1882 / 18 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 21 Jan 1882 18:00:01 GMT) scan diff

der Landw. Inf. des 1, Bats. Landw. Regts. Nr. Pr. L, Weiß, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 113, zum Pr. Lt., befördert. Bethge, Sec. Lt. von der Res. des. Feld-Art. Regts. Nr. 4, zum Ee Lt, Olep, Droz, Sec. Us. von der Landw. Feld-Art. des es. Landw.- Regts. Nr. 40, Holzapfel, Sec. Lt. von der Res. des Naff. Feld-Art. Regts. Nr. 27, Biert, Sec. Lt. von der Landw. Feld-Art. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 68, zu Pr. Lts., Span - enberg, Sec. Lt. von der Landw. Feld-Art. des 2. Bats. Landw. egts. Nr. 114, zum Pr. Lt., Kühnast, Pr. Lt. von der Res. des ‘ie Sazh Regts. Nr. 2, zum Hauptm., Walter, Sec. Lt. von der andw. Fuß-Art. des Res. Landw. Regts. Nr. 38, zum Pr. Lt. unck, Sec. Lt. von der Landw. Fuß-Art. des 1. Bats. Landw. egts. Nr. 79, zum Pr. Lt. befördert. Harz, Hauptm. von den Landw. Pion. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 16, der Charakter als Major verliehen. Scchimpke, Sec. Lt. vom Landw. Train des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 90, zum Pr. Lt. befördert.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, 14. Januar. von Wulffen, Oberst z. D.,, von der Stellung als Bez. QERMINYeUE des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 1, mit der Er- laubniß zum Tragen der Unif. des Inf. Regts. Nr. 41, entbunden. Schroeck, Pr. Lt. vom Füs. Regt. Nr. 33, mit Pension nebst Aus- fiht auf Anstellung im Civildienst und der Armee-Uniform der Abschied bewilligt. Deichmann, Sec. Lt. à la suite des Ulan. Regts. Nr. 12, ausgeschieden und zu den Reserve- Offiz. des Regts. übergetreten.“ Roesni ck, Sec. Lt. vom Füs. Negt. Nr. 34, als Halbinvalide mit Pens. ausgeschieden und zu den beurlaubten Dffiz. der Landw. Inf. übergetreten. Fromme, Major z. D., zuleßt Abtheil. Commandeur im Feld-Art. Regt. Nr: 21) der Charakter als Oberst-Lt. verliehen. Trautmann, Major z. D,, zuleßt Abtheil. Com:uandeur im Feld-Art. Regt. Nr 16, unter Er- theilung der Criaubniß zum Tragen der Unif. des Feld. Art. Regts. Nr. 22, in die Kategorie der mit Pension verabschiedeten Offiziere zurückverseßzt. von der Delsniß, Premier-Lieut. vom Infanterie- Regt. Nr. 72, mit Pens, der Ausficht auf Anstellung in der Gensd. und der Armee-Unif., Luchs, Hauptm. und Comp. Chef vom Gren. Regt, Nr. 6, als Major mit Pens. nebst Ausficht auf Anstellung im Civildienst und der Regts. Unif., Wiener, Pr. Lt. vom Füs. Regt. Nr. 37, als Hauptm. mit Pens. nebst Aussicht auf Anstellung im Civildienst, der Abschied bewilligt. v. Hahn, Sec. Lt. von dems. Regt., als Halbinvalide mit Pens. nebs Aussicht auf Anstellung im Civildienst ausgeschieden und zu den beurlaubten Offizn. der Landw. Inf. übergetreten. v. Nordeck, Oberst und Commandeur des Füsilier-Regiments Nr. 38, in Genehmigung seines Abschieds- gesuhes mit Pension und der Regiments-Uniform zur Disposition gestellt. Rösener, Sec. Lt. vom Inf. Negt. Nr. 63, Habel, Secc. Lt. à la suite des Hus. Regts. Nr. 6, ausgeschieden und zu den Res. Offizn. der betref. Negtr. übergetreten. Klingelhöfer, Sec. Lt. vom Füs. Negt. Nr. 40, auêgeschieden und zu den Res. Offizieren des in übergetreten. v. Rappard, Rittm. und Eskadr. Chef vom Ulan Regt. Nr. 14, als Major mit Pens. und der Regts. Unif., Graf v. Berlichingen, Sec. Lt. vom Drag. Regt. Nr. 20, der Abschied bewilligt. Bielefeld, Sec. Lt. vom Ulan. Regt. Nr. 4, ausgeschieden und zu den Res. Offizn. des Reats. übergetreten. Frhr. v. Thielmann, Pr. Lt. vom Ulan. Regt. Nr. 7, mit Pens. und der Armee-Uniform, Crusius, Hauptm. und Battr. Chef vom NEe Negt. Nr, 7; mit Peus. nebst Aus\si{t auf

nstellung im Civildienst und der Uniform des Feld-Art. Regts. Nr. 18, Wegener, Pr. Lt. vom Feld-Ark. Regt. Nr. 20, als Hauptm. mit Pens. und der Armee-Uniform, Niß sche, Hauptm. und Comp. Chef vom Fuß-Art. Regt. Nr. 5, als Major mit Pens. nebst Aussicht auf Anstellung im Civildienst und seiner bisher. Uniform der Abschied bewilligt. Vincenz, Oberst vom Stabe des Ing. Corps und Inspect, der 5. Fest. Inspekt., in Ge- nehmigung seines Abschied8gesuches mit Pens. und seiner bisherigen Unif. zur Disp. gestellt. Beli t, Rittm. und Comp. Chef vom Train-Bat. Nr. 6, mit Pens. nebst Aussicht auf Anstellung im Civil- dienst und der Uniform des Drag. Regts. Nr. 8 der Abschied be- willigt. Kühn, Pr. Lt. und Oberjäger vom Reit. Feldjäger-Corps, ausgeschieden und als Pr. Lt. zu den beurlaubten Dffizieren der Garde- Landw. Schüßen übergetreten.

