1881 / 11 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 14 Jan 1881 18:00:01 GMT) scan diff

dite

Der Schlußbericht über die gestrige Sizung

des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (36.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister des Jnnern Graf zu Eulenburg und mehrere Kommissarien beiwohnte, theilte der Präsident zunächst mit, daß von der Staatsregierung der Entwurf eines Geseßes, betreffend die Ausdeh- nung der Wirksamkeit des nassauischen evangelischen Kirchen- fonds und der nassauischen evangelishen Pfarr-, Wittwen- und Waisenkasse auf die vormals hessishen Theile des Konsistorial- bezirks Wiesbaden, eingegangen sei.

Hierauf trat das Haus in die Tagesordnung ein und seßte die zweite Berathung des Entwurfs eines Geseßes über die Zuständigkeit der Verwaltung8behörden und l Ber walt gSgeriOte Von 2 2 ab Toi. S. 2 autet :

Der Bezirksrath beschließt, soweit die Beschlußfassung nach den Gem eindeverfassung®geseßen der Aufsichtsbehörde zusteht, über die Veränderung der Grenzen der Stadtbezirke. Der Bezirksrath beschließt über die in Folge einer Veränderung der Grenzen der Stadtbezirke nothwendig werdende Auseinandersetßung zwischen den betheiligten Gemeinden, vorbehaltlich der den Leßteren gegen einander zustehenden Klage im Verwaltungéstreitverfahren. Privat- rechte dritter Personen bleiben hierkei unberührt.

Auf Antrag des Abg. Dr. Brüel und unter Zustimmung der verschiedenen Parteien wurden die Worte „Privatrechte dritter Personen bleiben hierbei unberührt“ als selbstver- ständlih aus redaktionellen Bedenken gestrihen. Die §8. 3—5 wurden ohne Diskussion ‘angenommen.

Diese Paragraphen lauten :

8, 3. Streitigkeiten über die bestehenden Grenzen der Stadt- bezirke unterliegen der Entscheidung im Verwaltungsstreitverfahren. Ueber die Festseßung streitiger Grenzen beschli:ßt vorläufig, sofern es das öffentliche Interesse erheischt, der Bezirksrath. Bei dem Beschlusse behält cs bis zur rechtskräftigen Entscheidung im Ver- waltungsstreitverfahren scin Bewenden.

8. 4. Die Gemeindevertretung bescbließt: 1) auf Beschwerden und Einsprüche, betreffend den Besiß oder den Verlust des Bürger- rets, insbesondere des Rechts zur Theilnahme an den Wahlen zur Gemeindevertretung, sowie des Rechts zur Bekleidung einer den Besitz kes Bürgerrehts vorausseßenden Stelle in der Sc- meindeverwaltung oder Gemeindevertretung, die Verpflichtung zum Erwerbe oder zur Verleibung des Bürgerre%ts, beziehungL2- weise zur Zahlung von Bürgergewinngeldern (Autfertigunzgs8- gebühren) und zur Leistung des Bürgereides, die Zugehörig- keit zu ciner bestimmten Bürgerkla\sse, die Richtigkeit der Ge- meindewählerliste; 2) über die Gültigkeit der Wahlen zur Ge- meindevertretungz; 3) über die Berechtigung zur Ablehnung oder Niederlegung von Aemtern und Stellen in der Gemeindeverwal- tung oder Vertretung, über die Nachtheile, welche gegen Mitglieder der Stadtgemeinde wegen Nichterfüllung der ihnea nah den Ge- meindeverfassungsgesezen obliegenden Pflichten, sowie über die Strafen, wele gegen Mitglieder der Gemeinderertretung wegen Zuwiderhandlungen gegen die Geschäftsordnung nach Maßgabe der Gemeindcverfassungsgeseze zu verhängen sind. Einsprüchhe gegen die Richtigkeit der Wäkhlerliste sind während der Dauer der Auslegung der leßteren, CGinsprüche gegen die Gültigkeit der Wahlen zur Gemeindevertretung innerhalb zwei Wochen nach Bekanntmac{ung des Wahlergebnisses, und in allen Fällen bei dem Gemeindevorstande zu erheben. In dem Geltungs- bereiche der Kurhessishen Gemeindeordnung vom 23. Oktober 1834 ist die Bemeindewählerliste nach vorgängiger öffentlicher Bekanu.- machung zwei Wochen hindurch auszulegen, und finden die in Be- tref der Einsprüche gegen die Gemeindewählerliste getroffenen Bestimmungen auch auf Einsprüche gegen da“ Verzeichniß der hcchb¿steue.ten Ortsbürgec Anwendung.

8. 5. Der Beschluß der Gemeindevecrtrelung 4) bedarf keiner Genehmigung oder Beftätigung von Seiten des Gemeinde- vorstandes oder der Aufsichtsbehörde. Gegen den Beschluß der Gemeindevertretung findet die Klage im Verwaltungsstreitverfahren \tatt. Die Klage steht in den Fällen des 8. 4 unter 1 und 2 auc dem Gemeindevorstande zu. Die Klage hat in den Fällen des 8. 4 unter 1 und 2 fkeine aufschiebende Wirkung ; jedoch dürfen Ersatzwahlen vor ergangener rechtékräftiger Entscheidung nicht vorgenommen werden.

Zu §8. 6, welcher lautet:

Der Bezirksrath beschließt, soweit die Beschlußfassung nach den Gemeindeverfassungsgescßen der Aufsichtsbehörde zusteht: 1) über die Zahl der aus jeder einzelnen Ortschaft einer Stadt- gemeinde zu wählenden Mitzlicder der Gemeindeoertretung, 2) über die Vornahme außergewöhnliher Ersazwahlen zur Ge- meindevertcetung oder in den Gemeindevorstand.

