1880 / 176 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 29 Jul 1880 18:00:01 GMT) scan diff

den Abschluß eines bloßen Handelsvertrages im strikten Sinne des Wortes zum Gegenstande, sondern es handelt si viel- mehr, wie bereits kurz gemeldet, um die Vereinbarung eines Zollkartells, eines Vertrages über den Grenzverkehr, eines Auslieferungs- und endlih eines Konsularvertrages. Lebterer ist wohl nah dem eigentlichen Handelsvertrage der weitaus wichtigere, denn dieser ist bestimmt, den im Orient bestehenden Kapitulationen in Serbien ein Ende zu machen. Die soge- nannten Kapitulationen stellen bekanntlih nichts Anderes, als eine Verkörperung des Rechtes dar, die im Osten domizilirenden Europäer der Lokal-Jurisdiktion zu entziehen und der der Kon- sulate zu unterwerfen. Dem nun als unabhängig anerkannten Serbien ist es bereits gelungen, dieses Recht der Exterritorialität in Bezug auf DEE e mehrerer Staaten aufzuheben. Ruß- land, England und Jtalien haben gleichzeitig mit dem Abschlusse von Handelsverträgen, MPIU gamen Handelskonventionen mit dem Fürstenthum Serbien die Konsular-Jurisdiktion ihrer Staatsangehörigen i rei B und diese den serbischen

Landesgerichten unterstellt. Die Herbeiführung eines ähnlichen Verhältnisses bezüglih der österreichisch - ungarischen Staats- angehörigen ist bisher stets gescheitert. Das Wiener Kabinet wolite auf das Recht der Exterritorialität nur unter gewissen Bedingungen Verzicht leisten, unter denen sih die Forderung befand, daß auch öôsterreihish-ungarishe Deserteure und nicht blos gemeine Verbrecher ausgeliefert werden sollen. Da nun die Ueberläufer meistens der serbischen Nationalität ange- hörten, mochte sich die serbishe Regierung nur {wer dazu verstehen, und daran scheiterten, dem genannten Blatte zu- folge, die oftmaligen Versuche, die Konsulargerichtsbarkeit durch die normale zu erseßen. Nun soll bei Gelegenheit der gegen- wärtigen Verhandlungen auch ein Auslieferungskartell zu Stande gebracht werden, und ist es wahrscheinli, daß die diesbezüglichen Verhandlungen diesmal erfolgreih sein werden, denn im Prinzip dürste Seitens der österreihish-ungarischen Regierung gegen die Aufhebung der Kapitulationen nichts eingewendet werden. Jndessen soll dieselbe, wie behauptet wird, auf gewisse Rekompensationen Anspruch erheben. Ueber das Wesen der leßteren verlautet nur so viel, daß, abgesehen von einem günstigen Handelsvertrage an Serbien die Forderung gestellt werden soll, im österreihish-ungarisch-serbishen Grenz- verkehr weitgehende Erleichterungen eintreten zu tipn: Was nun den Handelsvertrag selbst betrifft, so wird serbi)cherseits in positiver Weise behauptet, daß die fürstliche Regierung niht nur auf keiner Zollerhöhung bestehen wird, sondern daß man das Freihandelssystemzur Basis des Handelsvertrags mit Oesterreich- Ungarn zu machen entschlossen sei. Was Serbien zu ver- langen fih bemüssigt sehe, wäre dagegen erstens: Ermäßigung des Einfsuhrzolles auf serbisches Korn, Kleinvieh und auf ser- bishe Schweine, und zweitens: Schaffung konstanter Normen, welche willkürlihe Grenzsperren künftig unmöglich machen würden. Es ist wahrscheinlich, bemerkt das „N. Wr. Tgbl.“, daß ein alle erwähnten Punkte umfassender Vertrag ohne be- sondere Schwierigkeit abgeschlossen werden könnte, wenn Un-

arn nit hindernd in den Weg treten sollte. Jn Budapest

oll man nämlich, wie das genannte Blaît vernimmt, \ich sträuben, Serbien die von ihm beanspruchten Konzessionen âuss Men, weil man meint, dadurch die eigenen Jnteressen zu schädigen.

_— n der heutigen Sißung des Gemeinderathes wurden, wie man dem „Pest. L,“ meldet, die Kommissionsanträge be- züglich der Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät angenom- men. Demzufolge wird der Gemeinderath Namens der Stadt Wien an Se. Majestät eine Adresse überreichen , ferner am 22. August im Prater bei freiem Eintritt ein Volksfest veranstalten in Verbindung mit einer Lotterie, deren Reinerträgniß den Armen Wiens zufällkt. Der Gemeinderath votirt für das Volksfest fünfzehntausend Gulden, als Vorschuß auf das Rein- etträgniß der Lotterie ahttausend Gulden, welche am 18. August zur Vertheilung an die Armen kommen. Zu ewigem Gedächt- niß an diese Feier wird ein Asyl für hundert siehe Waisen- kinder gegründet, endlih an den Tagen der Feierlichkeit die Stadt festlih dekorirt.

___— Jn den Ländern der diesseitigen Reichshälfte betrugen die Einnahmen für die im ersten Quartale 1880 im allgemeinen Verschleiße abgeseßten in- und ausländishen Tabak- fabrikate und Cigarren 13446873 Fl., jene des Spezialitäten- verkaufes 470 212 Fl., zusammen 13 917 085 Fl. Werden hierzu noh die Ergebnisse des Verschleißes im Auslande 64 607 Fl. und des Blätterverkaufes an das Ausland mit 2070 Fl. zu- gerehnet, so ergiebt sih eine Gesammteinnahme von 13 983 762 Fl., welche sich im Vergleiche mit den Resultaten der gleichen Periode des Vorjahres von 13 347 846 Fl. um 635 916 Fl. höher herausstellt. Die Zunahme kommt größten- theils auf Rechnung der ordinären Sorten, während in den e Sorten ein kleiner Rückgang \sich bemerkbar mache.

