1847 / 115 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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gen Untersuch ungs-Gefängnisse mit Kranken dieser Art gefüllt sein, jo daß der größte Theil der Beamten beim hiesigen Jnquisitoriate gleichfalls davon befallen worden is und verschiedene Jndividuen be- reits daran gestorben sind. Aus diesem Grunde sollen, wie man vernimmt, die wegen geringer Vergehen Jnhaftirten vorläufig ent- lassen und die übrigen in andere Lokale untergebracht sein.“

Provinz Pommern. Stettin, 24. April. (B. & Auch in unserer Stadt sind heute Morgen Unordnungen und B waltthätigkeiten gegen Produkten-Verkäuser, M Folge jener nur all- zuverbreiteten Verblendung des Volkes, welche die F ns einzelnen Personen zuschreibt, während ihr do Fell g iche M sachen zu Grunde liegen, vorgefallen. Zur Herstellung der Ruhe sind bedeutende Militairkräfte entfaltet worden, und während E dies schreiben (Mittags 12 Uhr) wird Generalmarsch geschlagen. Es ist zu hoffen, daß damit dieser Tumult, der epidemish jeßt ver Nord= Deutschland zu gehen scheint, sein Ende finden und die Produkten= Verkäufer, denen der Schub der Behörde und aller Gebildeten zur Seite steht, künftig mit Jusulten verschont bleiben werden, und da= ber mit Sicherheit zur Stadt kommen fönnen. E Nachschrift, Zu den angeführten Vorsichtêmaßregeln is jeßt noch ein Verbot seitens des Magistrats, gegen alles Zusammenrot= tiren und Gruppenbilden auf der Straße, so wie die Einberufung einer Shußwache aus der Mitte der Bürger, die {on im Jahre 1821 mit gutem Erfolge zur Anwendung kam, hinzugetreten. Eben so sollen die Bürger und Gewerbetreibenden auf ihre Untergebenen Acht haben, um sie möglich von aller Theilnahme an den Unruhen

zurüdckzuhalten.

Provinz Scblesien. Breslau, 24. April. Das Amts= blatt der Königlichen Regierung zu Breslau enthält über die Ziehung von Pflanz=Kartoffeln Folgendes:

Das Königliche Landes-Oekonomie-Kollegium hat empfohlen, Pflanz- Kartoffeln zu ziehen und damit ähnlicher Weise, wie mit Rübenkörnern und deren Verpflanzung, zu verfahren, um Saamen-Kartoffeln zu ersparen, in- dem aus einer halben Kartoffel mehrere Pflanzen zu ziehen und dann immer noch die Saat-Kartoffel selbst, nachdem selbige im Freien getrocknet, noch für das Vieh genießbar bleibe.

Auf diese Weise wird ein Scheffel gespaltener Kartoffeln so weit rei- chen, als sonst aht Scheffel Saz-Kartoffeln. Obwohl dies Verfahren eine Mehrarbeit erfordert, so scheint selbiges doch wenigstens im Kleinen sehr empfezluugöwerth,

Die Behandlung is folgende :

Man grabe ein Beet von 12 Fuß Länge und 6 Fuß Breite in zwei- jährigem Düngungszustande tief und sorgsam und ziehe 6 Zoll von ein- ander entfernte Reihen mittelst einer Schnur oder auch: einer geraden Boh- nenstange, sodann nehme man eine Hake, ziehe kleine Rinnen von 4 Zoll Tiefe, \hneide gesunde Kartoffeln mitten durch und {ege solche, jede 4 oll von der anderen, 3 bis 4 Zoll tief, dergestalt, daß die geschnittenen Kar=- toffeln auf der platten Schnittseite liegen, hierguf werden -die Rinnen wie- der zugestoßen und gleich gerecht,

Gewöhnlich in 6 Wochen haben hierauf die Kartoffeln reichliche Büsche von Pflanzen getrieben. Man hebe nun die längsten und stärksten vorsich- tig mittelst einer Hacke, ergreife dann den ganzen Busch, ihn mit der lin- ken Hand umsyaunend, ziehe ihn behutsam heraus und*drüce nun mit dem Daumen und den Fingerspißen der rechten die Kartoffeln selbst von den Pflanzen ab, jedoch so sorgsam, daß die Pflanzen nicht geknickt werden. Hierauf. wird die Kartoffel selbs| herausgenommen und getrocknet.

Die Pflanzen nun werden in einem Korbe oder in der Schürze gesam- melt und bald wieder gepflanzt, damit sie möglichst kurze Zeit von der Erde entfernt bleiben ; diese pflanze man -nun auf ein tief gegrabenes Land, hüte sich aber, in ein Pflanzloch mehr als eine zu seßen, ganz ín derselben Art, wie man Weißkraut zu pflanzen pflegt.

Die Pflanzen haben lange Wurzeln von feinen Haaren, weshalb die Pflanzung sorgjam und recht tief stattfinden muß, damit die feinen langen Haarturzeln nicht beschädigt werden. Es is gut, wenn auch ein Theil des grünen Krautes in die Erde gelangt, da auch dieses Wurzeln macht.

Man pflanze also die Pflanzen in 9 Zoll Entfernung und drücke die Löcher mit dem Pflanzholze ein oder zu.

Die Reihen kommen so weit aus einander, daß man bequem dazwischen haden und häufeln kann, und es is angemessen, wenn man gleich nach der f anzung diese so behäufelt, daß nur oben die Spißen über der Erde frei

eiben,

Jm fandigen oder schlechten Boden muß man viel weitläuftiger, bis 15 Zoll, von einander pflanzen.

J es möglich, die Pflanzen anzugießen, so wird man dié Mühe dop- pelt belohnt bekommen. Hat man Mistwasser, #0 kann dieses mit besonde- rem Erfolg hierzu benußt werdeit.

Sind nun in der Pflanzschule die zurückgebliebenen kleinen Pflanzen nachgewachsen, so verpflanze man diese in gleicher Weise.

Es ist glaubhaft versichert worden, daß auf diese Weise von 4 Mezen Say-Kartoffeln an 20 Scheffel Ertrag gewonnen werden,

Wir empsfchlen besonders den Schullehrern diese Versuche und werden es gern sehen, hierüber umständliche Berichte zu empfangen.

Breslau, den 13, April 1847.

Deutsche Bundesstaaten.

XckX Frankfurt a. M., 22. April. Mit dem lebhaftesten Interesse verfolgt man hier die Landtags - Verhandlungen in Ber= lin und gewahrt mit besonderer Befriedigung, daß dieser erste Ver= einigte Landtag Preußens mit Würde und Ernst, sih von dér Ver= tretung unfruchtbarer Theorieen der Zeit fern haltend, das von des Königs Majestät vorgesteckte Ziel zu erreichen suht. Daß damit aber der radikalen Gesinnung nicht gedient i}, begreift sich leicht.

