1904 / 5 p. 22 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 Jan 1904 18:00:01 GMT) scan diff

meines Werkes sprechen. Hier stellten sich Durchschnitts- Verkaufspreis, Selbstkosten und Gewinn:

A E ie e G By i ige 1m im Jahre | 1896 | 1897 | 1898 1899 1900 1901 | 1902 | ui M E M M | A M M M4 Durchschnitts- | B erl 68 55,966/58,681/60,285/61,914/72,430/83,972 66,785/65,619 Sélbstkosten |50/407|53,812/55,464/55,847/64,009/68,237/52,548/57,189 | |

Gewinn für ‘die Tonne Der Gewinn beträgtin9/6 | |

des Erlöses | 8,8 | 8,3 | 8,— | 9,8

| | | | |

[118,7 (21,3 112,8

1 j j

4,859| 4,869| 4,821/ 6,067| 8,421 15,735 14,237 8,430

muß ich bemerken, daß Amortisation und. Ver- zinsung nicht in diese Selbstkosten hineingerehnet worden find.

Gleichzeitig möchte ih noch eine Differenz aufklären, die besteht zwischen dem Erlös der Buderusschen Eisenwerke und dem Gesamtdurchschnitts-Verkaufspreis des Syndikats für das Jahr 1902. Dieser Unterschied rührt daher, daß wir im Jahre 1902 viele ältere Verträge mit hohen Preisen, herstammend aus den Jahren 1900 und 1901, abzuwiceln hatten. Aus den mitgeteilten Zahlen ersehen Sie, daß ‘die Gewinne für die Hochofenwerke sih in den legten Jahren nicht fo hoh gestellt haben, wie im allgemeinen angenommen wird, und daß, wenn man den Durchschnittsgewinn der Jahre rechnet, es si um bescheidene Erträge handelt. Es sind nur zwei Jahre, welche eine Ausnahme machen. Tie Eisengießereien waren aber schon vorher in der Lage, die Vorteile der besseren Konjunktur auszunüßgen. Während fast sämtliche Gießereien bereits zu Anfang des Jahres 1899 ihren Roheisenbedarf für das ganze Jahr 1899 zu den Preisen des Vorjahres und im Mai 1899 den Bedarf für das Jahr 1900 mit mäßiger Preiserhöhung eingedeckt hatten, haben sie in der zweiten Hälfte 1899 und in der ersten Hälfte 1900 wiederholt Preis- erhöhungen für Gußwaren vorgenommen. So sind beispiels- weise folgende Preisheraufsezungen bekannt gegeben worden:

Dabei

Hessen-Nassauische Gruvpe: 31. Okt. 1899 = K 20 %% kg 6. Febr. 1900 = #Æ6 20 ,„

Mitteldeutsh-Sächsische

Gruppe:

1. Dez. 1899 = # 20 98. Febr. 1900 = Æ 15-20 , , Mai 1900 = 15 E

0. - cy oo Kg

Linksrheinische Ostdeutsw-Sächsische

Gruppe: Grupve: 5. Aug. 1899 S 920 0 00 kg 96. Oft. 1899 = 10 E, kg (M Dez. I —= O 1. März 1900 = 6 10 ‘,

6. Febr. 1900 = 20 , , 20. März 1900 = #10 , L:

Nun ist shon erwähnt worden, daß das Syndikat mit dem Auslandsgeschäft nichts zu tun hat, aber ih möchte hier noch ausdrüdcklich feststellen, daß die Mitglieder des Syndikats in den Zeiten der Eisennot, wenn ih mich so ausdrüden soll, das gesamte Eisen dem Julande zur Verfügung gestellt haben, obwohl es sehr wohl möglich war, zu den Jnlandspreisen auch im Ausland Geschäfte zu tätigen. Hierbei ist noch zu beachten, daß es sich um die Aufgabe alter angenehmer Beziehungen handelte. Das Syndikat hat aber, wie gesagt, mit dem Aus- landsgeshäft nichts zu tun, und deshalb fönnen die Mit- teilungen, die in dieser Beziehung gemacht sind, das Syndikat nicht treffen.

