffen gingen noch 129 nichtdeutshe Schiffe von Stotholm nach deutschen Häfen ab.

Die Ernte von 1878 hat ein ganz besonders günstiges [Re- sultat ergeben. Nach dem Urtheil des Statistischen Centralbureaus in Stockholm is das Ergebniß als „fast gut“ zu bezeihnen. Das Centralbureau hat berechnet, daß die 1878er Ernte, welche den mitt- leren Durchschnitt der leßtverflossenen fünf Jahre etwa um 3 400 000 t oder 21 420 000 Kubikfuß oder 8 000 000 Ctr. übersteigt, die gün- stigste der leßten 50 Jahre gewesen und nur von der Ernte des Iahres 1832 annähernd erreicht ist. Aber nicht allein der quant:- tative Ertrag hat sich höher geftellt, als der Durchschnitt der leßten ahre, es ist auch sowohl die Kornzahl (Ertrag)

wie das Gewicht der einzelnen Getreidearten hêéher gewesen. Die 1877er Ernte wurde von der des Jahres 1878 im Ganzen um ca, 31 750 000 Kubikfuß übertroffen. / :

Im Jahre 1878 sind in Schweden sech8 verschiedene Eisenbahnstreckeu dem Verkehr übergeben worden, darunter die 567/10 Kilometer lange erste Eisenbahn auf der Insel Gotland zwishen Wisby und Hemse, welche am 10. September 1878 eröffnet wurde. Von der Bahn, welche die Stadt Sundsvall an der {wedichen Ostküste mit der an der Westküste Norwegens belegenen Stadt Drontheim verbinden soll, waren Ende 1878 im Ganzen 15 s{chwedische Meilen dem. Verkehr übergeben. Zu vier veribiélebeit Eisenbahnanlagen is im Iahre 1878 die Konzession ertheilt worden. Die Länge fämmtlicher s{chwedisher Bahnen betrug Ende 1877 160,9 \{we- dische Meilen Staatsbahnen und 325,4 Meilen Privatbahnen. DieEinnahmen der Staatsbahnen betrug 1877; 16 346 342 Kr. oder 109 486 Kr. pro Bahnmeile und 1878 ca, 14 690 000 Kr. oder ca. 90 740 Kr. pro Meile. Die Einnahmen der Privatbahnen betrugen 1877 im Ganzen 13 397315 Kr. oder 48 860 Kr. pro Bahnmeile. Im Jahre 1877 wurden im Ganzen 38 363 393 Postsendungen in Schweden befördert oder ca. 6 760 000 mehr 1876. Das sch{wedische Telegraphenney umfaßte am Ende des Jahres 1878: in Linien 776,2 s{wed. Meilen oder 8296,49 km, in Leitungen 1903,7 \{wed. Meilen oder 20 347,89 km und hatte sh gegen 1877 um 239,99 km in Linien und 508,89 km in Lei- tungen verlängert. Die Zahl der Telegraphenstationen betrug Ende 1878: Staats - Telegraphenstation:n 179, Eisenbahn - Telegraphen- stationen 526, im Ganzen 705. Die Zahl der Telegramme betrug 1878 für das ganze Reich: an ausländischen Telegrammen 368 457, an inländischen portopflihtigen Telegrammen 560 948,

London, 19. August. (W. T. B.) Wollauktion. Schweißige Adelaidewollen und fehlerhafte australishe Tuchsorten vernachlässigt und billiger, Kapwollen leichter käuflich. 890 B. Kapwollen und 600 B. australische Wollen wurden von der Auktion zurückgezogen.

Paris, 16. August. Das „Journal officiel“ veröffentlicht den amtlihen Ausweis über den auswärtigen Handelsverkehr Frankreichs in den sieben ersten Monaten des Jahres 1879. Die Einfuhren sind danach in diesem Zeitraum gegen die entsprehende Periode des Jahres 1878 von 2345 auf 2627 Millionen gestiegen und die Ausfuhren von 1789 auf 1783 Millionen zurück- gegangen.

