1903 / 47 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 24 Feb 1903 18:00:01 GMT) scan diff

Personenverkehr erinnere ich an die Düsseldorfer Ausstellung, im Güterverkehr an die Vorteile, die wir gehabt haben aus den Streiks in Frankreich und indirekt aus dem Streik in Amerika, ferner daran, daß die Industrie überall eine große Zurückhaltung in der Be- \haffung neuer Vorräte bewahrt hat und exst jeßt, nachdem alle Halbfabrikate und Rohmaterialien aufgezehrt waren, daran gehen mußte, sich zu ergänzen. Aus diesem Grunde haben wir die Ver- kehrs\teigerung erfahren. Ob sie dauernd sein wird, wissen wir nicht.

Aber die Verkehrs\teigerung ist überhaupt nicht so bedeutend, wie es nach den großen Millionenzahlen den Anschein haben könnte; denn in den ersten 10 Monaten des Betricbsjahres 1902 sind wir im Personenverkehr in der Einnahme auf ein Kilometer noch um 7 4 zurück gegen das Vorjahr, im Güterverkehr dagegen haben wir eine Steigerung von 302 &, was im ganzen pro Kilometer im Dur(hschnitt eine Steigerung von 4+ 252 4 ausmacht. Das ‘ist außerordentlich wenig, wenn man die Steigerungszahlen si ansieht, die in den leßten Jahren des vorigen Jahrhunderts eingetreten sind, 1896 hatten wir eine Steigerung auf das Kilometer von 1408 #4, 1897 von 985, 1898 von 1835, 1899 von 1790, 1900 von 1046 M Dann kam der große Ausfall des Jahres 1901, pro Kilometer be- renet mit 2069 A Was bedeutet demgegenüber eine Berkehrs- einnahme von —4- 2592 a? Wir haben noch lange nit das eingeholt, was wir in einem einzigen Jahre am Schluß des Jahrhunderts verloren haben. Alle diese Verhältnisse waren dazu angetan, uns mit unseren Schäßungen vorsichtig sein zu lassen, und wir haben deshalb als voraussihtliche Einnahmen im Jahre 1903 nur eingestellt die Isteinnahme des Jahres 1901, vermehrt um die- jenigen Einnahmen, die wir durch Vermehrung des Bahnnetes zu er- warten haben.

Meine Herren, ih hoffe, daß Sie mit dieser vorsihtigen Shätzung einverstanden find; denn es würde für mih als Leiter der großen Betriebsverwaltung überaus traurig sein, wenn ih ein drittes Mal vor Sie hintreten und sagen müßte: ih habe mich erheblich geirrt, und der Etat ist nit erreiht worden.

Ok die veranschlagten Einnahmen nun aber wirklich eingehen, das hängt niht nur ab von der Verkehrs\teigerung, sondern auch davon, ob den Einnahmen der ausreichende Schuß gewährt wird, d. h. mit anderen Worten, ob wir wie seither eine verständige und vor- sichtige Tarifpolitik treiben. Es vergeht ja kein Tag, meine Herren, ohne daß mir Tarifroünsche auf den Tisch fliegen, oder daß ih durch die Presse große und kleine Tarifwünsche erfahre, und“ daß ih der Fiskalität, des mangelnden Verständnisses meiner Herren Näte, und wie die Ausdrücke alle heißen, beschuldigt werde, weil dieser oder jener Tarifwunsch nicht erfüllt wird.

Ich will gar nicht von den Personentarifen \prehen, wo es ja sehr einfa sein möchte, mit einem Federstrih die Tarife herunterzusetzen. Darin liegt aber meiner Ansicht nah nicht das Wesen einer Personen- verkehrsreform, daß hier ein Tarifsay heruntergeseßt wird; wichtiger erscheint mir, daß jeder Reisende niht mehr ein großes Studium an- stellen muß, um zu wissen, auf wel&em Wege er am besten und billigsten fährt, ob er Freigepäck hat oder nicht, ob er einen Speise- wagen benutzen darf usw. Ich werde diese Fragen im Auge behalten und nah Möglichkeit, wenn Sie mir für die Ausführung einige Shhonzeit gestatten, versuchen, den Personenverkehr zu verbessern, ohne mich aber in gewagte Tarifexperimente einzulassen. (Bravo!)

Viel wichtiger sind die Tarife im Güterverkehr. Auch im Güter- verkehr steben große und kleine Tarifreformen ständig auf der Tages- ordnung. Aber, meine Herren, wenn der Etat des Jahres 1901 um 62 Millionen zurückbleibt gegen die Wirklichkeit, dann ift, glaube i, nit der Zeitpunkt gekommen, auch im Güterverkehr mit sogenannten Tarifreformen vorzugehen, die unter Umständen Tariferperimente sind, die ein désastre bilden fônnen für die verwaltung. (Sehr richtig! rechts.)

Ich bin indessen nicht fiskalisch genug angelegt, um allen s{we- benden Tariffragen starr gegenüberzusteben, und ich würde mi au mit den paar Worten des Programms, die ih Ihnen vorbin entwidckel habe, in gänzlihen Widerspruch setzen, wenn ih nit dauernd die wirt- schaftlihen Bedürfnisse des Landes beobachtete und mit Hilfe der dazu berufenen erfahrenen Organe ständig überlegte : wo kann man belfend und bessernd eingreifen, obne sich auf große Experimente einzulassen 2? Wie kann man die wirtscaftlihe Entwickelung im Lande (Bravo! rechts und bei den Nationalliberalen.) diese Unterstützung tatsächlih überall zu teil zu teil werden foll,

