1902 / 62 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 13 Mar 1902 18:00:01 GMT) scan diff

Sri, Westfalen, Staats-Minister Freiherrn von der ecke in herkömmliher Weise mittels folgender Ansprache geshlossen worden:

Hochgeehrte Herren!

Sie stehen am Schlufse einer ar ete eesiyen Tagung, deren Er- grie sich für das Gedeihen und die Wohlfahrt der Provinz sicherlich

eilsam und förderlih erweisen werden.

In Uebereinstimmung mit den Vorschlägen des Provinzial- Ausschusses haben Sie die Nothwendigkeit anerkannt, zur Schaffung vermehrter Gelegenheit für die Unterbringung Geisteskranker eine fünfte Provinzial-Irrenanstalt zu errichten, außerdem aber durch Er- weiterungsbauten bei den vorhandenen Anstalten dem dringendsten Be- dürfnisse Abhilfe ¿u verschaffen.

__Die schon lange Zeit s{hwebende Museumsfrage hat die erwünschte Klärung und Förderung erfahren und wird nunmehr hoffentlich in der nächsten Tagung ihre definitive Erledigung finden.

_ Durch eingehende Prüfung der Hauëhaltspläne und Verwaltungs- berihte werden Sie zu der Ueberzeugung gelangt sein, daß sich die Verwaltung der s in geordneten Baknai bewegt und daß für thre gesammte Finanzwirth\{chaft strenge Sparsamkeit den leitenden Grundsaß bildet. Sie werden aber auch darüber nicht im Zweifel sein können, daß dem Provinzialverbande zur Erfüllung der ihm gestellten hohwichtigen Aufgaben, soweit diese nicht in der staatlichen Dotation ihre Deckung finden, vermöge der Zahl und Steuerkraft feiner Bevölkerung ausreichende Mittel zu Gebote stehen. Zu Besorgnissen wegen einer übermäßigen Steigerung der Provinzialabgaben liegt daher kein Grund vor. :

Es wird Ihnen zu besonderer Freude und Genugthuung gereichen, daß nach den gestrigen Verhandlungen im Landtage der Monarchie die Errichtung einer rechts- und \taatswissenschaftlichen Fakultät bei der hiesigen Akademie nunmehr als in sicherer Aussicht stehend bezeichnet werden kann. Damit geht ein von dem Westfälischen Provinzial-Landtage as vor langen Jahren geäußerter Wunsch seiner Verwirklichung entgegen.

Im Allerhöchsten Auftrage erkläre ih den 43. Provinzial-Landtag der Provinz Westfalen für geschlossen.

Nach dieser Ansprache ergriff der Vorsißende des Provinzial- Landtages, Wirkliche Geheime Rath von Dheimb das Wort und brahte am Schluß ein dreifahes Hoh auf Seine Majestät den Kaiser und König aus, in welches die Mitglieder des Provinzial-Landtages mit Begeisterung ein- stimmten.

Vayern.

Der 81. Geburtstag Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Negenten wurde gestern im ganzen Lande festlich begangen. Jn München fanden am Vormittag, wie all- iührlid, Festgottesdienste statt. Mittags nahm Seine König- liche Hoheit der Lng Regen eine Parade über die Garnison ah, wobei auch ie Veteranen - Vereine Aufstellung enommen hatten. Höchstderselbe wurde sowohl während es Abschreitens der Front der Veteranen - Vereine als auch bei der Heimkehr nach dem Vorbeimarsh der Truppen mit stürmishen Ovationen begrüßt. Unter den ahlreih eingelaufenen Glückwunsch-Telegrammen befanden fich auch solhe von Seiner Mazjestät dem Kaiser, den deutshen Bundesfürsten und dem Reichskanzler Grafen von Bülow.

Mecklenburg-Schwerin.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat sih gestern Vormittag, wie die „Meckl. Nachr.“ melden, nah Neustreliß zum offiziellen Besuch des Großherzoglichen Hofes be- geben. Höchstderselbe wird heute Nachmittag von dort wieder in Schwerin eintreffen.

Elsaß-Lothringen.

Der Landesausschuß hat gestern die dritte Lesung des Etats beendet und das Finanzgeseß angenommen. Nach den noch vorgenommenen Abänderungen ist der Etat *nun- mehr in Ausgabe auf 71378 811 M, in Einnahme auf 71 378 811 M festgestellt worden, und zwar im ordentlichen Etat: in Ausgabe auf 60657192 #, nämlih auf 58 720 422 A an fortdauernden und auf 1936770 F an ein- maligen Ausgaben, in Einnahme auf 60956649 #, im außerordentlihen Etat: in Ausgabe auf 10721 619 M, in Einnahme auf 10422162 M

Oesterreich-Ungarn.

Das öôsterreihishe Abgeordnetenhaus hat gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, die Vorlage, betreffend die Ge- währung der Gebührenfreiheit für die Wiener Anleihe von 285 Miuillionen, angenommen. Auf den Antraq des Aba. Kathrein beschloß das Haus sodann die dringliche sofortige Verhandlung des Budget-Provisoriums und überwies daséselbe dem Budgetausschusse. Hierauf wurde die Vorlage, betreffend die Ermächtigung zur Konvertierung der durch Abstempelung in Staats-Schuldvershreibungen umgewandelten Carl Ludwigbahn- Aktien, in allen Lesungen angenommen.

