1882 / 58 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 08 Mar 1882 18:00:01 GMT) scan diff

L ur

S u Ér Rim Dr E

Kollegium der Provinz Brandenburg, is in Gemäßheit des 8. A bee, Organisationsgeseßes nah denselben auch ferner zu verfahren.

_— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der freien Hansestadt Bremen, Dr. Meier is in Berlin ein- getroffen.

Der Königliche Gesandte am Großherzoglich hessischen Bn Alvensleben, hat Darmstadt mit kurzem Urlaub verlassen.

Der Dirigent der Königlichen Direktion für die Ver- waltung der direkten Steuern in Berlin, Geheime Ober- Regierungs-Rath Rus ist am 6. d. M. gestorben.

S. M. Aviso „Habicht“, 5 Geshüße, Kommandant: Korv.-Kapt. Kuhn, tritt, eingegangener telegraphisher Nach- rit zufolge, am 9. März cr. von Sidney über Adelaide-Al- bany die Heimreise an.

Wiesbaden, 6. März. Nachdem in der heutigen 1. Sißung des 14. Kommunal-Landtages die Wieder- wahl der Schriftführer und ihrer Stellvertreter durch Akkla- mation stattgefunden hatte, wurden von dem Vorsißenden die biéherigen Eingänge eingetragen: zunächst der Entwurf einer Feuerpolizeiordnung für die vormals nassauischen Theile des kommunalständishen Verbandes, sodann ein Antrag wegen Subventionirung der Sekundärbahnstrecke Hahenburg—Wester- burg, sowie das von dem Landtagskommissar eingereichte Mit- gliederverzeichniß des Kommunal-Landtags.

Ferner wurden die gedruckt vorliegenden Vorlagen des fommunalständishen Ausschusses vorgelesen und sodann eine Anzahl von Eingaben und Petitionen zur Kenntniß des Kom- munal-Landtags gebracht.

Bayern. München, 7. März. (W. T. B.) Die Abgeordnetenkammer lehnte heute nah erregter Debatte mit 78 gegen 70 Stimmen den Jnitiativ-Antrag des Abg. Schels auf Einschränkung der Diäten und der Benußzurg der Eisenbahnfreikarten ab. Die Berathung über den Antrag der Abg. Rittler und Genossen in Betreff der Tegernsee'er Erklärung wurde, nahdem Rittler den Antrag begründet und der Ministerpräsident von Lug denselben entschieden be- kämpft, zugleih aber die bereits gemachten Zugeständnisse feierlih wiederholt hatte, auf morgen vertagt.

Braunschweig. Braunschweig, 5. März. (Hann. C.) Der Landtag ist in seiner zweiten Sißung in die Berathung des Staatshaushalts:Etats eingetreten und hat den Antrag: die Berichterstattung der Kommissionen über die Bauvorlagen, soweit dieselben zum Referat vorbereitet sind, zu hören, die Debatte über die Beschlußfassung darüber aber bis nah Schluß der Berathung des gesammten Etats zu verschieben, angenommen. Jn der Berathung des Etats der herzog- lien Kammerkasse wurde von der Finanzkommission (Referent Landtags-Präsident von Veltheim) darauf hin- gewiesen, daß der Reinertrag der Kammerforsten, 731 368 M, mit den Ausgaben von 496 221 A in keinem Verhältniß stehe, und der Antrag: der Landtag wolle beschließen, das Ersuchen an Herzogliches Staats: Ministerium zu richten, dem bereits in der Sißung vom 10. März 1874 gefaßten Beschlusse gemäß, die Neuorganisation der administrativen Behörden des Herzogthums und die damit zu verbindende Verminderung der Beamten betreffend, Folge zu geben, an- genommen. Auch ein zweiter Kommissionsantrag, den in dem

3jährigen Etat zu 2232 800 #4 angenommenen Uebershuß“

der Forsten mit 2 700 000 M einzustellen, fand die Zustim- mung der Versammlung. Gestern gelangte der Etat der Klosterverwaltungskasse zur Berathung. Bei der Position: Pachten und Jntraden von den Gütern des Klosterfonds, stellte die Kommission in Betreff eines auf die Verpachtung der Klosterdomänen Warsleben, Altenau und Ueplingen bezüglichen Vorganges den Antrag: an das Staats-Ministerium das dringende Ersuchen zu rihten, Pachtprolongationen nur in äußersten Nothfällen, keinesfalls aber fo lange Zeit vor Ablauf des ursprünglihen Pachtkontrakts (wie solhes in den ge- nannten Fällen geschehen war) eintreten zu lassen. Auch dieser Antrag wurde angenommen. Die Berathung des Etats wird noch längere Zeit in Anspruch nehmen.

Hamburg, 5. März. (Kl. Ztg.) Nach der jetzt vor- [liegenden Mittheilung des Senats {loß der Entwurf des Budgets pro 1881 mit 2572 582 /( Defizit ab. Durch Er- höhung der Einkommensteuer konnte dieser Fehlbetrag um 1 600 000 F vermindert werden, Die Revision der Grund- steuer, die Erhöhung des Tonnengeldes 2c. brahten weitere Einnahmen. Das Gesammtergebniß hat sich günstiger ge- staltet, als man erwartete, so daß si der vorläufige Abschluß wie folgt stellt: Einnahme 33 655 850 , Ausgabe 33 195 551 M, Ueberschuß ca. 460 000 M, also ca. 17/;6 Proz. der Gesammt- einnahme. Das Armenwesen erfordert nah dem neuen Budget die bedeutende Summe von 1 308 000 #, während 1875 kaum die Hälfte, 645 762 46, ausgegeben wurde; in gleicher Weise sind auch die Ausgaben für die Armenanstalt St. Paulis gewachsen, 1875 103 429 A und 1882 240 300 4 Die Gesammtkosten des Hamburger Armenwesens belaufen \ich auf über zwei Millionen Mark.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 7. März. (W. T. B.) Behufs Säuberung der Gegend von Fnsurgenten wurde eine Kolonne unter dem Obersten Zambauer die Narenta abwärts entsendet und Hauptmann Loy in Konjica angewiesen, diese Unternehmun» zu unterstüßen. Leßterer griff sofort nah seinem Eintreffen in Dubocani 40 Jnsurgenten an, welche unter Zurücklassung von 3 Todten und 4 Verwundeten zer- sprengt wurden. Die Truppen, welche keine Verluste hatten, fanden in der vom Feinde geräumten Stellung Steinschanzen und

vi os mit Proviantresten vor. Oberst Zambauer traf keine

nsurgenten an, Nach Zagorje ist ein großer Theil der männlihen Bevölkerung zurückgekehrt. Auf Strei f- zügen, welche am 5. d. M. gegen Riska und Lupavac, sowie von Nevesinje nach Jasena unternommen wurden, sind keine Insurgenten angetroffen worden. Bei einer Durchstreifung der Vidusa-Planina wurden in Vlasko 14 Verdähtige ge- fangen genommen. Am 4. März fand ein kurzes Gefecht bei Skodjigrin zwishen Gensd'armen und Jnsurgenten statt. Leßtere ergriffen die Flucht; die Truppen hatten keine Ver- luste. Jn der Nacht vom 4. auf den 5. März gab es Ge- plänkel bei Greben und Knezlac.