Im Beurlaubtenstande. Berlin, 14. Januar. v. Rüts, Sec. Lt. vom Garde-Füs. Landw. Regt., Zeihe, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 2, Bats. Landw. Regts. Nr. 1, als Pr. Lt, Quadt, Sec. Lt. von der Res. des Gren. Regts. Nr. 1, Schlenther, Sec. Lt. von der Landw. Kav. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 3, v. Sypniewski, Pr. Lt. von der Landw. Kav. des 2. Bats, Landw. Regts. Nr. 5, Schoenermar ck, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 45, als Pr. Lt. Klettner, Pr. Lt. von der Landwehr-Kavallerie des 2. Bat. Landwehr-Regiments Nr. 48, als Rittmeister mit der Landw. Armee- Uniform, Hahn II., Pr. Lt. von der Landwehr-Infanterie des Res. Landw. Regts. Nr. 35, Otterstein, Sec. Lt. von der Landw. Kav. des 2. Bats Landw. Regts. Nr. 64, Kühne, Sec. Lt, von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 72. Matten - flott I., Pr. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Negts. Nr. 47, Mattenklott 11, Sec. Lt. von der Landw. Inf. desselben Bats., Frhr. von der Bor, Pr. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 55, Schaefer, Sec. L. von der Landwehr-Infanterie des 2. Bataillons Landwehr-Regiments Nr. 18, Rüggeberg, Premier-Lieutenant von der Landwehr-Kavallerie des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 56, mit der Landw. Armee-Uniform, Herberz, Sec. Lt. von der Landw. Kav. des 2. Bats. Landw.- Regts. Nr. 17, Fritßen, Pr. Lt. von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 65, Benrath, Pr. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts, Nr. 65, mit ter Landw. Armee-Unif, Schoeller, Sec. Lt. von der Res. des Hus. Regts. Nr. Schwarz, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 29, als Premier-Lieutenant der Abschied bewilligt. Brühl, Pr. Lt. von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 69, Michel, Pr. Lt. von der Landw. Inf des 1. Bats. Londw. Regts. Nr. 30, Habermeyer, Sec. Lt. v. d. Landw. Inf. d. 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 76, als Pr. Lt., Reff elt, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 1, Bats, Landw. Regts. Nr. 74, Lüerßen, Sec. Ll, von der Landw. Kav. des 1. Bats. Landw. Regim. Nr. 91, Bdöteführ, Pr. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 77, mit der Landw. Armce-Unif., Werner, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 79, als Pr. Lt, Loebbecke, Sec. Lt. von der Landw. Kav. desselben Bats., als Pr. Lt. mit der Landw. Armec-Unif.,, Ott 1,, Hamm, Sec. Lts, von der Landw. Inf. des Res. Landw. Bats. Nr. 80, Zimmer, Sec. Lieutenant von der Landw. Infanterie desselben Bataillons, Hettesheimer, Scconde-Lieutenant von der Landwehr-Infanterie des 2. Bataillons Landwehr-Regiments Nr. 110, Clemens, Sec. Lt. von der Landw. Kav. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 114, Jungcurt, Sec. Lt. von der Landw. Feld-Art. des Res. Landw. Regts. Nr. 40, Schwarz, Sec. Lt. von der Landw. Feld-Art. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 88, als Pr. Lt.,, Nei- chart, Sec. Lt. von der Landw. Feld-Art. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 95, Pfeil, Sec. Lt. von der Landw. Feld-Art. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 115, Escberih, Sec. Lt. von der Landw. Fuß-Art. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 83, Fahrenkamp, Pr. Lt. von den Landw. Pion. des Res. Landw. Regts. Nr. 40" Schönberg, Pr. Lt, von den Landw. Pion. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 42, Schröder, Pr. Lt. von der Landw. des Eisenbabn- Regts., als Hauptm. mit feiner bisher. Uniform, Denhoven, Sec. Lt. vom Landw. Train des 1. Bats, Land. Regts. Nr. 68, der Abschied bewilligt.

T7, zum

_

ly

NicchGtamtlicßes.

Dentsches Neich.

Preußen. Berlin, 21. Januar. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute den Vortrag des Militär-Kabinets entgegen und empfingen den Statthalter in Elsaß-Lothringen, Feldmarschall Freiherrn von Manteuffel, in besonderer Audienz.

Beide Kaiserlihe Majestäten diniren heute bei Zhren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz empfing gestern Mittag um 12 Uhr den Erb- Marschall der Kurmark Brandenburg, Kammerherrn Gans Edlen Herrn zu Putliß-Wolfshagen. |

Um 123/4 Uhr begab Sih Se. Kaiserlihe Hoheit mit Jhren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Wilhelm, dem Prinzen Christian zu Schleswig-Holstein und Sr. Hoheit dem Erbprinzen von Sachsen-Meiningen nach dem Königlichen Schlosse zum Kapitel des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler, und um 5 Uhr zum Diner zu Jhren Majestäten.

Am Abend besuchten Jhre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschasten mit Jhren König- lihen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Christian zu Schleswig-Holstein und der Erbprinzessin von Sachsen- E die Vorstellung im Friedrih-Wilhelmstädtischen Theater.

Der Schlußbericht über die gestrige Sihung des Reichsta ges befindet sih in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (31.) Sißung des Reichstages, welcher der Staats-Minister Bitter und mehrere Bevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kommissarien desselben beiwohnten, machte der Präsident zunächst dem Hause die Mittheilung, daß ein Bericht der Reichs\huldenkommission eingegangen sei. Das Haus trat darauf in die Tagesordnung ein. Erster Gegenstand derselben war die Fortseßung der zweiten Be- rathung des Entwurfs eines Geseßes, betreffend den Beitrag des Reichs zu den Kosten des Anschlusses der freien und Hansestadt Hamburg an das deutsche Zollgebiet, auf Grund des Berichts der V1. Kommission. Die Berathung wurde bei 8. 2 fortgeseßt.

Der Abg. Schlutow führte aus, für ihn handele es ih bei der Vorlage einfach um praktische Politik in einer mate- riellen Frage. Jn einer Kritik der Rede des Abg. Bamberger konstatirte Redner sodann, daß es für Hamburg in erster Linie darauf ankomme, ein Definitivum zu hafen, aus dem Zustand der Unruhe herauszukommen, der dort seit 1879 be- standen habe. Hierdurch werde nicht nur Hamburg, sondern dem Gesammtvaterland ein großer Dienst geleistet. Er empfehle aus diesem Grunde die Annahme der Vorlage.

Der Bundesraths-Kommissar hamburgische Sekretär Roe- loffs trat für die Vorlage ein, indem e in längerer Nede dar- legte, wie dieselbe das Freihafengebiet Hamburgs sichere, und die Erfüllung einer nationalen Forderung bringe. Weiter be- deute dieselbe auh eine greifbare Förderung des deutschen Exports und werde endlich eine innige Verbindung des Exports mit der Jndusirie möglih machen.