Der Erste Vorsißende des „Allgemeinen deutshen Schul- vereins zur Erhaltung des Deutshthums im Auslande“, Pro

essor Dr. Brandl - Berlin, erklärt in einem an die „Neue Freie Presse“ gerichteten Telegramm, die im döfster- reichishen Adbgeordetenhause eingebrahte Inter-

pellation des Aba. Horica, betreffend cine angebliche

Spende der hessishen Negierung an den Allgemeinen deutshen Schulverein,.- stüße sich auf eine plumpe Er findung. Der Schulverein habe niemals einen Pfennig von einer deutshen Regierung erhalten oder erbeten

Im ungarishen Unterhause erklärte gestern der Unterrichts-Minister von Wlassics in seiner Beantwortung

Abschaffung der deutshen Sprache als Lehrgegen stand an den Budapester Schulstühle von 13 Bezirken der Hauptstadt hätten sih gegen den deutschen Unterricht in den Elementarshulen aus gesprochen, und der Magisirat habe einen Beschlu ß des

städtischen Unterrichtsausschußes auf Ausscheidung des Deutschen aus dem Lehrplan dem Minisierium unter breite Er dcr Minister fönne niht: dageaen |! einwenden, wenn ker Magistrat diese Abschaffung de

éliche, weil der Unterricht im Deutschen in den Elementar chulen kein obligatorisher Unterrichtsgegenstand und bisher nur gewolhnheitsn äßig ertheilt worden sei. Er könne nur dafür sor; en, daß der Unterricht im Deutschen, von dess-n

Nüglichkcit und Nothwendigkeit er überz-ugt sei, dort mit Er- |

fola aechandtzabt werde, wo dics gesetlih vorgeschrieben sei, nämlih in den Bêrger: und onderen Mittelschulen. Die Antwort des Ministers wurde emstimmig zur Kenntniß ge- nommen.

i den vei aroken

einur Interpellation des Abg. Nes si (Kofsuthpartei), detreffend die |

ElementarsHulen, die |!

Großbritannien und JrlandD.

Auf Anrathen der Minister hat, wie „W. T. B.“ erfährt, der König dem Vize-König von Zrland Earl Cadogan mit- theilen lassen, daß der geplante Besuch der Majestäten in Jrland in diesem Jahre nicht stattfinden könne.

Fraukreich. Jm Elysée hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern ein Ministerrath fstattgesunden, an welhem der Minister-

Präsident Waldeck-Rousseau niht theilnahm, da er nohch leidend ist." Der Präsident Loubet theilte den Brief des Kaisers von Rußland mit, in welhem er eingeladen wird, nah Nußland zu kommen. Die Reise wird in der zweiten Paus des Monats Mai stattfinden. Die Schiffe, welche den räsidenten Loubet auf sciner Reise nah St. Petersburg begleiten «werden, sollen unter dem Oberbefehl des Admirals Noustan \têéhen. Es werden dies die Kreuzer „Guichen“, „Montcalm“, „Cassini“ und zwei Torpedoboot- zerstörer sein. Der Vize-Admiral Maréchal ist zum Chef des Ge- \hwaders in China ernannt worden.

Ftalien.

Die Deputirtenkammer seßte gestern die Berathung über die Erklärung der Regierung fort. Die Deputirten Fabri, Riccio und Vincenzo sprachen, wie „W. T. B.“ meldet, gegen die Politik der Regierung und der Deputirte Imperiale zu Gunsten derselben. Der Deputirte Berio begründete eine von ihm eingebrahte Tagesordnung, durch welche dem Ministerium das Vertrauen ausgesprochen wird. Nachdem noch der Deputirte Pellegrini für die Tages- ordnung gesprochen hatte, wurde die Stßung aufgehoben.

Der Papst empfing gestern den preußischen Gesandten Freiherrn von Notenhan, welher ein Handschreiben des Großherzogs von Baden und ein solches des Groß- herzogs von Hessen überreichte.

Spanien.

Wie dem „W. T. B.“ aus Madrid gemeldet wird, hatte der Minister-Präfident Sagasta gestern eine Unterredung mit der Königin-Regentin, in welcher beschlossen wurde, daß unter dem Vorsiß Sagasta’'s heute cin Ministerrath stattfinden solle, uÉm den Nachfolger des Finanz-Ministers Urzaiz zu bestimmen. Außerdem solle wahrscheinlih auch das Ministerium des Jnnern anderweitig besißt werden.

Der Finanz-Minister Urzaiz hat erklärt, daß bei seinem Scheiden aus dem Amt das Schaßamt über genügende Mittel verfüge, um den Aprilkupon der auswärtigen Schuld einzu- lösen, und daß er ¿wei mit der Bank von Spanien geführte Kredit - Konti in Höhe von 100 bezw. 50 Millionen beglichen habe. Der Minifter war der Ansicht, daß die Krisis sih auf den Wechsel in der Person des Finanz-Ministers beschränken werde.

Schweiz.

Seine Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz des Deutschen Reichs und von Preußen ist, nah einer Meldung des „W. T. B.“, gestern von Basel in Luzern ein- getroffen.

Belgien.

Die Repräsbntantenkammer hat, dem „W. T. B.“ zufol e, auf Antrag des Minister-Präsidenten Grafen de Smet e Naeyer beschlossen, die Berathung über das allgemeine Stimmrecht zu beendigen, obwohl noch eine große An- zahl Redner auf der Lisie stehen, und die Budgetberathung zu beginnen.

Türkei. veröffentlihics Jrade spriht sib, wie aus Konstantinopel erfährt, prinzipiell für die Unifizierung der Staatssch uld aus und ermächtigt den Großoezir, mit Rouvier auf der Grundlage cines neuen, von diesem überreihtcn und von dem Ministercathe günstig beurtheilten Projektes zu verhandeln.

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Schweden und Norwegen. Dem schwedishen Reichstage ist gestern ein Geseh- entwurf, bctreffend dice Ausdehnung des politischen Stimmrechts, zugegangen Nach demselben soll, wie

„W. T. B.“ beriaztet, ein Jeder, der das 25. Lcbensgjahr er- reiht hat und das kommunale Stimmrecht besißt, auch das politische Stimmrecht hoben. Ausgenommen sind diejenigen, welche die staatliche oder kommunale Steuer in den lehten zwei Jahren nicht bezahlt haben, sowie Wehrpflihtige vor Ablauf ihrer Dicnstzeit Verheirathete Personen und solche, die das 40. Lebensjahr überschritten haben, sollen zwei Stimmen

haben

Amerika. Seine Majesiät der Deutsche Kaiser hat, wie W. T. B.” aus New Jor! meldet, on den Präsidenten Noosevelt nachfolgendcs Telegramm gesandt :