gesamte preußische Finanz-

r Ì d D A - Meine Herren, daß zeworden ist und überall

ma don Wes d A A Î aus den Beratungen des Landes-

das wissen Sie

-

Erfolgen, die aus diesen Beratungen hbervor-

cisenbahnrats und den or gegangen sind. Ih darf Ihnen bier niht sämtliche Tarifermäßigungen und ibre finanziellen Konsequenzen vc Amtsvorgänger durhgeführt hat; ih darf jenigen Tarifermäßigungen, die im

gefunden babe1

t l; h » Ms in V laus t NTTUDTECN, Die mein verdienter L

mich beschränken auf die i, Betriebsjahre f die bereits jeyt zum Beschluß gefaßt demnächst bevorstehen. Eine große Anzabl von d shema in billigere Klassen hineingeseßt worden, wie das seit Jab geschehen ift. Die 20 °/%ige Frahtermäßigungfür Düngemittel, die bi nur im Wege des Notstandtarifs bewilligt war, ist jeßt als regelm Ermäßigung eingeführt worden zum Nutzen der Landwirtschaft. (Bravo !) Der Industrie ist man an bestimmter Stelle entgegengekommen

dem der Eisenerzbergbau und der Hochofenbetrieb und Dill Ermäßigungen in Bewa von Erzen ur i langt bat Die für Transporte nah Asien eingeführten Ausna tarife für Eisen und Stabl sind jet außereuropäischen Ländern bewilligt worden Tarif für Emballagen ift einer zugeführt worden Für die pflúuüge und Dreschmaschinen ift eine

gung eingetreten Die Tarife für Zuchit wretèdc um ein Drittel ermäßigt, und für die Weidetiere ift eia erheblih verbilligter Frachtsay angeseßt ie Schädigung, die den Gütern durch vorzeitig und plöylih eingetretenen | Flußiläufen drohte, sind durch besondere

worden, und zwar derart, daß fie fommen find und nicht Firmen. Es ist beslossen zu ermäßigen.

Meine Herren, ih begnüge mich mit dieser kleinen Aufzählung um Ihnen den!Beweis zu führen, tah die Staatseisenbzahnverwaltung, wenn auch zurzeit mit großen durchgehenden Tarifreformen nicht vor- gegangen werten kann, und da au solche, unbedingt erforderlich sind, doch, wie

laufenden Gütern

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h es gesagt habe,

schaftlihe Leben im Lande, in der Landwirtshaft und Industrie, dauernd beobahten wird, um ihre Aufgabe, helfend einzugreifen, wo es mêglich ist, zu erfüllen. (Bravo!)

So viel über die Veranschlagung der Einnahmen und den Schußz der Einnahmen in unserem Etat.

Als zweiten Grundsaß ‘für die Etatsaufstellung stellte ich hin, daß ih mich der Pfliht bewußt wäre, möglihst sparsam zu wirt- schaften. Aber, meine Herren, die Sparsamkeit muß an der richtigen Stelle geschehen (sehr richtig!); sonst würde sie sehr fehlerhaft ein- wirken können auf das große Betricbsunternehmen. (Sehr wahr!)

*Mir war nun der Weg, den ih zu gehen hatte, angezeigt durh meinen Herrn Amtsvorgänger, der dur seine große Reorganisation der Staatseisenbahnverwaltung im Jahre 1895 damit vorgegangen ist, den teilweise {leppenden, komplizierten Geschäftsgang zu vereinfahen und namentli die unnüße Schreiberei zu beseitigen. (Sehr richtig!) Ih darf Ihnen anführen, daß im Bureau- und Kanzleidienst dur diese Reorganisation bis auf den heutigen Tag rund 2800 Stellen erspart worden find (hört, hört!), troßdem das Eisenbahnnetz von 25 000 auf 32 000 km vergrößert worden ist und eine ganz neue Direktion (Mainz) hinzugetreten ist. Diese Ersparnis im Kanzlei- und Bureaudienst beträgt rund 20 Millionen. (Hört, hört!) Um diese Zahl würden also unsere Betriebsausgaben höher sein, wenn mein Herr Amtsvorgänger nicht mit seiner Organisation eine fo große Ersparnis herbeigeführt hätte.

Auch ih, meine Herren, habe die Absicht, der Schreiberei gründlich auf den Leib zu gehen (bravo!), soweit ih es irgend ausführen kann, und Ersparnisse darin zu erzielen. Aber, meine Herren, wohl ver- standen, verstehe ih darunter den inneren Bureaudienst, nit den äußeren Dienst, wo die Beamten stets, tagtäglih mit den Gefahren des Eisenbahndienstes zu tun haben. Ich will nur andeuten, daß ih glaube, es wird hier und da noch etwas mehr geschehen müssen. (Sehr richtig! und Bravo!)

Zu dem Zweck, weitere Ersparnisse zu erzielen, sind auch im Kassen- und im Nechnungsdienst durch die mir zugeteilten erfahrenen Räte meine Herren, ih beanspruche nicht, darin sahverständig zu sein derartige Vorschläge gemaht worden, daß wir glauben, niht unerheb- lihe Ersparnisse erzielen zu können durch Vereinfahungen, die aber gleichzeitig eine Beschleunigung im Geschäftsverkehr herbeiführen sollen. (Bravo!) Eine kleine Ersparnis will ich Ihnen z. B. nur erwähnen : es wurde mir vor einigen Monaten vorgeschlagen, in meinem Ministerium eine Registratur aufzuheben, und mir nahgewiesen, daß es möglih war. Ja, meine Herren, das war eine Beschleunigung des Geschäftsganges und zugleich eine Ersparnis von glatt 20000 (Hört, hört!)

