1881 / 1 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 Jan 1881 18:00:01 GMT) scan diff

e

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 1. Januar. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen am Neujahrstage, Vor- mittags 93/, Uhr, die Glückwünsche der gesammten Königlichen Familie, wohnten darauf dem Gottesdienst im Dome bei und nah- men alsdann im Palais die Gratulationen entgegen, wie folgt : 1) vom Königlichen Hofe, 2) von den in Berlin anwesenden aktiven und inaktiven Generalen und den in Generalsstellungen befindlichen Obersten, 3) von den Commandeuren der Leib-Regi-

menter, 4) von den landsässigen Fürsten, 5) von dem gesammten |

Staats-Ministerium und dem Präsidenten des Ober-Kirchenraths, 6) von den hier afkreditirten Botschaftern. Außerdem hatte der Oberst-Lieutenant Brix vom Kriegs-Ministerium, Vor- stand der Geheimen Kriegskanzlei, die Ehre, Sr. Majestät die neu erschienene Rangliste überreihen zu dürfen.

Gestern Vormittag begaben Sich Se. Majestät der Kaiser zum Gottesdienst in den Dom und empfingen nach demselben den Oberstkämmerer Grafen von Redern, alsdann den Ge- neral der Fnfanterie von Tresckow, kommandirenden General des IX. Armee-Corps, und demnächst den Major Grafen von Wedell, Flügel-Adjutanten und Militär- Bevollmächtigten in Wien. Jnzwischen begrüßten Se. Majestät noch die zur Neu- jahrsbeglückwünshung hier anwesenden Halloren.

FJhre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte am ersten Neujahrstage nah dem Gratulations- Empfange der Königlichen Familie dem Gottesdienst im Dome bei. Das Familiendiner fand bei den Kaiserlichen Majestäten statt.

Gestern begab Sich Jhre Majestät zum Gottesdienste nah der Kapelle des Augusta - Hospitals. Beide Kaiserliche Majestäten dinirten bei Jhren Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin.

Zhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin begaben Sich am Neujahrstage mit sämmtlichen Prinzen und Prinzessinnen zur Beglückwünshung zu Jhren Majestäten und wohnten darauf dem Gottesdienst im Dome bei. |

Um 12 Uhr begab Sich Se. Kaiserlihe Hoheit der Kron- prinz in das Palais zur Gratulation der Generale und stat- tete hierauf den am hiesigen Hofe akkreditirten Botschaftern und ihren Gemahlinnen Besuche ab.

Nachmittags 5 Uhr nahmen die Hölsten Herrschaften an dem Familiendiner bei Fhren Majestäten Theil.

Der Bundesrath zember v. J. beschlossen,

1) daß in den Fällen, eines auf Grund des 8. urspünglichen

hat in seiner Sißzung vom 9. De-

in welchen bei der Erledigung 46 des Vereinszollgeseßes von dem Empfangsamt auf ein anderes Amt über- wiesenen Begleitscheins I. die Bestimmungen im 8. 45 Mao, 9 ode m 8 4 Wos 2 dea Begleit- schein-Negulativs in Anwendung zu bringen sind, die Ent- scheidung über die Folgen der Nichterfüllung der von den Waarendisponenten an Stelle des Begleitschein-Extrahent & übernommenen Verpflihtungen von der Direktivbehörde des Amtes, welches den Begleitschein überwiesen hat, zu treffen sei ;

2) daß in den im §. 46 Absaz 1 des Begleitschein-Regu- lativs bezeihneten Fällen ebenso wie in den Fällen des 8, 45 Absay 2 bei der Erledigung von Begleitscheinen I. von der Einholung der Enischließung der Direktivbehörde Abstand ge- nommen werden könne, wenn bei dem Begleitschein-Ausferti- gungsamt eine spezielle Nevision der Waaren stattgefunden hat ; ferner

daß es zur Erlangung der Steuervergütu Na u ine ländischen Branntwein, welher nah erfolgter Vorab- fertigung bei einem dazu befugten Amte unter Raumverschluß auf Eisenbahnen und Schiffen oder in doppelten, die An- lequng eines Bleivershlusses gestattenden Umschließungen (Ueberfässern, Kisten u. dergl.) nach Bayern, Württemberg oder Baden ausgeführt wird, der Bescheinigung Über die er- folgte Ausfuhr und somit auch der Vorführung des Brannt- weins bei dem Ausgangsamte niht mehr bedürfe, dazu viel- mehr die Bescheinigung über den Eingang in einem der ge- nannten Bundesstaaten, welthe sich jedoh auch auf die Un- verleßtheit des angelegten Verschlusses zu erstrecken hat, ge- nügen foll; und

daß in Straßburg i. E. gemishte Privat- Transitläger von den in Nr. 9 des Zolltarifs aufgeführten Waaren (Getreide u. s. w.) ohne amtlichen Mitverschluß ge- stattet werden dürfen.

Zur Beurtheilung der Ergebnisse, welche aus der An- wendung des Deutschen Gerichtskostengeseßzes hervor- gehen, hat das Reichs-Justizamt die Beantwortung fol- gender Fragen als wünschenswerth bezeichnet : 1) Wie oft kommen in denjenigen je 30 bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten

a, des ordentlichen Prozesses, b. des Urkunden- oder Wechsel- proze es, in welchen bei jedem Gerichle nah dem 15. Februar,

15. Mai und 15. November eines jeden Kostenrehnungen aufgestellt werden, weis- und Entscheidungsgebühren (88. 18 bis 33 des Gerichtskostengeseßzes) zum Ansaß und wie vertheilen sich dieselben auf die einzelnen Werthsstufen ? 2) Auf welche Werthéëstufen vertheilen sih a. die 30 ersten, bei jedem Ge- rihte nah dem 15. Februar, 15. Mai, 15. November jeden Jahres ertheilten Vollstreckungsklauseln, für welche die Gebühr auf Grund des 8. 35 Nr. 1 des Gerichtékostengeseßes erhoben wird? b, die 30 ersten, bei jedem Gericht nach den bezeichneten Zeitpunkten erlassenen Zahlungsbefehle; c. die 30 ersten, bei jedem Geriht nah dem bezeihneten Zeitpunkte erlassenen Vollstreckungsbefehle ?

