1848 / 52 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Königliche Garantie zur Erhaltung des Geseßes und der Constitution un- seren innigsten Dank zu äußern, um so mehr, als wir mit größerer Freude aus dem Königlichen Reskript erfahren haben, daß in der glücklichen Lö- sung der ernsten Aufgaben des jeyigen Reichstages Ew, Majestät das Fun- dament zum Glüccke des Reiches, so wie die Erfüllung des sehulichsten Wunsches des väterlichen Herzens erblicken; wozu mit allem Fleiß beizutra- gen unser heiligster Beruf seiu wird.

„Das Vertrauen und die Liebe der Völker is die Stühße der Throne. Das Verirauen und die Liebe des Königs die Glorie der Völker, Die Vereinigung des Willens der Völker und der Könige ist die Macht der Länder.

„Das gnädige Königl, Reffript is zur Zerstreuung einer Besorgniß gerihtet und dient als Pfand, daß die nicht aufzuschiebenden Zeitfragen in constitutioneller Richtung Erledigung finden werden, und die uicht ausster- bende Liebe der Nation wird das süßeste Bewußtsein erhalten, wenn Ew, Majestät überzeugt jein werden, daß das treue Ungarland , wie jeßt, auch in Zukunst nie aufhören wird, immer die feste unershütterliche Siüze des Thrones zu sein.

„So wird cs geschehen, daß die Absicht des Königs und die Wünsche

dcr- Nation zusammenfließen, das Reich frei und stark, die Regierung Ew. , t

Majestät mächtig und herrlich scin wird. Die wir übrigens u. #, w.“

Der obige Repräsentations-Vorschlag wurde in der Cirkular-Siz= zung am 12. Februar mit 34 Stimmen gegen 18 angenommen und in der darauf folgenden Reichssißung der Stände beibehalten und authentisirt.

Verona, 10. Febr, (A. Z.) Vor ein paar Tagen wurde dér sogenannte „Fürst Gonzaga““ (der Pole Murzinowski 7) unter Begleitung eines Polizei-Beamten und dreier Gendarmen nach Tyrol abgeführt. Ueber das weitere Ziel der Reise liefen verschiedene Ver= muthungen um, es gab sogar deren, die an die Abordnung eines be- sonderen Gerichtes zur Untersuchung der Angeschuldigten dachten.

Vieles Aufsehen macht eine kleine Broschüre, die das Datum: „„Mailand, den 18, Dezember 1847“, und den Titel trägt: „Tudi- rizzo degli Ttaliani di Lombardia alla Congregazione centrale lombarda.” Sie geht hier von Hand zu Hand und bezeichnet mit Kürze die Beschwerden und das in den Augen Vieler einzige Mittel der Abhülfe. Der Verfasser hält sich zunächst an die vom Feldmar \chall Bellegarde am 16. April 1815 erlassene Kundmachung des Pa- tents über die Organisirung des lombardish = venetianischen Künig- reichs, die daselbst als eine der Neigung und den Gewohnheiten der Ftaliener entsprechende bezeichnet wird (e l'organizzazione del Regno sarà conforme anche alÞ indole ed alle abitudini degli Ttalian), er verweist auf die Vereinigung der geseßgebendeu und administrati= Leitung in den Behörden zu Wien a!s auf die Quelle aller Schwie= rigkeiten und Jrrungen, welche die italienischen Juteressen, vielleicht ohne es selbst zu wollen, kreuzen ; diesen seien die Mißstände gefolgt, worüber sich die Lombarden und Venezianer beklagen. Die National- Vertretung habe Mutz und Würde, ja selbst die Stübe der öffeut- lien Meinung eingebüßt; diese leßtere im Zaum zu halten, sei man gezwungen gewesen der Censur und Polizei allzu großen Spielraum zu gestatten. Eine Verfassung gleich der von Ungarn wird als Jdeal für die Zukunft der wälschen Provinzen hingestellt, diese sei „die ein= zig mögliche Basis eines dauerhasten Friedens zwischeu Oesterreich und dem gesammten Jtalien,“

Aan el M.

Paris, 16. Febr. Vorgestern Abend empfing der Köuig den päpstlichen Nuntius, den sardinischen Botschafter und den schwe= dischen Gesandten. An demselben Tage hatten die Minister Guizot, Duchatel und Hebert eine dreistündige Konferenz mit Sr. Majestät gehabt. Ueber die Deputation, welche dem König am Abend die Adresse der Deputirten-Kammer überbrachte, und über die Deputirten, die sich ihr angeschlossen hatten, enthält heute das Journal des Débats folgeude genaue Angaben: „Ueber 200 Deputirten waren mét der großen Deputation in den Tuilerieen ershieuen. Von den zu Méitgliedern der Deputation durchs Loos Ausersebenen blieben die Herren Graf von Villeneuve, : Tribert, Darnaud, Jollivet und Lon Talabvt: as, Auch Her Lacrofsse , einer der Kämnitr= Secretaie, war abweseuo, Unter den anwesenden Mitgliedern der Opposition befanden sich Herr Abraham Dubois von der linken Seite und die Herren Allard und Herzog von Neggio vom linken Centrum.“ Nach dem Commerce waren unter den Ma= joritáts - Deputirten, die sich der Deputation anschlossen, vier, die bei der Ameudementé-Frage gegen das Ministerium gestimmt, und unter den durhs Loos gezogenen zwanzig Mitgliedern der Deputation acht, welhe gegen die Phrase des leßten Paragraphen stimmten, worin von feindlichen und blinden Leidenschaften die Nede is. Drei dieser acht ( #. oben) begaben si iu die Tuilerieen, die übrigen fünf aber, welche den verschiedenen Schattirungen der Opposition angehören, nahmen au Ueberreiczung der Adresse keinen Antheil, was, nach dem Commerce, auf den Köuig einen peinlichen Eindruck zu machen schien. : S

Das in Paris projektirte Reform-Bankett wird aus Unterzeich= nern und Zustimmenden bestehen, Man zählt jeßt bereits mehr als 25,000 Zustimmende, die zur Nationalgarde gehören. Die National= gardisten werben in bürgerlicher Trachï die Mitglieder des Comités, die Kommissäre, Deputirten und andere Unterzeimer begleiten. Es ist beschlossen worden, daß die Unterzeichner und die Zustimmenden, falls bei ihrem Eintreffen am Orte des Baufkettes die Polizei ein- \{reiten würde, sich nach zwei Seiten zurückziehen sollen, um nicht den mindesten Vorwand zu Ruhestörungen zu geben. Von den legi- ttmistischen Deputirten werden drei dem Bankette beiwohnen, es siud die Herren Berryer, Larochejacquelin und von Genoude. Alle pari- ser Polizei-Kommisjäre jollen gestern versammelt gewesen sein, um sich über die zur Erhaltung der Ruhe zu treffenden Vorkehrungen zu berathen. Dem Constitutionnel zufolge, haben alle Garnisonen der nächsten Gegenden um Paris die ubthigen Befehle empfangen,

sich bereit zu halten, so daß ubthigeufails mit Hülfe der Eisenbahnen sehr schuell, 60—80,000 Mann “nach der Hauptstadt winden gezogeit werden fönnen. Die Kasernen sollen mit Munition und Lebensmitteln auf fünf bis scechs Tage versehen werden uud in Vinceunes die Ar- tillerie-Batterieen in {ußfertigen Stand geseßt scin.

