1881 / 292 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 13 Dec 1881 18:00:01 GMT) scan diff

Anleibescheines für das Halbjahr vom . Î E mit (in Buchstaben) Mark . . . . Pfennig bei der Kämmereikasse zu Burg und bei den bekannt gemachten Einlösestellen. Burg, den . .ten B Der Magistrat. j

Dieser Zinsschein is ungültig, wenn defsen Geldbetrag nicht innerhalb vier Jahren nach der Fälligkeit, vom Schluß des betreffenden Kalenderjahres an gerechnet, erhoben wird. ?

Provinz Sachsen. Regierungsbezirk Magdeburg. Anweisung ¿zum Anleiheschein der Stadt Burg . . . . Ausgabe, Buchstabe . Nr über Mark Reichswährung.

Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu dem Anleiheschein eas Bustabe . . . Nr : Über Mark Reichswährung zu Vier Prozent Zinsen die » . . te Reihe Zinsscheine für die fünf Jahre vom . . . ten

._. bis . . ten 8. . bei der Kämmereikasse zu Burg und bei den mit der Zinsenzablung betrauten Stellen, sofern dagegen Seitens des als solcher legitimirten Inhabers des Anleibhescheines kein Widersprnch erhoben ift.

Burg, den . len «c. 0.

Der Magistrat. :

Anmerkung. Die Namensunterschriften des Bürgermeisters und eines Magistratsmitgliedes können gedruckt werden, jedoch muß

jeder Zinsschein und jede Anweisung die eigenhändige Namensunter- [chrift eines Kontrolbeamten enthalten.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der Privatdozent Lic. L, Lemme bei der evangelisch- theologishen Fakultät der Universität in ‘Breslau ist zum I Professor in derselben Fakultät ernannt worden.

Bekanntmachung.

Untex Berüclsihtigung der in den Einkaufspreisen meh- rerer Droguen und Chemikalien eingetretenen Veränderungen und der hierdurch nothwendig gewordenen Aenderung in den Taxpreisen der betreffenden Arzneimittel habe ih eine Revision der Arznei-Taxe angeordnet und hiernach eine neue Auflage derselben ausarbeiten lassen, welche mit dem 1. Januar 1882 in Kraft triit.

Berlin, den 21. November 1881.

Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiten. von Goßler.

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Nichtamtlichßes.

Deutsches Nei.

Preußen. Berlin, 13. Dezember. Der Bundesrath, die vereinigten Ausschüsse desselben sür Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Justizwesen, der Ausschuß für Justizwesen und der Ausshuß sür Handel und Verkehr hielten- heute Sißzungen.

Jn der heutigen (15.) Sißung des Reichstags,

welcher die Staats-Minister Maybach und von Boetticher, sowie mehrere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kommissarien desselben beiwohnten, seßte das Haus zunächst die zweite Be- rathung des Reichshaushalts-Etats pro 1882/83 mit der Diskussion über die der Budgetkommission zur Vorberathung überwiesenen Theile des Etats sür die Verwaltung der Eisenbahnen fort. Der Abg. Schrader erstattcte den mündlichen Bericht der Budgetkommission und beantragte, die betreffenden Einnahme- und Ausgabetitel des Ordinariums u bewilligen, jedo die im Dispositiv in Parenthese geseßten orte bei Titel 2, 3 und 4:

„Diese 3 (Billetdrucker), 10 (Centralbureau- und Haupt- kassendiener), 32 (Portiers), 304 (Weichensteller 2c.), 195 (Rotten- führer), 736 (Baha- 2c. wärter), 267 (Lokomotivheizer), 289 (Bremser und Schmierer), 14 (Magazinaufseher) kommen künftig in Wegfall“

zu streichen.

Der Kommissarius des Bundesraths, Geh. Regierungs- Rath Dr. Schulz führte aus, daß es der Regierung fern ge- legen, durch die vorgeshlagenen Maßregeln die Beaniten schädigen zu wollen ; im Gegentheil wolle sie bei der Verschieden- eit der Kosten für den Lebensunterhalt in den verschiedenen Di- trikten der Eisenvahnverwaltung den in den theuereren Städten Angestellten eine höhere Besoldung gewähren. Jnnerhalb des Rahmens der etatsmäßigen Besoldung sei dies aber nicht möglich, sondern nur auf dem Wege einer diätarishen An- stellung der Beamten. Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Staats-Minister Maybach, sprach seine Anerkennung aus über das Wohlwollen, welches dasHaus den Staatsbeamten entgegenbringe. Die Regierung werde jedes Benefiz für ihre Beamten mit Freuden ergreifen. Er hoffe, daß das Haus den Anträgen auf eine höhere Besoldung der Beamten oder auf eine Ge- währung von Ortszulagen seine Zustimmung nicht versagen werde. Der Abg. Frhr. von Minnigerode bemerkte, daß er und seine Freunde alles vermieden wissen wollten, was Gegnern des Staatsbahnsystems eine Handhabe gegen dasselbe bieten könne, und daß sie deshalb für die Kommissions- anträge stimmen würden. Der Abg. Möller erklärte \sih gegen das System, die etatsmäßigen Beamten durch diätarish angestellte zu ersegen. Die Penfsionsverhältnisse der Beamten würden durch eine derartige Maßregel alterirt und die Stellung der Beamten eine unsicherere, abhängigere von dem Wohlwollen der Vorgeseßten. Das zeige ein Fall in Königsberg, wo man diätarish angestellte Beamte entlassen habe, ledigli weil sie eine Petition hätten an den Landtag rihten wollen. Der Abg. Dr. Lingens empfahl für si und seine politishen Freunde, den Beamten das zu ge- währen, was ihnen rechtmäßig und zweckmäßig gewähri werden könne. Eine Anstellung auf Kündigung sei eine be- denklihe Sache. Die Berücksichtigung der örtlihen Verhältnisse könne au erfolgen bei etatsmäßiger Anstellung der Beamten. Der Abg. Büchtemann hob hervor, daß der Antrag, so wie er von der Kommission ausgecktangen, nihts mit poli- tischen Gesichtspunkten, die der Abg. von Minnigerode hervorgehoben, zu thun habe, sondern ein rein humanitärer sei. Durch die Vorschläge der Regie- rung würden Zustände geschaffen, die zur Sozial- demokratie führten. Der Staats-Minister Maybach hob hervor, daß nicht finanzielle Gründe die Regierung zu der vorgeschlagenen Viaßregel bestimmt hätten, sondern daß dieselbe

ledigli hervorgerufen fei durch den Umstand, daß man bei einer etatsmäßigen Besoldung an ein Maximum und Minimum gebun- den sei und auf lokale Verhältnisse keine Rücksicht nehmen. könne. Der Abg. Büchtemann blieb bei der Behauptung, daß finan- zielle Rücksichten doch mit maßgebend gewesen seien, - stehen. Der Antrag der Budgetkommission wurde angenommen. Das Haus trat hierauf, bei Schluß des Blattes, in die Berathung des Antrages, betreffend die Errichtung eines Reichstags- gebäudes, ein.

