1880 / 188 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 12 Aug 1880 18:00:01 GMT) scan diff

ihnen daher bei Zustellungen in auibgerigelißen Sacen stets dann untersagt, wenn der Schuldner der Gebühren in dem Bezirke des Amtsgerichts wohnt und der Gerichtsdiener im Stande ift, die Ge- bühr perfönlih zu erheben. 2) Wenn die Erhebung dér Zustellungsgebühr durch den Gerich1sdiener persönlich unaus- führbar ist, dann i| in solchen Fällen, in welchen eine Zahlung von Kosten an den Gerichtsschreiber (z. B. auf Grund einer durch den Gerichtsdiener zugestellten Kostenrechnung) zu geschehen hat, in geeigneter Weise, jedoch ohne Aufnahme der Ge- bühr in die Kostenrebnung, darauf Bedacht zu nehmen, daß die Zustellungsgebühr mit den zu zahlenden Gerichtskosten an den Gerichtsschreiber und durch diesen an den Gerictsdiener gelangt. 3) Ist die Erhebung der Gebühr durch Postnahnahme durchaus nit zu vermeiden, dann .darf der Gerichtsdiener in keinem Falle mehr als seine Gebühr erheben. Insbesondere ist es untersagt, daß der Gerichtsdiener außer der Gébühr das Bestéllgeld für die Ueber- bringung des durch Nachnahme erhobenen Bctrags erhebt. Der Ge- richtsdiener hat vielmehr die Beträge der für ihu bestimmten Nach- nahmc-Postanweisungen stets selbst auf der Post abzuholen und zu dem Ende den erforderlichen Antrag bei der Postbehörde zu stellen, owcit dies nicht {on geschehen ist.

Oesterreich-Ungarn. 11. August. (W. T. B.) Der U und die Fürstin von Rumänien sind heute hier- elbst eingetroffen und empfingen bald nah ihrer Ankunft den Besuh des Erzherzogs Rainer und Gemahlin. Der Feldmarschall Graf Moltke ist hier angekommen.

Pest, 9. August. Die Enquete über die Regelung des Strafverfahrens vor den Bezirksgerichten zog, wie man der „Wien. Z.“ meldet, in ihrer heute unter dem Vor- sie des Justiz:Ministers abgehaltenen Sißung die Ver- fügungen des diesbezüglihen Entwurfes über die Rechte des Vertheidigers, der Kundmachung der gerichtlihen Beschlüsse und cinige von den Bestimmungen über die Verhandlung in Berathung. Bezüglich des Vertheidigers wurde ausgesprochen, daß jeder Beklagte sich einen Vertheidiger aus der Reihe der Advokaten oder jener Advokaturs-Kandidaten wählen kann, die Doktoren Juris sind. Den Verwandten wird es erlaubt, sih gegenseitig au ohne diese Qualifikationen zu vertheidigen. Der Vertheidiger hat das Recht, sich mit seinen Klienten ohne Zeugen zu unterreden. Die gerichtlihen Besdlüsse wérden in der Regel mündlih kundgemaht. Jn der Ver- ordnung wird jedoh auch die Zustellung an Abwesende ge- regelt. Was das Verfahren selbst betrifft, so hat vor den Bezirksgerichten in den dorthin zur Ab- uïtheilung gewiesenen Angelegenheiten keine besondere Unter- su{ung stattzufinden. Die Beweisstücke sind jedoch, wenn es nöthig ist, vor der Verhandlung zu beschaffen. Vorläufige Haft känn nur gegen solche verhängt werden, die keinen ordentlichen Wohnsiß nachweisen können oder die flüchtig sind oder Fluchtversuhe machen. Die vorläufige Haft kann jedo in ‘Uebertretungsfällen nicht länger als 48 Stunden, in Ver- ehensfällen nit länger als 8 Tage dauern. Gegen Bürg- aft ist der Verhaftete freizulassen. Jn der Verordnung wird ferner noch die vorläufige Vernehmung der Zeugen und die vorläufige Aufnahme des Augenscheines geregelt werden.

Großbritannien und Jrland. London, 11. August. W,. T. B.) Das Réuùtershe Bureau meldet aus imla von heute: Die Besaßung von Kandahar hat mit den Bewohnern der benachbarten Ortschaften mehrere kleine Gefechte gehabt, in welchèn die Afg"anen zurückgeshlacen wurden. Abdurrahman wird heute mit dem General Stewart in Sherpur bei Kabul eine Zusammen- kunft habén, nah welchéèr der Géneral unverzüglich mit der Axmee nach Gundamuk aufbrechen wird.

(Allg. Corr.) Aus Jrland wird gemeldet, daß dort am Sonntag Abend unweit New Roß der Kronanwalt für die Grafschaft Tipperary, Mr. Thomas Boyd, und seine zwei Söhne, während sie sih zu Wagen von ihrer Behausung Chilcombe Lodge, nah New Roß begaben, von einer Bande von Männern, die schwarze Larven trugen, angefallen und dur Flin- tenschüsse verwundet worden sind. Mr. Thomas Boyd erhielt eine schwere Wunde am Arm, einer seiner Söhne einen Schuß dur die Lunge, während der zweite Sohn mit einer leichten Verwundung am Beine davonkam. (Der \{chwerverwundete Sohn ist b. reits gestorben.) Nur durch shnelles Fahren retteten sih Vater und Söhne. Die Meuchelmörder verfolgten die Flüchtigen eine. Zeit lang und schlugen sih dannñ seitwärts in die Büsche. Man hat es hier augenschcinlich mit einem agrarishen Verbrechen zu thun. Neun; Personen sind ver- haftet worden, in deren Besiß Géwehre mit aufgesteckten Ba- jonnetten und Larven gefunden wurden.

Pee Paris, 11. August. (W, T. B.) Der Präsident der Republik und die Präsidenten des Senats und der Deputirtenkammer sind heute Nachmittag um 3 Uhr 50 Min. hier wieder eingetroffen. gn Carentan uns der Pfarrer eine Ansprache an den Präsidenten Grévy, n- welcher er der Achtung vor der Regierung der Republik Ausdruck gab und die Bitte um Schuß der Religion aus- prah. Herr Grévy erwiderte darauf, daß f DiE Religion nichts zu befürchten sei; dieselbe werde durch das Geseß und durh die Regierung geschüßt und sei überall und vornehmlih in Frankreich eine Macht. Auf eine Ansprache des Pfarrers von Lisieux, in welcher derjelbe Vertrauen und Hingebung zur Regierung- ausdrückte, erwiderte Herr Grévy, indem er denselben zu seiner Gesinnung beglückwünschte und hinzufügte, daß, wenn sein Beispiel Nachahmung gefunden; hätte, die Beziehungen zwischen der Regierung und der Geistlichkeit angenehmere werden wür- den: Die republikanischen Journale äußern sich bei- ällig über die in Cherbourg anläßlih der Anwesenheit des räfidenten Grévy - gehaltenen Reden und Ansprachen und He AErnor, daß dieje Reise des Herrn Grévy die Macht der epublik manifestire.