Kopenhagen, 19 August. (W. T. B.) Die National- bank seßt von morgen ab den Wechfeldiskont auf 3 bis 33% herab. Der Lombardzinsfuß bleibt unverändert.

New-York, 18, August. (W. T. B.) Weizenverschiffungen der leßten Woche von den atlantishen Häfen der Vereinigten Staaten: nah England 288 000, do. nach dem Kontinent 300 0009, do. von Kalifornien und Oregon nach England 60 000 Qrtrs. Visible Supply an Weizen 15 187 000 Bushel, do. do. an Mais 11 437 009 Bushel,

Verkehrs: Anstalten.

London, 18. August. (Allg. Corr.) Dem Bericht des Konsuls Perceval in Port Said zufolge stellt sich die Gesammtzahl der Schiffe, welche im Jahre 1878 den S uezkanal passirten, auf 1550, Es befanden si darunter 1227 britishe Fahrzeuge, 89 französische, 71 niederländische, 44 italienishe, 38 österreichishe, 22 deutsche, 21 spanische, 8 egyptisbe, 8 japanesishe, 6 dänische, 5 [{chwedische und norwegische, 4 portugiesische, 3 türkische, 2 belzishe, 1 ameri- kanisches und 1 aus Zanzibar. Der Gesammt-Tonnengehalt betrug 2 178 316 Tons, von denen 1 726 946 Tons britische waren.

Berlin, den 20, August 1879.

Gewerbeaus stellung für Rheinland, Westfalen und benachbarte Bezirke in Verbindung mit einer allge- meinen deutschen Kunstausstellung inDüsseldorf 1880.

Nachdem die Vorbereitungen nun fast ein Jahr im Gange sind, ist, wie in einem Cirkular mitgetheilt wird, die Ausstellung nah allen Richtungen gesichert. Ein in erster Reihe haftender Garantie- fond von 100000 A und ein zweiter Garantiefond von ca. 400 000 A bilden die finanziellen Grundlagen des Unternehmens. Ein aus über 200 hervorragenden Männern des Ausstellungsgebietes bestehendes Hauptcomité, der Vorstand, welcher j. t 26 Mitglieder zählt, ca. 70 über den ganzen Bezirk vertheilte Lokalcomités, 5 Aus- e und 17 Kommissionen am Orte sind für die Ausstellung thätig.

Das Aus \stellungsterrain is mit dem zoologischen Garten ver-

bunden, dessen s{chöne, mit weiten Wasserflächen verbundene Anlagèn am Fuße der bewaldeten Grafenberge den Besuchern einen angenehmen Aufentkalt versprehen. Der Plan für das Ausstellungsgebäude ift aus einer Konkurrenz bewährter Architekten hervorgegangen und soll in praktisher Anordnung und künstlerisher Ausstattung allen berechtigten Erwartungen genügen. Es werden ca. 35000 qm (14 Morgen) überbaut, und der Grundriß ift so eingerichtet, daß Er- weiterungen mit Leichtigkeit vorgenommen werden können. An dem Gebäude wird eifrig gearleitet, und das Geleise, welches dasselbe wie das Ausstellungsterrain mit der Rheinischen Eisenbahn in Verbin- dung sett, ist bereits fertig. In großem Maßstabe ist die Maschinen- halle, welhe auch die rershiedenen Betriebe umfassen wird, angelegt. Act Dampfkessel, in zwei Kesselhäusern vertheilt, und 15 Betriebs- maschinen mit zusammen 950 Pferdekräften werden die erforderlichen Motoren in ausreichendster Weise liefern. i