Jn Bezug auf die Strafbarkeit der Aufreizung zum Klassenhaß (8. 130 Strafgesehbbuhs) hat das Reichsgericht, I. Strafsenat, durch Urtheil vom 24. Okto- ber d. J. folgende Entscheidung gefällt: * „Jm Gegensaß zu 8. 126 Str. G. B., welcher zu seiner Anwendung verlangt, daß der öffentliche Frieden gestört ist, spricht §. 130 Str. G. B. von einer Gefährdung des öffentlihen Friedens. Der öffentliche Friede besteht in den Zustand des beruhigenden Bewußtseins der Staatsangehörigen, in ihren berechtigten Fnteressen ge- nügend ges{hüßt zu sein und zu bleiben. Gestört ist sonach der öffentliche Friede, wenn dieser Zustand der Beruhigung sih in einen Zustand der Beunruhigung umgewandelt hat, gesährdet aber hon dann, wenn die Möglichkeit dieser Um- wandlung vorliegt. Des Delikts des §. 130 des Str. G. B. erscheint darum Derjenige s{chuldig, welcher durch öffentlihe Anreizung verschiedener Klassen der Bevöl- kerung zu Gewaltthätigkeiten gegen einander die Möglich- keit cines Bruchs des öffentlichen Friedens herbeigeführt hat. Daß die Anreizung solche Gewaltthätigkeiten wirklich zur Folge gehabt oder auch nur eine zum Ausbruch derselben geneigte Strömung wirklih hervorgerufen haben müßte, kann nicht verlangt werden, denn der 8. 130 Str. G. B. will nur die Möglichkeit verhindern, daß es zu einer Störung des öffent- lichen Friedes kommen könne. Dieser Friede aber würde als bereits gestört bezeihnet werden müssen, wenn die Anreizung den Ausbruch von Gewaltthätigkeiten wirklih nah sich gezogen hätte, oder auch nur die Bevölkerungsklassen von einer feind- jeligen Gesinnung gegen einander wirklih ergriffen worden wären; wie aber auh die Möglichkeit einer Störung des öffentlichen Friedens {hon dann vorliegt, wenn nur die Mög- keit gegeben ist, daß die Anreizung eine feindselige Gesinnung hervorrufen kann, dieselbe also hierzu geeignet ersheint. Auch weisen die Worte des §. 130 Str. G. B. „öffentlich anreizen“ darauf hin, daß die Anreizung sih weder hinsichtlih der Ge- sinnung der verschiedenen Volksklassen gegen einander noh nach Außen hin wirksam erwiesen haben muß“.

Der General-Lieutenant von Hartmann, Direktor des Departements sür das FJnvalidenwesen im Kriegs- Ministerium, ist von Urlaub hierher zurückgekehrt.

Essen, 12. Dezember. (W. T. B.) Wie die „Essener Zeitung“ meldet, hat der „Westdeutsche Bund selbstän- diger Handwerker“ in einer am 11. d. in Cöln abge- haltenen Versammlung cine Adresse an den Reichs- kanzler gerichtet, in welcher es u. A. heißt :

Seit dem Erlaß Sr. Excellenz des Ministers für Handel und Gewerbe Herrn Maybach, vom 4. Juni 1879, betreffend die Reor- ganisation der Innungen, hat \sih des ganzen deutshen Handwerks wieder das Gefühl froher Höffnüfgen und Zuversicht bemächtigt und überall zur regen Betheiligung. än einer allgemeinen und gesunden Vereinigung des ganzen andwerks beigetragen, Besonders mächtig hat sich diese Bewegung in unseren westlichen Provinzen vollzogen und haben die ergebenst Unterzeich- neten {on in verflossener Neichstagsperiode ihre Wünsche Ew. Durch- laucht, sowie dem hohen Reicb8tag zur geneigten Berückfichtigung empfohlen, ohne jedoch von der früheren liberalen Majorität des hohen Deutschen Reichstages ihre mäßigsten Wünsche erfüllt zu sehen. Gw. Durchlaucht haben die Jnitiative ergriffen, um auf wirth\chaft- lichem Gebiete mit dem Staat und Gesellschast gleih {wer schädi- genden Prinzipe des freien Gewährenlassens der wirths{aftlichen Kräfte zu brewen. An die Stelle des vollständigen Frei- handels, welcher uns in eine unfru{tbare Abhängigkeit vom Avslande gebracht hat und das Nationalvermögen zum Nuten einer Minderheit vergeudete, unsere eigene Industrie lälhmte und gänzli in Frage stellte, ist ein vorsichtig berehnetes und mäßiges Scbutzollsystem getreten, welches trotz seiner kurzen Dauer und der Nachwirkung des bisherigen Freihandels\ystems {hon eine bedeutende Besserung der industriellen Verhältnisse erkennen läßt. In dem neuen Innungsgeseßze erkennen wir den wohlwollenden Versu, das mehr und mehr heruntergekommene Handwerk wieder zu organisiren und ihm zur treuen und pflibtgemäßen Mitarbeit im Staate wieder Gelegenheit zu bieten. Das Unfallversicherungsgesetz giebt uns den Beweis, daß Ew. Durchlaucht der Fürsorge für die große Masse der wirthschaft- lid Schwachen Jhre ganze Aufmerksamkeit zuwenden und erfüllt uns mit Dank, da dieser Stand durch die Auflösung des selbständigen per fortwährend verstärkt wird. Die von 350 Mitgliedern be- uchte Versammlung faßte folgenden Beschluß: „Die heute im großen Saale des Fränkischen Hofes tagende Versammlung selbständiger Handwerker erklärt ihre prinzipielle Zustimmung zu den von der hohen Reichsregierung angebahnten Reformen auf wirthschaftlihem Gebiete,“

