1847 / 13 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

erne 00ck E A M A

nah Eßlingen noch im Laufe des Jahres 1845, auf der S von Kannstati nach Stuttgart und von Mitg nah E wigsburg gegen das Ende des Jahres 1846 und von Eßlingen e - E chingen etwa im Mai 1847 werde beginnen können, Wirklich ns e wurde der Betrieb zwishen Kannstadt und Eßlingen int r ragith T zwischen Kannstatt, Stuttgart und Ludwigsburg im Oktober 1846 un 200 Eßlingen nah Plochingen schon im Dezember 1846. Was reu res Ertrag betrifft, jo beziehe ih mi auf die Ziffer V., die hierüber Na enthält. i 2, aa habe iy auf meinen Vortrag vom 15, Februar Ds Er zuweisen, nach welchem für die Finanz-Periode 1845—-48 ger S00 Fl mehr in Betrieb stehenden Strecken einc reine Einnahme von 22 L eben, vorangeschlagen worden war, statt welcher jedoch, iu Fejeper zu S nur 150,000 Fl. wirkli in Berechnung kamen. Na jebig (845 bis die theils auf dem bereits vorliegenden Ergebniß vom O bis 30 Dezember 1846, theils, was die 18 Monate vom U E bie in Juni 1848 betr:fft, auf Schägung beruht, würde die Le “Dies Krat den genannten Strecken pr. 1845—48 betragen 213,707 Fl. balb vet jenem Voranschlag ziemlich nahe; und es darf, da no inner der Q ' je Ecó ini Strecken bevorsteht, vielleicht nanz-Periode die Ecöffnung einiger weiteren j E 28 auf eine Mehr - Einnahme gerechnet werden, Jm Allgemeinen t i Verwaltungs- und Betriebs - Aufwand zumal da auf fürzeren Strecken der Derwailung®- |! Gütertransport im sich höher stellt und da für dieselben ein eigentlicher Gütertranép !

s j ingeri F ewagt erscheinen, ein Urtheil Größeren noch nicht eingerichtet werden fann, gewag? e? Sicerheit jevt über den muthmaßlichen Ertrag der Bahnen mit einiger Sicherheit jeß

n. ; ;

pg moge eg tpr e R zur Aufbringung der erforderlichen Geldmit- tel, so werden Sie, hochzuverehrende Herren, aus dem Vortrage des stän- dischen Ausschusses des Näheren entnehmen, weiche Verhandlungen wegen Verwirklichung des verabschiedeten Kredits geflogen worden, wiíc insbeson- dere auch das Finanz-Ministerium dabei mitgewirkt hat, und was der im Ganzen unbefriedigende, hauptsächlich nur aus dem höchst unerwarteten all- gemeinen Umshwung der Geldverhältnisse zu erklärende Erfolg gewesen ist, Sie werden demnächst erkennen, daß die hohe Dringlichkeit nicht allein, sondern mindestens bezügli der béreits im Bau stehenden größeren Strecken die unvermeidliche Nothwendigkeit vorliegt, ungesäumt, auf Nechnung des oft erwähnten, auf dem Grunde des Geseßes vom 28. April 1843 ruhenden Kredits, zu weiteren Anlehen zu schreiten und zu diesem Behufe dem stän- dischen Ausschusse andere, als seine bisherigen, unter anderen Umständen beschlossenen, beshränkten Vollmachten zu ertheilen, die ihm völlig fieie Hand lassen, im Einvernehmen mit der Königlichen Regierung und unter der er- forderlichen Genehmigung von Seiten de: selben diejenigen Maßregeln zu ergreifen, die auf einer Seite nah dem Stande des Geldmarktes angemessen und erreichbar ersheinen und auf der anderen Seite den Fortgang der Arbeiten sichern müssen, wofern nicht der große Zweck vollkommen bloßge- stellt und der bereits gemachte Aufwand einer gänzlichen Nuylosigkeit preis- gegeben werden soll. i : A

Die Frage vom Papiergeld, welche jedoch ers seit den plößlich einge- tretenen und wohl auch vorübergehenden Schwierigkeiten des Geldmarktes von so vielen Federn als eine vermeintlih nothwendige aufgegriffen wird, hat, woran ih Sie wohl erinnern darf, die Stände, unveranlaßt von Sei- ten der Königlichen Regierung, hon mehrfach beschäftigt. Es sind {on auf dem Landtage von 1836 in der Kammer der Abgeordneten zwei in solher Richtung gemachte Vorschläge mit sehr überwiegender Stimmen- mehrheit verworfen worden, und Gleiches is auf dem Landtage von 1243 mit ähnlichen Anträgen, die in besonderer Bezichung auf den Aufwand für die Eisenbahnen gemacht waren, in der Kammer der Abgeordneten wie in der Kammer der Standesherren geschehen. Wie sich die Königliche Regie- rung in den Motiven zu dem in der Kammer der Abgeordneten am 7. März 1842 eingebracten Geseh - Entwurfe wegen der Eisenbahnen gegen die Ausgabe unverzinslicher Kassenscheine erklärt, so hat auch der Vertreter derselben bei den von der zweiten Kammer gepflogenen Verhandlungen über die erwähnten Vorschläge und Anträge sich stets in einem diesen entgegen- laufenden Sinne geäußert,

Nach solhen Vorgängen, nachdem selbst mit spezieller Hinsicht au? die Staats-Eisenbahnen die Papiergeld-Frage in beiden Kammern erörtert und verneinend gelöst worden, und nachdem das Gese vom 18. April 1843 auê- drücklih den Weg der ordentlichen Staats - Anleihen als denjenigen vor- schreibt, auf welchem die Mittel beigebracht werden sollen, werden Sie einen Vorschlag auf Papiergeld von der Königlichen Negierung, welche die großen und überwiegenden Bedenken gegen ein derartiges, überdies blos vermeint- lihes Ausfunfismittel von Anfang an getheilt hat, niht erwarten. Jn Folge einer noch neuerlih auf Seiten derselben gepflogenen sorgfältigen Er- wägung bin ih beauftragt, die Ansicht der Königlichen Negierung dahin zu äußern: daß, je entschiedener das richtige Erfennen jener Bedenken schon in den früheren ständischen Abstimmungen sih ausgesprochen, desto gewisser in der gegenwärtigen Lage der Dinge nur verstärkte Gründe vorwalten, der Geschichte unserer Eisenbahnen nicht eine Papiergeld-Episode einzuweben,““

