1881 / 291 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Dec 1881 18:00:01 GMT) scan diff

E ae a S S RESEN

PLT SESLLD M 57 ARTEE E IEE M M

Jstt aber in einem Gehöfte der Ausbruch der Rin- derpest konstatirt, so hat der Landrath sofort die ab- fsolute Gehöftssperre des infizirten Gehöfts und die relative Ortssperre für die Ortschaft anzuordnen und telegraphische Anzeige zu erstatten. j

X11]. Der Abtrieb der auf den Shlachtvizhmarkt der Stadt Breslau gebrachten Rindviehstücke und anderer Wiederkäuer wird hiermit verboten. /

Die vom S(@lachtviehmarkte abgelassenen Viehstücke dür- fen nicht über die Stadt Breslau hinaus und ins- besondere auch nicht mit der Eisenbahn weiter beför- dert werden. ] i

X1IV. Zuwiederhandlungen unterliegen den Bestimmun- gen des 8. 328 des Strafgeseßbuches und des Reichsgeseßes vom 21. Mai 1878 (Reichs: Geseßblatt Seite 95).

Breslau, den 8. Dezember 1881.

Königlicher Regierungs-Präsident. von Jun cker.

Nichtamtli®ßes.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 12. Dezember. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen am gestrigen Tage hre Königlichen Hoheiten den Kronprinzen und die Kron- prinzessin von Schweden und Norwegen sowie Se. Durch- laucht den regierenden Fürsten Heinrih XIV. Reuß j. Linie.

_ Heute Mittags 11/4 Uhr erschienen zur Begrüßung Sr. Majestät des Kaisers und Königs im Königlichen Palais Se. Majestät der König Albert von Sachsen, Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg von Sachsen, Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen- Weimar-Eisenach, Se. Königliche Hoheit der Erbgroß- herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach und Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg.

Von 2 Uhr ab hörten Se. Majestät die Vorträge des Chefs des Civil:Cabinets, Wirklihen Geheimen Raths von Wilmowski. C

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte gestern mit Jhren Königlichen Hoheiten dem Kron- prinzen und der Kronpzinzessin von Schweden und Norwegen dem Gottesdienst in der Garnisonkirche bei.

Jm. Königlichen Palais fand ein Diner zur Verabschie- dung der außerordentlichen türkishen Botschaft statt.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin ist zu Aller- höchstihrem Bedauern durch die noch nothwendigen Gesund- heitsrüdsihten verhindert worden, die Wohlthätigkeitsver- käufe und einige Anstalten in gewohnter Weise persönlih zu besuchen ; Allerhöchstdieselbe war jedoch am Sonnabend Abend kurze Zeit in der Sißung des Central:-Comités der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz anwesend.

JFhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin begaben Sich am Sonnabend Nachmittag um 5 Uhr zum Diner zu Jhren Majestäten und besuchten demnächst am Abend die Vorsellung im Dpernhauje.

Gestern wohnte Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz dem Gottesdienst in der Garnisonkirche bei.

Mittags um 2 Uhr fand bei JFhren Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten den Kronprinzlihen Herrschaften ein déjeuzer dinatoire statt, zu welhem Se. Majestät der Kaiser und König sowie die Kronprinzlih s{wedishen Herrschaften erschienen. i

Um 33, Uhr gab Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz Jhren Königlichen Hol eiten dem Kronprinzen und der Kron- prinzessin von S{weden und Norwegen bei Höchstihrer Ab- reise das Geleit nah dem Hamburger Bahnhof.

Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz stattete demnächst Sr. Dur(hlaucht vem Fürsten Reuß j. L. einen Besuch ab.

Am Abend besuchte Se. Kaiserliche Hoheit die Vorstellung im Opernhause.

Heute früh 7?/, Uhr begrüßte Höchstderselbe Se. König- liche Hoheit den Großherzog von Sachsen b°i dem Eintreffen auf dem Anhalter Bahnhofe und gab Höchstdemselben das Geleit nah dem Königlichen Schlosse.

Der Schlußbericht über die vorgestrige Sißung des Neichstags befindet sih in der Ersten Beilage.

Die Nachricht, nah welcher die Königlihe Staats- regierung mit der Berlin-Anhaltishen Eisenbahn- gesellschaft wegen des Erwerbes dieses Unternehmens für den Staat in weitere Verhandlungen eingetreten sei, bestätigt sih. Zwischen Regierungskommissarien und Vertretern der Gesellschaft haben ausführliche Besprehungen und Erörterungen über den Werth des Unternehmens stattgefunden, auf Grund welcher der Gesellschaft nunmehr ein definitives Angebot einer) echs prozentigen Rente für die Aktionäre gemacht wor-

en ist,

Die in der Angelegenheit der „Großbritanni- schen gegenseitigen Lebens-Versicherungs-Gesell- schaft“ am 12. November cr. vor dem Kanzleigeriht zu London stattgehabte Verhandlung lautet nach einem Referat der „Daily News“ wie folgt:

Diese Angelegenheit wurde nunmehr dem Gerichtshof zur Ent- \{eidung unterbreitet, und handelte sih um die vershiedenen Punkte, welche von dem Referenten, dem die Sache durÞ den Vize-Kanzler im vergangenen Januar übergeben war, besonders bearbeitet waren, Die Gesellshaft wurde im Jahre 1844 gegrün- det und erschienen Statutennachträge in den Jahren 1861, 1872 und 1878, Am 28, Oktober 1880 wurde durch Frau Popham ein Antrag auf Liquidation eingereiht und im Januar 1881 klagten zwei Personen auf Anerkennung eines Vorzugêrechts, doch wurde dieser Prozeß aufgehoben in Folge eines Gerichtsbefehls, der auf die Anträge der Frau Popham und Genossen ergangen war, und anordnete, daß ein Gutachten über cinen Reduktionsplan der von der Gesellschaft eingegangenen Verpflichtungen in Gemäßheit des §. 22 des ee er erun gege tel{Gafrgarter von 1870 erre! werden solle an Stelle eines Liguidationsbefehls. Der Geschäftsbetrieb der Ge-

ellshaft umfaßte \echs Klassen von Polizen-Inhabern und der Re- erent hatte einen Plan entworfen, in welhem die Rechte aller se{chs lassen Berücksicht gung erfahren. Die jeßt zur Diskussion stehenden ragen waren unter anderem folgende: Ob das Datum des erften ntrags (der Frau Popham) oder ein anderes Datum dasjenige sein solle, von welhem an der E Plan in Kraft treten solle; zweitens, ob die Polizen-Jnhaber s\olcher Policen, deren