Es sind dann Vereinfahungen vorgeschlagen und in Be- ratung genommen, daß die Jhnen bekannten Frachtkarten, die außer dem Frachtbrief noch bei jedem Wagen, bei jedem Stück- gut das Stück begleiten und von alter Zeit bestehen, ab- geshaffft werden möchten. Meine Herren Räte haben bestätigt, daß es möglich sei, und ih habe mich darüber sehr gefreut ; die Ersparnis, die allein dadurch in einem einzigen Betriebsjahre an Papier erreiht werden würde, würde 600 000 Æ betragen. (Hört, hört! und Heiterkeit.) Eine andere Ersparnis ist vor einigen Tagen beschlossen worden. Ich wiederhole. immer wieder, meine Herren, ih betrahte mich niht als einen Neformator, der die Sache aus \ich beraus machen könnte, sondern ih kann alles nur zurückführen auf die Vorschläge der Herren, die mit mir arbeiten und die cben keine Bureaukraten find, als welche sie im Lande immer dargestellt werden. Meine Herren, eine Ersparnis in der Verrechnung der Personenkarten ist wahrscheinlich in Aussicht und würde ein Ergebnis baben von etwa ciner Viertelmillion Mark.

Im Güterverkehr kann ich die beabsichtigt

über die

Jhnen derartige Zahlen aufführen,

Ersparnisse, oder mögli sind, nit aber

verständig unterstützen. |

| eriuielt

| fTeiten zu

| Toîtet jede Umladunga aud Geld, und

| gegel | das beispielsweise | am Adend oder în | und muß innerhalb tu | nicht Vershleppun Ï

| macht haben | so billig | (bravo!), und e | preis um 4 M, ten Preis für | mäßigen

| heblich

f mitlela eine Ersparuis vou

álavbe ic, zurzeit nit | das witis- |

id mödhte doch kurz erwähnen, daß indirekte Ersparnisse sind, die jeder verstehen wird, der den Grundsatz Zeit ist Geld. So sind durch cine dur(hgreifende der Fahrpläne, die mein Herr Amtsvorgänger hat und die noch nicht ganz abgeschlossen ift, an gearbeitet wird, wesentlihe Erleichterungen

worden, so daß der Wac

möglich unterschreibt : Veränderung schon vorgenommen der dauernd weiter im Wagenverkehr erzielt zjenumlauf, bis zur Wiederbeladung, jeßt auf die Hâlfte der Zeit in Anspruch in Anspru genommen hatte. Meine Herren, wenn Zeit Geld ist, wird sih das natürlich au in den Transportkoflen geltend machen. (Schr richtig!) Außerdem ist worden, daß im leuten Betriebsjahre eigentliÞ cin Wagen- mangel nur cingetreten ist, wo wir mit außerordentlihen Schwierig tun hatten, wie z. B. bei Hamburg, als Froft Sehr richtig!) s{wierigste bei der Güterbeförderung is der und in diesem Stückgutverkehr ifl dur ded in bestimmten Sammelpunkten

be Aas 9 vat 4 "u den arouen Vauptroutien etn nur

nimmt (bört, bôrt!), die er früber

eingetreten

tung der Fahrpläne und erreicht worden, daß durds{nittlid auf iner vierfahen Umladung jedes Stück-

zurückgegangen ift. (Hört,

S

über bestimmte Bahnlinien den Hauptbahrlinien man zutes auf nur eine Umladung Bravo!) Da aber jede Umladunga Arbeitékcäfte und

cs wird dadur voraussicht| s{neller werden. Nach der aus- ung über den Stückgutverkehr muß jedes Gut, bier ia Berlin beute nahmittag aufgeladen wird,

unser konon S (

en Vienslanordn

s d Cn O | F N Ae 2. Ztüdckgutveifkehr billiger und

*

Naht aa Cöln, Hamburg, Leipzig abgehen, nden am Zielpunkt angekommen sein, wenn t der Fehler vorgekommen sind. (Bravo !) Weiter habe ih Minterausgaben dadurh erzielt, daß es mir möglih gewesen ift, die Konsequenzen aus den billigen Geschäfts. abschlüfsen zu ziehen, die die industriellen Syndikate im Ausland ge- Ich habe gefordert, daß ih, da fie nah dem Auslande verlaufen, auch im Inlande davon Vorteil ziehen wie Ihnen bekannt, gelungen, den Schienen ciserne Schwellen um 3 M wu er- Beim Ko tr? so er: d doch auch eingetreten, so daß ih im ganzen bei von Schienen, eisernen Schwellen, Kohlen und Betriebs- tund 8 Millionen Mark erzielen werde Allerdings kommen diese Ersparnisse dem laufenden Etat nur zum Teil zu gute il wir eben jeht die Materialien verwenden die noch auf Gruad der alten Verträge bestellt worden sind, und die natütlid unser Geschäft mit dem Buchwert belasten

muß

aber fie fin Beschaffung

(Bravo!)

| auf denen unsere {weren und {nellen

lih nit von beute

4 Y y ! Programm

Sodann darf ih noch erwähnen, daß ih mir auch die Pflicht auferlegt habe, die Etats2anmeldungen der Eifenbahndirektionen auf Umgestaltung von Bahnhöfen und dergleichen in einer die Finanzlage gebührend berücksihtigenden Weise zu prüfen und gegebenenfalls zurü, zustellen, und diese Prüfung und Zurückstellung hat niht weniger als 88 Millionen Mark betragen. Sie können daraus fehen, wie viel Bedürfnisse im Lande vorhanden find, Sie werden aber auch schen daß im Eisenbahnministerium, ehe die Sachen an das Finanzministerium fommen, der streihende Buntstift auch bei der Gisenbahnverwaltung eine Rolle spielt. i

