1848 / 18 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Sohn, Lord Morpeth, erbt in diesem Falle die Ehren und Titel die- ses Zweiges des Hauses der Howards und geht in das Oberhaus. Ein Hosenband-Orden wird vakant und eine ungewöhnlih große An= zahl von Personen wird in Trauer verseßt, da Lord Carlisle’s Fa= milie und Verbindungen sehr ausgedehnt sind. Obschon ein konse- quenter Whig, nahu: Lord Carlisle doch keinen sehr bedeutenden An= theil an der Politif; er bekleidete indeß den Posten eines Lord=-Siegel= bewahrers in Lord Goderich's Kabinet von 1827 und Lord Grey's von 1830, Eine der wichtigsten Folgen dieses Todesfalles wird die Wahl eines neuen Unterhaus - Mitgliedes an Stelle Lord Morpetlh?s für die größte Wählerschaft Englands, den Westbezirk von Yorkshire, sein. Aus lokalen Ursachen dürfte Lord Milton, der Sohn des Lord Figwilliam, wahrscheinlich und ohne Widerstand gewählt werden. O M W E L

__Kantou Vern. Der Regierungs-Rath hat am 11. Januar beschlossen, beim Großen Rath darauf anzutragen, die Vermögens= steuer für das leßte Jahr auf Eins vom Tausend zu bestimmen. Das Budget für 1848, wie es von dem Regierungs = Rathe vorberathen und an den Großen Rath gebracht ‘worden, zeigt folgende Resultate : Einnahme 4,463,967 Schw. Fr. 86 R. Ausgabe 4,522,701 Schw. ör. Ueberschuß der Ausgabe über die Einnahme 58,733 Schw. Fr. Am Schlusse der Großraths - Sitzung vom Alten ward ein Antrag von mehreren Großräthen auf Bewilligung einer lebenslänglihen Nette n 5000 D: ör. an General Dufour in Anerkennung sei= ner Verdienste verlesen.

Kanton Wallis. Der päpstliche Nuntius hat folgendes Schreiben an die provisorische Regierung dieses Kantons gerichtet :

„Sehr erlauchte und hochgechrte Herren! Am 2, Dezember, nah dem Einzug der eidgenössischen Truppen in Euren Kanton, haben sich Bürger von Wallis in den ersten Augenblicken ihrer Gereiztheit versammelt, zu einer bürgerlichen Behörde konstituirt und unter Anderem Artikel beantragt und angenommen, die den Gejezen der Kirche und ihren religiösen Anstalten zuwiderlaufen und die Nechte der obersten geistlichen Behörde und die der

anderen Prälaten angreifen, Mit einem Worte: die heilige Kirche ihrer Rechie zu berauben und dieselbe, unabhängig wie sie ist,

dem Staate zu unterjochen, das is ein Theil des beklagenswerthen Ergebnisses dieser Versammlung. Und das Alles in einem vorzugsweise katholischen Kanton. Wenn alle treuen Katholiken von Wallis, so ausge- zeichnet durch ihre Ergebenheit gegen unsere Mutter, die heilige Kirche, und ihr Oberhaupt, äußerst shmerzlih davon berührt gewesen sind, um so mehr hat der heilige Vater Pius-1X, die ganze Bitterkeit davon gefühlt, Dieser höchste Priester, der, sißend auf dem apostolischen Stuhl und Erbe der Rechte und heiligen und unverlezlichen Pflichten, welche St. Peter von Christus selbst erhielt, um seine Kirche mit göttlicher Autorität zu regieren und zu leiten, muß der treue Hüter sein nicht nur des anvertrauten Glaubens, sondern auch der Rechte dieser Kirche, threr religiösen Anstalten, ihrer Geseze und alles dessen, was ihm gehört, Demzufolge hat er als solcher alle Eingriffe der genannten Versammlung sowohl in die Rechte des heil, Stuhls, als in die der Welt- und Ordensgffttch|Wt_- Eures Kantons, höchlich mißbilligt, Er hat mir außer- dem anbefohlen, Elch in seinem Namen die förmliche Protestation zu über- machen, damit sie \o bald wie möglich dem fonstititirenden Großen Ratbe mitgetheilt werde, Jn meiner Eigenschaft als -Vertreter des heiligen Vaters und in dessen Namen protestire ih also förmlich gegen diese Eingriffe, Und da die Versammlung vom 2. Dezember die Bestimmung traf, ihre Beschlüsse der Ge- nehmigung des tonstituirénden Großen Rathes zu unterlegen, beeile ich mich, diese Gelegenheit zu ergreifen, am demselben vorzustellen, daß, während er Sorge zu trefsen für das, was in die Kompetenz der bürgerlichen Behörde fällt, ihm sein Gewissen nicht erlgubt, den von seinem firhlihen Oberhaupt in Auspruc) genommenen Rechten der geistlichen Behörde Abbruch zu thunz so wie dieses davon entfernt ist, sich in die Angelegenheiten der bürgerlichen Behörde zu mischen und sich Rechte derselben anzumaßen, Die beiden Be- hörden, geistliche und bürgerliche, haben genau das Gebot von Jesus Chri- stus zu erfüllen: dem Kaiser zu geben, was tes Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist, Wenn sie nach dieser göttlichen Vorschrift handeln und sich gegenseitig unterstüßen, wird jede der beiden Gewalten leicht ihren Zweck erreichen: dann wer- den Gerechtigkeit uud Frieden sich den Kuß der Eintracht geben, und die Republik wird ein wahrhaftes und dauerhaftes Glü genießen. An Euch ist es jeßt, sehr erlauchte und hochgeehrte Herren, dem gemeinsamen Vater der Gläubigen Beweise Eurer Ergebenheit zu geben, indem Jhr in der Weise handelt, daß der konstituirende Große Rath seine Pflichten gegen die heilige Kirche erfülle. Jch habe die Ehre, Euch, sehr erlauchte und hochgeehrte Herren, die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung zu geben, Lu- zern, 31, Vezember 1847, (Unterz.) + A,, Erzbischof von Kolos- Jus, apost, Nuntius,“ i

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Neapel, 29. Dez. (A. ZZ) Seit sieben Tagen ging des stürmischen Weiters wegen kein Dampfschiff aus Neapel ab, und dasselbe wird an den übrigen Orten des Mittelmeeres der Fall gewe- sen sein, Es fiel durh@us fein Ereigniß von Bedeutung vor, wie denn überhaupt nah siebentägigen Regengüssen die Bewohner des Königreichs beider Sicilien bei gänzlich zerstörten Wegen und ge- hemmter Communication etwas abgetählt zu sein {einen Nur in Palermo soll in den Weihnachtstagen einiger Muthwille {h gezeigt haben. Dazu kommt, daß die Verstimmung des Königs auf die Länge drickdend wird, und daß sogar einige Schußheilige angefangen haben, sich warnend vernehmen zu lassen. :

Die jungen eingesperrten Principi leben herrlich und in Freuden und wissen die Artigfkeit der Gefängniß-Behörden nicht genug zu lo= ben, welhe ihnen nachdem man ihre Personen in Sicherheit ge- bracht geistige und ph9sishe Genüsse vollauf gestatten ; sie em- pfangen zahlreiche Besuche, alle französischen Journale, c}en, trinken und schlafen herrlich und politisiren nah Herzenslust. Die bevorste- hende Entbindung der Königin, der Geburtötag des Königs wird ste und Andere wahrscheinlich in die frühere Lebensweise, d. h. in ein ahnlihes dolce far niente, zurüdverscßen.

