1849 / 151 p. 3 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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ts. Beifall vom Berge.) Er Sinn dringen woe. H he D Ee hat die Mobilgarde hat die Wahlen vershleppt. (H, 0 - Le e Die Ucarhe 1 ihr Stimmrecht betrogen oder- betrügen wollen.“ (Die É so stark, daß man die einzelnen Angaben, mit denen Rattier N d Behauptungen belegt, nicht verstehen kann.) Nach langem Sturm er die 13 Deputirten der Côtes du Nord zugelassen. Die Wah- len der Departements Puy de Dome, Pyrennées, Rhein, Saone, Rhone, Seine-Jnferieure, Sèvres, Somme, - Tarn, Sarthe, Vendée, Vienne und Ardennes gehen ohne erhebliche Debatte durh. Das Aube- Departement giebt zu einigem Kampf Anlaß. Savoie-Roland, zur Rechten gewandt: „Sie bekämpfen die Wahlen, weil sie roth ausgefallen. Wir sind roth, weil uns Jhre seit dem Februar be- folgte Politik geröthet hat. Wir sind vor Schande roth geworden. Eine Stimme rechts: „Wir sind dreifarbig!“ Savoie: „Und wir sind roth vor Scham über Eure Politik.“ Vom Departement Seine-Oise werden neun Deputirte zugelassen, die Wahl des zehnten (Changarnier) wird beanstandet und verschoben, Die Siz= zung ist um 54 Uhr geschlossen. Die Versammlung geht, dur die 2 Hite ershöpft, aus einander. Morgen will Odilon Barrot die Botschaft vorlesen.

Paris, 31. Mai. Heute früh um 8 Uhr war wieder Mini- ster-Rath im Elysee, der bis Mittag dauerte. Den Hauptgegen- Me der Berathung bildete die Umgestaltung des Ministeriums.

ah mehreren Annahme= und Absagebriefen Dufaure?s schien der=- selbe den Bitten Odilon Barrot's doch gen zu wollen, und das Ministerium sollte, wie berihtet wird, folgendermaßen konstituirt werden: Barrot Präsident und Justizminister, Dufaure Inneres, Re- musat Auswärtiges, Passy Finanzen, Falloux Unterricht, Rulhiere Krieg, Tracy Marine, Matthieu de la Redorte Handel. Um 4 Uhr aber verlautete, Dufaure habe abermals abgeschrieben, und es herr- he große Verwirrung im Elyseez Bugeaud werde ins Kabinet treten; sei übrigens bis morgen kein neues Kabinet fertig, so werde das alte die Botschaft an die geseßgebende Versammlung einbringen, um den Stürmen ein Ende zu machen.

Graf Haßfeld überreichte gestern dem Präsidenten der Repu- blik sein Beglaubigungsschreiben als preußischer außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister -bei der französischen Re=

ierung. i Die Estafette sagt: „Jm Laufe des gestrigen Tages erhielt das Kabinet die Versicherung, daß England mit der französischen Republik in den Donau - Angelegenheiten (Ungarn) Hand in Hand gehen wolle.“ i

Alle pariser Journale beschäftigen sich mit der gestrigen tu= multuarishen Kammer =Sißung. Das Journal des Débats sagt: „Gott allein kann wissen, welche Zukunft, wir sollten sagen, wel? nächsten Tag, uns solche Sizungen_ versprechen, wie sie uns gestern die legislative Versammlung zum Schauspiel lieferte !“’ Der Constitutionnel: „Jmmer schlimmer! Wieder eine Sipung voll Tumult und Heftigkeit, noch beklagenswerther, als die vorge=- strige! Welch? Schauspiel von Skandalen beabsichtigen die Mon= tagnards vor Frankreih und Europa zu liefern? Wollen sie ihnen zeigen, daß das allgemeine Stimmrecht, und was daraus folgt, den

eregelten Gang der Staats-Maschine unmöglich macht. Caussidière hut Ordnung dur die Unordnung. Die Montagnards drehen diese Maxime um: sie stiften legislative Unordnung durch Anträge auf Ordnung.“ Die Presse: „Kaum die dritte Sizung, und diejenigen, deren Optimismus durch unsere Ahnungen getrübt wurde, können jebt schon urtheilen, ob ihre Erwartungen oder unsere Be= fürchtungen übertroffen werden. Wir galten ihnen als Ruhestörer. Sie glaubten, nur die Hand nach der Staatsgewalt ausrecken zu dürfen, aber die bloße Zahlen-Majorität thut es nicht. Wird die Majorität den Bugeaudschen Rath zur Mäßigung befolgen ? ‘/ Gazette und Courrier sehen mit Schaudern 1793 vor der Thür. Das Journal L’ Ordre ruft aus: „Ahnden wir es doch, daß die legislative Kammer keine Diskussion, sondern einen Krieg gegen den Kommunismus zu führen haben werde!“ Die Union: „Die legislative Kammer beginnt mtt Gewittersturm, wie wird sie enden?“ Die Opinion publique: „Das war eine revolu= tionaire Sißung! Die Männer der Linken haben eine wahre Scheu vor jedem ruhigen und regelmäßigen Gange der Staatsmaschine. Ledru Rollin \{chlägt sich auf die Brust, ohne jedo dabei zu ver= nachlässigen, seine höne Hand blicken zu lassen, und gießt Oel ins Feuer.“ Das Univers: „Der Tribun (Ledru Rollin) fühlt jeßt seine Kraft, seine Haltung und Geberden verrathen schon den Diktator.“ Der National fürchtet, daß si der traurige Eindruck dieser Sihung nie mehr werde verwischen lassen. DieLib ert é bemerkt: „Die gestrige Sibung war eine jener Sißungen, aus denen Revolution entspringen.“ Die Sprache der demokrati\ch-\ozialistischen Journale ist herausfordernd. Das Peuple sagt: „Nicht die Linke, sondern die Rechte tumultuirt. Sie will eine Katastrophe; wohlan, sie soll sie haben. Die Republikaner sind bereit.‘ Die Republique: „Vergebens suchte Odilon Barrot mit dem Mantel seiner Ehrbar= keit ‘die Verrücktheiten Changarnier?s noch einmal zu d-:cken.“ Die Vraie Republique und die Revolution erinnern daran, daß heute (31. Mai) der Jahrestag ist, an welchem die alten Mon= tagnards die Girondisten stürzten. z

Nach Galignani's Messenger gehören von den aus den 85 kfontinentalen Departements zur legislativen Versammlung ge= wählten 734 Deputirten 505 zu den Gemäßigten, 229 zu den Ultra= Demokraten; 37,094,187 Stimmen haben diese 734 Männer ge= wählt; 26,625,383 Stimmen werden von den 505 Gemäßigten, 10,468,804 von den 229 Ultra-Demokraten vertreten, so daß 52,000 auf jeden gemäßigten und 44,000 Stimmen auf jeden demokratischen

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Auswärtige Börsen.

