1847 / 211 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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diplomatische Laufbahn verlassen. Die diplomatische Laufbahn P {ön und ehrenvoll; aber sie entfernt aus dem D é erstaunt, wenn Familie und von den Freunden. Wir sind daher nicht er E p Männer, welche lange Zeit das Leben eines Gesandten gefü y L ben, sich noch Zeit vorbehalten wollen. „np in dem Baterlande zu é o ‘1 der Familie un en

sanftere u) freiere Lesen oder iy Ee a

E M S munehmen, weiche ste du # welchen sie gehören, die Stelle einz h Srivorden haben: Da-

f arakter darin lent und durch ihren wril des Austritts des Herrn von

: wir die - Aa 18 St. ae ausgesprochen. Es war im Jahre 1831, ais 5 Aulaire zum erstenmal beauftragt wurde,

D on St. c S entreich ¡m Auslande zn vertreten; er wurde nach Rom gesandt.

j “de waren fritish, und die Lage der römischen Staaten in DE Aden 1831 und 1847 hat Aehnlichkeiten und Unterschiede, die Anlaß zu einer interessanten Vergleichung böten. Auch damals wa- ren viel freisinnige Hoffnungen rege, aber sie famen so zu sagen von außen; es war der Gegenstoß der Revolution von 1830, Jm Jahre 41847 hingegen gehen die freijinmgen Hoffnungen vom päpstlichen Throne ausz der Papst is es, der sie einflößt und erhört. Die Lage der römishen Staaten ist also 1847 viel glücklicher als 1831, und die Stellung der französishen Gesandtschaft auch leih- ter und bequemer, weil sie die guten Absichten des Papstes nur zu unterstüßen und zu ermuntern Braut, Derr von St. Aulaire hatte das Glück, dem römischen Hofe und den Bevölke= rungen ein Vertrauen einzuflößen, welches ihm die Entscheidung in einer s{wierigen und verwickelten Lage in die Hände gab. Er be- wirkte es, daß die Beseßung Ancona's nicht zu einer Jutervention wurde, er hielt die stets drohende österreichische Jnvasion zurück, er seßte einge Reformen in der Verwaltung durch, und er konnte einen Augenblick hoffen, daß die päpstliche Regierung durch eine Laien-Ver= waltung werde gemildert werden; er bezeihnete endlich das Ziel,

nah welhem man jeßt wieder hinstrebt. Von Rom ging Herr von St. Aulaire nach Wien, und wenu das Frank= reich von - 1830 zuweilen glauben durfte, daß der Widerwille,

welchen die Juli-Revolution natürlih den absoluten Mächten einflößte, in Wien minder stark sei als anderwärts, wenn die Juli -Regierung, ohne jemals auf eine unmöglich zu gewinnende und gefährlich zu er= strebende Sympathie zu rechnen, deufen fonnte, daß sie in dem wie= ner Kabinet eine günstige Unparteilichkeit finden würde, so war es die Gesandtschaft des Herrn von St. Aulaire zu Wien, während deren diese Veränderung vor sich ging, die man ihrem richtigen Werthe nah s{häßen muß, ohne irgend eine Einbildung daran zu fnüpfen. Noch ganz frisch sind die großen Angelegenheiten, an welchen Herr von St. Auclaire in London theilgenommen. Er

sah das gute Vernehmen zwischen Frankreich und England sich begründen und zu einer Art von Vertraulichkeit werden;

er sah die Vertraulichkeit sich in Kälte verwandeln. Herr von St. Aulaire hatte hon in dem Augenblick, wo die Einigkeit zwischen bei= den Ländern noch eine aufrichtige und wahre war, um seine Entlas= sung nachgesucht ; als jene glückliche Stimmung sich änderte, begehrte er niht mehr, si \o bald zurüzuziehen, und da die französische Re= gierung glaubte, daß die Anwesenheit des Herrn von St. Aulaire zu London in den ersten Augenblicken der Kälte diese Kälte selbst weni= ger fühlbar und bedeutsam machen würde, so zögerte der Botschaf= ter nicht, dieser peinlihen Pflicht noch ein Jahr zu widmen. Jeßt ist er der übernommenen Verpflihtungen ledig und wird, sich glücklih \{chäzend, daß sein Opfer nicht unnüß gewesen, diejenige Ruhe genießen, welche er stets geliebt, und die belebt isstt von dem Antheil am öffentlichen Leben, von literarischen Studien, Familien= freuden, Geistesgenüssen und dem Zauber schöner und langer Erinne= rungen. Jn der Geschichte unserer Diplomatie seit siebzehn Jahren wird der Name des Herrn von St. Aulaire ehrenvoll genannt wer= den. Er is aus jener Diplomatenschule, die unter den Auspizien und nah dem Beispiel des Herrn von Talleyrand die Juli - Revolution im Angesicht Europas vertreten hat, vertreten mit der den Umstän= den angemessenen Mischung von Stolz und Weisheit. Herr von Talleyrand in London, Herr von St. Aulaire in Wien, Herr von Barante in St. Petersburg, Herr Bresson in Berlin wir füh= ren absichtlich verschiedene Namen und Stellungen an wollten Europa weder herausfordern noch sich vor ihm demüthigen; sie ließen es sich angelegen sein, darzuthun, daß wir eine Revolution gemacht haben könnten, ohne deshalb eine beständige Gefahr für Europa zu sein. Nach den verschiedenen Verhältnissen der Höfe wa= ren die Einen glückliher in ihren Bemühungen und rascher in ihren Erfolgen als die Anderen ; Alle aber verfolgten dasselbe Ziel, Alle vertraten mit edler Haltung die Weisheit der französishen Regierung, Alle hatten das Verdienst, überall begreiflich zu machen, daß die größte Bürgschaft für den europäischen Frieden zu Paris sci.““

Die verwittwete Königin von Spanien hat vorgestern bei Gele- genheit ihres Namenstages in ihrem Palaste in der Rue Courcelles die Glückwünsche sowohl der spanischen Gesandtschaft, als der ange= sehensten in Frankreich anwesenden Spanier entgegengenommen. Gegen Abend wiederholte sich eine ähnliche Scene in der Residenz der Kai= serin Josephine, dem jeßt der Königin Marie Christine gehörigen Schlosse Malmaison. Der König und die Königin der Franzosen,

sie zux Wiederherstellung der Gesundheit angewandt sindz ferner, um einem unverschuldeter Weise in Verlegenheit gerathenen Kameraden unseres oder eines anderen Regimentes zu helfen und ihn zu unterstüßen, und ferner, zu Anschaffung nôthiger und unentbehrlicher Montirungsstücke, Pferde u, s. w. {les dieses aber muß erwiesen sein, und in solhem Falle erfordert eine einem Corps Offiziere natürlich jein sollende Kameradschaft die möglichste Unterstüßung und Hülfe des Einen wie des Anderen; so wie der Präses und die Beisißer des Chren-Tribunals \ich hiermit ebenfalls verpflichten, zum Nuyen unserer Kameraden in dieser Hinsicht Alles zu thun, was in MOURIO! unserer Einsihten und unserer Kräfte nur immer geschehen Art. V1.