Der Justiz-Minister hat unterm 27, Dezember v. e DIE erforderlihen Verordnungen für die preußischen Gerichte er- lassen.

Durch den zwishen dem Staate und der Magde- burg-Cöthen-Halle-Leipziger Eisenbahngesellschaft geschlossenen Vertrag vom 4. März 1876 wurde bekanntlih die ge- nannte Eisenbahn nebst Zubehör und allen daran haftenden Rechten und Pflichten auf den Staat libertragen. Zugleich übernahm au der Fiskus den Bestand der Eisenbahn- Pensionskasse zur abgesonderten Verwaltung zu dem Zwedcke, die V:rpflihtungen zu erfüllen*® welche für die Kasse bis zur Perfektion des Vertrages vom 4. März 1876 entstanden waren. Nachdem dieser Vertrag abges{lo}sen war, wurde von der Eisen- vahngesellschaft jeni

) Jahres zuerst die die Verhandlungs-, Be-

}

denjenigen ihrer Beamten gekündigt, welche vom * tar.

Staat in den Staatsdienst nit übernommen wurden. Der unter

diesen befindliche Baudirektor F. machte nunmehr die ihm nah dem |

Statut der Pensionskasse für die Beamten der Magdeburg- Cöthen-Halle-Leipziger Eisenbahn zustehenden Pension s- ansprüche gegen die Eisenbahngesellschaft und zu- gleih solidarisch gegen den Eisenbahnfiskus als Rechts- nachfolger der Gesellschaft im ordentlichen Rechtswege geltend. Das ehemalige Appellationsgeriht zu Magdeburg verurtheilte die beklagte Gesellschaft zur Zahlung der Pension, dagegen wies es die Klage gegen den preußischen Eisenbahnfiskus ab, weil F. dem zwischen dem preußiscen Staate und der Eisen- bahngesellshaft abgeshlossenen Vertrage nicht beigetreten sei und deshalb aus diesem Vertrage keine Ansprüche gegen den Eisenbahnfiskus herleiten könne. Auf die Nichtigkeits- beshwerde des Klägers und die Revision der be- klagten Eisenbahngesellshaft wurde das zweitinstanz- lihe Erkenntniß vom Reichs8geriht bestätigt. Das- selbe erachtete in dem Erkenntniß vom 1. Dezember v. J, die Abweisung der Klage gegen den Eisenbahnfiskus für ge- rechtfertigt, weil der Fiskus in dem Vertrage mit der Eisen- bahngesellshaft nicht die Verpflichtung übernommen hatte, für Pensionsansprüche der vom Staat nicht übernommenen Beamten, die erst nach der Perfektion des Uebertragungs- vertrages entstanden sind, aufzukommen.

Jn einer schöffengerihtlihen Strafsache ist fürzlich die Frage zur Erörterung gekommen, ob es einem Zeugen bei der Leistung des Zeugeneides gestattet sei, der im Gesetz vorgeschriebenen Eidesformel noch eine weitere, seinem Glau- bensbekenntniß entsprechende Betheuerung hinzuzufügen.

Auf die dem Justiz-Minister gewordene Kunde von dem Vorgang erließ derselbe unter dem 18. Dezember v. J. an die zuständige Staatsanwaltschaft eine Verfügung, nah welcher gegen die Zulässigkeit konfessionellcr Zusäße zu der Eides- norm, und zwar der Natur der Sache nach, ein Bedenken nicht herzuleiten sei. Allerdings sei die im Gesetz vorgeschriebene Eides- formel in dem Sinne eine sakramentale, daß der Shwörende an ihr selbst keinerlei Aenderungen vornehmen dürfe; eine Aenderung sei aber auch in dem bloßen Hinzufügen anderer Worte nicht enthalten. Freilih werde der Richter solche Zu- säße nicht gestatten dürfen, welche mit dem Wesen des Eides nicht vereinbar seien oder auf eine Negirung der in den Eidesworten enthaltenen Betheuerung hinausliefen. Dagegen sei kein Grund ersichtlih, weshalb es unstatthaft sein sollte, solhe Worte hinzuzufügen, durch welche die in der Eides- formel enthaltene Betheuerung im Sinne des Schwörenden nur verstärkt werde. Die entgegengesetzte Ansicht würde

in ihrer konscquenten ©Tur{hführung geradezu zu Ab- surditäten führen. Denn nach ihr dürfte der Schwöd- rende nah dem Aussprehen der durh das Geseßz

gebotenen Bekrästigungsworte offenbar auch nicht einmal das Wort „Amen“ hinzufügen, ohne damit die Zulässigkeit des Eides zu beeinträchtigen. Unter allen Umständen erscheine die Ansicht völlig un- haltbar: daß ein Eid, welcher mit Hinzufügung einer kon- fessionellen Betheuerung geleistet worden, dieses Zusates wegen als nicht geleistet gelten müsse und der Schwörende ur nochmaligen Leistung des Eides verpflichtet sei. Diese nsiht entbehre niht nur jeder gesezlihen Grundlage und jeder logishen Begründung, sie verleße zugleich auf das Eni- pfindlichste die religiösen Gefühle, welche bei dem nicht blos rechtlichen Ate der Eidesleistung in vollem Maße berück- sichtigt werden müßten, wenn nit mit der Abnahme eines Eides die Gefahr verbunden sein jolle, geradezu Aergerniß zu veranlassen. Denn der Schwörende, der die im Gi seh vor- geschriebenen Eidesworte ohne irgend welche Aenderung oder Einschaltung dem Richter nachgesprohen, habe damit seine geseßliche Verpflichtung hinsichtlih der Beeidigung erfüllt. An dieser Thatsache werde durch das nachfolgende Aussprechen der hinzugefügten Worte nihts mehr geändert, und folgeweise könne durch deren Hinzufügung auch die Rechtsgültigkeit der Eidesleistung selbst niht in Frage gestellt werden. Die ent- gegengeseßte Auffassung erscheine um so unzutreffender, wenn man erwäge, daß in dem früheren Verfahren die Eidesleistung eines katholishen Zeugen unter Anwendung der für die Evan- gelischen vorgeschriebenen Formel nicht als ungültig angesehen worden sei.

