1882 / 71 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 23 Mar 1882 18:00:01 GMT) scan diff

Nr. 4 des Eisenbahn-Verordnungs3-Blatts hat folgen- den Inhalt: Allerhöchste Konzessions-Urkunde, betreffend den Erwerb und Betrieb der Eisenbahn von Straußfurt nah Großheringen durch die Nordhausen-Erfurter Eisenbahn-Gesellschaft. Vom 28. Dezember 1881. Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 21. Februar 1882, betreffend die einheitlihe Bezeichnung derjenigen Be- trieb8mittel, welhe dem §8. 23 der Normen für die Konstruktion und Ausrüstung der Eisenbahnen Deutschlands nicht entsprecen; vom 24. Februar 1882, betreffend Abonnementskarten für Schüler; vom 3. März 1882, betreffend Stempelfreiheit der Erklärungen von Kassenbeamten über die Haftung ihrer Dienstkautionen für ihre Ver- treter in Urlaubsfällen; vom 7. März 1882, betreffend Dienstwoh- nungen, welche außerhalb des amtliben Domizils der Beamten be- legen sind; vom 13. März 1882, betreffend Aufstellung der Betriebs- Etats. Nachrichten. Nachtrag Ik. zu der Zusammenstellung der von den Landespolizeibehörden auf Grund des Reichsgeseßes vom 7. April 1869 und der revidirten Instruktion vom 9. Juni 1873, be- treffend die Maßregeln gegen die Rinderpest, in veterinärpolizeilihem Interesse getroffenen, zur Zeit noch geltenden Anordnungen, soweit solche den Eisenbahnverkehr berühren.

Nr. 6 des Central-Blatts der Abgaben-Geseßgebunag und Verwaltung in den Königlich Preußishen Staaten hat folgenden Inhalt: Anzeige der im Reichsgeseßblatte erschienenen Geseßze und Verordnungen. Allgemeine Verwaltungsgegenstände : Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen. Festsetzung von Mittelwerthen für Berehnung der Stempelabgaben von ausländischen Werthpapieren. Indirekte Steuern: Tarifirung von Glasplatten. Larifirung von Asbest- waaren. Erlaß der Tabadsteuer von einem mit Taba bepflanzten, vor der Ernte umgepflügten Grundstück. Verfahren bei Festseßung von Stempelordnungéstrafen wider Militärpersonen. Statistik: Uebersiht der im Jahre 1881 bei der Verwaltung der indirekten Steuern angestellten Militärpersonen. Personalnachrichten.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Caroline Amalie, Königin von Dänemark, ge- borene Prinzessin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg. Eine Lebensskizze. Deutsche Auêgabe. Lübeck 1882. Ferdinand Grautoff. Das vorstehende Lebensbild einer unlängst im nordi- \{chen Nacbbarreiche verstorbenen Königin, der Wittwe König Christians VIIL, geb. den 28. Juni 1796, gest. den 9. März 1881, darf insofern auch außerhalb des Volkes, welchem die Monarchin an- gehörte, auf Theilnahme rechnen, als das edle Geschlecht, dem sie entstammte, unlängst durch eine hocherfreuliche Vermählung mit unserem Kaiserlichen Hause innig verbunden worden ift, denn sie war die einzige Tochter des Herzogs Friedrich Christian von Schleswig-Holstein- Sonderburg-Augustenburg und der Herzogin Luise Augusta, Königlicben Prinzessin von Dänemark. Aber auch abge- sehen davon, wird ein edles Frauenleben, wie das hier dargestellte, alle Diejenigen anziehen, welche für das echt mens{chlich Schöne und Hohe, für das Walten sfelbstloser Liebe und einer na- mentlich den Bedürfnissen des Arbeiterstandes freundlich entgegen- fommenden Barmherzigkeit Interesse haben. Die Verfasserin, Palast- dame D. von Rosen, welche der Monarchin während einer langen Reihe von Jahren, von 1844 bis zu ihrem Tode, zur Seite gestanden, war zum Entwurf dieser Lebensskizze gewiß ganz besonders berufen und hat der Darstellung vielfah Erzählungen und Mittheilungen aus dem eigenen Munde der Königin sowie auch eine Anzahl von Briefen zu Grunde gelegt. Ueber die leßte wichtige Begebenheit, welche die Königin in ihrer Familie noch erlebte, die Vermählung des Enkels des Deutschen Kaisers mit der Prinzessin Victoria von Schleswig - Holstein, wird gesagt: „Sie war für das Herz der verwittweten Königin höchst erfreulich, und mit ihrer Freude vershmolz der innige Wunsch, welcher sich in Gebet zu dem himmlischen Vater verwandelte, daß die junge Prin- zessin zur Lösung der großen Aufgabe, welche ihr seiner Zeit vielleicht zufalle, in jeder Hinsicht gestärkt werden möge. Sie hat, wie sie es wiederholt aussprach, die liebe Großnichte ganz besonders viel der Gnade des Herrn befohlen.“ Der kleinen elegant ausgestatteten S ist das sprechende Lichtdruckbildniß der Verewigten voran- gestellt.

Die Predigt, welche der Superintendent O. Pank am Sonn- tage Septuagesimà (5. Februar) d. J. in der Dreifaltigkeitskirbe zu Berlin gehalten hat, ist unter dem Titel: „Die fünf thörichten und die fünf klugen Jungfrauen “in Friedr. Schulze’s Verlag hierselb (Wilhelmstraße 1a.) erschienen (Preis 30 -). i

In demselben Verlage erschien: „Drei Kreuze drei Sinn- bilder“, Predigt am Sonntag Reminiscere 1882 in St. Elisabeth beim ersten Abendmahl der Neukonfirmirten gehalten von Eugen Baumann, Archidiakonus.

Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. 46. und 47. Bericht des unter dem Protektorate Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin stehenden Vereins für das Museum s\ch{lesisher Alterthümer. Breslau, 1881. Das vorstehende Heft enthält eine Abhandlung des Herausgebers Dr. H. Luchs über „Sclesische Landes- und Siädtewappen“. In der- selben handelt der Verfasser zunächst von Wappen im Allgemeinen und beschreibt sodann in einzelnen Abschnitten das Wappen des Herzog- thums oder der Provinz Schlesien, ferner die Wappen der Fürstenthümer Oppeln, Breslau, Liegniß, Brieg, Schweidniß, Münsterberg, Oels, Sagan, Neisse, Glogau und Ratibor, der Grafsbaft Glatz, das Wappen von Niederschlesien und der Markgrafschaft Oberlausitz, so- wie die Wappen der 3 Negierungshauptstädte der Provinz: Breslau, Liegniß und Oppeln, und theilt noch einige andere, auf die einzelnen ELNEen und deren Geschichte bezügliche Nachrichten mit. Der Ab- handlung i} eine Tafel mit den Abbildungen der 18 verschiedenen Wappen im Buntdruck beigefügt.

Aus Chur schreibt man dem „Bund“: Die historisch-anti- quarishe Gesellshaft hat mit dem Bischof von Chur einen Verträg abgeschlossen, nah welchem gegenwärtig an der Translocirung der dem Maler Hans Holbein d. I. zugeschriebenen Freskobilder im bischöflichen Schlosse in Chur, die einen sogenannten Todtentanz darstellen, gearbeitet wird. Es ist ein Cyklus von grau in grau gemalten Bil- dern, deren jeder das Feld einer Riegelwand einnimmt oder von einer

olzeinfassung umrahmt wird; das Bild felbst ist auf die Mauer- üllung gemalt. Die Translocirung aus einem Korridor des bishöf- ihen Schlosses in einen Erdgeschoßraum des rhätishen Museums ist eine ziemlih s{wierige Arbeit, die aber hoffentlih ohne Schaden für das leider ohnedies schon ftark vom Zahne der Zeit benagte Kunst- denkmal verlaufen wird.

Die zweite der „Deutschen Familienbatts“ (Verlag von hierselb1t) ist fkürzlich ausgegeben worden und dem Maler Paul Meyerheim gewidmet. Dieselbe hat folgenden Inhalt: Paul Meyerheim, von Emanuel Kaiser (mit Bildniß und Faksimile). Vor dem Affentribunal, von J. Trojan (zu dem gleihnamigen Bilde). Natalie, von W. Black (Fortsetzung). Ueber den Herensabbat, von Paul Julius Möbius, Wandernde Straßenverkäufer, ein Sittenbild aus dem amerikanischen Leben, von H. Vogt. Plauder- eckde; Die Klage der Redaktion, von E. O. Hopp. Ein Wiß Lessings. Pane ive Kritik. Volksftil. Spinngewebe als Medizin. Salbader.

ine merkwürdige Kolonie. Die Schulden des Osmanenreiches. Aus- stellung des Vereins der Künstlerinnen in Berlin. Ein großer Klavier- viciuose. Englische Frauen, Räthsel. Holzscbnitte: Vor dem Tribunal, nach einer Originalzeihnung, Genovefa. Bergab, nach dem Gemälde geschnitten. Surporte im Hause des Herrn Geheimen Rath A. Heckmann zu Berlin. Amsterdamer Bücher- trödler. Carden an der Mosel, Der Handshuh von Schiller, nach dem Aquarell geschnitten. Sämmtlih von Paul Meyerheim.

Die in Leipzig, am 25. März erscheinende Nr. 2021 der -„Illustrirten Zeitung (Leipzig, I. J. Weber) enthält folgende Abbildungen: Johann olfgang von Goethe. Nach

Künstlernummern des Schorer

des Hofkunsthändlers

einem Gemälde von H. Kolbe (im Besi eldmarschall-

ren. Fr. Pahlmann in Braunschweig). ieutenant Frhr. von FJovanovitsch, Ober - Befehlshaber der österreiisch - ungarishen LTruppen im Aufstandsgebiet. Vom dalmatinish-herzegowinischen Aufstand: Herzegowinischer Kaiserlicher Pandur und böhmische Gensd'armen auf einem Streifzug. Nach einer Skizze unsers Spezialzeichners. Das Kostümfest zur Feier des 25jährigen Bestehens des Bremer Künstlervereins. Nach einer Zeich- nung von W. Wiegmann. Berliner Bilder: Am Spittelmarkt, Originalzeibnung von H. Lüders, [Zweiseitig], Bilder von Richard Buchta's Reise nach Centralafrika. 7 Abbildungen. Nach photographisben Aufnahmen des Reisenden. Theodor Kullak f am 1. März. Preußische Ulanen im Springgarten. Nach einer Zeich- nung von G. Krickel. Polytechnische Mittheilungen: Sönnekens Copirpresse, Radirmesser und Gummi-Packetfeder. 4 Figuren. Sea patentirtes System zur Reinigung der Schornsteine dur ebläfeluft.

Land- und Forstwirthschaft.

