1881 / 176 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 Jul 1881 18:00:01 GMT) scan diff

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Bet aa g.

“in der Zeit vom

Die ausgeloosten, sowie die gekündigten Anleihesheine werden unter Bezeibnung ihrer Buchstaben, Nummern und Beträge, sowie des Termins, an welchem bie Rückzahlung erfolgen soll, öffentlich bekannt gemacht. Diese Bekanntmachung erfolgt drei, zwei und einen Monat vor dem Zablungstermine in dem Deutschen Reichs- und Preußischen Staats - Anzeiger, dem Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Stralsund, dem Kreisblatte für den Kreis Rügen, der Stralsunder Zeitung, sowie der Berliner Börsen- Zeitung. Geht eines dieser Blätter ein, so wird an dessen Statt von der Kreisvertretung mit Genehmigung des Königlichen Regierungs-Präsidenten in Stralsund ein anderes Blatt bestimmt. __ Bis zu dem Tage, wo solchergestalt das Kapital zu entrichten ist, wird es in halbjährlihen Terminen, am 2. Januar und am E Julie von heute an gerechnet, mit vier vom Hundert jährlich verzinst.

Die Auszahlung der Zinsen und des Kapitals erfolgt gegen bloße Rückgabe der fällig gewordenen Zinsscheine, beziehungsweise dieses Anleihesheines bei der Kreiskommunalkasse in Bergen, und zwar au in der nah dem Eintritte des Fälligkeitstermins folgen- den Zeit. Mit dem zur Empfangnahme des Kapitals eingereichten Anleihescheine sind auch die dazu gehörigen Zinsscheine der späteren Fälligkeitstermine zurüczuliefern. Für die fehlenden Zins- scheine wird der Betrag vom Kapital abgezogen. Die ge- kündigten Kapitalbeträge, welche innerhalb dreißig Jahren nab dem Rückzahlungstermine nicht erhoben werden, sowie die innerhalb vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres, in welchem sie fällig gewor- den, nicht erhobenen Zinsen verjähren zu Gunsten des Kreises. Das Aufgebot und die Kraftloserklärung verlorener oder ver- nichteter Anleihescheine erfolgt nach Vorschrift der 88. 838 und ff. der Civilprozeßordnung für das Deutsche Reih vom 30. Januar 1877 (Reichsgeseß-Blatt Seite 83), beziehungsweise nach §. 20 des Aus- führungsgeseßes zur Deutschen Civilprozeßordnung vom 24. März 1879 (Gef. Samml. Seite 281).

Zinsscheine können weder aufgeboten noch für kraftlos erklärt werden. Doch soll Demjenigen, welcher den Verlust von Zins- {einen vor Ablauf der vierjährigen Verjährungsfrist bei der Kreisverwaltung anmeldet und den stattgehabten Besiß der Zinsscheine durch Vorzeigung des Anleihescheines oder sonst in glaubhafter Weise darthut, nach Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der an- gemeldeten und bis dahin nicht vorgekommenen Zinsscheine gegen Quittung ausgezahlt werden.

Mit diesem Anleihescheine sind halbjährliche Zinsscheine bis zum Schlusse des Jahres . . . . ausgegeben, die ferneren Zinsscheine werden für fünfjährige Zeitabschnitte ausgegeben werden. Die Ausgabe einer neuen Reihe von Zinsscheinen erfolgt bei der Kreis- Kommunalkasse in Bergen gegen Ablieferung der, der älteren Zins- scheinreihe beigedruckten Anweisung. Beim Verluste der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreihe an den Inhaber des Anleihescheines, sofern dessen Vorzeigung rechtzeitig geschehen ist.

Zur Sicherheit der hierdurch eingegangenen Verpflichtungen haftet der Kreis mit seinem Vermögen und mit seiner Steuerkraft,

Dessen zu Urkund haben wir diese Ausfertigung mit upvserer Unterschrift ertheilt.

ergen, den aa

Der Kreisausschuß des Kreises Rügen. __ Anmerkung. Die Anleihescheine sind außer mit den Unter- schriften des Landraths und zweier Mitglieder des Kreisaus\{u\}es mit dem Siegel des Landraths zu versehen. E Provinz Pommern. Regierungsbezirk Stralsund. ZIUnS O E tin : q le Reihe 14: zu dem Anleihescheine des Kreises Rügen. BUGbsiahe M A ; Mark zu . . . vom Hundert Zinsen ._, « Mark . . . Pfennig:

Der Inhaber dieses Wes empfängt gegen dessen Rückgabe : anuar (bezw. 1. Juli) 18... ab die Zinsen des vorbenannten Anleihescheines für das Halbjahr vom Di o Ei 2 Vol VeE KreIotommunE

kasse zu Bergen.

Bergen, den :

Der Kreisaus\{uß des Kreises Nügen. (Unterschriften.)

Dieser Zinsschein ist ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhalb vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit erhoben wird.

Anmerkung. Die Namensunterschriften der Mitglieder des Kreisaus\{usses können mit Lettern oder Facsimilestempeln gedruckt werden, doch muß jeder Zinsschein mit der eigenhändigen Namens- unterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.

Regierungsbezirk Stralsund. Anweisung v zum Anleibescheine des Kreises Rügen. Bubiiibe. Nr... bet Mark.

Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu dem obigen Anleihescheine die . .. te Reihe von Zinsscheinen für die fünf Jahre 18 . . bis 18, . bei der Kreiskommunalkasse zu Bergen, sofern nicht rechbtzeitig von dem als solchen sich ausweisenden Inhaber des Anleihescheines dagegen Widespruch erhoben wird.

Bergen, den

Der Kreisauss{uß des Kreises Rügen. (Unterschriften.)

Anmerkung. Die Namensunterschriften der Mitglieder des Kreisaus\cusses können mit Lettern oder Facsimilestempeln gedruckt werden, doch muß jede Anweisung mit der eigenhändigen Namens- unterschrift eines Kontrolbeamten versehen werden.

