1851 / 67 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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deutschen Regierungen entspricht, dem gänzlichen Ruin des Vater- landes vorgebeugt werde.““ / Mit den Ansichten des Vorredners völlig einverstanden iff Grumbreht: Dié Sahe dérjenigen, meint er, “welche zu dem vorsährigén Beschlusse in der deutshen Frage. mitgewirkt haben, s ès géwéséh, jeyt zu prüfen, ob die Regierung diesen Beschluß als Richtshkuxr für ihr Verhalten in der deutschen Politik sich Lis dienen lassen. Mbge die Lage Deutschlands noh so traurig fe1n, nintmermehßr dürfen Stäbe das Regierungsschreiben zu den Akten nehmen , womit nihts Anderes ausgesprochen werde, als, entwedêr man wolle oder man könne nichts in der Sache thun. Beide Standpunkte seien für eine Stände-Versammlung gleich verwerfli. Die Regierung habe mit dem Schreiben den Ständen Rehnung ablege: wollen über ihr Verhalten in der deutschen Politik, wie kóñne nun die Stánde - Versammlung erklären , daß sie cine Rechk- fertigung der Regierung nicht verlange und mit der Sache „nichts zu thun haben wolle? Er hätte gewünscht, zumal den früheren Aeußerungen der Minister gegenüber, daß ein Antrag auf fommissa- rische Prüfung gestellt wáre, und behält sich vor, je nah O laufe der Debatte selbst noch diesen Antrag einzubringen. / fu is der Ansicht, daß die Vorredner zu viel Gewicht et Pee dungen und Gefühle gelegt haben in etner Angelegenheit, die nach den Regeln der Vernunft beurtheilt werden MUNe, Er sucht im Anschlusse an von Garssen s Deduction „zu eigen, daß das Sthreiben der Regierung, da die erforderlichen Af- tenstücke nicht mit vorgelegt find, nur als ein Programm anzusehen si, worauf Stände einè Erwiederung nicht abzugeben brauchen, zumal die Sachen noch ¿u sehr in der Schwebe sich befinden, als daß es gerathen für die Stände sein könnte , die Regierung auf eine ganz bestimmte, die Interessen des Landes vielleicht sehr beeinträhtigende Bahn hinzudrängen. Nachdem Ellissen und Grumbrecht gegen den Vorwurf sich verwahrt, daß sie zu sehr von Empfindungen und Gefühlen sich haben bei ihren Ansich- ten bestimmen lassen, und Dppermann zu zeigen versucht, daß niht alle in Frage stehenden Angelegenheiien noch obschwebende seien, daß namentli die Auffklä;ung des Dunkels über die Ab- stimmung des hannoverschen Bevollmächtigten bei den Bundesbe=- s{lüssen in der hessischen Angelegenheit und in Betreff der soge- nannten Ausnahmebeschlüsse sehr wünschenswerth sein würdez er- hebt sich Böhmer zur Vertheidigung des nah seiner Ansicht sehr mißdeuteten von Garssenschen Antrages. „Wir Alle sagt der Redner haben ein Herz für die deutshe Sache, aber das Herz darf mit dem Verstande nicht davon gehen.“ Die wahre Bedeu- tung des Antrages sei die, daß die Angelegenheit überhaupt, wie namentlih die Stellung der Regierung in derselben zu einer Be- urtheilung seitens der Stände noch nicht reif erscheine. Bei dem Mangel an Aktenstücken, welche die Regierung nicht vorlegen zu können erklärt habe, müssen Stände ihr Urtheil für eine {pätere Zeit vorbehalten. Kommissarishe Prüfung werde auch keinen er- sprießlihen Erfolg haben können: die der Kommission zu ma- enden Mittheilungen können, da sie vertraulicher Natur sein wür- den, wohl für die Kommission, nicht aber für die Stände eine Ueberzeugung begründen, Der Antrag solle fernir aussprechen, der Régierung in der Entwikelungsperiode freie Hand zu lassen und sie nit auf vielleiht gefährliche Bahnen zu drängen. - Der Redner legt shließlich im Einzelnen dar , weshalb er dem Ellissen- {en Antrage nit beistimmen könne. Ellissen vertheidigt seinen Antrag gegen die gemachten Einwendungen, und Grum=- brecht stellt nunmehr den bestimmten eventuellen Antrag (d. h. für den Fall der Ablehnung des Ellissenshen Antrages) : „Das Schreiben der Regierung an eine gemeinschaftlihe Kommis- sion beider Kammern vön je 5 Mitgliedern zur Prüfung zu liber- weisen.“ Gerding, Detering, Weinhagen und Bueren erflären sich für den Garssenschen Antrag, weil sie bei dem Man- gel an Aktenstücken zu einer begründeten Ansicht nicht glauben gelangen zu können, und gegen den Ellissenschen Antrag, weil darin der von ihnen nicht gebilligte vorjährige ständische Beschluß zur Basis genommen ist. Bei der gegenwärtigen Lage dcr deutschen und europäischen Angelegenheiten, wo die Leitung der Fäden wieder von der Diplomatie in die Hände genommen ist, versprechen sie sich überhaupt gar feinen Nußen mehr von parlamentarischen Re-

den und Verhandlungen in politishen Angelegenheiten. Sie hoffen, daß der Kampf bald wieder auf ein anderes Feld

werde gebracht werden, auf welhem das Volk selbstthätig auf die Bestimmung seiner Geschicke einwirken werde. Gerding giebt einen kurzen Ueberblick über die gegenwärtige politische Lage Europa?s und deutet darauf hin, daß die Partei des Umsturzes überall gerüstet und kampfbereit unter den Waffen stehe. Ent- wedér russish oder fre, meint der Redner, das sei jeßt die ein- zige Altêrnative, Jacobi lenkt die Aufmerksamkeit auf die Er- eignisse der jüngsten Vergangenheit zurück, Für den Antrag Ellis= sen'’s kann er âbgesehen von allem Anderen \chon we- gen des Passus in Betreff der Mißstimmung des Landes über den Durchmarsch der österreihishen Truppen sich nicht erklären. Der mit Dánemark abgeschlossene Frieden sei die Thatsache, von der man dabei auszugehen habe. Nah Maßgabe dieses Friedensschlus- ses sei das Einrücken deutscher Bundestruppen in Holstein noth- wendig gewordenz man möge immerhin den Friedenss{chluß und den Inhalt desselben in Betreff der Pacification Holsteins beklagen. Nachdem derselbe einmal abgeschlossen worden, könne man den Folgen desselben sich unmöglich entziehen wollen, und man könne deshalb wohl von Mißstimmung des Landes über den Frieden, un- möglich aber über eine Selbsifolge des Friedens sprechen, Ob aber die Mißstimmung über den Abschluß des Friedens im Lande wirklich so groß gewesen, das möge doch wohl eine so ausgemadchte Sache nicht sein.