Großherzogthum Hessen und bei Rhein. Das Mainzer Wochenblatt vom 6. Januar enthä!t eine amtliche Bekanntmachung, „die neue Civilgeseßgebung betreffend“. Jn dieser Bekanntmachung heißt es: „Dem Vernehmen nah, besteht hier ein Verein, welcher unter dem Namen „Comité für die Leitung der Maßregeln zur Erhaltung der rheinhessishen Rechts - Jnstitutionen““ Versammlungen veranlaßt, Geldbeiträge erhebt und Erklärungen, Adressen und Petitionen verbreitet und empfängt mit dem Zwedcke, der dermalen in der zweiten Kammer der Stände diskutirt werden- den neuen Civilgeseßgebung hindernd entgegenzutreten oder auf die ständische Berathung Einfluß zu üben. Der Großherzogl. hessische Kreisrath des Stadtkreises Mainz hat \ich daher veranlaßt gesehen, durch Verfügung vom ten d, M. diesen Verein, so wie jede andere Verbindung, deren Zweck is, auf das Zustandekommen der neuen Ge- seßgebung oder auf die ständishen Berathungen und Beschlüsse in dieser Beziehung Einfluß zu üben, auf den Grund des Art. 182 des Strafgesepbuches, im Stadtkreise Mainz zu verbieten, resp. die Auf= lösung etwa bestehender Vereine dieser Art zu befehlen.“ Es wixd nun der Jnhalt des Art, 182 angeführt, wona die Anstifter odér Vorstände solher Vereine mit Gefängniß von zehn Tagen bis zu einem Monat, die übrigen Mitglieder mit Gefängnißstrafe von 3 bis 15 Tagen zu belegen sind. Der lehteren Strafe sollen auch die un- terliegen, welche sich nah der von Seiten der Obrigkeit verfügten Auflösung des Vereins in denselben haben aufnehmen lassen oder demselben beigetreten sind. Auch können die Gerichte die Confis-

cation der Papiere, Literalien und Bücher solcher Vereine oder Ver- bindungen aussprechen.

Rußland und Polen.

_St. Petersburg, 5. Jan. Das beim Ministerium der Reichs-Domainen bestehende Comité hat Preise auf die Abfassung von Volksschriften gesett und in Beziehung darauf nachstehendes Programm veröffentliht: „Aus den Naqhrichten, die das Ministe= ium der Reihsdomainen besißt, geht hervor, daß die Zahl der Bauern, die lesen und schreiben können, mehr und mehr zunimmt und mit jedem Jahre bedeutender wird. Jn diesem Maße maht sid das Bedürfniß der Lektüre fühlbar. Es begreist sich, daß diesem Bedürfnisse nur abgeholfen werden kann durch sogenannte Spezialbücher, die eigens für Bauern geschrieben, ihrem Stande und ihren Verhältnissen angemessen sind. Nach der Ansicht des wissenshaftlihen Comités des genannten Ministeriums müssen dergleichen Bücher überhaupt folgende Eigenschaften besißen: sie müssen wohlthätig einwirken auf die Sittlichkeit des Volkes, indem sie ihm flarere Begriffe von seinen bürgerlichen, sittlihen und Fami- lien-Pflichten beibringen; den Bauern in seinen Arbeiten, in der Er- ziehung der Kinder, in dec Art und Eintheilung seiner Beschäftigungen, überhaupt in seinem häuslichen Leben vor allen solhen Jrrthümern bewahren, zu deren Ausrottung rein administrative Maßregeln nicht ausreihen ; ihn näher befannt machen mit den Naturerscheinungen,

50

die den Erfolg seiner Feldarbeiten und die Vermehrung seiner wirth- schaftlichen Mittel bedingen. Man kann sich nit verhehlen, daß von den bis jeßt bei uns ershienenen derar agen Büchern sehr wenige diesen Anforderungen een und den Bauern eine verständliche, anziehende und nüßliche Lektüre gewähren. Die Erwägung dieser Zustände gab dem wissenshaftlihen Comité Veranlassung , auf das Zahr 1848 eine Konkurrenz fur rein volksthümlihe Schriften zu eröffnen. Solche Schriften müssen, wie aus dem oben Gesagten einleuhtet, handeln: 1) von den sittlihen Zuständen des Bauern, seinen Pflichten und Verhältnissen zu den Vorgeseßten, zu seiner Fa- milie und überhaupt zu seinen Nebenmenschen; 2) von den physischen Erscheinungen der Natur, so weit solhe dem Landmanne für die Wirthschaft wichtig sind. Hierher gehören: Erklärungen über die Eigenschaften des Bodens, die Bedingungen des Pflanzénlebens, über Zucht und Haltung der Hausthiere und dergleichen ; 3) von der Ver- besserung der landwirth shaftlihen Werkzeuge ; 4) von der Einrichtung der Wohnungen und Wirthschafts-GOebäude, den Heizungs- und Er- leuhtungêmitteln; 5) von der häuslichen Gesundheitspflege nebst be- sonderen Verhaltungsregeln bei vorkommenden Unglücksfällen; 6) von der physishen und sittlihen Erziehung der Kinder; 7) von den ver- schiedenen Gewerbszweigen, die diesem oder jenem Landstriche Rußlands eigenthümlih sind. Was die Form der Schriften anbetrifft, so bleibt es dem Ermessen der Verfasser überlassen, ob sie ihre Belehrungen in Erzählungen, Zwiegespräche oder andere Formen einkleiden wollen. Dabei werden jedoch folgende Hauptbedingungen gestellt: 1) allge- meine Gegenstände dürfen niht mit solhen zusammengeworfen werden, die aussließlich nur einigen Lokalitäten zukommen : z. B. darf dem Bewohner des Nordens nicht das vorgeschlagen werden, was nur dem Bewohner der Südgegenden des Reichs von Nußen sein kann; dogmatische und abstrafte Erörterungen müssen vermieden und die zu besprechenden Gegenstände faßlich und flar behandelt werden. Von Bekanntem und dem s{lichten Leser Zugänglichem it methodisch überzugehen zu shwierigeren Dingen. 2) Jn den Erklärungen der Naturerscheinun= gen dürfen keine rein theoretischen Auseinanderseßungen vorkommen, auch darf niht auf Apparate Bezug genommen werden, die der Land- mann nit kennt, vielmehr is ihm das hier Einschlagende an Ge- genständen aus seiner nächsten Umgebung zu erläutern. Aus den ein- fahen und täglihen Phänomenen müssen ihm die Naturgeseße her- geleitet werden. 3) Der Verfasser muß sich klar und rein russisch ausdrüdcken, feine langen, unverständlihen Wendungen, keine wissen- shaftlihen, tem gemeinen Manne nicht geläufigen Ausdrücke gebrau- hen und sich aller Provinzialismen und fremder Worte enthalten. 4) Die Darstellung darf eben so wenig gelehrt, als platt sein; von den Volkssprüchwörtern ist ein geshickter und mäßiger Gebrauch zu machen und überhaupt festzuhalten, d:ß, um von dem gemeinen Manne verstanden zu werden, man sich vor allen Dingen geordnet, einfa und deutlih ausdrücken muß, und daß Redewendungen, wie sie in der Büchersprache vorkommen, die Sache den Bauern häufig nicht klarer, sondern nur dunkler machen. 5) Endlich is eine strenge Auswahl unter den zur Besprehung kommenden Gegenständen zu treffen und alle Doppelsinnigkeit in den Bezeichnungen so viel als möglich zu vermeiden. Der Verfasser muß nie aus den Augen lassen, daß er zu einem ungebildeten Leser spriht. Es giebt Volks\schristen für Kinder und für Erwachsene; die Verfasser haben, je nahdem sie bei der Abfassung ihres Werkes die eine oder die andere dieser Be- stimmungen im Auge haben, sich nah den Fassungskräften des Pu- blifums zu richten, für das sie \hreiben. Jn der Wahl des Jnhalts und der Form der Abhandlungen, sofern sie nur innerhalb der hier bezeihneten Gränzen sich bewegen, läßt das wissenschaftlihe Comité den Verfassern alle Freiheit. Ohne sie irgendwie binden zu wollen, glaubt das Comité einige bereits ershienene Bücher als Muster für Behandlung, Styl und Ausdrucksweise empfehlen zu dürfen. (Hier folgt die Angabe der Titel dieser seit 1837 ershienenen Bücher.) Als spätester Termin, bis zu welhem die Schristen eingesendet wer- den müssen, is der erste Januar 1848 anberaumt. Die Arbeit, die den Anforderungen entspribt, erhält als Preis eine goldene Medaille von 50 Dukaten Werth. Für Arbeiten zweiten Grades sind silberne Medaillen ausgeseßt. Die eines Preises gewürdigten Arbeiten wer- den auf Kosten des Ministeriums gedruckt und den Verfassern 300 Fretexemplare bewilligt, Unbenommen bleibt es diesen, ihr Werk noch anderweitig und ausshließlich zu ihrem eigenen Besten nah den be- stehenden Vorschriften drucken zu lassen. Die Namen der gekrönten Verfasser werden in den Sr. Majestät dem Kaiser zu eistattenden Jahresberiht aufgenommen und durch die öffentlihen Blätter bekannt gemacht werden. Die zur Konkurrenz bestimmten Manuskripte müssen leserlih geschrieben sein und zum bestimmten Termin dem wissenschaft= lihen Comité des Ministeriums der Reichsdomainen ohne Namens- Unterschrift zugestellt werden. Vor- und Zuname des Verfassers, so wie die Angabe seines Standes und Wohnorts, sind in ein besonde- res Couvert zu siegeln, das mit einer beliebigen Devise zu versehen, die auh auf der Abhandlung stehen muß, und dem Manuskript bei= zulegen is. Die Couverts solher Arbeiten, die keines Preises wür= dig befunden sind, bleiben unerbrochen. Die Manuskripte selbst wer= den, wenn die Verfasser solhes wünschen und die von ihuen gewählte Devise angeben, zurückgeshickt. Wenn aber nah Jahresfrist der Ver= fasser einer solchen Abhandlung den Wunsch, dieselbe zurückzunehmen, niht zu erfennen gegeben hat, wird das versiegelte Couvert, das den Namen enthält, in der Sißung des Comité's verbrannt.“