Die drei neuen Minister, besonders Urso, sollen dem Könige über manche Verhältnisse neuerdings die Augen geöffnet haben, und Urso soll sih mit der Beseßung der wichtigen Jutendautenstelle zu Messina dur den ‘Duca de? Bagnoli, welcher als Syndikus der Stadt Neapel sich maucher Nachrede ausgeseßt hat, sehr unzufrieden erflärt haben. Der neue General-Administrator der Post, Arpino,

ist ein strenger und gewissenhafter Maun.

Florenz, 7. Jan. (N. K.) Eine außerordentliche Beilage zur Gazz. di Fir. von heute Nachmittag 44 Uhr enthält Fol- gendes :

„Die öffentliche Ordnung in Livorno wurde gestern Abend durch das finstere Treiben einiger Aufrührer ernstlih gestört, Ein heimlich veröffent- lichter, durchaus widersinniger Aufruf, dessen Tendenz der Umsturz des Be- stehenden is, und den wir mittheilen, um die Verkehrtheit desselben zur An- shauung zu bringen, verführte mehrere Unvorsichtige und gab zu einer \chweren Ruhestörung Anlaß. Die Menge der Neugierigen, welche sih in das Getümmel mischten, hinderte die geringe öffentliche Macht, welche au- fitiia wurde, am zweckmäßigen Einschreiten und der raschen Wiederher-

ellung der Ruhe, Eine außerordentliche Kommission, an deren Spiye der Staatsrath Marchese Ridolfi steht, geht in diesem Augenblick mit un- nin nah Livorno ab. Der Aufruf Me E H

L, Dol Curem Gewissen, Angesichts der Welt, Angesichts der Geschichte, welhe Eure Sahblenae, mit t i um sie dem Andenken der Nachwelt und dem Hohngelächter der Verachtung zu übergeben, habt Zhr freiwillig Gut uud Blut angeboten, um Eure Brüder in Fivizzano und Pontremoli zu unterstüßen, Fivizzano wurde preisgegeben, Pontremoli wird preisgegeben, Meineidige, warum habt Jhr ana Y Srobforecide: warum habt Jhr Euch gerühmt? Memmen, warum habt Jhr Euch hoch-

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sinnig gezeigt? Fort mit Euch, unzufriedene Sklaven, lernet ruhig \chlafen im Bette Eurer emeinheit! Nachdem alle Eise, "durch Es (Giofen dieses Land dringt, vom Feinde besezt sind, seid Zhr, wie ein Ztaliener schrieb, wie eben so viele Thiere in einem Wildpark den Jägern zur Zielscheibe, Der Feind achtet Euch nicht, und dennoch wendet er die rohesten, ekelsten Trugkünste an, um es dahin zu bringen, daß, wenn er sih auf uns stürzen will, er die Herzen ganz verweichliht, die Hände entwaffnet finde und sein Einrücken in unser Land ein militairischer Spa- ztergang sei, Der Deutsche wird kommen, damit er durch die Beseßung Toscana's die Kontinuität der zu einem Bunde vereinigten italienischen Staaten zerstückele, Piemont von Rom trenne, Karl Albert vereinzele , die Bevölkerungen in Schrecken seße und die Epoche der Auferstehung um ein Jahrhundert hinausrücke, Und unsere Staatsmänner, unsere Minister ver-

trauen auf die Betheuerungen einer guten Bundesgenossenschaft mit dem Deutschen und auf ' ine Versicherungen , daß er nicht in Toscana interve- niren wolle, als ob 2 nicht wüßten, was von der Treue cines eigennügzi- gen Feindes zu halten, und als ob in den Kabinetten nicht die ungerechte Lehre von den „vollendeten Thatsachen“ einheimisch wäre, die so viel heißt, als: „Unrecht dem Schwachen, der sich überwinden, Un- recht dem Einfältigen, der sich betrügen ließz wer todt M, todt, sprengt ihm ein wenig Weihwasser auf den Sarg und singt ihm ein Requiem!“’ O Staatsmänner, o Minister, ihr seid Verräther !

Was kümmert es uns, ob ihr es aus Schlechtigkeit oder aus Unfähigkeit seid, die Folge is immer dieselbe: Jhr verrathet das Vaterland. Fort mit Euch, Verräther und Memmen, Arkadier, Sophisten und Dofktrinärs! Die Geschicke eines Volkes sind ein zu großes und zu schweres Buch für Cure Eunuchcn- und Zwergenhände. Das Vaterland is in Gefahr! Wißt Jhr nun (wenn es anders noch Zeit is), wie man das Vaterland rettet, o Toscaner ? Wir wollen es Euch sagen, Man beruft Männer, welche sich nicht fürchten vor dem Tode und das Herz voll heiliger Vater- landsliebe haben, man stellt sie, sie mögen wollen oder sich sträuben, an das Ruder des Staats neben den Fürsten, man erklärt das Vaterland in Gefahr, man ordnet öffentlihe Gebete zu Gott an, daß er unsere Sache nicht verlasse, man sczt Kommissionen ein zu permanenter DSißung, man eröffnet öffentlihe Darlehen, man sendet Leute aus, um mit der Schnelligkeit des Gedankens für Waffen zu sorgen, man fer- tigt 30,000 Pifen an, die eine Elle von Eisen und zwei Ellen von Holz lang sind, man errichtet Gießereien, um Kanonen zu gießen, man nimmt Kupfer, Erz, Messing aus den Häusern und die Glocken aus den Kirchen, wo man nur eine zurückläßt für den Gottesdienst, mit dem Gelübde, die iveggenommenen durch schönere zu erseßen, wenn die Sicherheit in das Va- terland zurückgekehrt ist; man schreibt die Namen der Freiwilligen, welche gegen den Feind marschiren wollen, auf die Altäre, man bittet die Frauen, Verbandzeug und Charpie für die Verwundeten zu machen, und sie werden es thun, denn sie haben mehr Herz als die Männer z man nimmt die Pferde der reichen Müßiggänger zur Bespannung der Kanonen z die Knechtischen erschreckt man zum erstenmal mit einem Brüllen, zum zweitenmale wehe! Durch solche und andere Mittel rettet man das Vaterland, und in jedem Falle, wenn man nicht siegt, #o stirbt man geehrt und läßt einen berühmten Namen zurü, ein BVermächtniß der Rache für die Söhne, ein Beispiel des Ruhmes zur Nach- ahmung für die Enfel! Toscaner, das Vaterland is in Gefahr ! Verge- bens wird dieser Ruf erhoben sein, er wird erstickt werden von der ruchlosen Rotte der Verräther, Wir wissen esz; er diene wenigstens als Protest, um zu zeigen, daß nicht alle Toscaner elend, unwissend und blödsinnig waren, und die Schmach falle wenigstens auf die zurück, denen sie gebührt, Schmach den Verräthern !“

