1925 / 255 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 30 Oct 1925 18:00:01 GMT) scan diff

verbessert. Die Pfarrer sind immer leer au8gegangen. Das Finanzministerium muß endlich seinen Widerstand aufgeben. Wir wünschen einmütig die geseßlite Regelung bis spätestens 1927, damit Beruhigung in den Kirchengemeinden eintritt.

Ein Regierungsvertreter legt dar, daß eine Ver- kürzung der fkatholiscen Pfarrer im Gehalt in den Fahren seit 1920 nicht stattgefunden habe.

Abg. Me ye r - Herford (D. Vp.): Der Finanzminister hat erklärt, daß es eine Prinzipienfrage sei. Js es nun richtiger, daß auf etatsrechtlihem Wege als auf geseßlihem Wege die not- wendigen Mittel für die Pfarrergehälter aufgebraht werden fönnen, so bietet doch jedenfalls der geseblihe Weg bie größere Sicherheit, weil man troß der Zusagen des Finanzministers nicht wissen kann, ob wirklich nachher etwa bei einem anderen ee diese Zusage erfüllt wird. Eine endgültige Regelung ist in diesem Augenblick in der Tat nicht möglich. da man vor dem 1. April 1927 die Auswirkungen des Finanzausgleichs nicht übersehen fFann. Daher haben wir auch in dem Geseßentwurf die Befristung auf drei Jahre. Die Unsicherheit bezüglih der Bezüge und der finanziellen Gebarung der Kirchen sind so groß, daß bis zu dem Zeitpunkt, wo man einigermaßen eine Uebersicht gewinnen kann, also bis 1. April 1927, eine provisorische gesebliche Regelung erfolgen muß, ic:nn auch ein Teil meiner politishen Freunde die Deckungsbedenken des Finanzministers teilt. Eine Notlage ist vorhanden. Die caritativen Leistungen der Kivche dürfen nicht unterbunden werden. Der Redner erklärt für seine Fraktion die Zustimmung zu dem Entwurf.

Abg. König (Soz.) lehnt die Anträge ab, weil die Kirchen nah der Reicbsverfassmg nux Anspruch auf die ihnen rechtlidh zustehenden Leistungen haben.

Abg. Schwen ck- Berlin (Komm.) nennt die Ansprüche der Pfarrer ungeheuerlich. Man sollte lieber an die unteren Beamten Denen.

Aba, Graue (Dem.): Wir- stimmen den Erklärungen des Staatssekretärs und des Finanzministers zu. Wir hatten uns ursprünglih den Anträgen Winckler und Porsch angeschlossen, da wir einen kirchlichen Notstand nicht eintreten lassen wollten. Nach- dem der Finanzminister den Deckungseinwand erhoben hat, ist für uns die Situation völlig vershoben. Es erscheint uns unbillig, die Kirchen durch Staatssubsidien zu unterstüßen, während der Finanz- minister niht weiß, wie er den Etat balancieren soll, Die Kirchen missen so sparsam wirtschaften wie der Staat; Pfarrstellen müssen zusammengelegt werden. Redner legt Protest ein gegen eine die Personalpolitik des Kultusministeriums tadelnde Resolution, die von der lebten Brandenburgischen Provinzialsynode beschlossen worden ist; hier liege eine gröbliche Kompetenzüberschreitung vol

Abg. Prelle (W. Vgg., Dt. Hann.) tritt dem Vorredner eutgegen, dessen Ermahnung zur Sparsamkeit an eine ganz falsche Adresse sich richte. Auch dex Minister irre, wenn er eine Notlage dex Kirce und der Kirchengemeinden bestreite.

Abg. V o ß (Völk.): Die Kirche hat eben ihre Leistungsfähig- felt nicht feststellen können. und die Anträge bezw. die verlangte Gesetzvorlage sollen die Sicherheit für die Existenz der Pfarrer chaffen, denn auf bloßes Wohlwollen des Staates allein können die Kirchen sich nicht anweisen lassen. Was gilt denn heutzutage noch eine Mark? (Aha! und große Heiterkeit links.) Der Abge- ordnete Graue hat hiex in sehr eigentümlicher Weise mit ver- steckten Drohungen gearbeitet; glaubt er, weil die Kirche vom Staat Zuschüsse erhält, daß sie deshalb dem Staat gegenüber den Mund zu halten hätte?

j Damit {ließt die Beratung. Die Abstimmung wird auf eiye spätere Stunde verschoben.

Die allgemeine Aussprah&beim Bergetat wird fortgeseßt.

