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gegen und führten ihn in Arrest; allein er hatte faum bemerkt, daß die übrigen Offiziere sih fügten, als er die Kokarde anheftete und das Kommando wieder übernahm. Nun war noch einer der wihtig= sten Posten, die sogenannte -Porta della Campagna, zu vertheidigen, wo si die croatishen Truppen und die Land - Artillerie mit einigen Kanonen, vielen Flinten und Munition aufgestellt hatten. August Stadler, einer der Garde-Hauptleute, parlamentirte mit diesen Sol-= daten, welhe ihm versicherten, auf das Volk nicht zu feuern, weun dieses sih ruhig verhielte und sie niht durch höheren Befehl dazu genöthigt würden. Der Hauptmann suchte sih jedo für jeden Fall durch Barrikaden zu sichern, ließ sechs mit Kartätschen geladene Ka- nonen aufführen, zwei andere gegen einen anderen Punkt des Arse- nals richten und scickte sich so mit den Gardisten und einer halben Compagnie des- Regiments „Wimpfen“ zur Wehr an. Der Major Bodai, welcher sih mit einer Abtheilung Marine=Soldaten in der „Via Eugenia‘‘ befand, kommandirte Feuer, allein die Soldaten verweigerten den Gehorsam, steckten die dreifarbige Kokarde auf und vereinigten sich mit den Bürgern, welchem Beispiele auch die Grenadiere und die Soldaten des Regimentes „Wimpfen“, ja sogar die Polizci- und Finanzwache, folgten. Mittlerweile begab sich eine Bürger - Depu= tation in den Palast des Gouverneurs, Grafen Palffy, welcher im Rathe saß, dem auch der Stadt- und Festungs Kommandant S. E. Graf Zichy beiwohnte. Die Deputation ertlärte, es sei das aus- drüliche Verlangen der Stadt, von den deutschen Truppen geräumt zu werden und bis dahin Geißel zu erhalten, und man fam über die Cavitulation überein, Während dieses Vorganges hatte sich Manin auf den Markusplaß begeben und angekündigt, daß das Arsenal in den Händen der Venetianer sei. Er stellte den Versammelten vor, daß Venedig die einz.ge Republik wäre, von welcher die italienische Einheit ausgehen müßte. Er brachte ein Lebehoch der Republk, San Marco, Jtalien, in welchen Ruf Alle mit Enthusiasmus ein= stimmten. Bald darauf wurde vom Regierungs8=Palaste das CEreig= niß dem Volke angekündigt.

„Die Gazzetta vom Msten enthält verschiedene Dekrete der provisorischen Regierung. Das eine betrifft die Ernennung ihrer Mit- glieder. Die übrigen bestimmen, daß die in der Stadt wohnenden Ausländer jeder Nation und politishen Meinung alle civilisirten Na- tionen geziemende Rücksichten genießen sollen; daß die Kinder des Eugen Zen, welcher am 18ten gefallen, von der Republik adoptirt werden; daß gegen alle am 23sten, 24sten, 25ten, 26sten und 27sten l. M. verfallende Wechsel nur bis zum 28sten der Protest erhoben werden könnez daß das Portefeuille des Junnern dem Bürger Karl Trolli übergeben werde; daß sämmtliche wegen politischer Meinungen Verhaftete sofort die Freiheit erhalten; daß in Betreff des Civil- Rechts das Dekret vom 9. August 1811 für das Königreich Jtalien in Kraft trete; daß die Appellations =, Handels- und Kriminal-Ge-= richte, so wie die Präturen, ihre gegenwärtigen Befuguisse beibehal- U U l

Un N):

WYBaris, 29, März. Durch Beschluß der provisorischen Regie- rung sind die Wälder und Forsten, welche einen Theil der Güter der alten Civilliste ausmachten, unter die Forstverwaltung des Staates ge|tellt worden, um als Nationalgut verwaltet zu werden.

Ludwig Philipp hatte 600,000 Fr. Renten in das große Buch der vfentlihen Schuld eintragen lassen; diese Kapital-Anlegung war jedoch unter verschiedenen fingirten Namen geschehen. Herr A. Marx rast hat während seiner kurzen Verwaltung der Civilliste diesen Besiß des Ex = Königs entdeckt, und die Renten - Eintragungen sind sofort derselben Ueberwachung untergeben worden, wie das übrige Eigen: thum Ludwig Philipp?s. e

Der National will’ aus sicherer Quelle wissen , dáß Herr Guizot bei der provisorischen Regierung schriftlich deu Betrag seiner Besoldung für deu Monat Februar reklamirt habe.

Der Abzug der polnischen Flüchtlinge geschieht in fleinen Abtheilungen von 20 Personen. Der Sammelplaß sämmtlicher in Frankreich befindlichen Polen is Straßburg, Die Flüchtlinge selbst haben ein Comité gebildet, welhes sich damit beschäftigt, den ver- schiedenen Abtheilungen die Reisekosten zu liefern.

Ein Bataillon der mobilen; National - Garde hat heute, voll ständig bewaffnet, Paris verlassen, um als Besatzung uah Courbevoie zu gehen.

És hat \ich ergeben, daß den Nationalgarden der Hauptstadt und der Departements 500,000 Flinten und Gewehre aus den Arsenalen abgegeben werden können. Der Kriegs = Minister hat dieselben dem Minister des Junern zur Verfügung gestellt, welcher die Wasfen nach Verhältniß der Volkszahl jedes Departements vertheilen lassen wird.

Ein Beschluß des Vertheidigungs = Comité?s verfügt die Ab- schaffung der Tunika und die Wiedereinführung des ehemaligen grauen Soldatenmantels,

Der Moniteur meldet, daß die hiesige Münze seit dem 17ten März keinen Tag aufgehört habe, Fünffrankenstücke mit dem Stem- pel der Republik zu prägen. Sechzehn Prägstempel seien zu diesem Behufe abgeliefert worden, und es herrsche fortwährend in der Münze die angestrengteste Thätigkeit,

Der Regierungs-Kommissar im Departement Oberrhein hat ver= fügt, daß vom 1. März an alle Gemeinden als Abonnenten auf den Courrier de l’Alsace zu betrachten seien. Da der Abonnements= preis jährlih 22 Fr. und die Zahl der Gemeinden 400 beträgt, so erwächst daraus dem Journal eine Einnahme von 10,780 Franken.