Dex Abg. “Meier (Bremen) erklärte, er halte noch immer dafür, daß die Freihafenstellung der Hansestädte Bremen und Hamburg Deutschlands Juteressen niht shädige. Da aber die Meinung jeßt allgemein dahin gehe, daß der Zollans{hluß der Städte geboten sei, so werde au er nicht gegen denselben opponiren, vorausgeseßt, daß sich derselbe vollziehe unter Bedin- gungen, die es den Seestädten ermöglichten, ihrer Aufgabe, den Weltverkehr mit Erfolg zu vermitteln, gerecht zu werden. Diese Bedingungen sehe er in der Vorlage erfüllt, und darum trete er auh für sie ein. Bei der weiteren Prüfung der Vorlage kam der Redner zu der Forderung, daß es für die gedeihliche Entwicklung des Handels von Bedeutung fei, wenn sich die Regierung bald zu der Gewährung der Zollerleichterungen entschließen wolle, die in den Kommissionsberathungen in Ausficht gestellt seien. Es sei vor Allem aber dringend geboten, daß die Ein- richtungen, die diese Vorlage}erfordere, so rasch als möglich fertig- gestellt würden. Das Projekt an sich sei so vortresflih, daß es Bremen die Konkurrenz sehr ershweren würde. Das halte ihn aber nicht davon ab, neidlos für die Vorlage einzutreten.

Der Abg. von Kardorff wandte sich zunächst gegen die Ausführungen, die der Abg. Bamberger gestern gemacht have. Zur Vorlage bemerke er, daß er bedauere, in derselben die Interessen der Landwirthschaft nicht so berücksichtigt zu sehen, wie er gewünscht. Aber er erkenne an, daß man wisse, was unter den jeßigen Umstänten zu erreichen gewesen sei, und überdies stehe ihm der nationale Erfolg, den diese Vorlage bedeute, höher als jeder materi.lle Vortheil.

Der Abg. von Kleist:Nezow vertheidigte gleihfalls den nationalen und idealen Charakter, den die Vorlage trage ; die spöttishen Bemerkungen des Abg. Bambe:ger hierüber seien nur wenig am Plaße. Durch den Eintritt in den Zoll- verband werde Hamburg erst seine rechte Bedeutung sür Deutschland erhalten. Die Kosten, die der Zollanshluß ver- ursache, seien gering, wenn man bedenke, was der Anschluß Frankfurts im Jahre 1836 gekostet habe.

Der Abg. Richter (Hagen) meinte, man sclle doch nicht von nationalen Gesichtspunkten bei einer Frage reden, die mit folchen nichts zu thun habe. Die Aeußerungen der Abgg. Meier und Schlutow kämen für ihn bei dieser Gelegenheit weniger in Betracht, da sie als Vertreter zweier Seestädte nmiht ganz unbefangen urtheilten. Er hätte es für zweckmäßiger gehalten, wenn die Millionen, die jeßt für Hamburg ausgegeben werden sollten, sür Kanäle im nnern und den Bau von Sekundärbahnen verwendet wurden. Die Belastung, die Hamburg selbst durch die Vorlage erführe, würde siher nachtheilig auf die Stadt und alle Die, welche geshäftlih mit derselben in Verbindung ständen, ein- wirken. Man solle doc) nicht sagen, daß die Hamburger den Anschluß freudig aufgenommen hätten. Wer die kühlen und zeshästsmäßigen Reden der Vertreter Hamburgs gehört, habe den- selben nur entnehmen können, daß fich die Hamburger einfach auf den Boden der vollzogenen Thatsachen gestellt hätten. Die treibende Kraft in dieser ganzen Frage sei allein der Wille des Reichs- kanzlers. Ein Nachfolger desselben könnte dieselbe für ganz unpraktish halten, Man sage wohl, Hamburg müsse Ruhe haben, es müsse ein Definitivum geschaffen werden. Diese Beunruhigung habe bis jegt nur in der Einbildung bestanden, aber sie werde kommen, wenn man der Vorlage zugestimmt haben würde, Er bitte daher, dieselbe abzulehnen.

Bei Sehluß des Blattes ergriff der Staats-Minister Bitter das Wort.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat, wie das „Centralblatt der Bauverwaltung“ mittheilt, beschlossen, in Zukunft auch Regierungs-Baumeister und Regie- rungs-Maschinenmeister und zwar in solcher Zahl, wie solhe dem dauernden Bedürfniß entspricht, in derselben Weise wie son bisher bei den Regierungs-Assessoren üblich, definitiv in den Staats-Eisenbahndienst zu übernehmen. Zunächst sind die Königlichen Eisenbahn-Direktionen veranlaßt worden, sich über die Bedürfnißfrage innerhalb der einzelnen Direktionsbezirke zu äußern. Für die den Verwaltungen übertragenen Neubauten sollen nur so viele Beamte zur defini- tiven Uebernahme in Aussiht genommen werden, als nah der Eröffnung des Betriebes auf den betreffenden Strecken zur Bewältigung der Geschäfte dauernd erforderlich sind.

7- Nach dem Tarif des Geseßes vom 30. Mai 1873 sind von der Erbschaftssteuer unter Anderem besreit:

„lg. Vom Staate genehmigte Hospitäler und andere Ver-

forgungsanftalten oder andere milde Stiftungen, welche vom

Staate als solche ausdrücklich oder durch Verleihung der Rechte i

juristischer Personen anerkannt sind.“

Nach einer Entscheidung des Reichsgerihts vom 25. April 1881 steht dieses Privilegium der Steuerfreiheit au solchen auf Personenvereinen basirten Stiftungen zu, welche zur Zeit des zu versteuernden Anfalls noch nicht in der angegebenen Weise vom Staate anerkannt sind und daher an sih nach C. e, oder D. zur Erbschaftssteuer heranzuziehen sein würden, welche aber in Folge des Anfalls sich um die staat- liche Anerkennung bewerben und dieselbe erhalten.

Nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, vom 21, Februar v. J., fällt der §. 6 Theil I! Titel 2 des Allge- meinen Landrechts (das Zeugniß der Mutter soll weder für noch wider die Rehtmäßigkeit eines in stehender Ehe ge- borenen Kindes etwas beweisen) unter den 8. 14 Abs. 2 Nr. 2 des Einführungsgeseßes zur Civilprozeßordnung, nah dessen Bestimmung diejenigen Vorschriften außer Krast treten, „welche in Ansehung gewisser Rechtsverhältnisse einzelne Arten von Beweismitteln ausschließen“.

