1882 / 143 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 21 Jun 1882 18:00:01 GMT) scan diff

XIT11. (Königlih Württembergisches) Armee-Corps.

Ernennungen, Beförderungen, Verseßungen 2c. Im aktiven Heere. 16. Juni. Gerhardt, Königl. Del: Papen, à la suite der 2. Ingen. Insp. und kommandirt zur Dienst- eistung beim Pion. Bat. Nr. 13, das Kommando einer Comp. in diesem Bat. übertragen. Dinkelacker, Sec. Lt. im E Bat. Nr. 13; unter Vorbehalt der Patentirung, zum Pr. Lt. befördert.

Eer dag tum essen. 18. Juni. Prinz Wilhelm von Hessen und bei Rhein Großherzogl. Hoheit, Gen. Major und 2, Inhaber des Inf. Regts. Nr. 117, dur Entschließung Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs zum Gen. Lt. befördert.

Herzoglich Braunschweigisches Kontingent.

7. Juni. Albrecht, Wachsmuth, Brandt, Schröder, Sec. Lts. der Landw. Inf. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 92, Lies- mann, Sec. Lt. der Landw. Inf. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 92, zu Pr. Lts. der Landw. befördert.

Jn der Kaiserlichen Marine.

Ernennungen, Beförderungen, Verseßungen 2c. Berlin, 13. Juni. Frhr. v. Bodenhausen, Kapitän-Lt., zum Korv. Kapitän befördert.

Nichtamtliczes. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 21. Zuni. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen, wie „W. T. B.“ aus Ems be- richtet, gestern Nachmittag den Vortrag des Wirklichen Ge- heimen Legations-Raths von Bülow entgegen.

Zum Diner waren geladen: der General-Landschafts- Direktor von Pommern, von Köller, General-Lieutenant von Werder, General-Feldmarschall Herwarth von Bittenfeld, Dberst- Lieutenant von Colomb, Oberst Freiherr von Buddenbrodck, Oberst-Lieutenant Quednow, Militärattahé bei der deutschen Gesandtschaft in Brüssel, Major von Prittwiß.

Heute früh machten Se. Majestät die gewohnte Brunnen- promenade.

Se, Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm gestern die Meldung des zum Comman- deur der Unteroffiziers(ule zu Marienwerder ernannten Majors von Brauchitsh entgegen und empfing den Polizei- Präsidenten von Posen, Kammerherrn von Colmar.

Am 19, d. Mts. kamen Fhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin mit dem 4 Uhr-Zuge nach Berlin, begaben Sih nah dem französischen Kirchhofe, wo Höchs!dieselben der Trauerfeier für den ver- storbenen Grafen Perponcher beiwohnten, und kehrten mit dem 6 Uhr-Zuge nah dem Neuen Palais zurü.

Dée von der diesjährigen Deutschen evangelischen Kirchenkonferenz an Se. Majestät den Kaiser aus Anlaß der Taufe des Kaiserlihen Urenkels gerichtete Gl ü ck- wunschadresse hat folgenden Wortlaut:

Allerdurhlauchtigster, Großmächtigster Kaiser, Allergnädigster Kaiser und Herr! E

Ew. Kaiserlichen Majestät bringen die allerunterthänigst unter- zeichneten, zur Kirchenkonferenz in Eisenah versammelten Vertreter der deutsch-evangelischen Kirchenregierungen bei dem Tauffeste Aller- höchst Ihres Urenkels die ehrfurchtsvollsten und innigsten Glük-

wünsche dar. f R Durch Gottes wunderbare Führung ist es Ew. Kaiserlichen

Majestät gewährt, in eigener Kraft und Freudigkeit Allerhöchst Ihr ;

erhabenes Haus bis ins vierte Geschlecht zu übers{auen; indem der err den jüngsten Sproß desselben in seine Gemeinschaft aufnimmt, estätigt er von neuem allen Gliedern feine Verheißung: „Meine Gnade soll niht von Dir weihen und der Bund meines Friedens soll nit hinfallen.“ y i ; Mit dem ganzen deutscen Volke begrüßen auch wir in dieser Segensgabe des himmlischen Vaters eine weitere kräftige Bürgschaft der Gegenwart und eine zuversichtliche Hoffnung der Zukunft, daß der Allmächtige Ew. Kaiserliche Majestät und Allerhöchstihre Nach- kommen unserem lieben Vaterlande und der Kirhe unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi fort und fort zum Segen seßen werde. Wir rühmen dankbar die göttliche Barmherzigkeit und erflehen demüthig und gläubig die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, die Liebe Gottes, des Vaters, und die Gemeinschaft des heiligen Geistes für den Täufling, wie für seine Erlauchten Eltern, Großeltern und

Urgroßeltern. In tiefster Ehrfurcht Ew. Kaiserlichen Majestät / allerunterthänigste Mitglieder der Konferenz Deutscher evangelischer Kirchenregierungen.

Eisenach, den 10, Juni 1882.

Für Preußen (ältere Lande): Ober-Konsistorial-Rath D. Frei- herr von der Goltz; Ober-Konsistorial-Rath Schmidt von Berlin; zugleih für Ober-Konsistorial-Rath D. Dorner daselbst.

Für Preu pen (neue Lande): Konsistorial-Präsident Wey- rauch von Cassel; Konsistorial-Präsident Mommsen von Kiel; Geh. Justiz-Rath Dr. Dove von Göttingen.

L Für Oesterreich: Geistliher Rath Professor D. Frank von Wien. -

Für Bayern (diesseits des Rheins): Ober - Konsistorial - Rath Günther und Ober-Konsistorial-Rath Stählin von Müncben.

Für Bayern (Pfalz): Ober - Konsistorial - Rath R i\ch{ch von Speyer.

Für Königreich Sachsen: Ober-Hofprediger und Vice-Prä- fident des evangel. luth. Landeskonsistoruums D. Kobhblschütter, d. Z. Vorstand der Konferenz, zuglei für Geheim-Rath von Ber- lepsch von Dresden.

Für Württemberg: Konsistorial-Direktor v. S{ickhardt und Prälat D, v. Müller von Stuttgart.

Für Baden: Prälat Doll von Karlsruhe. -

Für Hessen: Vber-Konsistorial-Rath Habi cht von Darmstadt.

Für Großherzogthum Sachsen: Staatsrath Vollert und Geheimer Kir{chen-Rath D. Hesse von Weimar.

Für Oldenburg: Geheimer Kirhen-Rath und Hofprediger Hansen von Oldenburg.

Für Medcklenburg-Strelit: Konsistorial-Präsident und Ober- Hofprediger D. Ohl von Neu-Strelitz.

