1882 / 64 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 15 Mar 1882 18:00:01 GMT) scan diff

der Departements-Thierarztstelle für den Landdrosteibezirk Stade übertragen worden.

Dem Donänenpähter Ri edel zu Zandershagen im Re- gierungsbezirk Stralsund ist der Charakter Königlicher Ober- Amtmann beigelegt worden.

Nié@tamtli®ßes. Deutsches Nei.

Preußen. Berlin, 15. März. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute Vormittag 11 Uhr den Vortrag des Chefs des Civil-Kabinets, Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski entgegen.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich gestern Vormittag 11 Uhr in den von Jhrer Königlichen Hoheit der Herzogin Wilhelm von Medlenburg - Shwerin veranstalteten Bazar zum Besten der Diakonissen - Anstalt in Kaiserswerth nah dem Gräflich Redernschen Hause.

Um 11/5 Uhr empfing Se. Kaiserlihe Hoheit den Erz- bischof von Corfu.

Am Abend besuchte Höchstderselbe die Vorstellung im

Opernhause.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für das Landheer und die Festungen und für Rechnungswesen hielten heute eine Sizung.

Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Hauses der Abgeordneten sowie das Protofoll der 4. Sibßung des permanenten Ausschusses des Volks- wirthschaftsraths befinden sih in der Ersten beziehungs- weise Zweiten Beilage.

—- Jn der heutigen (35.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welcher die Staats-Minister Dr. Friedberg und von Goßler nebst zahlreihen Kommissarien beiwohnten, machte der Präsident dem Hause zunächst die Mittheilung, daß von dem Minister der öffentlihen Arbeiten und vom I E der Entwurf eines Gesehes, betreffend den

nkauf der Anhalter Eisenbahn, eingegangen sei. Ferner lag ein Schreiben von dem Minister der öffentlichen Ar- beiten vor, des Jnhalts, daß für eine Besichtigung der Stadtbahn durch die Abgeordneten am Donnerstag, Nachmittag 2 Uhr, zwei Züge zur Verfügung gestellt werden orten,

Das Haus trat hierauf in die Tagesordnung ein. Erster Gegenstand derselben war der Bericht der Kommission für die Geschäftsordnung über die Frage, ob das Mandat des Abg. Bernards in Folge seiner Ernennung zum Ober- Landesgerichts-Rath erloschen sei.

Die Kommission beantragte:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, das Mandat des Abgeordneten Bernards in Folge seiner Ernennung zum Ober-Landesgerichts-Rath für erloschen zu erklären.

Nachdem sich der Abg. Dr. Windthorst®gegen, der Abg. Klotz für den Antrag ausgesprochen, wurde derselbe mit großer Majorität angenommen.

Es folgte die Fortseßung der zweiten Berathung dcs Entwurfs des Staatshaushaltsetats sür 1882/83, und zwar: des Ministeriums der geistlichen 2c. Ange- legenheiten. Der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten von Goßler gab dem Bedauern Ausdruck, daß es ihm nicht schon gestern vergönnt gewesen sei, auf die Ausführungen des Abgg. Reichensperger und Windthorst zu antworten, deren warme Theilnahme an dem Geschick der studirenden Jugend er mit Dank anerkenne. Für die Regierung sei es niht ohne Schwierigkeiten, hier Entscheidungen zu tref- fen. Denn an der akademischen Lehrfreiheit, die in Deutschland so eigenthümlihe, so s{höône Früchte ge- tragen habe, müsse unter allen Umständen festgehalten werden. Bezüglich der akademischen Disziplin bemerkte der Minister, daß das Augenmerk der Regierung immer darauf gerichtet sein werde, Exzesse zu vermeiden, aber mit einem Federstrich sei hier nichts zu erledigen. Uebrigens glaube er, daß die Mensuren ein gewisses Recht hätten konservirt zu werden, da sie eine Leibesübung erforderlih machten, an der gerade die gebildete Jugend es fehlen lasse, und notorish einer Ver- rohung des Tons entgegengearbeitet hätten. Wenn beklagt worden sei, daß die Beziehungen zwischen Lehrern und Lernenden lockerer geworden und dadur ein rihtiges edukatorisches Element preisgegeben sei, so fkönne er darauf hinweisen, daß dur disputatorishe Kollegien und vor Allem dur das Jnstitut der Seminarien überall darauf hingearbeitet werde, Uebelstände, die etwa in dieser Richtung beständen, abzustellen. Bezüglich der Privatdozenten sei schon jeßt von der Regierung Sorge getragen, um die Lage der- selben zu bessern. Gerüchte, daß bei dem Avencement der- selben vielfah Cliquenwesen sein Spiel treibe, seien auch ihm zu Ohren gekommen, doch mahne er zur nöthigen Vorsicht A bitte, niht ungerechtfertigtem Mißtrauen Raum zu geben.

Der Abg. Dr. Seelig spra seine Zustimmung zu den Ausführungen des Ministers aus. | N A

Der Abg. Dr. Löwe führte aus, daß die Zustände an den Universitäten in früherer Zeit viel übler beschaffen gewesen seien als heute, die Abgg. Windthorst und Reichensperger hätten darum nit sonderlih Grund, mit ihren Klagen immer auf die Neuzeit hinzuweisen. Man beshwere si, daß die Universitäten mehr und mehr aufhörten Lehrstätten zu sein. Er glaube das nit, müsse doch aber auch darauf hinweisen, daß die preußi- schen Universitäten zugleih auch den Beruf hätten, Centren der Wissenschaft zu jein, und daß ihnen insonderheit es zu danken sei, daß Deutschland nah dem 30 jährigen Kriege nicht zu Grunde gegangen. Einen Wunsch nur habe er, daß die medizinischen Professoren, die an der Spiße eines wissenschaftlichen nstituts ständen, mit dem 65. Jahre zurückträten, um jüngeren Kräften Play zu machen. j

Der Abg. Dr. Bierling sprach sich über die formale Dürstigkeit der juristishen Prüfungen aus.