Breslau, 20. März. (Sébles. Ztg.) Die Bestellung der Sommersaat vollzieht sih diesmal in erwünschtester Weije und ift bereits soweit vorgeschritten, wie dies in anderen Jahren erst Mitte April der Fall war. Infolge ihrer trockenen Beschaffenheit lassen sich die Aecker vortrefflich bearbeiten, sodaß die Bestellung mächtig gefördert wird. An einzelnen Orten ist man bereits mit der Körner- einsaat fertig und sind dort nur noch Kartoffeln und Rüben zu bestellen. In einzelnen Distrikten mit nassem und kaltem Boden ift die Bestellung freilich noch im Rückstande, da sie dort ohne Gefahr für die Saat noch nicht vorgenommen werden konnte. Im Allgemeinen is vielen Landwirthen durch den ungewöhnlich zeitigen Anbruch bes Frühlings in diesem Jahre die Zeit für die- jenigen Arbeiten um ein Beträchtliches verkürzt worden, welche sonst vor der Bestellung voggehmen sind. Mr sind Arbeiten, wie das Auslesen der Rüben- und Kartoffelmieten, Düngerfahren, Breiten von Kompost, Ebnen von Maulwurfshügeln, Wegebessern u. \. w. noch im Rüstande. Der Stand der Wintersaaten ist im großen Ganzen ein zufriedenstellender, auf leichtem Boden find sie in der Entwickelung anderen Jahren um mindestens drei Wochen voraus. Der absolute Mangel an Schnee im Win- ter scheint sie nicht benachtheiligt zu haben, da der Frost nur unbedeutend war. Ebenso hat der leichte Frost in den leßten Nächten den Wintersaaten, einschließlich der Oelfrüchte, welche {on erhebliche Fortschritte im Wachsen machten, keinen Schaden gethan. Betreffs des Weizens hegte man früher stellenweise Be- fürchtungen, doch hat sich derselbe in legter Zeit so wesentlich erholt, daß von einem Ausackern desselben, welches man vorhatte, nicht mehr die Rede ist, Eine unerwünshte Folge des trockenen, \chnee- losen Winters i} die geringe Bodenfeuchtigkeit, in einigen Distrikten der Provinz klagt man {on über Dürre; Regen würde bald sehr erwünscht sein. Mehrfach gehen die Schafe bereits auf die Weide, in Folge dessen Futter gespart wird, was bei den geringen Vorräthen an folchem nicht zu unterschäßen ist. Allgemein ist die Klage über die Verheerungen, welche die Feldmäuse angerichtet haben, namentlich sind die Kleeschläge so arg von ihnen mitgenommen, daß es unerläßlih erscheint, als Ersaß Grünfutter in ausgedehntem Maße anzubauen. Es sind daher in verschiedenen Kreisen der Pro- vinz Polizeiverordnungen erlassen worden, welche eine möglichst {nelle und energische Vertilgung der Mäuse anordnen und die dabei Säu- migen mit den zulässigen Zwangsmaßregeln bedrohen.

Gewerbe und Handel.

Die „New-Yorker Hdls.-Ztg." äußert sich in ihrem vom 10. d. M. datirten Wochenbericht über die Geschäftslage folgender- maßen: Von der allgemeinen Geschäftslage läßt sich heute fein freundlicheres Bild entwerfen, als das an dieser Stelle gezeich- nete; die Stimmung ist noch immer eine sehr gedrückte, und obwohl die wirthschaftlichen Verhältnisse durhaus nicht beunruhigend sind, so stehen sie doch in grellem Kontrast zu der außerordentlichen Prosperität, deren wir uns in den zwei Vorjahren erfreut haben. Es ist freilih zu berücksihtigen, daß wir diese Prosperität dem Zu- sammentreffea von Umständen zu danken hatten, das uns dem Aus- lande gegenüber große Vortheile sicherte. Unsere Ernten waren fehr reich ausgefallen, während Europa durch seine Mißernten auf unseren Ueberfluß angewieseu und sogar genöthigt war, einen großen Theil desselben mit Gold zu bezahlen. Im leßten Jahre hat“ Europa bessere Ernten gehabt, wir dagegen \ch{lechtere. Unsere Pro- duzenten und Spekulanten trugen der Thatsache jedoh nicht Rechnung, daß Europa nicht nur ein kleineres Defizit als in den Vorjahren zu decken hatte, sondern die dazu erforderlichen Quantitäten auch aus anderen Ländern beziehen konnte. Auf allen diesseitigen Märkten wurden Preise so hoch gehalten. daß wir der fremden Konkurrenz unterlagen, und jeßt, wenige Monate vor einer neuen, reiben Ertrag versprechenden Ernte, wenig Aussicht haben, unsere entbehrlichen Vor- räthe von Getreide zu verwerthen. Aehnlich verhält es sih mit Pro- visionen, und in natürlicher Folge ist unser Export im Vergleich zu den Vorjahren bedeutend abgefallen, Wechsel auf Europa sind knapp und theuer, und anstatt von dort Gold zu beziehen, haben wir bereits erheblihe Summen dahin remittiren müssen. Die Kaufkraft unserer Bevölkerung, welche in den Vorjahren in einem bis dahin nie ge- kannten Maße gestärkt worden war, ist seitdem ges{chwächt worden, und daraus erhellt der verminderte Umfang des Geschäfts in fast allen Branchen. Ueber das Geschäft am Waaren- und Pro- duktenmarkt ist nihts Neues von wesentlihem Interesse zu berihten. Brotstoffe verkehrten anfänglich in weichender Tendenz, waren aber am Schluß wieder fester; der Export von Weizen und Mais war kaum so umfangreih wie in der Vorwoche und für volle Getreideladungen wurden nur sechs Fahrzeuge ge- chartert. Der Frachtenmarkt war etwas flauer. Baumwolle in disponibler Waare erfreute sich während der leßten Tage bei steigenden Preisen lebhafter Exportfrage, während Termine nah sehr ruhigem Geschäftsverlauf eine Kleinigkeit höher {ließen als vor einer Woche. Der Rohzucckermarkt war fill aber fest. Brasil-Kaffees haben vorwöchentliche Schlußnotirungen behauptet und west- und ostindische Sorten fanden mäßige Beachtung. Schmalz hat eine Anfangs der Woche erlittene Einbuße wiedergewonnen; Sc{weinefleisch und Speck begegneten wenig oder gar keiner Frage und Rindfleisch war till und unverändert. Das Geschäft am Hopfenmarkt nahm einen \{leppenden Verlauf. Terpentinöl war ruhig und etwas niedriger, U dagegen für alle Sorten fest und begehrt. Raff. Petroleum lau und nominell. Das Geschäft in fremden sowohl wie einheimischen Manufakturwaaren war unbefriedigend. Der Import fremder Webstoffe für die heute beendete Woche beträgt 2315992 Doll. gegen 3 244 629 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.

Wien, 22. März. (W. T. B.) Der heute veröffentlichte Rech- nungsabs{luß der österreihishen Kreditanstalt weist in der Bilanz, welche sich im Betrage von 149595 309 Fl, das Gleich- gewict hält, an Aktiven auf: Cffektenbestand 2 437 243, Portefeuille 32 374670, Kassabestände 11650055, Vorschüsse auf Effekten 17 028 128, auf Waaren 27 480, Inventar 68656, Realitäten 1 554 000, Waaren 1062, Debitoren 84 454 013 Fl. ; an Passiven: Aktienkapital 40000000, ferner rückständige Dividende 19 334, Accepte 9136 978, Reservefondskonto 2 181 160, verzinsliche Ein- Lagen A l 994, Kreditoren 82 349927 und Gewinn per Saldo

__ Wien, 22. März. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Aktio- näre der AllgemeinenDepositenbank beschloß, von dem Gewinne von 653 301 Ä: zu den am 1. Januar cr. bezahlten 10 Fl. weitere 6 Fl, zusammen 8%/9 Dividende pro Aktie zu vertheilen. In dem der Generalversammlung erstatteten Beriht wurde hervorgehoben, daß die Depositenbank von der Pariser Krisis nicht berührt worden sei, da sie keine Forderung an die Ünion générale gehabt habe, vielmehr der- selben im Contocorrent 113 494 Fr. für Couponseinlösung \chulde.