___ Florenz, 8. Jan. (A. Z.) Die oben erwähnten Vorgänge in Livorno haben den Großherzog veranlaßt, cinen Aufruf an das Volk von Toscana zu erlassen. Der Eingang enthält eine Andeutung der Vorgänge selbst, Weiterhin heißt es: L

„Brave und getreue Toscaner! Der Augenbli is gekommen, in wel- chem ich euch anrufe, mir cinen Beweis der Gegenseitigkeit jener Liebe zu geben, wovon ich meinerseits schon die unzweifelhaftesten Beweise geliefert, welche ih immer durch die That nachdrücklich zu bekräftigen wissen

werde, Gebt feinen Besorgnissen Raum, Schaart euch treu und fest um euren Fürsten wie. liebende Kinder um ihren Vater und scid überzeugt, daß euch feine von - außen drohende Gefahr überwäl-

tigen wird, und daß es keine Schwierigkeit giebt, welche ich mich nicht fähig fühle, zu überwinden. Jch bin auf das festeste entschlossen, die begonnenen Reformen ganz zu vollenden, nur müßt ihr un- bedingtes Vertrauen zu meiner Sorge für euer Wohlergehen haben, denn es kann weder mein Werk gedeihen, noch fönnen eure Hoffnungen erfüllt werden ohne Eintracht, ohne gegenseitiges Vertrauen und ohne die vollkom- menste Achtung vor dem Geseze, Jn diesem Augenblick nehmen die Un- ruhen in Livorno meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch z stark in meinem Nechte und beseelt von der Sorge für euer Wohl, werde ih Alles thun, vm die Ruhe dieser so wichtigen Stadt dauernd herzustellenz ih hoffe da- bei auf den Beistand der bewaffneten Bürgermachtz; ja, mehr noch als in meine eigene Kraft seße ih, zum Heil unseres Gesammt-Vaterlandes, mein Vertrauen in die Waffen seiner Bürger.“

__ Berichtigung. Jn der Beilage Nr. 12 der Allg. Preuß. S0 erste Spalte: „Die Suez-= Kahira- Eisenbahn“, soll es in der 18ten Zeile heißen, statt: „20 Millionen Fr.“, 10 Millionen Fr.

Handels- und Börsen -UÜachrichten. Berlin, den 17. Januar 1848.

Eisenbahn - Actien.

Volleing. |ze. les

Amst. Rott. |4 95 B. O. Schl. L.B. [f ¿ 1007 G, Arab. Ute. 44 E Pts. Mgdb. |/4 93 B. Berl.Anb.A. | 4/114 B. do. Pr. B. | 4 |Y25 bz. u. B. do. Prior. | 4 _— do. do. 5 | 1005 bz, Berl. Hamb. | 4 | 1007 bz. Ende 993, B,] Rhein. Stm. | 4 |&5 bz, u. B. do. Prior. 43/100 B. do. Prior. | 4 —— Berl. Stett. | 4 1107 a 110 bz. u. B, Îdo.v.St. ar. 35 ns Bonn-Cöln. | 5 Sächs. Bayr. | 4 | 897 bs Bres], Freib. | 4 —— Sag.-Glog. 452 B.

do. Prior. | 4 Es do. Prior. 45 ——- Chem, Risa. | 4 “— do, do. {598% B. 97% G, Cöln. Mind. |34/925 a 92 bz. St.-Vohw. |4 70 B.

do. Prior. 43 987 63 do. Prior. 5 997 G. Cöth, Bernb. | 4 -— Thüringer. | 4 |82 Cr. Ob. Sch. |4 | 65 B. Whb.(C.0.)|4|

Dresd. Görl. |4 196 G. do. Prior. | 5 1024 G. Düss.Elberf. | 4 | 995 B Zarsk. Selo. |— 687 B.

do. Prior. | 4 E Gloggnitz. 4 ine . 0

Hmb. Bergd. | 4 =--- Quit. Bog. S

Kiel-Alt. 4|1}2 B. a 4% 7

Lpz. Dresd. | 4 %

Löb. Zittau. | 4 Aach.Mastr. [30| 73 a 725 bz Magd. alb. | 4 | 119 8, Berg. Mrk. |70 787 B. Magd.Leipz. | 4 Berl. Anb. B. |45| 103 B.

do. Prior. | 4 —-- Bexb. Ludw. |70

N. Schl. Mi. [35/862 bz. u. B. Brieg-Neiss. (90 _—

do. Prior. |4 (94 bþz. o. B. Thür. V. 20 —-

do. Prior. | 5 | 102 bz. Magd. Witt. |50 73% bz.

do. Il. Ser. | 5 100% bz. Mecklenb. [90 eis

Nrdb. K, Fa. | 4 -— Nrdb. F. W. |75| 554 bz, u, B. O.Sch]. Lt.A (35| 10445 6, Rh. St. Pr. |80| 67% 8.

do. Prior. Starg. Pos. [70181 bz. u. B.

(Schluss der Börse 3 Uhr.)

Die weichende Tendenz vom Sonnabend nahm heute überhand und die Course erfuhren eincn weiteren beträchtlichen Rückgang, ohne dass besondere Gründe bekannt gewesen wören. Es waren nicht ein- mal irgend besorgliche Gerüchte im Umlauf.

Getraide-Bericht. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt:

VVeizen 64—70 Kth!r. Roggen loco neuer 44—46 RthIr.

- pr. April/Mai k. J. 45 Rihlr. Hafer 48/52 pfd. 27—28 Rihlr.

- 48pfd. pr. Frühjahr 274 Rthlr, Bf, 90pfd. 28 Bf. Gerste 41—43 Kthlr, Rübö! loco 115 Rthlr.

- Jan. Febr. 115—Zz Rihlr.

- Febr. /März do.

- April /Mai do. Spiritus loco 21{—21 Rthlr.

- Früöbjahr 235 Rthlr. Bf, 237 G.

Königsberg, 14. Jan, Marktbericht. Zufulr mittelmäßig, Wei- zen 65 80 Sgr. pro Schffl.; Roggen 45— 52 Sgr. pro Schffl. ; große Gerste 40— 45 Sgr. pr. Schffl. ; kleine Gerste 35— 41 Sgr. pro Schffl, z Hafer 24-—27 Sgr. pr. Schffl.; graue Erbsen 60 70 Sgr. pr. Schffl, ; weiße Erbsen 45—55 Sgr. pr. Schffl.z Heu 11—15 Sgr. pr. Ctr.z Stroh 100 Sgr. pr. Schock.

Amsterdam, 14, Jan. umgegangen.

Kohlsaamen, auf 9 Faß gleih 644 L,, Apr. 655 L,, Sept. 62 L, Leinsaamen wie früher, 106pfd. königsb, 240 l.