Für Braunschweig: Konsistorial-Rath, Abt Sallentien

von Wolfenbüttel. S : Für Sachsen-Meiningen: Ober-Kirwen-Rath Schau- Konsistorial-Rath und General-

bach von Meiningen.

Für Sacsen-Altenburg: superintendent R ogge von Altenburg. :

Für Anhalt: Dher-Hofprediger Teichmüller von Dessau.

Für Schwarzburg-Rudolstadt: General- Superintendent und Hofprediger D, Trautvetter von Rudolstadt.

Für Reuß jüngere Linie: Kirhen-Rath und Hofprediger Loh e von Gera.

Für Lübeck: Senior des Ministeriums, Hauptpastor Linden- berg von Lübeck. Für Ha mburg: Hauptpastor D. Calinich von Hamburg. ür Bremen: Ober-Domprediger Frickhöffer von Bremen. xür Elsaß - Lothringen: Inspektor und Pfarrer Ungerer, Mitglied des Direktoriums und Ober-Konsistoriums Augsb. Konfe, von Straßburg.

Die in der Sißung der Konferenz vom 13. Juni mit-

getheilte telegraphishe Antwort aus dem Kabinet Sr. Majestät des Kaisers lautet : : j Berlin, den 13. Juni 1882, 9 Uhr 15 Minuten Vormittags. Se. Majestät sind durch die frommen Segenswünsche, mit denen die Mitglieder der Konferenz deutscber evangelisber Kirchenregierungen die heilige Taufe Allerhöcbstihres Urenkels begleitet haben, auf das Freudigste berührt und laffen für die warme Theilnabme rect herz-

lih danken. Im Allerhöchsten Auftrage : Wilmowski.

Nachdem der Finanz-Minister durch eine Verfügung vom 7. d. Mts. eine allgemeine Verlängerung der sämmtlichen Erziehungsbeihülfen, welhe bisher für Söhne und Töchter von verstorbenen Beamten des Ressorts der CtE ée meinen Finanzverwaltung aus dem betreffenden Fonds dieser Verwaltung bewillingt worden sind, an- geordnet, hat derselbe dur einen Cirkularerlaß vom 16. d. M. bestimmt, daß die Vorschriften der gedahten Verfügung au auf die Söhne und Töt&ter von verstorbenen Beamten aus dem Ressort der Verwaltung der direkten Steuern Anwendung finden, derge|talt, daß diese Erziehungsbei- hülfen aus dem Fonds dieser Verwaltung, Titel 11 „zu Unterstüßungen für ausgeschiedene Beamte sowie zu Pen- sionen und Unterstüßungen für Wittwen und Waisen von Beamten“, ohne Unterscheidung zwishen Söhnen und Töch- tern von höheren Beamten, von Subalternbeamten und von Unterbeamten, bis zu dem vollendeten achtzehnten Lebensjahre der erziehungsbedürftigen Kinder fortzuzahlen sind, fofern niht deren Zahlung entweder wegen Zeitablaufs bereits mit Ende Mai d. J. erloshen oder seitdem bereits durch An- weisung einer außerordentlichen Unterstüßung zu den Kosten weiterer Ausbildung erseßt ist.

Stellt bei sog. Antragsdelikten der Antragsberechtigte einen Strafantrag gegen einen an der Strafthat Bethei- ligten mit der Bemerkung, daß er gegen den anderen Betheiligten keinen Strafantrag stellen wolle, so ist nah einem Urtheil des Reichsgerichts, 111, Strafsenats, vom 1. April d. J., der Antrag dahin wirksam, daß das Strafverfahren gegen alle Betheiligten eintreten muß.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich baye- rishe Ministerial-Rath K astner ist von Berlin abgereist.

Sachsen. Dresden, 20. Juni. (Dr. J) Der König und die Königin sind heute Vormittag vom Jagd: hause Reheseld hierher zurückgekehrt. Der König wird sich heute Abend 7 Uhr 40 Min. über Leipzig und Frankfurt a. M. nah Darnstadt zu einem Besuh am Großherzoglichen Hofe begeben.

Sachsen - Coburg : Gotha. Gotha, 20. Juni, (W. T. B.) Die Herzogin von Edinburg ist mit ihren Kindern hier eingetroffen.

Anhalt. Dessau, 19. Juni. (Lpz. Ztg.) Gestern Vor- mittag erhielt die Herzogliche Familie aus Neu-Streliß die erfreulihe Meldung von der glücklichen Entbindung der Erbgroßherzogin, Tochter des Herzogs, von einem Prinzen. Die Prinzessinnen Friedrich und Hilda haben sich über Kiel an den Königlichen Hof in Kopenhagen begeben. Der Prinz Friedrich ist zl einem längeren Aufenthalte nah München abgereist. Der Herzoglihe Kammerherr und langjährige Intendant des hiesigen Hoftheaters, von Normann, ist nah längerem Leiden“ in eïnem Alter von 78 Jahren gestern Abend verstorben.

Hesterreich-Ungarn. Wien, 19. Juni. (W. Ztg.) Am vorigen Freitag is hier die Ratifikation der sieben zwischen Desterreih-Ungarn und Serbien abgeschlosse- nen Verträge erfolgt. Die Verträge treten drei Monate nah der Ratisikation, also am 16. September, in Kraft.

Die „Wien. Ztg.“ veröffentlicht eine Verordnung des Finanz-Ministeriums vom 19. d. M., wodurch bestimmt wird, daß in denjenigen Fällen, in welchen bei Zahlung von Zöllen und Nebengebühren, dann bei Sicherstellung von Zöllen statt des Goldes Silbermünzen zur Verwendung kommen, im Juli 1882 ein Aufgeld von 191/z Proz. in Silber zu ent- richten ist. _

20. Juni. (W. T. B.) Der bisherige egyptische

tinister des Auswärtigen, Mu ¿apha Fehmi Pascha, ist aus Kairo hier eingetroffen.

Pest, 19. Juni. (W. Ztg.) Von der durch den Handels- Minister angeordneten Sperre über die Weingärten in Waiten sind Weinkrauben nit betroffen, Die Ausfuhr von Trauben ist gestattet, dagegen ist die Ausfuhr von Reben und Pflanzen sowie das Ausgraben der leßteren strengstens untersagt.

