1848 / 7 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

labe dermalen au erhalten wird, was bei den egenwärtigen he ritischen Serb eiffeie bei dem Mißtrauen in alle Fonds schr zu wünschen is. E ,

Der Gesundheits - Zustand Sr. Kaiserlichen Hoheit des Erzher- ogs Palatin is vollkommen beruhigend, so daß derselbe zu einem Besuche am heiligen Dreikönigstage hier erwartet wird. Auch der sehr verehrte und verdiente Hofkammer - Prásident, Freiherr von Kü- beck, der schr ernstlih kranf war, befindet si besser, und man hofft, daß er in wenigen Tagen mit seiner gewohnten Energie die shwiérige Leitung seines Präsidiums wieder übernehmen wird.

Die Modification der bestehenden Frachtpreise, welche bei der nördlichen Staatsbahn und der Kaiser Ferdinand’s Nordbahn mit 1. Januar ins Leben treten, dürfte sich sowohl für die Bahn-Unter= nehmung als das Publikum vortheilhaft erweisen und dazu beitragen, daß eine solhe Regelung bei allen Fahrpreisen auch auf anderen Ei- senbahnstrecken bald eingeführt werde, was die Benußung der Eisen- bahnen wesentli erleihtern würde.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 31. Dez. Jhre Majestät die Kaiserin hat unterm 15ten d. M. an das Conseil des St. petersburgischen patriotishen Damen-Vereins folgeudes Reskript gerichtet : „Jn Ueber= einstimmung mit dem Wunsche Meiner vielgeliebten Nichte, der Groß= fürstin Jekaterina Michailowna, bestätige Jh Jhre Kaiserliche Hoheit als wirkliches Mitglied des Conseils des patriotischen Damen-Vereins und übertrage ihr die Leitung der Schule des Liteinaja-Stadttheiles. Jh hege den aufrihtigen Wunsch, daß die Theilnahme Jhrer Hoheit an den Bestrebungen des Vereins für denselben ein neues Unterpfand des Gedeihens- und Wohlergehens sein möge. (gez) Alexandra.“

Der Großfürst Koustautin hat an den Militair-Gouverneur, Ge= neral der Jufanterie, Fürsten Schtscherbatof, um den Tag seiner Eidesleistung bei erlangter Großjährigkeit auch für Moskau durch eine wohlthätige Handlung zu bezeichnen, mit Genehmigung des Kai= sers zur Vertheilung an hülfsbedürftige Arme der Residenz Moskau aus seinen eigenen Mitteln 7500 Silher-Rubel übersendet.

In Moskau hat vom 12. bis zum 18. Dezember die Cholera mit gleichbleibender Jutensität fortgedauert. Es erkrankten in dieser Woche 168 und starben 73. Jn den Kreisen des Gouvernements zeigt sie sich wie früher wenig bösartig; weitere Fortschritte hat sie niht gemaht. Jm Gouvernement Twer bleibt die Krankheit immer noch guf die Stadt Torschok beschränkt, und auch hier nimmt sie sicht- lich ab. Ju Nischnij-Nowgorod hat bisher die Epidemie einen un= gewöhnlich milden Verlauf gehabt. Jn den Kreisen der Gouverne= ments Kasan und Orenburg dauert die Krankheit mit demselben Grade der Jutensität,wie früher, fort. Eine Abnahme ist indessen in derStadt Uralsk zu bemerken, Jm Gouvernement Sarato\f dauert die Cholera mit geringer Stärke noch in den Kreisen Serdobsk und Kusnezk und et= was intensiver in dem Kreise Nikolajewsk fort. Jm Gouvernement Simbirsk war mit Ausnahme des Kreises Buinsk die Epidemie überall erloshen. Eben so hat sie in den meisten Kreisen der Gouvernements Pensa und Tamboff aufgehört oder is wenigstens dem Aufhören nahe. Fn Tula war der leßte Cholerafall am 9. Dezember bemerkt worden. Sn Smolensk und dem gleihnamigen Gouvernement sind neue Er- frankungen nicht vorgekommen. Jn Orel hat seit dem 5. Dezember die Epidemie ganz aufgehört. Ju Jekaterinoslaw ist sie ihrem Er=- löschen nahe. Ju Poltawa ist sie seit dem 1, Dezember erloschen. Ju Tschernigoff ist die Krankheit nah den neuesten Nachrichten noch im Wachsen. Jm Gouvernement Minsk verläuft sie sehr mild. Jm Gouvernement Podolien zeigt sie fortwährend ebenfalls einen sehr milden Charakter. Nach den neuerdings eingegangenen Berichten ist die Cholera noch im Gouvernement Wolhynien, in Naroditschi, Kreis Owrutsch, ausgebrohen. Bis zum 10, Dezember erfrankten 34 und starben 6. Die größte Zahl der Erkrankungen kam in dem in einer sumpfigen Niederung am Flusse gelegenen Theile des Ortes vorz in dem höher gelegenen Theile erkraukten nur 4 Personen.

Frankreich.

Paris, 2. Jan. Jn einem hier eingegangenen Bericht des General-Gouverneurs von Algier, Herzog von Aumale, vom 24. De- zember, an den Kriegs-Minister, wird die Selbstüberlieferung Abd el -Kader's offiziell gemeldet. „Ein großes Ereigniß“, sagt der Prinz, „ist vollbracht. Abd el Kader is in unserem Lager. Geschlagen von den Kabglen Marokfo’s, von den Truppen Muley Abd el Rhaman's aus der Ebene von Maluia vertrieben, von dem größten Theil der Seinigen verlassen, die sich auf unser Gebiet geflüchtet, hatte er sich in das Land der Beni Snassen geworfen und suchte den Weg nah dem Süden zu gewinnen, den der Kaiser von Marokko freigelassen hattez dort aber wurde er von unserer Kavallerie umzingelt, worauf er der Großmuth Frankreichs sih anvertraute und sih unter der Be- dingung ergab , daß er nach Alexandrien oder St. Jean d’Acre geshickt werde. Zwei seiner Reiter brachten dem General von La» moricière diese Anzeige. Die Uebereinkunst wurde sogleidy mündlich ohen und bald darauf \chriftlich von dem General bestätigt. Heute Nachmittag ward Abd el Kader bei dem Marabut Sidi Bra- him vom Oberst von Montauban empfangen; kurz nachher trafen auch die Generale von Lamoricière und von Cavaignac dort ein. So scheint die Vorsehung den Ort Sidi Brahim, den Schauplah des leh- ten Sieges des Emir, auch zum Schauplaß seines leßten und ent \chiedensten Schlages ausersehen zu haben, wie zur Sühne der Nie- dermebelung unserer unglücklichen Kameraden. Eiue Stunde später wurde Abd el Kader zu mir nah Nemours geführt, wo ih am Mor-

