1880 / 53 p. 8 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 02 Mar 1880 18:00:01 GMT) scan diff

denspräsenz von 497 000 mit der deutschen Ziffer von 401 000

js vergleichen. Denn jene 497 000 umfaßten, was in Deutsch

and nicht der Fall, auch . alle Offiziere, die Gensd'armerie,

alle Beamten, Zöglinge, Arbeiter in Werkstätten, die Ein

jährig- Freiwilligen, kurz Alles, was vom Militärbudget unter- halten werde. Lasse man dies wie in Deutshland außer Be- tracht, so sei die französische Friedenspräsenz eher chwächer als ( Besonders gelte dies von der Jnfanterie, welche seit 1875 keineswegs stärker geworden sei. Das deutshe Regiment zähle 1694, das französishe 1560 Mann. Natürlich seien in Frank- rei die Compagnien um so {{chwächer, betrügen nur 82 Mann, in Deutschland dagegen 137. Der Graf von Moltke selbst habe 1877 noch hervorgehob n, daß solhe s{chwahe Compagnien Von diesen schwachen Seiten der französischen Organisation als Folge der größeren Bataillonszahl aber sprehe die Regierung nit. Während in E gerade gegenwärtig untersuht werde,

onszahl niht im Jnteresse stärkerer Compagnien zu vermindern sei, solle in Deutschland die Bataillonszahl

die deutsche.

eine gründliche Ausbildung niht ermöglicten.

ob die Batai

erhöht werden, ohne Verminderung der Stärke. Weil die deutschen stärkeren Bataillone den Stamm abgäben, auch für neue Kriegsformationen, brauhe man um so weniger Friedens- kadres. Allerdings gebe die größere Zahl der leßteren Frank- reih einen größeren Stamm von Offizieren, abex dies hänge auch nur mit einem sonstigen Mangel in der dortigen Heeres- organisation zusammen. Der Schlußstein der allgemeinen Wehrpflicht sei das Einjährig-Freiwilligen-Jnstitut, die Pflanz- schule der Reserve- und Landwehr-Offiziere. Diesen Schluß- stein habe weder Frankreich noch Rußland bisher zu finden vermocht. Fn Rußland habe man den höheren Klassen nur eine mehrmonatlihe Dienstzeit zuzumuthen gewagt; in Frankreih erklärte noch jüngst der Kriegs-Minister, das Einjährigen - Jnstitut, welhes dort selbst Köche, Kleinhändler und Domestiken umfasse, für unhaltbar. Deshalb fehlten in jenen Ländern die Reserve- und Landwehr- Offiziere, welche es in Deutschland ermöglichten, Kriegsforma- tionen, ohne irgend einen Friedensstamm zu bilden und selbst, wie 1870, Landwchrdivisionen zu formiren, für welche keinerlei Friedensstamm vorhanden gewesen sei und welche doch alsbald an den Ehren und Siegen auf den Schlachtfeldern theilneh- men könnten. Würde man eine Geschihte der deutschen Land- wehr aus diesem Krieae schreiben, so würde dieselbe glänzend widerlegen alle jene Anschuldigungen, die man in den sechsziger Jahren gegen die Kriegstüchtigkeit der Landwehr erhoben habe, weil sie sich unbequem erwiesen zu den bloßen De- monstrativ - Mobilmachungen der funfziger Jahre. Die von der Militärverwaltung, vom Kriegs - Minister und vom Grafen Moltke nach 1874 noch ausdrücklich anerkann- te:: Momente, die der numerishen Stärke auswärtiger Heere in Deutschland gegenüberträten, nämlich die Solidität und Schneidigkeit des Kriegsinstruments, die bessere Ausbildung der Truppen, die längere Dienstzeit, lasse man heute zurüc- treten und stüße sih in den Motiven fast allein auf einen numerischen Vergleich der Kriegsstärke, der nah seiner Ansicht auch nicht zutreffend sei. Denn nach statistishen Ausweisen sei die Aushebung in Deutschland in jedem Jahre stärker ge- ewesen als in Frankreih. So stelle man in Deutschland jährlich 89,250 Mann Jnfanterie ein, während die 1879er Aushebung in Frankreih nur 82 275 Mann Jnfanterie er- geben habe. Auch der in Motiven angestellte Vergleich, daß Deutschland nur 12 Jahrgänge zux Verfügung habe, Frank- reih aber 14, sei sachlih niht zutreffend; den 20 Jahren Kriegsdienstpfliht in Frankreich ständen 22 Jahre in Deutsch- land gegenüber. Denn es sei niht richtig gehandelt, die Land- wehr mit der Territorialarmee und den Landsturm mit der Reserve derselben zu vergleichen. Denn nah dem Landsturm- g‘seß könne der Landsturm auh in die Landwehr eingestellt werden und sollte dieses Geseß gerade zum Ausgleih dienen, daß in Frankrei die Territorialarmee bis zum 14. Jahr- gang reiche. Noch eine Eigenthümlichkeit verbreite falsche Vorstellungen über die Kriegsstärke dieser beiden Länder. Die Franzosen rehneten auf dem Papier mehr Mann, als \ie wirklih hätten, in Deutschland rechne man weniger. Bei ein- tretender Mobilmachung folgten dann die Ueberraschungen, es wücsen, wie 1866 und 1870, in Deutschland die Forma- tionen aus dem Voden selbst da, wo kaum Jemand vermuthe, daß Mannschaften dafür vorhanden scien. Die französische Taktik in dieser Beziehung erkläre sich sehr leiht aus dem Wunsche, das durch den leßten Krieg niedergedrückte militä- rishe Bewußtsein der Nation zu beleben. Jn Folge der Neu- heit der Organisation mache sie in Frankrei naturgemäß mehr Aufsehen als in Deutschland, wo diese Einrichtungen in Fleisch und Blut übergegangen sei und man kaum davon )preche, wenn Jahr für Jahr 150 000 Mann Landwehr zu den gewöhnlihen Uebungen einberufen würden. Jn Frank- rei habe man die Territorialarmee überhaupt erst 1878 zum ersten Male zu einer Uebung herangezogen. Ein großer Theil derselben sei überhaupt noch nicht militärish ausgebildet, und es fehle derselben die Hälfte der Offiziere. Allerdings habe man seit 1871 sowohl in Frankreih wie in Rußland mehr Mannschaften militäris{ch ausgebildet, und zwar weil man eingesehen habe, daß die bisherige Heeresorganisation nit der Stärke der Bevölkerung entsprähe. Deutschland habe {hon im März 1871 1 350 000 Mann unter den Waffen gehabt. Er wolle auch nit leugnen, daß man heute bei demselben Aufgebot eine noh weit stärkere Kriegsarmee habe. Seien doch damals die älteren preußischen Provinzen im Stande gewesen, weil ihnen die Organisation eigenthümlich sei, über 4 Prozent der Bevölkerung zur Armee zu stellen, während Bayern nur 3 Prozent, Staaten wie Sachsen und Mecklenburg kaum 2 Prozent gestellt hätten. Nachdem die starken Aushebungen aber zehn Jahre in ganz Deutsch- land statt zefunden hätten, werde die Kriegsarmee überall 4 Prozent, also im Ganzen 1 700 000 Mann betragen, eine Armee, wahrlich stark genug, wie ein alter General im Be- freiungskrieg es bezeihnet habe, um den Teufel aus der Hölle zu jagen. Dabei möge man berücksichtigen, daß nach der Einrichtung der deuxième portion in Frankreih die Hälfte eines heute mo- bilen Bataillons nur 6—9 Monate gedient habe. Eine große Verstärkung würde die Kriegsarmee noch erhalten durch die beabsichtigte Ausbildung der Ersazreserve 1. Klasse. Keine andere Armee habe noch diese Einrichtung. Was zur 1. Klasse fomme , entscheide das Bedürfniß der Militärverwaltung. Zest würden 70 000 Mann jährli der 1. Klasse überwiesen. ie Vorlage entscheide nit, ob diese sämmtlich oder im Ganzen nur 190 000 Mann ausgebildet werden sollten. Dies sei der shwerste Theil der Vorlage, nit der größeren Kosten, son- dern der vermehrten wirthschaftlihen Last wegen. Diese Aus-