Der General-Lieutenant von Kleist, Commandeur der 1, Garde-Jnfanterie- Division, ist von Urlaub hierher zurückgekehrt.

S. M. Kanonenboot „Cyclop“, Kpt. Lt. von Schuckmann T., hat am kong die Heimreise angetreten.

Das „Mar. V. Bl.“ veröffentlicht folgende Nachrichten überSchiffsbewegungen: (das Datum vor dem Orte bedeutet Aukunft daselbst, nah dem Orte Abgang von dort.) S. M. S. „Ariadne“ 6/9. Callao. Leßte Nachricht von dort 2/11. (Poststation Panama.) S. M. Knbt. „Cyclop“ 10/10. Tientsin 23/10, 24/10. Chejoo 28/10. 1/11. Shanghai. Leßte Nachricht von dort 9/11. (Poststation : Aden.) S. M.S. „Freya“

4 Geschüße, Kommdt. 1. Januar cr. von Hong-

17/9. Chefoo 28/10. 31/10. Wusung Rhede 1/11. 1/1. Shanghai. Leßte Nachriht von dort 4/11. (Post- station: Hongkong) S. M. Av, „Nab 11/41. o Gun l nah Capstadt. (Post- station: bis 14/1. 81 Melbourne legte Post 14/1. 81 21/2 Uhr Nachmittags via Brindisi vom 15/1. 81 ab Auck-

land auf Neuseeland.) S, M. S. „Hertha“ 28/11. Madeira 30/11. nad Capstadt. (Poststation: bis 14/1. 81 Mittags Melbourne leßte Post 14/1. 81 21/, Uhr Nachmittags via Brindisi vom 15/1. 81 ab Yokohama.) S. M. Knbt. „HQyäne“ 6/8. Apia 1/10. 20/10. Auckland. Beabsichtigte 4 Wcchen in Auckland zu bleiben und dann die RNüdcreise nach Apia anzutreten. (Poststation : Auckland auf Neuseeland.) S. M. Knbt. „Zltis“ 6/10. Hongkong 2/11. 2/11. Canton. (Poststation: Hongkong.) S. M. Av. „Loreley“ 10/11. Kon- stantinopel. Letzte Nachricht von dort 10/12. (Posistation : Konstantinopel.) S. M. Av. „Möve“ 8/11. Madeira 10/11. nah Capstadt. (Poststation: bis 14/1. 81 Melbourne leßte Post 14/1. 81 24 Uhr Nachmittags via Brindisi vom 15/1. 81 ab Auckland auf Neuseeland.) S. M. Knbt. „NaU- tilus“ 26/9, Melbourne 11/11. über Wellington (Neuseeland) nach Apia. (Poststation: Auckland auf Neuseeland.) S. M. S. „Nymphe“ 16/11, Para 22/11. 29/11. Georgetown 7/12. nah Barbadoes. (Poststation: bis 4/1. 81 Puerto Cabello leßte Post via St. Nazaire vom 5/1. bis 19/1. 81 Curaçao leßte P. via St. Nazaire vom 20/1. bis 31/1. 81 Kingston auf Jamaika leßte Post via Southampton.) S. M. S. „Victoria“ 9/12, Malta. 18/12. 23/12, Gibral-

¡ Chefoo 28/10. 1/11. Naçasaki. Leßte Nachricht von dort 6/11. (Poststation: Hongkong.) S. M. Knbt. „Wolf“ 22/8. Chefoo 31/10. 2/11 Tientsin. (Poststation : Hongkong.)

Württemberg. Stuttgart, 30. Dezember. Der König und die Königin sind dem „Sl, A. f, W.° zufolge heute Nachmittag glücklih in Canes angekommen.

31. Dezember, Nachdem heute Vormittag die Ein- segnung der Leiche des Prinzen Ulrich im Palais des Prin- zen Wilhelm von Württemberg durh den Ober- Hofprediger Präl. Dr. von Gerok in Gegenwart des hohen Elternpaares, des Fürsten und des Erb- prinzen, sowie der Prinzessin Helene von Waldeck, der Prinzessinnen Katharine und Marie von Württemberg, ferner des Prinzen Hermann und der Prinzessin Auguste von Sachsen-Weimar, des Ministers des Königlichen Hauses Dr. von Mittnacht vorgenommen worden war, wurde der Sarg in einem mit ‘vier RNappen bespannten Wagen nach Ludwigsburg

gebracht, um dort beigeseßt zu werden. Die hohen Eltern und Anverwandten gaben dem Sarge das Geleite.

Hessen, Darmstadt, 3. Januar. (W. T. V) Dey Großherzog hat sih heute mit seinen Kindern zum Besuch des Großherzogs und der Großherzogin von Baden nah Karls- ruhe begeben.

Oesterreich : Ungarn. Wien, König von Sachsen is gestern Dresden zurückgereist.