Minister für Handel und Gewerbe Dr. Schreiber : Meine Damen und Herren, bei den Verhandlungen über den Haushalt der Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung haben in den früheren Jahren die wichtigen und bedeutungsvollen Fragen des Grubensicher- heits8wesens ihre ganz besondere Rolle gespielt. Fn diesem Jahre sind die Wünsche dieses Hauses nah Vervollkommnung und Ver- besserung des Grubensicherheibswesens schon in einer besonderer Ver- handlung zum Auëdvuck gekommen. Meine Verwaltung ist gegen- wärtig damit beschäftigt, die Beschlüsse, die der Landtag vor ‘wenigen Wochen auf diesem Gebiete gefaßt hat, beschleunigt zur Ausführung zu bringen, soweit das niht bisher schon geschehen ist. Das lebtere gilt unter anderem auc für einen Antrag, den der Herr Abgeordnete Franz in seindx gestrigen Rede erwähnt hat. Er hat darauf hingewiesen, daß der Landtag einen Beschluß gefaßt hat, nah dem beim Vorliegen er- höhter Unfallgefahren den Mitgliedern der Grubensicherheitskommission das Recht der Befahrung eingeräumt werden soll, und er hat bemängelt, daß keine Klarheit darüber bestände, wer benn nun die Entscheidung zu treffen habe, ob erhöhte Unfallgefahr vorliegt, Bereits ehe das hohe Haus jenen Beschluß gefaßt hatte, als er vielmehx erst im Aus\huß gefaßt war, habe ih am 26. Juni die Oberbergämter davon verständigt, daß dieser Beschluß voraussichtlich auch im Plenum des Landtags zur Annahme gelangen würde, und habe dementsprehend die Oberberg- ämter angewiesen, die Vorsizenden der Grubensicherheitsbezirks- fommissionen und -Hauptkommission entsprechend zu instruieren. Hier- nah scheint mix kein Zweifel obwalten zu Tönnen, daß über die Frage, ob erhöhte Unfallgefahr vorliegt odex nicht, die Vorsißenden der Grubensicherheitskommissionen, der Hauptkommission und der Bezirks- kommissionen, jeweilig zu entscheiden haben. Fch begrüße es lebhaft, daß der Hauptausschuß ix seinem Antrag 1193 die im Sommer ge- faßten Beschlüsse bereits für das jebt laufende Haushaltsjahr hat be- rü{sichtigen können. Der Hauptausschuß hat noch darüber hinaus auf Drucksache Nr. 998 unter B1 bis 5 eine Reihe von Anregungen ge- geben, die mit dem Grubensicherheit&wesen in einem gewissen Zu- sammenhang stehen. Ih hoffe, daß au diese Anregungen bald verwirkliht werden können. Ich halte mich aber für verpflichtet, gegenüber den beiden Anträgen Nr. 4 und 5 auf Druksache Nr. 998 zu B auf folgendes hinzuweisen. Beide Anträge gehen offenbar von der Erwägung aus, daß die Betriebsbeamten, die über die Durch- führung der im Jnteresse der Grubensicherheit-gegebenen Bestimmungen zu wachen haben, si in ihrer Kontrollpflicht vielleicht dur die Er- wägung beeinflussen lassen, daß ihr Arbeitgeber sie entlassen könnte, wenn sie gar zu sorgfältig über die Einhaltung der Grubensicherheits- vorschriften wahten. Meine Damen und Herren, ih habe schon bei früherer Gelegenheit zum Ausdruck gebracht, daß meiner Ueberzeugung nah jeder wirtschaftlih verständig urteilende Bergwerksbesißer selbst sein großes Interesse daran erkennen werde, daß auf dem Gebiete der Grubensihherheit nichts versäumt wird, Denn wenn irgend etwas auf diesem Gebiete versäumt wird und wenn es zu Unglücksfällen kommt, so hat naturgemäß auch der Bergwerksbesihzer direkt oder indirekt davon feinen Schaden. Aber immerhin gebe ih zu, daß es möglich ist, daß Betriebsbeamte, die - über die Einhalbung der Grubensicherheits- vorschriften zu wachen häben, doch vielleicht des Glaubens leben, daß, wenn sie energisch auf dem Gebiete des Grubenaufsichtêwesens auf- treten, ihnen daraus irgendwie ein Schaden erwacbsen könnte. (Zuruf links: Das geschieht!) Es wäre interessant, Herr Abgeordneter Otter, wenn Sie bestimmte Fälle, die das, was Sie eben gesagt haben, bes- legen, zur Kenntnis des Ministeriums brächten. Wie dem auch sei, ih halte die Frage immerhin für so wichtig, daß ih es für wünschens- wert halte, dieser Anregung nachzugehen, und daß man in der Tat so,

wie es der Antrag unker Ne. 4 vorsieht, prüft, wie man diesen Be- amten in erhöhtem Maße eine Sicherheit gegen unberehtigte Kündi- gung und gegen einen Mißbrauch des Kündigungsrechts gewähren kann. Jh würde es aber für falsh halten, meine Damen und Herren, wenn wir nun nun etwa diese Frage, die im Zusammenhange mit der Schaffung des vom Herrn Neichsarbeitsminister geplanten Berg- arbeitershubzgeseßzes zu prüfen und gu klären sein wird, hier jeßt herausgreifen und von Preußen aus regeln wollten, statt ihre Ent- shließung der bevorstehenden Regelung des Neiches zu überlassen. (Sehr richtig! bei den Deutschen Demokraten.) Ich würde deshalb meinen, daß der Antrag unter Nr. 4 so angenommen werden kann, Jch verstehe ihn so, daß dann von meiner Verwaltung aus gegenüber dem Reich bei der Vorbereitung der dortigen Gesebgebung auf die Be- deutung dieser wihtigen Frage mit aller Entschiedenheit hingewiesen wird.

Dagegen würde ih den Ansicht sein, meine Damen und Herren, daß der Antrag unter Nr. 5 so, wie er vorliegt, niht angenommen werden kann. In diesem Antrag wird angestrebt, daß dur eine Novelle zum Berggeseß eine Regelung getvoffen wird, nah welcher Wenrksleiter unter Strafe gestellt werden, die Grubenbeamte deshalb entlassen, weil sie die bergpoligeilihen Vorschriften sorgfältig beachten, S0 kann mir wirklih nicht denken, daß dieser Tatbestand jemals dur ein Gericht irgendwie festgestellt werden fönnte, Wenn wirklich ein Bergherr die Absicht hätte, einen Beamten, weil er seine Pflicht auf dem Gebiete des Grubensicherheitswesens voll und gewissenhaft erfäüllt, zu entlassen, so können Sie wohl darauf vertrauen, daß er dann nicht so ungeschickt und töricht i}, das als Entlassungsgrund zum Auédruck zu bringen. Deshalb glaube ih, daß dieser Antrag doch ehwas über das Ziel hinausschießt, und daß die Tendenz, die dem An- trage zugrunde liegt, vollkommen berüfsichtigt und verwirklicht werden fann, wie ih annehme, wenn man dem Antrage unter Nr. 4 ent- spricht.

Nun hat der Herr Abgeordnete Frang in seinen gestrigen Aus- führungen der Besorgnis Ausdru verliehen, daß die Erlasse, die vom Ministerium ins Land hinausgehen, etwa von dieser oder jener nach- geordneten Stelle nicht in dem Geiste auêgeführt werden könnten, wie das selbstverständlich notwendig is, und ev hat darauf hin- gewiesen, daß in einem Falle ein Erster Bergrat, der einen Erlaß meines Ministeriums niht befolgt habe, furz darauf an das Ober- bergamt Breslau befördert worden sei. Es handelt sich dabei offenbar um die Angelegenheit des Oberbergrats Dahms. (Abgeordneter Franz: Sehr richtig!) Da Ciegen die Dinge nun folgendermaßen:

l, Es trifft zu, daß der jeßige Oberbergrat Dahms einen Erlaß, der

dneto, daß bei der Grubenbefahrung durch die Revierbeamten die Betriebsräte mit hingugezogen werden sollen, niht beachtet hatte. Die Sache i} geprüft worden, es ist das festgestellt worden, und das Er- forderliche iff dem Beamten gegenüber veranlaßt worden. Nun wäre es in der Tat nicht zu verstehen, wenn nah einem solhen Vorgang eine Beförderung zum Oberbergrat erfolgt wäre. Die Dinge liegen aber Teineswegs so.