An Odilon Barrot hat Emil vou Girardiu, ehe er der Deputirten- Kammer seine Entlassung einreíchte und uo vor der Schluß-Abstim- mung über den leßten Adreß - Paragraphen, folgeudes Sthreiben in Bezug auf das Verfahren ter Opposition gerichtet : E

„Ehrenwerther Kollege! Wird die Minorität, welche der Minister des Innern gestern niedergetreten, von einem Minoritätsstreich sich wie die Sache, so das Wort breitshlagen lassen? Oder wird die Majorität, als Buße für ihre Unklugheit , durch einen Minoritätsstreich aufgelöst werden ? Das ist die Alternative. Es giebt ernste Lagen, wo erörtern zaudern heißt, wo es zu handeln gilt und nicht zu berathen, wo die Soldaten uur ihrem Anführer zu folgen haben. Von einem Tage, einer Stunde, einer Minute hängt Gewinn oder Verlust einer Schlacht ab. Jeden erfochtenen Sieg verdankt man cinem Fehler, den man zu benugen weiß, Das Ministerium hat sich im März des legten Jahres eine bewundernswürdíge Gelegenheit entgehen lassen, die Regierung populair zu machen. Wird die Opposition denselben Fehler begehen? Wird sie sich eine bewunderungswürdige Gele- genheit entgehen lassen, sich von einer langen und traurigen Ohnmacht zu erholen? Wenn der Paragraph votirt wird und Sie dann Jhre Entlassung eingeben und wie können Sie umhin, dasselbe zu thun, was Berryer im Jahre 1844 gethan ? so wird nothwendig die ganze Opposition Zh- xem Beispiele folgen, Jh nehme weder Herrn Thiers, noch Herrn von Re-

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musat, noch Herrn Dufaure aus. Ein solcher Aft einhelliger Entschlossen- heit tilgt alle Meinungsschattirungen der Opposition ; er gleicht alle Wider- sprüche, alle Jnkonsequenzen aus. Welchen Entschluß aber die Opposition auch fasse, der meinige i gefaßt: soglei, nachdem der Paragraph votirt ist, werde ih meine Entlassung einreihen. Jch wünsche weder, noch fürchte ih, ganz allein zu sein. Dienstag Morgen, 8. Februar. E. von GHi- rardîin.“

Dem Courrier français zufolge, hat der Minister = Nath bereits über die Vorlegung eines Geseß-Entwurfs gegen die Baukette und politischen Versammlungen sich berathen. Herr Duchatel, wel- her täglih von den Präfekten Briefe empfange, worin sie meldeten, daß neue Reform-Bankette in den Departements vorbereitct würden, und daher um Verhaltungs - Regeln bäten, habe ihuen diese jebt in cinem Sendschreiben ertheilt, das genau bestimme, welches Verfahren sie den Bauketien gegenüber einzuschlagen hâtten,

Es heißt, daß die König'iche Verordnung schon bereit liege, welche dem Marschall Bugeaud zum Ober-Befehlshaber der ganzen Besazung der Hauptstadt und der Baumeile erneunen werde,

Der „Nettuno“/, der den ehemaligen neapolitanischen Polizei- Minister Delcarretto am Bord hattte, war, nachdem es ihm nicht hatte gelingen können, demselben Aufnahme in einem oder dem an- deren italienischen Staate zu verschaffen, nah Neapel zurückgekchrt und zu Gaëta von Anker gegangen, hatte aber alsbald die Weisung erhalten, Herrn Delcarretto nach Marseille zu bringen. Die dortige Ankunft dieses Ex-Ministers gab daselbst Anlaß zu einer aufrührerischen Demorstration. Zahlreiche Gruppen von Siciliganern und Neapoli- tanern, vou denen eimge früher -durch polizeilihe Maßregeln Deicar=- retto’s betroffen worden waren, versammelten sich in der Nähe des marseiller Forts St. Jean, -bei welhem der „Nettuno““ vor Anker lag, und gleichzeitig wurde ‘dieses Schiff von Barken umgeben, die mit Jtalienern gefüllt waren, und aus denen si tumultuarisches Ge- \{chrei und Zischen vernehmen lies. Um Herrn Delcarretto vor Un- bilden zu schüßen, brachte man ihn sofort nah der Quarantaine- Anstalt.

Das Schreiben, welches Abd el Kader vom Fort Lamalgue aus au den König gerichtet hat, lautet: „An den großen, den edelmüthi=- gen, den hochherzigen Sultan der Franzosen. Jch begehre von Dir, mich, wie man es mix versprochen hat, in ein muselmännisches Land, nah Mekfa oder Alexandrien, gehen zu lassen. Jch werde dort aile Dinge unserer Religion üben; ih werde uich dem Nachdenken, dem Gebete hingeben; ich werde in den Fußtapfen meines von den Gläu- bigen so sehr verehrten Vaters einhergehen. Frankreich ist groß und hón, gerecht und hochherzigz die Nation ist stark, und Du wirst thun, was ¡ch von Dir begehre.“ Ju Folge dieses Schreibens, auf dessen Forderung der Cmir seitdem beharrte, soll sich die Regierung ent- {losen haben, ihn nah Aegypten bringen zu lassen.

Hier hat einer der bedeutendsten Kornhändler, David, seine Zahlungen eingestellt. Die Passiva sollen sih auf 2 Millionen, die Aktiva auf nur 300 350,000 Fr. belaufen. Die Bank von Frauk-= reih soil für 600,009 Fr. Papier von ihm in Händen haben. Jn Moutargis hat das Haus Salmon u, Söhne mit mehr als 15 Mil- lionen fallirt,

Auf telegraphishem Wege geht uns die Nachricht zu,

daß das Reform - Bankett zu Paris abermals, angeblich bis zum O0

,22sten vertagt sei. Anderweitige Gerüchte wollen wissen, daß die

Opposition sich selbst entschlossen habe, die Sache gänzlich aguf- zua e zugeben,