Prag, 30. Dezember. Einem Beschlusse des Landes3- ausschusses von heute zufolge begiebt sih eine Deputation desselben am 15. Februar nach Wien, um dem Kronprin- zen sammt Gemahlin die Ergebenheitsadresse des Lan- des zu überreichen. Auf der Kleinseite wird auf Kosten des Landes eine glänzente Ehrenpforte zur Begrüßung des Kronprinzlichen Paares errichtet. Die Stadtvertretung er- mächtigte den Bürgermeister, den Statthalter zu ersuchen, die Glückwünsche der Stadt anläßlih des Jahreswesels dem Allerhöchsten Kaiserhause darzubringen.

31, Dezember. Der Abends von Wien nach

Me N Gon (O T D) Oi lubierale Partei des Reichstages beglückwünschte gestern den Minister-Präsidenten Tisza zum Neujahrsfeste. Tisza

gab in seiner Erwiderung dem Wunsche Ausdruck, daß Fragen der auswärtigen Politik im neuen Jahre und für noch längere Zeit möglichst wenig einen Gegenstand der Ver- handlungen und des Kampfes der Parteien bilden mögen, damit er ungestört seine ganze Thätigkeit den inneren Ange- legenheiten, insbesondere der Regelung der Finanzen widmen könne. Jm neuen Jahre werde die Legislative auf drei Jahre erneuert werden. Er sei überzeugt, daß die Nation nicht denen glauben werde, welche sabelhafte Versprechungen machen, jondern denen, welche zu patriotischer Arbeit ermahnen. Die Antwort des Minister-Präsidenten wurde mit lebhaften Eljen- rufen begrüßt.

Czernowiß, 29. Dezember. (Czern. Zeit.) Der Ge- meinderath der Landeshauptstadt Czernowiß hat in seiner am 23. d. M. abgehaltenen Sißung den Beschluß gefaßt, aus An- laß der Vermählung des Kronprinzen Erzherzogs Rudolf mit der Prinzessin Stephanie von Belgien eine künstlerisch ausgestattete Glückwunschadresse durch den Bürgermeister und die als Neichsrathsabgeordnete in Wien weilenden Gemeinde- räthe Allerhöchsten Ortes überreichen zu lassen.

Niederlande. Utrecht, 31. Dezember. (W. T. D) Professor Harting macht in dem „Utrechter Journal“ den Vorschlag, die Adresse zu Gunsten der Unabhängig- keit des Transvaallandes niht blos den englischen Journalen, sondern auh deu Mitgliedern des Parlaments, und den Mayors und Aldermen aller größeren englischen Städte zuzusenden und in London öffent!lih anschlagen zu lassen oder eine Deputation nah London zu senden, welche die Adresse im Namen des niederländischen Volks den Ver- tretern des englischen Volks zu überreichen hätte. Die Unter- schriften unter der Adresse mehren \ih von Tag zu Tage.

Großbritannien und YZrland. London, 30. De- zember. (Allg, Corr.) Ueber die irischen Angelegen- heiten wird gemeldet: Jn Dublin hatte man am Tage des Beginnes der Kriminalprozedur gegen Parnell und Genossen den Ausbruch eines offenen Aufstandes gegen die Staats- gewalt erwartet. Die Thore des Dubliner Schlosses blieben geschlossen, und der Vizekönig erwartete in der Citadelle des Swlosses, umgeben von einer ansehnlichen Truppenmacht, ruhi den Angriff ; allein als gegen Mittag der Feind noch immer auf id warten lies, wurden die Schloßthore geöffnet, die getroffenen Vo? sichtsmaßregeln contremandirt, und der vielgefünchtete Tag verlief ohne den mindesten störenden Zwischenfall. Jn Clonbur wurden gestern Abend drei Individuen, Namcns Michael und William Burke und John Hanberry, unter dem Verdacht, an der Ermordnng von Lord Mountmorris betheiligt gewesen zu sein, verhaftet.

Zum Aufstande in Transvaal meldet eine Depesche des „Standard“ aus Durban vom 29. d.:

„Vier eingegangenen Privatnactichten zufolge ergab sich Major Clarfe mit 25 Mann nah 48 stüodigem Kampfe den Boers in Potcbefstroom. Winslow war gestern noch im Besitz des Lagers, Eine große Streitmacht von Insurgenten rückt auf Utreckt vor. Fünfhundert Boers beobachten die Wasserstraße gegenüber Newcaftle. Derby ift von ihnen einzenommeun worden. In Utrecht sind alle Die- jenigen, die der Bewegung \ich anzuschließen weigerten, erschossen worden. Vie ganze Linie des Buffalo-Flusses wird von den Rebellen patrouillirt. Am 20. ds. griffen 1000 Boers das Lager bei Po! chefs stroom an. Aagesichts des Jufanteriefeuers der Kolonialtre ppen wac dec Angriff indeß kein energischer, und der Feind zog sib mit dem Verlust von 7 Todten und 5 Verwundeten zurüd, Die Lands» drofte von Potcefftroom nund Christiana, sowie fast alle Diejenigen, die loyal zur Negierung halten, werden jeßt von cen Voers gefangen gehalten. Sämmtliche Vorräthe der englishen Kaufleut: sind ge- plündert worden,“

y Der „Times“ wird aus Durban unterm 29. ds, rihtet :

Infolge des offe¿en Ausbruches von Feindseligkeiten hat die Re- gierung das Standrecht proklamirt und geht nun mit lobenêwcrther Gnergie vor. Paul Krüger traf Sonntags Nachmittag von Préto: ia in Potchefftroom ein, Fast sämmtliche Einwohner der Stadt find die Gefangenen der Boers. Sämmiliche Läden sind erbrochen und geplündert worden. Während der Nacht beschießen die Boers das Fort. Dasselbe is gut befestigt und verproviautirt. Ungefähr 2500 Boers befinden sich im Pretoriuslager und in Potchefstroom. i

31. Dezember. (Allg. Corr.) Ueber die Zustände

in Jrland liegen folgende Nachrichten vor: Aus Dublin

C. H

(Poststation: Gibraltar.) S. M. S. „Vineta“ 10/9,

wird gemeldet, daß die dortigen Militärbehörden außerordent- liche Vorsichtsmaßregeln treffen, woraus gefolgert wird, daß