Rüböl gleich und auf Lieferung preishaltend. pr. 6 W. 37%, flieg. 365 a %, Mai 365 à x à Se 3607 à 90A 2, Okt, Nos9., Dez. 362, Linol flau/ pr, G6 W 305, slleg, 29% «29 Hanfol pr. 6 W.: 322, flieg. 314.

Getraideberiht, Jn Getraide is nichts

Auswärtige Börsen. Am sterd am, 14 Jans Niederl. wirkl, Sch. 5 413: 4% Hope 855.

Antwerpen, 183. Jan. Hamburs» 15. Jan. Bank-Actien [680 Br.

5% Span. —.

Neue Anl. 155. Bog, Bues. 1047, 1047.

Zinsl, —,

Hamb, Berg. Actien 835 Br. Magd. Wittenb. 74 Br. Hamb. Ben, 99. 98L, Kiel Alt. 1087. 108. Glückst. Eimsh. 50 G. Rendsb, Neum. 6&6 Br, Kopeaok,

Rothschb. 68 Br. Meckl, 50 Br.

London, 12. Jani Cons. 3% T E 875. Belg. —. Ard, 19#. 19 Passive A3. 44. Ausg. Sch 135. 125. 25% Woll. 547. 547. 4% do. 86. &5 Bras. 82. 80. Chili —. Mex. 187. 18, Peru 32, 30,

o E

Engl. Russ. —.

Paris, 13. Jan. 60% Rente fn cour. 116. 70, 3% ün cour. do. 74 50. Neue 3% Anl. 79. 40.

Wien, 14. Jan. 5% Biet, 1037, 4% do. 901. 4% do. 652: Hanke Actien 1580. Anl. de 1834 156, de 1£353 1113. Glogan. 111. tiordh, 1387.

Meteorologische Beobachtungen.

Î Abends |

1848. | | 10 Ubr. |

16 Jan.

Nachmittags Nach cinmaliger

2 Ubr.

Morgens 6 Ubr.

Beobachtung.

Luftdruck... ./337,21"" Par.|337,23"" Par,/337,29'!’ Par. |Quellwärme (S R

Luftwärme ....| =— a Bg R. O4 R, 1A ' R. |Flusswärme

Thaupunkt .…..| 8,0? R. | 8,0°R.| 8,1° R, Bodenwärme

NDunstsättigung, 96 pCt. T pCt, | 83 pCt. |Ausdünstung

YTELCEE » eve ces trübe halbheiter, trüb |Niederschlag0,09 1''Rb

Wt eee O 0. O, |VWärmewechsel 6,0?

Wolkenzug « ff« --— 0, | _—— | 8,1° Tagesmittel: 337,24'" Par... (4 R. 802 B... 83 C6 O.

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 18. Jan. Jm Opernhause. 10te Abonnements= Vorstellung: Die Jüdin, große Oper in 5 Abth., Musik voni Ha- levy, Ballets von Hoguet, (Madame Viardot - Garcia: Recha.) Anfang 6 Uhr.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden erhöhten Opernhaus-Preisen verkauft :

Ein Billet in den Logen des Prosceniums, des ersten Ranges und im ersten Balkon 2 Rthlr. Ein Billet zum Parquet und zur Tribüne 1 Rthlr. 15 Sgr. Ein Billet in den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. Ein Billet in den Logen des dritten Ranges, im Balkon daselbst und im Parterre 20 Sgr. Ein Billet im Amphitheater 10 Sgr. Ein Billet in der Fremden-Loge 3 Rthlr.

Im Schauspielhause. 33 se französische Abonnements-Vorstellung. Auf Höchstes Begehren: La reprise de: La calomnie, comédie en ó actes, en prose, du théâtre français, par Scribe.

Mittwoch, 19, Jan. Jm Schauspielhause. 10te Abonnements= Vorstellung: Ein Sommernachtstraum, nah Shakespeare, von Schlegel, in 3 Abth., Musik von F. Mendelssohn-Bartholdg. Tänze von Hoguet. :

Königsstädtisches Theater. Î Dienstag, 18. Jan. Zum erstenmale: Don Aranda, oder: Große Leidenschasten, Lustspiel in 2 Aften, nah dem Französischen des Scribe, von H. Börnstein, (Nach dem ersten Akt des Lustspiels: „Lbussa's Aufruhr.‘““ Neuer Walzer, komponirt vom Konzertmeister Herrn Urbaneckd. Nach dem Lustspiel: „Il capriccto. Neuer Walzer, von demselben. Zum Schluß: Wer ißt mit? Vaudeville- osse in 1 Aft, nach Desaugier's: „Le diner de Madelon , vou W. Friedrich. Mittwoch, 19. Jan. (Italienische Opern-Vorstellung.) Ül Matri- monio segreto. (Die heimliche Ehe.) Komische Oper in 2 Akten. imarosa. A Pláde : Ein Plaß in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr. u. st. w. : : Donnerstag, 20. Jan. Einmal Hunderttausend Thaler. Posse mit Gesang in 3 Abth., von D. Kalisch. Musik vom Königl. Musik Direktor Gährich. L Verantwortlicher Redacteur Dr. J, W. Zinkeisen.

Im Selbstverlage der Expedition. Gedktuckt in der Deckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruckeret. Beilage

Inländische Fond “fandbrief-, Kommunal - Papiere und Geld - Course. Zf.| Brief. | Gela. | Sem. Zf.| Brief. | Geld. | Gem. St. Sehuld-Sch. |3{| 92% | Kur-u.Nm.Pfdbr. |37| 947 | 93% Seeh. Präm. Sch. |—| 917 Schles1sche do. 1327| 961 K.u.Nm. Schuldv, T 892 do. Lt. B. gar. do. zéi S Berl. Stadt-Obl. [34 91 Pr. Bk- -Sch |— |145% Westpr. Pfandbr. 3: 914 ns A Mas es Gros3b.Pose E J f i L Y do.” ¿o (34 914 | 80k | |AnzGolanada 2E 120 . . g 8 Ostpr. Pfandbr. 35 _—_ 95% Disconto. —| 35 45 Pomm. de. |35| 93% | gig Ausländische Fonds. Russ. Hamb. Cert, D | Poln. neue Pfdbr. | 4 | 943 | 913- [ do.beiHope3.4.8.| 5 | ——— do. Part. 500 F1./4| 80: | 78% de. ‘&W. LAUT4I O f. do. do. 300 Fl. |—|/1002 | 99% do. Stiegl. 2.4.4.4 917 915 Hamb Feuer-Cas. [32 E | 861 Ae. d. S ATA 915 e. do. Staats-Pr. Anl|—| | G do. v. Rthsch.Lst.| 5 110 110+ Woll: 24% Int (24 *| do.Poln.SchatzO.| 4 | 823 | 82% Kurh.Pr.O. 40 th. H ZOL.:| anae do. do. Cert. L.A.1 5 | 96 Sardin. do. 36 Fr. | 9% do.do.L.B.200FI.|—| 15% | N. Bad. do. 35 Fl. |—| 202] Pol. a. Pfdbr.a.C.| 4 | 95

I-05 6:4 L Juland. Provinz Schlesien, Kirchenordnung der evangelischen Ge- meinde in Görliß, Si E M E (Stürmische Sißung der Depu-

Spanien. Schrciben aus Madrid. (€ tirten; Ankunft Espartero's in S. Sebastian.)