Jet! Mein Bruder die gafstlichen Gesiade ter Ver- inigien Staaten verlassen hat, emrfinne Ih es als Meine | anacrebme Pflickt, Itnen autwspreden, wie lief dankbar Ih vpnd das game deutsck@e Volk für den Glanz der Gaft- freuntshaft urd die Herilichkeit der Aufnahme sind, welche

tem Prinzen Heinrich von allen Klafsen des amerikanischen Volkes | bereitet wort Meine ausçestreckte Hand wurde von Ihnen mit festem, mänyrlichem und freundichaftlihem Griffe erfaßt. Möge der Himmel unsere Beziehungen mit Frieden und Woblwollen zwischen | Nationen segnen. Meine besien Empfebhlungen und | an Alice Rocsevclk

er Besuch Ibres Bruders in unserem Lande bat viel dazu bei- getragen, tie Tiefe ter freundlichen Gesinnungen zu erweisen, welche | wischen ten beiden Nationen beslchen, und war îin jeder Beziehung | außerortenilid alucklih. Ich bose, daß Sie mix gestatten werten, | Ihnen zu der berwunderröwerthen Art und Weise Glück zu wünschen, | weler Ihr Biruter sich gezeigt und die echtesle und herzlichste | vmraibie und Hochachtung Aller ih erwerben hot | um seiner eigenen Person willen willlemmen geheißen, aber noch | berilicher als Ahren Vertreter und den des mächtigen deutschen | Volkes Ich danke Ibnen im Namen des amerikanishen Volkes für tas, was Sie gethan haben, und danke Ihnen autertem persêönlih für die hulstrolle Forum, la ter sich Ihre Courtoisie geäußert bat

Aus Washington derihtici „W. T. B“, daß dic Kommission des Senats für die Erbauung cines Kanals durch den Jsthmus von Panama sich mit 7

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Wir baben ihn

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i Stimmen sür die Hepburn-: Bill, welhe die Erbauung | des Kanals durch Nicarogua befürwortet, ausgesprohen habe Die Einwanderungs:- Kommission des

Senats hai |

| nehmigung 2)

| von Graß

bes{lossen, die Bill, betreffend den Aus\chluß der Chinesen

von der Einwanderung, zu befürworten. : Das Spre ntämben baus hat die Hepburn-Bill betreffend den Jsthmus-Kanal, angenommen. G

Asien.

Der russishe Generalstab hat, einer dem „W. T. Y,“ übermittelten A des „Russischen Jnvaliden“ zufolge von dem General-Adjutanten Alexejew ein Telegramm ex: halten, nah welchem der General Mis chtschenko am 3. März im Norden von R eo (?) auf- 300 Chunchusen estoßen ist. Der Führer der Chunchusen fowie 200 Mann

elen, drei Kanonen und viele Gewehre wurden erbeutet. Auf russischer Seite wurden zwei Kosaken verwundet.

Die „Times“ meldet aus Tokio vom gestrigen Tage die in Kobe lebenden Ausländer hätten dem Auswärtigen Amt eine R des von ihnen in einer kürzlich dort abge- haltenen Versammlung gefaßten Beschlusses, die neue Haus steuer nicht zu zahlen, übermittelt. Das Schrift: tüdk sei als offiziell unannehmbar zurückgegeben worden. Es bestehe wenig Au daß die japanische Regierung zwar zu- nächst, um dem Geseße Achtung zu verschaffen, die Steuer enn: treiben, dann aber die Angelegenheit schiedsrichterlicher Ent- scheidung unterbreiten werde.

Afrika.

Dem „Reuter'shen Bureau“ wird aus Heilbronn hbe- richtet, es heiße, daß de Wet und Stein vor zwei Tagen die Haupteisenbahnlinie 5 Meilen nördlih von Wolvehoek auf ihrem Marsche nah Westen überschritten hätten.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sißung des Reichstages befindet sih in der Ersten Beilage. : A

Auf der Tagesordnung der heutigen (46.) Sigung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister der öffentlihen Arbeiten von Thielen, der Finanz-Minister Freiherr von Rheinbaben und der Minister der geistlichen, Ünterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten Pr. Studt bei- wohnten, stand zuni die Berathung des von Mitgliedern aller Parteien unterstüßten Antrages des Abg. Ehlers, wegen der oen Feststellung des Staatshaushalts-Etats für 1902 in das Etatsgesey einen Z 3a einzufügen, dur welchen die bis zur geseßlichen Feststelung des Staatshaus- halts - Etats innerhalb der Ms desselben geleisteten Aus- gaben nachträglich genehmigt werden.

Abg. Ehlers (fr. Vgg.): Da der Etat vor dem 1. April nicht

fertiggestellt wird, entstehen gewisse Schwierigkeiten. . Die Aus- führung von Bauten, speziell beim Eisenbahn-Etat, ist außer-

ordentlih dringend; der Minister der öffentlihen Arbeiten hat in der Kommission gewünsht, mit diefen Bauten bald beginnen zu können. Das if auch wünschenswerth im wirthschaftlichen Interesse weiter Kreise des Landes, namentlih angesihts der Arbeits- losigkeit. Der Antrag ertheilt deshalb der Regierung eine gewisse Vollmacht. Ich beantrage, ihn der Budgetkommission zu überweisen.

Finanz-Minister Freiherr von Rheinbaben (dessen Rede morgen im Wortlaut nahgetragen werden wird): Ich dankte dem An- tragsteller für den Antrag, der die beste Löfung darstellt, um aus den Schwierigkeiten berauszukommen. Aber ich glaube, daß das Haus mit der Regierung mit allen Kräften dahin wirken muß, daß den Bestim- mungen der Verfassung nahgckommen wird, und bitte, den jeßigen Vorgang nur einen vereinzelten sein zu lassen. Nah dem Antrag kann die Regierung sih als ermächtigt ansehen, die fortlaufenden Aus- gaben zu leisten, sofern gegen sie bisher im Hause und in der Kom- mission Bedenken nit erboben sind. Bei neuen Ausgaben muß; es dem vflihtmäßigen Ermessen jedes einzelnen Ressortchefs überlassen bleiben, wie weit er mit solchen Ausgaben vorgehen zu können glaubt; er kann es nur, wenn die Ausgaben besonders dringende sind und er mit einer gewissen Sicherheit darauf rechnen kann, daß die Ausgaben die Zustimmung des Landtages finden. Dies trifft besonders für die Bauten zu. Der Minister der öffentlichen Arbeiten ist jegt {hon wegen des Beginns des Etatsjahres am 1. April in emer shwierigeren Lage als früber. Als das Etatsjabr am 1. Januar begann, konnten die Bauten früher vorbereitet werden. Nur durch vorsichtige und weise Eintheilungen können die Arbeiten jeyt so vorbereitet werden, daß sie bald in Angriff genommen werden können. Diese Schwierig- keiten werden noch vermehrt durch die verspätete Verabschiedung des Etats. Ich begrüße deôwegen den Antrag mit Dank, bitte aber, ihn nur als eine singuläre Erscheinung anzusehen

Der Antrag wird der Budgetkommission überwiesen.