Ï ernste Besorgnisse vor einer nahe bevorstehenden Gefahr ge- f hegt werden. Es is} Befehl ertheilt worden, sämmtliche

# figniren, alle Wachen und Piquets

in der Stadt beträchtlih zu verstärken, und es sind Laternen,

Kerzen und Zündhölzer ver-

Garnison Dublins besteht gegenwärtig aus 6250 Mann, 1000 Pferden und 16 Kanonen. Außerdem sind starke Abtheilungen der Königlich ‘irishen Konstablerschaft in f der Stadt postirt. Die Regierung is} übrigens im Be- Ï griff, weitere Truppen nah Frland zu senden. Jn Limerik | wurde ein Korporal wegen gesezwidrigen Einexerzierens von Ÿ Civilisten verhaftet. Jm Gefängniß erklärte er, daß er ein Fenier sei. Jn der Grafschaft Clare sind die Schank- _wirthe von der Polizei gewarnt worden, bei Verlust ihrer Konzessionen, Personen, die von der Landliga exkommunizirt worden, dic Verabfolgung von Getränken nicht zu verweigern. | Jn Wodnes bury wurde gestern ein Jrländer, Namens * Thomas Hannely, verhaftet, der dringend verdächtig ist, an | der Ermordung von Lord Mountmorris betheiligt gewesen zu sein. L B Telegramm des „Standard“ aus Durban vom 30, v. M. bestäligt die Meldung, daß die Boers im Besitze | von Pretoria sind. Die britishen Truppen räumten die Stadt * und zogen sich nach dem Fort zurück, das mit Gewalt einzu- nehmen die Boers nicht so leiht im Stande sein dürften. Aus Kalkutta wird gemeldet, daß das 15. Husaren- | Neginient, das 2. Bataillon des 6. Husaren-Regiments und eine Batterie Artillerie aus Dinapor nah Natal beordert worden sind. Das 11. Bengalische Lanzenreiter-Regiment, das Ÿ aus lauter Eingeborenen besteht, hat seine Dienste für den " Feldzug in Südafrika angeboten. ; Ein Telegramm des „Standard“ aus Sibi meldet, * daß der Bau der Kandaharer Eisenbahn an einem Puntkte, * der 17 Meilen jenfeits Sibi belegen ist, plötlich eingestellt wor- Ÿ den sei, und dieser Schritt als eine Andeutung betracht:t | werde, daß die Regierung beschlossen habe, niht nur Kanda- har, sondern au das Pischin-Thal aufzugeben und nur die " Quettagrenze besetzt zu halten. Die neuesten Nachrichten aus Herat * follen darauf hindeuten, daß Ayub Khan seine Schwierigkeiten * überwindet. Abdur Rahman soll einem unvorzüglichen Abzuge \ der britischen Truppen aus Kandahar in hohem Grade ab- " geneigt sein. General Phayre's Operationen gegen die Morris * find vollständig erfolgreih gewesen. Die Anführer des An- | griffs auf den britishen Transportzug“ im August dieses | Jahres wurden sämmtlih gefangen genommen und der grö- | ßere Theil des geraubten Baarschaßes wurde zurücerlangt. j 1. Januar. (Allg. Corr.) Ueber den Angriff von * Potchefstroom meldet ein Kapstadter Telegramm des Daily Telegraph““ vom 28. d. weitere Einzelheiten. “t Am 17. Dezember bildeten die Transvaalbauern zwei Lager unweit Potchefstroom. Am 18. belagerten sie das Gerichtögebäude. Dasselbe war mit Sandbeuteln çut verbarrikadirt, aber da es an Wasser mangelte, mußte si die Besaßung ergeben Dies geschah Ÿ indeß erst, als Capitain Falls, Mr. Wood und ein Soldat gefallen È waren. Major Clarfe, Kommandant Raaf und 30 Soldaten strecktea © die Waffen. Die Boers forderten jeßt den Kommandanten des Forts, | Oberst Bellairs, gebieteris auf, feinen Posten zu übergeben, aber er ant- ? wortete mit Kanonenschüssen. Am 20. versuchten die Boers das von | 300 Soldaten besetzt gehaltene Fort zu stürrnen. Ikre eigene Sireit- | macht testand aus 200 Berittenen und etwa 100 Mann Fußrolk. } Sie rückten bis auf 200 Ellen von dim Plate vor, wurden aber Ÿ durch Geschüßzfeuer zurücgetrieben, wobei 7 Jnfurgenten getödt:t und F vicle verwundet wurden. Paul Krüger, der am 19. im Laaer ein- * getroffen, hielt am 22, einen Kriegsratb, ia weldem besd lossen | wurde tie Besaßung durch Hunger zur Uebergabe zu zwinzen. Es wurde auch der Beschluß gefaßt Kommandant Raaf und Jnspck- } tor Collins zu erschießen. : : Das Kriegs-Ministerium hat vom Oberbefehlshaber der Truppen in Natal folgende Depesche erhalten: Pietermarißtburg, 30. Dezember. Zuverlässigen Be- | rihten zufolge ist Major Clarke, der Komnmissär sowie Kom- | mandant Raaf und 20 Mann des 21. Regiments, welche das Gerichtsgebäude in Potchefstroom beseßt hatten, von den Boers gefangen genommen worden. Leßtere bekundeten ihre Absicht, Raaf zu erschießen. Die Truppen halten das Fort, welches belagert wird. Die Meldung von der beabsichtigten Einschreibung von # Freiwilligen in Kir:1berley veranlaßte eine Streitmacht von Boers, # 1hren Vormarsch einzustellen. Es geht das Gerücht, daß Pre- | toria von den Boers beseßt worden und die Truppen sih nah © dem Fort zurückzogen. Kommandant Raaf, der, wie das © amtliche Telegramm meldet, von den Boers erschossen werden Ÿ soll, befehligte während des Zulukrieges ein berittenes Frei- 5 willigen-Corps in Oberst Woods fliegender Kolonne. Er zeich- Ï nete sih durch große Tapferkeit aus. : i Ein Offizier und 105 Mann des 37. Regiments gingen gestern von Kilkenny nah dem Kap zur Verstärkung des in Südafrika stehenden Regiments ab. 01, Denv, (W. L D) Dem heutigen Ka- ¡ binetsrathe wohnten sämmtlihe Kabinetsmitglieder bei. # Der „Pallmall Gazette“ zufolge würden von den in | Irland befindlichen Truppen demnächst, wie \. Z. bei der fenishen Bewegung, neun mobile Kolonnen getildet werden, welhe das Land nah allen Richtungen hin durh- streifen sollten. 5 Der Vorstand der städtishen Verwaltung von Athen hat dem hiesigen Lordmayor heute folgendes Tele- gramm zugehen lassen : U dem Augenblicke, wo ganz Griechenland sih unter den Waffen befindet, haben wir die freudige Nachricht zu verkünden, daß die Statue der siegreichen Minerva, ein Meisterwerk des Phidias, vollständig wieder aufgefunden worden ist.“ . i 1. Januar. (W. L. B.) Eine amtlichGe Meldung aus Pietermarißburg von gestern besagt: Aus Pretoria “und vom Potchefstrom liegen keine weiteren Nachrichten vor. Die Garnisonen von Standerton und Wakerstroom haben \ich " stark vershanzt, find mit ausreichenden Lebensmitteln ver- sehen und bis jeßt niht angegriffen worden. Die Boers haben Utrecht wieder geräumt, ] : Î Nach einer Mittheilung der amtlichen „Gazette“ ist die [Fnsel Notumah im Stillen Ozean auf den Wunsch ihrer Lüuptlinge unter britische Herrschaft gestellt und den [Fidschiinseln einverleibt worden. : i 3, Januar. (W. T. B.) Der „Times“ zufolge [würden die für Frland vorzuschlagenden Repressivmaß- ¡regeln die Aufhebung der Habeas-corpus-Akte, die zeitweilige “Suspendirung des \{wurgerichtlihen Verfahrens in gewissen © Distrikten und bei gewissen Prozessen und die Beschränkung f der Besugniß zum Verkauf und zum Tragen von Waffen umfassen. Der „Daily Telegraph“ meldet aus der FKapstadt, vom 30, v. M,.: Wie aus guter Quelle verlaute,