beantragte der Abg. Freiherr von Huene, einen neuen §8. 6a, einzufügen, nah welchem die Bestätigung der Wahlen von Ge- meindebeamten unter Zustimmung des Bezirksraths versagt wer- den kann. Der Abg.Dr. von Heydebrand und der Lasa sprach gegen diesen Antrag ; er halte es für absolut unzulässig, das dem Staate zustehende Veto an die Zustimmung eines Selbstverwaltungs- follegiums wie des Bezirksraths zu binden. Der Abg. Zelle stellte zu dem Antrag von Huene einen Unterantrag, wonach cin Zusaß zu dem §. 6a. eingefügt werden soll: „Das Be- stätigungsreht der Aufsichtsbehörde erstreckt sich fortan nur auf die Bürgermeister und die Beigeordneten.“ Der Abg. Dr. Köhler erklärte sich gegen den Antrag Frhr. von Huene und bean- tragte, lediglich den von dem Abg. Zelle vorgeschlagenen Zusay als selbständigen §. 6a. anzunchmen. Der Abg. Dr. Roeckerath wollte das leßte Alinea des Antrages von Huene gestrichen wissen, wonach gegen den Beschluß des Bezirksraths dem Vor- sitzenden desselben die Einlegung der Beschwerde an den Minister zusichen solle. Der Abg. Dr. Wehr erklärte sich gegen den Huene'’shen Antrag, weil er das Bestätigungsrecht als ein unveräußerlihes Recht der Krone betrachte, das von keiner Einschränkung abhängig sein dürfe. Sympathisch sei ihm der Antrag des Abg. Köhler, zu dem er si seine Stellungnahme vorbehalte. Der Abg. Dr. Hänel trat für den Antrag Zelle ein, sprah sich aber gegen das Noecerathsche Amendement aus, da man die kommunale Verwaltung niht ganz von der staatlihen Verwaltung und der Staatsaufsiht loslösen könne. Der Abg. Dr. Windt- horst betonte, daß seine Partei in den leßten Jah- ren so s{lechte Erfahrungen mit der Bestätigung von Kommunalbeamten gemacht habe, daß sie entshlossen sei, die möglichsten Kautelen gegen den Mißbrauch des Bestätigungs- rechts eintreten zu lassen. Aus diesem Grunde empfehle er den Antrag NRoeckerath; das Aufsichtsreht des Staates sei hin- länglih gewahrt, wenn als leyte Jnstanz in Bestätigungsan- gelegenheiten der Provivinzialrath entscheide.

Der Staats-Minister Graf zu Eulenburg führte als maß- gebendsten Gesichtspunkt für ein unb{schränktes Bestätigungs- recht der Staatsregierung an, daß die Bürgermeister auch wichtige Funktionen der allgemeinen Staatsverwaltung, jo namentlich in Bezug auf die Polizeiverwaltung wahrzu- nehmen haben. Aus diesem Grunde bat er, die An- träge der Abgg. von Huene und Roeckerath abzulehnen. Der Antrag Köhler sei materiell gewiß diskutabel,

aber derselbe gehöre niht in den Rahmen des Gesetzes, da er eine materielle Abänderung gegenüber dem Bestätigungs- reht enthalte, wie es in der Städteordnung festgeseßt sei. Die Abgg. Windthorst und Freiherr von Heereman plädirten nochmals eindringlich für den Antrag von Huene und Roecke- rath. Der Referent der Kommission, Abg. von Liebermann, hob hervor, daß die Anträge des Abg. Frhr. von Huene in der Komn:ission abgelehnt worden seien ; er bitte das Haus, sich dem Beschlusse der Kommission anzuschließen. Am nächsten den Tendenzen der Kommission stehe noch der Antrag des Abg. Köhler. Bei der hierauf folgenden Abstimmung wurde 8. 6 der Vorlage angenommen. Das Amendement Roeckerath wurde abgelehnt, das des Abg. Zelle zwar angenommen, aber der auf diese Weise amendirte Antrag von Huene mit geringer Ma- jorität abgelehnt. So blieb nur der Antrag Köhler übrig, welcher auch die Majorität fand. Der eingeschaltete §8. 6a. lautet demna: „Fortan bedürfen nur die Bürgermeister und die Beigeordneten (Stellvertreter) der Bestätigung.“ (Schluß des Blattes.)