Darauf wird die Berathung des Etats des: Mi nisteriums der geistlihen, Unterrichts- und Me- dizinal-Angelegenheiten bei dem Kapitel der höheren Lehranstalten fortgeseht.

Auf Vorschlag des Berichterstatters Abg. Winckler findet zunächst eine Generaldebatte über die allgemeinen An gelegenheiten des höheren Unterrichtswesens statt; die Be: joldungsverhältnisse der Lehrer und der dem Etat beigegebene 5. Nachtrag zum Normal:Etat sollen später bcsprochen werden.

Berichterstatter Abg. Win ckler referiert sodann über die Kom- missiontberathungen. Ueber die Neuordnung der Reifcprüfung an den

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| neunstufigen böberen Schulen vem 27. Oltober 1901 habe | der Geheime Ober-Regierungörath Dr. Köpke eine Erklärung abgegeben, die dem Hause gedruckt vorliege. Avh die Froge

der Gründung von Mätchengrmnosien sei in der Kom- mission erörtert worten. Der inister habe erklärt, doß auf diesem verhältnifimäßig neuen Gebiet die größte Vorsicht geboten sei, zumal da es sich nur um eine verhältnißmäßig geringe Zahl von weiblichen Studierenden handle. Eine allgemeine Revision der Be stimmungen über das höhere Mädchenschulwesen stehe bevor, und da wer: e auch diese Frage ibre Erledigung finden

Aba. Wetekamp (fr. Volköp.) bittet, die Frage der Frauen- bildung bei dem Titel für die böherea Töchterschulen zu erörtern.

Aba. Dr. Glattfelter (Zentr.) äußert sich unler großer Unrude uber die Rektoratsschulen und über die höheren Lehranstalten, inë- besondere über den fremdsprachigen Unterricht, unter dem der deut! Unterricht nicht leiden solle. Ér warnt vor einer zu großen Häufung tes Stoffes, welche den Prüfling mit Sthrecken an das Examen denken lasse

(Séluß des Blattes.)

Das Herrenhaus tritt am Mittwoch, den 19. d. M., Nad mittags 2 Ubr, zw seiner 3. Plenarsitiong zusammen Die Tage#- ordnung für dieselbe laotet, wie folgt: 1) Einmalige Schluß- berathung über den Staatsvertrag wischen Preußen und Lübe, de- treffénd die Hinterzichung und Ueterbebung von Verkchrsabgaben out dem Elbe-Trave-Kanal, vom 13. November 1901; Bericht erslatier: Herr Játhue Antras des Betichtersiaiters , Einmalige Schlußberäthoung des 53. rihis der Staaléshulten - Kommission über die Vertraliung des Staatslchuldemresens im Etatltjahre 1900- Berichterstatter Hett atrag des Berichterstatters: Decharge 3) Einmalig! Séhlußberathung über den Entwurf cines Gesehes zur Abänterons

i e, betreffend die Landesbank in Wiesbaden, vom 25. Dezember E S ugust 1883 und 3. Oktober 1899; Berichterstatter: Herr Dr von der Malsburg. Antrag des Berichterstarters: Unveränderte Aanahme. 4) Einmalige Shlußberathung über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Landesfreditkasse zu Cassel; Berichterstatter: err De. von der Malsburg. erag, des Berichterstatters : Unver- Perto Annahme. 5) Einmalige S{hlußberathung über den von dem Hause der Abgeordneten in abgeänderter Fassung an das Herren- haus zurückgelangten Entwurf eines Gesetzes, betreffend Einführung einer Schonzeit für das schottische Moorhuhn; Berichterstatter : Fürst zu Salm-Horstmar. Antrag des Berichterstatters: An- nahme des Geseßentwurfs. 6) Einmalige Schlußberathung über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abgrenzung und Gestaltung der Berufsgenossenschaften auf Grund des F 141 des UnfallversicherungägeleWes für Land- und Forstwirthschaft; Bericht- erstatter: Herr Dr. Freiherr von der Golß. Antrag des Bericht- erstatters: Ünveränderte Annahme. 7) Einmalige Schlußberathung über den Entwurf eines A über die Abänderung des Gefeßes, betreffend die Errichtung öffentlicher, ausshließlich zu benußender Schlachthäuser, vom 18. März 1868; Berichterstatter: Herr Knobloch. Antrag des Berichterstatters : Unveränderte Annahme. 8) Einmalige Schlußberathung über den Entwurf eines Ge- d) ndesorstgelebes für die Hohenzollernschen Lande; Bericht- erstatter: Herr Freiherr von Wilamowiß-Möllendorff. An- trag des Berichterstatters : Annahme des Geseßentwurss. 9) Einmalige Schlußberathung über den Entwurf eines Geseßes, bes treffend die Bildung von Gesammtverbänden in der evangelischen Kirche des Konsistorialbezirks Cassel; Berichterstatter: Herr Müller. Antrag des Berichterstatters: Unveränderte Annahme. 10) Einmalige Schlußberathung über den Entwurf eines Gesehes, betreffend das Diensteinkommen der evangelischen Pfarrer des Konsistorialbezirks Frankfurt a. Main; Berichterstatter: Herr D. Dryander. Antrag des Berichterstatte18: Unveränderte Annahme. 11) Einmalige Schluß- berathung über den Entwurf eines Geseßes, betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der evangelischen Geistlihen des Kon- istorialbezirks Frankfurt a. Main; Berichterstatter: Herr D. Dryander. boi des Berichterslatters: Unveränderte Annahme. 12) Ein- malige Schlußberathung über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Verlegung des Amtsgerichts von Tinnum nach Westerland; Be- richterstatter: Herr: Graf von Hutten-Czapysfki. Antrag des Berichts- erstatters: Unveränderte Annahme. 13) Cinmalige Schlußberathung über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend bie Aufhebung des Amts- erihts in Nordstrand; Berichterstatter: Herr Graf von Hutten- zapski. - Antrag des Berichterstatters: Unveränderte Annahme.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Todesursachen der 1900 in Preußen gestorbenen Personen.