oft 8 Wochen lang unbeseßt bleiben und komme der Ersaßtz- - | reservist von der Uebung zurück, so habe ihm ein Anderer seinen Broderwerb an dieser Stelle unmöglich gemacht. Diese - | Ausbildung der Ersaßreserve sei niht ganz ohne Vorgang; als 1833 Friedrich Wilhelm II1. die zweijährige Dienstzeit ein- geführt habe, fei zugleih die Ausbildung der sogenannten Kriegsreserve-Nekruten auf 6 Monate verfügt. Jetzt solle diese Einrichtung der dreijährigen Dienstzeit hinzutreten. An diese Absicht aber müsse wieder das Verlangen nah Einführung der : zweijährigen Dienstzeit geknüpft werden, die shon der Mittelpunkt des Programms der Fortschritts- partei von 1861 gewesen sei. Selbst der Minister von Roon habe im September 1862 zur Zeit des Militär-Konfliktes an- erkannt, daß die Einführung der 2 jährigen Dienstzeit mit der Armeeorganisation gänz außer Zusammenhang stände; auf Grund dieser Erklärung habe man zu jener Zeit einen Augen- blick auf eine Verständigung mit der Regierung hoffen können. Selbst die gegenwärtige Dienstzeit sei in Wirklichkeit nur 21/9 Jahre, da fast die Hälfte der Dienenden nah 2 Jahren

Monate betragen, da die Vakanz zwischen Reserve-Entlassung und Rekruten-Einstellung noch 3—4 Monate betragen habe. Früher habe die Militärverwaltung den Einwand gemacht, die militärische N werde wohl in zwei Jahren er- reicht, nicht aber die Ausbildung des militärishen Bewußtseins, und soldatishen Selbstgefühls; in den Motiven der jeßigen Vorlage sei dieses Moment nicht mehr ins Feld geführt. Die Gewöhnung an Zucht und Sitte u. drgl. werde gewiß in 2 Jahren erreiht; in dem Maße aber, wie die Dienst- zeit länger werde, in diesem Maße werde sie progressiv nahtheiliger für das bürgerlihe Leben, wie selbst eine der Militärverwaltung so nahe stehende Persönlichkeit, wie der Vertreter von Krupp in der Eisenenqueteklommission konstatirt habe. Der Arbeiter werde zu einer Zeit, wo derselbe angefangen habe, etwas zu lernen, seinem Beruf auf 3 Jahre entzogen, komme dann mit einer unberehtigt hohen Meinung von sih zurück, habe seine Fertigkeiten größtentheils verlernt und müsse wieder von vorn anfangen, während ihn die nach- folgenden Reserve- und Landwehrübungen auch noch auf kürzere Zeit arbeitsunlustig und -unfähig machten. Dies Alles würde anders werden, wenn die Regierungen sich mit der zweijährigen Dienstzeit begnügen könnten. Man weise \{chließ- lih auf die Vervollkommnung des Waffenwesens als Motiv hin. Aber au die anderen Faktoren der Ausbildung, das Personal und die Anstalten hätten sich in der jüngsten Zeit ganz außerordentlich verbessert. Der hier neulich auch erwähnte Freiherr von der Golß komme in seinem Buche über Gambetta und seine Armeen auch dazu, die Heranziehung der Ersaßreserve zum Friedensdienst zu empfehlen, verkenne aber nicht die dem entgegenstehenden Schwierigkeiten und halte es unter gewissen Vorausseßungen für selbstverständlich, daß dann die Dienstzeit verkürzt werden könne. Man wolle jeßt eine neue Armee von 26 000 Mann errichten; woher aber nehme man die Offiziere, woher die Kasernen? Schon jeßt habe man ein Manko von 1000 Lieutenants gegen den Etat, das werde sich durch die neuen Kadres um 800 vermehren ; Jahrzehnte wür- den noh vergehen, ehe au nur die jeßigen 401 000 Mann vollständig kasernirt seien; die neuen 26 000 müßten also dauernd einquartiert werden. Man habe oft gehört, die Volks- E sei die Vorschule auh für die militärishe Ausbildung, aber wie stimme dasmit den Thatsachen? Seit 1872 habe in