Lemberg, 27. Juli. Das Central-Comité, welches \ih am Sonntag, wie bereits mitgetheilt, mit der definitiven Be- \{lußfassung über die Empfangsfeierlihkeiten für den Kaiser beschäftigte, beschloß au, den Empfang Sr. Majestät dur ein Damencomité in das Programm aufzunehmen und betraute mit der Bildung eines solchen die Gräfinnen Potocka und Wodzicka. An der Landesgrenze erfolgt der Empfang in Oswiecim dur den Statthalter Grafen Po- tocki und den Landmarschall Grafen Wodzicki. Die An- sprachen an den Kaiser werden in den Bahnhöfen von Krakau und Lemberg jedesmal vom Landmarschall an der Spitze der Landesvertretung gehalten werden. Beim Betreten der Städte Krakau und Lemberg wird Se. Majestät von den Städtedeputationen bewillklommt.

_Krafau, 27. Juli. Auf der Durchreise nah Wien weilten heute Stadthalter Graf Potocki, und Hofrath Löbel einige Stunden hier, um mit dem Statthaltereidelegaten, Grafen Badeni, wegen des Kaiserempfanges in Krakau Rückssprache zu pflegen. Der Statthalter wird in Krzeszowice übernahten und morgen nah Wien reisen. Ebenso werden sih Hofrath Löbel und Statthaltereidelegat Graf Badeni nach Wien begeben in Angelegenheit der Kaiserreise. Der Statt- halter soll auch nach Zs{l reisen.

Schweiz. Bern, 27. Juli. (N. Zürch. Ztg.) Nachdem am 6. d. M. der Austaush der Ratififationen der am 23. “pes 1879 zwischen der Schweiz und Frankrei abge- s{lossenen Uebereinkunft über die Nationalität der Kinder und den Militärdienst von Söhnen von in der Schweiz naturalisirten Franzosen stattgefunden, H der Bundes- rath dieselbe den Kantonen sowie den Gesandtschaften von Paris, Rom, Berlin und Wien zur Publikation und Voll-

Belgien. Brüssel, 27. Juli. (Cöln. Ztg.) Der „Moniteur“ veröffentliht heute amtlich den Königlichen Beschluß vom 25, ds,, der das Repräsentantenhaus und den Sénat auf den 3. August zur außerordentlichen

Session zusammenberuft.

Großbritannien und Jrland. London, 28. Zuli. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Unterhauses machte der Staatssekretär für Jndien, Lord Hartington, Mittheilung von einem der Regierung zugegangenen Tele- s aus Kandahar, des Jnhalts, daß die Truppen- treitmahht des Generals Burrow vernichtet sei, und daß die englische Besaßung von Kandahar sich in die Citadelle zurücßziehe. General Phayre telegraphirte, man möge alle verfügbaren Truppen sammeln und auf Kandahar mar- shiren lassen. Nah Simla erging der Befehl, wenn nothwendig, eine weitere Brigade abgehen zu lassen. Jm Laufe der Sißung verlas Lord Hartington noch ein weiteres der Regierung augegangenes Telegramm, nah welchem die Streitmaht Ajub Khans von der Burrow an- garen wurde, 12 000 Mann und 36 gut bediente Kanonen zählte. 1700 bis 2000 Mann Verstärkungen rücken \{hleunigst in der Richtung auf Kandahar vor. General Phayre hatte Verbindungen mit dem General Primrose; die telegraphische Verbindung isst indessen jeßt abgeschnitten. General Phayre und Sandeman s{hlagen vor, die Linie von Nari aufzugeben und sih am Bolanpaß zu konzentriren. Ein Antrag Hamiltons gegen die Erhöhung der Einkommensteuer wurde mit 230 gegen 94 Stimmen abgelehnt. Viele Konser- vative stimmten zu Gunsten der Regierung.

_— 2 Ibends. (W. T. B) Niederlage der englishen Truppen wird aus Simla, vom 28. d. Mts., weiter gemeldet: General Burrow erlitt durch Ajub Khan eine ernstliche Niederlage. Die Verluste sind bedeutend. Die englischen Streitkräfte wur- den zerstreut und mußten die Flucht ergreifen, wobei sie auf eine Entfernung von drei Meilen vom E verfolgt wur- den. Jeßt kommen sie in kleinen Abtheilungen in Kandahar an. Zwei Kanonen wurden vom Feinde genommen.

29, Juli. (W. T. B.) Die Regierung hat, gutem Vernehmen nach, beschlossen, s{hleunigst Truppenverstär- kungen nah Fndien zu senden.

(Allg. Corr.) Neueren Mittheilungen vom Cap zufolge A imBasutolande noch immer große Aufregung. Der remier machte am Sonnabend in der Caplegislatur die Mitthei- lung, Oberst Griffith hätte berichtet, daß die eingeborenen Flücht- linge aus dem insurgirten Theile des Distrikts Berea sich vor dem Residenzgebäude in Masaru versammeln; daß einige Basutos die Fingoes, die vorher ihre Waffen abgeliefert hatten, denen aber die Gewehre gegen Herausnahme von Erlaubnißscheinen wieder zurückgegeben worden, angriffen ; daß die Fingoes sih so lange als möglich vertheidigten, wobei zwei der ihrigen und aht Rebellen ge- tödtet wurden. Mr. Barkly hatte eine Unterredung mit Se- thorodi’'s Räthen und warnte diesen Chef vor den Folgen seines Ungehorsams gegen die Regierung. Jm Kaffernlande und Pondolande ist die Ruhe nicht gestört worden.

Spaniens - (Allg. Corr.) "Uebér das Erdbeben in Manila sind in Madrid folgende weitere Einzelnheiten eingegangen :

Die Fnsel war unter vulkanischer Aktion seit dem 12 Qu, an welchem Tage die ersten Schwankungen statt- fanden und die alten Krater Lava in die Höhe warfen. Schwefelquellen und Erdklüftungen hatten bereits vor der ersten Erschütterung am 18. Juli, die 70 Sekunden anhielt, Bestürzung erzeugt. Die zweite Erschütterung dauerte 40 Sekunden und fand am 20., Nachmittags um 4 Uhr, statt. Dieselbe ver- ursachte eine fürhterlihe Panik. Ein dritter Erdstoß ereig- nete sich um 11 Uhr Abends. Derselbe ließ kein einziges Gebäude unversehrt, und der Gesammt- verlust an Menschenleben wird auf 320 Seelen ange- geben. Groß ist die Zahl der Obdachlosen. Seit der Gründung von Manila in 1571 hat es sehr oft und heftig durch Erdbeben gelitten. Die s{chlimmsten waren die von 1796, 1824 und 1835, Durch das legterwähnte verloren 300 Personen ihr Leben. Die Wirkungen des jetzigen Erd- bebens wurden in den inneren Bezirken der Jnsel Luzon, aber niht so sehr auf den übrigen Philippinen verspürt. Der Eigenthumsverlust in Manila und den Binnendistrikten soll den aller ähnlihen Elementarereignisse im gegenwärtigen Jahrhundert bei Weitem übersteigen. Die spanische Regie- rung sendet Lebensmittel nach der Jnsel.