Die jüngste Geldkrisis und die Bankfrage in England. (Schluß.)

Agassiz und die Latrence-Scien!ific-School in Cambridge.

Eisenbahnen uud Dampfschifffahrt. Glogau-Saganer Eisenbahn. Handels - und Börsen - Nachrichten.

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Provinz Schlesien. (Shles. Ztg.) Die neue Kirchen- Ordnung für die evangelishe Gemeinde in Görliß, welche unterm 22. Dezember 1847 bestätigt worden is, wird mit dem 1. Februar ins Leben treten. Die Tauf=-, Trau- und Begräbnißgebühren - Taxe enthält nachstehende Bestimmungen :

“Es fann unter drei Tauf -Klassen zu 4 Rthlr., 1 Rthlr. 15 Sgr. und 25 Sgr. frei gewählt werden. Für Haustaufen sind noch besonderc Be- stimmungen getroffen, Die Trau-Gebühren sind nach vier Klassen getheilt, zu 30 Rthlr., 15 Rihlr, 6 Rthlr. und 3 Rthlr. 15 Sg". Hierbei sind noch einige kleine Nebengebühren, Eine Haus - Trauung kostet stets 40 Rihlr, Die Begräbniß-Gebühren sind, um jeden Zwang auszuschlicßen, in fünf Klassen, zu 40 Nthlr., 20 Rlhlr., 8 Nthlr., 3 Rthlr., 1 Rthlr, 7 Sgr. 6 Pf. angeseßt wor- den, Auch fehlen nicht Bestimmungen über den Gesang des ganzen oder halben Sängerchors, über die Neden in 1. und 2. Klasse, über das Läuten u. w, Für Nichtevangelische sind theilweise andere Gebühren angeseßt, Die Wahl einer der ersten 4 Klassen der Begräbnißgebührentare is den Hinterbliebenen freigestellt, Die Bestimmung, wer auf die 5. Klasse An- spruch haben soll, is Sache des Magistrats-Dirigenten. Das bei den Be- gräbnissen fungirende Personal, namentlih Laufer, Leichenwäscheriunen, Todtengräber, so wie die Führer des Leichenwagens, wird aus der Kasse be- soldet und hat von den Hinterbliebenen und Leidtragenden durchaus nichts zu fordern, Selbst Trinkgelder und Erfrishungen anzunehmen, is ihm bei 5 Nihlr. Strafe untersagt, Das Beichtgeld is aufgehoben, Jn Be- ‘ref der Privat-Kommunionen, worunter nicht die Kranken-Kommunion und ebeu so wenig die öffentlichen allgemcinen kirchlichen Kommunionen nah der Privatbeichte zu verstehen sind, so wie hinsichtlich des Privat - Konfir- manden -Unterrichts, bleibt die Bestimmung der den Geistlichen zukommen- den Gebühren dem (Ermessen der Betheiligten oder besonderer Uebereinkunft überlassen. Der Klingelbeutel is aufgehoben, statt dessen werden Becken an den Kirchthüren ausgestellt,

Dani

___O Madrid, 6. Jan. Was jeder Unbefangene vorauss\ah, it eingetrossfen. Die verblendeten Parteimenschen, die nah dem Blute des Exministers Salamanca lechzen, nicht um in ihm ein den Geseßen schuldiges Opfer zu bringen, sondern um ihren Durst nach Rache zu befriedigen und in ihm die Königin selbst, die ihn als Rathgeber an ihre Seite rief und durch persönliche Gunst auszeich= nete, zu demüthigen, haben Auftritte hervorgerufen, unter deren Schmach sie selbst erliegen. Noch ehe die Anklage ausgeführt, noch ehe sie eingeleitet werden konnte, haben sich die Ankläger in Richter verwandelt und zugleih die Rolle des Henkers übernommen, ohne in threr Verblendung zu gewahren, daß die Schärfe ihrer Waffen die Häude, welche die Streiche führten, tiefer als das aus=- erlesene Schlachtopfer verleßten. Das sogenannte Heiligthum der National=-Vertretung wurde durch Exzesse entweiht, denen sich hinzu- geben selbst dem Pöbel nicht gestattet wird. Damit man dieses Ur= theil nicht für unbegründet halte, höre man, was das Organ der Regierung sagt. „Die gestrige Sißung des Kongresses ‘“‘, sagt der Heraldo, „ist feiner Schilderung durch Worte fähig. Der Aus= bruch der Rohheit in ihrem ganzen Umfange, das rasende Geschrei der Gallerieen, die beleidigenden Worte, welche die Bänke der De- putirten gegen einander richteten, die Gesticulationen blinder Wuth und die vergeblichen Austrengungen des Präsidenten, die Ruhe her= zustellen, alles dies muß man angesehen haben, um sich einen Begriff davon zu machen. Keine Feder vermag es zu schildern.“

Die vorgestrige Sißung wurde mit Verlesung der gegen Herrn Salamanca gerichteten Anklageschrift eröffnet. Sie enthält die Punkte, die ich in einem früheren Briefe bezeichnete, nur hat die Kommission denjenigen, welcher die Abrehnung mit dem Hause Ardoin betrifft, zurückgenommen und durch einen anderen erseßt, vermöge dessen Sa= lamanca beschuldigt wird, ein betrügerishes Geschäft, welches ein ge= wisser, sehr verrufener Herr Buschenthal (an dem zum Glück nichts Deutschès ist, als der Name) mit der Regierung abschloß, als Mini= ster bestätigt zu haben, Am Schlusse wird der Kongreß aufgefordert, zu erklären, daß der Fall eingetreten wäre, den Ex-Minister Sala= manca zur Verantwortuug zu ziehen und vor tem Sceuate die enut-= sprechende Anklage anhängig zu machen.