2-740. k r e i M, e

Paris', 8. Jan. Der König und die Königin der Belgier werden am nächsten Dienstag Paris wieder verlassen, um sh nah England zu begeben.

Die France theilt heute die Depeshe des Herrn Guizot in Betreff der krakauer Angelegenheit, das sie {on vor etwa drei Wochen veröffentliht hatte, und welches damals vom Journal des Débats für verstümmelt und entstellt erklärt wurde, aufs neue mit und versichert, daß es nun der berichtigte, vollständige und authen- tische Text sei. Es sragt sih, was die ministeriellen Blätter zu die=- ser neuen Mittheilung sagen werden.

Auch das Journal des Débats theilt jeßt einen Auszug aus dem Aufsaß des Herrn von Haussonville über die spanischen Heira= then mit, über dessen wesentlihen Jnhalt hon neulich in diesen Blät=- tern berihtet worden is. Das französische ministerielle Journal er- klärt den Aufsaß für einen wihtigen Beitrag zu dieser Frage und sagt: „Da wir genöthigt sind, eine Auswahl zu treffen, \o wollen wir vorzüglich die von Herrn von Haussonville gesammelten thatsäch- lihen Ausschlüsse herausheben, denen man, unseres Dafürhaltens, vollkommenen Glauben beimessen ‘darf. Diese Aufschlüsse werden das Publikum im voraus in den Stand seben, sih ein Urtheil über die Verfahrungsweise in der Satze der spanischen Heirathen zu bilden, und dies ist, wie man sagt, eben die Frage, auf welche die Debatte sih besonders richten wird. Den von Herrn von Haussonville ausge- sprochenen Ansichten über die englishe Allianz und sonen verständi- gen und geistvollen Betrahtungen schließen wir uns“ obne Rühalt 2e (S. das Schreiben aus Paris in Nr. 11 der Allg. Preuß.

eitung.)

Die Deputirten-Kammer wird am 40. Januar ihre vorbereitende Sizung im Konferenzsaale halten. Das Büreau derselben wurde in der furzen Session während des Sommers gebildet. Herr Sauzet

ist Präsident; die Herren Bignon, Lepelletier d'Aulnay, Hebert und Benjamin Delessert sind Vice-Präsidenten; als Secretaire fungiren die Herren Saglio, von Bussieres, Oger und Lanjuinais. Am 40. Januar wird durch Loos die große Deputation von 20 Mitgliedern zum Empfange des Königs bei der Eröffnung der Kammer am 11 bestimm. Am Tage nach derselben ernennt die Kammer ihre Büreaus oder Abtheilungen, schreitet dann in denselben zur Prüfung noch nicht anerkannter Wahlen und wird am 13. Januar der Adreß-Komwission ernennen. Gleich nah Eröffnung der Session erwartet man die Vorlage des Budgets für 1848 und der Abschlüsse der Staats - Rechnungen von 1844 und 1845. Der Entwurf der Antworts-Adresse wird der Kammer nicht vor dem 23. Januar vor= gelegt werden, die Diskussion niht vor dem 25, Januar beginnen können, vorausgejeßt, daß die Pairs dann die ihrige beendigt haben, da die Minister in den beiden Kammern dabei nit fehlen dürfen,