Nun if von einem der Herren Redner ausgeführt worden, das Syndikat habe große Spekulationsgeschäfte ge- macht, er hat wiederholt von Spekfulationsverkäufen gesprochen. Auch in dieser Beziehung hat der Herr kein Recht zu dieser 9Innabme, denn tatsählich find vom Roheisenfyndikat Spe- fulationéverfäufe nit getätigt. Auch die Händler haben im großen ganzen nur die Viengen zur Verfügung bekommen, die fie au früher erhalten haben. Daß der Wunsch der Händler dahin ging, mehr als bisher zu faufen, fann man feinem Händler übelnehmen. Aber das eine möchte ich hervorheben, daß derartige Verkäufe vom Roheisensyndikate nicht gemacht find, daß das Roheisensyndikat es sich vielmehr hat angelegen sein lasen, den Verbrauchern, mit denen es in direkten Be- ziehungen stand, auch in den Zeiten der Hochkonjunktur die Mengen zur Verfügung zu stellen, die sie bisher bezogen hatten.

Dann hat Herr Kommerzienrat Kopp gemeint, daß der Kofemangel nit an der Eisennot {huld wäre. Es standen aber zu jener Zeit eine Neihe von Hochösen falt, die man iehr gern in Betrieb genommen hätte, wenn die Brenn- materialien beshaffbar gewesen wären. Aus den Verhand- lungen über das Kokssyndikat geht aber hervor, daß dieses gar nit in der Lage war, die Vengen Koks den Hochöfen

l anaefordert wurden. Es war tatsählich eine arößere Nachfrage da, weil ein größerer Verbrauh da war.

j

S iefern, die

Dieïe Tatsache steht fest.

Nun ist auch von dem Herrn Vorredner auf die hohen Preise hingewiesen worden, die gefordert wurden. Jch habe bas zum Teil schon widerlegt und verweise ausdrüdlich auf die schon genannten Zahlen, möchte aber hier noh ergänzend vemerfen, daß auch die Hochosenwerke unter langfristigen RNoh- siofsabschlüssen standen, die zu schr hohen Preisen getätigt waren und die bis zum legten Lot zu den Vertragspreisen abgewidelt worden find. Es sund viele Hochofenwerke dadurch in eine seyr unangenehme Lage gekommen, daß sie, nachdem

die Situation auf dem Eisenmarkt eine ganz andere geworben 1001, Kofémengen, die he, nur um ihre Ah-

neimer befriedigen zu fonuen, zu Preisen von 300 und 260 M für 10000 kg getauft hatten, abnehmen mußten. Dann ist noch darauf hinzuweisen, baß die Hochosenwerke gar nit in der Lage waren, ohne erhebliche Verluste einseitig

cine Preisherabsepung vorzunehmen, weil sowohl das Koks- wie dos Ciseusteinsondikat jede Preisermäßigung abgelehnt aben. Vertrüge find dazu ba, wu guten Aen,

Nach meiner Aufsassung ganz zutreffend, denn die daß sie von allen Beteiligten nicht nur sondern überhaupt gehalten werben, Diese im deutshen Geschästslehen

daß es die Lieferzeiten einmal außerordentlih ausgedehnt hat

M

immer mehr an Boden gewinnen. Das NRoheisensyndikat ist nun aber troßdem den Konsumenten entgegengekommen dadurch,

i erinnere daran, daß in diesem Jahre teilweise noch Mengen zur Ablieferung gekommen sind, die im Jahre 1900 abgeschlossen waren und daß es ferner Fusionspreise aus freien Stücken bewilligte, die mindestens 10 bis 11 M unter den Selbstkosten der Hütten lagen. Also über Mangel an Entgegenkommen kann sich die Kundschaft hier nicht be- {weren. Wir werden eben alle unsere Lehren aus diesen Vorkommnissen zu ziehen haben und wir werden in Zukunft vieles besser machen. Daß man natürlich, nachdem eine solche Sache hinter einem liegt, viel weiser darüber urteilt als vorher, ist« selbstverständlich.