entlassen werde und bis 1875 habe der Durchschnitt 26 bis 27 |

die Lage Deutschland auflege. Geschihtlih sei Deutschland ja als Reich ein Neuling in der europäischen Staatenbildung und werde als Eindringling mit Mißtrauen betrachtet. Was die geographische Lage Deutschlands E so hätten alle Nah- ( barn Deutschlands mehr oder weniger Rückenfreiheit ; sie hätten Pyrenäen und Alpen oder halbbarbarishe Völkerschaften, die sie niht zu fürchten brauhten. Deutschland stehe unter den großen Mächten mitteninne. Deutschlands Nachbarn im Westen und Osten hätten nur nach einer Seite Front zu machen, Deutsch- land nach allen. Die Nachbaren könnten und hätten schon einen bedeutenden Theil ihrer Heeresmacht nahe an die deut- schen Grenzen dislozirt, während die deutshen Regimenter gleihmäßig über das ganze Reich vertheilt ständen. Man brauche darin keine feindselige Absicht zu suhen, aber man müsse doch mit diesen Verhältnissen rechnen. Dazu komme das stete Anwachsen der Heeresstärke. Rußland habe schon mit gutem Grund vor den leßten Kriegen erhebliche Erweiterungen seines ohnehin starken Heeres beschlossen und diese Organisation nach dem O durchgeführt, es flelle. 24 Reserve - Jnfanterie - Divisionen und 24 Re- serve- Fnfanterie- Brigaden neu auf, und habe außer- dem den 152 Artillerie-Regimentern die vierten Bataillone hinzugefügt. Die jezt so aufgeregte russishe Presse habe da- mals diesen Genenaud nur leise berührt und einen Wieder- hall in der ausländischen Presse kaum gefunden. Was Frank- reich anbetreffe, so habe er allerdings den Artikel in den preußi- schen Jahrbüchern nicht gelesen, er komme aber auf Grund der Darlegungen, die ihm zu Gebote ständen, zu einem an- deren Resultate, als der Vorredner. Er werde nur einige wenige Hauptsummen angeben und das Haus mit den Details versehen. Jm leyten Kriege sei Frank- reih Deutschland mit 8 Armee - Corps entgegengetreten, gegenwärtig habe es 19; damals habe es 26 Jnfanterie-Divi- sionen, jeßt 38, damals 26 Kavallerie Brigaden, jeßt 37 be- sessen. Die Stärke der französishen Armee habe damals 336 000 Mann betragen, jeßt könne Frankreih Deutschland nah der Etatzahl 670 000 entgegenstellen. Die Territorial- Armee sei darin nicht mit cinbegriffen. Er komme also zu dem Resultate, daß Frankreih seit 1875 in 6 Jahren seine Armee mehr als verdoppelt 6 und in dieser Zeit, ja {hon seit dem Kriege, sei Deutschland ruhig bei 1 Prozent einer antiquirten Volkszählung stehen geblieben. Jn Anbetracht der Höhe des Präsenzstandes habe Frankreich allerdings, wie sehr rihtig bemerkt worden sei, mit Einschluß der Gens- darmerie 497 000 Mann, während Deutschland bei einer um mehrere Millionen stärkeren Bevölkerung nux 401 000 Mann habe, das sei nahezu eine - Differenz von 100 000 Mann. Die russishe Präsenz btetrage das Doppelte der deutschen. Für die Kriegsstärke komme in Betracht die Zahl der Jahrgänge, die Dauer der Verpflichtung zum Dienst. Diese währe in Frankreich 20, in Rußland 17, in Deutschland dagegen nur 12 Fahre. Auf welcher Seite liege da eine Drohung, eine Gefährdung des Friedens? Und dabei muthe man Deutschland zu, großmüthig das erste Beispiel einer Entwaffnung zu geben! Habe denn der deutsche Michel jemals das Schwert gezogen, anders als sih seiner Haut zu wehren ? Wenn nun die Regierungen eine Vermehrung des Heeres für nothwendig hielten, könne sih der Reichstag dagegen ver- schließen, wenn man nit ganz zurückbleiben wolle? Man habe ja nun statt dessen das Auskunftsmittel der zweijährigen Dienstzeit in Vorschlag gebracht. Man verspreche sih davon

Preußen die Vokkss{hulé keint M t in erhalten,

das Militärbudget sei seit demselben Zeitpunkt um 60 Mil- lionen gestiegen. Jn Preußen fehlten noch 8477 Elementar- lehrer; 3990 unterrichteten mehr als 120 Schüler, 919 mehr als 200, könne man die Leistungen der leßteren als eine ge- nügende Vorschule für die Dienstzeit ansehen ? Die Kadres der Artillerie sollten ebenfalls nah dem Vorgange Frankreichs verstärkt werden ; allerdings seien die Kadres der französischen Feldartill.rie stärker, als die deutschen; aber in Fußartillerie und Kavallerie seien die deutschen stärker, und es wäre sehr zu erwägen, ob nicht durch Auflösung der Kürassier-Regimenter, deren Bedeutung sich unleugbar vermindert habe, diese Ver- stärkung der Feldartillerie durhgeführt werden könnte. Die Vorlage sei demna keine einheitliche; die Vermehrung der Artillerie, die der Kavallerie, der Jnfanterie, die Höhe der Präsenzstärke, die Dauer derselben seien ganz von einander unabhängige Fragen. Das Prinzip von zehn Prozent der Bevölkerung, steigend mit der Bevölkerungsziffer, halte er für höchst bedenklich, da do erst vor nur einigen Tagen konstatirt