Hinsichtlih der Uebungen des Beurlaubten- standes für das Etatsjahr 1881/82 ist Folgendes Allerhöchst bestimmt worden: Es werden zu diesen Uebungen aus der Landwehr und der Reserve einberufen: a. bei der Jnfanterie 86 170 Mann, þ. bei den Jägern und Schüßen 2400 Mann, c. bei der Feld-Artillerie 6100 Mann, 4. bei der Fuß-Artillerie 5500 Mann, e. bei den Pionieren 2500 Mann, f. bei dem Cisenbahn-Regiment 400 Mann, g. bei dem Train (aus der Reserve der Kavallerie und des Trains) 4869 Mann ein- chließlich der vom Kriegs-Ministerium festzuseßenden Zahl von Unteroffizieren, Lazarethgehülfen 2c., h. Arbeitssoldaten 404 Mann. Die Bestimmung über die weitere Ver- theilung hat durch das Kriegs - Ministerium zu er: N Die Dauer der unter 1 gedahten Uebungen ür die Landwehr die Tage des Zusammentritts und Auseinandergehens am Uebungsorte mit einbegriffen beträgt 12 Tage. Wo es im Jnteresse der Ausbildung für wünschenswerth erachtet wird, kann für die Reservisten, je nach Bestimmung der General-Kommandos bezw. obersten Wosffeninstanzen, diese Uebungszeit bis zu 20 Tagen verlängert werden. Die Uebungen der Landwehr-Jnfanterie finden in Bataillonen, und nur, wo lokale oder andere Verhältnisse dieses durchaus bedingen, in Compagnien, die der Landwehr- Fuß- Artillerie in Compagnien, wo mehrere derselben den gleichen Üebungsort haben, in Bataillonen statt, welche zu diesem Zweck besondezs formirt werden. Reservisten der FFnfanterie sind nur dann in Uehungs-Bataillone der Landwehr einzustellen, wenn ausnahmsweise besondere Gründe dafür sprehen. Ob bei den Pionieren und dem Eisenbahn-Regiment die Formation besonderer Compagnien erforderlich ist, entscheiden die be- treffenden obersten Waffeninstanzen, bezüglih des Trains das Kriegs-Ministerium. Die Uebungsorte der Garde-Landwehr- Jnfanterie werden Seitens des General-Kommandos des Garde-Corps bestimmt. Als Uebungsorte für die Provinzial- Landwehr-Jnfanterie werden in der Regel Garnisonorte der Jnfanterie gewählt. Jäger (Schüßen), Pioniece und Train-Viannschasten üben im Anschluß an die betreffenden Linientruppentyeile. Die Uebungsorte für die Feld- und Fuß-Artillerie und. für die Mannschasten des Eisenbahn- Regiments bestimmt die General-Fnspektion der Artillerie bezw. der Chef des Generalstabes der Armee im Einversiändniß mit den bezüglihen General - Kommandos. Die Uebungsorte für Arbeitssoldaten bestimmen die General-Kommandos. Der Zeitpunkt der Uebungen wird Seitens der General-Kommandos bezw. obersten Waffen-Fnstanzen, nah Vereinbarung mit den ersteren, im Allgemeinen in die Monate April, Mai und Juni 1881, für die Schiffahrt treibenden Mannschaften in das Winterhalbjahr 1881/82 gelegt. DierFnteressen der am meisten be- theiligten bürgerlichen Berufskreise werden bei der Wahl des Zeitpunktes besonders zu berücsihtigen sein. Die Train- übungen in besonderen Compagnien finden nach beendeten Herbstübungen der betreffenden Armee-Corps, soweit keine be- sonderen Compagnien formirt werden, im Mai statt. Die Sanitäts-Detachements üben zu gleicher Zeit mit den Kranken- trägern des Friedensstandes. Aus den Hohenzollernschen Lan- den üben die bezüglihen Offiziere und Mannschaften des Be- urlaubtenstandes der Provinzial-Armee-Corps aus\chließlich der Jäger mit denen des 14. Armee-Corps gemeinsam. Die Jäger, sowie die im Bezirk des 14. Armee-Corps befind- lichen Offiziere und Mannschasten dieser Waffe üben nah näherer Bestimmung der betreffenden Fnspektion beim Rheinischen FJäger- Bataillon Nr. 8 bezw. Lauenburgischen Jäger-Bataillon Nr. 9. Mannschasten des Beurlaubtenstandes des Garde-Corps aller Waffen, welche nah dem Königreih Württemberg verzogen sind, werden niht herangezogen. Bei jedem Armee-Corps fönnen 26 Reservisten der Kavallerie auf die Dauer von 6 Wochen zu den Kavallerie-Regimentern über den Etat ein- gezogen werden. Zur Ausbildung als Train-Aufsichts-Personal sind aus der Reserve der Kavallerie Gefreite und, soweit \olche in ausreichender Zahl nicht disponibel sind, Gemeine, welche namentlich mit Rücksicht auf ihre Zuverlässigkeit nah dem Ur- theil der Bezirks-Kommandos für eine solhe Verwendung besonders geeignet sind, innerhalb der unter 1 g angegebenen Gesammtzahl nach näherer Bestimmung des Kriegs-Ministe- riums zu den Train-Bataillonen einzuziehen. Denselben ist, wenn sie sih als geeignet erweisen, nah Schluß der Uebun die Qualifikation zu Unteroffizieren zu ertheilen, Demnächst sind sie zum Beurlaubtenstande des Trains überzuführen. Die im 8. 40 der Dienstvorschriften für den Train im Frie- den vorgeschenen Uebungen afkftiver Kavallerie-Unteroffiziere und Gefreiten im Traindienst mit Ausnahme der als Wachtmeister für Kriegsformationen des Trains bestimmten Unteroffiziere kommen in Fortfall.

Jm Anschluß an den Erlaß vom 22. Juli 1880 macht der Kriegs-Minister bekannt, daß den nahbezeihneten Privat- Eisenbahnverwaltungen die Verpflihtung auferlegt ist, hinsichtlich der Besezung der Subaltern- und Unterbeamten- stellen mit Militäranwärtern, soweit dieselben das 35. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt haben, die für den Staats- Eisenbahndienst in dieser Beziehung gültigen Vorschriften in Anwendung zu bringen: 1) der früheren Aachener Fndustrie- hahn - Aktiengesellschaft, jeßt Aachen - Jülicher Eisenbahn- gesellschast, für den Betrieb sämmtliher Strecken ihres Unternehmens, namentlich auch für den Bau und Betrieb der neuerdings konzessionirten Bahnstrecke von Höngen über Aldenhoven nach Jülich; 2) der Hoyaer Eisenbahnge- sellschaft für den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Hoya nah Eystrup; 3) der Crefelder Eisenbahngesellschaft, welche an die Stelle der aufgelösten Crefeld-Kreis-Kempener ZJn-

dustriebahn-Aktiengesellshaft getreten is, für die Eisenbahnen a. von Süchteln über Ded nah Kempen und von da fkreis- förmig über Hüls, Crefeld, St. Tönies und Vorst zurück nah Süchteln mit Abzweigungen nah Viersen und Grefrath, b. von Hüls nah Moers und c. von Grefrath nach Straelen.

Einem Angeklagten, welher nur drei Tage Unter- suhungshaft erlitten, hatte die Strafkammer irrthümlih 3 Monate Untersuchungsarrest auf die Strafe in Anrehnung gebracht. Die dagegen vom Staatsanwalt eingelegie Revision wurde vom Reichs gericht, Il. Strafsenat, durch Erkenntniß vom 9. November v. J., verworfen, weil die unrichtige An- rechnung der Untersuchungshaft auf die Strafe von Seiten der Strafkammer niht auf einem Rechts-, sondern auf einem thatsächlihen Jrrthum beruhe und deshalb durh Revi- sion nicht angefohten werden könne.

Der General der Jnfanterie z. D. von Borries, zu-

leßt Commandeur der 4. Division hat seinen Wohnsiß hier genommen.

Bayern. München, 12. Januar. (Allg. Ztg.) Die erwartete Ankunst des Kronprinzen von Desterreich ist mit dem heutigen Morgenschnellzuge erfolgt. Se. Kaiserliche L wird bis zum Freitag hier verweilen und dann nah

rüssel weiter reisen. Der Erzherzog Ludwig Victor trifft heute Abend 61/5 Uhr hier ein, wird in den „Vier Jahreszeiten“ absteigen und bis Sonnabend hier verweilen. Von dem Großhändler J. N. Mayr hierselbst ist an die ober- bayerische Handels- und Gewerbekammer der Antrag gelangt: dieselbe wolle an die Königliche Staatsregierung die Bitte um Einführung von Eisenbahnräthen in Bayern richten, Die Kammer wird an einem der nächsten Tage über diesen Antrag in Berathung treten.