Der ín den leßteren Tagen der verflossenen Woche und am Sonn= tag gefallene Schnee hatte in den leßteren Tagen eine Unregelmäßig= feit des Postenlaufes erzeugt, und namientlich kamen die bayerischen Posten nicht allein sehr verspätet an, sondern bliebenitheilweise ganz aus. Jebt ist die Regelmäßigkeit wiederhergestellt, allein der eingetretene Regen droht großen Wasserstand herbeizuführen, wie denn auch der Main schon stark angeshwollen i, Der Vegetation is diese Witte= rung mindestens nicht \{hädlich, und bis jeßt steht uns eine reiche Obst - Aerndte in Aussicht, und auch die Wintersaat läßt nichts zu wünschen übrig. Es wird freilich auch vor neuem Mißwachse bange ge= macht, und die noch anhaltende Theurung bestärkt darin. Es steht indessen zu erwarten, daß die zum Theil künstlih hinaufgetrie= benen Preise der Früchte der Malter Weizen kostet 25 Fl. sih niht lange mehr halten werden. Daß bei den obwaltenden Um- ständen Mangel bei den Armen unvermeidlih, is niht zu leugnen, doch geschieht viel, ihre Lage erträglih zu machen.

Uebermorgen trifft auf mehreren Dampfböten das von Aschaffen= burg nah Landau verlegte Mas bayerische Jufanterie-Regiment híer ein und geht auf der Main=Neckar - Eisenbahn weiterz die Equipage des Regiments sollte zu Wasser nah Germersheim ge=- bracht werdenz das Fahrzeug, welches sie geladen, versank aber gestern 79 000 g anes e n ELUERLERE dié Equípage war mit

/ « versichert, doch wurde vi i Mens enlcben a telle. d) viel davon geborgen und kein

Las BVör\engeschäft zeigt zwar keine große Lebhaftigkeit, es war indessen die vate, die Fonds in den f reù E els belebt und das baare Geld recht flüssig, a daß der Diskonto immer uno zu 34 pCt. zu haben ist, Díe Messe geht übermorgen ganz Bleek hi L bob n i ges dnigl Et in da Woche das

i nz still, Jm emei äßt dies frühlings-Messe wenig Gutes AAPRA. P R E

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Rußland und Polen.

Warschau, 21. April. An den Statthalter des Königreichs Polen ist ein Kaiserlicher Ukas ergangen, mittelst dessen die Einfüh- rung eines neuen Strafgeseßbuches für das Königreich anbefohlen wird, welches, nah angeordneter Durchsicht des bisher gültigen, aus dem Jahre 1818 herrührenden, als eine Verbesserung dieses früheren Geseßbuches, entworfen worden is. Es hat dabei der Zweck obge- waltet, die Strafgeseße im Königreich Polen in ihren Hanptgrund= säßen möglichst mit denen des Kaiserreichs in Uebereinstimmung zu bringen, den Einwohnern des Königreichs vollklommene Ruhe und Sicherheit zu gewährleisten , ihnen dabei aber ihre eigenthümlichen Rechte zu sichern und die in diesem Lande bestehenden örtlichen Ge- seße und Vorschriften zu erhalten.

Der Großfürst Michael ist gestern früh von hier nah Radam abgereist, wo derselbe mit seiner von Wien zurückerwarteten Gemagh- lin, der Großfürstin Helene, zusammenzutreffen gedenkt.

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E Paris, 21. April. Der Moniteur enthält eine Königliche Verordnung vom 18. April, wodurch das Quarantainewesen für die aus der Levante kommenden Schiffe modifizirt wird. Alle Schiffe, welche aus Ländern herkommen, die der Pest verdächtig sind, sollen hin- fort nur danach unterschieden werden, ob sie vollkommene oder zwei= felhafte Gesundheits=- Atteste haben. Als zweifelhaft soll das Attest betrachtet werden, wenn in dem Lande, wo dasselbe ausgestellt wor= den, oder in anderen mit demselben in freiem Verkehr stehenden Län= dern eine pestartige Epidemie oder für die Gesundheit besorgnißerre gende Umstände herrschen. Das Gesundheits-Attest muß am Tage der Abfahrt oder am Tage vorher visirt worden sein. Die mit voll- fommenen Gesundheits = Attesten versehenen, aus den Häfen der europäischen und afiatischen Türkei und Aegyptens kommenden und einen Sanitäts=Arzt und vom Minister des Ackerbaues und des Handels bevollmächtigten Sanitäts-Wächter an Bord habenden Schiffe sollen, wenn zehn volle Tage seit der Abfahrt von dem Herkunsts= orte verflossen sind, die von der Regentschaft Tunis unter gleichen Umständen herkommenden, aber sofort nah Verifizirung ihrer Papiere zu freier Praktifkg zugelassen werden. Waaren von folchen Schiffen fönnen; welcher Art und welches Ursprungs sie auch sein mögen, |o= gleih nah Eintritt der freien Praktika ausgeladen werden. Bei zwei- felhaften Gesundheits = Attesten aber -sollen die für ansteckungsfähig geltenden Waaren nach ihrer Landung im Lazareth noch ciner drei- tägigen Quarantaine unterworfen sein.

Prinz Osfar von Schweden is hon am 16ten d. Nachmittzgs

zu Toulon gelandet, da die Gesundheits-Behörden daselbst am Tage

vorher den Befehl erhalten hatten, die beiden von demselben kom- mandirten schwedischen Schiffe ohne Weiteres zur freien Praktika zu-= zulassen. Der Prinz erschien Abends im Theater und wurde mit freudigem Zuruf begrüßt. Prinz Joinville soll den Befehl erhalten haben, mit den drei von ihm befehligten Schiffen sogleich nach Toulon zurückzukehren.

Herr Martinez de la Rosa, der auf dem Posten eines Botschaf- ters der Königin Jsabella in Paris den General Narvaez zum Nach folger erhalten, i, wie man vernimmt, zum außerordentlichen Bot= schafter in Rom ernannt worden.

Der Courrier francais behauptet, Ben Salem hätte erklärt, er unterwerfe sich nur, weil die Christen jeßt die stärksten seien; wende sih aber das Blatt, dann betrachte er sich wieder als aller Verpflich= tungen ledig. ;

Von Tanger schreibt man, daß zwei Engländer, die man für englische Emissaire gehalten, von dort nah dem Riff abgehen wollten, um Abd el Kader Waffen und Geld zu bieten; dem französischen Ge- shäftsträger sei es aber gelungen, die Abreise dur die marokfani= hen Behörden zu verhindern.