national-ökonomische und finanzielle Vortheile. Er wisse nicht ret, wie man sich die Sache denke. Sollten bei der zweijährigen Dienst- je die jeßigen Formationen der Bataillone beibehalten wer- en, so falle jede finanzielle Ersparniß fort, im Gegentheil, es würden vielmehr Ausgaben für Bekleidung, Bewaffnung und Ausrüstung der dann viel zahlreicheren Reserve erwachsen. Es sei kaum cin Unterschied, ob zwei arbeitsfähige Männer 3 Jahre oder drei 2 Jahre lang der aktiven Thätig- keit entzogen blieben. So werde also die Sache nicht gemeint sein, sondern man wolle einen ganzen Jahrgang streichen, sämmt: liche Bataillone auf ?/; ihres Bestandes herabsezen. Dann erziele man allerdings eine finanzielle Ersparniß und ver- schaffe eine Erleichterung, dein gegenüber trete aber der mili- tärishe Effekt in der qualitativen Verminderung um so stärker hervor. Die deutshe Armee stehe hinter den Armeen der Nachbarn Deutschlands zurück in der Zahl, sie könne dies nur ausgleichen durh ihre innere Tüchtigkeit, und daran sollte man nit rühren. Die zweijährige Dienstzeit sei ein Lieblingsgedanke besonders Derer, welche nicht selbst dazu be-

worden sei, daß die Steuerkraft niht in demselben Maße wachse, die Erträge aus den Steuern niht dem entsprechend höher angeseßt seien. 2 höher ferner die Ziffer gegriffen sei, desto kürzer müsse die Zeit sein, für welhe man fie bewillige. Ein Zeitraum von sieben Jahren sei viel zu lang. Das Geseßz jei also aus militärischen, finanziellen und nationalökonomischen Gründen nicht gerechtfertigt. Der deutshe Reichstag bedürfe allerdings einer stehenden Armee ebenso wie die Krone, und das Heer bedürfe eines angesehenen Reichstags als eines Fak- tors der deutschen Einheit, aber das Heer sei stark genug und es sei nur zu wünschen, daß dem Reichstage sein Ansehen erhalten bleibe und daß demselben niht durch Ausnahmegeseßz* Abbruch

Der Abg. Graf von Moltke bemerkte, ganz Europa stehe unter dem Drudcke der Militärlast. Es sei dies eine Folge des gegenseitigen Mißtrauens, welches die Nationen gegen einander errege. Wenn dieses Mißtrauen überhaupt beseitigt werden könne, so werde das immer noch eher geschehen dur Verstän- digung von Regierung zu Regierung, als durch alle anderen Mittel, durch die babylonische und internationale Verbrüde- rung in internationalen Parlamentcn u. dgl. Alle Nationen bedürften gleihmäßig des Friedens, und er möchte behaupten, alle Regierungen würden den Frieden halten, so lange sie stark genug seien, um es zu können. Viele betrachteten ja | die Regierung wie eine Art feindliher Macht, die man nit genug einshränken und beengen könne; er meine, man solle die Regierung hier eifrig unterstüßen. Eine {wache Negie- rung sei ein Unglück für jedes Land und eine Gefahr für die | Nathbarn. Erinnere man si do, wie die Kriege entstanden seien, dieselben seien niht veranlaßt durch das Staatsoberhaupt und die Regierung, sondern durh diejenigen, welche sich u Parteiführern aufgeworfen und die leiht be- einflußbare Menge und schließlich auch die

nah fih gezogca hätten. Annexions-, Revanchegelüste, Unbehagen über innere Zustände, das Streben, stamm- verwandte Völkerschaften an sih zu ziehen, die im Laufe der Zeit anderen Staatenbildungen Lingetüet seien, dies und vieles Andere könne auch in Zukunft immer wieder neue Verwicke-

bildung vermindere nit, sondern vermehre die wirthschaftliche Last der Betroffenen, Ein Plat in einer Fabrik könne nit

lungen hervorrufen, so daß Deutschland noch lange die {were | Last tragen müsse, welhe die geschichtliche Entwickelung und

geschehe ! Kern bilden könne.

ziehung des Jünglings zum Manne, das exerziren, das wolle eingelebt und angewöhnt sein. Er gehe nicht näher ein auf die Schwierigkeiten bei kleinen Cadres, bei der plößlichen Verdoppelung und Vervielfältigung im Falle der Mobilmachung. Er wolle nur beiläufig bemerken, Nachbarn Deutschlands im Westen, die doch au militärisches Urtheil hätten, haben dazu verstehen können, die Dienstzeit der französischen Armee herabzuseßen, Die Franzosen hielten drei Fahre für nicht ausreichend, um Soldaten doh zugeben müssen, geben könnte, 10 durchgreifende Maßregel billigen. aufrichtig beklagen ,

zwinge, der deutschen nur durch Opfer und harte Arbeit sei Deutschland erst wieder zu einer Nation geworden. Welche Folgen Jnvasion nach si ziehe, Regierung | selbst erlebt. doch zunächst alle Kreditverhältnisse ershüttert, wenn die g auch nur angezweifelt würde. nicht , macht Deutschland das Schlachtfeld und Entschädigungs- Objekt für die Franzosen und

rufen seien, in möglichst kurzer Zeit aus Rekruten Soldaten zu machen, d. h. solche, die niht blos den Parademarsch spie- len und auf Wache zichen könnten, sondern Männer, die eine genaue Kenntniß ihrer Waffen hätten, unter den schwierigsten Verhältnissen selbständig zu handeln im Stande seien, die ge- lernt hätten zu gehorhen und zu befehlen, denn auch der leßte Musketier werde Vorgeseßter, sowie er auf Posten stehe oder eine Patrouille führe. Diese Aufgabe sei niht o leiht, wie es am Schreibtische sheine. Wenn man eine Ausbil- dung von 20 Wochen für die Reserve vorschlage, so stelle man damit ein Material her, welhes wohl mit Nuten in die Armee eingereiht werden, “aber niemals ihren 1 le. Es handele sich um die Ausbildung der Festigung moralischer Eigenschaften, um die militärishe Er- lasse sih nit ein-

daß die troß wiederholter Aufforderung sih nit

auszubilden. Aber das werde man daß es keinen ungünstigeren Zeitpunkt als den gegenwärtigen, wollte man auch eine Man könne es ja nur daß die eiserne Nothwendigkeit dazu Nation neue Opfer aufzulegen. Aber

eine feindliche hätten die ältesten Deutschen noch Schon allein der Kredit des Staates beruhe auf der Sicherheit des Staates. Wie würden