gen angelangt war (uñd wo dieser Bericht des Prinzen geschrieben is)z ih ratisizirte das vom General von Lamoricièere gegebene Ver= sprechen, und ih hoffe fest, daß die Königliche Regierung es genehmigen wird, Jch kündigte dem Emir an, daßich ihn morgen son mit semer Familie nah Oran wütde einschiffen lassenz er unterwarf sih niht ohne Be- wegung und einiges Widerstreben; es is der leßte Tropfen des Kelchs! Er wird dort einige Tage unter guter Bewachung bleiben, und es werden daselbst einige der Seinen mit ihm zusammentreffen, unter Anderen seine Brüder, von denen sih der Eine, Sidi Musta= pha, dem ih den Aman geschickt hatte, am 18ten zu der Kolonne des Generals von Lamoricière begab und einstweilen nah Tlemsen geführt worden ist; sobald diese Vereinigung stattgefunden haben wird, werde ih sie Alle nah Marseille shicken, wo sie die Befehle der Regierung empfangen werden. Was die Deira und die Chiala's betri, die fw abgesondert nah Nemours begeben haben, \o is es meine Absicht, diesen noch sehr zahlreihen Volkshaufen so {nell als möglich aufzulösen urid die Familien, aus denen derselbe besteht, nah den Bezirken zu senden, zu welchen ihre Stämme gehören; alle die, welhe den eye Provinzen angehören, werde ih nah Oran dirigiren, eben so die Judividuen, deren Anwesenheit unter ihren Brüdern gefährlich erscheinen könnte. Jh lasse den Ge- neral Cavaignac hier, der das Kommando des Bezirks von Tlemsen wieder übernimmt; er wird mit Beo dieser Maßregeln beauf- tragt werden, nah deren Betges sofort die Zurücksendung des größ- ten Theils der Truppen in ihre Garnisonen erfolgen wird. Auch soll dieser General die nächsten Bewegungen der ohne Zweifel beurlaub=- ten marokkanischen Truppen beobachten. Dieselben hatten jede Ver- folgung der Deira eingestellt, sobald diese über unsere Gränze herüber war, Dieser so eben von uns erreichte Erfolg, der ohne neue Kämpfe

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unsererseits erlaugt wurde und der moralischen Maht Frankreichs verdankt werden muß, is unermeßlichz er war allgemein unverhofft. Es is unmögli, den tiefen Eindruck zu beschreiben, den er auf die Eingebornen dieser Gegend gemacht, und er wird in ganz Algerien dieselbe Wirkung baben. Es ist eine völlige Revolution. Jh kann dem General von Lamoricière nicht Fux Glüd wünschen zu dem Antheil, den er an diesem wichtigen Ereigniß hat; ih kann den Scharfblick, die Umsicht und Entschlossenheit, welche er bewiesen und die so viel zu dem glücklichen Ausgang dieser erusten Sache beigetragen, nicht genug loben. Auch nehme ich. das ‘beson- dere Wohlwollen Ew. Excellenz und der Königlichen Regierung für die Truppen und Offiziere in Anspruch, welche seit zwei Jahren einem so rauhen Beruf an der Gränze obgelegen. Der Gegenwart dieser Ko- lonne verdanken wir die entshiedenen Operationen der Marokkaner. Ohne dieselbe wäre Abd el Kader jeßt entweder Sieger 1m Riff oder, wenn auch fern, doch immer noch mächtig im Süden und jeden Au- genblick bereit, uns dort neue und ernste Verlegenheiten zu verurja- chen. J glaube hier noch einen anscheinend unbedeutenden, aber in den Augen der Eingeborenen sehr bezeichnenden Umstand erwähnen zu müssen. Abd el Kader hat mir ein Unterwerfungs-Roß übergeben lassen; es is dies, Frankreich gegenüber, „cin Vasallen-Akt, es is die öffentlihe Weihe seiner Abdankung.“ :

find Der Herzog von Aumale soll sich in Algier nicht recht wohl be- unden.

Die verstorbene Prinzessin Adelaide, Tochter des Herzogs Lud=- wig Philipp Joseph von Orleans und der Prinzessin Luise Marie Adelheid von Bourbon - Peuthièvre, war tie jüngere von zwei Zwil= lings - Schwestern, wovon die andere, um eine Stunde ältere, am 1. Februar 1782 an den Masern starb. Die Prinzessin Adelaide wurde nebs ihren Geschwistern durch die Gräfin von Genslis erzogen und sollte sich kurz vor dem Ausbruche der Revolution mit dem Her- zog von Angoulème vermählen. Jn Folge der Revolution aber unterblieb dieses Bündniß, und die Prinzessin war 4793 genöthigt, mit den übrigen Mitgliedern ihrer Familie Frankreich zu verlassen, und hielt sih zuerst in Tournay, später in Frauen*löstern zu Bremgarten und Freiburg in der Schweiz aufz dann begleitete sie die Prinzessin von Conti nah Baÿern und Ungarn und begab sich endlih zu ihrer Mutter, der in Catalonien verweilenden Herzogin von Orleans. Hier wohnte sie bis zu dem Kriege von 41808 in Figueras und suchte, aus dieser Stadt vertrieben, ihren Bruder auf, den sie jedo weder in London noh in Malta, noch in Palermo fand, worauf sie über Gibraltar nah London zurüd= fehrte. Bald nachher traf sie mit ihrem Bruder in Portsmouth zu- sammen, um ihn nicht mehr zu verlassen. Sie war anwesend bei seiner Vermählung mit der Prinzessin Maria Amalia von Neapel, welche am 25. November 1809 in Palermo gefeiert wurde. Als ihre Familie 1814 nah Paris zurückgekehrt war, bewohnte sie das Palais-Royal, das sie kurz vor Napoleon’s Ankunft verließ, um es ers 1846 wieder zu betreten. Seitdem befand sie sich 31 Jahre hindurch stets inder Näheihres geliebten Bruders und theilte in jeder Weise dessen Schicksal. Jn den Tuilerieen bewohnte sie das Erd - Geschoß im Flora-Pavillon, ganz in der Nähe des Königlichen Arbeits-Kabinets, weil Ludwig Philipp gewohnt war , diese kluge Prinzessin, deren schneller Tod ihn sehr \chmerzlich betroffen, unter allen {wierigen Umständen zu Rathe zu ziehen. Sie galt für Philosophin und für eine Anhängerin Voltaire's.