x Paris, 16, Febr. Die von der am Sountag veranstalte- ten Versammlung der Opposition eingeseßte Kommission für das Be- treibeu ter Bankettsache hat sich gestern Abends von neuem versam= melt und ist eudlih zu einem Beschlusse gekommen. Das Bankett so!l sonah am nächsten Sonntag Mittags stattfinden. (S. die gestrige telegraphische Nachriht unter Paris.) Die Deputirten der Opposition werden sich um 1 Uhr Nachmittags auf dem Plaße vor der Madeleine in demselben Hotel Mariton versammeln, in welchem auch die Versammlung am leßten Sonntag stattgehabt hatte. Von da werden ste sich zusammen nah dem für das Baukett nun ausge= wählten Lokale begeben. Eine sehr lange und lebhafte Berathung war diesem Veschlusse vorangegangen, Eine beträchtliche Anzahl von Mitgliedern nämlich hatte sich gegen die Wahl des Sountags aus gesprochen und {lug vielmehr den Montag vor. Allein dagegeu erhob die Majorität lebhaften Widerspruch, und zwar wurden man- cherlei Gründe gegen den Montag geltend gemaht. Der vorzüglichste aber, welcher auch endlich die Entscheidung herbeisührte, war die Besorg- niß, daß, wenn mau einen Arbeitstag während der Woche wähle, die Arbei= ter daun ihre Werkstätten verlassen und in Blousen herbeikommen würden, um an der Demonstration Theil zu nehmen, wogegen sie au einem Sonn- tage wahrscheinlich von selbs in die elysäishen Felder gehcu, und zwar mit ihren Frauen und Kindern, und gerade in leßterem Um- tande erblickt man eine Bürgschaft der Orduung, an deren Erhaltung auch deu Unternehmern des Bauketts so sehr gelegen i, als irgend- wem, weil sie wohl die {were Verantwortlichkeit fühlen, die sie auf sih laden würden, wenn es wirklich zu ernsten Ruhestörungen in Pa- ris fäme. Uberale und Radikale sind daher entschlossen, für Auf= rechthaltung der Ordnung zusammenzuwirken. Mehrere der radifaglen Deputirten sind sogar zu den Führern jener Parteien des Volks ge- gangen, welche in dem Blatt Ne forme ihren Ausdruck und in des= sen Redacteureu ihre vorzliglihsten Vertreter finden, um deuselben qufs bestimmteste zu erklären, sie würden durchaus uicht dulden, daß irgend etwas geschehe, was zur Unordnung führen könnte. Mau hatte anfangs die Wohnung des Generals Thiars (radikalen Kammer= Mitgliedes für das Arroudissement von Chalons an ter Saone) zu Abhaltung des Banketts ausersehen gehabt, nahdem die Jdee, das Baukett außerhalb Paris zu Corbeil oder Saint Denis zu hal- ten, wieder aufgegeben wordén war. Allein nachdem man sich auch davon überzeugt hatte, daß das Lokal des Generals Thiars zu be- shränkten Raum bietet, wurde Herr von Courtais beauftragt, in den elysäischen Feldern ein passendes großes Lokal aufzusuchen, welches mehrere Tausend Gäste aufzunehmen geeignet wäre, Herr von Cour= tais, gleichfalls der radifalen Partei der Kammer angehörend, hat nun bereits seine Schritte begonnen, findet aber von Seiten der Eigenthüs mer der Häuser in den elysäishen Feldern übcrall große Schwicrigfkei= ten, so daß der Plan noch daran scheitern könnte, wenigstens insoweit er die elysäishen Felder betrifft, Viele Oppositions-Deputirte sind in lebhafter Angst vor der Bahn, welche sie betreten, und welche se an- dererseits auch nicht zu verlassen den Muth haben; doch beträgt die Zahl der Oppoßitions-Deputirten, welche bereits dem Entschlusse der Freunde der Herrn Dufaure und Billault beigetreten sind, nämlih dem Baukett nicht beizuwohnen, bereits 36, und es wird si zeigen, daß am Sonntag im entscheidenden Augenblick noch gar mancher VDp= positions-Deputirte nicht ersheinen wird, ohue vorher eine ausdrü- liche Erklärung desfalls abgegeben zu haben. Die Garnison von Paris erhält sehr bedeutende Verstärkungen , gestern und heute sind schon zahlreihe Abtheilungen eingerüct.

Die Deputirten-Kammer hat heute in ihren Büreaus drei Ge- seßentwürfe vorläufig besprochen, nämlich erstens den, welcher den Beamten untersagt, über ihren Rüctritt gegen Geld zu unterhandeln, Viele Mit- glieder, darunter die Herren Vivien, Paillet, Combarel de Leyval, Marquis, Etienne, verlangten, daß zu sicherer Erreichung des Zwecks auch eine Straf- Bestimmung gegen die Zwischenträger in das Geseß aufgenommen werden

und die Schuldigen vor den Assisen oder vor den Zuchtpolizeigerihten ab- geurtheilt werden sollten. Alle ernannten Commissaire sind d , Ses

Entwurf günstig. Der zweite Gesehentwurf betraf den Verkauf {n Gesey- auf dem Felde; der dritte den Betrieb der Eisenbahn von ‘Berséi die Chartres, Dieser leytere Entwurf will den Betrieb jeuer Bahn der Gesell chat der Eisenbahu nach Versailles (rechtes Ufer) auf wenigstens 3 Zah e überlassen, oder jedenfalls so lange, bis die Konzession der ganzen West- bahn definitiv ertheilt sein wird. Die ernannten Commissaire sind dem Entwurf günstig.

In der öffentlihen Siyung der Deputirten - Kammer wurde die Ver- handlung über den Rechnungs-Abschluß für 1845 fortgeseßt. Zuerst wurde das Ende des Budgets des Ministeriums des Jnuern ohne Diskussion an- genommen, dann zum Budget des Ministeriums des Ackerbaues und des Handels übergegangen, Bei Kapitel © machte Herr Beaumont (von der Somme) Bemerkungen über die Beförderung der Seefischereien, Er drüdt scine Verwunderung darüber aus, daß auf der einen Scite die Zahl der ausgerüsteten Schiffe abnehme, auf der anderen die für Beförderung de- Scesischerei auSsgeseßten Summen aber wachsen, Nachdem der Commissair des Königs Aufflärungen darüber gegeben, behauptet Herr Chegaragay diese Anomalie komme daher, daß man Geldentschädigungen an die Schiffs, Patrone verleihe, selbs wenn die Maunschaften der Schiffe nicht vollzählig seien. Das sei eine Betcügerei, auf welche er die Aufmerksamkeit der Ne- gierung lenken müsse, Herr Levavasseur behauptet, der Stokfischfang habe Fortschritte gemacht, in dieser Judustrie wie in allen anderen habe der Ertrag zugenommen, Die Bemerkungen des Herrn Chegaray scheinen ihm nicht gegründet, Man müsse sich nicht allzu streng zeigen in einer so wich- tigen Sache, wie es die Zunahmeder sranzösischen Seebevölkerung sei. Nach noch einigen Bemerkungen wird das Kapitel augenommen. Herr Jsambert berührt eine Nenten-Einschreibung von 22,000 Fr. im Namen des Sanitäts - Eta- blissements von Marseille. Der Commissair des Königs: Der von dem Nechnungshofe in diesem Betreff ausgedrückte Wunsch werde erfüllt werden, Hiermit waren die Rehnungen dieses Ministeriums geregelt, Das Budget des Ministeriums der öffentlihen Arbeiten kömmt an die Reihe Herr von Naineville fragt, ob in Rücksicht auf die Lage des pariser Plaßes und der Ereignisse in Europa die außerordentlichen Arbeiten nicht würden vermindert werden, Der Minister der öffentlichen Arbei- ten: Es handle sich nicht um zu machende, sondern um bereits gemachte Ausgaben, Beim Budget von 1849 könnien die Bemerkungen des Depu- tirten Plaß greifen. Nach unerheblichen Bemerkungen über einige andere Kapitel köinmt man mit diesem Budget zu Ende, und das des Krieges wird vorgenommen, Herr Lessevs interpellirt den Minister in Betreff der Bewaffnung der Forts und des Platzes von Paris. Der Minister müsse Nechen- schaft darüber geben. Die Kanonen sollten bereits zu Bourges sich befinden, seien aber nicht dort. Ob sie nicht etwa zu Vincennes seien? Der Kriegs-Minister: Das Gesey sci vollzogen, die Kanonen gegossen, nur die Laffetten verursach= ten Verzögerung, weil das Artillerie - Comité an denselben Veränderungen vornehmen lasse. Zu Vincenn-s seien die Kanonen nicht, Herr Lesseps: Ob fie deun in deu Forts seien? Es seien wenigstens 1200 Kanonen gegossen, aber sie befänden sich nicht zu Bourges. Herr Allard: Er sei von dem Vollzuge des Geseßes von 1845 überzeugt, Er schäye die Zahl der gegossenen Kanonen auf 1400, sie seien aber weder zu Vincennes, noch in der Umgegend von Paris, sondern bis zur Auffindung eines geeigneten Terrains zu Bourges blieben sie zu Straßburg, Douai und Toulouse,