Lindemann hat zwar einen anderen Antrag als den von Gars= senshen erwartet, indem er geglaubt, daß man die Niedersebßung einer Kommission beantragen würde, Bei richtiger Würdigung habe indessen der Antrag, das Schreiben zu den Akten zu nehmen, wenig gegen sich, und da derselbe einmal gestellt worden fei, o werde er sich um so mehr dafür erklären, als vom praktischen Standpunkte aus dèr Antrag seine volle Berechtigung habe; inso- fern nämlich von einer kommissarischen Prüfung ein großes prafkti- hes Resultät kaum erwartet, vielmehr vorausgeseßt werden dürfe, daß man dadurh nicht viel weiter komme, Derselbe praktische Standpunkt führe aber auchß zur Verwerfung des Ellissenshen An- trages; denn wenn es mit der vorangestellten Ohnmacht Hanno- vers seine Rithtigkeit habe, so könne man doch unmögli daran die Schlußfölgerung knüpfen, daß die Regierung auf die Entwicke- lung der dtutschen Angelegenheiten einen Einfluß ausüben solle. Fehle den Ständen die Macht, auf die Entwickelung der deutschen

Verhältnisse einzuwirken, so mögen sie lieber ganz \chweigen, als ein ohnmächtiges Bedauern über ihre Machtlosigkeit zu erkennen geben. Wenn von einer gewÜüns{chten Rückäußerung der Stände in dem Antrage die Rede, so sei zu bemerken, daß die Regierung ihrerseits eine Rückäußerung auf ihr Schreiben nicht beantragt und ittsofern der Schlußsaß des Séhreibens mißverstanden sei. Der Antrag empfehle sich fernèr nicht wegen seiner inneren Jnkonse- quenz. Einmal werde erklärt, daß man die Verhältnisse nit

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i id dann wolle man doch der Regierung eine A Beri für, ihr Verhalten vorzeichtnen. Daß die Regierung im Allgemeinen auf dem vorjährigen ständischen O gefußt und daran festgehalten habe, sei in dem Schreiben 5 ) ausge- sprochenz ob aber das damals vorgezeihnete Ziel noch heute zu er- reihen in dei Gränzen des Möglichen liege, dad sei e andere Frage, Über deren Lösung den Ständen spâteré Mittha ungéti machen die Regierung si vorbehalten müsse. Daß in Unislur ütiserer Verfassung diè Folge dèr Verhandlungeit über Deutsch ândé Neugestaltung sein könne, set eine völlig unbegründete Befürchtung, da ein solcher Umsturz ohne Zustimmung ‘der Regierung nicht dik= tirt werden könne, die Regierung aber niemals einen anderen, als

den verfassungsmäßigen Weg betreten und niemals zu einem 5 U hre Einwilligung ertheilen werde. Eben

turze der Verfassung il uigul ; fe Reil habe u Reder ihre Zustimmung n der d f | einführung der sogenannten Ausnahmegeseße gege en; Je Ne vielmehr als auf gültigem Wege beseitigt ihrerseits betrahte. Ellissen spricht wiederholt zur Vertheidigung seines Antrages, namentlich gegen den Vorwurf der Inkonsequenz und hält nach den Acußerungen des Vorredners es für doppelt nöthig, die Regierung auf den vorjährigen ständischen Beschluß mit Nachdruck zu verwci- sen, Grumbrech{cht abermals zur Unterstüßung CEllissen?sz Böhmer nochmals in sharfen Sätzen dagegenz er mißbilligt den Antrag in allen seinen Theilen, von Anfang bis zu Eude. Meyer (Staats - Minister) giebt dem Garssenshen Antrage den Vorzug vor anderen Anträgen, weil die Regieru; g wünschen müsse, in ihren auf das Beste des Landes gerichteten Bestrebungen mög= lihst wenig gehemmt zu werden. Er hält auch nichts von diplo= matischen Verhandlungen, kanu aber die Zustände Deutschlands für so hoffnungslos nicht erachten, daß nur auf gewaltsamen Wegen Besserung erwartet werden dürfe. Lassen Sie uns, schließt der Redner, unsere Hoffnung auf die Weisheit und Gnade dessen seßen,

der über den Sternen die Geshicke der Völker lenkt! Nacl\- dem endlich noch Groß seine volle Uebereinstimmung mit den im Ellissenschen Antrage dargelegten Ansichten bezeugt hat, wird

zur namentlichen Abstimmung über die drei vorliegenden Anträge geschritten. 41) Antrag Ellissen?s. Dafür stimmen: Adickes, Ahlborn, Bojunga, Brammer, Duffel, Eckels, Ellissen, Freudentheil, Gossel, Groß, Grumbrecht, Hintze, von der Horst, Kaulen, Köhler, Krönke, Lang L, Lang Il, Meyer (Senator), Münster, Ohling, Oppermann, Pfaff, Reese, Richter, Röben, Rohrmann, Schläger, Sclüter, Siedenburg, Wißmann (31). Dagegen stimmen; Berg-=

mann, Böhmer, Bueren, Buß, Detering, Eggers, Fründt, von Garssen, Gerding, von Hagen, Hanstein, Heilmann, Heinemann,

Heise, Heyl, von Hinüber, Jacobi, Kannengießer, Klee, Lange, Leh- zen, Lichtenberg, Lindemann, Maensen, Merkel, Meier, Meyer (Staats-Minister), Meyer (Siebenmeier), Nicdmann, von der Osten, Rehden, Riechelmann, von Rössing, Schmidt, Staffhorst, Stubbe, Stüve, Thedinga, Veöpermann, Wehmann, Weinhagen, Wilhelmi, Wilkens (43). Danach i} der Antrag mit 43 gegen 31 Stimmen abgelehnt. 2) Antrag Grumbrechcht’s (auf Kommission). Da- für stimmien dieselben wie ad 1, mit Ausnahme von Bo- junga, Düffel, Edels, Gojjel, von der Horst, Lang 1, Ohling, Pfaff, Röben, Rohrmann, Schläger und Schlüter, Dagegen die= selben, wie ad 1, mit Ausnahme von Kannengießer und von der Osten. Danach ist der Antrag mit 53 gegen 21 Stimmen abge=- lehnt. 3) Antrag von Garssen?)s. Dafür stimmen alle diejenigen, welche gegen den ersten Antrag gestimmt haben, mit Ausnahme von der Ostens und Weinhagen?s (welcher sich inzwischen entfernt hat). Dagegen alle diejenigen, welhe für den ersten Antrag gestimmt haben, mit Ausnahme yon Eckel’s, Danach ist der Antrag mit 43 gegen 30 Stimmen angenommen,