ed des j Vergesse man doch daß- seit dem Verfall der deutschen Kaiser- ände aller Anderen gewesen sei. Schweden,

eutsche hätten einst Deutschland auf mehr

8 ein Jahrhundert in eine Wüste verwandelt. Seien nicht E n ah Trümmer am Necktar, am Rhein und tief ins Land hinein bleibende Denkmäler der einstigen Schwäche und des Uebermuths der Nachbarn Deutschlands gewesen ? Wer möchte die Tage zurücrufen, wo auf das Machtgebot eines fremden Herrn deutsche Kontingente gegen Deutschland mar- schirten? Wahre man vor Allem die Sicherheit und Ehre des Reiches, die lang ersehnte und endlich erreichte Einheit! Fahre man fort, Frieden zu halten, fo lange es an Deutschland liege, den Frieden zu shüßen auch nah außen, so weit die Kräfte Deutschlands reihten. Deutschland werde in diesem Streben vielleicht nicht allein stehen und Bundesgenossen fin- den. Darin liege eine Drohung für Niemand, wohl aber eine Bürgschaft für friedliche Zustände in Europa, voraus- geseßt, daß Deutschland stark und gerüstet sei. Denn mit shwachen Kräften, mit Armeen auf Kündigung lasse sih dieses Ziel nicht erreihen; nur in der eigenen Krast liege das Scicksal jeder Nation. Er e a ina der Regierun-

ür gerechtfertigt, zeitgemäß und nothwendig. / L Der -Aba, D ‘Keichensperger (Olpe) konstatirte, daß die Worte des Grafen Moltke im Reichstage immer sympathisches Entgegenkommen fänden; das Centrum theile auch seine Grundanschauung, daß sür die Sicherheit der Nation jedes nothwendige Opser gebraht werden müsse. Aber es frage si, wie weit die Leistungsfähigkeit der deutschen Nation reiche. Das alte Wort: „Der Müller habe nie Wasser, der Forst- mann nie Bäume genug,“ sei nah den Reden des Kriegs- Ministers und des Grafen Moltke dahin zu erweitern: Der Militär habe nie Soldaten genug. Diejenige Zahl von Sol- daten, die man im Verhältniß zur Bevölkerung haben müsse, damit Deutschland nicht wehrlos sei, habe man längst. Die deutshe Nation seufze hon lange unter dem Druck der per- sönlichen und steuerlichen Lasten, die ihr aus den militärischen Leistungen erwüchsen. Eine Erleichterung von diesem Drucke sei dem Reichstage formell zugesagt worden. Bei Errichtung des Deutschen Reichs sei von allen Seiten und von allen

Dächern die gute Botschaft verkündet worden : nun werde eine Befreiung von dem Drucke des Militär:Etats eintreten. Diese Versprechungen seien nicht erfüllt worden. Die Folgen dieses Ver- fahrens seien shon im vorigen Jahre akut hervorgetreten. Sämmlt- liche Finanz-Minister hätten auf ihre wachsenden Defizits hin- gewiesen. Dieselben hätten die Nothwendigkeit konstatirt, Daß zu einer weiteren Ausbildung des indirekten Steuersystems zum Zwecke der Deckung jener Defizits geschritten werden müsse. Der Reichstag habe in Erkenntniß der absoluten Nothwendigkeit nicht blos den wirthschaftlichen Geseßen zuge- stimmt, sondern auch die Finanzzölle bewilligt, weil man ver- traut hätte, daß die damals in Aussicht gestellten Kompensa- tionen eintreten würden. Das Centrum habe im Bewußtsein der Lage der Dinge seine eigene Popularität preisgegeben.

Betrachte man das Massenelend, das in so vielen Theilen des Deutschen Reichs hervoitrete! Er sei der Meinung, daß, nach dieser Seite vor Allem, wenn man etne Verstärkung des Deutschen Reichs anstreben wolle, Hülfe geleistet werden mü)je.

Statt dessen trete man jeßt mit neuen Forderungen für den Militär-Etat an den Rcichstag heran und weise zur Begrün-

dung auf die wachsende militärische Stärke des Auslandes

hin! Seien aber nit in der Thronrede die friedlihsten Ver- sicherungen gegeben worden? Von Rußland habe Deutschland offenbar nichts zu fürchten, da es mit seinen inneren Ange- legenheiten genug zu- thun habe. Deutschland könne allerdings bei Koalitionskriegen möglicherweise in s{chwie- rige Lagen kommen. Dem gegenüber aber habe

Deutshland Bundesgenossen, auf die es sih ver-

lassen könne. Der Reichskanzler habe nicht vergebens die

Reise nah Wien gemacht, und den furor teutonicus werde

jeßt Niemand ungestraft herausfordern. Hinter dieser Soli-

darität der Jnteressen Desterreihs und Deutschlands ständen aber über 2 Millionen Bayonette, man könne also mit großer

Befriedigung darauf hinschen. Wo folle man aber das Geld

zum Kriege hernehmen, wenn man 1n Deutschland dem Volks-

wohlstand immer wieder zur Ader lasse? Er erkenne das

Bedürfniß zu dieser Vermehrung der Ausgaben nicht an.

Wenn es Deutschland an Seconde-Lieutenants fehle, fo wolle

er gern die nöthigen Ausgaben dafür bewilligen; nur suche man

dieselben nicht dadur heranzuziehen, daß man immer neue

Avancements schasfe. Die zweijährige Dienstzeit sei in Preußen von

1833 bis 1842 ohne Gefahr durchgeführt worden ; namhafte Gene-

räle hätten sih für dieselbe erklärt. Wäre aber auch jeßt eine

Vermehrung des Präsenzstandes nöthig, warum „müsse man

ihn dann gleih auf 7 Jahre bewilligen? Die Präsenzstärke

sollte sich na der jedesmaligen Finanzlage und dem Bedürf- niß rihten. Die Heranziehung der Ersaßreserve zu Uebungen finde er ganz berechtigi; er könne es nicht begreifen, daß man sie bis jeßt habe freiiassen * können. Ebenso halte er eine