Die Anweisung ist zum Unterschiede auf der ganzen Blattbreite unter den beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nacstehender Art abzudrucken :

Provinz Pommern.

. ter Zinsschein.

. . ter Zinsschein.

Anweisung.

tinisterium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der ordentlihe Seminarlehrer Oeltjen in Löbau ist unter Beförderung zum ersten Lehrer an das Schullehrer- Seminar zu Neichenbach verseht.

Königliche Akademie der Künste.

VBetaununutmaHu nag.

Die Königliche Akademie der Künste wird am Mittwoch, den 3, August d. J., Vormittags 11 Uhr, im langen Saale des Akademie-Gebäudes eine öffentlihe Sißung en, zu welcher der unterzeihnete Senat hierdurch ergebenst cinladet. Außer der Erstattung des Jahresberihts wird das Ergebniß der für dieses Jahr ausgeschriebenen Preisbewerbungen ver- kündet und findet die Ertheilung von MWrämien an die Schüler der Königlihen Akademie der bildenden Künste sowie an die Schüler der Königlichen Kunstschule hierselbst statt. Die prämiirten Arbeiten find ausgestellt.

Besondere Eintrittskarten find nicht erforderlich.

Berlin, den 27. Juli 1881. Der Senat der Königlichen Akademie der Künste,

Hitbig.

Ministerium des Jnunern.

__ Dem Regierungs-Rath Tellemann isst die Stelle des Dirigenten der 11L (Bau-) Abtheilung bei dem hiesigen Polizei-Präsidium übertragen worden.

Justiz-Ministerium.

__ Der Amtsgerihts-Rath von Schilgen zu Halte a. S. ist vom 1. August d. J. ab zum Notar im Bezirk des Ober- Landesgerichts zu Naumburg a. S. mit Anweisung seines Wohnsißes in Staßfurt ernannt und ermächtigt worden, fortan den Titel Justiz-Rath zu führen. | Der Notar Euler in St. Goar is in den Amtsgericht 3- bezirk Aachen mit Anweisung seines Wohnsißes in Aachen, und der Notar Falk enba in Merzig in den Amtsgerichts- bezirk Saarlouis, im Landgerichtsbezirke Saarbrücken, mit Anweisung seines Wohnhauses in Saarlouis verseßt worden. __ Verseßt sind: der Amtsgerichts-Rath Freiherr von Kitt - [ig in Muskau an das Amtsgericht in Görliß, der Amts- gerihts-Rath Schmidt in Soldau an das Amtsgericht in Cüstrin, der Amtsgerichts-Nath von Stiernberg in Sig- maringen an das Amtsgeriht in Marburg, der Amtsrichter Mittmann in Kattowiß an das Amtsgericht in Habel- \hwerdt, der Amtsrichter Parisius in Labishin an das Amtsgericht in Luckenwalde und der Amtsrichter Falcken- thal in Labiau an das Amtsgericht in Wehlau.

Jn der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: der Rechts- anwalt Kaufmann aus-Demmin bei dem Landgericht in Greifswald und der Rechtsanwalt Hir\{ch aus Meseriß bei dem Landgericht daselbst.

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der

Rechtsanwalt, Justizrath Neumann aus Berlin bei dem Landgericht 1T. in Berlin, der Rechtsanwalt und Notar, Justizrath Nebe aus Zeiß bei den Landgerichten in Naum- burg und Rudolstadt, der bisherige Amtsrichter Keller in Schwiebus bei dem Landgericht in Meseriß, der Gerichtsassessor Dr, Klöckner bei dem Landgericht in Frankfurt a. O., der Gerichtsassessor Lan d mann bei dem Amtsgericht in Zserlohn, der Gerichtsassessor Hentschel bei dem Amtsgericht in Zielen- zig, der Gerichtsassessor Krueger bei dem Landgericht in Cöslin, der Gerichtsassessor Alfred Julius Müller bei dem Amtsgericht in Demmin und der Gerichtsassessor Dr. Gel - lert bei dem Landgericht in Lissa. Der Amtsrichter von Schußzbar, genannt Milchling, in Niederaula ist in Folge seiner Zulassung zur Rechtsanwalt- schaft aus dem JZustizdienst entlassen; dem Notar Praesent in Uelzen ist die na gesuchte Dienstentlassung ertheilt.

Der Landgerichts-Direktor von Pestel in Stade, der Landgerichtê-Nath Ebers in Berlin, der Landgerihts-Rath Giersberg in Breslau, der Rechtsanwalt und Notar, U) Gleim in Melsungen, der Rechtsanwalt und

otar, DUN grad Piehl in Minden und der Rechtsanwalt und Notar Rathjen in Glücstadt sind gestorben.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Dem bisherigen Militär - Roßarzt Anton Hubert W oldt is} unter Anweisung seines Wohnsißes in Gummers- bah die kommissarishe Verwaltung der Kreisthierarztstelle für die Kreise Gummersbach und Waldbroel übertragen worden.

Abgereist: Der Präsident der Seehandlung Rötger nah Tarasp;

der Direktor im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten, Wirkliche Geheime Ober-Negie- rungs-Nath Greiff nah Thüringen.

Angekommen: Der General - Auditeur der Armee,

Wirklihe Geheime Ober-Zustizrath Oehlschläger aus Pommern,

Personalveränderungen. Königlich Preußische Armee.

Ernennungen, Beförderungen undVerseßungen. Im

aktiven Heere. Bad Gastein, 21. Juli. Haupt, Sec. Lt. vom Feld-Art. Regt. Nr. 16, in das Feld-Art. Regt. Nr. 19 versett, Frhr. v. Süßkind, Sec. Lt. vom Garde-Gren. Regt. Nr. 2, dessen Kommando zur Dienstleist. bei des Prinzen Alerander von Preußen Konigliche Hoheit bis zum 1, Oktober k. J. verlängert. : _ Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Bad Gastein, 21. Juli. v. Alten, Rittm. a. D,., zuleßt Pr. Lt. à la suite des Ulan. Regts. Nr. 11, die Erlaubniß zum Tragen der Armee-Unif. ertheilt. Michaelis, Rittm. a. D., zuleßt Pr. Lt. ven der Landw. Kav. des Nes. Landw. Regts. Nr. 35, die Erlaubniß ju Fun der Unif. der Landw. Kav. Offiz. des 111. Armee-Corps ertheilt.