Jn Uebereinstimmung mit einem vom 1. Strafsenat des Meichsgerihts ergangenen Urtheil vom 29. September v. 738. hat das Reichs gericht, 11, Strafssenat, durch Ur- theil vom 23. November v. Js. ausgesprochen, daß der Ver- kauf von Loosen zu einer für bestimmte preußische Pro- vinzen gestatteten Lotterie in einer anderen preußischen Pro- vinz Seitens eines Loosehändlers nicht als Veranstaltung einer verbotenen Lotterie aus §. 286 des Strafgesezbuhs und au nicht aus der besonderen Strafbeslimmung der preußischen Verordnung vom 5. Juli 1847, betreffend den Verkauf von Loosen ausländischer Lotterien strafbar ist, Wohl aber ist dieser Verkauf als Theilnahme an einer verbotenen Veran- staltung zu bestrafen, wenn der Lotterie-Unternehmer, welhem die Konzession für eine bestimmte Vrovinz gegeben worden, durh einen Agenten als Mittelsperson für Nechnung des Lotterie-Unternehmers in einer anderen Provinz Loose ver- kaufen läßt. Jn diesem Falle ist der Lotterie-Unternehmer wegen Veranstaltung einer verbotenen Lotterie und der Collecteur wegen Theilnahme an diesem Vergehen zu bestrafen.

Der zum Kaiserlihcn Minister-Residenten bei der Ne- publik Chile ernannte Legations-Rath Freiherr Schenck zu Schweinsberg ist auf seinem Posten eingetroffen und hat die Geschäfte der Mission übernommen.

Sachsen. Dresden, 29. Januar. (Dr. J.) Die Zweite Kammer bewilligte in ihrer heutigen Sitzung die Kap. 8 bis 15 des Etats der Ueberschüsse, Berg-, Hütten- und Münzetat, und Kap. 11 B. der Ueberschüsse in dem Nachtrag zum ordentlihen Staatshaushalts-Etat auf die Finanzperiode 1880/81 nah der Regierungsvorlage. Hiernach betrugen die Ueberschüsse bei Kap. 8, Porzellanmanufaktur, 370000, bei Kap. 9, Steinkohlenwerk zu Zauckerode, 515000 4, bei Kap. 10, Braunkohlenwerk zu Kadißsh, 27 500 K, bei Kap. 11, Bergbau und fiskalishe Hüttenwerke bei Frei- berg, 855 060 M, bei Kap. 12, Blaufarbenwerk Oberschlema, 192 000 M, bei Kap. 13, fiskalische Kuxantheile am Privat- blaufarbenwerke, 23 884 M. und bei Kap. 14, Rothschönberger Stollen 54 000 # ; Kap. 15, Münze, bilanzirt in Einnahme und Ausgabe mit 19 760

Oesterreich-Ungaru. Wien, 19. Januar. (Wien. Ztg.)

Die Staatsvertrags-Kommission des Herrenhauses Vericht über die mit Frankreich abgeschlossene provi- sorishe Han delskonvention vom 7. November 1881 vorgelegt. Jn demselben wird der Umstand hervorgehoben, daß die derzeitig bestehenden zollpolitishen Konjunkturen Frank- reis ebenso wie in unserer Monarchie dem Abschlusse eines definitiven Handelsvertrages hindernd im Wege stehen und daß der Abschluß eines neuen Provisoriums, wie es jeßt vor- liegt, das cinzig Räthliche sei. Die Staatsvertrags-Kommission empfichlt daher, der Vorlage die verfassungsmäßige Zustim- mung zu ertheilen.

420. Januar. Die über Zusanmerstöße in Süd- Dalmatien verbreiteten Nachrichten werden in einer Mittheilung der „Politishen Corresp.“ aus Serajewo, wie folgt, rihtia gestellt: Eine aus zehn Mann bestehende, mit Ausbesserung der Telegraphen beschäftigte Jnfan- terie - Patrouille wurde am 16, Januar bei Tepure in der Nähe der montenegrinishen Grenze von einer etwa 100 Mann starken Bande angefallen. Dieselbe hielt si, bis eine Compagnie aus Bilek heranrückte, wonach die Bande unter Mitnahme von Todten und Verwundeten die Flucht ergriff. Die Truppen hatten fünf Verwundete.

Das „Fremdenblatt“ ist in der Lage, die Nachrihht, daß die Pforte gegen die Maßregeln in Bosnien und in der Herzegowina Protest cingelegt oder einen Protest in Aussicht gestellt habe, auf Grund bester Jnformationen als vollkommen unbegründet zu bezeichnen.

P est, 21. Januar. Das amtliche Blatt veröffentlicht die Ernennung des Bischofs Angvelics zum serbischen Metro- politen in Carlowiß.

Großbritannien und Jrland. London, 20, Januar. (W. T. B.) Den in Kilmainham in Haft gehaltenen irischen Agitatoren Parnell, O'Kelly und O'Brien wurde gestern

Abend offiziell mitgetheilt, daß ihre Haft um drei Monate verlängert worden sei.

hat den

Frankreih, Paris, 20. Januar. (W. T. B.) Die

die Ansicht der Regierung vertretenden Zeitungen sagen, da5

das gestrige Votum der Kammer die Lage der Frage ver- ändert habe. Die Hauptdebatte könne sih jeßt niht mehr um die Frage des Listenskrutiniums drehen, sondern um die Frage, ob die Revision eine beschränkte oder vollständige sein werde. Das Kabinet verbleibe unwiderruflich auf dem von ihm ge- wählten Terrain. Gambetta werde vor der Kammer für die be- shränkte Revision eintreten. Déèr Conseils-Präsident und die 33er Kommisfion hegten gleihmäßig den Wunsch einer \{leu- nigen Lösung. Die Kommission habe heute mit Gambetta selbst konferiren wollen ; cs sei wahrscheinli, daß diese Kon- ferenz morgen stattfinde. Mehrere Zeitungen weisen darauf hin, daß der Senat eine unbeschränkte Revision mit Sicherheit ablehnen werde, und daß die Kammer, selbst also wenn sie sih für eine unbeschränkte Revision ausspreche und wenn sie die Omnipotenz des Kongresses erkläre, die Revision unmög- lich mache. Der „Temps“ meint: ein folches Resultat werde zahlreihen Wünschen von Deputirten und auch einem ansehn- lichen Theile der öffentlihen Meinung entsprechen.