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des Planes ihren

Leben versichert war, und die vor Einreichung besagtenz An- trags gestorben waren, nah Maßgabe des erwähnten Geseßparagraphen in ihren Ansprüchen zu E seien; drittens, ob die Inhaber nochch laufender nicht partizipirender Polizen pari pass8u mit den partiziprender Pee u reduziren seien, oder welche Reduktion den ersteren gegenüber zur Anwendung kommen solle; und viertens ob die rückständigen Prämien, welche auf die von der Gesellschaft aufge stellten Hollen fällig geworden sind, zum vollen Betrage zu zahlen seien. ie leßte Frage betraf aber die Beschaffung der Kosten.

Es erschienen im Termin Herr W. W. Karslake O. C. und Herr Beddall für Frau Popham und für die Vertreter anderer verstorbenen partizipirenden Polizeninhaber; Herr Eddis Q. C. und Herr Grosvenor Woods für gewisse Renteninhaber; Herr W. Pearson Q. C. und Herr G. Woods für die Vertreter ver- storbener nit participirenden Policen. Jnhaber, Herr G. Hastings O. C. und Herr D. Gardiner und Herr Reckewih Q. C. und Herr Chubb und Herr Boome für dieselbe noch lebenden Klassen von Polizeninhabern; Herr W. G. Robinson Q. C. und Herr Kirby für den Referenten; und Herr Buckley und Herr Nortt- i P h Lawrance für die Interessenten an dem Zustandekommen e anes.

Der Vize-Kanzler war in Bezug auf die erste Frage der Ansicht, daß, Wwizaem der Appellationsgerihtshof die Angelegenheit an diesen oh 1 99s, behufs eines Planes zur Reduktion der Verpflichtungen zuBaugewiesen habe, das Datum des Pophamschen Antrags Wentish mit demjenigen sein müsse, von welchem an die Ausführung Anfang nehme; daß, hinsihtlich der nächsten Frage er dafür hielte, daß die Verstorbenen und deren Vertreter nicht in den Reduktionsplan einzubeziehen seien, da ihre Ansprüche fällig gewesen seien und aus den Aktiven der Gesellschaft befriedigt werden müßten; daß in Bezug auf die dritte Frage er dafür halie, daß die noch laufenden, nicht partizipirenden und parti- zipirenden Polizen pari passu zu reduziren seien; und in Bezug auf die vierte Frage erachte er, daß die rückständigen Prämien der Ge- sellshaft zum vollen Betrage einzuzahlen seien. Die Kosten dieses speziellen Falles seien aus den Aktiven der Gesellschaft zu bestreiten.

Schließlich verfügte der Vize-Kanzler, daß-alle derartig entstehende Prioritätsfragen der weiteren Entscheidung -des hohen Gerichtshofes vorbehalten bleiben müßten.

Unter den Begriff „falsche Schlüssel“ beim \chweren Diebstahl („wenn der Dieb in einem Hause mit- telst falsher Schlüssel verschlossene Räume oder Behältnisse öffnet“) fallen, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IL. Straf\enats, vom 23. September d. J., auch solche ursprüng- lih echte Schlüssel, welhe dem Eigenthümer abhanden gekom- men und von ihm dur andere Schlüssel erseßt worden sind. Dasselbe gilt, nach einem Urtheil des 111. Strafsenats des Reichsgerichts, vom 21. September d. J., für den Fall, daß der Verkäufer eines verschlossenen Behälters, zwei Schlüssel zu dem Schlosse hat, aber nur einen Schlüssel dem Käufer übergiebt und den anderen Schlüssel zurückbehält. Der zurückbehaltene Schlüssel ist sodann für das Sch(hloß des verkauften Gegen- standes ein „falscher“. L ije

Der Kaiserliche Gesandte am Königlich spanischen Hofe, Graf zu Solms-Sonnewalde, ist vom Urlaube nach Madrid zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Ge- sandtschaft wieder übernommen. H

Als Aerzte haben si niedergelassen de Herren : Dr, Kikut in Löbau, Dr, Blumberg, Dr. Düvelius, Dr. Wolf Lewin und Dr. Louis Lewin in Berlin, Dr. Homburg in Len- geri, Dr. Hofffamp in Dorsten, Dr. Reinhard und Dr. Ger- hary in Uerdingen, Dv, Linkenheld und Dr. Rinck in Elberfeld.

Se. M.S: „Victoria“, 10 Geschüße, Kommándant Korvetten-Kapitän Valois, hat am 22, v. Mts. von Porto Grande die Heimreise angetreten.

S. M. 'Kanonezidoot „Wols“, 4 Geschüße, Kommandant Korvetten-Kapitän Strau, ist am 5. November cr. in Hong- kong eingetroffen.