Steuer für die erwerbsfähigen vom Militär gänzlih befreiten

Personcn für gerecht, wenn nur das richtige Geld- und Heit-

maß für Erhebung derselven gefunden werde. Wenn man

aber die Ersatreserve einziehe, so sei es besser, sie die Uebung auf einmal abmachen zu lassen, als in 4 verschiedenen Jahren, da jede Einziehung die Leute aus ihrer Stellung bringe. Die deutschen Schulen bedürften allerdings auch einer Ver- besserung zur Unterstüßung des Militärwesens, aber nicht durch intelleftuelle Superfötation, sondern durch fkörper- lihe Erziehung. Er habe sich immer in der Schweiz gefreut, wenn er die Schuljugend an freien Nachmittagen exerziren und schließen gesehen habe, weil dies n cht nur der Sicher- heit des Landes, sondern au ihrer Gesundheit diene. End- lih meine er, daß Deutschland seine Macht geltend machen sollte, um eine allgemeine Abrüstung zu erzwingen. Ein zu diesem Zwecke unternommener Krieg wäre der gerechtfertigste, und dann sage er, lieber ein Ende mit Schrecken, als Schreden ohne Ende. Das System des europäischen politischen Gleich- gewichts sei leider dur die Nationalitätsdoktrin und die re- volutionärste aller Erfindungen, den lokalisirten Krieg, ver-

drängt worden. Der Staatsmann, der die Abrüstung in die ;

Hand nehme, werde sih den Dank aller Völker erwerben, und sie würden alle zugreifen. Denn bei diesen Rüstungen werde man es in Europa s{ließlich nur mit einer großen Armee von Bettlern zu thun haben. Er werde daher jede Vermeh- rung der Ausgaben ablehnen der eigenen Stärke Deutschlands wegen, denn ein im Frieden ausgeruhtes und in mäßigem Wohljtand gerathenes Volk werde im Kriege stärker sein, als ein im Frieden ausgemergeltes. E

Der Abg. von Bennigsen erklärte sich im Namen der ganz überwiegenden Me seiner politishen Freunde sür

die Vorlage, Die Einzelheiten derselben würden zweckmäßiger ;

in einer Kommission zu prüfen sein; er beantrage daher in

Die Vorredner hätten \ich aus politischen und militärish-tech- | d nischen G 7 gegen die Vorlage erklärt ; der Abg. Reichen- sperger n Rg, absolut nothwendig sei, nicht Lee Vermehrung der Wehrkraft schiene ihm aber nicht noth- wendig. Sicherheit, gestügt auf die große Wehrkraft Deutschlands, werbe immer vorhanden sein und si nah allen Seiten gel- tend machen, gleihgültig, ob die Vorlage abgelehnt oder an- genommen werde. ;