Kommerzienrat Kopp - Frankenthal: Jh muß vorhin mißverstanden worden sein. Jch habe mit keiner Silbe davon gesprochen, daß das Syndikat spekuliert hätte. Jch habe nur hervorgehoben, daß Spekulationskäufe vorgekommen seien, aber nicht, daß das Syndikat diese gemacht hätte. Kommerzienrat Weyland - Siegen: Nach den Aus- führungen des Herrn Generaldirektors Kaiser kann ih auf das Wort verzichten. Es ist gesagt worden, daß die Hauptaufgabe des Syndikats darin bestehe, sich über die Marktlage Klarheit zu“ verschaffen. Dem stimme ich vollständig bei.

Baurat Dr. Rieppel-Nürnberg: Als Vertreter der Maschinenfabriken erkenne ih dankbar das Entgegenkommen seitens des Roheisensyndikats an. Wenn ih nun auf die äußerst wichtige Frage eingehe, welchen Einfluß das für den Maschinen- und Eisenbau benötigte Material auf unsere Exportfähigkeit hat, so habe ich es mix angelegen sein lassen, diese Frage in verschiedenen Ländern an Ort und Stelle zu studieren. Jch kann zunächst sagen, daß meines Erachtens die deutsche Technik hinter keiner Technik irgend eines Landes zurücfsteht. Was die Betriebs- und Geschäftskosten der deutschen Maschinenfabriken anlangt, so sind fie nicht höher als in anderen Ländern. Bezüglich der Frage der Arbeits löhne wird vielfach behauptet, daß wir in Deutschland troß niedrigerer Löhne der Arbeiter, höhere Lohnaufwendungen für die Tonne fertiger Erzeugnisse hätten als die Amerikaner. Das ist durchaus nicht zutreffend. Wenn Sie in Amerika die einzelnen Fabrikationen verfolgen, sofern es sich nicht um große Massenproduktionen handelt, so werden Sie finden, daß die Lohnaufwendungen in Amerika in derselben Höhe nötig sind wie bei uns, dagegen steht das Material den Amerikanern für den Export billiger zur Verfügung, und deshalb müssen wir einen großen Wert darauf legen, daß auch uns das Material für unseren Export billiger zur Verfügung gestellt werde. Mix liegt aus Amerika ein besonders treffendes Beispiel, die Eisenkonstruktionen der fogenannten Wolkenkraßer vor. Diese werden in Amerika zum Preise von 32 per Kilogramm verkaust, während wir in Deutschland für ähnliche Konstruktionen einen Durchschnittspreis von 22 4 bekommen. Gleichzeitig war in Amerika der Materialpreis 1 Deutschland haben wir 10,5 F bezahlt. Die Spannung zwischen Material und Verkaufswert, also der Betrag für Löhne —+— Betriebskosten + Gewinn per Kilogramm, war also in Amerika 16 -Z, in Deutschland nur 11,5 Z. Da wir aber troßdem bei dem Export solcher Objekte von den Amerikanern vielfach, sogar meist geschlagen werden, kann dies nur an dem Materialpreis liegen, d. h. daran, daß dieser den Amerikanern für den Export billiger als uns zur Ver- fügung stehen wird. Deshalb möchte ih den Leitern der Eisensyndikate dringend ans Herz legen, daß sie uns für den Export denn wir sind darauf angewiesen wir fönnen sonst nicht existieren nicht nur in Noheisen, sondern in allen anderen Dingen tunlichst weit entgegenkommen. (VBeifall.)

Bergassessor Huth- Gevelsberg: Herr Generaldirektor Kaiser hat vorhin ausgeführt, daß die Gießereien einen großen Nutzen aus der Konjunktur gezogen hôtten, größer als die Noheisenproduzenten. Jch meine, aus den Zahlen, die ich vorhin mitgeteilt habe, geht hervor, daß sich die Sache anders verhält. È

Jh möchte noch nachtragen, daß sih das Gesamtfazit aus den Aufschlägen, die die mir vorliegenden Verkaufspreise der kleinen Gießereien erfahren haben, auf etwa 10% zwischen 1898 und 1900 und auf circa 7% zwischen 1898 und 1901 stellt.