Breslau, 2. Juni. Holländ, u. Kaiserl. Dukaten 97 Gld. Friedrichsd?or 1134 Br. Louisd'or 112% Gld. Polnisches Pa- piergeld 93% und 4 bez. und Gld. Oesterr. Banknoten 81 bez. Staats\chulvscheine 78 bez. Seehandl.-Prämienscheine a 50 Rthlr. 100 Gld, Pos. Pfandbriefe 4proz. 974 Br., do. 32 proz. 804 Br. Schlesische do. 34proz. 89% u. 2; bez. , do, Litt, B, 4proz. 91% bez., do. 34yroz. 82% Br.

Poln. Pfandbr. alte 4proz. 90% Br, , do. neue 90 Br., do. Partial - Loose a 300 Fl. 974 Gld. , do. Bank - Certif. a 209 Fl. 135 Br. Russ.-Poln.-Schap-Oblig. a 4proz. 67 Br.

Actien: Oberschlesische Litt, A, u. Litt. B, 932 bez. Bres- lau - Schweidniß - Freiburg. 79 Br. Niedersc{hle\.-Märk. 741 Br.-, 70% G., do. Prior. 99 Br., do. Ser. 111, 937 Br. Oft - Rhein. (Köln-Mind.) 767 Br. Neisse-Brieg 34 Br. Krakau - berschle- sische 38 bez. O 34 Br.

echsel. Amsterdam 2 M. 142% Gld! Hamburg a vista 1505 Br. do. 2M. 149% Gld.

London 1 Pfd. St. 3 M. 6.24% Gld.

Berlin a vista 100! Br.

do, 2 M. 99% Gld.

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Kandidaten kommen. Von den Mitglieten, welche in der Consti- tuante saßen, wurden nur 341 zur legislativen wiedergewählt. Man hat an die Mitglieder der geseßgebenden Kammer einen Auszug der Arbeiten der konstituirenden seit ihrer ersten Sipung am 4. Mai 1848 bis zum 22. Mai 1849 mitgetheilt. Hiernach vereinigte 9 319 Mal die Constituante in öffentliher Sipung und 124 Mal in ihren Büreaus. Ihre Arbeiten für das Innere wurden von 15 Comité’s und 130 ‘Kommissionen vorgenommen. ees n der an sie gerichteten Petitionen ' beläust sih auf

,505.

Es heißt, daß die Herren Mercier und La Tour d’Auvergne aus Rom mit wichtigen Nachrichten über die wahre dortige Sach= saße und mit Depeschen von Lesseps und Oudinot hier angelangt eien. Die zweite Division der Alyen- Armee zieht sich immer mehr ins Rhonethal, um nöthigenfalls sofort nah Italien übergeschisft werden zu können. /

In die afrikanishe Fremdenlegion haben sich 21 Ungarn auf= nehmen lassen, welche aus Piemont nah Frankreich übergetreten waren.

Man versichert, daß in den Landgemeinden um Paris fliegende Kolonnen von Nationalgardisten organisirt werden, um in einem gewissen Falle sofort nach Paris marschiren zu können. 0 \ Der Kriegs-Minister hat den drei Unteroffizieren, welche in die National-Versammlung gewählt worden sind, einen dreijährigen Ur- laub bewilligt, uni ihre Stellung geregelt zu machen.

Der Berg stellt vorerst zwei gebieterische Forrerungen: die Amnestie und die Anerkennung der römischen Republik. Proudhon fordert bereits für den Fall einer Nichtannahme dieser Maßregeln zur Organisation des geseplihen Widerstandes auf.

Etwa 300 Repräsentanten der gemäßigten Partei versammelten sich vorgestern unter Molé's Vorsiß in einem Saale des Staatsraths= Palastes. Melé wurde ersucht, vier Mitglieder zu ernennen, welche die Regeln und Bestimmungen für die künftigen Versammlungen, so wie die Kandidaten für das definitive Büreau der geseßgebenden Versammlung, bezeihnen sollen. Molé nannte Bugeaud, Broglie, Thiers und Berryer, welche demna das Comité bilden werden. Andere 70 bis 80 Mitglieder der gemäßigten Partci versammelten sich gleichzeitig in einem anderen Lokale, um sich über die ersten Schritte der neuen Versammlung zu verständigen; sie ernannten Du- faure zu ihrem Präsidenten, Bedeau und Paillet zu Vice = Prä- identen.

y Auf Antrag des Justiz-Ministers Odikon Barrot hat Präsident Bonaparte wieder eine Anzahl von Ehrenlegions-Kreuzen und Or= densbändern an höhere Gerichtsbeamte verliehen, darunter ist auth Marrast's Bruder, General-Prokurator in Toulouse.

Nachdem gestern erst der Geschäftsführer des Peu ple, Duchesne, wegen eines am 18. Mai in diesem Blatte erschienenen Artikels „Napoleon und die Bauern“ vom Assisenhofe kontumazialish zu 5 Jahren Gefängniß und 12,000 Franken Geldstrafe verurtheilt wor=- den war, sind an demselbèn Tage dieses Blatt und die demokratische Revolution wieder konfiszirt worden. „In der- Kammer ruft man“’, sagt das Peuple,* „sich fast heiser mit Betheuerungen für die demokratische Republik, und wir müssen die G bezahlen,“ Als vorgestern in der Kammer gerufen wurde: Es lebe die Repu- blik! Es lebe die demokratisch=\oziale Republik! rief eine Stimme dagegen: Nieder mit der Giialen Republik! Es war die des ehe- maligen Mitgliedes der Bergpartei, Pierre Napoleon Bonaparte, E angebliche Tödtung durch Considerant ein falshes Gerücht ewesen.

f; Der Gerichtsrath Bresson, ein entschiedener Gegner der So- zialisten, ist von Odilon Barrot zum Präsidentcn des pariser Appell= hofes ernannt worden. L,

- Laity, dur den straßburger Attentats-Prozeß vor dem Pairs= gerichtshofe bekannt und im Jahre 1847 in die algierische Frem- denlegion aufgenommen , ist vom Präsidenten Bonaparte zum efffek- tiven Artillerie-Lieutenant eruannt worden.