Die Pairs-Kammer setzte heute die Diskussion des Gesehes über die Arbeit der Kinder in den Fabriken fort, uud zwar die der Artikel.

Neuere Nachrichten aus Havre bestätigen, was ih gestern schon von der Einstellung der Zahlungen des Hauses Charles Dubois mel= dete, Dasselbe hatte eine Hanvelsbank, in welcher viele Bewohner von Havre Gelder niedergelegt hatten, so daß natürlich die Nachricht von dem Unfalle dieses Hauses großes Aufsehen daselbst machte. Uebrigens hat die erste genaue Untersuchung dex Bücher ergeben, daß die Lage doch \o \{hlimm uicht is und nur von einer augenblicklichen Störung, nicht von einem Fallissement die Rede sein kann, so daß Hoffuung bleibt, dieses Haus werde bald seine Geschäfte wieder fort- seßen können,

Großbritanien und Irland.

Londvua, 15, Febr. Jhre Majestät die Königin hielt gestern im Buckingham=Palast Hof. Der Gesandte Dänemarks, Graf von Reventlow, batte eine Audienz, in welcher er mit der amtlichen Noti= fication von dem Ableben des verstorbenen Kbuigs von Dänemark seine Beglaubigungsschreiben von seinem nçcuien Souveraiu überreichte. Sir Stratford Canning wurde der Königin nach seiner Rückkehr aus der Schweiz zum erstcumale vorgestellt und erhielt den Königlichen Abschico zu seiner Reise nah Konstantinopel, e

Die Verhandlungen des englischen uud amerifanischen Post-Amtes über cin gleichmäßiges Porto haben sich wieder zershlagen, Von beiden Theilen wird behauptet, volle Gegenseitigkeit angeboten zu haben,

Die Parlamentsverhandlungen waren heute unbedeutend. Das Unterhaus hielt nur eine kurze Sißung. Der Ausschuß, welcher mit der Yrüfung der Wahlen beauftragt ist, hat darauf angetragen, die Stadt und den Hafen Great-Yarmouth des Wahlrechtes zu be= rauben, da die Einwohner bet der leßten Wahl sich Bestehungen haben zu Schulden kommen lassen. Sir G. Grey erwiederte auf eine Anfrage, es sei nicht möglih, gengu die Zahl der Menschen anzu= geben, welche während der beiden leßten Jahre in Jrland vor Hun- ger gestorben seien. Lord J. Russell erklärte, daß nächstens ein Ge« \-bvorshlag eingebracht werden würde, um die Einkünfte des Erz= bisthums Canterbury zu regeln; indeß beabsichtige die Regierung nicht, die durch ein früheres Geseß bestimmten 15,000 Pf, St. zu vermindern, Die librigen Verhandlungen bezogen sich auf den Bau der neuen Parlamentshäuser, deren große Kosten Unzufriezenheit ver= ursahten. Sowohl Sir Robert Peel ass der Earl of Lincoln, zu dessen Verwaltungszweig dieser Bau uuter dem vorigen Ministerium gehört hatte, uahmen sich des Baumeisters, Herrn Barey an. Zum Schluß ging die Neuseeland-Bill durh das Comité, und das Haus vertagte sich, als der Schabkanzler seinen Autrag auf Konstituirung des Hauses zum Budget-Comité für heute zurückgenommen hatte,

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Brüssel, 17. Febr. Der König hat neuerdings 20,000 Fr. zur Verfügung für die beiden flandrishen Provinzen auf seine Civil= liste anweisen lassen, Ucçberall regt sich der Wohlthätigkeits-Sinn zu Gunsten der dortigen Nothleidendenz es haben sich in Gent und Autwerpen Comités zur Sammlung von Beiträgen gebildet, und in leßterer Stadt allein beliefen sich die Einzeihnungen binnen wenigen Tagen auf 60,090 Fr. Jn Brüssel foll zu demselben Zweck eiue Gemälde- Ausstellung veranstaltet werden.

S weden und Vorwegen.

Christiania, 11. Febr. (B. H.) Borgestern Mittag ver- sammelten sich die Repräsentanten, und kurz vor d Uhr erschien der Reichsstatthalter Severin Lövenskjold, gefolgt in Prozession von den Mitgliedern der norwegischen Regierung, des Höchstengerichts, der Universität u. #. w., im Storthings-Saale. Der Reichsstatthalter verlas einen offenen Brief des Königs, worin derselbe sein Bedauern ausspricht, behindert zu sein, den zwölften ordentlihen Storthing in Person zu eröffnen, und dem Statthalter die desfallsigen Vollmach= ten überträgt. Sodann verlas der Reichsstatthalter die Königliche Rede, worin der König, behindert, das Storthing persönlih zu er« öffnen, den Repräsentanten seinen Willkommsgruß und seine Wünsche ausspricht, däun auf die vorjährige Lebensmittelnoth übergeht, bedauert, noh verhindert gewesen zu sein, st{ch mit der Königin in Norwegen krönen zu lassen, aber hofft, diesen Sommer die Krönung vornehmen

lassen zu könuen, das freundschaftlihe Vernehmen mit sämmtlichen Mächten anzeigt, Vertrauen zur Mitwirkung des Storthings zu Ge- seßes-Vorschlägeu über Unterricht, Re{chtswesen, Handel, Schifffahrt, Landbau, Fischerei, Postwesen, Straßenwesen u. st. w. ausspricht.

S ch weiz.