Es vergeht kein Tag, wo nicht in Paris sowohl, wie in den Departements, mehrere republikanische Gesellschaften eröffnet werden, Paris allein zählt deren jeßt ein volles Hundert. Auch neue Jour=- nale erscheinen fast täglih, Schon isst man in Verlegenheit, neue unterscheidende Titel ausfindig zu machen, und die Journale müssen {hon zu Beiwörtern ihre Zuversicht nehmen, um sich eines vom ai- deren zu unterscheiden. Man glaubt übrigens, daß nur eine kleine Anzahl dieser neuen Blätter die Zusammenkunft der Nationalversamm- lung überleben wird.

Es giebt hier noch zwei Freiheitsbäume, welche von der ersten Re- volution herstammenz der eine davon, welchen Santerre im Jahre 1794 pflanzte und der eine folossale Größe erreiht hat, steht im Faubourg St. Antoine.

Der Courrier de Lyon beantragt, unter Hinweisung auf das Beispiel Nord-Amerika's, daß die National-Versammlung nicht in Pa= ris, sondern im Mittelpunkte des Landes und in einer Mittelstadt (er \{chlägt Bourges vor) ihren Sib haben sollez dort würden einer seits die Geseßgeber weniger Zerstreuungen haben und alfo den Sibun- gen fleißiger beiwohnen , andererseits aber vor der Berührung mit Volksmassen sowohl, wie mit bewaffneten Corps, gesihert sein.

Aus Algier wird die Unterwerfung Bu-Aud's berichtet, eines Häuptlings, der früher am meisten zu dem Kampfe gegen Frankreich mitgewirkt hat.

Großbritanien und Irland.

London, 28, März. Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen stattete gestern um 4 Uhr in Begleitung des preußishen Gesandten dem Prinzen Albrecht einen Besuch in Bukinghampalast ab, Der

rinz fuhr in einem Wagen der Königin und wurde durch Lord Palmerston eingeführt, Bald nach 5 Uhr kehrte er in das Gesandt-

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schaftshotel zurück, wo ihm der Prinz Gemahl ungefähr eine Stunde später seinen Gegenbesuch abstattete. Gegen 9 Uhr Abends empfing er die Besuche des Herzogs von Cambridge und des Prinzen Frie- drich von Hesseu, mit denen er eine lange Unterredung hatte. Unter den übrigen Personen von Auszeichnung, welhe dem Prinzen ihre Aufwartung machten, war einer der Ersten Lord Hardinge.

Die Parlaments - Verhandlungen des gestrigen Abends betrafen wiederum die Einkommeusteuer. Als die Bill darüber, welhe am 24. im Unterhause zum zweitenmale verlesen worden is, der Tagesord= nung gemäß an das General-Comité zur Berathung über die ein- zelnen Klauseln verwiesen werden sollte, stellte Herr Hume den An- trag, die Bill an ein Spezial -Comité zu verweisen, um dieselbe in allen ihren Theilen einer sorgfältigen Prüfung zu unterziehen. Der nächste Zweck des Antrages is Beseitigung der Bestimmung, durch welche das Einkommen der Kapitalisten allen übrigen Klassen von Erwerb völlig gleichgestellt wird, die nächste Folge tes Antrages würde aber vornehmlich die Verschleppung der Bill und eine Ver- tagung der proponiten Verlängerung der Steuer gewesen sein. Der Kanzler der Schaßkammer widerseßte sich daher auch dem Humeschen Amendement, welches nah längerer Debatte mit 294 gegen 73 Stimmen verworfen wurde. Mit 323 gegen 12 Stim- men beschloß darauf das Haus die Verweisung der Bill an das General= Comité, welches alsdann alle ciuzelnen Klauseln ohne Widerspruch annahm; ein Antrag des Major Beresford, die Steuer auf zwei statt auf drei Jahre zu verlängern, fand keinen Anklang.

Die merifanisch - westindishe Post, welhe das am 4. März von St. Thomas abgegangene Dampfschiff „„ Dee“ überbringt, is ohne Berichte von besonderer politisher Wichtigkeit angekommen. Jn Veraciuz glaubte man, nach den neuesten, bis zum 16. Februar reichenden Mittheilungen, sicher -an den Frieden mit den Vereinigten Staaten, als Folge der am 7, Februar nah Washington gesandten Friedensvorschläge.

Von der Erhebung Schleswig-Holsteins empfängt die Times ihre Nachrihten aus Kopenhagen. Jhr Berichterstatter sagt: „Jn dem nördlichen deutschen Theile von Schleswig scheinen mehrere Be- zirke geneigt, sich für die Vereinigung mit Dänemark auszusprechen, und nehmen dasselbe Recht wie der südliche Theil des Herzogthums in Anspruch, \ich ihre Regierung zu wählen, Wir müssen hoffen, daß die neue (dänische) Regierung, erwählt durch das gegenseitige Vertrauen von König und Volk, Weisheit und Kraft genug besißen werde, um die Rechte des Landes gegen die Uebergriffe zu verthei- digen, welche von Deutschland aus drohen.“

Bergren

Brüssel, 30. März. Der Minister des Junern hat in der gestrigen Sißung eine Kreditfrage im Betrage von 3,700,000 Fr. vorgelegt, auf welhe 41,500,000 Fr. kommen für die Verbreitung neuer Gewerbzweige in Flandern und die Unterstüßung der bereits bestehenden, und 1,500,000 Fr., um dem Gewerbsfleiße überhaupt zu Hülfe zu kommen und die Waaren- Ausfuhr zu begünstigen, Die Central - Abtheilung scheint mit der Regierung nicht ganz über die Nothwendigkeit der beantragten neuen Anleihe einverstanden zu sein,

Vanemar lk

Kopeuhagen, 28, März. Gestern is hier folgende König- liche Proclamation erschienen :