Es wird behauptet, das griechische Kabinet werde durch einen Vorschuß, mit dem ihm Frankreich zu Hülfe kommen werde, in den Stand gesebt werden, England zu befriedigen, welches auf sofortige Rückerstattung der von ihm für die griechische Staatsschuld gemach- ten Auslagen dringt. E

Die mit Prüfung des Glais = Bizoinschen Vorschlages bezüglich der Post- Reform beauftragte Kommission hat den Grundsaß geneh= migt, daß fortan jeder Brief, der unter 75 Grammen wiegk, im Jn=- lande ein gleihförmiges Porto von 20 Cent. bezahlen soll. Schwe= rere Briefe sollen verhältnißmäßig mehr zahlen, und zwar ein Brief von 74 bis 10 Grammen 30, ein Brief von 10 bis 20 Grammen 40 Cent. Alsdann würde das Porto von 10 zu 10 Grammen um je 20 Cent. steigen. Für Briefe der Stadtposten sollen zu Paris 15, in anderen Städten 10 Cent. bezahlt werden. S

Die Leihhaus = Verwaltung hatte im Anfange des Winters be- fannt gemacht, daß vom 1. Dezember an solche Gegenstände wirklichen Bedarfs, welche fix 5 bis 10 Fr. versebt seien, gebührenfrei einge- löst werdeu könnten. Bis zum 31. März sind nun 105,883 Versab= scheine dieser Kategorie, welche ein Kapital von 551,234 Fr. vertra- ten, eingelöst worden, und“ die Verwaltung hat dabei auf 31,444 Fr. verzichtet.

Gestern haben wieder tumultuarische Auftritte im College de France stättgefunden. Damas=-Jlinard ist der Stellvertreter des Herrn Edgar Quinet, der ihn selbst dazu bezeichnet hatte. Beim Erscheinen dieses Stellvertreters brach ein gewaltiges Geschrei aus; die Einen nahmen ihn beifällig auf, die Anderen, und dies war die Minderzahl, gaben ihr Mißfallen- auf eine sehr störende Weise kund und verhinder= ten den Professor, zu Worte zu kommen. Lebterer sah sich genö= thigt, \hriftlih seine Erklärung abzugeben. „Jhr wollt keinen Stell= vertreter ; nun gut, \o wisset, daß Quinet einen willz denn derselbe ist persönlich zu mir gekommen und hat míh gebeten, ihn zu er- seßen.“ Ungeachtet dieser Erklärung hörte der Tumult nicht auf z das Einschreiten des Direktors blieb sogar ohne Erfolg. Das Ge- shrei dauerte fort, und man ging so weit, daß man nah dem Pro= sessor warf und ihn am Kopfe traf. Lebterer sah sich genöthigt, den e zu verlassen, nachdem er gegen diese Mißbräuche protestirt

atte. , Es heißt, es sei die Konzession für ein neues Theater in Paris ertheilt worden, welches den Namen „Ausländisches Theater führen werdez es würden in demselben ausschließlich dramatische Werke ver= schiedener fremder Sprachen zur Aufführung kominen, und zwar Un sechs Monaten, welche das Theaterjahr t würden, 15 deutsche, 15 spanische, 15 englische und 15 italienishe. Ñ ;

o Sea A Débats äußert n seiner wöchentlichen Börsen - Uebersicht, daß der Geldmangel nicht mehr \o empfindlich verspürt werde, und daß man, wenn auch in England das Geld wie= der etwas häufiger werde, die seitherige europäische Finanz - Krisis wohl als beendigt betrachten dürfe. Allerdings O ¡evo Zukunst vom Ergebnisse der nächsten Aerndte ab; noh beweise jedo nichts, daß sie die gehegten Hoffnungen täuschen werde, und die Regierung, welche die Bedürfnisse der Gegenwart genau ins Auge fasse, werde alle zur Befriedigung der Bedürfnisse des Landes nöthigen Maßregeln ergreífen, Das ministerielle Blatt dringt sodann abermals darauf, daß man e den Kammern Geseh - Entwürfe vorlegen müsse, welche een seien, die den Eisenbahn - Gesellschaften auferlegten

lästigèn Be

ingungen zu ermäßigen und dadurch die umfassende Fort=

seßung der Bahn-Arbeiten zu bewirken, von denen der Unterhalt so vieler Tausend Arbeiter abhänge. a 16 / Der Herzog von Devonshire ist von Spanien hier angekommen,

ckz Paris, 21. April. Die Deputirten-Kammer sebte heute die gestern abgebrohene Verhandlung über den Autrag des Herrn von Remusat, die Jnkompatibilitäten betressend, fort. S

Herr Paillet spricht zu Gunsten der Erwägung des Antrags. Der Redner läßt seinem Wite freien Lauf und erregt mehrmals die ganze Hei terkeit der Kammer, indem er die vom Minister des Junern vorgebrachten Argumente besonders zu bekämpfen sucht, Am Ende der leßten Legislatur habe man von Seiten des Ministeriums gesagt, es sei zu spat, um etne solche Reform zu unternehmenz jeyt sage man 1m Gegentheil, cs sei zu früh. Es sei also sehr zu fürchten unter diesen Umständen, daß der rechte Angenblick zur Vornahme der Reform nie fomme. Es frage sich, ob dieser Einwurf der Zeitgemäßheit nicht eine Art Kriegsmaschine se), Kaum wage er übrigens, dieses Wort zu wiederholen, das auch gegen den Antrag gerichtet sei, Die Frage sci ernst und wichtig, es handle sich um die Aufrechthaltung der Znstitu- tionen des Landes, um die Wahrheit der Repräsentativ-Regierung, Unglück- licherweise schienen sih die Gegner des Antrages gesagt zu haben: So wie wir jeßt sind, sind wir stark, rihten wir uns so ein, daß wir so bleiben, Aber das sei nicht hinreichend, es sei noth- wendig, daß dem öffentlichen Geiste eine große Befriedigung gegeben werde, Ein Theil dieser Kammer, welcher eine wichtige Abtheilung der Ma- jorität ausmache, habe dies begriffen, er wünsche demselben Glück dazu, Aber diese richtige Erkenntniß der Lage lege diesem Bruchtheile der Majo- rität große Pflichten auf. Derselbe müsse nun auch. den Véuth haben, sie zu erfüllen, Dazu bedürfe derselbe feste Entschlossenheit, Er werde mit diesem Theile der Konservativen für die Erwägung des Antrags stimmen. Die Geseye, bei denen es sih um Ehre oder Geld handle, diese Gesetze, wenn sie von einem untadelhaften Parlamente ausgtngen, würden ohne Murren angenommen und mit Resignation vollzogen, weil das Land Ver- trauen habe in die Unabhängigkeit sciner Mandatare, weil es die Ueberzeit= gung habe, daß jedes Gesetz, bevor es votirt werde, der Gegenstand einer erschöpfenden Berathung und ganz von Vorurtheilen oder persönlich vorge- faßten Meinungen freien Prüfung gewesen, Die Deputirten follten die ( s wie sie jet

Hand aufs Herz legen und sagen, ob die Regierung, t bestehe, eine solche sei, wie die, welche er eben geschildert habe, Herr von Carnac hat das Wort gegen die Erwägung, Del