Die „Pol. Corr.“ schreibt:

Von verschiedenen Seiten sind in letzter Zeit mit recht willkürlichen Ansäßen Berechnungen darüber aufgestellt worden, wie hoch sich die

Belastung einer Familie in Folge der vorges{lagenen Zoll- erhöhungen herausstellen würde. Alle diese Berechnungen gehen von der Voraussetzung aus, daß jede Waare sofort nach Wirksamkeit des neuen Tarifes mindestens um denselben Betrag im Preise steigen müsse als die Zollerhöhung ausmacht. Dies mag allenfalls bei Kaffee und Petroleum für den Anfang zutreffen. Auf die übrigen Artikel kann diese Voraussetzung aber \{chon deshalb keine Anwendung finden, weil die heimische Produktion nicht nur vollkommen ausreiht, den Bedarf des eigenen Landes zu deen, sondern sogar einen namhaften Erport gestattet. Die erhöhten Zölle auf Industrialien haben ja eben den Zweck, das Cinströmen fremder Waaren zu vermindern, den inländischen Etablissements ihre Produktion zu erleihtern, den Umfang derselben zu erweitern keineswegs aber die Zollkafsen zu füllen. Da nun Vermehrung der Produktion und Steigerung des Absatzes, wenn sie mit einer Er- weiterung des Marktes Hand in Hand gehen, gleihbedeutend sind mit der Verwohlfeilung der Produktion, fo folgt {on daraus, daß die Zollerhöhungen auf Industrialien keine Preissteigerung der be- treffenden Artikel im Gefolge haben müssen. Zudem befindet sich der Konsument in diesem Falle in einer weit günstigeren Position, als wo es sich um die Bedeckung der unentbehrlihsten Nahrungs- Daa iat da er seinen Bedarf mit der billigeren Waare ecken kann.

Großbritannien und Jrland. London, 7. März. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Oberhauses brachte Redesdale eine Bill gegen die Zulassung von Atheisten zum Parlament ein. Durch dieselbe wird bestimmt, daß jedes Mitglied der beiden Häuser bei seinem Eintritt feierli seinen Glauben an den allmächtigen Gott zu erklären hat. Die Bill wurde in erster Lesung angenommen.

8, März. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Kalkutta enthält das Budget für Jndien pro 1882/83 an Einnahmen 66459 000, an Ausgaben 66 174000 und ergiebt somit einen Uebershuß von 285 000 Pfd. Sterl, Jn dem Budget wird die Ermäßigung der Abgabe von Salz und die Aufhebung der Eingangszölle einschließlich des Eingangs- zolles *auf Baumwolle vorgeschlagen; dagegen sollen Wein, Bier, Alkohol, Liqueure, Waffen und Munition, Salz und Opium auch ferner mit Eingangszöllen belegt bleiben.

Frankreich. Paris, 7. März. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer berieth heute den Bericht, nah welchem der Antrag des Deputirten Boysset, betreffend die Auf- hebung des Konkordats, in Betraht gezogen werden soll. Der Bischof Freppel sprah sih gegen den Antrag aus, indem er hervorhob: man könne wohl ein Geseß auf- heben, aber nicht einen Vertrag, welcher zwei Parteien mit einander verbinde. Freppel wies auf die Unruhen hin, welche die Aufhebung des Konkordats hervorrufen würde. Nach den Unglücksfällen Frankreihs im Jahre 1870 müsse man auf die Vereinigung seiner Kinder bedacht sein, aber nicht auf deren Trennung. Boysset führte aus: der Papst habe durch Publikation des Syllabus selbst das Kon- kordat aufgekündigt. Der Minister-Präsident de Freycinet erklärte: die Regierung würde sich der Jnbetrahtnahme widerseßen, wenn darin eine Präjudizirung der angeregten ¿Frage liegen sollte, sie halte es indessen für vortheilhaft, daß eine eingehende Debatte Klarheit bezüglih der Frage der Be- ziehungen zwischen Staat und Kirche schaffe. Deshalb sei sie, indem sie sih vollkommen das Rechl vorbehalte, die Basis des Antrages zu bekämpfen und das Konkordat aufrechtzuhalten, bereit, diese große Berathung zu beginnen, welche jpätere Lösungen vorbereiten könne. Durch diese Erwägungen be- wogen, sei die Regierung für die JFnbetrahtnahme des An- trages. (Beifal). Die Zuübetrachtnahme wurde darauf mit 343 gegen 139 Stimmen beschlossen. Eine Kommission von 22 Mitgliedern wird den Antrag Boyfsset prüfen, gleichwie den Antrag tes ehemaligen Ministers Bert, betreffend die Regelung der Beziehungen zwischen Kirche und Staat in Algier. Die Kammer genehmigte ferner den Entwurf eines Ab- kommens mit den Eisenbahnen, durch welches den Depu - tirten das Recht zur Benußung der Eisenbahnen gegen einen Abzug von 120 Fres. jährlih zugestanden wird.

Nach hier eingegangenen Meldungen hat gestern in Folge eines Mißverständnisses bei Figuig an der marokkanischen Grenze zwischen französishen und marokkanishen Truppen ein Zusammen stoß stattgefunden.

8. Viärz. (W. T. B.) Zufolge einer Meldung aus Algier bestätigt es si, daß es zwischen den Arabern und den französischen Truppen zu einem Zusammenstoß bei Figuig auf marokkanishem &8eb1et gekommen ist. Die französishen Soldaten hatten, ohne es zu wissen, die Grenze von Marokko überschritten. Der Kommandirende der Truppenabtheilung erhielt deswegen einen Verweis. Es wur- den formelle Fnstruktionen erlassen, um der Wiederholung eines ähnlihen Vorkommnisses vorzubeugen.