Tagsatzung. Sihung vom 14, Februar. Jn dieser Sigung fam, nah Verlesung und Genehmigung der Protokolle, nicht die erwartete Beantwortung der Kollektivnote an die Tagesordnung, sondern, nachdem Genf und Solothurn sih für Abhaltung des eid-

enössishen Lagers, Baselland für Verschiebung der eidgenössischen A isereilun des urnerischen Kontingents, Schaffhausen und Baselstadt für den Antrag der Neuner-Kommission zur Empfehlung eiuer „m0g- lihs| umfassenden Amnestie““ an die Regierungen der Kautone des ge=- wesenen Sonuderbundes erklärt, wodurch nun das ganze Dekret eine Mehrheit von 12 Stimmen erhält, werden einige Anträge des Kriegé- rathes behandelt. Dem Herrn Hiltbrunner von Worb, Kriegs-Kom- missariats-Beamter mit Majors-Rang, wird die verlangte Entlassung ertheilt, eben so mit Mehrheit der Stimmen dem Stabs-Major Ro- modi aus Graubündten, gegeu den Autrag des Kriegsrathes, wel- cher auf Streichung anträgt, da ihn vorzüglich Graubündteu (Abys) in Schuß nimmt, währeud Luzern (Dr. Steiger) die Sache wieder dem Kriegsrathe zuweisen will. Ueber die Protestation des Artillerie - Majors von Rougemont gegen seine illegale Streichung aus dem eidgenössishen Stabe wird auf den Antrag von Zürich zur Tagesordnung geschritten. Die Vorschläge des Kriegsrathes für Ver- mehrung der Divisions - Aerzte von 6 auf 9 werden hinsichtlich der Vermehrung genehmigt und die Wahlen sogleih vorgenommen. Jn einer verlesenen Zuschrift des General Dufour verlangt derselbe seine Entlassung aus dem Dienste, da er seine Mission als beendigt be- trahte. Es gelangen nun die lebthin vershobeneu Anträge der Neu= ner -= Kommission zur Berathung, nämlich die sofortige Entlassung des Generalstabes und die Bevoillmächtigung des Vororts, die eidge- nössishen Repräsentanten unter Verdankung ihrer Dienste entlassen zu können, welhe Anträge ohne Widerstand genehmigt werden. Auf den Antrag des Kriegdrathes wird dem Gesuch von Wallis um Ver= \chiebung der eidgenössischen Juspection seines Bundes - Kontingents entsprohen. Ueber die Beschwerde der ehemaligen Mitglieder des Regierungs-Rathes von Luzern gegen den Tagsaßzungs-Beschluß vom 31. Januar, betreffend die Verwendung der vorgefundeuen Souder- bundsfassen2c., wird aufden Antrag der Neuner-Kommission zur Tagesord- nung geschritten. Dann wird noch ein Bericht der Unterstüßzungs-Kommis- sion für die Verwundeten und für die Hinterbliebenen der Gefallenen ge- nehmigt, wobei Glarus heftig gegen die Allg. Augsb. Ztg. perorirt, welche es sich zur Aufgabe mache, die Schweiz zu verleunt- den, zu verlästern und zu begeifern, und Deutshlaud vorrehnet, was die Schweiz (chon an Unterstüßungen dahin gesaudt habe, namentlich nah dem hamburger Brande, Aus seinem Vortrage geht hervor, daß die Gesammtsumme der bis jeßt bei obengenannter Unterstüßungs-= Kommission eingegangenen Gaben sich auf 76,500 Fr. belaufen, woran die Schweiz 39,000 Fr., die Schweizer im Auslande 31,000 Gr. und die Ausländer 6500 Fr. beigesteuert haben. Nachdem noch die Tagesordnung für den nächsten Tag, worunter auh die Frage e die Vertagung, festgeseßt, wird die Sißung um 1 Uhr aufge- oben.

Sihung vom 45: Februar D P: A Z) Heute: hielt die Tagsatzung ihre leßte Sißung vor der Vertagung. Sie behan= delte darin die Antwort, welche auf die leßten Noten der drei Mächte erlassen werden soll. Dieselbe i von Dr. Furrer, dem Ge= sandten von Zürich, abgefaßt und lautet in ihrem ersten Theil wie folgt :

„Tit. Als gegen das Ende des vorigen Jahres Ew, Excellenz aller- höchste Regierung sich bewogen fand, in Gemeinschaft mit anderen Mächten der Schweiz eine freundschaftiihe Vermittelung zur Beseitigung des dama- ligen, unruhigen Zustandes anzubieten, mußte die Tagsaßung unter Verdan- kung der darin ausgesprochenen, wohlmeinenden Absicht jene Vermittelung ablehnen. Judem sie diese Pflicht erfüllte, hegte sie die Erwartung, daß die Verhältnisse der Eidgenossenschaft nun zu keiner weiteren diplomatischen Mit- theilung Stoff und Veranlassung darbieten. Obwohl sie auch jeßt noch dieser Ansicht is, so entnahm sie ans der neuen Kollektionote vom 18, Januar 1848 mit Bedauern, daß sie sich in ibrer Erwartung geirrt hatte, Der Herr Präsident der Tagsaßung, an den diese Note ausschließlich adressirt ist, hat der Versammlung davon Kenntniß gegeben, und die leßtere hâlt sich um so mehr verpflichtet, ihre Ansicht darüber auszusprechen, weil in der- selben über die rechtlihe Stellung der Schweiz zum Auslande und über die innere Organisation derselben Prinzipien ausgesprochen werden , welche die Tagsaßung nicht mit Stillschweigen hinnehmen kann, Der leitende Gedanke, auf welchem der wesentliche Jnhalt der Note beruht , is der: Durch die Mitwirkung der hohen Mächte bei der Rekonstituirung der Schweiz in den Jahren 1814 und 1815 seien dieselben mit ihr in eine vertrags- mäßige Wechselbeziehung der Art getreten, daß sie berechtigt seien, die haupt- \ächlihen Gruntlagen der schweizerischen Bundes - Organisation in ihren Schuß zu nehmen und, sofern sie dieselben für gefährdet erachteten, ihrer- seits von den Verpflichtungen znrückzutreten , welche sie gegen die Schweiz übernommen haben, Diese Auffassung des gegenseitigen Rechtsverhält- nisses fann jedoch die eidgenössische Tagsayung nicht theilen. Cine Mitwir- fung der hohen Mächte bei der damaligen Gestaltung der Schweiz fand allerdings statt und mußte insofern stattfinden, als wichtige internationale Fragen zur Lösung kamen, wie z. B. die Gebietsverhältnisse und die Fest- stellung der Gränzen gegen die umliegenden Staaten, Eben #o interessir- ten sich die Mächte am Fortbestand der damals existirenden neunzehu Kan- tone gegen die Bestrebungen einzelner derselben, veraltete Gebiets-Ansprüche wieder geltend zu machen. Allein die Entwickelung der Bundes - Organi- sation gestaltete sih politisch selbstständig, toenn auch unter dem indirekten, moralischen Einflusse der Jdeen, welche jene Zeit und ihre Ereignisse be- herrschten. Die Tagsagung kann die Geschichte jener Jahre und die zwischen der Eidgenossenschaft undden hohen Mächten gepflogenen Verhandlungen als be- fannt vorausseßzen und is um so weniger veranlaßt, auf alles Einzelne einzugehen, als die wesentlichsten, rechtlihen Momente in unzweideutige Erklärungen und Verträge niedergelegt wurden, welche die Grundlage der jeßigen Zustände bilden. Nachdem im Art. 6 des pariser Vertrages vom 30, Mai 1814 der Grundsay ausgesprochen war: „La Suisse indépendante, continuera de se gouverner par elle-méne beschäftigte sich später der Kongreß zu Wien mit dem Territorial-Bestande der Schweiz und den Bedingungen über- haupt, unter welchen ihr die Unabhängigkeit und Neutralität sollte zugesichert werden. Er legte diese Bedingungen am 19, März 1815 in sein Protokoll nieder unter dem Titel „Déclaration du Congrès de Yienne concernant Jes affaires de la Suisse“, Als Motive dieser Erklärung werden in der Einleitung angeführt: das allgemeine Jnteresse, welches zu Gunsten der Schweiz eine immerwährende Neutralität erheishe, und der Wille der ho- hen Mächte, durch NRükerstattungen und Ueberlassungen von Landesgebiet der Schweiz die Mittel zu verschaffen, ihre Unabhängigkeit und Neutralität zu behaupten, - Von diesen Rücksichten ausgehend, erklären sodann die ho- hen Mächte, daß sie die Anerkennung und Garantie der beständigen Neu- tralität der Schweiz innerhalb ihrer neuen Gränzen in eine besondere Akte niederlegen werden, sobald die Tagsaßung ihre Zustimmung zu den in die- ser Erklärung enthaltenen Bedingungen werde ertheilt haben, Es kann so- nach feinem Zweifel unterliegen, daß dieses Aktenstück die ausschließliche und entscheidende Grundlage bildet, für die Beurtheilung der Frage, ob all- fällige Veränderungen in den bundesrechtlichen Verhältnissen der Schweiz mit der Zusicherung einer immerwährenden Unabhängigkeit und Neutralität in irgend welher Wechselbeziehung stehe, Der erste Artikel jener Aktenstücke lautet so: „L'intégrité des XIX, Cantons, tels qu'’ils existaient en corps Povlitique à l’époque de la convention du 29, Dec. 1813 est reconnue pour base du système Helvetique.“ Der unverlezte Bestand der da- maligen 19 Kantone sollte also die Grundlage des neuen Bundes bilden, Es ist nun allgemein bekannt, daß in den Jahren 1813 und 1814 die