London, 22. März. (W. T. B.) In der gestrigen Woll- auktion blieben gute Wollen fest, fehlerhafte Wollen etwas {wächer.

London, 23. März. (W. T. B.) Die Bank von Eng- land hat den Diskont von 4 auf 3 %/ herabgeseßt.

Paris, 23. März. (W. T. B.) Dem „Pariser Börsenblatt“ wird von kompetenter Seite mitgetheilt, daß die Kontrahenten der italienischen Anleihe in London die neuen definitiven Titres am 28. d. M. verabfolgen werden. Demselben Blatte zu- folge hat die Banque franco-égy ptienne die Dividende pro 1881 auf 35 Francs gegen 45 Francs im Jahre 1880 festgeseßt.

Florenz, 22. März. (W. T. B.) Der oberste Rath der Nationalbank hat an Stelle des verstorberen Direktors B om- brini einstimmig Grillo zum Direktor der Bank ernannt.

Buenos-Aires, 17. März. (Allg. Corr.) Neue Guanoläager find im Golf von Kalifornien an der mexikanischen Küste, 28 Meilen nordöstlih vom Cap Lobos, entdeckt worden. Die Insel, welche den Guano enthält, hat einen Umfang von 16 Quadratmeilen, und die Läger sind, wie es heißt, von beträchtlicher Bedeutung.

Berlin, 23. März 1882,

(Centralbl. der Bauv.) Das in Hannover neu erbaute Schullehrer-Seminar soll am 24. April d. J. in Benußung genommen werden. Das Gebäude hat außer dem Kellergeschoß ein Erdgeschoß und zwei Stockwerke, und enthält ein Internat für 40 Seminaristen und Wohnungen für den Direktor, zwei Lehrer und den Oekonomen. Das Aeußere ift in Backsteinrohbau mit Flachbögen aus feinen Verblendziegeln und Terracotten aus Lauban in Slesien hergestellt. Die auf dem Hofe befindlichen Abortsgebäude für Knaben und Mädchen sind nach dem Heidelberger Tonnensystem eingerichtet, Der Bau ist im Ministerium der öffentlichen Arbeiten entworfen und vom Baurathe Pape in Hannover unter der Spezialleitung des Regierungsbaumeisters Schröder ausgeführt. Die Kosten der ganzen Anlagen betragen 374 635 A.

Literarische Neuigkeiten und periodische Schrijten

Beiheft zum Militär-Wochenblatt, herausgegeben von v. bell, Oberst z. D. (Berlin, Ernst Siegfried Mittler und Sohn) Nr. 2 und 3 (Jahrgang 1882). Inhalt: Roßbach und Jena. Eine krieg8geschichtliche Studie von Colmar Freiherr von der Golt, Major im Generalstabe. I. Abschnitt. (Mit den Plänen der Schlachten von Roßbach und Jena.)

Preußische Jahrbücher. Herausgegeben von Heinrih von Treitshke. Neunundvierzigster Band. Drittes Heft. März 1882. Berlin 1882. G. Reimer. Inhalt: Das Unfallversicherungs- geseß. (O. Bähr.) Rom und die römische Campagna in Bezug auf die modernen Kulturverhältnisse. (Winterberg.) Karl Wilhelm Nißsh. (Richard Rosenmund.) Auswanderung, Kolonisation und Zweikindersystem. (Frhr. von der Brüggen.) E. M. Arndt und Wrede. (Heinrich von Treitshke.) Unsere Parlamente. (Heinrich von Treitshke.) Notizen. (Moses Mendelssohn.) (Julian

Schmidt.)

Preußisches Verwaltungs-Blatt. Wocbenschrift für Verwaltung und Verwaltungsrecbtspflege in Preußen. Heraus- aeber: Dr. jur, Binseel. Verlag und Expedition: Otto Drewitß in Berlin N, Monbijou-Plaß 10. Jahrgang Il. Nr. 25. Inhalt: Zur kirhlihen Baulaft. Zur Statistik der Kreis8abgaben. Beurkundung der „Sterbefälle auf Seeschiffen wäh- rend ver Reise“. Meldewesen An- und Abziehender. Beaufsich- tigung des Schankgewerbes der Bahnhofsreftaurateure. Instand- setzung der öffentlihen Kommunikationswege, Brücken 2c. Zur Wirkung rechtskräftig entschiedener Sachen. Formlosigkeit des im S. 49 Zuständigkeitsges. gedachten Bescheides. Freiwillige Feuer- wehr und Polizeidirigent zu einander. Unzulässigkeit der Abschie- bung von Hülfsbedürftigen. Aufenthalt im Kloster als ein gewöhn- licher im Sinne des Reichs-Unterstüßungswohnsitzgesees, Dauernde Hülfsbedürftigkeit im Sinne des Reichs-Unterstütungswohnsitzgeseßes.— Kur und Pflege Haftentlassener als Aft der Armenpflege. Ablehnung eines nicht gehörig motivirten Grsaßanspruchs. Anwendung der Tarife im Sinne des Reichs-Unterstüßungs8wohnsitßgeseßes, Die Angaben des Hülfsbedürftigen zur MNezeptionsverhandlung. Kirchenbaulasft. Unzulässigkeit des Rechtsweges gegen eine von der Regierung für voll-

\streckbar erklärte Gemeinde-Umlage. Ausübung des Kirchenpatronats.

Verwalter kraft Gesetzes und kraft privatrechtlichen Titels; Vor- münderin und Testamentserekutor. Umfang und Erwerb des Patronatsrechts. Literarische Mittheilungen.