(Fr. Corr.) Aus Tunis wird unter dem 17. Jas nuar telegraphirt :

Taïeb-Bey. Bruder des Mohammed-es-Sadok, ist heute früh von den Ministern der Marine und des Krieges, Ahmed Saruk* und Si Solim verhaftet worden. Ahmed Saruk, der ein Verwandter der regierenden Familie ist, drang in den Marza-PValast, welchen Taïeb-Bey hewohnt, ein und bemächtigte sich seiner Person. Taïeb wurde in einem Wagen, welchen Zaptiehs und Spahis geleiteten, nach dem Bardo gebracht und dort in ein Gemach eingesperrt, welches ihm zum Gefängniß bestimmt ist. Er wird mit allen seiner Geburt \{chuldigen Rücksichten behandelt werden. Der Bey hat sih ent- \{lossen, ihn zu verhaften, weil er die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß die Umtriebe Taïeb-Beys im Innern der Regentschaft und selbst im Auslande darauf abzielten, ihn zu entthronen. Sendlinge Taïehb- Beys haben in der That ganz Tunesien durchstreist und Individuen für seine Sache gewonnen, indem sie ihnen vortheilhafte Stellungen versprachen für den Fall, daß er ans Nuder käme.

Sale On 20 Jana D B) Dié Deputirtenkammer hat heute in dringliher Berathung sämmtliche Artikel des Wahlreformentwurfs in der vom Senat beschlossenen Fassung angenommen. Die Abstimmung über den ganzen Geseßentwurf erfolgt morgen.

Türkei. Aus London, 20. Januar, meldet „W. T. BV.“* Die von den Fnhabern türkischer Obligationen ab- gehaltene Versammlung hat das von Bourke wegen der tür- fischen Staatsschuld verhandelte Arrangement angenommen.

ur v2Ra

Serbien. Belgrad, 20. Januar. (W. T. B.) Der vormalige Metropolit Michael ist wegen beleidigender Aeußerungen über den Fürsten nnd über die Regierung zur Untersuchung gezogen worden. F

Nußland und Polen. St. Petersburg, 21. Januar. {W. T. B.) Der „Regierungs-Anzeiger“ veröffentlicht eine Verfügung des Ministers des Jnnern, durch welche das Erscheinen der Zeitung „Porjadok“ auf drei Monate ver- boten wird. Astrahan und Zarizin sollen mittelst Eisenbahn verbunden werden. :

Dis Joa de S PEbeLo bo ULA meint; bié österreichish- ungarishe Presse beshuldige Serbien und Montenegro mit Unrecht, die Bewegung in der Herzego- wina zu begünstigen.

Schweden und Norwegen. Christiania, 17. Ja- nuar. Die bei der Eröffnung des außerordentlichen Storthings von dem Staatsrath Halliesen verlesene Thronrede hat folgenden Wortlaut :

Gute Herren und norwegishe Männer! Wenn ich diesmal vor der ordentlich bestimmten Zeit des Zusammentritts des Storthings Ihre Mitwirkung fordere, so ist dies veranlaßt dur neulich beendete Verhandlungen, betreffend den Abs{luß neuer Handels- und Schiff- fahrtstraktate ¿zwischen den vereinigten Reichen und Frankreich, an Stelle derjenigen, die nah beinahe 17 jährigem Bestehen am nächsten 8. Februar ablaufen. Das Resultat dieser Verhandlungen wird nun gleichzeitig dem Storthinge Norwegens und dem Reichstage Schwe- dens zur Prüfung vorgelegt werden. Jch bin davon überzeugt, daß dies gesehen wird mit voller Würdigung der großen Bedeutung der Sache für mehrere unserer wichtigsten Erwerbs8zweige.

Mein hochgeliebter Sohn, der Kronprinz, hat, wie den Mit- gliedern des Storthings bekannt sein wird, im vergangenen Herbst einen ihm und meinem Vaterherzen theueren Wunsch erfüllt gesehen, indem er die von ihm erkorene Braut in- die Vereinigten Reiche heimführen konnte. Es ift weine Hoffnung, daß diese Verbindung für das Volk wie für das Königshaus zum Segen werden wird.

Das Verhältniß der vereinigten Reiche zu den fremden Mächten ist fortgesetzt in jeder Beziehung ein freundschaftliches.

Während des Zeitraums, der seit ter Erstattung des vorigen Berichts über den Zustand des Reiches verlaufen ist, haben \i dessen öfonomishe Verhältnisse im Ganzen genommen unzweifelhaft ver- bessert, wenn auch der Fortschritt nicht bedeutend ist. Die Eisenbahn zwischen Drammen und Laurvig ist vollendet, und auf der Meraker- bahn ein geordneter Betrieb, soweit es die Umstände gestatten, ein- zeführt worden.

Da die ordentliche Sessionszeit des Storthings so nahe bevor- stehend ist, daß die Thätigkeit des außerordentlichen Storthings \o gut wie ohne Unterbrechung im 31. ordentlichen Storthing wird fortgeseßt werden könnnen, fo gedenke ih bereits dem gegenwärtigen Storthing verschiedene Propositionen vorzulegen, die, wenn auch ihre vollständige Behandlung vor dem S@{lusse nit erwartet werden kann, doch hier in vorläufige Erwägung genommen werden können.

Ich erflehe den Segen des Himmels über Ihre Arbeiten und verbleibe Ihnen, gute Herren und norwegiswe Männer, mit aller Königlichen Huld und Gnade wohlgewogen.

Gegeben auf Stockholms S{loß, den 14, Januar 1882,

Oscar. R. Kierulf.

Dänemark. Kopenhagen, 18. Fanuar. (Hamb. Corr.) Das Landsthing trat heute Vormittag zu einer Sizung zusammen, um die 9 Mitglieder der Zollkommission zu wählen. Nach Eröffnung der Sitzung theile der Präsident mit, daß ihm von Seiten mehrerer Mitglieder ein Schreiben zugegangen sei, in welhem zur b:}seren Beförderung der Sache beantragt werde, die Zahl der Kommissionsmitglicder von 9 auf 11 zu erhöhen. Er, dec Präsident, werde eine neue Sizung anberaumen, damit über den Antrag entschieden werden könne. Jn der alsdann um 2!/, Uhr eröffneten außer- ordentliher Sihung wurde der erwähnte Antrag einstimmig angenommen und die Wahlen vollzogen.