Obgleich das Journal des Débats gestern der Zis der Presse widersprochen, daß cine Note des eidgenössischen Borortes hier eingelaufen sei, worin-die augenblickliche Abberufung des Herrn Bois le Comte in den förmlihstéi* und dringendsten Ausdrücken ge- fordert werde, bleibt leßteres Blatt heute bei seiner Behauptung, wenigstens insofern, daß ein solhes Gesuch in diesen Ausdrücken ge= stellt worden, wenn es auch vielleicht nicht in offiziellem Styl gesche= hen sei, Die Presse fügt sogar hinzu, es sci darauf von Seiten Frankreichs sofort mit dem förmlichen Versprechen geantwortet wor= den, daß man Herrn Bois le Comte binnen vier oder spätestens fünf Wochen, also gleih nah der Diskussion der Adresse abberufen werde. Die Regierung soll die Vorlesungen des Professor Michelet am Collége de France haben suspendiren lassen, angeblich in Folge von Auftritten, welche in seinem Auditorium vor Eintritt desselben durch Vorlesung der Thron-Rede veranlaßt worden. a Von der Presse wird die rasche Wahl der konservativen Prä- sidenten und Vice - Präsidenten der Deputirten-Kammer als ein Um- stand dargestellt, welher dem Ministerium künftig jeden Vorwand be- nehme, die Disziplin der Majorität in Zweifel zu stellen. Sie be- rehuet zugleich die Majorität auf 195, und die vereinigten Stimmen der Opposition, die Konservativen eingerechnet, die bei der Vice-Prä- sidentenwahl für Herrn Lacave-Laplagne stimmten, auf 160 Stim- men. Danach hätte das Ministerium eine relative Mehrheit von 35 Stimmen, vorausgeseßt, daß durch die 104 noch niht anwesen- den Deputirten dieses Verhältniß kein anderes werde. Wie berech net worden sei, befänden sich unter diesen 104 Deputirten 45 oppo- sitionelle. u 43

Ein Morgenblatt will erfahren haben , daß Uneinigkeit zwischen dem Kriegs-Minister, General Trezel, und dem Kabinets-Präsidenten ausgebrochen sei. Herr Trezel werde noch vor dem Beginn der Adreß-Diskussion ausscheiden.

Das Journal des Débats und der Conservateur wün- {hen dem Ministerium wiederholentlich Glück zu der Entschiedenheit, mit welcher es in der Thron - Rede sih über die Reform - Bankette ausgesprochen habe. „Es würde Feigheit gewesen sein““, bemerkt das Journal des Débats, „nach allen Skandalen und Herausforde=- rungen der leßten vier Monate nicht davon zu reden. Man würde danu berechtigt gewesen sein, das Ministerium anzuklagen, daß es in den Mund des Königs nur banale Phrasen, nur unfruchtbare, nichts- sagende Worte zu legen verstehe. Weichen die Triumphatoren dieser Banukette etwa schon zurück? Wie, ihr habt eine Haupt\schlacht gewollt, man bietet sie euch an, und ihr werdet ärgerlih? Jhr findet es un- angenehm, daß nach shweigsamem Ertragen Ak Wlel Be- leidigungen und Aufrufe zu Revolution die Regierung die erste Gele- genheit ergreift, die sih thr darbietet, um ihre Würde, die Würde des Thrones und der Majorität zu rächen? Die Herren beklagen sich, daß sie nicht auf der Stelle in offener Sihung antworten konn-= ten. Welches Unglück! Die Regierung hat ganze sechs Monate ge- wartet, um euch zu antworten. Beruhigt euch nur, es oll euch ja der Mund gar nicht verschlossen sein, und wartet nur 14 Tage ab,

o könnt ihr \chwaben, so viel ihr wollt. Nach dem Tone eurer Presse zu dl, baben wir Rohheiten, Scenen aus der Halle zu erwarten; immerhin. Wir fürchten eure Gewaltsamkeit niht und verachten eure Gemeinheiten, Wir verlangen es gar nicht besser, als uns gegen eifrige Gegner vertheidigen zu können. Was wir vertheidigen, i} die Charte, ist der Thron, die bei euren Banketten beleidigt wurden. Jhr werdet die Rohheit für euch behalten, Es giebt eine Festigkeit, und die Thronrede is selbst der Beweis davon, welhe Adel der Form und Maß des Ausdrucks nicht ausschließt.“

Man glaubt, daß die Adreß - Debatte in der Deputirten - Kam- mer nicht vor dem 12ten oder 13ten d. beginnen und dann bis Ende Januar dauern werde. i ( E

Der Moniteur enthält einen Bericht des Marine-Ministers an

waltung, so wie drei auf diesen Dienst bezügliche Königliche Verord=- nungen. / :

Dasselbe Blatt veröffentlicht heute die am 27. Dezember ge=- zogene Bilanz der Bank von Frankreih. Jhr Baarvorrath, die Zweigbanken eingerehnet, wird zu 137,642,350 und ihr Notenumlauf zu 233,182,200 Fr. angegeben.

Herr von Lamartine hat vor der Akademie in Macon, deren Mitglied er is, eine Rede gehalten über die Abschaffung der Kon- kurrenz der Strafhäuser und Klöster mit der freien Arbeit.