Großbritanien und Jrland. London, 31. Mai. Gestern. ist der Hof von der Insel Wight wieder in London ein- etroffen. i Ó Die englischen Blätter zeigen die bevorstehende Verheirathung des Grafen von Montemolin mit einer Miß de Horsey an. Es heißt, Unterhandlungen mit der spanischen Regierung seien im Gange, wonach der Prinz gegen Zahlung einer gewissen Summe seinen Ansprüchen auf den spanischen Thron zu entsagen bereit sei.

Herr Ralph Abercrombie, britischer Gesandter in Turin, ist mit seiner Gemahlin auf Urlaub in London angekommen.

Die Times enthält statistishe Angaben über die Zahl und den Charakter der in den leßten Jahren in Jrland verübten Verbre= chen. Nach dem 27sten Jahresberichte der General-Jnspektoren der Gefängnisse war die Zahl derer, welche sich im Jahre 1847 wegen Verbrechen in Haft befanden, 66,436; . im Jahre 1848 betrug sie 100,541, also eine Zunahme von 34,105 in einem Jahre. Im Widerspruche mit der früher besonders von Jrländern verfochtenen Meinung, daß der Jrländer sich wohl Gewaltthätigkeiten zu Schul- den fommen lasse, aber weit weniger gemeine Verbrechen begehe, als z. B. der Engländer , stellt sih jeßt heraus, daß die Zahl der des Diebstahls Ueberführten in einem sehr hohen Verhältnisse steht zu Vergehen weniger verächtliher Art. Elend und Hunger scheint mehr als alles Andere zur Uebertretung des Geseßes zu treiben. Mordthaten wegen Landbesizes haben fast gon aufgehört, da das Land unendlich im Werthe gesunken ist. Von 519 Sträflingen in

einem Gefängnisse . waren - nur 40 gewaltthätiger Handlungen ver- e.

Frankfurt a. M., 1. Juni, Oesterr. Fonds, Integrale und Friedr. Wilh. Nordbahn-Actien waren an heutiger Börse mehr begehrt und stellten sich im Cours etwas höher als gestern. Kurh. Loose, belg. und 3#proz. bayer. Oblig., so wie bexbacher Aclien, blieben flauer, Jn allen übrigen Gattungen keine Veränderung. Oas. Geschäft war jedoch im Allgemeinen von keiner Bedeutung. Die pr. Taubenpost niedrigeren pariser Course vom Z0sten machten wenig Eindruck.

Oesterr. 5proz. Metall. 73% Br., 735 G. Bank =- Actien 1090 Br., 1086 G. Baden Partialloose a 50 Fl. 47 Br. 465 G. Kurhessen Partialloose a 40 Rthlr. preuß. 267 Br., 253 G. Sardinien Partiallose 25%- Br., 254 G. Darmstadt Par- tialloose a 50 Fl. 68% Br., 68% G., do. a 25 Fl. 20% Br., 20 G, Spanien 3proz. 235 Br., 234 G. Polen 300 Fl. = Loose 98 Br., do. Oblig. a 500 Fl. 725 Br., 71 G. Friedr. Wilh. Nordb. 34% Br., 345 G. Ludwigshafen-Bexbach 665 Br., 665 G. Köln- Minden 77% Br., 77% G.

Paris, 31. Mai. 3proz. 52. 50 baar, 52, 25 Zeit, 5prdôz. 81. 25 baar, 81.20 Zeit. Ó e Ghe 3 g g 29 panische 3proz. 33, Innere 235. Nordb. 4072. :

schiedener Art, dagegen über 300 des Diebstahls Überwiesen. Auf 64 Fälle von Kubsteblen, 90 von Schafstehlen und 73 verschiedenen kleinen Diebereien kamen nur 4 Fälle von E R

Der Ob ser ver versichert, das über Smith O? rien, Meagher und M’Manus wegen Betheiligung am irländischen Aufstande aus= gesprochene Todesurtheil werde in lebenslängliche Verbannung um- gewandelt werden.

In Mexico ist Paredes von neuem gegen die Regierung aufgestanden. Am 17. April nahmen seine Anhänger San Luis Potost und wendeten sich dann nach Queretaro. ie gegen die S alie geschickten Truppen haben mit dem Feinde frater- nisirt.

Dieser Tage fand in London eine Tee der von Louis Bonaparte, dem jebigen Präsidenten der französischen Republik, da- elbst zurüdckgelassenen Habseligkeiten. Die werthvollsten der 208

ummern bestanden aus Gemälden, Gobelins, die früher Eigen- thum des Kaisers gewesen, einer Kamin-Einfassung von.- ägyptischem Granit u, \. w. Die Gegenstände gingen zu sehr hohen, wie es \cheint,* zu Affections-Preisen ab. Jn auffallendem Segensaß dazu steht die Gleichgültigkeit, womit jeßt das dubliner Publikum die Bibliothek Daniel O’Connell’s in öffentlicher Auction um Spott= preise verschleudern sicht, dasselbe Publikum, das den Be-= freier noch vor wenigen Jahren im Triumph herumgetragen. „Jene Bände“, bemerkt der Standard, „über die O’'Connell sich so oft hingeneigt, die er mit seinen eigenhändigen Randglossen be- reichert und merkwürdig gemacht, können jeßt kaum einen Käufer finden. Das ist irländische Popularität !“ 4

- Der reiche Herr Vernon, welcher unlängst der Nation seine vollständige Sammlung von Werken neuerer englischen Maler, „die Vernon-Gallerie“’, auf welche er 150,000 Pfd. St. verwendete, zum Geschenk gemacht hat, is 75 Jahre alt gestorben.