Marseille, 8. März. (W. T. B.) Der Minister-Re- sident Ro u stan aus Tunis ist gestern hier eingetroffen und hat sih von hier nah La Ciotat begeben.

Griechenland. Athen, 6. März. (Wien. Ztg.) Der König hat das Demissionsgesuch des Kabinets Komunduros damit beantwortet, daß er an den Kabinets- Chef das Ersuchen richtete, die gegenwärtigen Minister möchten die Geschäfte bis zur Beendigung der Verisikations- Arbeiten in der Kammer provisorisch weiterführen. Der Grund dieser Entschließung l‘egt in einer Erkrankung des Königs, die ihn hindert, mit den abtretenden Ministern und deren präsumtiven Nachfolgern derzeit zu konferiren.

Numäánien. Bukarest, 7. März. (W. T. B.) Der König Karl beglückwünschte heute den König Milan anläßlich der Proklamirung des Königreis Serbien. Der „Romanul“ bespricht die Donaufrage und bemerkt, Kogalniceanu ershwere der Regierung ihre Aufgabe, indem er die Donaufrage ausbeute, um seine persönliche Bedeutung zu vergrößern.

Serbien. Belgrad, 7. März. (W. T. B.) Der König hat eine Proklamation erlassen, worin er erkiärt, daß er nah dem Willen des ganzen Volkes die Königskrone angenommen habe. Er werde sein ganzes Leben dem Glücke des Volkes widmen. Von ganz Europa sympathish unter- stüßt, wofür er seinem tiefen Danke Ausdruck gebe, gehe Serbien einer siheren Zukunst entgegen. Möge die neue Aera Alle mit Vaterlandsliebe und Opferwilligkeit erfüllen ! Möge die neue Stellung Serbiens geheiligt werden durch Ent- wickelung der Liebe der Bürger zur Gerechtigkeit, zum Fort- ritt, zur Freiheit und Ordnung!

Der Vertreter JZtaliens, Chevalier de Tosi, hat heute die Anerkennung Serbiens als Königreih Seitens Ftaliens amtlich notifizirt.

Nußland und Polen. St. [Petersburg, 7. März. (W, T. B.) Die „Zeitung fürgTurkestan“ veröffent-

liht die Taxe für die Zollerhebung von englisch- indishem Thee sowie eine Verordnung, betreffend die Aufsicht über den Jmporthandel an den Grenzen der mittel-asiatishen Khanate. Die Verordnung besagt, daß alle english-indishen Waaren mit Ausnahme von Thee, Moufsselin- gewebe und Jndiaofarbe, wie die französishen und andere euro- päischen, die persishen und türkishen Waaren als Jmport- waaren verboten sind. Der Handel mit Thee, Jndigofarbe und Mousselingewebe wird gestattet ; vom Thee sollen 36 Kope- ken per Pfund, von Jndigofarbe 6 Rubel per Pud, von Mousselingewebe 1 Rubel per Pfund Zoll erhoben werden, alle diese Waaren inklusive Verpackung ohne Unterschied der Sorten. Die Zahlung des Zolles geschieht durch die in Um- lauf befindlihen und von den Kronsrenteien angenommenen Münzsorten. Der Emir von Buchara hat anläßlich 4s O des Kaisers von Rußland einen Orden gestiftet.

8. März. (W. T. B.) Der russische Gesandte in Belgrad hat telegraphischen Befehl erhalten, dem König und der Königin von Serbien aus Anlaß der Er- hebung Serbiens zum Königreich die Glückwünsche des Kaisers auszusprechen.

Dänemark. Kopenhagen, 4. März. (Hamb. Corr.) «n der gestrigen Tagessißung des Folkethings wurde die Verathung des Etats des Ministeriums des Kriegs und der Marine beendet und den Anträgen der Majorität der Budgetkommission entsprechend beschlossen. Jn einer gestern Abend abgehaltenen Sißung begann fodann die Berathung des Etats des Kultuë- Ministeriums, welche heute beendet wurde. Bei der in der gestrigen Abendsißung vorgenommenen Neuwahl des Prä- sidiums wurden Krabbe, Berg und Högsbro resp. zum R it und ersten und zweiten Vize-Präsidenten wieder- gewählt.

Amerika. New-York, 5. März. (Allg. Corr.) Die VUebershwemmung am unteren Mississipi dehnt sich immer

weiter aus. Es sollen an 12009 Menschen obdachlos ge- worden sein.

Zeitungsstimmen.

Der Landwirthschaftlihe Verein in Grimmen beschloß in seiner leßten Generalversammlung am 28, Januar, an den Reichskanzler eine Zustimmungsadresse zu dessen Wirth- \chaftspolitik zu erlassen. Darauf ist, wie die „Neue Pre uß. Ztg.“ mittheilt, dem Vorsißenden des Vereins, Oekonomierath Anders-Gr. Rakow, unter dem 11. v. Mts. folgende Antwort zugegangen :

„(Ur die Zustimmungsadresse vom 29. v. Mts. danke ich Ew. Wohlgeboren und allen betheiligten Herren verbindlichst. Die weitere Durchführung der Wirthschaftépolitik des Reiches wird wesentlich davon abhängig sein, ob die Mehrheit des Neichs- und Landtages der- selben zustimmt. Es liegt daher in der Hand der Landwirthe und der übrigen produktiven Gewerbe und Industrien, durch wohlorganisirte Bethätigung threr Wahlrechte die Hindernisse zu beseitigen, welche der Durchführung der von der Regierung Sr. Majestät des Kaisers und Königs für gerecht und für nüßlich erkannten Reformen noch ent- gegen|\tehen. gez. von Bismarck.“

Die „Deutsche RNeichs-Post“ sagt in ihrem gestrigen Leitartikel :

In Wahrheit aber kann heute kein Mensch mehr an der Realität der erfreulichen Einwirkungen zweifeln, welcbe durch die neue Politik ausgeübt worden sind, Selbst die Hansastädte verspüren diese LWirlUngen; oder sollte cs [0 ganz und“ gar nur zufäallia sein, daß die Verkehregebietee und die neuen Unter- nehmungen dort fo auffälllg in der Zunahme begriffen sind? Unsere Industrie erholt \sich, unsere Landwirthschaft beginnt aufzuathmen, unser Unternehmungsgeist entfaltet nah allen Richtungen seine Schwingen. Komme das woher es wolle wir behaupten ja nit, daß es allein auf die neu eingeführten Schutzzölle zurückzuführen sei so ist doch sicher, daß diese Periode des Besser- werdens zusammenfällt mit derjenigen der neuen Wirthschaftspolitik und auch wohl nicht ohne inneren Zusammenhang mit derselben ift.