„Schleswiger! Jn “einem ernsthasten Augenbli wendet Euer König sich an Euch, Vor wenigen Monaten bestieg ih den Thron meiner Väter, stolz in dem Gedanken, aus freiem Willen in Ruhe und Frieden meinem ganzen Volke eine freie Verfassung zu schenken. Unerhörte Begebenheiten erschütterten Europaz Holstein, als zum deutschen Bunde gehörig, mußte seine cigene Verfassung erhalten. Hierauf habe ich mein Königliches Ber- sprechen gegeben. Die verfassungsmäßige Einheit, welche ih gehofft hatte, zu Wege zu bringen, mußte daher aufgegeben werden. Euch Schleswigern habe ich versprochen und verspreche hiermit, daß Jhr jeßt im Verein mit Dänemark und durch Eure eigene Mitwirkung eine freie volksthümliche Verfassung erhalten sollt, Eure Selbstständigkeit als Schleswiger soll, neben der gemeinschaftlichen Verfassung, gesichert werden durch cinen eige nen Landtag, eigene Administration, eigene Gerichte, gleichen Antheil an den Staats-Abgaben nah dem Verhältnisse der Volkszahl, gerechte An- wendung der Ueberschüsse der Staats - Einnahme, keine Consumtion, gleiche Berechtigung der deutschen und dänischen Sprache sowohl auf der Reichs- Versammlung als dem Landtage. Schleswiger! Jhr werdet nicht den Se- gen der Geseßlichkeit und der Freiheit verwerfen, um treulosen Plänen des Ehrgeizes zu dienen, Jhr werdet nicht Eure angeerbte Treue gegen Eure! König verleugnen, nicht Eure Selbstständigkeit und Wohlfahrt verscherzen wollen. Euer König rust Euch, um Euch auf dem Wege des Gesehes und der Chre zum Frieden und zur Freiheit zu fühien, Ihr werdet dem Ruf der Pflicht und der Freiheit folgen ! Mit der ganzen Macht Dänemarks werde ih bald Euch beistehen und Euch von Angesicht zu Angesicht schen, Christiansburg, den 27, März 1848. Frederik, A, W, Moltke

Ueber die Truppen - Bewegungen is aus den hiesigen Blättern wenig zu ersehen. Das Hauptquartier der Jnvasions- Armee ist n Kolding aufgeschlagen. Cine gester® Nachmittag dorthin abgehende Truppen - Abtheilung wurde auf dem rofenburger Exerzier - Plaß von dem Könige gemustert, der auch eine Anrede an die Soldaten hielt, in der er die Hoffnung aussprah, er werde sich bald selbst an ihre Spihe stellen können. Vorläufig is} er, wie er einer ihn nach Frie= dericia cinladenden Deputation aus Wiborg gestern erklärt hat, durch die Nothwendigkeit, „verschiedene diplomatische Verhältnisje dem Aus- lande gegenüber und die Stellung Dänemarks gegen dasselbe zu ordnen“, genöthigt, in Kopenhagen zu bleiben. Unter die Truppen wurde vor ihrem Abmarsche eine kurze Proclamation vertheilt, in welcher sie aufgefordert werden: „Gott, König und Vaterland!“ zur Losung zu nehmen.

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¿ Madrid, 23. März. In den leßten Sißungen des Kon- gresses wurden schwere Beschuldigungen gegen die Regierung wegen des au der Börse eingerissenen Schwindels erhoben, Der Bruder des Handels-Ministers hatte sich heimlich entfernt, ohne seine an der Börse übernommenen Verbindlichkeiten zu erfüllen. Der General Nar= vaez soll auf Entlassung des Handels- Ministers bestehen , dem auch der des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten, Herzogs von S0= tomayor, folgen würde. H

Die Thätigkeit der Minister wird sih nun um so ausf\chließlicher den auswärtigen Verhältnissen und den großen Rüstungen zuwenden können, welche längs der Pyrenäengränze stattfinden. Große Trans= porte von Pulver, Bomben, Brand-Raketen und Artillerie = Bedürf= nisse jeder Art sind von Saragossa nah Pampelona, S. Sebastian, Sautoña und den kleineren Festungen Jaca, Monzon abgegangen, Kontrakte zur Verpflegung dieser Pläße werden abgeschlossen und Truppenmärsche angeordnet. Die ministeriellen Blätter gefallen sich in spöttishen und unüberlegten Ausfällen gegen die benachbarte Re- publif und beschuldigen einige der namhaftesten Mitglieder der dorti- gen provisorischen Regierung, mehrere Millionen, die sie în den Staatskassen vorgefunden, untershlagen zu haben. Durch die Veröffentlihung der Depeshen des spanischen Geschäftsträgers in Paris, welhe der Telegraph von Jrun uns überbringt, dürfte jener Diplomat vielleicht bald in Verlegenheit ge- seßt werden, und heute äußert ein ministerielles Blatt sich sehr bitter über Herrn Jsturiz, weil er auf seiner Reise nah London in Paris zu erkennen gegeben hätte, er wäre durch den

General Narvaez, . der sich verbindlich mache, die französische Repu blik zu Paaren zu treiben, falls nur die nordishen Mächte ihm bei= ständen und die Königin Jsabella anerkennten, beau ftragt werden sich mit den Vertretern Oesterreihs, Preußens und Rußlands in London darüber zu verständigen. (Diese Angabe scheint indessen nur auf einem Artikel des pariser National zu beruhen.

Gestern Abend is durh den Telegraphen hier die Nachricht eingegangen, daß der Oberst Tierry, Adjutant des Herzogs von Montpensier, durch Jrun kam, um sich nach S. Sebastian zu be- geben. Aus diesem Umstande schließt man, daß die Jufantin und ihr Gemahl heute in S. Sebastian eintreffen werden. Es heißt, die Regierung werde Lebßterem den Oberbefehl über die spanische Ar= tillerie übertragen.

Herr Guitot, welhem der Herzog von Glücksberg die Siegel der französischen Botschaft übergeben hatte, hat diese niedergelegt und das Botschaftshotel verlassen, wie es scheint, in Folge einer ihm von Paris zugelommenen Verfügung.

Die spanischen Besißungen an der Nordküste Afrika’s wurden am 12ten durch den dortigen General - Capitain in Kricgszustand erkflärt.

Berauntmabun a

„Der Rittergutsbesißer auf Schulzeudorf bei Köpenick, Herr Ja cobson, hat „in dankbarer Anerkennung der in den Tagen des 18ten und 19, März errungenen politischen und religiösen Freihcit den hoch= herzigen Entschluß gefaßt und uns zu erkennen gegeben, drei Knaben von 8—11 Jahren, welche in dem Kampfe jeuer Tage ihre Väter und Ernährer verloren haben, sofort zu sih auf sein Gut zu unehmen und für deren Erziehung, Kleidung und Beköstigung gänzlich Sorge zu tragen. Judem wir diese edle That hierdurh zur Kenntmß un serer Mitbürger bringen, danken wir drm menschenfreundlichen Manne auf das herzlichste und wüuschen mit ihm, daß sein Vorgang mehr- fahe Nachfolge finde. Berlin, 28. März 1848. Der Magistrat und die Stadtverordneten zu Berlin,“