Württemberg. Stuttgart, 4. März. Der Staats - Anzeiger erkennt die Echtheit des folgenden bereits von mehre- ren Blättern mitgetheilten an den Fürsten von Schwarzenberg ge- richteten Schreibeus Sr. Majestät des Königs an:

„Ew. Durchlaucht! Aus den Berichten meines Bevollmächtigten in Dresden habe ich ersehen, daß Sie entschieden den Gedanken verwerfen, neben der von uns neu bestellten obersten Bundesgewalt eine Vertretung der Gesammt-Nation ins Leben zu rufen. Daß ih diese Nachricht aufrichtig beklage, werden Ew. Durchlauczt nach meiner bekannten Freimüthigkeit auch in dieser offenen Erklärung natürlich finden. Was mich betrifft, so habe ih sowohl vor als nach den bedauerlichen Ereignissen des Jahres 1848 eine Reform der Bun- vesakte und namentlich eine Revisiou des 13. Artikels derselben sür ganz unerläßlih gehalten. Die leßtere insbesondere sehe ich auch heute noch als das wahre Palladium und als den cinzig richtigen Pro- birstein alles dessen an, was wir in Dresden Gemeinsames ver- handeln und beschließén werden. Soll aber der erwähnte Artikel in einer Weise revidirt werden, welche niht hinter der Zeit und dem moralischen Bedürfnisse der Nation zurückbleibt, so müssin wir die bisherige landständishe Vertretung auf das fü=- deralistische Band im Ganzen anwenden und die einzelnen zersplit- terten unfruchtbaren und verwirrenden Kräfte der verschiedenen Ständekammern, in ein einiges, oberstes National - Parlament zu- sammenfassen. Nur mit einem so vereinten Parlamente is, nach meiner festen Ueberzeugung, die Begründung einer einigen, starken und ganz besonders einer allseitig geachteten und dauerhaften Cen- tralgewalt möglih, deren Thätigkeit, Thatkraft und Ansehen man vergebens in ihrer äußeren Zusammenseßung und numerischen Beschaffenheit ganz allein suchen würde, Ju unseren Tagen zu- mal vermag die bloße physische Gewalt kein Gemeinwesen aufreht

zu haltenz Repressivgeseße und Polizeimaßregeln allein haben bis jeßt weder staatliche Institutionen gewährleistet , noch staatlihe Umwälzungen abgewandt. Irre ih mih nicht,

so hat uns dies der vormalige Bundestag an einem abschreckenden Beispiele zur Genüge bewiesen! Ein Staatenverband ist ungleich \chwerer zu führen und zusammenzuhalten, als ein Einzelstaat. Je- ner bedarf noch ungleich mehr als diestr eines gemeinschaftlihen moralischen Bandes, welches ihn gegen innere Auflösung und aus- wärtige Zerstörung shüut. Ein solches moralisches Band für ganz Deutschland kann aber zeitgemäß nur ein allgemein parlamentarisches sein. Ganz vergeblich würden wir einen Ersaß für dasselbe in einer allge-= meinen Zoll - und Handelsverbindung suchen. Die materiellen Jnteressen fördern weit mehr die gesell schaftliche Umwälzung, als daß sie dieselbe verhindern; diese Interessen shlagen sich nicht , sie ziehen sl{ch zu- rück und unterwerfen sich {nell und unbedingt in der Stunde der Gefahr, und sie sind so veränderlich, wie das Vermögen, auf wel- ches sie sch stüßen; ihre ausshließlihe Förderung hat in Frank- reih weder den Sturz der Restauration, noch die Staatsumwäál- zung von 41848 verhindert. Nah meinem Dafürhalten ist eine von der Gesammt - Vertretung der Nation gestüte und gehobene Bundes - Regierung ganz allein im Stande, nah unten die zerstörenden Elemente zu bemeistern und nach oben die Ab- sonderung und die Leblosigkeit der Bundesgewalt, \o wie die Lockerung des gemeinschaftlihen Bandes unter den Einzelregie=- rungen, mit Erfolg zu verhindern. Wenn wir der Nation den ihr gebührenden Selbstantheil an den obersten Angelegenheiten ihres staatlihen Gesammtlebens vorenthalten, so dürfen wir nicht hoffen,

sie mit der Bundes-Verfassung auszusöhnen und eben so wenig die Revolution in Deutschland zum Stillstande zu bringen, vielmehr wird sich mit der Zeit der alte Kampf aller anarchischen Kräfte in und außerhalb der verschiedenèn Stände - Kammekn gegen die oberste Bundesgewalt aufs neue entwickeln, und ch glaube mich niht zu täuschen, wenn ih dabei von der Vorausseßung auegche, daß diescr Kampf auf die Länge nicht zum Bortheil unserer neuen politischen Shöpfung auss{hlagen wird. Zm Obigen haben Ew. Durchlauht méi áäufrichtiges politischés Glaubensbekenntniß über die Fragé ber staâtlichen Neéugestäl- lung Deutschlands. Entweder können wir in den EÉinzel- staaten Z ohne Kammern und Volksvertreiungen regieren oder wir können dies nicht, Können wir es nicht, \o können wir auch im Mittelpunkte des Bundes eine solche Vertretung nit entbehren, wenn wir anders früher oder später ticht zwischen der neu zu errichtenden Centralgewalt und de desorganisirten ständischen Elementen einen Konflikt hervorrufen wollen, welcher auf die Länge den Bund innerlich lockern und nach außen mehr und mehr abschwächen muß. Die Ausführbarkeit cines allgemeinen parlamentarishen Bandes bestreiten, heißt, nah meiner Anschauungs- weise, nichts Anderes, als den Bund selbst mit dieser Zeit unvereinbar und auf die Dauer für unmöglich halten. Ew. Durchlaucht wissen, ih bin fein Freund von improvisirten Charten und modernen Staats= Experimenten, aber eben so wenig liebe ich auf dem politischen Felde die Einführung oder Rückkehr dessen, was zu spät kommt oder sich überlebt hat, Als Bundesfürst werde ih gegen den neuen Bund wie gegén den alten meine Pflibt gewissenhaft erfüllen, abér als Deutscher und als Regent meines Landes kann ich nach Gewissen und Ueber= zeugung eine Bundesrevision nicht ôls eine zeitgemäß, genügende und definitive erkennen, wélhe den gerechen Ausprüächen der Nation