Neue deutsche Jagd-Zeitung. Offizielles Organ des deutschen Jagdklub in Berlin. T1. Reßier Jagen 25. JIn- halt: Die Bäume Deutschlands in Brauch und Glauben des Volkes (Fortsezung). Fischen und Angeln. Die Forelle. Reinecke im Cirkus Renz. Wasserstaar und Cisvogel. Der Bärenzwinger im zoologischen Garten in Berlin (mit Jllustration). Weidmanns Plauderstübchben: Vom Deister. Aus den Memoiren des Hasen Löffelmann (Fortseßung). Der Jagdhund. Offizielles des Deut- \chen Jagd-Club. Ueber das Apportiren des Hühnerhundes. Eine neue Warnung vor Zahna. Verein St. Hubert. Jagd- tasche. Zwingernachrichten. Hundemarkt. Anzeigen.

Deutscbe Landwirthschaftliche Presse. Nr. 22, Jn- halt: Neue Zuckerfabriken und -Projekte in Deutschland. Ein Wort über das Körpergewicht der Arbeitspferde in Bezug auf ihre Leistungsfähigkeit, Von Graßmann. Was heißt Viehzüchten ? Von Benno Martiny. Hoya's Torfzerreißungsmaschine zur Fabri- kation von Torfstreu. Aussaat des Ryegrases. Von Eisbein. Ventilationseinrichtungen in Pferdeställen. Von Engel. U. A.

Statistische Mittheilungen über das Großherzog- thum Baden. Nr. 10. Die landwirthschaftlihen Anbauflächen und die Ernte des Jahres 1880,

Mittheilungen für die öffentlihen Feuerversiche- rungsanstalten. Nr. 3. Inhalt: Vortrag zu Nr. 9 der Tagesordnung der dreizehnten Hauptversammlung der Vereinigung öffentlicher Feuerversicherungsanstalten in Deutschland am 6.—8. Jult 1881, betr. Anträge bez, der Aufnahme anderer Versicberungszweige, insbesondere der Hagelversicherung, durh die öffentlichen Feuerver- siherungsanstalten, nebst einer Widerlegung einer Kritik dieses Vor- trages. -— Niedersächsisher Feuerwehrverband. Abhängigkeit der Blitschläge von der Bodenbeschaffenheit. Mietherrisiko in Frank- reih. Notiz des Verbandsbureaus.

JIllustrirte Berliner Wochenschrift , Der Bär“, Preis viertel- jährlich 2 4, Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin W,, redigirt von Emil Dominik. (Nr. 25.) Inhalt: Das Testament, eine Novelle aus der Mark von Ernst Brandt (Fortsetzung). Prinz Friedrih Carl von Preußen (mit Porträt nah Krüger). Zur Geschichte der Ber- liner Brunnen von Ferdinand Meyer. Die Regulirung der Ber- liner Wasserstraßen. Die elektrische Eisenbahn von dem Endpunkt der Charlottenburger Pferdebahu bis zum Spandauer Bock (mit Illustration von F. Wittig). Pfeifenbeschlag. Amtliche Be- richte der Fischerei-Ausf\tellung. Die Neue Friedrichstraße. Noch einmal Wrangel. Brief- und Fragekasten. Jnserate.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Vier Beilagen (einschließlich Börsen-Beilage).

Berlin:

IICC E E I I T E

: Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Auzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

U ‘fl.

Berlin, Donnerstag, den 23. März

1882.

Nichtamtliches. Protokoll der zehnten Sißung des permanenten Ausschusses des Volkswirthschaftsraths.

Berlin, den 18. März 1882.

__ Der Vorsibßende, Staats-Minister von Boetticher, eröffnet die Sizung um 111/4 Uhr.

Das Protokoll der neunten Sizung is} ausgelegt.

Als Negierungskommissarien sind anwesend:

1) Jür den ersten Gegenstand der Tagesordnung: Hr. Geheimer Ober-Finanz-Rath Nüdorff, Hr. Geheimer Finanz- Nath Schmidt ;

__2) für den zweiten Gegenstand der Tagesordnung: Hr. "Direktor im Reichsamt des Znnern Bosse, Hr. Geheimer Dber-Regierungs-Nath Lohmann ;

3) für den dritten Gegenstand der Tagesordnung: Hr. Geheimer Ober-Justiz-Rath Kurlbaum L, Hr. Geheimer ‘Regierungs-Rath Sternberg.

Eine Vorstellung der Handelskammer zu Mühlhausen i. Th,, betr. die Einführung des Tabackmonopols, wird den ‘Referenten für jene Vorlage überwiesen.

Erster Gegensiand der Tagesordnung ist: Spezialberathung Der Erundzüge für einen Geseßentwurf, betr. die Ausgabe von Staatspapieren auf Namen.

Hr. Leyendeckter als Referent dankt der Staatsregierung dafür, daß sie so bald der vom Landtag gegebenen Anregung entsprochen hat und einer legislatorischen Regelung dieser Frage, welche eine wichtige Neform unseres Staats\{hulden- wesens enthalte, näher getreten ist. Den Grundgedanken der Vorlage Gewährung absoluter Sicherheit für den Gläubiger, ‘Anregung zur Sparsamkeit und erweiterte Heranziehung des ‘Privatkapitals für die Bedürfnisse des Staats werde, ohne daß es weiterer Begründung bedürfe, freudig zugestimmt ‘werden können. Was die dem Volkswirthschastsrath vorge- Tegten Fragen im Einzelnen betreffe, so empfehle er zur ersten ‘Frage, für jeßt lediglich auf die Anlegung eines großen Staatsschuldbuhs, ohne gleichzeitige Ausgabe von Staats- ‘papieren auf Namen, Bedacht zu nehmen: beide Einrichtungen gleichzeitig durchzusühren, würde bei der hieraus erwachsenden Arbeitslast kaum möglich sein, auch sih nicht empfehlen, da man erst Erfahrungen sammeln müsse, wie sih die Sache nah der einen Richtung bewähre. Neben dem Staatsbuch solle man aber die Jnhaberpapiere beibehalten und dem Gläubiger die Wahl zwischen beiden Kategorien von Schuldtiteln, sowie den beliebigen Wechsel zwischen beiden offen halten, da jede ‘Einseitigkeit die Erreihung des angeslrebten Zwecks gefährde. Auch bei der zweiten Frage empfehle sich die Gewährung thunlichster Freiheit: man werde es dem Belieben des Gläu- bigers zu überlassen haben, ob er die Ausstellung von Zins- œToupons in bisheriger Weise, die Uebersendung des Geldes mit der Post oder die persönliche Empfangnahme der Zinsen bei bestimmten Zahlstellen wählen wolle, Die dritte Frage werde einstweilen gegenstandslos sein, wenn für jeßt nur die ‘Anlegung eines Staatsschuldbuchs erfolge,