Haiti. Porto Plata, 26. April. (B. H.) Unsere Zu- stände hier haben sih noch nicht gebessert. Die Haitianer haben im Süden unseren befestigten Hafenplayß Azua genommen, sind aber dort von Santana, der unsere Armce ueu organisirte, aufgehalten und ist ihnen sogar der Rückweg abgeschnmlten worden. Durch Mangel an Provision und Trinkwasser werden Viele von der feind- lichen Armee hinweggeraft. Hier im Süden, zwei Tagereisen von hier, stehen 4000 Haitianer unseren Truppen, die sich auf 6 bis 7000 Mann belaufen, gegenüber. Wie die Verhältnisse jeßt stehen, zweifelt Nicmand, daß unsere Armee siegreich sein wird, jedo ist es ein irauriger Umstand, daß selbst in diesem Falle nicht die Vit unserer Taba - Aerndte eingebraht werden kann. Nach\chri t, So eben kommt noch die offizielle Nachricht von einer Schlacht bei Azua. Die Haitianer wollten gegèn die Stadt 7 Scbie vorrücken. In der Bai von Ocoa, wo unsere Flotte von 7 Schiffen stationirt ist, wurden sie von derselben beschossen und zu gleicher Zeit von M in der Front angegriffen. Sie sind geschlagen, und die Hälfte der Armee soll vernichtet sein. Da thnen der Rückweg ab= geschnitten ist, so kann sih der Rest nicht mehr im Lande halten, und es werden wohl nur Einzelne entrinnen. Es ist eine \chreckliche Kriegführung, wo eine Armee von 12—15,000 Mann bis auf den leßten Mann vernichtet wird. Es is ein Racenkrieg zwischen Schwarzen und Weißen, der Verlierende wird niedergemacht.

Meteorologische Beobachtungen.

Nach einmaliger

1849. Morgens | Nachmittags Abends Beobachtung.

2, Juni. 6 Ubr. Í 2 Ubr. 10 Ubr.

Luftdruck 338,92'’’Par. 33S,11'’’Par. 337,77'"'Par. Quellwärme 7,8° R.

Luftwärme +15,2° R.| + 23,8° R.| + 13,9? R. Flusswärme 17,0° R.

Thaupunkt... -+ 12,7° R. + 12,6° R.| + 11,5? R. Bodenwärme

Dunstsättigung - 80 pCt. 44 pCct. 89 pCcít. |Ausdünstung

Wetter heiter. halbheiter. gewitterig. ¡Niederschlag 0,896"''Rb. SW. SW. NW. [Würmewechsel +- 24,2°

Wolkenzug -. SW. S + 11,0 ° Tagesmittel : 338,27’’’Par. A SIS 17,6° R... + 12,6° R... 44 pCct. Nachmittags 5 Ubr Gewitter,

Königliche Schauspiele.

Montag, 4. Juni. Jm Schauspielhause. 86ste Abonnements- Vorstellung: Hamlet, Prinz von Dänemark, Trauerspiel in 5 Akten, von Shakespeare. Nach Schlegel's Uebersepung. (Herr A. Wohl= brück: Polonius.) Anfang 6 Uhr. c

Dienstag, 5. Juni. Im Schauspielhause. 87e Abonnements= Vorstellung: Der Spieler, Schauspiel in 5 Abth., von A. W. Jffland. * (Herr Wohlbrück: Posert, als Gastrolle.) Anfang halb

7 Uhr.

Königsstädtisches Theater.

Montag, 4. Juni. Der Glöckner von-Notre-Dame. Roman- tishes Drama in 6 Tableaux, von Charl, Birch-Pfeiffer. (Fräul. Luise von Hagn: Esmeralda, als erste Gastrolle.) u ;

Dienstag, 5. Juni. Zum Benefiz des Herrn Klischnigg: Ein Lustspiel-Honorar. Original-Lustspiel in 3 Akten, von H. F. Heine. Zwischen dem ersten und zweiten Akt des Lustspiels, zum erstenmale: Der Frosch. Mimisch - komishe Scene, ausgeführt von Herrn Klischnigg. Zum Schluß (neu einstudirt): Jocko, der brasilianische Affe. Melodrama in 2 Akten, nah dem Französischen von C. Gnauth. Musik vou mehreren Komponisten. (Hr. Klischnigg: Jodko.)

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- Markt: Berichte.

Königsberg, 31. Mai. Zufuhr war. gering. Weizen 55 bis 65 Sar. e ‘Sófl., Roggen 24 bis 27 Sgr., große Gerste 20 bis 24 Sgr., kleine Gerste 18 bis 21 Sgr., Hafer 15 bis 16 Sgr., graue Erbsen 30 bis 32 Sgr., weiße Erbsen 26 bis 30 Sgr., Kartoffeln 13 bis 15 Sgr., der Ctr, Heu 16 bis 21 Sgr.,

das Schock Stroh 120 Sgr.

Eisenbahn - Verkehr. Rheinische Eisenbahn.

Es wurden im Monat April befördert : E

35,364 Personen und 254,914 Centner Güter. Die Einnahme betrug für Personen 23,622 Rthlr.- 28 Sgr. Für Güter... T L G 22074 » 415 » Zusammen 15,697 Rtÿlr. 13 Sgr.

exkl. Postgüter.

j Druck und Verlag der Deckerschen Geheimen Ober - Hofbuchdruckeret. :

Beilage

943 Beilage zum Preußischen Staats-Anzeiger.

Montag d. 4, Juníé.

Inhalt.

Deutsc{bland.

Preußen. Berlin. Neise-Entschädigung für die zu militairgerichtlichen Untersuchungen zur Zeugenvernehmung vorgeladenen Personen der Linie und Landwehr.

Bayern. München, Kammer-Verhandlutgen,

Württemberg. Stuttgart. Kammer-Verhandlungen,

+ s E Die dänische Verfassung oder das Grundgesey des Reiches Dänemark,

Markt - Berichte.

N LA L T A para mai

Uichtamtlicher Theil. Deutschland.

Preußen. Berlin, 2, Juni. Das Militair=Wochen- blatt enthält folgende Verordnung, betreffend die Reise-Entschädi- gung für die in militairgerichtlihen Untersuhungen zur Zeugen=-

…. vernehmung vorgeladenen Personen der Linie und dex Landwehr.

Der Königlichen Intendantur wird auf die Berichte vom 8, Má1z

5, April und den brévi manu Bericht vom 12ten d, M. Folgendes eröffnete

__ Wenn in milikairgerichtlichen Untersuchungen die Zeugenvernehmung nit dur Subrequisition zu bewirken, sondern die Vorladung vor das kfompetente Militairgeriht nothwendig i, dann sind für die damit verbun- dene Reise und für die Dauer der Abwesenheit vom Aufenthaltsorte, den Offizieren der Linie und der Landwehr-Stämme und den im Offiziersrange stehenden Militair-Beamten , die Diäten und Reisekosten nah dem Regula- tiv vom 28, Dezember 4848 zu gewähren. Den Militairpersonen vom Unteroffizier- und Gemeinen-Grade dagegen kann nur der Anspruch auf die Verpflegungs - Kompetenzen bei gewöhnlichen Kommandos eingeräumt und eine Anwendung der ga ns nach. dem oben erwähnten Regu- lativ für dieselben nur für den Fall zugestanden“ werden, wenn besonderer Umstände halber die Benußung der Post oder einer anderen Fuhrgelegenheit unbedingt hat eintreten müssen.