Nichtamtliches.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 30. Juli. Aus Gastein, 29. Juli, meldet „W. T. B.“, daß Se. Majestät der Kaiser gestern nah dem Bade eine Promenade gemaht und das Mittagsmahl bei dem prächtigen Wetter in Böstein einge- nommen haben.

Für die Zeit vom 1. April 1881 bis zum Schlusse des Monats Juni 1681 sind im Reih an Zöllen und ge- meinschaftlihen Verbrauchs steuern sowie anderen Einnahmen einschließlih der kreditirten Beträge (verglichen mit der Einnahme in demselben Zeitraum des Vorjahres) ur Anschreibung gelangt: Zölle 45 352 747 M (4- 7 181 972 M),

übenzuckersieuer 14 718 353 M (—4 823 878 M), Salz- steuer 7 354 731 M (4- 219 306 M), Tabaksteuer 171 737 M ta 144 022 C), Branntweinsteuer 7 607 195 S (— 16 685 S6), lebergangsabgaben von Branntwein 28 428 M (— 5372 M), Brausteuer 4161 280 # (+ 16 253 M), Uebergangsabgaben von Bier 279 962 M (- 41 378 M), Summe 50 237 727 M. + 2468 952 A6), Spielkartenstempel 157 272 M (— 13 567 M6), Lechselstempelsteuer 1 604 334 M (+4- 18 172 M), Post- und Telegraphenverwaltung 34 397 289 M (4-1 818773 M), Reichseisenbahnverwaltung 9 935 300 M (+4 181 329 6).

Die zur Reichskasse gelangte n - Einnahme abzüglih der Bonifikationen und erwaltungskosten beträgt bei den nachbezeihneten Einnahmen bis Ende Juni

1881: Zölle 39 607 450 M (-+ 9 218 361 M6), Rübenzucker- steuer 41 228 496 M (+ 2 052 029 M), Salzsteuer 8 281 659 M (— 10 865 6), Tabaksteuer 129 400 M (— 136 926 M), Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 10 170 995 A (+215 587 6), Brausteuer und Uebergangs- abgabe von Bier 3774338 # (+ 47539 A), Summe 103192338 M (+ 11385725 M), Spielkartenstempel. 270169 M (+ 12 832 M).

In Ausführung des Gesetzes, betreffend die Abände- rung des Zolltarifs, vom 19. Juni d. J., ist den nach- bezeichneten Zollstellen die Befugniß zur Ab ertigung von bedruckten und unbedruckten Wollenwaaren so weit dieselben zu den Nummern 41d. 5 und 414.6 des Zoll- tarifs gehören zu anderen als den höchsten Zol ï- säßen dieser Nummern ertheilt worden: Hauptamtsbezirk Diedenhofen, Amtsstellen Hauptzollamt Diedenhofen und Ne- benzollamt I. Fentsh; N ateairt Mez, Amtsstellen Hauptzollamt Met und Nebenzollämter 1. Amanweiler und I. Novéant; Hauptamtsbezirk Saarburg, Amtsstellen Haupt- zollamt Saarburg, Nebenzollämter I. Chambrey, I. Vic, 1. La- garde und I. Deutsch-Avricourt ; Hauptamtsbezirk Schirme, Amtsstellen Hauplzollamt Schirmeck, Nebenzollämter I. Mar- kirh und I. Saales und Steueramt Zabern, Hauptamtsbezirk. Münster, Amtsstellen Hauptzollamt Münster , Nebenzollamt I. Wesserling und Steueramt Gebweiler; Hauptamtsbezirk Altkirh, Amtsstellen Hauptzollamt Altkirch, Nebenzollämter I. Altmünsterol, T. St. Ludwig und I. Basel; Hauptamts- bezirk Mülhausen, Amtsstellen Hauptsteueramt Mülhausen und Steueramt Thann; Hauptamtsbezirk Colmar, Amtsstellen Hauptsteueramt Colmar, Steuerämter Barr und Schlettstadt ; Hauptamtsbezirk Straßburg, Amtsstelle Hauptsteueramt Straß- burg ; Hauptamtsbezirk Hagenau, Amtsstelle Hauptsteueramt Hagenau; Hauptamtsbezirk Saargemünd, Amtsstellen Haupt- steueramt Saargemünd und Steueramt Forbach.

,__— Aus Veranlassung eines Spezialfalles hat die öster- reichish-ungarische Regierung darauf aufmerksam gemacht, daß: es den in Oesterreih-ÜUngarn residirenden Konsuln nicht gestattet ist, Zustellungen in gerihtlihen Angelegen- heiten an österreichische oder ungarische Staatsangehörige zu. bewirken. Jn Folge dessen sind die in Oesterreih-:Ungarn be- stehenden deutschen Konsulate Seitens des Auswärtigen Amtes angewiesen worden , sich hinfort solher Zustellungen an die bezeichneten Staatsangehörigen zu enthalten. Jnsoweit daher nicht die Rechtshülfe der österreichishen Gerichte zur Bewir- kung der Zustellungen an Personen, welhe sich im Gebiete des österreihish-ungarishen Staates aufhalten, mit Erfolg in Anspruch zu nehmen ist, haben die Gerichte des Jnlandes die im §. 182 der Civilprozeßordnung vorgesehene Vermittlung des betreffenden deutshen Konsuls nur dann nachzusuchen, wenn die deutsche Staatsangehörigkeit der Person, an welche die Zustellung erfolgen soll, außer Zweifel steht.

