1848 / 72 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

S v AR t e U

6 Madrid, 28. Febr. Vorgestern Vormittags erhielt die Regierung durch einen am 24sten Mittags von Bayonne abgegange- nen Courier eine Reihe dort angelangter telegraphisher Nachrichten aus Paris, deren leßte die Abdankung des Königs Ludwig Philipp meldete. Die Minister theilten diese Nachrichten unter dem Siegel strenger Verschwiegenheit nur einigen mit ihnen in Verbindung ste- henden Kapitalist:n mit, und erst als diese an der Börse sih mit roßem Verlust ihrer Staatspapiere zu entledigen suchten, begann der Inhalt der eingetroffenen Meldungen zu verlauten. Jun der Nadch= mittags-Sibung des Kongresses ertheilte der Minister der auswärti- gen Angelegenheiten auf eine desfalls an ihn gerichtete Anfrage cine ausweichende Antwort, indem er vorshüßte, daß die Regie= rung noch keine amtlihe Kunde von den pariser Vorfällen erhalten hätte. Der Eindruck, den diese Ereignisse auf die beiden Parteien, in die der Kongreß zerfällt, äußerten, machte sich jedoch auf der Stelle sichtbar. Der Jubel, mit dem die Minister und die Moderirten überhaupt die Umwälzungen Jtaliens begrüßt hatten, verstummte vor den Erschütterungen des benachbarten Landes, während die progressistishen Deputirten plößlich mit der E1 klärung hervortraten, daß ihre Geduld erschöpft wäre und sie vou nun an der Regierung einen Krieg auf Tod und Leben machen würden. Hierüber fam es denn zu sehr stürmischen Auftritten, bis endlich der Minister-Präsident, General Narvaez, ankündigte, die Regierung würde troß jener Kriegs-Erklärung die von ihr ausgesprochenen Grundsäße der Orduung und Gerechtigkeit nicht verleßen. „Wenn man aber‘‘, fügte er hinzu, „außerhaib dieses Ortes Barrikaden errichten will und darauf ausgeht, die Dynastie zu auderu, so wird die Regierung dies feineêweges zugeben.“

Gestern Vormittag erhielt die französishe Botschaft einen Courier aus Bayonne, der eine am 25sten Mittags vou Paris ab- gegangene telegraphische Depesche mit der Nachricht von der Ein-= seßung einer republikanischen Regierung überbrachte. Seitdem herrscht unter den Moderirten die größte Bestürzung, während die Progres= sisten sich der Hoffnung hingeben, alle ihre Entwürfe nunmehr zur Ausführung hingeben zu können, Gewohnt, die Revolutionaire Frank-= reichs zu Mustern zu nehmen, haben sie beschlossen, gleichfalls ein Re- form-Bankett zu veranstalten.

__ Die Moderirten suchen Furchtlosigkeit zu erheucheln, und der mi nisterielle Heraldo sagt: „Die (pariser) Ereignisse, welche wir gestern erfuhren, haben feinen Eiufluß auf unsere Lagez diejenigen, welche wir heute erfahren, weit eutfernt, unsere Lage zu berühren, befestigen dieselbe. Wir haben nichts zu befürchten, Alles ist ge- sichert. Alles wird so bleiben, wie heute, und mitten unter dem eut- fesselten Sturme, welcher Europa erschüttert, werden wir der Welt das erhabene und unerwartete Schauspiel der Ordnung und echten Fortschritte gewähren.“ i j

Durch solhe Worte hat wenigstens die Königin Christine sich nicht täuschen lassen. Sie begreift die hülflose Lage, in welche der Gang der Ereignisse sie verscben kann, und sucht in ihrer Verlegen- heit dem fürzlich in einigen Staaten Jtaliens gegebenen Beispiel zu folgen und sich selbst an die Spiße der Umwälzungs - Partei zu stel len. Gestern früh ließ sie insgeheim Herrn Cortina zu si rufen und erflärte ihm, daß, falls er ¡hx drei (vermuthlich die Sicherheit ihrer Person und ihres Vermögens betressende) Zugeständnisse zu= sichere, sie ihn und seine politischen Freunde (die Progressisten) unver= züglih an die Spiße der Regierung zu stellen bereit wäre. Herr Cortina ertheilte ihr eine ausweichende Antwort. Da der von der Königin Christine gethane Schritt unmöglich den Moderirten ein Ge- heimniß bleiben kann, so is man sehr gespaunt auf den Entschluß, welchen sie ihr gegenüber nun fassen werden.

__6¿ Madrid, 29. Febr. Kaum war gestern Nachmittag die Sibung des Kongresses eröffnet worden, als der Minister-Präsident, General Narvacz, die Tribüne bestieg und folgendes Aktenstück verlas: | i

„An die Cortes. Während bei einer benachbarten , großen und mächtigen Nation Vorgänge vou unermeßlicher Bedeutung statt= finden und in verschiedenen Staaten Europa's sich starke politische Erschütterungen fühlbar machen, kann und darf die spanische Regie- rung nicht unterlassen, sich auf alle möglichen Fälle vorzubereiten. Neutral bei diesen Ereignissen, hat sie die unerläßlihe Verpflichtung, über den Thron der Königin Jsabella 11. , über die Jnstitutionen und über die Unabhängigkeit des Landes zu wachen. Auf dem von ihr ausgesprochenen Systeme der Geseßmäßigkeit beharrend , hat sie, indem sie die Nothwendigkeit, vorsichtig zu sein, er kennt und ausspricht, den ersten Blik auf die versammelten Cortes gerichtet, damit diese ihr die Kraft ertheilen mögen, deren sie vielleicht bedürfen wird, wenn sie nicht versammelt sind, und die sie auf feinen Fall in ungeseblichen Maßregeln suchen will. Die Re- gierung hat keinerlei Besorgnisse für das Schisal Spaniens oder die Sache der Freiheit und Ordnung. Aber ihre Verantwortlichkeit würde um so größer sein, wenn aus Vernachlässigung oder Nichter- füllung ihrer Pflichten Gefahr für so heilige Juteressen entspringen könnte, Wie die Regierung bereits früher in der Mitte der Natio- nal-Versammlung angekündigt hat, werden weder leichte Beweggründe, noch unbedeutende Rücksichten sie von dem eingeschlagenen Wege der Duldung und Gesebmäßigkeit ableiten, Sie wird so viel wie müg- lih zögern, die Mittel zu ergreifen, welhe die heute durch sie von den Cortes erbetene Ermächtigung in “ißre Hände legen wird. Aber wenn sie alle Mittel der Klugheit erschöpft laben wird, so wird sie sich durch den starken Schild der geseßlichen Ermächtigung ge- \chüßt sehen, und falls es in einem äußersten unverhofften Falle zum Kampfe käme, so würde sie keinen Zweifel an dem vollständigen Triumphe der Sache tragen, deren Vertheidigung ihr übertragen ist. Diesen Zweck verfolgt die Regierung, indem sie, mit Genehmigung der Königin, den Cortes nachfolgenden Geseß-Entwurf vorlegt, wobei sie erwarten muß, daß, wenn es sih nur darum handelt, den ‘Thron die Justitutionen, die Unabhängigkeit der Nation , die Unverleblichkeit des Staatsgebietes und die öffentliche Ordnung sicher zu stellen, Ein- stimmigkeit der Meinungen unter allen Mitgliedern der National- Vertretung, die bei der Erhaltung so geheiligter Gegenstände auf gleiche Weise betheiligt sind, herrschen werde. Madrid, den 27, Fe- bruar 1848. Der Herzog von Valencia.“ /