Cassel, 9, Dezember. Jn der heutigen Sizung des Kommunal-Landtags, referirte zunächst der Eingaben- Ausschuß über mehrere Petitionen die durch Uebergang zur Tagesordnung ihre Erledigung fanden. Hiernächst ließ sich die Versanmmlung die Mittheilung des ständishen Verwaltungs- Ausschusses, betreffend die Seitens der Staatsregierung angeord- nete außergewöhnliche Abgabe von Waldstreu aus Staatsforsten pro 1881/82, zur Nachricht dienen und beschloß, den Antrag der Abgg. Hollandt, Pfannstiel *und Utendörffer, betreffend die Ab- gabe von Streuzeug an die Einwohner des Kreises Schmalkalden aus dem in demselben gelegenen, zum Fideikommiß des Herzog- lih sachsen-gothaishen Gesammthauses gehörigen Waldungen nebst den dazu gehörigen Eingaben der Ortsvorstände von zwanzig Landgemeinden jenes Kreises an den Ober- Präsidenten mit dem Ersuchen abzugeben, mit der durch die Sachlage, insbesondere durch den diesjährigen Nothstand gebotenen Beschleunigung eine amtliche Fest- stellung des Sachverhalis vornehmen und je nach deren Ergebnisse in jeder zulässigen Weise seine Fürsorge nicht nur behufs Abhülfe des dermaligen Nothstandes durch außerordent- liche Verabfolgung von Streuzeug, sondern auch dahin ein- treten zu lassen, daß künftig die für den Kreis Schmalkalden in hohem Grade wichtige Bestimmung des §. 4 der Ver- einbarung vom 30, Januar/13. Februar 1869 zu vollständiger und unverkürzter Ausführung gebracht werde.

Alsdann beschäftigte sih der Kommunal-Landtag mit dem, die Beseitigung der aus dem Zusammenlegungsverfahren für den Jmmobiliarverkehr sich ergebenden Stockungen be- treffenden Antrage der Abgg. Renner und Brandt und beshloß nach kurzer Debatte mit Einstimmigkeit einen Antrag an die Königlihe Staatsregierung dahin, daß zur Beseitigung der Stockungen und Hemmnisse, welche gegenwärtig der Jmmobiliarverkehr in den der Zusammen- legung unterworsenen Gemarkungen des Regierungsbezirks Cassel erleidet, der §8. 2 des Geseßes vom 26, Juni 1875 dur eine Bestimmung des folgenden FJnhalts:

„Zur Ausführung des Auseinanderseßungsplanes gehört die Uebernahme der Auseinandersetßzungêresultate in das Grundsteuer- kataster, welhe auf Grund des endgültig festgestellten Planes die Bezirksregierung von Amtswegen zu veranlassen hat.“

erseßt bezw. ergängi und daß außerdem zur Beseitigung der hervorgetretenen ißstände durch Erlaß geeigneter Ver- (Rgungen im Verwaltungswege baldigst Fürsorge getroffen werde.

Schließlich wurden die bisherigen Mitglieder der ständi- schen Schaßkommission wiedergewählt.

Sachsen. Dresden, 10. Dezember, Ueber das Be- finden der Königin theilt das „Dr. J.“ Os mit: Jhre Majestät die Königin hatte zwar zu Anfang der Woche abermals etwas Fieber, an rage aber find die Fieber- ersheinungen wieder VersCwunden, o daß die hohe Kranke

seit zwei Tagen das Belt auf kurze Zeit verlassen kann. Schlaf und Appetit sind gut, die Kräste nehmen langsam zu.

Oldenburg. Oldenburg, 9. Dezember. (Wes. tg.) Auf der Tagesordnung der heutigen Landtagssißung stan u. A. die Berathung über einen von der taats- regierung vorgelegten Geseßentwurf, betreffend das Moorbrennen. Die jährlih vorkommenden kleineren und größeren Moorbrände im Herzogthuin nnd der dadurch ent- stehende, oft bedeutende Schaden haben zu der Ueberzeugung geführt, daß diesem Uebel durch Schaffung einer genügenden und besseren Aussicht über die Moore und das Moorbrennen, als solche bisher geübt ist, wesentlich gesteuert werden könne; eine solche Aufsicht soll nach der Geseßvorlage durch eine ent: sprehende Vermehrung der angestellten Moorvögte bewirkt werden. Der Verwaltungsauss{chuß, an welchen die Vorlage Pr Berichterstattung gegangen wax, beantragte die Enbloc-

nnahme des Geseßentwurfs; derselbe wurde zu nohmaliger Prüfung an den Aus\s{huß zurückverwiesen.

Sachsen-Weimar:-Eisenah. Weimar, 11. Dezen- ber. (W. T. B.) Die Eröffnung des Landtages des Großherzogthums ist heute dur den dirigirenden Staats- Minister Dr. Thon vollzogen worden. Jn der Eröffnungsrede werden außer der Vorlage, betreffend den Verkauf der Thü: ringer Eisenbahn, kleinere Vorlagen und eine nachträgliche Vorlage, betreffend das provisorische Ausführungsgeseß, zum Reichsviehseuchengeseß, angekündigt.

Schwarzburg-Sondershausen. Rudolstadt, 9. De: h

zember. (Lpz. Ztg.) Der Landtag des Fürstenthums hat in seinen leßten beiden Sißungen die von der Fürstlichen Regierung mit der Königlich preußischen Staatsregierung ab- geschlossenen Verträge wegen des Uebergangs der Thüringischen Eisenbahnunternehmungen auf den preußishen Staat und wegen der. Herstellung der Eisenbahn von Eichicht bis zur bayerischen Landesgrenze die verfassungsmäßige Zustimmung ertheilt und ist dann nach Annahme der Geseßentwürfe be- züglih des Feuerlöshwesens und wegen Ausführung des Viehseuchengeseßes zur Berathung des Staatshaushalts-Etats übergegangen. Die dem Landtage vorgelegten Haupt-Landes- und Landeskredit - Kassenrehnungen pro 1878—80 wurden einem Landtagsausschusse zur Prüfung überwiesen.

Elsaß - Lothringen. Straßburg, 9. Dezember, (Els.-Lothr. Ztg.) Die gestrige zweite Plenarsißung des Landesausschusses wurde vollständig durch die erste Lesung des Etats ausgefüllt.