Der Abg, Dr, “Virhow wendete sich gegen die Ausla ungen, die der Abg. Windthorst gestern über das Ring- und Cliquenwesen an den Universitäten ge- macht U Redner bezog sich speziell auf die in der Berliner Universität vollzogenen Berufungen zu ordentlihen Pro- fessuren und fragte, ob wohl von einem der Berufenen gesagt werden könne, daß er seine Stelle niht seiner Tüchtigkeit,

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der Studenten wolle er sich auf einige Bemerkungen beschränken. Jn früheren Jahren sei auf die Studirenden, die zugleich ihrer Dienstpflicht genügten, von Seiten der Militärbehörden Rücksicht genommen worden. Das sei jeßt niht mehr der Fall. Dadurch werde selbstverständlih die Studienzeit um ein Er- heblihes gekürzt. Das Ueberhandnehmen der Mensuren beklage auch er. Der Kulturs - Minister habe zwar in denselben nur einfahe Leibesübungen gesehen, allein könnten solhe nicht besser T den Turnpläßen ge- suht werden? Auf allen Gymnasien sei für dieselben Sorge getragen, aber nicht da, wo eine solche Sorge besonders nöthig gewesen wäre, an den Universitäten. Redner s{hloß mit der Beyaup:iung, daß die preußishen Universitäten, wenn auch niht ohne Schäden, doch noch mit Ehrèn bestehen könnten.

S taus ¿SMRY des Blattes nahm der Abg. Dr. Windthorst as XBvort.

Eine Bodenkreditaktienbank beantragte als eingetragene Hypothekengläubigerin ¿zweier dem Eigenthümer S. gehöriger Grundstücke wegen rückständiger Zinsen die Administration der beiden Grundstücke. “Diese Administration konnte jedoch zunächst nicht vollzogen werden, weil S. am Tage vor dem zur Einleitung der Administration anberaumten Termine beide Grundstücke an einen Dritten aufgelassen hatte. Die Administration mußte von Neuem gegen den neuen Be- sier der Grundstücke beantragt werden, und in der Zwischen- zeit wurden die fällig gewordenen und von dem neuen Besißer eingezogenen Miethen zum Nachtheil der Hypothekengläubigerin bei Seite geschafft. Der ehemalige Eigenthümer S. wurde auf den Strafantrag der Hypothekengläubigerin aus §8. 28 Str. G. B. wegen Vereitelung der Zwangsvollstrekung angeklagt und verurtheilt. Die Re- vision des Angeklagten, in der er geltend machte, daß es sich in dem vorliegendem Falle nicht um eine Ver- eitelung, sondern nur um vorläufige Abwendung der Zwangsverwaltung gehandelt habe, wurde vom Neichs8gericht, 11. Strafs., durch Urtheil vom 9. Dezember 1881 verworfen, indem der Gerichtshof begründend ausführte: „Daß bei der Absicht die Befriedigung des Gläubigers zu vereiteln, nichi an eine absolute Vereitelung gedacht, vielmehr jene Absicht stets mit der Vereitelung der konkret bevorstehenden Zwangs- maßregel als Mittel die Absicht zu erreihen, in Beziehung zu bringen ist, ergiebt der Gedanke, auf welchem die Ueber- nahme der Vorschrist des §. 288 în das R. Str. G. B. be- ruht, indem hiernach diejenigen Gründe, welche es rehtfertigen, die Sicherung und Durchführung der Generalexekution (d. h. des Konkurses) unter den Schuß des Strafgesetzes zu stellen, dahin führen mußten, auch die Verleßung des Kredits und der Benachtheiligung der Gläubiger, welche sih böswillige Schuldner in Hinblick auf eine drohende einzelne Hülfsvoll- stredung zu Schulden kommen lassen, nämlich die Vereitelung einer Spezialexekution nicht straflos zu lassen.“

Der Disziplinarhof für nichtrichteclihe Beamte trat heute zu einer Sißung zusammen.

__ Stettin, 14. März. Der Vorsißende eröffnete die heu- tige 2. Sißung des 8. pommerschen Pro.vinzial-Lan d- tages um 1 Uhr. Dieselbe begann mit der Berathung meh- rerer Petitionen um Unterstüßungen für Provinzial-Unter- beamte bezw. deren Hinterbliebene, sowie um Gewährung von Brandentschädigungen, welche gs g kein - allgemeineres U bdten. Sodánhñ lehnt “ber Landtag den Antrag des

