1882 / 218 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Sep 1882 18:00:01 GMT) scan diff

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o 83) Frhr. von Fircks, Mitglied des König- statistishen Bureaus: Stand und Be ung der Be- völkerung; Mortalität; Methodik graphischer Darstellungen. 4) Dr. med. Guttstadt, Medizinalstatistik. :

B. Praktishe Uebungen: 5) Professor Dr. A. Wagner: Uebungen aus dem Gebiete der Volkswirthschaftslehre, Finanz- wissenschaft und Finanzstatistik. 6) Betheiligung an den laufenden Arbeiten des Königlichen statistishen Bureaus unter Dana des stellvertrétenden Direktors und der Dezernenten

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Näheres über die Zeit der Vorlesungen und Uebungen theilt auf mündlihe Anfragen der Bibliothekar des König- lien statistishen Bureaus, Lindenstraße 28, Vormittags von 11 bis 3 Uhr, auf \christlihe Anfragen der Unterzeich- nete mit.

Berlin, den 14. September 1882. i

Der stellvertretende Direktor des Königlich preußischen statistishen Bureaus, Geheime Regierungs-Nath Blenck.

Justiz-Ministerium.

Verseßt sind: Der Landgerichtsdirektor Neuhaus in Gleiwiß an das Landgericht in Glogau, der Amtsgerichts-Rath Krauje in Eisleben als Landgerichts-Rath an das Landgericht in Cottbus, der Amtsrichter Peiß in Fredeburg als Land- rihter an das Landgericht in Arnsberg, der Amtsrichter von Bamberg in Düben an das Amtsgeriht in Burg und der Amtsrichter Schäfer in Wadern als Landrichter an das Landgericht in Elberfeld.

Dem Landgerichts-Rath Frhrn. von Strombeck in “a v E ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension ertheilt.

Jn der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: der Rechts- anwalt, Justiz-Rath Werner in Langensalza bei dem Land- geriht in Erfurt, der Rechtsanwalt, Justiz-Rath Kloer in Deutsch-Crone bei dem Landgericht in Schneidemühl und der Rechtsanwalt Guth in Heide bei dem Landgericht in Kiel.

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Ge- rihtsassessor Vivroux bci dem Amtsgericht in Dülken und der Gerichtsassessor Grebe bei dem Amtsgeriht in Schmal- Talden und bei dem Landgericht in Meiningen.

Dem Notar Guth in Heide ist die nahgesuchte Dienstent- lassung ertheilt. j

Der Rechtsanwalt Justiz-Rath Dr. Blum in Frankfurt a. M. und der Rechtsanwalt Mo ßnerx in Berlin sind gestorben.

Angekommen: Se. Excellenz der Staats-Minister und Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegen- heiten, von Goßler, aus der Schweiz;

Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Rath und Präsident des Evangelischen Ober-Kirchenraths, Dr. Hermes, aus Westpreußen ;

der Ministerial: Direktor im Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten, Wirkliche Geheime R Eng Sey Barkhausen, von der FJnsel

orfum. j

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 16. September. Se. Majestät der Kaiser sind in Begleitung des Königs Albert von der Parade des X11, Armee: Corps bei Mergendorf, südlih Riesa, gestern Nachmittag im besten Wohlsein nah Dresden zurückgekehrt. Jn der Parade, welhe Prinz Georg kommandirte, standen, wie „W. T. B.“ meldet, 10 Regimenter Jnfanterie, 2 Jäger- Bataillone, 6 Kavallerie-Regimenter, 2 Artillerie-Negimenter, 1 Train-Bataillon, das Kadetten-Corps und zum ersten Male au die Unteroffiziershule, zusammen gegen 23 000 Mann. Se. Majestät der Kaiser wurden bei Seinem Erscheinen mit den Klängen des Präsentirmarshes und drei- maligem Hurrah Seitens der Truppen empfangen. Die Truppen waren in zwei Treffen aufgestellt und defilirten zwei- mal vor dem Kaiser vorüber. Die Jnfanterie defilirte das erste Mal in Compagniefront, das zweite Mal in Regiments- kolonne, die Kavallerie das erste Mal im Schritt, das zweite Mal im Trabe vorbei. Se. Majestät der Kaiser seßte Sich zwei Mal an die Spiße Seines Grenadier-Regiments Nr. 101 und führte dasselbe vor dem König Albert vorüber, ebenso defilirte Se. Kaiserliche und Königlihe Hoheit der Kronprinz an der Spiße Seiner blauen Husaren und der Herzog von Sachsen-Altenburg an der Spihe des Freiberger Jäger-Bataillons. Der König Albert führte Sein Leib: Grenadier-Regiment Nr. 100, sowie das Garde- Reiter-Regiment und das Feld-Artillerie:Regiment Sr. Ma- jestät dem Kaiser persönlich vor. Die Prinzen Friedrich August und Johann Georg von Sachsen marschirten in ihren Regimentern. Die Haltung der Truppen war eine vorzüg- lie, das von prachtvoller Witterung begünstigte militärische Schauspiel ein überaus glänzendes. Der Vorbeimarsch der Truppen währte länger, als angenommen war. Se. Majestät der Kaiser begaben Sih nach Beendigung der Parade nicht, wie ursprünglih bestimmt war, zu Wagen, sondern zu Pferde zum Bahnhofe in Nickriß urück, von wo die Rüdckfahrt nah Dresden erfolgte. B re Majestät die Königin Carola hatte der Parade zu Wagen

gewohnt. Die aus allen Theilen Sachsens und der an- genten aen Länder in Massen zusammengeströmte Bevölkerung rate Sr. Majestät dem Kaiser ihre Huldigung dur enthu- siastishe Hochrufe dar, auch bei der Einfahrt in Dresden und bei der Fahrt von dem Bahnhofe nah dem Schlosse wurden Se. Majestät der Kaiser mit enthusiastishen Hochrufen be- grüßt.

Bei dem Paradediner, das gestern Abend 6 Uhr im Königlichen GaaR zu Dresden stattfand und welchem sämmt- lihe dort anwesende Fürstlihkeiten, die fremdherrlichen Offiziere die sähsishen Generale und sämmtliche sächsische Sta soffiziere beiwohnten, brachte König Albert einen Toast auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers aus. Se. Majestät der S tranken auf das Wohl des Königs von Sachsen und auf dasjenige der sähsishen Truppen.

ute Vormittag 9 Uhr 40 Minuten haben Sich Se. Majestät der Kaiser mit dem Könige, der Königin und der Prinzessin Mathilde von Sachsen, Sr. Kaiserlichen und König-

lichen Hoheit dem Kronprinzen, dem Großfürsten Wladimir und den anderen hier anwesenden Fürstlihkeiten vom Leipziger Bahnhof in Dresden aus über Riesa zum Manöver des XII. Armee-Corps begeben. Vom S@loß bis zum Bahnhof bildeten abermals dihtgedrängte Menschenmassen ein ununter- brochenes Spalier und begrüßten den Kaiser und die Fürst- lihkeiten mit Hochrufen. Das Wetter ist schön.

Nah einer Mittheilung in der Presse soll die Handels- kammer zu Jnsterburg auf ihre Petition um eine Fracht- ermäßigung für ostpreußishes Getreide, welhe der von den österreichishen Bahnen für ungarisches Ge- treide bewilligten entsprehe, einen ablehnenden Bescheid des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten erhalten haben. Diese Mittheilung ist unwahr. Um weiteren tendenziösen Entstellungen vorzubeugen, lassen wir den der Handelskammer ertheilten Bescheid im Wortlaut folgen. Der- selbe lautet: e Berlin, ten !. September 1882.

Der Handelskammer erwidere*-#4 auf die Eingabe vom 28. v. M,., daß eine Begünstigung der Einfuhr ausländischen Getreides Seitens der Staats-Eisenbahnverwaltung nach wie vor nicht in der Absicht liegt. Wenn neuerdings, wie ih annehme, vorübergehend, tie Frachten für ungarisches Getreide auch nah deutschen Binnenstationen herabgeseßt worden: sind, so beruht dies ausschließlich auf den von den österreichish-ungarischen Eisenbahnverwaltungen eingeführten Ermäßigungen, be- züglih welcher einen Einfluß zu üben die deutsche Verwaltung außer Stande is. Für die deutschen Strecken werden auf den Routen, über welche die Tarifbil- dung erfolgt, wie seither lediglih die normalen Fracht- antheile eingerehnet. lat gs

Da übrigens der im Bezirke der Königlichen Eisenbahn- Direktion zu Bromberg bestehende Ausnahmetarif für Getreide namentlich für den Verkehr von ostpreußischen Stationen nach Berlin und darüber hinaus sehr er- mäßigte Säße enthält beispielsweise beträgt der Ausnahme- tarifsaß für eine Wagenladung von 10 t Getreide von Jnsterburg nah Berlin 230 A, während die volle normale Fracht sich auf 318 6 stellen würde —, so möchte ih annehmen, daß es der ostpreußishen Produktion auch bei dem gegenwärtigen Stande der Frachten gelingen werde, die Konkurrenz gegen das ungarishe Getreide mit Erfolg aufzunehmen. Jch habe jedoch eine nähere Prüfung dieser Frage angeordnet und darf die Handels- fammer vertrauen, daß ih den dortigen wirthschaftlichen Jnteressen meine besondere Aufmerksamkeit zuwenden werde.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten. An die Handelskammer zu Jnsterburg.

Der Minister der öffentlihen Arbeiten hat hiernach einen ablehnenden Bescheid nicht ertheilt, vielmehr ausdrüdck- lih eine nähere Prüfung angeordnet, welche, wie wir erfahren, auf das Eingehendste und mit der möglihsten Be- schleunigung angestellt wird.

Nach einex von der Staatsanwaltschast zu Freiburg im Breisgau an die Reichs-Telegraphenbehörde gelangten Mittheilung ist die añfangs in einigen Blättern ausgesprochene Vermuthung, daß däs „deklatenswerthe Eisênbahnunglüdc zu Hugstetten durch den Umsturz einer Telegraphenjtange verursacht worden sei, durch das Ergebniß der Untersuchung vollständig widerlegt.

Ein Einkommensteuerpflichtiger, welcher über sein Einkommen der Steuerkommission gegenüber eine fahr- lässig falsche eidesstattlihe Versicherung abgiebt, die- selbe aber widerruft, ehe auf Grund "der Versicherung eine geringere Steuerpfliht von der Steuerbehörde anerkannt ist, ist, nah einem Urtheil des Reichs gerichts, 111, Strafsenats, vom 24. Mai d. 75., niht strafbar.

Der Kaiserlich deutshe Gesandte am Königlich rumä- nischen Hofe, Graf von Wesdehlen, ist am 13. d. M. von Urlaub zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Württemberg. Stuttgart, 14. September. (St. A. f. W.) Von der Königin traf auf die Glückwunschadresse des Gemeinderathes Stuttgart zum Geburtsfeste Jhrer Majestät folgendes Schreiben an den Ober-Bürgermeister ein:

Werther Herr Ober-Bürgermeister! Sie haben im Auftrage des Gemeinderathes der Residenzstadt Stuttgart aus Anlaß Meines Geburtsfestes Mir dessen Glückwünsche in einer Adresse dargebracht, welche Ich mit Vergnügen empfangen habe.

Ich sage dem Gemeinderath Meinen aufrichtigen Dank für die Mir bethätigten Gesinnungen treuer Anhänglichkeit, welche Mich sehr erfreut haben und verbinde damit Meine besten Wünsche für das Wohl der Stadt Stuttgart, das Mir so sehr am Herzen liegt.

Zugleich ergreife Ib gerne diesen Anlaß, um Sie, werther Herr Ober-Bürgermeister, Meiner wohlgemeinten Gesinnungen zu versichern.

O lga.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 16. September. (W. T. B.) Die Kaiserin ist gestern Abend nah Schloß Miramar at- gereist, der Kronprinz Rudolf und seine Gemahlin haben die Reise dahin heute früh angetreten. Mit dem heutigen Frühzug sind auch der Minister-Präsident Graf Taaffe und der Aclkerbau-Minister Graf Falkenhayn nah Triest abgereist.

__ Schweiz. Bern, 16, September. (W. T. B.) Jn einem von 180 000 s{hweizer Staatsbtürgern unterzeihneten Verlangen wird über den Bundesbeshluß, betreffend die An-

stellung eines Erziehungssekretärs, die Volksabstimmung beantragt.

Großbritannien und Jrland. London, 14. September. (Allg. Corr.) Hier, sowie in sämmtlihen größeren Städten des Vereinigten Königreiches hat die Nachriht von der Ein- nahme von Telelkebir und dem glänzenden Erfolge der britishen Waffen die lebhafteste Befriedigung und große Begeisterung emrge ten,

«In Balmoral, woselbst der Hof weilt und gestern der Herzog und die Herzogin von Albany ankamen, versam- melten jich Tausende loyaler Schotten vor dem Königlichen Schlosse und brachten enthusiastishe Hohs auf General Wol- seley und die britishen Soldaten in Egypten aus. General

onsonby dankte der begeisterten Volksmenge im Namen der önigin. Abends wurden auf den Bergen der Umgegend Freudenfeuer angezündet.

Der Prinz und die Prinzessin von Wales sind gestern

mit ihrer Familie und begleitet von dem hellenishen Königs-

paare von Deutschland über Vliessingen und Port Victoria nach London zurückgekehrt.

16. September. (W. T. B.) Verschiedene Morgen- blätter melden, das Kriegsamt treffe bereits Anstalten für die Rückehr des Gros der englishen Armee aus BEYpe ten. Die „Times“ meint, Arabi sei ein politisher Ver- breher und müsse als solcher und nicht als gemeiner Ver- breher behandelt werden. England könne jeßt großmüthig handeln, doch dürfe Arabi nicht gestattet werden, in Egypten zu bleiben oder ein Asyl in Konstantinopel zu suchen.

Pran Paris, 12, September. (A. Allg. Ztg.) Die französi shen Bahngesellschaften sind von ihrer Ueberschäßung der Konkurrenz durch die Gotthardsbahn etwas zurückgekommen und glauben ihr zunächst durch s\cchnelleren und wohlseileren Transport vorbeugen zu können. Eine vielleicht größere Wichtigkeit legen die handelspolitischen Kreise dem Aufshwung der deutschen Jndustrie ‘bei, deren Konkurrenz in Jtalien ganz vorzüglih noch dur die Linie Basel - Mailand begünstigt werden wird. Aber jener Aufschwung ging {hon der Eröffnung des Gotthardstunnels voraus. Die deutsche O seßte 1878 in Jtalien nur für 34 Mill. Frcs. Erzeugnisse ab; im darauffolgenden Jahre sür 46 Mill. und 1880 bereits für 88 Mill., davon Seidenstoffe für 35 Mill. Diese rasche Steigerung erscheint als eine „furchtbare Konkurrenz“, um so mehr, als die italienishe Ausfuhr nah Deutschland in gleichem Schritte zu- nahm. Doch schäßt man den jährlihen Waarenverkehr zwischen Deutschland und Jtalien erst auf 200 Mill. Frcs., während er zwischen Frankreih und Jtalien 800 Millionen beträgt. Die Franzosen haben also noch einen Vorsprung von 600 Millionen; sie erkennen, daß es ihrem Handel und ihrer Jndustrie zukommt, der in jeder Beziehung achtbaren Konkurrenz Deutschlands mittelst stetiger Verbesserungen und Fortschritte Rehnung zu tragen. Die Wichtigkeit der neuen inie Basel-Mailand für den westlichen Transit nah Jtalien und dem Orient wird auf folgende richtig gestellte Zahlen herabgemindert, Der jährlihe Transit zwischen England, Belgien und Holland übersteigt nicht 25 000 t, Mithin ist au für Frankrei die Wichtigkeit dieses Transits keine außerordentliche. Dbiger Verkehr zur See erreiht jedoch 1 800 000 t. Augenscheinlich kann nur ein wenig beträcht- liher Theil dieses internationalen Verkehrs den Seeweg ver- lassen, um den Schienenweg durch den Gotthard nach Mailand und Brindisi einzuschlagen. Der französisch-italienische Ver- kehr beträgt jährlih 250 000 t zu Lande und 550 000 t zur See. Die Konkurrenz der Gotthardlinie kann \fich nur auf cinen Theil des vorstehenden Landtransports beziehen. Die französishen Jngenieure berechnen, daß die Linie Basel-Mailand den englischen, belgischen, holländischen, sogar auch französischen Waaren eine Verkürzung des Weges um 200 keineswegs zu ver- s{chmähende Kilometer darbietet, daß jedoch wegen der Schwierigkeit und Kostspieligkeit des Betriebs und der Unter- haltung die Transportkosten immer höher und die Schnellig- keit der Beförderung immer geringer sein werden, als auf den französishen Linien, nament[lich auf dem Neß der Paris - Lyon - Mittelmeer - Bahn. unächst be- rathen die am meisten betheiligten französishen Bahn- gesellschaften die erforderlichen Maßregeln des Tarifs und der Beförderungszeit, um den sonstigen Vortheilen und Ueberlegenheiten der Gotthardlinie die Stange halten zu fönnen. Man spriht auch von einer Kombination zwischen der Mehrzahl der französishen Bahngesellschaften, weiter mit \{hweizerishen und italienishen Bahnen, welche die Herstellung der Simplon - Bahn ohne Staatssubventionen von \{hwei- zerisher und italienisher Seite ermöglihen soll. Ein parlamentarisher Auss{huß hat die Errichtung der Montblanc-Linie als die vortheilhafteste für die französischen Interessen empfohlen. Entgegengeseße Privatinteressen und Lokalinteressen durhkreuzen sih jedoch dermaßen, daß die Kammer noch sehr viel Zeit verbrauchen wird, wenn die Re- gierung und Männer wie de Freycinet und Duclerc, welche Fachmänner, nämlih Fngenieure, Handelspolitiker und Finan- ciers ersten Ranges sind, sich nicht zu einem Entschluß auf- raffen und einen vollsländig ausgearbeiteten Plan vorlegen. Marseille, 15. September. (W. T. B) Das Mittelmeergeschwader, bestehend aus 8 Panzerschiffen, einem Aviso und einem Kreuzer, i} unter dem Vize-Admiral Krany zu Evolutionéübungen hier eingetroffen.

Italien. Rom, 16. September. (W. T. B.) Nah dem vom Finanz-Minister entworfenen Voranschlag des Budgets" pro 1883 betragen die Einnahmen 1 539 128 670 Lire, die Ausgaben 1 531 062 988 Lire; es ergiebt sich somit ein Uebershuß von 8 065 682 Lire, troßdem das Kricgsbudget um 23 Millionen, das Marinebudget um 71/, Millionen, das Budget des Arbeits-Ministeriums um 4 Millionen höher ge- P T sind. Der Betrag der Steuereingänge ist mäßig ver- anschlagt.

Neapel, 8. September. (A. Allg. Ztg.) Der nig welcher den Divisionsmannövern in Centralitalien beiwohnt, ist in den Städten und Ortschaften mit großer Be- geisterung aufaenommen worden. Er hat der Eröffnung ver- schiedener Ausstellungen in Arezzo sowie den Gelegenheitsfest- lihkeiten in Perugia und Foligno beigewohnt. Jn lehterer Stadt sind auch die Königin und der Kron- prinz sowie in Begleitung des Königs der Herzog von Aosta eingetroffen. Die Mannöver haben bis jeßt einen interessanten und günstigen Verlauf genommen und sollen zur Sammlung wichtiger Erfahrungen bezügli der Vertheidigung des nördlichen Mittel-Jtalien geführt haben. Der Gesundheitszustand der Truppen läßt kaum etwas zu wünschen übrig, Aus Foligno wird gemeldet, daß der Papst den Bischof und cen Klerus autorisirt habe, dem Hofe wie dem Offiziercorps sich entgegenkommend zu beweisen. Gestern Nachmittags ist von Stradella aus der Minister-Präsident, gestern Abend von hier aus der Minister des Auswärtigen in Rom eingetroffen. Nach einer Unterredung zwischen beiden und einem vermuthungs- weise auf morgen angesagten partiellen Ministerrathe wird Hr. Mancini sich nach Turin begeben. Ein Plenar-Minister-

rath ist vorläufig bis auf die Mitte dieses Monats vertagt worden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 15. Sep- tember. (W. T. B.) Der biéherige Adjunkt des Ministers für den öffentlihen Unterriht, Geheimer Rath und Senator Markoff, ist an Stelle des Barons Hoyningen-Huene der auf sein Ansuchen seinen Abschied erhielt, zum Gérant der eigenen Kanzlei des Kaisers ernannt worden.

_— 16, September. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ sagt, der Einmarsch der Engländer in

Kairo sei eine Enttäushung des muselmännischen Fanatie- j

mus, der auf Uneinigkeiten unter den Mächten gerehnet habe. Diese Enttäuschung werde eine noch stärkere werden durch eine Bestätigung des gegenseitigen Vertrauens, das unter den Mächten herrsche, sobald Europa über die neue politische Ver- waltung Egyptens beschlossen haben werde.

Schweden und Norwegen. Christiania, 12. Sep- tember. (Hamb. Corr.) Die bisherigen Storthings- abgeordneten für die Aemter Lister und Hedemarken, nämliGh Staatsrevisor Hjorth, Ober - Gerichtsanwalt Sörensen und die Hofbesißer Lien und Hafer sind wieder- gewählt. Jm Amte Akershus sind die 2 ahlmännerwahlen nunmehr beendet. Gewählt wurden 38 der Linken und 24 der Rechten. Die Linke hat also doch s{ließlich mit Hülfe der sogenannten „Myrmänner“ den Sieg davon getragen, so daß also die Wiederwahl Sverdrups gesichert erscheint.

Dänemark. Kopenhagen, 13. September. (Hamb. Corr.) Heute fanden die Wahlmännerwahlen für die höchstbesteuerten Landsthings-Wählerklassen statt. Die Theilnahme an der Wahl war eine bedeutend lebhaftere als bei früheren Wahlen. Das Resultat der Wahl war, daß alle von der Rechten empfohlenen Wahlmänner einstimmig gewählt worden sind. Eine Gegenliste war nicht aufgestellt.

Das Resultat der am 6. d. M. stattgefundenen Wahl- männerwahlen in den Landgemeinden des zweiten Landsthings- kreises (den Aemtern Kopenhagen, Frederiksborg und Holbaek) ist 92—94 Wahlmänner der Linken und 51—53 der Rechten. Jn den Städten des Kreises wurde kein Wahlmann der Linken gewählt.

Amerika. San Francisco, 13. September. (Allg. Corr.) Der Marquis von Lorne und die Prinzessin Louise kamen heute Morgen um 10 Uhr hier an und wurden von dem britishen Konsul Mr. Boocker empfangen. Der Marquis und die Prinzessin begaben sich nah dem Palace Hotel, wo ihnen im Laufe des Nachmittags eine Deputation der britishen Einwohner eine Loyalitätsadresse überreichte. Unweit Sacramento stieß dem Vizeköniglichen Zuge dur den Zusammenstoß mit einer Lokomotive ein Unfall zu. Die Prinzessin Louise erlitt eine zum Glücke nur sehr geringsügige Hautabschürfung. Die Lokomotive des Zuges wurde {wer beschädigt und mußte durch eine andere erseßt werden, ehe der Zug seine Reise fortseßen konnte.

Afrika. Egypten. Alexandrien, 15. September. (W. T. B.) Zwischen dem Palais Rasseltin und Kairo ist bereits die telegraphishe Verbindung wiederhergestellt. Die gestern aus Kairo hier eingetrosfenen Delegirten überbrachten dem Khedive Schreiben von Arabi Pascha und anderen Mitgliedern der Regierung der Ausständischen, in denen die- selben ihre Unterwerfung anboien, der Khedive hat jedoch den Empfang der Delegirten abgelehnt. Sofort nah Ankunft des Khedivè in Kairo soll ein regelmäßig zusammengeseßter Ge- rihtshof gebildet werden, um die Häupter der Aufständischen, die sih durch Anwälte vertheidigen lassen dürften, öffentlich abzuurtheilen.

15. September, Abends. Gutem Vernehmen nach hat der Generalkonsul Malet dem General Wolseley tele- graphish eine Liste von 7 Personen übermittelt, welche hauptsählich für die Rebellion verantwortlich seien und deren sofortige Verhaftung nothwendig sei. Das Wasser im Mahmudiehkanal ist beträchtlih gestiegen, dasselbe ist indessen in Folge des durch den Durchbruch bei Mex eingedrungenen Meerwassers salzig. Der Durchbruch ist jeßt wieder ausgefüllt, 800 Mann sollen eine größere Deffnung in dem Damme bei Kafrdowar herstellen und hofft man da- durch morgen einen ausreihenden Vorrath an Süßwasser zu erhalten. Die Eisenbahn bei Kafrdowar wird wieder- hergestellt und dürste voraussihtlich morgen eröffnet werden.

16. September. (W. T. B.) Mahmud Barudi Pascha ist gestern Abend in Kairo verhaftet worden, als er sich mit einem Wagen nah Shubra begeben wollte. Ebenso sollen Hassan Pasha Cheri, Minister der Wakufs unter Arabi Pasha und der ehemalige Direktor des Oftroi in Alexandrien, Bartowley, verhaftet worden sein. Der Journalist Fsaac Adid, Unter- Sekretär der Notabelnkammer, is verbannt und an Bord eines Schiffes gebraht worden. Dem Khedive zugegange- nen Nachrichten zufolge hätte Abdellal, der Kommandant von Damiette, es abgelehnt, sih zu unterwerfen.

Die Entwaffnung der egyptishen Truppen in Kafrdowar wird noch im Laufe des heutigen Tages durch den General Wood vorgenommen werden, dieselbe dürfte vor morgen nit beendigt sein. General Wolseley hat das Palais Abdin in Kairo bezogen, wo der Khedive den- selben eingeladen hatte, Wohnung zu nehmen. Gleich- zeitig stellte der Khedive das Palais Kasr-en-Nuskha zur Verfügung des Herzogs von Connaught. Der englische Generalkonsul Malet wird heute dem Khedive den General Harman vorstellen, welher das Kommando von Alexandrien übernehmen: wird. Das Wasser im Mamuhdieh-Süߧß- wasserkanal is in der verflossenen Nacht beträchtlich ge- stiegen, dasselbe ist niht mehr salzhaltig.

Aus London meldet „W. T. B.“:

15. September, Nachmittags.

Eine Depesche des Generals Wolseley aus Benha von heute Le: Jch bin soeben hier angekommen. General Lowe hat gestern Kairo beseßt, Arabi Pasha und Tulba Pascha haben fich dem General bedingungslos ergeben, die gegen 10 000 Mann zählenden Truppen Arabi Paschas haben die Waffen niedergelegt. Der Polizeipräfekt von Kairo hat die Aufrechterhaltung der Ordnung übernommen. Jch begebe mich unverzüglih nach Kairo.

15, September, Abends.

General Wolseley meldet in einer Depesche seine An- kunft in Kairo, wo er mit offenen Armen von allen Schichten der Bevölkerung emprangen worden sei. Arabi und Tulba Pascha befänden sih in Gefangenschaft. Wolseley fügt hinzu :

„Der Krieg in agooten ist nunmehr beendet, Sendet keine

Mannschasten mehr von England. Jh werde die Operations- basis von Jsmailia nah Alexandrien verlegen. Die Gesund- eit und Haltung der Truppen find ausgezeichnet, alle haben hre Pflicht gethan.“

Ueber die Einnahme von Telelkebir hat Ge- neral Wolseley an den Kriegs-Minister, nah der „Allg. Corr.“, folgende, zum Theil allerdings {hon auf telegraphi- {hem Wege bekannt gewordene Depercyo eritet :

„Ismailia, 13. September. ir brachen das Lager bei der Kassassin-Schlçuse eren Abend ab und bivouakirten später auf dem Gebirgêkamm oberda des Lagers bis 1 Uhr 30 Minuten Morgens.

Rükte alsdann bis zu der sehr ausgedehnten und sehr stark befestigten Stellung, welche Arabi mit 20000 Mann regulärer Truppen, von denen 2500 Mann aus Kavallerie bestanden, 70 Kanonen und 6000 Beduinen und anderen irregulären Truppen beseßt hielt, vor. Meine Streitmacht bestand aus ungefähr 11 000 Bajonetten, 2000 Säbeln und 60 Geschüßen. Eine so starke Stellung mit den Truppen, welche ich in Schlachtlinie aufstellen konnte, bei Tage an- zugreifen, würde mit zu großen Verlusten verknüpft gewesen sein. Ich beschloß daher einen Angriff vor Tagesanbruch, die 6 Meilen, welche zwischen meinem Lager und der feindlihen Stellung, im Finstern zu- rüclegend. Die Kavallerie und zwei Batterien reitender Artillerie zu meiner Rechten hatten Befehl, die feindlibe Schlachtlinie bei Tages- liht zu umgehen. Zur Linken befand sih an Kavallerie die erste Division und die zweite Brigade unter General Graham, unterstüßt - von der Garde unter dem Kommando des L von Connaught. An deren Linken 7 Batterien

rtillerie mit 42 Geschüßen in Angriffslinie und die unterstüßzende Brigade. Denn die zweite Division, die Hochländer-Brigade an der Spiße, und das indische Kontingent südlich vom Kanal, mit der Marine-Brigade auf der Eisenbahn in Zwischenräumen. Die Re- gimenter wetteiferten mit einander, die ersten in des Feindes Festungê- werken zu sein. Alle [gingen gerade darauf los, das Königlich irische Regiment zeichnete sich besonders dur seinen Ungestüm und die Art und Weise seines Angriffes im Zusammenstoß mit dem Feinde aus. Alle Befestigungen und das Lager befinden sich jeßt in unserem Besiße. Mir is noch nit bekannt, wie viele Ka- nonen erbeutet wurden, aber die Zahl derselben ist eine be- deutende. Verschiedene Eisenbahnzüge erbeutet mit ungeheuren Quantitäten von Proviant und sonstigen Vorräthen. Der Feind floh in Tausenden, die Waffen von sih werfend, wenn er von unserer Kavallerie überholt wurde. Seine Verluste müssen sehr bedeutend gewesen sein. General Willis ist leiht, Dberst Richardson (von des Herzogs von Cornwall Regiment) dagegen {wer verwundet. Von der Hochländer leichten Infanterie sind die Majore Colville, Under- wood und Sommerville todt; Lieutenant Edwards verwundet. Oberst Stirling, Dr. Cänning, Armatur-Sergeant Snelling von der Coldstream- Garde verwundet; Oberst Balfour am Beine verwundet und Fahnenträger Sergeant Holmes von den Grenadieren getödtet. Lieutenant Mr. Railly von der „Schwarzen Wache“ todt. Die Haupleute Coventry, Cumberland und Fox verwundet. Auch Hauptmann Hutton, Adjutant Sir A. Alisons, verwundet. Weitere Einzelheiten später. Die Haltung der Truppen war so vortrefflich, wie sie nur gewünscht werden konnte. Die Kavallerie befindet sih jeßt auf dem Marsche nah Balbais. Das indische Kontingent ist auf dem Wege nach Zagazig, dem die \chottishe Brigade heute Abend folgen wird. Arabi entkam zu Pferde in der Richtung nach Kassassin. Reshed Pascha wurde am Fuße und Ali Pascha Fehmir am Arm während des letzten Angriffs am Sonnabend verwundet. Der Kanal ift. an einigen Stellen durch- stohen. Die Eisenbahn ist intakt.“

Zeitungsftinmmen.

Das „Dresdener Journal“ begrüßt Se. Majestät den Kaiser bei seinem Einzuge in Dresden mit folgenden Worten : s /

„Wie Deutschland die mächtigste Stühe des Friedens der euro- päischen Kulturstaaten unter sich ist, so ift es auch der Hauptträger einer wahrhaft erhaltenden Politik: einer Politik des Friedens nach innen. Während es in anderen Staaten an mehr oder minder keck hervortretenden, auf die Unterwühlung des Bestehenden gerichteten Versuchen nit mangelt, erscheint das Deutsche Reich immer noch als ein Sammelpunkt fkonservativer Bestrebungen. Die Ruhe und der Friede, deren wir uns nach dieser Richtung erfreuen, beruht wesentli darauf, daß die Reichs- und Landes- behörden nit nur stark genug sind, verbrecherishen Regungen jeder Art mit Kraft entgegenzutreten, sondern daß sie auch die Urfachen sozialer Schäden zu heben suchen. Die Regierung Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm befolgt, unterstüßt von den Regierungen sämmtlicher‘ Bundesstaaten, keine Politik des „laissez faire, laissez aller“, fondern sie sucht den Einfluß der staatlichen Gewalt zum Schuße d:8 Scbwächeren geltend zu machen; sie strebt nah einer gesunden, die Ausbeutung der Massen durch Miß- brauch der Macht des Kapitals verhütenden Wirthschaftsreform ; sie ist bemüht, die Grundsäße der erhabenen Religion, zu der wir uns bekennen, namentlich in Bezug auf die Hülfe, die man dem Nächsten leistet, anf das Mitgefühl, das wir dem Schicksale der Greise und Gebrechlihen entgegenbringen, bei unseren heutigen Staatseinrichtungen zu verwirklihen. Während anderwärts anarcbische Regungen der verschiedensten Art auftauchen, wurde bei uns ein Reich aufgerichtet, welches, den modernen Ansprüchen an ein verfassungs- mäßiges Regiment entsprechend, zuglei ruht auf den alten chrwürdigen Grundsätzen der Monarchie und des Christenthums. In diesem Sinne ist das neue Deutsche Reich zu den Ucberlieferungen des alten Deutschen Reichs zurückgekehrt. Die Regierung des Kaisers Wilhelm trägt daher, in Verbindung mit den persönlichen Eigenschaften des ehrwürdigen Monarchen, in hohem Grade einen Charakter, wie er dem Bilde ent- spricht, das sich die Phantasie des Volkes von den Deutschen Kaisern der Vergangenheit geschaffen. Stark in äußerer Macht, an der Spitze gewaltiger Séehaaren Bewaffneter einherziehend, tapfer und gottesfürchtig, Gerectigkeit übend, Recht und Frieden des Vater- landes shaffend, so leben die zahlreiben edlen Gestalten der deutschen Kaiser in dem Munde des Volkes. In diesem Sinne sind mit dem erhabenen Kaiser alte ehrwürdige Erinnerungen wieder aufgelebt ; in diesem Sinne is} seine Gestalt cine wahrhaft volksthümliche und jubelnd grüßt Ihn allerwärts der Ruf:

„Kaiser Wilhelm lebe Hoh!“

Das Telegramm, welches der konservative Provinzial- verein für Schleswig-Holstein nah seiner Konstituirung von Neumünster aus an den Reichskanzler richtete, hat Leßterer nah Mittheilung des „Kieler Tageblatt“ dur folgendes Schreiben beantwortet :

„Varzin, den 12, September 1882.

Das dur Ew. Wohlgeboren mir übermittelte Telegramm des konservativen Provinzialvereins für Schleswig-Holstein habe ih mit verbindlichstem Danke erhalten. E

Jch freue mich, daß in dieser Mittheilung gerade die Treue zu Sr. Majestät dem Kaiser und Könige und zur Kaiserlichen Botschaft in den Vordergrund gestellt wird; denn für die Zukunft des Reiches und der deutschen Staaten ist die Wahrung und Handhabung der monarchishen Regierungsrehte nah Maßgabe der preußischen und deutschen Verfassung wichtiger als die Definitionen der Parteiunterschiede, dur welwe die in verschiedenen Fraktionen vertheilten Anhänger der Monarchie ihre Trennung dokumentiren und vershärfen. von Bismarck.“

Wie die „Berliner Politishen Nachrichten“ melden, ist dem Staats-Minister von Boetticher auf seiner Reise in den westlihen Provinzen in Essen der nämliche sympathische Empfang bereitel worden, dessen er sich in den vorher besuhten Jndustriepläßen zu erfreuen gehabt hat. Die „B. P. N.“ heben aus den Reden, die bei dem zu Ehren des Ministers veranstalteten Festessen gehalten wurden, die Ansprache des Präsidenten der Essener Handelskammer, Hrn. R N Waldthausen, an Hrn. von Boetticher und die Erwiderung des Leßtecen heroor.

r. Waldthausen äußerte sich in der Hauptsache dahin :

nk der ferung in den allgemeinen [tnissen, sowie dur die Wirkungen der neuen Wirthschaftêära, die sich überall fühlbar machen, ift die industrielle Th ent augenblicklih lebhaft und sind dementsprechend unsere Werke reihlih be aft. Die ge- wonnene Ausdehnung derselben ist indessen so groß, daß die Masse

der geförderten Produkte und Fabrikate die inländischen Märkte über- füllen und in Folge dessen bleiben die Preise gedrückt und dadur die gewonnenen Resultate nur geringfügige. Unsere Industriellen suchen deshalb dice auëwärtigen Märkte auf, ‘begegnen aber dort einer mächtigen Konkurrenz. Diese Konkurrenz arbeitet in unseren Nachbarstaaten mit einem ausgebildeten Eisenbahn- und Kanalneße, sowie mit einem gut geleiteten Schiffahrtsverkehr. Die dadurch herbei- geführten billigen Transportkosten ershweren unserer Industrie, die weit vom Meere gelegen ist, die Konkurrenz außerordentlih. Soll unsere Industrie den Kampsruf der ausländishen Märkte siegreih bestehen, so müssen die Nachtheile durch die Verbesserung unserer Wasserstraßen und die Einführung billiger Transporttarife thunlichst ausgeglichen werden. E i L

Die Arbeiterfrage beschäftigt hier unaufhörlich die Aufmerksam- keit unserer Industriellen, wofür am besten die vorhandenen aus- gedehnten Wohlfahrtseinrihtungen \prehen. Die Lohnverhältnisse haben si in jüngster Zeit gebessert und werden die Arbeitgeber, wenn die Verhältnisse es nur irgend gestatten, weitere Lohnerhöhungen eintreten lassen. In Bezug auf den Geseßentwurf, betreffend die Kranken- und Unfallversicherung der Arbeiter, haben wir \. Z. unseren Standpunkt klar bezeichnet. Wir bitten Ew. Exzellenz, dem Herrn Reichskanzler mittheilen zu wollen, daß wir auch in dieser Nichtung hin dessen Bestrebungen unterstüßen werden, indem wir vertrauen, daß nit die Neigung, eine Versorgung zu er- langen, in unseren Arbeiterkreisen genährt wird und zum Nachtheile für die Gesammtheit Fleiß und Sparsamkeit verdrängen.

Auf diese Nede antwortete der. Staats-Minister von Boetticher, den „B. P. N.“ zufolge: A

Gestatten Sie mir, meine Herren, ein Wort des herzlichsten Dankes sowohl daß Sie mir Gelegenheit gegeben haben, hier in Ihrem Kreise zu sein, in welhem ih fo freundlich und herzlich aufgenommen worden bin, als auch für den freundlihen Gruß des Herrn Vorredners. Ich bin dem Herrn Vorredner besonders dankbar, daß ex die Gelegenheit benußt hat, einzelne Schmerzen zur Sprache zu bringen, und die hiesige Auffassung gewisser shwebender Fragen mir auszusprehen. Ich bin hiecher gekommen, zu erfahren, wie die Verhältnisse liegen und wo der Schuh drückt. Jch freue mi zu- nächst, aus dem Munde des Herrn Vorredners die Bestätigung gehört zu haben, daß die Wirihschaftêpolitik des Fürsten Reichskanzler auch hier Anerkennung findet und für die richtige gehalten wird und weiß, daß Sr. Durchlauct diese Bestätigung große Freude verursachen wird, namentli da sie aus einem Kreise kommt, wo die Pulsadern des wirthschaftlichen Lebens höher schlagen als irgendwo sonst. Was die Wünsce des Herrn Vorredners auf dem Gebiete der Verkehrsbewegung betrifft, so bin ih nicht in der Lage, zu versichern, ob alles Das, was als wünschen8werth bezeichnet worden ist, sich zur Zeit oder überbaupt verwirklichen läßt, da Tarife und Wasserwege zu meinem Ressort niht gehören. Doch sind hierüber gute Anregungen geäußert, und werde ih nicht unter- lassen, an geeigneter Stelle die Wünsche anzubringen und ein Für- wort für se einzulegen. (Lebhaftes Bravo.) Zum Theil liegt die Frage der Wasserstraße des Rheines auf preußischem Gebiete, zum Theil kommen internationale Beziehungen in Betracht, über wel{e ih mi hier nit weiter verbreiten will und kann.