das Ausland die AUnaS dieser Vorlage in ganz anderem Lichte betrachten würde. i

das, was zur Sicherung des Landes würde er nicht ablehnen, die gefor-

Der Abg. Richter habe gemeint, das Gefühl der

Er bedauere, daß nach seiner Auffassung

cht blos e E En in der Ablehnung einer Vorlage, die der größte Stralege S atSlanea für nothwendig erkläre, eine sehr bedenkliche politishe Schwäche der Reichsregierung entdecken, auf diesem Gebiete, wo die Zustimmung der Nation am ersten erwartet werden könne; au die Neigung der Nachbarstaaten, soweit sie vorhanden sei, kriegerische Konflikte mit Deutschland u beizuführen, würde verstärkt werden, wenn offenkundig est- gestellt sei, daß das für die Erhaltung des Reichs dur&aus Nothwendige im Reichstage abgelehnt werde. (Zuruf des Abg. Richter. j E Präsident E er müsse entschieden bitten, den Redner nicht zu unterbrechen. A Der be von Bennigsen fuhr fort: Seine Freunde und er lehnten die Verantwortung von sih ab, diese Verhältnisse besser beurtheilen zu können, als die Leitung der auswärtigen Politik in Deutschland. Er wisse sehr wohl, daß der Dru, welcher auf Deutschland durch das Militärwesen ruhe, sehr \{chwer sei, daß derselbe auch dur diese Vorlage noch vermehrt werde. Man habe hier aber au heute vom Kriegs-Minister und dem Abg. Grafen von Moltke gehört, daß dasselbe Gefühl bei der Staatsregierung vollständig vorhanden sei, daß die- selbe nur der bitteren Nothwendigkeit nahgebe, wenn sie dem deutshen Volke so {were Lasten auferlege. Man bewillige in Deutschland die Mittel nicht der Regierung, damit sie etwa das Heer für ihre eigene Existenz gegen das Land gebrauchen könne, wie anderwärts. Die Vertreter des Landes bewilligten sie dem deutschen Vaterlande für seine Sicherheit. Es sei auf die schlechte Finanzlage der jeßigen Zeit hingewiesen worden. Diese sei aber hoffentlich nur vorübergehend, während die hier zu Tage tretende Nothwendigkeit, Deutschland zur Wahrung seiner Sicherheit zu besähigen, eine dauernde sei. Gerade wenn es s{chwierig sei, die neue Belastung von 17 Mil- lionen zu tragen, 0 He as Centrum troßdem ein gewisses Verdienst, wenn die Vorlage ange- nommen werde. Das Centrum habe 120 Millionen neuer Schuß- und Finanzzölle bewilligt, obwohl damals der Abg. Windthorst den rihtigen Verdacht gehabt habe, daß ein Theil dieser Summe demnächst vom Kriegs-Ministerium in Anspruch genommen werden würde, Es handele sih hier um einen Konflikt von Jnteressen. Auf der einen Seite stehe das mili- tärishe der Sicherung Deutschlands. Die Organisation der deutschen Heeresmacht solle von den s{hwankenden Entschlie- ßungen der einzelnen Budgets unabhängig gemacht werden. Auf der anderen Seite stehe das formelle Budgetrecht. Wenn die Bedeutung jenes ersten Faktors eine so hohe sei, dann nehme er ohne Zaudern eine Einschränkung des leßtgenannten in Kauf. Uebrigens hätten sich seit deim Vorgange der lehten Fahre die Parteiverhältnisse im Reichstage verschoben. Soviel stehe fest :- eine fonsolidirte Mehrhëît, wie ste früher bestanden habe, sei jeßt niht mehr vorhanden. Die Gefahr, daß von Fall zu Fall sich Mehrheiten bildeten, daß bei einer solchen Zu- fsammensezung politishe Kombinationen entständen, die die wichtigsten Juteressen in ihren Bereich zögen, sei jeßt größer, als 1874. Wenn der Reichstag 1874 geglaubt habe, auf einen Theil seines Budgetrechts verzichten zu müssen, fo sei jeßt das Bedürfniß dazu in noch höherem Grade vorhanden. Gün- stiger sei die Lage des Reichs seitdem nicht geworden. Der Abg. Graf von Moltke habe bereits darauf hingewiesen, in welchem Maße die französischen Heereseinrihtungen ver- mehrt und verbessert worden seien, und doch habe man es er- lebt, daß son bei der Hälfte der jeßigen Ziffer, nachdem die französishe Armee gefangen, gefallen und eingeschlossen ge- wesen sei, obgleich der erste Stratege der Jeßbtzeit die deutschen Heere führte, die Franzosen doch noch 8 Monate lang einen für Dentschland gar nicht ungefährlichen Widerstand hätten leisten können. Die natürliche militärishe Befähigung des französischen Volkes sei so groß, daß ein Krieg mit dieser Nation, abgesehen davon, daß jeder Krieg ein Unglück fei, unter allen Umständen ein gefährliches Unternehmen für jeden Nachbar Frankreichs sein werde. Wie viel ernsthafter werde also der Kampf werden, nahdem jeßt die fran- zösische Wehrkraft so erheblih verstärkt woroen sei. 2 Und gegen wen rüste Frankreich eigentlih? Sei Frank- reich jemals seit Jahrhunderten von irgend einem Nachbar, insbesondere von Deutschland angegriffen worden Seien nicht alle Kriege, bei denen Frankrei betheiligt gewe- sen sei, seit mehreren Jahrhunderten wesentli von Frank: reih provozirt worden? Sei Deutschland jemals der Angreifer gewesen? Welchen andern Zweck könnten also jene französi- {hen Rüsiungen haben, als unter Umständen die verstärkten Armeen gegen Deutschland zu führen? Es sei vielfah be- hauptet worden und namentli in Frankreich sei es ein beliebtes Thema daß das Verhältniß Deutschlands zu Frankreich ein friedliheres geworden wäre, wenn Deutschland 1870 seine alten Provinzen nicht wieder zurückgefordert hätte. Eine thörichtere Jllusion könne er sich gar nicht denken. Wenn Frankreih in der Lage wäre stets einen großen Krieg zu führen ohne einen . Verlust an Land, auch nicht an altem deutshen Stammlande zu erleiden, wenn Deutschland s{chwach genug gewesen wäre, im Jahre 1871 wie 1815, das Geschrei nah Revanche für Paris und Sedan, nah der Rheingrenze würde noch viel stärker gewesen sein. Die Kriegsgefahr würde noch viel größer sein, denn die Franzosen hätten den Krieg führen können mit den nicht unbeträchtlihen Hülfskräften Elsaß-Lothringens und mit einer ür Deutschland viel E antreid Angriffsfront. Seit 1874 R die Verhältnisse in Frankreich für Deutschland jedenfalls nicht günstiger geworden. Damals habe man noh zweifel- haft sein können, ob das Experiment der republikanischen Ver- fassung glücken werde. Bei den verschiedenen Regierungs- verhältnissen in Frankreich sei die Gefahr keinesfalls gering, daß eine unter einem starken populären Drucke stehende Re- ierung alle inneren Schwierigkeiten nah außen werfe. Die egierungen in Frankreich seien niht unter allen Umständen so stark, Las sie chauvinistischen und Revanchegelüsten unter ' allen Umständen entgegentreten könnten, namentlich wenn

diese maßvolle Vermehrung des deutschen Heeres son

allein Frankreich gegenüber sehr wohl verantwortet werden könne. stehe fet, daß Deutschland den Zahlen nah rei noch nicht gewasen sein würde und nur die große „Fntensität der Krastentwickelung, in der Organisation und Leitung der Armee gebe Deutschland die Sicherheit, daß es au mit ge- ringerer Zahl das Wagniß unternehmen könne. habe damals das Glück im französischen Kriege gehabt, daß es seine ganzen Kräfte gegen Frankreich habe verwenden kön- nen, Deutschland habe kaum eine Beseßung der Grenzen im

Osten gebraucht. eing ¿14 derselben Lage sein werde? Wer werde wagen, das

Grafen Moltke mitgetheilten Zahlen rankreih

Nach den vom Deutschland

Ob DeutscZland unter allen Umständen u behaupten ! Die friedlichste Gesinnung des jeßigen Herrschers

fn Nußland sichere Deutschland nicht vollständig bei den Zu- N pitimire E ae N L nihilistishen Bestrebungen dort gesproher. Dieje 8 l Q 2 Verschwörungen, die allerdings das" entseßlichste Bei- spiel des s{chwärzesten Undanks und verbrecherischer Brutalitä lieferten. gegen einen Herrscher, der, edel denkend und gerecht, als Aehnliches i

Aehnliches in l j würden zu einer wesentlihen Aktion möge auch ihr Ein-

Der Abg. Richter habe von den Diese Bestrebun-

Unterthanen aus faum etwas Die Nihilisien

Millionen seiner dastehe, wie es Geschichte gebe.