Wird in militairischen Untersuchungen die Vorladung von Offizieren, Unteroffizieren und Mannschasten des beurlaubten Standes der Landwehr oder von beurlaubten Reservisten zur Zeugen - Aussage nothwendig, dann sind dieselben als Civilpersonen hinsichtlich ihrer Gebühren nach Maßgabe der Allerhöchsten Verordnung vom 29, März 1844 (Gesez-Samm- lung pro 1844, Stück 8, Nr. 2434) und der anderweiten in einzelnen Pro- vinzen gültigen Regulativs und Taxen zu behandeln. i

Die Liquidirung der Zeugengebühren für die aktiven Militairs hat in allen Kriminal - und Disziplinar - Untersuchungssachen wiber Offiziere, mit Rüfsicht ‘auf deren Kostenfreiheit, von den betreffenden Truppentheilen, und nur in Jnjuriensachen in Betracht der mit der Sportelpflichtigkeit dieser Un- tersuchungen verknüpften Regreßnahme an den Kondemnirten, zur besseren Kontrole der entstehenden Kosten von dem Militairgerichte zu erfolgen.

Dagegen liegt die Feststellung und Liquidirung der Gebühren für die aus dem beurlaubten Stande der Landwehr und von der Reserve als Zeu- gen voroeladenen Personen in allen Fällen dem brtreffenden Gerichte ob.

Berlin, den 22. Mai 1849,

Kriegs - Ministerium. Militair - Oekonomie - Departement, (gez.) Müller. von Thile. An die Königliche Jutendaniur des 2c. Armer-Corpe,

gebracht. Berlin, den 22. Mai 1849. Kriegs» Ministerium, - Militair -Ockonomie - Departement. Müller, von Thile,

Bayern. München, 30. Mai. (Münch. Ztg.) In der heutigen Sißung der Abgeordneten - Kammer befanden sich am Ministertische die Staats - Minister von Kleinsh1od, Pr. Ringel= mann, Dr. Aschenbrenner, von Forster, Dr. von der Pfordten , die Ministerial-Räthe von Bezold, von Wanner, Molitor, Graf Hundt, Freiherr von Bechtolsheim und der Appellationsgerichts - Direktor von Kiliani. Der zweite Präsident, Graf Hegnenberg-Dux, eróff= net die Sißung um 117 Uhr, Auf den Bänken der Linken be= merkt man nur 5 oder 6 Abgeordnete aus der Pfalz, darunter die Herren Willich und Boyè. Der an die Stelle des Herrn Zöttl neu eingetretene Abgeordnete, Herr Stangelmaier aus Niederbayern, leistete den Cid. Er hat seinen Play im Centrum genommen,

Der Justiz minister besteigt die Nednerbühne, um anzukündigen, daß eine Anzahl der in der Thronrede angekündigten Geseß-Entwürfe den Kammern heute zur Vorlage gebracht werden, und zwar A, der Kammer der Reichsräthez 1) ein Geseßz-Entwurf über den Staats-Gerichtshof, 2) ein Gesey - Entwurf, die Diensiverhältnisse der gerichtlichen Beamten be- treffend, 3) ein Geseß-Enttwurf in Betreff der Abschaffung der Strafen des bürgerlichen Todes, der öffentlihen Ausstellung und der Brandmarkung z B. der Kammer der Abgeordneten: 1) ein Geseß-Entwurf , Schuß gegen Mißbrauch der Presse betreffend, 2) ein Geseßz-Entwurf in Betreff der Ab- stellung: einiger Preßmißbräuche, 3) ein Geseß-Entwurf über die Verhält- nisse der jüdischen Glaubensgenossen, 4) ein Gesep-Entwurf über die Aus- ti der Jagd und 5) ein Gesep-Entwurf über die Ansässigmahung der Schullehrer. Der Justiz - Minister verliest zuerst den unter 2) angeführten Geseg - Entwurf über Abstellung einiger Preßmißbräuche ín 8 Artifeln und bemerkt am Schlusse, daß dieser Geseg-Entwurf nur transítorisher Natur sei, um den dringendsten Mißständen augenblick- liche Abhülfe dr während der größere Geseß-Entwurf desselben Be- treffs in 53 Artikeln eine längere Berathung erheishe. Der Minister ver- liest sodann auch diesen unter 1) aufgeführten größeren Geseh - Entwurf selbst, Das transitorishe Geseß verordnet unter Anderem (Art. 2), daß jeder Drucsshrist der Name des Herausgebers oder Drudckers beigefügt sein müsse, giebt Verfügungen über den Verkauf der Flugschristen, Maßregeln und Strafbestimmungen gegen Drucsschristen aufreizenden Jnhalts und sept fest, daß die Geldstrafen den Kreisshulfonds desjenigen Regierungsbezirks zu gute kommen sollen, in welhem das Vergehen begangen und die Strafe zuerkannt würde, Der größere Entwurf in 53 Artikeln, Schuß gegen den Mißbrauch der Presse betreffend , stellt gleichfalls in seinen 2 ersten Artikeln den Grundsaß auf, daß für jede Drucfschrist der Verfasser, Herausgeber, Verleger, bei periodishen Schriften der Redacteur, in allen Fällen der Verleger und Drucker verantwortlih und haftbar seien, Nach Artikel 3 soll in jedem gerichtlihen Urtheil über ein Preßvergehen oder Verbrechen auch die Vernichtung der anstößigen Schrift oder des anstößigen Theils derselben ausgesprochen werden können. Die weiteren Artikel geben