reisauss{husses Saagiger Kreises auf Gewährung einer Ent- schädigung der Besißer für an der Podenseuhe gefallene Schafe durch Bildung eines Zwangsversicherungsverbandes nah längerer Debatte ab; die ziemlih erheblihe Majorität erkannte hierbei weder die Nothwendigkeit der Bildung eines derartigen Verbandes, noch die Möglichkeit der Durchführung der beantragten Versicherung an. Demnächst wurde die Petition des Vorstandes der evangelischen Diakonissen-Kranken- anstalt Bethanien zu Neu-Torney bei Stettin um Weiter- bewilligung der bisher in Höhe von jährlich 2000 M gewährten Subvention zur Berathung gezogen und die bisherige Sub- vention auf weitere 3 Fahre bewilligt, dagegen der Antrag auf weitere Erhöhung derselben um jährlich 1000 A abgelehnt. Hierauf erledigte die Versammlung mehrere Kassen- und Etatssachen von unerhebliher Bedeutung, indem sie den An- trägen des Provinzialaus\{hus}ses sowie der Kommissionen ent- sprechend, unter Genehmigung der vorgekommenen Etats- überschreitungen die nahgesuhte Decarge ertheilte. Nachdem noch zuvor der Vertrag über den Ankauf mehrerer Ländereien für die Korrigendenanstalt zu Ueckermünde von der Versamm- lung genehmigt worden war, trat dieselbe zum Schluß noch in die Verathung des von der Königlichen Staatsregierung erforderten Gutachtens über die Be- stimmung der Provinzialfarben von Pommern ein, Der Referent der Kommission, Regierungs-Präsident a. D. Graf von Krasfsow , gab zunächst einen Ueberblick über die in dieser Angelegenheit bisher erfolgten Ermittelungen und resumirte das Ergebniß derselben dahin, daß bisher allgemeine bildliche Farben für die Provinz nit existirt hätten, wenngleih die Wappenfarben der pommershen Herzöge von Stettin roth und weiß gewesen seien. Mit Rücksiht auf die Thatsache, daß bald nach der Allerhöhsten Kabinets- Ordre vom 16. November 1802, durch welche für die pommersche Ritterschaft als Uniform blaue Jnterimsröe mit weißen Kragen vorgeschrieben worden, blau und weiß allgemein als Farben der Provinz Pommern angesehen und in Anwendung gekommen seien, gab der Landtag demnächst sein Gutachten dahin ab, bezw. sprach seinen Wunsch dahin aus, daß auch fernerhin blau und weiß Allerhöhsten Orts als Farben der Provinz anerkannt, bezw. bestimmt werden möchten. Maß- gebend war hierbei die allgemein zur Geltung gekommene An- sicht, daß es sich nicht empfehle, die Farben roth, blau und weiß als Provinzialfarben zu bestimmen.

Vaden. Karlsruhe, 14. März. (W. T. B.) Die Zweite Kammer annullirte heute die Wahl des katholischen, niht der ultramontanen Partei angehörigen Abgeordneten Baumstark.

Baden-Baden, 14. März, (W. T. B.) Anläßlich des Jahrestages der Thronbesteigung des Kaisers Alexánder Ill, fand bei dem hiesigen russishen Minister- Residenten Koloszin ein Festdiner statt, an welchem der Finanz- Minister Ellstätter, der preußische Gesandte, Graf von Flem- ming, der Hofmarschall des Großherzogs, sowie die Spißen der hiesigen Behörden Theil nahmen. Der Finanz-Minister Ellstätter brachte den Toast auf den Kaiser ÁAlexa er aus; der russische Gesandte erwiderte mit einem Toast auf den Groß-

sondern irgend welcher Zufälligkeit zu verdanken habe. Bezüglich

erog, in welchem er der Hoffnung Ausdruck gab, daß die reundscastlichen Beziehungen Rußlands zu Baden und Preußen,

welche sich während der Regierung von 4 Kaisern bewährt hätten, auch ferner erhalten bleiben würden.

_ Württemberg. Stuttgart, 14. März. (W. T. B.) Die Centralstelle für Handel und Gewerbe hat unter dem Vorsiße des Ministers des Jnnern Hölder und in Gegen- wart des Finanz-Ministers Renner den Tabackmonopol- Entwurf berathen und sih mit 18 gegen 4 Stimmen für denselben erklärt. Dabei wurde die Vorausseßung aus- gesprochen, daß die Fabrikanten genügend entschädigt werden, daß die Erträge aus dem Taback für Beseitigung der Matri- kularbeiträge, überhaupt zur Erleichterung der Finanzverhält- nisse derjenigen Bundesstaaten verwendet werden, welhe an Unzulänglichkeit der Einnahmen leiden und daß die Konzession zum Tabackbau auf einige weitere württembergische Bezirke ausgedehnt werde. Heute beräth auc die Centralstelle für Landwirthschaft denselben Gegenstand. Dieselbe wird sich voraussihtlich ebenfalls für die Vorlage aussprechen.

15. März. (W. T. B.) Die Centralstelle für Landwirthschaft hat sih mit 14 gegen 1 Stimme gleich- falls für das Tabacfmonopol und für die Vermehrung der württembergischen Tabackbaubezirke ausgesprochen.

Braunschweig. Braunschweig, 12. März. (Hann. C.) Der Landtag ist in seiner gestrigen Sißung in die Berathung der Ausgaben des Staatshaushalts-Etats eingetreten. Bei Be- willigung der für die Justizverwaltung erforderlichen 3 934 560 M6 eröffnete der Justiz-Minister Dr. Wirk der Ver- sammlung, daß bei der Ueberbürdung der bestehenden zwei Civilkammern beim hicsigen Landgeriht noch die Errichtung einer dritten erforderlih sein werde. Jn Bezug auf die von der Regierung beschlossene Aufhebung der Abtheilung für Handelssachen beim Landgericht wurde der von Schöttler ge- stellte Antrag: das Ersuchen an das Herzogliche Staats- Ministeriuin zu rihten, dem Wunsche der hiesigen Handels- kammer gemäß diese Abtheilung fortbestehen zu lassen, ange- nommen.

_ Oesterreich-Ungarn. Wien, 14. März. (W. T. B.)

Wie verschiedenen Abendblättern aus Kattaro gemeldet wird, berust Montenegro, angeblich um einen starken Grenzkordon zu ziehen, die Wehrpflichtigen ein. Der Ministerresident Oberst von Thömmel unterhält seit zwei Tagen telegraphishen Verkehr mit Wien. Der Serdar Plamenac is gestern mit dem Dampfer „Stambul“ in e Spezialmission des Fürsten Nikita nah Wien ab- gereist. _— 15. März. (W. D B.) Die „Wiener Zeitung“ publi- zirt die Ernennung des Geheimen Raths Graf Wolkenstein zum österreichisch-ungarischen Botschafter in St. Petersburg. Der „Presse“ zufolge ist von einer Mobilisirung der montenegrinischen Streitkräfte an unterrichteter Stelle nihts bekannt, auh von dem diplomatischen Ver- ae HIAOs in Cettinje sei hierüber keine Meldung ein- gelangt.