Dann möchte ih Jhnen ein Stimmungsbild doh nicht vorenthalten, aus dem hervorgeht, welchen Kalamitäten da- mals in der Hochkonjunktur die Kleingießereien ausgeseßt gewesen sind. Es handelt fih in dem vorliegenden Falle um einen Abschluß von 500 t. Der war zu liefern für das erste Semester 1900, und der Abschluß ift hon getätigt worden 2/, Jahre vor dem Abnahmetermin, also im April 1899; am 1. Januar 1900 sollte die Abnahme beginnen. Es wurden geliefert:

Juni DU. t,

April Mai 0 80

Januar Februar März 20 U 40

das war im ganzen nur 38°/, des abgeschlossenen Quantums; das übrige ist auf das 2. Semester verteilt im Juli August September Oktober Nov. mit 80 60 60 60

Dez. 50 t

geliefert worden. Das pro I, Semester abgeschlossene Monats quantum betrug dagegen circa 83 t, Nun war der Abschluß getätigt zu 68,50 M, und das Werk, was hier so mangel hast bedient wurde, hat sich genötigt gesehen, in der Zeit, als die Preise sehr gestiegen waren, zu 98 M zu laufen, um überhaupt den Betrieb aufrecht zu erhalten, Den Abschluß zu streichen ging auch nicht an, weil man froh war, Noheisen zu befommen, Nun ist gesagt worden, das Hochosenwerl hâtte eine Betriebsstórung erlitten ; eine solhe hat auch bis einem gewissen Grabe vorgelegen, Es wurde jedo son m April der betreffenden Gießerei von bem Hochofenwerke

Der Abschluß dagegen ist verzögert worden über das ganze Jahr. Worin die Verzögerung gelegen hat, vermag ih nicht zu entscheiden. Jedenfalls mögen die Herren daraus erschen, in welche Kalamitäten die kleinen Gießereien geraten sind. Dann möchte ih noch darauf hinweisen, daß neuerdings die Hochofenwerke verschiedentlich dazu übergegangen sind, den kleineren, speziell Formmaschinenguß selbst herzustellen, wodurch natürlich die kleineren Gießereien, die ihre Abnehmer sind, in eine schlimme Lage gebracht werden. Jch weiß nicht, ob nicht das Roheisensyndikat auch in dieser Beziehung einen günstigen Einfluß ausüben kann.

Bergrat Gothein- Breslau, M. d. N.: Meine Herren! Wenn Herr Generaldirektor Kaiser es als ein besonderes Verdienst des Roheisensyndikats in Anspruch genommen hat, daß ‘es in einer Zeit der Hochkonjunktur seine gesamten dis- poniblen Mengen dem Julande zur Verfügung gestellt und auf den Export verzichtet hat, so hat son Herr von Stumm gesagt: Man exportiert nur dann, wenn man seine Ware im Jnlande nicht unterbringen kann. Jn dieser Zeit war die Produktion des Noheisensyndikats hier um so besser unter- zubringen, als die Preise im Julande höher als im Auslande standen, ja sogar aus dem Auslande troh des Zolles sehr viel Noheisen nah Deutschland kam. Ein besonderes Ver- dienst des Syndilats vermag ih darin also nicht zu erblicken. “Herr Generaldirektor Kaiser hat weiter darauf hin gewiesen, daß damals die Verdienste der Hochofenwerke nicht so große gewesen seien, wenigstens soweit sie den Koks nicht selber produzierten, denn die Kokspreise seien sehr gesliegen. Jch erinnere mich aus den Verhandlungen des Koklssyndikats, daß damals geltend gemacht wurde, daß das Kokssyndikat zu seiner enormen Preissteigerung durch die kolossale Preis- steigerung veranlaßt worden sei, welche das Noheisensyndikat für Roheisen vorgenommen habe. Also es will es immer keiner gewesen sein. Jh will hier nicht untersuchen, ob die Schuld mehr an dem Noheisensyndilat oder an dem Koks- syndikat gelegen ; wahrscheinlich hat sie bei deiden gelegen. Herr Generaldirektor Kaiser hat weiter hervorgehoben, daß es nötig sei, daß Verträge gehalten würden. Dann ist es aber um so schlimmer, daß die Verträge nicht gehalten wurden, in welchen sich das Noheisensyndilat verpflichtet hatte, seinen Abnehmern so und so viel Noheisen zu liefern. Wir haben von verschiedenen Seiten gehört, daß bloß 50 °/, geliefert worden sind. Und wenn Herr Pr. Beumer gesagt hat, daß diese Noheisenaugst in der Hauptsache von den Abnehmern selbst verschuldet sei dadurch, daß sie viel mehr Roheisen be- stellt hätten, als sie gebrauchten, so waren sie dazu durch die voraufgegangene Praxis des Noheifensyndikats gezwungen worden, indem sie auf ihre Abschlüsse immer sehr viel weniger bekommen hatten, als sie abgeschlossen hatten. ITnfolge- dessen sagten sie sih natürlich: wenn wir das und das Quantum haben wollen, dann müssen wir mehr abschließen, als wir tatsählich brauchen, denn es wird uns wiederum fo viel davon gestrichen werden.