auf eine Selbsttheilnahme an ihren großen politishen Ge= shicken niht die gebührende Rechnung trägt, Glüdlicher- weise bin ich alt genug, um die unausbleiblihèn Fol=

gen des Handelns wie des Unterlassens von allem demjenigen nicht mehr erleben zu müssen, was wir in diesem Augenblicke in Dresden vollbringen! Genehmigen Ew. Durchlaucht die ernxtuerte Ver= sicherung derjenigen ausgezeichneten Hochachtung, mit welcher ih verbleibe Ew. Durchlaucht ganz ergebéner (gez) Wilhelm. Stutt= Aut, Den 15, SINUIL L501

VBavbeni BVBretsih/ 2. M (V. N Zl Fit Ner bei Hartheim von bewaffneten französischen Staats - Angehörigen verübten großen Holzdiebstähle auf riesseitigem Gebiete war Be- {hwerde bei den französischen Behörden erhoben worden, welche die Freilassung des über den Rhein geschleppten Waldhüters Rüßen=- thaler uud die Einleitung einer Untersuhung gegen die Wald- frevler zur Folge hat. Das Einschreiten der französischen Behör- den hat auch weitere Diebstähle verhindert.

Hessen. Kassel, 3. März. (D. R.) Der neue preußische Kommissar, Staats-Minister Uhden, wird morgen Vormittag hier erwartct, und wird Herr von Peucker uns nah seiner Ankunft im Laufe dieser Woche verlassen. Die sogenannten Kirchenparaden, welche im- Jahre 1848 abgeschafft wurden, slnd seit gestern, wo dieselbe wieder stattfand, hergestell. Das sogenannte Bundves- Kriegsgericht hat noch nicht aufgehört zu existiren, sondern unterm 1. März noch zwei Personen, eine wegen Unfolgsamkeit , die an=- dere wegen Beleidigung und Bedrohung gegen fremde Truppen unter mildernder Berücksichtigung des Zustandes der Truukenheit zu 14tägigem, resp. 8tägigem ch(eschärften Arreste bei Wasser und Brod verurtheilt, Gestern kam hier cin ca. 250 Mann starker Nachzug des in Schleswig - Holstein stationirten österreichischen Armee-Corps an, nebst 36 Bagagewagen. Die Truppen wurden außerhalb der Stadt, vor dem lübecker Thore, einquartiert und sind heute weiter marschirt. Nach der Kasseler Ztg. ist der dem Bundes-Civil=- Kommissar Grafen von Leiningen beigegebene kurhessische Territorial= Kommissar Staatsrath Scheffer auf unbestimmte Zeit von hier ab- gegangen und wird durch den ihm beigegeben gewesenen Regierungs- rath Wegener inzwischen vertreten. Der Vorstand des Finanz-Mi=- nisteriums, Geheime Rath Volmar, hat vorgestern vom Kurfürsten das Commandeur - Kreuz zweiter Klasse des Kurfürstlichen Hausordens vom goldenen Löwen erhalten.

Scbleswig - Holstein.

Altona, 6, Der Al-

tonaer Merkur enthält die Verfügung, betreffend die einst weilige zollamtlihe Behandlung des Verkehrs mit dem Her= zogthum Schleswig. Mit Rüdcssiht darauf, daß zufolge Be-

fanntmachung für das Herzogthum Schleswig vom 28, Au- gust v. I. das Herzogthum Holstein in Bezug auf das Zoll- wesen des Herzogthums Schleswig bis auf Weiteres dem Auslande gleichgestellt ist und die Aufhebung der desfalls neuerdings getroffe- nen Maßregeln bisher nicht hat bewirkt werden könnin, wird zur unerläßlichen Sicherstellung der diesseitigen Jnteressen hinsichtlich der Zollverhältnisse des Herzogthums Holstein zu dem Herzogthum Schleswig vorläufig Folgendes zur Nachachtung hierdurch verfügt.

‘8. 1, Für alle vom Herzogthum Schleswig in das Zollvereinsgebiet

des Herzogthums Holstein zum Verbleiben eingehenden Waaren sind die Zollabgaben nach dem für die Einfuhr aus der Fremde geltenden Tarif zu erlegen, §. 2, Die zu einem Ausfuhrzoll angeseßten Waaren sind bei der Versendung nah dem Herzogthum Schleswig mit die- sem Zoll zu berichtigen. §. 3. Die Durchfuhr nah dem Herzog- thum Schleswig bleibt, unter Beobachtung der in dieser Beziehung angeordneten Kontrole-Maßregeln, bis weiter abgabefrei. Dagegen ist, bis die genügenden Kontrole-Maßregeln über die Durchfuhr einge- führt werden können, bei der Durfuhr ausfuhrzollpflichtiger Wag- ren aus dem Herzogthum Schleswig über die holsteinische Zollver- einsgränze bei der betreffenden Gráäuzzollstätte der tarifmäßige Aus- fuhrzoll zu erlegen. §. 4, Landwärts ist die Einfuhr der nach s, 1 zollpflichtigen Waaren aus dem Herzogthum Schleswig nach dem Herzogthum Holstein nur gestattet: a) auf der \{leswig- rendsburger Chaussee über das Zollamt zu Rendsburg z; b) auf der eckernförder-fieler Chaussce über die Kanalbrücke zu Levensaue und von dort über das Zollamt zu Kiel, Die Zollberichtigung

für die auf diesen Straßen eingehenden zollpflichtigen Gez genstände (§. 1) is bei den Zollämtern zu Rendsburg und

zu Kiel zu beschaffen. §. 5. Alle sonstigen Uebergänge über den s{hleswig-holsteinischen Kanal und die Eider und über die dort be- findlichen Kanalbrlicken und Fährstellen sind, bei Vermeidung "der in den §§. 240 und 243 der Zollverordnung vom 1sten Mai 1838 angedrohten Strafen zum Transport zollpflichtiger Einfuhrgegen- stände aus dem Herzogthum Schleswig verboten. §. 6. Für den Verkehr über den \{leswig - holsteinishen Kanal und die Eider mit nachbenannten Erzeugnissen der Land- und Forstwirthschaft, des Gar= tenbaues, der Jagd und Fishcrei wird eine Ausnahme in der Weise gestattet , daß Kornwaaren nebst Mehl, Grüße und Brod, Hülsen- früchte, Kartoffeln , Fettwaaren , Käse, Fleisch und Speck, Milch, Eier, Honig und Wachs, Geflügel , Brennholz und Torf , frische Gartengewächse, frisches Obst, Vieh und Pferde, unbereitete Häute und Felle, Wild, Fische und Austern bis weiter zollfrei in das Herzogthum Hol- stein eingehen mögen. Dieselbe Begünstigung ist auf dieFluß\chifffahrt auf der Eider und dem Kanal so lange anzuwenden, als dadurch nich