Wenn ih hiernah glaube, der ungünstigen Lage des Eisenbahn. etats gebührend Nechnung getragen zu haben, so muß ih doch auch diejenigen Etatstitel hervorheben, bei denen ih Minderaufwendungen nicht für zulässig hielt. Jch könnte es z. B. nicht für rihtig halten wenn ih bei einem Rückgang des Perfonenverkehrs nun gleich mit einer Einschränkung der Personenzüge vorginge. Der Gedanke ist ja unendlih einfah: ih fahre fo und fo viel Zugkilometer weniger, ih erspare so und so viel an Kohlen und Betriebspersonal. Was ist aber die Folge? Ich ershwere es durch folhe Einschränkung von Perfonenzügen den wirtshaftlih arbeitenden Ständen, die Verhältnisse zu bessern. (Sehr richtig! links.) Die Eisenbahn ist nit dazu da, den Verkehr im Lande zu hemmen, sondern die Eisenbahn ist dazu da, die wirtschaftlichen Verhältnisse im Lande zu unterstüßen und nicht dur falsche Sparsamkeit die wirtshaftlißhe Gntwickelung zu unter- binden. (Bravo! links.) Sie finden deshalb keine Einschränkung von Personenzügen; im Gegenteil, wir haben einige Personenzüge und Schnellzüge zulegen müssen, weil das Verkehrsbedürfnis nach- gewiesen war.

Ich sehe voraus, daß ih infolge dieser Bemerkung von vers schiedenen Seiten auf diesen Grundsay festgenagelt und in den nächsten Tagen eine ganze Menge von Anträgen auf meinem Schreibtish vor- finden werde, ih habe aber gegen unberehtigte Wünsche ein sehr dies Bell (Heiterkeit), ih werde alle Anträge prüfen. Jch kann natürlich, weil Sie von mir verlangen, daß ih Grundsäße aussprechen soll, nur die Grundsäße bringen, behalte mir aber vor, die einzelnen Fragen für sih zu entscheiden, wie ih es nah Lage der Sache für richtig halte.

Sie finden ferner au keine Einshränkung der Ausgaben, die sich auf die Betriebssicherheit des Bahnnetes beziehen, denn die Be- triebsficherheit des Bahnnetzes scheint mir die allererste Aufgabe eines Eisenbahnministers zu sein. (Sehr rihtig!)) Wenn Reisende ihr Leben unseren Zügen anvertrauen, müssen sie auch wissen, wenn sie sich in den Zug seßen, daß alles geschehen ift, was nah Menschen- möglichkeit geshehen konnte, um fie vor Beschädigung und Tötung zu \{hütßen. (Bravo!) Wir haben eine Statistik, die besagt, daß die Unfälle zurückgegangen find. Diese Statistik betrahte ih so lange noch nicht als befriedigend, als wir nicht auf + 0 angekommen find, denn ih möchte keine Entschuldigung dauin für mi finden, daß in anderen Ländern mehr Unfälle vorkommen. Ganz zu vermeiden werden die Betriebsunfälle ja nicht sein, denn Menschenwerk is Stückwerk; wir müssen immer mit Fehlern rechnen, die vorkommen können. Also ih will Ihnen auch da keine großen Versprehungen machen, aber was in der Betriebss\icherbeit geleistet werden kann, das dürfen Sie überzeuat sein, wird geleistet werden.

Sie finden dann au, daß ich zur weiteren DurGführung der eleftrishen Streckenblockierung auf verkehrsreißhen Strecken und zur Beschaffung von Fernfprehhern bei jedem Wärterposten und für eine gan}e Menge anderer Anlagen die erforderlihen Mittel ausgeworfen babe. Hiermit im Zusammenhange steht die Frage des {weren Oberbaues. Je s{neller unsere Züge fahren, je \{werer sie werden, desto weniger reicht der leihte Oberbau aus, um die Widerstänte, die mit jedem Zugkilometer auftreten, zu beseitigen. Es wie es auch {hon mein Herr Amtsvorgänger Legung von {werem Oberbau auf allen

würde deshalb betont hat, mit der Strecken vorzugehen sein, Es sind das lônnen natür aber es muß; ein

welcher Zeit und mit welcher werden follen. Dieses Programm ist dabin

u Is y o T T T F . ' 9900 km nellzugétitrecken, auf denen

Züge fahren. 19 330 km, die

cine große Anzabl von Strecken, auf morgen umgebaut werden aufgestellt werden, in Dringlichkeit sie umgebaut aufgestellt worden, daß di

die Schnellzüge, namentlich die

balb fünf Jahren und nicht, wie

we{selung der Schienen stattfinden

gebaut werden. Es find bereits

Bahnlinien 5870 kn it s{hwer 9900 km

7000 km {1

fen dringlichsten Strecken

tem Kostenaufrwande

L J I 90 Millio:

Herr Finanzminister im vollen Ein

Hiermit im Zu berechtigt \ind, gehen als die Züge ten Franfkreih usw. Die Untersuchun unbere{tigt sind; ich habe die erf be tritt in mein Amt versammelt und habe sie positiv gefragt Vorschläge zu haben, ift. Die Wagen, und die

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wie dem unruhi

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jen Gange der Züge zu ficuern Sachverständigen des Oberbaues sagen, es der Kad V

liege an Sachverständigen sagen, es licge am Oberbau. (Heiterkeit.) Meine Herren, es liegt also jedenfalls a beiden, und ih hoffe, daß, wenn ter schwere Oberbau kommt, dadurch ein ruhigerer Gang der Züge erreicht wird. J hoffe aber au, dak durh die Maßnahmen, die den Bau der Wagen in Ausficht genommen sind, ebenfalls cine wesentliche Besserung eintreten wird Ih darf nur die Einführung erwähnen und dann anführen, daß besser ausbalanciert werden zurügeführt ird, daß sie habe ih die Beschaffung von NMeserveuntergeltellen für Séhlaf- und Speisewagen angeordnet, damit diese Wagen, die cigent- li niemals zur Ruhe kommen, mit

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in Bezua auf

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sollen, weil es au darauf

schr s{wanken; vor allem ader è

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ihrem Wagenkasien von dem

Untergesftell abgenommen und auf ein neues Untergestell geseyt werden

fônnen, tas inzwischen in der "Werksiatt revidiert (SHluß in der Zweltea Bellage.)