trafbestimmungen gegen Beleidigung Jhrer Majestäten des Königs und der Königin oder der Mitglieder des Königlichen Hauses, der Kammern U. w., gegen Aufforderung oder Verleitung von Soldaten oder Landwehr=- männern zu Abfall oder Aufruhr, Das Maß der zu verhängenden Ge- fängniß- und Geldstrafen bestimmt sh stets, je nachdem vollbrachte That, die von Erfolg begleitete Avfforderung, oder die Aufforderung ohne Er- folg vorliegt, Ferner giebt der Geseg - Entwurf Strafbestimmungen gegen tice Friebung der Religion oder Sittlichkeit, gegen Angriffe A, auswár- Gesand(Snien LArtifel 24 und 25), gegen die Beleidigung auswärtiger

en am Königlichen Hofe in diefer Eigenschaft, gegen Aufforderung

Vorstehende Verfügung wird hierdurch zur allgemeinen Kenntniß

: Deutschlands erstrebt die bayerische Regicrung nicht eine nivellirende Gleich-

an Einwohner auswärtiger Staaten zum Aufruhr, Diese leßteren Bestimmungen sollen allen deutschen Staaten gegenüber unbedingte Anwen- dung finden, gegenüber den nicht ‘deutschen nur da, wo Gegenseitigkeit geübt wird, Der Art, 28 betrifft Beleidigungen gegen Schwurgerichte und an- dere Behörden, der Art 30 betrifft die Angriffe gegen Privatpersonen. Tít, U], enthält verschiedene preß - polizeiliche Bestimmungen, Die Art, 40 43 sind auch in den transitorischen Geseg - Entwurf übergetragen z nach Art, 44 u, st, f, muß auf jeder Nummer eínes periodishen Blattes der Name des verantwortlichen Redacteurs angegeben sein, Die weiteren Ar- tikel sind zum Theile gleichfalls in den transîtorischen Gese - Entwurf über- gegangen, Noch is zu bemerken, daß zuerkannte Geldstrafen im Falle der Unmöglichkeit der Erhebung wegen Armuth des Verurtheilten in Gefängniß- strafen umgewandelt werden können, und zwar so, daß für je 25 Fl, 8 Tage Gefängnißstrafe eintritt,

Hierauf bestieg der Finanz-Minister die Rednerbühne und verlas “den Geseßentwurf über die Ausübung der Jagd. Die Revision des Gesetzes vom 4. Zuni war an sich schon durch die Verzichtleistung Sr, Majestät des Königs anf die in jenem eseße gemachten Vorbehalte zu seinen Gunsten in Betreff der Jagd in der Umgebung der Königlichen Residenz- shlösser u. s, w. nothwendig geworden. Aber auch sonst hatte fich durch die gemachten Erfahrungen eine durchgreifende Revision des Geseßes vom 4. Juni als nothwendig herausgestellt, und aus diesem Grunde erfolgt nun die gegenwärtige Vorlage. Die Grundzüge des neuen Entwurfes bestehen darin , daß den Gemeinden die größtmögliche Freiheit gelassen, zugleich aber auch dem Ae:bau der nöthige Schuß gegen den Mißbrauch bci Ausübung des Jagdrechts gewährt werden feu, Eine der wichtigsten Bestimmungen is auch die Einführung der Jagdkarten, wie sie in der Pfalz Und anderen Staaten mit gutem Erfolge bestehen, Nachdem der Finanz- minister auch die Motive .des Gesepßentwurfes verlesen, theilte der Mi- níster des Jnnern den Geseßentwurf, die staatsbürgerlichen (politischen) und bürgerlichen Rechte [der israelitishen Glaubensgenossen betreffend, mit. Minister Ringelmann motivirt hierauf den von. ihm zu verlesenden Ge- segentwurf über die Ansässigmahung der Schullehrer, mit tiefem Gefühl für die bedauernswerthe Lage dieser bisher sehr vernachlässigten Diener des Staates. Das Gesey, das er der Kammer zur raschen- Erledigung em- pfiehlt, bestimmt, daß der Schullehrer, der 3 Jahre hindurch treu und chren- voll gedient, an dem Orte das Heimatsrecht erwerben soll, an welchem er beim Ablaufe jener dreijährigen Frist angestellt war. Hiermit war die Vor- lage der Geseßentwürfe beendet, worauf der Herr Präsident anzeigt, daß eine Juterpellation an das Staatsministerium angemeldet worden, über welche der Jnterpellant, Frhr. von Lerchenfeld sich nur des Weiteren aus- lassen werde,

Frhr. von Lerchenfeld: „Das Glück Bayerns, so wie des ganzen Deutschlands, knüpfe sih an die Wichtigkeit der schwebenden deutschen Frage. Alle öffentlichen Bläiter brächten die widersprechendsten Gerüchte über den Stand derselben, namentlich was die Verhandlungen in Berlin betreffe. Am meisten fühle man sih durch jene in den Blättern gegebene Nachricht beunruhigt, nah welcher Preußen seine Absicht nit verberge , zur Supre- matie über die übrigen Staaten Deutschlands gelangen zu wollen. Es solle ja, um diese zu erstreben, den in momentaner Bedrängniß vor der Rebellion \ih befindenden Staaten sogar die Reichshülfe verweigert haben. Diesem Zustande wünsche Bayern. und ganz Deutschland ein Ende gemacht zu sehen, Wir \ind bereit , Opfer für Deutschland zu bringen , aber für ein einiges, nicht zerstückeltes , partifularistisches Deutschland: darum wünschen wir auch , daß die frankfurter Verfassung angenommen werden könnte, Es sind von uns Beanstandungen gegen einzelne Punkte ge- macht worden , und so gewichtige , daß . sie bis jeßt nochz nicht entkrästet worden, Diese Mängel der Reichs - Verfassung beseitigt zu schen, werde von uns E gewünscht. Man habe hier gesagt, daß man in Frank- furt Desterreih nicht aus Deutschland ausgeschlossen habez man habe cs freilich niht hinausgestoßen, es aber gedrängt, von selbst zu gehen. Man habe ferner unrichtig zu behaupten gewagt, daß das in der Reichs- Verfassung aufgestellte Wahlge sey dasselbe sei, wona früher die Na- tional-Versammlung gewählt worden. Dies sei nit wahr, denn in den einzelnen Staaten seien diese Wahlen nah verschiedenen Gescyen vorg:- nommen worden, Als der Rcdner noch weiter fortfahren will, bemerkt ihm der Präsident, daß er sich’ ‘gefälligst nur an die Motivirung der Znter- pellation halten möge, worauf Frhr. von Lerchenfeld, zu diesem engeren Thema zmükehrend, das Ministerium bittet, -darüber“ Aufscbluß geben zu wollen, auf welcheu Grundlagen ‘tie Unterhandlungen der Regicrungen in Berlin über die deutsche Verfassungsfrage stattsänden und zu welchen Ne- sultate sie bereits geführt ?