Redner, welcher eben die Tribüne verließ, habe die Deputirten aufge=- fordert, die Hand aufs Herz zu legen und 1hres Gewissens Stimme zu hören. Er habe das gethan und erkläre, sein Gewissen habe ihm nichts dergleichen gesagt, wie Herr Paillet es anxathe. Er habe den Antrag des Herrn von Rémusat noch einmal durchgelesen und darin nur ein Gejey des Ostracismus gegen eine große Zahl seiner Kollegen gesunden. Er habe darin den Antrag gesehen, ehrenwerthe Magistrate, die von Allen geliebt und geachtet seien, ihrer politischen Rechte zu berauben, Einer solchen Maßregel könne er sih nicht beigesellen. Die Beamten seien nüßlich in der Kammer. Sie leisteten namentlich in den Büreaus große Li1enste durch ihre Erfahrung. Er könne daher nicht für ihre Ausweisung stimmen. Vas Vertrauen, womit die Regierung sie bekleidet habe, sei für ihn im Gegen tbeil cin Grund mehr, auch seinerseits ihnen Vertrauen zu schenken. Ér votire gegen die Erwägung, Herr Billault spricht sür den Antrag und ist beim Postschluß noh auf der Tribüne. A E Die Kommission zur Prüfung des Geseß-Entwurss Uver den üs fentlichen Unterricht ist nun ernannt und besteht aus sieben Mitglie= dern, welche im Piinzip zu Gunsten desselben gesinnt ind, wenn he auch gegen einzelne Bestimmungen Manches einzuwenden haben, - und gus zwei Mitgliedern (Odilon Barrot und Thiers), welche st0- wohl das Prinzip als die einzelnen Bestimmungnn bekämpfen. Es wird \chon eine beträchtliche Zeit in Anspruch nehmen, b1s die Kom mission mit ihren vorläufigen Berathungen zu Ende gekommen sein wird und also zur Ernennung ihres Berichterstatters wird schreitet fönnen. Mit nicht geringer Spannung sieht man dieser allgemei » » Vor drei Jahre L O Der Cbe De entgegen. Vor drei Jahren war bekann fe Be richterstatter über das damals von dem Minister Dle E e Geseh gleiches Betreffs, und wie er sich damals [eme i V did ledigte, is noch im frischen Andenken, Herr I hiers hat sich dieôma alle Mühe gegeben, wieder in die Kommission gewählt zu werden. Wenn es ihm gelungen is, damit durchzudringen, }0 11k dagegen wemg oder gar feine Aussicht für thn vorhanden, aucl) diesmal wieder Bericht= erstatter zu werden, wie er die Hoffnung genährt hatte. Wahrschein= lid) wird Herr von Haussonville oder Herr von Liadieres dazu ernannt werden. Es is} nicht zu verkennen, daß die Ultra's unter den Ver= theidigern der Universität durch diesen Ausgang der Wahlen der Mit- glieder für die Kommission cine Niederlage erlitten haben, die fie sich auch durchaus uicht verhehlen. Sehr beachtenswerth if zugleich, daß auch zwi= chen den beiden Mitgliedern der Minorität nichts weniger als Einklang in den Ansichten von der Sache herrscht. Schon 1844 war die zwischen Odilon Barrot und Thiers herrschende Meinungs=Verschiedenheit in dieser Frage zu Tage getreten. Jn der vor wenigen Tagen stattge- fundenen vorläufigen Besprechung in den Büreaus trat sie noch eut schiedener hervor, Odilon Barrot gehört zwar im Allgemeineu auch zu den Vertheidigern der Universität, aber er ist bei weitem nicht in so unbedingter Weise als Thiers. Dieser will den Auforderungen der Gegner der Universität und des jeßt bestehenden Unterrichts Systems so gut als gar keine Zugeständnisse machen, erblickt in Aufrechthaltung des gegenwärtigen Standes der Dinge in allen nur irgend bedeu tenden Beziehungen das Ideal, dem er seine Huldigung darbringt. Was quf den Unterricht Bezug hat, soll der unbedingten Herrschaft und Oberaufsicht der Universität untergeordnet bleiben, feine Schule wo und wie mmer bestehen oder begründet werden dür- fen, die niht von ihr abhängig wäre, Do weit geht Odilon Barrot nicht, und der Hauptpunkt der Spaltung zwischen ihm und Thiers ist, daß er den Gemeinden die Befugniß zu Gründung von höheren Unterrichts-Anstalten außerhalb des Bereichs der Universität zugestehen will, Die Aussichten stehen also für den Geseßz-Entwurf des Ministers so ziemlich günstig. Aber bei der Wichtigkeit der Frage, dem großen Umfang derselben und den vielfachen Schwierigkeiten, auf welche ihre Lösung stößt, wird der Bericht der Kommission wohl erst in einigen Monaten, gegen den Schluß der Session hin, vorgelegt werden kön- nen, wenn er überhaupt noch in dieser Session zu Stande kommt.

Großbritanien und Irland.

London, 20. April, Es wird wiederum das Gerücht von dem bevorstehenden Austritt des Herrn Labouchere aus dem Ministe= rium erneuert und Herr More O'Ferral, Katholik und Admiralitäts= Secretair im Ministerium Melbourne, als der künftige Secretair für Jrland bezeichnet,

Die gestrigen Parlaments =- Verhandlungen betrafen in beiden Häusern den Volks-Unterrichts-Plan der Regierung, demgemäß be- fanntlih dem Geheimenraths-Comité für das Unterrihts-Wesen eine Summe von 100,000 Pfund Sterling zur Verfügung gestellt werden soll, damit die Zahl der Schul-Jnspektoren vermehrt, fühige Schüler, welche sich zu Schul-Lehrern qualifiziren, unterstüßt (zum Ersa der fehlenden Schullehrer - Seminare) und alte Lehrer penfionirt werden fönnen. Im Oberhausé fand darüber nur eine kurze Unterhaltung statt, in deren Verlauf der Marquis von Lansdowne auf eine Anfrage Lord Brougham's erklärte, daß die Regierung noch in keiner Weise si irgendwie verpflichtet an diesen Geldbewilligungen auszuschließen; ‘die Einzelheiten des Planes sollen demnächst vorgelegt werden. Im Unter hause war die Erörterung von Bedeutung , da hier die Berathung des Planes im General-Comité des Hauses an der Tagesordnung stand. Nach einem gewaltigen Petitions-Sturme gegen den Regierungsplan und

abe, die römischen Katholischen von dem Antheil

mehreren Anfragen seßte Lord John Russell die ministerielle Maßregel aus einander und machte mit Nachdruck die Nothwendigkeit der Reform des Unterrichtswesens geltend. Herr Duncombe, als

Vertreter der radikalen Partei, griff die Centralisations-Jdeen, welche dem Plan zum Grunde liegen, an und suchte nahzuweisen, daß der ministerielle Plan seinen Zweck verfehlen und nur dazu dienen werde, die hon jetzt so lebhaft herrschende Zwietracht zwischen den Anhängern der herrschenden Kirche und den Dissenters noch mehr zu nähren und die Gewissensfreiheit zu vernihten. Formell aber nahm er seinen Haupt- Einwand aus der angeblich verfassungswidrigen Vermehrung des mi- nisteriellen Einflusses, den die Durchführung des Reformplanes zu Wege bringen werde, und beantragte als Amendement zu Lord John Russell’s Motion (Konstituirung des Hauses zum General - Comité), daß ein Spezial -= Comité ernannt werde, um eine Untersuhung über die Zahl und Kosten der neuen Beamtungen, welche das Ministerium einführen wolle, anzustellen. Das Amendement wurde von Lord Duncan unterstüßt, von Sir R. Jnglis, dem hochkirhlichen Mit- gliede, und Herrn Macauley9 bekämpft und darauf, nachdem noch Herr Roebuck in seiner gewohnten bitteren Weise den ministeriellen Plan angegriffen hatte, die Debatte auf heute vertagt.