Beim besten Willen und der größten Eintracht in einem Offizier-Corps können dessenungeachtet dur Mißverständnisse kleine S LtCteGL varsallen die dahin ausarten, daß, verleitet dur jugendliches Feuer oder ein chole- risches Temperament, Beleidigungen dadurch entstehen, welche, den Gesezen der Ehre gemäß, nur durch ein Duell abgemacht werden können. Auch außerdem ist es möglich, daß zwischen einem Dssizier unseres und einem Offizier eines anderen Regimentes ih so etwas ereignen könnte, Jn sol- hem Falle hält sich das Ehren-Tribunal verpflihtei und behält Fh vor dur ersiherungen ausgeglichen werden tann, oder ob vasselbe e E E selbe ausgeführt

H Art. VII,

Ferner is über eine bedeutende Sache, und etwas festzusepen. Wir sämmtlich “werden unsrer i theilen wissen, daß derjenige, der nicht mehr Herr dieser Leidenschaft ist, \i selbst dadurch als unfähig erklärt, seinem LEEE vorzustehen, und démna ist ein solches Subjekt gänzlich unbrauchbar. gar vor dem Feinde is ein

verdient , l h d wie das unsere, sich shlehterdings nie“ ereignen fann und wird.

war über das Trinken,

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die sämmtlichen Prinzen und Prinzessinnen des Hauses Orleans waren ier anwesend und nahmen das Innere des geschichtlich merkwürdigen Schlosses mit vieler Theilnahme in Augenschein. Der König belobte vorzüglich die gegenwärtige Eigenthümerin sehr für die Sorgfalt, mit welcher sie Alles erhalten, was sich auf Napoleons Verweilen in die- ser Residenz bezieht. Auch die gothische Kapelle, welche in neuester Zeit erbaut worden und worin eine folossale Brouze = Bildsäule des Königs Ferdinand VII. aufgestellt ist, schien Ludwig Philipp sehr zu gefallen, und er äußerte, daß er vielleicht ein ähnlihes Bauwerk bei einem der Königlichen Schlösser aufführen lassen werde.

Man liest in der heutigen Union monarchique: „Gestern trafen zwei Couriere aus Madrid bei der spanischen Gesandtschaft ein, und gleih nachher verfügte sich General Narvaez nach Malmai- son, wo er mit der Königin Marie Christine und dem Herzog von Montpensier eine lange Konferenz hatte. Leßterer fuhr sodann mit dem spanischen Gesandten nah Neuilly, wo eine Konferenz mit Herrn Guizot stattfand. Abends erzählte man, daß Nachrichten aus Spa- nien eine ernste Diskussion veranlaßt hätten. Der von Jsabella er- lassene Befehl, daß der König in ihrer Abwesenheit den Palast in Madrid nicht bewohnen solle, wird tausendfah kommentirt. Nach der Konferenz von Malmaison ging ein Kabinets = Courier mit Depeschen an die Königin Jsabella nah Spanien ab.“

Man sagt, Graf Bresson werde den Posten eines Gesandten in Neapel erhalten, der Graf Montessuy ihn als Legations - Secretair begleiten und Herrn von Lutteroth erseßen, der zum bevollmächtigten Minister in Hessen-Kassel ernannt sei. Der Marquis von Lavalette, Mitglied der Deputirten-Kammer, wird sich ganz aus der diplomati hen Welt zurückziehen, und der Baron d'Andrée soll Herrn Eugen Perrier, der sich seines Gesundheits - Zustandes wegen zurüzieht, in Wien erseßen. Endlich sollen der Graf von Banonville und Herr Dotezac die Sekretariate in Bern und München einnehmen,

Aus Toulon schreibt man, daß die Dampf - Korvette „Pluton“ sofort diesen Hafen verlassen sollte, um zu der Flotte des Prinzen von Joinville an der italienischen Küste zu stoßen.

Der Progressive Cauchois widerspricht dem Gerüchte , daß Cubieres nach Nord - Amerika guszuwandern beabsichtige, und berich tet, daß derselbe seinen beständigen Aufeuthalt auf seinem Gute zu Antiville, in der Nähe von Fecamp, wo er in voriger Woche ange-= fommen, zu nehmen beabsichtige.

Herr Halphen erklärt in einem Schreiben an den Courrier francais dessen Angabe für fals, daß er in Folge der Ernennung des Herrn Talabot zum Oberst der zweiten Legion der Nationalgarde seine Entlassung als Maire des zweiten Bezirks der Hauptstadt ge- geben habe.

Das Journal des Débats versichert, die Sache der Dra- goner- Offiziere, welhe wegen Veruntreuung verhaftet worden, sei nicht so \chlimmz jedenfalls beschränke sie sich auf eine einzelne Schwadron.

Das Haus Herout und Handel hat für diejenigen Personen, die auf ihren Schiffen, den neuen transatlantischen Dampf- Fregatten „Columbus“, Missouri“, „Philadelphia“ und „New = York““, von Havre nach New-York und wieder von dort zurück nah Europa rei=- sen, den Hin- und Rüfahrts- Preis von 2000 Fr. auf 1500 Fr. ermäßigt.

Rente und Eisenbahn-Actien waren zu Anfang der Börse heute wiederum stark ausgeboten, gewannen jedoch naher einige Festig- feit, und wiewohl die Preise nur ganz unmerklih wieder anzogen, sto war die Börse heute doch besser als gestern. Ueberdies wurden zum Behuf von Gewinnst-Realisationen viele Ankäufe bewerkstelligt.

Großbritanien und Irland.

London, 26. Juli. Die Escadre unter den Befehlen des Admiral Sir Charles Napier soll heute von Portsmouth in See ge- hen, und zwar zunächst nah Cork.