Minister von der Pfordten: Meine Herren, die Jnterpellation, welche Sie so. eben vernommen haben, is dem Ministerium gestern Vor- mittags zugekommen. Die Abendpost hat mich in den Stand gesezt, eine, wie ich hoffe, sehr befricdigende Aukwort ertheilen zu können. Die Ver- handlungen zu Berlin sind niemals abgebrochen worden, wenigstens von Seiten Bayerns nicht, Der bayerische Gesandte hat denselben unänterbrochen auf den Grund seiner Justructionen beigewohnt und sich daran betheiligt. Sie sind auch in diesem Augenblicke nicht abgebrochen, sondern zu bestimm- ten Resultaten, wenigstens zu einem ersten Schritte für ein leytes Resultat gediehen, Die Grundlage der Verhandlungen in Berlin war die Ver- fassung, wie sie von der National - Versammlung zu Frankfurt be- {lossen worden ist, und die Bevollmächtigten der Königlichen Rc- gierungen haben sih alle Mühe gegeben, die Bedenken, welche die verschiedenen Regierungen gegen die Verfassung gehegt, und mehr oder minder bestimmt und a ausgesprochen haben, zu gemeinschaftlichen Bedenken gegen jene Verfassung zu machen und danach diese selbst in ge- änderter Weise zu redigiren, so daß man bestimmt erkennen kann, welche Paragraphen in der frankfurter Verfassung von den Régierungen nicht be- anstandet werden, welche dagegen dieselben beanstanden, und welchen Wort- laut sie an die Stelle derselben seßen .wollen, Jch glaube, daß diescs das zweckmäßigste Verfahren is, welches eingeschlagen werden kann. Diese Re-

detz nur sind nicht sämmtliche Regierungen über alle Punkte derselben vollkommen einig, und ih kann nicht in Abrede stellen, daß die Junstruc- tion, die der bayerische Gesandte hatte, nicht in allen Punkten mit den Beschlüssen der Mehrheit in der berliner Konferenz übereinstimmt, Da- mit Sie, meine Herren, im Allgemeinen die Motive dieser Abweichungen hon jeßt überblicken können, füge ich hinzu , daß die Justruction unseres Gesantten Jhnen Allen b:kannt is. Unsere Erklärung nah Fraukfurt vom ‘23, April d. J, und unsere Vorlage an die Kammern sind dem Ge- sandten ausdrüdcklih als wesentlichster Bestandtheil seiner Justruction zuge- sendet worden, Die Regierung hält es sür ihre Pflicht, dieses ihr gestern Abend zugeklommene Resultat der berliner Konferenz so {nell als mög- lich in ile Erwägung zu nehmen und die Resultate dieser Prüfung, die Entschließungen , welche sie darauf fassen zu müssen glaubt, mit der- selben Offenheit und Klarheit den Kammern vorzulegen , wie sie es be- züglich der Bedenken der frankfurter Verfassung gegenüber that. Jch hoffe, die Regierung wird in einigen Tagen im Stande sein, diese Vorlage an die Kammern gelangen zu lassen, ‘Die Prinzipien, von denen die bayeri- sche Ss bei der Behandlung der Verfassungsfrage in der bishcri- gen Justruction ausgegangen is und bei der Prüfung der Resultate der berliner Konferenz ausgehen wird, sind sehr einfach, Bayern erstrebt eine Verfassung für das ganze Deutschland, Bayern kann sie nicht diktiren, aber eben so lange nicht jede Möglichkeit und jede Hoffnung abgeschnitten is, mit der Beharrlichkeit der fest begründeten Neberzeugung nah diesem Ziele streben. Wohl hat man zwischen der Einheit und Ganzheit Deutsch- lands unterschieden. Jh kann aber diesen Unterschied nicht machen. Sie könnte dazu führen, daß 2 oder 3 der kleinsten Staaten die deutsche Ein- heit darzustellen im Stande wären, Wenn es nicht auf die Ganzheit Deutschlands, sondern nur guf die Einheit eines Restes von Deutschland ankommt, dann glaube ih, daß der Gedanke, von welchem die ganze deut- sche Verfassungsbewegung ausgegangen, um seine höchste nnd lebte Bedeutung E worden is, J wiederhole, daß es nicht in der Macht der bayerischen

egierung oder einer anderen steht, die Erreichung dieses Zieles zu erzwingen

oder zu diktiren, aber beharrlich danach zu streben, steht ihr zu und sie era tet es für ihre Pflicht, Jnnerhalb dieses ganzen und E Cinheit bret

vision (wenn ich sie so nennen darf) der frankfurter Verfassung is been-

macherei , sondern die lebendige und allein für die Zukunft lebensfräftige Einigung durch freie Verbundenheit der einzelnen Glieder, Sie wieder- strebt einer unzweckmäßigen Centralisation, die ein Uebergewicht auf die eine Seite legen würde, zum Nachtheile der wesentlichsten Jnteressen der Anderem, Dics sind die zwei Grundgedanken , vou denen die bayerische Regierung sich in den bisherigen Schritten hat leiten lassen und wird leiten lassen bei der Prüfung der bisherigen Resultate der berliner Kon- ferenz, Sie wird diese Prüfuug möglichst beeilen und die Resultate der hohen Kammer mittheilen.

Binder fühlt sih nun veranlaßt, an den Präsidenten, Grafen Hegnen- berg, die Frage zu richten, und zwar im Namen der Linken : „Was das Schicksal der zuleßt in der Kammer beschlossenen bekannten Adresse bis jeßt gewesen sei, und dann was aus dem Mißtrauensvotum geworden, das Herr Kolb (Speier) in Folge der in erster Sißung, nach der Vertagung, vorgekommenen Differenzen zwi- shen dem Herrn Präsidenten und der Linken an jenen, (den Präsidenten) gerichtet habe? Als Antwort auf diese Juterpellation liest der Präsi- dent in Bezug auf die erst gestellte Frage das Schreiben vor, in welchem das Präsidium den Ceremonienmeister ersuht habe, die zur Ueberreichung der Adresse erforderlihe Audienz bei Sr. Majestät den König zu erbitten. Eine Antwort auf dieses Schreiben sei nicht erfolg. Was den zweiten Punkt der Jnterpellation betri, so habe er (der Präsiden) die Kammer {hon früher ersucht, diesen Gegenstand ruhen zu lassen, bis der, durch Rück- tritt des Frhrn. von Lerchenfeld erledigte Präsidentenstuhl dur einen An- deren wieder beseyt sei, damit dieser neue Präsident, als unparteiischer, ge- eigueter diese Sache zur Erledigung bringen könne. Mit dieser Erklärung {ließt der Präsident die Sißzung um { nach 1 Uhr.