(Stat. Korr.) Bezüglich der Häufigkeit einzelner wihtiger Todess ursahen in Preußen find für das Jahr 1900 unter den 745 423 Todesfällen 46 an Pocken hervorzuheben, von denen 29 das männ- lide und 17 das weibliche Geschlecht betrafen. Unter diesen Ge- storbenen waren 11 Knaben und 4 Mädchen bis 1 Jahr, 2 Knaben und 1 Mädchen über 1 bis 15 Jahre alt; 4 männliche und 5 weibliche Personen standen im Alter von über 15 bis 30 und 9 männliche sowie 6 weibliche Personen im Alter von über 30 bis 60 Jahren; 3 männlihe Personen waren über 60 Jahre und 1 weibliche Person über 70 Jahre alt.

Es starben im Berichtsjahre ferner von 10 000 Einwohnern an Scarlach 3,60, an den Masern und Rötheln 2,04, an Diphtherie und Croup 4,83, an Keuchhusten 3,98, an Typhus 1,38, an Nahr 0,21, an einbeimischem Brechdurhfall 10,03, an Diarrhöe der Kinder 891, an Krämpfen 30,02, an akutem Gelenkrheumatiëmus 0,50, an den Skropheln und der englishen Krankheit 1,29, an Tuberkulose 91,13, an Krebs 6,11, an Luftröhrenentzündung und Lungenkatarrh 8,74, an Lungen- und Brustfellentzündung 17,16, an anderen Lungen- kranfbeiten 5,11, infolge Selbstmordes 1,99, dur Verunglückung 4,14 und im Kindbette 2,40. Schließt man die im ersten Lebens- jahre gestorbenen Kinder aus, so ergeben si bei einzelnen in Betracht kommenden Todetursachen ganz erbeblihe Abweichungen. So starben von 10 000 über ein Iahr alten Personen an einbeimishem Brech- durdfall nur 1,22, an Diarrböe (der Kinder) 1,47 und an Krämpfen 4,84 Personen. Von 10 000 lebenden Kindern im ersten Lebentjahre starben an diesen drei Ursachen dagegen 290,88, 245,86 bezw. 832,30.

Entlich ift das verstärkte Auftreten der Influenza zu er- wähnen. Nachdem diese Krankheit 1889 nah den Angaben der Standesbeamten 314 Todesfälle veranlaßt hatte, stieg diese Zahl 1890 auf 9576 = 320 und 1892 sogar auf 15911 = 5,23 auf 10 000 Lebende. Während die Zahl der Todesfälle 1898 bis auf 2688 = 0,82 gefallen war, sind 1899 dagegen wicder 7310 991 und 1900 secgar 14 329 Personen 1.29 auf 10 000 Lebende dieser Krankheit erlegen. Von leßterer Zahl sind 3176 Personcn in 154 Orten mit mehc als 20 (000 Eimwvohbnern gestorben.

Zur Arkeciterbdbewegung Gin in Boston am Sonnabend v. W. entstandener, anfänglih nur unbedeutender Ausstand unter den Frachtverladern hat sich, wie ,W. T. B.“ aus New Vork vom gestrigen Tage meldet, in- fien dur den AnsGbluß von Arbeitern aus anderen Ge- chäftäzweigen auf etwa 20 000 Mann erstreckt

Kunst und Wissenschaft.

_ v. A. Eine Kollektivausstellung von Gemälden und Lithographien Friedrih Kallmorgen's, Bilder von fünf Münchener Klinstlerinnen und die Gemälde aus dem Verkaufésalon der Mathilde Rabl bilden den Bestand ter neu eröffneten Ausstellung des Künsiler- d

bauses. Friedrich Kal lmorgen nimmt cin ungetheiltes Inter-

esse in Anspruch, seine Bilder zeugen von ciner großen Ehilichkeit

L

und Schlicbtheit, von einem gelassenen Fortschreiten obne Ueber- astung und ohne Verirren. Sein Name ist in lcyter Zeit besonders bâufiz in Verbindung mit Künstlerlitbograpbien genannt worden Viele

seiner groß geschauten, in wenigen barmeni!ckcen Farbentönen gegebenen Oelgemälde machen auch von vernhercin den Eindruck, als ob sie sich vorzüglich für die Atbegrapbie cignen würden. Zu ihnen gebêrt das große Bild „Frü bmorgens im Treibeis der Elbe“ mit seinem mail ethellten Himmel und tem Dampfer auf der eitbeteckten Wasser- fläche. In der Auóstellung selbst befindet sh eine Anzabl seiner eineren Lthegrapbien, fie gehören nicht zu dem Besten, was wir auf diesem Gebiet von ibm fkennen Bei den meisten sind die Farben cin wenig matt und EUeich, dech sind bier auch Stüde den michoaul der frätticat Wirkur a wm seben tnteres ant ijt es, die Lithographie „Nasscs Wetter* neden das gleiche Delbild zu alten, doch fállt dics nicht zum Vortheil ter ersieten aus, tie bei matten Farben etwas fleckig und verswecmmen wirkt. Unter den dgemälden Kollmorgen's seien einzelne noch besonders bervergehoben, jo das große Bild „Die Maas bei Roitertam“, das in seiner we atbenfülle von außerordentlicher Wirkung ist, und das Gemälde „Am ¿baübergang*. Eigenthümlich ist tem Künstler an das liebreiche Beobachten der Einzelheiten. obne taß er detbalb den Gesammti- eindruck außer Acht läßt watt igen Bild „Unser Dorf“ In einer durdaus antern Welt befinten wir uns, wenn wir in den Saal der Münchener Künsilerinnen treten. Diese Sammlung macht, wenn auch in sehr verschietenet Art. cinen alceih aeciblesienen Cindtud irie die Kollefiivantstung Kallmorgen s. Der Unter- hied ist nur der, daß es hier fünf Indivitualitäten sind, die in so werfwürdig übereinstimmenter Weise schaffen. Das

tin mifitrauish mocden, und man ist berechtigt, zu fragen: Was ift è dieser Art Eigenart? Haben tiefe Künsllerinnen ihre igene Sprache gefunden, oter sind sie in einer überkommenen