Dann 1inöchte ih noch darauf aufmerksam machen, daß, wenn Herr Dr. Beumer sagt, damals hätte man alle Vor- aussiht bloß von dem RNoheisensyndikat verlangt und hätte gar nicht verlangt, daß auch die Abnehmer diese Voraussicht hätten, so wird gerade von den Abnehmern geltend gemacht, daß sie in eine ganz falshe Auffassung der Situation gedrängt worden seien dadurch, daß ihnen entgegen den tatsächlichen Verhältnissen mitgeteilt worden sei, nachdem ihnen kurz vorher eine Offerte gemacht worden sei, daß die ganz überwiegende Mehrzahl der Abnehmer sich für das ganze Jahr 1901 bereits zu einem Abschluß bereit erflärt hätten. Dies wird allerdings von dem Noheiseunsyndikat nicht bloß für Gießerei- roheisen, sondern au für Puddelroheisen auf das entschiedenste bestritten. Von der Gegenseite ist aber geradezu behauptet worden, daß hier falsche Tatsachen vorgespiegelt worden seien, um die Abnehmer zu einem langfristigen Abschluß im Jahre 1901 zu nötigen. Es ist das in einem Briefe, der mir ge- \chickt worden ist, ausdrüctlich behauptet, allerdings in Worten, die ih hier, weil sie nicht parlamentarish sind, nicht wieder- geben kann. Jh kann infolgedessen auch diese Stelle des Briefes nicht verlesen.

Nun hatten mich einige der Herren total mißverstanden bezüglih meiner Fragestellung. Es ist mir gar nicht einge fallen, hier irgendwie die Ablegung eines Glaubensbekenntnisses

für oder gegen den Schußzoll zu verlangen. Dabei kommt unsagbar wenig heraus. Meine Frage war, die Herren

möchten sich darüber äußern, ob die Bildung der Halbfabrikat syndikate und deren Preispolitik möglich gewesen wäre ohne cinen Schußzzoll. Es kann jemand im allgemeinen auf dem Standpunkt stehen, daß die jeßige Schußzollpolitik ein Segen und eine Notwendigkeit ist, und er kann troßdem die Frage dahin beantworten: der Schutzoll- war die Grundlage für die Syndikatsbildung, und er war die Grundlage dafür, daß das Syndikat eine Preispolitik verfolgen konnte, durch welche die Abnehmer schwer geschädigt worden sind. Auf eine solche tatsächliche Feststellung, nicht auf die Ablegung von Glaubené- befenntnissen kommt es mir an, und ich möchte bitten, daß die Herren sich darüber äußern.

Jm übrigen kann man der Meinung sein, daß die Schubß- zollpolitik von 1879 nöôtig war und daß sie heute vielleich! für Noheisen nicht mehr nötig ist. Jch erinnere daran, daß seiner Zeit für den Roheisenzoll als Hauptargument von Herrn von Stumm vorgebracht wurde die Erfindung des Thomasprozesses, der die Ueberlegenheit Englands über die deutsche Jndustrie außerordentlich steigern würde, während die historische Entwickelung das (Hegenteil gezeigt hat. Jch will aber nicht auf diese allgemeinen Fragen eingehen, sondern lediglich die Frage stellen: ist der Schußzoll die Grundlage der Syndilatsbilbung und der Preisbildung? Es (sstt ja darau hingewiesen worden, daß die Syndikatsleiter durch die Er fahrungen der leylen Jahre gelernt haben, und daß sich die Fehler nicht wiederholen würden; meine Erfahrung bestätig mir aber, baß dle Menschen, wenn sie in dieselbe Situation wieder kommen, in denselben Fehler wieder verfallen.