Geseß-Entwurf:

Art. 1. Die Regierung wird ermächtigt :

1) Falls die Umstände es erheischen, die Verfügungen zu treffen welche sie für nöthig erahten wird, um die Ruhe und öffent- lihe Ordnung aufrecht zu halten und in jenem Falle die per= sönlichen Garantieen für suspendirt zu erflären, welche der Artikel 7 der Constitution bewilligt, und zwar gemäß den Vor= schriften des Artikels 8 eben derselben.

Die Steuern zu erheben und deren Ertrag in Gemäßheit der vermöge der Ermächtigung vom 11ten d. in Kraft stehenden Budgets zu verwenden,

Jm Falle der Nothwendigkeit auf die von ihr als geeignet er- achtete Weise eine Summe bis zum Betrage von 200 Millionen Realen (10 Millionen Piaster) zum Behufe der außerordent- lichen Ausgaben, welche die Umstände erheishen dürften, zu verwenden,

698

Art. 2. Diese Ermächtigung soll für die Zeit Gültigkeit ha- ben, welche zwischen der gegenwärtigen und der nächsten Legislatur verstreiht, und in leßterer wird die Regierung den Cortes Rechen- haft von dem Gebrauch ertheilen, den sie von dieser Ermächtigung gemacht haben dürfte.“

Die Ausschüsse, in die der Kongreß sih auf der Stelle vertheilte, ernannten die Herren Gonzalez Romero, Martinez de la Rosa, Roda, Calderon Collantes, Gonzalez Bravo und Mayans (sämmtlich Ultra= moderirte) zu Mitgliedern der Kommission, welche ein Gutachten über den Geseß-Entwurf vorzulegen hat. Ohne Zweifel wird die Majo= rität des Kongresses der Regierung die verlangten Befugnisse bewil- ligen.

Die Minister finden also wenige Tage, nachdem sie die Umwäl- zungen Jtaliens mit Jubel begrüßten und in ihren Blättern die Be- wohner der Lombardei zum Aufstande reizten, für gut, die Diktatur zu verlangen. Die progressistishen Blätter betrachten diese Maßre- gel als einen der Nation von der Tyrannei hingeworfenen Handschuh und erflären, ihn aufnehmen zu wollen.

Vor der gestrigen Sihung des Kongresses begaben die Minister sich zur Königin Christine, die durch die pariser Ereignisse so tief er- \chüttert wurde, daß sie zur Ader gel«ssen werden mußte. Die junge Königin besucht nah wie vor verkleidet die öffentlichen Maskenbälle.

Die Regierung hat den Chef der Gendarmerie, Herzog von Ahumada, mit zwei Adjutanten vorgestern nah Frankreich abgeschickt, um die Herzogin von Montpensier hierher zu führen, falls die Umstände dies erfordern sollten.

Alle hier auf Urlaub anwesenden Offiziere haben Befehl erhalten, zu ihren Regimentern abzugehen, Es heißt, die Regierung beabsich- tige die Aufstellung einer Armee von 50,000 Mann an der Pyrenäen= Gränze.

Heute is die französische Post ausgeblieben.

Die 3proz. Papiere fielen gestern gegen baar von 285 auf 255; die 3proz. auf 155.

Handels- und Börsen - Nachrichten. Berlin, den 11. März 1848.

Wechsel - Course.

| Brief. | Geld. Kurz +140 2 nt. ml L4ON Kurz 151 X mie 2 Mé, 1515 | 3 Mt. 6 2265| 2 Mt. 81% 2 Me. 1025 2 Mt. 1023 2 Met. 995 8 Tage nis s 2 Mit. 995 | Fraukfurt a. M. südd. W., 100 Fi. 2. Mi. De 100 4 Petersburg 100 SRbI. | 3 Wochen | 106% e Inländische Fonds, Pfandbrief-, Kommunal - Papiere und Geld - Course.

Amsterdam i; 250 FI. do. 250 FIl.

Hamburg

do 300 Mk. London Ï Lat, L E 300 Fr. Wien 10 20 Xr.. 150 F1. Augsburg 150 Fl. 100 Thlr.

100 Thlr.

102% 992

Breslau

Leipzig in Courant im 14 Thir. Fuss. .

Zf.| Brief. 84? 8ST 81%

Geld. | Gem. | Brief. | Geld. |: Kur-u.Nm.Pfdbr. Schles1sche do.

do. Lt. B. gar. do.

K.u.Nm. Schuldv. 37 L Pr. Bk-Anth.-Sch

Berl. Stadt-Obl. Westpr. Pfandbr. 825 Gros3h.Posen do. 96 S F Frniedrichsd’or. 147

do. 1A And. Goldm.àSßth. 137 Ostpr. Pfandbr. |ch

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Disconto.

Pomm. do.

Ausländische Fonds.