Desterreich-Ungarn. Wien, 12. Januar. Wie man der „Presse“ aus München berichtet, werde Kronprinz Ru- dolph sich am Sonnabend nah Brüssel begeben und beab- sichtige dort bis zum 283. d. zu verweilen. Jn der leßten Fanuarwoche gedenke Se. Kaiserliche Hoheit wieder in Wien einzutreffen. Die Abreise nah Jaffa dürfte am 8. Februar vunr Triest aus erfolgen. Von Jaffa werde sih der Kron- prinz nah Jerusalem und später zur See nah Alexandrien und von dort nah Kairo begeben. Ein Telegramm des „Pest. Ll.“ meldet, daß die Hochzeit des Kronprinzen sür den 24. April anberaumt worden sei, welher Tag auch der Ver- mählungstag des Kaiserpaares ist. Hier sei in maßgebenden Kreisen von der Festseßung eines Tages nichts bekannt.

Der „Budapester Correspondenz“ meldet man : Heute Mittag fand im Ministerium des Aeußern unter Vorsiß des Staats- Sekretärs Kallay eine mehrstündige Sißung der öster rei- chisch-ungarischen Zollkonferenz statt, welher außer- dem Sektions-Rath Baron Glanz, Seitens der österreichischen Negierung Ministerial - Rath Bazant und Sektions - Rath Schuck, Seitens der ungarischen Regierung Staats - Sekretär Matlekovics und die Sektions-Näthe Schnierer und Salmen anwobnten. Es werden nunmehr die Verhandlungen mit den serbischen Vertretern wieder aufgenommen werden.

Schweiz. (N. Zürch. Ztg.) Das vorläufige Gesammt- ergebniß aller fünfundzwanzig Kantone beziffert die B e- völkerung der Schweiz (Revision vorbehalten) auf 2 841 118 Seelen, also auf 174 270 mehr als im Jahre 1870. Hiernach vermehrt sih die Zahl der Mitglieder des Nati onal- rathes um zehn; davon fallen je zwei auf die Kantone Zürich und Bern, je einer auf die Kantone Schwyz, Baselstadt, Appenzell A.-Rh., Tessin, Waadt und Genf.

Niederlande. Haag, 13. Januar. (W. T. B.) Die allgemeine niederländishe Friedensliga hat eine Zuschrift an Gladstone 'gerihtet und demselben darin in der Transvaal- Angelegenheit eine Politik der Versöhnung anempfohlen.

Großbritannien und Jrland. London, 12, Januar. (Allg. S Aus Frland liegen folgende Nachrichten vor : Gestern verließen 5 fliegende Kolonnen die verschiedenen Militärstationen in Jrland, behufs eines zweitägigen Marsches durch die unruhigen Distrikte. Aus zuverlässiger Quelle verlautet, daß die Orangisten in Jrland, den Ausbruch einer Erhebung befürchtend, sich in aller Stille bewaffnen, um für einen solchen Fall vorbereitet zu sein. Hochgestellte und einflußreihe Leute vertheilen, soweit ihre Mittel es erlauben, Gewehre und Munition an solche, welche den Eid geleistet haben, loyale Unterthanen der Krone zu sein. Es sollen in London Ausschüsse gebildet werden, um die nöthigen ¿Fonds für die Bewaffnung aller loyalen Orangisten aufzutreiben.

Der militärische Ausschuß, der unter dem Vorsiß von Lord Morley niedergeseßt wurde, um über das rüdtritts- pflichtige Alter der höheren Offiziere des Heeres Bestim- mungen in Vorschlag zu bringen, hat seinen Bericht erstattet. Der „Times“ zufolge wird die Regierung nachstehende Vor- \{chläge des Ausschusses durhführen: Die Zahl der Generale im aftiven Dienst wird auf 150 reduzirt, d. h. auf 25 Ge- nerale, 50 General-Lieutenants und 75 General-Majors. Die Artillerie und das Genie-Corps werden 5 Generale, 10 Ge- neral-Lieutenants und 15 General-Majors erhalten. Die Ge- nerale müssen ihren Abschied nehmen , wenn sie 70 Jahre alt sind, die General-Lieutenants und General-Majors, wenn sie das 65. Lebensalter erreiht haben.

Der Kriegsminister hat vom Statthalter von Natal, Sir G. Pomeroy Colley, am 11. ds. folgende Depesche erhalten: „Bis zum 1. ds. reihenden Nachrihten aus Potchefstroom zufolge behauptet sih das Fort noch immer, Dasselbe hat Vorräthe für einen Monat. Die Boers ver- suchten einen Angriff mit einer alten Schiffskanone, die indeß bald zum Schweigen gebraht wurde. Jm Fort befinden ih Frauen und Kinder englischer Ansiedler. Clarke, Raaf und der Landooß sind noŸ immer Gefangene.“

Ein Telegramm des Administrators der Cap- Kolonie, Sir G. C. Strahan, an den Minister für die Kolonien meldet unterm 10. d.: „Jm Basutolande macht Carrington wieder Streifzüge und hatte ein Scharmüßel mit den Rebellen zu bestehen , dessen Ergebniß unentschieden blieb. Die Verluste waren geringfügig. Jn Transkei hat eine wei- tere Wegnahme von Tembu-Vieh, aber kein ernster Kampf stattgefunden. Ein Einfall der Pondos in Xesibes wurde von den Kolonialtruppen zurücckgeschlagen.“

Aus der Capstadt meldet Reuters Burcau unter | dem 9. d. Mts.: e „Oberst Caruingtons Piquets wurden am 6. Januar von einer

F R Ra BL O

Ea E E ent tis T t i e Ee u O E E At E CE

E A Os dias a

R

großen Anzahl Basutos angegriffen. Nach einem ernsten Treffen ¿zo¡ fi der Feind mit {weren Verlusten zurück, während die Kolonialstreitkcäfte nur geringfügige Verluste erlitten.“