Die Times meldet, daß .die Regierung dem Direktorenhofe der ostindischen Compagnie den Grafen Dalhousie zum General-Gouver neur von Judien und Sir Henry Pottinger zum Gouverneur von Madras vorgeschlagen habe.

Die Befehle zur Wahl neuer Unterhaus = Mitglieder sind noch am Abend der Prorogation des Parlaments in alle Theile des Lan- des abgeschickt, in der Hauptstadt und ihren Bezirken aber den be- treffenden Behörden direkt zugestellt worden. Jn den Grafschaften muß der Sheriff innerhalb zwei Stunden nah Empfang des Wahl= befehls durch Proclamation einen Grafschaftshof berufen, welcher die Vorkehrungen zur Wahl zu treffen hat, die innerhalb 16 Tagen nach dem Erlasse der Proclamation geshehen muß und nicht früher als nah 10 Tagen geschehen darf. Für Städte und Flecken werden die Wahlbefehle an den Sheriff geschickt, der binnen drei Tagen den bei den Wahlen vorsibenden Beamten seine Weisungen ertheilen muß; spätestens 8 Tage darauf müssen die Wahlen beginnen,

Der Führer der Protectionisten, Lord George Bentinck, hat in Nachahmung Sir Peel’s ein sehr langes Manifest an seine Wähler zu Kings Lynn erlassen, in welchem er, wie gewöhnlich, mit einer großen Masse von Zahlen ausgerüstet, zunächst gegen die in Betreff Jrlands getroffenen Maßregeln zu Felde zieht und sih dann über die Tendenzen seiner Handelspolitik verbreitet, welche in der Haupt=

das Urtheil derer wegscßen wollen, die zufolge ihrer unrichtigen Beurthei- lungsfraft darüber denken. Es wird hierüber festgeseßt: : Ein Jeder kann trinken \o viel und was er will; es geziemt uns nicht, die Quantität noch Qualität der Getränke zu untersuchen, sondern nur auf die Wirkung des vielleicht zu viel Genossenen zu sehen, und wenn es mög- lih wäre, daß dadurch dem gesellschaftlichen Umgange oder gar deut Dienste ein auh noch so geringer Nachtheil erwüchse, dasjenige Subjekt, welches sich insoweit vétdtfeii ollte, zur strengsten Verantwortung zu ziehen, Ende des ersten Geseß - Entwurfs. : Unterzeichnet von dem Präses und dén Beisizern des Ehren-Tribunals vom 2ten brandenburgischen Husaren-Regiment. i (gez.) von Schill, von der Kettenburg, von Brünnow, von Diecelsky, von Blankenburg. von Lilienthal 1, Protokoll-Führer. Genehmigt von Schill, als Commandeur des Regiments, und an- erfannt vom ganzen Offizier-Corps des Regiments,

Wissenschaftlicher Kunst - Verein.

Berlin, In der Versammlung des wissenshaftlihen Kunst- Vereins am 15. Juli legte Professor Mandel die von ihm so eben mit roßer Meisterschaft vollendete, für den Kupferstich bestimmte Zeichnung der

insicht gemäß zu beur-

runkénheit im Dienst oder erbrehén, welches nicht erwähnt zu werden da unserer Ueberzeugung nah solches in einem Corps Offiziere,

1 Uébtigens existiren in dieser Hinsicht Vorurtheile, die wir genau prüfen und, wenn wir sie wirklich als Vorurtheile befinden, mit Festigkeit überwinden und uns über |

t adonna della Colonna Raphael’'s, welhe sich in dem Königl. Museum befindet, vor. Es kam hierbei die Gewissensfrage zur Sprache, ob es dem Kupferstecher erlaubt sei, ‘offenbare Fehler der Zeichnung des Vorbildes, selbst wenn dasselbe von Raphael gemalt is, zu verbessern? Die Finger der Madonna della. Colofina sind offenbar zu langz giebt sie der A Ne etreu wieder, so wird das Publikum, welches das Original nicht kénnt, die Verzeihnung niht dem Maler, sondern dem Kupferstecher zur Last legen. Hr. G ühl sprach über Jdee und Plan eines die Ent- wielung der Kunst in allen ihren Zweigen und auf allen ihren Bildungs-

sache dahin gerichtet sind, wenn möglich, die Getraidezölle wiederher- zustellen und die noch bestehenden Monopole zu Gunsten des Han dels, der Schifffahrt und Kolonieen zu behaupten. Schließlich erklärt er sich für möglichste Ausdehnung des Volksunterrichts und für Be= soldung der katholishen Geistlichkeit in Jrland, jedoch nur aus de von Jrland selbst dargebotenen Mitteln, nicht aus dem Reichs\cabe oder aus dem protestantischen Kirchenfonds. hatta

Zu Tamworth fand dieser Tage in Folge der neulichen Adresse Pcel’s an seine Wähler eine Versammlung derselben statt, worin ein Gegen - Adresse von fast sämmtlichen Wählern genehmigt und ias zeichnet, Tages darauf aber, dur eine Deputation nah Drayton ge= bracht, an Peel überreiht wurde. Jn seiner Antwort erklärte er daß dieser entschiedene Beweis der Achtung und des Vertrauens der Wähler von Tamworth ihn sehr erfreue, weil er dadurch in den Stand geseßt werde, ihnen ohne Zögern oder Zweifel seine Dienste anzubieten. Für jeßt wolle er sih auf diese kurze Anerkennung be- \hränken, da er wahrscheinlih bald (bei der Wahl selbst) Gelegen- heit haben werde, seinen Gefühlen einen mehr öffentlichen Ausdruck zu geben.

Die Leiche O'Connell’s, von zwei seiner Söhne und D, Miley begleitet, traf gestern Abend von Southampton auf der Eisenbahn hier ein, Wegen Krankheit des jüngeren O'’Connell hatte man in Havre ein paar Tage lang Halt machen müssen. Heute Morgen sollte die Leiche mit ihrer Begleitung auf der Eisenbahn nach Liver= pool abgehen, um dort nah Dublin eingesch1fft zu werden, wo das feierliche Leichenbegängniß am 4. oder 5. August vor sich gehen wird,

Lord J. Russell, Graf Grey, Lord Lansdowne und die meisten anderen Minister haben London verlassen und si großentheils guf ihre Landsiße begeben.

Nach einer Mittheilung aus Dublin vom 24sten d. M. hat sich, wie eine Anzahl amtlicher, bei dem Lordlieutenant eingegangener Be= richte ergeben sollen, die Kartoffel-Krankheit zwar an manchen Stel- len wieder gezeigt, jedoh nur partiell und nirgends in so bedenklicher Art, wie im vorigen Jahre.