Befreier von Leibeigenschaft der

wachsen niemals geeignet scheinen, aber wenn man A die Zustände in den Nachbarländern Deutschlands prüfe, so könne man si dem nicht verschließen, so unange- nehm es auch sein möge, in sehr einflußreichen Kreisen Ruß- lands sei zum Schaden der eigenen inneren russischen Ver- waltung die Antipathie gegen das Deutschthum ershreckend gewachsen. Die panslavistishe Bewegung habe Dimensionen angenommen und erstrecke a in Kreise hinein, in welche sie früher nicht gereicht habe, daß eine sehr große Gefahr für das übrige Europa und speziell für Deutschland entstehen könnte. Wer könne jagen, daß zu jeder Zeit eine russishe Regierung stark genug sei, um dem noch weiteren Anwachsen der pan- slavistishen Jdeen Widerstand zu leisten, wenn sie für ihre panslavistishen Jnteressen einen Angriffskrieg auf das übrige Europa forderten. Wenn nun die politishen Verhältnisse seit 1874 sicher niht günstiger geworden seien, so sci aller- dings ein Lichtblick vorhanden, das sei das Verhältniß Deutschlands zu Oesterreih-Ungarn. Die diplomatisch- politish Aktion des Reichskanzlers im vorigen Jahre man könne ja davon sprechen, wenn auch der Text der Vereinbarung niht hinlänglih bekannt sei welche das Bündniß mit Oesterreich herbeigeführt habe, habe in die Ge- schichte seiner politishen Thätigkeit eines der unverwelklichsten Lorbeerblätter geflohten. Hier zum ersten Male habe der Reichskanzler, der bei der Erfüllung und Durchführung der \hwierigen Aufgaben, welche derselbe an Preußen und Deutsch- land gestellt habe, fast bei jedem Schritt auf starken Wider- stand großer Kreise, großec Jnteressen,- ganzer politischer und firchenpolitisher Parteien gestoßen sei, hier zum ersten Male habe der Reichskanzler eine politisch-diplomatische Aktion dur(h- geführt, wo alle Jnteressen, alle Parteien, er könne sagen, ganz Deutschland, ihm freudig zustimmten. Leicht sei diese Aufgabe gewiß nicht gewesen und das, was sür Deutschland das Erfreulichste sein müsse, sei die große Unbefangenheit, die Selbstverleugnung, die Einsicht der beider)eitigen Jnteressen, welche die österreichische Regierung bei diesen Verhandlungen gezeigt habe. Leicht sei für Oesterreih der Schritt nicht nah dem Kriege von 1866 gewesen, durch welchen es aus dem Verhältnisse mit Deutschland gelöst sei, mit diesem neu eîin- gerihteten Deutschland in ein solches Bundesverhältniß zu trcten. Wenn die rihtige Würdigung der Jnteressen in beiden Reichen zu dieser Verbindung geführt habe, fo behaupte er nit zu viel, wenn er hier ausspreche, daß Alle wünschten, daß diese Verbindung von Jahr zu Fahr erstarke und ihre Folgen auch zeigen möge auf dem wirthschaftlich-politischen Gebiete, wo sie bisher leider noch nit eingetreten seien. Er wiederhole, mit dem Wesentlichen der Vorlage sei er einver- standen, er lehne die Verantwortlichkeit ab, gegenüber der politishen und militärischen Leitung in Deutschland, welche diese Vermehrung für nothwendig halte. Die überwiegende Zahl sciner politishen Freunde werde dafür stimmen, und er hoffe im politischen Jnteresse Deutschlands, nicht blos wegen diejer Vorlage, daß fi eine sehr ansehnliche Mehrheit im Reichstage finden werde, die in gleicher Weise ver- ahren werde. i ,

fay Der Abg. von Bühler (Oehringen) (auf der Jour- nalistentribüne nicht recht verständlich) erklärte jih gegen die Vorlage. Man müsse darauf hinarbeiten, endlich zu einem Weltfrieden zu gelangen. Nicht vermehren müsse man diz Regimenter, sondern vielmehr abrüsten. Das ließe sih leiht erre.hen, wenn man nur wolle. Deutshland müsse als der Stärkere vorangehen, es werde sih dadurh unsterblihes Ber- dienst und höheren Ruhm erwerben, als dur hunderte von Siegen. Ganz Europa lechze nah Frieden ; zunächst also solle das Gese abgelehnt, sodann von Deutschland an alle Groß- mächte Einladungen zu einem allgemeinen Kongresse erlassen werden, welcher über die allgemeine Abrüstung zu verhan- deln habe. E i

Der Abg. Dr. von Treitschke bemerkte, die Abgg. Graf

von Moltke und von Bennigsen hätten bereits Alles, was zu Gunsten der Vorlage spreche, in so vorzüglicher Weise vorge- tragen, daß er sich in der vorgerückten Stunde kurz fassen könne. Zunächst eine “persönliche Bemerkung. Der Abg. Richter habe ihn als den Verfasser des Artikels der „Preußi- schen Jahrbücher“ bezeichnet, dessen Angaben nachher durch den Grafen Moltke eine so glänzende Bestätigung gefunden hätten. Es sei ihm s{hmeihelhaft, daß ihn der Abg. Richter dafür halte. Jndeß wolle er demselben bemerken, daß er seit 18 Jahren nichts Politish:-Anonymes geschrieben habe. Er wisse nicht, ob sich vom Abg. Richter dasselbe sagen lasse. Was den Abg. von Bühler anlange, so sei er bereit, nah hundert Jahren, wenn er dann not lebe und sich unter Palmen auf einer ein- samen Jnsel der Südsee mit dem Vorredner zusammenfinde, mit ihm eine Friedenspfeife zu rauchen und sih mit ihm über sein Projekt zu unterhalten. Heute aber nit, wo es ih um den Schuß des deutschen Vaterlandes handele! Der Vorredner habe übrigens Recht, Deutschland sei Schuld an den besseren Heereseinrihtungen Europas, da Preußen ja zuerst das Heer- wesen Scharnhorsts bei sich cingesührt und alle an- deren Völker dadurch veranlaßt habe, ihm zu en: Preußen sei stolz darauf, durch die allgemeine Wehrpflicht diesen edlen Gedanken weiter verbreitet zu haben, so daß endlich die deutsche Nation stark genug geworden sei, das zurücfzufordern, was nationale Shwäche Deutschland einst habe verlieren lassen. Die Völker hätten jeßt gelernt, mit

Uebereinstimmung mit feinen Freunden, die Vorlage einer besonderen Kommission von 21 Mitgliedern zu überweisen.

ihre Existenz mit einem solchen Kriege zusammenhänge. Bre krei aCgeniber sei die Situation bedenklicher geworden,

Deutschlands Stärke zu rehnen, während sie früher gewöhnt