Nachdem das Journal des Débats der inneren Spaltung, welche über die spanische Frage in den Reihen der Opposition aus- gebrochen sein soll, Erwähnung gethan, haben die zwei Haupt-Oppo=- sitions-Organe, der Constitutionnel und das Siècle, sih end- lih gedrungen gefühlt, über dies allgemein verbreitete und auch ge- glaubte Gerücht si auszusprechen. Obgleich beide mit der Hoffnung schließen, daß die Opposition einig bleiben werde, äußern sie sich doch über die Sache selbst in sehr verschiedener Weise. Der Confstitu- tionnel, der sich von Anfang an gegen die von der französischen Regierung in der spanishen Heirathsfrage befolgte Politik erklärt hatte, während das Siècle zu Gunsten der Montpen- sier = Heirath spra, bemerkt nun, es hätten sich im ersten Augenblick, wo noch nicht alle Umstände genau bekannt gewesen uud die Folgen noch nicht klar hervorgetreten seien, wohl verschiedene Ansichten in der Beurtheilung dieser Sache kundgeben fönnen ; jeßt aber, wo die Unvorsichtigkeit des Kabinets deutlich vor= liege, seien viele Zweifel und Bedenken beseitigt; das Journal des Débats sei also im Jrrthum, wenn es noch von Spaltungen in der Opposition rede; vielmehr habe man Grund, einen Zwiespalt unter der fonservativen Partei, ja unter den Mitgliedern des Kabi= nets selbst, über diese Frage vorauszuseßen. Uebrigens bleibt der Constitutionnel bei seiner Meinung, daß Frankreich sich mit der Vermählung der Königin Jsabella an den Jnfanten Francisco de Asis hätte begnügen und England niht durch die Montpensier - Heirath neuen Grund zur Beschwerde geben sollen, denn sobald der erste Zweck, die Ausschließung eines koburgischen Prinzen , erreiht gewesen, habe die zweite Verbindung nur noch ein Familien - Jnteresse haben können, welhes aber für Frankreich fünftig die Nothwendigkeit nah \ich ziehen könne, in Spanien einzuschreiten und mit England in Konflikt zu gerathen, Das Si ècle dagegen erklärt bestimmt und unumwunden, daß es sei= ner gleich anfangs ausgesprochenen Ansicht auch jeßt noch treu bleibe und in den spanishen Heirathsfragen das nationale Juteresse mit dem dyn: astischen als innig verbunden betrachte, daß es daher seinerseits dieserhalb keine Anklage gegen das Ministerium erheben werde, wenn dieses nur nachweisen könne, keinen anderen Zweck, als die Ausschlie- ßung eines foburgishen Prinzen und die Beseitigung fremden Ein- flusses, vor Augen gehabt und sich dabei keinen Juntriguen \huldig gemacht, keine hinterlistige und zweideutige Sprache geführt, kein ge= gebenes Wort gebrochen zu haben. Allerdings aber, fügt dies Blatt hinzu, bleibe immer noch, wenn dem Ministerium auch in jenen Be- ziehungen seine Rechtfertigung vollklommen gelinge, die Zerstörung der englishen Allianz, des Grundpfeilers seiner Politik seit 6 Jahren, übrig, und dafür werde es Rechenschaft geben müssen. Zuletzt spricht das S iècle die Hoffnung aus, die Herren Billault und Dufaure würden wegen persönlich abweichender Meinungen über diese oder jene Frage nicht die Einigkeit in der Opposition zerreißen und deren Hauptzweck beiseitseßen wollen. Die Patrie versichert, die ihr zu- gegangenen Nachrichten ließen keinen Zweifel mehr an der Spaltung in der Opposition. „Eine Anzahl von Deputirten“, sagt dics Blatt, „die schon sehr beträchtlih is und aus verschiedenen Schattirungen der gemäßigten Opposition besteht, ist fest entschlossen, ihre Politik von der des Herrn Thiers zu trennen. Nicht nur in Betreff der spanischen Frage ist der Bruch erfolgt, auch in mehreren anderen Punkten der auswärtigen und inneren Politik trennen ih diese De- putirten, mit den Herren Dufaure und Billault an der Spitze, offen von dem Ex-Präsidenten des Ministeriums vom 1. März.“

Odilon Barrot is vorgestern von seiner Reise nah Konstantino- pel und Aegypten wieder in Paris eingetroffen.

Gestern wurde Herr von Remusat an die Stelle des verstorbe- nen Royer Collard als Mitglied in die französische Akademie aufge= nommen und hielt eine Gedächtniß - Rede auf scinen Vorgänger, die von Herrn Dupaty beantwortet wurde,

Der Unter-Staats-Secretair des Jnnern hat an die Präfekten ein Cirkular erlassen, worin dieselben benachrichtigt werden, daß die spanishe Regierung die Verfügung getroffen, daß die fkarlistischen Flüchtlinge von der im vorigen Oktober ertheilten Amnestie vorläufig wieder ausgeschlossen sein sollten. Die Präfekten werden demzufolge angewiesen, karlistishen Flüchtlingen keine Pässe mehr zur Rüdckehr nah Spanien zu bewilligen und diejenigen, welhe bereits auf der Rüreise begriffen seien, wieder anhalten zu lassen. e ;

Der Constitutionnel äußert iîn Bezug auf die spanische Thron = Rede: „Diese Rede zeichnet sich in nichts vor den anderen Dokumenten dieser Art aus, Wenn man alle Behauptungen, welche das spanische Kabinet in den Mund seiner Souverainin gelegt hat, buchstäblih nähwe, so würde Spanien endlih in die Bahn der Ord- nung und des Wohlstandes getreten sein, Unglükliherweise stimmen diese offiziellen Versicherungen in einer mittelmäßigen Weise mit den Thatsachen überein. Während die junge Königin sich Glück wünscht, die Factionen zu einer gänzlichen Ohnmacht gebracht und die Ruhe des Landes auf eine dauerhafte Weise befestigt zu sehen, verbreitet sich das Gerücht, daß Cabrera an der Spihe von etwa 1000 Mann in Catalonien erschienen sei, und das plöglihe Verschwinden eines Theiles der nah Spanien zurückgekehrten Karlisten scheint die= ser Nachricht einige Wahrscheinlichkeit zu geben. Will man der Rede Jsabella?s Il. glauben, so wären die Finanzen Spaniens wieder blü= hend geworden; indeß erkennt eine Stelle der Rede selbst an, daß die Gläubiger Spaniens vergebens eine Uebereinkunft gehofft haben, welhe ihre Jnteressen für die Zukunft {hüben würde. Nicht weni- ger sonderbar is es, die Königin von den Fortschritten der Marine sprechen zu hören, welche seit der Revolution sih auf eine einzige Fregatte und einige kleine Dampfschiffe vermindert findet. Die Lob= sprüche, welche die Minister si selbst durch das Organ ihrer Köni= gin spenden, sind nur lächerlich.“