Nachdem Herr Seijas (Minister des Innern unter dem Mini- sterium Sotomayor) in einem laugen Vortrage die Gründe der An- klage entwicelt hatte, verlangte und erhielt Herr Salamanca das Wort, Er suchte darzuthun, daß die Anklage nicht aus Gründen des Rechts und der Moralität, sondern aus politischen Zwecken hervor- zegangen wäre. „Zuerst“, sagte er, „hat man den Schuldigen be= zeichnet, dann schritt man dazu, das Verbrechen aufzusuchen. Der Angriff is nicht gegen die Handlungen des Ministers, sie is gegen seine Ehre gerichtet.“ Dann ging er auf die vier verschiedenen Punkte ein, suchte sich wegen der auf seine Veranlassung durch die Bank den Unternehmern der Eisenbahn von Aranjuez gemachten Vorschüsse zu rechtfertigen, die Rehtmäßigkeit der beabsichtigten Um- wandlung der Rückstände des Königlichen Hauses in dreiprozeutige Staatspapiere darzuthun und nachzuweisen, daß die Verantwortlich= keit für die den Zoll - Defraudanten von Alicante durch die Königin bewilligte Begnadigung nicht auf ihn fallen könne, da er nicht dazu angerathen habe. Endlich that er dar, daß das verbrecherishe Ge= chäft Buschenthal's nicht jeßt, sondern im Jahre 1844 mit dem da= maligen Marine-Minister Portillo, Mitgliede eines Kabinets, an dessen Spitze einer der Unterzeichner der Anklageschrift, Herr Gon= zalez Bravo, stand, abgeschlossen wurde. Diese Aufklärung machte einen lebhaften Eindruck auf die Versammlung, den selbst Herr Pidal durch einen heftigen Vortrag nicht zu {wächen ver= mochte. Von jenem Augenblick an erschien Herr Salamanca, der zu- gleih eine gedruckte Vertheidigungsschrift vertheilen ließ, nicht nur als das Schlachtopfer des Parteigeistes, sondern als Ankiäger, der die gegen ihn vorgebrachten Gründe auf seine verhaßten Feinde zurück= warf. Ju stiller Wuth verließen diese die Sißung, um ihre Waffen für einen neuen Angriff zu s{ärfen.

Nachdem in der gestrigen Sißung Herr Benavides (Minister des Jnnern unter Pacheco) durch \{chwer zu widerlegende Gründe

entwickelt hatte, daß Herrn Salamanca keine einzige der ge=- gen ihn erhobenen Anklagen treffen fönnte und .er vielmehr

nur den von früheren Ministern eingeleiteten Geschästen ihren

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Beilage zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.

natürlichen Lauf gelassen hätte, beshloß Herr Pidal, aus seiner Angriffslinie total zurückgeschlagen, seine Reserve vorrücken zu lassen. „Jch habe“, erklärte er, „von mehr als hundert wohlunter- richteten und vollkommen glaubhaften Personen sagen hören, daß von den dem Königlichen Hause überwiesenen 50 Millionen Staatspapie- ren fünfundzwanzig in die Tasche des Herrn Salamanca geriethen, von ihm jedoch, als dieser Umstand zur öffentlihen Kenntniß kam, zurügegeben wurden. Dies haben wahrhafte Personen mir gesagt, und doh haben wir in der Anklageschrift keine Rücssiht auf diese Gerüchte genommen. Nur wenn er dur rihterlihen Ausspruch freigesprohen wird, fann Herr Salamanca als unschuldig erscheinen.“ Jnmitten großer Aufregung erhielt Herr Salamanca das Wort: „Von nun an““, rief er aus, „überlasse ich meine Anklage ihrem Schicksal. Aber ih kann Herrn Pidal nicht das Recht ein- räumen, mi hier als Verbrecher zu behandeln und Worte an mich zu richten, die außerhalb dieses Ortes ihm oder mir das Leben kosten würden. Seine Behauptung, ih hätte mir 25 Millionen zugeeignet, ist eine Verleumdung!“ Die Zuhörer auf den Gallerieen wie- derholten mit lautem Geschrei dieses Wort, bis die Polizeiwachen eindrangen und mehrere Personen fortshleppten. Endlich fuhr Herr Salamanca fort: „Jch verlange einen feierlichen Ausspruch, der entweder mich, falls ih shuidig befunden werde, oder Herrn Pidal als Ver= leumder zum Blutgerüst verdamme.“ Eine neue Unterbrechung ent- stand, indem die Deputirten Vorbereitungen zu einem Faustkampfe trafen. Herr Salamanca, dessen Züge von Erschöpfung . zeugten, wiederholte, er verlange einen feierlihen Urtheilsspruh, und sank dann, mit der Haltung eines fallenden Helden und den Worten: „Jch vermag nicht mehr zu sprehen“/, in seinen Sessel nieder. : Der nun folgende Austritt is keiner Schilderung fähig. Die anwesenden Damen brachen in Ströme von Thränen aus, der Ohn- macht des spanischen Alcibiades, des Löwen von Madrid, des frei- gebigen Unternehmers prachtvoller Opern, reizender Ballette gewid- met, Riechfläschchen wurden ihm gespendet, mehr als die Hälfte der Deputirten drängten mitleidsvoll sich um ihn, und Aller Unwille rih- tete sih gegen den starrsinnigen Pidal, den man kaltblütig den Jn- halt seiner Tabacksdose leeren sah. Sein der Versammlung vorsiben=- der Schwager, Herr Mon, beging sogar die Unmenschlichkeit, Herrn Salamanca aufzufordern, weiter zu reden, „Er kann nicht“, riefen die den Lebteren umgebenden Personen, „er befindet sich so elend, wie man begreifen wird. Als nun Herr Pidal abermals von den 25 Millionen zu sprechen begann, wurde seine Marktschreierstimme durh das von allen Seiten ershallende Geschrei des Unwillens er= stickt, Der Präsident bedeckte sh, und der erblaßte Salamanca wurde . von seinen Freunden unter dem Ausrufe: „Welche Nieder- trächtigkeit! Welche Verleumdung!“ aus dem Saal getragen. Ein herbeigerufener Arzt ließ ihn im Vorzimmer zur Ader. j / Als die Ruhe einigermaßen wiederhergestellt war, wiederholte Herr P idal aufs neue, erfahren zu haben, daß Herr Salamanca sich 25 Millionen zugecignet hätte. Der Deputirte Zaragoza stellte sih darauf mit dem Ausrufe: „Sie sind ein niederträchtiger Ver= leumder!“ mit drohender Geberde vor ihn hin, alle Deputirte ver- ließen ihre Sihe, drangen auf beide Redner ein und verursachten einen Tumult, von dem selbst der auf den Gallerieen anwesende Pöbel sich mit Unwillen abwandte. Unter solchen Umständen \chloß der Präsident die Sizung. Heute findet des Festes wegen keine Sihung att. ; Durch den Telegraphen ist die Nachricht eingegangen, daß vor= gestern ein Dampfschiff, an dessen Bord Espartero sich befand, auf der Rhede von St. Sebastian aulangte.

Die jüngste Geldkrisis und die Bankfrage in Enugland.

Vergl. Allg. Pr. Ztg. Nr. 17.)