Ein vom 26. ds. datirtes Telegramm aus Madrid meldet :

„Der Gouverneur von Manila meldet dem Minister für die Kolonien unterm gestrigen Datum auf telegraphishem Wege, daß der Thurm der Kathedrale eingestürzt, das Gebäude selber aber stehen geblieben sei. Die Universität ist von den Dominikanern verlassen worden, und sowohl der Palast des Erzbisbofs wie die Amtswohnung des General-Intendanten sind unbewohnbar. Erd- ershütterungen werden noch immer verspürt, obwohl sie weniger heftig sind als bisher. Die aus den anderen Provinzen der Philippinen- Inseln eingehenden Berichte lauten sehr düster.“

Türkei. Konstantinopel, 27. Juli. Wie man dem „Pest. L.“ von hier meldet, erhielt der Marine-Minister Be- [Ol vier Panzerfregatten auszurüsten, die nah der

dria abgehen sollen, um dort vor Dulcigno und Pre- vesa Ausstellung zu nehmen. Die Liga hat auch in Novi- Bazar ein Werbebureau eröffnet,

29 Qu Q D D) Jn der am 27. d, M: überreihten Antwort der Pforte auf die Kol- lektivnote der Mächte heißt es, die Pforte habe die von der Konferenz vorgeschlagene Grenzlinie vom vot 4 politischen und ethnographishen Standpunkte aus pern und gefunden, daß dieselbe keine solide Defensirgrenze ür die Türkei herstelle. Sie umfasse Mezzowo, einen wih- tigen strategishen Punkt, Janina, die Hauptstadt Unter- albaniens, dessen Abtretung shwere Verwickelungen nach sich ziehen würde, und Larissa, eine blühende Stadt, welche durch die Aus- wanderung dér dort in der Majorität befindlichen muha- medanischen Bevölkerung zu Grunde gerihtet werden würde, Den Kalifen interessirten die Muselmänner nicht weniger, als das Schicksal der Christen die N christlichen Mächte interessire. Jndem die Pforte es für unmöglich erklärt, Ja- nina, Mezzowo und Larissa zu opfern, ist sie zu Konzessionen an Griechenland bereit und bittet die Mächte, sih mit ihr wegen Annahme einer definitiven Grenzlinie und wegen Re-

Ueber die

ziehung nach beigelegten Kreisschreiben übersendet.

Rumänien. Bukarest, 27, Juli. (Pol. Corr.) Das rumänische Kabinet hat die wegen fortgeseßter feindseliger Haltung des bulgarischen Gouvernements für gestern anbe- raumt gewesene Abreise des diplomatishen Agenten Rumä- niens Sturdza nah Sofia sistirt. Die Vertreter Rußlands und Englands haben sich in Betreff des bisherigen Vorgehens des rumänischen Kabinets gegenüber von Bulgarien zustim- mend geäußert.

_— 29. U W. D. V) Fürst Karl- kommt am Freitag von Sinai nah Bukarest, wird hier einige Tage, bis zur Kompletirung des Ministeriums verweilzn und später sih mit der Fürstin nach Sigmaringen begeben. Der öster- reihishe Botschafter in Konstantiopel, Baron Calice, ist heute früh nach Konstantinopel weitergereist. Die militärishen Uebungen, welche am 5. August beginnen sollten, sind der „ZJndépendance de Roumanie“ zufolge auf den 22. August vers{choben worden.

Nußfland und Polen. St. Petersburg, 27. Juli, Das „Zourn. de St. Pét.“ bezeichnet die Gerüchte über einen längeren Urlaub des Generaladjutanten Greigh als unbe- gründet. Der Finanz-Minister beabsichtige zu Anfang August noch einige weitere Reisen behufs Besichtigung von Hafen- städten vorzunehmen und werde jedenfalls erst das Eintreffen des Geheimraths Bunge abwarten.

Dänemark, Kopenhagen, 24. Zuli. Heute wurde der Reichtag geschlossen, nachdem er 91/, Monate getagt hatte. Außer mehreren kleineren Gesetzen sind folgende bedeutende zu Stande gekommen: 1) das Wedchsel- geseß für die drei nordischen Länder, das ein Anfang zwischen- staatlicher Handelsgeseßgebung ist ; 2) das Flottengeseß und 3) das Heergeseß ; 4) das Geseß über die Erwerbung der seeländischen Eisenbahnen, das einen einheitlichen Betrieb der Landesbahnen er- mögliht und der Regierung zu neuen Anlagen freie Hand giebt ; 5) das Geseß über die Ordnung und Beaussichtigung der Sparkassen; 6) das Geseß über die Errichtung zweier Boden- Kreditanstalten, einer für Jütland und einer für die Inseln, die nur für kleine Grundbesißer, Häusler, bestimmt sind und die als g: der großen Boden-Kreditanstalten einem lange gefühlten Mangel in jenem Theile der Bevölkerung ab- helfen werden. Außer diesen bedeutenden Geseßen lagen noch drei wihtige Entwürfe vor, die niht durhberathen worden sind, nämlich eine über das Volksschulwesen, eine andere über die Anstellung der Prediger und eine dritte über die Prediger- gehälter. Das Volksschulgeseß erstrebt eine stärkere Hand- habe für den Staat in Schulsachen, die ein Theil der Gesetzgeber der Gemeinde zuweisen will, während der Staat da die Mittel hergeben soll, wo sie der Gemeinde fehlen. Durch das Geseß über die Anstellung der Prediger sollen die Gemeinden einen Einfluß auf die Beseßung ihrer Pfarrämter erhalten, den der Minister ihnen in der leßteren Zeit hier und da praktis hon gewährt hat. Der Zweck des Gesetzes über die Predigergehälter ist eine Ausgleichung und Abstufung in den Gehältern der Pfarrer und Kapläne. Ganz am Schlusse der Session ließ das Landsthing noch ein Geseß über Gehaltszulage der Beamten fallen, weil das Folkething den Beamten, die über 2500 Kr. Gehalt haben, keine Zulage be- willigen wollte.