Großbritannien und Jrland. London, 19. Juni, (Allg. Corr.) Die Entdeckung, daß in Clerkenwell, einer niht gerade zum besten beleumdcten Vorstadt von London, ein Jrländer ein ganz respektables Arsenal von Waffen und Munition angelegt hat, macht etwas stußig, obwohl man ih den eigentlihen Zweck dieses Waffendepots nicht recht erklären kann. Schwerlich sind die Büchsen und Revolver dazu bestimmt, den Jrländern in London zu einem bewaffneten Aufstande zu bienen ; wenigstens erscheint den Engländern ein solcher Gedanke so abenteuerlih, daß man ihn selbst einem Zrländer nicht zutraut. Jhre Bestimmung is ohne Zweifel Miau, und’ zwar sollen sie au dort nicht zu einem offenen Aufstande verw:ndet werden, sondern einzushüchtern helfen und zur Ausrüstung von neuen Banden dienen.

Ueber die Entdeckung des Waffenlagers wird berichtet :

Am Sonnabend begab \ich ein Inspektor des Detektivdeparte- ments, begleitet von einer Anzahl Konstabler, na einem Hause in St. John ftreet road, in dem nördlihen Stadttheile Clerkenwell, woselbst in cinem Stalle bedeutende, augenscheinlid für Ir- land bestimmte Waffen- und Munitionsvorräthe wvorge-

funden wurden. Die Polizei besblagnahmte etwa 400 Snider- und Zündnadelgewehre mit \{charf geschliffenen Bajonneten, 60 s\echélâufige Coltshe Revolver und gegen

80000 Patronen. Die Gewehre seinen aus belgishen Fabriken zu stammen. Die Waffen waren in Kisten gepackt, welche die Auf- \chrift „Zerbreblih“ trugen. Der Stall war vor einiger Zeit von einem Individuum gemiethet worden, angebli zu dem Zwecke, den- selben als Lagerstätte für Glas- und Metallwaaren zu benußen. Den Nacbarn kam dieser „Waarenspeicher“ \{ließlich verdächtig vor, um so mehr, als die angebliwen Glas- und Metallwaaren \tets in später Abendstunde ankamen und hin und wieder Waffen- gerassel vernommen wurde. Man verständigte die Polizei davon, welche, ein irishes Waffcndepot witternd, sofort ihre Maßregeln traf. Nach erfolgter Beschlagnahme der Waffen ward gegen Abend

in der Nähe des Stalles ein Jrländer, Namens Thomas Walsh, ver- haftet, in dessen Besiß man einen Schlüfsel fand, der zu dem Vor- legeshlosse paßte, mit weldem die Stallthür vershlossen gewesen. Eine Durcsubung seiner Wohnung führte zur Entdeckung von 500 Revolverpatronen. Der Verhaftete wird beute unter der Anklage des unbefugten Handelns mit Waffen dem Polizeirihter in Clerken- well vorgeführt werden. Seitens der Dubliner Militärbehörden sind umfassende Vorsichtsmaßregeln gegen einen befürhteten Fenieraufftand ergriffen worden.

Der Prinz von Wales hat am Sonnabend Nach- mittag die Statue enthüllt, welhe eine Anzahl von Verehrern dem großen Resormator im Postwesen, Sir Rowland Hill, in der Südostecke der Royal Exchange errichtet haben.

20. Juni. (W. T. B.) Fn der heutigen Unterhaus- sißung erklärte der Unterstaatssekretär Dilke: die Regierung sei bereit, die Konvention, betreffend die Regelung der Nordseefischerei, zu ratifiziren, wenn die andern Mächte hierzu bereit wären. Es sei noch ungewiß, ob Frankreich, Belgien und die Niederlande sie ratifiziren würden. Be- züglich der egyptishen Angelegenheit theilte Dilke mit: der Generalkonsul Malet sei am 17. d. an- ei t worden, zu erklären, daß die Regierung \ih vor der Hand aller Forderungen wegen der bei den Unruhen in Alexandrien gegen englishe Staatsangehörige verübten Gemwaltthätigkeiten enthalte; gleichzeitig solle aber Malet zu verstehen geben, daß die englische Re- gierung volle Neparation und Genugthuung für jene Ge- waltthätigkeiten verlangen werde. England lege der Wahrung seiner bedeutenden Jnteressen im Suezkanal die arößte Wichtigkeit bei. Malet habe sich an der Bildung des neuen egyplishen Kabinets nicht betheiligt. Die Regie- rung nehme von ihren früheren Erklärungen bezüglich ihres Verhaltens in der egyptischen Frage Nichts zurück. Der jüngst stattgehabte Meinungsaustausch zwischen den Mächten habe zu dem Ergebniß geführt, daß die Großmächte auf Jnitiative Eng- lands und Frankreichs übereinstimmend erklärten, es sei geboten, über die Zustände in Egypten und die etwa durch dieselben noth- wendig werdenden Maßregeln gemeinsam zu berathen. England und Frankreichs hätten vorgeschlagen : die Vertreter der sechs Großmächte sollten am nächsten Donnerstag in Konstantinopel zu einer Konferenz zusammentreten. Die Pforte habe nicht in die Konferenz gewilliot. Auf eine Frage wegen des Verbleibens Arabi Paschas in dem neuen egyptishen Ministerium betonte der Premier Gladstone aufs Neue, daß die Regierung nichts von dem, was sie in der egyptischen Frage gethan oder gesagt habe, zurücknehme. Neben der shließlichen Lösung der egyptischen Frage jei aber für den Augenblick eine andere dominirende Frage entstanden, nämlich die der Sicherheit der Person und des Eigenthums der Europäer. Diese Frage könne ohne Nücksicht auf die Personen, in deren Händen für den Augenblick die Gewalt liege, nicht erwogen werden. Die Regierung sei noch der Ansicht, daß die Pforte an der Konferenz theilnehmen sollte, der Sultan sei indessen anderer Ansicht. Das Unterhaus nahm \o- dann nach längerer Debatte mit 253 gegen 97 Stimmen den Antrag Gladstone's an, der Bill, betreffend die Pachtrückstände in Frland, vor allen anderen Gegenständen mit Ausnahme der irishen Zwangsbill die Priorität zu geben. Jm Laufe der Debatte erklärte Gladstone: die Reform der Ge- schäft3ordnung sei so wi@tig, daß die Regierung jedes geseßliche Mittel benußen werde, damit dieselbe niht auf die nächstjährige Session übertragen werde.

Frankreich. Paris, 19. Juni. (Köln. Ztg.) Der Conseils-Präsident de Freycinet erklärte heute dem Depu- tirten Lacretelle, der einen Beshluß der Deputirten- kammer beantragen will: das Haus werde bis nah der Abstimmung über die Reform des Nichterstandes Sizungen halten; die Regierung habe über die Kammer- ferien noch nicht Beschluß gefaßt, aber von dem Datum des 1, Juli sei bereits abgesehen worden. Der Präsident Grévy hat dem Seine-Präfekten angezeigt, daß er die Ein- ladung zum Diner bi der Einweihung des Stadthauses annehme.