telephonisch mitgeteilt, baß bie Betriehsstörung beseitigt sei,

Kufiassung {olle auch allgemein

A E M a E R T A E E

Meine Herren, es kommt aber bei dieser ganzen der billigen Verkäufe nah vem Ausland 9 rue Syndikatsexportprämien, die doch dadurch mögli werden, daß im Inland der Preis hochgehalten wird das Syndikat braucht gar feine direkten Exportprämien zu zahlen, {hon durch den Umstand, daß es im Inland höhere Preise bekommt, fann es sehr viel billiger nah dem Auslande verkaufen darüber müssen wir uns doch klar werden, daß dieses Ver- fahren der Syndikate eine außerordentlihe Gefährdung für unsere ganze Handelspolitik und namentlich für unser Ver- hältnis zu England wird, und ob das zweckmäßig ist, wenn wir durch eine derartige Politik \{ließlich einen Schugtzoll in England, dem weitaus wichtigsten Abnehmer für unsere Eisen- erzeugnisse hervorrufen und uns diesen Markt verschließen; das ist doch eine Frage, die hier miterörtert werden muß, gerade hier bei der Frage der Preisfeststellung, welche das Syndikat im Inlande und Auslande befolgt. “Diese Fragen find in der Praxis sehr viel wichtiger, als ob man hochtönend sagt: der Schußzoll ist die Grundlage für unsere gesamte Eisenindustrie. Zch möchte Herrn Dr. Beumer hinweisen auf das, daß Herr Minister Möller in der Zolltariffommission ausdrülich anerfannt hat, daß sich über die Frage, ob der Zoll mit einer Mark oder 50 Pf. zu normieren sei, sehr wohl streiten lasse, und daß man vielleicht bei Handelsver- trägen dazu fommen fönnte, ihn auf 50 Pf. herabzusezen. Also selbst in diesen Kreisen wird er doch nicht als etwas Unantastbares angesehen, sondern als eine sehr wohl zu. er- örternde Tatsache. Jch möchte also die Herren nochmals bitten, gerade die positive Frage der Einwirkung der Preis- politik der Kartelle auf die Handelsbeziehungen zum Ausland zu beantworten. A Kommerzienrat Weyland-Siegen: Der Herr Vorredner hat wahrscheinlich aus den Ausführungen des Herrn Berg- assessors Huth geschlossen, daß das liefernde Werk, welches im Rückstande geblieben ist, damals überhaupt nit weiter ge- liefert hat, und hat hieraus den Sch)luß gezogen, daß Ab- {chlüsse, die getätigt sind, niht ausgeführt seien. Jch konstatiere ausdrüdli, daß, soweit ih unterrichtet bin und dem wird hier zugestimmt werden alle Abschlüsse, die getätigt sind auch ausgeführt worden sind. : j Neichsgerichtsrat Dr. Spahn-Leipzig, M. d. R.: Was die leßte Frage anbetrifft, so verstehe ih niht, warum nicht wenn der Vertrag nit gehalten ist, auf Erfüllung oder auf Schadenersag geklagt worden ist. Jch meine, mit solchen Einzelfällen kommen wir nicht weiter. Das gilt auch von der Behauptung, daß jemand durch die Syndikate in Jrrtum verseßt worden ist. Es war doch auch hier die Möglichkeit der Anfechtung durch Klage gegeben. : : Mich haben bei der Debatte besonders die Ausführungen des Herrn Bergassessors Huth interessiert. Er ist leider stehen geblieben vor dem verteuernden Moment des Kokspreises. Aber die Methode, die er angewendet hat, ist von großem Werte, um