Die Bedingungen für die Aussteller sind, wie die Ausstellungs- ordnung dies lehrt, im Verhältniß zu anderen Ausstellungen unge- mein günstig, Der Quadratmeter kostet nur 4 (A Es sind Zeich- nungen von Schränken und anderen Behältern angefertigt worden, die von dem Bureau zu beziehen sind und nach denen Bestellungen angenommen werden. Bezweckt wird damit möglihste Gleihmäßig- keit und Billigkeit; denn die Behälter können gemeinschaftlich und daher mit geringeren Kosten in Düsseldorf selbs hergestellt werden. Demgemäß dürfen die bei internationalen Ausftellungen erwachsenen Kosten in keiner Weise als Maßstab angelegt werden. Der Vor- stand ist überhaupt bemüht, den Ausstellern in jeder Weise entgegen zu kommen ; so ist aus Architekten und Künstlern eine Kommission ebildet worden, welche auf Wunsh Entwürfe für die Aus- ellunaeli der einzelnen Gewerbetreibenden und für die Ausstellungs- utensilien anfertigen läßt. 4

Bis zum 1. August waren Anmeldungen von 1560 Auestellern eingegangen, ein Resultat, welhes als überraschend günstig be- trahtet werden muß. Mit Ausnahme einiger Zweige der Textil- industrie sind alle übrigen Industrien und Gewerbe in hervorragen- der Weise vertreten, so daß die Ausstellung auch ohne jene als ge- lungen betrachtet werden könnte. Der Termin für den Schluß der Anmeldungen ist bis zum 1, Oktober 1879 hinaus-

eschoben worden. Jedenfalls wird die Ausstellung ein Gesammt-

bild der Industrie und der Gewerbe des Bezirks geben, dieser aber bildet den industriereihsten Distrikt Deutschlands. :

Die Anziehungskraft der Ausstellung wird ferner noch wesentli erhöht werden durch die Verbindung derselben mit einer Allge- meinen Deutschen Kunst-Ausstellung. Dieselbe wird von der deutschen Kunstgenossenschaft veranftaltet, die sich auch über Deutsch-Oesterreich erstreckt. Ein besonderer Theil des Ausstellungs- gebäudes ist für die Kunstausstellung hergerichtet, und an diese {ließt sih die Ausstellung kunstgewerblicher r l moderne Kunstgewerbe und endli in weiten, lichten Räumen die weiteren Gruppen der Industrie und Gewerbe.

[terthümer, das.