Herr Abgeordneter Franz hat die Anzeige gegen Dahms am 7. Mai beim Oberbergamt Breslau eingereiht. In meinem Ministerium is} die Angelegenheit mit der Stellungnahme des Ober- bergamts Breslau am 3, Auguckt d. J. eingegangen. Am 1. April, also vor Erstattung den Anzeige, war aber bereits der Erste Bergrat Dahms an das Oberbergamt Breslau befördert worden, so daß es nicht möglich war, bei der Beförderung diese Verfehlung irgendwie zu berü{sihtigen. (Abgeordnetey Fries: Der Weg von Breslau nah Berlin is} aber sehr lang!) Es it selbstverständlich, wenn irgendeine Anzeige erfolgt, daß dann erst Ermittlungen angestellt werden müssen, Herr Abgeordneter! Im übrigen hätte auch dann, wenn dey Bericht aus Breélau 4 Wochen früher an uns gelangt wäre, gar nichts an der Versebkung geändert werden können, (Abgeordneter Fries: Das für sich; aber troßdem is der Weg zu kang!) In dexr bisherigen Aus- sprache hat die Lage der Kohlenwirt#\chaft und haben ins- besondere die außerordentlih schmerslidhen Stillegungen, die erfolgt sind, ihre besondere Rolle gespielt. Sie wissen, daß in einer gangen Reihe von Kohlengebieten Stillegungen vorgekommen sind, in der Hauptsache abèr im Ruhrgebiet. Gestern ist nun in der Aus- sprache ein leiser Zweifel darüber ausgesprochen worden, oh denn nun wirklich die Lage der Kohlenwirlschaft an der Ruhr so bedrohlih und ernst sei, daß zu so drakonischen Maßnahmen, wie Stillegungen und Entlassungen, hätte geschritten werden müssen. Meine Damen und Herren, ih habe den Eindruck, daß die Tatsache, daß wiv an der Nuhr Haldenbestände bis zu 10 Millionen Tonnen im Werte von ungefähr 150 Millionen Mark liegen hatten, doch deutlih genug lehrt, wie außerordentlich ernst \sih die Lage der Kohlenwirtshaft dort gestaltet hat. Auch große, sonst mächtige und früher reibe Werke sind hin- sichtlich ihrer flüssigen Betriebsmittel niht unberührt geblieben bon Jnflation und all den anderen Schwierigkeiten, mit denen wir in den leßten zehn Jahren in Deutschland zu kämpfen hatten. Wenn diesen Werken nun ein Betriebskapital von ungefähr 150 Millionen Mark dadurch festfriert, daß die Haldenbestände niht abgeseßt werden können, so liegt es auf den Hand, daß sich dieses Revier in großer Schwierigkeit befinden muß.

Nun hat, wenn ih nicht irre, Herz, Abg. Franz gestern darauf hingewiesen, daß doch gewisse Kohlengesellschaften immerhin anschn- lide Dividenden auszuteilen in der Lage wären, daß auch das dafür spräche, daß die Lage der Kohlenwirtishaft nicht so unbefriedigend sein könne. Er hat in diesem Zusammenhang auf die Dividende von 8,4 % des Eshweiler Bergwerkveceins hingewiesen. Ich würde nun die Tatsache, daß dieses oder jenes Werk in der Lage ist, eine Dividende, noh dazu in diesem Ausmaße, auszuteilen, nicht als beweiskräftig dafür ansehen, daß es doch der Kohlenwirtschaft einiger- maßen gehen muß. Aber das Beispiel des Eschweiler Bengwerk- vereins, das hier angeführt worden ist, kann überhaupt niht ins Feld geführt werden, auh nit vom Standpunkt derjenigen, die aus der Zahlung einer mäßigen Dividende seitens irgendeines Kohlen- werls so weitgehende Schlüsse auf die Lage der Kohlenmwirtschaft zu ziehen bereit sind, Mit dem Eschweiler Bergwerkverein liegt es nämlich so, daß er bereits seit dem Jahre 1913 eine Interessengemein- schaft mit den Vereinigten Hüttenwerken Burbach, Eich, Düdelingen in Luxemburg eingegangen ist, wonach diese vereinigten Hüttenwerke dem Eschweiler Bergwerkverein bis zum Jahre 1924 eine Dividende von mindestens 8,4 % garantiert. (Nufe rechts: Aha!) Also dieser Betrag, der da als Dividende ausgeschüttet worden ist, hat mit dem Reingewinn, mit dem Verdienst des Eschweiler Bergwerkvereins aus der Kohlenwirtschaft nicht das mindeste zu tun, sondern es handelt sich da um die Garantie eines ausländischen Konzerns. (Hört, hört! rechts, Abg. Frang [Oberschlesien]: Jch habe nur den deutsch-

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ad nationalen Nedner Runge Ftiert!) Das ändert nichts daran, daß dann dieser deutshnationale Redner irrtümliche Schlüsse gezogen hat.

Fcch glaube also, wir müssen bei der Beurteilung dieser Dinge davon ausgehen, daß tatsählih eine, und zwar recht ecnste Notlage in der Kohlenwirishaft Westfalens vorhanden ist. Die Ursachen dieser Notlage liegen auch so deutlih zutage, daß ih sie eigentlich niht mehr zu erwähnen brauhe. Wir haben sie so und so oft im anderen Zusammenhange besprochen. Jch will nur darauf hinweisen, daß nah meiner Ueberzeugung eine der hauptsählihsten Ursachen dafür, daß es der Kohlenwirtschaft im deutshen Westen gegenwärtig so unbefriedigend geht, die ist, daß die gesamte Konjunktur unserec Wirtschaft keine befriedigende ist, und daß die Konjunktur unserer Wirtschaft gerade dort besonders ungünstig ist, wo normalecweise am meisten Kohle bezw. Koks verbrauht wird nämlih in der deutschen eisen- und s\tahlerzeugenden Industrie. Weil sich diese Absaß- möglickeiten für die Ruhrkohle insbesondere verknappt haben, ist eine Ueberproduktion eingetreten. Die Werke haben nicht entsprechend ihrer Kapazität fördern und abseßen können, und dadurch sind sie unrentabel geworden, weil die Generalunkosten, die Betriebskosten in feinzm gesunden Verhältnis zu dem Ertrag der Produktion stehen.