Hr. Mevissen als Korreferent {ließt sich den Aeußerungen des Vorredners an und betont insbesondere auch seinerseits, daß es nichi zweckmäßig und rathsam sei, neben der Einschrei- bung auf Namen auch die Ausfertigung von Schuldscheinen. auf Namen in diversen Abschnitten so wünschenswerth die leßtere an und sür sih auch sei gleichzeitig einzuführen. Die Kräfte der Beamten der Staatss{wuldenverwaltung würden geraume Zeit hindurch von der Einrichtung des Schuldbuchs in Anspruch genommen werden. Jn einer späteren Veriode und nachdem Erfahrungen über die Wirkung der ersten Ein- rihtung gesammelt seien, könne die Ausgabe von Schuld- scheinen auf Namen zu eingehender Erwägung empfohlen wer- den. Darauf aber sei besonderer Werth zu legen, daß die Einrichtung des Schuldbuchs recht bald erfolge. Jn Frank- reich habe sih die Einrichtung bewährt; ganz enorme Summen seien dort auf diese Art angelegt. Der Berechtigte erhalte dort an Stelle der eingereihten Rententitel ein certificat d'in- scription, auf seinen Namen ausgestellt, gegen dessen Vorzeigung er terminlih die Zinsen erhebe. Das Certifikat sei zu diesem Behuf auf der Nücsseite in Nubriken liniirt und werde nah erfolgter Zahlung der Zinsen in der entsprehenden Rubrik abgestempelt. Die Formalitäten bei der Eintragung in das Buch seien einfah und würden durch agents de change auf Grund von Formularen, die der Klient einfach unterschrieben, besorgt. So einfach aber sih das Geschäft unter dispositions- fähigen Lebenden vollziehe, so weitläufig werde es bei Erb- schaften, wo eine große Menge von Formalitäten erfüllt werden müßten, bei denen man außerordentlih peinlich sei. So werde u. A. die Einwilligung sämmtlicher Erben erfordert. Besonders lange dauere die Abwickelung, wenn Ausländer in Betracht kämen oder der Erblasser im Auslande verstorben sei. Derjenige, welcher die Eintragungen - vermittele, werde für die Verität und Jdentität persönlih haftbar gemaht und trage diese Verantwortlichkeit 5 Jahre hindurch.

In Preußen werde die Frage nah der Legitimations- prüfung gleihfalls Schwierigkeiten machen, au sih die ganze Einrichtung um deswillen anders gestalten müssen, weil die Stellung der agents de change gegen die französishe FJn- stitution sehr verschieden sei. Man werde aber die Moda- litäten der Ausführung mit Vertrauen der Staatsregierung überlassen können.

Der Regierungskommissar Hr. Schmidt erachtet die Aus- führungen der Vorredner, denen vermuthlich auch sein Herr Chef beipflihten werde, im Wesentlichen für zutreffend. Die größere Sicherheit gewährt die Anlegung eines Staats\chuld- buchs, niht die Ausstellung von Namenpapieren. Beide Systeme mit einander zu verbinden, würde große geschäft- lihe Schwierigkeiten zur Folge haben; man müsse sih daher für das eine von beiden entsheiden, und da empfehle sich auch nach seiner Meinung. die Anlegung des Staats\Guld- buhs. Wolle man aber der Gefahr des Verlustes ganz ent: gegentreten, so dürfe dem Gläubiger nicht ein Certifikat mit urkundlihem Charakter wie in Frankreih über die auf seinen Namen im Buch gemachten Eintragungen geben. Man beabsichtige vielmehr, ihm hierüber ledigli eine Benach-

rihtigung zugehen zu lassen, welche als solche i werthlos sei. _Urkundlichen Charakter alie LetictiE bie Eintragungen im Buch, welche die Staatsschuldenverwaltung E En b

Vie Uebertragungen und die Legitimationsprü würden allerdings Schwierigkeiten Geleiten, doch E bisher gepflogenen kommissarishen Berathungen darüber Ein- verständniß bestanden, daß man jene Schwierigkeiten thunlichst erleihtern müsse. So habe man in Aussicht genommen, Ehe- frauen ohne Zustimmung des Ehemannes, großjährige Haus- söhne obne Zustimmung des Vaters über die Eintragungen verfügen zu lassen, Bei Todesfällen würden die Schwierig- keiten durch die Mannigfaltigkeit der in Preußen bestehenden Ecbrechte vermehrt : man beabsichtige daher, die Legitimations- prüfungen dem Richter zu übertragen, welcher ja hon gegen- wärtig bei der Wiederinkursseßung von Jnhaberpapieren der- gleichen Prüfungen vorzunehmen habe, und bei Jntestaterb- sällen gerihtlihe Erbbescheinigung, bei Testamentserbfolge ein ricterliches Attest darüber, w:m nah Jnhalt der Testaments die Verfügung über die im Schuldbuch eingetragenen Kapi- talien zustehen werde, zu verlangen; es müsse jedoch zunächst die S des Herrn Justiz-Ministers eingeholt werden.

__ Was die Zinszahlung anbelange, so sei in erstec Lini die Vermittelung der Post in Aussicht Ra U Verluste seien denn doch nur einmalig. Die Einführung eines Checkfsystems zur Vermeidung der bei größeren Summen shnell wachsenden Portokosten würde in Erwägung gezogen werden. Nebenher würde aber die Ausgabe an HBinscoupons, an die sich das Publikum gewöhnt habe, nit zu umgehen sein; dieselben würden aber nur auf dieselbe Zeit ausgegeben werden können, wie bei Fnhaberpapieren, weil eine Verschieden- artigkeit in dieser Beziehung eine für die Verwaltung der Staatsschulden kaum zu bewältigende Arbeitsvermehrung ver- ursachen werde.