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Existenz einiger neuerer Kantone, die aus der Mediations-Verfassung her- vorgegangen waren, wieder in Frage gestellt werden sollte; sie aufrecht zu erhalten, war das Bestreben der Mehrheit der Tagsaßung, und hier- auf bezog sich auch die im Artikel 1 erwähnte Convention vom 29, De- zember 1813, Die Berufung auf diese Convention bewcist also klar, daß unter dem Ausdruck „intégrité” nichts Anderes verstanden war, als die Existenz und der Territorial - Bestand jener 19 Kantone und keinesweges ein unveränderlihes Verhältniß der Kantone zum Bunde, Denn in jener Convention waren noch nicht cinmal die Gruudli- nien irgend einer Bundes - Verfassung enthalten, Zur Zeit der Er- flärung des wiener Kongresses hingegen war der neue Bundes -Vertrag entworfen und der allseitigen Zustimmung der Stände nahe gebracht. Hätte daher der Kongreß ein gewisses Verhältniß der Kantonal-Souverainetät zur Bundesgewali bestimmen wollen, so hätte er sich unmöglich auf einen Zeitpunkt beziehen können, welcher hierfür gar keinen Maßstab darbot, És ist überflüssig, die anderen acht Artikel der Ertlärung des wiener Kou- gresses einzelu zu berührenz denn sie enthalten ganz spezielle Bestimmungen über Gebiets-Erweiterung, Gränzverhältnisse und Entshädigungsfragen. Das Haupt-Resultat is also das: Ju dem ganzen wichtigen Aktenstück, welches der Schweiz auf die bestimmteste und einläßlichste Weise die Bedingungen der Garan- tie ihrer Unabhängigkeit vorzeichnete, is nichts enthalten, das auf die Beschrän- kung einer künftigen, selbstständigen Entwickelung der Bundes-Organisation hinweisen würde. Jm Gegentheil, damit sogar das Stillschweigen nicht als Zweifel ausgelegt werden könne, schließt das Ganze mit folgender Be- trachtung: " Enfin les Puissances intervenanttes alment à SE€ persuader, que le patriotisme cet le bon jugement des Suisses leur prescriront la convenance ainsì que la ess1!É de se sacrifier mutucllement le s0u- venir des difsérens, qui les ont divisés, ct de consolider Poeuvre de leur réorganisation en travalllant à la perfectionner dans un esprit con- sorme au bien de tous Sans aucun retour sur le passé.“ Nachdem die eidgenössishe Tagsaßung durch ihren“ Beschluß vom 27. Mai 1815 den Beitritt zu der erwähnten Kougreß - Akte vom 20, März er- flärt hatte, wurde am 20, November 1815 zu Paris von den Be- vollmächtigten derselben hohen Mächte die Akte unterzeichnet, welche dem früheren Versprechen gemäß der Schweiz die immerwährende Neutralität und Unabhängigkeit auf die förmlichste und feierlichste Weise zusichert. Auf diese Weise gestaltete sih die Grundlage des jetzigen internationalen Rechts- zustaudes, Es lag weder in der Stellung noch in dem Willen der hohen Mächte, den Bund der Eidgenossen, der nicht aus den Ereignissen jener Zeit hervorging, sondern der schon Jahrhunderte hindurch in den verschiedensten Formen selbst- ständig existirt hatte, in seinem inneren politischen Organismus und dessen weiteren Ausbildung und Entwickelung zu beschränken, wohl aber bezeugten die hohen Mächte ein großes Juteresse an der schuellen Rekonstituirung der Schweiz, an ihren Beziehungen zu den sie umgebenden Staateu , an ihrer Krast und Einigkeit und an allen den Mitteln, welche sie befähigen sollten, ihre Unabhängigkeit und Neutralität zu beshüßen, Die Ertlärung vom 20, November 1815 drückt dieses auf bezeichnende Weise so aus: „Les Puissances signataires de la déclaration du 20 Mars reconnalssent authentiquement par le présent acte, que la neutralité et l’inviola- bilité de la Suisse et s0n indépendance de toute influence étrangère, sont dans les vrais intérèts de la politique de l'Europe entière.'“