Der Moniteur veröffentlicht die Bilarz der Bank von Frank- reich am 26. Dezember v. J. An diesem Tage belief sich das baare Geld in Kasse auf 71,040,259 Fr., worin 28 Millionen baares Geld in den Kassen der Comtoire nicht einbegriffen. Die mittlere Summe in Kasse während des Trimesters war 110,064,100 Fr. Die allge- meine Bewegung der Kassen bietet folgende Resultate dar : Eingang in baarem Gelde 96,228,700 Fr.z in Billets 736,302,500 Fr. z; Ge- sammtsumme 832,531,209 ¿zr, Ausgang in baarem Gelde 199,816,300 &r.z in Billets 706,688,000 Fr.; Gesammtsumme 905,604,300 Fr, Die Bank hatte am 26. Dezember im Portefeuille für 188,257,120 Fr, dem Handel diskontirte Billets; die mittlere Summe der Effekten im Pora

tefeuille beträgt im Trimester 154,391,500 Fr. Die Gesammtsumme. der dur die Bank diskontirten Handels-Effekten is 358,988,900 Fr. uud dur ch ihre Comtoire 130,569,300 Fr. ; die Bank hat ferner auf öffentliche Effekten und Barren oder Münzen vorgeschossen 30 Millionen, Die Bewegung der laufenden Privat-Konto's übersteigt Z Milliarden. Die Quantität der auf den Jnhaber lautenden Billets hat im Trimester wenig gewechselt, Die mittlere Sunme beträgt 260,905,300 Fr. ; am 26, Dezember waren deren für 257,983,500 Fr. vorhanden. Die mittlere Summe des laufenden Konto’s des Schaßes für das Trimester beträgt 55,738,500 Fr, Sie war am 26. Dezember auf 48,296,647 Fr. gesunken. Das laufende Konto des Schaßes mit der Bank im Trimester bietet eine Einnahme von 111,806,800 Fr, und eine Ausgabe von 154,704,500 Fr. dar.

Die Presse behauptet, daß Frankreih vor der nächsten Aerndte noch 8 bis 10 Millionen Hectolitres ausländischen Getraides bedürfe. Sie fordert die Regierung auf, durch Verordnung die wirksamsten Erleichterungs-Maßnahmen für die Getraide-Einfuhr zu verfügen.

Die Union medicale theilt über den Empfang der medizini= \hen Akademie beim Könige am Neujahrstage folgendes Nähere mit: ¡¿„Nachdem der Präsident der Akademie seine kleine Rede verlesen und der König mit der an ihm] bekannten Gewandtheit geantwortet, trat er auf die Deputation zu mit den Worten: „Wohlan meine Herren Aerzte, was sagen Sie von meiner Gesundheit?“ Man verneigte sich ehrfurhtsvoll. „Nein, nein, sehen Sie mih aufmerksam anz man sagt, ich litte am Stein.“ „Ach, Sire!“ „Man sagt, ih lite am Stein und müßte mich lithotritiren lassen; man sagt, ich hätte das Podagra und wer weiß was noch mehr? Jch versichere Sie aber, und Sie können es ja sehen, daß das Alles niht wahr, und daß ih mi sehr wohl befinde,“ Diese Worte spra der König voller Heiterfeit, und die ärztlichen Deputirten fonnten aufrichtigerweise dem König zu seinem guten Aussehen, seiner frishen Farbe und allem Anschein einer blü- henden Gesundheit Glück wünschen. Man glaubt, daß der König niht ohne Absicht diese Unterhaltung führte. Uebrigens i} der Kö= nig sehr mäßig und befolgt das System einer regelmäßigen, tägli sich gleihbleibenden Lebensweise, bei der er alt werden kann.“

Ueber die Expedition des Admirals Cecile nah Japan erzählt das Journal des Débats folgendes Nähere: „Kaum hatten am 28. Juli Morgens die Schiffe in den Gewässern von Nangasaki Anker geworfen, als sie sich von einer Menge Barken umgeben sahen, theils voll Neugirrigec, theils Waaren, Gemüse, Federvieh und frische Leben= mittel zum Kauf anbietend. Darunter fanden sich einige ausgezeih= netere Fahrzeuge, in denen sich Offiziere befanden, die mit ihrem Gefolge, ohue Mißtrauen und ohne Uebermuth zu zeigen, sich an Bord unserer Schiffe begaben. Sie ersuhten den Admiral im Na- men der Geseße des Landes und im Jnteresse ihrer eigenen Person, keinen Versuh zum Landen zu machen, Uebrigens waren sie sehr höflih, übernahmen es, die Schiffe mit Allem, was sie bedürften, zu versehen, und zeigten sich insbesondere wißbegierig, diese mächtigen Kriegsmaschinen, welhe die meisten von ihnen niht kannten, kennen zu lernen. Der Admiral ließ sie überall hinführen, befahl, daß man ihnen Alles bis aufs kleinste zeige, und behielt einige von ihnen zu Tische zurück, die sich ers spät vom Schiff entfernten. Jn der Nacht war die Küste dur viele Leuchtfeuer erleuhtet, Man bemerkte große Thätigkeit am Lande und besonders in den Forts, von denen der \chöne Hafen von Nangasaki allenthalben umringt is. Indessen han= delt es sich Seitens der Japanesen nur um Aufsihtsmaßregeln, denn bei Tagesanbruch famen die Besuche des vorigen Tages und noch andere zahlreiher an Bord. Alles geshah wie den Tag zuvor; die- selbe Höflichkeit, dieselbe friedlihe Haltung und dieselbe Neugier, Alles, was ihre Aufmerksamkeit erregte, zu untersuhen., Als sie mit Sragen fertig waren und sich Alles gut angemerkt hatten, denn es gab unter ihnen eine große Zahl Schreiber, die den ganzen Tag lang schrieben, zeigte ihnen der Admiral Abends an, daß er genug Lebensmittel eingenommen, und daß er daher wieder unter Segel ge- hen würde, um seine Fahrt fortzusetzen.“ N

Dem Siècle zufolge, hätte das Ministerium das Gesuch der Nordbahn - Gesellshaft in Bezug auf den Eiseuhandel zurückgewiesen und dabei durch den Einfluß der Cisenhammer-Besizer sich bestimmen lassen. Das Ministerium habe nämlich erklärt, daß keine Nothwen- digkeit vorhanden sei, sich an das Ausland wegen der Schienen zu wenden, indem man sich die für den Augenblick nöthigen Schienen in Frankreich verschaffen fönne, wobei es sich allein um den Preis handle, den man dafür zahlen wolle. Das Siècle meint nun, daß dies eben ein sehr wichtiger Punkt sei, denn während man in England Schienen zu 240 Fr. die Tonne haben könne, verlangten die franzü= sischen Cisenhammer - Besißer 370 Fr., so daß sie sammt Transport= fosten gegen 400 Fr, zu stehen kämen. Uebrigens sollen die Eisen= hämmer diese Schienen nicht fertigen können, ohne das Eisen in Belgien zu kaufen, und selbs wenn dies geschähe, so frage sich noh, ob jie im Stande seien, zu bestimmter Zeit die Schienen abliefern zu fönnen. Das Land müsse durh dies Eisenmonopol leiden. Die Bahn von Dijon nach Chalons sei ganz fertig, und hätte man die Schienen, so könnte sie {hon im Frühling eröffnet werden, was aber niht möglih sein werde, da jeßt noch niht der zehnte Theil der nöthigen Schienen fertig sei.