__— 12. Dezember. (W. T. B.) Der „Essener Zeitung“ zufolge ist in der am 11, d. M. in Düsseldorf abgehalte- nen Generalversammlung ,des Vereins deutscher Eisenhüttenleute folgendes Telegramm an den Reichskanzler gesendet worden :

„300 hier versammelte Mitglieder des Vercins deuts{er Eisen- hüttenleute danken Ew. Durchlaucht ey die segenêreih wirkende Wirthschaftspolitik, welche die Wiederkehr besserer Zeiten für Werke und Arbeiter herbeigeführt hat.

Der Vorsitzende : C. Lueg.“

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen, 10, Dezember. (Mgdb. Ztg.) Am Schluß der gestrigen Sitzung wurde der Landtag durch Herzogliches Dekret auf unbestimmte Zeit vertagt, Zuvor wurden noch die Finanz- vorlagen ter Regierung einstimmig genehmigt.

Niederlande. Haag, 12. Dezember. (W. T. B.) Die Zweite Kammer berieth anläßlich einer Jnterpellation van Houtens die Eidesfrage und nahm mit 62 gegen 16 Stimmen einen Antrag Schaepmans an zu Gunsten einer Restriktion der Eidesleistungen und einer Revision der auf den Cid bezüglihen Gesehgebung. Die Regierung hatte diesem Antrage zugestimmt.

Großbritannien und Jrland. London, 10. De- zember. (Allg. Corr.) Die Morgenblätter veröffentlichen nachsiehendes Schreiben des Lordmayors vonLondon, Sir W. Ellis:

„Seitdem ih die Stellung des Lordmayors von London bekleide, hat die dringlihe Frage: was das 4 Volk thun könnte, um dem zerrütteten Zustande in Jrland ein Ende zu seten, mir stets vorgelegen, allein ich war nicht geneigt, mi auf die bloße Entgegen- nahme von Geldbciträgen einzulassen, falls ih nicht einsehen könnte,

daß einige Hoffnung vorhanden sei, daß die Bewegung eine nationale und das von allen so sehnlichs gewünschte Ziel erreiht werde. Es schien mir, daß ein theilweiser Erfolg die bestehende Un- einigkeit nur vergrößern dürfte, und daß nur eine über- wältigende Bewegung die weitverbreitete Unzufriedenheit, welche die Gesellshaft in ihren Fugen zu vernihten droht, wirkungs8voll bekämpfen könnte. Es fann wohl kaum ein Zweifel

. darüber obwalten, daß die erste Pflicht, welche dieses Land sich selber

und Irland \{chuldet, die ist, dur kein {wächliches oder unfs{lüs- siges Vorgehen auszudrüdcken, daß es niht wagen kann zu gestatten, daß Sicherheit von Leben und Eigenthnm nur selbst zeitweilig ge- fährdet sind. Ih hoffe, daß der Ausshuß, der Anfangs nächster Woche im A House gebildet werden und aus Männern von Rang und Ansehen, srei von jedem politischen Hange, zusammengeseßt sein, einen solchen Fonds aufbringen wird, welcher der loyalen Bevölkerung Irlands in dieser Nothlage wirksame Unterstüßung ge- währen wird.“

Dieser Brief ist als das Ergebniß eines gestern Nach- mittag im Mansion House stattgehabten Privatmeetings zu betraten, welhes den Zweck hatte, einen aus einflußreichen Grundbesißern und Citybürgern ohne Unterschied der Partei zusammengeseßzten Ausschuß, behufs Förderung der Zwecke des S Eigenthumsschußvereins (Property Defence Association) zu bilden.

Die irische Bewegung fordert mit jedem Tage neue Opfer, und die Zahl der Unzufriedenen und Unruhigen wird immer größer. Ein Gutsbesißer aus Munster beklagt sich in einem Briefe an die „Times“, daß das Leben der Gutsbesitzer in Jr:and bereits unerträglih geworden sei und daß nicht einmal der zehnte Theil von den gegenwärtig in Jrland vor- gehenden Gewaltthätigkeiten und Ungeseßlichkeiten an die Oeffentlichkeit gelange.

Frankreich. Paris, 12. Dezember. (W. T. B.) Bei Fortseßung der Berathung der tunesishen Kredite im Senat wurde heute ein von Tresneau (äußerste Rechte) ein- gebrahtes Amendement, die Kredite um 25000 Fres. zu reduziren, abgelehnt. Kerdrel verlas sodann eine Erklärung der Rechten, in welcher si diese mißbilligend über das Vor- gehen der Regierung ausspricht, welches sie als dem Geiste der konstitutionellen Jhstitutionen zuwiderlaufend ansehe; fie werde indessen für die Kredite stimmen. Nach einigen weiteren

Auseinandersezungen zwischen dem Conseilspräsidenten Gam-

betta, Kerdrel und Canrobert wurden die Kredite einstimmig bewilligt.

(Fr. C.) Der Admiral Conrad telegraphirt dem Marine-Minister aus Goletta, 8. Dezember:

Die Garnison von Gabes hat am 29. in Kaz-el-Mra ihre Verbindung mit der Kolonne Logerot vollzogen, nachdem sie in Schemini das Haus des Ali-ben-Khalifa niedergebrannt hatte. Vier Bataillone werden in Kaz-el-Mra bleiben und die scchs anderen, nachdem sie sih mit Proviant versehen, nach Bordj und Hammam Garat ziehen. Eine Abtheilung der Mettatas hat sich {hon ergeben. Ali - ben - Khalifa, der bei den Uergammas weilt, {chick noch immer Emissâre, um anzuzeigen, daß sich in Tripolis Truppen in Bewegung seßen, um ihm zu De zu kommen. Die südlichen Stämme machen wieder Miene,

iderstand zu leisten; aber die Bewegungen der Kolonne Logerot werden sie wohl auf andere Gedanken bringen und jedenfalls ienseits der Schotts fernhalten, bis sie gänzlio unterworfen sind. Der General Logerot wird, nachdem er die Garnison von Gabes genügend verstärkt hat, um das Feld behaupten und mit der in Gafsa zurück- gelassenen fliegenden Kolonne vereint operiren zu können, wieder nach Norden marschiren, um die Pazifizirung der unterworfenen Bee zu vollenden und dann seine Stellungen in Susa wieder zu eziehen.