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Ehr Z “brt werden. §. 7. Die von \{chléswigs{chen Pera N Zoll - Dokumente über verzollte Waareti, wie auch Vieh und Pferde, imgleichen die von diesen Zöllämtern ausgefertigten Erlaubnißsheine zum Pröbenhändel gelten tn dem Zollvereinsgebiet des Herzogthums Holstein nicht. §. 8, Ebenfalls sind Spielkarten, welche vom Herzogthum Schleswig eingeführt werden, der Stempelung und den für fremde Spielkarten angeord- neten Abgaben unterworfen. §. 9, Die Schifffahrts-Abgaben für die Fahrt von und nah {leswigs{èen Häfen sind nah der Taxe für die inländische Fahrt zu erheben. Vorberegte Anordnungen tre- ten mit dem heutigen Tage in Kraft,

Kiel, den 5. März 1851. Die oberste Civil - Behörde. Ad. Blome. Prehn.

Kiel, 3. Márz. (H. N.) Jn diesen Tagen is der brasilianische General do Reso Barros in Begleitung des Offiziers Sousa Aguiar hierselbst eingetroffen, Kürzlich waren auch die Herren Ge- neral Zobel, Commandeur der in Altona cinquartierten Brigade der österreihishen Truppen, und der Generalstabs-Chef des Feld- marschalls von Legeditsch, Oberst von Henningstein, hier anwesend.

Kiel, 4. März. (H. N.) Der shleswig-holsteinishen Armee steht eine dritte Reduction bevor, so daß die Compagnie auf eine Stärke von 10 Mann zurückgeführt wird. Auch soll, um den Ueber- gang zur neuen Formation des holsteinishen Kontingents zu ver=- mitteln, die Auflösung der Cadres in Angriff genommen werden,

Sachsen-Weimar. Weimar, 1. März. (W, Ztg.) In der heutigen Landtags - Sißbung kam der von der Regierung vor- gelegte Entwurf eines Nachtrags zu dem Geseße über die Ablösung grundherrliher Rechte vom 18. Mai 1848 zur Berathung. Da die Gewährung einer billigen Entschädigung aus der Staatskasse an die Kirchenärarien, Pfarreien und Schulstellen wegen der Ein- bußen, welche ihnen in Folge der Ablösung grundherrliher Rechte entstehen, angemessen erscheint, die Mittel zu einer solhen Entschä-= digung aber zur Zeit nicht vorhanden sind, trägt die Staatsregie rung darauf an, das Provccationsrecht der Verpflichteten auf Ab lösung fsolher grundherrliher Rechte, welhe Kirchen, Pfarreien und Schulstellen zustehen und der Ablösung unterliegen, bis auf Weiteres aufzuheben. Der Ausshuß für Rechtégeseßgebung will dagegen in dem Ablösungêgeseß, daß selbst von der Staats- Regierung für ein abgeschlossenes erklärt worden war, auch nur in einer einzelnen Bestimmung für jetzt keine Abänderung ein- treten lassen, trägt daher auf Ablehnung des Regierungs-Antrages an und s{chlägt dagegen vor: 1) daß eine Entschädigung zur Dek- fung der in Folge der Ablösung grundherrliher Rechte entstehen den Ausfälle von denjenigen geleistet werden solle, welhe nah den Verhältnissen des einzelnen Falles als die Besoldenden, seien es die Kirchen oder Schulgemeinden oder Patrone, rechtlich anzuschen sind; sodann 2) daß zu Erfullung der dem Staats- Fiskus behufs einer solchen Entschädigung obliegenden Leistungen von den zu Schulzwecen bewilligten 18,000 Rthlrn. der Betrag von 6000 Rthlrn. verwendet werden möchte. Gcheimer Staatsrath von Wy- denbrugk hob hervor, daß auch die Staats-Regierung nur sehr ungern eine Sistirung der Ablösungen in Bezug auf die Pfarreien und Schulstellen in Vorschlag bringe, daß aber im anderen Falle, wenn dieser Antrag abgelehnt werde, nichts übrig bliebe, als eine besondere Summe zur Entschädigung der den Pfarreien und Scchulstellen entstehenden Ausfälle zu bewilligen. Behufs einer sol- chen Entschädigung 6000 Rthlr. von den zur Aufbesserung gering dotirter Schulstellen vom Landtage bereits bewilligten 18,000 Rthlr. in Abzug zu bringen, wurde vom Landtage auf den Antrag des Abgeordneten Fries füx unzulässig erklärt, dagegen aber ein An- trag des Abgeordneten Natenbacher angenommen, der dahin geht, der Staatsregierung zur Dickung der durch Ablösungen bei Kir- chen, Pfarreien und Schulen erwachsenden Ausfälle eine Summe von 2000 Rthlr. für jedes der drei Finanzjahre zu bewilligen. Ein Antrag des Abgeordneten Fries, der Staatsregierung anheimzu geben, cine Finanzproposition darüber zu machen, welchen Betrag sie dazu bedürfe, um diejenigen Ansprüche zu decken, weiche im Rechtswege gegen den Staat geltend gemacht werden können, wurde abgelehnt,

Lübecck. Lübed, 4. Marz. (L 3.) Der Vertreter becks auf den dresdener Konferenzen, Senator Dr, Brehmer, einige Tage hier anwesend, reiste gestern wieder nach Dresden zurüdck,

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Dlusland.