Willigt ein Grundstüsbesißer ausdrücklih und vor- behaltslos ein in eine der Vorschrift des §. 138 Tit. 8 Th. I. des Allg. L. R. nicht entsprechende Einrichtung der Fenster im Hause des Nachbars, so hat er, nah einem Erkenntniß des Reichsgerichts, 11. Hülfssenats, vom 16. Mai d. J., sih und- seinen Besißnachfolgern das Recht begeben, eine der gedachten landrehtlichen Vorschrift entsprehende Einrichtung (Vergitte- rung) der Fenster zu verlangen.

Der hiesige französishe Botschafter, Graf de St. Vallier, hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt als interimistisher Geschäftsträger der erste Sekretär der französischen Botschaft, Graf d'Aubigny.

Der General-Lieutenant von Strubberg, General- anspecteur des Militär-Erziehungs- und Bildungswesens, hat ih auf einige Tage mit Urlaub nah dem Rhein begeben.

S. M. Kanonenboot „Nautilus“, 4 Geschütze, Kommandant Korv. Kapt. Chüden, ist am 27. Juli cr. in Port Saïd,

S. M. Kanonenboot „Hyäne“, 4 Geschüße, Komman- dant Kapt. Lt. von Gloeden, am 29. Juli cr. in Aden einge- troffen. Ersteres beabsichtigte am 30. Juli cr. nah Malta, leßteres an demselben Tage nah Suez in See zu gehen.

S. M. S. „Niobe“, 10 Geschüße, Kommandant Korv.- Kapt. Sattig, ist am 24. Juli cr. in Arendal eingetroffen.

Württemberg. Stuttgart, 27, Juli. Die Prinzessin Auguste von Sachsen-Weimar 1st mit der Prin- zessin Olga Maria heute nah Friedrihshafen abgereist und wird dort einige Zeit verweilen. Der Prinz Hermann von Sachsen-Weimar wird sich in einigen Tagen eben- falls nah Friedrihshafen begeben.

Friedrichs hafen, 26. Juli. Der König von Sa ch- sen ist heute zum Besuche bei Jhren Majestäten im König- lihen Schlosse hierselbst eingetroffen.

_ Anhalt. Dessau, 28. Zuli. (Leipz. Ztg.) ‘Jhre König- liche P die Prinzessin Friedrih Carl von Preußen isst zu einem Besuche ihrer hohen Verwandten gestern Abend am Herzoglihen Hofe zu Wörliy eingetroffen.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 29. Juli. (W. T. B.) Der Finanz-Minister Dunajewski ist heute Vormittag wieder nah Bad Hal zurücckzekehrt. Die Meldung hiesiger E daß der Minister von Haymerle, anläßlih der Zusammenkunst des Kaisers Franz Josef mit dem Deutschen Kaiser sih ebenfalls nah Gastein begebe, wird von der „Polit. Corresp.“ als durchaus unbegründet bezeichnet.

Prag, 29. Juli. (W. T. B.) Der Leiter der Statt- halterei, FML. von Kraus, ist heute Nahmittag nah Wien abgereist. Jn der wegen der ersten Studentenerxzesse gegen die Verdindung „Carolina“ eingeleiteten Untersuchung ist der Techniker Prochaska wegen Auflaufs zu 14 tägigem Arrest verurtheilt worden.

Großbritannien und Jrland. London, W. Juli.

(Allg. C.) Ueber die Höll enmaschinen in Liverpool wird der „Times“ von dort geschrieben :

Unter den biesigen Kaufleuten mat sch die Meinung geltend, daf die Höllenmaschinen ledigli zu dem Bebufe nach England ge- sandt wurden, um Aufsehen zu erregen und die Abonnenten des Scharmützelfonds zu ermuntern, ihre Beiträge fortzusetzen. Man laubt, daß, wenn die Absender dieser Höllenmaschinen die in den Blättern „Jrish World", „United Jrishman“ und „Sunday Demo- crat“ befürworteten unheilvollen Pläne wirkli auszuführen beabsih- tigten, sie ibr Material in einer Weise versenden würden, welcbe eine leichte Entdeckung unmögli®w machen dürfte. Man glaubt, daß die Personen, welde die Sprengkörper nach Liver-

pool sandien, fast gleichzeitig die Behörden davon unter- richteten, und diese Meinung wird dur die Art der an Bord der Dampfer „Malta“ und „Bavarian“ gema@ten Entdeckungen bestärkt. Der Minister des Innern erhielt soldhe genaue und rechtzeitige In- formation, daß er im Stande war, dieselbe noch vor Ankunft der Damvfer zu vervielfältigen und an verschiedene Behörden zu senden, und als die Schiffe ankamen, waren die abgesandten Beamten im Stande, sofort denjenigen Theil der Ladung zu bezeichnen, in welchem die Höllenmaschinen versteckt waren. Eins ist ganz klar, nämli, daß die Höllenmaschinen entweder zu dem Zwecke nah England gesandt wurden, damit sie mit Beschlag belegt wurden, oder daß es Verräther unter der irishen Brüderschaft in Amerika giebt. i

Viel ernster als vorstehende Korrespondenz der „Times“ faßt die Londoner konservative Presse das Höllenmaschinen- fomplot auf. Der „Daily Telegraph“ befürwortet einen internationalen Kreuzzug gegen politishe Meucheimörder. Das Blatt schreibt: A