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Zweite Beilage

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlih Preußishen Staalsanzeiger.

N 47.

Berlin, Dienstag, den 24. Februar

(Schluß aus der Ersten Beilage.)

will hoffen, daß dann die Mitglieder dieses hohen Hauses, die auhch

vidfah verurteilt sind, in Schlafwagen auf der Eisenbahn zuzu- hringen, mit der Zeit auch eine bessere Nahtruhe haben werden. (Bravo!)

Meine Herren, Sie finden auch entsprechende Mittel eingestellt zut Vermehrung und weiteren Ausgestaltung des Fuhrparks- Man fönnte auf die erste Ueberlegung ja sagen: wenn der Yerkehr zurückgeht, dann brauchen wir auch mit der Vermehrung des Fuhrparks nit fortzufahren. Meine Herren, es würde das nah meinem Dafürhalten eine durchaus foalshe Maßregel sein. Denn in verkehrsarmen Zeiten müssen wir uns darauf rüsten, daß auch wieder bessere Zeiten kommen. (Sehr richtig!) Wir würden einen großen Fehler begehen, wenn wir diese Zeiten nit auönußten, auch noch aus einem anderen Grunde, weil wir die Kon- junktur auênußen müssen: wir kaufen jeßt zu billigeren Preisen als, vir nachher kaufen, wenn die Hochflut wieder da ist. Ferner geben wir den Arbeitern und unserer Industrie im Lande eine ausreihende Keschäftigung. Alle diese Gesichtspunkte haben uns dazu geführt, daß wir eine Verminderung in der Beschaffung des Fuhrparks niht haben eintreten lassen. (Bravo!) Allerdings sind die Mittel hierfür in dem (tat niht vollständig ausgeworfen, weil der Herr Finanzminister bei der traurigen Etatslage tatsächlih nicht in der Lage war, mir die vollen Mittel im Etat zur Verfügung zu stellen. Er hat aber an- afannt, daß das Bedürfnis vorhanden is, und wir waren “darin cinig, daß wir das Fehlende durch das Geseß über den Ausgleichs- fonds erbitten und aus dem daselbst vorgesehenen Dispositions- fonds den Betrag von 20 Millionen für Vermehrung des Fuhrparks verwenden wollten. Ich hoffe immer noch, daß dieses Gese zur glücklihen Verabschiedung kommt; sollte es nicht der Fall sein, dann würde ih allerdings genötigt sein, in einem Nach- tragéetat um diese Mittel zu bitten, weil ih tatsählich mit dem, was in dem Etat für die Beschaffung von Betriebsmitteln ausgeseßt ift, nit auskommen kann, um eine gesunde Fortentwickelung der Eisen- bahnen hinsihtlich des Fuhrparks leisten zu können. (Bravo!)

Das \{wierigste Kapitel, welches ih nun berühren möchte, ist die Frage tes Personals. Meine Herren, wenn man mit einem Eisen- babnerheer von 265 000 Köpfen rechnen muß, dann ift es ganz aus- geschlossen, überall Zufriedenheit, überall Glück herbeiführen zu können. Aber es muß unser Bestreben sein, nah Möglichkeit für diejenigen zu arbeiten, für dicjenigen zu sorgen, die tagtäglih ihr Leben einfeßen im äußern Dienst, für den Betrieb, die tagtäglich sorgen für das weitere Vaterland, für viele Verhältnisse. Bei den großen Yufgaben, die der Eisenbahnverwaltung obliegen, ift eine strenge, qute Organisation eine Vorbedingung. (Sehr rihtig!)) Wir dürfen es nicht zulassen, daß \sich in unserer Organisation, in unseren 365000 Köpfen Bestrebungen geltend machen, die ih kurzweg mit Umsturz bezeichnen möchte. (Sehr richtig !) Meine ganze Vergangenheit birgt Jhnen dafür, daß ih derartigen Bestrebungen mit aller Energie entgegentreten werde. (Lebhaftes Bravo!) Ih fahre fort mit dem, was meine beiden Herren Amtsvorgänger auch getan haben, indem wir alle diejenigen herausmerzen, die dem nicht folgen wollen. (Bravo!) Mein Herr Amtsvorgänger hat den Erlaß herausgegeben: wer \sich agitatorisch an sozialdemokratishen Be- strebungen beteiligt innerhalb des Eisenbahnpersonals, der wird als beiter sofort entlassen, natürlih unter Einhaltung der geseßlichen Kündigungsfrist. (Zuruf links: Verfassungëämäßige Rechte!) Wer als nichtständiger Beamter dasselbe tut, dem wird ebenfalls gelüundigt, und er wird entlassen; wer aber als Beamter, der den Treueid geshworen hat, \sch an Umsturzbewegungen mat, der wird einfah im Disziplinarverfahren be- seitigt. Das ist ein Testament, welches ich lbernommen habe, und wel. bes ic auc balten werde. Jh stimme aber überein mit den Acußerungen, die ih in der Budgetkommission gehört habe, daß die Frage cine sebr ernste ist, um so ernster, als wir in einem Nachbar- ande überaus traurige Folgen gesehen haben Jh hoffe, meine Herren, daß Sie mit mir darin einig sind, daß wir an den Grund- siten, die ih übernommen habe, festhalten und mit allem Ernst diesen Bestrebungen entgegentreten. (Bravo! Jh darf aber au nitteilcn, daß, soweit unsere Kenntnis reiht, eine weit verbreitete Organisation bei den Eisenbahnern zur Zeit nicht besteht. Es besteht rar ein Hamburger Verein unter sozialdemokratisher Leitung, der h sländig bemüht, in unsere Interessensphäre hineinzukommen, der sh au rühmt, daß er so und so viele Mitglieder hätte. Wenn er sih idi so rühmte, würde cin Erfolg ja möglich sein. Jch glaube aber, die Zahlen und Erfolge sind nicht rihtig. Immerhin müssen wir aimerksam und vorsichtig scin. Es cxistieren auch noch andere Ver- tine, die mir nicht cinmal, sondern in vielen Schreiben und Depeschen dersihert haben, daß sie königttreu und amtêstreu sind, und nil uns zwusammenhalten wollen. Diese kamen auch mit Petitionen aaf Besserung an mi, ». B. ih solle ihre Kinder frei zur Schule sehren lassen usw. Das läßt sich alles hören; was für die Fürsorge red die Wohlfahrt der Beamten geschehen kann, soll geshchen. Aus meiner früheren Erziehung darf ih wohl auch sagen : in der preußischen Armce ist es Usus gewesen und ist es heute noch, daß der Vorgeseyte es für seine \hönsle Pflicht erachtet, für seine Untergebenen einzutreten d ju sorgen. Meine Herren, ih habe, als ih als Leutnant nach Franfreich mars{ierte, meinea Leuten den Tornister abgenommen, ean ih sah, daß jemand autspannen mußte, und habe ihn fia paar Kilometer weit getragen. Mir ist keiner von meinen Leuten von Mainz bios Mey unterwegs liegen geblieben reh heißer Müärite. Ich bin auch heute bereit, für Beine Untergebenen alles auf mich u packen, was ich fkann, venn lh für meine Untergebenen sorgen kann. Aber andererseits ver-