Oesterreich-Ungarn. Wien , 10, Dezember. (W. T. B.) Jm Abgeordnetenhause gab heute der Minister-Präsiden Graf Taaffe eine Mittheilung der Statthalterei über: den Brand'im Ning-Theater bekannt. Jn dieser von dem Minister-Präsidenten verlesenen Relation des Statthalters heißt es: Die Erhebungen über die Entstehungsursache des Brandes seien noch nicht abgeschlossen. Nach den bis- berigen Erhebungen dürste anzunehmen sein, daß eine oberhalb der fünsten Soffite hängende Coulisse durh die Soffitenbeleuhtung Feuer gefangen habe, das sich mit unglaubliher Schnelligkeit über den Schnürboden verbreitet habe. Der Theaterfeuerwehrmann, welcher die eiserne Courtine habe herablassen wollen, behaupte, daß die Maschine in Folge der intensiven Hiße den Dienst versagt habe. Aus Allem gehe hervor, daß der Brand auf dem Bühnenraum eine Weile gedauert habe, bevor er sich dem Zuschauerraum mit- getheilt habe, und hier liege das furchtbare Versäumniß, daß von der Bühne aus unterlassen worden sei, unmittelbar nah dem Ausbruch des Feuers den eisernen Vorhang herab- zulassen und das Feuersignal nah außen zu geben, (große, anhaltende Bewegung) wodurch ein s\chnelleres Eingreifen der Rettungsansta:ten und die Rettung der im Zuschauerraume befindlihen Personen ermögliht worden wäre, während thatsählih zur Zeit der ersten Rettungs- maßregeln der Brand den Zuschauerraum {hon ergriffen gehabt habe. Um einer Gazerdtalión vorzubeugen, soll der Beleuchtungsinspektor den Gasometer abgedreht haben, ohne daß die Nothlampen angezündet gewesen seien, wodurch den Unglüdlichen die Rettung unmöglich geworden sei. (Anhaltende Bewegung.) Jm März habe eine Untersuhung sämmtlicher Theater bezüglih der Feuersicherheit und die leßte Untersuchung des Ning-Theaters erst vor 14 Tagen stattgefunden. Die von der delegirten Kommission für nothwendig befundenen Vorkehrungen seien laut Zuschrift des Magistrats vom 20. Sep- tember an die Polizei den O aufgetragen und dem Stadtbauamt sei die Ausführung der Aufträge übertragen worden. Die Erhebungen über \{uldige Versäumnisse seien im Gange. Der Minister-Präsident bemerkte weiter, daß er gestern fsogleih verfügt habe, daß die für die Theater be- stimmten Polizeikommissare eine Stunde vor dem Beginn der Vorstellungen sich in die respektiven Theater zu begeben und sich täglich zu überzeugen haben, ob die angeord- neten Verfügungen auch wirklich zur Ausführung gekommen seien (Beifall). Der Minister-Präsident versicherte {ließli daß die Regierung auch weitere Verfügungen erwägen und ihr Vöglichstes thun werde, um für die Sicherheit des die Theater besuhenden Publikums zu sorgen M prriig s Beifall). Das Haus bewilligte sofort einen Kredit von 50 000 Fl. für die Hinterbliebenen der Verunglückten. Eine von Mit gliedern aller Parteien unterzeichnete Jnterpellation an die Regierung verlanzt Shuß gegen die Wiederholung solcher Katastrophen. F

11. Dezember. Heute Nachmittag stellten \ich die Beamten des Ministeriums des Auswärtigen dem neu ernannten Minister des Auswärtigen, Grafen Kalnoky, vor. Auf die Begrüßungsrede des Sektionschefss von Kallay dankend, hob Graf Kalnoky hervor, er sei se seiner großen und s{chweren Aufgabe, namentlich als Nachfolger eines 10 hervorragenden Staatsmannes, wie der Baron von Haymerle war, wohl bewußt. Er rene auf die volle und treue Unter stüßung des so ausgezeihneten Beamtenkörpers und betrat: es als seine besondere Aufgabe, den Geist und das ZFntere}t dieses Ministeriums zu heben und zu pflegen. J

12, Dezember. (W. T. V.) Heute Vormittag fand im Stephansdome das feierlihe Requiem für dit bei dem Brande des Ring-Theaters Verunglüdten statt. Der Dom war ganz s{hwarz drapirt ; in ms stand der von exotishen Pflanzen eingerahmte und in einem Lil meer erglänzente Katafalk. Die Kirche war von einer unüberseh baren Menge Andächtiger, welche Trauerkleider truge , überüll!. Unter Vorantritt der Geistlichkeit ershienen der Kronprin} die g rzöge der gesammte Hofstaat, die obersten Ho? argen, ämmtliche Minister, Mitglieder des He1renhauses und des Abgeordnetenhauses mit den beiden Präsidenten, die Spiße"

der Behörden, der Gemeinderath mit dem Bürgermeister, die Generalität, Vertreter der Offiziercorps und andere Nota- bilitäten. Bischof Angerer celebrirte das Requiem, die Mit- glieder des Hofopernchors sangen ergreifende Chorale, in welche das erschütternde Schluchzen der Leidtragenden hineintönte. Der weite Plaß vor dem Dome sowie die einmündenden Straßen waren von vielen tausend Menschen beseßt.

_— 12. Dezember. (W. T. B.) Das Herrenhaus votirte einen Kredit von 50 000 Fl. für die Hinterbliebenen der bei der Katastrophe des Ring-Theatersums Leben

Gekommenen, nachdem der Präsident dem tiefempfund Beileid Ausdruck gegeben hatte. fempfundenen

Pest, 10. Dezember. Jm Unterhause interpellirte der Deputirte Hermann unter Bezugnahme auf die fur{tbaren, opferreihen Theaterbrände in Nizza und Wien, ob der Minister des Jnnern nicht die bei den Theatern verwendeten Heiz- und Beleuchtungsapparate unter Zuziehung von Fachprofessoren des Polytechnikums einer Prüfung unterziehen, auf Grund der gewonnenen Resultate ein Statut ausarbeiten lassen und die Befolgung desselben allen Theatern des Landes zur Pflicht machen wolle. |

Der Magistrat von Pest hat beschlossen, bei der Stadtvertretung eine Kundgebung des Beileids an die Wiener Kommune, die Uebersendung von 2000 Gulden für die Opfer des Brandes des Ring-Theaters und die Einleitung von Sammlungen zu dem gleichen Zwecke zu beantragen.