S S S E R

| Zaîiner von Reutlingen, und die „Artikel begrifien anfs der bull der |

aller \{einbaren Kühnheit der das Blut- und Wesenlose. ernstes Wollen und starke Begabung unverk e ea: Stnua ô {s Händen je alle machen den Eindruck. a ünde b Erscheinung fern. Ihre Töne sind kreidig, ihre Menschen {la und ohne innere Wärme. Im besten Falle geben sie niht mehr als un- vollendete Studien, als hätten pp nicht die Kraft, ihre Schöpfungen

Arbeiten von Scarbina und Anderen.

ere ist ‘wobl der Fall, daher bei echnik die Unfreiheit ihrer Arbeiten, Dies ist doppelt zu bedauern, da bei allen ennbar find. Olga von Hedwig Weiß, Esther Booth, sie dem Leben der farbigen

Manier befangèn? Das

Kögel,

zu beleben. Hedwig -Weiß, die in früheren Bildern eine \{hône Tiefe der Farbe hatte, wirkt auch hier ein wenig lebenévoller als die andern. Elsbeth Booth

wagt es bei einer unleugbaren Nüchternheit do, kräftigere Töne zu verwenden. Von Olga £23 Boznanska sei ihr Selbstporträt, von Linda Kögel seien ihre Radierungen genannt; in dieser dankbaren Technik weiß sie sich kräftiger und ansprechender zu geben. Clara Sievert als fünfte is nur mit Zeihnungen und Aquarellen vertreten und zeigt si in diesen kleinen Arbeiten duraus licbenswürdig.

Der Verkaufssalon von Mathilde Rabl enthält eine Fülle {chöner Dill, Leistikow, Sperl, Leibl, Lenbach,

Aus dem 48. Jahresbericht des Germanischen National- Museums zu Nürnberg.

Die Entwickelung des Germanischen National-Museums hat au

im Jahre 1901 ihren stetigen Mortdans genommen. Die neuen

Bauten für dasselbe sind theils vollendet, theils dem Abschluß nahe.

Am Südwestbau sind die Arbeiten des inneren Ausbaues weiter-

geführt, im Zwischengeschoß ist eine Anzahl von Bauernstuben auf- gestellt worden, und cs wird an teren Auéstattung gearbeitet. Außer dem Flett und der Stube eines niedersächsishen Hauses, welche schon im Herbst 1900 begonnen war, wird es eine Stube von den Halligen, eine aus der Wilster Marsch, eine aus Hindelopen in Westfriesland, Vorplatz, Stube und Küche aus der Wetterau, eine Stube aus dem Thumgau, eine aus dem JInnthal und eine aus der Gegend von Eger enthalten. Eine süddeutsche soll noch dazukommen.

Wie in früheren Jahren haben die Sammlungen des Museums dur Kauf und - Schenkungen werthvolle Bereicherungen erfahren. Pur Abtheilung der prähistorishen Alterthümer schenkte Professor von Amica in München eine Anzahl von Thon- gefäßen, welche von einem im Jahre 1881 auf dem Artillerie- \chießplaß zu Glogau gemachten u herrühren. Für die Samm- lung germanischer und früh ristliher Alterthümer wurde ein goldener Filigran-Ohrring aus Ravenna erworben. l

Die wichtigste Bereicherung hat die Abtheilung der Bautheile dur den Kauf der Wandverkleidungen und der Decke eines Zimmers aus dem Wespien’shen Hause in Aachen erfahren. Das Haus wurde in den Jahren 1734—1742 von dem Aachener Statt-Architekten ohann Josevh Couven für den Bürgermeister Johann von Wespien erbaut. Die Ausstattung im Stil des entwickelten Rococo ist von großer Vollendung. Das für das Museum erworbene kleine Gobelin- zimmer befand sih im Erdgeshoß. Seine Wände hatten eine rei in Eichenholz geschnitte Verkleidung, welche im unteren Theil bis auf 70 cm Höbe geschlossen war, während der obere Theil als Nahmen- werk sechs Brüsseler Gobelins aus der Gescbichte Mosis umgab. Die reih ornamentierte Dee ist in Stuck modelliert. An der Rückwand stand ein Marmorkamin mit shönem Gitter. Bei dem durch die Erbauung eines neuen Postgebäudes in Nürnberg bedingten Abbruch des ehemaligen Hoses des Klosters Ebrach, welcher in den leßten Jahren das Königliche Bezirksamt und Rentamt enthielt, wurden

dem Museum die Kapelle aus der Frühzeit des 16. Jahr- hunderts, zwei Stuckdecken aus dem 18. Jahrhundert, deren eine im Lesesaal der neuen Bibliothek angebracht wurtde, während die andere im Treppenhause des Südwesthauses Verwendung finden wird, und eine Anzahl fleinerer Bautheile überwiesen. Kommerzienrath Metzger, dessen Haus gleichfalls zum

Abbruch kam, \tiftete dem Museum die kün|tlerisch werthvollen Theile dieses Hauses, von welchen die Galerien des Hofes mit ihren Maß- werksbrüstungen besonders zu erwäbnen sind. Gekauft wurden zwei geshnitzte Treppenvfosten aus Lübeck, aus dem Anfang des 18. Jahr- hunderts, und 85 Model zu Ofenkacheln aus Nürnberg.