Belannt ma ul 0

„Der am Schlusse unserer vorstehenden Bekanntmachung ausge sproheue Wunsch ist bereits in Erfüllung gegangen. Nach einem Schreiben des Herrn Prediger Dr, Berger zu Kottbus, hat der Vorstand der Waisenpforte daselbst, indem er die Waisen der in den Straßen Berlins gefallenen Bürger als folche betrachtet, die das gesammte Vaterland als seine Waisen anzuerkennen habe, den Beschluß gefaßt, eine arme, vater-= und mutterlose Waise ¿ines am 18 Manz d) Z. m Berlin “gefailonêit Familienvaters zur unentgeltlihen Verpflegung und Erziehung in seine Anstalt aufzunehmen. Jn gleicher Weise yar die verwittwete Frau Prediger Weiße, Vorsteherin des Elisabeth - Stifts zu Pan= fow, ihre herzliche Bereitwilligkeit erklärt, eines von den ver waisten , hülflosen Kindern der Opfer des 18, und 19. März in das Elisabethstift zur Verpflegung aufzunehmen. Der Bank= Pfand-Revisor Herr Braag zu Tilsit hat sich menschenfreundlich er boten, ein Kind eines von den im Kampfe gefallenen Bürgern Ber- lins, wo möglich einen Knaben bis zum Alter von 9 Jahren, zu sich zu nehmen, um für die Erziehung desselben als Vater zu sorgen, auch falls dem Kinde eine freie Ueberfahrt dorthin nicht sollte bewilligt werden, die Kosten der Ueberfahrt zu übernehmen. Die Gesinnung, die sich in diesen Crbietungen ausspricht, macht jedes Wort der An erkennung entbehrlich. Nur um unserer selbst willen bitten wir die edlen Wohlthäter unserer Waisen, unseren innigen Dank zu genehmi=- gen. Berlin, 28, März 1848. Der Magistrat und die Stadtver- ordneten zu Berlin.“

Fn Gemäßheit der Ordnungen der Wedekindschen Preis Stiftung für deutsche Geschichte wird hierdurch daran erinnert, daß für die am 14. März 1856 zu vertheilenden Preise, von denen ein jeder 1000 Rthlr, in Golde beträgt, sür den ersten eine Bearbeitung von Henrici de Hervordia chro nicoa Und für den zweiten eine Geschichte des Crzbisthums Hamburg und Bremen als Aufgabe ausgeschrieben worden ist, und daß der dritte Preis zur Anerkennung ausgezeichneter Arbeiten über deutsche (Heschichte, welche in den Jahren 1845 bis 1855 erschienen sein werden, verwendet werden wird, Die näheren Bestimmungen über die Preis-Aufgaben finden sich in den zu dcn göttinger gelehrten Anzeigen gehörigen Nachrichten vom 14, März 1847 und werden den Freunden der vaterländischen Geschichte, welche sich deshalb an den Direktor der Stistung, den Konsistorial-Naih Gieseler, in portofreien Briefen wenden, gern mitgetheilt werden. Eben demselben müssen die um diese Preise sich bewerbenden handschriftlichen Arbeiten bis zum 14, März 1855 eingesendet sein,

Göttingen, den 14. März 1848, :

Der Verwaltungsrath der Wedektindschen Preis-Stiftung für deutsche Geschichte. Meteorologilche Deovecchtungen.

Abends Nach einmaliger

P LV Uhr. |

Morgens Nachinittags

6 Uhr.

2 Uhr. Beobachtung.

1448. 1. April.

0 R.

. 337 ,85'’’Par. 337,53''’Par.|/337,65''’Par. Quellwärme 8 | 4+ 7,4° R. +16,9° R.|+ L1,7° R. Flusswärme 07 R A R 7 49 R. S6 pCt. | 39 pCt. 69 pCt trüb, heiter Niederschlag NO. |Wärmewechsel 417,1 | -+- 6,4 ° 337,68!!! Par... + 12,09 R... +5,71 R. 63 pCt, zönigliche Schauspiele.

Montag, 3. April. Jm Schauspielhause. ©56sstte Abonnements - Vorstellung: Das Urbild des Tartüffe, Lustspiel in 5 Abth., von K, Gußkow. O L

Dienstag, 4. April. Jm Opernhause. 43ste Avonnements-Vor stellung: Der Liebestrank, Dper in 2 Abth. aus dem Jtalienischen, Musik von Donizetti. (Herr Behr vom Stadttheater zu Leipzig: Dulcamara, als erste Gastrolle.) Anfang halb 7 Uhr. S

Im Schauspielhause. 52ste französische Abonnements-Vorstellung, La troisîème représentation de: La dernière conquête, co- médie - nouvelle en 2 actes, mêlée de chant, par M, Rosier, Friselte, vaudeville en 1 acte, par M, Labiche et Lefranc.

Luftdruck . Lustwärme Thaupunkt... Bodenwärme

Dunstsättigung. | Ausdünstung

VVEUeE as oed 6s at S,

heiter. NW. |

0

Wolkenzug. .

Tagesmittel :

Königsstädtisches Theater. y n

J 3, April. (Ztalienishe Opern - Vorstellung.) 1 Purt- Meno, Sa N 3 Arten. Musik von Bellini.

Preise der Pläße: Ein Plab in den Logen His in Balkon des

ersten Ranges 1 Rthlr., im Parquet und in den P arquet=Logen 20

Sgr., im Amphitheater und __n den Togen, des zweiten Ranges

15 Sgr., Parterre 10 Sgr., Sperr\iß des dritten Ranges 10 Sgr,

Gallerie 75 Sgr. Ein Plaß n der Orchester-Loge 1 Rthlr. 10 Sgr.

Dienstag, 4. April. Einmal Hunderttausend Thaler, Pose

mit Gesang in 3 Akten, von L Kalisch. Musik vom Königl, Musil=

Direktor Gährich.

tani,

Redacteurs R. Wentzel.

Im Selbstverlage der Expedition.

Gedrucft in der Deckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruerei, Beilage

A 94,

817

add eid M

ä I uhalt:;

A es Beförderungen und Verabschiedungen in der Armee.

De t\ch Ie rlasse. Behandlung der Kartoffel-Pflanzungen. Sn sche Bundesstaaten, Herzogthum Anhalt-Deßau. Wah- V ERE Verzo gthum Anhalt-Bernburg. Reskript des Herzogs. H ogthum Sachsen-Altenburg. Ansprache des Herzogs an die Bürger Altenburgs. Der Landtag. Freie Stadt Frankfurt.

: „Die ge)eßgebende Versammlung. Der Große Rath.

Wissenschaftliche und Kunst- Nachrichten. Königl. Opernhaus, („Die Hochzeit des Figaro“, „Der Maurer‘‘.) Königsstädtisches Thea- ter, Musikalisches. M. Fanriel: Histoire de la provençale.

Handels - und Börsen - Nachrichten.