Pest, 14. März. (W. T. B.) Das Unterhaus hat die Petroleumsteuervorlage mit 149 gegen 95 Stimmen als Basis für die Spezialdebatte angenommen.

Agram, 14. März. (W. T. B.) Der Landtag ist heute eröffnet worden. Jn einem Königlichen Reskripte wird derselbe aufgefordert, eine aus 4 Mitgliedern bestehende Reg- nikolardeputation abzuordnen, welche mit der gleihen Depu- tation des ungarishen Reichstags und mit den Vertretern von Fiume die Regelung der Fiumaner Frage berathen und zur legislativen Behandlung vorbereiten soll.

Großbritannien und Jrland. London, 13. März. (Allg. Corr.) Am Sonnabend wurden die Flotten- voranschläge für 1882/83 veröffentliht. Dieselben be- anspruchen für die Bedürfnisse der Flotte die Summe von 10 483 901 Pfd. Sterl. oder 221 130 Pfd. Sterl. weniger als im laufenden Jahre. Diese Abnahme is indeß rein nominell und kann weder als ein Beweis von Einschränkung, noch als ein Versuch, die Stärke der Flotte Zu reduziren, betrachtet werden. Sie ist lediolih dem Aufhören besonderer Ausgaben, welche der Krieg in Afrika im laufen- den Fahre nöthig gemacht hatte, zuzuschreiben. Für die Besoldung und Verpflegung der Flottenmannschasten sind 3 628 589 Pfd. Sterl, für neue Vertheidigungswerke 479 608 Pfd. Sterl. und für den Bau neuer Schiffe 3336 911 Pfd. Sterl. ausgeworfen. Dem neuen Schi ffsbau- programm gemäß ist es im Plane, im nächsten Verwaltungs- jahr 15 nèue Panzerfregalten, 8 Stahlkorvetten, 40 Schaluppen und andere kleine Kriegsfahrzeuge sowie 21 Torpedoboote fertig zu stellen. Die Tragkraft der zu erbauenden neuen Fahrzeuge ist auf 20142 t veranschlagt, gegen 18889 t im laufenden und 16821 t im vorhergehenden Jahre. Außer den Maßnahmen für den Bau neuer Shiffe ist in dem neuen Flottenbudget die bereits im Oberhause erwähnte Veränderung beziehungsweise Ergänzung derx Marine- verwaltungsbehörde von besonderem Jnteresse. Jn der Person George RNendels von der Elswicker Geschüßfabrik is ein neues Mitglied ein Civil-Lord der Marinebehörde mit einem Gehalt von 2000 Pfd. Sterl. jährlih ernannt worden. Admiral Brandreth, der neue Controleur, wird seinen Siß im Marine- rathe ohne Gehaltserhöhung einnehmen. Von der Ernennung Hamiltons zum permanenten Sekretär verspricht man sich, es werde ihm gelingen, die Mängel der Marineverwaltung aus dem Wege zu räumen.

__— 15. März. (W. T. B.) Wie aus Durban gemeldet wird, hat der Präsident Brand gestern dem Volksraad des Drangefreistaates von der an ihn erfolgten Verleihung des Michael-Georgs-Ordens Mittheilung gemacht und erklärt, daß er denselben annehmen werde. Der Volksraad hat nach längerer Debatte mit einer Majorität von 6 Stimmen eine Resolution angenommen, in welcher dem Präsidenten die Erlaubniß dazu ertheilt wird.

Frankreich, Paris, 14. März. (W. T. B.) Jn dec Deputirtenkammer tracte der Finanz-Minister, Léon Say, heute die Vorlage, betreffend die Bewilligung eines Kredits von 8 Millionen Francs für die Un Ae Expedition während des ersten Vierteljahres 1882, ein. Die Kaiserin von Desterreich ist heute Vormittag via München nah Wien abgereist, Depeschen, welche dem Kriegs-Mini- sterium zugegangen sind, bestätigen die Nachricht, von unbedeutenden aufständishen Bewegungen im Süden von Tunis. Es sind strenge Maßregeln zur Unter- drückung derselben ergriffen worden. Der neue fran- zösische Ministerresident in Tunis, Cambon, wird aus-

scließlih mit den politishen Angelegenheiten beauftragt wer- den, während der neue Konsul, welcher den Rang eines Generalkonsuls haben wird, sich mit den commerziellen An- gelegenheiten beschäftigen wird. Das Journal „Télégraphe“ hofft, daß diese Theilung der Gewalten, welche vordem in den Händen Roustans konzentrirt waren, die internationalen Unzuträglichkeiten beseitigen werde. Der interimistische Finanzcontroleur Bredif wird unverzüglich nach Egypten abreisen und seine Funktionen unter der Autorität des fran - zösischen Generalkonsuls ausüben.

Italien. Rom, 14. März. (W. T. B.) Anläßlih seines heutigen Geburtstagsfestes erhielt der König von sämmtlichen Souveränen und den Chefs ihrer Regierungen Glüdckwunschtelegramme. Der König hielt über die hiesige Garnison eine Nevue ab,. welcher die Königin und der Kron- prinz beiwohnten. Nach der Revue begaben sih die Herr- schaften nah dem Quirinal zurück und erschienen später in Folge der unaufhörlihen enthusiastishen Zurufe der dicht ge- drängten Volksmenge auf dem Balkon. Abends fand im Ministerium des Auswärtigen ein Diner statt, zu welchem das gesammte diplomatishe Corps und die hohen Staats - beamten geladen waren. Die Stadt ist auf das Glänzendste geshmüdt. Jn den Provinzen wurde der heutige Tag eben- falls festlih begangen. / ;

Die Depesche aus Rom, vom 13. März, über die Audienz des Herrn von Scchloezer beim Papst, entstammt der „Agenzia Stefani“.