Türkei. Konstantinopel, 10, August. (Pol. Corr.) Die Pforte soll entschlossen sein, die. Abtretung Dul- cignos und des dependirenden Küstengebietes an Monte: neo innerhalb der von den Mächten gestellten Frist selbst aufdie Dele, eines Konfliktes mit den Albanesen durhzu- führen. Für heute war die Audienz des K. und K. öster- reichish-ungarischen Botschafters Baron -Calice beim Sul- tan zur Ueberreichung seiner Kreditive in Aussicht genommen, Reuf Pascha, dessen Gesundheit ernstlich ershü:tert ist, glaubte seine Demission geben zu sollen, die der Sultan annahm. Ali Pascha wird daher defini-

Staatsraths-Präsidenten, der kein Militär ist, einen Pascha des Seraskierates als Kommandanten der 14000 Mann nan Truppen der Provinz beigeben. Aleko Pascha oll nächsten Dienstag nah Philippopel abreisen. Vor drei Tagen dinirte er bei dem Sultan, welcher ihn sehr wohl- wollend behandelte. Am 7. d. M. begann der Ramazan, und da man bei diesem Anlasse der Armee und den Beamten wenigstens einmonatlihen Sold und Gehalt auszahlen mußte, so war man genöthigt, eine Anleihe zu mahen. Der Finanz-Minister verlangte von der Banquiersgruppe, welche die Verwaltung der ses indirekten Steuern übernommen hat, 150 000 türkische Lire, konnte aber nur 50 000 Lire erhalten.

Das „Reutershe Bureau“ erhält aus Konstanti- nopel folgende Telegramme :

7. August. Jn einem heutigen Kabinetsrathe, dem der frühere E des Conseils, Said Pascha, beiwohnte, wurde die Entsendung von Truppen nah Dulcigno be- s{lossen. Man glaubt, die Pforte wünsche Dulcigno den Montenegrinern zu übergeben. Kapi‘än Swaine, der militärische Attaché der englishen Botschaft, und Oberst von Raab, der österreichishe Militär - Attahé, haben sich von Konstantinopel nach den an Griechenland abzutreten- den Distrikten begeben, um die von der Pforte erhobenen strategishen Einwendungen gegen die von der Berliner Konferenz vorgeschlagene neue Grenzlinie zu prüfen. 8. August. Zux Erörterung der montenegrinishen Frage hielt der Ministerrath heute eine weitere Sißung, bei welher Said Pascha wiederum zugegen war. Mr. Kirby Green, der britische Konsul in Skutari, wird sich nah Cettinje begeben. Der persishe Konsul in Jeddah ist von seiner Regierung angewiesen worden, den von ihm zurückgehaltenen flüchtigen Sklaven auszuliefern. Ein englishes Kanonenboot wird in Jeddah erwartet. Der Sultan befahl“ heute dem Kriegs - Minister Hussein Husni Pascha, sich am 11. d. Mts. mit 2000 Mann Trüppen nach Dulcigno zu begeben. Der Minister hat versprochen, innerhalb der stipulirten Frist den Distrikt, und einige Tage später die Stadt selber, an Monte- negro zu übergeben. Betreffs der türkisch-griehishen Frage hat der Sultan angeordnet, daß ein Vorschlag für eine ge- naue Grenzlinie ausgearbeitet werde, der den Mächten unter- breitet werden soll. Man erwartet eine gütliche Lösung der

Frage.

Skutari, 9. August. (Pest. L.) Die Pforte beauf- tragte ihre hier weilenden Kommissäre Mustafa Pascha und Abdul Latif Efendi, dem Liga-Aus\chuß zu eröffnen, daß Dulcigno an Montenegro abgetreten werden müsse, das Sem-Gebiet jedoch bei Albanien verbleibe. Die Liga wird diese Frage einer Versammlung aller bei Dulcigno und Tusi kommandirenden Stammeshäuptlinge vorlegen. Vorläufig wurde angeordnet, daß alle mohamedanishen Freiwilligen sich nah Dulcigno begeben sollen. Von Prizrend traf hier Hadschi Omer Efendi, Chef dcs großen Nationalrathes der Liga, ein. Man glaubt wenig an eine Nachgiebigkeit der Liga.

,_ Amerika. Washington, 8. August. (Allg. Corr.) Die Regierung hat beschlossen, ein Kriegs\chiff in den cudanishen Gewässern zu stationiren, un während der Lösung der Frage, „die zwischen Spanien und den Vereinigten Staaten mit Bezug auf das Vorgehen spanischer Kreuzer entstanden, eine weitere Beeinträchtigung amerikanischer Fahr- zeuge zu verhüten.

New-York, 8. August. Hrn. Garfield wurde vor- gestern im Hauptquartier der republikanishen Partei ein enthusiastisher Empfang bereitet, worauf die politischen Vereine an ihm vorüberzogen, an welche er eine kurze Ansprache hielt, in der er jedo jede Bemerkung über \{hwebende Streitfragen unterließ. Heute verließ Hr. Garfield Newyork, um \ih nach seiner Heimath zurückzubegeben. Auf seiner Herreise hat er arg m den von ihm befu@ten großen Städten Ansprachen gehalten.

Afrika. Marocco. (Allg. Corr.) Berichte aus F ez melden: Der Sultan habe beshlossen, alle seine verfüg- baren Streitkräfte, welche außer den regulären Truppen aus Kontingenten verschiedener Stämme bestehen, zusammen- zuziehen, um sie ohne Verzug nah Wazan zu ente! in der Nähe welcher Stadt den Kaiserlichen Truppen unlängst von den rebellishen Stämmen eine {were Niederlage bereitet wurde. Das Heer wird unter den Befehl von Mulai «F8mail, Bruder des Sultans, gestellt werden.

Statistische Nachrichten.