Inl'añ d

Berlin, 1. April. Nach dem heutigen Milit gir- Wo en- blatte is der Hauptmann von Thiesenhausen vom zweiten Garde - Regiment zu Fuß zum etatsmäßigen Major, der General- Ueutenant von Grabow, Commandeur der zweiten Division, neben ner lepigen Stellung zum Gouverneur von Danzig und der Oberst Maschke, Brigadier der fünften Artillerie-Brigade, zum Komman- danten von Breslau, der General-Lieutenant zur Disposition vonS afft unter Beförderung zum wirklihen General-Lieutenant, zum ersten Kom- inandanten von Köln, der Hauptmann von der Lo chau, der Hauptmann vonM ellenthin, der Hauptmann vonRandow, sämmtlich vom ersten Garde-Regiment, zu Majors, der Erf!ere mit Versezung zum 16ten zZnfanterie - Regiment, der Hauptmann von Manstein vom ten Znsanterie - Regiment zum Major im 1}ten Junfanterie = Regiment der Hauptmann Bronsart von Schellendorf vom sten Jnfau- terie - Regiment zum Masor und Commandeur des 2ten Bataillons oten Landwehr = Regiments, der Rittmeister Baron von der Goltz vom 3ten Kürassier-Regiment zum etatsmäßigen Major, der Haupt- mann von D ob ch üß vom 23sten Infanterie-Regiment zum Major im ten Jufanterie - Regiment, der Hauptmann von Pribelwithz vom 27sten Jufanterie - Regiment zum Major und Commandeur des lsten Bataillons 5ten Landwehr-Regiments, der Hauptmann von Lü- deribß vom 20sten Jufanterie-Regiment zum Major im 14ten Jufan- terie-Regiment : der Hauptmann S orge vom 24, Tnfanterie-Regiment zum Major, der Rittmeister von Griesheim vom 3, Husaren-Re- giment zum Major, der Hauptmann von Seydewitß vom 26. Jn- fanterie=Regiment zum Major im 25. Jufanterie-Regiment, der Hauyt- mann v on M ünchow vom 31. Jufanterie - Regiment zum Major im 34, Infanterie = Regiment , der Hauptmann von Winning vom 2: zum Major im 19, Jnfanterie - Regiment, der Hauptmann von Brodowski vom 19, Jufanterie-Regiment zum Major, der Haupt= mann von Gellhorn vom 40. Jufanteric-Regiment zum Major im 19, Jufanterie-Regiment, der Hauptmann Freiherr Hofer von Lo-= benstein vom 13. Jufanterie-Regimeut zum Masor im 16. Jnfan- terie-Regiment, und der Hauptmann Baron von Dalwig vom 38 Infanterie - Regiment zum Major und Commandeur des ersten Bataillons 30, Landwehr = Regiments ernannt worden. Ferner is dem Hauptmann von Kalcckreuth vom Garde - Jäger = Bataillon als Major mit der Bataillons - Uniform, mit den vorschriftsmäßigen Abzeichen für Verabschiedete, Aussicht auf Aufnahme ins berliner Jn- validenhaus und Pension, dem Rittmeister Köpke vom 6ten Husaren- Regiment als Major mit der Regiments-Uniform, mit den vorschrifts= mäßigen Abzeichen für Verabschiedete, Aussicht auf Civil-Versorgung und Pension, dem Hauptmann Herzog Georg zu Mecklenb urg=- Streliß, aggregirt der Garde- Artillerie- Brigade, dem Hauptmann von Trehra von der Aten Jäger - Abtheilung als Major mit Pen- sion (zur Disposition gestellt), dem Hauptmann Rother vom lsten Bataillon 23sten Landwehr-Regiments, als Major mit der Regiments- Uniform und den vorschriftsmäßigen Abzeichen für Verabschiedete der Abschied bewilligt worden.

Berlín , 1. April. Das Justiz-Ministerial-Blatt ent- hält den Allerhöchsten Erlaß vom 24, März 1848, die Verwaltung der Patrimonial = Gerichtsbarkeit durch Königliche Gerichte betreffend:

„Bis dahin, daß anderweite geseßliche Bestimmungen über die Patri- monial-Gerichtsbarfeit ergangen sein werden, will ih Sie hierdurch ermäth tigen, den Anträgen derjenigen Gerichtsherren, welche auf Verwaltung der Gerichtsbarkeit durch Königliche Gerichte oder Vereinigung derselben mit Königlichen Gerichten antragen, stattzugeben und in ‘dieser Hinsicht das Erforderliche zu verfügen.

Berlin, den 24. März 1848,

F Friedrich Wilhelm.

An den Justiz - Minister Bornemann,“

und den Allerhöchsten Erlaß vom 25. März 1848, die Verhand- lung und Entscheidung der Bagatell - Prozesse gegen nicht am Sitze des Obergerichts wohnende Eximirte betreffend : : i , Jch will auf den Bericht vom 17ten d. M. gestatten, daß, so lange der eximirte Gerichtsstand noch besteht, dem Stadtrichter N, zu N. die Functionen eines Kommissars zur Verhandlung und Entscheidung der in dem dortigen Kreise gegen Eximirte vorkommenden Bagatell - Prozesse über- tragen werde, Zugleich bestimme Ih hierdurch, daß die Obergerichte nah Maßgabe des Bedürfnisses und da, wo es an Kreis - Justizräthen mangelt , befugt sein sollen, mit der Verhandlung und Entscheidung der Bagatell-Prozesse gegen nicht am Siße des Obergerichts wohnende Eximirte auch andere Nichter e Ss fommissarish zu beauftragen. Berlin, den 25. März 1848, Friedri ill An das Justiz - Ministerium. ““ 8 h Wilhelm,

Verlín, 1. April. Das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin enthält folgende Bekanntmachung :

„Der Dr, Kloßsch hierselbst, Custos des Königlichen Herbariums hat, gestüßt auf seine Beobachtungen über die Natur der Kartoffel-Pflanze und auf seine, jedoch nur im Kleinen gemachten Versuche, die nach stchend be- schriebene Behandlung der Kartoffel-Pflanzungen empfohlen,

Sobald die Pflanzen 6 bis 9 Zoll aus der Erde hervorragen, was in der 5ten bis 7ten Woche nah dem Auslegen der Knollen der Fall zu sein pflegt, stuye man die äußersten Zweigspizen ein, indem man dieselben mit dem Daumen und Zeigefinger um einen halben Zoll tief abkneiftz mehr ab- zunehmen, is nußlos und kann eher {hädlich werden.