Hr. Kade steht der Vorlage sympathisch ge enüber, glaubt aber, daß die Einrichtung größere Beliébtheit Ma ade, wenn man nur Coupons ausgebe. Die Zahlung dur die Post habe ihre Schwierigkeiten ; der Berechtigte könne vielleicht behindert sein, das Geld am Fälligkeitstage an der Zahlstelle zu erheben; die Post werde aber auch nitt zahlen können, wenn der Berechtigte gestorben und die Erbschaft noch nit regulirt sei, während doch das Juteresse der Erben offenbar dahin gehe, das Gcld auch in der Zwischenzeit ohne Weit- läufigkeiten erheben zu können. Das sei aber nur bei Coupons, die man jederzeit einlösen könne, möglich. Nachdem Hr. Mevissen den Ausführungen des Hrn. Regierungskommissars über die Zwelmäßigkeit, anslatt des französischen Certifikats ein Notifikatorium, welches im Fall des Verlustes leicht zu erseßen sei, einzuführen, beigepflichtet hatte, erklärt sih Hr. Kochhann im Allgemeinen mit den Absichten der Regierung einverstanden und begrüßt dieselben als einen erheblichen Fort- schritt, der namentlih für Gelder der milden Stiftungen und Kirchen von Werth, aber auch für die preußische Finanz- verwaltung von Jnteresse sein werde, weil er den Konsols einen umfangreichen Markt sichere. Der Wioerstand, welcher sih in den ersten Jahren gegen die neue Einrichtung geltend machen werde, müsse bald besserer Einsicht weichen. Man solle aber das Fnstitut niht nur für neue Anleihen, sondern auch für die jeßigen 4prozentigen Konsols einführen; in England könne man schon Appoints zu 10 Pfund ummwandeln, in Dae s u Fes e wenigstens für Summen,

ie Sparkassen ni mehr annel 300 G Ac, ) men, also etwa

Nachdem der Negierungskommissar Hr. Shmidt die Frage des Redners, ob man den Noiinc A die gerei Schuldtitel als Kapital, oder cine dem derzeitigen Zinsfuß entsprechende Nente eintragen wolle, dahin beantwortet hatte, daß das erstere beabsichtigt sei, erklärt sich Redner hiermit einverstanden, weil das Publikum an die Kapitalbildun gewöhnt sei, und Renten, wenn auch nur aus Vorurtheil, nicht liebe, und führt demnäwst weiter aus, daß ein Checkf- system der Uebersendung der Zinsen dur die Post, wobei Do „ZIrrthümer vorkommen könnten, vorzuziehen sei. Jn Umerika würden die Checks an jedem Fälligkeitstermin dem Gläubiger zugesendet.

Die Außercoursschung möge man thunlichGst bald ganz beseitigen : an der hiesigen Böcse würden täglih von Sach- verständigen die Fragen ventilirt, ob derartige Vermerke auf den zum Handel gebrachten Papieren von der richtigen Be- hörde und in der richtigen Form ausgestellt seien, und die Sachverständigen seien darüber schr oft in Meinungsverschie- denheit. Es ergebe sich hieraus für das geshäftsungewandte Publikum der Nachtheil, daß sie die Papiere oft 1 bis 11/2 Proz. unter dem Cours verkaufen müßten, weil dieselben wegen der mit der Prüfung der Vermerke verbundenen Schwierigkeiten {wer Abnehmer fänden.

__ Der Regierungskommissar Hr. Nüdorff führt aus, daß die Aufhebung des Instituts der Außercourssezung au son Gegenstand der Erwägung der Staatsregierung gewesen sei, jedoh mit dem jeßt in Frage stehenden Geseßzentwurf nichts zu thun habe, auch noch nit \pruchreif sei, da nicht nur Staatspapiere, sondern auch Pfandbriefe und Schuldver- s{hreibungen von Kommunen 2. in Frage kämen. Uebrigens würden diejenigen Stücke der 4 prozentigen konsolidirten An- leihe, welche bereits Außercoursseßzungsvermerke trügen, von der geplanten Einrichtung nicht ausge sGUNen. Letztere passe nur für niht amortisirbare Schulden, insbesondere nicht auf die 41/5 prozentige konsolidirte Anleihe, weil dieselbe im Jahre 1885 ftündbar werde.

Hr. Graf Hendel von Donnersmarck erkennt gleichfalls an, daß die Vorlage einem Bedürfniß abhilft, möchte dieselbe aber au für 31/, prozentige und 3 prozentige Staatspapiere zulassen, da man in nicht ferner Zeit zu diesem Zinsfuß zurückkehren und zu demselben Staatspapiere ausgeben werde. Persönlich würde er die Eintragung von Rente statt des Kapitals vorziehen. Jm Jnteresse der größtmöglichsten Sicher- heit, welche je angestrebt werde, solle man Zinscoupons nur aubaedat, wenn das von dem Gläubiger ausdrü@lich verlangt

rde.

Der Regierungskommissar Hr. Schmidt bemerkt dem Vor= redner, daß allerdings die Absicht bestehe, au niedriger ver- zinsbare Anleihen, die etwa später sollten aufgenommen wer=- den, der geplanien Einrihtung zugänglich zu machen; die Fassung des Gesehes werde deren Einbeziehung ermöglichen. Man werde dies aber niht ausdrüdcklich sagen, um nicht die Börse und das Publikum in den Glauben zu verseßen, daß man schon gebt die Aufnahme solcher niedrig verzins= barer Anleihen beabsichtige, wodurch sicherlih eine Beunruhi- gung entstehen werde.

Der Umwandlung der präsentirten Schuldtitel in Renten stehe entgegen, daß die Wiederumwandlung derselben in Ka- pital beziehungsweise in «Fnhaberpapiere auch dann verlangt werden könne, wenn der Zinsfuß inzwischen gefallen sein sollte, und daß in diesem Fall thatsählich andere Werthe, d. h. höhere Kapitalien, würden gewährt werden müssen.