___ Nach den neuesten Berichten aus Jrland sind Krankheiten und Hungersnoth noch immer im Wachsenz gleichen Schritt hält der Strom der Auswanderung.

Die Königin hat dem Premier-Minister die von dem verstorbe- uen Grafen von Erroll bewohnt gewesene Königliche Villa im Rich= mond Park auf Lebenszeit zur Verfügung gestellt.

__ Die Regierung hat dem Capitain Camp von dem spanischen Schiffe „Emilio“/, der die Pafsagiere und Mannschaft des „Tweed“ von den Alakranes weggebracht hat, eine Ehren- Medaille und eine Gratification von 500 Pfd. St. bestimmt. Auch Lloyds und die Royal Mail Steam Packet Company haben dem \panishen Capi- tain und der Mannschast Gratificationen votirt, :

Der schottländische Lord-Lieutenant, der, wie die Blätter kürzlich erwähnten, Schulden wegen seine Heimath verlassen hat, is der Lord=- Lieutenant von Kincardine hire, Viscount Arbouthnot.

__ Nach amtlichen Berichten haben im vorigen Jahre auf 40 engli- schen Eisenbahnlinien 144 Unfälle (wobei Personen getödtet und 154 verwundet wurden) stattgefunden. Darunter waren 16 Kollisio= nen von Bahnzügen und 40 Fälle, in denen die Schuld des Unglücks den verleßten Jndividuen allein zuzuschreiben is. :

_ Nach Berichten vom Cap vom 12. Februar ist das Kriegs- Vamps\chi} „Thunderbolt““ bei der Einfahrt in die Algoa- Bai total verunglückt; die Mannschaft ist gerettet. .

__ In Southampton is heute Morgen das Post - Dampfschiff ¡Thames““, welhes St. Thomas am 1\ten d. M. verlassen hat, an=- gekommen, Es bringt keine Nachrichten von politischer Bedeutung.

= (B. H.) Die Debatte über den Plan zur Reform des Unterricht8wesens wurde heute im Unterhause fortgeseßt und von neuem vertagt. Die Diskussion wurde sehr matt geführt, und es zeigte sich jo große Theilnahmlosigkeit, daß eine Zeit lang kaum 40 Mitglieder 1m Hause anwesend waren, Die Hauptredner für den ministeriellen Plan waren die Lords Sand on, Morpeth und der Minister des 5Znnern, Sir G. Grey9z unter den Gegnern waren unter Anderen Sir Charles Napier und Herr Brigh t. Die Sißung des Oberhauses am 2Wsten war kurz und unbedeutend.

X London, 20. April. Die jeßt im Parlament diskutirten Fragen, so wie die ganze Haltung der politischen Welt in unserem Lande, tragen unverkennbare Zeichen der herannahenden allgemeinen Wahlen, aber, seltsam genug, der Einfluß dieser Annäherung an die Quelle der Volksgewalt is der Sache der Freiheit und der Vervoll= kommnung nicht günstig. Es is keine Frage, daß das gegenwärtige Parlament sich in mehreren wichtigen Perioden seiner langen Lauf- bahn weit aufgeklärter, toleranter und gerechter gezeigt hat, als der Wahlkörper selbs. Auf der liberalen Seite giebt es kaum ein. Mit= glied, das nicht von seinen Wählern für die Unterstützung von Maß- regeln, die diese aus Unwissenheit oder Bigotterie niht verstehen founten, mit Vorwürfen überhäuft worden wäre, Dié allgemeine Wahl is aber der Augenblick, in welchem diese Niederlagen des Vor= urtheils oder des Fanatismus gerächt werden sollen, und die Wäh= lerschaften machen gewaltige Anstrengungen, um ihre Vertreter auf das Niveau ihres eigenen Standpunktes herabzuziehen. Dieser Art gesteigerten Volks-Einflusses wird das Nachlassen des Unterhauses in Haltung und Geist seit der Reformbill selbst von den Vertheidigern dieser Maßregel zugeschrieben, und die bevorstehenden Wahlen werden das Uebel nicht vermindert sehen. Man "muß fürchten, daß nicht sechs neue Männer von Talent werden gewählt werden, während auf der anderen Seite das Unterhaus von Eisenbahu-Spekulanten und Eisenbahn-Unternehmern überschwemmt werden dürfte, welche in den leßten Jahren ihr Glück gemacht und in den kleineren Städten hin= längliche Lokal - Jnteressen begründet haben, um sich ins Parlament bringen zu lassen. Solche Geseßgeber werden die Würde von Volks- Repräsentanten oder den Rang englischer Staatsmänner wenig erhü= hen können. E

Unter den Fragen, welche mit Leidenschaft erörtert worden sind, theils aus angeborener religiöser Bigotterie, theils zu Wahlzwecken, nimmt, wie ih schon gezeigt habe, die versprochene Geldbewilligung für den Elementar-Unterricht eine sehr hervorragende Stelle ein. Die Debatte begann gestern Abend mit einer mächtigen Rede Lord John Russell's und einer Darlegung glänzender Beredtsamkeit von Seiten des Herrn Macaulay. Sie wird wahrscheinlich noch einige Tage dauern.