Ein vorgestern ausgegebenes Blaubuch enthält die Instruktionen, die tem neuen Statthalter der Capfolonie, Sir Hercules Robinson, vom Minister für die Kolonien mit auf den Weg gegeben wurden. Mit Bezug auf Transvaal besagen die Jnstruktionen: „Jhrec Majestät Regierung hat mit Sehnsucht der Zeit entgegen gesehen, wo es möglich sein werde, dem Lande freiere Einrihtungen zu gewähren; allein die jüngsten Nachrichten über einen Versuch, die Souveränetät der Königin durch bewaffnete Gewalt umzustoßen, machen es nußlos, Anordnungen zu besprechen, die nur thunlich sein können, wenn die Autorität der Krone vindizirt worden und die Aufrechterhaltung der Ruhe feft gesichert ist. Wenn dies bewerkstelligt worden, wird FJhrer Majestät Regierung vorbereitet sein, die besten Mittel in sorgfältige Erwägung zu ziehen, um den holländischen Ansiedlern eine vollkommene Kontrolle über ihre lokalen Angelegenheiten zu sichern, die mit den allgemeinen FJnteressen von FJhrer Majestät Besißungen in Süd-Afrika sowie mit den Ver- pflichtungen, die dieses Land (Großbritannien) der sehr großen einheimishen Bevölkerung in Transvaal gegenüber einging, vereinbar sein dürste.“ Mit Bezug auf den Basutokrieg wird Sir H. Robinson instruirt, bei geeigneter Gelegenheit dur direkte freumlihe Vermittelung die Wiederherstellung des Friedens zu erleichtern.

Eine Reutershe Depesche aus Calcutta, vom 11. d2., meldet: „Nachrihten aus Kandahar vom gestrigen Datum zufolge hat die angekündigte beabsichtigte Räumung dieses Plaßes von Seiten der Engländer beträchtlihe Aufregung hervorgerufen.“

18. Januar. (W. T. B) Jn der heutigen Sißgung des Unterhauses verlas bei Beantwortung einer bezüglichen Anfrage Bourkes der Unter-Staatssekretär Dilke eine Depesche Lord Granvilles an den englishen Botschaster, Lord Lyons, in Paris, worin es heißt, daß er (Granville) die Hand der Mächte niemals habe durch die Versicherung binden wollen, daß die Flotte keinen Shuß abfeuern werde; das Mißverständniß sei wahrscheinlich aus seiner Bemerkung her- vorgegangen: er glaube nicht, daß sich ein Schuß als noth-

Wend Cen Wer Der Staalsselretar Jur Se Lou artin gton, Walle n Dag Cine amtlihe Meldung Über eine angeblich in Kola-

pore entdecktes Komplot nicht eingegangen sei, und erklärte dem Deputirten Aylmer gegenüber : die eventuelle Räumung Kan dahars lasse sich niht als Uebergabe bezeichnen, da Kandahar nur okkupirt, aber niemals formell annektirt wor- den sei. Daß die Räumung von Kandahar nicht vor einer bezüglihen Erwägung des Parlaments erfolgen solle, könne er niht zusichern, da davon die militärishen Bewegungen nicht abhängig gemacht werden könnten. Auf eine Anfrage Campbells antwortete der Unter-Staatssekretär D ilk e: Die Pforte habejüngst einige bulgarishe Familien deportiren lassen; auf die bezüglichen Vorstellungen des britischen Konsuls seien dieselben aber bis auf wenige in ihre Heimath zurück- gesendet worden. Die türkishen Behörden hätten erklärt, die Deportation sei nur eine temporäre polizeilihe Maßregel ge- wesen, weil mehrere der Deportirten mit des Brigantenthums verdächtigen Personen in Verbindung gestanden hätten. Vom Hause wurde hierauf die Adreßdebatte fortgeseßt, \{ließlich aber wiederum vertagt. Die Abstimmung über das Amendement Parnells wird in der nächsten Sißung erwartet.

14. Januar. (W. T. B.) Der Deputirte Shaw hat sich in Gemeinschaft mit 15 anderen Deputirten der Homerule-Partei von der Führerschaft Parnells los- gesagt und wird mit denselben unter der Bezeichnung: Frische Whigs, eine besondere Partei bilden. Das von den Falklands-Fnseln nah dem Kap beorderte detachirte Geschwader soll eine Brigade der Flottenmannschaft zum Dienste im Transvaallande landen.

Dublin, 13. Januar. (W. D. B.) In dem Prozesse gegen Parnell und Genossen begann heute unter zahl- reichem Andrange des Publikums der Vertheidiger ter An- geklagten fein Plaidoyer.

Gestern verhinderte eine mit Sensen bewaffnete Menge einen von Polizeibeamten begleiteten Gerichtsdiener, welcher einen Ausweisungsbefehl zu überbringen hatte, das Haus eines Pächters Lord Granards in der Grafschaft Longford zu betreten. Heute kehrte der Gerichtsdiener in Begleitung von 350 Polizeibeamten und einer Escadron Dra- goner zurück. Die Menge versammelte sich von Neuem und nahm eine drohende Haltung an. Nachdem die Magistrats- behörde die Aufruhrakte hatte verlesen lassen, zwangen die Polizeimannschaften mit gefälltem Bayonnett die Menge, \ich zurückzuziehen. Gleichzeitig rückte die Escadron Dragoner vor. Der Gerichtsdiener behändigte hierauf seine Mandate ohne weitere Schwierigkeiten.

Frankreich. Paris, 14, Januar. (W. T. B.) Der „Soir“ meldet in Bestätigung einer Nachricht des „NRappel“ : Der Finanz-Minister Magnin habe im Kabinets- rathe mitgetheilt, er beabsichtige, im Juli d. F. 800 Millionen 3prozentiger amortisirbarer Rente zu emittiren.

__ alen, Gatania, 153, Januar, (W. D. V.) Der König und die Königin sind von Girgenti kommend heute hier eingetroffen und von der Bevölkerung mit enthusiastischen Kundgebungen empfangen worden.

__ Griechenland. Athen, 11. Januar. (W. T. B.) Der W. „Pr.“ meldet man von hier: Montag hat die Ueber- führung der Truppen von der Insel Euboea in das Lager von Lamia begonnen. Die hiesige Garnison soll am 25. d. an die Grenze abmarschiren.