Einem Telegramm zufolge, welches dem „Temps“ aus. Tunis, vom 9, Dezember, zugeht, hätten die Truppen des Generals Logerot in der Nähe von Gabes ein großes Ge- feht mit den Aufrühr-rn zu bestehen gehabt und ihnen so {were Verluste beigebracht, daß sie jet wohl von der Frucht- losigkeit jedes weiteren Widerstandes überzeugt sein werden.

Spanien. Santander, 12. Dezember. (W. T. B.) Drei Priester verlasen am Sonntag von der Kanzel die Exkommunikation gegen die drei Leiter liberaler Blätter, welche die Geistlichkeit angegriffen hatten. Es herrscht große Erregung; man fürchtet einen Konflikt.

Italien. Nom, 12. Dezembcr. (W. T. B.) Der Betrag der in den abgelaufenen 11 Monaten eingegangenen EEN übersteigt denjenigen des Vorjahres um 50 Mil- ionen.

Der Papst empfing heute Nachmittag die anläßlih der

Kanonisation nah Rom gekommenen Erzbischöfe und Bischöfe in einer Abschiedeaudienz. Kardinal Fürst Schwarzenberg verlas dabei eine in latcinisher Sprache abgefaßte Adresse, in welcher es heißt: Der Ep1skopat fühle sich glüdlih, die Gelegenheit ergreifen zu fönnen, um seine innige Verbindung mit dem heiligen Stuhle erneut kundzuthun, und danke dem Papste für die Kano- nisation der vier neuen Heiligen. Der Episkopat beklage es mit dem Heiligen Vater, daß die unglücklihen Zeit- verhältnisse es nicht gestattet hätten, die Ceremonie der Heilig- sprechung mit dem herkömmlichen Glanze zu begehen ; cr hoffe aber, daß Gott Dank der Vermittelung der vier neuen Heiligen die Kirche trösten werde. Man habe tafür {hon eine sichere Bürgschaft in der Wahl eines so weisen, so muthi- gen und der Bewunderung der Völker so würdigen Papstes. Der Papst erwiderte, ebenfalls in lateinischer Sprache : er danke dem Episkopate für die Gesühle des Glaubens, der Frönmmig- keit und der Vereinigung mit dem heiligen Stuhle ; diese Ver- einigung sei heute mehr dezn jemals nothwendig, denn heute werde die Kirche, ja Gott selbst mehr denn jemals angegriffen. Namentlich werde auch die von Gott eingeseßte Autorität des heiligen Stuhles angegriffen, und doch sei dieselbe so geeignet, die menschlihen Leidenschaften cinzudämmen und die aufgewiegelten Massen zu zähmen. Mit ebenso viel Unver- stand wie Kühnheit würden die Wohlthaten verkannt, die der aan0O Stuhl Allen erweise. Jtalien möchte doch endlich ein- ehen, daß dasjenige, was es für die Freiheit und sür die Rechte des Papstes thun würde, niht zur Gefährdung, son- dern zum Wohl JFtaliens ausfallen werde. „Wie Christus müssen wir aber uns nichtsdestoweniger dem Wohle Aller, leihviel ob Freund oder Feind, weihen und sie desto mehr ieben, je mehr sie Feinde ind, Hoffen wir, daß die neuen Heiligen der Kirche und ihrem Oberhaupte inmitten des gegen- wärtigen Umsturzes zu Hülfe kommen.“ Schließlich ertheilte der Papst allen Anwesenden den Segen.

Türkei. Konstantinopel, 13. Dezember. (W. T. B.) Nah amtlicher Meldung aus Él- Vedi vom 8. d. sind in den leßten 10 Tagen von 3340 Pilgern 45 gestorben, davon 21 an der Cholera. Nachrichten aus Mekka vom 26, No- vember zufolge waren dort in den lezten drei Tagen 19 Cholerasälle vorgekommen, von denen 7 tödtlih verliefen ; aus

Djeddah werden unter dem 28. Noveinber 3 Todesfälle an der Cholera gemeldet.

Rumänien. Bukarest, 12. Dezember. (W. T. B.) Der Adreßentwurf der Deputirtenkammer accentuirt noch stärker als der des Senates, daß die Vertretung des Landes die Regierung bei der Vertheidigung der territorialen und souveränen Rechte Rumäniens in der Donaufrage unterstüßen werde. Auf den Antrag des Deputirten Jonescu erklärt sih Bratiano bereit, am Mittwoch Abend den vereinigten Kammersektionen Aufklärungen über den Stand der Donausfrage zu geben. :

Nußland und Polen. St. Petersburg, 13. Dezember. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ glaubt zu wissen, daß der Kaiserlihe Hof auf die übliche Anfrage sich beeilt habe, seine Zustimmung zu der Wahl des Nachfolgers des Generals Chanzy zu dem neuen Posten, auf den ihn das Vertrauen seiner Regierung berufen, auszu- sprechen. Das Fournal fügt hinzu, Graf Chaudordy werde sih unshwer überzeugen, daß die Politik des Friedens und des loyalen Einvernehmens keinen festeren und auf- rihtigeren Vertheidiger habe als die Kaiserlihe Regierung, bei welcher er seine wihtigen Funktionen auszuüben habe.