Jn der 10ten oder 11ten Woche wird dieses Auskneifen der Zweig- spigen an allen Zweigen wiederholt; im Uebrigen aber wird die Pflanzung nach den bekannten und in jeder Gegend am bewährtesten befundenen Re- geln e diesem Einst

N n Einstußen der Kartoffel - Pflanze erwartet der Erfinder di Kräftigung des Krauts und der Wurzel, Ma seinen Gfiitee des vadurh mehr Kartoffeln erzielt, als von den daneben gepflanzten nicht ein- gestuztenz und indem die nicht eingestußten Pflanzen erkrankten und die da- von erzeugten Knollen gleichfalls gelitten hatten , sind die Knollen der ein- gestußten Pflanzen vollkommen gesund geblieben.

Wiewohl der Werth der von dem Dr, Kloysch empfohlenen Behand- lungsweise durch Versuche unter anderen und verschiedenen Verhältnissen

noch nicht erprobt is, so verdient dieselbe doch die Aufmerksamkeit der Land- wirthe aller Klassen in hohem Grade, und es wird daher zu vielfältigen Versuchen mit derselben hierdurh aufgemuntert, 4 Berlin, den 9, März 1848. Ministerium des Junnern, von Manteuffel.“

Deutsche Bundesftigaten.

_ Herzogthum Anhalt-Deßau. (Magdb. Zeitung.) Deßau, 29, März. Heute bat nun auch der Stadtrath hiesiger Residenz die Wahlen guf den 4. bis 6. April auëgeschrieben und zu dem Cnde die Eigenschaften, welche zur Wahlfähigkeit berechtigen, bekannt gemacht. Die Stadt is für den Zweck der Wahlen in 10 Bezirke und jeder derselben in 2 Abtheilungen getheilt, von denen jede einen Bezirkswahlmann zu ernennen haben. Auch in mehreren Justizämtern ist die Wahl der Bezirkswahlmänner schon im vollen Gange, j

Herzogthum Anhalt -Beruburg. (Magdeb. Zkg.) Koswig, 29, März. Auf eine Eingabe der hiesigen Bürgerschaft an Se. Hoh. den Herzog, die dahin gerichtet war, für das Herzogthum Bernburg feine besondere, von der bestehenden anhaltishen Gesammt Landschaft unabhängige Verfassung zu geben, wie in dem Patente vom 416. d. M. zugesichert, sondern mit Deßau und Cöthen eine Gesammt- Verfassung anzunehmen, is folgendes Reskript Sr. Hoheit an den Ober=-Justizrath Bardua zur Eröffnung an die hiesige Bür= gerschaft erlassen worden:

„Wir lassen dem Ober - Justizrathe Bardug hierbei eine Eingabe der Bürgerschaft in Koswig vom 22sten d, M,, die landständische Verfassung in den Herzogthümern Anhalt betreffend, zugehen, und beaustragen Wir denselben, der Bürgerschaft, unter Hinweisung auf Unser Patent vom bten d, M,, mündlich zu eröffnen, wie Wir Uns, in der seit dem Antritte Unse- rer Regierung stets kundgegebenen Absicht, das Wohl Unserer getreuen Unterthanen zu befördern und zu erhöhen, denselben die landesherrliche Versicherung ertheilt haben, Unserem Lande eine besondere, von der bestehenden Gesammtlandschaft unabhängige und nah den geläu- teristen und wohlverstandenen Forderungen der Zeit cinzurichtende, landständische Verfassung zu gewähren, Dieser Unser Entschluß sei gus der wohlbegründeten Ueberzeugung hervorgegangen, daß jeder Bun- desstaat seine eigene Vertretung des Volkes selbstständig organisiren müsse, daß nur, wenn dieses geschehen, die Juteressen des Landes gehörig erörtert und wahrgenommen werden können, und daß cine mit anderen Bundes-Staaten gemeinschaftliche landständische Verfassung nicht als ein geeignetes Organ anzusehen is, wodurch die besonderen Angelegenheiten eines jeden einzelnen Landes auf eine befriedigende Weise in (Gemeinschaft mit dessen Regierung regulirt werden können, Der Ober-Justizrath Bardua mag die Bürgerschaft zu Koswig dabci auf die geschichtliche Thatsache auf- merksam machen, wie es gerade diese unbedingte und gänz!iche Gemein schaftlichkeit gewesen ist, welche das alte Justitut der anhaltischen Landschaft seit der Landestheilung in seiner zeitgemäßen Fortbildung aufgehalten und gehindert und wesentlich dazu beigetragen hat, daß seine Wirksamfeit ge- schwächt und auf den gegenwärtigen Zustand von Bedeutungslosigkeit herabge- kommen is, Wenn nun die Bürgerschaft zu Koswig aus diesen Unseren Maßnahmen die Besorgniß entnommen hat, daß dadur die Berhältnisse der Gesammtung zwischen den Herzögthümern Anhalt gestört oder aufgeho- ben werden würden, \o beruht dies" auf einer unrichtigen Auffassung der Verhältnisse, und wird es dem Ober - Justizrathe Bardua ein Leichtes sein, die Bürgerschaft über das Ungegründete ihrer Ansichten und Befürchtungen zu belehren, wenn derselbe ihr zu erkennen giebt, daß Wir nichts weniger als gemeint sind, die Gesammtung in Anhalt, welche streng aufreht zu erhalten Wir Uns vielmehr seither eifrig haben angelegen sein lassen, und worauf Wir auch fortan stels bedacht sein werden, zu beeinträchtigen, Der Ober-Justizrath Bardua wird zugleich ermächtigt, der Bürgerschaft zu eröffnen, daß Wir Uns wegen Regulirung der Verhältnisse im Gesammthause Anhalt in Bezug auf die landständischen Angelegenheiten mit Unseres Herrn Vetters des âltestregierenden Herzogs zu Anhalt Lbd. in Unterhaudlung befinden und Wir nicht abgeneigt sind, für alle das gesammte Anhalt an- gehende Gegenstände eine mit speziellen Kombpetenz-Vorschriften versehene landständische Verfassung, neben der für jedes Herzogthum einzurichtenden besonderen Volks-Vertretung bestehen und bezugs8wei|e neu organisiren zu lassen, Wir haben zu dem Ober-Justizrathe Bardua das besondere Ver trauen, daß es demselben gelingen werde, bei der Bürgerschaft zu Koswig jede Besorgniß über die Gestaltung der landständischen Verhältnisse in An- halt sofort zu beseitigen, und geben Uns der Hoffnung hin, daß gerade die gegenwärtige Veranlassung dazu führen werde, das Vertrauen der Bürger= \chaft zu Koswig, welch:8 dieselbe zu Unseren landesväterlichen Absichten seither so schön bethätigt hat, noch mehr zu befestigen. Ueber die Ausfüh- rung dieses Unseres Auftrags sehen Wix einer berichtlichen Anzeige entge- gen. Bernburg, am 28, März 1818,“