Großbritannien und Jrland. London, 9. De? zember. (Allg. Corr.) Die von der irischen Regierung beshlossene Verstärkung der Polizeimaht Jrlands um 1000 Mann isst ein Schritt in der rechten Richtung zur Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung in diesem Lande. Es wird beabsichtigt, diese 1000 Mann größtentheils aus den Mannschaften der Armeereserve 1. Klasse sowie aus den Pen- sionären der Armee, Flotte und Polizei zu rekru- tiren, Die gegenwärtige Polizeimaht is zu {wah für die Herstellung eines tüchtigen Patrouillendienstes in den unruhigen Bezirken, und nur durh fortgeseßtes wachsames Patrouilliren kann den Gewaltthaten der ver- mummten und bewaffneten Ligabanden ein Ziel geseßt werden. Zu gleicher Zeit ist, wie „Freemans Journal“ erfährt, ein Cirkular an die irische Konstablerschaft erlassen worden, welche den Konstablern einschärft, sich um die Erlangung von ge-

Aken Information über zu begehende Landverbrehen zu be- mühen.

O E A S E E I T I 2E L E A E M Tr V Ey n E H 0M R E E Tre e mAMED E

Frankreihch. Paris, 10. Dezember. (W. T. B.) Der Senat hat die zur Entschädigung der Opfer des 2. Dezember geforderten Kredite angenommen. Bei der Berathung über die tunesishen Kredite brahte der HerzogvonBroglie die vielfachen, dem Senat zugefügten Schmähungen zur Sprache, welchen man nit zu einer Revision der Verfassung, sondern zu einem wahrhaften Selbstmord auffordere. Zur Sache erkannte Broglie an, daß die Verantwortlichkeit für die Expedition nah Tunis bis zu dem früheren Kabinet zurückreiche, verlangte aber von dem neuen Kabinet Aufschlüsse über die Zukunft und die Organisation der Ofkupation von Tunis. Der Redner deutete die dur die Nachbarschaft der Türkei geschaffenen Schwierigkeiten an und erinnerte an die Worte des ehemaligen Minister des Aeußern, de Moustier: „Wenn Tunis nit existirte, müßte man es erfinden.“ Broglie glaubt, der Ver- trag vom Bardo könnte einer Nevision unterzogen werden, und fordert die Regierung auf, niht Fragen vor die Kammer zu bringen, wenn deren Lösungen bereits eingetreten jeien. G a m - betta zollte dem Senate in seiner Erwiderung Lob, konstatirt e dessen hohe Bedeutung in der republikanischen Verfassung, er- kannte die Nothwendigkeit einer ersten Kammer an und behauptete, daß er lediglih eine Befestigung des Senats anstrebe. (Bei- fall.) Er lehnte jede Solidarität mit dem vorigen Kabinet ab und stellte Geseßentwürfe, betreffend Tunis, in Aussicht, sobald nur die Herstellung der Ruhe daselbst vollendet sei, was nächstens der Fall sein werde. Er werde einen solchen Gesetz- entwurf Anfangs Februar vorlegen und möchte bezüglich der tunesishen Schuld ein Abkommen mit den dabei iuteressirten Mälhten treffen, wie es bezüglih der egyptischen Finanzen geschehen sei. Was die diplomatische Frage an- lange, so hoffe er, daß die Regicrungen des Aus- landes keine Schwierigkeiten machen würden. England habe den Bardovertrag anerkannt. Redner meinte, man könne auf diese Weise zu einer Abmachung mit Jtalien ge- langen und fügte hinzu: die auswärtigen Regierungen kennen unsere herzlihen Gesinnungen ihnen gegenüber; auch is es erlaubt zu hoffen, daß wir mit Geduld und Mäßigung zu einer Lösung der über diese Frage erhobenen Schwierigkeiten gelangen werden. Gambetta erklärte, der Gesammtverlust der Truppen in Tunis übersteige niht 1100 Mann, und {loß mit der Erklärung: Der Vertrag vom Bardo bindet uns bis u dem Tage, wo man ein ehrenhaftes Mittel finden wird, thn dem Bey gegenüber zu erfüllen, ohne ihn zu zerreißen, vielmehr seine Bestimmungen zu präzisiren. Redner hält es für möglih, Tunis zu reorganisiren, ohne ihm die Unabh- hängigkeit zu nehmen. Der Finanz-Minister äußerte in Erwiderung auf eine bezüglihe Aeußerung Bochers : das Budget von 1881 werde die Kosten der Expedition von Tunis vollständig decken, und es werde noch ein Uebershuß von 20 bis 25 Millionen verbleiben. Buffet bestand darauf, daß eine ernste Kontrole der Ausgaben nothwendig sei; er sagte, ein Parlament ohne gr Macht verliere alle politische Autorität. Dies sei für eine Kammer eine erniedrigende Lage. Buffet beantrage eine Tagesordnung, welche darauf abzielte, dem Parlament eine wirksame Kontrole zu sichern. Nach einer Erwiderung des Finanz-Ministers wurde jedoch das Amendement Buffet mit 170 gegen 95 Stimmen abgelehnt. Fortseyung der Berathung am Montag.

Jtalien. Rom, 11. Dezember. (W. T. B.) Der König empfing heute Nachmittag den neu ernannten chine- sishen Gesandten Li-Fong-Pao, welcher seine Be-

laubigungsschreiben überreihte. Der Gesandte erinnerte in einer Ansprache an die Freundschafts- und Handelsbeziehungen, welche vor langer Zeit shon zwishen China und Jtalien be- standen hätten und deren Andenken in China noh nit er- loschen sei. Der König erwiderte mit herzlichen Worten. Der französish-italienishe Handelsvertrag wird sofort der Kammer zugehen.