Aus Stuttgart, 5. März, wixd der „Nordd. Ailg. Ztg.“ geschrieben:

Unsere demokratische Presse giebt sich alle Mühe, die öffentliche Meinung Württembergs als eine dem Tabaksmonopol feindliche zu stempeln. Jedermann weiß, daß es ihr dabei lediglib um das Oppositionmachen zu thun ift, und daß es ihr dabei auf die Ver- \{leierung oder gar Entstellung der thatsächlihen Verhältnisse nicht genau ankommt. Es steht fest, daß die öffentlihe Meinung in Württemberg eine monopolfreundliche ist, wie es ja {on durch das Votum unsérer Kammer durch Annahme des bekannten Beutlerschen Antrages klar und deutlih bewiesen ist. Es giebt wohl nirgends einen innigeren Kontakt zwischen den Abgeordneten und ihren Wählern als in Württemberg, und wenn damals der Beutlershe Antrag (Ergreifung der Monopolinitiative Württembergs im Bundesrath) mit großer Majorität durchgegangen ift, so wußten die dafür stimmenden Landboten ganz gut, daß sie den Wünschen des Volkes hiermit entgegenkamen. Was die Bevölkerung anbelangt, o liegt jeßt die Sache noch ganz so wie damals, und was die ersten dem Monopol feindlich gegenüberstehenden;Tabaksinteressenten anbelangt, so hat deren Ansicht über die Sache, nachdem die in Aussicht ge- nommenen Entschädigungsquoten bekannt geworden sind, sih auch ge- ändert. Ueber Nacht haben auch sie sich mit dem Monopol aus- gesöhnt. Die ganzen Monopolklagen in Württemberg beschränken ih auf die wenigen Tabaksbauern în den Obecrämtern Vaihingen und Welzheim, weil sie niht mit zum Tabaksbau zugelassen werden sollen.

Die „Augsburg. Abend-Zt g.“ schreibt :

Wenn von den Gegnern des Tabaksmonopols den Tabakspflanzern zu Gemüthe geführt wird, daß sie ohne Erlaubniß nicht bauen dürfen , daß fie vielen Plackereien ausgeseßt scin werden, und \{ließlich ihren Tabak dem Staate für jeden Preis überlassen müssen, den er zu zahlen für gut findet, so dürfte Folgendes zu beachten sein: Wenn man im Jahre 1870 nah den ersten großen Siegen des deutschen Heeres einem elsässishen Bauern sagte: „Wenn Ihr deuts werdet, dann hört das Tabaksmonopol auf, dann könnt Ihr Tabak bauen, so viel Ihr wollt, und braucht ihn nit mehr um geringen Preis an den Staat zu verkaufen, sondern könnt ihn dem- jenigen geben, der am meisten dafür zahlt“, dann s{munzelte er ganz vergnügt und fand das Deutschwerden niht mehr fo \{recklich, wie vorher. Seither haben die Elsässer 11 Jahre Tabaksbaufreiheit durh- gemacht, und übereinstimmende Berichte melden, daß die dortigen Tabakbauer sich lebhaft nah dem Monopol und nah den prompt und loyale Preise zahlenden, nicht chikanirenden und keine Abzüge machen- den Staatsbeamten zurücksehnen.

__— Der „Els. Lothringischen Zeitung“ wird aus Leitersweiler (Kreis Weißenburg), 4. März, berichtet :

Die hiesige lettjährige Tabaksernte, sowie auch die der umlie- g Orte, wurde gestern größtentheils, und zwar pro Centner zu 24—25 M, abgegeben und in Surburg verwogen. Die Boden- blätter gelangten \{chon vorigen Herbst zu 32 zum Verkauf. Wenn in den Kreisen Erstein und Molsheim nur 22—24 M bezahlt wurden, so dürfte dieser Umstand der beste Beweis fein, daß unser Tabak mit dem in obengenannten Kreisen produzirten an Qualität wenigsten auf gleicher Höhe steht.

¿dener, Ueber das

Mit Freuden hat man in hiesiger Gegend die Nabriht aufgenómmen, daß die Regierung einen Gesetzentwurf über das Tabaksmonopol dem Reichstage in seiner nächsten Sitzung zur Beschlußfassung vorlegen wird. Noch größer wird die Freude sein, wenn dieser Entwurf zum definitiven Gesetze wird.

Statistische Nachrichten.

Bei der deutschen Handelsflotte sind im Jahre 1880 nah einer im Januarheft 1882 der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs gegebenen Zusammenstellung im Ganzen 3585 Entweich ungen von Seeleuten angezeigt worden. Diese Gesammtzahl vertheilt sih nah der dienstlihen Stellung der Betreffenden in nachstehender

Weise: Zahl derEntwichenen in °/6 der Gesammtzahl

Steuerleute und Bootsleute 36 1,0 Sande, 307 8,6 Matrosen und Leihtmatrosen 2151 - 60,0 S M8 T Maschinisten und Assistenten . T 0,2 Heizer und Kohlenzieher . . 552 15,4 Proviant- und Lagermeister 59 1,6 Personen unbekannter Stellung 55 1/9

Nach sachverständigen Schäßungen vertheilen sch unter der Ge- fammtbesaßzung der deutschen Handelsflotte die Chargen ungefähr in der Weise, daß die Zahl der Steuer- und Bootsleute 139/69, der Schiffshandwerker 90/0, der Voll- und Leichtmatrosen 459/09, der Jungen etwa 12%/9 und der Heizer und Kohlenzicher 8"/, der Ge- fsammtzahl beträgt. Aus einer Vergleichung dieser Prozentsäße mit den obigen Verhältnißzahlen geht hervor, daß die Kategorie der Matrosen nicht nur absolut, sondern auch relativ das größte Kontingent

zu den Entweichungen stellt.

Die öffentlichen Volksschulen im Königreiche Preußen. (Stat. Corr.) Im Frühjahr 1879 veranlaßten die Minister der Unterrihts-Angelegenheiten, des Innern und der Finan- zen eine allgemeine Untersuhung über die Kosten der öffentlichen Volksschulen in Preußen ein\{ließlich der Mittelschulen und höheren Mädchenschulen. Die Ergebnisse dieser umfangreichen statistischen Aufnahme liegen sfeit Kurzem in einer Druckschrift vor, welche im Auftrage des Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiten angefertigt worden is. Wir entnehmen daraus die bauptsächlihsten Daten, welche das Volksschulwesen an sich ohne Rücksicht auf die Kosten betreffen.