Von dem laufenden XX,. Jahrgange der „Zeitschrift des Königlich preußischen statistishen Bureaus“ ist soeben das I. und 11.’ (Doppel-) Ea el zur Ausgabe gelangt. Dasselbe hat einen ungewöhnlich reiten Jnhalt und bildet bei einem Umfange ‘von 45} Druckbogen einen stattlichen Band für fich. Aus dem Inhalt ragt, nicht allein dem Umfange nah, sondern au dur die Methode und die Ec. ebnisse der Untersuchung, besonders hervor die Fort- seßung eier schon im vorigen Jahrgange der Zeitschrift begonnenen, in der jeßigen abges{hlossenen Abhandlunz: „Das Zeitalter des Dampfes in ‘ecni1ch-statiftischer Beleuchtung* von Dr. Engel, allein 15} Bogen ftark, auf welche wir unsere e befondèrs auf- meiksanmi máhen. Dié Vielseitigkeit und Reichhaltigkeit des ge- nannten Heftes geht des “Näheren aus nachstehender Juhalts- übersiht hervor: Die Orgauisation dés meteorologischen Dienstes (in den Hauptstaaten Europas, Il. Thl. Von Dr. G. Hellmann. Das Zeitalter des Dampfes in technish- statistischWer Beleuchtung (Fortseßung und Schluß). Mit Figuren- tafeln. Voa Dr, Engel. Der Erwerb und Verlust der Reichs- und Staätsäangehörigkeit im preußischen Staate wätrend des Jahres 1879. Preußens Handel nach den Handelskammerberihten für das Jahr 1878" Von“ L’ Francke: Die JIndustriè Italiens. Von Dr. R. Jannash. Die Lebens- und die Feuervetsiherung in Preußen und in Deutshland in den Jahren 1877 und 1878,'‘mit Rückblicken auf frühere Jahre. Von H. Brämer, Die ärztliche Gewerbfreiheit und ihr Einfluß auf das öffentlihe Wohl, Von Dr, med, À, Guttstadt. Die französischen Felle auf landwirth- [SUINMe Produkte. Von L Francke. Definitive rmit‘elung der Ernte- erträge im Jahre 1879 im preußischen Staate. Nekrcologie: Rudolf v. Bitter, Prof, Dr, Johann Eduard Wappäus, Dr, Adolf Ficker. Büheranzetgen. Statistische On: (Inhalt: Die-Finanzen der''Krèise des preußischen (Staates im! Jahre 1877/78, Chilenische Staatsbahnen. Finanzen der Schwetz. Eisenbahnen in Amerika.

Londoner Metropolitanpolizei. Belgiens Außenhandel 1878. Wein- und Ciderxernte Frankreichs 1879, Die Ergebnisse des Kon- kursverfahre:s für 1876, 1877 und 1878. Großbritanniens Eisen- industrie in den leßten 20 Jahren. Militärpensionen in Belgien. Handel und Schiffahrt Belgiens 1879. Aktiengesellschaften in Italien. Der Weinbau im Regierungsbezirk Wiesbaden 1879. Fürsorge der fcanzösishen Regierung für das Volks, \{ulwesen. Die Schiffbrüche an den Küsten Frankreichs 1876 und 1877, Internationale Telegraphenstatistik 1878. Die Bewegung dec Bevölkerung in Frankreih und in Preußen. Auswanderung über britishe Häfen 1879. Grundkredit in Niederland. Die Errichtung von Post-Sparkassen in Frankrei. Sterblichkeitsver- hältnifsé in den großen Städten 1879, Die Se ficereien, ihre Gebiete, Betriebe und Erträge 1869—78. Eisenbát.n-Industrie der Vereinigten Staaten. Die tödtlichen Verunglückungen Er- werbthätiger im Berufe in Preußen. Ländwirth\schaäftliches und gewerbliches Einkommen in Großbritannien. Die projektirte Auf- hebung des Octroi in Frankreich. Zur Arbeiterversiherung. Die öffentlichen Leihanstalten in Frankreih. Der Schiffsverkehr Großbritanniens 1879. Der Flahsbau in Großbritannien und San Brotverbrauch im italienisch n Heere. Das Spar- kassenwesen in Dänemark. Was is London? Die Thätigkeit des Minifteriums für ôffentlibe Arbeiten in Frankrei. Ersaßz- ges{chäft im Deutschen Reiche. Frankreihs Seeschiffsverkehr 1837 —78. Eheshließungen in Italien.)