Die Feinde der Maßregel unter den Dissenters sind auf ein seltsames Mittel verfallen, um die Verlegenheit der Regierung in dieser Frage zu vergrößeren, Es stellt sich nämlich heraus, daß bis=- jeßt den römisch=katholishen Schulen in England kein Antheil an diesen Geldbewilligungen gewährt worden ist, und die römischen Ka tholiken glaubten selbst davon ausgeschlossen zu sein, weil das tägliche Lesen der heiligen Schrift als unumstößliche Bedingung aufgestellt war und der Ausdruck „heilige Schrift“ natürlich die englische autorisirte Ueber- seßung bedeutete, welche von allen Protestanten in England aus- {chließlih gebraucht wird. Die Regierung i} deshalb bemüht, das Arraugement mit den römish-katholischen Schulen nachfolgen zu lassen, denn bevor irgend Geldbewilligungen gemaht oder von den Katho- lifen angenommen werden fönnen, müssen die Bedingungen zu solchen Bewilligungen mit der römischen Kirche festgestellt sein. Auf diesen E richten nun die Disseuters ihren Angriff gegen die Regierung. Sid ‘Dobn Rufe S CNander einer liberalen Erziehung, machen Ls ah, bare Au R I daß er die Katholiken ausgeschlossen LA ¡ots Selten ast ug vorenthalte, welche er allen anderen Rikehdenlen Brdlistéa, E aber der bei weitem größere Theil der die Zeit beranndt t ba T esleyaner u. st. w. sehen mit Schrecken

Del annaden, da die römisch-fatholishen Schulen in England unterstüßt werden sollen (obscch t O : as 4 )Hon dieselben in Jrland vom’ Staate in großem Maße schon Unterstütun j ‘+ Nr ¡Bung erhalten) und betrachten mit Arg-= wohn das Streben der Regierung, die römi Katholi v hen Fuß mit den protestanti , ömischen Katholiken auf glei= A protestantischen Sekten zu stellen. n Sen enl genommen, is es eine traurige Betrachtung, baß die religiöse Bigotterie und Jutoleranz des englischen Volkes mit der Zeit, anstatt sich zu vermindern, immer stärker wird, Viele Dinge

957 sind jeßt durchaus unausführbar, welche vor einem halben Jahrhun=

dert leiht und vor zwanzig Jahren noch möglich waren, wie z. B. die Besoldung der irländischen katholischen Geistlichkeit. Und es ist fein Zweifel, daß, jemehr die Mittelklassen dieses Landes sih in Besiß der politischen Gewalt seßen, dieselbe immer mehr in den engen Kreis ihrer Vorurtheile eingezwängt und auf ihren eigenen niederen Stand= punkt herabgedrüdckt wird.

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Brüssel, 22. April. Bei der Diskussion des Budgets der öffentlichen Arbeiten wurde der Befehl des Ministers von Bavay, wonach der Staat Eigenthümer aller Erfindungen der Beamten seiner Verwaltung sei, stark angegriffen, indem man diese Maßregel für eben so ungerecht als willkürlich erklärte, wogegen Herr von Bavay geltend machte, daß die Regierung sich vorbehalte, nüßliche Erfin dungen anderweitig zu belohnen. Die Opposition meinte, dies dürfte nur ein neucs Mittel sein, ergebene Persönlichkeiten vorzuziehen, wäh= rend das wahre Verdienst unbelohnt bliebe.

Von den erst ganz kürzlich wieder fortgeschafften 300 flandrischen Armen is} bereits eine große Zahl zurückgekehrt.

Jn Antwerpen trafen vorgestern und am Tage vorher 1200 deutshe Auswanderer einz eine große Zahl ist zwar schon abgesegelt, ein anderer Theil steht im Begriff auszulaufen; gleihwohl sind alle Räume überfüllt, und die Ankommenden werden gefüllte Börsen ha ben müssen, besonders wenn sie längere Zeit auf ihre eigenen Kosten in dieser Hafenstadt zu leben genöthigt sein sollten, Fast Alles, was diese Leute brauchen, müssen sie durhschnittlich um 40 bis 60 pCt, theurer bezahlen, als Andere.

Nach einem Briefe des Dr. Fleussu aus Santo Thomas wäre das dortige Klima jeßt dort so gesund, als es unter den Tropen nur sein könne. Nach ihm wären die Krankheiten von 1844 nur eine vorübergehende Epidemie gewesen. Seit der Ankunft des neuen Direftors Aguet, der an Herrn Bülow's Stelle getreten, habe Alles eine bessere Wendung genommen. Würden die Wege für den. Waa rentranspork einmal hergestellt sein, so habe Santo Thomas die glän zendsten Handels-Aussichten.

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Nom, 13. April. (A. Z.) Gestern versammelte Se. Heilig- feit die Kardinäle auf dem Quirinal und hielt ein geheimes Konsisto- rium. Nachdem er an dem im Konsistorium vom 21, Dezember v, J. freirten Kardinal Marini die Ceremonie des Mundschließens vollzogen, bestätigte er folgende von der österreichischen, französischen, sardini- chen, florentinishen und neapolitanischen Regierung, wie für den Kirchenstaat und Malta zu Erzbischöfen und Bischöfen vorgeschlagene Prälaten. Dem seit dem Ableben Monsignor Bellè's erledigten Bis- thum Mantua wurde mit einem Einkommen von 16,000 Gulden der Priester der Erzdiözese Mailand und Vikar der Stadt Besanä, Gio= vanni Corti, vorgesezt. Dem unlängst verstorbenen Kardinal = Prie-= ster Bernet folgt als Metropolit von Aix, mit dem Titel eines Erz bischofs von Arles und Embrun, der bisherige Bischof von Le Puy, Mons. Darcimoles, Jm Mittelalter betrug die Pfründe von Aix nur 550 Guldenz wieviel jeßt, lassen die Konsistorial-Akten ungesagt, aber befanntlih bestehen in Frankreich für die Bischöfe Normal= gehalte im Staats-Budget, Bischof von Le Puy ward der bishe= rige Diövzesanpriester von Rhodez, General - Vifar und Professor der Theologie in Auch, Mons. de Marlhon. Die Pfründe von Le Puy trug in alter Zeit niht mehr als jährlich 370 G. ein. Der Königl. Elemosinier und Priester der Erzdivzese Turin, Prof. Dr. Nazari, ward anu der Stelle des verstorbenen Mons. Jchari, Bischof von Ca- sale, mit einem Gehalt von 3000 Scudi. Das durch die Verseßung Mons. Fiaschaini’'s nah Arezzo erledigte Bisthum Colle erhielt der General-Vikar von Arczzo, Prof. Dr. Chiaromanni, mit einem Ein- fommen von 1900 Scudi. Das durch Verseßung und den nun er-= folgten Tod Mons. Menchi?s vakante Bisthum Pescia ist dem bis- herigen Kapitular - Vikar und Prior jener Stadt, Dr. utc. juris Forti, mit cinem jährlichen Gehalte von 1100 Scudi gegeben. Dem verstorbenen Bischof von Penne und Atri, Mons. Ricciardone, succedirt der Divzesanpriester von Montecasino, General - Vikar der Stadt Melfi, Licentiat d'Alfonso, mit einem Gehalte von 3000 Ducati. Das durch den Tod Mons. Armentano’s erle- digte Episkopat von Mileto erhielt der Priester der Erzdiözese, Capua Minceone, mit einem Jahrgehalt von 2000 Ducati, Dem verstor= benen Bischof von Pesaro, Monsignore Canali, folgt der bisherige Bischof Ripatransone mit einem jährlichen Gehalt von 2000 Scudi. An die Stelle des verstorbenen Erzbischofs von Camerino, Monsig-= nore Bombas, tritt der bisherige Bischof von Acquapendente, Mon= signore Salvini, mit einem Gehalt von 3000 Scudi. Dem Erz bischof von Rhodus in partibus und Bischof von Malta (sein Ge halt beträgt jährlich 10,000 Scudi), Monsignore Caruana, ward Monsignore Saut adjungirt. Dem Kardinal Marini ward nach die- sem hierauf der Mund geöffnet, worauf ihn der Papst zum Titular der Kirhe San Nicolo in Carcere erklärte. Am Ende des Konsisto- riums ertheilte der Papst den Metropoliten von Camerino, Udine (für Monsignore Zaccaria Brigito), von Aix und dem Bischof von Le Puy das erzbischöfliche Pallium. Das Konsistorium war schon entlassen, als hier die Nachricht von dem Tode G. Kellermann?'s ein ging. Seine Ernennung ward deshalb für die Ausfertigung und Veröffentlichung kassirt.