Franfreich, Paris, 4. Márz. Die Pat rie hatte eine angebliche Scene nah dem Sonnabendsvotum zwischen Cavaignac und Charras erzählt. Charras schickte darauf an den gestrigen National folgende Erklärung: „Die Patrie von heute Abend erzáhlt ein Gespräch, welches gestern zwischen General Cavaignac und Oberst Charras stattgefunden haben soll. Der Bericht der Patrie is in Form und Jnhalt eine Lüge. Charras, Volksver-

treter.’ Jn ihrer Mittagsausgabe bestand die Patrie auf ihre Angabe, behauptete, Zeugeu anführen zu können, und stüßte ih hauptsählich darauf, daß General Cavaignac ihr fkein

Dementi gegeben habe. Das Evenement bringt nun Folgendes: „General Cavaignac, der von dem Artikel der Patrie nur durch die Widerlegung, zu welcher sie den Obersten Charras veranlaßte, Kenntniß erhalten hat, ersucht uns um die Erklärung, daß es voll fommen wahr sei, daß Oberst Charras ihn weder mit den von der Patrie unterschobenen Worten angesprochen, noch er ihm mit dem gleichfalls ihm Zugeschriebenen geantwortet habe,“ Wir haben da= her in unserem Blatte die Scene der bonapartistischen Patrie mit Recht als eine „angebliche“/ bezeichnet.

Die neuen Büreauwahlen der National - Versammlung sind folgendermaßen ausgefallen: Präsidenten der 15 Abtheilungen : Beugnot, de Broglie, Odilon Barrot, Darblay, Dupetit Thouars, Kératry, Lauriston, Lacrosse, Berryer, Cécile, Mornay, Panat, Le- pelletier, Chadenet, Benoist d'Azy, Secretaire: Kasimir Périer, Echasseriaux, Chassaigne Goyou, Payer, Talhouet, Pidoux, Bavoux, Demoustier, Blavoyer, Espinay, Howyn Tranchère, Lagrange, Loyer, Bryas, Bermarec, „Der Constitution - nel bemerkt über diese Wahlen: Die Sonnabend - Sißung hat \{chon ihre Früchte getragen. Die Versöhnung scheint von seiten derjenigen Mitglieder, welche mit eben so viel Leiden- haft als Unklugheit die Juitiative zur Auflösung der alten Majo- rität ergriffen hatten, minder s{hwierig geworden zu sein. Man sah, daß die Legitimisten sich nicht, wie bei der Konstituirung der Abtheilungen im vorigen Monate zu dieser Vereinigung, zu diesem Zusammentreffen ihrer Abstimmungen mit denen des Berges her- gaben, in Folge deren die am weitesten gehenden Mitglieder der Linken zu Präsidenten oder Secretairen ernannt und bald nathher in mehrere wichtige Kommissionen, namentlich in jene für den Ge- eß-Entwurf über innere Verwaltung (Lamoricière als Präsident) gebracht wurden,“ j

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Großbritanien und Jrländ. Parlament, Ober- haus. Sißung vom 3. März. Nachdem, wie bisher in jedet Siz= zung, zahlreiche Petitionen sowohl gegen die „päpstlichen Ueber - griffe“, wie gegen die über die geistlihe Bill übergeben worden, \spriht im Namen des Ministeriums Lord Lansdowne: „Bevor ich dié Vertagung des Háäuses beantrage, möchte ich mich einer Pflicht entledigen, indem ich Ew. Herrlichkeiten benachrihtige, daß bei den gegenwärtig obwaltenden Verhältnissen und nach drei fehl- geschlagenen Versuchen, ein neues Kabinet zu bilden, Ihre Majestät nach reifliher Ueberlegung der Lage, welche aus diesen mißlunge=- nen Versuchen hervorgegängen ist, geruht hat, diejenigen ih-

rer Minister, welche bisher im Amte waren, aufzufordern, wieder ihre Aemter zu übernehmen und sich zu bemühen die Regierungs - Geschäfte des Staates weiter zu süh-

ren, Mylords! Jhre Majestät hat diesen Schritt nicht ohne volle und gebührende Ueberlegung gethan, und ih bin durch Ihre Majestät autorisirt, mitzutheilen, daß, nachdem sie in der Zivischeu= zeit den Rath und die Ansicht eines edlen und berühmten Herzogs, des ausgezeichnetsten Mitgliedes dieses Hauses (Wellington), in An= spruch genommen hat, Beides, seine Meinung sowohl wie sein Rath, mit diesem Schritte Übereinstimmten. Unter diesen Verhältnissen habe ich Ew. Herrlichkeit mitzutheilen, Ihrer Majestät bisherige Minister seien der Ansicht, daß ihnen keine Alternative úbrig bleibe,

als eine Aufgabe zu Übernehmen, die ihnen zumeist von der Nothwendigkeit zugewiesen wird. Nach dieser Auseinan= dersebung möge es mir nur noch gestattet scin, hinzuzu=

und ich bin überzeugt, Sie werden meinen Versicherun= gen Glauben schenken, daß Niemand aufrichtiger als ich die Exi= stenz von Meinungsverschiedenheiten bedaure, die wie es Ew. Herrlichkeiten eben so gut wie dem Lande und der Welt bekannt ist die Bildung einer neuen, kräftigeren und wirksameren Ver- waltung gehindert haben.“ (Hört, hört! von Seiten Lord Broug- ham's,) Der Herzog von Argyll erkläxt sih bei Gelegenheit der Ueberreichung einer Petition gegen die „päpstlihen Uebergriffe““, für strenge Maßregeln von Seiten der Regierung und des Parlaments, und versichert die Lords, daß in seinem Heimatlande (SchotilanD) die Ansicht von der Nothwendigkeit solher Maßregeln eine allgemeine sei, Dagegen meint Lord Brougham, man möge sich in diesem Augenblicke mit einer Resolution beider Häuser über biesen Gegen=- stand zufrieden geben, wäre es auch nur, um gegenwärtig jede weitere politisch - religiöse Agitation zu vermeiden. Jn demselben Sinne spricht der Graf von Aberdeen. Er hebt in seiner Rede namentlich das Gehässige hervor, was in den Strafgeldern der ministeriellen Bill liege, und daß man sich nicht auf frühere Zeiten berufen dürfe, wo der Begriff „Verfolgung“ freilih andere Grän=- zen gehabt, als heutzutage. Das Haus vertagte sich dann auf morgen,