Amerika. Washington, 12. Dezember. (W. T. B.) Im Kongresse wurden die von dem Staatssekretär Blaine im Mai und Juni d. J. den amerikanischen Ge- sandten in Chile und Peru gegebenen Jnstruktionen mit- getheilt. Staatssekretär Blaine giebt zu, daß das Re- su'tat des Krieges die Forderung Chile's betreffs ciner Gebiets8abtretung Seitens Peru rechtfertigen könne, doch dürste eine solhe Gebietsabtretung niht mit Gewalt herbei- geführt werden, sie müßte vielmehr bei den ferneren Verhandlungen zur Sprache gebracht und dürfe nur nah eingehender Berathung zwischen den hierbei interessirten Staaten beschlossen werden. Chile dürfe eine solche Gebiets- abtretung niht als unumgänglich nothwendige Vorbedingung für die Friedensverhandlungen aufstellen. Blaine hofft, daß weder Chile noch Peru die Jntervention einer europäischen Macht anrufen würde. Die Vereinigten Staaten könnten zu einer energischen Fntervention gezwungen werden, w-nn der Versuch gemacht werden sollte, die Frage durch einen derartigen

Schritt zu kompliziren. 12. Dezember. (W. T. B.) Der Präsident Arthur hat dem Senat die Ernennung Feelinghuysens zum

Staatssekretär angezeigt.

Neichstags- Angelegenheiten.

Die dem Reichstag vorgelegte Berechnung der nach dem Reichshaushalts-Etat für 1882/83 zur Deckung der Ge- sammtausgabe aufzubringenden Matrikularbeiträge ergiebt folgende Resultate: Die baar zu zahlenden Matrikularbeiträge eins{hließlich der Antheile an dem Fehlbetrage des Etatsjahres 1880/81 (12062 468 M) beträgt für 1) Preußen 60 224212 M. (gegen das Etatsjahr 1882—83 + 77228097 M), 2) Bayern 21 831 807 M (4-1 682 219 46), 3) Sacsen 6 453 181 M. (+828 183,46), 4) Württem- berg 8250504 Æ (+ 969071 F), 5) Baden 5826 763 M (+641 311 A6), 6) Hessen 2068 584 M. (+ 261 886 M) 7) Mecklen- burg-Schwerin 1295 576 M. (+ 166 137 4.), 8) Sachsen-Weimar 685 314 M. (4 87 880 A6), 9) Medcklenburg-Streliß 223 827 M. (+ 28 702 A), 10) Oldenburg 747 034 Æ. (+ 95 796 A) 11) Braun- \chweig 765 552 M. (498 248 A4), 12) Sachsen-Meiningen 455 018 M. (+ 58349 M), 13) Sachsen-Altenburg 341 201 M. (+4 43 753 M.), 14) Sachsen-Coburg-Gotha 427 190 Æ (+ 54787 A), 15) Anhalt 499 635 A (4+ 64073 M), 16) Schwarzburg - Sondershausen 157 868 M. (+ 20243 A), 17) Schwarzburg-Rudolstadt 179 382 M. (+ 23 003 A), 18) Waldeck 128 071 Æ (+ 16 423 M), 19) Reuß ältere Linie 109920 A (+ 14097 4), 20) Neuß jüngere Linie 216111 (4+ 27706 M), 21) Schaumburg: Lippe 77515 M (+ 99 940 M), 22) Lippe 263 081 A (+4- 33738 M), 23) Lübeck 133145 M (+ 17 075 M), 24) Bremen 332 677 4. (+ 42 661 A), 25) Hamburg 909 169 #4 (+ 116 586 A), 26) Elsaß-Lothringen 4312903 M. (+ 502 049 A6) (— 395 846 M).

Def initives Nachwahlresultat nah „W. T. B.“

dessen.

9. Wahlkreis. Mainz. Abgegeben 16968 Stimmen, davon für Phillips (Fortschr.) 6485, für Bebel (Soz.) 5503, für Eugen Frankf (Centrum) 4864 Stimmen. Stichwahl zwischen Phillips und Bebel erforderli.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den *Veröffentlichungen des KaiserlihenGesundhects- amts find in der 48, Jahreswoche von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurhs{nitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 25,0, in Breslau 23,6, in Königsberg 29,5, in Cöln 22,3, in Frankfurt a. M. 16,7, in Hannover 14,8, in Caffel 21,4, in Magdeburg 20,3, in Stettin 24,4, in Altona 17,7, in Straßburg 28,1, in Meß 18,7, in München 260, in Nürnberg 21,7, in Augsburg 25,0, in Dres- den 18,9, in Leipzig 17,8, in Stuttgart 22,0, in Braunschweig 34,4, in Karlsruhe 15,6, in Hamburg 23,5, in Wien 24,8, in Budapest 294, in Prag 24,1, in Triest 25,2, in Krakau 32,5, in Basel —, in Brüssel 23,6, in Amsterdam 22,2, in Paris 23,6, in Kopen- bagen 20,1, in Stockholm 20,4, in Christiania 22,1, in St. Peters- burg 39,8, in Warschau 31,5, in Odessa 31,6, in Rom 21,6, in Turin 24,9, in Bukarest 25,3, in Madrid 40,6, in London 19,9, in Glas- gow 19,9, în Liverpool 24,7, in Dublin 24,5, in Edinburg 15,7, in Alexandria (Egypten) 40,5. Ferner aus früheren Wochen: in New-York 28,0, in Philadelphia 20,9, in Chicago 24,9, îin St. Louis 27,6, in Cincinnati 17,9, in San Franzisko 16,9, in Kalkutta 33,7, in Bombay 25,2, in Madras —.

Beim Beginn und in den ersten Tagen der Berichtswoche waren an den deutshen Beobachtungsstationen südliche und südwestliche, in Breslau und Vremen vorübergehend mit südöstlihen wechselnde Vindrichtungen vorherrs{end, die um die Mitte der Woche an den meisten Stationen, in Berlin nach vorhergehendem Wecbsel mit Nordwest, nach Oste und Südost, an den süddeutschen Stationen nah Nordost umgingen, und bis an das Ende der Woche nah kurzem Wechsel mit Süd und Südwest vorwiegend blieben, nur in München berrshte vom 1. Dezember an Ostwind. Obgleich die Luftwärme im Laufe der Woche allmählich abnahm, sank sie nur wenig unter 00, und überstieg die normale Temperatur an den meisten Stationen. Bei nebligem dunstigem Wetter waren Niederschläge in Breélau und München, auch Scbnee nicht [u Der Druck der Luft stieg in den ersten Tagen der Woche langsam, vom 29, November aber rasch und bo, und behauptete seinen hohen Standpunkt bis gegen den Schluß der Woche bin. F _ Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten europäishen Groß- städte waren in der Berichtswoche keine ungünstigen und zeigten gegen die vorhergegangene wenig Veränderung. Die allgemeine Sterblich- keitsverhältnißzahl für die deutshen Städte sank auf 22,7 (pro Mille und Jahr) von 23,1 der Vorwoche. Die ¿Betheiligung des Säug- lingéalters an der Sterblichkeit war cine nur unwesentlih gegen die

Vorwoche gesteigerte, von 10000 Lebenden starben pro Jahr 70

(gegen 69 der Vorwocbe) Kinder uuter 1 Iahr, in Berlin 75 gegen 69. Dagegen war die Sterblichkeit der höheren Altersfklafse (über 60) eine mehr verminderte.