___ck Paris, 2. Jan. Man hat nun bereits die offiziellen Be= richte über die Unterwerfung Abd el Kader's. Sie kommen vom Her- zog von Aumale und vom General von Lamoriciere und sind von großer Ausdehnung. Die wesentlichsten Thatsachen sind eigentlich \chon gestern mitgetheilt. Neu is fast nur die leßte Phase der Ka- tastrophe. Abd el Kader war nach seiner von den Marokkanern ihm beigebrahten Niederlage auch von den Bergbewohnern bedroht und selb angefallen worden. Zu seiner Deira zurückgekehrt, machte er mit dieser eine rückgängige Bewegung, während die Marokkaner ihm aus der Ferse folgten. Die Haltung der Gebirgsbewohner gegen ihn, als sie sahen, wie schlimm die Dinge für ihn standen, wurde immer bedrohliher. Einige Tage indessen blieben beide Theile bei einem abscheulihen Wetter beobachtend einander gegenüberstehen. Grauen- volles Elend herrschte bei der Deira, und so entshloß sich Abd el Kader endlich, sih wieder uach der französischen Gränze zu ziehen, die er dann an der Mündung der Maluia überschritt. Bei diesem Uebergange kam es zu einem heftigen Kampfe; 40,000 Feinde folg- ten ihm auf seinem Rückzuge. Er hatte nur noch 1000 Feuergewehre, den Rest seines alten regelmäßigen Fußvoiks. Diese hatte er vor- ausgeschickt, und sie hatten eine Stellung genommen, von welcher aus sie den ganzen Tag hindurch den Uebergang der Deira gegen die nahdringenden Marokkaner beschüßten, aber ihren Erfolg theuer bezahlen mußten, indem sie die Hälste der Jhrigen auf dem Kampf- plaße ließen. Zahlreiche Haufen waren übrigens s{chon vorher von der Deira weggelaufen und hatten sich der Kolonne des Generals Lamoriciere ergeben. Abd el Kader sah sich endlich von den Marokkanern, die übrigens, an der Gränze ange- kommen, Halt machten, ohne sie zu überschreiten, in eine tiefe GOe= birgs\hlucht zurückgedrängt. General von Lamoriciere hatte aber {hon vorher auf den Anhöhen, von welchen aus man die Schluchten am besten beherrschen konnte, Abtheilungen eingeborener Spahis auf= gestellt und diesen befohlen, ihre rothen Mäntel und Alles, was in den Augen der Araber ihren Charakter als Diener Frankreihs ver- rathen fonnte, abzulegen. Der Lieutenant Kuia von den Spahis, der sich an der Spiße ciner Abtheilung von 20 Mann befand, welche den Durchgang bewachte, durh welhen Abd el Kader ziehen wollte, näherte sich ihm, und als er die geringe Zahl der Diener er=- fannte, welche denselben begleiteten, Maat er ihm geradezu, daß er französischer Lieutenant der Spahis sei, rieth ihm, sih zu er= geben, und diente während der ganzen Nacht als Vermittler zwischen dem General Lamoriciere und dem besiegten Emir. Dieser \chickte an den General seinen Siegelring ab, als Zeichen der Erge- bung, worauf der General mit Uebersendung seines Säbels antwor= tete und ihm sein Leben gewährleistete. Endlich nah längerem Hin= und Herreden ergab sich Abd el Kader mit dem Ausdrucke des Wun- ches, über St. Jean d'Acre oder Alexandrien nah Mekfa gebracht zu werden, So wurde er denn an den Vorposten vom Obersten Montauban empfangen, welcher eine Abtheilung der Kolonne Lamo= riciere’'s befehligte. Dies ging in der Nacht vom 22. auf den 23. Dezember bei Sidi Brahim vor sich.

Von dort wurde der Emir nah Dschemma Gasauat geführt, wo sih der Herzog von Aumale befand, der am Tage zuvor

auf dem Dampfschiffe „Solon“ angekommen war. Nachdem Abd el

Kader einige Stunden zum Verkauf seiner Pferde und seines Gepäcks verwendet und diejenigen unter seinen Leuten ausgewählt hatte, die er mit sich zu nehmen wünschte, bestieg er das Dampfschiff „So= lon“, das am’ 25. Morgens 4 Uhr zu Oran mit ihm eintraf. We- nige Stunden später fuhr die Dampf= Fregatte „Asmodee“ mit dem Emir und 92 Personen seines Gefolges nah Frankreich ab. Bevor er aber den algierishen Boden verließ, schrieb er noch einen Brief an den Herzog von Aumale, worin er diesem Prinzen für die rüdck- sichtsvolle Behandlung dankte, die ihm auf der Ueberfahrt von Dschem- ma Gasauat nah Oran zu Theil geworden war. Dies war aber nicht der erste Beweis der Ehrerbietung für den französischen Prin- zen. Son vorher, in den ersten Stunden seiner Gefangenschaft, hatte er demselben die berühmte {warze Stute zum Geschenk ge= macht, von welcher in den Erzählungen mancher Episoden seines Le= bens so oft die Rede gewesen.

Ein Augenzeuge schildert die Person Abd el Kader's in folgen= der Weise: Er ist ein Mann von mittlerer Größe, sein Gesicht hat einen sanften Ausdruck, einen eher sinnigen als kriegerischen Charaf= ter. Seine Hautfarbe hat nicht die volle Reinheit, wie man hle hei vornehmen Arabern gewöhnlich trifft; in seinem Gesichte bemerkt man kleine Flecken, welche Blatternarben zu sein scheinen. In der Mitte der Stirn sieht man eine Spur von Tätoviren. Sein Bart ist rabenshwarz, aber nicht sehr dihtz seine Kleidung von einer viel- leiht etwas gesuchten Einfachheit. B |

Die Ueberfahrt des „Asmodee“ war sehr ungünstig. Alle arabi= chen Passagiere wurden von der Seekrankheit befallen, und Abd el Kader war so angegriffen, daß er auf der ganzen Ueberfahrt seine Kajüte nicht zu verlassen vermochte. Nur eine Stunde lang am Tage nach der Abfahrt von Oran war er auf dem Verdeck der Fre-

atte erschienen. Oberst von Beaufort, Adjutant des Herzogs von Siianalo, war beauftragt, den Emir nach Frankreich zu begleiten, dem auch der Dolmetscher der afrikanischen Armee, Herr Rousseau, bei= gegeben war, Däs Gefolge des Emirs besteht aus vielen Frauen und Kindern. Unter den Personen von Auszeichnung, welche ihn be- gleiten, befinden sich einer seiner Schwäger, Kadschi-Mustapha ben Tami, derselbe, welcher mit Vollzug des barbarischen Befehls zur Nieder- machung der französischen Gefangenen von Sidi Brahim beauftragt gen wesen warz sein Kalifa Kaddur Ben Allal,, Bruder Sidi Embareck O der Aga seiner regelmäßigen Tru Fer-

ppen, Mahmud Ben el Keur. S ner hat er seine Mutter, seine drei Frauen und zwei Söhne bei sid, deren ältester, Mahmud Ben Abd el Kader, ungefähr 8 Jahre a und ein Knabe von sehr interessanten Gesichtszügen ist. Gin Es fragt si nun, ob das Ministerium die zwischen Abd el Kader und dem General Lamoriciere abgeschlossene Ueberein unft genehmigen und dem Emir erlauben wird, nach Aegypten zu gehen, oder ob man

i i i im è ‘ei i das

wird, ihn in Frankreich zu behalten. Viele wollen i N ie “Bla zur Entscheidung des Ministeriums wird der Emir einstweilen im Lazareth zu Toulon bleiben, wo eine Wohnung

für ihn eingerichtet worden ist.

Großbritanien und Irland.