Afrika. Egypten. Kairo, 21. Januar. (W. T. B.) Die Notabelnversammlung hat die absolute Ministe r- verantwortlichkeit beantragt. Nur zwei Minister erklär- ten fih gegen den Antrag.

Zeitungsstimmen.

Der „Düsseldorfer Anzeiger“ schreibt bei Be- sprehung des von dem Abg. Dr. Buhl und Genossen im Reichstage eingebrahten Gesezentwurf, betreffend „die Ent- schädigung bei Unfällen und die Unfallvecsiherung der Ar- beiter“:

Sollte dieser Entwurf von der Mehrheit des Reichstags und von den verbündeten Regierungen zum Geseße erhoben werden, was glück- lier Weise nicht zu erwarten ist, so stehen wir nicht an, die Er- klärung abzugeben, daß dadurch die Erxiftenzsähigkeit der deutschen Industrie in vielen Fällen geradezu gefährdet sein dürfte.

Die Unfallsvorlage der verbündeten Regierungen wollte alle In- teressenkreise zur Leistung der Versicherungsprämien heranziehen und dadurch die Industrie vor einer Ueberbürdung s{hüten. Der (Entwurf der Herren Dr. Buhl und Genossen, von der wirthschaftlih unhaltbaren und ganz ungere{tfertigten Ansicht ausgehend, daß alle Unfallslasten, auch diejenigen, welche durch Verschulden der Arbeiter herbeigeführt wer- den, zu den Produfktionéfosten gehören, legt den Unternehmern ‘ohne Weiteres die Pflicht auf, für Unfälle aller Art die festgesetzten Ent- \chädigungen allein aus ihren Mitteln zu leisten.

Die Vorlage der verbündeten Regierungen ging von dem zu- treffenden Gesichtspunkte aus, daß für die kleineren Verletzungen, welche in wenigen Wochen geheilt werden, ohne die Arbeitéfähigkeit des Arbeiters dauernd zu beeinträchtigen, durch die bestehenden und, wie allgemein anerkannt wird, f\egensreih wirkenden Kranken- kassen hinreichend gesorgt sei, und daß die Errichtung solder Kassen in den wenigen Fällen, wo es biêher noch nicht geschehen ist, sehr leicht zu bewerkstelligen sein würde. Der Entwurf der Herren Dr. Buhl und Genossen wälzt dagegen die Ent- \cädigungspflicht son vom Augenblicke der Verleßung an ohne alle Noth dem Unternehmer auf, steigert dadurch nicht allein die Lasten desselben, fondern öffnet auch der Simulation Thor und Thür und ist deshalb geeignet, auch die Moral und das sittlihe Verhalten der Arbeiter zu untergraben.

Die Vorlage der verbündeten Regierungen ordnete an, daß das Reich und resp. die einzelnen Staaten Landes-Versicherungsanstalten errihten follen, um den Arbeitern die erforderlihe Garantie dafür zu verleilen, daß die ihnen zugesprohenen Renten jeder- zeit unverkürzt gezahlt werden würden. Nah dem Entwurfe der Herren Dr. Buhl und Genossen soll diese Sicherheit dadurh gewonnen werden, daß für jede festgestellte Rente das zur Deckung erforderliche Kapital bei der von dem Bun- desrathe hierfür bestimmten Stelle zu hinterlegen und bei eintretenden Veränderungen bis zur Sicherheitshöhe zu ergänzen ist. Es ist von felbst cinleuchtend, daß diese ganz abnorme Festlegung bedeutender und stetig anwachsender Kapitalsbeträge, die, wenn sie in pupillarisch sicheren Papieren vor sich geht, einen sehr geringen Zins\saß abwerfen, den Geschäftsbetrieb der Versicherungsanstalten wesentlich erschweren und dadurch die Prämien ganz erheblich vertheuern würde.

Die Vorlage der verbündeten Regierungen wollte die Entstehung von Prozessen möglich vermeiden, und insbesondere dahin wirken, daß nicht, wie es jeßt der Fall ist, die Versicherungs-Gesellschaften ein Interesse daran haben, daß der Arbeiter mit seinen Ansprüchen unterliegt. Der Entwurf der Herren Dr. Buhl und Genossen ver- weist die Arbeiter, sofern es micht zu cinem Vergleih kommt, ein- für allemal auf den Weg des Prozesses und hat dafür gesorgt, daß das Interesse der Versicherungsanstalten mit ihrer, den Arbeitern feindlichen Tendenz zur Negel wird.

Während die Vorlage der verbündeten Regierungen die bestehen- den Kommunal- und staatlichen Organe zur Abwickelung des ge- fammten Versicherungsgeschäfts heranziehen will, wird in dem Ent- wurfe der Herren De. Buhl und Genossen ein Heer neuer Beamten geschaffen, und während die Vorlage der verbündeten Regierungen deutlich die Absicht zeigte, der deutschen Industrie und dem deutschen Ge- werbefleiße fördernd zur Seite zu stehen und ihm die Konkurrenz mit dem Auslande nicht unnüßerweise zu ershweren, ist der in Rede stehende Ent- wurf von einem Geiste durhweht, welcher sich_in Bezug auf die Interessen der Industrie und des Gewerbes niht nur indifferent, fondern geradezu feindlich verhält.

Während die Vorlage der verbündeten Regierungen das Streben offenbarte, die Unfallsfrage mögli aus dem Bereiche der Privat- streitigkeiten zwischen Unternehmern und Arbeitern heraus8zuheben und dadurch die nothwendige Eintracht zwischen allen Faktoren des Wirth- \chaftsbetriebes zu fördern, wird in dem Entwurfe der Herren Dr. Buhl und Genossen die Zahl der Prozesse zwischen Unternehmern und Arbeitern ins Unendliche vermehrt, wodur der soziale Frieden un- möglich gewinnen kann.

Wir beschränken uns darauf, nur die wichtigsten Mängel und Uebelstände diefer Vorlage hervorzuheben, und glauben, hinreichend dargethan zu haben, daß der Entwurf der Herren Dr. Buhl und Ge- nossen nicht nur den beabsichtigten Zweck verfehlen, sondern auch die Industrie und den Gewerbebetrieb im höchsten Grade gefährden würde.