E

Dn,

| zurücfzuhalten, und daß er voraussihtlih in wenigen Tagen

| genöthigt sein dürfte, seinen Posten niederzulegen. | theilt worden für den Gebrauch der Patrouillen, im Falle das |

Gas in einer der Kasernen abgeschnitten werden sollte. Die |

| des Jahres 1879 eine Zunahme von 2 025 335 Pfd. Sterl. | Senat har zu der

habe Präsident Brand telegraphisch angezeigt, daß er si

i | außer Stande befinde, die Boers des Oranje- Freistaats Truppen der Dubliner Garnison in den Kasernen zu kon-

von der Theilnahme an dem Aufstande im Transvaallande

Die Staatseinnahmen für die Zeit vom 1. April | bis 31. Dezember 1880 ergeben gegen den gleichen Zeitraum j

Die Einnahmen aus den Zöllen weisen eine Abnahme von 58 000 Pfd. Sterl. auf.

Dublin, 31. Dezember. (W. T. B.) Jn dem Prozesse wider Parnell und Genossen {loß der Generalproku- | rator heute sein Plaidoyer gegen die Angeklagten. Der amt- liche Berichterstatter begann darauf mit der Verlesung der stenographischen Aufzeihnungen über die Reden, welche von den Angeklagten bei verschiedenen Meetings gehalten worden sind. Der Vertheidiger der Angeklagten beantragte, die Ver- lesung der von den Leßteren seit Einleitung des Prozesses gehaltenen Reden zu beanstanden, Der Antrag wurde vom Richter zurückgewiesen und die Verhandlung sodann auf nächsten Montag vertagt.

D Bizeronia hat eine Bekanntmachung erlassen, durch welche alle für Sonnabend und Sonntag anberaumten Landmeetings verboten werden. Parnell, Biggar, Dillon, Sullivan und Sexton sollen beabsichtigen, der Er- öffnung des Parlaments beizuwohnen.

Frankreich. Paris, 1. Januar. (W. T. B.) Bei dem heutigen Neujahrsempfange brachte der apostolische Nuntius Czacki in feinem Namen und im Namen des diplomatischen Corps die Wünsche für das Wohl Frankreichs und des Präsidenten der Republik dar. Präsident Grévy dankte für die ihm ausgesprochenen Wünsche und richtete darauf an jedes einzelne Mitglied des diplomatishen Corps herzliche Begrüßungsworte. i

2. Januar. (W. T. B.) Blanqui ist gestern Abend gestorben.

Portugal. Lissabon, 2. Januar. (W. T. B.) Die Kortes sind heute eröffnet worden. Die Thronrede des Königs weist auf die guten Beziehungen des Landes zu den fremden Mächten hin und dankt den auswärtigen Regierun- gen, Nationen und Körperschaften für ihre Theilnahme an der Gedächtnißfeier zu Ehren des Dichters Camoëns; ferner hebt dieselbe die lebhafte Betheiligung des inländischen 1nd des ausländischen Kapitals an der neu aufgenommenen An- leihe hervor.

Italien. Rom, 31, Dezember. (W. T. B.) Der König und die Königin nahmen heute die Neujahrsglück- wünsche des diplomatischen Corps entgegen. Der „Di- ritto“ erklärt die Meldung auswärtiger Blätter, der Bey von Tunis habe das Protektorat Ftaliens nachgesucht, die italienische Regierung aber habe ablehnend geantwortet, für unbegründet.