London, 1. Jan. Die Admiralität läßt unausgesebt Befehle zur eifrigen Soz der Rüstungen ergehen. Auf den englischen Werften sind gegenwärtig 75 Kriegs\i}e, nämlich 20 Rem Gie, 15 Fregatten, 25 Korvetten und 15 L P Maur Pit im Bau be=

grifsen. Auch hält eine vom Ober = Befehlshaber der Artillerie er=

den König über eine neue Einrichtung des Dienstes der Marine-Ver-

nannte Kommission schon seit einiger Zeit zu Woolwich Berathungen

über die beschlossene Küsten-Vertheidigung und Verstärkung der schon vorhandenen Festungswerke, 4D tot

Der Wochen-Bericht der Bauk von England lautet günstig, in- dem thr Baar= Vorrath um 810,350 und ihr Noten-Umlauf um 299,680 Pfd. St. gestiegen itz ersterer wird zu 12,236,526 und leßterer zu 25,609,075 Pfd. St. angegeben. An der Börse wirkte heute die unerwartete Nachricht vom Tode der Prinzessin Adelaide dem guten Eindrude, den der bedeutende Zuwachs des Metall - Vor- rathes der Bank gemacht hatte, theilweise entgegen.

Die Armee in Jrland besteht gegenwärtig aus- 28,000 Mann, und es wird von dem Zustande der unruhigen Grafschaften abhängen, ob sie noch weitere Verstärkungen empfängt.

Die Rede des Präsidenten der Vereinigten Staaten bildet das Hauptthema der Blätter. Die Times, welche kein Maß in ihrem leidenschaftlihen Tadel der Politik des jeßigen Präsidenten finden fann, behält sich vor, ihre Bemerkungen über den finanziellen Theil bei einer anderen Gelegenheit mitzutheilen , und bespricht vorläufig nur die Verhältnisse mit Mexiko, deren Darstellung, wie sie sagt, kei= nes Kommentars bedarf. „Wir sehen vor uns den gewissenlosen Ge=- bieter cines demokratishen Staates, der mit Zuversicht an die Leiden=- schaften des großen Haufens appcllirt, der ihn zur Macht erhob, um einen Krieg zu beginnen, der seinem Zwecke und seiner Dauer nach eben so unbegränzt is, als er in seinem Anfange niedrig und ruch- los war. Und was noh bedauernswerther und befremdlicher ist, ob=- gleich wir niht glauben , daß irgend eine vernünstige oder wohlge- sinnte Klasse des amerikanischen Volkes dieser heftigen und räuberischen Politik Achtung oder Beifall zollt: die Gegner haben entweder nicht Mittel oder niht Entschlossenheit genug, die Regierung in ihrem Lauf zu hemmen und die Gesehe der Gerechtigkeit zwischen unabhängigen Völkern zu vertheidigen. Jndessen is im Hause der Repräsentanten ein Whig durch die Mehrheit Einer Stimme zum Sprecher gewählt worden, und hoffentlich wird die Whigpartei eine kräftige Änstren- gung machen, um zu zeigen, daß die Grundsäße dieser Botschaft nicht die des ganzen amerikanischen Volkes sind.“ Unter Anderem macht dieser Artikel darauf aufmerksam, daß das Land, welches die Verei- nigten Staaten als Ultimatum fordern, Neu-Mexifo und Ober-Cali= fornien, ungefähr eine Ausdehnung hat, wie von Gibraltar nach Ostende und von der Westküste von Frankreich bis nah dem Schwar= zen Meere. (

Am vorigen Donnerstage präsidirte der Herzog von Cam- bridge abermals einer Versammlung des Haus = Comité's des deut- schen Hospitals und wohnte hierauf einer deutschen Bescheerung bei, die einige Freunde der Anstalt für die Kranken, die Krankenwärterin- nen und die anderen Beamten veranstaltet hatten. Daß der hell« er a as Weihnachtsbaum dabei nicht fehlte, brauchen wir kaum zu erinnern.

_X London, 31. Dez. Man muß gestehen, der Hampdensche Kirchenstreit hat ein unwürdiges Ende gênommen, und jede bei die- ser unglücklichen Sache betheiligte Person is dadurch mehr oder we= niger in ihrer Integrität beschädigt worden. Der Dechant von Here ford stimmte gegen den neuen Bischof und heftete dennoch sein De= fanats=Siegel an das Certifikat der Wahl. Lord John Russell schrieb demselben als Antwort auf seine Gegenvorstellungen ein Billet von zwei Zeilen, das einem Gentleman sicherlich nicht wohl anstand. Der Bischof von Oxford, welcher gegen Dr. Hampden das richterliche Verfahren eingeleitet hatte, seßt sih plöblih hin, um dessen Schrif= ten zu studiren, und findet, daß diese doch nicht so keßerisch wären als er geglaubt habe, und endlih wird der neue Bischof installirt unter gehässigen, boshaften und allen möglichen gegen ihn erhobenen Anklagen und Beschwerden. Die Sache ist nun allerdings abgethan aber man. wird ihrer gedenken gegen Lord John Russell, als ein Zei en seiner Judiscretion und wenig gemäßigten Gesinnung. 8 __ Die Botschaft des Präsidenten der Vereinigten Staaten ist heute hier eingetroffen. Sie enthält Vorschläge, die auf nihts Geringeres ausgehen , als eine Eroberung des ganzen nordamerifanishen Kon- tinents. Und doch is seit Erledigung des Oregon = Streites England so außerordentlich gleichgültig gegen die Politik der Verei- nigten Staaten und so überzeugt von der gänzlichen Degradation der spanischen Race in Amerika, daß, obschon Niemand die Beweg= gründe und den Geist dieses Krieges billigt, doh auch Niemand {ih darum kümmert, gegen seine Folgen Einspruch zu erheben. . Es steht den Amerikanern durchaus frei, den ganzen Kontinent zu verschlingen wenn sie wollen. England wird sich mit seinen Besitzungen nördlich vom St. Lorenz und mit den Juseln begnügen. Selbst diese letzte- ren wird es vielleicht eines Tages alfgebén. i

_Der Zustand des westindischen Jnteresses, wie man das Ju- teresse der europäischen Grundeigenthümer in Westindien nennt “ift gegenwärtig so heruntergekommen, daß es wohl bald gänzlich auf hören wird, zu existiren, Auf jeder Jnsel kann man jeßt Besißungen für eine Summe kaufen, die 10 bis 15 pCt. des früheren jährlichen Ertrags derselben nicht übersteigt. Die ganze, auf Sklaverei und Schubßzöllen basirte Maschine is zusammengestürzt, und es ist feine bloße Einbildung, wenn man annimmt, daß unter einer anderen Ge- neration aussließlich eine Neger-Bevölkerung diese Juseln besitzen wird, ähnlich den Zuständen auf Haiti, es sei denn, daß eine gänzlich neue Art der Bodenkultur und ein neuer Zustand der Gesellschaft für sie ge: schaffen wird. Sie können frei sein, sie können reih werden e sie werden nicht Zucker erzeugen zum Vortheil reicher Herren eld ihr ganzes Leben lang am Cavendish-Plaß zu London wohnen N