Fast alle hiesigen Blätter halten neue Verwickelungen in China für sehr wahrscheinli und meinen, daß der Friede zwischen England und dem himmlishen Reiche nur noch an einem Haare hänge. Jus= besondere i} es fast unzweifelhaft, daß eine Klausel der bei der Ex pedition gegen Canton abgeschlossenen Uebereinkunft ernste Schwierig= feiten hervorrufen wird, indem sie den Engländern das Recht zu-

rit zu Qo, 20s heißt an dem gerade den Faktoreien gegenüberliegenden Flußufer, Ländereien zu miethen. Obgleich

die britischen Unterthanen gewiß gesonnen sind, für die micth= weise Abtretung dieser Grundstücke gehörig zu bezahlen, so wähuett doh die Einwohner von Honan, daß man sie berauben wolle ; sie begreifen die abgeschlossene Uebereinkunft nicht, und die dchine= sische Regierung beeilt sich niht, ihren Jrrthum aufzuklären, sondern hofft, denselben zum Vortheile ihrer Abneigung gegen die Fremden auszubeuten. Die Morning Chro nicle erklärt übrigens, daß der Gouverneur von Hong=-Kong, Sir J. Davis, sih über die chinesischen Drohungen und Großsprechereien nur wenig kümmere, sondern si, um wahrscheinlich den Mandarinen zu beweisen, wie wenig ihm an ihnen und ihren kriegerischen Vorkehrungen liege, nach Cochinchina bé= geben werde, um dort eine Handelsmission zu vollziehen, wozu ihn die Aufnahme ermuntert habe, welche die Franzosen in diesen Breiten gefunden hätten. Die Times sagt: „Ein Privatschreiben aus Canton meldet uns, daß das Grundstück, welches den Engländern zu Honan abgetreten werden soll und welches den Streit mit den Ch1=- nesen veranlaßte, nur einen Umfang von 50 Morgen hat, aus wel= chen bisher Reis gebaut wurde.“ Die Times gesteht, daß das Aus- schen der Beziehungen Englands zu China immer weniger angenehm werde, und daß man erst am Anfange der Wirren zu stehen scheine.

Herr New, bisher anglikanischer Vikar an der hiesigen Christ Kirche, is mit seiner Frau zum Kcatholizismus übergetreten.

Belgien.

Brüssel, 28. Juli, Der Kronprinz von Württemberg is vo- rigen Freitag zu Ostende angelangk; Se. Königl. Hoheit will die ganze Bade-Saison dort zubringen. S ; Herr Rogier hat am Sonnabend einige seiner politischen Freunde in Brüssel um sih versammelt, um sich mit ihnen über die Bildung eines liberalen Kabinets zu berathen. Die Herren de Haujsy, Del= fosse, d’Elhoungne und de Brouckere befanden sich unter der Zahl der Mitglieder beider Kammern, welche dieser Konferenz beiwohnten.

“Der Secretair der belgishen Gesandtschaft zu London, Graf von Lalaing, is in Brüssel angekommen.

Italten.

Nom, 20. Juli. (N. K.) Ueber 6000 Mitglieder und Theil= nehmer an der schändlichen Verschwörung, von denen die Masse nur zu dem Auswurf der Menschheit gehört, waren in und um Rom an dem verhängnißvollen Tage versammelt. Die Verhaftungen gehen Tag und Nacht ununterbrochen fort. Gestern und vorgestern sind allein über 90 meist neuerdings aus den Kerkern entlajjene Subjekte aus Faenza und anderen Orten, meist mit Pässen und merk=

würdiger Weise mit bedeutenden baaren Summen verschen, einge=

stufen gleichmäßig umfassenden Kupferwerkes, dessen Bedürfniß sich jeyt bei dem steigenden Interesse des ganzen gebildeten Publikums an funstgeschicht- lichen Untersuchungen schr fühlbar herausgestellt hat. Es hat jenes Bes dürfniß seinen Grund darin, daß erst die Anschauung selbst das zu einer vollständigen Klarheit ergänzen kann, was die Wissenschaft auf theoretischem Wege an bedeutenden Resultaten gewonnen ‘hat, und was jeßt durch die Werke von Kugler und Schnaase ein für unsere Nation so ehrenvolles Gemeingut aller Gebildeten geworden ist. Dieser umfassenden Anschauung der Kunstwerke aber is nun troß der mannigfachen und sehr bedeutenden Werke der Art noch immer nicht Genüge geleistet, indem einmal jene Werke sich entweder auf bestimmte Zweige der Kunst oder auf bestimmte Perioden der Geschichte beschränkten und andererseits ihrer Kostspieligkeit wegen dem Privatmaunne fast durchaus unzugänglich bleiben mußten, wogegen nach dem heutigen Stande der Wissenschaft gerade eine solche Sammlung nothwes- dig erschien, die sich gleichmäßig sowohl auf alle Gattungen der Kunst, E auf alle Epochen ihrer geschichtlichen Entwielung erstrectte, und e F 7 rerseits durch mäßigen Preis auch in die Bibliothek des is leichten Eingang zu finden vermöchte, Ein solches Werk, Lee E entiis praktische Ergänzung zu sämmtlichen kunstgeschichtlichen Mes ‘is lie i 2 aber zu Kugler?s Handbuch der Kunstgeschichte zu betra® , legt nun

in den „Denkmälern der Kunst zur Uebersicht ihres P Lng Iganges

ü ischen Versuchen bis zu den Standpunkten der

r Ar E Bell A Ebner), dessen Redaction Dr. Guhl vor kurzem übernommen, und von dessen zweiter, so eben erscheinender Lie- ferung er die Probetafeln vorlegte, um an eimgen derselben die Prinzipien, wonach Auswahl und Anordnung der Gegenstände geregelt sind, praktisch u erläutern. Der nach zehnjähriger Abwesenheit nach seiner Vaterstadt S inem Stück Leinwand, welhes ihm mehr Ruhm, als Jason das is Bließ bringen wird, heimgekehrte Historien - Maler Schrader wurde li Das vereinten Kunstgenossen herzlich willkommen geheißen und dem Meister des in der Akademie ausgestellten, sich der allgemeinsten Anerken- nung erfreuenden Bildes: „Eduard 111. vor Calais“, bei Tisch mit Sang und Klang ein lautes Lebehoch gerufen,