Die Freiheit ist in Gefahr. Es geht ein böser Geist um, welcher die eigentlichen Grundlagen der Gesellschaft bedroht. Derselbe muß ohne Gnade und ohne Gewissensbisse erdrückt werden, oder sonst kehrt die civilisirte Welt auf einen Zustand der Barbarei zurü. Die furchtbare Entdeckung von Höllenmashinen an Bord der Dampfer „Malta“ und „Bavarian“ in Liverpool ist das direkte Ergebniß der in ganz Europa und Amerika aus Löchern und Winkeln gepredigten Meuchelmord - Propaganda. Die Gesellschaft sündigt gegen sich selber, wenn sie duldet, daß die Zerstörungslehren mit Strasflosigkeit gepredigt werden; und da das englische Volk die Freiheit liebt, sollte es sih unter den Ersten be- finden, um Zügellosigkeit zu bestrafen. Mit sehr wenigen Ausnahmen

bildet Auslieferung wegen Mordes einen Theil der bürgerlichen Ver-

fassung aller civilisirten Nationen, und die bestchenden Auskieferungs- verträge sollten mit so wenig Verzug als möglich erweitert werden, um Männer wie Most und gewisse wohlbekannte irish-amerikanische Journalisten, die zu nennen nicht nothwendig ist, in sih zu fassen. Eine Kongreßakte, welhe das Gefeß gegen Aufreizung zum Morde auf internationale Vergehen ähnliher Art ausdehnt, würde dem Falle Rechnung tragen. Durch die gerichtliche Verfolgung und Einsperrung Mosts haben wir ein gutes Beispiel gegeben, welches fremde Nationen nicht unberücksichtigt lassen sollten. Die Apostel des feinen Unterschied machenden Meuchelmordes sind öffentliche Feinde, die keinen Pardon verdienen. Indem Nationen gemeinsame Sache machen für den besonderen Zweck, sih dieser Pest zu entledigen, dürften sie einer unerträglihen Plage und einer sehr drohenden Gefahr leicht ein Ende seßen. :

In ähnlicher Weise äußert sich auch der „Standard“.

Es scheint fast, als ob sich eine Woge revolutionären Mörder- thums über die Welt ergösse. Wir leiden nicht allein unter ihrer Heftigkeit. Nicht nur England, Rußland, Deutschland und Italien, sondern auch Amerika verspürt die Erschütterung. Die ganze Mensch- heit, die ganze Gesellschaft ist direkt an der raschen und sum- marischen Beseitigung eines Skandals und einer Gefahr inter- essirt, welche Alles übertrifft, womit die Menschheit in der Neuzeit sich zu befassen hatte. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Regierung von Washington aufgefordert werden wird, im Verein mit unserer eigenen diese Dynamit-Propa- ganda auf ihre Quelle zurückzuführen. Es is hobe Zeit, daß si eine Propaganda, eine Vershwörung ehrlicher Männer und Regie- rungen für die Ausrottung von Mördern bilde, welche vorbereitet sind, Elend und Tod Hunderten von unschuldigen Menschen zuzu- fügen, damit sie nur sagen können, daß sie die Gesellschaft verwirrt und erschreckt haben. Diese leßte Ausscreitung sollte die ganze Welt überzeugen , daß die gehörige Antwort auf Gewaltthätigkeit nicht eine nabsihtige Gesetzgebung, sondern strenge Gerechtigkeit und die un- wanfkelmüthige Geltendmachung der Autorität ist. N

29. Juli. (W. T. B.) Jm Unterhause erklärte heute in Beantwortung einer Anfrage Monks der Unter- Staatssekretär Dilke, am vorigen Sonnabend und im Laufe des heutigen Tages seien der Regierung Mit- theilungen der französishen Regierung über den Handelsvertrag zugegangen, es würden dieselben heute von der Kommission erwogen, er sei außer Stande, über den Stand der Handelsvertragsverhandlungen irgend- welche Mittheilungen zu machen. Der Staatssekretär für Jndien, Lord Hartington, theilte mit, daß das Treffen zwischen den Truppen Ejub Khans und denjonigen des Emirs von 8 bis 11 Uhr gedauert habe und daß der Ver- lust an Mannschaften auf jeder Seite 300 bis 400 Mann betrage. Die nächsten britishen Truppentheile seien in Quettah stationirt. Dieselben ständen unter Hume's Befehl, zählten 5000 bis 6000 Mann und seien in dem Distrikte zwischen Pischin und Sibi vertheilt. Der äußerste Vorposten sei Cha- man, er wisse aber niht, ob derselte noch von Truppen be- seßt sei. Das Gefecht habe 25 Meilen jenseit Kandahar statt: gefunden. Der Vizekönig habe Hume angewiesen, seine Division, wenn nothwendig, in der Umgegend von Quettah zu konzen- triren, sobald Unruhen stattfinden sollten. Nach einer De- batte von 51/7 Stunden nahm das Haus die irische Land- bill in dritter Lesung mit 220 gegen 14 Stimmen an. Der Führer und die große Mehrheit der konservativen Partei und mehrere Anhänger Parnells enthielten \sich der Abstimmung. Im Laufe der Debatte erklärte Healy, der Dank für die Bill gebühre den im Gefängniß s{hmachtenden Agitatoren, aber nicht der Regierung.

Nach einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ aus Durban von heute sind die Verhandlungen zwischen der Königlichen Komrnission und den Boern in Prätoria nahezu beendet und der Abschluß einer zufriedenstellen- den Regelung steht unmittelbar bevor, Die hauptsäch: lihsten Bestimmungen der Konvention bestehen in dem Rechte des Durhmarsches der englishen Truppen durch das Transvaalgebiect, in cinem England bezüglih der auswärtigen Beziehungen des Transvaallandes zustehenden Kontrolrehie, in der Aufhebung der Sklaverei und in der Freiheit des religiösen Bekenntnisses. Die Funktionen des englishen NResidenten sollen diejenigen eines Generalkonsuls sein, Wird die Konvention binnen drei Monaten nach der Unterzeihnung vom Volksrathe des Transvaallandes nicht ratifizirt, so wird die Königin von England ihre Souveräne- tätsrehte über das Transvaalland wieder annehmen.