fügen

Unterhalts SibuUna vom 3, Mar Die Rede Lord John Russell’ sd, in welcher er dem Hause ankündigte, was in den leßten Tagen geschehen war, und daß Jhre Majestät sich bewo= gen gefunden habe, ihre alten Räthe neuerdings an die Spihe der Verwaliung zu berufen, war der des Marquis von Lansdorone ganz ähnlich. Auch er legte ein besonderes Gewicht darauf, daß die Kö= nigin diesen Schritt auf den Rath des Herzogs von Wellington hin gethan habe, und daß derselbe, bei der Unmöglichkeit der anderen Parteien, ein Kabinet zu bilden, gewissermaßen eine Nothwendigkeit gewesen sei. Lord John Russell beantragte eine Vertagung des Hau=- ses bis zum Freitag, um dem Ministerium Zeit zu gönnen, die etwa einzubringenden Vorschläge und die Geschäftslage im Allge- meinen in Betracht ziehen zu können. Er will ferner die zweite Lesung der Bill über die geistlihen Titel auf Freitag festgeseßt wissen, wo die dazu gehörigen Amendements und Abänderungen berathen und vorgelegt werden sollen. Dieser Vorschlag des Pre mierministers stieß auf mehrfachen Widerspruch. Herr Osborne wünschte zu wissen, ob das Ministerium auf seinem ursprünglich vorgelegten Budget bestehe. Lord J. Russell erklärte, daß er nicht im Stande sei, darüber vorläufig eine weitere Erklärung abzuge- ben. Herr Keogh und Herr Gibson wünschen die zweite Lesung weiter hinausgeschoben ; Letztere rnamentlich, weil es weit wichtigere Angelegenheiten zu berathen gebe, als die päpstlihe Frage. Herr Reynolds kündigt im voraus den eutschiedensten Widerstand aller irländischen Mitglieder an. Er habe gehofft, das Ministerium werde nah den leptgemachten Erfahrungen, nachdem es mit dem Staatswagen gestürzt sei, mit neuen Passagieren und neuer La- dung vor dem Parlamente erscheinen, Wofern dies nicht der Fall, werde er Alles thun, die Kutshe zum zweitenmale umzustoßen. Nachdem noch Herr Wakley, Herr Moore, Herr Williams und An-= dere gesprochen, wurde die Motion Lord John Rufssell’s ang nommen.

London, 4. Márz. Die Königin und Prinz Albrecht nebst den Königlichen Kindern besuchten gestern den Glaspalast im Hy- depark. Bei der Gelegenheit wurde ihnen Herr Sallandronze de Lamornaix, der Ausstellungskommissionär der französischen Regierung, durch den Grafen von Granville vorgestellt, Bis zum 1. März sind 1505 Ballen britischer und 2277 Ballen ausländischer Aus=- stellungs-Artikel in London angekommen.

Die Times betrachtet es als eine der bedeutendsten unange - nehmen Folgen der Ministerkrisis, daß Durch dieselbe der Einfluß und die Politik Englands dem Auslande gegenüber einen gewaltigen Stoß erlitten habe, und daß den Mächten jeßt die Gelegenheit gün- stiger sei, eine der englischen entgegengeseße Politik durchzuführen. Ein fortgeseßter Parteikampf in England, die Existenz eines gewis= sermaßen nur provisorischen Kabinets und die vielleicht irrthümlichen Erwartungen cines später eintretenden Regierungswechsels seien hinreihend, die Kraft aller englishen Vorstellungen zu s{wächen und entschiedenere Maßregeln von Seiten Englands zu verhindern.

Schweden und Norwegen. Christiania, 25. Febr. (D. R.) Es gingen vorgestern und gestern Morgen die Übertrie- bensten Gerüchte von einer gestern, als afi Jahrestage der Februar= Revolution, beabsichtigten großen Demonstration des Central- Comités des Arbeiter-Vereins , und überängstlihe Gemüther sahen die Hauptstadt Norwegens son Schauplaß von Scenen werden, die den sie so übermäßig ängstigenden Volkstumult in Levanger weit hinter sich ließen. Die Polizei hat den bekannten Thrane in der Nacht gesucht, um ihn aufzuheben, allein der- selbe hat sih niht finden lassen. Gestern Nachmittag 4 Uhr redete er eine auf dem Markt veranstaltete Versammlung óffentlich an, allein nur um ihnen zu sagen, „daß er sie zwar habe zusammenrufen lassen, damit sie dem König in Prozession ihren Wunsch, neue Staats-Räthe zu erhalten, vorbrächten, da die alten keine Rücssiht auf die Klagen und Beschwerden der Arbeiter-Ver= eine genommen. Allein da er inzwishen erfahren, daß der König nicht wünsche, daß die Prozessi-n stattfinde, so könne man nur nah Hause gr oder Aufruhr machen, und da man das Letzte nicht wolle, jo möge man das Erste thun und nah Hause gehen, nach- dem man dreimal drei Hurrahs für neue Staats-Räthe ausge- bracht,“ Was dann geschah.

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: Die Eigenthümer des Dampfschiffes „Berzelius“ wollen dasselbe

mit Passagieren zur londoner Industrie: Ausstellung fahren lassen.

Unter den vom Staatsrath Sörensen übergebenen Königlichen Propositionen findet sich auch eine über die Verseßung des Haupt- sies der Bank von Drontheim nach Christiania. N

Der in Thrañe’s und Mickelsen?s Briefen vorkommende De- inökrat Lerche hat eine Adresse an das Volk von Levanger gerichtet, in welcher er ihnen den sozialdemokratishen Agitator Mickelsen als einen Mann bezeichnet, der nichts für sie thun könne, als sie ins Zuchthaus bringen und überhaupt noch elender machen. Was in Menschenmacl t stehe, für das Volk zu thun, strebten die zu thun, welche es fönnten. Allein das sei nicht so leiht und Midelsen könne es sicher nicht; er habe trunkfällig in Drontheim gelebt, Geld er- preßt und verleite das Volk mit albernen Versprechungen.