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fangen worden. Das sämmtliche Militair jeder Gattung is mit der täglich wachsenden Nationalgarde im innigsten Einverständniß, und das Volk benimmt \ich fortwährend auf eine musterhafte und wahrhaft bewundernswürdige Weise. Alles is von rühmlichem Wetteifer beseelt, die sämmtlichen Glieder, Häupter wie Werkzeuge, aufzuspüren und aufzugreifen. . Aus den aufgefundenen Papieren und neuerdings aufgefangenen Briefen an hiesige Vershworene geht klar hervor, welhe furhtbare Katastrophe der Stadt bereitet war. Alle Heuböden sollten angesteckt (Luntenbündel, mit Terpentinöl ge- tränkt, sind in großen Vorräthen aufgefunden worden), durch jene Pese der Menschheit (bewaffnet mit Dolchen, deren Inschrift war: A G A; damit nah der Massacre die Schuld des ungeheuren Derbrechens auf die Anhänger des edlen Pius gewälzt würde) am Abend das grauenvollste Blutbad erregt, das Band der Gesebe und Ordnung gelöst, Se. Heiligkeit (den man in den vorgefundenen shänd- lichen Ausfrufen 2c. il papa intruso nennt) des Thrones entsetzt und von einem Kardinal, den man namentli bezeichnet, eine interimisti {he Regierung eingeseßt werden. Gestern wurde Hier eines der berüchtigtsten Häupter der Vershwörung, ein gewisser Minardi (unter Gregor ein besoldeter Spion) entdeckt und gefangen genommen, nahdem Militair von allen Klassen, National Garde und Leute von allen Ständen ohne Ausnahme die ganze Jn- sula, in welcher das Haus liegt, wo man ihn verborgen glaubte, von den Dächern bis in die Keller durhsucht hatten. Alle Thüren und Botteghen sämmtlicher Häuser waren mit Wachen beseßt, Endlich fand man ihn in einem dem Kloster Andrea delle Fratte gegenüber= liegenden Oratorium hinter dem Altare in Teppiche eingepact ; sein eigener Hund, den man mit hineinnahm, war sein Entdecker. Ein Glü, daß er niht in die Hände des Volkes fiel, daß zu vielen Tausenden von Morgens 9 Uhr an bis Nachts um 12 Uhr die ganze Jusula umgab, er wäre in Stüe zerrissen worden. An ein &ortbringen desselben war nicht zu denken. Des Abends ward die ganze Straße Andrea delle Fratte erleuhtet. Der Governatore Mons. Morandi erschien, beshwor das Volk in einer Rede, zu wei- hen, und versprach auf sein Ehrenwort, daß die strengste Gerechtig- feit geübt und ihm die vollkommenste Genugthuung gegeben werden sollte. Alles jedoh vergebens, bis es endlich dem herbeigeholten tref- lichen Prediger, dem allverehrten Pater Venturag, gelang, zuerst in der benachbarten Kirche Andrea della Valle und dann vor dem Ora- torium, in welchem der Delinquent anfangs aufbewahrt ward, durch seine milden Worte das Volk zu besänftigen, das sodann jubelnd fsei= nem Wagen folgte. Der Gefangene war indeß bereits vorher ins= geheim über die hintere Mauer und durch andere Gebäude entfernt und nah S. Angelo gebracht worden. Die Kardinäle L., B. und della G. werden mit den neuesten Ereignissen in Verbindung ge- bracht. | C 2 Jn wenigen Tagen soll eine spezielle Konsignirung und durch Deputirte vorzunehmende Durchsuchung eines hiesigen Kollegiums stattfinden; alle Ausgänge stehen bereits unter geheimer Aufsicht ; mai! vermuthet, daß mehrere Verschworene dort ‘verborgen seien. Der Oberst Freddi und der Oberst - Lieutenant Nardoni follen in Albano und Velletri festgenommen worden sein; doh weiß man darüber noch nichts Sicheres. /

Dem waeren Angelo Brunetti (Ciceruacchio) ward vorgestern von dem Circolo Romano, einem der vornehmsten Kasino's, von dem sämmtliche römishe Fürsten Mitglieder sind, ein glänzendes Chren-= mahl gegeben. Er saß bei der Tafel zwischen zwei Fürsten, und man machte dem einfachen Manne wegen seiner hohen Verdienste um Ruhe und Ordnung im Namen des Circolo ein Geschenk mit einer pracht= vollen goldenen Tabatière (600 Skudi an Werth).

Bologna, 20. Juli. (J. d. Débats.) Zwei österreichische Bataillone, jedes 800 Mann stark, mit Geschüß, sind am 17. in Fer= rara eingerüdckt, Anstatt sich in das Fort zu begeben, haben sie die Kaserne von San Dominico in der Stadt bezogen. Die Offiziere verlangten sogar, bei den Einwohnern einquartirt zu werden; dies verweigerte jedoch der Legat von Ferrara, Kardinal Ciacchi, mit Ent schiedenheit und, ließ ungesäumt eine Estafette mit Depeschen nach Rom abgehen. Diese Vorgänge veranlaßten einige Aufregung in Ferrara, die noch wuchs, als man von der in Rom entdeckcen Ver= \hwörung Kunde erhielt. Nach einem Brief aus Ferrara vom 19, befanden sich die Oesterreicher noch immer in der Stadt,

Portug L

London, 26. Juli. Berichte aus Lissabon vom 19. und Oporto vom 21. Juli bestätigen die Freilassung des Grafen Das Antas und seiner im Fort St. Julian gefangen gewesenen Ge nossen, welche am 10. d. M. stattfand. Es sollen bei Landung eines Theiles dieser Gefangenen von Seiten einer Abtheilung König liher Truppen Gewaltthätigkeiten verübt und mehrere der gefan= gen gewesenen Offiziere mißhandelt worden sein, so daß ein Theil derselben Zuflucht auf den englishen Kriegsschiffen suchen mußte. Der britishe Gesandte hat für diese Ungebühr Genugthuung ver- langt und das Bataillon, zu welchem die schuldigen Soldaten ge- hörten, i darauf aus Lissabon entfernt worden. Dor spanische General Concha war am 14ten nach Lissabon gekommen, nach kurzem Aufenthalte indeß zu seinen Truppen zurückgekehrt. Das 16te Ju- fanterie - Regiment, welches zu der Division von Saldanha gehörte, war einige Tage zuvor nach Lissabon zurückgekehrt, mit Lorbeerzweigen auf den Tschako's, und als das Grenadier-Regiment der Königin am l8ten in Lissabon wieder einzog, empfing der Gemahl der Königin dasselbe am Landungsplaßze und befestigte höchsteigenhändig einen Lorbeerzweig an jede der Fahnen des Regiments. Auf eine Amnestie im wirklichen Sinne des Worts scheint man es daher nicht abgeschen zu habenz auch soll die überall hervortretende reactionaire Haltung der Regierung im ganzen Lande bedenklihe Zustände erzeugen. Es heißt, daß ein neues Ministerium gebildet werden soll; Graf Lavradio und Herr Fonseca Magalhaes werden als Mitglieder dessel- ben bezeichnet. .