(Cöln. Ztg.)

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistishen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 18. Juli bis inkl, 24, Juli cr. zur Anmeldung ges fommen : 167 Gheschließungen, 856 Lebendgehorene, 40 Todtgeborene und 950 Sterbefälle.

Die Baustatiftik von Stuttgart ergiebt, daß die Zahl der neu erbauten Vorderhäuser daselbst im Jahre 1873 220 betrug, 1874 noch 150, seitdem aber in feinem Jahre mehr als 71, 1879 sogar nur 27, also weniger, als selb im Kriegsjahre 1866, wo 42 Vorderhäuser erbzut wurden, Die Zahl der aufgeführten Stock- werke sank von 1162 im Jahre 1873 auf 142 im Jahre 1879, der Umsay in Liegenschaftsverkäufen von 51,4 auf 13,5 Mill. Mark.

___— (Wien. Ztg.) Das Königreich Griebenland hat gegen- wärtig einen Flächeninhalt von 948 Quadratmeilen oder 90 123 qkm, auf welchem zur Zeit der Volkszählung von 1879 1 680 900 Menschen wohnten. Die dem Königreiche zugedachten Ge- bietserweiterungen werden diese Bevölkerungsziffer auf mchr als zwei Millionen erhöhen, und sein Flächeninhalt dürfte dann größer werden als der Belziens (534 Qu.-M) und der Niederlande (596 Qu.-M.) zusammengenommen. Auch die industriellen Autsich- ten sind recht günstiger Natur, da der Handelsausweis während der leßten zehn Jahre eine um 50% größere Ziffer erreiht hat. Nicht eben so günstig steht es mit den griehishen Staatsfinanzen. Das Budget Griechenlands hat unaufhörlich während der leßten 18 Jayre Unterbilanzen gezeigt, die durch Anleihen gedeckt wurden, welche in der einen oder anderen Form aufgenommen worden sind, Das Budget für 1880 weift an Einnahmen 1 668 500 Pfd. Sterl, an Ausgaben 1 880 500 Pfd. Sterl., also ein Defizit von 212 000 Pfd. Sterl. auf; im vorigen Jahre war das Defizit noch größer, es betrug rund 15 Millionen Dramen oder { Million Pfd. Sterl. Die Staats\chuld betrug im vorigen Jahre 11 Millionen Pfd. Sterl.

Kun}, Wissenschaft und Literatur.

Der soeben ausgegebene Monatsberiht der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin für April 1880 (Berlin, Buchdruckerei der Königl. Akademie der Wissenschaften [G. Vogt]. In Kommission iu Ferd. Dümmlers Verlags-Buchhandlung. Harrwiß und Goßmann) hat folgenden Inhalt: Schwendener, Ueber Spiralstellungen bei Slorideen. Hilgendorf, Ueber eine neue bemerkenêwerthe Fisch- gattung Leucopsarion aus Japan. Olshausen, Zur Erläuterung einiger Nachrichten über das Reich der Arsaciden. Krüger, P., Neue Bruchstücke aus Papiniani liber V responsoraw, Nibßsch, Ueber niederdeutsche Kaufgilden, Kronecker, Ueber die Potenzrefte gewisser complexer Zahlen. Schwendener, Ueber die dur Wachsthum be- dingte Verschiebung kleinster Theilchen in trajcctorisden Curven. Vogel, H. C., Ueber eine einfahe Methode zur Bestimmung der Brennpunkte und der Abweichungskreise eines Fernrohrobjektivs für Strahlen verschiedener Brechbarkeit.

Land- und Forstwirthschaft.

i Dem kürzlich von dem K. K. österreichischen Ackerbau-Ministerium veröffentlichten Berichte über denStand der Saaten und Ernte in Desterreih-Ungarn um die Mitte Juli 1880 entnehmen

gelung der Details zu verständigen,

wir folgende Angaben: Die in der ersten Juli-Hälfte, mit Ausnahme Böhmens und Mährens, herrschende Trockenheit förderte außerordent-

li die im Zuge befindlichen Erntearbeiten, war auch der Ausbildung der Trauben im Allgemeinen nüßlich, wirkte aber in vielen Fällen nachtheilig auf die Entwicklung der Spätfrüchte, auf den Nachwuchs der Futterpflanzen und in maren Fällen auf die Körnerausbil- dung des auf der Wurzel stehenden Getreides. Die bereits im vorigen Berichte aemeldete vorzügliche Körnerentwickelung des Rog- gens blieb im Allgemeinen unberührt. Nach den bereits vorgenom- menen Druscbproben wurde in Ungarn ein Körnergewicht von 73 bis 75 kg per Hektoliter ziemlich häufig erzielt. Die Roggenernte kann, wenn von den Auswinterungen abgesehen wird, für beide Reichs- hälsten im Durchschnitt als „gut mittel“ im Stroh und als „gut“ in Beziehung auf Schüttung oder die relative Körnermenge ge- {äßt werden. Wenn aber der bedeutende, durch die Aus- winterung verursahte Ausfall in Ans{lag gebracht wird, so dürfte Kw das erzielte, beziehungsweise anzuhoffende Ernte- quantum auf eine „Mittelernte“ reduziren. Weizen hat hie und ta in Ungarn, seltener in anderen Ländern, durch die herr- hende Dürre in der Körnerausbildung etwas gelitten. Doch können diese Fälle nur als Ausnahme gelten, und darf im Allgemeinen eine