__— Nah einer Meldung der „Agencia Stefani“ vom 13. hâíte der griehische Minister-Präsident Komunduros ein Rundschreiben an die Vertreter Griechenlands im Aus- lande gerichtet, in welhem die Behauptung des französischen Ministers des Auswärtigen, Barthélemy St. Hilaire, daß den Berliner Beschlüssen ein exekutorisher Charakter nicht beizulegen sei, zu widerlegen gesucht werde.

L Türkei. Konstantinopel, 12. Januar. (Pest. L.) Vie österreichish-ungarishe Regierung hat an die Pforte eine Note gerichtet betreffs Vereinigung der O rientbahn von der bulgarishen Grenze mit der Linie Konstantinopel-Phi- ippopel. Es verlautet, daß die Pforte in dieser Frage gegen- über Oesterreih-Ungarn alles Entgegenkommen beweisen will. Berichten aus Philippopel zufolge sind dort die Gebäude

des Generalstabs der Miliz niedergebrannt, fünf Schildwachen find in den Flammen umgekommen. 13. Januar. (W. T. B.) Die Ministerkrisis,

Stelle Js mail Paschas, welcher den Vorsiy in dex Militär- Jnspektionskommission übernimmt, is der bisherige General- gouverneur von Adrianopel, Reuf Pascha, zum Komman- direnden der Kaiserlichen Garde ernannt worden.

Der „Agence Havas“ vom 13. wird aus Ragusa ge- meldet, 14 Bataillone regulären türkisher Truppen seien im Begriff, von Skutari nach Fanina abzugehen, au Derwisch Pascha sei dorthin beordert.

14. Januar. (W. T. B.) Der Direktor der Militär- \{chule Edhem Pascha ist an Stelle Alinizam Paschas zum Chef des Generalstabs ernannt worden. Mehrere Wiener Morgenblätter wollen von hier erfahren haben, der frühere türkische Kriegs-Minister Hussein Husni Pascha und der E Chef des Generalstabs Alinizam Pascha seicn verhaftet.

Serbien. Belgrad, 12. Januar. (Pol. C.) Baron Herbert-Rathkeal en heute in Belgrad ein, um bei dem morgen dem griechische Neujahrsfeste am serdvi- schen Hofe stattfindenden großen Empfange zugegen zu sein. Der italienishe Chargé d’affaires Cav. Terzaghi, welcher seinen Belgrader Posten bereits verließ, ist vom Fürsten Milan durch das Commandeurkreuz des Takowa-Ordens ausgezeichnet worden. Er wird in Belgrad durch den Minister-Residenten Sig. Pansa, welcher bereits früher daselbst akkreditirt war, erseßt werden.

Montenegro. Cettinje, 12. Januar. (Pol. Corr.) Fürst Nikolaus hat beschlossen, die seit Langem in Aussicht genommene und immer wieder verschobene Reise nah St. Petersburg im nächsten Frühjahr anzutreten, falls nicht außerordentliche politishe Ereignisse die Ausführung dieses Planes vereiteln.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 13. Fanuar. (W. T. B.) Ein offizielles Telegramm des Groß- fürsten Michael berichtet über die vom General Skobeleff am 4. d. M. ausgeführte Aktion vor Geoktepe: Am Morgen des 4. wurde die erste Parallele 800 Schritt von der Hauptbefestigung angelegt, worauf sih ein äußerst hartnäkiger und blutiger Kampf entspann, der für uns siegreih war. Von unserer Seite fielen General Petrusewitsch, Major Bu- ligin und die Offiziere Essaul und Jwanoff sowie 19 Sol- daten. Verwundet sind 3 Offiziere, 55 Soldaten. Der Feind, verstärkt durch 5000 auserlesene Truppen aus Merw, kämpfte äußerst hartnäckig; allein gegenüber unserem rehten Flügel, welchen General Petrusewitsh kommandirte, verloren die Te- kinzen mehr denn 300 Todte. Unsere Truppen fochten sehr tapfer; die Führung der Offiziere ist über alles Lob erhaben. Die erste Parallele wird verstärkt und befestigt werden.

_— 18. Januar. (W. T. B.) Der bereits kurz gemeldete Tatserlihe Ukas an den Finanzminister lautet folgendermaßen :

Auf Grund unserer Allerhöchsten Ordre wurden die außerordent- lihen Krieg8aufgaben theilweise durch von der Reichsbank entlehnte Summen gedeckt, welche Fhrerseits, um diese Vocshüss: leisten zu können, Kreditkillets emittirte. Nunmehr haben wir €s nah Ihrem durch ein Spezialcomité durchzesehenen Vorschlage für gut befunden, die genannten Anleihen aufhören zu lassen und gleihzeitig Maß- regeln zur Verstärkung der Mittel der Reichsbank zu ergreifen, damit dieselbe aus ihren disponiblen Summen sowohl die vom Reichsschaze beorderten Zahlungen leisten, als auch Darlehen und Vors{üsse für Handel und Industrie ge- währen fönne, cemäß den Statutea der Bank und ohne zu ferneren Emissionen von Kreditbillets ihre Zufluht nehm:n zu müssen und mit der Bedingung, die Zahl der im Umlauf befindlichen Kreditbillets nach Maßzabe der Möglichkeit zu vermindern. Deshalb verordnen wir: 1) Aus den Mitteln des Reichsschatzes soll der Reichsbank ohne Verzug derjenige Betra1 gezahlt werden, welcher nöthig ift, um die Forderung der Bank an den Staat für die für leßteren ge- leisteten Zahlungen auf 400 Millionen Rubel zu reduziren. 2) Der Rest der Schuld an die Bank, im Betrage von 400 Millio- nen Rubel, soll, vom JIakre 1881 an gerechnet, dur jährliche Rück- zahlungen von 50 Millionen Rubel getilzt werden. 3) Die Kredit- billets find nach Maßgabe ihrer Ansammlung ia den Kassen und mit Nücksiht auf die Bedü:faisse des Geldumlaufes zu vernichten. Indem wir Sie mit der Ausführung des gegenwärtizen Ufkases beauftragen, beabsihtigen wir geregeltere Beziehungen zwischen dem Reichs\chaße und der Reichsbank herbeizuführen und zu einex all- mählichen Herstellung der Valuta beizutragen und einer plößlichen Bedrängniß des Geldmarktes und den daraus für Handel und In- dustrie erwachsenden Schwierigkeitea vorzubeugen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 10. Ja- nuar. (H. Corr.) Der Reichstag wird am 15. d. M. zu- sammentreten. Am 18. wird der König die Session persönli ch eröffnen.