Saldanha hat einc Adresse an seine Soldaten erlassen, iîn wel= her er ihnen die Wiederherstellung der Königl. Autorität anzeigt und aus dem Verlaufe der Sache den Schluß zieht, daß es bem Un= gläubigsten erwiesen sein müsse, daß der Thron der Königiy gegen den Despotismus wie gegen den Republikanismus gleichmäßig ge- {ütt sei. : S

Das englische Kriegs-Dampfschiff „, Terrible“ is nach Angola abgegangen, um die Gefangenen von Torres Vedras heimzuholen. Die übrigen englischen und spanischen Dampfschiffe, so wie die Fre- gatte „Amerika“, sind nah Madeira und nach den Azoren gegangen, um diese Junseln zu unterwerfen. S

Rückblick auf den ersten Vereinigten Landtag. (Vergl. Allg. Pr. Ztg. Nr, 209 u, 210.)

Bei Verhandlungen unter guten Freunden i} das abkürzende Ver=- fahren gestattet , Alles ohne weitere tbe feguna i S a schieben, was sich von selbst versteht; wenn man aber mit Gegnern zu thun hat, darf man nicht darauf rechnen, daß irgend etwas sich

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von selbst verstände, vielmehr mag man si darauf gefaßt machen, Mißverständnisse herbeigezogen und sie als Schuz= und Trußwaffen gebraucht zu sehen. Wer es unternimmt, von den Jrrthümern einer Partei zu reden, der fann darauf rechnen, daß deren Genossen nit blos behaupten werden, „unsere Ansicht is nicht irrig, sie ist vielmehr die einzig richtige ‘“‘, sondern sie werden auch sagen, „das, was du als irrig bezeichnest, is niht meine Meinung, der Jrrthum wird mir falsch untergelegt.“/ Diesem oder ähnlichem Vorwurf diene im vor- aus zur Antwort, daß es hier gar nicht darauf ankommt, eine indi- viduelle Ansicht zu beleuchten oder zu bestreiten, sondern daß lediglich von dem Systeme, von dem Dogma die Rede is, auf dessen Grund- lage die Opposition si stüßte und bewegte. Wenn es uns gelingt, dies einigermaßen richtig zu charafterisiren, so würde damit zugleich das Verhältniß nahgewiesen werden, in das sich die Opposition zur Regierung stellte. j

Der erste Jrrthum, dessen Berichtung allein hon auf eine ganz andere Stellung hingewiesen haben würde, i historischer Natur; er betrifft den Thatbestand. Man nahm an: die Regierung wäre ge- nöthigt, eine Aenderung der Verfassung vorzunehmen oder zuzulassen. Die Organe des Radikalismus beachtenswerth, weil sie brutaler Weise dasjenige aueschreien, was sanftere Lippen in ehrbare Phrasen einkleiden oder nur leise in vertraute Ohren flüstern versicherten, die Finanzen wären in sehr bedrängten Umständen, zur Deckung eines Defizit sei eine Anleihe nothwendig, folglich die Zusammenberufung der Stände niht länger aufzuschieben, folglich diesen die Gelegenheit geboten, ihre Forderungen geltend zu machen, die (wie sich unter „liberalen, aufgeklärten, gesinnungstüchtigen ““ Leuten von selbst ver- steht) auf nichts Geringeres gehen fönnten, als auf Einführung einer liberalen Constitution in Preußen. Diese grundfalsche Voraussetzung ist in threm ganzen massiven Umfange wohl nur in wenigen Köpfen in dem Vereinigten Landtage gewesen; nichtsdestoweniger bildet sie den Ecfstein des Phantasie-Gebäudes, das der Aberglaube des Zeit- geistes zum Tempel errichten wollte, Die Verhandlungen des Land- tages haben die Unrichtigkeit dieser Ansicht ausführlich dargethan.

Ein zweiter folgenreiher Jrrthum is die Verwechselung der Jdeen von Freiheit und Demokratie, zu deutsch Volksherrschaft, welche Ueber= setzung in die Muttersprache indessen wenig beliebt ist, da sie den Wider- spruch allzu deutlich durchshimmern läßt, der in einem Zustande steckt, in dem Alle zusammen herrschen follen, während es in dem Wörter= und Phrasenbuche der constitutionellen Monarchie do heißt: „der König herrsht, aber er regiert nicht.“ Erflärte man die constitutionelle De- mokratie nun eben so, so gelangte man zu dem Satze: das Volk solle herrschen, aber sih mit dem Regieren auch nicht befassen; dann fiele ziemlich aller Unterschied zwischen Monarchie und Demckratie wegz es köme nur auf etwas mehr oder weniger Dringen und Ringen um die Herrschaft an, und die Freiheit bliebe gänzlih ex nexu.

Die Freiheit, im vernünftigen Sinne des edlen Wortes, steht aber keinesweges mit dem Regieren cines Königs in einem unverein- baren Widerspru; es kann eine heilsame Wirfsarakeit der Stände geben, die der Regierung des Königs zur Stüße dient ; diese Wahr= heit is auch in der Versammlung mehrfah ausgesprochen, es ist ihr auch nicht widersprochen, aber es ist do ihr zuwider gehandelt wor- den. Es blickt aus den Verhandlungen oft der Aberglaube hervor, das Einengen der monarchischen Macht in scharf formulirte Klauseln sei eine Garantie für die Freiheit, diese blühe auf, in dem Maße, als die Würde des Königthums verwelke. Die Vorstellung, daß Frei- heiten und Rechte den Völkern, den Ständen und den einzelnen Per- sonen nur auf Koslen der Krone erworben und erhalten werden können, als ob alle gute Gabe nah Maß und Gewicht getheilt werden müsse, so daß der Cine verliert, was der Andere gewinnt; daß also die Stände in das Recht der Krone eingreifen müssen, um irgend etwas zu gewinnen, daß ein König entweder eine absolute Gewalt üben oder das Regieren anderen Händen. überlassen solle, das ist der Quell und Ursprung aller der- Jdeen-Verwirrung, woraus sich überall ein Strom des Verderbens ergossen hat, der die fruchtbarsten Fluren versumpfte, wenn man ihn seinem Laufe überließ.