Zu Ehren der neuen H erl igen hielt der Papst eine Kapelle ab, welcher sämmtliche O des heiligen Kollegiums, der in Rom anwesende Episkopat und eine An- zahl Personen, namentlich Franzosen, welche ms Raum- mangels bei der Heiligsprehung niht zugegen sein konnten, Ziwohnten. Kardinal Schwarzenberg celebrirte die Messe,

a dem Saale, in welchem die Heiligsprehungen stattfanden, ind die Dekorationen wegen der demnähst stattfindenden Seligsprehungen belassen worden.

Türkei. Konstantinopel, 11. Dezember. (W. T. B.

pn der gestrigen Sizßung der russis-türtisden Finan

ommission wurde die Berathung der Details der Arran-

gements fortgeseßt, ohne daß ein Ergebniß erzielt wurde.

Jn Folge der Abreise Mancardi’s wird Bourke die ita lie - nishen Bondholders vertreten.

Numänien. Bukarest, 10. Dezember. (W. T. B.) Heute am Jahrestage der Einnahme von Plewna be- eigte n die Minister in corpore dem Könige und der Königin ihre Ehrfurcht und ersuchten bei dieser Gelegenheit den König, der Königin das Großkreuz des Kronen-Ordens in Brillanten zu verleihen. Auf eine Jnterpellation in der Kammer über das Verschwinden des Goldes und des Silbers aus dem Verkehr und den Ersay durch Banknoten und Hypo- thekarscheine erwiderte Bratiano, daß die Banknoten und Hy- pothekarscheine glüdlicherweise keinen Zwangscours haben. Die arung werde die Scheine zu fünf und zehn Lei einziehen

11. Dezember. Der von der Kommission des Senates angenommene Entwurf einer Adresse an den König ist eine kurze Paraphrase der Thronrede. Jn dem- selben heißt es bezüglih der Donaufrage: Der Senat habe mit Befriedigung gesehen, daß in der Frage der freien Donauschiffahrt, welche mit der politishen und ökonomischen Entwicklung Rumäniens eng verbunden is, die rumänische Regierung die Rechte und die Jnteressen des Landes ver- treten und vertheidigt habe. Der Senat habe das volle Ver- trauen, daß, wenn die Regierung fortfahre, sich im vollen Einverständnisse mit den Gefühlen der Nation zu befinden, sie eine definitive Lösung dieser Frage herbeiführen werde, S der legitimen Erwartung des rumänischen Volkes ent: predhe.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 8. Dezember. (Hamb. Corr.) Die Landesvertheidigungs-Kommis- sion hat „nunmehr, nachdem sie verschiedene Vorschläge einer Subkommission zur Vorberathung überwiesen hat, ihre Be- rathungen ausg:\seßt, um sie im Laufe des nächsten Monats wieder aufzunehmen und zum Abschluß zu bringen. Es wird jedoch längere Zeit vergehen, bis ein detaillirter Bericht der Kommission über die verschiedenen Geseßentwürfe nebst Motiven und Anlagen vorliegen wird, und der vollständige Abschluß der Arbeiten der Kommission steht daher nicht vor dem Frühjahr zu erwarten. Gemäß den Be- {lüssen der Kommission wird das {wedishe Heer auf dem Kriegsfuß aus 106 478 Mann Linientruppen, 28 165 Mann Reserve und 41 378 Mann Depot- und Besatungstruppen be- stehen. Nach Durchführung der Reorganisation, also nach 15 Jahren, wird das Landheer 26 900 000 Kronen, die Flotte 7 100 000 Kronen, -das gesammte Vertheidigungswesen also 34 Millionen Kronen kosten. Da man darauf renet, daß Schweden nah 15 Jahren 5 313 000 Einwohner hat, würden also die Vertheidigungsausgaben sich auf 6 Kronen 40 Oere per Kopf belaufen ; die vorgenannte Heeresstärke wird 3,43 Proz. der Bevölkerung, Linie und Reserve allein 2,53 Proz. betragen.

L Dánemark. Kopenhagen, 8. Dezember. (Hamb. Corr.) Jn der gestrigen Sizung des Folkethings fand die erste Lesung der Vorlagen, bctreffend die Gerichtsreform, statt. Die Abgg. Leth und Juel hielten die Grundlage der Vorlagen für unbrauchbar und befürworteten die Niederschung einer parlamentarischen Kommission zum Zwecke der Ausarbeitung vollständig neuer Geseßentwürfe. Der Justiz-Minister meinte, daß es hiernah unnôthig sei, sich in diesem Jahre auf eine RNealitätsdebatte . einzulassen. Der Abg. Klein vertheidigte die Vorlagen. Alsdann entstand eine politishe Dis-

kussion zwishen dem radikalen Abg. Berg und dem moderaten Abg. Juel, welche bekundete, daß sich inner- halb der Linken zwei Strömungen einander gegenüber

stehen. Berg wiederholte nämlih, was er s{hon während der Budgetdebatte angedeutet hatte, daß man sih nicht auf Ver- handlungen mit dem jeßigen Ministerium einlassen dürfe, während Juel betonte, daß das Folkething dadur, daß es sih auf einen rein formellen negativen Standpunkt stelle, sehr leiht seinen Einfluß verlieren könne, ohne seinem Ziele näher zu kommen. Er wolle daher mit den Ministern arbeiten, die der König entsende, aber danach streben, daß den Gesetzen eine Fassung gegeben werde, welche die Mehrzahl befriedige. Schließ- lih wurden die Vorlagen einer aus 15 Mitgliedern bestehenden Kommission überwiésen.