Der spanishe Gesandte, Herr Martinez de la Rosa, ist vorge= stern von Paris nah Madrid abgereist und wird erst nah Beendi- gung der Cortes-Session zurüdkehren.

ck= Paris, 8. Jan. Die große Mehrzahl der Mitglieder der Deputirten-Kammer ist bereits hier versammelt, und täglich treffen noh mit den Malleposten und Messagerieen neue hier ein, so daß sih voraussehen läßt, daß die Königliche Sißung zur Eröffnung der Kammern am nächsten Montag sehr zahlreih besuht sein wird, Der Minister-Rath ist in diesen Tagen vollauf beschäftigt, die leßte Hand an die Thron - Rede zu legen und die verschiedenen Vorlagen ins Reine zu bringen, welhe den Kammern alsbald gemacht werden sollen, Die diplomatischen Dokumente, namentlich über die spanischen Hei= rathen, nehmen darunter den ersten Plaß ein, tenen \ich dann jene über die frafauer Angelegenheit anreihen. Was die erstgenannte Frage angeht, so stimmen die Angaben Jhres madrider Korrespondenten über die Unterhandlungen, welche den spanischen Heirathen vorangingen, in allen wesentlichen Punkten mit denen des Herrn von Haussonville, aus welchen ich neu= lich einen Auszug mittheilte, überein, eine Bestätigung mehr sür die Richtigkeit beider. Wir haben daher jeßt {hon sehr beachtenswerthe Haltpunkte zur Würdigung der Dinge, auch ehe uns noch die offi= ziellen Aktenstücke selbst vorliegen. Nichtsdestoweniger ist man allge- mein auf Veröffentlichung dieser selbst und auf die Debatten, zu wel- hen sie in den französishen Kammern wie im britishen Parlament Anlaß geben werden, auch jeßt noch sehr begierig. Daß diese De- batten aber ein merklihes Resultat haben, in der nächsten Zeit hon eine Veränderung, resp, Versöhnung der beiden Kabinette von St. James und den Tuilerieen hervorbringen werden, wird immer weniger wahrscheinlich, Sehr viel wird dabei von den Ausschlüssen abhängen, welche Lord Aberdeen, der vorige Minister der auswärtigen Angele- genheiten in England, über den Jnhalt und Belang der zwischen ihm und Herrn Guizot im Schlosse zu Eu gepflogenen mündlichen Ver- handlungen geben wird, Je nachdem er den von französisher Seite

51

darüber vorgebrachten Angaben widerspriht oder sie bestätigt, wird sich auch die Stellung der Kabinette auf dieser und jener Seite leicht oder s{wierig gestalten. Manche wollen nah Briefen aus London wissen, Lord Aberdeen halte eine öfffentlihe Besprechung und Mittheilung solher gewissermaßen in vertraulichem Wege ge- pflogenen Unterredungen niht für vereinbar mit den Pflich- ten -cines ehemaligen Ministers der Krone und werde sich daher weigern , Aufschlüsse solher Art zu geben. Jh wage diese Angabe niht zu verbürgen, aber gewiß würde da- durh die Schwierigkeit der Lage niht gehoben werden, wenn Lord Aberdeen, nahdem einmal die Sache in so ausgedehntem Maße vor das Forum des ganzen europäishen Publikums gezogen worden ist, wirklih ein solches Vorhaben hätte und dabei beharrte. Wohl aber ist der freilich nun vergeblihe Wunsch gerechtfertigt, daß man aller- seits, gleih von Anfang an, dieselbe unter allen Umständen ehrenvolle Zurückhaltung beobachtet haben möchte, die man nun dem Lord Aber=- deen beimißt. Die nun bestehenden Verwickelungen würden kaum cinen solhen Grad von Bedeutung erlangt haben, wie es nun der all ist.

s Die Regierung hat dur einen neuerlihen Erlaß allen Gene= ralen, welhe an der Spiße von Militair-Divisionen stehen oder De- partements kommandiren, den Befehl ectheilt, den Winter über ihre Posten nicht zu verlassen. Denen, welche davon mit Urlaub abwe-= send waren, wurde die Weisung, unverzüglich dahin zurüczukehren. Diese Vorschriften wurden vorzugsweise in Erwägung der Unordnun- gen gegeben, die in Folge der Theurung des Getraides an vielen Orten schon stattgefunden haben und vielleiht noch ferner stattfinden werden, daher augenblicklihes und energishes Einschreiten von Sei= ten der Militairmacht nothwendig macheu,

Aus der Quintessenz der Erklärungen der beiden Oppositions= Journale, welche sür Vertreter der Herren Thiers und Od:lon Bar- rot gelten, kann man erschen, welchen Werth die Versicherung des einen von der wiederhergestellten Einigkeit in der Opposition hat. Wenn man namentlih die fast flehentlihe Anrusung des anderen an die Herren Billault und Dufaure sieht, nicht einen Bruch herbeizu- führen, so muß fast jeder Zweifel über das wirklihe Vorhandensein eines solhen verschwinden, und die Einigkeit muß nur als ein pium desiderium des Herrn Thiers gelten, so lange nicht bessere Beweise dafür beigebraht werden, Daß man dieser ganzen Frage Lon allen Seiten große Bedeutung beilegt, begreift sich wegen der wichtigen Folgen, die für das ganze parlamentarishe Lebeu Frankreihs daraus hervorgehen fönnen und müssen, wenn das neue linke Centrum wirf- lih zu Stande kömmt, nicht in der Geburt hon wieder erstickt wird, Ueber die wirklihen Ansichten und Meinungen der beiden als Führer desselben bezeihneten Männer, nämlich der Herren Dufaure und Bil= lault, hegt man im Allgemeinen wenig Zweifel; aber nicht gleich groß is das Vertrauen in ihre Charakterstärke, ihre Entschlossenheit, ihren Muth zum Vollbringen des ihnen beigemessenen Vorhabens. Die lebten Tage des Januar erst, in welhen die Debatte der Adresse stattfinden wird, werden uns volle Gewißheit über diese Punkte bringen.