Herzogthum Sachsen-Altenburg. (D. A. Z.) Al- tenburg, 30, März. Der Herzog hat an die Bürger Altenburgs folgende Ansprache gerichtet :

„Jch habe mit besonderem Wohlgefallen dem wackeren und pslichtge- treuen Verhalten der Bürger meiner Residenzstadt bei Ausführung der von ihnen übeznommenen Sorge für die Aufrechthaltung der Sicherheit von Personen und Eigenthum eine freudige Aufmerksamkeit gewidmet. Es is} ein gutes, mich mit Beruhigung für eine ernste Gegenwart und Zukunft durchdringendes Zeichen von echtem Bürgersinn, von wahrhaft fortgeschritte- ner Bildung, daß in meiner Residenzstadt sowohl, als in andercn Theilen meines Landes, der alle Gemüther ergreifende Eintritt einer so kräftigen na- tionalen Bewegung im deutschen Vaterlande nicht durch die Schmach des Aufruhrs und der Eigenthums-Verleßzung verunstaltet, vielmehr mittelst red- lichen Zusammenwirkens dem Lande der innere Friede erhalten wurde, Unter dessen Schirme können und werden sih nun die im geseßlichen Weg ange- bahnten Reformen und Umgestaltungen, den von mir und in meinem Auf trag ertheilten Zusicherungen entsprechend, um so vollständiger und früher in Erwägung ziehen und ins Leben einführen lassen. Indem ich dankbar die Bemühungen älterér und jüngerer Vaterlandsfreunde für so edlen Zweck und ihre erfolgreichen Veranstaltungen in diesen Tagen der politischen Stürme hiermit anerkenne, halte ih mich überzeugt, daß insbesondere in hiesiger Stadt bei fernerer Ausdauer der braven Bürgergarde im Wacht- und Patrouillendienste, bei vertrauensvollem, gegenseitigem Verständniß und besonnenem Verhalten aller Klasscn der Bevölkerung das hohe Ziel, nach welchem wir vereint streben, auf diesen Wegen des Friedens, unter Erhal- tung der Ruhe und Ordnung, unter Fernhalten beunruhigender Gerüchte und Verdächtigungen, gewiß erreicht, und daß dann der Rückblick sür uns Alle ein lohnender sein wird.“

Die erste öffentliche Sizung des Landtags cidffnete der Präsident von Lindenau mit einer kräftigen Anrede, worauf der Minister von Braun Er- öffnungen machte, betreffend die Zugeständnisse auf die an den Landesherrn eingegangenen Petitionen. Diese Zugeständnisse betreffen außer den son früher mitgetheilten: Verminderung des Militairs in späterer Zeit, Ein- führung eines Polizei-Strafgesezbuchs, Revision des Vereins-Zoll-Tarifs, Trennung der Justiz von der Verwaltung, Aufhebung der Patrimonial- Gerichte, Verweisung der bisherigen Straf - Justiz von den Finanz- Behör- den an die Richter-Behörden, größere Lebendigkeit und öffentlihe Rechnungs Ablegung der Gemeinden über ihre Verwaltungs - Angelegenheiten, Herab- sevung der Salzsteuer, Reductionen der Fleischsteuer, Erlcichterung beim Holzverkauf, Erweiterung des Ablösungs - Geseßes, Erleichterung der Aus- rodung der Privathölzer, Revision der Taxordnung für die Landes - Kol- legien, Einführung freier Gerichtstage, Abänderung mehrerer Strafbestim- mungen im Kriminal-Geseßbuche. Jn Bezug auf die Vertretung des deut- schen Volkes beim Bundestage theilte der Präsident mit, daß von den die 12te Kurie bildenden Höfen Kibenburg, Meiningen, Weimar und Koburg- Gotha von den beiden leßteren bereits der Geh, Rath v. d, Gabelenz als

Montag den 3. April,

daß au von Meiningen Zustimmung zu dieser Wahl zu erwarten sei. Von der Majorität der Kammer wurde in dieser Angelegenheit der Beschluß gefaßt, taß Herr von der Gabelenz zu der abzuhaltenden Versammlung ohne Instruction und zunächst zu dem Zwed, umzu erfahren, welche Vorschläge daselbst gemacht werden, abgesendet werde, daß aber aus der Absendung des Herrn v. d. Gabelenz nachtheilige Konsequenzen gegen den jeßigen und künftigen Landtag nicht hergeleitet werden könnten und dürs- ten, vielmehr demselben das Recht vorbehalten bleiben müsse, demnächst zu berathen, welche Jnstruction dem Abgeordneten zu ertheilen sei, und dieselbe der Regierung vorzulegen. Da sich im Lande Gerüchte verbreitet hatten, daß die Ueberschüsse der Landesbank zu willkürlichen Zahlungen an die Her- zogliche Familie verwendei worden seien, und daß die Landesbank gcwagte Geschäfte übernehme , die schlechtesten Papiere, welche kein Banquierhaus anzunehmen \ih getraue, ankaufe und disfkontire, so wurde Beides von den Ministern, von dem Landschaftspräsidenten und von Mitgliedern des Finanz- Kollegiums für Lüge und Verleumdung erklärt,