,_ Nr. 49 des Deutschen Handels-Archivs, Wochenschrift für Handel und Gewerbe, herausgegeben im Reichsamt des Innern, enthält: Gesetzgebung: Frankreih und Belgien: Mustersendungen auf dem Postwege zwischen beiden ?Staaten. Italien: Weiterer Hafen für die Einfuhr von Olivenkernen. Berichte: Großbri- tannien: Handelsberiht aus Penang für 1880. Schweden und Norwegen : Handelsbericht aus Gothenburg für 1880. China: Handelsberiht aus Amoy für 1880. Argentinische Republik: Han- 4elsberiht aus Salta für 1880.

Fécichstags- Angelegenheiten.

Die VII. Kommission des Reichstags zur Vorberathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Erhebung einer Be- rufsstatistik, sowie die Vornahme einer Viehzäblung im Jahre 1882, und des Entwurfs einer Ergänzung des dem Reichstage vorliegenden Entwurfs des Reichéhaushalts-Etats für das Etatsjahr 1882/83 hat si, wie folgt, konstituirt: Dr. Freiherr von Hertling, Vorsitzender, Dirichlet, Stellvertreter des Vorsitzenden, Freiherr von Göler, Schriftführer, Dr. Hirsch, Stellvertreter des Schriftführers, Dr. Baumbach. Birkenmayer, Freiherr von Dalwigk-Lichtenfels, Ebert, Dr. Franz, Fritzen, von Gerlab, Dr. Günther (Berlin), Kochhann (Landsberg), Kopfer, Dr. von Kulmiz, Freiherr von Ow (Freudenstadt), Dr. Paasche, Petersen, Pfähler, Sander, Stötzel.

Definitives Nahwahlresultat nah Meldung des „W T. B.*“: Reg.-Bez. Minden.

„1, Wahlkr. Minden-Lübbecke. Abgegeben 16 333 St., davon für von Oheimb (kons.) 10125, für Hoepner (liberal) 5894 eg b E TES

erlohn, 11. Dezember. (W. T. B.) Bei der gestrigen Reichstagsnahwahl im Wahlkreise Iserlohn dena erhielten, soweit bisher bekannt Sanger yans 8818, General- Sekretär Bueck 6544, Oppenheimer 430 Stimmen. Aus einigen

kleineren Ortschaften fehlt das Resultat no, doch kann die Wahl von Langerhans als gesichert angesehen werden.

Braunschweig, 10. Dezember. (W. T. B.) Bei dec gestrigen Stichwahl im 3. Braunschweiger Wahlkreise erhielten, sowi jest bekannt, Stadtrath Dr. Weber (nat.-lib.) 2885, von Schwartz (konf.) 825 St. Webers Wakhl gilt als gesichert.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Publikationen aus den Königlich preußischen Staatsarchiven. Veranlaßt und unterstüßt dur die Königliche Archiv-Verwaltung. Neunter Band: Die Gegenrefor- mation in Westfalen und am Niederrhein, Aktenstücke und Erläuterungen, zusammengestellt von Ludwig Keller. Erster Theil (1555—1585). Leipzig, Verlag von S. Hirzel. 1881. Die aktenmäßige Ueberlieferung in Betreff der hier behandelten Epoche ist außerordentlich reihhaltig und vollständig, und dies fällt um so mehr ins Gewicht, als die gleichzeitige Geschihts\hreibung nur die vornehmsten Begebenheiten registrirt hat und der Verlauf der Ereignisse bisher vollständig im Dunkeln lag. Die Mehrzahl der mitgetheilten Aktenstüle stammt aus den Königlichen Staatsarciven zu Münster, Düsseldorf und Marburg fowie aus dem Königlich bayerischen Allgemeinen Reihs8archiv zu München. Einzelne Ergänzungen lieferten die Staatsarhive zu Weimar und Dresden, die Stadtarchive von Wesel und Soest sowie die Ma- nuskriptensammlungen der Königlichen Bibliothek zu Berlin und des Bergischen Geschichtsvereins zu Elberfeld. Der Verfasser hat das reiche Urkundenmaterial in drei Theile zerlegt und mit kommentiren- den Einleitungen versehen. Das erste Buch behandelt die Verhbält- nisse in Cleve-Mark und Ravensberg. Na& einer vorausgesHickten Gharakteristik der Stellung des Herzogs Wilhelm zu den fonfessio- nellen Fragen im ersten, dem Religionsfrieden folgenden Jahrzehnt wird das Eingreifen Alba's und die Rückkehr des Herzogs zum röm. {en Katholizismus geschildert. Die näbsten Abschnitte haben so dann die veränderten kirchlichen Verhältnisse, die Wahl cines Coad- jutors für den Bischof von Münster, Johann von Hoya, und ihre Wirkungen, die Verhandlungen mit der Kurie, die Maßregeln zur Wiederherstellung der alten Kirche, die vergeblichen Versuche, die Schwester des Herzogs und seine Töchter zu bekehren und den allge- meinen Widerstand des Landes gegen die Gegenreformation zum Vorwurf. Im zweiten Buche werden die Verhältnisse des Bisthums Münster geschildert, und zwar zunäcst die allgemeinen Verhältnisse bis zum Jahre 1566, dann die Persönlichkeit Johann von Hoya's, die crste Bewerbung Baverns um Münster, das Eingreifen der großen Mächte, der weitere Verlauf des Erbmännerprozesses und scine èçolgen, Conrad von Westerholt und die clevische Administration. Das dritte und leßte Buch bezieht sih auf das Bisthum Paderborn, die allgemcinen Verhältnisse desselben bis zum Jahre 1568, die Zeiten Johanns von Hoya und der Bischöfe Valentin und Heinri. Als selbstredende Illustrationen stnd jedein Buche die dazugehörigen Afkten- stücte angehängt. Auf dieselben ist im Tert stets mit genauen An- gaben verwiesen, so daß sie schnell aufzufinden sind.

Gewerbe und Handel.