Der „Temps“ erhält aus Tunis, vom 18, Zuni, folgendes Telegramm :

Mit großer Befriedigung köanen wir darauf hinweisen, wie hoc die europäishen Kolonien von Tunis angesichts der jüngsten Ereig- nisse in Egypten die französische Okkupation zu {ätten wissen, Es ist offenbar, daß wir ohne unsere Truppen vielleicht dieselben Be- fürchtungen hegen müßten, von welchen in diesem Augenblicke die Europäer in Tripolis erfüllt find. Die größte Ruhe hberrs{ht in der ganzen Regentschaft, Man hatte das Gerücht verbreitet, das Maro- deurs über die Grenze von Tripolis eingerückt, bis Eldjel, einem großen römischen Amphitheater, vorgedrungen wären und bedeutende Razzias verübt hätten. Jch habe mich an sicerer Stelle überzeugen können, daß dics niht wahr ist. Einen mißlidhen Eindruck hat es dagegen gemacht, daß unsere Truppen von Ksar-Mondenin nah Gabes zurückgezogen worden sind. Die südlihen Stämme wünschen uns bei si, weil sie den Räubereien der Marodeurs ausgesetzt sind. + Man hat gefürchtet, daß unsere Soldaten zu sehr von der Hitze und dem \{hlechten Wasser der Gegend leiden würden.

BULaren, 20, Juni. (W. T. B) Der „Roman ul“ veröffentlicht das von Rumänien in der Donaufrage aufgestellte Gegenprojekt. Nah dem- selben soll eine Ueberwachlngskommission eingeseßt wer- den, in welche die europäishe Donaukommission zwei Delegirte, die Uferstaaten, Bulgarien, Rumänien und Serbien, je einen Delegirten entsenden. Die beiden Mit- glieder der Donaukommission werden in die Ueber- wachungskommission auf die Dauer von 6 Monaten nah der alphabetishen Reihenfolge der Namen der Staaten ent- sendet ; der rumänische Delegirte der Donaukommission wird hierbei übergangen. Präsident der Ueberwachungskommission ist einer der beiden Delegirten der Donaukommission, welcher für jede Session mit Stimmenmehrheit gewählt wird. Der Zweck der Ueberwachungskommission ist die Ueberwachung der Ausführung der Reglements und Vorschläge zur Verbesserung der Schiffbarkeit des Flusses und zur Entwidelung der Schiffahrt.

Nußlaud und Polen. St. Petersburg, 20. Juni. (W. T. B.) Durch einen Befehl des Kaisers an den Senat wird die Zahl der im laufenden Jahre für die Land- armee und für die Marine auszuhebenden Rekruten auf 212 000 festgestellt.

Ein Kaiserlicher Ukas an den Justiz-Minister ver- weist die zur Zeit bestehenden Civilgeseße an eine be- sondere aus im Civilrecht theoretisch und praktis erfahrenen Personen gebildete Kommission unter dem Vorsite des Fug MOniers ; diese Kommission ist beaustragt, einen

ivilkodex auszuarbeiten.

Die von der Regierung bestätigten Bestimmungen über die in St. Petersburg lauten wie folgt :

Numänien.

zu gründende Agrarbank

__ I. Das Statutenprojekt für cine bäuerlie Agrarbank, nebft Ver- zeihniß der Aemter und Ausgabea zur Verwaltung der Bank, Sr. Majestät dem Kaiser zur Allerhöhsten Bestätigung vorzulegen. IT. Dem Finanz-Minister, im Cinklang mit dem Justiz-Minister, den Ministern des Innern und der Reichsdomänen es zu überlassen auf dem Wege des Geseßes zusammenzustellen und zur Be- stätigung vorzulegen: 1) die Regeln über Abfassung von Kauf- fontraften und Stipulirung der Saloggen an den Ländereien, die dur Vermittelung der zu gründenden Bank erworben sind, und 2) die Regeln über die Ordnung der öffentlichen Auktionen beim Verkauf der in der Bank verseßten Ländereien, im Falle, daß die Darlehenempfänger ihren Verpflichtungen der Bank gegenüber nit nabkommen ; 1II, es dem Finanz-Minister zu überlassen, sobald die in Punkt 11. enthaltenen Bestimmungen bestätigt sind, sowohl über Eröffnung der Thätigkeit der Bank, als auch ihrer Filialen, den dirigirenden Senat behufs gehöriger Publikation in Kenntniß zu seßen; IV. es dem Finanz - Minister im Einvernehmen mit den Ministern des Innern und der Reichsdomänen, und wo erforderlih, auch mit dem Justiz - Minister zu über- lassen, Instruktionen auf Grundlage der Barnkstatuten und unter sorgfältiger Beobachtung der allgemeinen Gesetzesbestim- mungen zu ediren, Instruktionen, die den Zweck haben, im Detail die Regeln für die Operationen der Bank und ihrer Filialen zu nor- miren, und zwar sollen diejenigen Bestimmungen, welche sich auf die Darlehenempfänger und auf die Besitzer von Bankdokumenten be- ziehen, durch den dirigenden Senat zur allgemeinen Kenntnißnahme publizirt werden; Y. es dem Finanz-Minister anheimzustellen, für die ersten Ausgaben bei Gründung der bäuerlichen Agrarbank aus dem Umsaßkapital der Reichsbank 500 000 Rubel zu entlehnen, mit

‘der Verpflichtung, diese Summe aus den Mitteln der Agrarbank zu ersetzen.

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Afrika. Egypten. Alexandrien, 20. Juni. (WT.B) Das neue egyptishe Ministerium ist wie folgt zu- sammengeseßt : Raghib Pascha Conseils-Präsident und Minister des Auswärtigen, Ahmed Raschid Pascha Minister des cFnnern, Arab Pascha Kriegs-Minister, Ali Jbrahim Pascha «FUstiz- Minister, Mahmud Falaki Pasha Minister der öffentlichen Arbeiten, Sulsman Pascha Abaza Unterrichts-Minister, Hassan Pascha Cheri Minister der Wakfs.