Wúrttemberg. Stuttgart, 27. Mai. (S{chwäb, M.) Die Kammer der Abgeordneten war vorgestern mit Finanz-Angele= genheiten beschäftigt. Laut eines Berichts der Finanz-Kommission Über zu bewilligende 60,617 Fl. als Matrikular=Beitrag zur Reichs=- kasse sür Verpflegung von Truppen im Reichsdienste, wird die Zu= stimmung unter der Bedingung beantragt, daß der ausgeschriebene Matrikular-Beitrag auch von den übrigen, das deutsche Reich bil- denden Staaten eingezogen und die Austheilung der verwilligten Summe von 1,750,000 Fl. unter die einzelnen Staaten unter Kon= trole der National-Versammlung vorgenommen worden sei, wird von der Kammer angenommen. Staatsrath .Goppelt giebt die Auskunft, daß die Summen, von welchen es sich handle, hon aus= bezahlt worden seien. Es wird deshalb zu dem Kommissions-An- trag der Zusaß beschlossen, daß für die Zukunft nichts mehr an die Reichskasse bezahlt werde, ehe die ständishe Zustimmung er= folgt fei. Den Mehrbedarf des Kriegs = Ministeriums, wofür ein

- nachträglicher Kredit verlangt wird, berechnet das Finanz - Mi=

nisterium für Mehraufwand für den höheren Stand der im Lande befindlichen Truppen, über den Friedensstand vom 1. Dezbr. 1848 bis 30. Juni 1849 auf sieben Monate. Für die Natura!l= Verpflegung der auswär!1s stehenden Regimenter z für vie Einberu- fung und Einübung der zwei jüngsten Altersklassen der Landwehr ; für Anschaffung von Ausrüstungsgegenständen (780,000 Fl.), in Allem 1,740,000 Fl., werden bewilligt; rechnet man nun zu dem ordentlichen Etat des Kriegsdepartements die theils ausgeschriebe- nen, theils angekündigten außerordentlichen Beiträge für Kriegs- zwecke des deutschen Reichs, so ergiebt sich ein Militairaufwand von 9,929,934 Fl. Abgeordneter Seeger fragt, ob es wahr sei, daß die Studirenden, welche zum Militair einberufen worden, bereits wieder beurlaubt seien? General von Rüpplin: Jch habe ge- Pn diese jungen Leute ihren Studien nicht länger entziehen zu ollen, und habe sie deshalb temporair beurlaubt. Abgeordneter Seeger: Diese Maßregel verstößt gegen die gleiche Behandlung Aller, welhe das Geseß verlangt. Die Sache sollte an die Kom- mission für innere Verwaltung gewiesen werden; wird genehmigt. Abgeordneter Becher fragt, -ob der Befehl zur Dislocation der Leibgarde vom Kriegsministeriunt kontrasignirt worden sei? General von Rüpplin: Der Befehl ist von Seiten des Kriegsministe= riums gegeben worden. Die Leibgarde gehört, so lange ste bestebt, an den Aufenthaltsort des Königs. j Die Abgeordneten Scherr und Plat bringen zur Sprache, daß in Rottweil durch General von Miller 300 Ctr. Pulver cinem dorthin geschickten badischen Offizier weggenommen worden seien, welcher von seiner Regierung den Befehl gehabt habe, das Pulver nah Rastatt zu bringen. General von Rüpplin: Zu der Zeit, wo dies geschehen ist, war Rastatt in den Händen von Empörern, und General von Miller war nicht nur berechtigt, sondern ver=

| pflichtet, das Pulver nicht mehr in die Festung Rastatt zu lassen,

von wo aus dasselbe ja gegen unsere eigenen Leute hätte gebraucht wer= den können. Es wird nun Einleitung getroffen werden, dasselbe in die Reichsfestung Ulm zu bringen. Endlich gelangt die Berathung an den Bericht der Finanz - Kommission über den Antrag des Ab= geordneten Stockmaier in Betreff der näheren Modalitäten für die Ausgabe der bereits beshlo}enen 3 Millionen Papiergeld. Be= \hlossen wird : das Papiergeld in Abschnitten bis zu 2 Fl, abwärts anzufertigen.

Allerdurhlauchtigster, Großmächtigster König, Allergnädigster König und Herr!

Ew. Majestät Entscheidung in der deutschen Angelegenheit hat, obgleich eine Fraction unserer städtischen Behörden eine Adresse im Gegensinne hervorrief, bei der Mehrzahl der hiesigen Bürger und Einwohner ungetheilten Beifall gefunden, der \sich dur die trau= rigen Ereignisse in den westlichen Theilen unseres Vaterlandes im= mer lauter und offener zu erkennen giebt, Sehr bald wird die Lehre in den Herzen aller Preußen zur vollen Ueberzeugung ge= langen, daß weder der Glanz eines Titels noch die \heinbare Er= weiterung der Macht die wahre Größe Ew. Majestät und die Wich= tigkeit der Stellung unseres Staates um das geringste Moment er= höhen, wenn eine Verfassung, die {on jet von einex Partei des Umsturzes zu den unlautersten Zwedcken genußt wird, dex Preis ist, mit welchem sie erkauft werden sollte.

Stärke der allmächtige Gott Ew. Majestät mit festem Ver- trauen zu Sich und Jhrem Volke, um mit beharrlichem Muthe die Bahn zu verfolgen, die aller Drohungen und Gefahren von innen und außen ungeachtet siegreich zum Ziele führen muß. Gestatten , Ew. Majestät uns hierbei die Versicherung, daß hier noch viele eht altpreußische Herzen für Allerhöchstdieselben und Dero hohes Haus in treuester Hingebung \{lagen.

i Mit aller Ehrfurcht

Ew. Königlichen Majestät O M legi 4d) Verein für verfassungsmäßiges Königthum, in dessen Auftrag der Vorstand. Tilsit, den 25, Mai 1849,

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