A Das Königlich ungarische Aerbau-, Gewerbe- und Handels- Ministerium hat unterm 1. d. M. an sämmtliche Munizivalbebörden in Ungarn eine Cirkularverordnung ergehen lassen, worin das Gebiet des Königreichs Ungarn nunmehr für frei von Rinder- pest*®) erklärt wird.

Demzufolge sind die gegen die Seuche \. Zt. getroffenen Maß- regeln wieder aufgehoben worden, jedoch unter Aufrehterhaltung der gegenüber Nieder-Desterreih **) zu beobachtenden strengen Grenzsfperre.

Amtlichen Nachrichten zufolge ist die Rinderpest im Gou- vernement Warschau) neuerdings auch in den Dörfecn Polrzebna- Dobrzykowska, Kreis Gostynin, und Osiny, Kreis Nowo-Minsk, aus- Gebr. i

_Dagegen ist die Seuche im Kreise Petrikau +4) nunmehr gänzlich erloschen. i :

Berlin. Am 8. Dezember hielt der Verein deutsch{er Eis en- und Stahlindustrieller seine diesjährige Generalversamm- lung ab. Auf Grund zahlreicher statistisher Angaben des aedrudckt vorliegenden Geschäftsberichts, sowie in Folge allseitiger Bestätigung vielfacher Wahrnehmungen über eine erfrenlide Besserung in der Lage der Eisenindustrie faßte man einstimmig folgenden Be- \chluß: „Die Generalversammlung des Vereins deuts{er Eisen- und Stahlindustrieller nimmt Kenntniß von der am 7. Dezember dur den Ausschuß des Centralverbandes gefaßten Resolution bezüglich der wohlthätigen Wirkung der Zollreform vom 15. Juli 1879. Sie er- klärt ihre volle Zustimmung zu dieser Resolution und bestätigt für die dur den gänzlihen Wegfall des Zollshußzes am s{chwersten be- droht gewesene Eisenindustrie die erfreuliche Besserung, welche \o- wohl in der Gesammtlage der Industrie als insbesondere in den Lohnverlältnissen des Arbeiterstandes zu Tage getreten ist.“ Vor der Generalversammlung fand eine längere Vorstandssitzung statt, in der man sich, außer mit_internen Angelegenheiten, vorzugsweise mit dem Wagenmangel der Staatsbahnen, der Unfallversicherung, sodann mit dem Projekt ciner Berliner internationalen Eisenbahn-Aussftellung beschäftigte. In Bezug auf letztere wurde konstatirt, daß bei sämmt- lichen vertretenen (meist großen) Hüttenwerken und Mascinenbau- Anstalten die Idee einer Eisenbahn- Ausstellung durchaus keinen An- flang fand, weil man sih gegenüber den hohen Kosten entweder feinen oder do nur einen sehr geringen Erfolg versprechen konnte. U „der Sitzung des Aufsichtsraths der Neuen Gas- Aktien-Gesellschaft zu Verlin vom 12, d. M. wurde einstim- mig beslofsen, das Aktienkavital der Gesellschaft um 300000 M u erhöhen; diese Aktien sollen statutenmäßig den alten Aktionären zum Paricourse offerirt werden. Wenn diese neuen Aktien von den Attio- nären, wie zu erwarien, nit bezogen werden, follen sie dem Ver- fäufer der Gasanstalt in Grünberg i. Sl. vertrags8mäßig al pari in Zahlung gegeben werden und partizipiren pro 1881/82 an der Divi- dende, da die Anstalt inkl, Gewinn seit 1, Oktober unter sebr günsti- gen Bedingungen erworben worden ist. Die Produktion der G1s- anstalt Grünberg betrug im Jahre 1880/81 über 15 Millionen (bf. und ift nochd im Steigen begriffen.

Die Bilanz des Hörder Bergwerks- und Hütten- Vereins per 30. Juni cr. {ließt, wie die „B. Börs. Ztg." meldet, auf beiden Seiten mit 15672262 Æ ab. Die liquiden Mittel be- tragen an Cassa 66513 #, Wechsel 35458 K, Effekten, aus-

{ließli 1 0000 0 M noþ nicht begebener Obligationen, 84210 M, Debitoren 2336384 K, Fabrikate und Materialien

3236865 M, vorausbezahlte Assekuranz - Prämie 2645 K, insgesammt 5762677 M, denen an Creditoren 1892037 Æ, Obligationszinsen 37500 ÆA und an rückständigen Löhnen 244791 M, inégesammt also 2174329 Æ gegenüberstehen; es stellt sih_ demnach der Betriebsfonds «uf 3588 748 (K Der Saldo der Patent-Conti beträgt 478 237 4, das Garantie-Conto 506 828 M der Reservefonds 7418500 F, der Hochofen - Reparaturfonds 50 000 Æ, das Delcredere-Conto 21 066 M, der pro 1880/81 erzielte Reingewinn stellt si auf 381 647 4, wovon 57 247 #4 zur Dotirung des Reservefonds, 28 907 4 zu Tantièmen, 294756 M zur Verthei- lung einer Dividende von 2 resp. 4%/9 auf die Aktien verwendet und 736 A auf neue Rechnung vorgetragen werden.

Glasgow, 10, Dezember. (W. T. B.) Die Vorrätbe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 624 200 Tons segen 489 400 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befind- lihen Hochöfen 106 gegen 121 im vorigen Jahre.

Washington, 10. Dezember. (W. T. B.) Außer der Ermät- tigung jur Amortisiru'ng von 5 Millionen Dollars an jedem Mitt- woch, einscließlich der 105. Serie der cingerufenen Obligationen,

ordnete der Schahsekretär Folger an, daß, wenn \ich obiger Betrag

®) Conf. R. A. Nr. 220 de 1881. **) Conf. R. A. Nr. 208 und 215 de 1881.

{) Confr. R. A. Nr. 284 de 1881. tf) Confr. R. A. Nr. 268 ds 1881,