Türkei. Konstantinopel, 14. März. (W. T. B.) Das seinem FJnhalte nah bereits mitgetheilte Dokument des russishen Botschafters Novikoff it eine schriftliche Erklärung, welche Novikoff in der Sißung der Kriegsentschä- digungsfommission übergab. Die außerordentliche preußische Gesandtschaft ist heute abgereist.

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Numänien. Bukarest, 14. März. (W. T. B.) Jn

der Kammer legte die Regierung unter dem Beifall der De- putirten die Geseßentwürse über den Bau fünf kleinerer Bahn- linien vor, durch welche die Hauptcentren Rumäniens mit dem bereits bestehenden Bahnneg verbunden werden. Die aus Konstantinopel zurüdlkehrende außerordentliche preußische Gesandtschaft wird morgen hier eintreffen

und hier einige Tage verweilen.* S —PRugland und Polen. St. Petersburg, 14. Mä1z. (W. T. B.) Gestern fand anläßlih des Todestages des Kaisers Alexander Il. in sämmtlichen Kirchen Gottes - dienst statt. Jn der Festungskirhe wurde ausschließlih für die Kaiserlihe Familie um 11 Uhr Vormittags eine Seelenmesse abgehalten... Der Kaiser und die Kaiserin famen in offener Equipage vom Winterpalais. Nach beendigter Messe verweilten dieselben knieend lange Zeit im Gebet am Grabe des Vaters und begaben si sodann in derselben Equipage, in welcher sie gekommen, mit der Kaiserlichen Familie und dem Gefolge zur Sühne- fapelle am Katharinenkanal, woselbst abermals eine. Messe unter Theilnahme der Generalität, der Behörden, der Ver- treter der Stadt und im Beisein einer aus den Leib-Com- pagnien des Preobraschenskishen und Pawlowschen Garde- Regtments bestehenden Ehrenwache statlfand. Um 2 Uhr Nachmittags wurde in der Festungskirhe nochmals eine Messe abgehalten, welher die Mitglieder des diploma- tischen Corps, die Generalität, die Offizier - Corps, die Behörden und zahlreihe Vertreter aus allen Kreisen der Bevölkerung beiwohnten. Jn der Kirche des Preo- braschenskishen Garde-Regiments waren vor dem Altar ein zum Gedächtniß der Errettung des verewigten Kaisers gelegent- lich des Attentats in Paris gestiftetes Heiligenbild, darunter ein aus aleihem Anlaß von den Offizieren der Garde ge- widmetes Evangelium, ferner vor dem Bilde eine Stiftung des regierenden Kaisers, bestehend aus Leuchtern mit 63, der Zahl der Lebensjahre des verstorbenen Kaisers entsprechenden Kerzen, ein Bild des heiligen Alexander Newsky und der Säbel aus- gestellt, welchen Kaiser Alexander 11. im Augenblicke des Attentats getragen hatte. Die Gräber des Kaisers und der Kaiserin waren mit Blumen und Kränzen, welche darauf niedergelegt wurden, vollständig bedelt; am Kopfende der Sarkophage lagen die Kaiserkronen. Das JFnnere der Kirche war erleuchtet. Sowohl in der Festungskirhe, wie in der Sühnekapelle wurden die Messen bis zum späten Abend fortgeseßt. Die Sühnekapelle war bis in die Nacht hinein von großen Volks- massen umstanden.

15. März. (W. T. B.) Gestern fand in der Jsaacs- kathedrale unter Assistenz des Metropoliten Makarij von Moskau ein feierliches Hochamt statt. Demselben wohn- ten viele Mitglieder der Kaiserlihen Familie, die diploma- tishen Vertreter und Militärbevollmächtigten des Auslandes einshließlich Chinas und Japans vollzählig, ferner die Minister und zahlreiche hohe Würdenträger bei. Am Abend war die Stadt fesilih illuminirt.

Schweden und Norwegen. Christiania, 11. März. (Hamb, Corr.) Dex Kronprinz und die Kronprinzessin reisten gestern Nachmittag von hier nach Stocholm ab.

Das Storthing hat mit 71 gegen 40 Stimmen den Antxag der Militärkommission: gegenwärtig die sür das Pulverwerk Skars geforderten 52 000 Kr. abzulehnen, ange- nommen.

Dänemar?. Kopenhagen, 11. März. (Hamb. Corr.) L der gestrigen Sißung des Folkethings wurde die dritte esung des Nachtrags-Etats pro 1881/82, troß der großen Anzahl von Aenderungsanträgen, in verhältnißmäßig kurzer Zeit und nach einer Debatte beendet, die im Gegensaß zu den beiden früheren Lesungen der Vorlage jeglihen ailgemeinen politishen Charakters entbehrte. Der Regierungsantrag in Betreff der Theuerungszulage für die Beamten wurde mit 59 gegen 18 Stimmen abgelehnt. Um Uebrigen wurden alle von der Kommission und deren Majorität gestellten Anträge und die Vorlage selbst einstimmig angenommen.