Hr. Rosenbaum hält gleichfalls die Eintragung einer Rente nicht für empfehlenswerth, weil das' große Publikum eine solhe nit liebe, und durch dieselbe von der Benußung der ganzen Einrichtung eventuell werde abgehalten werden. Solle die leßtere, welhe durh die Beförderung dec Neigung zum Sparen gerade für die kleinen Leute ungemein segens- reih wirken werde, sih {nell einbürgern und beliebt werden, so müsse Vorsorge getroffen werden, daß die Entgegennahme der einzutragenden Gelder etwa Seitens der Regierungs- hauptkassen gegen einfahe Quittung und ohne lästige Weiterungen und Formalitäten erfolgen könne, sowie daß den Kommunal- und Steuerbehörden die Einsicht des Schuldbuchs nicht E A werde.

Der Regierungskommissar Hr. Rüdorff bestätigt, daß dies beabsichtigt werde, und führt aus, daß Konfo!s, bei denen eine Amortisation nicht stattfinde, hon jeßt den Charakter einer Rentenverschreibung hätten.

Hr. Mevissen gab sodann seiner Meinung dahin Ausdruck, daß gerade die Einführung des Staatsshuldbuchs auf eine Herabseßung des Zinsfußes hinwirken und vielleicht künftig einmal die Reduktion der konsolidirten Staatsschuld auf 31/2 Prozent ermöglichen werde. Für die Nation im Ganzen halte er dies für ersprießlich, wenn auch Kapitalisten darunter zu leiden haben möchten.

Hr. Kochhann unterstüßt die Ausführung des Regierungs- fommissars über die gegen die Eintragung von Rente aufzu= werfenden Bedenken, glaubt, daß die Buhschuld, wenn die Vortheile derselben von dem Publikum erkannt sein würden, nah und na große Beliebtheit erlangen und daß nur ein geringer Theil der Staatsschuld in anderer Form bestehen bleiben wird, verlangt, daß bei allen Kasscn und Sparkassen Formulare zu haben sein müssen, welche zur Umwandlung benußt werden können, und fragt an, welche Kosten dur Be= nußung der Einrihtung den Gläubigern erwachsen würden. Solle die Einrichtung ihren Zweck erreichen, so dürfe sie vor allen Dingen keine irgendwie erheblichen Kosten verursachen.

Der Regierungskommissar Hr. Schmidt beantwortet die Frage des Vorredners dahin, daß man die erste Eintragung in das Schuldbuch kostenfrei zu bewirken und für demnächst anderweit erforderliÞh werdende Eintragungen 2c. 1/4 resp. 1/2 Pro Mille was etwa der an der Börse zu zahlenden Maklergebühr ohne Berehnung der Banquierspesen entspreche an Kosten zu berechnen denke. Es sci wünschenswerth, daß der Volkswirthschaftsrath auch hierüber, sowie über den Minimalbctrag der anzunehmenden Schuldscheine, und darüber sih äußere, ob auch Handelsfirmen zur Eintragung sollten zugelassen werden, wozu biëher ein Bedürfniß niht anerkannt worden sei. l __ Hr. Graf Henckel von Donnersmarck empfiehlt nochmaks die Eintragung unabänderlicher Rente, welche jede Beunruhigung der Betheiligten ausschließe, empfiehlt sodann im Interesse unbemittelter Spärer vie Summe von 100 4 als Minimak- betrag, ist mit den Absichten der Regierung über die Bemessung der Kosten im Allgemeinen einverstanden, meint aber, daß bei Uebersendung von Zinsscheinen und Talons gar keine Kosten berehnet werden dürften.

Hr. Mevissen mat darauf aufmerksam, daß man sit durch Einführung recht leichter Bestimmungen bestreben müsse, die Staatsschulden gerade in den weiten Kreisen der weniger bemittelten Bevölkerung einzubürgern, in welche sie bisher noch nicht eingedrungen seien: die hieraus entstehende Ver- kettung der kleinen Leute mit dem Staat als Vermögens= subjekt werde den stärksten Damm gegen sozialistishe, auf die Zerstörung des Staats, ihres Schuldners, gerichtete Bestre= bungen bilden. Auch in Frankreich habe man die Benußung des grand livre seit seiner Begründung fortwährend erleihtert, um die Rente beliebt zu machen, habe auch die Eintragung von Arresten untersagt, und, um die Sicherheit zu erhöhen, den Kirhen und milden Stistungen untersagt, Coupons au porteur zu nehmen. Für? unsere Verhältnisse müsse 100 # der Minimalbetrag und Theilung der eingetragenen Summe zulässig sein. Auch Handelsfirmen hätten Bedürfniß zu abfolut fiherer Anlage von Betriebskapitalien, welche der Firma, nicht den einzelnen Theilhabern gehörten ; man dürfe fie also von der Benußung des Buchs nicht ausschließen. Was die Kosten anbetreffe, #0 müsse die Versendung der Zinsen mit der Post möglichst billig (etwa 1 pro Mille), am besten ganz kostenfrei geschehen ; für Wiederausgabe eingelieferter Stücke welche gar nicht ver= nichtet zu werden brauchten seien höchstens 10 Z pro Stück in Ansah zu bringen, sofern man sih nicht dazu ent- schließen könne, den Umtausch ganz kostenfrei zu bewirken. Das Fnstitut der Außercoursseßung sei ein ganz abscheu=z lihes, um so mehr, als gerade die Berliner Börse die Anz nahme von Stücken, die mit dergleihen Vermerken versehen seien, in vielen Fällen, wenn die Erfüllung der formalen ge= seßlichen Bedingungen nur einigermaßen zweifelhaft sei, geradezu ablehne oder doch sonst die größten Schwierigkeiten bereite. Er empfehle daher, die Regierung zu biiten, auf eine all= mähliche Beseitigung dieses Jnstituts hinzuwirken, soweit es ihr irgend zulässig ersheine. Man könnte die Beseitigung vielleiht dadurch erleichtern, daß man au ‘ven Korporationen. und Kommunalverbänden, welche gegev"oärtig das Recht zu” Ausgabe von Jnhaberpapieren hätten, den Rath gebe, S®- [dz