Vor einigen Tagen kam der spanische Jufant Don Enrique hier an. Seine Audienz bei dem heiligen Vater wird, wie man heute vernimmt, eine verhängnißvolle Geschichte, zumal jeßt, wo die einge- leiteten Unterhandlungen mit Spanien so leicht dadurch getrübt wer= den können. Der Jnfant verlangt nichts Geringeres, als den Segen des Papstes zu seiner Verbindung mit Donna Elena von Castellar, die mit ihrem Vater, zugleich mit dem Junfanten, hier eingetroffen. Dieser Segen. ward ihm von mehreren Bischöfen, die er auf seinem Wege hieher darum gebeten, verweigert, da sie nicht dazu befugt seien. Der Papst aber, als Kirchen-Oberhaupt und erster Vikar, kaun ihm denselben nach dem Kirchen-Recht nicht vorenthalten, wenn er sich mit seiner Verlobten vor ihm auf die Kuiee wirft und mit lauter Stimme erklärt : „Heiliger Vater, wir sind Mann und Frau.““ Man hot, er werde den Vorstellungen des heiligen Vaters gegen solchen Schritt Gehör geben und den väterlichen Ermahnungen folgen.

Mons. Brunelli wird nun am 19ten d. von hier nah Madrid abreisen. Seine Stelle als Secretair der Propaganda wird interi= mistisch von einem Unterbeamten versehen, bis man sieht, wie die Sachen sih in Spanien gestalten, Hier nannte das Gerücht den Mons. Corboli Busfsi, Unter = Staats - Secretair der äußeren Angele= genheiten, oder, wie es jeßt heißt, der ersten Section, als zu diesem Posten bestimmt. Vis heute verlautet noch nichts über die Entlas= sung anderer Beamten aus dem Staats-Sekretariat.

Die Kornpreise gehen jeßt herunter, da die Zeit herannaht, daß die Ladungen aus dem Schwarzen Meere eintreffen können.

Türkelt.

Konstantinopel, 7. April. (A. Z.) Der hiesige griechische Geschäftsträger hat am 1. April, auf eine Notification der Pforte hin, von 1165 Wohnung so wie vou der griechischen Kanzlei das hellenishe Wappèn abnehmen lassen, Um nicht sofoxt in Handel und

Schifffahrt augenblicklich Störungen zu verursahen, hat die Pforte einstweilen den Direktor des hiesigen Zollwesens, Muhtar Bey, er= mächtigt, die von hellenischen Schiffen verlangten Fermane u. # Wi: zu besorgen. Am leßten Tage des im Ultimatum geseßten Termins theilte die Pforte den Repräsentanten der fünf Großmächte ein Me-= morandum mit, das ein Resumé der ganzen Differenz giebt. Dem Seriasker von Rumelien wurde Weisung ertheilt, an der griechischen Gränze ein Beobachtungsheer aufzustellen. Nach Salonichi wurden türkische Kriegsschiffe gesandt; das türkische Kriegs=Dampf\schiff „We= silei Tidscharet““ lief am óten d. von hier aus mit der Bestimmung nach dem Mittelmeer. Auch die österreihishe Korvette „Cesarea“ hat heute das goldene Horn verlassen, um eine Kreuzfahrt in den Gewässern des Archipels vorzunehmen; man behauptet auch, sie werde sich nach Athen begeben, Die Minister der Pforte sind, wie es heißt, der Mehrzahl nach ganz für Krieg; Reschid Pascha fast allein soll niht der Meinung sein, daß die Pforte zuerst zum Angriff schrei= ten sollte.

Die Osterfeiertage, die für die christlihe Bevölkerung des Orients ein allgemeines Volksfest sind, gingen hier ruhig vorüber. Die Re- gierung war aber offenbar nicht ohne Besorgnißz überall stieß man während dieser Tage auf zahlreihe Wachen und Patrouillen.

Auch in Betreff des Bey von Tunis hegt die Pforte ernstlich Kriegsgedauken. Sie soll auf keinen Rath mehr hören wollen, alle fremde Einmischung in dieser Sache sih verbeten haben und Willens sein, nöthigenfalls selbst mit Waffengewalt, was sie ihr Ret nennt, dem Bey gegenüber geltend zu machen. Heute geht auf dem Dampf= {i} „Erekli‘/ Rhagub Pascha nah Tripolis ab. Dasselbe Boot soll sehr wich!‘ige Depeschen nach Tunis zu überbringen haben.

Jn Antab bei Aleppo sollen gegen 600 Armenier und Griechen zum Protestantismus übergetreten sein,

Handels- und Börsen-Nachrichten.

Berlin, 24. April. Aus unseren täglichen Berichten über den Actien- Markt geht zur Genüge hervor, daß an der Börse cine sonst in dieser Zeit ungewöhnliche Stagnation eingetreten ist. Ein solcher Stillstand hat im- mer nachtheilig auf die Course gewirkt, und auch jeßt erweist sich diese Er- fahrung durch eine stete Neigung zum Weichen für richtig, ohne daß be- sondere Gründe dafür anzuführen wären. Die geringste Steigerung hält nicht an, während jede neue Reaction ziemlich stabil bleibt und ein Aufschwung erst langsam wieder eintritt. Londoner Course kamen sehr nie- drigz Consols von 87 bis 855 %, darauf wichen Köln-Minden von 915 bis 88 %, seitdem haben wir bessere englische Course erhalten, solche sind sogar heute 87% % notirt, und doch haben sih unsere Effekten niht erholen könnenz denn Köln - Minden, Anfangs der Woche bis 905 9% bezahlt, blieben heute nur. 89% % unv so m Verhältnisse alle übrigen Actien auf dem vorwöchentlichen Standpunkt. Wir erwähnen hier nur der wenigen Effekten, deren Course abweichen, als Potsdam - Magdeb. 884 a 89% bez., Halle - Thüringer à 935 2% verkauft, Berlin - Hamb. besser und bis 1075 % heute bez., auch Mecklenburger bis 74 a X % bez. Jn den übrigen vollen Actien und Quittungsbogen waren die Umsätze sehr unbedeutend.

Preuß. Staatsschuldscheine 92% bis 93% bez, Preuß. Bank-Antheile, ohne Geschäft, sind 106 % nominell zu notiren.