Die Industrie hát die

Vorlage der verbündeten Re- gierungen mit Freuden

begrüßt, und hat sofort ihre Be- reitwilligkeit zu erkennen gegeben, in den dort gezogenen Grenzen die nothwendigen Opfer zu bringen, und sie ist auch heute bereit, im Interesse des sozialen Friedens und der Auf- besserung der Lage der Arbeiter, soweit sie es vermag, Lasten auf sich zu nehmen. Sollten diese Lasten über die Leistungsfähigkeit der În- dustrie hinaus gesteigert werden, was durch den vorliegenden Entwurf geschieht, so würde die Grundlage der Industrie erschüttert und sie gezwungen sein, ihren Betrieb einzuschränken, oder in vielen Fällen sogar einzustellen, wodurch das Loos der Arbeiter sicherlih nicht ge- bessert werden würde.

Jn der „Frankfurter Zeitung? hät es üher den Antrag des Abg. Buhl und Genossen :

„Es ift nicht zu verkennen, daß der Antrag der Liberalen ins\o- fern als ein Fortschritt anzusehen ift, als sie die Zwangsversicherung, gegen welche sie sich früher in der entschiedensten Weise ausgesprochen haben, adoptirt baben. Es ist aber zu bedauern, daß der Entwurf auf halbem Wege stehen geblieben ist und an der Uebernahme der Versicherungen durch unter kestimmten Bedingungen zugelassene Privatversicherungsanstalten festhält. Es ist klar, daß ein Versiche- rungêzwang ohne mindestens staatliÞ überwahte Genossenschaften durchaus unausführbar ist.* E

Jn dem Leitartikel ihrer vorgestrigen Abendnumer sagt die „Nord, Alls, iä”: 7

„14 Millionen Steuererlaß in Preußen gegen 145 Millionen neuer Steuern im Neiche ist ein s{lechtes Geschäft" lautet ein fort- schrittliher Spruch. l

In Wahrheit liefern die neuen Steuern im Reiche nur ein Mebrerträgniß von rund §89 Millionen. Auf Preußen entfielen 34 Millionen, und aus diesen wurde der Steuererlaß nnd andere Ausgaben bestritten.

„Der allgemeine Verbrauch wird dur Reichssteuern um den Ge- fsammtbetrag von 400 Millionen Mark vertheuert. Jm Einzelnen werden vertheuert das Pfund Salz um 6 ch3, Kaffee um 20 4, Thee um 50 „, Reis um 2 „t, Gewürze um 25 «F, ausländischer Tabak um 48 Z, Zucker um 10 4, amerikfanishes Schmalz um 5 A, Speck um 6 , das Liter Petroleum um 6 «4, Bier um 1 „4, Brannt- wein um 10 4,“

Daß bei diesen Artikeln nur eine geringe Zollerböhung statt- gefunden hat, die gegenüber den Preiss{wankungen der Spekulation gar niht ins Gewicht fällt, zeigen nafolgende, dem statistischen Zahrbuch für das Deutsche Reih entnommene Zahlen: Es betrugen die Zollsäte des Zollvereins: für 1 Pfd. Salz 6 4, Kaffee 17,5 A, raff. Zucker 15 \; des Zolltariffs von 1879: 64 Z, 20 -Z und 15 „4. Die Zollerhöhung beträgt somit für Salz 04 4, für Kaffee 24 -\, für raff. Zucker 0 4. Ebenso betragen die Zollerhöhungen von 1879 gegen die früheren Sätze des Zollvereins für Thee 26 „4 per Pfund, Reis 4 9, Gewürze 54 «ß, amerik. Schmalz 5 «4, Speck 44 «\, aus- ländishen Tabak 304 &, Petroleum 3 «4, Bier 0 Z, Branntwein

6 „3. Vergleicht mau die fortschrittlihen Zahlenangaben mit den thatsälihen Zollsäten, so ergiebt sich, wie bei Kaffee, eine oft aht- fache Uebertreibung der wirkli%en Zollerhöhung. Die behauptete Bertheuerung des allgemeinen Verbraubs um 400 Millionen erhält ihre Jllustration durch die im „Reichs-Anzeiger“ vom 14. April v. J. zablenmäßig erwiesene Thatsache, daß die Preise der Lebensmittel seit der Einführung des Zolltarifs dur{schnittlich billiger geworden.

Eine oft hervorgehobene, aber noch nicht genügend gewürdigte Thatsache ist, daß in den zro®en Kulturstaaten die Zölle und Ver- braué\teuern beträhtlich höher sind, als in Deutshland. So be- tragen dieselben per Kopf in den Vereinigten Staaten 26,1 #, in Franfreih 27,7 #, in Großbritannien 24,9 M, in Deutschland hin- gegen nur 9,2 (4 In Frankreich beträgt nach dein neuesten Tarif von 1881 der Zoll auf 1 Pfd. Kaffee 62,4 4, raffinirtes Petroleum 19 8, in Deutschland nur 20 resy. 3 &Z. Die direkten Steuern be- trugen 1874 nach von Rine's Finanzstatistik in Frankreich 9,2 A, Großbritannien 7,12 4, Oesterreih 8,8 M, Deutschland 5,36 M, jeßt beziffern sie sich in Frankreih auf 11,9 4, in England auf 7,64 M4, in Deutschland auf nur 6,26 46 Deutschland ist somit ebenso auf dem Gebiete der indirekten wie der direkten Besteuerung der mit Abgaben am id a eug Kulturstaat.

Jn einem Artikel ihrer heutigen Morgen-Nummer bringt die „N. A. Z.“ u. a. folgende statistishe Daten :

Die Ucberlastung der Gemeinden und vieler Kreise mit Zuschlä- gen, die Belastung der Schulsozietäten in manchen Provinzen, aus- schließlich für die Zwecke mit 2009/6 Zuschlag zur Grund- und Häusfersteuer, bedürfen der Abhülfe, und dieses Bedürfniß erscheint um fo dringender, wenn man die Ziffern der neuesten Herrfurthschen Denkschrift (Beiträge zur Statistik der Gemeindeabgaben in Preußen von L. Herrfurth. Berlin 1882) näher betrachtet.