Als besondere Beilagen sind dem Hefte beigegeben ; Accessionsverzeichniß, Neue und antiguarishe, der Bibliothek deg Königlichen statislishen Bureaus in den Monaten April 1879 big April 1880 einverleibte Werke, nah Wissenschaften geordnet, Von Dr. P. Lippert. Berichtigung zur Finanzstatistik der Kreise des preußischen Staates für d s Jahr 1877/78.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der Historische Verein von Oberbayern hat seinen 41 Jab resberit für 1878, wie derselbe in der Plenarversammlung vom 1. März 1880 durch den ersten Vorstand, Friedrih Hektor Grafen Hundt erstattet worden ist, ausgegeben. Derselbe giebt ein erfreulihes Bild von dem regen wissenshaftlihen Leben innerhalb des Bereins. Voa der Zeits&rift des Vereins, dem , Oberbayeris\ chen Aci 9; lieat uns gleichzeitig der 38. Band vor (München, 1879, Königlich? Hof- und Universitäts-Buchdruckerei von Dr, C. Wolf u. Sohn). —= Infdièsem Bande theilt Major Würdinger (eine ge- \{ichtlide Einleitung voraaschickend) die Tagebuchaufzeibnungen mit, welche der Hof-Kaminkehrermeister Franz Carl Cura zu Burghausen über den ötterreichishen Erbfolgekrieg und leine Dienstleistungen als frei- williger Reiter im Heere Carls VII. hinterlassen hat. Es find natürlich keine Kri ‘gsthaten, welche in das Rad der Weltgeschichte eingreifen, aber es find wohlüberlegte, mit der größten Tapferkeit und Vater- [landsliebe und dem besten Erfolge ausgeführte Reiterstüke eines Bürgers, welcher bemüht war, alle seine Kräfte für die Wahrheit des auf seinem Pallash eingegrabenen Motto's „Pro Deo et Caesars 1742“ einzusezgen. In den 13 Abshhnitten seines interessanten Tagebuchs hrt er in s{chliVler, dié Kriegführung der Zéit harakterisirender Weise seine Erlebnisse vorz; am Sclusse aber bringt er für die Wahrheit seiner Angaben das Zeugniß eines Generals bei, unter dessen Ober-Kommando er die wichtigsten seiner Thaten ins Werk geseßt hat. Pfarrer Michael Trost in Ainau läßt seiner im vorigen Bande enthaltenen Geschichte des Marktes Geisenf ld hier einen Anhang folgen, welcer- Geshichtlihes über das Pfarrdorf Ainau enthält und eine Beschreibung der sehr alten, wegen ihrer zum Theil wohl noch aus dem 11, Jahrhundert herrühßhe renden Portalskulpturen bemerkenêwerthen Pfarrkirche daselbst umfaßt. Das Portal mit seinen Bildwerken is auf einer Tafel in Abbildung mitgetheilt. Weiter finden wir einen Beitrag von F. S. Hart- mann, Königlichem Gerichtschreiber in Bruck: Zur „Hochäkerfrage“, d: h. über jene uralten Kulturen, welbe aus aneinander gereihten Erderhöhungen von ungewöhnlicher Größe uud Gestalt mit dazwischen liegenden Vertiefungen bestehen und in verschiedenen Gegenden von Ober- und Niederbayern, Franken und Schwaben, namentli in den Flußgebieten der Donau, des Main und den Nebengebieten der Isar, Leh und Inn häufig angetroffen werden. Der Verfasser giebt ein Verzeichniß der Hauptfundorte dieser Kulturen und \suct den Beweis zu führen, daß die Hochäckec nicht Reste römischen Feldbaues seien, wie vielfach behauptet wird, wogegen neben der von der römischen abweichenden Art der Beackerung auch der Un1stand spreche, daß sich Hochäcker auch im skandinavischen Norden, in Irland und Schottland fänden, wohin römische Kultur nit gedrungen sei. Ferner ist aus dem Inhalt des Bandes hervorzuheben: ein Lebens- bild (nebst Porträt) des 1877 verstocbenen Architektur- und Land- \chaftsmalers Carl August Lebschée (von Dit. H. Holland), welcher sih dur seine Copien und Abbildungen von älteren Stadtansichten, Thoren, Thürmen und Gebäuden (m-it kurz vor dem Abbruch auf- genommen und in höcst sorgfältiger, wahrheitszetreuer Weise der Nachwelt überliefert) bleibende Vecdienste erworben hat, nebst einem Verzeichniß seiner Arbeiten und eine Beschreibung der Glasgemälde in der Pfarrkirhe zu Gauting, vom Spital- kurat Andreas Schmidtrer in Weilheim ; leßtere hat den Zweck, Kunsthistoriker, Hcraldiker und Genealozen zu einer Unter- suchung dieser vorzüglichen alten Glasmalereien anzuregen und eine rihtigere Zusammenseßung der Bilder zu veranlassen, Außerdem wird eine 3, Serie von Münzen bayerischer Klöster, Kirchen, Wall- fahrtsorte und anderer geistliher Institute beschrieben (von dem in- zwischen verstorbenen kenntnißreiben Numismatiker J. P. Beierlein) und von den „Regesten ungedruckter Urkunden zur bayerischen Orts-, Familien- und Landesgeschichte“ die 25. Reihe, enthaltend den 2. Theil der Urkunden des Klosters Altomünster, aus der Zeit des Besitzes des Brigittenordens, 1487—1760, veröffentlicht. 5 „Die Erde und ihr organisces Leben“ von Klein und Thomé. (W. Spemanns Verlag in Stuttgart.) Wir er- balten von diesem {on mehrfach angezeigten Werke soeben einige weitere Lieferungen die 13.—17, —, die sih den vorher- gehenden in jeder Beziehung würdig anschließen. Die Darstellung ift eine interessante und die illuftrative Ausführung, wie immer im Spemannschen Verlage, eine vorzüglihe. Die uns vorlieger. dezn Lie- ferungen bringen die Beschreibung der Flüsse, Wasfserfälle, Seen, Sümpfe, ferner eine Darstellung der Entstehunz der Kontinente, der Inseln 2c. sowie zahlreihe Text- und Vollbilder, von welchen leßteren wir nur anführen: „Wasserhosen“ in Lfrg. 13, Taminashluht bei Bad Pfäfers i. d. Schweiz (Lfrg. 15) und „Indische Flora“ in Lfrg. 16, welche als besonders gelungen zu bezeichnen sind.

Gewerbe und Handel.

Die Preußische Hypotheken-Aktienbank veröffentlicht zuglei mit ihrer Bilanz pro 30. Juni ce. einen Semesftralbericht, dem wir Folgendes entnehmen: Der gesammte Hypothekenbesit der Bank erreichte am 30, Juni d. J. die Summe von 87 598 929 M Hiervon dienen zur Sierheits-Unterlage für die von der Bank aus- gegebenen Pfandbriefe und sind in dem unter Mitvers{luß des Syndikus befindlichen Tresor hinterlegt 83 680 687 K Zurü zezahlt wurden dèr Bank im Läufe des erst:n Halbjahrs Hypotheken im Be- trage von 1467 600 M _Seit Anfang dieses Jáhres war die Bank bei 29 Subhastatïonen betheiligt, in welcben e Jur Sicherung ihrer Forderungen sechs8 Grundstücke erstanden hat. Von diesen ses und den: am S{hlusse des Vorjahres in ihrem Besiy verbliebenen . zwei Grundstücken wurden im ersten Semester verkauft vier, so dàß die Bank Ende Juni d. J. vier Grundstücke eigenthümlih besaß, welhe sämmtli® in Berlin belegen, mit

Erkrankungen im oberschlesisen Knappschaftsverein. Steuer- herabsetzungen in Frankreih. Die Grund- und Gebäudesteuer im | preußishen Staate in den beiden leßten Etatsjahren. Civilrechts-

tiv an seine Stelle treten, nur wird man dem gewesenen

pflege im Königreich Sachsen 1875—1877. Organisation der

| 384 520,46 statutarisher Bêleihürigs ; Von Fen briefen emittirt die Bank zur Zeit nur 4x 9% ige,

407 325 M bei der städtischen Feuersocietät versichert find und bei

l l fähigkeit mit 317 100A von der Bank belichen.wäreti." Säther sinb noh2 Grundstücke wieder verkauft worden. PArI hat aber bereits für die Ausgabe 4% iger

rückzahlbar, Serie VII,,

Pfandbriefe die erforderliben Schritte gethan. Die Umlaufssumme ihrer Pfandbriefe hat sih im verflossenen Halbjahr um 2 749 550 4 erhó t. Den Geschäftsverlauf des verflossenen Halbjahres bezeichnet die Direktion als einen zufriedenstellenden.