Preußen besaß Ende 1878 eins{ließlich 15 sogenannter Wander- schulen, und wenn die unvollständigen Nachrichten aus dem Landdrostei- bezirke Stade durch Schäßung ergänzt werden, 33059 öffentliche Volks- und denselben gleichgestellte Schulen, von denen rund 10 000 Unterricht in zwei oder mehr Klassen gewähren. Hierunter befinden sich 110 als besondere Einrichtungen mit Schullehrer-Seminaren un- mittelbar verbundene Uebungs\culen, 321 städtische und 15 ländliche Mittelschulen und höhere Mädchenschulen (ohne Landdrostei Stade), 52 städtische Armenschulen (d. h. Schulen ohne Schulgeld in Schulorten, wo font noch Schulgeld erhoben wird), 11 städtische und 6 ländliche Fabrikschulen, 3249 städtishe und 29 300 ländliche „öffentliche Volksschulen“ {le{chthin. Während die Stadtgemeinden durchschnittlich 2,8 und noch 85 ländlihe Schulorte je drei oder mehr einzelne öffentlihe Volksschulen im weiteren Sinne haben, entbehren 47 °/9 aller Kommunaleinheiten einer eigenen Schule. Hierbei ift jedoch nicht zu vergessen, daß die meisten Gutsbezirke räumlich mit den gleichnamigen Landgemeinden zusammenhängen, und daß viele Ge- meinden der östlichen Provinzen allzu klein sind, um eine eigene Schule selbst bei vollkommener Freiheit von Kosten mit Nuten unter- halten zu können; so kommt es, daß in Ostpreußen auch ohne Ein- rechnung der Gutsbezirke durchsch{nittlich erst je zwei Landgemeinden eine öffentlice Schule besißen.

Außer 320 Klassen der Seminar-Uebungss\chulen, an denen der Unterricht durch das Lehrerkollegium des Seminars theils ertheilt, theils geleitet wird, und welche in der vorliegenden Statistik weiter nicht berücksichtigt sind, bestehen an sämmtlichen hier in Betracht gezogenen Unterrichtsanstalten 59 987 Schulklafsen, und zwar:

in Städten auf dem Lande an Mittel- und höheren Mädchen- Uen N 2152 55

an den übrigen Volks\{hulen . , 18 422 39 358

für s{hulpflihtige Kinder . S 1279:998 2 998 206.

Die Zahl der als schulpflihtig angegebenen Kinder ist na den kritishen Bemerkungen des Bearbeiters zu klein; vielfah wurden nit die Kinder vom vollendeten fünften, sondern vom vollendeten sechsten Lebensjahre ab gezählt, auch sind anscheinend öfters die \{ul- besuchenden statt der \{ulpflihtigen Kinder eingestellt. Auf 1000 Cinwohner kommen durchschnittlich in Städten 2,13 und auf dem Lande 2,22 Schulklassen; auf eine Schulklafse entfallen durhscnitt- lih 62 und 76 Kinder.

Die Zahl der vollbeschäftigten Lehrkräfte beträgt 59 493, ist also etwas geringer als die dec Schulklassen, und von den 54218 Stellen für vollbeschäftigte Lehrer männlichen Geschlechts sind 15 719 oder 29 %% dauernd mit einem fkirhlichen Amte verbunden. Stadt und Land unterscbeiden sich hierin, wie folgt:

a, vollbeschäftigte Lehrkräfte : in Städten auf dem Lande

an Mittel- und höheren Mädcbenschulen 2275 53 an den übrigen öffentlihen Volksschulen 18 299 38 866 vorhandene Stellen (ohne Lehrerinnen) . 17 191 37 027 davon mit fkir{hlichem Amte verbunden 2 321 13 398

WTQIENT TENEE A 13,50 36,18

b. Hülfs-Lehrkräfte :

an Mittel- und höheren Mädchen\schulen 562 B

D an den übrigen öffentlichen Volksschulen 3 624 23 143 c. emeritirte Lehrer und Lehrerinnen: Det E 1077 2 438 vollbeschäftigte Lehrkräfte auf 1 Emeritus 19 16,

Zufolge der „Kritik des Materials“ konnte die Trennung der Lehrkräfte in männliche und weibliche nit mit absoluter Sicherheit durchgeführt werden, und betreffs der die große Mehrzahl det Hülfs- kräfte bildenden Handarbeits-Lehrerinnen läßt sich mit Bestimmtheit behaupten, daß deren Zahl zu gering angegeben ist.

Von den auf die Provinzen bezüglichen Zahlen erwähnen wir :

: Scbulklassen Kinder| Lehrkräfte Lehrer im Provinzen Zahl „„„Auf in einer voll- zur Kirchen- 1000Bew. Klasse | besch. Hülfe amt

Ostpreußen E 2,26 69 | 4313 1811 518 Westpreußen . . 2881 2,05 0 | 2800 19859 348 Berlin .. - . 1000 64 | 1663 490 1 Braydenburg . „. 9321 236 60 | 5214 2726 2342 Oen... A O 62 | 3965 1246 -1347

B 1,82 69 | 3119 2313 370 Ie 4 ¿c CTUS 1,92 83 | 7446 4107 1892 Sachsen . 5410 2,34 69 | 5391 2317 2656

Schleswig-Holstein 83299 2,93 58 | 3300 1813 531 E . D250 400 66 | 5192 1954 1858 ai «0068 1,90 82 | 3979 1410 704 effsen-Nassau . . 3669 238 66 | 3625 2117 1810

DLVEINLUND , . 9199 2,42 70 9237 2934 1247

Hohenzollern .. 101 2.8 O 16. 111 95,

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der Monatsbericht der N Preußischen Aka- demie der Wissenschaften zu erlin für Dezember 1881 (Berlin 1882, Verlag der Königlichen Akademie der Wissen- schaften. Jn Kommission in Ferd. Dümmlers Verlags-Buchhand- lung Harrwitz und Goßmann) hat folgenden Inhalt: Schwen- inden der Pflanzen, Virchow, Ueber mikro-

nesishe Schädel. Webker;, Ueber ein altes kürzlih im Panjäb ge- fundenes Sansfkrit Man. Du Bois-Reymond, Bericht über die bisherigen Ergebnisse der von Hrn. Prof. Gustav Frißs{ch zur weiteren Erforschung der elektrishen Organe der Fische unternome- menen Reise. Kronecker, Zur Theorie der elliptishen Funktionen. Virchow, Ueber die leßten Scbicksale und den Tod des Reisenden Johann Maria Hildebrandt. Namenregister. Sachregister.