Aus Alexandrien in Paris eingegangene Depeschen er- klären die Angabe, daß die Zahl der bei den Unruhen getödteten Personen gegen 250 betrage, für übertrieben ; nach den Berichten der Konsuln seien 46 Europäer ums Leben gekommen; die Zahl der ins Meer geworfenen Leichen über- jteige niht die Anzahl von 30, und die Gesammtzahl aller Getö-teten belaufe sich auf etwa 80 bis 90, Augenblicklih herrsche vollständige Ruhe.

Zeitungsstimmen.

Der „Berliner Börsencourier“ schreibt:

Vor Kurzem äußerte der Abg. Richter in einer Reichstagsrede, daß die jüngeren Altersfklassen im Offizierstande viel besser gestellt seien, als bei den Civilbeamten, daß ein Lieutenant mit 18, 19 und 20 Jahren ein Einkommen von 2000 M. habe, während ein junger Civilbeamter bis zum 30. Jahre Dienstleistungen ganz umsonst ver- rihten müsse. Hierauf erklärte der Kriegs-Minister, General von Kameke, in Bezug auf obigen Passus: „Jch glaube, daß Herr Richter, dessen Kenntniß des Militäretats ih sehr wohl kenne, doc diese Gehaltssumme zu hoh veranschlagt ;* worauf der Abg. Richter unmittelbar erwiderte: Jh halte meine Behauptung aus- recht, daß ein Seconde-Lieutenant ein pensionsfähiges Diensteinkommen von 2000 M hat.

Es ist doch ein eigenthümliher Umstand, wenn in unserem Reichstage darüber noch ein Zweifel herrschen kann, wie unsere Dffizierstellen dotirt sind...

Dem Offizierstande ist damit eine wenig erfreuliche Eröffnung gemact worden, indem ihm dur jene Reichstagsverhandlung wiederum klar geworden ist, daß das Volk und feine Vertreter keine Ahnung davon zu haben seinen, in welcher Misere sich der Subaltern- eer durch die vollkommen ungenügenden Gehaltsverhältnisse be-

indel, . c

Den Lieutenant von 18, 19, 20 Jahren als den Typus des Seconde-Lieutenants hinzustellen, is eine Uebertreibung, denn die Alters\tufen von 18 und 19 Jahren sind ganz vershwindende Aus- nahmen. Die durhshnittlidben Altersgrenzen der Seconde-Lieutenants sind die Jahre 20 bis 29, die der Premier-Lieutenants 29 bis 34, die der Hauptleute 34 bis 45, von denen die der ersten 5 Jahre, also bis zum 39. Jahre, etwa auf den Hauptmann 2. Me Taue

Was crhâlt nun der Subaltern-Offizier an Gehalt 2c., wie hat er fein Leben zu gestalten und was hat er als Aequivalent an Arbeit dafür zu leisten? Wir wollen dies ganz objektiv und kurz \skizziren, um unseren Lesern einen Begriff von der materiellen Lage unserer jungen Offiziere zu geben.

Das Gehalt des Seconde-Lieutenants der Infanterie und die- ser Waffe gehört bei Weitem die Mehrzahl der Offiziere an be- trägt monatlich 75 M, der Servis (ih nehme die 2, Serviskla\sse an, als etwas mehr wie den Durcbschnitt) im Sommer monatlich 24 M 9 S3, im Winter 35 H 10 H Z, also im DurGscnitt genau 30 Æ, der Wohnungsgeldzushuß für die gleice Serviéklasse monatlich 20 K, dies ergiebt cine Summe von 125 M monatlih oder 1500 Æ jährli, so daß also die Angabe des Hrn. Abg. Richter, daß der Seconde-Lieutenant 2000 M jähr- lies Gehalt hat, auf einem Irrthum berubt ....….

Ein Gebalt von 1500 Æ für einen jungen Mann von 20 bis 29 Jahren und eine Aufbesserung dieses Gehalts um jährlich 180 A als Premier-Lieutenant für die Zeit vom 29. bis 34, mitunter auch 39, Lebensjahre, ist wie jeder billig denkende und sachgemäß ur- theilende Mann zugeben muß zu wenig, um standcsgemnäß davon E O

_ Ich erinnere mich, daß vor langen Jahren, als wir noch nit auf dem heutigen Standpunkt der Theuerung uns befanden, der Abg. Lasker in ciner Rede aussprac, daß ein einzeln stehender, gebildeter Mann zu einfacem, aber anständigem Leben in Berlin 800 Thaler brauce. Dies als vollkommen richtig zugestanden ist nun {wer mit der Thatsache in Einklang zu bringen, daß vom Offizier ver- langt wird, 15 Jahre seines Lebens mit 500 und 560 Thalern aus- zukommen.

_Jeder einzige, der \ich in dieser Lage befunden, weiß aus bitterer Erfahrung, daß es eine absolute Unmöglichkeit is, mit diesem Be- trage auch nur annähernd den einfachsten Bedürfnissen des Lebens gerecht zu werden.

, Bleiben denn aber diese 1500 4 dem Subaltern-Offizier zur freien Diéposition ? Keineswegs. Man rerlangt von ihm, daß er sein Dffizierkasino durch regelmäßige Beiträge unterbalte, daß er zu den Kosten der Regimentêmusik beisteuere, die do niht zur Belustigung der Offiziere, sondern ledigli im dienstlichen Interesse der Truppe vorhanden und unentbehrlid ist; er hat ferner Beiträge zur Bibliothek des Kasinos, zur Unterstützung abkommandirter Kameraden zu“ leisten, die Prämien seiner Lebensversicherungspolice, endlich seine Steuern zu zahlen.

Der junge Seconde-Lieutenant wohnt meistens in der Kaserne, wofür der Servis bis auf einen unzulänglihen Betrag für Beleuch- tung einbehalten wird, die älteren Licutenants wohnen in gemietheten Quartieren, und erfahrungsmäßig langt der Servis nie zur Deckung dieser Miethe, selbst wenn \ich die betreffenden Offiziere auf ein Zimmer und Burscbengelaß beschränken. In früheren Jahren war der Servis, namentlich in kleineren Städten für die Deckung der Wohnungsmiethe ausreidbend. Das änderte \sich jedoch mit dem Moment, wo den Offizieren der Wohnungsgeldzuschuß bewilligt wurde. Gleichzeitig wurden in allen Garnisonen die