ih von ihnen Disziplin und Ordnung. (Bravo!) Jch kann beate schon jedem Eisenbahner, der sich dem nicht fügt, sagen, er möge \tzen Tornisier vacken und wo anders hingehen, wo er Arbeit findet.

daf sie |

Die Bedingungen, unter denen er in der Staatseisenbahnverwaltung arbeiten kann, lauten dahin, daß wir feinen Umsturz dulden. (Leb- haftes Bravo.) Wir werden natürli innerhalb der Verwaltung auch alle diejenigen Vorsichtsmaßregeln und Vorkehrungen treffen, um solchen Bestrebungen und Anschauungen eventuell mit aller Energie entgegenzutreten. (Lebhaftes Bravo.)

Wenn wir aber, meine Herren, diese Anforderung an unsere Arbeiter und Beamten stellen, dann müssen wir, wie ih {hon erwähnte, auch für sie sorgen. (Sehr rihtig!) Es is mir die größte Freude, daß ih bei Gelegenheit des diesjährigen Etats, wo ih ihn das erste Mal vor diesem hohen Hause vertrete, den Beamten draußen sagen darf, daß der Herr Finanzminister mir ein {önes Entgegenkommen bewiesen hat, indem er 3000 neue Beamtenstellen bewilligt hat, ohne die 1000 Stellen, die mit der Main-Neckarbahn in Zugang gekommen sind, daß weitere 1000 Stellen niedriger Ordnung in solche höherer Ordnung umgewandelt worden sind. Ich freue mih, daß unter den bewilligten Stellen 304 Stellen für Eisenbahnsekretäre sind, von denen der größte Teil den Bureaudiätarien zu gute kommt, die dur die Neuorganisation vom Jahre 1895 erheblich geschädigt worden sind. (Bravo!) Ich wiederhole aber nochmals: ganz zufriedenstellen werde ih zweifellos die Beamten niht können, auch die Arbeiter nicht. Aber das möglichste soll geschehen.

Damit im Zusammenhang steht auch das Kapitel der Dienst- dauer und der Ruhe. Auch hier is viel ges{ehen. Es kann aber zweifellos noch immer mehr geschehen, und es soll auch hier kein Stillstand eintreten. Die Durchschnittszahlen über Dienstdauer und Nuhe sind Ihnen ja aus dem Etat bekannt. Sie finden darin, daß Verbesserungen eingetreten find, daß Ordnung in die Sache gebracht worden ist. Aber, meine Herren, es sind doch nur Durch- \{nittszahlen Es ist die vornehmste Aufgabe der Verwaltung, die Ausführung der Grundsätze, die Ihnen bekannt find, im einzelnen zu prüfen.