Frankreich. Paris, 28, Juli. (Cöln. Z.) Gestern Abend war Sißzung des Verwaltungsrathes der elektrischen Ausstellunpg. Der Vorsiy wurde dem Minister Cochery übertragen. Da es unmöglich ist, die Arbeiten bis zum L August fertigzustellen, wird die Eröffnung um vierzehn Tage vershoben. Vorgestern sind 2791 Mann und 150 Pferde nach Afrika eingeschifft worden. Nach Berichten aus Oran vom 27. Juli sezt Bou-Amema seinen Rüdzug nah Süden fort. Er hat nur die Uled Ziad und die Laghuat Ksel bei sih. Nachrichten aus Tunis vom 27. besagen, daß die Landungscompagnien der Flotte Gabes beseht haben. Das Gefecht war lebhast. Nachdem die Ostdivision zu Gabes ge- lassen worden bis zur Ankunft von Truppen, is die Flotte nach Toulon abgefahren. Das neue Fort Frouard bei Nancy ist jeßt vollständig beendet. Am 30. wird es von zwei Jäger: Bataillonen bezogen werden. Das Schloß Cran bei Argentau ist in legter Naht, durch böswillige

Hand in Brand gesteckt, vollständig ein Raub der Flammen geworden.

(Franz. Corr.) richte vor: s -

Tunis, 27. Juli, 11 Uhr Abends. Die in der Gegend zwischen Soliman und Radez begangenen Raubanfälle und Morde haben hier einen tiefen Eindruck gemaht und die europäische Kolonie verlangt einstimmig ein sofortiges und energishes Einschreiten. Aus den Be- richten der auf Rekognoszirung ausgezogenen Abtheilung Kavallerie geht hervor, daß die Einheimischen si großer Uebertreibungen s{uldig maten, als sie die Zahl der Marodeurs auf 1000—1500 an- setzten. Die Bande is viel weniger stark, aber sehr verwegen Sie scheint dem Stamm der Zlaß anzugehören und dieselbe zu sein, welche neulich Besißungen des Beys und einiger feiner hohen Be- amten ausplünderte. Die Panik hat sich wieder gelegt; sie war hauptsächlich durch die israelitischen Handelsleute, die ihren Schrecken nicht laut genug ausrufen fonnten, verursaht worden. Der General Logerot it heute Morgen an Bord des „Voltigeur“ nah Sfax abgegangen. Der Bey legt den besten Willen für die Wiederher|tellung der Ordnung an den Tag. Die Empörungs- versuche haben ihn uns näher gerückt. Er is mit der Aufnahme, die Mustapha in Paris gefunden hat, sehr zufrieden. Er begreift besser als irgend Jemand den beklagenswerthen Stand seiner Finanzen und seiner Armee und man darf für die Reorganisirung der Ver- waltung und des Finanzwesens der Regentschaft auf seinen Beistand ¿ählen. Ein Beweis des Vertrauens, welches der Bey uns schenkt, liegt in der Erlaubniß, die er unseren Truppen gegeben hat, auf dem Boden von Karthago, d. i. an den Thoren seiner Sommerresidenz ihr Lager aufzuschlagen. : A 2

Der Berichterstatter des „Temps“ giebt einige nähere Details über die oben erwähnten Raubanfälle. Nach seinen Depeschen waren die Marodeurs gestern Vormittag sechs Kilo- meter von Tunis, in Rades, von wo sie sih über die Ebene verbreiteten. Jammernde Weiber und Kinder kamen um die Mittagsstunde nach Tunis und erfüllten die Stadt mit Schrecken. Ein Courier, der des Abends aus Soliman, das zwanzig Kilometer von Tunis auf der Halbinsel des Kap Bon gelegen ist, anlangte, erzählte von 1700 Rebellen zu Pferde, welche die Gegend unsicher machten und auf der Straße von Tunis bei den Bädern von Hammamlif mehrere Europäer und Araber getödtet hätten. Von den tunesishen Truppen ist keine Hülfe zu erwarten ; sie zeigen si gegen die Europäer feindsclig gesinnt. Der Bey hat die Schiffsbrücke zwifhen Radez und La Gouleite abschlagen N um vor einem Ueberfalle von dieser Seite sicher zu sein.

929. Juli. (W. T. B.) Die Deputirten- fammer erledigte heute noch mehrere Vorlagen. Der Präsident Gambetta verlas darauf das Dekret über den Schluß der Session und knüpfte daran eine Ansprache, in welcher er der Kammer für ihren Eifer bei Erledigung der Geschäste Dank sagte. Das Land werde urtheilen übex das Werk der Kammer und jeder werde sich beugen vor dem Urtheil des Landes; er hoffe, daß auch die künstige Politik der Kammer der Wohlfahrt des Vaterlandes gewidmet sein werde.

Aus Afrika liegen folgende Be-

Nachrichten aus Oran zufolge ist bei der kombinirten -

Bewegung der drei von Saida, Sebdon und Géryville aus- gehenden Truppenkolonnen als Zielpunkt Mecheria ins Auge gefaßt, wo ein verschanztes Lager errichtet werden soll, das einer im Herbst bis nah Figuig auszudehnenden größeren Expedition als Basis zu dienen bestimmt ist. Die Jnsel Djerba is von den französishen Truppen be- seßt worden.

Griechenland. Athen, 23. Juli. Die Proklama- tion, welche der Ober-Befehlshaber der griechishen Okkupations- armee an die Bewohner der Stadt und des Bezirkes von Arta sogleih nach seinem Einzuge erlassen, lautet nah der Wi A PL

„Im Namen des Königs der Hellenen und feiner Regierung ergreife ich im hoben Auftrage desselben als Erster an der Spiße der griechishen Armee Besiß von diesem griechischen Lande und nehme ich Euch Bewohner dieses Bezirkes in den Schooß des Mutterlandes als vor dem Gesetze gleidwe Bürger auf, die in Hinkunft aller Wohlthaten der Geseßlichkeit und des Königlichen Schutzes ohne Rücksicht auf Abstammung und Religion theilhaftig werden sollen. Als Symbol der Ordnung hat die grie- ische Armee die Aufgabe, diese sowie Eure Rube fortan zu befesti- gen, und ich bin überzeugt, daß Ihr Euch mit voller Bereitwilligkeit den getroffenen Anordnungen fügen werdet. Zögert daher nicht, etwaige Beschwerden und Bemerkungen zu meiner Kenntniß zu brin- gen und haltet Euch überzeugt, daß jede Aus\chreitung sofort bestraft werden wird. Für den Augenblick und bis die Verwaltung geregelt ist, werden si die zuständigen Behörden an mich zu wenden haben. Kommt nur mit Muth und Vertrauen, denn die Wohlfahrt und der Ruhm des Vaterlandes bilden unsere einzige Sorge und den Zweck unserer gemeinschaftlichen Thätigkeit.