Die Proben, welchen die neue Eisenbahn von Rouen na Havre unterworfen worden ist, nähern sih auf der ganzen Linie nun ihrem Ende, und bereits fängt man an, von den Kunstbauwerken der Bahn die enormen Lasten wieder wegzuräumen, welhe zur Erprobung ihrer Tragfraft auf denselben aufgehäuft gewesen waren. Ein erfreulicher Beweis der erhöhten Sorgfalt, welche man jeßt bei diesen Prüfun= gen anwendet, um, so weit es in menschlicher Krast steht, von der Solikität der ausgeführten Arbeiten Gewißheit zu erhalten, liegt darin, daß nun auch wirklich die weiteren Proben mit den Viadukten vorgenommen werden. Es werden nämlich doppelte Wagenzüge mit doppelter Last zu gleiher Zeit in entgegengeseßter Nichtung und mit einem großen Maße von Schnelligkeit über die Viadukte wegfah= ren, um zu sehen, ob dieselben eben so gut dem ershüttern- den Stoße sih bewegender Lasten gewachsen sind, als sie dem perpendifulären Drucke darauf ruhender Lasten widerstanden haben. Man glaubt jeßt allgemcin, taß die neue Bahn auch diese weiteren Proben glücklich bestehen und somit alle Bürgschaften der Dauer und Stärke darbieten werde. Bestätigen si diese Erwartungen, so hofft man, bis zum 15. Februar die Bahn für die Waarentransporte und bis Ende März auch für die regelmäßigen Personenfahrten dem Pus blifum eröffnet zu seheu.

Die Temperatur is seit mehreren Tagen hier \chon wieder au- ßerordentlih milde geworden, in der Regel zeigt das hunderttheilige

Thermometer 5 bis 6 Grade über den Nullpunkt,

Großbritanien und Irland.

London, 7, Jan. Jhre Majestät die Königin begiebt si heute mit ihrem Gemahl und einem fleinen Gefolge von Windsor nach Claremont, um dort bis wenige Tage vor der Parlamentz= Eröffnung zu bleiben. Der Hof wird dann nochmals nah Windsor zurückkehren und erst am 18ten, dem Tage vor Eröffnung der Session, nah der Stadt fommen.

Die Aussichten des Ministeriums für die bevorstehende Session sind nicht sehr günstig, und die Whigblätter selbst verbergen si die Schwäche ihrer Partei keinesweges. Nachdem es bekannt geworden, daß Lord Stanley entschlossen is, im Oberhause die Opposition mit Eifer fortzuseßen und im Unterhause auf der einen Seite die Pro- tectionisten unter Lord George Bentinck, auf der anderen Seite die Anhänger Sir R. Peel?'s unter Vorantritt entweder Lord Lincoln's oder Sir R. Peel’s selbst die Maßregelf der Regierung bekämpfen werden, so scheint es wahrscheinli, daß die Minister dadurch gehin- dert werden dürften, eine ernstliche Thätigkeit in dieser Session zu eutwickeln, Die Morning Chronicle begleitet die Bemühungen Lord Stanley's, im Oberhause eine starke Oppositions - Partei zu organisiren, mit folgender bemerkenêwerthen Aeußerung: „Es leidet feinen Zweifel, daß die Stellung des Ministeriums im Oberhause {wach ift, und daß es auh im Unterhause durch eigene Kraft nicht stark genug dasteht, um einen Einfluß auf das Oberhaus auszuüben, zumal zu Gunsten einer irländischen Maßregel.“ Aus diesen und anderen Aeußerungen der Whigblätter {eint hervorzugehen, was der Standard auch bereits als ein Gerücht mittheilt, daß die Minister nämlich entschlossen wären, das Parlament aufzulösen und die im nächsten Jahre erst fälligen allgemeinen Wahlen jegzt \{hon eintreten zu lassen. Eine andere Aeußerung der Morning Chronicle in demselben Artikel drückt diese Ansicht noch bestimmter aus, indem es heißt: „Die gegenwärtige Regierung kann ihre Stellung natürlich nicht für genügend erachten, so lange sie nit eine große und sihere Majorität im Unterhause bsißt.“ Ueber die Rüstungen im Lager der Protektioni= sten theilt die Morning Post folgendes Nähere mit : „Lord Stan- lei hat jeßt förmlich die Stellung eingenommen, welche die öffentliche Meinung ihm bereits als vorzugsweise für ihn passend zugewiesen hatte. Er hat ein Rundschreiben an die Protectionisten-Mitglieder des Oberhauses erlassen, worin er ihnen anzeigt, daß ohne Zweifel gleih im Anfange der Session Gegenstände von Wichtigkeit zur Er- örterung vor das Oberhaus gelangen würden, und daß es daher si hoffentlich mit der Bequemlichkeit der Lords vertragen werde, der Session gleich mit ihrem Beginne beizuwohnen. Bekanntlich ist dies das gewöhnliche Verfahren des anerkannten Führers einer Partei, und daß

Lord Stanley so bffentlih dasselbe eingeschlagen hat, muß Alle er- |

freuen, welhe noch an Staatsmännern Ehre, Redli feit

s{äßen, und zuglei die beste Gewährleistung visüe geb Proteciionisten entschlossen sind, ihren Grundsaßkfrieg mit Eifer und Ernst zu führen. Jn den Gesellshaftskreisen wird au noch viel von einem anderen Rundschreiben gesprochen, welches jedo von ganz vera schiedener Art ist und sehr abweichende Ansprüche auf Beachtung zu machen hat. Wie wir hören, soll dasselbe an die pseudo-konservative oder Peel-Faction gerihtet und aus der vereinigten Weisheit der zwei Ex - Secretaire des Schaßes, Young und Cardwell, \o wie des Herrn Bonham, hervorgegangen sein Wenn es das ist, was scine Abfassungsweise und die Personen, an welhe es über- {hickt ward, anzudeuten scheinen, so müssen wir es als eine Anzeige betrahten, daß Sir R. Peel als Führer der Opposition ins Feld zu treten beabsichtige. Die engsten Vertrauten Peel’s sollen jedo erklären, daß jenes Rundschreiben nicht blos ohne die Einwilli- gung, sondern sogar ohne Vorwissen Peel's in die Welt gesandt wor- den sei, und dies verwidelt die Frage. Jn der Thatsache der ver= suchten Täuschung liegt freilich kein sonderliher Grund zur Verwun- derungz es überrasht uns aber, daß die Verfasser des Rundschreibens eine solhe Täuschung versuchen konnten, während sie doch ihrer Ent- deckung im voraus gewiß waren, Wir müssen unter diesen Umstän- den ruhig abwarten, ob Zeit und weitere Aufschlüsse uns zur Lösung dieses Geheimnisses verhelfen werden.