Unter den Todesursachen haben von den Infektionskrankheiten Scharlachfieber, Diphtherie und Pocken ein wenig ab-, Masern an Ausdehnung zugenommen. Die Masernepidemien in Berlin und Christiania sind noch im Zunehmen ‘(in leßterer Stadt erkrankten in der Berichtêwoche allein 911 Kinder an denselben), auch in Essen mehrte sih, in Regensburg, Hamburg, Altona, London, Liverpoo! verminderte sich die Zahl der durch sie hervorgerufenen Todesfälle. Das Scharlachfieber fordert in Kiel, Erfurt, Dortmund, Barmen, Berlin, Wien, Budapest, London, Warschau, die Diphtherie oft mit Scharlach verbunden auftretend, und Königsberg, Danzig, Stettin, Elbing, Breslau, München, Stuttgart, Dresden, Chemniß, Leipzig, Berlin, Hamburg, Essen, Wien, Budapest, Paris, St. Petersburg u. a. D. zahlreihe Opfer, wenn auch in einigen Orten, wie in Hannover, Freiberg, Nürnberg, Straßburg u. a. die Zahl derselben etwas abnimmt. Der Keuchhusten herrscht“ in Erfurt, Leipzig, Burg, Hamburg, London. CTyphöse Fieber bedingten in Essen, Turin, St. Petersburg mehr, in Paris und London weniger Opfer. Todesfälle an Fleckentyphus kamen aus St. Petersburg 9, aus Valencia und Saragossa je 2, aus Wien, Prag, London, Bukare}l, Granada je 1, aus deutschen Städten keine zur Anzeige. Darmkatarrhe der Kinder wurden in Hamburg und Königsberg wieder häufiger Todesveranlassung. Poentodesfälle kamen aus deutschen Städten nicht zur Meldung. Jn Wien, Buda- pest, Krakau, Paris, St. Petersburg hat die Zahl derselben ab-, in London, Saragossa, Warschau (in letzterer Stadt 47 Opfer in der Zeit vom 12.—19. November) zugenommen. Einzelne Todesfälle an Pocken kamen aus Liverpool, Kopenhagen, Bukarest und Barcelona zur Anzeige. Die Cholera in Hedjas ist den neuesten Mittheilungen zufolge in Mekka und Djeddah bedeutend in Abnahme begriffen.

Kun}, Wissenschaft und Literatur.

Aus dem Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von Ernst Siegfried Mittler und Sohn hierselbst liegen folgende Bücher vor: Geschichte des Oldenburgishen Infanterie-Regi- ments Nr. 91, vormals Großherzoglich Oldenburgischen Infanterie- Regiments, von seiner Errichtung bis zur Gegenwart (1813—1880). Das im Auftrage des Regiments und unter Mitwirkung mehrerer Kameraden von dem Major von Fincckh verfaßte Buch schließt sich als werthvolles Glied an d'e lange Kette der bisher in demselben Verlage erschienenen Regiments- Geschichten an. Die vorliegende Geschichte, welcher eine gedrängte Uebersicht der früheren militärishen Verhältnisse Oldenburgs voran- gestellt ist, umfaßt, mit dem Tage der Errichtung desselben beginnend und abschließend mit dem Jahre 1880 einem Zeitraum von 67 Jahren. In fünf Feldzügen 1815, 1848, 1849, 1866 und 1870/71 hat das Regiment an 5 Schlachten, 5 Belagerungen, 8 größeren und zahlreichen fleineren Gefechten theilgenommen. Aus jedem Kriege ist das Regiment reich an Sieg, Ruhm und Ehre heimgekehrt. Die Namen der Gefallenen, welche dem Re- gimente angehörten, sind mit unvergänglichen Lettern in den Blätter dieser Geschichte eingetragen. Auch im Frieden hat das Regiment seinen guten Ruf stets bewahrt und dem oldenburgischen Namen nicht nur im Vaterlande, sondern auch während der mehr- jährigen Occupation auf französischem Boden Ehre gemacht. Das Buch, welches dem hohen Chef des Regiments, dem Großherzoge Nicolaus Friedrih Peter von Oldenburg gewidmet ist und dessen Bildniß als Titelschmuck trägt, ist mit 6 Uniformirungsbildern und 9 Karten und Plänen ausgestattet. Der Preis beträgt 10 46

Zur Orientirung über die Organisation, Ausbil- dung und Taktik der französischen Armee. Zusammen- stellung ter wichtigsten Angaben aus den amtlichen Reglements. Preis 1,80 A. In gedrängter Kürze giebt die Schrift alle wesent- lichen Angaben über die heutige französische Armee: ihre Stärke, ihre Organisgtion, über Etats, Garnisonen, Bewaffnung, Ausrüstung und Uniformirung, namentlich aber über die gesammte Ausbildung, die Fechlweise und den Felddienst jeder Waffengattung (auch der Territorial-Armee) und die wichtigsten taktishen Notizen.