Aus der Vfalz wird der „Allg. Ztg.“ unter dem 10. August geschrieben : Die von der deutschen anthropologischen Gesellschaft mit nit unbedeutenden Beträgen unterhaltenen Ausgrabungen auf der Limburg, dem alten Sitze der Salier (bis 1034), welche nah pcähistorishen Resten s{hürfen, fanden leßte Woche ihren Fortgang, nachdem sie ein Jahr geruht hatten. Auf den Rath Virchows, der im leßten Herbst persönlih die Ausgrabungsstelle untersucht hatte, nahm man das vom leßten eingeshlagenen Schah:e füdwestlich ge- legene Plateau in Angriff. Auf eine Länge von 11 mw, eine Breite von 4 m und eine Tiefe von 1,20 m ward hier, mit einem Böfchungs- winkel von 45 Grad, ein Einschnitt in das Terrxzin gemacht. Wenige Centimeter unter der Oberfläche stieß man bereits auf Reste der Kloster-Zeit, als: buntglasirte Stherben, Artefakte aus Bronze, Eisen, darunter mehrere eigenthümlich geformte Nägel; weiter unten stieß man auf Massen gener Thierknochen, welhe meist von Eber, Rind, Schaf, eh, Hirsch her- rühren, vermisht mit Stücken menscchliher Kiefer. Gleich- zeitig mit diesen Knochen traf man wieder auf die Trümmer gedreh- ten Geschirrs mit dem bezeihnenden Graphitüberzuge. Ja etwa 60 cm Tiefe fand man eine römishe Münze, stark patinirt, klein, Bronze-Erz, mit dem Bilde eines Kaisers aus späterer Zeit. Die Umschrift ift vorderhand unlesbar. Dieser Münzfund, wozu noch mehrere andere am Rande des Herzogweihers kommen, in Verbin- dung mit unzweifelhaften Stücken s\panishen Geschirrs, römischen Werkzeugen, Bronze-Armringen 2c., welhe man am Ufer des unteren liegenden Herzog8weihers antraf, machen es unzweifelhaft, daß die Stätte der Limburg bereits zur Römerzeit bewohnt war. Darauf deuten auch deutliche Reste von Bewurfstücken, grobem Beton, welche sichtbar die Außenseite von Blockhäusern einst deckten. Unter dieser rômischen Schicht stieß may bei 1,20 m Tiefe wieder auf die Lage rohen Kiessandmörtels, der abermals wie bei den Schahten eine Brandstelle (Ustrine?) bis 2 m Tiefe einhüllt. Für weitere Kreise dürfte die Entdeckung Werth haben, daß jeßt bis zur EGvidenz durch die neuesten Fuade auf und an der Limburg die Anwesenheit des Römervolkes konstatirt ift. Licht fällt dadur auf die Thatsache, daß der Salier Konrad I1I. ex castro su) Limburgo das Kloster der Benediktiner gründete. Vielfah siedelten fich die Großen auf den Resten römischer Castelle und Castren am Rhein an; so au hier höchst wahrscheinlich. Licht fällt durch diese Kombinationen fer- ner auf den Namen der Limburg. Urkundlich heißt sie im 11. Jahr- hundert Lymperg, Limpurg, Lintburg. Durch die Vergleichung ergiebt si für Limburg daraus ein Stamm von der Form limt, und der Schluß dürfte niht gewagt sein, daß dieser Name nichts anderes ift, als die verkürzte Form von limit von limes, limitis = die Grenze, die Grenzwehr. Kombiniren wir damit die römischen Münzen und Gefäße auf der gegenüberliegenden Ringmauer, die Anwesenheit von Römerfünden innerhalb der Heiden- mauer bei Kreuznach, die Auffindung von Röôömermünzen (Marimianus Herculeus 286) auf der Heidenmauer des Odilien- berges bei Straßburg, sowie andere Nömerfunde auf prähistorishen Befestigunçen am linken Rheinufer, so müssen wir zu dem Schlusse kommen, daß seit Ende des dritten Jahrhunderts n. Chr. diese ganze Linie von Straßburg bis Mainz als Befestigungs-Limes ge- dient hat. Dabei müssen wir anerkennen, daß diese Ringwälle zum Tkeil in vorrömische Zeit zurückgehen. Za solchen vorrömischen Ringwällen gehört ohne Zweifel der Ringwall bei Dürkheim, der auf der Limburg noch in Spuren erhaltene, sowie andere zwischen der Jsenach und der Breusch gelegene Befestigungen. Die {hon vor einem Menschenalter ausgesprochene Ansiht F. Schneiders in Düssel- dorf von einer Limcs-Anlage auf dem linken Rheinufer erhält dur Le Betrachtungen ohne Zweifel neue Bestätigung. Zu bemerken ist \chließlich, daß die Notiz des Ammianus Marcellinus Ik. 28, 2, 1 von der Thâtigkeit des Kaisers Valentinian am Rhein: Rbienum omnem magnis molibus communiens, castra extollens ealtius et castella turresque assiduas per babiles locos et opporturos durch die Identifizirung mit diesen Ringwällen einen gewichtigen Sinn erhält, Der Kaiser weilte nur 6 Jahre am Rhein, 368 bis 374, und da war es ihm nur möglich, mit Benüßzung vorhandener Baus- werke das linke Rheinufer mit einem fortlaufenden Limes gegen die Alemannen zu shüßen. Zu dieser Rhein-Grenzbefestigung gehörte ohne Zweifel der nun faft zerstörte Ringwall und ein anzunehmendes

oupíoy = castellum auf der Limburg, deren Namen gleih dem “Castell am Limes.“ Die demnächst stattfindenden Ausgrabun- gen auf dem Odilienberge werden wahrscheinlih auch dort historisches icht verbreiten.