Wohnungêmiethen der Offiziere bedeutend erhöht und trotz aller Maß- regeln und Gegenvorstellungen blieb das so als eine natürliche Folge der Gewährung des Wohnungsgeldzuschusses, von dem die Hausbesitzer und Zimmervermiether doch au ihren hohen Tribut erheben mußten. Es ift für Jeden, der es nicht aus Erfahrung kennt, kaum glaubli, wie dem Offizier das Leben dur willkürliche Erhöhung der Preise vertheuert wird, Schreiber dieses ist’in allen Theilen unseres Reiches viel gereift und weiß aus eigencr Erfahrung, wie viel billiger überall man in Civil seine Lebensbedürfnisse bestreiten kann, als in Uniform. Einzelne mittelgroße industriereihe Städte, die Schulen und ein Landgericht haben, erhielten vor Kurzem bei der Neuformirung von Infanterie- Truppentheilen Garnison, während sie früher theils nur etwas Kaval- lerie, theils gar feine Garnison gehabt hatten. Mit dem Moment der Kabinetsordre, wo es feststand, daß cinige 20 Offiziere etwa in nächster Zeit ihren Wohnsiß dahin verlegen mußten, gingen die fe e aller disponiblen Wohnungen um etwa 25 Prozent in ) E Der Schuhmacher, der Flickshneider, die Wäscherin, der Sattler, der Materialienhändler, Alle machen dem Offizier höhere Preise als dem Civilisten. , . Die weitaus {limmste Besteuerung des Offizier- standes, geradezu ein Krebsschaden für die materielle Lage der Offi- ziere unserer Armee, sind die enorm hoben Preise, die dieselben ge- zwungen find, für ihre Uniformen und Militäreffekten auszugeben. i och kommen wir auf unseren Ausgangêëpunkt zurück und sehen wir, ob der Seconde-Lieutenant si sein Leben so gestalten kann, daß er mit seinen 1500 M auskommt. Wir entnehmen von vornherein den günstigen Fall an, daß der

betreffende entweder in der Kaserne wohnt, oder das seltene Glü hat in ter Stadt eine Wohnung für seinen Servis E zu baber Es bleiben ihm also 75 M Gehalt und 20 M. Wohnungsgeldzuschuß, in Summa 95 M. Hiervon gehen zunächst ab: für den Kasino-Unter- haltungsfonds, die Kommandtdokasse, den Musikfonds, die Bibliothek, die Lebensversicherung und die Steuer, alle Posten so niedrig wie irgend möglich gerechnet, 10 Æ monatli. Außer- dem werden zurücbehalten für die Kleiderkasse 24 M, für 30 Mittagscouverts .am Offiziertish 30 , in Summa 64 4 Der Seconde-Lieutenant erhält also monatli§ im besten Falle baar herausgezablt 31 Hiervon giebt er zunächst seinem Burschen 6 Æ und behält somit 25 M. für ale übrigen Bedürfnisse, mit Aus- nahme von Wohnung, Mittagbrod und Uniform. Mit dem monat- lichen Abzuge von 24 4 ist dabei der Offizier selbst bei peinlichster Sorgfalt nicht im Stande, seinen jährlichen Uniforms- und Cfffffekten- bedarf bei den exorbitant hohen Preisen derselben zu decken ; diese Ab- züge bilden nur eine jährliche Abschlagszahlung, neben welcher cine von Jahr zu Jahr immer höhere Kleiderrehnung anwächst. Rechnen wir nun, nachdem das Mittagbrod bereits in Anschlag gebracht isl, für die übrigen täglihen Mahlzeiten 1 M 50 E eine sehr geringe Summe, wenn man die körperlichen Anstrengungen des militärischen Dienstes berücksichtigt, so beträgt das monatlich 45 #4; der große Bedarf an Handschuhen, die Wäsche, Stiefel, Toilettengegenstände sind mit 20 M sehr knapp berechnet und gelangen wir so zu dem Resultat, daß die allernothwendigsten Lebens- bedürfnisse bereits monatli 40 46 mehr betragen, als das Gehalt des Seconde-Lieutenants, 25 mehr als das Gehalt des Premier- Lieutenants und haben wir hierbei noch feinen Pfennig für Bücher oder Schreibmaterialien, für Cigarren, cin Glas Wein oder Bier oder gar für Theater, Concerte, Droschken oder Trinkgelder u. \. w. in Anrecnung gebracht. Aber gehört All’ das nicht auc zu den geringfügigsten Ansprüchen, die ein junger Mann, der von früh bis \pât angestrengt in seinem Beruf thätig ist, ans Leben machen kann und machen muß, wenn er Freude an seiner Existenz, an seinem Beruf und seiner Thätigkeit haben soll? Der geringste Sat, den wir für den solidesten Mann für diese lektgenannten Ausgaben fest- halten müssen, wäre 20 #. monatlich. i __ Dies ergiebt das Resultat, daß der Jnfanterie-Offizier, der in einem ganz anspruchslosen Offiziercorps in billiger Garnisonstadt ganz solide, sparsam und zurückgezogen lebt, 15 Jahre lang eine mo- natliche Zulage von wenigstens 20 Thalern haben muß, wenn er nicht absolut gezwungen fein foll, Schulden zu machen. Außerdem aber müssen ihm noch von Zeit zu- Zeit Equipirungszuschfsse zufließen, um die inzwischen aufgelaufenen Rechnungen der Militäreffekten- händler bezahlen zu können; er kann dabei von seinen Einnahmen nie eine Reise unternehmen, darf nie nah irgend einer Richtung hin extravagiren. . N Sehen wir uns doch in anderen Staaten, z. B. bei unseren tranêrhenanen Nachbaren um, was dort der Seconde-Lieutenant er- hâlt, an den aub nicht im Entferntesten die Ansprüche der wi}sen- {aftlichen Vorbildung gemacht werden, wie bei uns, und der ungefähr nur die Hälfte des Dienstes unserer Offiziere verrichtet. Dafür empfängt der französishe Subaltern-Offizier zweiter Klasse monatli 198 Fr. = 158,40 Æ, also mehr als noch einmal so viel als der Seconde-Lieutenant bei uns, der Lieutenant 1. Klasse 204 Fr. = 163,20 M gegen 90 M bei uns, zu welchen Beträgen noch Servis- kompetenzen hinzutreten. Trotzdem begegnen wir in der französischen Presse fortdauernd der Klage über zu geringe Besoldung, die den An- sprüchen der heutigen Zeit und den bestehenden Theuerungsverhält- nissen niht mehr entspräche

Amtsblatt des Reichs-Postamts. Nr. 41. íInhalt : Verfügungen: vom 10. Juni 1882, Unrictige Behandlung der Aus- fuhr-Anmeldescheine für die Waarenstatistik. Vom 13. Juni 1882, Postverbindung nah den Inseln Föhr und Sylt. Vom 14. Juni 1882. Lieferung von kalb- und roßledernen Ausschnitten zu dem Schuhwerk der Unterbeamten.