Freie Stadt Frankfurt. (O. P. A. Z.) Frankfurt, 29, März. Der von der geseßgebenden Versammlung kürzlich geäu- ßerte Wunsch, daß dieselbe in Anbetracht der Zeit - Verhältnisse dem- nächst auf §8 Wochen außerordentlih einberufen werde, hat bereits, wie in der heutigen Sißung mitgetheilt wurde, von Seiten des Se-= nats Erhörung gefunden, Eine zweite Mittheilung des Senats lau- tete dahin, daß derselbe hinsihtlih des Geseßes wegen Aufhebung der Fideikommisse der Ansicht der geseßgebenden Versammlung beigetreten sei, und das Geseß demzufolge morgen amtlich publizirt werden solle. Ein weiterer Senats-Autrag betrifft die Verfassun gs- Revision. Der Senat ist der Ansicht, daß die Erfüllung einzelner in neuester Zeit laut gewordener Wünsche eine theilweise Aenderung der Verfassung bedinge, eine solche aber niht ohne Rückwirkung auf das Ganze bleiben fönne. Der Senat stellt es daher der geseßgeben= den Versammlung anheim, ob nicht eine Revision der Verfassung über= haupt eintreten solle. Jm Fall der Bejahung dieser Frage wird die Niederseßung einer Kommission vorgeschlagen, welche die Verfassungs= Revision einer gutachtlichen Prüfung zu unterziehen hätte, auf deren Grundlage sodann die Sahe im verfassungsmäßigen Wege zu erledigen wäre. Die Kommission würde aus 21 Mit=- gliedern bestehen, nämlich 9 aus der Bürgerschaft und 2 vom Lande, durch die nicht zum Senat und ständigen Bürger=Kolle= gium gehörenden 56 Mitglieder der geseßgebenden Versammlung ge- wählt, ferner 5 von dem ständigen Bürger - Kollegium und 5 vom Senat, aus ihrer Mitte gewählt. Herr Dr. Mappes begrüßte den Senats- Antrag als zeitgemäß, mit dem Bemerken: daß in Ermange= lung desselben er selbs auf Verfassungs - Revision angetragen haben würde. Die Versammlung beschloß hierauf , den Antrag an eine Kommission von 9 Mitgliedern zu verweisen. Sodann brachten die Herren Brentano und May die Vorfälle des gestrigen Abends zux Sprache, um die Versammlung zu Vorkehrungen gegen die Wieder= fehr ähnlicher Ruhestörungen während der nächsten Zukunft zu ver= anlassen. Die Herren Dr. Stiebel und Dr, Mappes dagegen wi- derriethen dies, als in die Kompetenz der Behörden eingreifend und ihr Ansehen {hwächend. Die Polizei sei hinlänglih von Allem unterrichtet ; auch die Nachbarstaaten hätten Vorkehrungen ge=- troffen. Man möge den Behörden vertrauen und überzeugt sein, daß die ganze Bürgerschaft sie unterstüßen werde. Herr Shöff Pr. Souchay glaubt, daß ein Anerbieten in diesem Sinne eine wohlthä= tige Wirkung hervorbringen würde. Herr Dr. Reinganum äußerte : es verstehe sich von selbst, daß die Ordnung mit allen zu Gebote stehenden Mittelu erhalten werden müsse; überflüssige Manifestationen aber möge man vermeiden, da die Erfahrung lehre, daß sie zur För= derung reactionairer Gelüste mißbrauht werden fönnten. Herr May stellte das Vorhandensein solcher Gelüste entschieden in Abrede ; die Disfussion wurde schr lebhaft, ohne zu einem eigentlihen Resultate zu führen.

Heute wurde hier folgender Auszug aus dem Protokolle des Großen Rathes vertheilt :

„„Auf Vorstellung einer großen Anzahl hiesiger Landbewohner, Erthei- lung des Staatsbürgerrechtes 2c. betreffend, wurde beschlossen: Es if den Bittstellern zu eröffnen, daß der Senat zufolge Beschlusses vom gestri- gen T age die Niedersezung einer Kommission zum Behuf einer Verfassungs- Revision unter Zuziehung von Landbewohnern beantragt und daß die geseb- gebende Versammlung bereits heute eine Kommission zur Prüfung dieses Antrags erwählt habez der demnächst zu ernennenden Versassungs-Revisions- Kommission werde der Senat die eingereichte Vorstellung zur geeigneten Be- rücksichtigung mittheilenz anlangend die auf dem Wege der Gesehgebung zu erledigenden Anträge, so habe der Senat bereits das Kriegszeugamt mit der Reorganisirung der Landwehr beauftragt und die sofortige Verkündung des von der gescgebenden Versammlung am 30. Oktober 1846 angenom- menen Geseßes, die Fideikommisse und Familienstistungen betreffend, be- \{lo\}senz mit der Bearbeitung cines Geseßes über die Ablösung der Zehn- ten seien die Behörden seit längerer Zeit beschäftigt, und der Senat werde es sich angelegen sein lassen, diesen Gegenstand so schleunig wie möglich zur Erledigung zu bringen; wegen der übrigen Punkte habe er die betreffenden Aemter zum förderlichsten Bericht aufgefordert,“

Abgeordneter gewählt worden, und

wissenschaftliche und Kunst- Nachrichten.

Königliches Opernhaus, Die Hochzeit des Figaro. Mad. Köster: die Gräfin. (Den 26. März.)

Wie der Name Mozart scine Anziehungskraft auf unser funstgebil- detes Publikum überhaupt niemals verleugnet, so übte er sie auch am Sonn- tag. Troy der dem Theater - und Kunstleben ungünstigen Zeit-Umstände hatte des unsterblichen Meisters „Figaro“ das Opernhaus an gedachtem Tage fast in allen Räumen gefüllt. Die Hörer konnten sich dem Genusse der heiteren, lebensvollen Musik, voller charafteristischer Feinheit, Grazie und Laune, um so ungestörter hingeben, als auch die Aufführung F nS Gutes bot. Mad. Köster gab die Gräfin. Zhr gelaulerter, (iner AURD geschmack der diese Sängerin gerade deutsche Le Chren p gen wie selten eine Künstlerin der Jegtzeit befähigt A ge " Beau für eine glückliche Lösung der ihr zu Theil gewordenen Aufgabe. ie ga die Gräfin und entfaltete ihre reizvollen Stimmmittel und ihre gediegene Gesangsfunst in dieser ihrer Individualität durchaus zusagenden (xein ly- ri\ ch gehaltenen) Partie in eben [0 künstlerischer als ersolgreicher Weise, indem sie die einfache, shmudcklose, überall nur der dramatischen Wahrheit huldigende Musik stets dem Geiste derselben gemäß zu etsalen und -án ihrer ganzen Reinheit und Natürlichkeit wiederzugeben wußte, Nament S wurde die schöne, tiefgefühlte (Es-dur-) Cavatine: E

„Heil'ge Quelle reiner Triebe“, von Mad. Köster ausgezeichnet und mit wahrhaft zu Herzen gehendem Ausdru gesungen. Die leichte Ansprache der oberen Stimm-Region kömmt der Sängerin beim E dieses Musikstüces vorzugsweise zu statten, und das gehaltenc hohe As auf der Fermate, das sie in glockenartiger Reinheit,

uerst anschwellceed, dann bis zum Pianissimo verhallend, erklingen ließ, rief M Ce so meisterhafter Ausführung eine wahrhaft wunderbare Wirkung hervor. Nicht minder trefflich gelang der geschäßgten Künstlerin die Ausfüh-

rung der späteren großen Arie (in C- dur) mit dem vorangehenden Reci- tativ:

„Und Susanne kömmt nicht 2“