Amerika. Washington, 13. Januar. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer nahm heute bei der Spezialberathung des Geseßentwurfs, betreffend die Kon- vertirung der Staatsschuld, Amendements an, welche den Betrag der neuen Emission 3prozentiger Obligationen auf 400 Mill. Dollars und den Betrag der Emission von Schatzcertifikaten auf 300 Mill. Dollars festsezen, die Regierung ermächtigen, dieselben in 5 Jahren zu amortisiren und längstens in 10 Fahren vollständig zurückzuzahlen ; gleichzeitig wird bestimmt, daß die Zinszahlung für die zur Amortisation einberufenen Obligationen 30 Tage nah der Einberufung eingestellt werden soll,

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung dcs statistishen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standedämtern in der Woche vom 1. Januar bis inkl. 8, Januar d. J. zur Anmeldung ge- fommen : 191 Eveschlicfungen, §97 Lebendgeborene, 36 Todtgeborene und 548 Sterbefälle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. Im Verlage von J. J. Weber in Leipzig erschien \o- cben: Astronomisbe Bilder. Von Dr. W. Valentiner \Professor und Vorstand der Sternwarte zu Karlsruhe. Mit 4 Tafeln und 125 in den Tert gedruckten Abbildungen. Preis in elegantem Ori inal-Einband 12 Æ Der Verfasser gicbt ia diesem Werk eine Ucbersiht üb:r die wichtisten Lehren der Astronomic, nah den neuesten Entdeckungen für Laien bearbeitet, Ec hzt dabei einige Punkte besonders ins Auze gefaßt, welhe andere populäre Schriften

su, die Resultate astronomischer Forshuüg dem gebildeten Publikum zugänglich zu machen, abzesechen von dem Neuen, welches das Werk

enthält, hon hb'erdur gerecbtfeitigt ersheiat. Die „Astronomischen

welche hier eingetreten war, gilt als wieder beigelegt. An |

über die Astronomie cnbecuckfct ließen, sodaß dieser erneute Ver- |

Bilder“ sind dabei jedoch nicht als einzelne abzerissene Stücke aus |

der Astronomie anzuseßen; der Verfasser hat vielmehr danach ge- | strebt, sie zu einem die gesamtinte Wissenshaft umfassenden Cyklus | an einander zu reihen. Das Werk ist in klarer, anregender Sprache geschrieben und reich mit Abbildungen versehen, die das Verständ- | niß der interessanten Materie wesentlich unterstüßen. | Die am 16. Januar d. I. ershzinende Nr. 1959 der JIllustrirten Zeitung (Leipzig, I. J, Weber) enthält folgente Abbildungen: Aus der Sage „Wilaznd der Schmied.“ Gemälde von M. Grönvold im Museum zu Cöln, Nach einer Photographie der Photographishen Gesellshaft in Berlin. Die neue Erlöserkire und das Pfarrhaus der böhmischen Erxulantengemeinde in Striesen bei Dresden. Eine Post- fahrt in Algerien. Origzginalzeihnung von Albert Richter. Eine Impfung auf dem Lande. Gemälde von A. Hornemann. (Zwei- seitig.) Heinri Hoffman, der Komponist des „Armin.“ Ver Transport von Kanalbooten über die g-neigte Ebene des Elbing- Oberländisben Kanals. 7 Abbildu gen, Originalzeihnungen von H. Penner: 1) Maschinenhaus. 2) Kanalboot. 3) In den Wagen. 4) Aus dem Wagen. 5) Die Ebene hinunter. 6) Aus dem Wasser die Cbene hinauf. 7) Von der Ebene ins W1sser. Das neue Amtsgebände des Reichs-Justizamts in Berlin. Ociginalzeihnunz von G, Theuerkauf. : Joseph Baer u. Co., Buchhändler und Antiguac in Frank- fuit a. M., Paris und London, der ein in allen Fächern der Litera- tur und Wissenschaft reich assortirtes Lager besitzt. giebt über dasselbe monatlih einen antiquarischen Facanzeiger und von Zeit zu Zeit Lagerkataloge heraus. So ift jeßt wiederum ein Lagerkatalog er- schienen, welcher eine Auswahl vorzüglicher Werke aus dem Gebiete der Architektur, Sculptur und Kunstgewerbe, im Ganzen 587 Nummern, die bei Baer u. Co. zu antigquarischen Preisen vor« râthig find, enthält. Die verzeichneten Schriiten betre}en das Alter- thum (Griechenland, Rom, Etrurien, Egypten, Affsyrien 2c.), da? Mittel« alter und die verschiedenen Länder Europas in neuerer Zeit, datireu größtentheils aus der neueren Seit und find t deutscher, französischer, italienischer, spanischer, englisch.r und lateinischer Sprache abgefaßt. Wir beschränken uns darauf, folgende zu er- wähnen: Constantinople Aya Sotfi1 etc,; Barber, Some drawings of ancient emßzroidery; Boisterés Ansichten u. \. w. des Doms zu Cöln; British Museum, thi: complete Series of British Museam photographe; Bunsen, die Basiliken des chii}l. Roms; Canina's Werke; Cienweins Kunst- und kulturgeshibtl. Denkmale des ger- manischen National-Museums; Gruners Werke; Hefner-Alteneck, Costumck» du moyen age chrétien; Kuglers Geschichte der Baukunst: Lepsius Denkmäler aus Cgyptea uad Aethiopienz; Overbecks Pompeit in seinen Gebäuden; Piranesi, Ocuvres complêtes; Quatremère de Quircy, Le Jupiter Olympien; Swinkels Sammlung architektonischer Gntwürfe, neue Ausg. ; Serlio, Libro 1—5ÿ di Architettura; Ternite, Wandgemälde aus Herku'aneum und Pompeji, mit erläut, Texte von Welker ; Thorwaldsens Werke; Sauvageot, Palais, châteaux etz, da Fianece ete. etc,

WSBewerbe und Mandel.