Die „New-Yorker Hdl. Ztg.“ äußert sih in ihrem vom 30. Juli datirten Wochenbericht über den Waaren- und roduktenmarkt folgendermaßen: Das Geschäft am Waaren- und Produktenmarkt war in der verflcssenren Woche auf verschiedenen Gebieten ein recht animirtes. Jn Brodstoffen und namentli in Weizen und Weizenmehl, fanden bedeutende Transaktionen zu weichen- den Preisen statt. Am Frahtenmarkt entwidckelte fh eine rege ‘Thätigkeit; es wurden im Ganzen 45 Fahrzeuge für vole Getreideladungen gecartert. Baumwolle blieb ftill, wie. Diner Hue -RideKasfee male sich eine héssere Stimmung geltend; in ostindisWen Sorten fanden bedeu- tende Transaktionen statt. Sc{malz, Schweinefleisch und Speck wurden troß stillen Exportgeshäfts durch die Manipulationen einer Spekulantenclique hier und in Chicago in die Höhe getrieben und schließen in steigender Tendenz. Rindfleisch fand mehr Beachtung. Am Hopfenmarkt ist es flau geblieben. Raff. Petroleum ver- harrte in matter Haltung. Terpentinöl war häufigen Fluktua- tionen unterworfep, \chließt jedoch fest, nährend der Markt für Harz gänzlih unverändert is. Jn fremden Manufakturwaaren scheint es etwas lebhafter zu werden. Der Import von fremden Webstoffen während der heute beendeten Woche beträgt 3 400 456 Doll. gegen 2537 765 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.

London, 10. August. (Allg. Corr.) Die Ausweise des bri- tishen Handels8amtes für Juli lauten wieder günstizer und zeigen, daß der britishe Handel fast auf allen Gebieten im Miederaufschwunge begriffen ist, Der Gesammtausfuhrwerth des ver- flossenen Monats beträgt 20 270 579 Pfd. Sterl. gegen 16 611 122 Pfd. Sterl. im Juli 1879 und 16 400 8:7 Pfd, Sterl. im Juli 1878. Während der ersten fieben Monate des laufenden Jahres bezifferte sich der Gesammtausfuhrwerth auf 127904315 Pfd. Sterl. gegen resp. 105 437 615 Pfd. Sterl. und 111 061 257 Pfd. Sterl. in den entsprewenden Zeiträumen von 1879 und 1878. Der Gesammteinfuhrwerth des Monats beträgt 33 352 595 Pfd. Sterl. gegen 30186 072 Pfd. Sterl. im Juli 1879 und 35 881 814 Psd. Sterl. im Juli 1878, und der Gesammteinfuhrwerth während der ersten fieben Monate 244613 348 Pfd. Sterl. gegen 903 287 795 Pfd. Sterl. in 1879 und 226 279 668 Pfd. Sterl. in 1878. Die Cinfuhr an Edelmetallen während des Monats Juli be- trug 1718383 Pfd. Sterl. gegen 2020557 Pfd. Steil. im Juli 1879 und 1 641 028 Pfd. Sterl. im Juli 1878; die Ausfuhr an Edelmetallen während des Mona's 998 785 Pfd. Sterl. gegen 1 305 153 Pfd. Sterl. im Juli 1879 und 2837 587 Pfd. Sterl. im Juli 1878. fla R E N : E]

Havre, 11. August: ;FW. T. B.) Wollauktion. Ange- boten 2031 B., verkauft 958 B. Das Geschäft war belebter, die Preise wurden behauptet.

Verkehrs-Anstalten.

New-York, 11. August. (W. T. B.) Postdampfer „Frisia* ist hier eingetroffen.

Der Hamburger

Berlin, 12, August 1880. Preußische Klassenlotterie. (Dhne Gewähr.)

Bei der heute fortgeseßten Fung der 4. Klasse 162. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen :

1 Gewinn von 75 000 #4 auf Nr. 73 244.

3 Gewinne von 6000 4 auf Nr. 36 926. 45 270. 52 024.

37 Gewinne von 3000 #6 auf Nr. 242. 1730. 2984. 3913. 10199 11029! 156160; 28643. 24108. 365391. 39216. 40171. 41340. 42124. 44102. 45804, 47 400. Do 48710 C0008 DOGBS, SESIS, 53 706! 08:6205. 61420, 63502. 66372. 71068. 74324 75768, 76420. 28:902, 82039, 82709. 83119. 87278; 89 564

53 Gewinne von 1500 46 auf Nr. 1777, 2441. 4304. 4892, 8918. 12 408. 12490. 12 629, 14975. 15 739. 19 122. 19177, 20796. 25620, 26004. 26481. 27160. 33773. 34662 35796. 36 563. 39684. 45 097. 45 668. 45 675. 46 095. 46 680. 47 666. 49320. 49646. 50 469. 50982. 02706, 53/999, 0503956. 056970. 057223. 60972, 63 050. 6307: 6349, 689229 T0892 12486. 2112, T&TT2. 77401. 80945. 85057. 85854. 90138. 92 445. 94833,

64 Gewinne von 600 # auf Nr. 2842. 4004. 4362. 6787, 10198. 10.663. 10948. 123156. 18238. 14774 10878. 16 545. 17.023. 18 250. 19834. 21 365. 21 209. 22-670. 923:936, 24203. 27:191.- 29809. 30670; 31.245. 31376, 91 639; 32979; 33244. 33745. 394459, 38.070; 38774. 39194, 40704. 40788. 44714. 560825. 51 414. 51749, 54084. 56144. 56384. 57477. 57 709, - 57 760. 61466. 62010. 636356. 64558. 64760. 71949, 73 130. 70416, (A120 T7088, SLADO. .84946..86137. 88 118. 88 407. 88443, 89194. 89547. 92083,

Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen.

(Aus dem Jahrbuh der Königlih preußischen Kunstsammlungen.) I. Königlihe Museen. (Fortsezung.) b, Sammlung der Skulpturen und Gipsab güsse.