Der ehrenwerthe gute Geist, der die Versammlung beseelte, die von den Vätern ererbte, mit der Muttermilch eingesogene Gesinnung der weit überwiegenden Mehrzahl und die verständige Mäßigung derer, die sich des politischen Aberglaubens niht zu erwehren vermocht hatten, hielt die Verhandlungen in den Schranken legaler Ordnung. Dies Lob, welches dem Landtage gebührt, und in welches wir gern einstim- men, hebt jedoch die Bemerkung nicht auf, daß die Opposition von einem falschen Standpunkte ausging, indem sie den Rechtsboden zu behaupten meinte und daraus einen Tummelplabß für rehtsfünstlerische Evolutionen machtez sie glaubte somit eine positive Macht zu ent- wickeln; das konnte nicht gelingen, und deshalb klagen und zürnen nun die Spekulanten, die in liberalen Papieren Geschäfte machen, über die Niederlage der Opposition!

Nimmt man den Begriff Opposition in dem Sinne, wie er häufig genommen wird, wo ihre Triumphe eben nur darauf hinauslaufen, der Regierung Hindernisse in den Weg zu legen, so könnten die Feinde der Krone sih solcher negativer Erfolge erfreuen, denn leider sind heilsame Propositionen abgelehnt, und für die materiellen Juteressen des Landes is wenig bewirkt worden. Die Hoffnung, daß die als Antwort auf die Adresse erfolgte Königliche Botschaft die Gemüther beruhigen werde, so daß die vorliegenden Geschäfte ruhig und unbe-= fangen würden vorgenommen werden können, diese Hoffnung blieb un= erfüllt, sie verschwand alsbald wieder, der Stein des Anstoßes war nicht gehoben, vielmehr ward dafür gesorgt, daß er recht anschau= lih hervorgehoben wurde z eine Fraction von 138 Mitgliedern unterzeichnete des zu Urkund die vielbesprochene Erklärung , und ihr Führer verlangte, daß solche in die Protokolle niedergelegt werden sollte. Somit konstituirte si diese Minorität als eine Oppositions Partei, sowohl der Regierung als der Majorität des Landtages ge= genüber. Nachdem die weitübe-wiegende Mehrzahl den Weg der Petitionen als den rechten erkannt hatte, flatterte das Pauier der Rechtsverwahrungen wieder von neuem in der Luft, und es scheint

niht an Anwerbungen gefehlt zu haben, einen kompakten Phalanx -

darum zu versammeln. Die Organe, welche der Opposition Beifall flatschten, sahen s{chon ihrem glorreichen Triumphe mit der hochmü- thigen Sicherheit entgegen, die ihnen zur süßen Gewohnheit ihres Daseins geworden is; die besorglichen Freunde des Vaterlandes blik- ten mit trübem Bedenken auf den Gang der Verhandlungen, von denen kein befriedigendes Ende abzusehen schien.

Jn dieser Lage der Dinge konnte dem Antrag auf Vertagung des Landtages, der durch den Nothstand motivirt worden war, feine Folge gegeben werden; Jedermann, welches au seine Tendenz fein mochte, mußte darum zu thun sein, zu einer Entscheidung zu gelan- gen, da nachgerade der Worte genug gewechselt worden waren. Der ursprünglich bestimmte Zeitraum von aht Wochen war verlängert worden, und diese Frist hatte ausgereicht, die Petitionen über die Verfassungs - Fragen in beiden Kurien zu berathen; ein Theil davon fiel aus, weil keine Einigung zu Stande fam z die Hauptpunkte : die Periodizität des Vereinigten Landtags und die Modifizirung der Ver= einigten Ausschüsse, gelangten zur Entscheidung des Königs. Diese erfolgte unverzüglich. : i

Die Geschichtschreiber des Tages haben die Ereignisse der leßten Tage des Landtages unter mancherlei Gesichtspunkten beschrieben und fommentirtz; französische Publizisten aus der Schule des Juli-Staats-

rets sehen mit Bedauern auf die deutsde steifstellige, ehrliche, un=- praktishe Gemüthlichkeit herab, wodurch die Opposition, der sie be- reits eine gewisse Ebenbürtigkeit zugetraut hatten, im entscheidenden, unwiederbringlihen Momente sih so s{hwach und inkonsequeut gezeigt

habe. Wir wollen dem geneigten Leser nicht wieder erzählen, was er in den Berichten hon gelesen hat; wir haben auÿh nichts über die Klatschereien zu berichten, die neben den Berichten herlaufen und belausht haben wollen, was außer den Versammlungen in jenen Ta=- gen vorgegangen sein soll; nur eine Bemerkung erlauben wir uns der Erwägung zu empfehlen : sie betrifft das Verhältniß der Köng= lihen Entscheidung zu den Berathungen der Stände. Wenn Preußen einen König hätte, der nicht regiert, so würden die ständischen Be- chlü}e in eine legalerweise unauflösbare Verwickelung geführt haben.

Die beiden Wege, welche das Repräsentativ-System in solchem Drangsale ofen läßt, entweder die Stände - Versammlung aufzulösen und durch neue Wahlen an das Volk zu appelliren, oder ein neues Ministerium aus den Reihen der Opposition zu wählen, würden beide in der Lage unserer Angelegenheiten unmöglich eine Abhülfe gewährt haben. Die Königliche Macht allein konnte den Knoten lösen, und sie hat ihn gelöst, nit zershneidend mit der Schärfe des Schwerd=- tes, soudern den Streit s{lichtend in Frieden, mit sansfter Hand, was unmöglih gewesen wäre, wenn dieser Königlichen Hand die Kraft entwunden gewesen wäre, die unendlich wichtiger und nothwen= diger zum Schaffen und Erhalten is, als zum Zerstören, Auflösen und Umwerfen.

Daß der Vereinigte Landtag dies gefühlt, verstanden und be=- herzigt hat, gereiht ihm zum Ruhme und verdient um \o mehr ehrende Anerkennung, als eine große Zahl ‘von Mitgliedern die Wünsche, zu deren Erfüllung sie der Opposition gewissermaßen die Hand gereicht hatten, für vóllig ausführbar und rathsam hielten. Darin aber hat von jeher die Macht aller irrigen Gedanken beruht, daß sie sih mit der verwandten, sheinbar ähnlichen Wahrheit zu ver= fnüpfen streben. Wie dies in unserem ersten Vereinigten Landtage der Fall gewesen, darüber mögen noch einige Worte vergönnt sein.