Amerika. Washington, 14. März. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer hat die Bill, betreffend die Unterdrückung der Polygamie, genehmigt. Vom Senat wurden weitere 100 000 Dollars zur Unterstüßung der in Foige der Ueberschwemmung des Mississippi Noth- eidenden bewilligt. Nach den aus den übershwemmten Distrikten eingehenden Nachrichten ist das Elend sehr groß; die Breitenauédehnung des Flusses beträgt im Durchschnitt 40 Meilen, Nachrichten aus Panama bezeichnen die bis- herigen Meldungen über das Erdbeben in Costarica als sehr übertrieben.

Ter A C USIERTA

New-York, 12. März. (Allg. Corr.) Jn den Mississippideihen haben neue Brüche stattgefunden, und das übershwemmteGebiet wird immer ausgedehnter. Jm Pointe Coupée Deiche, Louisiana, den zu halten man si viel Mühe gegeben hatte, ist eine 1000 Fuß weite Lücke ge- rissen, durch welche das Wasser einstrômt und die reisten ZuCerpflanzungen überschwemmt. Auch bei Memphis sind die Deiche gebrochen, die zu halten ein starkes Kontingent von Arbeitern aufgeboten war. Dem gewaltigen Wasserdrucke des Stromes scheint nihts widerstehen zu können und die Deiche alle zu {wach zu sein. Man \sinnt auf andere Abhülfe. Aus Arkansas wird berichtet, daß der Redriver fällt, die Noth ist aber im Steigen. Jn Washington County, Tennessee, allein sind 10 000 Obdachlose auf Regierungshülse angewiesen.

Afrika. Egypten. Nach einem Telegramme der „Frankfurter Ztg.“ aus Alexandrien ergiebt der Bericht der Finanzcontroleure für das Jahr 1881 cine Vermehrung der Einnahmen um 592 422 Pfd. Sterl. und eine Ver- minderung der Ausgaben um 631 150 Pfd. Sterl.

Zeitungsfstimmen.

Auf die von den konservativen Wählern des Wahlkreises Mühlhausen-Langensalza-Weißensee an den Reichskanzler ge- richtete, mit 6433 Unterschristen versehene Adresse ist, wie man der „Nordd. Allg. Ztg.“ aus Mühlhausen schreibt,

folgende Antwort ergangen : Berlin, den 8, März 1882,

Ich danke den Wählern aus dem Kreise Mühlhausen-Langensalza- Weißensee für die in ihrer Adresse ausgesprochenen Gesinnungen und freue mi, daß sie sich organisiren wollen, um die Reformpläne Sr. Majestät des Kaisers zu unterstüßen. Mit Recht sehen die Herren in der finanziellen Selbständigkeit und Geschlossenheit des Reichs eine der Bürgschaften für die Dauer seines Bestehens. Je näher wir diesem Ziele kommen, desto fester wird das gemeinsame Band, welches Deutschland u und zur Lösung großer Auf- gaben befähigt. Diese Erkenntniß kann nur durch die wiederholte und unausgeseßte öffentlihe Diskussion der Fragen in allen Schichten des Volkes verbreitet werden. i / y

Ihre Organisation wird, wie ih nit zweifle, dazu beitragen und dem Vaterlande nützliche Dienste erweisen.

Sr. Hochwohlgeboren i: dem Landesbau-Inspektor Herrn Weniger Mühlhausen 1. Thür.

Der „Post“ wird geschrieben :

Der Protest, der von Bremen aus gegen das Tabackmonopol veranstaltet worden is, wird von einem Theil der Presse natürlich auszubeuten gesuht. Man weiß, wie eben solche Proteste vor Jahr und Tag auch von Hamburg aus gegen den Zollanshluß in allen fortschrittlihen Blättern ausgerufen wurden. Jeßt hat sich Hamburg bekanntlich mit dem Zollanschlusse so sehr ausgesöhnt, daß selbst der fortschrittliche Reichstagsabgeordnete Hamburgs im Reichstage für die Bewilligung des Reichsbeitrages zur Ausführung des Anschlusses ein- trat. So möchten auch für den Wohlstand Bremens nach der etwaigen Annahme des Monopols Mittel und-Wege gefunden werden, die bis- herige Höhe zu behaupten, vielleiht noch zu steigern.

Der „HamburgischeCorrespondent“ bespricht in zwei Artikeln den neuesten Geseßentwurf, betr. Abänderung der Gewerbeordnung. Am Schluß derselben wird konstatirt, daß in den meisten Fällen die diskretionäre Befugniß der Verwaltungsbehörde, d. h. schließlich der Polizeigewalt, dur den Entwurf erweitert werde, was schlechthin unvermeidlich sei, wenn auf einem Gebiet wie diesem überhaupt Shranken gezogen werden sollten. Es heißt dann weiter :