Iw Verlage von I. J. Weber in Leivzig ist soeben erschienen und dur alle Bucbhandlungen zu beziehen: Die „Nervosität“, von Dr. Paul Julius Möbius, Spezialarzt für Nerverkranke zu Leipzig (Preis brosch. 2 M, in engl. Einbd. 3 4). Dieses Werk, welches den Leipziger Nervenarzt Möbius zum Verfasser hat, behandelt als das erste in Deutschland, in zusammenfassender Weise die Lehre von der Nervosi- tät. Möbius sucht nachzuweisen, daß die Nervosität gewissermaßen den Urstoff aller Geistes- und Nervenkrankheiten bilde, die genein- same Wurzel, aus welcher der vielgestaltige Baum derselben erwacse. Die Nervosität sei ein großes soziales Uebel und nur, wenn die Ge- sellshaft im Ganzen ihre Bedeutung erkennt und ihr durb gemein- same Maßregeln entgegentrete, werde es mögli sein, sie wirksam zu bekämpfen. Möbius wendet \sich deshalb nicht nur an die Aerzte, sondern an die gesammte gebildete Gesellschaft. Er erörtert deshalb mit besonderer Sorgfalt die Krank- beitsursachen. Ausführlih werden vor Allem die Einflüsse der Erb- lichkeit und der Erziehung geschildert; weiter wird die Bedeutung des Lebensalters und Geschlectes, der Nationalität und des Klimas, der allgemeinen Civilisation und des Standes besprochen und die seelischen und Törperlichen Ursachen erwogen. Weniger ausgeführt ist die Scbilderung des Krankheitsbildes selbst. Die Angaben über die Krankheitsbehandlung halten sich in allgemeinen Umrifsen, nur die Verhütung der Krankheit, das diätetische Verhalten und die sogen. seelische Behandlung werden genauer ins Ange gefaßt. Das Inter- esse der Leser wird niht nur durch den Gegenstand gefesselt, sondern auch dadur, daß dem Texte zahlreiche kleine Krankengeschich- ten eingefügt sind.

Von dem „Bilderatlas zur Weltgeschichte“, nah Kunstwerken alter und neuer Zeit, 146 Tafeln gr. Folio mit über 9000 Darstellungen, gezeichnet und herausgegeben von Professor Lud- wig Weißer, weil, Inspektor des Königlichen Kupferstichkabinets in Stuttgart, mit erläuterndem Tert von Dr. Heinrih Merz (zweite verbesserte Auflage, vollständig in 25 Lieferungen, Verlag von Paul Neff in Stuttgart, jede Lieferung mit 6 Bildertafeln und 6 Blatt erläuterndem Text, Preis der Lieferung 1 4.) sind die Lie- ferungen 13—18 erschienen. Dieselben enthalten folgende Tafeln : 2. Alt testamentlihe Geschichte. 15. Persien. 33, Griechische Ge- lehrte. 46. Antoninus Pius Clodius Albinus. 64, Krieg (Römer). 105. Marimilian T. 7, Egypten (Geschichte). 14. Assyrien. 19, Trojanischer Sagenkreis. 36. Römische Sagengeschichte. 89. Leben Jesu. 127. Die Niederlande. 3. Alttestamentliche Geschichte. 9. Egypten (Jagd. Fischfang). 32. Griechisch-Orientalische Dynastien. 43. Augustus Tiberius. 108. Luther. Melanchton. 120. Ftalien im XYVI, Jahrhundert. 16. Persien und die Safsaniden. 20. Tro- janischer Sagenkreis. 55, Schmuck und Geräthe. 83. Licht- und Heilgötter, Horen 2c. 117. England im XVI. Jahrhundert. 139. Deutschland im XYI1T. Jahrhundert. 4. Alttestamentliche Geschichte. 10. Egypten (Gewerbe). 21, Trojanischer Sagenkreis. 47, Septimus Severus Diocletianus. 101, Frankreih im Mittelalter. 121. Italien im XVT. Jahrhundert. 34. Grieciscbe Städte (durÞh Münzen dargestellt), 62. Krieg (Griechenland). 75. Apollon. Artemis. 91. Leben Jesu. 129. Französische Gelehrte, Dichter 2c. 143. England, Nie derlande, Dänemark, Schweden, Rußland, Polen. Auch diese Lafeln enthalten wieder eine Fülle klassischen Materials, welches in den Tertblättern in ebenso interessanter wie belehrender Weise erläutert ift.

Getwerbe und Handel.

Nach amtlicher Bekanntmachung ist in der Konkurssache der Firma Osberg & Bade zu Helsingfors, der Prüfungs- termin auf den 5. Juni d. I. um 11 Uhr Vormittags, im Rath- hausgeribt zu Helsingfors- festgeseßt worden.

Bei dem „Nordstern“, Lebensversicherungs- Aktiengesell\{chaft, waren im vergangenen Jahre 2567 Anträge auf 9532 616 M4 Kapital- und 5998,70 M. Rentenversicherung zu cr- ledigen, wovon 1856 Anträge über 6 698 966 M Kapital- und 5998,70 Rentenversicherungen angenommen wurden. Am Schlusse des Jahres stellte si der effektive Versicherungsbestand auf 16 028 Versicherungen über einen Kapitalbetrag von 50676 139 46 und 40 362,84 A. jähr- liche Rente. Die Sterblichkeit unter den Versicherten war in allen Abtheilungen für die Gesellschaft günstig; bei Vermehrung der Prämien- und Kapitalreserve um mehr als 800 000 4 wird die Di- vidende 123% für die Aftionäre und 18% für die am Gewinn be- theiligten Versicherten betragen.

Bei dem „Nordstern“, Arbeiter-Versicherungs- Aktiengesell\chaft {loß das erste Geschäftsjahr mit einem Ver- sicherungsbestand von 5917 Versicherugen über ein Versicherungs- kapital von 3250964 # mit ciner Baar-Prämieneinnahme von 111162 6 und einer Zinseneinnahme von 24212 A Dank der engen Verbindung dieser neuen Anstalt mit der älteren Lebens- Versicherungsgesells{baft konnte dieses Resultat erreicht werden mit einem Kostenaufwande von nur 29 948 4, in welchem Betrage sämmt- liche Gründungs- und Organisationskosten sowie Verwaltungskosten jeder Art, Provisionen und Arzthonorare einbegriffen sind. Unter Zurückstellung von 92 887 4. für Prämienreserve, Prämienüberträge und Kapitalreserve gestattet die Bilanz die Zahlung einer Dividende an die Aktionäre von 29% der auf die Aktie geleisteten Baar- zahlung.