Schweiz. Bern, 25. Febr. Der s{weizerische Bundesrath hat an sämmtliche eidgenössische Stände folgendes Kreisschreiben ers lassen: „Getreue, liebe Eidgenossen! Jn den Jahren 1848 und 1849 wurde die Schweiz in Folge der damalige politischen Ereig- nisse theils von Jtalien, theils von Deutshland her mit einer gro- ßen Masse von Flüchtlingen aller Nationen úberladen. Da sie un- mittelbar vom Kriegsschauplaße kamen und von Truppen verfolgt wurden, konnte ihnen ein vorläufiges Asyl nicht versagt - werden, theils aus Humanitäts-Rücksichten, thcils um militairischen Bewe gungen an der Gränze vorzubeugen, die unser Gebiet hätten ge- fährden können. Obwohl nach den Grundsäßen unseres Bundes=- staatsrehts die Ertheilung des Asyls zunächst Sache der Kantone ist und der Bund in der Regel die Kantone nicht zum Asyl zwingen, wohl aber dieses Recht nach Maßgabe des Art. 57 der Bundes-Verfassung beschränken kann, so mußte damals im höheren Interesse der öffentlichen Ordnung und Sicherheit von diesem

Grundsaße äbgegangen werden. Der Bundesrath mußte ausnahmsweise das Asyl vorschreiben, eine centrale Lei- tung anordnen und die Kantone anhalten, eine gewisse An-

zahl von Flüchtlingen zu übernehmen. Schon damals eröffnete Jh- nen der Bundesrath seine Absicht, alle geeigneten Mittel zu versu- chen, damit die Kantone nicht allzu lange eine Last zu tragen ha=- ben, welche weit über die Gränzen des Asyls hinausgehe. (Kreis- chreiben vom 5. Juli 4849.) Dieses geshah nun im Laufe der Zeit theils durch Verwendung für Amnestie, theils durch Unter- stüßung aus der Bundeskasse, theils durch Wegweisungen in Folge \hlechter Aufführung oder bei fälschliher Vorgabe der Flüchtlinge, daß sie das Asyl bedürfen, theils endlih durch die Beförderung der Abreise Vieler, selbst mit bedeutenden ökonomischen Opfern, Jn Folge alles dessen hat sich die im Juli 1849 über 11,000 anstei= gende Zahl der Flüchtlinge (in dieser Zahl sind mehrere Tausend Flüchtlinge von den in Italien zerstreuten Corps und der soge- nannten italienischen Emigration nicht inbegriffen), so vermindert, daß gegenwärtig nur noch circa 500 auf der eidgenössischen General- Kontrole erscheinen. Séhon seit einiger Zeit beschästigte si{ch daher der Bundesrath mit der Frage, ob es nicht zweckmäßig ei, die Flüchtlings -= Angelegenheit auf die gewöhnliche Grundlage zu=- rückzuführen und die Flüchtlinge gänzlich den Kantonen anheim- zustellen, unter Vorbehalt ver Kontrolle und der Maßregeln, welche durch die Artikel 57 und 90 der Bundesversassung geboten werden. Einer solchen Verfügung stand bis anhin nur das Bedenken ent=- gegen, daß manche Kantone noch eine verhältnißmäßig bedeutende Anzahl solcher Flüchtlinge haben, welhe ohne große Gefahr nicht heimkehren können und welhe nicht die nöthigen Mittel besißen, um nach einem entfernteren Lande zu reisen. Dieses Bedenken wird nun dadurch gehoben, daß auf die Verwendung des Bundes- rathes die französische Regierung mit dankenswerther Bereitwil- ligkeit si{ch anerboten hat, für alle nicht französischen Flüchtlinge von der schweizerishen Gränze an die Reisekosten bis nah England oder Nordamerika zu tibernehmen. Unter diesen Umständen sieht sich der Bundesrath veranlaßt, die erwähnte, schon seit geraumer Zeit projektirte Maßregel zu beschließen. Nicht nur wird dadur den Kantonen keine neue Last zugemuthet, sondern sie erhalten im Gegentheil den Anlaß, sih der ihnen bis anhin aufgedrungenen Last und aller damit verbundenen Uebelstande zu ehtlcdigen, Wenn die Kantone unter solchen Umständen von der Befugniß, die Flücht- linge zu entfernen, umfassenden Gebrauch machen, so wird ein ge-

rehter Vorwurf von Härte ihnen nuicht gemacht werden fönnen, wenn man bedenkt, daß ste lange Zeit hindur das Asyl in einem bisher nie gekannten Umfang und mit

bedeutenden Opfern gewährt haben, daß bei Aufnahme der Flücht- linge gewiß nirgends die Absicht obwaltete, sie bleibend zu über= nehmen, sondern vielmehr sie einer vorhandenen Gefahr zu entzie hen und ihnen Gelegenheit zu verschaffen, einstweilen ihren Unter- halt zu erwerben und für thre Zukunft zu sorgen, daß ferner den Flüchtlingen andere Länder offenstehen, in welche sie ohne alle Ge- fahr sich begeben fönnen, und daß endlich auch die Retsemittel, in soweit sie derselben bedürfen , ihnen angeboten werden.

Jhnen, getreue, liebe Eidgenossen, überdies bekannt sein

der Mangel an Reisemitteln bisanhin sehr viele Flüchtling der Auswanderung abgehalten hat. Aus diesen Gründe1 der Bundesrath beschlossen: 1) Die im Juli 1849 d

tonen auferlegte Verflichtung zur Aufnahme wird aufgehoben, 2) Demgemäß hört jede diesfällige V keit des Bundes gegenüber den Kantonen auf von

an, in welchem die Entfernung der Flüchtlinge mögl

es geht namentlich auch jede Gefahr von Heimatlos Flüchtlinge ausschließlich auf die Kantone über. sische Justiz- und Polizei Departement wird Über den Kantonen die weiter erforderlichen ttheilunge1

Die früheren Beschlüsse des Bundesrathes über Jnternin weisung u. #. w. bleiben in Kraft, Indem wir Sie \{ließl mals erinnern, daß dieser Beschluß sich nicht auf die Flüchtlinge bezieht, deren Zahl übrigens sehr unbedeute1

j nußen wir diesen Anlaß, Sie, getreue, liebe Eidgenossen in den Machtshuß des Allerhöchsten zu empfehlen.“

Unterschriften.)

Spanien. Madrid, 27. Febr. (Fr. B.) Ma: de Benalua ist an die Stelle des Generals Armero y Miralles zum Gesandten in Berlin ernannt.

Der Práäfsident der Kommission zur Regelung der Schuld des Staatsschaßes, Olivan, soll heute seinen Bericht verlesen. Dic Kommission billigt die Regierungsbasis, modifizirt aber die Details der Ausführung.

Königliche Schauspicle. |

Sonnabend, 8. März. Jm Schauspielhause. 44ste Abounemen G Vorstellung: Das Glas- Wasser, Lustspiel in 5 Abth, O ements=

Sonntag , 9. März. Im Opernhauf®. S bth. Nach dem Vorstellung: Armide, große heroische Per s Voß. Musik von Französischen des Quinaull, úüberfeßt von e L

§ p 5 m , 1 C E 45ste Abonnements - Vorstellung: Die

Schachmaschine , Lustspiel in 4 Abth., nach dem Englischen, von