Dagegen ift es allerdings unmögli, jene Thatsachen felbst so genau und erschöpfend zu bezeichnen, daß dem Ermessen kein Spiel- raum übrig bleibt. Aus diesem Grunde wollen nun Viele von allen derartigen Vorschriften Überhaupt nichts wissen; es genüge, sagen sie, in diesen wie in allen ähnlichen Fällen, die Untersagung des Ge- werbebetriebes lediglich als strafgeseßlihe Folge auszusprechen also z. B. als Folge der Verurtheilung wegen eines Vergehens aus Gewinnsucht. Indessen weiß alle Welt, daß gerade die gericbensten und gefährlihsten Leute jener Sorte sich Jahre lang am Strafgeseß vorbeizudrücken wissen, ohne es auch nur mit dem Aermel zu streifen; zuleßt freilich pflegt sich auch an ihnen das Sprüchwort zu erfüllen, daß der Krug so lange zu Wasser geht, bis er bricht, aber unterdessen haben sie tausende von Menschen in Schaden und Unheil gebracht. Darum alfo erscheinen prophylaktische Gesetzesvorschristen, zum Schuße der Unmündigen an Geist als ge- boten. Oder niht? In der That wird von Allen, die an der alten liberalen Tradition unverrückt festhalten, die Nothwendigkeit und Heilsamkeit solcher staatlihen Vormundschaft bestritten. Mögen die Leute, sagen sie, durch Schaden klug werden, das allein kann sie für die Freiheit erziehen ; besser Freiheit mit Mißbräuchen, als Ausrottung der Mißbräuche auf Kosten der Freiheit. Hier tritt uns in der That eine der Hauptseiten des prinzipiellen Unterschieds zwischen der noch vor 20 Jahren fast alleinherr- schenden alten und der an Anhang und Einfluß fortwährend wachsenden neuen Richtung der Sozialpolitik entgegen. Auch diese letztere ist {on in Gefahr, in ungesunde Uebertreibungen zu gerathen, und das große Stück RNeht und Wahrheit, das die alte Schule für sich hat, zu verkennen und zu untershäßen. Aber in einem Hauptpunkte i} sie jenen unbedingt überlegen, indem sie nämlich mit der Einsicht, daß der Staat keine bloße Sicherheits- anstalt, kein bloßer Lassale’sher Nachtwächter, sondern eine sittlihe Gemeinschaft ist, vollen Ernst macht auch auf dem joztal- und wirthschaftspolitischen Gebiete, und die si hier daraus ergebenden praktishen Folgerungen zu ziehen bemüht is. Eine sittliche Gemeinschaft kann es z. B. nit gleihgültig mit ansehen, daß die Unkenntniß oder wirthschaftlihe Schwäche cines Theils ihrer Glieder systematisch zum Ruin derselben ausgebeutet wird. Die sozialpolitischen Konsequenzen der ristlihen Lehre von der Solidarität aller Menschen und des Gebots der Nächstenliebe sind noch lange nicht vollständig gezogen. ; ; n

Darum braucht das Kind niht mit dem Bade ausgeschüttet und die wirthschaftliche Freiheit nicht in ihren Lebensadern unterbunden zu werden; ihr Stamm kann unversehrt bleiben, auch nah Abschneidung der Auswüchse. Und wenn wir nun von diesem Gesichtspunkt aus ein Gesammturtheil über den vor- liegenden Geseßzentwurf abgeben sollen, so können wir nur sagen, daß er unserer Ueberzeugung nach im Ganzen und Großen durchaus die rihtige Mittellinie einhält, und keinenfalls zu viel absch{necidet. Eine ganz vorzügliche Arbeit um dies \{ließlich noch zu erwähnen ift die Motivirung desselben: knapp und gedrungen, und dabei doch gründlich und umsichtig, alles sachlich Erheblihe erwäaend. Wir können uns, ofen gesagt, nicht vorstellen, daß die verehrte Opposition, wenn sie z. B, einen Gegenentwurf zu machen hätte, eine Leistung von nur annähernd gleiher Tüchtigkeit ershwingen würde.

Der „Düsseldorfer Anz.“ schreibt:

Staats- oder D Das ist heute die frage: Wären die Eisenbahnen in Preußen nicht verstaatliht worden, so würden sich mit der Zeit amerikanische Zustände herangebildet haben. In Amerika haben einige große Geldmänner (hundertfache Moers) den ganzen Eisenbahn- und Petroleumbetrieb in Händen. Man spricht dort, in

v, Bismarck,

der Republik, nur von Eisenbahn- und Petroleumkönigen, welche das Mo- nopol nicht im Interesse des Stäates, also der Gesammtheit des Volkes,

sondern in ihrem eigenen Interesse in empörendster Weise ausnußen. Ein kleines Vorspiel von cinem Privat-Tabackmonopol haben wir {hon heute in Deutshland. Die Tabackbauern und kleineren Fabri- kanten flagen über den unerhörten Druck der Großhändler. Nehmen wir nun an, die Tabacksteuer wird erhöht nah englishem oder ame- rikfanishem Vorbilde, so bedeutet das doch nichts anderes, als die völlige Zugrunderichtung der kleineren und miitleren Tabacinterefsenten, das Monopol des Geldsadcks. . ..

(Berichtigung). Jn unserer gestrigen, der „Saar- und Blies-Ztg.“ entnommenen Notiz muß die Ziffer des Mehr- absaßzes in Kohlen im Februar d. J. 18 384, 475 t heißen.

Nr. 15 des Amtsblatts des Reichs-Postamts hat folgenden Inhalt: Verfügung: vom 6. März 1882: Trennung der gestempelten Postkarten und der Weltpostkarten in rechnungs- mäßiger Beziehung. Î y

Nr. 16 hat folgenden Inhalt: Verfügung: vom 8. März 1882. Kontrole über die erfolgte Ausfertigung und Behändigung L a zu den eingegangenen Werth- und Einschreih= endungen. t

Statistische Nachrichten.

Die Kosten der offentlichwen Volksschulen tin Preußen. (Stat. Corr.) Die neueste, das 10. Ergänzungsheft der eitshrift des Königlich preußischen statistishen Bureaus füllende tatistik der öffentlichen Volksschulen bringt eine Menge werthvollen Materials über die Kosten des preußischen Elementarschul-Unter- rihtes bei. Vollständig ist dasselbe nicht, weil amtlihe Nach- weisungen ähnlicher Art von den Privatshulen nicht eingezogen worden sind, BVlinden- und Taubstummen-Anstalten wegen ihrer Cigenthümlichkeit außer Acht bleiben mußten und au die mit Sctullehrerseminaren fest verbundenen Uebungsschulen in Betreff des Kostenpunktes von den Seminaren nicht zu trennen wären. Da- gegen haben in der Statistik dcr obligatorischen Volksschulen au Lehranstalten Plaß gefunden, welche ohne den höheren beigezählt zu werden doch über das Ziel der Volkéschule im engeren Sinne hinausgehen ; soweit solche Mittelschulen aus den Originalberichten zu erkennen waren, sind sie besonders behandelt worden. :