Russ. Hamb.Cert. do.beillope 3.4.8. do. do: 1. A do. Stiegl. 2.4.A. do: do, 5 À. do. v. Rthbsoh.Lst. do.Poln.SchatzO. do. do. Cert. L.A. do.do.L.B.200FI. Pol. a. Pfdbr.a.C.

—— Poln. neue Pfdbr. | 4 do. Part. 500 FI.|4 do. do. 9300 Fl. |— Hamb, Feuer-Cas. [35 do.Staats-Pr. Anl |— Holl. 25 % lut. |234 Kurhb.Pr.O. 40 thb. l T75bz.| Sardin. do. 36 Fr. N. Bad. do. 35 Fl.

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Quit. Bog. a 4%

Aacb.Mastr. |- Berg. Mrk. 50 Berl. Anb. B. |45| 85 Bexb. Ludw. |70 Brieg-Neiss. |90 Thür. V. 20 907 a 5 bz Magd. Witt. |60| 465 B, 897 br. Nrdb. F. W. |75|/ 415 6.

Starg. Pos. [30/609 bz.

(Schluss der Börse 3 Uhr.)

Unsere Actien - Course, welche anfangs der Börse zum VVeichen neigten, befestigten sich durch mehbrseitige Anköuse und schlossen mel- stens zur gestrigen Notirung, Staatsschuldscheine haben sich behaup- tet. Bank-Antheile höher bezahlt.

Getraide-Bericht. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: VVeizen 52—56 Rihlr. Roggen loco 34—38 RthlIr. S pr. April/Mai 335—33 Rihlr. - Mai /Juni 34—332 Rihlr. - Juni/Joli 34234 Rihlr. Haser 48/52 pfd. 22 Rthlr. - 48pfd. pr. Frühjahr 20 Rthlr. G, - 90 pfd. - 245 Riblr. Br, 21 G.

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33 B. 64 G, 0E,

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Gerste 33—32 Kthlr Rüböl loco 105—4 Rthlr. - April /Mai 105—5 Rihlr. - Mai/ Juni 105—%, Rihlr. - Sept. FOkt. 10% Rthle, Spiritus loco 173 Rthlr. - Frübjabr 175 Rthlr. - Juni /Juli 18;—185 Kthlr. G.

% Breslau, 10. Márz. Weizen, weißer 53, 60 bis 6757 Sgr, gelber 50, 57 bis 63 Sgr. :

Roggen war zwar nur mäßig zugeführt, die Kauflust jedoch war noch kleiner, bezahlt wurde 40, 464 bis 507 Sgr. Für 209 Wspl. 84pfd, aus R im März und April fr, Kahn hier zu liefern wurde 42 Rthlr, ezahlt.

Gerste sehr flau, 36, 41 bis 465 Sgr.

Hafer erhält sih dagegen , wcil in den Händen der Konsumenten gar keine Vorräthe sind, auf 23, 26 bis 28 Sgr.

Rapps 80, 83 bis 85 Sgr.

Spiritus nur in kleinen Partieen loco -Waare a 8% Rthlr, ge- handelt. i

Zink a 45 Rthlr, ab Gleiwiy käuflich.

Die Stimmung am Getraidemarkt war wieder schr mait, die Kauflust ist ganz erloschen, und die Umsäyze beschränken sich auf die nöthigsten Be- darfs-Ankäufe,

London, 6, März. Getraidemarkt. Die Zufuhr englischen Weizens war heute mäßig, und das Vorhandene wurde geräumt zu den früheren vollen Preisen, Fremder Weizen wurde viel gefragt, und die frü- heren Not#ungen können nicht geändert werden. Gerste, Bohnen und Erbsen shwer verkäuflich und die beiden leßteren etwas billiger, Hafer fest und in cinigen Fällen höher gehalten, was das Geschäft beschränkte. Mehl und Roggenmehl unverändert. Amerikanische Briefe vom 16. v. M. melden eine Preiserhöhung von 6 Pce, p. Barrel Mehl, und auf den Kontinental - Märkten zeigt sich auch eine Steigerung von 1 a 2 Sh, p. Qr, Weizen.

Anisterdam, 8. März, Getraidemarkt. Juländischer Weizen mit einigem Handel etwas niedriger abgegeben, andere Sorten still, 133psd, hochl, 300 Fl., 134pfd. rostock. 325 Fl. Von Roggen nur verkaust 122p\d, inl. 180 Fl. Gerste und Hafer ohne Handel, Kohlsaamen desglei- hen. Leinsaamen flau. Jn Auction 113pfd. odessaer 8 Fl, pr. Mud. Rüböl gleich und auf Lieferung williger pr. 6 W. 35%, flieg, 342 a 5, Mai 33, Leinöl pr. 6 W, 272, flieg. 265, Sept. 27, Hanföl pr, 6 W, 34 Fl, flieg. 30 Fl,

Auswärtige Börsen. A msterdam, 8 März. Niederl. wirkl, Sch, 407 5% Spau D,

Hambu rg, 9, März. Hamb. Berl. 66. 65. Alt. Kiel 84. 83. Kugl,

Russ. —-.

L eip Zi&; 10, März. Leipz. Dresdn. Act. 101 Br. 100bz. Süächs, Bayer, 82 Br, Süchs. Schles. 76 Br. Chem, Ries. 30 Br 297 hz. Löb, Zitt. 30 Br. Mad. Leipz. 210 Br. Berl. Aub. Lt. A. 97 Br. Lt. B. 90 Br. Dess. Bank-Act. 96. 93. 5

London 9 6, März. Conus. 3% 825. 823. 25% Holl. 45. 44-7. 4% dos "5 18 Ard. 14 195, Fass: Oh 3%. Engl, Russ, —. Mex, 154. 145. Bras. 79, 77. Pern 28 26

Paris N 7. März. b% Rente fin cour. 89, Nordb. 370.

Wien, 9. März. 5% Met. 86. Actien 12(0 Ánl, 1894 141 de 1939 96,

3% fin cour. do. 56. 50.

4%, do. 74. 3% do. 97. Bauk- Mordb. 97 S Glogsape 84. Bor1i0MOtigunAg- S

Jun Nr. 68 der Allg. Pr. Ztg. is zu lesen: S. 640, 2te Spalte, leßte Zeile, statt: „in Beziehung auf die Pietät“, Pa- rität. j i Seite 640, 3te Spalte, 64ste Zeile von oben, statt: „„die von mir angeführten Fälle allgemeiner Unordnungen“, Anord-

nungen. E 5 A Seite 645, 1ste Spalte, 13te Zeile von unten, statt: „n fird)=-

lihen Prinzipien ihre Konzessionen zu machen“, ih x Konzessionen zu machen,

“Meteorologische Beobachtungen.

Nach einmaliger Beobachtungs

Abends

1848 | 10 Ubr. |

Morgens | Nachmittags 10 März. | |

6 Ubr. 2 Ubr.

an Es a. E | ! _ Luftdrnck.. «e 333, 80" Par./332,05'" Par [330/51 Par. [Quellwärme R, +T 0,6° R. + 4,0° R. | + 2,2" R. |Flusswürme 0,6*° R. 9,6 B 0,9° R, -+- 0,3 * R, [Bodenwärme

Luftwärme . « «» |

88 pCt. | 65 pCt. 83 pCt. |Ausdünstung | |

Thaupunkt ..«« Dunstsättigung « Wetter

Wind - «5,0... Wolkenzug «- « -

1 trüb. trüb, | Regen, Niederschblag0,71 1‘““‘Rb, SW S W. | SW. es d A SW. | e | 4 0,6°

0,4" R... 78 pCt. W.

Tagesmittel: 332,13'’’ Par...

Königliche Schauspiele.

Sonntag, 12, März. Jm Opernhause. 33ste Abonnements- Vor=- stellung: Die Vestalin, lyrishes Drama in 3 Akten. Musik von Spontini. Ballets von Hoguet. (Mad. Luise Köster : Julia.) An- fang 6 Uhr. ;

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden Preisen verkauft:

Ein Billet in den Logen des Prosceniums, und im ersten Balkon 1 Rthlr. 10 Sgr. 2c.

Im Schauspielhause. 47\te Abonnements - Vorstellung : Gott= hed und Gellert, Charafter-Lustspiel in 5- Abth., von H. Laube.

Montag, 13. März. Jm Opernhause. 3áste Abonnementsô- Vorstellung. Zum erstenmale: Paul und Virginie, pantomimisches Ballet in 1 Aft, nah Gardel, von Hoguet. Musik neu komponirt und arrangirt von Gährih. Die neue Decoration ist von Gropius. Vorher: Der Rechnungsrath und seine Töchter, Original - Lustspiel in 3 Abth., von L. Feldmann. Nach dem Lustspiele :

des ersten Ranges

Konzertstück für Violine, von de Beriot, vorgetragen von dem 13jährigen Eduard Braun aus Anhalt-Zerbst. Anfang halb 7 Uhr. Zu dieser Vorstellung werden Billets zu verkauft: Ein Billet in den Logen des Prosceniums, und ersten Balkons 1 Rthlr. 10 Sgr. 2c.

folgenden Preisen

des ersten Ranges

Königsstädtisches Theater.

Sountag, 12. März. Zum erstenmale: Jn Luckenwalde. Vau- deville-Scherz in 1 Aft, nah Chapman von D. Kalisch. L

Vorher : Herr Karoline. Vaudeville - Posse in 1 Akt, von D. Kalisch, Und: Die weibliche Schildwache. Liederspiel in 1 Aft, von W. Friedrich.

Montag, 13. März. il Moro di Venezia (Othello , 3 Akten. Musik von Rossini. i V E As Mine Einmal Hunderttausend Thaler.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J, W. Zinkeisen. e Jm Selbstverlage der Expedition. Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruckerei.

Otello

(Jtalienische Opern-Vorstellung.) Oper in

der Mohr von Venedig).

Beilage

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Fnland. Berlin. Zustand der Siraf - Anstalten zu Spandau und Brandenburg, Nachweisung von Todesfällen preußischer Offiziere.

Frankreich. Sreiben aus Paris. (Verhältniß zwischen der Vertre- tung Frankreihs und seiner Kolonicen in der National - Versammlung; die Diäten der Abgeordneten; Kommentare zu Lamartine’s Manifest z die Zustände in den Tuilerieen z die Zöglinge der polvtehnishen und der Militair-Schule von St, Cyr; der Wechsel im Finanz-Ministerium und die Zahlungs-Einstellung von Gouin und Comp.)

Handels - und Börsen - Nachrichten.

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Berlin, 10. März. Dem in dem Amtsblatte der König- lichen Regierung zu Potsdam 2c. enthaltenen Berichte über die Ver- waltung und den Zustand der Straf-Anstalten zu Spandau und Bran- denburg entnehmen wir die folgenden Notizen :

1) Die Straf-Anstalten zu Spandau und Brandenburg sind zur Auf- nahme der zur Zuchthaus-Strafe und zur Siraf-Arbeit verurtheilten Ver- brecher aus dem Departement des Königlichen Kammer - Gerichts, also aus dem ganzen Umfange des potsdamschen Regierungs - Bezirks und aus der Stadt Berlin, bestimmt, Beide Anstalten werden nach übereinstimmenden Grundsäßen, Jnstructionen und Etats verwaltet und unterscheiden sich in den inneren Einrichtungen uur durch die Classification der Züchtlinge, in- dem die Anstalt zu Spandau die shwereren und jene zu Brandenburg die leichteren Gattungen mäunlicher Züchtlinge zur Straf - Vollstreckung anzu- nehmen hat und alle weiblihen Sträflinge ausschließlich in die branden- burger Anstalt eingeliefert werden,

2) Jm Jahre 1847 hat die täglihe Durchschnittszahl der in der Sitraf-Anftalt zu Spandau unterhaltenen Züchtlinge 878 und in der An- stalt zu Brandenburg 707 betragen, Die am Schlusse des Jahres 1847 in beiden Anstalten vorhandenen 1656 Züchtlinge theilten sich nach der Dauer der Strafzeit in 28 auf Lebenszeit , 397 über 10 Jahre, 703 von 1 bis 10 Jahre, 506 unter eiuem Jahre und 22 vor Abfassung des Er- fenninisses eingelieferte Verbrecher. Unter dem Bestande von 1656 Zücht- lingen befanden sih in der spandauer Anstalt 905 männliche und in der brandenburger Anstalt 499 mäunliche und 252 weibliche Sträflinge; die ahl der detinirten weiblihen Verbrecher beträgt also gegen ein Siebentel der Gesammtzahl. Von den vorhandenen 1656 Züchtlingen sind allein von dem Kriminalgerichte der Stadt Berlin 1045 und von den Gerichten im hiesigen Regierungsbezirk 611 eingeliefert; die Stadt Berlin hat mithin zu der ganzen Zahl zwei Drittel beigetragen. Die Zahl der neuen Einliesc- rungen hat im Jahre 1847 in der Strafanstalt zu Spandau 407 und in der Strafanstalt zu Brandenburg, bei dem schnelleren Wechsel der furzzei- tigen Gefangenen 1209 Köpfe betragen.

3) Nach der Gattung der begangenen Verbrechen lassen sich zu der die Verbrechen gegen Sachen aus Eigennuy begreifenden Haupt- Abtheilung von den vorhandenen 1656 Züchtlingen in beiden Anstalten 1455 und zu der zweiten die aus Leidenschaft gegen Personen gerichteten Verbrechen ent- haltenden Abtheilung 201 Züchtlinge rechnen. Von den Züchtlingen der ersten Abtheilung leiden ihre Strafzeit 1160 zunächst wegen gemeinen Dieb- stahls, worunter 646 allein aus Berlin eingeliefert sind, Unter der Ge- sammtzahl von 1656 Züchtlingen gehören 944, also über die Hälfte, zu den rüdfälligen Verbrechern, und zwar 910 der ersten und 34 der zweiten Ah- theilungz unter den Rückfälligen der ersten Gattung haben 346 Personen einmal, 294 zweimal, 132 dreimal, 95 viermal, 23 fünfmal, 10 sechsmal, 5 siebenmal, 4 achtmal und 1 elfmal Zuchthausstrafe erlittenz und von den 944 Rückfälligen überhaupt sind 681, aljo mehr als zwei Drittel, aus Ber- lin allein und 263 aus dem diesseitigen Regierungsbezirk zu der jeßigen Ab- büßung eingeliefert.

"0 An reinem Arbeits-Verdienst der Züchtlinge is in der Straf-An- stalt zu Spandau im Jahre 1847 eine baare Einnahme von 31,478 Rthlrn. 11 Sgr. 9 Pf. und in der zu Brandenburg von 24,982 Rthlrn, 26 Sgr. 4 Vf, erzielt wordenz außerdem haben die in den Büreaus, den Werkstät- ten und der Ockonomie für das Haus beschäftigten Züchtlinge, deren Ar- beits-Ertrag in ersparten Ausgaben der Anstalt besteht , einen Ertragswerth von 3711 Rthlrn. 27 Sgr. in der spandauer und von 1853 Nthlru. 15 Sgr. in der brandenburger Anstalt beigetragen. Der tägliche Arbeits- Verdienst hat für jede zum vollen Pensum beschäftigte Person im Jahre 1847 in der Anstalt zu Spandau 4 Sgr. 8 Pf. und in der Anstalt zu Brandenburg 4 Sgr. 3 Pf. betragen.

5) Die Unterhaltungs-Kosten der beiden Anstalten, sowohl an indivi- duellen Verpflegungs - und Bekleidungs - Kosten, als an allgemeinen Admi- nistrations-Kosten, haben im Jahre 1847 für die Straf-Anstalt zu Span- dau überhaupt 60,082 Rihlr, 24 Sgr. 6 Pf. und für die zu Brandenburg 53,248 Rthlr. 9 Sgr. 4 Pf. betragen. Die jährlichen Unterhaltungs-Kosten für jede Person auf ihren Durchschnitts - Antheil und mit Hinzurehnung der General-Kosten kommen für das Jahr 1847 in der Straf-Anstalt zu Span- dau auf 68 Rthlr. 12 Sgr. 11 Pf. und in der Straf - Anstalt zu Bran- denburg auf 75 Rthlr, 9 Sgr. 5 Pf. zu stehen, Jn beiden Anstalten hat der Arbeits- Verdienst den Betrag der Speisungs- und Bekleidungs-Kosten gedeckt, und der Staats - Kasse bleiben uur die General - Kosten zu tragen übrig,

Berlin, 11. März. Das Militair -= Wochenblatt ent-

hält die Nachweisung der seit dem 1. September 1847 bis 15, Fe- bruar 1848, so wie der früher erfolgten, seit dem gedachten Zeitpunkt erst bekanut gewordenen Todesfälle von ausgeschiedenen und dimittir= ten Königlich preußischen Offizieren des stehenden Heercs und der Landwehr, so wie von verabschiedeten Militair = Beamten. Nach derselben starben unter Anderen: von Shmacckowski, Major a. D. vom 3ten Bat. (Glogau) 6ten Landw. Regts. und Salz- Faktor in Glogau. von Packisch, Major a. D. vom 1sten Kür.-Regt, Musculus, pens. Major und Plaß = Major von Koblenz. von Lettow, pens. Major vom 18ten Juf.-Regt. von Krenski, pens. Oberst-Lieut. und Com, des Zten Bats, (Samter) 18ten Low. Regts. Kiesel, pens. Major vom 2ten Bat. (Kosel) 22sten Landw. Regts. Bath, pens. Oberst-Lt. vom Aten Jnf.-Regt. von Sowinski pens. Major vom Aten Hus.-Regt. von Osießtki, pens. Major vom vorm. 12ten les. Low. Juf.-Regt. von Rohr, pens. Major vom Zten Bat, (Prüm) 30sten Ldw.-Regts. von Waldow, pens. Oberst-Lt. und Führer des 2ten Aufg. beim 2ten Bat. (Soldin) Sten Ldw.-Regts. Böhm, pens. Regts.-Arzt vom Zten Bat. (Schneide- miühl) lÂten Ldw.=-Regts. Benicken, pens. Major und Führer des 92ten Aufg. beim 1sten Bat. (Erfurt) 31sten Löw.-Regts. Schulz, pens. Major vom 3ten Jnf.-Regt. Müller, pens. Hptm, vom 2ten Bat. (Burg) 26sten Ldw. Regts, Müller, pens. Maj. vom8ten Kür.=Regt. von der Wense, pens, Oberst-Lieut, und Bataill.-Comm, vom vor= mal. 7ten \{les, Landw.-Juf.-Regt. von Heinb, pens. Major vom Aten Hus.-Regt.,, danu Führer des 2ten Aufg. beim 1sten Bataillon (Kouiß) 21sten Low. -Regts. von Rüts, Major a. D. vom 2ten Bat. (Prenzlau) 24sten Landw.-Regts. von Below, pens. Gen,- Maj. und Comm, des 28steu Jnf.-Regts. Prinz Karl zu Bent= heim-Tedlenburg, vorm. Sec.-Lieut, beim Zten Bat. (Bielefeld) 15ten vdw.-Regts. Schencker, pens. disp. Maj. und Chef der vormal, Garn.-Comp. 28sten Jnf.-Regts. von Barner, pens. Maj. vom 7ten Znf.-Regt, von Rochow, Geh. Staats-Minister und Prä= sident des Staatsraths, vormals Maj. im 2ten Bat. (Treuenbrießen) 20jten Un ees, Frhr. von Völderndorff, Lieut. a, D. vom

Jngen L zuleßt Königl, bayerischer Gen. - Maj. in Frankfurt

a. N arn Bare! Go wis, früher Obevst und Comm. des vorm,

2]ten ,=Dats, von Graevenib, pens. Ob,-Lt, v, 5ten Jnf,-Regt,

Beilage zur

699 Allgemei

von Kehler, pens. Gen.-Maj. und 2ter Kom. von Erfurt. Graf von Kal ckreut h, inaktio. Gen.-Major v, d, Armee, von Mach, inaftiv. Major v. 3teu -Juf.- Regt. Graf von Wylich und Lot- tum, Major a. D. vom Regt. Garde du Corps, wirkl. Geh.-Rath und Kammerherr. von Laugend orff, pens. Major von der Sten Art.-Brig. von Kesteloot, pen}. Gen.-Major u. Commandeur d. 14. Jnf. - Brig. von Reichenbach, pens. Major vom 2ten Bat. (Prenzlau) 24sten Landw. - Regts. Pr. Turte, pens. Oberst-Lieut, und Direktor der Pulver - Fabrik bei Berlin, auch Professor bei der medizinisch - chirurgischen Akademie für das Militair. von der Trenck, pens. Maj. vom Asten Juf. - Regt. Kae cker, pens. Maj. vom 5ten Jnf.-Regt. von Polenz, pens. Maj. zum Disp. von der vorm. Zten Garde = Div. = Garn. - Comp. von Wi- towsfi, pens. Oberst und Comm. des bten Hus.=Regts, von Schö- uermark, pens. Maj. vom 33steu Jnf.-Regt. (1stes Res.-Regt.) Pich vou Lipinsfi, pensionirter Oberst - Lieutenant und Chef der Âten Jnvaliden = Compagnie. Graf von Lusi, Major a, D. vom lsten Garde-Regiment zu Fuß, nachher Gesandter in Griechenland. von Zieten, pens. Major vom dten Inf. - Regt, Freiherr von Richth ofen, pens. Gen. - Maj. v. Jngen. - Corps, Klugmann, pens. Oberst-Lieut. v. d. 3ten Art.-Brig. Graf von Haslingen, Oberst-Lieut. a. D. vom vormal. 2ten neumärk. Landw.-Kav.-Regt., Gen.-Kommiss. zu Stargard. von-G ülich, peus, Oberst-Lieut. v. 9ten Bat. (Gumbinnen) 3ten Landw. -Regts, Lemdcke, pens. Maj. v. bten Ulan, - Regt. von Warzewski, pens. Major und Kreis=- Offizier v. d. vormal. furmärk, Gend, - Ober - Brig. Freiherr von dem Knesebeck, pens. General - Feldmarschall. Freiherr von der Busche-Haddenhausen, pens. Major v. 12ten Jnf.-Regt. Lie- besfkind, Maj. a. D. v. 1sten Bat. (Polnisch Lissa) 19ten Landw.- Regts., zuleßt Laudrath des Kreises Kosten im Regier, = Bez, Posen. von Berg, pens. Major, vormals im 9ten Juf. - Regt. (Kolberg). Baron vou Puttkammer, pens. Maj. v. 23sten Jnf.-Regt, von Waldow, Major a. D. vom vormal. Kür, - Regt. Reibenstein, zu- legt Land-Feuer=Societäts-Direktor in der Neumark,

Sam e t M. = Paris, 7, März. Mehrere Bestimmungen des Dekrets, wodurch die näheren Anordnungen hinsichtlih der allgemeinen Wahlen für die National-Versammlung getroffen werden, sind von solher Be-

deutung, daß sie besonders hervorgehoben zu werden verdienen. Zu- uen, daß, indem auch Algerien und die

erst is der Punkt zu erwäl anderen französischen Kolonieen in der National - Versammlung ihre Bertreter haben sollen, eine Art politischer Emancipation derselben von dem besonderen Regierungs - Systeme, das bisher für dieselben galt, ausgesprochen ist, Sowohl von Algerien, als namentlich von deu Kolonialräther von Martinique, Guadeloupe und Bourbon, war seit einigen Jahren {hon das Verlangen nah direkter Vertretung in den legislativen Versammlungen des Mutterlandes immer entschiedener laut geworden, und dieselben mögen nun in der theilweise ausgespro= henen Gewährung desselben eine Art von Entschädigung erblicken, dic ihnen für die vollständige Emancipation der Neger geboten wird. Jch sage „theilweise“/ mit gutem Grunde, denn das Verhältniß der Ver= theilung der Vertreter nah der Volkszahl is in Betreff der Kolonieen bei weitem nicht angewendet, Algerien und die anderen Kolonieen haben zusammen eine Bevölkerung von mehreren Millionen Menschen, und hätte man das für Frankreih selbst augenommene Verhältniß der Zahl der Vertreter von einem auf je 40,000 Seelen auch dort beibehalten wollen, so müßten wenfgstens sechsmal so viel Vertreter fu den Kolonieen geschickt werden, als ihnen wirklih zugestanden ind,

Ein zweiter Punkt is der laut Art. 10 angenommene Grund- saß der Entschädigung der Volksvertreter durch Tagesgelder. Die Annahme dieses Grundsates is die logische Folge des ganzen auge- nommenen Wahlsystems, ja, er is eine unumgänglihe Nothwendig- keit. Sobald jede Bedingung des Census, für Wähler sowohl als für Wählbare, beseitigt, jeder Franzose, ohne Unterschied des Stan- des, Ranges, Vermögens, zum vollen Genuß der sämmtlichen politi hen Rechte zugelassen wurde, müßte auch der Fall vorgesehen wer- den, daß Männer ohne alles Vermögen , ohne alle anderen Mittel, als diejenigen, welche ihnen ihre täglihe Arbeit, ihr Tagelohn ge- währt, in die Reihen der Volksvertreter eintreten werden. Und dies wird voraussichtlih der Fall sein. Diesen aber muß natürlih der Staat die Mittel bieten, während der Zeit, wo sie die Arbeit für ihr eigenes Juteresse einstellen, um an den Berathungen der Natio- nal-Versammlung für das allgemeine Juteresse Theil zu nehmen, sich und ihre Familie auf eine ihrêr Stellung würdige Weise zu erhalten, und deshalb wurde also das Tagesgeld der Volksoertreter auf 25 Fr. bestimmt. Um mit einer Familie in Paris zu leben, und zwar in einer Weise, die mit der Stellung eines Volksvertreters nicht in allzu grellem Widerspruch steht, is diese Summe nicht übermäßig. täglihe Gesammtsumme, welche also die Tagesgelder der Bolksvertreter in Anspruch nehmen werden, vorausgeseßt den Fall, daß diese sämmt- lih auf ihren Posten sind, beträgt jouach 22,500 Fr., für einen Mo- nat zu 30 Tagen 675,000 Fr. Da aber die Nationalversammlung so gut als die frühere Deputirten-Kammer, deren Mitglieder bekannt= lih feine Tagesgelder bezogen, wenigstens die Hälste des Jahres beisammen sein dürfte, so kann man die Ausgabe, welche dem Staat fünstig auf diese Weise erwachsen wird, auf 4 bis 5 Millionen Fres. anschlagen. Allerdings fällt künftig der größte Theil der Civilliste weg, welche bisher an den König bezahlt wurde; aber ganz wird sie unmöglich beseitigt werden können, da, weihe Form man auch der fünftigen definitiven Regierung geben mag, jedenfalls dem Präsidenten, wenn man sich für einen solhen nah dem Muster der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika entschicde, oder wenn eine aus mehreren Mitgliedern bestebende oberste Staatêsbehörde eingeseßt würde, in der Art, wie jeßt die provisorische Regierung zusammengeseßt is, immerhin auch diesen ein entsprechender Gehalt vom Staate bewilligt werden muß, um ihnen die für die ihrer Stellung angemessene Repräsen- tation in der Gesellschaft erforderlichen Mittel zu gewähren.

Es is von Wichtigkeit, daß man die Meinungen derjenigen Or- gane über das Manifest des Herrn von Lamartine kenne, welche als Ausdruck einflußreiher Männer und Parteien gelten. Der Natio- nal, das Organ des Herrn Armand Marrast, Mitglieds der proviso- rischen Regierung, {ließt sih ziemlih eng den in jenem Aktenstück ausgedrückten Gedanken an, Die Reforme aber, gleichfalls Organ eines Mitglieds der provisorischen Regierung, des in seinen Ansichten hon viel weiter gehenden Herrn F. Flocon, machte sogleich ihre Vorbehalte bei Mittheilung des Manifestes. Mit Worten und Tha- ten, sagt sie, müsse die Republik zeigen, daß sie überall und immer festhalte an dem Rechte und der Propaganda der Gleichheit ; allerdings habe Frankreich weder das Reht noch den Willen, die auswärtigen Länder zu überziehen und Krieg zu führen gegen die benachbarten Regierungen, um mit einigen Millionen Morgen Landes das Gebiet der Republik abzurunden, und wenn es sih niht um eine absolute Nothwendigkeit der National - Vertheidigung handle, werde

N! P

man Frankreih nicht mit Bajonett und fliegender Fahne sehen, we- der auf den Pyrenäen, noh auf den Alpen, noch an der Schelde, noch am Rheinz aber dicse religiöse Achtung zolle Frankreich nur den Völkern, den starken wie den chwachen; mit den Monarchieen dage- gen könne weder über Grundsäße noch in Betreff der Territorien ein Kontrakt eingegangen werden; gegen das wesentlihe Dogma der Volks - Souverainetät könue weder Ueberlieferung noch Eroberung, weder Gewalt noch Besittitel auffommen ; das republifauishe Franf= reih werde daher überall den Willen der Nationen respektiren, wo er hervortreten könne; zwishen ihm und den unumschräukten Regie= rungen aber seien feine anderen Beziehungen möglich, als die, welche durch die Nothwendigkeit des Verkehrs auferlegt würden; Frankreichs Propaganda müsse frei bleiben, sein Einfluß wie seine Jdeen seien allen großen Kämpfen geweiht, die sich gegen die politishe oder \o- ziale Knechtschaft entspinuen möchten, i |

Eine merkwürdige Thatsache, fast unbekannt unter dem größten Theile der Bevölkerung, bestand hier seit dem 24. Februar, dem Tage, wo das Schloß der Tuilerieen genommen wurde. Sie erinnern si, daß man sogleih auf den Gedanfen gekommen war, der auch in einigen Journalen sofort Wiederhall fand, den Palast in ein Hotel für Civil- Jnvaliden umzuwandeln, Der Gedanke fand bei einem Theile des Volkes, das damals noch überall bewaffnet war, Beifall, und {hon am 25sten erblickte man an mehreren Thoren des Schlosses die Aufschrift: „Hotel des invalides civils,“ Nun mate aber einc Auzahl von einigen Hunderten der bewaffneten Lente, welche in den Palast eingedrungen waren, von diesem Gedanken soglei praktische Anwendung, indem sie, ohne erst lange anzufragen, den Beschluß faß- ten, sich sogleich für immer darin niederzulassen. Ju der That waren sie durch Nichts mehr zu bewegeu, den ihnen, wie sie sagten, von Rechts wegen gehörenden Plaß, den sie erobert hatten, zu verlassen. Gewalt wollte und konnte man wohl auch in den ersten Tagen wenigstens nicht gegen sie anwenden, und man hoffte, wenn ruhigere Ueberlegung bei den erhigten Leuten wiederkehre, würden sie auch von selbst sih zur Räumung des Schlosses verstehen. Jnzwischen konnte man diese Leute doch nicht Hungers sterben lassen, und so wurden sie denn täglich mit Speise und Trank versehen. Da auch Verwundete unter ihnen si befanden, so wurde au für deren Verpflegung die nöthige Vorsorge getroffen und eine Art Ambulance errichtet, Auch Frauen, die nach der Einnahme des Schlosses überhaupt in großer Zahl unter den zu- erst Eingedrungenen waren und besonders lebhaften Antheil an allen dort im ersten Augenblick vorgefallenen Auftritten genommen hatten, befanden sich unter denen, die im Schlosse zurückblieben.