Im Laufe der Debatte des Unterhauses machte zuerst ein neues Mit- glied des Hauses, Herr Wilson, auf die bisher stets vernachlässigte Un- tersuchung der Deposits in den Banken aufmerksam und zeigte in einer vortrefflichen Rede, die seinen parlamentarischen Ruhm als fkompetenter Richter in Bank-Angelegenheiten begründet hat, den fast allgemein verbrei- teten Jrrthum, Krisen durch eine Regulirung der Noten - Circulation heilen oder wenigstens mildern zu wollen. Herr Wilson is Mitglied für Westbury und Herausgeber des Economist, der besten Handels - Zeitung, die viel- leicht in der Welt existirt. Seine Rede is tie gründlichste Widerlegung aller derer, welche behaupten, die Einrichtung- der Bank von England sei Schuld, daß das Hereinbrechen der Krisis nicht verhindert wurde. Diese Einrichtung nach der Akte Sir R, Peel’s von 1844 besteht bekannilich darin, daß die Noten- Circulation der Bank von England sowohl wie der Privatbanken auf ein bestimmtes Maß beschränkt ist, Die Privatbanken in England und Wales dürfen nämlich nicht mehr Noten, als für 8,417,721 Pfd. Sterl, ausgeben, und die Noten- Circulation der Bank vou England muß sich genau nah dem Beirage der Sicherheiten richten, welche die Bank besißt, o daß dieselbe stets volllommen gedeckt is. Das Vermögen der Bank besteht in 14 Millionen Pfund (theils 11,015,100 Pfd, Original- Schuld der Regierung, theils andere Sekuritäten im Betrage von 2,984,000 Pfd.), und diese 14 Millionen nebst dem Bullion, dem Gold und Silber, welches die Bank je nach der Ausdehnung ihres Verkehrs besißt, bilden das Quantum, für welches allein Banknoten in Umlauf gesezt werden können, Steigt das Quantum des Bullion, wie bei günstigen Wechsel - Coursen, so fann die Noten - Ausgabe verstärkt, nimmt es dagegen ab, wie beim Aus- fluß der edlen Metalle, also bei ungünstigen Wechsel - Coursen, so muß die Noten - Circulation vermindert werden, Die Deckung der Noten - Ausgabe durch das Vermögen der Bank und ihre Baarschaften is unerläßliche Re- gel. Diese Einrichtung hat, wie wir schen werden, ihre Fehler, aber sie trägt keine Schuld an der Krisis, welche nah der Ansicht ihrer Gegner von der einen Scite, der Ultra-Tories in Verbindung mit den Anhängern der so- genannten birminghamer Schule, hätte vermieden werdenkönnen, wenn die Bank ohne Rücksicht auf ihre Baarschaften so viel Noten ausgegeben hätte, als man zur Betreibung der Geschäfte und zur Ausführung der unternomme- nen Speculationen brauchte, Der Jrrthum dieser Schule, wenn man sie so nennen kann, ist offenbarz; sie will ein inconvertibles Papier, weil sie das Papier oder den Kredit, der an dem Papier haftet, für das Kapital selbst hält, das doch erst da sein muß, um überhaupt Kredit zu erzeugen. Fehlt das Kapital, wie in dem gegenwärtigen Falle, wo cs durch die Ei- senbahn - Speculation verschlungen is, fo tritt die Krisis nothwendig cin, bin feine Papier - Ausgabe kann das Fehlende erseyen und die Krisis ver-

indern.

Deshalb haben auch diejenigen Unrecht, welche als die zweite Gegner- Partei das Peelsche Gese bekämpfen und die Grundsäße des freien Han- dels auf den Bankoerkehr anwenden, wenn sie von der Einrichtung der Bank nach ihren Grundsätzen eine Abwendung der Krisis erwarteten. Diese Partei stellt ohne Zweifel die gesundesten Ansichten über das Bankwesen auf, und auch der oben genannte Herr Wilson bekenut sich zu ihr, aber derselbe hütet sih wohl, die Behauptung ihrer extremen Wortführer zu un- terschreiben, daß eine Krisis durch Bank - Einrichtungen verhindert werden fönne, Da nun das Peelshe Gesey auch den erklärten Zweck hat, allen kommenden Krisen einen Damm entgegenzuseßen, und dieser Zweck durch die gegenwärtige Krisis als vollständig verfehlt nachgewiesen ist, nichtsdesto- weniger aber die Anhänger Peel's an seinem Geseß festhalten, so liegt der Bankstreit in England hauptsächlich zwischen diesen beiden Parteien, Es is

(Schluß.

Diensiag den 18 Januar.

nöthig, den Streit kennen zu lernen, um den Einfluß der von den beiden Parteien vertretenen Grundsäße einer Bank -Einrichtung auf die Krisis zu beurtheilen, L i;

Beide Parteien stimmen darin überein, daß eine Banknote zu jeder Zeit konvertibel sein muß, d. h. daß das Papier nur der Stellvertreter des edlen Metalles sein darf und denselben Veränderungen in Werth und Quantität unterliegt, wie das Metallgeld, wenn dieses das einzige Medium des Tausches wäre. Jhr Streit bezieht sich lediglih auf die Art und Weise, wie eine Papier-Circulation streng innerhalb der Geseße, welche die Bewegung ciner rein metallishen Circulation bestimmen, aufrecht erhalten werden kann, Zwei bedeutende merkantilische Autoritäten unter den londo- ner Banquiers sind die praktischen Wortführer dieses Streites, Herr Thomas Tooke und Herr Samuel Jones Loyd. Der Erstere behauptet: So lange Banknoten jeder Zeit nah dem Willen ihres Besißers in Geld um- gewechselt werden können, wird ihre Circulation niemals das erforderliche Maß übersteigen, sondern stets in ihrer Quantität der Masse des baaren Geldes entsprechen, welche erforderlih sein würde, wenn die Circulation eine rein metallische wärez ferner , eine wie große Masse von Noten auch von den Banken als bloßes Mittel, Kapital-Anleihen zu gewähren, über den Bedarf der Circulation hinaus, ausgegeben werden, dieselben kehren sofort zu ihrem Ausgeber zurück und vermehren in keiner Weise die Cir- culaiion oder drücken den Werth der Noten herunter; endlich, der Umfang einer konvertibeln Papier-Circulation wird durch die Bedürsnisse des Pu- blifkfums, nämlich durch die Anzahl und die Ausdehnung der damit zu ver- richtenden Geschäfte, bestimmt und kann niht nah dem Willen des Aus- gebers geregelt werden, kurz, alle Vorschüsse, welche Banken über den Be- trag des für die Geschäfte des Landes erforderlichen Geldes leisten, werden aus den Kapitalien der Banken geleistet und vermehren nicht die Circula- tion. Deshalb können auch die auswärtigen Wechsel-Course nicht nah dem Willen der Noten ausgebenden Banken durch irgend eine Operation auf die innere Circulation des Landes gebessert werden. Es folgt hieraus, daß man der Noten-Ausgabe keine geseßliche Schranke entgegenzuseßen-braucht.