__ Gedanken über die Organisation, Ausbildung und Verwendung der Kavallerie bei der modernen Kriegführung. Von Brix, Oberst-Lieutenant im Königlich preußischen Kriegs- Ministerium. 3,60 #Æ& Der Verfasser begründet zunächst die An- forderungen, welche die moderne Kriegsführung an die Kavallerie stellt, und erörtert unter diesem Gesichtépunkte sodann 1) die Orga- nisation der Kavallerie in Bezug auf Stärke und taktische Einthei- lung der Truppen, 2) deren Ergänzung in Bezug auf Mannschaften und Pferde, 3) deren Bekleidung, Ausrüstung und Bewaffnung, 4) deren Ausbildung im Reiten und Fechten, im theoretischen Unter- richt, im Exerzir- sowie Manövrir-Reglement und in der Felddienst- Instruktion, 5) deren Verwendung in allen Aufgaben des Krieges, \chließlich 6) deren Führung.

Neuntausend Exemplare sind- bereits von dem Auto- graphenalbum „Aus Sturm und Noth“ verkauft worden, welches die Verlagshandlung des „Deutschen Familienblattes* (I. H. Schorer) hierselbst zum Besten der Gesellschast zur Rettung Schiffbrüchiger im leßten Sommer herausgegeben hat, Der Reinertragdieses Verkaufs ergiebt eine ziemlich an- sehnlihe Summe für ie menschenfreundlihen Zwecke der Rettungs- gesellschaft, und ihre Mannschaften, die braven Seeleute, welche in den leßten Herbststürmen so häufig ihr Leben wieder für die vom Wasser Bedrängten aufs Spiel set:ten, werden mit Freuden hören, daß die Nation mit ihrer Sympathie binter ihnen steht, und daß auf alle Fälle für die Familien derer gesorgt wird, welche einst nicht wiederkehren sollten. Es bleibt aber noch genug zu thun übrig; zur Vermehrung der Stationen und der Böte is immer noch viel Geld nöthig. Darum, wer si eine doppelte Weihnachtéfreude be- reiten will, der kaufe dieses interessante, rei gebundene Album, welches alle ähnlichen Werke des Auslandes durch seine Vollständig- keit bei Weitem übertrifft und zu mäßigem Preise durch jede Buch- handlung zu beziehen ist. Eine Kaiserausgabe auf starkem Papier, in größerem Format und mit zweifarbigem Dru, bereitet die Ver- lagshandlung zu Weihnachten vor. Diese Ausgabe wird nur in 450 Eremplaren gedruckt, wovon jedes einzelne seine Nummer erhält.

Unter den für den Weibhnacbtstish besonders geeigneten Prachtwerken nimmt „Ariosts Rasender Roland“, illustrirt von Gustav Doré, mit 81 Vollbildern auf Kupferdruckpapier und 525 Tert-JIllustrationen, metrisch übersetzt von Hermann Kurz, eingeleitet, revidirt und mit Anmerkungen reichhaltiger Art versehen von Paul Heyse, Verlag von S. Scottlaender in Breslau, eine der ersten Stellen ein. Es ist in der That eine hôchs glückliche That ver- einter literarischer, fkfünstleriswher und buhändlerisher Kräfte, dem deuts{Wen Publikum das wundersame, ewig jugendlihe Werk des italienischen Dichters vorzulegen, von welwem Goethe sagte, daß, wie die Natur die innig reiche Brust mit einem grünen, buntenKleide dede, er Alles, was den Menschen nur chrwürdig und liebenswürdig machen könne, ins Gewand der Fabel hülle, und zwar in einer Ausgabe vorzulegen, deren künstlerishe Ausstattung des großen Dichternamens, den sie verberrlihen helfen soll, vollkommen würdig is. Jede geringere Kraft als die cines Doré, würde an der Größe der Aufgabe ge- \cheitert sein, aber in keinem Werke hat er sein Genie so ganz und voll offenbart als in dem Roland, welcher seiner Eigenart in seltener Weise entsprach und ihm die vielseitigste Gelegenheit gab, seine Kunst in genialster Weise zu bethätigen. Nicht wie eine künstlerisch um- geworfene Maskenhülle, sondern als naturgemäßes Kleid voll Anmuth und Schönheit hat er die Dichtung mit einer Fülle von Bildern ge- \{chmückt. Die Uebersetzung ist das Werk eines gewiegten Dichters, welcher Jahre seiner frishesten Kraft darauf verwendet und seine Aufgabe, das Original in einer minder meteviojen Spracbe, die italienischen Ottave festhaltend, nahzudichten, meisterhaft gelöst hat. Mit besonderem Glü ist ihm kdie Leichtigkeit des Tons gelungen. Der Peraudgerer Paul Heyse hat sich bei der Herausgabe, abgeschen von einzelnen Verschönerungen der dich‘erischen Form, ein großes Verdienst da-

dur erworben, daß er mit feinem Blike und entschiedener Hand aus dem Texte alles entfernte, was den Geboten deutscher Sitte widerstreben und dem Zutritt in die Familie hinderlih sein konnte Uns liegen die Hefte Nr. 31—45 des Werkes vor, in denen si die dich- terishe Phantasie Ariosts und Dorés verschwistert haben. Eine auch nur flüchtige Wiedergabe des Inhalts is wegen des großen Umfanges und Reichthums deffelben unmögli. Unverkürzt ist nur der Genuß eigener Anschauung. Wir bemerken aber auch noch, daß das Werk bereits fomplet und zu demselben von der Verlagshandlung ein starker Originalband von prächtiger Ausstattung in Maroquin-Leder zu 15 Æ#., in Leinwand mit Lederrücken zu 8 Æ hergestellt worden ist. Es kann das Werk aber auch in zwei Bände zertheilt, und zu demselben zwei Einbanddecken zum Preise von 30 bezw. 15 M be- zogen werden. Die noch rückständigen Pete des Werks wer- den ebenfalls von der Verlagshandlung auf Verlangen sofort ge-

liefert. Gewerbe und Handel.

Nach einer Bekanntmachung des Königlich däniscen Iustiz- Ministeriums vom 5. d. M. sind die zur Verhütung der Einschleppung von Cholera und gelbem Fieber nah Dänemark \. Zt. angeord- neten Quarantäne - Maßregeln ,*) soweit dieselben die Pro- ventenzen aus dem Hafen von Philadelphia betrafen, wieder außer Kraft geseßt worden.