Griechenland. Athen, 31. Dezember. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat den Geseßentwurf, betreffend den Abschluß einer Konvention über die Aufnahme einer An- leiheim Betrage von 120 Millionen, in erster Lesung genehmigt. Ministerpräsident Komunduros trat lebhaft für die Geseßvor- lage ein und legte die Nothwendigkeit dar, die Anleihe im JFa- teresse der Landeswohlfahrt und der Größe Griechenlands aufzu- nehmen. Die Budgetkommission hat si einstimmig dafür ausgesprochen, daß von der Nation rasche und wirksame Vor- bereitungsmaßregeln getroffen würden und daß die Kammer sich mittelst bestimmten Beschlusses für die Ausführung der Be- s{chlüsse der Berliner Konferenz aussprehe. Tricoupis richtete eine Fnterpellation an die Regierung in Betreff der griehisch-türkishen Grenzfrage und hob hervor, daß der Vorschlag eines Schiedsgerichts sich als eine Vernich- tung des Werkes der Berliner Konferenz erweise. Europa könne sein für den Hellenismus so werthvolles Protokoll zer- reißen, die Stücke würden aber in das Blut des Hellenismus getaucht werden. (Beifall.) Der Minister-Präsident Komun- duros erwiderte: Die Regierung habe es nicht für nöthig ge- halten, um eine Antwort in der Angelegenheit, betreffend das Schiedsgericht, die Kammer und die Nation zu befragen ; sie habe unter ihrer Verantwortlichkeit gehandelt und wolle die ganze Verantwortlichkeit dafür auf sich nehmen; sie habe niht die Ermächtigung dazu von der Kammer verlangen wollen, weil sie die Meinung der Kammer gekannt habe. So lange das gegenwärtige Kabinct die öffentlihen Angelegen- heiten leite, werde es mit Muth die Jnteressen des Landes und die Ehre der Nation vertheidigen. (Beifall.) Hiernach wurde der Geseßentwurf, betreffend den Abschluß einer Kon- vention über die Aufnahme einer Anleihe im Betrage von 120 Millionen, in zweiter Lesung mit 107 gegen 84 Stimmen angenommen. S

2. Januar. Die Deputirtenkammer hat \ih heute bis zum 27. d. M. vertagt, nachdem sie vorher den Geseßentwurf über Aufnahme der 120 Millionen-Anleihe in dritter Lesung genehmigt und den für den Monat Januar erforderlihen zwölften Theil der im Budget veranschlagten Ausgaben bewilligt hatte. :

Jn einer Meldung der „Polit. Corresp.“ aus Athen vom 31. Dezember wird tie Antwort des griehischen Kabinets auf die Note der Pforte vom 14. d. M. dahin präzisirt, daß die Antwort den Vorschlag direkter Ver- handlungen zwischen der Türkei und Griechenland zwar nicht zurückweise, aber betone, wie die Vorausseßung derartiger Verhandlungen die Anerkennung der Berliner Konferenz- beshlüsse sei, und daß das griechische Kabinet, sobald diefe Anerkennung türkischerseits erfolge, bereit sei, über die Einzel- heiten der Abtretung und der Beseßung der bisher türkischen Gebietstheile direkt zu verhandeln. “t

Türkei. Konstantinopel, 31. Dezember. (W. T. B.)

Die Pforte hat ein Rundschreiben an ihre Verte- ter im Auslande erlassen, in welchem sie den Vorschlag eines Schiedsgerichts in der griechis-türkishen Grenzfrage ablehnt, ohne irgend einen anderen Vorschlag in Aussicht u stellen. s m 3. Januar. (W. T. B.) Der über den Mörder des russishen Oberst Kumerau erstattete ärztliche Bericht erklärt denselben für irrsinnig. Der Sultan hat den in das türkishe Ministerium des Auswärtigen berufenen früheren deutshen Beamten Gescher in Audienz empfangen.

Eine Depesche des „Reuterschen Bureaus“ aus Kon- stantinopel vom 2. bestätigt, daß die Pforte in einer Note das Schiedsgericht abgelehnt habe, jedoch soll die tür-

fische Regierung gleichzeitig den Zusammentritt von Delegirten der europäischen Mächte, sowie der Türkei und Griechenlands in Konstantinopel zur Regelung

der Grenzfrage in Vorschlag gebracht haben.

Numänien. Bukarest, 31. Dezember. (W. T. B.) Die Kammer hat heute mit 68 gegen 16 Stimmen den Handels- und Schiffahrtsvertrag mit Ztalien genehmigt, der Aufhebung des 15 prozentigen Zuschlags auf die Eisenbahnfahrkarten seine Zustimmung ertheilt.

=— L Januar. Die europäi\Ge Donaukommis- sion in Galaß geht morgen auseinander, nachdem in der Differenzfrage jede Großmacht ihre Meinung in einem Pro- tokolle niedergelegt hat. Nur Deutschland und Desterreih sollen übereinstimmender Ansicht sein; auch Jtalien hat das Avantprojekt niht unterstüßt. Der italienishe Gesandte, Graf Tornielli, is heute hierher zurückgekehrt, der Minister-Präsident Bratiano begiebt sih morgen wieder nah

Pitesti.