{ vorzügliche Qualität des eingeheimsten Weizens konstatirt und für

den noch auf der Wurzel befindlichen Theil desselben angehofft wer- den. Die Weizenernte kann sowohl im Stroh, als in Bezie ung auf Schüttung für die westlihe Reihshälfte als eine gute bezeichnet werden, und zwar für alle einzelnen Kronländer. Die Weizenernte in der östlichen Reichshälfte aber kann nur als „gut mittel“ bezeichnet wer- den, da sie in einem großen, für die Weizenproduktion geradezu aus\{lag- gebenden Gebiete, nämlich dem jenseits (d. i. östlich) der Theiß ge- legenen Theile der großen ungarischen Ebene nur „mittel“, theil- weise sogar „s\chwachmittel“ ausfällt. Die Ernte der Sommer- Gerste fällt in beiden Reichshêlften, sowohl was das Stroh be- trifft, als auch in Beziehung auf Schüttung, gut aus. Auch die Qualität befriedigt in den meisten Fällen. Bezüglich des Gewichtes liegen aus Ungarn sehr oünstige Angabea vor, welchen zufolge der Hektoliter dieser Frucht 63 bis 69 kg wiegt. Hafer ver- spra, beziehungsweise liefert durhgehends gute und sehr gute Ernte. Der Mais hat allgemein erfreulihe Fort- \hritte im Wachsthum gemacht. Die Hülsenfrüchte versprechen ziemlih allgemein gute und frühzeitige, nit selten, na- mentlich in Böhmen, auch sehr gute Ernte. Raps liefert bei- nahe allgemein sehr gute Schütlungen und eine vorzügliche Qualität. Mit Rücksicht auf die vielen zugrunde gegangenen Saaten bleibt jedoch das Gesammtergebniß jedenfalls unter dem Durchschnitte. Veber den Stand des Hanfes liegen durchaus günstige Nachrichten vor. Hopfen zeigte in Böhmen und Oberösterreih einen reich- lihen Blüthenanflug, in ODstgal'zien leidet er etwas durch die Diree Kartoffeln stehen mit verhältnißmäßig wenigen Ausrahmen theils {ön, theils sehr \{chôn, na- mentlich in Böhmen, Mähren, Oberösterreih, Krain, Görz, und Kroatien. Die Ernte von Frühkartoffeln war zur Zeit des Be- richts bereits allgemein im Zuge. Die Zuckerrüben und Futterrunkeln stehen mit wenigen, in Ungarn in Folge der Dürre vorkommenden, Ausnahmen überall gut oder sehr gut. Luzerne mar in Südtirol und in Kroatien bereits im dritten Schnitte, in Ungarn war der zweite Schnitt größtentbeils einge- heimst. Ueber die betreffenden Ergebnisse liegen aus Südtirol sehr günstige, aus Ungarn ungünstige Nachrichten vor. Rothfklee lieferte in Südtirol, Görz und Kroatien bereits den zweiten Hieb und steht hoffnungsvol in Oberösterreich und den angrenzenden Theilen Niederösterreihs, sowie in Tirol. Die Entwickelung der Trauben wurde durch die Witte- rung sehr begünstigt und haben fi daher die gesunkenen Erntehoff- nungen wieder einigermaßen gehoben. Man rechnet in Dalmatien und in der östlihen Reichshälfte, in leßterer jedoch mit nit un- wesentlichen Ausnahmen, auf gute Weinerntenz in den übrigen Wein- ländern der Monarchie k ann allerdings selbst im besten Falle nur auf sehr {wache Mittelernten gehofft werden. Die Oliven in Dalmatien versprechen eine sehr gute Ernte.

Gewerbe und Handel.

Die Redakteure des „Berliner Aktionär“, J. Neumann und E. Frey- stadt hierselbst, haben im Verlage von Ernst Siegfried Mittler u. Sohn ein Jahrbuch der Berliner Börse erscheinen lassen, das sich als Nadschlagebuh für Banquier? und Kapitalisten sehr nüßlich und werthvoll erweisen wird. Dasselbe behandelt in selbständigen Ar- tikeln alles Wissenéwerthe über sämmtliche an der Berliner Börse marktgängigen Werthpapiere.

Dem Geschäftsberiht der Aktiengesellschbaft für Bronzewaaren und Zinkguß (vorm. J. C. Spinn & Sohn) für das am 31. März cr. abgelaufene Betriebsjahr ent- nehmen wir folgende Angaben: Das achte Geschäftsjahr ift relativ günstig verlaufen; es ist möglih, den Aktionären 20/9 Dividende, gegen 10%/ im Vorjahre zu gewähr-n. Für 1880/81 dürfte aber- mals ein besserer Ertrag zu erwarten sein, da die Gesellschaft bedeutende noch zu effektuirende Aufträge in das neueGescbäftsjahr hinübernahm und eine vortheilhafte Hypothenkonversion abgeschlossen hat. Das abgelaufene Geschäftéjahr war in seiner ersten Hälfte ungewöhnlih arm an Auf- erbste 1879 eingetretenen allgemeinen Bes- serung der Verhältnisse haben sich die Bestellungen ansehnlich ge- meb1t. U. A. ist die Gesellshaft von der Stadt Frankfurt am Main mit ciner bedeutenden Lieferung von Beleuchtungbgegen- ständen für das dortige neue Theater beauftragt und auch hier in Berlin mit der Ausführung der Bronzethür für die Ruhmeshalle betraut worden.

Die Land-Feuersozietät der Kurmark Branden- bura, des Markgrafthums Aitederlauiiy und dexr Distrikte Jüterbog und Belzig hatte im Jahre 1879 folgende Verwaltungsergebnisse: Es betrugen die Einnahmen an ausge- schriebenen Beiträgen 1 608 090 4, an Beiträgen zum Reservefonds (Eintrittsgelder) 11061 Æ, an Zinsen 18 425 #4, an Coursgewinn 17 150 Æ, wieder eingezogene Brandentschädigungsgelder 1389 M, im Ganzen 1656115 4; die Ausgaben beliefen sich für feft- gestellte Schadenvergütungen auf 1 475 997 4, für Schadenerhebungs- koften auf 3994 4, für Ausgaben im Interesse der Löschhülfe auf 50390 ÆMA, für Bauprämien auf 28305 #, für ordent- lihbe Verwaltungskosten 105226 F, für außerordentliche Ver- waltungsfkosten 10 606 4, im Ganzen auf 1674519 Æ; es ergiebt sich demna eine Mehrausgabe von 18403 4 Das Vermögen der Sozietät am Jahres\{luß wies einen Bestand des eisernen Fonds auf von 461 616 4 und des laufenden oder Entschädigungsfonds von 46 698 M, im Ganzen 508 314 G Die Versicherungsfumme betrug für Immobiliar abzüglih der beitragsfreien Hälfte für Kirchen und Thürme Ende 1879 insgesammt 476 197 625 H (1878 473 430 525 6), für Mobiliar 27 060 675 4 Die Schleswi gl- Holsteiniswe adelige Brandgilde für Gebäude hatte 1879 folgende Verwaltunasergebaisse: Die Einnahmen be- liefen sih im Ganzen auf 214834 4; davon entfallen auf Bei- Gefe pro 1879 165 086 Æ, auf den Antheil der Rückversicherungs-