_ Wenn man im Jahre 1834, als 20 Millionen Pfd. den westi dischen Grundbesißern zum Loskauf ihrer Sklaven bezahlt L diese Summe darguf verwandt hätte, freie Arbeit einzuführ 1 fi hâtte noch etwas geschehen fönnen. Aber jebt is es zu spät R Pflanzer sind zu Grunde gerichtet und haben fein Kapital, S h irgend einer Unternehmung anzulegen. So hat die Politik der Abo litionisten und Freihandelsmänner nicht allein die Zuter-Koloni a Englands ruinirt, sondern, was noch weit empfindlicher ist, sie (4 auch der Wohlfahrt der Sklavenkolonicen fremder Länder einen be deutenden Anstoß gegeben. Jn diesem Augenblick werden en lische Maschinen, welche die Pflanzer von Jamaika und Trinidad ret Armuth wegen nicht kaufen könuen, in großer Anzahl nach Cuba und Brasilien für die dortige Zucker-Fabrication ausgeführt. 3

Wenn in der That die freie Auswanderung aus Afrika na Inseln, wo keine Sklaverei besteht, geseßlich gefördert werden u so möchten allerdings die britischen Kolonieen noch die Wohlthaten einer Zufuhr von Arbeitskräften ohne die Schrecknisse und die Schuld des Sklavenhandels erfahren. Dies is aber auch das lebte Experi= ment, welches Lord Grey den Pflanzern erlaubt hat, zu versuchen und von seinem Gelingen oder Fehlshlagen wird nit allein die Existenz der britisch-westindischen Kolonieen, sondern auch die Zukunft der Sache der freien Arbeit in ganz Amerika abhängen. Vie Zuer= N ay Zin Zahre war übrigens in den englischen Kolonicen E c sie bei einem verhältnißmäßigen Preise diese gerettet

S elg ien,

Brüssel, 3. Jan. Mit den Glückwü ; De + 2 en nshen zum neuen Jal empfingen der König und die Königin diesmal leielts die Ron

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der Tante Jhrer Majestät, der Prinzessin Adelaide, wovon die Nach- riht zum -Jahres\{luß schon hier eingetroffen war. s König Leopold hat den T TEIA einer Moustranz, eines Meister- werkes der Kunst und von der größten Kostbarkeit, als Geschenk für den A uh IX. desahlen, : m Neujahrstäge hat in Brüssel die Einweihung d

gee E Bre uar us Pon der aat “Wissenschaft, ndreas Vesalius, im Beisein hoher Bebörd ri » Plabe statigefunden. h orden auf dem Barrifaden

S-W c i 3;

_ Kantou Beru. (O. P. A. Z.) Folgendes sind die Haupt-Grund= säbe, über welche die einflußreihsten Mäuner der größeren Kantone des ebe- maligen Sonderbundes zur Regeneration und Heilung der zerrütteten Finanz-Zustände ius Werk zu seßen übercingekommen siud: Aufhe-

Etablissements von solchen oder irgend eines religiösen Ordens für die Zukunst. Die dermaligen Mitglieder erhalten aus vem Fonds lebenslänglihe Pensionen, der gesammte Unterhalt wird einzig vom Staate geleitet und beaufsihtigt, der Staat ernennt die Geistlichen und besoldet selbige aus den zu einem Hauptfonds zu vereinigenden Pfründgütern, Vom Kloster- 2c. Vermögen sollen zuvörderst die Peu- siouen ausgerichtet, sodann die Schulden getilgt werden, welche die Sonderbunds-Kalamität veraulaßt hat. Der Ueberschuß soll zu Kan- tonalspitälern und Hebung des öffentlichen Unterrichts verwendet wer= den. Außerdem foil eine umfassende Amnestie für alle politisheu Ver- gehen nach Kategorieen ausgesprochen werden, einige Hauptschuldige jollen zu Heilung des von thnen angerichteten Unyeils eine verhält- nißmäßige geringe Summe als verzinsliches Darlehn einzahlen, wel- ches ihnen außerdem aus den versilberten Klostergütern restituirt werden soll. Nur eine geringe Anzahl soll an bürgerlichen Beamtungen auf zehn und einige wenige Personen auf. sechs Jahre zur Entfernung aus dem Kanton gebalten sein. Voraussichtlich wird im Kanton Freiburg zuerst diese Angelegenheit vor die oberste Behörde gebracht werden, und wenn auch geistlicher Einfluß Diskussio- nen und Widerstand herbeiführen wird, so zweifelt man doch nicht am Durchgehen. Die von den eidgenössischen Repräsentauten in den Kan- tonen des Sonderbunds beim Vorort eingetroffenen Berichte lauten für die Pacifications-Aussichteu so günstig, daß derselbe von der ihm durch die Tagsabung übertragenen Befugniß, nach Ermessen von den Occupatio:s- Truppen zu entlassen, ziemlich ausgedehnteu Gebrauch machen konnte. Heute (30. Dezember) trzf ein schr starkes Bataillon Waadtländer auf dem Rückmarsh nah der Heimat in Bern ein und übernachtet hier. Morzeu siud zwei berner Bataillone erwartet, und fogleih nach Neujahr treten weitere berner und andere Truppen den Heimmarsch an. Der Bundes-Präsident Ochsenbein ist seit einigen Tagen unwohl jedoch ohne Bedeutungz gleichwohl i dieses von Einfluß auf die Tagsaßungs - Geschäfte, die ruhen müssen, da er au in den beiden Kommissionen Siebener und Vierzehner is. Alles is gespannt auf die beim Wiederbeginn der Sißungen der Tagsaßung vorgelegt wer- denden Grundlagen der Bundes-Revision L

Mit der Räumung Unterwaldens seitens der Besaßungs=-Truppen haben auch die dorthin von der Tagsaßung abgeordneten eidgenössi- hen Repräsentanten diesen Kanton verlassen. i (D. Z.)- Professor Stettler, welcher an der berner Hochschule für das shweizerishe Staatsrecht angestellt is, wurde bekanntlich wegen eines Anschlags an das \schwarze Brett, „daß er das Bundes- recht niht mehr lese, da dasselbe gewaltsam zerrissen worden“, vom Regierungs-Rathe in scinem Amte eingestellt und den Gerichten über- wiesen. Das Amts - Gericht von Bern hat ihn nun freigesprochen, aber zu den Kosten verurtheilt.