Serbien. Belgrad, 30. Dezember. Der Pol Cf berihtet man von hier: „Fürst Milan hat von dem ihm verfassungsmäßig zustehenden Rechte, eine bestiminte Anzahl von Skupschtinamitgliedern zu ernennen, bereits Ge- brau gemaht. Jm Gegensate zum Vorgange des Kabinets Ristic, das zu Regierungsdelegirten nur Beamte heranzog, wurden diesmal Männer aller Berufsklassen berücksichtigt. Damit dem Prinzipe der konfessionellen Gleichberechtigung zum Ausdrucke verholfen werde, wurden auch der Türke Mustafa Efendi aus Nish und der Zsraelit Abraham Oser aus Belgrad zu Fürstlihen Deputirten für die Dauer der

dreijährigen Session ernannt. V den zen Desterreih - Ungarn und Serbien schweben- den Zollverhandlungen haben die serbishen De- Ge n O leite am 28 stattgefun-

denen Sißzung eine schriftliche Erklärung über den Stand- punkt der Fürstlichen Regierung in der Grenzverkehrsfrage überreicht, deren wesentlihster ZFnhalt sih, wie folgt, resu- miren läßt: Serbien anerkennt in Würdigung der Bedeutung des Grenzverkehres zwischen der beiderseitigen Grenzbevölke- rung die Berechtigung der österreichish-ungarische: Forderung,

die theils auf eine Befreiung der unter diese Rubrik fallenden Handelsartikel von allen Abgaben ¿ Wals auf thunlihste Reduzirung der Zollsaze für die-

selben abzielt; allein fie muß ihrerseits do darauf drin- gen, daß sich die Definition der betreffenden Artikel innerhalb jener Grenzen halte, welche durch den strikten Grenzverkehr gerechtfertigt erscheinen. Es wird serbischerseits \chließlich betont, daß die Fürstliche Regierung sih au dur den zwischen England und Serbien abgeschlossenen und auf der Clausel der Meistbegünstigung beruhenden Handelsvertrag zu diesem Ver- halten genöthigt sehe. Für den Fall, daß Serbien zu einer Definition der unter den Begriff des Grenzverkehrs fallenden Artikel die Hand böte, welche einer dur Theorie und Praxis nicht gerehtfertigten Erweiterung derselben gleihkäme, würde die groß- britannische Regierung R.klamationen erheben, weil dadurch der Annahme Vorschub geleistet würde, daß durch diese ungewöhn- liche Definirung des Grenzverkehrbegriffes das englischerseits erworbene Meistbegünstigungsreht umgangen werden solle. Die österreichish-ungarishen Delegirten beriefen sich im Allge- meinen auf die von der Monarchie bereits erworbenen dies- bezüglihen Rechte und erklärten \{hließlich, das Memoire ad referendum zu nehmen. Jn Belgrad hält man an der Erwartung fest, daß die Handelsvertrags-Verhandlungen bei beiderseitigem Entgegenkommen zu einem Resultate führen werden.“

Nußland und Polen. St. Petersb ur g, 31. Dezember (W. T. B.) Auch das „Journal de St. Pétersbourg“ glaubt konstatiren zu können, daß die Verhandlu ngen der Regierung mit dem Marquis Tseng beendet seien, und daß nunmehr die Entscheidung der chinesischen Regierung in Peking abgewartet werde, und fügt hinzu: Wir hoffen, daß keine weiteren Schwierigkeiten von Seiten unserer Nachbarn erhoben und daß zwischen beiden Neichen in kurzer Zeit Ver- trauen und Freundschaft wiederhergestellt werden. Das Zournal erfährt ferner, daß die Pforte der Meldung eng- lischer Blätter von massenhaften Transportirungen bulga- risher Familien von Macedonien nah Kleinasien nit gleichgültig gegenüberstehe, die Verantwortung für diese Aus- schreitungen aber den lokalen Behörden zuschiebe. Den Leh- teren seien strenge Jnstruktionen wegen Reparirung des Uebels oder Vermeidung desselben zugegangen. S

2. Januar. (W. T. B.) Der russishe Botschafter von Oubril hat heute die Rückreise auf seinen Posten an- getreten.

Amerika. New-York, 1. Januar. (W. T. B.) Nah einer Mittheilung der „Railroad Gazette“ beträgt die Strecke der im abgelaufenen Fahre in den Unionsstaaten voll- endeten Eisenbahnen 7000 Meilen, also 2400 Meilen mehr als im Fahre 1879, Die Lage aller Eisenbahnlinien sei eine günstige; der Fracht- und Personenverkehr sei größer gewesen, als jemals vorher.

Asien. Persien. (Allg. Corr.) Aus Teheran wird unterm 31. v. Mts. gemeldet, daß Hamza Agha die Stadt Lerdesht geplündert und eingeäschert habe. Die Lossanse Darmay-Stämme haben sih ihm angeschlossen.

Nr. 53 des Centralblatts für das Deutsche Reich herausgegeben im Meichsamt des Innern, hat folgenden Znhalt: Allgemeine Verwaltungs sachen : Ausweisung von Aus- ländern aus dem Reitsgebiete. Meiilitärwesen : Geltlehung der für die Naturalverpflegung zu verzglüitenden Beträge für das Jahr 1881, -— Zoll- und Steuerwesen : Erläuterungen zum Begleitschein- Regulativ. Erleichterungen bei der Abfertigung des mit dem An- spruch auf Steuervergütung auszuführenden 3ranntweins, Er- leichterung bei der Ermittelung des Nettogewichts des mit dem An- spcuh auf Steugervergütung in Fässcrn auszuführendea Zuckers. Verlegung des amtlichen Betriebsjahres der Rübenzuckerfabriken, —— Zulafsuna gemischter Privat-Transitläger von Getreide in Straß- burg i. E. Kontrole des Gewe-: bcbetriebs mit Leinengarnen im Grenzbezirk Liebau. Befugniß einer Zollste'!e. Eisenbahnwesen : Eröffnung von Bahrnstrecken. Aufhebunz einer Haltestelle. Konsulatwesen: Aufhebu"g eines Konsulats. Todesfall.

Nr. 64 des Amtsblatts des Reichs-Postamts hot folgenden Inhalt : Verfügungen: Vom 27, Dezember 1880. Versen- dung der Begleitadressen zu den auf der Berlin-Hamburger Eise:.- bahn zu bcfördernden Packeten.