Die westindish=mexifanishe Post ist heute mit dem Dampfschiff „Clyde“ in Southampton angekommen. Das Datum der Berichte fehlt in den heutigen Blättern, die sih auf einige kurze Notizen be- {hränken. Jm Allgemeinen lauten sie sehr günstig für Mexiko. San- tana erwartet mit 25,000 Mann in Luis de Potosi den General Taylor, welher mit 5000 Mann in Saltillo stebt. In Veracruz war das Gerücht verbreitet, Santana hätte 10,000 Mann gegen ihn abgeschickt und ihn gezwungen, auf Montercy zurüczugehenz Friedens- Vorschläge von Seiten der Amerikaner wären von den Mexikanern entschie- den zurückgewiesen werden, so lange noh ein amerikanisher Soldat auf mexikanishem Gebiet stände, und 2 Mill. Dollars, wird hinzu=- gefügt, habe der mexikanishe Präsident , General Sales, beschafft, deren Rückzahlung nah 2 Jahren die Geistlichkeit garantirt habe. Ein amerikanishes Geschwader von 6 Schiffen lag vor Tampico und erwartete neue Truppen-Verstärkung, um Alvaredo anzugreifen. Die „Clyde“’ hat 2 Mill. Dollars von Mexiko nach England gebracht, die in Tampico eingeshit wurden, Die amerikanischen Behörden haben indeß erflärt, für die Zukunft die Häfen gegen fernere Ver=- shiffungen zu verschließen.

Der S cotsman, ein in Edinburg erscheinendes Blatt, ver- sichert, Lord John Russell werde gleich zu Anfang der Session einen umfassenden Geseß-Entwurf in Betreff einer Verbesserung des Volks=- unterrihts vorlegen.

Nach der United Service Gazette is Lord Hardinge aus Ostindien abberufen worden und soll durch den Marquis von Clanri- carde ersetzt werden. G

Louis Napoleon is von dem United Service Club unauf= gefordert zum Mitgliede erwählt worden.

Die Apostasie zum Katholiziómus mehrt sich von Tag zu Tage, Wie es heißt, haben so eben drei Männer von Ansehen in Leeds den protestantischen Glauben abgeshworen. Darunter sind cin protestanti- her Geistlicher und ein reiher Fabrikant, welcher leßtere soglei 10,000 Pfd. für den Bau einer katholischen Kirche angewiesen hat.

Das Post- Dampfschi „Hibernia“, auf welchem si der neue Gouverneur von Kanada, Graf Elgin, eingeshifft hat, um sih auf seinen Posten zu begeben, is gestern mit Passagieren und mit Kon- tanten zum Belaufe von 390,000 Pfd, für Rechnung von Kaufleuten nah Amerika abgegangen, S

velqi es Brüssel, 9. Jan. Ju einer am (ten durch die Handels-

Kammer von Courtray zur Prüfung der Statuten der Ausfuhr-Ge- sellsshaft zusammenberufenen Versammlung von Fabrikanten und Han- deleleuten is nah einer sehr lebhaften Diskussion beschlossen worden, daß die Gesellschaft ihre Operationen auf die überseeischen Märkte beshränken müsse; die Versammlung hat eine Kommission ernannt, um in einer General =- Versammlung am 11ten d. einen Bericht über das Ganze der Statuten vorzulegen, (

Der Ami de l’ Ordre fragt, indem er einen Königlichen Be- {luß veröffentliht, welher jedem der Gouverneure von Ost= und Westflandern einen Kredit von 200,000 Frs, bewilligt, um die be- dürftigen Klassen zu unterstüßen, ob diese Moßregel niht auch auf die übrigen Provinzen augewendet werden müsse, wo das Elend eben- falls wüthe. Dieses Blatt is der Meinung, daß sedem Gouverneur

der sieben übrigen Provinzen ein Kredit von 100,000 Frs. zu dem nämlichen Zwecke bewilligt werden müsse.

Die hiesigen Liberalen stellen Herrn Dindal als Kandidaten für die durch Herrn Engleró? Tod erledigte Stelle im Senate auf. In Nivelles wollen die Liberalen Herrn Mosselmann an die Stelle des- verstorbenen Baron d'Hoogvorst wählen.

alem

X Genua, 4. Jan. Son seit dem Weihnachtsfeste lauten die Nachrichten über das Befinden Jhrer Königl, Hoheit der Pr in- zessin Louise von Preußen sehr befriedigend, woran man bier den lebhaftesten Antheil nimmt. Der Dr. Alerß wurde aus Rom be- reits seit dem 5ten v, M. erwartet, um den aus diesem verhängniß=- vollen Leiden rühmlich bekannten Dr. Weiß abzulöjen, welcher noth= wendigerweise in seinen eigenen Angelegenheiten eine Zeitlang nah Berlin zurückgehen sollte ; gegenwärtig wird nun der Dr. Alert, da er niht früher gekommen is, mit dem aus Berlin erwarteten Dr, Casper hier zusammentreffen.

Griechenland.

__ _Atben, 27. Dez, (D. A, Z.) Auf sf am 12 Dezember überreihte Antworts - Adresse des Senats (s, Nr. 9 der Allg. Pr. Ztg.) erwiedeite der König:

--Meine Herren Senatoren! Mit Vergnügen habe ich von Zh- nen den Ausdruck der Gesinnungen und der Ergebenheit des Senats gegen Mich und gegen unser Vaterland vernommen. Jh habe die feste Ueberzeugung, daß Jch diese Gesinnungen und diese Ergeben- heit dur die bereitwillige Unterstüßung dieses gesebgebenden Körpers bei jeder gemeinnüßlihen Maßregel Meiner Regierung in glänzender Weise sih werde bethätigen sehen. Wenn der Senat nah seiner hohen Bestimmung die gewissenhafte Beobachtung der Rechte des Thrones und des Volkes si zur Pflicht macht und diese Rechte hohachtet, so wird er auch unfehlbar Meiner Regierung die volle Anwendung der Gesetze erleichtern.“ P ; Am 22, Dezember ward das Geburtsfest der Königin auf glän- zende Weise gefeiert. Nach dem Gottesdienste wurden beide Ma- jestäten von dem zahlrei versammelten Volke auf das herzlichste be- grüßt und unter lebhaftem Vivatrufen nah dem Königlichen Palaste begleitet. Abends war die ganze Stadt glänzend erleuchtet. j Am 23. Dezember verließ der Prinz Luitpold von Bayern die Kontumaz im Piräeus und begab sih, vom Könige begleitet, nah dem Palaste. Die meisten Senatoren und Abgeordneten hatten dem

Prinzen in der Kontumaz ihren Besuch abgestattet, Wie es heißt,