e deniliche Einnahmen 6973 4 Die Ausgaben betrugen für fest- gestellte Schadenvergütungen pro 1879 148 721 #4, für Rüdckver- siherungsprämien 37 527 Æ, für Verwaltungskosten 7907 4, für Zinsen 4024 M 2c., im Ganzen 198183 4, jo daß sih eine Mehr- einnahme ergiebt von 16651 Æ Der Vermögensstand des Instituts ergab bei Jahreé\chluß an Aktiven einen Kassenbestand von 13764 Æ, rüdständige Beiträge von 1263 F, Reservefonds von 18630 G im Ganzen 33657 4; an Passiven: unabgeforderte Schadenvergütungen 17 884 4, Anleihen 99000 &, im Ganzen 116 884 M4; es ergiebt sih demnach ein Ueberschuß der Passiven von 83227 # Es waren versichert im Ganzen 53 636 400 (— 966 550 4), Die Verwaltungsergebnisse der Schleswig-

trägen ; erst mit der im

ellschaft an den Schäden 42775 4, auf vermischte. und außeror- -

Holsteinishen adeligen Brandgilde für bewegliche

üter in 1879 werden durch folgende Zahlenangaben ge- kennzeihnet. Es beliefen sich die Einnahmen im Ganzen auf 72949 A; davon entfallen auf Beiträge 54486 #4, 29/9 Abzüge 1006 6, Antheil der Rükversicherungs-Gesellshaft an d:n Schäden 12 02 #4, Zinsen 4428 46, außerordentlihe Einnahmen 727 # Die Ausgaben beliefen ih für Schadenvergütungen auf 50 286 A, Rüdversicherungéprämen auf 3756 4, Sprißenprämien und Belohnungen auf 1380 A, Verwaltungskosten auf 5442 , außerordentliche Ausgaben auf 1443 4, im Ganzen auf 62357 M; es ergiebt sih also eine Mehreinnahme von 10642 A Das Ver- mögen des Instituts wies bei Jahress{chluß einen Kassenbestand von 75757 4A und hypothekarishe Ausleihungen von 68040 Æ, im Ganzen 143797 # auf. Es waren vecsihert 17 110 800 (— 443 200 A).

Amsterdam, 28. Juli. (W. T. B.) Ja der heute von der niederländishen Handelsgesellschaft abgehaltenen Zinn - auktion wurden 20214 Blöcke Bancazinn zu 57 à 57} verkauft, der Durchschnittspreis betrug 57%.

Antwerpen, 28. Juli. (W. T. B.) Wollauktion. geboten 2651 Ballen, verkauft 754 B., Preise flauer.

Kopenhagen, 28, Juli. (W. T. B) Die National- bank seßt von morgen ab den Wecbseldiskont auf 3 bis 35% und den Lombardzinsfuß auf 34 bis 4% herab.

An-

Berlin, 29. Juli 1880,

Laut Telegramm aus Capstadt, vom 25. d. Mts., ist daselbst der zweite mit deutshen Ausstellungsgütern für Melbourne befrahtete Dampfer „Protos“ wohl- behalten eingetroffen.

(Prov.-Corr.) Eine für do2 fünfzigjährige Jubiläum der Königlihen Museen zu Berlin vorbereitete offizielle Festschrift enthält folgende Daten :

Die Gründung des Alten Museums (das hinter demselben er- baute sogenannte Neue Museum ist bekanntlih eine erst aus der Regierungszeit Friedrich Wilhelms IV. ftammende Erweiterung des ursprünglichen Planes) fällt in die Jahre 1816—1830. Nach der Beendigung der Freiheitskriege war man sogleich bemüht, alle Ver- luste, welhe die vereinzelten Kunstsammlungen in den Königlichen Schlössern und an anderen Orten erlitten hatten, so viel als möglich zu erseßen, immer eifriger, je mehr die Kräfte der Anfangs noch tief ershütterten Finanzen wuchsen. Friedrih W:lhelm 11. erwies si während der fünfundzwanzigjährigen Friedenszeit, welche den Schluß seiner weselvollen Regierung bildeten, stets bereit, auch die Alter- thümer und Kunftsammlungen zu bereihern, wenn ihm der Werth der angebotenen Werke in überzeugender und s{lichter Weise nach- ten war, denn jeder Ueberschwenglichkeit zeigte er sih auch hierin abhold.

Der Gedanke, ein Museum zu gründen, war wohl durch den Anblick der Pariser Sammlungen angeregt worden und begann nun Gestalt zu gewinnen. Die wieder eroberten, aus Paris heimgekehrten Kunstshäye wurden erst im Gebäude der Akademie der Künste auf- gestellt und dann ihren alten Stellen wiedergegeben : fie bildeten die Grundlage, auf welcher weiter gebaut wurde. Sogleih begann eine lebendige Thätigkeit für alle Sammlungen. Ausgezeihnete Männer wirkten zusammen zu diesem Zweck: Wilhelm von Humboldt, Nie- buhr, Bunsen, der General-Konsul Bartholdy und der Bildhauer Emil Wolff in Rom, die vaterländischen Reisenden Graf Ingenheim und Graf Sack, Rumohr, Schinkel und Rauh während ihres wiederhol- ten Aufenthalts in Italien, vor Allem der Minister von Altenstein. Auch Alexander von Humboldts Name findet sich häufig; mit immer regem Eifer und großer Klugheit, die den s{wierigen Ver- hältnissen stets die beste Seite abzugewinnen wußte, förderte er die Angelegenheiten. Auch die Erwerbungen steigerten sih rasch an Um- fang und Werth. ;