Im Quartale Oktober-Dezember 1879 wurden die Arbeitskräfte der Direktion der Skulpturengalerie, o weit es die Antike angeht, so gut wie aus\{ließlich durch das Einbringen der pergamenischen Funde beschäftigt... Das Gros der zum Altarbau gehörigen Skulp- turen und Architekturstücke wurde im Museum untergebracht, die Reinigungs- und Züsammenfügungsarbeiten begannen. Des Trans- portes warteten noch an Ort und Stelle namentlich Arcitekturtheile, durch welche die Antikensammlungen der Königlichen Museen nah einer bisher so gut wie gar niht vertreténen Seite hin eine Er- Leo zu erhalten beginnen werden. Gegenwärtig ist Alles ein- gelroffen.

Durch Schenkung begünstigte die Abtheilunz Hr. Koasul Travers, bisher in Kairo. :

Für die Abgußsammlung wurden einige Stüdcke' aus Athen er- worben, und zwar gleih in echten Formen. Es würde sich empfehlen, daß die Hérren Vorstéher zunächst der deuishen Sämmlungen von Gipsabgüssen nach der Antike dicjenigen Stücke in athenischen Samm- lungen oder überhaupt in Griechenland, welche sie in der Förmerei der Königlichen Museen in Berlin verkäuflih zu sehen wünschten, dem unterzeichneten Direktor bezeihnen möchten. Nah Möglichkeit würde dann Sorge getragen werden, dur Bezug der Form na

erlin den einzelnen Sammlungen die hohen Transportkosten, welche bei Bezug der Abgüsse aus Athen erwachsen, zu ersparen, Durch Vermittlung des Hrn. von Duhn erhielt die Abthei- lung außerdem den Abguß des Aphroditekopfes Caetani aus

Rom. In Vorbereitung genommen wurde die Etiquettirung der Giptabgüfse und ein seit lange mangelndes, zunächst in kurzer Fafsunz herauszugebendes Verzeichniß der Originalskulpturen. In der Zeit von Januar bis März 1880 fiel der Sammlung ein fragmentirtes Grabrelief aus Cypern und ein Kybele-Anathem zuz in Abgüssen aber wurden erworben ein Athenatorfo von der Akropolis zu Athen (Michaelis, Parthenon, Taf. 15, 2), zwei Jünglingstorsen (Mittheilungen des deutschen arch. Inst. in Athen V. p. 20) und ein Votiv- relief an Athena, jeßt vollständiger als bei Schöne gr. Rel. Taf. XIX., 83, ebendaher, ferner einige Köpfe der Sammlung Baracco in Rom, darunter eine Replik des lateranensishen Marlyaskopfes, sodann ein H.katerelief aus Salamis im Besiße des Fürsten Metter- nich in Wien und die neuerlich von Doerbeck besprochenen Pferde- fragmente aus dem westlihen Parthenongiebel. Erworben wurde aub der Abzuß der Zumbusch’shen Restauration des samothrakischen Nikemonauments, jedo ging de:selbe noch nicht ein. Der Sammlung der mittelalterlihen und R-naissance-Skulp- turen wurde ein Tropfstein-Medaillon-Porträt d.s Pailipp Hackert als Vermächtniß überwiesen; andere Erwerbungen, die Herr D-, Bode ia Florenz machte, werden ers im folgenden Quartale ver- zeihnet werden, In Abgüssen wurden aufg-stellt: der Apoll des jüngeren Peter Vischer zu Nürnberg, Adler und Truthahn, zwei Bronzen des Pietro Tacca zu Florenz, der heil. Ansanus von Giov. di Stefano zu Siena, zwci Statuen Johannes des Täufers von Donatello in Siena und Florenz. i # An der Reinigung und Zusammenfügung der pergamenischen Skulpturen wurde unausgeseßt gearbeitet und einige Gruppen zur vorläufigen Aufstellung in der Rotunde hergerichtet. @

onze.

Im weiteren Verlaufe der gestrigen Sclußsißung der XI, Generalversammlung der Deutschen Anthropologi- \chen Gesells chaft, über deren Beginn wir bereits kurz berichteten, stellte Prof. Dr. Virhow eine elfjährige Miikrocephalin, tie Tochter eines hiesigen, in ärmlichen Verhältnissen lebenden Büraers, vor. Prof. Dr. Ranke \prach über die Ethnographie Bayerns, Prof. Dr. Kollmann über zwei verschiedene typische Formen innerhalb der Do- lichccephalie und der Brachycephalie europäisher Schädel. Der vor- gerüclten Zeit wegen verzihtèten mehrere Redner auf das Wort, und es hielt nur noch Prof. Dr. Kupfer-Königsberg einen Vortrag über den Schädel Kants, von dem er einen Gypsabguß und verschiedene Photographieen vorlegte. Hiermit war die Tagesordnung erschöpft.

Der Vorsitzende, Pref. Dr. Virchow, gedachte in seiner Scluß- rede zunächst Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Sr. Kaiser- lichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen, Höchstwelcher das Protektorat der Gesellschaft huldreihst übernommen habe. Er dankte auch der Königlichen Staatsregierung und besonders dem Kultus- Minister für die entgegenkommende 1hatkräftige Unterstüßung; er dankte den deutschen Regierungen Städten und Sammlern für die Bereitwilligkeit, mit der sie die Ausstellung beschickt, sowie der Stadt Berlin und allen Männern, die sich um den Kongreß verdient ge- macht haben. Hierauf {loß um 3# Uhr die XI. Generalversamm- lung der deutschen Ant{ropologen.

Am heutigen Tage findet noch eine gemeinsame Fahrt nach der Röômerschanze bei Potsdam stati.

In der Anthropologishen Ausstellung ist die Rheine provinz in würdiger Weise dur die Stadt Bonn vertreten. Ein- von verschiedenen Vereinen, Museen und dem Prof. Dr. Schaaff- hausen in Bonn veranstaltete Kollektivausstellung zeigt auf 6 Tafeln eine überaus reie Sammlung von Feuerftein- und Knochengeräthen, Steingeräthen, goldenen, silbernen und bronzenen Ringen, Fibeln und Nadeln, germanishen und römischen Thonscherben und zahlreichen ein- zelnen Gegenständen. Die anatomishe Sammlung der Universität sandte Schädel, das Museum des naturhistorischen Vereins Feuer- steinwaffen und Knowenstücke, die aus der Höhle von Balve stammen. Auch das städtishe Museum in Aachen, das Provinzial-Museum in Trier, sowie die Städte Essen und Xanten haben sich durch Einsen- dungen betheiligt. E 5

Die Provinz Westfalen hat in einem çoldenen Gefäße eines der hervorragendsten Stücke der ganzen Ausstellung „geliefert. Das Gefäß ist aus gediegenem Golde und wurde 1849 in einem Hünengrabe gefunden; es ist 115 em hoch, hat oten einen Durch- messer von 15 ecm und zeigt Verzierungen in getriebener Arbeit. Das Gefäß ist Eigenthum d:s Fürstlihen Hauses Bentheim und Stein- furt. Aus Münster liegen Steinwaffen, Bronzegegenstände und Funde aus Merovingischer Zeit vor.