Die Redaction der Berner Volks=Zeitung, welche, wie erwähnt, mit dem neuen Jahr eingegangen ist, erklärte in der leßten Nummer ihres Blattes, sie halte es im Juteresse der von ihr und ihren Mitarbeitern verfohtenen Grundsäße, für jeßt abzutreten und die große und eindriuglichste Lehrerin der Menschen, die Erfahrung allein reden zu lassen. „Wir werdén aber“, sährt sie fort, , einge- dent, daß Gott nur demjenigen hilft, der sich seibst nicht verläßt jeder in seinem Kreise fort und fort nah redliher Ueberzeugung und nah besten Kräften zum Wohle eines Landes mitzuwirken streben dem durch Abstammung wir mit ganzer Seele angehören.“ Das größte Unglück für die Eidgenossenschaft erblickt sie in der „aus der Fremde heimlih und öffentlich eingeshleppten Jrreligiosität, welche das Herzblut des Schweizervolkes täglich mehr zu vergiften droht.“

Kanton Schwyz. (Frkf. Bl.) Von den Arbeiten der Vorberathungs - Kommission des Verfassungs-Raths verlautet bisher im Wesentlihes Folgendes: die Kantons - Gemeinde soll abgeschafft werden; an ihre Stelle tritt mit dem Geseßgebungsreht ein Großer Rath von 80 Mitgliedern. Der Große Rath wählt aus allen Kan= tonsbürgern frei einen Regierungs-Rath von sieben Mitgliedern, der die Kompetenzen des bisherigen Kantons-Raths und der Regierungs= Kommission in sich vereinigt, Es wird bei demselben das Departe- mentalsystem eingeführt. Der Große Rath ernennt aus den Regie- rungs-Räthen den Landamnann, den Statthalter und den Sedelmei= ster des Kantons. Die Bezirks- Räthe bleiben nur noch Verwal-= tungs - Behörden; der Bezirks - Vorsteher is unmittelbarer Voll= ziehungsbeamter der Regierung, und die Beurtheilung der Polizei= \traffälle, die bisher den Bezirksräthen zukam, geht den gehörigen Gang an die Bezirksgerichte. Die dreifachen Bezirksräthe bleiben zur Begutachtung aller an die Bezirksgemeinden zu bringenden Ver= handlungsgegenstände, so wie zur Wahl der Bezirks\chreiber und Weibel, die bisher den Landsgemeinden zustand. Auch is der Grund- saß in die Verfassung niedergelegt, daß die Straßen kantonalisirt werden sollen. Die Berathung über Bezirks = Eintheilung und Haupt= Ortswechsel is aufs Ende verschoben worden. Das gegenseitige freundschaftliche Benehmen des vorberathenden Kollegiums ift bisher nicht im mindesten getrübt worden.

Am heiligen Weihnachts - Sonntage haben die protestantischen Truppen in der Kirche des ehemaligen Jesuiten - Kollegiums Gottes= dienst gehalten und das heilige Abendmahl genossen. Pfarrer Scherer von Wattwyl war Prediger, und die zur Zeit in. Seroen stationirte appenzellische Scharfschüßen - Compagnie Kern unterstüßte die Feier mit harmonischem Gesang. Der ganze kirchliche Aft is sehr feierlich vorübergegangen.

tal ten

Nom, 24. Dez. (A. Z.) Aus dem Finanz - Bericht Mons. Morichini?s geht hervor, daß die römische Staatsschuld sih auf 37 Millionen Skudi beläuft, Das Defizit des laufenden Jahres 1847 beträgt 1,200,000 Sfkudi. Sehr vermehrt sind dabei die Kosten der Armee, welche 2 Millionen übersteigen; das Beobachtungslager von Forli scheint demnach wenigstens Geld gekostet zu haben. Für das nächste Jahr sind nur wenige Tauseud Skudi Ersparuiß in Aussicht gestellt worden. Man wird sih erinnern, daß in der Finanz-Ueber= sicht, die der berufene Paradisi publizirt und die ihm mehrere der hiesigen Blätter nachgedruckt haben, das jährliche Defizit um die Hälfte

dolenz - Bezeigungen der hohen Staatskörperschaften wegen Ablebens

geringer angegeben war. onsignore Ferrieri, Erzbischof von Sida, welcher si als päpst-

bung aller Klöster und Einziehung deren Vermögens, Verbot dcs |

licher Botschafter nah Konstautinopel begiebt, hat sich am 21. De- zember am Bord des von dem Könige von Sardinien zu diesem Zwedcke zur Verfügung gestellten Dampfbootes „Tripoli“ eingeschifft.

Florenz, 26. Dez. Mehrere Freunde und Kunstgenossen des fürzlih verstorbenen, ausgezeichneten Bildhauers Pampaloni, nament= lih die Professoren Bartolini, Santarelli uud Bezzuoli haben eine Subscription eröffnet, um dem genannten Künstler ein Grabdenkfmal seßen zu lassen. Zur allgemeinen Bequemlichkeit und insbesondere wegen der Bewohner der nächsten, so stark bevölkerten Umgebungen unserer Stadt werden mit Beginn des neuen Jahres in den jie- ben Haupt-Thoren Kasten zur Aufnahme der unfrankirten Briefe aus= gehängt werden. Der Jnhalt derselben wird zweimal täglih abge= holt und nach dem Post-Büreau gebracht werden,

In Lucca wird nächstens ein neues Wochenblatt unter dem Ti= tel L’impavido (der Unerschrockene) erscheinen.

_… Parma, 27, Dez, (N. K.) Die Gazz, di Parma ver- effentlicht das nachstehende Manifest, welches der frühere Herzog vou Lucca, nunmehriger Herzog von Parma, am 26. Dezember von Modena aus erlassen hat :