Die Anregung zur Errichtung eines besonderen Museums zur Sammlung sämmtlicher Kunstshäße far.d zuerst im Jahre 1810 praktisde Folgen. Eine Kabinetéordre vom 29, März 1810 an den Staats-Minister Grafen zu Dohna, in welcher es hieß: ———

„Ich finde den anliegenden Vorschlag, hier in Berlin eine öffentliche, gutgewählte Kunstsammlung anzulegen, vorläufig sehr angemessen, um so mehr, als diese dadurch in Verbindung mit

d.n übrigen wissenschaftlihen und Kunstinstituten kommen wird,

und veranlasse Euch, wegen des Plans dazu Euch mit dem Chef

der Sektion für den öffentlichen Unterricht zu berathen und mir

darüber Bericht zu erstatten.“ . e bildete den ersten offiziellen Scbritt zur Begründung der Königlichen

useen. Der einmal vom König gefaßte Plan ist von da ab stetig weiter verfolgt und weiter entwickelt worden, und es ist keine Frage, daß bei den großartigen Ankäufen des Königs aus dem nächsten Jahrzehnt dieser Plan zu Grunde gelegen hat.

In den unmittelbar folgenden Jahren scheint jedoch die ganze An- gelegenheit, wohl in Folge der großen Ereignisse der Zeit, zunächst nicht weiter gefördert zu sein; noch am 15. November 1815 erwiderte der Minister von Sbuckmann auf ein Gesuch um Beschäftizung bei dem Königlichen Kunstmuseum, daß ihm der König über die Anlage und Ein- richtung eines öffentlichen Museums dur Vereinigung der älteren und neueren Werke der Malerei und \{önen Künste aus den Königlichen Schlössern und öffentlihen Gebäuden bis jeßt noch keine 2 efehle habe zugehen lassen, eine Antwort, aus der wenigstens so viel erhellt, daß die Sace damals im Ministerium in Vergessenheit gekommen sein mag. Eben in jenen Tagen aber wurde sie direkt vom Kabinet aus wieder aufgenommen. Während anfänglich die Absicht bestanden hatte, die zu gründende Sammlung im Universitätsgebäude unter- zubringen, theilte am 18. November 1815 der Geheime Kabinets- Rath Albreht dem Kriegs-Minister mit, daß der König befohlen habe, zum Zwedte der Anlegung eines Museums, wozu es im Uni- versitätsgebäude an Raum fehle, die Kavallerieställe im Akademie-

ebäude Unter den Linden auszubauen und zugleich diese beiden Ge- bäude in der Art, wie das jeyige Kronprinzlihe mit dem so- genannten Prinzessinnenpalais, durch einen Bogen zu verbinden. Dieser Beschluß des Königs, wenngleich er auf einen später als un- zureichend erkannten Plan gerichtet war, bezeihnet doch den ersten entscheidenden Schritt zur Verwirklihung der Idee eines großen Museums. | N :

Der Gedanke, für die Kunstsammlungen ein selbständiges, allein ihrer Aufstellung und Benußung gewidmetes Gebäude zu errichten und dafür die Stelle am Lustgarten, dem Königlichen Schlosse gegen- über zu wählen, gehört, soweit \riftliche Dokumente das beurtheilen lassen, Schinkel ganz allein an. Er war es, der am 8, Januar 1823 ih mit einec Darlegung dieses Gedankens an den König wandte und dabei zugleich den Plan des Alten Museums in ungefähr der Gestalt vorlegte, in welcher es ausgeführt worden ift. Durch Kabinets- ordre vom 24, April 1823 wurde der ganze Plan genehmigt unter der Bedingung, daß seine volle Durchführung mit einer Summe von 700 000 Thlr. erreiht werde. Nachdem die genauen Anschläge ausgearbeitet waren, ergab sich als Gesammtkostensumme, die Fun- dirung auf ausgemauerte Brunnenkessel, ein Mehrbetrag von 71 295 Thlr., welcber \sich bei Fundirung auf Pfahlwerk noch um 7000 Thlr. steigern sollte, Durch Kabinetsordre vom 12, Januar 1824 wurde auch dieser Mehrbetrag von 71 295 Thlr. in der Er- wartung bewilligt, daß damit sich auch die Fundirung auf Pfahl- werk herstellen lassen werde. Die genaue Feststellung des Bauplayes endli erfolgte durch Kabinetsorde vom 14, April 1824 an den

Minister Grafen von Bülow.

Vor der Feftstellung der inneren Einrichtung des Museums er- hielt im Frühjahr 1826 Schinkel den Auftrag, von den Einrichtunaen der Museen in Paris und London Kenntniß zu nehmen. Das Er- gebniß der Reise war zunächst der verstärttze Wunsch des Architekten, eine monumentale Ausstattung des Museumsbaues ermöglicht zu sehen. Seine bei dem Könige gestellien Anträge, deren Genehmigung eine Mehrausgabe von 58 000 Thlr. in sih ges{lossen hätte, fanden zunächst Ablehnung. Aber es gelang in der Folge, wenigstens eine Bewilligung von 22 000 Ttlr. beim König zu bewirken, wodurch einige wichtige Verbesserungen der Auzëftattung und der Ausbau des Souierrains für das Antiquarium ermöglicht wurde. i i Scinkels Aufmerksamkeit hatte aber nicht blos auf die baulichen und sonstigen äußeren Einrichtungen der ausländischen Museen, son- dern auch auf die Verwaltung und Dotation si erstreckt. Er faßte die Ergebnisse dieser Beobachtungen in einem Immediatbericht zu- sammen, welcher auf Grund der in Paris und London gemachten Studien ausführlihe Vorschläge machte über die Gegenstände, aus denen das Museum zu bilden sei, über die Aufstellung der Kunst- werke im Museumsgebäude, über das bei dem Museum anzustellende Personal und die demselben obliegenden Geschäfte und endlich über die Art und Weise, wie das Museum dem Publifum und den Künst- lern nußbar zu machen sei. Dieser Bericht giebt die Grundzüge der später-n Museumverwaltung.