Bei dieser Sachlage bleibt nur ein Weg, der ja, wie der Berichterstatter hervorgehoben hat, auch im Ausschuß anerkannt worden ist, und soviel ih sehe, einmütig.

Es bleibt nur der Weg, die Produktion dem Bedarf anzupassen, da es leider niht möglih ift, den Bedarf der Produktion anzugleichen. Diese Anpassung, die erstrebt werden muß, wenn man zu einer Gesundung auf diesem Gebiet kommemw will, läßt sih nicht dadur erreichen, daß man die Förderung aller Gruben gleihmäßig und ohne Rücksicht auf die Absaßverhältnisse, auf die tech- nischen Einrichtungen und die Wirtscaftlichkeit der Gruben ganz allgemein drosselt, sondern es wird gar niht anders möglich sein, dieses Problem zu lösen, als daß man die weniger rentierlichen, die wirtschaftlih ungeeigneteren Gruben stillegt, und daß man die vom produktionstechnischen Standpunkt aus besten und reichsten Gruben nah Möglichkeit entwickelt. Dann wird es auch möglich sein, in diesen Gruben allmählih wieder mehr Arbeiter zu beschäftigen, als das heute der Fall ist. (Sehr richtig!)

Meine Damen und Herren, ih habe den Eindruck, als wenn in der öffentlichen Diskussion, die sich an die Stillegung diefer oder jener Zeche geknüptt hat, viel zu wenig beachtet wird, daß das Ent- \cheidende ist- ob die Zeche, über deren Stillegung man verßgndelt, Kohle fördert, die wirklih einen Absatz hat. So ist es vorgelMmen, daß gewisse Zechen, die technisch an sich gut waren, die auch noch erbebliße Kohlenvorkommen hatten, stillgelegt werden mußtew weil die Kohle, die dort gefökdert wurde, keinen Markt fand, nicht abgeseßt werden konnte. Das ist eine Lage, aus der beraus |chließ- lih nur mit Stillegung geholfen werden kann.

Meine Damen und Herren, es ist ganz besonders tragi\{ für unsere deutsche Bergarbeiterschaft, daß diese Stillegungen und diefe Einschränkungen der Betriebe gerade in einem Augenblick not- wendig geworden sind, wo sich der Schichtfördereffekt des einzelnen Hauers sehr erfreulih nach oben entwidelt hat. Sie wissen, daß auf dietem Gebiet häufig geklagt worden ist in den vergangenen Jahren. Aber der Fördereffekt hat ständig zugenommen. Die Leistung ift an sh befriedigend, und gerade in diesem Augenblick muß ein großer Teil der Bergarbeiter|hatt brotlos werden! Daß das unendlich \{me1zlich ist, darüber brauche ich fein Wort zu verlieren. Ich möchte der Hoffnung Ausdruck verleihen, daß der Stillegungsprozeß jetzt im wesentlichen abgeschlossen sein möchte. Es ist dabei freilich immer in Betracht zu ziehen, daß Einschräfkungen der Betriebe wahr|cheinlich au in Zukunft nit ganz werder: vermieden werden können.

Alles in allem sind im Laufe des Jahres 30 Zechen gänzlih stillgelegt worden. Weitere 60 sind in ihrer Förderung flark eîin- geschränkt. Fnsgesamt sind dur die Stillegungen etwa 60 000 Arbeitnehmer zur Entlassung gelangt. Während es nun zunächst im Sommer dieses Jahres möglich war, den größten Teil der zur Ente lassung gekommenen Bergleute in anderen Berufen zu beschästigen, ist das im Spätsommer niht mehr möglih gewesen. Man wird deshalb damit rechnen müssen, daß etwa 25 000 Bergarbeiter längere Zett arbeitélos bleiben, wenu es nit gelingt, sie bei Notskands- arbeiten zu beschäftigen.

Es ift hier im hohen Hause s{chon darauf hingewiesen worden, daß Notstanbsarbeiten zur Beichästigung der a1rbeitslos ge- wordenea Bergarbeiter in Angriff genommen werden müssen. Ich fann das, was in dieser Hinsicht gesagt ist, im we)entlihen unter streichen. Es wird sich vor allem darum handeln, daß beim Fort- schreiten des Bergbaus von Süd nah Nord die noch nit genügend vorhandenen Nord - Süd- Verbindungen im Nuhrrevier ge|\chaffen werden in dieser Zeit, wo Arbeitskräfte sonst brachliegen würden.

Es ist dann wieder davon gesprochen worden, daß vielleicht dur die Durchführung des Schnellbahnprojekts eine große Anzahl Arbeiter beschäftigt werden könnten. Ich halte es für ganz ausceslossen, bei den gewaltigen Summen, die- das Schnellbahn- projekt erfordern würde, es zurzeit in Angriff zu nehmen. Das ist nit pur die Ausfassung derer, die von vornherein gewisse Bedenken gegen das Scnellbahnpcojekt gehabt haben, sondern auch die Studienkommi)sion, die die Vorbereitung für dietes Proiekt dur h- geführt hat, hat in den leßten Tagen genau die gleiche Auffassung ausgesprochen.

Es ist von vielen Seiten angeregt worden, ob nicht den ent- lassenen Arbeitern ähnlih geholfen werden könnte wie den im Kalt bergbau zur Entlassung gekommenen. Dies Provlem ist durchaus ernst. Wir haben uns nicht erst seit gestern und heute“ mit dieser Frage be- schäftigt. Ich habe keine Bedenken dagegen, daß man diesen Ge- danken, wie das ein Antrag vorsieht, der Neichäregierung nochmals nahelegt. Aber ih möchte doch vor Optimismus warnen und ganz offen die großen Schwierigkeiten, die der Durchführung des Gedankens entgegenstehen, hervorheben. Zunächst sind die Verhältnisse im Kohlen- und Kalibergbau ganz verschieden. Beim Kohlenbergbau if auch dlé Beteiligung am Syndikat niht mit der einzelnen Zeche verkuüptk, sondern die Beteiligung steht dem ganzen Unternehmen, das Mitglied des Syndikats ist, zu. Ferner ist das Kohlensyndikat nur auf ünf Jahre abgeschlossen, so daß die Beteiligung au nur einen erhebli geringeren Wet hat als die Betelligung am Kohlensyndikat /

Endlich ist niht zu über\ehen, daß die Arbeiterzahl im Kall* bergbau minimal war gegenüber der A1beiterzahl, um die es sich beim NRuhrbergbau handeln würde, sodaß ih tehr bedenklich bin, ob es mögli sein wird, diesem Weg prakti näber zu treten. (Zuruf links) &wiß, da muß man mit anderen Mitteln helfen.