__— Die zu Colmar im Elsaß scit Januar d. J. monatlich einmal erscheinende. vom Ober-Steuer-Inspektor Schnei der herausgege- bene „Umschau auf dem Gebiete des Zoll- und Steuer- wesens, Fahschrift für Zoll- und Steuerbeamte“ hat na der Februar-Nummer noch eine Ertranummer erscheinen lassen, welche folgenden Inhalt hat: 1. Zoll- und Steuertecnishes: Che-

mische Untersuchung. Zolltariffragen. Zur Waarenkenntniß. Branntweinsteuer, Statistishe Gebühr. Reichs\tempelabgaben. Gewerbliches. Entziehung der Abgaben. Reicbsgerichts- Entscheidungen. Verkehrserleihterungen. 1II. Wünsche: Ver-

besserungsvorscbläge. II1 Verkehr mit dem Ausland: Veredelungs- verkehr mit Oesterrei. Ausfuhrzoll auf Fische und Thran in Jsland.— Schmuggel und Zollhinterziehung an der russischen Grenze. Ver- zollung von Seidentüllschleiern mit {malen Seidenspitzen in Spanien. Der Bundesrath der \{chweizerischen Eidgenossenschaft und die Regierung der französishen Republik. IV. Abhandlungen, Be- \sprecbungen, Aufsäße, Betrachtungen: Der Zollbeamte im Dienste der Statistik von Bodenstein, Sekretär beim statistisGen Amt in Berlin. Mittel zur Herbeiführung eines rechtlihen Betriebes wer zu kontrolirender Brennereien von Thiele, Ober-Steuerkontro- leur in Halle a. S. Ersparung an Verwaltungskosten von Har- tung, Haupt-Steueramts-Controleur in Celle. V, Verschiedenes. VI. Personalien. Beilage: Neuer französischer Zolltarif vom 7. Mai 1881,

Die „New-Yorker Hdls.-Ztg.“ äußert ih in ihrem vom 24, Februar datirten Wochenbericht über die allgemeine Ge- \chäftslage folgendermaßen: Erfreuliches ift diese Woche nicht zu melden. Von den großen Hoffnungen, welche man auf den starken Rückgang unserer leitenden Produkte gesegt hatte, ist bis jeßt keine einzige erfüllt worden. Der Export hat sich nicht gehoben, die Auspicien für das Frühjahrögeshäft haben sih wieder getrübt, und wir sind heute niht besser daran, als wir es vor jener Déroute waren, eine Enttäuschung, die sich in unseren Berichten über fast jede Geschäftsbrance ausprägt, Es ist leider dahin gekommen, daß die wirthschaftlichen Verhältnisse der Union nicht länger von den Elementen, von inneren oder äußeren wichtigen Ereignissen, sondern von der Willkür einer kleinen Schaar gewissenlofer Spieler ab- hängen, die ungestraft den Wohlstand der ganzen Nation untergraben, um sid selbst zu bereichern. Bald ist es, wie seit Monaten, auf die Taschen der ganzen Nation abgesehen, bald, wie im Laufe dieser

—_

Woche, auf die der Kapitalisten, deren Besitz innerhalb weniger Stunden um viele Millionen reduzirt wurde. Das Geschäft am Waaren- und Produkten - Marft kann im Ganzen genommen als befriedigend bezeichnet werden. Der Export von Brodstoffen fam in Folge einer ziemlich bedeutenden Avanz, welche anfänglich für die meisten Getreidesorten etablirt wurde, wieder zum temporären Still- stand, belebte si jede, nachdem Preise neuerdings eine rücgängige Tendenz angenommen. Der Frachtenmarkt war ruhig und für volle Getreideladungen sind nur zwei Fahrzeuge gechartert worden. Baumwolle in diéponibler Waare fand nur für Export einige Beachtung, während Termine bei verhältnißmäßig stillem Geschäft vorwöchentliche Scblußnotirungen niht behaupten konnten. Rio- Kaffees waren lebhaft und höher und in west- und ostindischen Sorten, namentlich aber in leßteren, kam es zu bedeutenden Umsäten. Der Markt für Rohzucker verharrte ‘in flauer Stimmung. Schmalz {ließt zu den niedrigsten Notirungen der Wodbe; Schweine- fleisch und Speck sind ftill und Rindfleisch ist unverändert, Ter- pentinöl war ruhig aber fest, Harz verkehrte bei gutem Erportbegehr in weichender Tendenz. Maffinirtes Petroleum flau. Das Geschäft in fremden Manufakturwaaren nahm einen befriedigenden Verlauf, mit einheimischen Fabrikaten ift es dagegen immer noch recht till. Der Import fremder Webstoffe beträgt für die heute beendete Wocbe 4 190 820 Doll. gegen 1 633 407 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.

Dortmund, 6. März. (Ess. Ztg.) Die Lage der Eisen- industrie ist nah wie vor eine günstige. Der Bedarf an Roheisen hat sib fo gesteigert, daß im Siegenscben und im niederrheinisch- westfälishen Industriebezirk die Eg von zusammen 7—8 neuen resp. bisher kaltgelegenen Hochöfen beabsichtigt wird. Da die bestehenden Hochofenwerke ihre Produktion meist auf längere Zeit verkauft haben, so kommen gegenwärtig nur wenig neue Abschlüsse zustande. So theilt eine nicht unbedeutende Hütte im Siegerlande einem ihrer hiesigen Abnehmer mit, daß sie niht in der Lage sei, den bezüglihen Auftrag zu Übernehmen, da sie vor August oder September neue Lieferungen nicht maben könne. Daß die Produzenten unter folhen Umständen keine Preisermäßi- gungen eintreten lafsen, ist felbstverständlih. Hier ift nichts davon bekannt, daß, wie eine Correspondenz der „Cf. Ztg.“ mittheilt, „Roheisen seit einigen Wochen billiger gekauft wird.“ Man nimmt an, daß die Verkäufer Händler seten, die sich überladen und denen es zur Verfallzeit an Decken fehlt. Uebrigens sind Schleuderpreise niht maßgebend. Die Walzwerke sind ebenfalls stark besett, namentlich in {weren Blechen, Stabeisen, Facçconeisen und Walzdraht, während es in Siegener Feinblehen stiller ge- worden, was übrigens alljährlih um diese Zeit der Fall ift. Es liegt das zum Theil daran, daß bis zum Spätsommer keine Bleche zu Ofenröhbren 2. verlangt werden, auch haben die Verzinkerein gegen- wärtig nicht viel zu thun, worin aber mit dem Beginn der Bauzeit eine Wendung zum Besseren zu erwarten ist, da sich dann ein größerer Bedarf in verzinkten Blechen zu Badachungen 2c. einstellt. Die Stahl- werke haben belangreihe Aufträge in Stahl auszuführen, auch sind die- selben in der lebhaftesten Weise damit beschäftigt, die ihnen zugegan- genen Ordres in Stahlschienen, Lang- und Querschwellen, Laschen, Rä- dern, Bandagen, Saßzacfen 2c. zu erledigen. An neuen Submissionen sind bemerkenswerth: die Lieferung von 250 Herz- resp. Kreuzungsstüken für die Königl. Cisenbahndirektion zu Magdeburg und für dieselbe 66 700 Paar Winkellaschen, 401700 Stück Schraubenbolzen, 954 Stück Schienennägel, 20000 Stück Schienen - Unterlagsplatten, 117 000 Stück Klemmplättben, 6000 Stück Knaggen|\chrauben, 6009 Stück Knaggennägel, 150 000 Stück doppelte Federringe. Im Kohlengeschäft ist keine Veränderung eingetreten.