Wiesbaden, 9. August. Nach Eintritt des \{önen Wetters

hat die Fremdenfrequenz schr zugenommen und laut heutiger Kur- liste die stattliche Ziffer von 54 382 Personen (inkl. Passanten) er- reiht. Es ist der Kurverwaltung gelungen, neben einer ganzen An- zahl von anderen Veranstaltungen, in kurzen Zwischenräumen vier „Nationalfeste“, ein amerikanisches, englisches, holländishes und russishes, unter freiem Himmel zu arrangiren, die sich von Jahr zu Jahr größerer Beliebtheit erfreuer und quasi eine ODankeshuldigung sind, die unser Kurort den ihn am fleißigsten besuhenden Nationalitäten darbringt. Das ebenso reichhaltige wie mannigfaltige Programm derselben umfaßt unter Anderem eine allgemeine, mittels feuriger Arcaden, Embleme, Lampions 2c. bewerkstelligte Illumination des Kur- gartens nebst Weiher, ein Feuerwerk mit diversen Ueberraschungen, bengalishe Beleuchtung, Steigenlassen von Luftballons, Gesangs- vorträge, Concerimusik der Kur- und mehrerer Militärkapellen mit einem der speziellen Nationalität angepaßten Programm, und zum S{luß einen Festball in den Sälen des Kurhaufes. Auch dem deutschen Nationalgefühl wird dur alljährlihe Vorführung des be- kannten Saro’shen Schlachtgemäldes am Jahrestage der Schlacht von Wörth (6. August) Rechnung getragen. Da bei dieser Gelegenheit, außer zwei Militärmusiken, auch ein Tambour-Corps mitwirkt und der Aufmarsch 2c. der beiden feindlichen Heere dur über den Concert- plaß und um den Teich marschirende Lruppen markirt wird, über- dies sich während der „Schlacht“ ein Bombardement zwischen Insel und Festland entspinnt, so bildet das Ganze ein wahrhaft imposan- tes Kriegsbild. Abwechslungshalber hat die Kaurdirektion neuerdings wieder begonnen, wie während der Wintersaison, Solisten-Abende, so- genannte Komponisten-Abende zu arrangiren, und fing mit einem „Strauß-Abend“ an. Den Höhepunkt in musikalischer Hinsicht hat jedo die diesjährige Saison aller WahrscheinliÞh nah mit dem IV, (Künstler-) Concert (Ullman-Concert) der Kurdirektion erceicht, welches vorgestern Abend unter Mitwirkung von Mad. Laura Za- ury (Sängerin), A. Jaël (Pianist), Emile Sauret (Violinist), l, isher (Cellist), de Vroye (Flötist) und dem städtishen Kur- Sräester unter Kapellmeister Lüstners Leitung stattfand. Diejenigen unserer Kurgäste, die noch kein gemüthlihes rheinishes Volksfest ge- sehen, hatten in der allerleßten Beit Gelegenheit, einem solchen bei- zuwohnen. Der um die Statt und deren Ame oung hochverdiente Verschönerungsverein hatte nämlih auf dem herrlich gelegenen Terrain am Wartthurm ein solches veranstaltet, Die Absperrung des Kur- gartens auch während der Nachmittags-Konzerte erfreut sich nicht nur des allgemeinen Beifalls der Kurfremden, sondern namentlich auch der hiesigen Abonnenten.

New-York, 16.. August. (Alla, Corr.) Es ift hièr die Mel- dung von der am 2. d. M. erfolgten Ankunft des Polar- erforschungsschiffes „Jeannette“ in Onalask eingegangen. Der amerikanische Zollkutter „Richard Rush“hat die Behring €- straße innerhalb 65 Meilen vom Ostkap passirt. Der Kapitän des Schiffes meldet, daß das Meer nördlih von diesem Punkte eisfrei sei. Im leyten Winter herrschte ungewöhnlihe Wärme, und das Eis bcach zeitiger als font auf.