“Jn fremden Fonds ging wenig um. Poln, Pfandbriefe von 925 a 932 bez. Poln. Schay 805 a % %% gemacht.

In Wechseln war das Geschäft heute sehr belebt und die meisten Devisen theils zur leßten Notiz, theils etwas höher gut verkäuflih. Am besten war London und Hamburg in k, S, zu lassen.

Berlin, 24. April. Unsere Land - Zufuhren von Weizen und Hafer nahmen im Laufe dieser Woche wieder zu, von Roggen und Gerste aber ab. Es kamen ein: 39 Wspl. Weizen, 46 Wspl. Roggen, 15 Wspl. Gerste, 118 Wspl, Hafer, und wurde heute bezahlt: 112—116 Rthlr. für Weizen, 103—4107 Rthlr. für Roggen, 73—76 Rthlr. für Gerste, 51—58 Rthlr. für Hafer. Wasserwärts blieben dieselben durchweg in Zunahmez es passir=- ten den Finow-Kanal 885 Wspl. Weizen, 1990 Wspl. Roggen, 686 Wspl. Gerste, 268 Wspl. Hafer, 60 Wspl. Erbsen, 720 Ctr. Mehl, den Friedr. Wilh. Kanal 134 Wspl. Weizen, 100 Wspl. Hafer, circa 3500 Ctr. Mehl, 22% Wspl. Oelsaaten. Angesichts dieser Zufuhren hätte man um so mehr rückgängige Preise erwarten dürfen, als die Königliche Seehandlung nam- hafte Partieen Roggen zu 2 a 4wispelweise à 105 Rthlr. an hiesige Bäcker fortwährend abgegeben und Crlaß des Eingangszolls für Reis bis Ende September, wie der Mahlsteuer bis 1, August d. J. erfolgte, allein der Abzug nach unseren südöstlichen bis nordwestlihen Provinzen, nah Sachsen und den angränzenden, kleinen Fürstenthümern überstieg ver- hältnißmäßig dieselben. Die Schifffahrt von Königsberg is endlich frei geworden, hoffen wir, daß dieselbe von allen russischen und schwedischen Häfen auch ehestens aus ihren Eisfesseln befreit werde und wir die zu erwartenden, bedeutenden Anfuhren empfangen. Für den schnelleren Erhalt derselben von Stettin haben Se. Excellenz der Herr Minister von Rother, auf Veranlassung des hiesigen Handelsstandes, zwei Dampfschiffe erforder= lihenfalls zur Verfügung gestellt, welhe die Getraidekähne bis zum Finow- Kanal \chleppen sollen. E,

An der Kornhalle war das Geschäft in Weizen auf Waare am Playe beschränkt, die zur hiesigen Consumtion verblieb; wie natürlich, zo= gen Preise, in Folge erlassener Mahlsteuer, an und erreichten den Stand von 110 a 115 Rthlr. für bunt. 84 /86ps. poln.; 115—120 Rthlr. für weißen 84./86pf. poln.; 112—118 Rthlr. für gelben 84 /86pf. märk.

Die englischen wie die holländischen Märkte folgten der Steigerung

des Werthes für Getraide an den Kontinentalmärkten, und die legteren Berichte von daher notiren für alle Getraidesorten wiederum erhebliche Preisverbesserung. Roggen hatte mehr Frage zur Versendung, als zum Plaßbedarf, welcher theils, wie oben gesagt, theils durh Mehl befriedigt wurde, Jn Ermangelung genügender disponibler Waare, wurde auch auf hier shwim- mende, in den Kanälen, wie darüber hinaus genommen und wurde bewil- ligt: für loco 82/86pfd. 108—112 Rthlr.; im Kanal 104. —108 Rthlr., jenseits desselben 102—105 Rthlr. Termine waren bis zu Ende der Woche vernachlässigt, gewannen aber wieder mehr Beachtung bei selbs verbesserten Preisen z jedoch war der Umsay, wegen Mangel an Abgeber, beschränkt; heute schlossen dieselben: 82pfd. pr, Frühjahr in reiner Abstellung bis 96 Rthlr. zu bedingen, in Regulirung zu 93—94 Rthlr. gemachtz pr. Mai/ Juni 88 Rthlr. Br. bis 875 Rthlr. bez, u. Geld; Juni /Juli bis 84 Rthlr. bez. u. Br., 83 Rthlr. Geld, Juli /Aug. 75 Rthlr. nominell.

Gerste holte zum Versandt, wie fürs Konsumo, große 75—77 Rthlir., fleine 73—74 Rthlr. :

Hafer, zur Stelle 46—50 Rthlr., bedang 48—52 Rthlr.z p. April- Lieferung u. Connoissement 48pfd. 45 a 445 Rthlr.

Kleesaaten, im Auslande mehr beachtet 2 au 4 fir H wurden hier fester gehalten, gemachte Umsäße beshranten 1 E neren Bedarf G Sra Rthlr. für roth u. weiß, wovon feinste Sorten, zur Speculation gesucht, fehlen. | A

/ S "Wir notiren nominell: Rapps 82 Rthlr,, E en 80 Rthlr. Wie viele Artikel durch die Lebensmittel-Kalamität vernac s

: : N „ufolae desen nahmen Preise, bei spärlichen blieben, so auch Rüböl, und zufolge dess | p E E

Séas / , Tendenz an. Heute schlossen dieselben: loco Umsätzen , eine weichende Tendenz G.; Mai/Juni 105 Rthlr. bez April /Mai 1053 Rthlr. Br., 40% N ‘2 Rétblr 8 uli /Aug 411 Rthlr. u. Br., 10544 Rihlr. G. z Juni /Zuli 1 Y 4 T3 U. «A4 Bp:

Fs ¿M e zt. 115 Rthlr. Br., 11% Rthlr, G,z Sept. Br, 40% Nthlr. G.z Aug. / S Þ 5/7 Rihlr. G.z Okt (Nov 11 1 3 Oft. 112 Rihlr. bez. n. Br, 1142 NUL . . 114— S bis Oft, 115 S (3° Nthlr. Br, 114 Rihlr. G,

Rthlr.z Ls S Rthlr., Mai /Juni 11;—&{ Rihlr, Leinò G titgezogen von der allgemeinen Wertherhöhung der Lebens- „Spiritus, I der Furcht, die Regierung werde die Fabrizirung mittel, besonders aber von ® 39 a 2 Riblr. loco s 395 April /Maisz Telben verbieten, war bereits auf a § Nthlr. locosz_ pril /Maiz lh i /Juni und 41 Rthlr. Juni. / Juli gestiegen. Reifliche 40 Nthlr, pr. Mai / P ¿se gefürchtete Maßnahme wohl beruhigen. Heute Ueberlegung dürfte über diese gefürchtete nahme N an E schlossen wirs loco 382 Rthlr., April /Mai 39 Rthlr., Mai/Juni 39#

Nthlr., Juni Juli 44 Rihlr,