So verstrich Tag auf Tag, aber die Hoffnung der Regierung, daß diese Leute endlich eines Besseren sich besinnen würden, erwies si) als eine ecitle, und man mußte endlich an ernstlihere Maßregeln denken, die um so nothwendiger wurden, als die Thatsache, welche von fast allen Blättern fast gänzlich mit Stillschweigen übergangen worden war, mehr und mehr in allen Kreisen des Volkes bekannt wurde und man zugleich sich allgemein erzählte, daß diese improvi= sirte Besaßung eben nicht sehr gute Ordnung im Schlosse hielt, Es galt die Erhaltung eines großen Palastes, einer der Zierden von Paris, und dafür interessirten sih in der That National-Garde, Bür=- ger, Studenten, Militairs, Arbeiter, kurz, alle Klassen des Volkes. Immer lauter verlangte die bffentlihe Stimme, besonders seit vorgestern, daß man ernstlih einschreite, Aber auf welhe Weise zum Ziele gelangeu? Das war die Frage, welche Jedermann si stellte, und deren Beantwortung auch die pro=- visorische Regierung selbs in große Verlegenheit geseßt zu haben scheint. Zuerst versuhte man natürlich das Mittel der Ueberredung von neuem, allein nah wie vor blieben die Leute taub gegen alle Mah= nungen, die man im Juteresse der Ordnung und der Freiheit selbst, als welche ohue O: dnung nicht bestehen könne, an sie rihtete. Ent-= weder wollten sie von gar uihts hören, oder sie stellten ungemessene Anforderungen, auf welche einzugehen reine Unmöglichkeit war. So verlangten sie zuerst etne Aversalsumme von 100,000 &r., die ihnen sogleich ausgezahlt werden müsse bei ihrem Auszuge. Es scheint, daß in Betreff dieser Ziffer eine bestimmte abshlägige Antwort erfolgte, dagegen eine allgemeine Zusicherung gegeben wurde, daß etwas für fie geschehen könne, wenn sie sich der Ordnung fügten. Denn sie f\ollen nachher ihre Forderung etwas herabgestimmt, statt 100,000 Fr. nur 80,000 Fr. verlangt haben. Doch waren, wie es scheint, auch darüber nicht Alle einigz ein Theil trieb die Forderung weiter und wollte sich \ogleih eine feste Zukunft sichern, indem sie für jeden Einzelnen von ihnen eine Rente von 800 Fr. jährlich ver- langten. So verstrich die Zeit mit Hin- und Herreden; während dessen blieben die Cindringlinge aber fortwährend im faktischen Besiß= stande, und die öffentlihe Stirnimung wurde immer entschiedener ge= gen sie, je umständlicher einzelne Personen, welche diese Leute zu sehen Gelegenheit fanden, die Wirthschaft schilderten, die sie im Pa- laste führten.

Die Regierung wollte zuerst ein Bataillon der neuerrihteten mo- bilen National-Garde, die fast gäuzlich noch ohne Uniformen ist, beauftragen, unter der Führung von Zöglingen der polytechnischen Schule, welchen man den größten Einfluß auf die Störrigen zutraute, die Räumung des Palastes durhzuseßben. Auch National - Gardisten in Uniform gesellten sih diesen bei. Allein als die Widerspenstigen die Zöglinge der polytechnishen Schule an der Spitze von bewaffne=- ter Macht gegen jie herankommen sahen, seßten sie fich sogleih in Bereitschaft zum Widerstande, legten ihre geladenen Gewehre auf sie an und drohten, den Ersten, der sich ihnen nahe oder Hand an sie zu legen versuche, niederzuschießen. Diese Zöglinge und die sie be- gleitende National-Garde sahen sih also in die schlimme Alternative verseßt, eutweder mit Gewalt vorzudringen und vielleicht ein fürter- liches Blutbad hervorzurufen oder von dem Versuche abzulassen. Sie thaten das Lebtere, weil sie die Verantwortlichkeit eine Dit menges nicht übernehmen wollten, andererseits das Gefühl der Mensch- lichkeit sie davon abbielt, Gewalt zu gebrauchen. Au A M größeres Unheil zu fürchten, da die zu verzweifeltem, N s g derstand Entschlossenen sogar gedroht hatten, |e D T Zwangsmaßregel gegen sie sogleich das Schloß Un V L ke Dies war die größte Gefahr, aber gerade dieser mstan regte die allgemeine Erbitterung gegen die Widerspenstigen nur noch mehr auf. R rfioten Nd be SOHNQe. Mel Militairschule von Saint-Cyr, welche Da erboten si die ZögUnge L "1 Dienst

nwärtig alle hier und von der Regierung in Dienste genommen E Näumung zu erzwingen. Allein auch gegeu hie nahmen die R res bio nämliche Haltung an, wie früher, und die Regierung selbst soll diese jungen Leute, welche in der That gegenwärtig viel ¿ur Erhaltung der Ordnung mitwirken und die bestimmt sind, Offiziere der Armee zu werden, zurückgezogen haben, um sie niht in eînem möglihen Kampfe agugenscheinlicher Gefahr auszuseßen. So war denn auch der gestrige Tag verstrichen, während dessen ununterbrochen starke Haufen Volkes um die Tuile=- rieen her standen, besonders vor den Eingängen des Schlosses in der Rue Rivoli, Jun allen diesen Gruppen herrschte die größte Erbitte= rung über den Haufen in den Tuilerieen, in welche übrigens nur aus-