Herr Lovd dagegegen, dessen Grundsäze, als die des reichsten und er- fahrensten londoner Banquiers, Sir R. Pecl bei dem Entwurf seines Ge- seßes bestimmt haben, behauptet, daß die Konvertibilität alleiín nicht eine hin- reichende Schranke gegen das Uebermaß und die daraus folgende Ent- werthung des Bank-Papiers sei, daß also noch andere Mittel nöthig wären, um eine gemischte Circulation von Papier und Gold oder Silber auf der Grundlage einer rein metallishen Circulation zu erhalten. Er nimmt an, bei einer rein metallishen Circulation habe jede Verminderung oder jeder Zuwachs des Bullion in der Bank von Cugland die entsprechende Wirkung, den Umfang der Circulation zu vermindern oder zu steigern, und wenn deshalb eine Papier-Circulation in ihrer Quantität und ihrem Werthe genau mit der metallischen übereinstimmen solle, so müßten auch die zirkulirenden Noten genau in demselben Verhältniß, wie das Bullion in der Bank, ab - und zunehmen. Deshalb stehe es in der Macht derer, welche die Noten ausge- ben, ungünstige Wechsel-Course dadurch wieder günstig zu gestalten, daß sie der Circulation einen dem ausgeführten Bullion gleichen Notenbetrag ent- ziehen, denn, behauptet Herr Loyd, wäre das coursirende Geld reines Me- tallgeld, so wäre das ausgeführte Bullion ter Circulation entzogen, L

Die jüngste Krisis hat diese leztere Ansicht vollständig widerlegt. Es

fand ein bedeutender Ausfluß von Bullion aus den Koffern der Bank statt, aber die Circulation der Noten hatte sih eher vermehrt, als vermindert, so große Anstrengungen die Bank auch machte, ihre Noten einzuziehen und durch Beschränkung der Circulation dem Ausflusse des Bullion zu begeg- nen. Man vergleiche nur den Bank - Status im Monat September 1846 mit dem im Monat April 1847, Am 12, September 1846 hatte die Bank an Bullion 16,354,600 Pfd., am 17. April 1847 war dieser Betrag in Folge der Getraide-Cinfuhren und Eisenbahn - Einzahlungen auf 9,330,000 Pfd. zusammengeschmolzen, hatte also um 7,024,009 Pfd. abge- nommen. Die Circulation der Noten hätte nun nach Herrn Loyd's Prinzipien mit dieser Abnahme gleichen Schritt halten müssen, aber sie be- trug am 12. September 1846 20,982,000 Pfd. und am 17. April 1847 21,228,000 Pfd. , zeigte also im Gegen‘heil eine Steigerung von 246,000 Pfd. Das Râäthsel löst sich einfah dadurch auf, daß die Summe von 2 oder 21 Millionen Pfd. Noten dem Lande zur Betreibung seiner ordnungs- mäßigen Geschäfte durhaus nöthig war und sh durch keine Operation der Bank verkürzen ließ, daß, wenn die Bank dem Ausflusse des Bullion durch Einziehung des entsprehenden Betrags von Noten begegnen wollte, ihr Re- serve - Fonds sofort durch Anleihen gegen Sicherheit oder Diskontirung von Wechseln angegriffen ward und hierdurch die Noten - Circulation auf dem alten Standpunkte festgehalten wurde. Jn dem obenbezeichneten Zeitraum hatte sich in der That der Reserve - Fonds der Bauk um 7 Mil- lionen Pfd, vermindert, indem allein die Sicherheiten von 24 auf 30 Mil- lionen, darunter für 18 Millionen Privat-Sicherheiten, gestiegen waren und die Anzahl der Wechsel unter Diskonto gegen 6 Millionen Pfd, absorbirt hatte. Diese Thatsachen stellen den Grund - Jrrihnm der Lovdschen Bank- Theorie und den Fehler der Bank - Einrichtung Sir N. Peel's ins Licht. Derselbe besteht einfach in der Verwechselung von Circulation und Kapital, von Geld und Bankbullion. Man glaubt, das umlaufende Geld oder dice Circulation der Bank sei das ganze dem Publikum zu Gebote stehende Ka- pital, Zund ein Ausfluß des Bullion, welches dics Kapital \{chmälere, müsse gleichzeitig von einer Schmälerung der Circulation begleitet sein, während doch die zirkulirende Banknote weiter nichts als ein Werkzeug zur Circu- lation von Kapital, zur Uebertragung eines Anspruchs an Jemanden auf cinen Dritten, aber keinesweges Kapital selbst is. Das Kapital offenbart sih in den Deposits der Banken, in den deponirten Sicherheiten und den zu diskontirenden Wechseln und bedingt hierdurch den Umfang der Circu- lation, der ohne Zuthun, je nah dem Erscheinen von Kapital, von selbst stcigt und fällt und von dem vorhandenen Bullion allein nicht abhängig sein kann. Deshalb ist der Zwang, den die Peclsche Akte der Bank auf- erlegt, ihre Circulation mit der Abnahme des Bullion einzuschränken, durch- aus überflüssig, weil er fruchtlos is und den beabsichtigten Zweck durch Be- \hränkung der inneren Circulation auf den auswärtigen Wechsel-Cours und dadurch auf das Zurückfließen des Bullion zu wirken, verfehlt. Vortrefflich hat dies Herr Wilson in seiner Rede nachgetviesen. Dersclbe sagte:

„So weit ih die Theorie der Bankbill von 1844 verstehe, so besteht dieselbe darin, daß, sobald die Wechsel-Course fallen, die Bank ihre Circu- lation einschränken soll, daß mit dieser Einschränkung der Circulation die Preise fallen, mit dem Fallen der Preise Ausfuhren von Waaren stattfinden, dagegen die Cinfuhren eingestellt und so die ungünstigen Wechselcourse wie- der regulirt würden. Diese Theorie seßt voraus, daß die Bank die Macht hat, die Circulation der Noten nach ihrem Gefallen auszudehnen oder zu beschränken. Jch bestreite es aber, daß die Bank diese Macht hat, so lange wir die Konvertibilität der Noten festhalten. Bei einem inkonvertibeln Pa- piergelde könnte sie allerdings die Quantität der Noten nach Belieben stei- gern und vermindern, aber in dem anderen Falle ist die Konvertibilität jur sih hon das Maß der Quantität, die das Publikum festhalten wird. Man wird im Allgemeinen zugeben, daß das Publikum niemals eine gropere Quantität Noten besißt, als zu den allgemeinen Zwecken des Handels nö- thig ist, und wollte also die Bank ihre Circulation beschränken, so könnte sie dies nur dadurch bewirken, daß sie einen Theil der zur Betreibung des Handels im Junern absolut nöthigen Noten dem Publikum entzöge. Ge seyt, die Bank wolle ihre Circulation beschränken, wie ans sie das betverk- stelligen? Sie verkauft für 500,000 Pfd. Exchequer - Bills „oder andere Sicherheiten, schickt dieselben einem Mäkler zu, der sie an die Börse bringt 1 nd dort vielleicht an fünf Persouen, an jeden 100,000 Pfd., verkauft, Ér erhält von jedem einen Checque von 100,000 Pfd. auf dessen Banquier oder möglicherweise auch auf die Bank von England, aber dies ändert nichts in der Operation. Geseßt, die Checques lauteten auf die Bank von England, da die Aussteller derselben dort Deposits haben , so werden jene Summen einfach durch diese debitirt, Die Deposits der Bank verringern sih um den Betrag, und der Reserve-Fonds wird um \o viel versnehrt, aber die Circu- lation bleibt dieselbe, und nicht eine einzige Note wird eingezogen. Lauten dagegen die Checques auf die Banken der Lombardstreet und der Mákler fordert dafür 500,000 Psd. Sterling Noten, \o werden

jene Banken, da sie immer nur so viel Noten halten, als das Geschäft des Tages erfordert, die Checques der Bank von England zuschickden und