Nun hat man meiner Ansicht nah in ganz unberehtigter Weise meinen Herrn Amtsvorgänger nach seinem Amtsaustritt angegriffen, indem man ihm vorgeworfen hat, daß er nicht gestattet habe, daß der Sozialpolitishe Verein Sendboten entsenden dürfte, um in alle Be- triebe der Eisenbahnverwaltung hineinzushauen, Zählkarten auszu- teilen und eine Statistik zu sammeln, aus der nun die Eisenbahn verwaltung beurteilt werden soll. Ja, meine Herren, soweit meine Kenntnis reiht, ist das Bedürfnis nach Statistik (Heiterkeit) bei Behörden und einzelnen so ausreichend befriedigt (sehr ritig!), daß ih meinem Herrn Amtsvorgänger ganz ret gebe, daß er das verweigert hat. Ich stehe voll zu ihm und verweigere den Antrag aus anderen Gründen. Wenn Sie heute in irgend welhe Berufs- zweige Sendboten hineinshicken und dort Umfrage halten: bist Du zufrieden? wohnst Du richtig? wie hoch wohnst Du, zwei, drei Treppen? wte weit ist Deine Wohnung vom Bureau entfernt? liegt sie nahe am Bureau oder Beschäftigungs8ort oder was hast Du sonst noch zu wünschen ? Meine Herren, Sie bekommen dann Zählkarten ausgefüllt mit lauter subjektiven Urteilen! (Sehr rihtig!)) Würden Sie bei mir eine solhe Zählkarte einreihen, dann würden Sie wahr- {einlich auch nicht finden, daß die Zählkarte ganz so ausgefüllt würde, daß darin die vollsle Zufriedenheit zum Ausdruck käme. (Heiterkeit.) Meine Wohnung liegt zu nahe an meiner Arbeitsstätte . ih babe nit die nôtige Erfrishung im Freien. (Heiterkeit.) Aber ih glaube doch, daß der Gedanke, diese Sache zu prüfen, ein guter ist, und deshalb habe ih mir gesagt: wie kann ih das selbst prüfen, und zwar durch Leute, die es verstehen. Denn würden die Sendboten, die da binkommen, es verstehen? Ist da die Garantie gegeben, daß sie sahverständig sind? und ist es mögli, daß, wenn sie mit einer gewissen Tendenz die Sache untersuchen, daraus objektive Urteile entsteben? (Sehr richtig) Deshalb habe ih mir die Aufgabe gestellt, es selber zu untersuhen, und habe in meinem Ministerium vier Kommissionen gebildet. besteht aus einem Administrativbeamten, cinem Betriebsbeamten und einem mas{inentechnishen Beamten. Diese Kommissionen reisen uns angemeldet ins Land hinaus und fallen an irgend einer Stelle ein, wovon der Präsident durchaus nichts weiß, untersuhen nun alle ein-

Foo „ZTVC

zelnen Verhältnisse der Beamten und Arbeiter, die an Ort und Stelle |

i ergeben, und zwar mit vollständiger Objektivität. Es ist mir in

der Presse vorgeworfen, daß diese Einrichtung geschaffen wäre, um die |

Wabrhbeit niht an den Tag zu bringen, da alle die Herren, die bin- geshickt würden, natürlih niht wollten, daß bei der Sache etwas herausfäme. Ich bin Minister der öffentlichen Arbeiten, und die öffentlichen Arbeiten sind eben öffentlih. Jh habe gar nichts zu ver beimlichen. (Sehr gut!) Sie sehen au: im Etat, in allen Nach- weisungen ist kein Geheimnis.

mter der Arbeitershaft und Beamtenshaft herbeizuführen. Wenn irgend cin mittlerer oder höherer Beamter 10 oder 15 Jahre lang an cin und derselben Stelle wirkt, so ist es natürlich, daß daraus ein gewisser gleihmäßiger Gang der Uhr berausbildet, und da ist es ganz gut, wenn cine solhe Kommission in solle Verhältnisse cinmal hbineingreift und zufaßt. Jh habe mich an einer solhen Kommission selbst beteiligt, bin auh die Treppe im Wasserturm hinaufgestiegen; ih habe manches gefunden; ih habe Schmuy gefunden, auf den ih höllish geshimpft habe. Ih habe mich mit Arbeitern unterhalten, habe mih nah ihren Uebernachtungslokalen erkundigt und ob sie warmes Essen haben. Ein Zugführer sagte mir: Mein Diensiturnus ist sehr schön, ih verdiene viel Geld dabei; aber er hat einen Fehler. An der Stelle, wo ih heute mit meinem Turnus gewendet habe, kriegen meine Bremser keine warme Kost. Jch kann mir warme Kost in dem Wagen machen, aber meine Bremser nicht, weil auf der Elsenbahnsilation nit viel Zeit isi, um warme Kosl besorgen zu fönnen. Der Mann hatte völlig recht. Ih hatte mich über den Dienstturnus informiert ; der Dienfiturnus ifi bereits geändert. Auf diesem Wege glaube ih, manches schaffen zu können und die Durchschnittszablen, die nur einen Ueberblick geben, dahin kontrollieren

| kocffizienten einen großen Einfluß; haben muß Jch darf für die Beamien, die ih | binaussc{ide, in Anspru nebmen, daß sie mit der Absicht hinausgehen, | Schäden zu beseitigen und Ordnung zu schaffen, und Friede und Freude |

des täglichen Dienstes ih

1903.

zu können, ob sie wirklich Härten enthalten, die beseitigt werden müssen. Ich befinde mich in diesem Punkte in völliger Ueberein- stimmung mit den 21 Eisenbahndirektionspräsidenten, die ih im vorigen Herbst versammelt hatte, um diese Maßnahmen und andere Sachen zu besprehen. Die Herren Präsidenten werden auch durch die Komnissionen unterstüßt. Sie können auch bei ihrer großen Arbeits last niht an allen Stellen sein und jede Beschwerde, jede Klage eines Beamten hören. (Sehr richtig!) Ih möchte noch einen Punkt berühren ; daß ist die Neubautätigkeit bei der Eisenbahnverwaltung. Die Neu- bautätigkeit ist eine sehr wichtige. Ih habe namentlich in legter Zeit auch in der Budgetkommission Klage darüber gehört, daß fie zu langsam geht. Ich halte diese Klage für niht unberehtigt. Mir geht auch manches zu langsam für mein Temperament und meine bis- herige Tätigkeit, und ih habe {hon auf manches Schriftstück ge- rieben: war es nötig, zu diesem Konzept so viele Wochen zu ge- brauchen? Aber so shnell, wie ih es früher gedacht habe, geht es doch auch nicht. Eine Verwaltung, die sih der höchsten Objektivität befleißigen muß, braucht Zeit zu ihren Entscheidungen, und die \{limmsten Verlangsamungen entstehen durch den Kampf der Interessenten untereinander; denn mit dem Moment, wo die Eisen- bahntrace fertig, kommen die Interessenkämpfe, und wenn wir die Linie eben abgesteckt haben und glauben, wir fönnen bauen, dann fommen die Interessenkämpfe gegeneinander, und es ist für die Verwaltung, damit sie objektiv urteilt, unbedingt geboten, daß diese Interessenkämpfe ausgeglihen werden, ehe wir den Spaten in die Hand nehmen. Dazu kommt noch fernerhin, daß die verschiedenen Behörden, mit denen wir zu arbeiten haben, auch Zeit gebrauchen, daß das Enteignungéverfahren eine ‘große Zeit gebraucht, und alle diese Umstände führen \{ließlich herbei, daß die Bautätigkeit allerdings viel langsamer ist als in der Privatindustrie, wo eben diese Interessenkämpfe niht vorhanden sind oder vielmehr bis zum äußersten durchgeführt werden können auf Grund des eigensten Interesses; das muß dabei doch immer berücksichtigt werden. Ich ver- spreche aber dabei, soweit es an meinem Teile, an meiner Verwaltung liegt, daß ih bestrebt sein werde, die Erledigung der Angelegenheiten nach Möglichkeit zu beschleunigen.