Bei der Diskussion sprachen sich alle Gesandtschaften entschieden gegen die den Noten zu Grund gelegten Prinzipien aus und rekla- mirten die der Schweiz feierlich zugesicherte Unabhängigkeit von jedem fremden Einflusse, womit die Noten in ofenbarem Widerspruhe ständen, da sie eine Einmishung der auswärtigen Mächte in die in. * Verhältnisse der Schweiz als Reht und Pflicht reklamirten. Die Redner wiesen die der Schweiz gemachten Vorwürfe, als jet dieselbe ein Heerd revolutionairer Umtriebe, und als sollte von ihr aus die Ruhe uud Sicherheit auswärtiger Staaten oder Regierun- genu gefährdet werden, zurück. Eben so die „„Beschuldigung““, als habe die Majorität die Rechte der Minderheit unterdrüt, oder als beabsichtige man irgend eine „Einheits - Republik“ an die Stelle der konföderirten Kantone zu seßen, oder als habe eine Einmischung bei der Rekonstituirung der vorherigen Sonderbunds=- Kantone stattgefunden. St. Gallen. besonders spricht über die „Fabel“ von den „Klubs“ oder deren „angeblihen““ Einfluß auf die öffentlichen Angelegenheiten. Der Gesandte von Thurgau (Hr, Kern) führte die staatsrehtliheu Gesichtspunkte unter Anführung der einschlägigen diplomatischen Aktenstücke aus und erklärte die in der Note geltend gemachten Grundsäße für haltlos, Alle übrigen Ge= saudtschaften sprechen sich übereinstimmeud in gleichem Sinne aus, Neuenburg allein nahm die Sache ad relerendum. Bis jebt (Ahgang der Post) ist die Diskussion noh nicht geschlossen. Voraus= sichtlich wird aber die proponirte Antwort mit 21 Stimnien auge- nommen werden.

(Basel. Ztg.) Nah dem Entwurf zur Antwort auf die be- fannte Note der Mächte ginge die Frage, ob der Bundes-Vertrag nur einstimmig oder durch Mehrheit geändert werden könne, die Mächte nichts an, sondern müsse in der Schweiz entschieden werden. Es wird daran erinnert, daß 1815 Nidwalden auh zum Beitritt ge= zwungen wurde. Uri, Schwyz und Unterwalden, indem sie der Antwort beistimmen, verwahren sih gegen die Folgen, welhe aus diesem angeführten Saß den einzelnen Kantonen gegenüber gezogen werden möchten. Die sämmtlichen Stände stimmten indessen für den Entwurf mit wenigen Redactions-Bemerkungen; nur Neuenburg ergris} das Referendum.

(Schwäb, M.) Obzdie Tagsaßung sich auflösen oder nur ver- tagen wird, is noch nicht festgeseßt, es dürfte jedoch für Leßteres entschieden werden, da möglicherweise vor dem nächsten Juli, der Zeit, wo die Tagsaßung sih wieder ordentlicherweise vexsammelt, Umstände eintreten fönuten, welche das Zusammentreten der obcrstén Bundes= Behörde nöthig mahten. Als Kommission für die Ausarbeitung eines Entwurfs einer Revision der jeßigen Bundes - Urkunde werden aber die ersten Gesandten der Kantone in Bern versammelt bleiben und wahrscheinlich schon in dieser Woche mit diesem schwierigen Werke beginnen. Zu den wichtigeren Gegenständen, welche im Schoße der Revisions - Kommission zur Sprache gebracht werden, gehören die Niederlassungs- Verhältuisse, wie auch der Plan einer ziemlih durchgreifenden Veränderung und größere Freiheit be= zweckeuden Verbessernng des shwceizerishen Postweseus. Es läßt sich nicht leugnen, daß auf beiden genannten Gebieten schon längst große Uebelstände sich fühlbar gemacht haben und deshalb auch bedeutende Reformen eben fo zeitgemäß als erwünscht sein würden. Bei dem widersprehenden Juteresse der Stände aber uud in Betracht des von ihnen seit uralter Zeit befolgten Grundsatzes, jede all- gemeine Frage mehr vom Standpunkte des unmittelbar kau- tonalen Vortheils aus, als ven demjenigen der Zweckmäß gkeit und des Nutens für die gesammte Schweiz zu beurtheilen, steht sehr zu befürchten, daß selbst die vernünftigsten und zeitgemäßesten Verbesse- rungs = Vorschläge in dem sogenannten Kantönligeist einen {wer zu besiegenden Gegner finden werden. Und was die beabsihtigten Re- formen noch ganz besonders ershweren dürfte, das is sicherlih die Politik der Strenge und Rücksichtslosigkeit , welhe in neuester Zeit gegen die Kantone des ehemaligen Sonderbundes befolgt worden ist. Man hat hierdurh der Sache des Fortschrittes unsäglih geschadet.

Kanton Zürich. (Schwäb, M.) Die Gräfin von Lands- feld ist am 14, Februar von Lindau her in Zürich angekommen und im Hotel Baur abgestiegen. Oeffentlih sah man sie noh nicht. (Nach der A. Z. gab sie als Reiseziel Palermo au.) Mehr als ihre Erscheinung interessirt das Publikum ein Tödtungsfall vor dem Kriegsgericht und die sehr beunruhigeende Lage Ober=Jtaliens.

J: a1 H, Nom, 8, Febr, (A, Z.) Lady Minto isst mit Familie ihrem

Gemahl nadchgereist, was auf einen längeren Aufenthalt des britischen Staatsmannes an dem Hofe vou Neapel {ließen läßt. Hier ver- harrt Alles in der tiefsten und friedlihsten Nuhe. Die politischen Kannegießer sind fest überzeugt, daß der Papst eine Constitution ge= ben werde, die wo möglich noh liberaler ausfallen müsse, als die neapolitanishe. Der neue Staats - Secretair scheint sich mit der Staats-Cousulta auf einen sehr freundschaftlihen Fuß seben zu wollen, indem verlautet, daß er die Mitglieder derselben öfter zu freien Be= sprehuugen bei sih einzuladen beabsihtige. Faktisch is, daß Pius IX. sichtlich guten Humors is und den P. Ventura öfter wie sonst und in langen Unterredungen bei sich empfängt. Lebterer Umstand gilt dem Volke mehr, wie alles Andere, als ein gutes Zeichen. Denn daß dieser Geistliche nur sein wahres Wohl vor Augen habe, davon ist man fest überzeugt.

Nachschrift. So eben is auf dem Corso ein Krawall ent- standen. Man verlangt Waffen zur Vildung einer Reserve der Ci= vica. Man sagt, das Volk wolle sih bewaffnen, man schreit : „A bass0 la moderäzione.” Zur Zeit ist der Auflauf noch gering.

Palermo, 5.. Febr. (J. t. Débats.) Der Capitain des Dampfschiffes, welcher am Zten das Amnestie - Dekret und den Ver- fassungs-Entwurf aus Neapel überbrachte, hat von dem Präsidenten des General-Comité’s nachstehende Antwort erhalten : L

„Herr Capitain! Das General-Comité hat das Dekret vom 29, Ja- nuar gelesen, welhes dem Königreiche beider Sicilien eine Verfassung ver- spriht. Wir haben erklärt, daß Sicilien, in Palermo durch ein allgemei- nes Parlament repräscntirt, den gegenwärtigen Zeitumständen die Verfas- sung anvassen wird, welche diese Jnsel seit so vielen Jahrhunderten besißt, die im Jahre 1512 unter dem Einflusse Großbritaniens umgestaltet und durd) das Dekret vom 11, Dezember 1816, später als die wiener Kongreß- Akte, bestätigt wurde. Alle Städte Siciliens haben bereits ihre Zustim- mung zu diesem so feierlich von der Bevölkerung Palermo's mit den Waf- fen in der Hand ausgesprochenen Wunsche e:klärt, Mehrere Städte der Jusel haben gleichfalls durch die Waffen diesen Wunsch gehei- ligt. Wir können daher nur wiederholen, was wir {hon so oft erflärt haben, nämlich, daß Sicilien nicht eher die Waffen nieder- legen und die Feindseligkeiten cinstellen wird, als bis ein in Palermo ver- sammeltes allgemeines Parlament die Verfassung, welche Sicilien niemals aufgehört hat zu besißen, den gegenwärtigen Zeit- Umständen gemäß umge- ändert hat. Wir können nur hinzufügen, daß es unser unablässiger Wunsch ist, 11ns wieder mit Neapel dur besondere Bande, welche durch das sicilia- nishe Parlament geheiligt werden sollen , zu verbinden und zusammen zwei Ringe în dem s{chöônen italienishen Bunde zu bilden.