Einen ansehnlichen Beitrag zu den Unterrichtskosten liefert das vorhandene Schvl-, Kirchen- und Stiftungsvermögen, das Kirchen- vermögen insonderheit für die mit einem Küster- oder Organisten- amte fest verbundenen Schulstellen. Soweit dieser Beitrag zur Do- tation der Schulstellen, aber aus\{ließlich Wohnung und Feuerung, bestimmt ist und aus darüber vorhandenen neueren Matrikeln (seit 1869) hervorgeht oder nah ortsüblichem Werthe ges{häßt werden kann, sollte er verzeichnet werden. Nach den kritischen Bemerkungen des Bearbeiters hat zuweilen eine Verwechselung von Vermögen und Er- trag stattgefunden, auch sind Schulgelder und Stolgebühren manch- mal eingerechnet, so daß der Beitrag zur Lehrerbesoldung aus dem Vermögen eher etwas zu hoch als zu niedrig erscheint, weil nicht alle Fehler als solche zu erkennen und zu beseitigen waren. Die Zu- sammenstellung ergiebt als jährliche Einnahmen der in Rede stehenden

Gattung: ' aus überhaupt davon für Mittelschulen inStädten auf dem Lande in Städten auf dem Lande Grundbesiß . . . #210818 3 416 869 6 935 D210 Berechtigungen . 97294 389 701 2 296

Geld- u. Natural-

501711 2120288. H.327 207 Kapitalzinsen. . 275/942 558165 24141 896, woran außer dem Landdrofsteibezirk Stade, für welchen die ein- \{lägige Nachricht fehlt, betheiligt sind: Schulen 1879 24 875 55 8 Lehrerstellen .. . 9717 32 Fel 400 20,

Die beträchtlihsten Einnahmen aus jenem Vermögen haben die öffentlichen Volksschulen in der Provinz Sachsen, nämlich 1 488 046 M. für 2519 Schulen und 4200 Lehrerstellen mit je 354 #, während in Posen jede so bedachte Lehrerstelle daraus nur 85 4 empfängt.

Diesen 7577788 # treten Schulgelder, Leistungen der Gemeinden, Gutsherren und Patrone und Beiträge des Staates hinzu, so daß die vollbeshäftigten 54218 Lehrer und 5275 Lehrerinnen im Jahre 1878 überhaupt 63046533 #4 Stellen- einkommen hatten. Feuerungs- und Wohnungsaufwand waren in das persönliche Einkommen nicht einzurechnen, scheinen jedoch von der Besoldung mancher Lehrer, welche für ihre Unterbringung felbst zu forgen haben (laut den fkritishen Bemerkungen des Hrn. A. Petersille, der im Auftrage des Unterrichts- Ministers das weitschihtige amtlihe Material bearbeitet hat), niht abgezogen zu sein. Das Stelleneinkommen der öffent- lichen Volksschulen überhaupt und die Kosten für 2062 ftädtische und 53 Stellen an Mittelschulen insbesondere (für welche Kosten getrennt angegeben werden konnten), werden beschafft:

überhaupt | davon für Mittel-

: schulen: durch in Städten em | städtische finde Einkünfte aus Vermögen A. 1085 765 6 492 023 44 699 4322 Schulgeld n 0256766 5718 761| 2 432 450 16 236 Leistungen der Gemein- den, Gutsherren und Patrone ¿6 1904807110 792 146 1 195 249 63 306 Beiträge des Staates . 1613700 6039 301| 55179 1410 zusammen . . 4M 29 004 302 34 042 231| 3727577 85 274 Die Quellenkritik ftellt es als unsicher hin, ob Schulgeld, welches in die Gemeindekasse fließt, allenthalben aus den Leislungen der Ge- meinden ausgesondert ist oder unter leßteren steckt. Den höchsten An- theil am Gesammteinkommen der Lehrerstellen liefern die Erträge des Vermögens in_ Sachsen (25,31 0/90) und Schleswig-Holstein, das Schulgeld in Sachsen (35,12 °/0), Hannover und Brandenburg, die Leistungen der Gemeinden u. dgl. in Berlin (91,30 0/0) und Rhein- Bud die staatlichen Beiträge in Posen (28,08 9/0), Ostpreußen und ommern. n Außer dem Stelleneinkommen der voll beschäftigten Lehrkräfte fommen noch folgende sonstige persönlihe Kosten der öffentlichen Volksschulen in Betracht: i | davon für Mittel- | schulen : länd-

. überhaupt Aufwendungen für e ved , f n ( Î S "- in Städten Lande | städtische lie 624689 83141020 | 21084 1660 1 059 005 1087964| 237182 435 20 650

236 552 300 120 26 968

229 861 1105 Leistungen der Gemein- |

ua L dergl... . 803 058 596 791 | ÿ4635 120 Lehrerwittwen u. -Waisen 243 777 466 759 | 12546 336

Die persönlihen Kosten erreichen in Summe also 71 583 627 oder dur \chnittlich für eine Schulklasse 1194, in den Städten 1544 und auf dem Lande 1010 A Hierzu treten nun als sächliche in einem Durchschnittsjahre aus den drei Jahren 1876 bis 1880 ver- wendeten Schutünterhaltungskosten im Ganzen, bezw. für 238 städ- tische und 1 ländliche Mittelschule, von denen die eins{lägigen Zahlen

Lehrerzulagen vomStaate

Ee ¿

Ruhegehalte: dur Abgabe des Nachfolgers Staatszuschüsse .

besonders ermittelt sind: