1882 / 169 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 21 Jul 1882 18:00:01 GMT) scan diff

Tarifs. Bei den unter den §. 219 rangirenden Waaren muß jedo die Stückzahl in den Deklarationen niht nur nach den Punkten des S. 219 des Tarifs, sondern auch für jede Waarengattung und Sorte gesondert angegeben werden. Sollte \si{ch bei der Besichtigung her- ausftellen, daß die Qualität nah der Tarifirung mit der Deklaration nit übereinstimmt, so ist nach der Anmerkung zu Art. 882 der Zollordnung zu verfahren. In jenen Fällen aber, wo die Waaren niht gemäß der obigen erforderlichen Klassifikation nah Gattung und Sorte deklarirt werden sollten, ist der Art. 794 der Zollordnung in Anwendung zu bringen. In Vertretung des Direktors : Der Vize-Direktor: Sabugi n. Der Abtheilungs-Chef: Blagoi.

Wird von einem Hypothekengläubiger dem Schuldner das im Grundbuch eingetragene Recht eingeräumt, hinter seiner Hypothek eine Hypothek bis zu einem bestimmten Betrage mit dem Vorzug8recht vor seiner Hypothek ein- tragen zu lassen, und werden sodann verschiedene Posten ein- getragen, denen diejenige Post folgt, für welche die Priorität vor der zuerst eingetragenen Hypothek eingetragen wird, so wer- den nah einem Urtheil des Reihsgerichts, Il, Hülfssenats, vom 5. Juni d. F. die zwischen der ersten und leßten Hypo- thek eingetragenen Hypotheken durch die Prioritätsvermerke gar nit berührt, sie haben ein Recht auf Befriedigung nach der Rangordnung ihrer Eintragungen, während der leßte Gläubiger von dem Liquidat des ersten Gläubigers soviel be- anjpruchen darf, als die von den Zwischengläubigern erhobenen Summen noch übrig lassen. Jst beispielsweise auf einem Grund- stück unter Nr. 1 eine Hypothek von 12 000 A eingetragen, mit dem Vermerk, daß der Grundstücksbesizer hinter dieser Hypothek eine Hypothek von 6000 A mit dem Vorzugsrecht vor Nr. 1 eintragen lassen darf, und wird sodann unter Nr. 2 eine Hypothek von 5000 /6 und endlich unter Nr. 3 eine Hypothek von 6000 M eingetragen, mit dem Vermerk, daß diese 6000 (4 ein Vorzugsrecht vor den unter Nr. 1 ein- getragenen 12 000 M haben jollen, so stellt fich die Betheili-

ung der drei Hypothekengläubiger an den Kaufgeldern des fokter Schulden halber subhastirten Grundstücks, welche 16 000 /6 betragen, folgendermaßen: Nr. 1 liquidirt an Kapital, Zinsen 2c. 12 500 4 und erhält nur 9600 46, Nr. 2 liquidirt an Kapital, Zinsen 2c. 5300 6 und erhält nur 3500 6 und Nr. 3 liquidirt 6400 46 und erhält den Rest von 2900 M.

Der Kaiserlihe Gesandte am Königlih griechischen Hofe, von Radowißt, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Athen fungirt als interimistisher Geschäftsträger der Legations- Sekretär Schön.

Der Königliche Gesandte beim päpstlichen Stuhle, Wirkliche Geheime Rath Dr. von Schlözer, hat Rom mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit ist die interimistishe Führung der gesandtschaftlihen Geschäfte dem Legations-Sekretär Freiherrn von Rotenhan übertragen.

Der Herzoglih braunshweigishe und Großherzoglich oldenburgische Minister-Resident Dr. von Liebe hat Berlin mii Urlaub verlassen, Die Vertretung desselben ist von der d s bayerishen Gesandtschaft hierselbst übernommen worden.

,_ Sachsen - Coburg : Gotha. Gotha, 18. Juli. Die hiesige Stadtverordnetenversammlung hat an den Landtag eine Petition gerichtet wegen Heranziehung der Erwerb s- genossenschaften zur Kommunalsteuer. Dieser Pe- tition ist eine Nachweisung über die Gemeindesteuern und Abgaben unserer Stadt beigegeben. Dieselbe läßt erken- nen, daß bei einer Ie der Bevölkerung seit 1858 von 15 684 bis 1880 auf 26 425 die Steuern und Abgaben von 70161 auf 306 262 «a oder von 4,473 M pro Kopf auf 11,59 6 pro Kopf gestiegen sind.

Niederlande. Haag, 20. Juli, (W. T. B.) Die Regierung hat beschlossen, ein Schiff zum Schutze der nieder- ländishen und belgischen Unterthanen nah Egypten zu schicken; ferner erhielt das in Malta befindliche Kriegsschiff „Marnix“ den Befehl, in Port Said Station zu nehmen. Die Rüdkehr des Königs wird zum 26. d. M. erwartet, nach derselben dürfte auch die seit dem 9. Mai d. J. hwebende Ministerkrisis ihre Lösung finden.

Velgien. (Köln. Ztg.) Das eben erschienene zwölfte Jahr- buch der Statistik von Belgien bringt einige bemerkenswerthe Mittheilungen über die Anzahl der berechtigten Wähler im Staate. Am 31. Dezember 1881 betrug die Zahl der Einwohner 5 519 844 Personen. Die Zahl der eingeschriebenen Wähler war 118 426, also 25,5 auf 1000 Einwohner. Dieses Verhältniß stellt fich um 0,4 pro Mille höher als das von 1875 und 0,7 pro Mille unter dem von 1870. Jm Jahre 1860 war das Verhältniß 20,6 und 1850 17,7 auf 1000 Einwohner. Seit dreißig Jahren is es also um 38 pro Ville gewachsen. Die Zahl der Wähler ri die Provinzialräthe beträgt 236 290, die der Wähler für

ie Gemeindevertretungen 382569. Was den Bildungsgrad betrifft, ergaben die Listen der Aushebung für den Militär- dienst im Jahre 1847, ganz Ungeschulte, die nicht lesen noch schreiben konnten, 16 000 auf 39 864; im Jahre 1876 8246 auf 47 309 und im Jahre 1880 8478 auf 49 054. Die „Ligue des Gueux“ von Antwerpen hat eine Statistik der Wähler in dieser Stadt aufstellen lassen, woraus si ergiebt, daß nur 161/4 Beegone von den gebildeten Einwohnern bei den allge- meinen Wahlen das Wahlrecht haben.

Großbritannien und Jrland. London, 20, Zuli, {W. T. B.) Jm Unterhause kündigte der Premier Gla d - stone an, daß er nähsten Montag die Bewilligung eines Kredits beantragen werde, um die Perung in den Stand zu seyen, die englischen Streitkräfte im ittelländischen Meere zu verstärken; er beabsichtige, den Betrag der Kreditforderung

ur eine Steuermodifikation aufzubringen. Gladstone fügte noch

hinzu, es sei heute die eran che Friy eingegangen, daß ige, e

der Sultan darein wi der Konferenz beizutreten, er vermuthe daher, daß der Sultan jeßt als PetiGer Theilnehmer an der Konferenz ange werden könne, der Wortlaut der esche enthalte indeß feinen direkten Hinweis darauf, daß der Sultan Truppen nah Egypten senden wolle. Jn Beantwortung einer Anfrage Bourke's erklärte Unter- Staatssekretär Dilke, die Regierung habe maritime Maßregeln zum Schuße des Suezkanals geren. Jn der Sißung der Konstantinopeler onferenz vom 27. v. M. sei der der Erklärung gegen eine isolirte Aktion vom englischen und französischen Botschafter angehängte Vorbehalt in der Absicht hinzugefügt worden, ihren resp. Re-

gierungen damit jeder Eventualität gegenüber volle Freiheit der Aktion zu lassen, insbesondere volle Freiheit der Aktion bei einer Gefahr für den Suezkanal. Am 28. Juni sei der Bot- schafter Lord Dufferin angewiesen worden, den Zweck dieses Vorbchaltes seinen Kollegen Rer besonders zu erwähnen und am 17. Juli hätten England und Frankreih den anderen Konferenzmächten folgende Mittheilung gemacht: Unsere Vor- sGläge wegen Wiederherstellung der Ordnung in Egypten sind der Konferenz bereits unterbreitet. Die Sicherheit des Suez- kanals, obschon sie mit diesem Gegenstand in Verbindung steht, ist eine separate Frage und nicht in gleihem Maße dur po- litishe Rücksichten beschwert. Jndem die Regierung von jeder Frage absieht, die hinsihtlich der Pflicht irgend einer Macht individuell entstehen kann, wenn eine plößliche und ernstliche Gefahr in Ermangelung jeder Maßregel für eine vereinte Aktion eintreten jollte, hält es dieselbe für wünschenswerth, daß jede zu ergreifende Aktion die Sanktion Europas, und wenn es zu erreichen ist, auch die Sanktion der Türkei er- halte. Frankreih und England machen daher den Vorschlag, daß die Konferenz diejenigen Mächte designire, die im Nothfalle beauftragt werden sollen, die zum Schuße des Kanals speziell nothwendigen Maßregeln zu ergreifen. Um Zeit zu sparen, sollen die Mächte, welhe auf diese Weise designirt sind und die das Mandat angenommen haben, zu der Bestimmung des Modus und des Zeitpunkts der zu treffenden Schuß- maßregeln ermächtigt sein. Jn jedem Falle soll die Aktion auf der Grundlage des im Uneigennüßigkeits- Protokoll ausgesprochenen, Prinzips ausgeführt werden. In Beantwortung einer Anfrage des Deputirten Holland verlas Dilke zwei Depeschen des Botschafters Elliot vom 10. und 11. d. M. und eine Depesche Lord Granville’'s vom 14. d. M., aus denen sih ergebe, daß der österreichishe Minister des Auswärtigen, Graf Kalnoky, das Bombardement von Alexandrien. als unter den obwaltenden Umständen vollständig legitim gebilligt habe.

21. Zuli. (W. T. B.) Die von vem Unter-Staats- sekretär Dilke im Unterhause verlesene Depesche des Botschaf- ters Elliot vom 10. d. besagt, Graf Kalnoky habe auf die Mittheilung Elliots betresffs des Bombardements ohne Zögern in der kordialsten Weise erklärt, dieses Vorgehen sei vollflommen legitim, da England unmöglich bedroh- lihe Vorbereitungen gestatten könne. Nach der weiteren Depesche Elliots vom 11. d. habe Graf Kalnoky an diesem Tage seine frühere Erklärung wiederholt. In der Depeshe Lord Granvilles an den Bot- schaster Elliot vom 14. d. heißt es: Nah den Mittheilun- gen des Botschafters Grafen Karolyi soll Graf Kalnoky Elliot gegenüber erklärt haben, daß die österreihishe Regierung ge- neigt sei, das Bombardement als einen Akt der Selbstver- theidigung anzusehen , hervorgerufen durch die Provokationen der egyptischen Behörden und als einen Zwischenfall, der keinen präjudizirenden Einfluß auf die diplomatische Lage habe, vorausgeseßt, daß England seine Aktion auf die Ent- waffnung der Forts beschränke.

(W. L. B.) „Daily News“ vernimmt, daß die britische Regierung die Erklärung der Pforte, daß sie jeßt bereit sei, an der Kon ferenz theilzunehmen, als Ablehnung der von der Konferenz an dieselbe gerichteten Einladung, Truppen nah Egypten zu senden, ansehe. Deshalb werde englischerseits ohne Verzug ein Expeditionscorps nach Egypteù gesandt werden, “mit der Aufgabe, die Autorität u herzustellen und die internationalen Rechte zu

üßen.

Frankreih. Paris, 20. Juli. (W. T. B.) Jn dem heute früh stattgehabten Ministerrathe erneuerte Präsident Grévy seine Bemühungen, den Minister-Prä- sidenten Freycinet von der Einreihung eines Demissions- gesuchs abzuhalten.

n der Deputirtenkammer wünschte der Deputirte Labuze Auskunft von der Regierung über die Minister- krisis. Mehrere Deputirte konstatiren, daß das gestrige Kammervotum in keiner Weise gegen das Kabinet gerichtet gewesen sei. Minister Ferry erklärte, daß das Kabinet seine Demission gegeben habe, daß der Präsident Grévy aber wegen der über Fragen der auswärtigen Politik im Gange befindlihen Verhandlungen abgelehnt habe, die Demission des Kabinets anzunehmen. Die Radikalen versuchten, die Verhandlung über die Frage ciner Central- mairie für Paris wieder aufzunehmen und Erklärungen der Regierung über diese Frage herbeizuführen. Die Kammer nahm s{ließlich aber mit 288 gegen 105 Stimmen eine Tages- ordnung an, welche ein Vertrauensvotum für die Regierung eizhält und die Frage einer Centralmairie für Paris ganz bei Seite läßt. Die Ministerkrisis wird als hierdurh beseitigt angesehen, ;

Das Demissionsgesuch des Seine-Präfekten Floquet wurde durch das Gefirias Votum der Kammer gegen Errich- tung einer Centralmairie in Paris herbeigeführt ; wie es heißt, beabsichtigt Floquet, sein Demissionsgesuch aufredt zu erhalten.

Türkei, Konstantinopel, 17. Juli. Die gleih- lautenden Noten, durh welche die Mächte den Sultan zum Einschreiten in Egypten einladen, haben in der Uebertragung der „Köln. Ztg.“ folgenden Wortlaut:

Tief überzeugt von der Nothwendigkeit, gegen den verworrenen Zustand Egyptens ein rasches Heilmittel anzuwenden und das Ver- trauen wieder herzustellen, haben sih die in der Konferenz vereinigten Mächte entschlossen, sich an die Souveränetät Sr. Majestät des Sultans zu wenden mit der Einladung, in Egypten _ein- zuschreiten, den Khedive mit Truppenmaht zu unterstützen zur Herstellung* der Ordnung, zur Niederwerfung meute- riser Usurpatoren und zur Beendigung jener Anarchie, welche das Land entvölkert, zu Blutszenen, zum Ruin pie Massenflucht der europäischen wie muselmännischen Familien geführt und zugleich die nationalen und [renen Einflüsse geschädigt hat. Indem die Kaiserlichen Truppen durch ihre Wegenwart die Reichsrechte und die Wiederherstellung des Ansehens des Khedive sichern, werden dieselben zugleih nach cinem später dur gemeinsames Einverständniß zu vereinbarenden Programme die Einführung weiser Reformen in der earveiiven Heereseinrihtung zugestehen, ohne doch dur ihr Einschreiten der besonnenen Entwicklung der bürgerlichen, rihterlihen und Verwaltungseinrihtungen Abbruch zu thun, sofern es sich mit den Kaiserlichen Firmans verträgt. Indem die Großmächte sich an den Sultan wenden, haben sie volles Ver- trauen, daß während des Aufenthalts der ottomanishen Truppen in Egypten der normale Zustand der Dinge aufrechterhalten werden wird und daß die durch Kaiserlihe Firmans ver- bürgten Freiheiten und Vorrechte, sowie das Wirken der Ver- waltung, die internationalen Verträge und die ihnen entflossenen Abkommen keine Beeinträchtigung erfahren werden. Der Aufent- halt der Kaiserlihen Truppen, deren Befehlshaber im Einverständniß mit dem Khedive zu handeln haben werden, soll auf drei Monate be- {ränkt werden, es sei denn, der Khedive verlange eine Verlängerung der Frist, die alsdann zwischen der Türkei und den Mächten zu ver-

cinbaren sein würde. Die Kosten der Beseßung wird Egypten tragen, die Höhe derselben wird durch Einverständniß zwischen den Mächten, der Türkei und Egypten, festgeseßt werden. Wenn, wie die ues mähte hoffen, der Sultan dieses Ersuhen annimmt, so wird die Anwendung der aufgezählten Klauseln und Bedingungen den Gegen- stand fortgeseßzter Verhandlungen zwischen den Mächten und der

Türkei bilden. _— 20. Juli. (W. T. B.) Jn Beantwortung der identishen Note der Botschafter hat die Pforte den Been der Mächte gestern Abend folgende Note über- mittelt:

Der Unterzeichnete befindet sich im Besiße der Note vom 15. Juli, welche die Abfendung türkisher Truppen nah Egypten verlangt, die durch die gegenwärtige Lage des Landes geboten erscheine. Wenn die o8manishe Regiernng sich bisher nicht ent- {lossen hat, aus eigener Initiative Truppen an Ort und Stelle zu entsenden, fo liegt der Grund darin, daß sie wie leiht begreiflih, sich der Ueberzeugung hingab, daß die Maßregeln der Strenge vermieden werden könnten. WVertrauend auf die Be- mühungen der Mächte für Wiederherstellung der Ordnung und auch dieses Mal mit Genugthuung Akt nehmend von der Achtung, welche die Mächte feierlich und wiederholt für die unbestreitbaren und unbestrittenen Souveränetätsrehte des Sultans auf Egyp- ten bekundet haben, hat der Unterzeichnete die Ehre, auf Befehl des Sultans die Botschafter in Kenntniß zu seßen, daß die Pforte einwilligt, an der Konferenz theilzunehmen, welche gegenwärtig in Konstantinopel, einzig und allein für die egyptischen Angelegen- heiten und zur Erörterung und Feststellung der Maßnahmen versam- melt ist, die nothwendig sind, die Rückkehr des normalen und regel- mäßigen Zustandes in Egypten \sicherzustellen. Said Pascha.

(W. T. B.) Von dem französishen und von dem englischen Botschaster ist der Konferenz in deren gestriger Sißung die Vorlage, betrcffend den Shuß des Suezkana!s. offiziell überreicht worden. Die Pforte exklärt es für un- richtig, daß Derwisch Pascha nah Alexandrien zurückgekehrt sei. Der Minister des Auswärtigen, Said Pascha, und der ehemalige Minister Savas Pascha sollen, wie es heißt, die Pforte auf der Konferenz vertreten.

Nußlaud und Polen. St. Petersburg, 21. Juli. (W. T. B) Das „zournal de St. Pétersbourg“ bemerkt ve- züglich des gestrigen Artikels der „Times“ über die ableh- nende Haltung der Pforte, wenn die Ablehnung der Ein- ladung zur Jntervention offiziell konstatirt sein werde, dann werde die Konferenz andere Mittel ins Auge zu fassen haben. Die englische Regierung könne annehmen, daß man die englischen Truppen auffordern werde, an der Pazifikation theilzunehmen. Die „Times“ scheine aber andeuten zu wollen, daß das eng- lische Kabinet aus eigener Jnitiative handeln und sih an Stelle der Mächte seßen wolle.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 17. Juli. (Hamb. Corr.) König Oskar, begleitet von seinen drei Söhnen, dem Kronprinzen und den Herzögen von -West- gothland und Nerike, sowie dem Großherzog von Sacsen- Weimar, ist heute Abend per Extrazug nah Sundsvall abge- reist, Von dort begeben die Hohen Herrschaften sich nach: Drontheim und Christiania, wo sie in den leßten Tagen dieses Monats eintreffen.

Amerika, Washington, 17. Juli. (Allg.-C.) Der amtliche Schriftwechsel zwishen den Vereinigten Staaten und Guatèmala über die Grenzfrage ist heute veröffentlicht worden. Derselbe ergiebt, daß der Präsident Rusino Barrios im Mai 1881 den Gesandten der Union, Dr. Logan, ersuchte, seiner Regierung die Besizergreifung des streitigen Terri- toriums von Soronusco zu empfehlen und im Falle der Ab- lehnung Guatemala in der Regelung der Grenzfrage mit Mexiko zu unterstüßen. Sollten die Vereinigten Staaten einen derartigen Beistand verweigern, dann würde, wie Prä- fident Barrios andeutet, die Regierung von Guatemala sih an eine europäishe Macht wenden.

20. Juli. (W. T. B.) Der Senat hat gestern den Betrag der Tabacksteuer vom 1. Februar 1883 ah auf 12 Cents für das Pfund festgeseßt.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 20. Juli. (W. T. B.) Omar Lufti Pascha ist von Kairo hierher zurüdckgekehrt und berichtete dem Khedive, Arabi Pascha habe alle Paschas, Ulemas und andere Notabilitäten zu einer Versammlung be- rufen, um die Frage zu entscheiden, ob man im Hinblick auf die intimen Beziehungen des Khedive zu den englischen mili- tärishen Behörden dem Befehle, die militärishen Rüstungen einzustellen, nahkommen könne, die Versammlung habe eine Kommission eingeseßt, welche die Richtigkeit der gegen den Khedive gerichteten Beschuldigungen feststellen solle. Der Kanal, welcher Alexandrien mit Wasser versorgt, ist nicht abgegraven, der Zufluß des Wassers ist nur durch mehrere in der Nähe desselben vorgenommene Erdarbeiten behindert.

(W. T. B.) Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Alexandrien ergab eine vom General Alison mit seinem Generalstabe vorgenommene und bis in eine Ent- fernung von drei Meilen vor Arabi Paschas Positionen ausgedehnte Rekognoszirung, daß diese Positionen sehr slarke sind. Das Wasser des Kanals Mahmudieh, welcher Alexandrien mit Wasser versorgt, sei von Arabi Pascha in den See Mariut abgeleitet, man glaube indeß, daß die v las der Stadt erst jüngst noch mit Wasser gefüllt wor-

en seien.

Zeitungsstimmen.

Das „Deutsche Tageblatt“ meldet:

,_ Nadcdem vor Kurzem in Stettin ein konservativer Parteitag für die Provinz Pommern abgehalten war, hat \ich daselbst unte zahl» reicher Betheiligung der Parteigenossen ein Verein für den Kreis Randow konstituirt. Nah Schluß der Unterhandlungen wurde der Vorsißende von allen Seiten aufgefordert, nachstehendes Telegramm. an den Reichskanzler abzusenden :

Die heute behufs Konstituirung eines Vereins für den Kreis Randow in Stettin zahlrei versammelten Konservativen beauftragen mich, Ew. Durchlaucht hiervon mit dem gleichzeitigen Gelöbniß ganz gehorsamst Meldung zu machen, daß der neue Verein mit allen Kräften bestrebt sein wird, Ew. Durchlaucht so viel Segen verheißende Re- formen auf sozialem und wirthschaftlihem Gebiete allezeit fördern

und realisiren zu helfen. Frhr. v. E dwaldt, Hohenholz Darauf erfolgte nach wenigen Stunden {hon nacstehende- Antwort: Baron von Eickstedt-Hohenholz!

z. Z. Stettin. Ew. Hochwohlgeboren und den übrigen Vereinêmitgliedern danke ich verbindlihst für Ihre freundliche Begrüßung, aus der ich zu meiner Freude entnehme, daß die soziale und wirthshaftlihe Reform -

politik, welde Sr. Majestät der Kaiser dur die Allerhöchste Bot- schaft vom 17. N vorigen ¿pahres vorgezeichnet hat, auf die j übung des neuen Vereins zählen kann.

Unterstüzung von Bis mar.

Die Bielefelder Handelskammer hatte in ihrem leßten Jahresberihte u. A. bemerkt: / i

„Für die Mehrzahl der Industrieunternehmungen unseres Bezirks bedeutet der neue Zolltarif eine Erhöhung der Produfktionskosten, welchen kein entsprehendes Aequivalent gegenüberfteht, namentli dort nicht, wo der Unternehmer auf den Export reflektirt. . . . Gleich den Rückzöllen ist au ein angemessener Schuß für Ganzfabrikate in allen Fällen der Produfktionsvertheuerung durch den Zolltarif als eine Forderung der Billigkeit anzuerkennen. Diese Forderung ist u. A. auch für die Nähmaschinenindustrie unerfüllt geblieben. Wenn dieser Fabrikationszweig sih dennoch am hiesigen Plate in fortschreitender Entwicklung befindet, so erfolgte dies troß der für diese Branche be- flagten Ungunst des neuen Zolltarifs.“ E

Dem gegenüber veröffentlicht die „Neue Westfälische Volkszeitung“ folgendes Schreiben eines Nähmaschinen- JFndustriellen, dessen Etablissement unstreitig wohl das erste, nicht allein in Bielefeld, sondern vielleiht in ganz Deutsch-

nd sei:

M K Vor Einführung des neuen Zolltarifs bezogen wir den Hauptbedarf unserer Gußeisentheile aus Frankreich, und zwar zu dem allerbilligsten Konkurrenzpreise von 20,50—20,60 4 pro 100 kg loco hier. Heute hat si die deutsche Industrie dieses Artikels bemächtigt, hat ihn zu höherer Vollendung gebracht, wie seiner Zeit Frankrei, und liefert uns bessere Waare zu 18 4 pro 100 kg. Das Material dieser Gußwaaren war früher englishes Roheisen und ift es auch heute noch. E

2) Englischer Atlas-NRundstahl kostete früher 34 sh. pro 100 kg loco hier, heute 30—32 sh. loco hier (1 sh. = 1 4). Man hat aber inzwishen in Deutschland gelernt, aus heimathlichem Material eine gleich gute Stahlqualität herzustellen und beziehen wir deshalb überhaupt kein englisches Material mehr, sondern deutsches, welches sih auf 22 H pro 100 kg stellt. 4

3) Englis gewalzte Faconstahle kosteten früher 50 sh, „yro 100 kg, heute nur 47 sh. loco hier. Wir sind für den Bezug dieser Waaren noch auf England angewiesen, troßdem hat die liebe eng- lische Konkurrenz si selbst den Preis um den Werth des Zolles und weitere 5—6 °/o herunter gedrüdt. j f

4) Feinste englische Stahle für Maschinentheile und Werkzeuge fosteten \rüher 2 sh. 6 d. pro Pfund und heute den gleichen Preis ; den Zollaufshlag hat der Engländer zu tragen, da der deutsche Käufer nach wie vor Frankolieferung beansprucht und es Sache des Eng- länders sein läßt, wie er sich mit der Zollvertheuerung abfindet.“

Es ift daher im Berichte der Handelskammer Seite 41 durchaus fäls{hlich behauptet: / n

„Für die Nähmaschinen-Industrie hat der Zolltarif von 1879 Nachtheile im Gefolge. Hierher zählt die Zollbelastung auf Eisen und englishen Stahl. Namentlich den leßteren kann die Branche als Material einzelner Maschinentheile und Werkzeuge nicht entbehren, während für die betreffenden Zwecke passender Ersaß im Inlande nicht geboten ist.“ 5 :

Die „N. W. V.“ fügt noch hinzu:

Wir könnten, soweit es den Bericht ‘der Handelskammer anlangt, hiermit s{ließen. Die Abfuhr ift vollständig und verdient. Nur einige Bemerkungen allgemeinen Interesses möchten wir an vorstehende Zeilen noch knüpfen. : : j

Es ist durch sie in einem eklatanten Falle wieder cinmal be- wiesen:

1) daß die Schußzölle nicht allein unsere nationale Arbeit schüßen, sondern auch neue Produktion®zweige hervorrufen, 5

2) daß unsere deutshe Industrie, wenn sie vor wilder auslän- discher Konkurrenz ges{üßt wird, auch im Stande ist, nicht allein ebenso gut, sondern auch noch besser und billiger zu arbeiten, O

3) daß die Behauptung, das Ausland trägt den Zoll, nicht in vereinzelten, sondern in sehr vielen Fällen völlig richtig, :

4) daß die Behauptung, die u. a. auch im Handelskammerberichte sih findet, es fände dur die Zölle eine Vertheuerung der Produk- tionsfkfosten statt, eine vollständig unrichtige ist. :

Die „Neue Preußische Zeitung“ schreibt:

Der Konsum in amerikanis{chem Schmalz und Speck ist, wie der Jahresberiht der Harburger Handelskammer konstatirt, im vorigen Jahre zurückgegangen, und es hat sich ein belangreihes Geschäft nicht entwickeln können, „weil durch die Konjunktur in Amerika die er- heblihsten Preiss{wankungen eintraten“. Der größte Preis- untershied betrug für Schmalz 37, für Speck sogar 42 9/0, In Hamburg, also im Zollauslande, \{chwankte der Preis für Schmalz zwishen 464 und 624 F, der für Speck zwischen 41 und 52 (4 Solche Preise, wie sie also hon im Zollauslande bestehen, kann, wie der Handelsbericht richtig hinzufügt, der Arbeiter, welcher Hauptkonsument jener Waaren i}, dafür nicht zahlen. Wenn daher von Gegnern des Schutzzolls wiederholt geklagt worden, der Eingang8zoll sei es, welher dem Arbeiter den Konsum der amerikanischen Fleischwaaren unmöglich mache, so liegt in dem Harburger Handelsbericht ein kompetentes Urtheil dahin vor, daß der kleine Zollaufs{lag hierbei gar nicht in Betracht kommt.

Das zu Gießen erscheinende „Handelsblatt für Walderzeugnisse“ (Organ für die Interessen des Holz- handels und der Forsiwirthschaft) macht auf ein Gutachten aufmerksam, welches von der Handels- und Gewerbekammer der Oberpfalz und von Regensburg in ihrem Jahresberichte für 1878—80 ausgesprochen worden ist. Jn diejem Gutachten wird über Holzhandel u. a. Folgendes ausgeführt :

Bei den Holzzöllen muß zwischen dem Zolle auf ordinäre Scbnitt- waare und demjenigen auf veredeltes Produkt unterscbieden werden.

Der Zollsaß für letzteres, zu welhem insbesondere die seit cinigen Jahren stark in Gebrauch gekommene Hobelwaare gehört, ift mit 3 K per 100 kg festgeseßt und hat dieser Zoll eine für die deutsche Industrie vorzüglihe Wirkung im Gefolge gehabt.

Bis vor einigen Jahren wurde der größte Theil jener Schreiner- waaren, die im Fabrikationêwege veredelt wurden, im Auslande und zwar meistens gleich am Produktionsorte der ordinären Schnittwaare, insbesondere in Schweden, Norwegen und Rußland gehobelt und ge- e und kam auf diese Weise als Konsumartikel in den inländischen

erkehr.

Deutschland hatte somit, ohne selbs einem Industriezweige damit zu dienen, den Werth für dieses Produkt an das Ausland zu bezahlen, abgesehen davon, daß in Folge der dur die Veredlung wesentlich verringerten Frachten dem inländishen Rohholze eine abnorme Kon- kurrenz gemacht war.

Nach Einführung des Zolles von 3 M per 100 kg war es der deutschen Industrie möglich gemacht, den Veredelungéindustriezweig dem Auslande zu entziehen und es entstanden binnen einer kurzen Zeit eine große Zahl von Holzhobel- und ähnlichen Fabriken in Deutsch- land und werden deren noch fortwährend neue errihtet. Selbst die ausländische Industrie sah sich genöthigt, ihre Veredelungsfabriken entweder nach Deutschland zu transferiren, oder die Veredelung des Rohholzes kommissionsweise deutschen abriken zu übertragen, L

Dadurch wurde die ganze einshlä 4 Veredlungsindustrie für das Inland gewonnen, ohne daß deshalb für den Konsum das Pro- dukt wesentli theurer wurde, da die deutsche Industrie keine höheren Lohnsäße zu zahlen hat, als sie im Auslande üblich sind, so daß nur ein kleiner Unterschied dadurch entsteht, daß jetzt das ausländische Robprodukt zu Wasser an die “gg y ebracht wird, während früher das veredelte Produkt auch \{hon zu Wasser na Deutschland kam, aber die QUptlaaid in Betrabt kommende Bahnfracht auf den deutshen Linien keine Vertheuerung verursachte, weil die Fabriken alle an den Wasserstraßen liegen und das veredelte Produkt nah wie vor von dort per Bahn in den Konsum kommt.

Amtsblatt des Reihs8-Postamts. Nr. 46. Inhalt: Verfügungen: Vom 12. Juli 1882. _ Neue Ausgabe des Ab- \chnitts II1. der Allgemeinen Dienstanweisung. Vom 14. Juli 1882. Behandlung der Briefe größeren Formats.

Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 13. Inhalt: Aktenstücke und Aufsäße: Die Büchersammlungen der Kaiserlichen Ober-Postdirektionen. Die Brieftaube im Dienste des deutschen Heeres. Die Strömungsverhältnisse im Rhein auf der Strecke zwischen Hüningen und Lauterburg und ihre Bedeutung für die Le- gung von Flußkabeln zwischen den beiden Rheinufern. Das Post- wesen in Württemberg im Jahre 1879 und 1880. Kleine Mit- theilungen: Internationale elektrische Ausstellung im Krystallpalast von Sydenham bei London. Zu dem Prozesse wegen des Bellschen Telephon-Patents. Elektrische Beleuchtung der Einfahrt in den Hafen von New-York. Die Sthrift der Australier. Der Hafen von Colombo. Unsicherheit der Straßen in Californien. Elek- trische Se nqung auf weite Entfernungen. Meliorations- plâne für das Nilthal. Durstehung des Isthmus von Malacca. Die Ausdehnung des Telegraphennetes in Nicaragua. Literatur des Verkehrêwesens: Wörterbuch von Verdeutschungen entbehrlicher Fremdwörter, mit besonderer Berücksichtigung der vom Großen Ge- neralstabe, im Postwesen und in der Neichsgeseßgebung angenommenen Verdeutshungen. Mit einer einleitenden Abhandlung über Fremd- wörter und Sprachreinigung von Dr. Hermann Dunger. Leipzig bei B. G. Teubner. Zeitschriften-Ueberschau.

Statistische Nachrichten.

Nah Mittheilung des Statistishen Amtes der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 9. Juli bis inkl, 15, Juli cr. zur Anmeldung gekommen : 205 Cheschließungen, 831 Lebendgeborene, 26 Todtgeborene, 792 Sterbefälle. - #

Der offiziellen Fabri kstatistik des eidgenössischen Handelsdepartements entnimmt der „Bund“ bezüglich der Vertheilung der dem Fabrikgeseß unterstellten Etablissemente und deren Arbeiter nach den vers{chiedenen Industrien folgende An- E (die eingeklammerten Ziffern bedeuten die Zahl der Ar- eiter): Baumwollenindustrie 1237 Etablissemente (55 754), Seidenindustrie 182 (17394), Wollenindustrie 45 (2447), Leinenindustrie 7 (678), verschiedene verwandte Industrien (Tricoterie, Posamenterie, Lißenfabrikation, Stroh- und Roßhaar- fabrikation, elastishe Gewebe und Schläuche, Konfektion, Weißzeug- und Verbandstofffabrikation) 106 (8277), Verarbeitung von Häuten,

aaren u. st. f. (Gerberei, Schuhfabrikation, Sattlerei, Hutfabri- ation u. \. f.) 77 (3320), Industrie der Lebens- und Genußmittel (Müllerei, Milchkondensirung, Taback- und Cigarrenfabrikation, r brikation von Chokolade und Kaffcesurrogaten, Teigwaarenfabri- fation) 159 (6775), chemische Industrien 103 (2657), Pa- pierindustrie und Schriftgießereien 55 (2959), Holzbearbeitung (Sägerei, Schreinerei, Schnitlerci u. \._ f.) 109 (2851), Metall- verarbeitung (Schlosfserei, Spenglerei, Gießerei, Hochöfen u. \. f.) 99 (3920). Uhrenmacherei und Bijouteriefabriken 92 (8039), Maschinen- und Werkzeugfabrikation (mechanische Werkstätten, Fabrikation physi- falischer Apparate und musikalisher Instrumente u. f. f.) 161 (10 965), Verarbeitung von Steinen, Erden u. dergl. (Kohlengewinnung, D (oa e Kalf-, Cement-, Thonwaaren- und Glasfabrikation) 95 (3084).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Sorstzoologie von Dr, Bernard Altum, Professor der Zoologie an der Königlichen Forstakademie Eberswalde und Dirigent der zoologischen Abtheilung des forstlichen Versuhswesens in Preußen. III, Insekten. 11. Abth. Schmetterlinge, Haut-, Zwei-, Gerad-, Netz- und Halbflügler. Zweite verbesserte und ver- mehrte Auflage. Mit 55 Originalfiguren in Holzschnitt. Berlin 1882. Verlag von Julius Springer. Das für den Forstmaun bestimmte Werk berücksichtigt neben den naturgeschichtlichen die forst- wirthschaftlihen Gesichtspunkte in eingehender Darstellung. Der größere Theil des vorliegenden Bandes (214 von 370 Seiten) ist der Drdnung der Schmetterlinge, lepidoptera, gewidmet, deren Larven unter dem Namen Raupen bekannt sind. Ueber die wirthschaft- lihe, bezw. forstwirthschaftlihe Bedeutung dieser für unsere Wälder so wichtigen und nicht selten verhängnißvollen Thiere äußert sich der Verfasser wie folgt: Die Leistung der Raupen „besteht zunächst darin, daß sie bei massenhaftem Auftreten den zu eintönigen, nicht bunt gemischten Pflanzenwuchs niederhalten, sogar niederdrücken und somit für den folgenden Bestandwecsel den ersten, und zwar sehr kräftigen Hebel anseßzen. Berüksichtigen wir hier die forstlichen Interessen, so muß troß der durch Kahlfraß entstandenen Schädignng eingeräumt werden, daß in manchen Fällen von einem erheb- lihen Schaden kaum die Rede sein kann. So wird z. B. bei einem sehr intensiven Fraß von Bomb. pudibunda durch den massenweise angehäuften Koth der Raupen, sowie durch die \{ließlihe ebenso massenhafte und zwar plöglihe Tödtung derselben und ihrer Pv durÞd Pilze eine solle Menge leiht löslicher

üngungsstoffe tem VBodea zugeführt, daß der vorhergegan- gene durch den Fraß dem Bestande zugefügte Schaden wohl kompensirt werden möchte, zumal da der Fraß von pudibunda so spät im Jahre wüthet, daß die Funktionsstörung der Blätter nicht als erheblih bezeihnet werden kann. Es ist überhaupt die Humus bereitende Thätigkeit der Raupen keineswegs so gering anzus{lagen. Nichts desto weniger wird freilichd ein auch nur wenige Jahre nach einander fortgesetzter starker, ja viellciht {Gon im zweiten oder drit- ten Jahre zu Kahlfraß sib steigernder Angriff der Raupen auf Nadelhölzer für diese verbängnißvoll und dur die Kotb- und event. Raupendüngung nur das Wuchern von Gras und Unkräutern, welche sih \cließlich noch der nachfolgenden Kultur dur Verdämmen feindlich erweisen, begünstigt. Jn olen Fällen werden durch die Raupenmenge die Bestände erdrückt und vernichtet.“ Die der Ordnung der Schmetterlinge beizulegende hervorragende forst- wirthshaftlihe Bedeutung ist in der vorliegenden Darstellung ein- gehend gewürdigt worden ; insbesondere hat der Verfasser auch die zur Bekämpfung der Raupen von dem Forstwirth in Anwendung zu bringenden Maßnahmen einer gründlihen Erörterung unterzogen. Von den übrigen dargestellten Ordnungen sind noch hervorzuheben: die Hautflügler, hymenoptera, deren Species zum Theil durch Vernichtung einer Menge von Raupen, Puppen, Eiern eine hervorragende forstlibe Bedeutung erlangt haben und als schr nüßlide Forstinsekten bezeihnet werden können, während cinige urÞch Nadel-, Blätter- oder Holzfraß oder durch Abnagen der Rinde werthvoller junger Hölzer shaden; sowie die Halbflügler, hemiptera, von denen cin namhafter Theil sich als Larven wie JImagines von anderen s{ädliden Thieren, insbesondere Raupen, ernährt. Die Ordnungen der Zweiflügler, diptera, Gerad- flügler, orthoptera, und Neyflügler, neuroptera, sind für den Forst- wirth von weit geringerer Wichtigkeit als jene und daher in ent- sprechend kürzerer Darstellung erörtert worden. Auch der vorliegende Band des für die Forstwirthschaft hohbedeutenden Werkes, dessen praktishe Brauchbarkeit durch die beigegebenen Abbildungen sowie eine systematische T der Ordnungen, Familien und Gattungen und ein auétführlihes Register erhöht wird, enthält eine Fülle forst- m bswaftläder Anregungen und kann dem Studium Aller, welche sich für die Erhaltung und Pflege unserer Wälder interessiren, empfohlen werden, L Das im Verlage von Paul Neff in Stuttgart erschienene Werk: „Bilderatlas zur Weltgeschichte. Nah Kunstwerken alter und neuer Zeit. 146 Tafeln groß Folio mit über 5000 Dar- tellungen. Gezeihnet und herausgegeben von Professor Ludwig eißer, weil. Inspektor des Königlichen Kupferstith-Kabinets in Stuttgart. Mit erläuterndem Text von Dr. Heinrih Merz“ liegt jeßt in zweiter verbesserter Auflage vollständig vor. Das Werk ift

ein willflommenes Supplement zu jeder Weli- und Kunstgeschichte, zu jedem Konversations-Lerikon. Der Bilderatlas will all das Große, Schöne, Bedeutungèzvoüe ‘im Leben der Menschheit, die Götter- und Mytbenwelt der Alten, die Trachten der Vorzeit, das kriegerische Leben, das alltägliche Treiben öffentlih und daheim, die Gesichtszüge berühmter Männer und Frauen, die denkwürdigen Thaten und Ereignisse zur Darstellung bringen, und hat zu diesem Zweck aus dem vorhandenen Stoff die beste Auëwahl getroffen. Der erläuternde Text ist mit Sachkenntniß geschrieben. Der Preis für das Werk in elegantestem Halbfranzband beträgt nur 30 4 Das Werk ist auch in 25 Lieferungen à 1 H, oder kfomplet brocirt à 25 Æ, eventuell auf Ratenzahlungen zu beziehen. Elegante Einbanddecken in roth, grün und braun liefert die Verlangshandlung zum Preise von 4

Land- und Forstwirthschaft.

Pest, 20; Juli: _(W. T. B.) Der heute erschienene offizielle Sa atenstandsberihi ftonstatirt aufs Neue, daß die Weizenernte eine vorzügliche ist und daß der Roggen cine gute Mittelernte ergiebt.

Sewerve und Sandet,

Veber die Handelsverhältnisse Egyptens mit den Staaten Europas entnehmen wir der A. „Alg. Ztg." folgende Daten : Die Produktion Egyptens ist cine reine Bodenproduktion, von In- dustrie ist keine Nede. Dafür ist aber die Bodenproduktion so bedeu- tend, daß, wenn man die Bevölkerungsziffer mit in Ansch{lag bringt, Egypten mit den reichsten Ländern konkurriren kann. Die von der egyptischen Regierung herausgegebene Statistik weist für das Jahr 1874 eine Ausfuhr nah im Werthe von 300 Millionen Mark; die- selbe hat indeß in den folgenden Jahren diese Bedeutung nicht wieder erreicht, wie sich dies aus den folgenden Ziffern ergiebt. Die Aus- fuhr Egyptens hatte einen Werth:

im Jahre 1877 von 255 120 000 M

7 1878 161980000 ,„

ú 1879 215680000 ,

1880 „, 266160000 , Der Ausfuhrwerth ift also von 1878 zu 1879 um 70% gestiegen, von 1879 zu 1880 dagegen um 3,59% zurücgegangen. Der Haupt- erportartikel Egyptens ist Baumwolle; ihr Exportwerth bezifferte sich im Jahre 1880 auf mehr als 153 Millionen Mark, während er 1879 fast 161 Millionen Mark betragen hatte; dana folgen in abnehmen- der Reihenfolge Cerealien aller Art, Zucker, Gummi und fo fort. Die Einfuhr Egyptens ist in den letzten Jahren stetig gestiegen; ihr

Werth bezifferte sich 1877 auf 89979 000 M 1878 96900000. 1879 102608000. 1880: 1842740007: Das ergiebt cine Steigerung 1877/78 von 7,7 °/%, 1878/79 von 6 9% und 1879/80 von 30,8 9/6, ein Beweis der gestiegenen Wohlfahrt des Landes. Die Haupteinfuhrartikel bilden baumwollene und leinene Fabrikate, fertige Kleider, Kohlen, demnächst wollene und seidene Fabrikate U. #. f.; insbesondere ist die Einfuhr fertiger Kleider im Jahre 1880 gegen das Vorjahr um das Vierfache gestiegen. Was nun die einzelnen mit Egypten handeltreibenden Staaten Europas anlangt, so stehen hier zunächst England, dann Frankreich, Oester- reib und Italien allen anderen voran. England partizipirte allein an der Ausfuhr Egyptens im Jahre 1880 mit 69,9 9%; den Hauptausfuhrartikel bildete hierbei Baumwolle. Nab England folgt Frankrei, welches mit 8,6 %, Italien, welches mit 4,2 °%/%, und Oesterreich, welches mit 3 9% daran bethei- ligt ist. Deutschland wird in der Waarenstatistik Egyptens nament- lih gar nicht aufgeführt. Es unterliegt jedoch gar keinem Zweifel, daß auch aus Deutshland Waaren nach Egypten importirt werden, aber nicht als deutsche Waaren; diese gehen vielmehr über Triest oder England, und find in dem Import Oesterreichs oder Maus cin- begriffen. Die Siatistik des deutshen Waarenverkehrs giebt hierüber einigen Aufschluß. Die Ausfuhr Egyptens nach Deutschland belief sih hiernach im Jahre 1880 auf 3960 300 kg im Werthe von 4 615 000 6 Die gangbarsten Ausfuhrartikel Egyptens nah Deutsh- land bildeten : Baumwolle 3117 300 kg Weizen 395 100 Schafwolle 215 300 Neis 106 000 ,„ Gummiarabicum 25400 Auch bei der Einfuhr Egytens sind die obengenannten vier Staaten in hervorragender Weise betheiligt, und zwar England zunächst mit 53%. Die Haupteinfuhrartikel desselben bilden baumwollene und leinene Waaren und dann Kohlen. Deutschlands Antbeil an der Ein- fuhr nach Egypten läßt \sih auf 3 °/6 veranschlagen gegen Frankrei mit 179%. Oesterreich mit 14°%/% und Italien mit 5/9 der Gesammt- einfuhr, Die Haupteinfuhrartikel Deutschlands bildeten 1880: Eisendralt 123 200 kg Wollene Tuüuch- und Zeugwaaren 92 000 Thonwaaren außer Porzellan 82 500 Porzellan 19 900 Glaswaaren 16 100 Baumwollene Strumpfwaaren 13 100 Es ist zweifellos, daß in allen Einfuhrartikeln Deutshland mit Eng- land, Frankreih und Oesterreich erfolgreih konkurriren könnte, wenn der Unternehmungsgeist des deutschen Kaufmanns ein größerer wäre. Vor allen Dingen wäre dies zu wünschen in Bezug auf Cisenwaaren und Kohlen. Der Import von Eisenfabrikaten nach Egypten ist 1880 um das Doppelte gegen das Vorjahr gestiegen ; dieselben kommen bis jeßt fast lediglich aus England, nur Frankreich hatte O 1880 etwas lebhafter an deren (infuhr betheiligt. Gleichfalls beherrscht England für Kohlen allein den egyptishen Mark. Die Preise für Steinkohlen sind in Egypten sehr ho, und würde man mit Be- stimmtheit darauf renen können, daß unsere vorzügliche westfälische Steinkohle dort sehr vortheilhaft abzuseßen wäre.

Verkehrs-Anstalten.

Triest, 20, Juli. (W. T. B.) Der Lloyddampfer eUrano“” ift heute Vormittag aus Konstantinopel hier cingetroffen.

Plymouth, 20. Juli. (W. T. B.) Der Hamburger Post- dampfer „Albingia“ ist hier eingetroffen.

Berlin, 21, Juli 1882,

_Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen.

(Aus dem 3. Bande des Jahrbuchs der Königlich preußisben Kunst- sammlungen. Berlin, Weidmannshe Buchhandlung.)

I. Königliche Museen in Berlin.

Im vergangenen Vierteljahre ist eine Damatans der öffentlichen Benugung übergeben worden, welche zu den wichtigsten und inter- essantesten Bereicherungen der Königlichen Museen zählt, die Schlie- mannshe Sammlung trojanischer Alterthümer. :

Dr. Heinri Schliemann, der glücklihe Entdecker zahlreicher Schätze anl griechis{em und kleinasiatisbem Boden, hatte seit dem Jahre 1879 den Plan gefaßt; die Ausbeute seiner berühm- ten, auf der Höhe von Hissarlik in der Troade veranstalteten Aus- rabungen , Ee er sie in den Räumen des Kensington Museums in London ausgestellt hadte, dem deutschen Volke zu wid- men. Die \{ône Schenkung gcl owie die daran geknüpften Be- dingungen fanden die Allergnädigste Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers und Königs mittels eines Allerhöhsten Erlasses, dessen Wort- laut bier folgen möge:

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