Nun hat Herr Schwenck. den ih im Augenbli nicht | gestern eine Anjrage an die Regierung gestellt, die im Ausschuß, w!é

jehe,

er saate, unbeantwortet geblieben wäre. Er hat mi gefragt wie id mir angesihts der Stillegungen die Entichädtgung de1 Hausbel1yer in Zukunit denke, hinsihtlich der Berg- \chäden, die entstehen könnten. Ich verstehe diese F1iage nicht ganz. Es ist do flar, daß die Werke, denen irgendein ftillgelegter Schacht oder eine zum Erliegen gekommene Zeche gehört, nach wie vor haften für Bergschäden, die entstehen Es gilt trog der Still- legung genau das, was bisher rehtens gewesen ist. Wenn aber eine Gesellschaft zu)ammenbriht und vermögensl!os ist, dann fann man von ihr nichts bekommen. Das ist früher auch so gewesen, und ih weiß nit, welche besondere Regelung er bei seiner Anfrage im Auge hatte. Ich möchte ihn übrigens daran erinnern, daß schon seit geraumer Keit ein Berg|hädenauss{chuß eingeseßt ist aus Juristen und Wirt- \hattlern, um zu untersuchen, wie man denen, die an einem genügenden Schutz gegenüber Berg\chäden interesfiert sind besser als bisher helfen fann. Dieser Auésshuß wird demnächst wieder zusammentreten, und es bleibt abzuwarten, welche Vorscbläge er machen wird.

Im Ruhrgebiet sind gegenwärtig rund 400 000 Arbeiter be- {häftigt. Das bedeutet daß wir dort gegenwärtig eine geringere Be- legshaît haben, als vor demn Kriege. Troy dieter Verminderung der Belegschaft haben si leider Feierschichten mit ihren sozial so îberaus unerwünshten Wirkungen auch in der neuesten Zeit nicht ganz vermeiden lassen Der Höhepunkt in den Feierschihten war im Februar d. I. mit 660 000 Feiershichten im Monat erreicht; gegen- wärtig. haben wir etwa 250 bis 300 000 Feiershihten monatli im Nußhrrevier.

Eine Besserung dieser höch# unerfreulichen Verhältnisse würde naturgemäß in erster Linie dadur erreiht werden können, daß der Ab1 at sich über das jetzige Maß hinaus hebt. Die Bemühungen, die in diejer Nichtung unternommen worden sind, haben bisber leider nicht zu einem vollen Erfolge ‘geführt. Es ist befanntlich ins- besondere durch Küstenausnahmetarife versfuht worden, unsere deute Kohle in Küstengebieten fonturrenztähiger gegenüber ausländisder, namentlich englischer Kohle zu machen. Das ist niht erreiht worden, weil der englishe Koblenbergbau, der uns gegenüber lbauptsächlich als Konkurrenz auftritt, durch die staatlihe Unterstüßung, die er erfährt, in die Lage ver- set worden ise den Vorteil wieder auszugleichen, der auf diesem Wege unseren deutshen Kohlenwirtscbaften gewährt werden tollte SInfolgedessen hat die Einfuhr englischer Kohle in den lezten Monaten stark zugenommen; sie ist von rund 200 000 & monatli im Juli, August gestiegen auf mehr als 400 000 & im September und Oktober d J. Ebenso ist die Kokseinfuhr aus England gestiegen. Gleichwohl hat sich die Kohlenaußen- handelsbilanz unserer deutschen Wirtschaft im laufenden Wirkt- \hastsjahre glückliherweite verbessert. Bekanntlich haben wir vor dem Kriege sehr viel mehr Kohle ausgeführt, als wir aus dem Auslande hereinnahmen. Im vorigen Jahre war das umgekehrt. Aber in diesem Jahre hat \ich «eine Entwicklung angebahnt, von der wir hoffen, daß sie dazu führen wird, daß im Jahre 1925 die Kohlen- außenhandelsbilanz wieder aktiv für Deutschland wird. Die Einfuhr nach Deutschland betrug im Iahre 1924: 12887 000 t; im ersten Halbjahr 1925 ist fie auf 4779 000 t zurückgegangen. Die Ausfuhr Deutschlands selbstverständlih ohne die Reparationelieferungen betrug im Jahre 1924: 7291 000 t, fie hat im ersten halben Jahre 1925 6 073 000 t betragen, ist also etwas gestiegen. Dabei ist freilih zu bedenken, daß diese Steigerung nur dur Konzessionen im Preise mögli geworden ist, so daß sich also aus einer Steigerung des Aus- sandsabsaßes feineëwegs der Schluß auf einen wirtscbaftlihen Auf- \{chwung ziehen läßt.

Wenn man die Möglichkeit erwägt, um der Kohlenwirtschaft in ihrer schwierigen Lage zu helten, so muß man das Augenmerk vor allem aub darauf richten, die gewaltigen öffentlichen Lasten und Abgaben nah Möglichkeit zu enken, unter denen die Wirtschaft zu erliegen droht. (Abg. Dr. von Waldthausen: Sehr wahr!) Namentlih im Ruhrrevier haben einzelne Gemeinden Steuern, insbesondere Gewerbesteuern, in einer Höhe beslossen, die vôllig unerträglih sind und bei ihrer Erhebung zum Erliegen der Wirt|caft führen müßten; es handelt sich dabei um Belastungen, die unmöglich herausgewirlschaftet werden fönnen. Ich verkenne die \dhwierige Lage der Gemeinden durhaus nicht, glaube aber, daß man der Wirtschaft dadur wird helfen müssen, daß man die Gez meindeverhältnisse im Ruhrrevier großzügig einer Aenderung unaterzieht mit dem Ziel, dur Zusammenfassung von Gemeinden zu Ersparnissen in der Verwaltung zu gelangen. (Abg. Falk: Sehr richtig !)