In Betreff der Arbeiterfrage erfahre ih heute zum zweiten Mal das Bedenken, daß die auf diesem Gebiete vorgeschlagene Geset- gebung zur Folge haben könnte, daß die Ansprüche erhöht werden fönnten, daß die moralisbe Wirkung dieser Gesetzgebung in schädlicher Weise fi äußern könnte. Ich habe bereits in Düsseldorf gesagt, daß die Absicht der Regierung nicht dahin gehen kann, einen solchen Zustand herbeizuführen. Æ2 liegt uns, der Regierung, fern, durch unsere Vor- lagen Wohlthaten zu erzeugen, die au2genußt werden könnten, das Faullenzerthum zu fördern, die Hand müßig zu machen, die zur Thätigkeit bestimmt ist; diese Absicht bitte ih nicht vorauszuseßen. Das Bedürfniß unterliegt der Kritik; was Sie befürchten, liegt nit in der Absicht. Wir bitten aber um Jhr eingehendes Ur- theil. Einen Gesithtspunkt bitte ih namentlich nicht außer Acht zu lassen. Sie haben ausgezeichnete Wohlfahrtseinrihtungen, muster- gültige, und man muß sihch aufrihtig freuen, wenn man sicht, daß Sie fie haben und bestrebt sind, fie weiter zu entwickeln. Aber lafsen Sie für Ihr Urtheil niht maßgebend sein, daß Sie fie haben. Anderwärts in Deutschland is dies nicht so. Der Keim, der mit hoher Intelligenz und starker Hand hier gepflegt ist, ist auch ander- wärts zu entfalten und zu pflegen, wo nicht derartige Mustereinrich- tungen beftehén. z e

Wenn Sie in dieser Frage Wünsche haben, wenden Sie sich an mi, auch wenn ich nicht hier bin. Sie werden immer ein williges Ohr finden. ) i O

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt :

Die Möglichkeit, daß der Produzent ihm auferlegte indirekte Steuern äuf den Konsumenten abwälze, bietet bekanntlih den Manchestermännern einen der Hauptangriffspunkte gegen das System der indirekten Besteuerung. Was ist von jener Seite nicht {on Alles hervorgesubt worden, um dem armen Konsumenten klar zu machen, wie diese Möglichkeit ihn s{ädige? Mit einem Male gefällt es jeßt den Herren, das Spiel auch umgekehrt zu versuhen. Die „Königs- berger Hartungsche Zeitung" bespriht die Lage des Braugewerbes und sieht eine {were Schädigung desselben voraus, falls das Projekt einer Schanksteuer durchgeführt werden sollte. Weshalb sie dieselbe Sorge nicht der Brennerei-Industrie entgegenbringt, ist nicht ret abzu- sehen, köstlich wirkt aber der manchesterlibe Humor, in dem sie schreibt :

„Wird nun auch noch die Schanksteuer eingeführt, welche die Wirthe auf die Brauer abzuwälzen suchen werden und suchen müssen, so briht eine unheilvolle Krisis über ein Gewerbe herein 2c.“

Da haben wir mit cinem Male die Abwälzung der indirekten Steuern vom Konsumenten ouf den Produzenten! Man sieht rück- und vorwärts, das ift den Herren ganz einerlei, die Theorie ift so ge- \{meidig, sib jedem eben auftauchenden Agitationsbedürfniß anzu- \chmiegen. Wir Knd neugierig, ob nicht einer der Herren nächstens auf die Idee kommen sollte, dem Schuster und Schneider die Schäd- likeit der Klassensteuer nachzuweisen, die auf seine Kunden gelegt ift, weil Leutere dieselbe auf ihn abwälzen könnten. Die Logik wäre genau dieselbe, wie die der „Hartung'shen Zeitung“.

Derselben Zeitung wird aus Stettin, 14. Sepiember, gemeldet : s : Ó E

Wie die oDstsee-Zertung, berichtet, gingen vor einigen Tagen von bier zum ersten Male drei Sciffsladungen s(lesischer Koblen an die städtische Gasanstalt in Kopenhagen, welchen zwei weitere Ladun- gen in Kürze folgen follen. Wenn die damit beabsichtigten Versuche befriedigend aussällen, so steht diesem Export cine größere Ausdeh- nung bevor. :

Jn der „Deutschen Reichs-Po st“ lesen wir:

In seinem Buche: Deutschlands außereuropäisher Handel 1882 kommt Professor Max Diezmann, nachdem er vielfahe Mängel der statistishen Angaben nachgewiesen hat, zu einem recht erfreulichen Resultate, daß nämlich nit nur die Textilindustrie, sondern auch viele Zweige der Metall- und der chemischen Industrie recht cexportfäßig geworden sind. Als eine gewiß über- rashende Thats2che führen wir an, daß die Ausfuhr detsSer Seiden- waaren im Jahre 1880 die Ausfuhr sämmtl Las hen Seiden- waaren um 20 Millionen get (260 gegen 240 Millionen) übertroffen hat, und zwar ist diese Mittheilung dem Bulletin des s0ies et des aoieries entlehnt.

L JZustiz-Ministerial-Blatt. Nr. 33, s In ine

om 9°. ember betreffen e Erstattung fel bea Konsulaten des MeutsHen Reiches dur die Erledigung von Ersuchen preudiwer l S 243 E V TeNT URE fenatniß tes Reichägerihts vom 19, Juni 1882,