Nach dem Bericht der Nürnberger Aktien-Bier- brauerei, vorm. Heinr. Henninger, über das am 30. September beendigte Geschäftsjahr 1880/81 ist die Produktion mit 81134 hl der vorjährigen gleih geblieben. Die Reparaturen sowie 14 125 , welche zur Erhöhung der Tragfähigkeit der Biertransportwagen in Folge veränderter Tarifirung verausgabt wurden, sind aus dem Be- triebéergebniß abgeschrieben. Durch fernere Abschreibungen von 100965 pro 1880/81 fteigen die Gesammtabschreibungen auf 788 968 4. Dem Reservefonds sind 5/9 mit 17453 M4 zugeschrieben, und steigt derselbe dadurch auf 96 830 4 Die Dividende beträgt 7% und 19321 M gehen als Vortrag in das neue Geschäftsjahr.

| M Verkehrs-Anstalten.

Die Rjäsan-Koslower Eisenbahn übernimmt in Folge starker Schneeverwehungen leine Garantie süc rechtzeitige Lieferung bei den nah Stationen ihrer Bahn bestimmten Gütern.

Triest, 12, Dezember. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Austria" is heute Vormittag 11 Ühr, mit der ostindisch- chinesishen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

New-York, 12. Dezember. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Main“, der Dampfer „Egypt“ von der National-Dampfschiffs-Compagnie (C. Mes- lingscde Linie) und der Hamburger Postdampfer „Gellert“ sind hier eingetroffen.

*) conf. „Reichs-Anzeiger“ Nr. 270 de 1881,

Berlin, 13. Dezember 1881.

Preußische Klassenlotterie. (Dhne Gewähr.)

Bei der heute angefangenen Ziehung oer 3, Klasse 165, Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:

1 Gewinn von 45 000 A6 auf Nr. 67 657.

3 Gewinne von 6000 6 auf Nr. 58 123. 75 164. 78 940.

1 Gewinn von 3000 46- auf Nr. 92 568. A R Gewinne von 900 4 auf Nr. 14 017. 29535. 66 607. 91 ;

13 Gewinne von 300 4 auf Nr. 7738. 32019. 34329, 41 286. 63113. 67953. 72 340. 83 517. 90 526.

9063, 68 081,

9348, 68 191,

Bekanntmachung,

Die Residenz Wien ift in diesen Tagen von einem ent- seßlichen Unglück heimgesuht worden, Bei dem Brande des dortigen Ring-Theaters sind viele Hunderte von Menschen jämmerlih zu Grunde gegangen und jede neue Nachricht von dort erhöht die Zahl der dabei Verunglückten und zur Zeit noch Vermißten.

Alle Gemüther sind von der Größe des Unglücks aufs Tiesste erschüttert und auch hier spricht sich vielfach der Wunsch aus, zur Linderung des namenlosen Elends nah Kräften bei- zutragen.

Zur leichtere Bethätigung dieses Wunsches erkläre ih mich hierdurch gern bereit, etwaige Unterstüßungen an Geld entgegen zu nehmen und den Behörden Wiens zu über- mitteln, und bitte deshalb, derartige Beiträge an den Vor- steher des Centralbureaus des Polizei-Präsidii, Herrn Polizei- Rath Caspar Zimmer 27 gelangen zu lassen, welcher von mir ermächtigt worden ist, über die eingehenden Gelder zu quittiren.

Berlin, den 10. Dezember 1881.

Der Polizei-Präsident. von Madai.

Das Central - Comité des deutschen Rothen Kreuzes trat am 10, Dezember nach längerer Unterbrechung wieder zu seinen Berathungen zusammen. In seiner leizten, am 17. Februar abgehal- tenen Sißzungwar Jhre Majestät die Kaiserin noch in vollem Wohlsein zugegen gewesen und hatte lebhaften Antheil an den Ver- handlungen genommen. Tief bewegt begrüßten die zablreid versam- melten Mitglieder jeßt die Allerhöchste Protektorin und Mitarbeiterin, welche schon von ibrem Krankenlager aus die Initiative in verschiede- nen wichtigen Fragen des Rothen Kreuzes erzriffen hatte und nun trotz der noch angegriffenen Gesundheit den Beginn der Arbeiten mit JFhrer Gegenwart bcechrte. Es fand während der Anwesenheit Aller- böcbstderselben namentlich die Berichterstattung über die Theilnabme der Vereine des Rothen Kreuzes an der im künftigen Jahre bevorstehen- den Auëstellung der Hygiene und des Rettungswesens statt. Auf An- ordnung Ihrer Majestät wird in der von dem Central-Comité auf- zustellenden Sammlung auß ein neu erfundenes Krankenzelt sich befinden, dessen Beschaffung für das Augusta-Hospital auf Kosten der Hohen Protektorin erfolgt ist, Nach einer halbstündigen An wesenheit verließ die Kaiserin die Versammlung, deren Tages- ordnung eine sehr reichhaltige war. Zu den wichtigsten Gegen- ständen derselben gehörte die von der Kaiserin im Hinblick auf den bevorstehenden internationalen Kongreß des Rothen Kreuzes wiederholt angeregte Frage: welche Stellung das deutsche Central- Comité zur Revision und Weiterbildung der Genfer Konvention zu nehmen haben würde. Zur Beantwortung dieser Frage ist bereits îm vorigen Jahre cin besonderer Ausschuß niedergesetit worden. Von dem Niederländischen Central-Comité des Rothen Kreuzes im Haag ist für die den Verwundeten des südafrikanischen Krieges (Boers) gewährte Beibülfe cin Dankschreiben eingegangen. Ebenso vom Comités zur Beschaffung einer bleibenden Mubestätte für die in und bei Bouillon beerdigten deutschen Krieger. Unter den eingegangenen verschiedenen Jahresberichten befand sich auch ein Bericht über die Sitzung des Aufsichtäcomits des unter dem Namen „Deutsche nationale Heilstätte* zu Loshwit gegründeten Kranken- hauses, Demselben sind bekanntli von dem preußischen Central- Comité, von der Kaiser Wilbelm-Stiftung und von dem Vaterländi- schen Frauenverein bedeutende Kapitalien zinsenlos zugewandt worden. Auch in jüngster Zeit hat Se. Majestät der Kaiser eine Unter-

stützung von 10009 M dorthin gelangen lassen. Das deutsche Central-