Jn der Abtbeilung der Plastik ist als Stiftung Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph ein Abguß der Reiterstatue des heiligen Georg auf dem Hradschin in Prag, eines wichtigen Denkmals der Crz- vlastik des 14. Jahrhunderts, zu erwähnen. An Originalskulpturen wurde ein bübsches Kruzifix aus dem 18. Jahrhundert aus der Sammlung Sattler in Mainberg erworben. Zur Medaillensammlung fam eine arößere Anzabl von Porträtmedaillen von Fürsten und Privatpersonen, größtentheils aus dem 18. Jahrhundert. :

Der Kuvferstihsammlung wurden im Jahre 1901 ebenfalls erfreulide Bereicherungen und Ergänzungen zu theil. Die Stadt Heitelbera schenkte derselben 93 in Kupfer gestochene Blätter mit An- sichten der Stadt und des Schlosses Heidelberg und seiner Umgebung, welche der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts angehören Von der Neichédruckerei in Berlin gingen ihr Drei meister- hafte Neproduktionen werthvoller alter Kunstblätter zu, als Geschenk des Kommerzienrathbs Heinrich WBerolzheimer in Nürnberg sieben Handzeichnungen des 16. und 17. Jahrbunterts; Herr Karl Volkhart ebendaselbst spendete neun deutshe Spielkarten des 16. Jahrbunderts, die Photographishe Gesellschaft in Berlin 20 Blätter Photogravüren nach Gemälden hervorragender alter Meister, Herr Gustav Ullmann in Graz verschiedene größere Land- farten vom Sc{lusse ded 18 und Anfarg des 19. Jahrhunderts Auch durch Ankauf erbielten sämmtliche Abtheilungen der Kurferstich sammlung erfreulichen Zuwachs. Die der Handzeichnungen wurde durch den Entwurf eines Brünnchens vom 16. Jahrhundert und eine Federzeihvung von Lorenz Strauh, die Vorlage für die von Hans Wecbter gestohene Ansicht von Nürnberg von Blatter

1599, bereiheit. Die Holzshnitte wurden durch von Altdorfer, Cranah, Dürer und Burgkmair ergänzt. Von leßterem wurden auf Koslen der Hcver'shen Stiftung auch

40 Blätter der Familienhhronik des Grafen Truchsecß von Waldburg erworben, die, altkoloriert, ebenso gut erhalten wie selten sind. Den Kuvferstihen sind ebenfalls sehr bedeutende Ergänzungen zu theil zeworden. Das kosibarsle Blatt ist die Kreuzigung Chrisli des Meisters E. S. ‘von 1466; ibm schließen sih fünf Blälter von M. Schongaver an. Weiter sind zu nennen Stiche von Jörael van Medcktenem, Albr. Gleckendon, der Hepfer, von Aldegrever, Bin Brosamer, Aug. Hirschvogel, Lukas Krug, Franz Brun, Jost Amman (von diesem ift die Serie der bayerischen Fürsten 79 Blätter erworben auf Kosten der Wittelsbacher Stiftung, besonders zu erwähnen), Nikol. Solis, Virgil Selis, Balthasar Jenichen, Peter Weinber. Wenzel Hollar, Ionas Umbach, Sal. Kleiner, G. A. Wolf- ana, I. E. Nilson, Chr. W. E. Dietrih (Dietricy), Corn Matsrs, H. Goltius de Ehbevo Theod. Maibam, Jan Saenredam u. \. w. Die Serie der Ornamentstiche wurde durh Blätter eines Meisters von 1551, Paul Flinl's, Matth. Zündl' Matth. Merian's und der Augöburger Klauder, Hertel und Merz be reichert. Von den Litbographien sind namentlih 40 Bildnisse

von Jos. Krichuber u nennen. Auch die historischen Blätter | erhielten reichen Zuwachs für die verschiedensten Abtheilurgen. Ge- | nannt seien nur ein Wandkalender vou 1481 und zwei Eindlattdrucke | | des 15. Jahrhunderts Besonders deutlich ist dies in tem licbens- |

„lncipit 6pistola beati bernardi de modo regendi se et fsamiliam“, gedruckt zu Augsburg dunh Ginlher

| vollen acnaten unsers heiligen vaters pabsi Sizti des vierden wider

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die turcken*. Von den Landkarten nennen wir „die neue top graphisde Karte der K. K. Haurt- und Residenzstadt Wien“, einen in drei Farben ardtadten Kupferftich ven 1783

Zur Sammlung der Musikinstrumente kamen wei Girafen flaviere aus dem erien Drittel des 19. Jahthunterts, einige Sédlog instrumente. eine Eamba und neun Blasinsirumente aus dert erten Hälfte des 19. Jahrhunteris. An wissenschaftlihen Infirus- menten wurten ‘eckreha chirutglide Anstrumente ans dem 17. dis

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19. Jahrhundert erworben, an techntischen Instrumenten drei Maschinen zum Schneiten von Uhrenrädern und Uhrenspindeln. Zur Waffensammlung kamen ein Dolch mit* einem in Eisen ge- schnittenen Griff, einen Mohrenkopf darstellend, ein Schwert aus dem 14. Jahrhundert und eine Hellebarde mit dew Wappen des Bischofs Wolf Dietrich -von Raitenau von Salzburg vom Jahre 1589 mit reicher M i / / Me

Die E ibeitung der kirchlichen Geräthe hat gleidfalls einige werthvolle Zugänge aufzuweisen. Genannt seien: ein romanisches Rauch faß, Erzguß des 12. Jahrhunderts; ein in Holz geschnißter Rahmen eines Hausaltars mit reichem Barockornament und den Figuren der Heiligen Johannes Baptista, Johannes Evangelista und Johannés von Nepomuk, eine vortreffliche Arbeit des ieben 17. Jahrbunderts; ein Klingelbeutel mit Stickerei an silbernem Stabe aus dem 17. Jahr- hundert; ein silberner Bischofs\sttab aus dem 18. Jahrhundert.

An Zunftalterthümern seien vier in Kupfer getriebene und vergoldete Schilte der Metgerinnung in Gräfenberg aus dem 17. Jahrhundert, zweiundzwanzig kleine Schildchen der Schlotfeger- innung in Coburg aus dem 18. und 19. Jahrhundert und vier große Notivkerzen aus Oberbayern aus dem 18. Jahrhundert erwähnt.

Lo die Münzensammlung wurde er einigen einzelnen Stücken eine größere Anzahl von Nürnberger Münzen erworben.

Das pharmazeutische Museum erhielt in einer reichhaltigen Sammlung von Bäderschriften (Schriften über Heilquellen) einen stattlihen Zuwachs.