_Eisenbahn-Verordnungs-Blatt. Nr. 10. Inhalt : Gesetz, betr. die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der unmittel- baren Staatsbeamten. Vom 20. Mai 1882. Allerhöchster Erlaß vom 31, Mai 1882, betr. den Bau und demnäwstigen Betrieb der durch die Gesetze vom 28. März und 15. Mai 1882 zur Ausführunz genehmigten Eisenbahnen, Erlasse des Ministers der öfentlicen Arbeiten: vom 31, Mai 1882, betr. den Bau und demnächstigen Be- trieb der durch das Gescß vom 15. Mai d. J. zur Ausführung ge- nehmigten Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung; vom 3. Juni 1882, betr. Beschäftigung der Regierungs-Maschinen-Bauführer und Regierungs-Maschinenmeister; vom 7. Juni 1882, betr. Berecb- nung der Gültigkeitsdauer der Retourbillets; vom 9. Juni 1882, betr. dic Ausführung des Gesetzes vom 20. Mai 1883, betr. die Für- sorge für die Wittwen und Waisen der unmittelbaren Staatsbeamten. Nachrichten.

JZustiz-Ministerial-Blatt Nr. 24. Inhalt: Allgemeine Verfügung des Justiz-Ministers vom 8, Juni 1882 zur Ausführung des Gesetzes vom 20 Mai 1882, betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der unmittelbaren Staatsbeamten.

Monats\chrift für deutshe Beamte. Secbstes Heft. Inhalt : Angelegenheiten des Vereins: Bekanntmachungen der Direk- tion des Preußischen Beamten-Vireins; Auszug aus dem 5. Ge- \{häftsberiht des Preußischen Beamten-Vereins. Rechtäverbälnisse der Beamten: Gesetzgebung; Verordnungen; Erkenntnisse. Ab- handlungen und Nachrichten über Fragen des Beamtenthums: Gesetz, betr. die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der unmittelbaren Staatsbeamten; Aszensionsverhältnisse des höheren Lehrerstandes; Aus dem Landtage; Andrang zur juristisben Laufbahn; Der Oesterreihisde Beamten-Verein. Abhandlungen und Aufsätze allgemeinea Inhalts: Friederiziana (Fortseßung von Heft 5); Un- befangene Betrachtungen über die deutshen Gerichtskostengesetze und die Novelle vom 29. Juni 1881 vom praktisben Standpunkte; Aus der Rhön; Friedrih der Große in gemüthlichen Mtciunan, Vermischtes: Eine kleine Stylübung von dem Deutsch-Französisch des zeitgenössishen Kaisers Franz I.; Urlaubsfreuden; Ein Tableau ohne Tableau ist keïn Tableau. Bücberschau: Erinne- rungen aus dem Leben eines Briefträgers,. Inhalt der Beilage. Vakanzenlifte : für Justiz-e, Verwaltungs-, Kommunal- und Privat-

beamte; für Geistliche, Lehrer, Aerzte 2c. Inserate.

L Statistische Nachrichten.

._ Im Wintersemestec 1881/82 sind bei der Köni lih baye- riscben Friedrich-Alexander-Universität Grluags im- matrifkulirt gewesen 504, davon find abgegangen 110. Es find dem- nah geblieben 394, dazu sind in diesem Semester gekommen 181. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 95. Von diesen studiren: Theologie 278, nämlich 125 Bayern und 153 Nicht-Bayern (darunter 9 zuglei Philologie). Jurisprudenz und Cameralwisseyschaft 69 (61 Bayern, 8 Nicht-Bayern), Me- dizin 126 (67 Bayern, 59 Nicht-Bayern), Pharmazie 15 (8 Bayern, 7 Nicht-Bayern), Chemie und Naturwissenschaften 30 (14 Bayern, 16 Nicht-Bayern), Mathematik und Physik 7 (4 Bayern, 3 Nicht- Bayern), Philologie und Geschichte 41 (33 Bayern, 8 Nicht-Bayern), darunter 4 zugleich Theologie, Philosophie 9 (4 Bayern, 5 Nicht- E a Summa 575 (316 Bayern, 259 Nicht-Bayern).

Die ierproduktionOesterreih-Ungarns imJahre 1881. (Wien. Ztg.) Die leßte Nummer der Brauerzeitung „Gam- brinus“ bringt folgende Mittheilung: „Mit einer Mehrproduktion von 1 028 429 h] Bier \chließt die Campagne 1881 ab. Den uns zu Gebote stehenden Ziffern ist zu entnehmen, daß 1881 in 2160

rauereien, daber um 55 weniger als in der vorigen Campagne, ge- braut wurde und daß in diesen 2160 Braustätten 11 985 807 bl, im Vor- jahre 10 957 378 hl, somitum 1028 429 h] Bier mehr erzeugt wurden. Für diese Produktion wurde * eine Gesammt - Verzehrungssteuer von 22177 926 FlL., das ist agegen das vorhergegangene Iahr, wo diese Steuer nur 20252 929 Fl. abwarf, um 1924 997 Fl. mehr. Wenn wir Oestrreih-Ungarn getrennt wiedergeben, fo stellt fich der Status folgendermaßen, wobei die ersten Zahlen die Erzeugung in Hektolitern, die zweiten, eingeklammerten, die Steuersummen angeben. Oester- reih, offenes Land 10617 234 (18 964 530 &Fl.), Oesterrei, geschlossene Städte 913 046 (2295625 FL.), Ungarn und Siebenbürgen, offenes Land 179424 (349129 D des \{lossene Städte Pest, Ofen und Preßburg 241 500 (499 732 FL.), Kroatien und Slavonien 17638 (34034 Fl.) und Militärgrenze 16 965 (34 876 S), Summa folglih 11 985 807 (22 177 926 F[.). Aus diesen Ziffern ist ersichtlich, daß speziell Oesterrei eine Bier- produktion „von 11 530280 hl mit einem Steuerertrage von 21 260 155 Fl. und Ungarn nur cine Erzeugung von 455 527 hb1 mit einer Steuereinnahme von 917 771 Fl. besißt“.