Meine Damen und Herren, zu meiner Freude kann ich Ihnen mitteilen, daß gestern das Staatsministerium einer dieêbezüglichen Vorlage des Herrn Innenministers zugestimmt hat, bei der die Forderungen, die ich vom Standpunkt meines Wirtschaftsresso1ts vor- zubringen habe, im we!entlihen Berücksichtigung gefunden haben. Jh hoffe, daß der Landtag dieser Vorlage der Regierung demnächst seine Zustimmung geben wird, so daß man auf dem Gebiete der Ge- meindeverhältnisse bald und durhgreisend zu einer Besserung und zu einem Fort)chritt gelangt

Der He:r Abg. von Waldthaufen hat daun gestern einige Bei- spiele dafür angetührt, daß die Berutss\chulbelastung bei den Waiken eine ungeheure Höhe erreiht hat. Die Zahlen, die er nannte, zeigten in der Tat ein großes Mißverhältnis zwischen der Zahl der Berutsschüler in diesen Werfen und der Belastung, die infolge der Beitragspfliht zu den Beruföshulen den Werken entsteht. Die Zahlen erklären sich wahrsheinlich daraus, daß ja die Berufs\chulbeiträge nicht nah der Zahl der Schüler, die die einzelnen Betriebe in die Berufsschulen ent]enden, er- hoben werden, sondern nach der Zahl der in den Bee trieben beschäftigten Arbeiter. So wird naturgemäß ein großer Betrieb, der nur wenige Beruféschulpflichtige beschättigt, sehr stark belastet. Die Zahlen, die hier genannt worden sind, waren {reilich jo hoch, daß ih glaube, daß au unter Berücksichtigung, der eben von mir geschilderten Sachlage dieser Zustand nicht aufrecht erhalten werden fann. Wir sind jeßt dabei, * zu prüten, wie in Zukun|\t die Beitragspflicht zu den Berufs)\chullasten gestaltet werden toll. Ih hoffe, daß dann auch diele Frage befriedigend ge- 18t werda kann. Es ist ja immer dabei zu bedenken, daß der Berg- bau eben seine eigenen Schulen eingerihtet hat und daß er nicht dopvelt belastet werden darf.

Was nun die Lage des preußischen Bergbaus im allgemeinen anlangt. io ist sig in den einzelnen Bergbaubezirten und den einzelnen Bergbauzweigen sehr oer)chieden. Menn ich mit dem ober]hlejilchen Steinkohlenrevier beginnen darf, jo

j

haben sch infolge der Sperrung der volnischen Kohle die Ver- bättnisse dort in den leuten Monaten einigermaßen günstig entwidelt Zeit Juni ist in Oberschlelien die monatlide Förderung an Stein- toble von 948 (00 t auf 14 Millionen Tonnen gestiegen. Es handelt sich also um eine Erböhung der Förderung um beinahe 50%. Mit der Förderung, die wir im September erreiht haben wird die Friedens|örderung nicht unwesentlih über|chritten. Daneben ist es möglih geweien, die Haldenbestände von rund 350000 t in Ober- {lesien fast restlos abzutahren

Diese Entwicklung zeigt auf das deutlichste, wie lebenêwichtig für den oberichlesiiden Bergbau und insbesondere den Kohlenbergbau die Negelung der Frage ist wie in Zukunft die Kohleneinfuhr aus Polen gestaltet werden soll. (Sehr richtig!) So sehr es im Interesse beider beteiligter Länder liegen mag, auch auf handels- volitishem Gebiet zu eivem Auégleih zu kommen um friedlich neben- einander wirtshafien zu können, so jehr muß man doch daran test haiten, daß eine fünftige Vereinbarung mit Polen unter gar feinen Umständen die Lebensinteressen unseres ober}chlesishen Bergbaus irgendwie ungünstig beeinflussen darf. (Sehr gut!) Wir Deut)che sind es ja nicht gewesen, die die brutale und wider jede wirt|haftliche Vernunft erfolgte Trennung Oberschlesiens herbeigetührt haben. Die Schwierigkeiten, die aus dieser Trennung entstanden sind, sind auf beiden Seiten der Grenze sehr groß Auch wir haben in Ober? {lesien unter diesen Schwierigkeiten gerade genug zu leiden, so daß man von uns nicht verlangen kann, daß wir nun auch noch die Lasten derer œuf uns nehmen, die diele unvernünftige Grenzziehung herbei- geführt haben. (Allgemeine Zustimmung.)

Die Lage Nieder shle\iens ist schon hier in einer be- sonderen Besprehung namentlich im Ostausshuß ausführlih erörtert worden, und gestern ist ja eine Beantwortung der großen Anfrage, die sich mit den Verhältnissen Niederschlesiens beschäftigt, ertolgt, sodaß ih wobl aut die Anwort verweisen darf, ohne näher auf die dortigen Verhältnisse, die dem hohen Hause genau bekannt sind, einzugehen. Fh möchte nur darauf hinweisen daß in Niederschlesien sich die Förderung tro Absperrung der polnischen Kohle bisher niht wefentlih hat steigern lassen. Immerhin ist seit Juni dieses Jahres auch die Förderung in Nieder\chlesien alimählih gestiegen, zwar von 425 000 auf 470 000 t im September. Aber der für die nieder \lesishe Wirtschaft entscheidende Koks8absay hat sih nicht gehoben so daß die Verhältnisse dort ebenso unbefriedigend sind, wie wir das in den letzten Tagen hier mit besonderer Gindringlichkeit gehört haben

Die Kohlenwirtschaft der Nuhr hat sih so gestaltet, daß gegenwärtig monatlich 87 Millionen Tonnen gefördert werden, das ift etwa 1 Millionen Tonnen monatlih weniger als im Jahre 1913. Die Haldenbestände haben sih nur in geringem Umfange ver- fleinern lassen. In den leßten Monaten sind etwa 1 Million Tonnen von den Halden abgefahren worden.

Das Revier Aachen hat seine Förderung gegenüber der Vorkriegézeit etwas heben können, und zwar von 275 000 & monatlich im Jahre 1913 auf 314 000 t monatlich gegenwärtig. Die Beleg- schaft ist dort von 13 400 auf 17000 gestiegen. Das Aachener Revier klagt darüber, daß viele besonders wertvolle und tüchtige Hauer, angelockt dur die Verhältnisse in dem stark aufstrebenden benachbarten holländishen Bergbau, sich bereit gefunden haben, dort Arbeit zu nehmen. Sie gehen mit ihrer Arbeitskraft unseren Weiken

verloren. Ferner ergeben \sich dort Schwierigkeiten aus den un- günstigen Wohnungsverhältnissen, die es niht zulassen, daß in genügendem Ausmaße an der Rnhr freiwerdende Hauer dort angesetzt werden. Es ist zu hoffen, daß auf diesem Gebiete in Zukunft Fort- {ritte erzielt werden.