Die große Abtheilung der Hausgeräthe erhielt an Möbeln einen holländishen Schrank aus dem 17. Jahrhundert, einen Ham- burger Schrank und einen Schreibtisch mit Auffay aus Oberbayern aus ter Frühzeit des 18. Jahrhunderts und zwei elegante Röcoco- kommoden. Von kleineren Gegenständen find ein gothisher Löffel und ein sfilbernes Taschenschreibzeug zu nennen.

Eine bedeutente Vermebrung erhielt die Porzellansammlung durch die hochherzige Stiftung einer reihhaltigen Sammlung von Porzellanfiguren, Gruppen und Gefäßen seitens Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Herzogin Marie von Sachsen- Coburg und Gotha. Es sind 51 Gruppen, Einzelfiguren und Gefäße der Manufakturen in Meißen, Berlin, Wien, Fürstenberg, Höchst und Anskah. Außerdem wurden bei der Auktion Habich in Cassel Gruppen und Figuren der Manufakturen Berlin, Cassel und Keljterbach gekauft.

Die Sammlung von Tracht und Shmuck wurde durh zwei Brokatkleider aus dem 18. Jahrhundert, einen NReitanzug aus dem ersten Viertel des 19., eine Pei Gürtelkette aus dem 17. und einen Anhänger aus dem 17. Jahrhundert vermehrt.

Petit der Vermehrung der neuen Abtheilung der bäuerlichen Alterthümer wurde fortgefahren. Es wurden eine Täfelung aus der Wilster Marsch, eine cingelegte Wand aus den Vierlanten, Möbel aus dem Egerland in Böhmen und verschiedenecs Einzelne erworben.

An das Archiv schenkte Herr Friy Donebauer in Prag einige Briefe aus dem 16. und 17. Jahrhundert, darunter Briefe des Kur- fürsten Maximilian 1. von Bayern. Eine bedeutende Schenkung machte Herr Ernst Zais in München mit 42 Urkunden aus dem 13. bis 18. Jahrhundert. _ Gekauft wurde eine Anzahl von Autographen, darunter eine Sonate für Flôte, Violine und bezifferten Baß von Iohann Sebastian Bach (Ausg. der Bah- gesellshaft 1X. S. 221 ff., früher im Besiy von I. Rieß in Dreêten), Briefe des Malers Michael Ostendorfer, ¡wei Briese von Louis Spohr u. A.

Auch die Bibliothek hatte während des Jahres 1901 manche werthvolle Zuwendung zu verzeihnen. Obenan steht dabei die Stif- tung der überaus fostbaren erîten Ausgabe des Theuerdank vom Jahre 1517, die dem huldvollen Interesse Seiner Majestät des Kaisers von Oesterreich an den Bestrebungen des Museums zu verdanken

ist. Auh die deutschen Verlagsbuhhandlungen bedachten die Bibliothek reihlich mit neu erschienenen Werken, worunter

narmentlich wiederum (wie auch {on gegen den Schluß des Vorjahres) eine stattlihe Reibe von Bänden zu erwähnen wäre, die im Jahre 1900 die deutshe Abtbeilung der Pariser Weltausstellung zierten. Unter den Ankäufen stehen diesmal Handschriften und Inkunabeln mehr zuück. Es wurden vor allem eine Anzabl Sébriften aus dem

Neformationszeitalter von Melanchthon, Erasmus, Oecolampadius, Karlstadt, Cochlaeus, Emser, Eck und Anderen, dazu eine reie Sammlung von Werken mit Kupfern von Matbäus Merian unt anderen Mitgliedern dieser Künstlerfamilie und einige ältere Literatur zur Gescbichte des Volksliedes erworben. Von weiteren seltenen Werken, die gekauft wurden, mögen insbesondere zwei musil- acschichtlich interessante, nämli Heyden: „Musice id est artis

canendi libri duo“ von 1537 und Sob. Spangenberg: „Cantiones occlesiastice latine“ von 1545, sowie cinige militäre und waffen gesch:chtlich werthvolle Schriften: „Kurye jedo deutlidc Beschreibung des Pique Spieles, wie auch des Trillens auf der Pigue* (odne Jahr „Kurze Anleitung des Jäger-Stocks oder balde Pique“ (1660) und „Die -Drillkunst, das ift kriegsübliche Waffenbandluna der Musqueten und Piguen* (1664) Erwähnung finden. Auch auf Kosten der Bier brauer-Stiftung, sowie besonders auf Kosien der Hever von Rosen- feld'shen Stiftung für Genealogie und Heraldik wurde wieder eine größere Anzahl Werke den betreffenden Attheilungen der Bibliothek zugeführt

Die Museumtverwaltung konstatiert im Jabresdericht friedigung, daß trop des wirthschaftlichen Stil Minderung ibrer Ausgaben auferlegte, der größte Theil der Freunde

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der Anstalt ihr treu geblieben ist und die cke, welde dur den Rüdtritt Einzelner entstanden ift, dur die Gewinnung neuer Förderer wieder auêgefüllt wurde. In der Reibe der Gönner des vaterländücten Werkes, welhe durch Jahresbeiträge die Verwaltung erfreuten, traten ein Scine Königliche Hoheit der Grof derzog Wildelm Ernt von SaéGsen-Weimar mit 200 «, Seine Königlicdde Vodiit der Großherzog Friedrih August von Oldenburg und Seine Durchlaucht der Fürst Heinrih X1V. Reuß j. L. mit je 100 « Auch die siatilihe Liste der deutshen Stätte welde das Muscum dur tabrlide Zuwendungen natct stüven, hat cinen erfreuliden Zuwachs etdalten fin nad zebnjähriger Pause wiederum ershienencs Verzeichnti ämmilider Jabresbeiträge, welhe das Muscom zur Zeit von Privaten er bält, bekundet, welches ticfe Interesse am Sermanischen Museum in allen Schiéhten der Bevölkerung, in allen Gaue res Vatcrlanded verbreitet ist. Das stattlide Wachstbum dieses Verzeichnißes liefert den Beweis, daß diese Antheilnabme noch im Wachen degrifen i mnd ist Bürge dafür, daß das Muscum aud ferner, dom zen deutichen Volke getragen, mit N2achdruck seine Aufgabe claern farn

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(Wartenburgstraße 14) cine Au g t Werke veransialtet welche bis Montag, den 17. d. M., geöffnet blei und unentgelt desiettigt werden kann

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