Die Fürstenthümer Lippe und Schaumburg-Lippe find ein ergiebiger Boden für Auffindung von Steinhämmern und Streitärten gewesen; das benachbarte Fürstenthum Waldeck stellt aus einer Sammlung Sr. Dur(laucht des Fürsten von Waldeck Gürtelshnallen und Hüftspangen zur Schau. S

Der Reichthum der Provinz Hannover an prähistorischen Funden ist cin fehr großer. Die Hauptsammlung der Provinz, neben den kleineren, aber im raschen Aufblühen begriffenen in Stade, Lüne- burg, Hildesheim, Osnabrück und Emden, enthält das Provinzial- museum in Hannover. Urnenfriedhöfe find in der Provinz nit selten, auch NReihengräber kommen vor. Edelmetall ist dagegen selten. An Steindenkmälern u die Provinz noch einen erheblichen Reichthum; alte Ringwälle und Schanzen ziehen fich über das ganze Land,

Aus den werthvollen Sammlungen Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Oldenburg sind der Ausftellung eine größere Anzahl Aexte, Arthämmer, Keile, Speerspißen neben Nadeln, Srxangen, Urnen, Ringen, Messecn u. \. w. übeclassen worden. Die Hansestadt Bremen is durch Waffen, Geräthe und Schädel ver- treten.

In dem für das Herzogthum Braunschweig reservirten Saale finden wir photographishe Bilder von einem Skelett des Bos primwigenius (Uro8), das in einem Torfmoor in der Nähe von Braunschweig aufgefunden worden ist, Von böcbstem Interesse find die zur Sammlung des Oberlehrers Dr, pbil. Nehring in Wolfenbüttel ge- hörigen Proben der Quaternär-Fauna nebst gleichalterigen Spuren des Menschen.

Unter den thüringishen Staaten stellt Sachsen-Altenburg Gefäße und Steingeräthe aus; Bronze findet {ich seltener, Eisen fast nie. Aus Sachsen-Weimar finden sid neven der Unirersität Jena als Ausstellerin einige Privatsammlungen mit bemerkenswerthen Gegenständen ; aus Sacbsen-Coburg-Gotha liegen Funde aus den Hügelgräbern bei Mirsdorf zur Sau. Die Sammlung des Dr, G. Jacob in Römhild in Sachsen - Meiningen ist cine der umfangreichsten auf der Ausstellung. Bei Reuß j. L erregen die

undiüce der Lindeathaler Höhle, insofern dieselben wohl einen der ältesten bestimmten Beweise vom Dasein des Menschen in der älte- ren Diluvialperiode geben, ein lebhaftes Interesse. Reuß ä. L. ist auf der Ausstellung nicht vertreten. Aub Sch{warzburg-Rudol- stadt und Shwarzburg-Sondershausen haben Steingeräthe und Bronzegegenstände anfuuwelsen, : i

Im Herzogthum Anhalt if der Landstrich ¿wischen Köthen, Nienburg Und der Wippêèr unweit Aschersleben eine der ältesten Kulturstätten deë norddeutshen Lande, die für die Forschung dadur an Bedeutung gewinnt, daß sie eine Grenzschèeide zwischen Germanen und Slaven bildete, Der in Bernburg vor 2 Jahren zusammen- getretene Verein ist noch zu jung, um ein reihlihes oder besonders werthvolles Material bieten zu können. :

Die Provinz Sachsen weist niht weniger als 18 Avssteller auf, unter denen die Städte Halle, Merseburg und Weißenfels dur die Vielseitigkeit, den Werth und das Alter des Dargebotenen her- vorragen.

ie freie Stadt Hamburg hat den Fuhlsbütteler Fu dessen Gegenstände auf einem großen Gräberfelde in Urnen gefunden sind

Das in Sch{les8wig-Holstein gesammelte Material zeigt troß vieler Lücken, daß cinestheils die verschiedenen Kulturperioden sich auf der südlihen Hälfte der Kimbiishen Halbinsel s{chärfer und klarer abgrenzen als in Mittel- und Süddeutschland, während an- dererseits die Uebergangéfunde dort zahlreicher und charafteristisher find als auf den dänishen Inseln und der Skandinavishen Halb- insel. Der Hauptausfteler das Kieler Museum vaterländischer Alterthümer hat sich deshalb auch mit Recht auf das Vorlegen lokaler Typen beschränkt.

Aus der freien Stadt Lübeck finden wir die reihe Sammlung des kulturhistorischen Museums mit 196 Schaustücken vertreten. Eine ergiebige Fundftätte für Bronzesachen bildet das Groß- herzogthum Mecklenburg-Schwerin, von wo u. a. aus eine Krone, ein Halsring, ein Diadem und eine Armschiene von Bronze, fowie ein Bronzewagen und mehrere Gußformen eingeliefert sind; auch Metdcklenburg-Strelißt bietet eine große Auëwahl prähistorisher seltener Sachen.

Die Pommern der Urzeit lernen wir dur die verschiedenen Sammlungen aus Greifswald, Stettin, Stralsund, vor Allem aber dur die umfangreihe Sammlung des Landgerichts-Rath Rosenberg in Berlin kennen. :

Das Provinzialmuseum der physikalisch- ökonomischen Gesellschaft in Königsberg repäsentirt die Provinz O \tpreußen. Von voll- ständigen Gräbern bringt die Ausstellung nur einige, um die Aus- stattung der Begrabenen zu erläutern. Dafür ist eine Auswahl der wichtigsten Fundobiekte nach saclihen und chronologishen Reihen geordnet, um einen Ueberblick über den Formenreihthum und die zeitlibhe Entwicklung zu gewähren. Danzig, Elbing, Graudenz Marienburg, Marienwcrder und Thorn sind die Aussteller der Provinz Westpreußen.

Die ganze Provinz Posen ift reich an prähistorishen Funden, besonders an Urnengräbern, in denen man zumeist die verschiedenen e von Stein, Bronze und Eisen, als au Schmucksachen vorfindet.