Der „Nordstern“, Arbetikerverstwberungas-Altieia gesellschast in Berlin“, hat, wie die Verwaltung des Instituts bekannt mat, seinen Geschäftsbetrieb eröffnet. Die Gesellschaft nebt von der Anschauung aus, daß die Frage der Arbeiterversiches rung unabhängig von der Haftxflichtäfrage od:r der Fraze der Un- fallversiherung durch die V-rsicherung für den Fall frühzeitiger Jn- validität oder vorzeitizen Absterbens zu lösen sci.

Die Arbeiterversicherungs-Aktiengesellshaft „Nordstern“ hat fich die Kapitalversiherung auf den Todesfall unter Bedingungen, wie sie die Bedürfnisse und Anforderungen d:8s Arbeiterstandes und aller Personen aus den gering bemittelten Klassen der Bevölkerung, und zuglei auch die Anforderungen der Industrie, der Arbeitgeber noth- wendig bedingen, speziell zur Aufza®e gestellt. Vor Allem kann dm Arbeitgeber nicht damit g dient sein, daß nur wenige ängstl:ch auë- gesuchte Arbeiter zur Versicerung angenommen werden. Will der Arbeitgeber selbst zur Versicherung der Arbeiter beitragen, so ist ihm nur gedient, wenn auch alle seine Arbeiter zur Ve: sicherung Auf- nabme fiaden; hierzu will der „Nordstern“, errcihtet auf Grund einer Sterblichkeitstafel, welche die allgemeine S'erblichkeit der Be- völkerung des preußischen Staats wiedergiebt, die Mözlichkeit ge- währen. Der Umstand, daß die Versicherungs8gesellshaft Nordstern“ auf Gegenseitigkeit basirt, {üßt das Unternehmen voc dem den Aktien- gesellschaften oft gemachten Vorwurf, daß sie die Arbeiterversicherung nur zu Erwerbszwecken ausnußzen wolle. Es darf anerkannt wer- den, daß die Lebensversicherungs- Alktiengesell saft „Nordstern“ alle Schwierigkeiten, welche sich einer ausgedehnten Arbeiterversicherung entgegenstellten, in glückiiher Weise gelöst hat. Indem sie nicht mit dem gleichen Kapital auch die Arbeiterversicherung vornahm, sondern die Errichtung einer neuen Geseüschaft anstrebte, ebenfalls mit der Firma „Nordstern“, aber mit einem besonderen Aktienkapital von drei Millionén Mark und auf Rechnungslagen, wie sie die Arbeiter- versicherung bedingt, w:rde nicht nur das erste und wichtigste Be- denken beseitigt, sondern es wurden auch der neuen Arbeiterversiche- rungéanstalt alle Vortheile gesichert, welche einer neuen Anftalt aus der Anlehnung an eine {on wohl organisirte und bewährte ältere Anstalt erwachsen können.

Die „New-Yorker Hdls.-Ztz.* äußert sh in ihrem vour 31, Dezember datirten Wochenbericht folgendermaßen: Die NRube, welche ste1s zwischen den Feiertagen am Waaren- und Produktenmarkt herrscht, matte si in dieser W-cbe in Folge cincs starken Schneefalls und der damit verbundenen Verkehrsftôörung noch fühlbarer. In Brodstoffen und namentliÞch Weizen war das Geschäft größtentheils auf Terminverkäufe beschränkt, und da der Exportbegehr fast gänzlich ruhte, wurde nur ein Schiff für Getreide gecar- tert. In Baumwolle nabm das Geschäft in diéponibler Waare sowie in Terminen «inen sehr ruhigen Verlauf. Der Zudckermarfkt blieb ill, Für Brasil-Kaffee sowie für west- und ostindishe Sorten, aab sich eine festere Stimmung kund. Schmal; gewann einen An- fangs der Woche erlittenen Rückgang wieder; Schweine- und Rind- fleisd waren nur mäßig für Export beachtet, während für Speck sich eine stärkere Nachfrage geltend machte. Terpentinöl verkehrte in sehr fester Haltung und steigender Tendenz. Harz dagegen hatte ftilles Geschäft. Raff. Petroleum war unverändert ruhig und ohne Preisänderung. Vom Hopfenmarkt ist keine Veränderung zu be- ribten. Uebcr fremde Manufakturwaaren ist nihts Neues voa Interesse zu melden, Der Import fremder Webstoffe betrug für die heute beendete Woche 1 573 010 Doll. gegen 1381 484 Doll. in der Parallel-Woche des Vorjahres.

Nürnberg, 12. Januar. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Der Verlauf des Marktge\chäfts ift ein unverändert ruhiger und fester. Die täglihen Umsête der leßten Tage belaufen fi durchschnittlich auf 150—200 Ballen. Die Zufubren jedo bleiben hinter diesen Ziffern wesentlih zurück. Die Größe des Lagerbeftand«6 nimmt deshalo fortwährend ab; auch die Qualität der Vorräthe wird stetig geringer, da die Verkäufe vornehmlich bessere Hopfen um- fassen, Die Uasätze sind fast auéschließlid auf Recnung des Kund- \cchaftähandels zu ftellen. Die Stimmung bleibt cine feste. Die Notirungen lauten: Marktwaare prima 100 —115, mittel 85 954, Gebirgéhopfen 120—140 Æ, Hallertauer Siegelgut (Wolnzah Au) prima 125—145 M, fecunda 95—115 M, do. prima 129—140 M, mittel 90—115 Æ#, Spalter Land, {were Lagen 150—170 M, leichte Lagen 120—135 Æ, Aischgründer prima 120—130 Æ, mittel 90—100 A, Württemberger prima 120—145 H, mittel 90—110 4, Badische prima 120—140 4, mittel 90—110 Æ, Polnische prima 135—150 ÆM, mittel 90—110 ÆM, Elsâfser prima 115—130 A, mittel 909—110 M, geringe aller Sorten 70-80 M

Verkehrs-LUnfstalten. Triest, 13, Januar. (W. T. B.) Ler Lloyddampfer „Austria“ ist beute Nachmittag aus Konstantinopel bter eingetroffen. New-York, 13. Januar. (W. T. B) Der Hamburger

| Postdampfer „Cimbria“* ist hier eingetroffen.