Arta, am 6. Juli 1881.

Der Ober-Befehlshaber General Skarlatos Soutzos.

Die Frage der Verwaltung der neu einverleibten Gebiete ist dur cin Königliches Dekret provisorish ge- regelt worden. Die definitive Regelung ist der Legislative überlassen.

Türkei. Konstantinopel, 29. Juli. (W. T. B.) Die türkishen Journale veröffentlihen im Anschluß an ein Nesumé über die Verhandlungen in dem Prozesse wegen der Ermordung des Sultans Abdul Aziz eine offizielle Mittheilung, in welher es heißt: Mahmud Damat Pasha und Nuri Damat Pascha hätten die Ermor- dung des Sultans Abdul Aziz in Folge eines Kaiser- lihen ZJrades eingeslanden und die Kaiserlihe Gnade an- gerufen. Jn Folge hiervon sei ein außerordentlicher großer Rath zusammenberufen worden, welher nah Prüfung der Suppliken der Genannten und nach Konstatirung der Existenz des erwähnten Kaiserlichen Jrades einstimmig die Umwandlung der gegen die Angeklagten erkannten Strafen beschlossen habe. Auf Grund dieses Beschlusses und konform dem Jrade des Sultans Abdul Hamid seien die Verurtheilten sämmtlich gestern nah Taif bei Mekka befördert worden.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 30. Zuli, (W. T. B.) Der „Regierungsbote“ veröffentlicht folgendes Telegramm des Ministers des Jnnern, Jgnatieff, aus Moskau vom 29. Juli: Der Kaiser ist mit Allerhöchst seiner Familie heute Morgen in Moskau eingetroffen, von der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt. Während der Ent- gegennahme von Salz und Brod vom Moskauer Stadthaupt geruhte der Kaiser folgende Ansprache fu halten: „Nah der rod gg Trauer, welhe mich, meine Familie und ganz Rußland erschütterte, shäße ih mi glücklid, endlih meinen Herzenswunsch ausführen zu können, indem ih die alte, erste Residenz besuche. Herzlih danke ih Jhnen für den mir, der Kaiserin und unseren Kindern bereiteten treuherzigen Empfang. Mein seliger Vater hat Moskau mehr denn einmal gur seine Ergebenheit gedankt, Moskau diente stets als Bei

piel für |!

aanz Rußland. Jch hoffe, daß es das auch in Zukunft bleibe. Wie früher so auch jeßt bezeugt Moskau, daß in Rußland Herrscher und Volk ein einmüthiges, festes Ganzes bilden.“

Amerika. Washington, 27. Juli. (Allg. C.) Das Staats-Departement hat von dem amerikanishen Gefandten in Peking die telegraphische Mittheilung erhalten, daß die Natifikation der zwischen China und den Ver. Staaten geshlossenen Verträge am 19. d. ausgewechselt wurden.

New-York, 27. Juli. Die in Eauclaire (Wisconsin) durch den Strike der Holzscläger hervorgerufene Auf- regung hat sich nunmehr gelegt, und die zur Aufrecht- erhaltung der Ordnung dorthin gesandten Miliz-Compagnien werden jeßt zurückgezogen. Hiesige Zeitungen veröffent- lichen Nachrichten aus Mexiko, denen zufolge Präsi- dent Gonzales auf die an ihn gerichtete Frage, ob er einen mexikfanishen Agenten in London ermähtigt habe, mit den englishen Obligationen-Besißern ein Abkommen zu treffen, ein- für allemal erklärt hat, daß Niemanden eine folhe Ermächtigung ertheilt worden, und Mexiko für jt keinerlei Abmachung eingehen würde.

Buenos Ayres, 29. Juni. Aus Lima hier einge- gangenen Nachrichten zufolge verfolgen die chilenischen Truppen noch immer die Ueberbleibsel der Armee Sierala's. Señor Domingo Santa Maria wurde zum Präsidenten der Republik Chili gewählt. Das Geseß zur Abschaffung des Zwangs-Papiergeldes wird P im Kongreß als auch in den Provinzialkammern iskutirt.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 28. Juli. (Pest. L.) Der Vali von Dschiddah wurde angewiesen, die Festung in Taif bei Mekka zur Unterbringung der Sultan s- mörder herrichten zu lassen. Diese Festung liegt auf einem Felsen außerhalb der Stadt. Die Verurtheilten werden iw Dschiddah ausgeschifft und von dort unter Eskorte nah Taif gebracht werden.