Besser als im Steinkohlenbergbau sieht es im Braunkohlen- bergbau aus. Die Förderung des preußischen Braunkohlenberg- baues hat im September 9,8 Millionen Tonner betragen und über- steigt damit bei weitem die Vorkriegstörderung, die monatlich durch- \cnittlih 5,8 Millionen Tonnen auêëmachte. Der Absatz der Braun- foblen ift allgemein als befriedigend zu bezeichnen.

Noch günstiger liegen die Verhältnisse in der Kaliindustrie. Da hat ih der Absatz 1925 reht befriedigend entwickelt 1924 hatten wir bie September einen Gesamtabsay von 6 Millionen Doppelzentner KzO. In diesem Jahre sind bis ein|hließlich Sep- tember 10,4 Millionen Doppelzentner K3O0 abgeseßt. Das ist eine Steigerung um 70 9%. Interessant ist, zu vergleichen, wie Inland und Ausland an diesem Absay beteiligt sind. Das Inland ift an dem diesjährigen Absay mit 7 Millionen Doppelzentnern beteiligt, das Autland mit 3,4 Mill. Doppelzentnern. Im September hat der Jnlandsabsaß noch etwas zugenommen und betrug 0,69 Mill. Doppel- zentner ; der Auslandsabsatz dagegen ist zurückgegangen und hat nur noh 0,33 Millionen Doppelzentner betragen. Während in den Sommer- monaten der Auslandzabsat den Inlandsabfat überstieg, ist es jeyt wieder umgekehrt. Nur ungefähr 33 9% des Absayes entfallen im legten Monat auf das Ausland. Immerhin ist die Höhe des dies- jährigen Auslandsabsates sehr erfreulih. Hier wirkt sich offenbar die Verständigung zwischen den deut|hen und den elsässishen Kali- interessenten aus. Es ist auch wichtig, daß troß der sehr starken Stillegungen in der Kaliindustrie es werden gegenwä1tig von 922 Werken nur 86 betrieben doch die Belegscha\t so gut wie gleich geblieben ist; die Differenz ist ganz gering gegenüber der Vor- friegszeit Es tritt also deutlich in die Erscheinung, daß der Prozeß, den die Kaliintustrie durchgetührt hat, sich auch vom Standpunkte der Arbeitnehmer aus nicht ungünstig ausgewirkt hat.

Im Metallbergbau ist die Lage infolge des Steigens der Metallprei)e auf dem Weltmarkle einigermaßen erträglich. Ganz \chlimm sieht es nah wie vor im preußischen Cijenerzberg- bau aus. Er ist \ch{chon in den leßten Jahren notleidend gewesen. In diesem Jahre hat si leider die ungünstige | Lage noch ver- \{lechtert. Im Kreise Schmalkalden sind die Werke vollständig \till- gelegt. Die Ilseder Hütte hat 30 9/9 Ein\(ikung eintreten lassen müssen. Be)onders ungünstig ist die Lage an Lahn, Dill, Sieg. Um nur einige Beispiele zu geben : an der Lahn sind von 14 Gruben der Buderusschen Eisenwerke nur zwei in Betrieb, von 36 Gruben Krupps nur sieben. Die Förderung, die im Frieden jährlih etwa 1 000 000 t betrug, wird in diefem Jahre kaum auf 250 000 fommen Nehnlich ist es im Sieger Land. Dort war die monatliche Förderung in der Vorkriegézeit 197000 t, in dieiem September 108 000 t und der Oktober hat eine weitere Einschränkung gebraht. Die Ursache bierfür sind in der Debatte auh son gestrei|t worden. Cs handelt sih darum, daß den deut|chen Cisenerzen durch bohwertige aué- ländische Eisenerze erhebliche Konkurren# bereitet wird. Die deut)che Gijenindustrie hat \{chwer gegen die Konkurrenz zu kämpfen, die die billiger arbeitende französishe Industrie ihr insbesondere hereitet, und

wenn sie diese Konkurrenz bestehen will, sieht sie sich darauf ange- wieien, so hocwertige Erze wie möglih für ihre Verarbeitung zu verbrauchen, und darunter leiden die deutshen Gebiete die sonst das Eisenerz in größerem Umfange zur Verfügung gestellt haben

Veber die Lage der Staatsbetriebe brauhe ich wohl feine näheren Ausführungen zu machen. Die Umsftellung ist überall erfolgt mit Auénahme von Recklinghausen, wo sie jegt unterwegs ist, Vom 1. Januar ab wird auch Recklinghaufen in der Form einer Aktienge'ell)haft betrieben werden fönnen. Ich versage es mir. auf Einzelheiten einzugehen, da die Geschäftsberichte vorliegen und die Mitglieder der Fraktionen in den Aufsichtéräten sich über die Ge- schättslage im einzelnen zu unterrichten in der Lage find. Im übrigen wird der Herr Oberberghauptmann zu diesem Gegenstand einige Aus- führungen machen. i

Nur auf eine Bemerkung des Herrn Abg. Hartmann möchte ih eingehen, der seine Betorgnis darüber ausgesprochen hat, daß das alte und bekannte Bernsteinwerk in Königsberg von der Preußag stillgelegt werden soll. Leider liegen die Dinge so, daß der Abiay an Bernstein s\ich außer- ordentli vermindert hat, besonders dadur, daß billige Nachahmungen vom Publikum gekauft werden, vielfach offenbar in dem Glauben, daß es sih dabei um eten Bernstein handelt. Durch diesen ver- minderten Absag hat sih die Geschäftslage der Bernsteinwerke fehr ungünstig entwickelt Die Preußag hat erhebliche Mittel in der furzen Zeit, in ver sie das Werk verwaltet, zushießen müssen, um die Betriebe aufreht zu erhalten. Heute geht das niht mehr. Des- wegen hat sie sih dazu entihließen müssen, am 1. November d J. die Sortiererei, also den Königsberger Betrieb. stillzulegen. Meine Damen und Herren, ih bin der bestimmten Hoffnung, daß es, sobald sih der Absatz von Bernstein wieder einigermaßen anläßt, möglich sein wird, diesen Königéberger Betrieb, wenn auch zunächst nicht in dem bisherigen Umtange, wieder aufzunehmen.