Viele und sehr ehrenwerthe Mitglieder der Versammlung ver= mißten für die gedeihliche Wirksamkeit des ständischen Wesens, wie solhe die Verordnungen vom 3. Februar vorgezeichnet hatten, eine sichere Bürgschaft für die Zukunft. A

Wie befriedigend auch die Resultate des ersten Vereinigten Landtages ausfallen, wie dankbar die landesväterliche Absicht des Königs erkannt, wie verständig und besonnen auh alle ausshweifende Forderungen entfernt gehalten werden mochten, doch schien die Betrachtung unab=- weislih, daß ein einmal am politischen Horizonte aufsteigendes und nah furzer Dauer wieder verschwindendes Meteor dem ständischen Leben keinen festen Anhaltspunkt gewähren fönne.

Zeigt uns doch die Geschichte überall, wo ständische Jnstitutionen untergegangen sind, ihre Grabmale, auf denen zu lesen is, wie sie nicht gerade gewaltsamen Todes gestorben, sondern eben dadurch ent= \c{lafen sind, daß man sie nicht zu lebendiger Thätigkeit rief. Giebt doch unsere eigene vaterländische Geschichte auf die Frage: wo sind die alten ständischen Justitutionen geblieben? feine andere Antwort als die: sie haben im Laufe der Zeit ihre politishe Bedeutung ver= loren, indem neue Einrichtungen die alten allmälig überwuchsen. Ein Werk, das nicht in sich selbst eine Garantie für seine Zukunft und für seine Dauer hat, kann nur den Werth eines Nothbehelfes haben.

Dieser unstreitig richtige Gedunke is in der Geseßbgebung vom 3. Februar auch keinesweges unerwogen geblieben. Die Periodi=- zität fehlt darin nicht; sie ist da, aber nicht für die regelmäßig wiederkehrende Vereinigung der gesammten aht Provinzial-Landtage, sondern für die aus deren Mitte hervorgehende centralständische Jn= stitution der Vereinigten Ausschüsse ausgesprochen,

Gegen diese Anordnung erhoben sich mancherlei Bedenken; alle Angriffs- und Uebergriffs-Projekte fanden da einen Anhaltspunkt. Man fand in den Ausschüssen den Herren - Stand nicht wirksam ge= nug vertreten; die Provinzial-Stände hatten schou früher eine mög= liche Beeinträchtigung ihrer provinziellen Jnteressen besorgt, wenn diese dem Votum der Vereinigten Ausschüsse überlassen würden; von einer so fleinen Versammlung fürchteten die Einen, sie werde allzu sehr von der Regierung beherrsht; Andere glaubten, sie würde aus den Vertretern extremer Ansichten zusammengeseßt werden und dem- nah nichts mit ihr zu Stande zu bringen sein; über dem Allen läge eine große Schwierigkeit darin: daß man, um eine Wahl zu treffen, doch nothwendig wissen müsse, zu welchem bestimmten Zweck man den Bevollmächtigten erwähle? wenn es der Regierung vorbehalten bleibe, nach Gutbefinden den Rath der Aus\chüsse oder der Provinzial=Land= tage oder des Vereinigten Landtages einzufordern, so sei damit eine zu \{chwankende Wirksamkeit der Stände in Aussicht gestellt, als daß n eine befriedigende Bürgschaft für die Zukunft darin erkennen önne.

Diejenigen, welche überhaupt etwas Anderes zu erlangen dach= ten, als was das Patent vom 3, Februar gewährt, die, welche die Zeit gekommen glaubten, um mit einem kecken Sprunge ins Gefilde des Repräsentativ -Systems zu gelangen und der parlamentarischen Allmacht mit allen ihren angenehmen Erträgnissen zu genießen, die eine jährlih wiederkehrende Budgetbewilligung nebst beliebig daran geknüpften Bedingungen einer gehörig präparirten Majorität darbie= tet; die, welche das Opponiren und Queruliren für eine Berufspslicht, das Maßhalten für eine veraltete, philisterhaste Beschränktheit, das Deklamiren freisinniger Reden für den bequemen Weg zum Ruhme ansehen (auf welchem Lobeserhebungen für den bewiesenen Helden= muth heutzutage spottwohlfeil zu haben sind) alle diese begegne= ten sich in dem Punkte der Einrede gegen die Ausschüsse, mit denen, welche die wohlgemeintesten Wünsche für das Gedeihen der neuen Justitution hegten, aber eine Modification für zweckmäßig hielten. Somit bildete sich, ohne daß es einer Verabredung oder Eoalition bedurft hätte, eine Opposition gegen diese Justitution der Ausschüsse. Konservative und destruktive Jdeen fanden sich in diesem Punkte ver= einigt, und dadurch erklärt es sih, wie in einer vom loyalsten Geiste beseelten Versammlung eine Opposition auffommen und den Ver- handlungen eine. Wendung geben konnte, die sehr trübe Aussichten veranlaßte.

Die Bedenken gegen die Zweckmäßigkeit der Ausschüsse hätten füglih erörtert werden können ohne solhe aus heterogenen Bestand= theilen zusammengefügte Unterlage, wenn man statt von „Rechtsfor= derungen“ ganz einfah vom rathsamen Gutachten gesprochen und somit streng bei der Wahrheit geblieben wäre, wodurch kein Recht vergeben, das Gewicht der Petition feine8weges geschwächt worden wäre. So hingegen, wie das Verlangen nach Periodizität des Ver= einigten Landtages, sammt dem Wegfall der Ausschüsse, vorgebracht wurde, bedurfte es eines Läuterungsprozesses, um es annehmbar zu machen, wenn der einfachsten Logik niht Gewalt angethan werdeit sollte. Nachdem versucht worden war, einen Rechtsanspruh auf alljährlihe Landtage zu behaupten, ward die Unausführbarkeit dieses Antrages eingeräumt und zweijährliche vorgeschlagen, wobei ziemlich deutlih durhzublicken scheint, daß man auch mit längeren Fristen vorläufig sich begnügt haben möchte, wenn nuk, der Tag in Kalender angestrihen werden könnte, wann der Termin abgelaufen wäre. Es sollte der Zukunft in diesem Punkte absolut vorgegriffen

werden, um für andere um o freiere Disposition vorzubehalten,