aus K Zis von Bourbon, Infant von Spanien, von Gottes Gnaden Herzog von Parma, Piacenza 2c. Nachdem der allmächtige Gott in seinen unergründlichen Rathschlüssen Jhre Majestät die Erzherzogin Ma- rie Louise von Oesterreich, Eure vielgeliebte Souverainin, zu sich gerufen hat, kehrt unsere Familie nach langen Jahren kraft der Verträge, die uns auf den Thron unserer Vorfahren zurückverseßen, binnen kurzem in Eure Mitte zurü. Judem wir nun die Regierung dieses Staates übernehmen, versichern wir Euch, daß alle unsere Sorgen auf Euer Wohl gerichtet sein werden, fest entschlossen, mit Gerechtigkeit und Liebe über Euch zu herrschen, Euch jeden wahrhaften und nicht blos ephemeren Vortheil zuzuwenden, und es für unsere erste Pflicht haltend, unser Ansehen, die öffentlihe Ordnung, die den Gesezen gebührende Achtung, die Ruhe und den Frieden aufrecht zu erhalten zum Nußen der unermeßlihen Mehrheit - un- serer guten und getreuen Unterthanen Die Achtung und Ver- ehrung, welde wir für das Andenken unserer glorreichen, so eben verstorbenen Vorgängerin hegen, und die Ueberzeugung, die wir haben, daß die von ihr begründeten Einrichtungen Eurer jeßigen Wohlfahrt zuträglich sind, veranlaßt uns zu der Erklärung, daß wir nicht gedenken, Veränderun- gen darin vorzunehmen, wohl aber ihren Fußtapfen, als einem Wege der eFrömmigkeit, der Liebe, der Neligion, der Gerechtigkeit und Festigkeit, zu folgen, Wir bestätigen unsere Minister, alle Civil- und Militair-Behörden, welche gegenwärtig in Folge der souverainen Entschließungen Eurer ver- ewigten erhabenen Herrin ihre Aemter ausüben, und wir gewärtigen, daß sie ihrerseits dur ihre beharrlihe Treue und Anhänglichkeit uns tie Last erleichtern werden, welche in den jeßigen schwierigen Zeiten mit der Erfül= lung der Regentenpflichten verbunden is, Geliebteste Unterthanen! Jn nicht Wenigen von Euch lebt noch die Erinnerung an unsere Ahnherren. Wir werden uns glücklich schäßen, ihrem Beispiele zu folgen und uns Euch als einen zärtlihen und liebevollen Vater zu zeigen, in dem Vertrauen, daß Ihr Euch gleichfalls zeigen werdet, wie Jhr Euch ihnen gezeigt , als lie- bende, ehrerbietige und gehorsame Kinder; und es wird wahrer Friede und Glüd zwischen uns bestehen, und Gotti wird über uns Alle seine himmli- schen Segnungen ausgießen.““ :

Dani

__0 Madrid, 26. Dez. Die Modification des Ministeriums, die 1ch Jhnen vorgestern als bevorstehend ankündigte, i nunmehr erfolgt. Der Herzog von Valencia bleibt ohne Portefeuille an der Spibe, um sich, wie der Heraldo uns belehrt , aussließlich der Politik zu widmen. Judessen dürfte der General Narvacz , wie es mir scheint , nächstens die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten wieder übernehmen, da der Herzog von Sotomayor sih aus Spa= nien zu entfernen wünscht und deshalb den pariser Botschafter-Posten in Anspruch nimmt.

Bevor das Finanz-Ministerium dem Herrn Beltran de Lis über- tragen wurde, hatte der General Narvaez mehrere Besprehungen mit Herrn Mon, um ihn zu veranlassen, diesen Zweig der Verwal= tung aufs neue zu übernehmen, Ohne Zweifel sah dabei der Ge- neral Narvaez voraus, daß cine abschlägige Autwort erfolgen würde. Herr Mon if zu „gewissenhaft“, um sich einem politishen Systeme beizugesellen, dessen Begründer die Verschmelzung der Parteien und Vergessenheit des Vergangenen als seinen Zweck wenigstens aus= spr‘cht, Das Ministerium is in seiner neuen Gestalt aus so heteroge= nen Bestandtheilen zusammengeseßt, daß ihm, selbst unter sons gün= stigen Umständen, feine Dauer zu versprehen wäre. Ueber zwei der wichtigsten Fragen sind die Ansichten der Minister getheilt, Die eine betrifft den Ex-Regentcn Espartero. Narvaez hat ihn gegen den Willen der wirklihen Regentin hierher gerufen, während der Justiz=- Minister Arrazola dieser Maßregel abgeneigt war, und nur durch den Kriegs-Minister Figueras und den der Marine, Roca de Togores, zwei Verbündete gewinnt, die entschlossen sind, die feindlichen Absich=- ten der Königin Mutter und der ultramoderirten Partei gegen den Siegesherzog zur Ausführung zu bringen. Die Lösung der anderen Frage scheint noch s{chwieriger zu sen. Jh meine die von den Ultramoderirten beabsichtigte Anklage der Éx-Mini= ster Salamanca und Genossen, Der General Narvaez und der Minister des Jnnern, Herr Sartorius, suchen aus allen Kräften die Urheber dieses Projektes zu bewegen, von ihrem Vor= haben abzustehen, indem sie uicht verkennen, daß die Verhandlungen eines solchen Staats=-Prozesses zur Enthüllung von Geheimnissen füh= ren werden , unter deren Gewicht nicht nur die moderirte Partei selbst, sondern wohl gar der Thron einen harten Stoß erleiden könnte, Allein Verblendung is die erste Wirkung der Parteienwuth, und die neu eintretenden Minister erhielten von den Herren Mon und Pidal den Auftrag, das Kabinet für die gegen Salamanca beabsich= tigte Maßregel zu stimmen oder den General Narvaez zum Austritte zu nöthigen. :

__ Von allen Seiten thürmen sich {were Ungewitter gegen den leihtfertigen Ex-Finanzminister auf. Die Vermögens-Umstände Sa=- lamanca’s sind so zerrüttet , daß bereits seine beweglihe Habe von den Gläubigern in Anspruch genommen wird. Das Unternehmen der Oper und des Ballettes des Circo, bei welhem er zur großen Be- friedigung der eleganten Welt Madrids jährlich dreißig bis vierzig= tausend Piaster zuseßte, hat er bereits aufgegeben. Nun i} aber au seine persönliche Sicherheit bedroht. Vor drei Jahren beguf= tragte Herr Salamanca einen Herrn Leon (Verwandten des ershvs= senen Generals), in seinen Handelsgeschäften eine Reise zu machen, die ihn nah der Havana führen sollte. Während der Abwesenheit desselben wurde seine junge hier zurügebliebeue Gemahlin der Ge= genstand ganz besonderer Anhänglichkeit des Herrn Salamanca. Ganz Madrid war Zeuge der gläuzenden Opfer, welche er der Frau des abwesenden Herru Leon zu Füßen legte, und der unbeschränkten Gewalt, welche sie über ihn ausübte. Da es nie an Auslegungen fehlt, so nahm mau ziemli. allgemein an, der Gemahl hätte gegen günstige Bedingungen absichtlih das Feld geräumt. Nun aber er=

fuhr Herr Leon, der unterdessen in Malaga geblieben war, den be- denklihen Ausgang der Speculationen Salamanca's und eilte vor vierzehn Tagen hierher. dem General abweisen, mit dem Bedeuten, daß er ihn erst dann empfangen fönnte, wenn er die auf seinem Namen lastende Shmach mik Blut gereinigt haben würde. Bei dem Marquis von Zambrano, án den Herr Leon sih darauf wandte, erhielt er denselben Béscheid, Nun

Sein erster Gang war zu seinem Brüder,

Levn y Navarrete. Dieser ließ ihn jedoch