Das öfterreihische Tabackmonopol. Die Wiener „Neue freie Presse“ berihtet: „Die Einnahmen für die im Inlande abgefeßten Tabakfabrikate erreichten im Jahre 1881 die Summe von 63 240 041 F[., der Vershleiß im Auslande lieferte einen Brutto- ertrag von _909 056 Fl., fo daß si die Gesammteinnahme auf 64 149 097 &l., d. i. um 2215 723 F[. oder um 3,5 9% böher heraus- stellt als im Jahre 1880, welbes gegen 1879 ein Plus von 3 052 616 Fl, au8gewtesen hatte. Innerhalb dreier Jahre ergab sich also cine Mehreinnahme von 5 268 339 Gl. oder von 9 9%60,°

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Zeitschrift für Geshihte und Landeskunde der Provinz Posen. Herausgegeben von Dr. Christian Meyer, König- libem Staatsarchivar der Provinz Posen. I. Band, 1. Heft. Posen, 1882 Im Selbverlage des Herausgebers. In Kommission bei Wilhelm Köbner in Breslau. Während jede andere Provinz des preußischen Staates meist mehrere, der speziellen Landesgeschichte dienende periodische Zeitschriften aufzuweisen hat, war die Provinz Posen _ bisher ohne_ jedes deutshe wissenschaftlibhe Organ für die Erforschung der speziellen Lande8geschichte und Heimathskunde. Zwar wurde \chon mehrmals seit dem Anfalle der Provinz Posen an Preußen von deutschen Gelehrten der Versu gemawt, ein wissen- \chastliches Organ für die Erforschung der Landesgeschichte fest ein- zubürgern, ohne daß es jedoch gelungen wäre, diesen Unternehmungen eine längere Lebenédauer zu verschaffen. Der hauptsäclichste Grund dieses Scheiterns dürfte wohl die wissenschaftlide Jsolirtheit der Herausgeber gewesen sein: eine gründliche und allseitige Erforschung der Geschichte cines Landes is nur an der Hand des einschlägigen historishen Quellenmaterials, wie es die Landesarchive darbieten, mögli. Das neue Unternehmen, welches mit Unterstützung der Re- gierung ersceint und von dem das 1. Heft vorliegt, will \ih demgemäß vor Allem an die reichen, bis jeßt wenig benutzten Schätze des Posener Staatsarcivs lehnen, ohne do bei aller Gründlichkeit die Bedürf- nisse eincs größtmöglichen Lescrkreises außer Augen zu lassen, Von dem bloßen unerläuterten Abdruck von Urkunden und anderem Quellenmaterial soll so viel wie mögli Abstand und dagegen in erster Linie auf eine \{höône und verständliche Darstellung Rücksicht genom- men werden. Gegenstand der Behandlung wird nah dem Programm die gesammte Geschichte der Provinz sein, namentli die inneren Seiten derselben, wie sie sib in Kunst und Wissenschaft, Sprache und Sitte, Handel und Wirthschaft darstellen. Das erste Heft der Zeitschrift bietet denn auch einen viel versprecen- den Anfang. Zunächst wird darin unter dem Titel eNacbricht von der Stadt Meseriß“ zum ersten Male die Chronik dieses Orts veröffentlicht, welche wahrscheinlich von dem Prediger Esaias Zatbert in der Mitte des vorigea Jahrhunderts verfaßt worden ist. Das nur noch in einer sehr mangelhaften späteren Avschrift vorhandene Werk besteht aus der nicht beendeten Ueberarbeitung eincs ursprüng- licheren Werks und ist außer für die Geshitte der Stadt und des Sclo}\es, der re{tliben Stellung der Juden daselbst 2c., namentli sur die Kirchengeschichte, speziell die Gegenreformation in Polen, intere)sant. Das an der Spitze mitgetheilte Fundations-Privileg des Herzogs Mestvin von Pommern vom Jahre 1206 hat ih freilih als eine Fälshung erwiesen. Das vorliegende Heft ents- hält nur cinen Theil der umfangreichen chronifaliscen Publikation. An dieselbe reihen si: die Gescichte der lutherischen Gemeinde der Stadt Posen, nah den Urkunden der Posener Kreuzkire dargestellt von Dr. Mar Baer, und „Johannes a Laëco, ein Reformator Polens,“ nach dem Werke von H. Dalton von demselben. Dann finden wir in dem Heft den ersten Theil cine: interessanten Arbeit des Heraus- gebers über die Stellung der Deutschen der Provinz Posen zu dem polnischen Aufstande im Jahre 1848 (welcher in cinem Anhange die darauf bezügliben Berichte des Abgeordneten zur Frankfurter National- versammlung, Realscbuldirektor Kerst aus Meseritz folgen sollen), sowie einen nicht minder werthvollen Beitrag über Friedrichs des Großen Fürsorge für den Netedistrikt, von demselben. Den Schluß bilden literarisde Besprewungen (W. Schwarß: Mas- terialien zu einer prähistorischen Kartographie der Provinz Posen ; Josef Lukaszewicz: Historiscb-statistishes Bild der Stadt Posen ; Sarg: Materialien zu ciner Gescbichte der Stadt Meseritz ; Heinrich Zolenbeck: Beiträge zur Geschichte des Klosters und der Stadt Wongro- witz). Der Herausgeber darf nach dieser Probe mit Recht hoffen, daß seinem Unternehmen die rege und allgemeine Theilnahme des gebildeten Publikums der Provinz nit fehlen werde. Die Zeitschrift wird in solider Ausstattung jährli dreimal, in Heften von je 8§—10. Bogen ersheinen. Der Abonnementspreis beträgt jährli 10 A Die Zahlung desselben erfolgt regelmäßig nah Ausgabe des ersten Heftes des neuen Jahrganges durch Posteinzablung an den Herausgeber. Die einzelnen Hefte werden den Abonnenten franko und direkt zuges{ickt. Bestellungen nehmen der Herausgeber sowie sämmtliche Buch- handlungen entgegen. _— Unser Vaterland, in Wort und Bild gescildert von einem Verein der bedeutendsten Scbriftfteller und Künstler Deuts- lands und Oesterreids. Rheinfahrt. Von den Quellen des Rheins bis zum Meere. Scilderunaen von Karl Stieler, Hans Wacbenhusen und F. W. Hackländer. Jllustrirt von R. Püttner A. Baur, C. F. Deiker, W. Diez, G. Franz, F, Keller, L. Knaus. L, Ritter, G. Schönleber, Th. Sz, W. Simmler, B. Vautier, Th. Weber u. A. Verlag von Gebrüder Kröner in Stuttgart. 8. Lieferung. In dieser neuesten Lieferung des reih illustrirten Werks elangt die Scilderung der an Naturshönheiten nit armen Bergstraße und des dur die Poesie verherrlihten Odenwaldes zum A und’ kommen wir nun in die dur gewaltige historisbe Erinnerungen und Denkmäler uns in die Romantik der Vergangenheit versetzenden ur-

alten Städte Worms und Mainz. Zahlreiche Bilder in dem fesselnd