Ler Bau, zu welchem im Juni 1825 der Grundstein gelegt worden war, und dessen Fundamentirung große Schwierigkeiten machte, wurde unter der gemeinsamen Oberleitung Schinkels und seines Kollegen, des Geh. Ober-Bauraths Schmid, ausgeführt; die spezielle Leitung führte der Conducteur Bürde. Die Ausführung erfolgte ohne erheblihe Zwischenfälle und nahm stetigen Fortgang. Auch die erforderlihen Restaurationsarbeiten an den Kunstwerken, die das Museum aufnehmen sollte, waren seit laager Zeit im Gang und mit großem Aufwand gefördert. Für die Bilder leitete sie Schlesinger; für die Skulpturen Rauch. i

In einer Kabinetsordre vom 13. Mai 1829 genehmigte der König die Berufung eines General-Intendanten der Museen und die Wahl des Grafen Brühl für diese Stellung. Derselbe habe jedoch erst nach völligem Abschluß der Arbeiten der Museumskommission, welche aus Schinkel, Waagen, Rauch, Dähling, Wach und SwWlesinger bestehen sollte, in amtliche Thätigkeit zu treten. Für die Kommission selbst ward die Nothwendigkeit betont, einen Mann von anerkannter Kunsibildung ihr vorzuseßen, und der König berief an die Spitze der Kommission Wilhelm von Humboldt. :

Keine glücklihere Wahl konnte getroffen werden: ein Mann von umfassender Bildung, von erprobter Geschäftskenntniß und von der natürlichen Autorität, welche nur geniale Begabung und eine reiche Erfahrung gewähren, ward berufen, das neue Institut in seine rechten Bahnen zu führen. Alle die vielfachen. weit verzweigten Arbeiten der Auswahl der für die Sammlungen zu bestimmenden Kunstwerke, die Restauration der Gemälde und ihre Einrahmung, die Ergänzung der Statuen und die Beschaffung ihrer Postamente, die Ueberführung dec neu erworbenen und des alten Bestandes der Samm- lungen, die jeßt das Münzkabinet und das Antiquarium bilden , die Aufstellung aller dieser Sammlungen in den neuen Räumen, endlich die Ausarbeitung und Drucklegung der Kataloge Alles dies wußte Humboldt so zu fördern, daß nach wenig mehr als einem Jahre, am 1. Juli 1830, der König das Gebäude in Augenschein nahm, und mit Genehmigung des Königs am 3. August 1830 die Eröffnung für das Publikum stattfinden konnte.

Der Centralverband deutscher Industrieller wird seine dicsjährige Generalversammlung am 19, 20. und 21, September in Düsseldorf abhalten. Jn derselben werden folgende Gegenstände zur Verhandlung kommen: 1) Das gewerbliche Unterrichtswesen, Referent: General-Sekretär Buek. 2) Der Einfluß der Freihafenstelung der Hansestädte auf die wirthschaftlihen Ver- hältnisse des Deutschen Reiches, Referent: der Geschäftsführer des C.intralverbandes Regierungs-Rath a. D. Beutner. 3) Das Gesetz über die gewerblihen Hülfskassen vom April 1876, Referent: Re- gierungs - Assessor Dr. Königs aus Düsseldorf. Der General- versammlung wird eine Ausschußsißung vorhergehen, deren Tages8- ordnung nachstehende Berathungsgegenstände umfaßt: 1) Die Eisen- bahn-Frachtfrage, Referent: Reichétagsabgeordneter Dr. Renßsch. 2) Die Währungéfrage, Referent: Regierungs-Rath a. D. Schül.

Die feit einiger Zeit angestellten Nachgrabungen nach der Burg Grona auf dem kleinen Hagen nehmen, wie man dem Hannov. Cour.“ aus Göttingen schreibt, ihren ungestörten Fort- gang und haben neue Mauerreste zu Tage gefördert, ohne daß es jedoch seither möglih wäre, den Grundriß der alten Burg festzu- stellen. JInteressant war in einem von dicken Mauern umgebenen Raume der Fund ciner Menge von 1—2 Thaler großen flachen Stücken von Deckenmalereien, deren Farben, auf Stuck aufgetragen, fich vortrefflich gehalten haben.

Christiania, 21, Juli. (C. Ztg.) Das aus dem Hünen- grabe beiSandfjord ausgegrabene, tausend Jahre alte Viking- (Seeräuber-) Schiff ist jeyt hierher gebraht und im Garten der Universität aufgestellt worden, wo man ein Gebäude für dasselbe, neben dem in Tuns bei Sarpsdorg vor einigen Jahren gefundenen und hierher gebrahten alten Boote errichtet hat. Das leßtere erregte seiner Zeit ungeheures Aufsehen, jeßt wird es aber von dem7ò Fußlaugen Vikingsschiffffe, neben welhem das Tunöboot wie ein Zwerg aus- sieht, ganz in den Schatten gestellt. Die zahlreichen, im Schiffe gefundenen Alterthümer, darunter drei Betten, ein sehr großer kupferner Kessel, drei kleine Boote, ein Mast mit dazugehörenden „Fischen“, zahlreiche groß: und kleinere Ruder, die Gerippe von 8 Pferden und mehrere andere Knochen, sowie verschiedene silberne und kupferne Schmuckgegenstände und Geräthe sollen im Schiffe an- gebracht werden, nahdem die beschädigten Theile desselben restaurirt und die Farben, die sich im Sonnenlichte {nell verloren, aufge-

frist find.

Fra nrtues a. M., 28. Juli. (W. T. B.) Bei dem Feuer- werke, welches heute Abend auf dem Turnfestplaße abgebrannt wurde, erfolgte bald nah Beginn desselben eine Explosion, durch welche etwa 12 Personen verwundet wurden, darunter mehrere sehr

(0 29, Juli. (W. T. s Das bereits gemeldete Unglück

bei dem gestrigen Feuerwerk auf dem Turnfestplaßze entstand durch PetLAA eines e Mörsers. Durch Splitter desselben wurden, soweit bisher ermittelt werden konnte, ein junges Mädchen getödtet und zwanzig Personen sehr {wer verwundet ; vier von denselben sind bereits amputirt worden. Von den Verunglückten is einer aus Hanau, ein anderer aus Hôchst; die übrigen wohnen sämmtlich in Frankfurt,