Tunis, 29. Juli. (W. T. B.) Der Führer der JFn=- surgenten von Sfax, Ali ben Halifa, hat Ausge- sandte zu verschiedenen Stämmen namentlich zu den Krumirs, Ouchtetas und Mogadis geschickt, um dieselben zum Aufstande zu bewegen. Seine Anträge sind jedoh überall zurückgewiesen worden.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Unter dem Titel „Rundschau über das Unterrichtswesen aller Länder“ erscheint im Verlage von F. W. Gadow u. Sohn in Hildburghausen eine von dem Herausgeber des „Amts-Kalenders" für die Schulaufsichtsbeamten des Deutschen Reiches, M. Ueber- \chaer, herausgegebene und redigirte Zeitschrift, welche es si zur Aufgabe gestellt hat, alle, das gesammte Unterrichtswesen aller Länder betreffenden Fragen und Gegenstände in den Kreis seiner Besprechung und Erörterung zu ziehen. Es ift dieses unseres Wissens das erste Unternehmen dieser Art und da es der Redaktion, wie aus dem von ihr mitgetheilten Prospekte hervorgeht, gelungen ist, hervorragende Scbulmänner und Schriftsteller auf dem Gebiete der pädagogischen Literatur als Mitarbeiter zu gewinnen, so dürfte das mit mancherlei Schwierigkeiten verbundene Unternehmen in den Kreisen der Schulmänner eine günstige Aufnahme finden. Im Wesentlichen hat die Zeitschrift folgenden Inhalt: 1) Rundschau über das Unterrichtswesen aller Länder, 2) Leitartikel über die wichtigsten Tageëfragen auf dem Gebiete der Pädagogik, 3) Ein Compendium für den praktischen Unterricht, das Artikel über Schulkunde, Lehr- proben, Lehrpläne u. \. w. aus bewährter Feder bringt, 4) Erzäh- lungen und Schilderungen aus dem Volksleben mit steter Rücksicht auf die Interessen der Pädagogik, 5) Vermischtes aus Haus, Schule, Wissenschaft und Leben, 6) Mittheilungen aus der Presse, 7) Literatur- beribt und Kritiken, §8) Schulrechtskunde, 9) Scbulgesundheitspflege, 10) Fragekasten. Von der „Rundschau“ erscheinen jährlich zwölf Hefte à 3—4 Bogen (monatlich 1 Heft). Der Preis von 2 Æ pro Quartal ist so niedrig. daß die Betheiligung am Abonnement mög- lichst leicht gemacht ift. /

Von demselben Herausgeber redigirt erscheint in demselben Ver- lage „Bibliothek für Gemeinde und Schule.“ Das Unter- nehmen hat den Zweck, die oft elenden Kolportageschriften und \{lechten Romane zu verdrängen. Auch für diese „Bibliothek für Gemeinde und Scbule“ sind bervorragende Iugend- und Volks\chrift- steller als Mitarbeiter gewonnen. Es erscheinen monatlich 2 Bändchen à 20 4, ein sehr geringer Preis, der die Verbreitung der Bibliothek wesentlich erleichtert. Eines der monatlichen Bändchen bringt eine Erzählung oder lehrreihe Schilderung für die Jugend, in dem anderen ist ein gecigneter Stoff für Erwachsene bearbeitet.

Land: und Forstwirthschaft.

Vom Kaiserstuhl, 25. Juli, meldet man der „Karlsr. Z.“: Die Kirschenernte hat dieses Jahr recht reichlih gelohnt; nicht selten wurde das Erträgniß eines einzelnen Baumes auf 50 M und höher gebracht. Seit vielen Jahren waren die Kirschen nicht so ge- sund wie in diesem Jahre. Der Versandt konnte daher ununterbrochen bis zu den leßten Spätkirschen bewerkstelligt werden. Da sich der Preis per Pfund zwischen 10 bis 15 bewegte, somit ein mittlerer Korb Kirscben 3—4 M galt, so hat die s{öne Einnahme, welche aus dieser ersten Ernte erwubs, zu freudiger Dankbarkeit ge- stimmt. Der Kultur des Kirshbaumes wird für die Zu- kunft erneuerte Sorgfalt zugewendet werden. Ueber den Stand der Neben läßt sich nur Günstiges berihten. Aus dem Breis- gau, 26. Juli, berichtet das genannte Blatt. Die Getreide- ernte naht ihrem Ende und der folgende Monat August wird nur noch einzelne Haferfelder finden, deren Erträgniß noch nicht unter Dach und Fach ist. Das Resultat entspricht vielfältig nicht ganz den gebofften Erwartungen. Nicht nur die Garbenzahl bleibt unter dem Durcbscbnitt, aub die Dreschergebnisse stehen unter gut Mittel. Die Reife wurde durch die große Hitze übertrieben und die Körner sind deshalb, wie der Landmann sagt, mager geblieben. Vieles wird übrigens dur die ausgezeihnete Qualität ausgeglichen. Trockene Jahrgänge haben niemals Mangel im Gefolge. Die Qualität ersett, was der Quantität abgeht.

Aus Marburg in Steiermark wird dcr „N. fr. P.“ unter dem 25. d. M. geschrieben: Unsere Weingärten bedroht ein neuer Schädling. In der biesigen Weinbauschule (Versuhs-Weingarten) zeigt sih der „unechte Rebenmehltau“ (peronospora viticola) und zwar an den Sämlingen amerikanis{her Reben, die wegen ihrer Widerstandéfäbigkeit gegen die Reblaus gepflanzt werden. Der Landes- aus\{uß wurde von dieser Entdeckung bereits in Kenntniß geseßt, und energische Makßregeln sind zu erwarten, Als Mittel gegen diesen ge- fährlihen Pilz empfiehlt sih das Ablauben der Reben und das Ver- brennen des Laubes ; vielleicht ents{ließt man si sogar, die befallenen Reben gänzlich auszuhauen. d

Der Kabeljaufang an der Küste von Neufund- land verspricbt, nab den von allen hauptsächlichen Fangpläten nörd- lich und füdlih von St. Johns cinlaufenden Berichten zu urtheilen, in dieser Saison ein äußerst ergiebiges Resultat zu liefern, wie solchbes in den letiten 30 Jahren nit erreibt worden. „An vielen Plätzen“, so {reibt ein Correspondent der „Montreal Gazette" von Neufund- land, „ist der Fang îo groß, daß die Fischer, obgleich sie fast ununter- brochen Tag und Nacht arbeiten, nur mit Schwierigkeit in geeigneter Weise über die gefangenen Fische disponiren können. In St. Johns selbst werden solde kolofsale Quantitäten gefangen, daß die Fischer ihren Ucberschuß; mit cinem Dollar per Centner loss{lagen.“