Zunächst ist zu bemerten, daß die reinen Gemeindeabgaben von 1876 bis 1881 von 139 auf 159 Millionen, in den Städten allein von 1869—1876—1881 von 47 auf 84 und 109 Millionen ge- stiegen sind. E

Mit Einschluß der Schul-, Kirchen-, Armen-, Kreis- und Pro- vinzialabgaben beliefen sie sich im vorigen Jahre in der ganzen Monarchie auf 1975 Millionen und im Vergleich zu dem Aufkommen an Staats-, Klafsen- und Einkommensteuern im Durchschnitt auf 269%; für die Stadtgemeinden allein auf 232/69 und für die Landgemeinden auf 3399/9. Lebtere sind also ungefähr um die Hälfte drückender belastet als die Städte, und wenn man die einer genauen Berechnung sich entziehen- den, nah allgemeiner Taxe aber auf ein Viertel der Landgemeinde- abgaben sich belaufenden Lasten der selbständigen Gutsbezirke hinzu- rechnet, so werden aus jener Hälfte sogar fünf Achtel. Allerdings hindert das nicht, daß einzelne Stadtgemeinden in einer fast uner- shwinglichen Weise besteuert find.

Die reinen Gemeindeabgaben, mit Aus\{Gluß der sogenannten Korporations- d. h. Armen-, Kirchen-, Schul-, Kreis- und Pro- vinzialabgaben, übersteigen 300 %/9 der Staats-, Klassen- und Ein- fommensteuern in 49 Städten. In Wandsbeck z. B. ift das Ver- hältniß 420 °/)9, in Pafsenheim (Ostpreußen) 550 und in Haspe (Westfalen) 650 °%/0. Jn Hattingen in Westfalen wird ein Zuschlag von 450 9% zur Gebäudesteuer erhoben.

Das „Frankfurt. Journ.“ theilt aus einem in dem neuesten Hest des „Fahrbuches für Gesehgebung und Ge- schidte“ erschienenen Aufsage über „Sonderstelung und Zoll- ans{chluß Hamburgs“ die Schlußbetrahtungen mit, deren lebte Säße also lauten:

Es ist kein Zweifel, daß Hamburg zwar nicht sofort, nicht über- stürzend, aber allmählih zu einem Sammelyunkte deutscher Industrie- erzeugnisse werden wird, mehr noch als es dies bis 1866 für die da- mals noch lange nicht so fortgeschrittene Fabrikation gewesen. Denn kein anderer Ort in ganz Deutschland erfüllt die gleichen Vorbedin- gungen eines Waarenmarktes für Export. Es gilt dies insbesondere für die Textilindustrie aller Zweige Baumwolle, Wolle, Leinen und Seide. Hamburg wird wieder Centralmarkt für Knopf- und hol- ländische Waaren, Galanterie-, Kurz-, Eisen-, Glas-, Porzellan- und Papierwaaren, Teppichhandel u. |. w. Bisher zeigten die Vertheidiger der Sonderstellung für diese Sachlage und die daraus entspringenden Argumente sich nicht zugänglich, was auch immer die binnenländischen Industriellen und die Deutschwaarenhändler in Ham- burg sagen mochten. Sie machten sich nicht klar, daß die Vermeh- rung der regelmäßigen Dampfschiffahrtslinien die Zunahme des un- mittelbaren Verkehrs mit überseeischen Pläßen, die Zahl der Curopa besuchenden unmittelbaren Käufer wachsen macht und wiederum das Bedürfniß der Centralmärkte steigert. Seitdem nun der Freihafen- treit seine Erledigung gefunden, beginnt man allseitig einzusehen, in ein wie viel innigeres Verhältniß nationale Fabrikation und Hamburgischer Handel nach dem Zollanshluß nothwendig treten müssen, und erwartet davon die günstigsten Folgen.

Der „Berl. Börsen-Courier“ enthält in seinex gestrigen Abendnummer folgende Notiz:

Das hiesige General-Konsulat der Vereinigten Staaten von Nord- amerika hat soeben die Zusammenstellung des Erports aus Deutschland nach Nordamerika während des am 31. Dezember 1881 beendeten Quar- tals bewirkt. Dieselbe ergiebt ein überraschendes und erfreuliches Re- sultat, Während das am 31. Oktober 1881 beendete ganze Jahr einen Rückgang von 15 Millionen Mark in unserem Export nah Amerika aufweist, hat das darauf folgende Vierteljahr fast den ge- sammten Schaden wieder ausgewetßt, da in diesen drei Monaten für mehr als zwölf Millionen Mark mehr exportirt worden ist als in den entsprebenden drei Monaten des Jahres 1880. Noch nie zuvor seit der Errichtung des Berliner Konsulates ist, nach Auskunft des Generalfonsuls Mr. Brewer, von hier aus der Export so lebhaft ge- wesen, wie gerade jeßt.

Die „Goth. Ztg.“ theilt folgende Correspondenz mit:

Ruhla , *17, Januar. Wir befinden uns in _der angenehmen Lage, über das wirthschaftliche Leben im hiesigen Orte nur Erfreu- liches berichten zu können. Die Fabrikation in Rauchutensilien aller Art erfreut sich eines flotten Geschäftsganges, wie seit Jahren nicht. Die Aufträge in Pfeifenkopfmalereien könnnen hier nicht alle befrie- digt werden, und werden folhe auch in Großbreitenb1ch ausgeführt. Unsere Metallwaarenfabrik von Thiel und Bardenkeuer beschäftigt mehrere Hunderte von Leuten und gewährt denselben einträglichen Verdienst.

Nr. 3 des Justiz-Ministerial-Blatts hat folgenden Inhalt: Erkenntniß des Reich8gerihts vom 21. Februar 1881. Erkenntniß des Reichsgerichts vom 25. April 1881.

Nr. 3 des „Centralblatt der Bauverwaltung“, beraus- gegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Personalnarihten. Nichtamtlidbes: Er- fahrungen mit der elektriswen Beleuchtung des \{lesischen Bahnhofs in Berlin. Der Leuchtthurmbau in der Wesermündung und die Katastrophe vom 13. Oktober 1881. Untersuchungen im Hocschlofsse der Marienburg (Schluß). Aus dem Staatshaushalts-Etat für 1882—83, Attacirung von Bautechnikern an einzelne diplomatische Vertretungen im Auslande. Vermischtes: Uebernahme von Regie- rungs-Baumeistern und Regierungs-Maschinenmeistern in den preu- ßishen Staatscisenbahndienst, Ueber vie Veränderungen bei den technischen Beamten der prcußishen Staatseisenbahn-Verwaltung. Das neue Reicbstagsgebäude. Die Kolonnaden an der Königsbrüke in Berlin. Die Wiederherstellung der westlichen Front der Schloß- firhe in Königsberg i. Pr. Erweiterung des Landwehrkanals in Berlin. Erweiterung des Hafens in Oberlahnstein. Konkurrenz zur Erlangung von Theaterplänen. Technische Hochschule in Braun- \chweig. Briefkasten.