Palermo, 3. Februar 1848. . hun Der Präsident des General - Comités, Nuggero Settimo.“ j

Der Cittadino vom gestrigen Tage enthält eine Proclamation des General-Comité’s, wodurch es sich zur provisorischen Regierung für ganz Sicilien konstituirt, welche in vier Abtheilungen zerfällt, nämlich : Krieg, Finanzen, Justiz und Kultus, Juneres, öffentlicher Unterricht und Handel. Präsident der provisorischen Regierung i} der Admiral Ruggero Settimo. N : E Al des Débats zufolge, ging in Neapel das Gerücht, der Papst habe seine Vermittelung zur Herstellung des Frie- dens zwischen Neapel und Sicilien angeboten.

Florenz, 11. Febr. Die hiesige Gazzetta enthält nachste- hendes Motuproprio Sr. Kaiserl. Hoheit des Großherzogs :

„Wir Leopold 11.,, von Gottes Gnaden Kaiserlicher Prinz von Oecster- reih, Königlicher Prinz von Ungarn und Böhmen, Erzherzog von Oester- reich, Großherzog von Toscana 2c. 2c, 2c. Durch Uuser Motuproprio vom 31sten leytverslo\senen Monats Januar beabsichtigten Wir, das Unserer Sorgfalt anvertraute Land mit einer National-Nepräsentation auszustatten, die, während sie dem allgemeinen Wunsche und den Bedürfnissen der Zeiten entspricht, der toscanishen Familie jenes politisch - administrative Prinzip, dem sie ihren blühenden Zustaud verdankt, zu bewahren und ihr jene Bürgschaften, die ihr eine glückliche Zukunft sichern können, zu geben vermag.

Bie Gedanfe war schon Unserem unsterblichen Großvater in den Sinn gekommen. Die Zeiten und die Ereignisse gestatteten bisher nicht, daß er ins Werk geseyt werde; aber Wir freuen Uns, Unserem Volke die- sen Unseren politishen Nuhm zu hinterlassen, und zu gleicher Zeit ist es Uns sehr angenehm, daß Wir Uns in der Lage befinden, Unser Vaterland mit einer National - Repäsentation zu beschenken, auf welche bereits Unser Streben und alle Unsere früheren Anordnungen gerichtet waren.

„„Toscaner! Euer Zutrauen zu Mir wird sich gewiß in diesem feierli- chen Augenblicke und während Jch sühle, daß Meine Liebe zu Euch wächst, uicht verleugnen. Laßt Euch nícht durch ungeduldige Einflüsterungen ver= führen und wartet ruhig noch wenige Tage, damit die Pläne zur Neife ge- bracht werden können, die Eure Geschicke sicher stellen sollen.

„Jch will Euch jene Freiheiten geben, für die Jhr bereits vollkommen reif seid und die Jhr durh die Weisheit Eures Benehmens yverdientet. Ihr gebet Mir den Ruhm , der Urheber einer großen Justitution zu sein, die wesentlich toscanisch und zu gleicher Zeit den allgemeinen Juteressen JFtaliens anpassend ist.

Gegeben, den 11, Februar 1848,

L 60 d 01-0, V. F. Cempini. Le Alba Moldau und Wallachei.

Bucharest, 31. Jan. (Oest. Beob.) Der Hospodar der Wallachei, Fürst Bibesko, hat heute die General - Versammlung des Fürstenthums mit nachstehender Rede eröffnet :

„Herren Deputirte der General - Versammlung! Judem Jch Sie um Mich versammelt sehe, empfinde Jch die Befriedigung, die ein gegenseitiges Zutrauen und gemeinsam dem Vaterlande geleistete Dienste gewähren.

„Jhre Arbeiten der leßztverflossenen Session, die mit Ehren in unseren Annalen ausfgezeichnet sein wird, haben bereits einen großen Theil ihrer Früchte getragen.

„Zehntausend Familien, deren Fesseln Sie gebrochen haben, segnen Ihren Namen, indem sie die Wohlthaten der Freiheit genießen, und noch täglih bringen Jhuen neue Freigelassene den Tribut ihres Dankes dar. Der Gedanke, daß es in wenigen Jahren nur noch freie Männer auf wal- lahischem Boden geben wird, hat ohne Zweifel etwas Erfreuliches für uns Alle.

„Der öffentliche Unterricht hat, in Bezug auf die Primair- und Elc- mentar-Schulen, in unseren Städten und Gemeinden bereits alle Verbesse- rungen, die er erheischte, erhalten. Jch habe allen Grund, zu hoffen, daß es Mir bald gelingen wird, auh die Schwierigkeiten, welche die Organi- sation des höheren Unterrichts darbictet, zu besiegen, damit unsere Söhne niht mehr genöthigt sind, in einem Alter aufer Landes zut eyen, wo sich die noch zu schwachen Erinnerungen an den heimatlichen Boden bald ver- wischen, um Éindrücken Plaß zu machen, die sie gewöhnlich den ihrigen und den Angelegenheiten ihres Vaterlandes entfremden." ia fh

„Das Geseß, welches Sie zur Verbesserung des Loos der niedrigen Geistlichkeit und zur Regularisirung der Cinkünfte des Erzbisthums und der Bisthümer votirt haben, hat großentheils seine Vollziehung erhalten. Wir dürfen hoffen, daß diese heilsamen Anorduungen im Laufe dieses Jahres ihre gänzliche Anwendung finden werden. M L

„Die Vereinigung unserer Douanen mit denen der Moldau hat die Hindernisse gehoben, die zum Nachtheil ber beiden Länder den freien Aus- tausch ihrer Erzengnisse hemmten, während sie zu gleicher Zeit unser Ein- fommen vermehrte. Der Preis, der bei den leßten Versteigerungen in der Hauptstadt der Moldau erzielt wurde, hat für den Antheil, der uns von dem Ertrage dieser Verpachtung zufällt, den Preis der früheren Jahre, ungeach- tet des hinsichtlich der Ausfuhr des Schlachtviehs gemachten Vorbehalts, übertroffen, N 0 h

„Die Summen, welche Sie bewilligt haben, um die mangelhafte Me- thode, vie man bisher bei Ausbeutung unserex Salinen befolgte, durch ein