Die Provinz Sch lesien beansprucht für Nh das älteste Inter- esse an prähistorishen Dingen, da man dort {hon im 16. Jahrhun- dert Nachgrabungen veranstaltet hat. Die weitaus größte Sammlung besißt das Museum s\chlesis{her Alterthümer in Breslau, welches Sundstücke aus 360 Orten aufweist und an der Ausstellung si mit 244 Artikeln betheiligt hat. N

In der Ausstellung des Königreihs Sachsen zeichnen sich die von dem Königlichen Mineralogisch-geologishen und prähistori- 4 Museum in Dreéden eingelief.rten Gegenstände ganz beson- èrs aus,

Die Provinz Brandenburg und die Stadt Berlin, deren wir am Schlusse unserer kurzen Rundschau gedenken, sind aus n ati Gründen auf der Ausftellung ganz besonders reich vertreten.

Im Verlage von Georg Reimer sind kürz;lih in deutsher und französisher Sprache die „Verhandlungen der vom 16. bis 20. September 1879 in Genf vereinigten permanenten Kom- mission der europäishen Gradmessung" erschienen. Die Publikation is von den Schriftführern der genannten Kommission, den Professoren Dr. C. Bruhns und Dr. A. Hirs redigirt und enthält zugleich den von dem Centralbureau der euro- päishen Gradm-}ung herausgegedenen Generalberiht für das Jahr 1879, Das Programm für die Sißung der péèrma- nenten Kommission im September 1879, welbe im so- genannten Alabamasaale im Rathhause zu Genf tagte, umfaßte folgende Gegenstände: 1) Berichte der permanenten Kommission und des Centralbureaus. 2) Berichte der Bevollmächtigten über den Fortschritt der Arbeiten in ihren Ländern im Jahre 1879. 3) Be- richt der in Hamburg ernannten Kommission über die von dem Oberst-Lieutenant Adan vorgelegten Fragen, erstattet von Hrn. C. A. G. Peters. 4) Wahl des Ortes und der Zeit für die sechste all- gemeine Konferenz der Bevollmächtigten. (Es wurde in der Versamm- lung München in Vorsclag gebracht.) Bezeichnung von speziellen Berichterstattern für die nähste allgemeine Konferenz über den Stand der Arbeiten in den vershiedenen Ländern, und zwar : a. über Bestimmung der Längen, Breiten und Azimuthe, b. über Triangulation und die Netz- Ausgleichungs - Rechnungen; c. über die Präzisionsnivellements und die Resultate, welhe die Mareographen ergeben haben; d. über Messungen der Intensität der Schwere; e. über die europäische Grad- messung betreffende Publikationen. Den Protokollen über die Sitzungen der Kommission ift ein Artifel „Vote sur le pendule à reversion“ von Yvon BViüarceau beigefügt. Den zweiten Theil der vorliegenden Publikation bildet der Generalberiht über den Fort- {ritt der Arbeiten für die europäishe Gradmefsung in den ver- schi: denen Ländern während des Jahres 1879, in deutscher und fran- zösisher Sprache, dem als Anhang eine Abhandlunz von Professor Albrecht: „Relationen zwischen dem SantimeitaMe für die Zonen- beobahtungen, dem Gradmessungs- und dem Saffordschen Katalog“ folgt. Zum S{luß enthält die vorliegende Publikation dann noch als Anhang eine Abhandlung von H. Sainte-Claire Deville und E. Mascart unter dem Titel: „Sur la construction de la règle gé»dé- sique internationale“, als zweites Memoire über diesen Gegenstand. An graphischen Darstellungen sind dem Bande beigegeben 1) ein Blatt, auf welchem die Resultate der Ausgleichung aus dem württem- bergishen Präzisions-Nivellement für die europäishe Gradmessung verzeichnet sind, und 2) eine Karte, welche die Triangulation erster Ordnung des Königreichs Jtalien darstellt,

Die Nr. 65 und 66 der „Deutscten Heeres-Zeitung“, Organ für Offiziere aller Waffen des Deutschen Heeres und der Marine, fünfter Jahrgang, hat folgenden Inhalt: Abhandlungen, Aufsätze 2c.: Zum 13. August 1880, Ftalienische Kritik deutscher Heeresverhältnisse, -— Mittheilungen aus dec Presse: Deutschland: Die Trefferreihen und ihre Anwendung auf die Feuerleitung. Oesterreich: Folgen der ablehnenden Haltung der Pforte. Frank- reich: Ueber die russishe Feld-Artillerie. Schweiz: Vorschläge zur Abänderung erkannter Mängel der \{chweiz rishen Gewehre. Literatur: Die Befestigungskunst und die Lehre vom Kampfe. Wie entspricht die deutsche Pferdezucht am besten den Staatsinter- essen? Kleine militärishe Mittheilungen : Deutschland : Ueber die Abkommandirung deutscher Offiziere nah der Türkei. Erinnerung an die großen Ereignisse des französischen Krieges. Oesterreich : Von der K. K. Kriegsmarine. Feldtelegraphen-Uebungen. Ein Sieg des österreichishen Armeegewehres. Aus dem Bruder Lager. RKavallerie-Uebungsreise,. Rekrutirung in Süddalmatien. Ueber das Banket des Schühenfestes in Wien. Schweiz: Berichte des eidgenössishen Militär-Departements. Vermischtes: Ueber den Kungte'shen Scnellbrater. Persona'-Veränderungen. Ordens-Verleihungen. Familien-Nachrichten. Anzeigen.

(W. T. B.) Nat einer Bekanntmachung des Polizei-Präsidenten Staudy hat ein sehr bedeutender Ueber- tritt der Prosna über ihre Ufer stattgefunden, in Folge wovon die anstoßenden Felder sämmtlih übershwemmt sind und alles

Posen, 11. August.

«»etreide von den Fluthen mit fortgeführt wördea is. Man be- fürchtet auch sehr große Uebershwemmungen durh die Warthe.

Aden, 11. August. (W. T. B.) Der Dampfer „Jeddah“, mit Pilgern an Bord, ist niht untergegangen, wie der Kapitän behauptete, der das Schiff verlassen hatte. Die „Jeddah" ift viel- mehr, durch dén Dampfer „Antenos" ins Schlepptau genommen, hier eingetroffen. An Bord befand fih Alles wohl.

und aus der Uebergang8zeit von Bronze zu Eisen stammen, sowie

den Bronzefund von Hohenwestedt in Holstein zur Schau gestellt.