Unsere Staatsbetriebe sind naturgemäß von der allgemein un- günstigen Konjunktur namentlih im Kohlenbergbau, von der ih aus» führlih ge1vroden habe, nit unbeeinflußt geblieben. Aber die Bes triebe sind innerlih gesund und werden verständniévoll geleitet. Des- wegen bin ih der Ueberzeugung daß wir zu den Belegschasten und den Leitern unserer Betriebe das Vertrauen haben können, daß fie die Schwierigkeiten, mit denen sie gegenwärtig zu kämpfen baben, doch überwinden werden. (Bravo!)

Der Oberverghauptmann geht auf eine Reihe von Beschwerden näher ein, die in der bisherigen Debatte von Mits- gliedern des Hauses erhoben worden sind, und stellt sie an der Hand dex amtlichen Ermittlungen, soweit solche vorliegen, richtig. Die gegen die Oberbergämter vorgebrachten Bes uldigungen seien unbegründet. Der Abbau bei den höheren Beamten im Bereich ‘der Bergverwaltung betrage bis zu 50 Prozent.

Die Verhandlung wurde hier unterbrochen. Das Haus nimmt die noch ausstehenden Abstimmungen zum Haushalt der Fustizverwaltung vor.

Die Anträge des Hauptausschusses werden in der Haupt- sache angenommen. Eine Reihe von Anträgen werden der Ausschußberatung überwiesen, eine große Zahl kommunistischer Anträge abgelehnt, darunter auch der kommunistische Antrag auf Abschaffung der Todesstrafe, für den auch die Demoktraten und Sozialdemokraten stimmen. (Zuruf bei den Kommunisten: Es wird weiter geköpft!) Annahme findet u. a. ein Antrag, auf die Reichsregierung einzuwirken, daß bei Aenderung des Strafgeseßbuches der persönlichen Ehre ein besserer Schuß zuteil wird. Damit sind die Abstimmungen zum Justizhaushalt erledigt.

Es . folgt die zurüdckgestellte Abstimmung zu den Pfarrerbesoldungsgesegen. Die Geseße werden in zweiter s gegen die Linke angenommen. Damit ist die Regelung dahin getroffen, daß vom 1, April 1924 ab bis zum 31. März 1927 für die evangelischen Kirchen zusammen eine Rente von 43 Millionen, für die katholische Kirche eine solche von 17 675 000 Mark festgesezt wird.

Hierauf sezt das Haus die unterbrochene Aussprache zun Haushalt dex Bergwerksverwaltung fort.

Abg. Krämer - Recklinghausen (D. Vp.) wendet sih Hegen eine Aeußerung des Abg. Steger, daß der deutshe Bergbau technisch rückständig sei, und weist auch die Darstellung des Abg. Sobottka über die Entlassung von Arbeitern auf den Zechen Dorstfeld, Friedri der Große und Mathias Stinnes zurück. Die Produktion müsse dem Absaß angepaßt werden. Diesen zu heben müsse im nteresse des deutshen Wirtschaftslebens unsere Aufgabe sein. Das fönne aber nux geschehen, »oenn die Lasten, die der Bergbau und die ganze Wirtschaft zu tragen hätten, ganz erheblih berabgedrüdt würden. Sparsamkeit und Anpassung der Ausgaben im Reich, in den Ländern und Gemeinden an die Lasten, die ohne Gefährdung des Wirtschaftslebens iragbar seien, müsse durchgeführt werden, wenn wix aus dieser ta en Dauerkrise herauskommen wollten Das habe Senkung der Selbstkosten und der Preise für alle ATN zur Folge, erhöhe die Kaufkraft des Geldes und bewixke daher die einzig richtige Lohn- und Gehaltserhöhung. Zum Schluß erklärte dexr Redner unter lebhaften wischenrufen der Kommunisten, pas die kommunistishen Angriffe auf die höhere Beamtenschaft haltlos seien. (Hierbei wurde der Abg. Sobottka Mom) zweimal zur Ordnung gerufen.) Den Bergbehörden ge-

ühre der wärmste Dank. das Elend der Waldenburger rgarbeitershaft. Dieses Elend schreie zum Himmel, aber von einer Rüdwirkung der sogenannten Desi, wirtschaft und der angeblichen Not der Montanindustrie auf dte Bergwerksbesizer sei nichts zu spüren. Ein Palast nah dem andern werde von ihnen errichtet, und die Mittel ah würden eben aus der Not der Bergleute gewonnen. Der Fürst von Pleß tue sich auf diesem Gebiete besonders hervor. Die ershreckdende Zunahme der Unfälle gehe hauptsächlih auf das nihtswürdige Antreiber- system, das im Waldenburger Revier Trumpf sei, und auf die

Abg. Schul d Breslau a, schildert

- Sgnorierung fast aller bergpolizeilihen Vorschriften zurück. Nedner

ührt für diese Behauptung eine Reihe von Cinzelfällen an. benso elend und jömmerlih wie mit den Löhnen verhalte es sich mit den Wohnungen en, Das Elend der Schulkitder spotte jeder Beschreibung. on 1000 Schulkindern in Neurode hätten 455 kein Bett. (Hört, hört! und Bewegung.) Auf den Hochofen- werken würde täglih 9% bis 10 Stunden gearbeitet.

Abg. Herrmann - Breslau (Dem.): Wix haben {hon vor Monaten wegen der Waldenburger Zustände interpelliert. Die bezüglichen Anträge des Ostausschusses sind ja en vom Hause angenommen worden. Als Ausschußmitglied telle ih mit Be- friedigung fest, daß die praktischen orschläge des Ausschusses doh einige Gewähr bieten, daß die zum 1. November drohende Aus- perrung vermieden werden wivd. Das Waldenburger Gebiet ist chon in normalen Zeiten als Elendsgebiet zu bezeichnen gewesen. Die zentralen Stellen in Berlin scheinen nicht immer für den Osten besonderes Verständnis aufzubringen. So hat dàs Land=- wirtschaftsministerium sich gewundert, daß der Landkreis Walden- burg in die Kartoffelfürsorae einbezogen werden sollte; es hielt ihn für einen durhaus agrarishen Kreis, es wußte nicht daß setne Bevölkerung zu 80 % in der Fndustrie steht. Die Ausfuhr dex Waldenburger Kohle nah der Tschechei ist sehr zurückgegangen.