Was nun - den Umfang der Bautätigkeit anbetrifft, so ift sie doch erheblich gestiegen. Im Jahre 1898 waren lediglich für Bauzwecke verausgabt 91 Millionen Mark, 1899 101 Millionen Mark, 1900 119 Millionen Mark, 1901 136 Millionen Mark und 1902 werden wir voraussihtlich zu einer Ausgabe nah Schäßung von 174 Millionen Mark kommen. Das ift doch eine erhebliche Steigerung in der Bautätigkeit, so daß man der Staatseisenbahn- verwaltung nicht vorwerfen kann, daß sie nicht die Bedürfnisse des Landes befriedigte und auch niht das Interesse daran hätte, die Bau- tätigkeit in wirtschaftlih shwachen Zeiten zu erhöhen. Sie wissen au, daß die Staatseisenbahnverwaltung die Order ausgegeben hat, daß kein ständiger Arbeiter entlassen werden sollte, und meines Wissens sind auch Klagen nicht vorgekommen, daß fländige Arbeiter entlassen worden sind; wir haben uns eben bemüht, die entbehrlich werdenden Betriebsarbeiter, so gut wir konnten, im Bau zu beschäftigen.

Meine Herren, auf Grund aller dieser Erwägungen, bei denen i, wie ich nur immer, wiederholen kann, das größte Entgegen- kommen bei dem Herrn Finanzminister gefunden habe, ift der vorliegende Etat von 1903 entstanden, der gegenüber der Ifst- einnabme von 1901 leider noch 23,4 Millionen Mark zurückbleibt. Wenn der Betriebskoeffizient unter den geschilderten Verhältnissen sich natürlich gesteigert hat, so ist das selbstverständlich sehr bedauerlich, namentli für mi, da die Verwaltung immer nah dem Betrieb#- koeffizienten beurteilt wird, ob sie wirtschaftlih arbeitet oder nicht. Ih glaube aber, meine Herren, diese Beurteilung des Betriebs- kocffizienten darf doch nit so weit geben; denn die Verwaltung ist nit in allen ibren Faktoren, die dabei mitsprehen, von ih selbst und ibren Entschließungen abbängig, sondern zugleich von anderen Dingen : wie der Marktlage, von den Löhnen, den Gebältern der Be- amten, wie sie den derzeitigen Verhältnissen entsprehend als ange- messen angeschen werden. In dem Betriedskoeffizienten, wenn er steigt, ist daber au eine gewisse Spiegelung der sozialen Frage enthalten; denn, meine Herren, wenn ih die Nubepausen verlängere und die Arbeitstätigkeit vermindere, so wirkt das selbstversiändlih au auf den Betriebükoeffizienten ein, und wenn ih die Löhne und Gehälter erhöhe, dann ist es selbstverständlich, daß der Betricbskocffizient dadur ge-

| fteigert wird.

Fernerbin ist dann aber in den leyten 20 Jahren dic Zahl der Nebenbahnen so erheblich geftiegen, daß au dieses auf den Betriebs- Wenn ih erwähne, daß im Iabre 1880 das Verbältnis der Nebenbahnen zu den Haupt- babnen 11,4 9/4 betrug, während es Ende 1900 359% betrug, daß also die Nebenbahnen in 20 Jahren von 1279 auf 10818 km gestiegen

| sind, so ift es selbstverständlich, daß der Betricbskoecffizient au fieigen

muß, und Sie müssen ein ganz erkleckliches Quantum von den Melio-

rationen oder dem wirtschaftlichen Aufshroung, der si in den Landes-

teilen vollzogen hat, dem Betricbskoeffizienten zu gute renen Dennoch aber, meine Herren, wird es natürli, wie ih vorhin

| schon sagte, mein Bestreben sein, dem Steigen des Koeffizienten, soweit

ih in der Lage bin, entgegenzutreten. Der Betricdskoecffizient bleibt immer noch erheblich gegen die Betricdskocffizienten der Nachbarver- waltungen zurück, wie das heute noch von dem Herrn Berichterstatter erwähnt ist. So {ließt denn das geshäyte Betrieböergebhnis von 1903, abgesehen von der Main-Neckar-Bahn, die ih herauslassen möchte, um die Vergleich&zahblen der früheren Jahre nicht zu stören, mit ciner Gesamteinnahme von 136 Millionen und mit ciner Ge- samtausgade von 870,8 Millionen, so daß cin Betrichsübershuß von fast einer halben Milliarde, nämlih von 494 Millionen verbleibi. Hierdurh it die Elsenhahaderwaliung in der Lage, us cigenem Erwerb, aus eigenem Verdienst die Bedürfnisse, die durch das Extraordinarium gedeckt werden müssen, zu decken in Geslalt von 78 Millionen. Es verbleibt dann cin Reinübershuß von 393,3 Millionen. Dieser Meingewina der