Von der mittleren Mosel, 4. März, meldet das „Rh. W. B.“: Selten hat sich in den neuen Weinen vom Herbste bis zum ersten Abstich ein so lebhafter Handel entwickelt als in dem 81 er Wein; einzelne Ortschaften haben den größten Theil ihre 81 er Wein- crescenz bereits verkauft und zwar zu recht ansehnlihen Preisen, 500 bis 600 é per Fuder. In diesem Jahrgange ist jeßt eine gänzliche Stille ' eingetreten; dagegen besteht eine lebhafte Frage nach älteren Weinen, nach dem 78er und mehr noch nah dem 80er Weine. Weil die Quantität von leßteren an der mittleren Mosel gar nicht bedeu- tend ist, so erhalten die wenigen Glücklichen, die noch im Besiße von 80er Wein sind, {öne Preise; leßtlih if ein Fuder Brauneberger 80er zu 1200 M (960 1) gekauft worden; durcbgehends fordern die Winzer für 80er Wein per Faß 1000, 1100—1200 Æ; in den 78er Weinen mittlerer Sorte ist der Preis etwas gefallen; verschiedene Fuder recht trinkbarer Weine sind das Fuder zu 495—500 A. ver- kauft worden ; die besscren und besten 78er wurden per Faß (960 1) zu 700—750 M. gekauft.

London, f, Vearz: (W. L. B.) Zit der gestrigen Wolle auktion waren Preise unverändert. Ton fest. A

Glasgow, 7. März. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen während der lezten Woche betrugen 12 597 gegen 9902 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. e

News Yorl, 6: März. W.. L B). WeizenverMtfs fungen der leßten Woche von den atlantischen Häfen der Ver- einigten Staaten nach England 76009, do. nah dem Konti- nent 50 000, do. von Kalifornien und Oregon nach England 70 000, do. do. nach dem Kontinent 30 000 Qrtrs.

Berlin, 8. März 1889,

Vom Mittelrhein, 20. Februar. (Rh. Kur) Unsere Rheinflotte. Der Rhein ist in merkantiler Hinsicht der wichtigste Strom Europas, wenn er auch an Länge und Größe von der Wolga und Donau weit übertroffen wird. Er durhströmt die am dichtesten bevölkerten und industriösesten Länder unseres Erdtheils, mündet in eins der belebtesten Meere der Erde, Großbritannien gegenüber, ift durch seine Nebenflüsse mit dem Jnnern Deutschlands, mit Belgien, Holland und einem Theile Frankreichs verbunden, und zahlreiche Eifen- bahnen begleiten seine Ufer oder münden an ihnen aus. Dur alle diese Faktoren erhält er cinen Verkehr, wie kein zweiter Strom Guropas, dem der Gesammtverkehr von Wolga und Donau zusam- mengenommen nicht gleihkommt. So lange es eine Gescichte der germanishen Völker giebt, so lange wird auc auf dem Rbeine \chon Sciffahrt betrieben, so lange giebt es aud schon eine Rheinflotte, wenngleich dieselbe einst primitiver Art war. Schon die Rômer und Franken suchten die Schiffahrt auf dem Nheine zu regeln, erhoben auch {on Rheinzölle, die aber ziemli mäßig ge- halten waren. Im Mittelalter mach‘en die Deutschen Kaiser, die geistlichen und weltlichen Fürsten, wie auch die Raubritter die Rhein- zölle zu einer ergiebigen Einnahme und erschwerten den Verkehr. Zur damaligen Zeit war die Schiffahrt dur die vielen Felsen und Strom|cnellen äußerst bes{werlich und diente mehr dem lokalen Verkehr. Die Fahrzeuge waren selbstredend kleine hölzerne Segel- \chifffe. Einen ungemein rasen Aufs@wung nahm der Rheinverkehr erst dur die Dampfschiffahrt. Das erste Dampfboot, welches den Rhein befuhr, kam 1817 von London aus bei hohem Wasserstande in Coblenz an und wurde als ein Meerwunder angestaunt. Wenige Jahre darauf richtete die Niederländishe Dampfschiffahrts-Gesell- schaft regelmäßige Fahrten zwischen Rotterdam und Cöln ein, am 1, Mai 1827 eröffnete die neugegründete Cölnishe Dampf\chiffahrts- gesellschaft ihre Fahrten zwishen Cöln und Mainz. Die guten Er- folge dieser Gesellschaft führten 1837 zur Gründung der Düsseldorfer Gesellschaft, welche anfänglih die Strecke von Rotterdam bis Mainz befuhr, später ihre Fahrten bis Mannheim ausdehnte. Da das Strombett fortwährend verbessert wurde und sih auch später Sclepp- \{ifffahrtsgesellshaften bilveten, so entstand nah und nach auf dem Rheine eine recht ansehnliche Flotte. Die meisten Dampfer hat die vereinigte Cöln-Düsseldorfer Gesellschaft, nämlih die sechs Salon-

dampfer „Deutscher Kaiser“, „Wilhelm, Kaiser und König“, „Hum- boldt“, „Friede“, „Loreley“ und „Prinz von Preußen“; diese ses Boote sind die \{chönsten auf dem gen Rheine und befördern nur

onen und Stückgüter fahren :

Passagiere, während die folgenden Per

„att

uam