uns über die Wirkung der Syndikate ein Urteil bilden zu

fönnen. Das Ausland spielt bei ihnen eine sekundäre Rolle,

dagegen ist für die syndizierten Produkte nötig zu wissen, wie |

die Preise im Julande sih für die verschiedenen Zeiten, für die Abschlußzeit und die Lieferungszeit des Rohprodufkts an den Halbfabrikanten, und ebenso von diesem wieder an den Fertigfabrikanten und wenn möglich von diesem in den Handel, für das Rohprodukt, für das Halbfabrikat und für das Fertig- fabrikat gestellt haben und in welchen prozentualen Anteilen an der Preissteigerung der Nohstoffproduzent oder Fabrikant, der Halb- und der Fertigfabrikant beteiligt sind. Wenn wir diese prozentuale Berechnung, wie sie Herr Bergassessor Huth für seine Branche gemacht hat, für die syndizierten Produkte befommen, so wird die ganze Syndikatsfrage außerordentlich geflärt werden. Vielleicht wäre der Herr Referent in der Lage, diese Arbeit im Reichsamt des Jnnern vornehmen zu lassen, soweit das Material dort vorliegt, und für dasjenige Material, welches nicht dort vorliegt, möchte ih an den einen oder andern der Herren, die hier besonders sachkundig sind, die Bitte richten, daß sie die einzelnen Artikel ihrer Branche nach dieser Methode bis zu dem Moment verfolgen, wo der Konsument zahlt. Dann werden wir die Wirkung sehen können, die die Preisbildung gehabt hat durch alle Zwischenglieder hindurch bis auf den leßten Abnehmer, und dann kommen wir auch zu einem sichern Urteil darüber, wie die Syndikate auf unsere gesamte Volkswirtschaft wirken.

_ Steinmann-Buchor-Berlin. Jch möchte nur in Ueber- einstimmung mit Herrn Dr. Beumer feststellen, daß der von Herrn Gothein angezogene Artikel der „Deutschen Jn- dustriezeitung“ in Wirklichkeit nur eine Einsendung ist, für welche weder der Zentralverband deutscher Industrieller noch die Zeitung verantwortlich ist. Die Zeitung dient auch als Sprechsaal in verschiedenen Fragen und wird von den ver- schiedenen Parteien, die sich in wirtschaftlichen Fragen auch im Zentralverband gegenüberstehen, gelegentlich benußt. Leider hat dieser betreffende Artikel keine Erwiderung in Junteressenten freisen gefunden, er ist aber beachtet worden von Herrn Gothein, und er hat ihn auch weidlich ausgebeutet. Jch glaube, es ist das sechste oder siebente Mal, daß er diesen Artikel erwähnt: im Deutschen Reichstag, im Landtag, in der Zolltariflommission, im Verein für Sozialpolitik, in den verschiedenen Sigzungen, die wir hier schon gehabt haben. Jch möchte aber bemerken, daß der Artikel in einer Zeit geschrieben ist, wo die statistische Lage der Ausfuhr von Maschinen eine vergleichsweise un- günstige war. Der Artikel hat sih übrigens nicht auf die gesamte Maschinenindustrie bezogen, sondern auf Lokomotiven und Lokomobilen und ih glaube auch auf Dampfkessel, und er wollte feststellen, daß bis 1900 eine Abnahme der Ausfuhr stattgefunden habe. Die zivei folgenden Jahre haben erwiesen, daß die Voraussezung eine falsche war, daß die Entwickelung fich ganz anders gestaltet hat, indem von 1897 bei einer Ausfuhr von 132 000 dz eine Steigerung stattgefunden hat bis 1901 auf 183 000 dz und im Jahre 1902 auf 197 000 dz an Lokomotiven und Lokomobilen. Ebenso ist festgestellt, daß die gesamte Maschinenausfuhr in der gleichen Zeit sich von

116 Millionen Mark im Jahre 1897 gehoben hat a 184 Millionen. Es sind also alle die S ti a betreffenden Artikels falsch gewesen.

Referent Regierungsrat Dr. Voelcker-Berlin: Jh möchte nur auf die Anregung des Herrn Reichsgerichtsrats Dr. Spahn erwidern, daß wir dieser Frage Aufmerksamkeit gewidmet haben. Es liegen mir auch Unterlagen der gewünschten Art vor, es ist aber natürlih nicht leiht, alle diese Statistiken, welche nh auf verschiedene Zeiten und Waren beziehen, mit- einander in Einklang zu bringen.

__ Direktor Keyling-Berlin: Es tut mir sehr leid, mich mit dem Herrn Generaldirelktor Kaiser bezüglih der Durch- shnittspreise für 1900 und 1901 nit einigen zn fönnen. Mein Durchschnittspreis für deutshes Qualitätseisen ist und bleibt 100 e pro Tonne. Jch habe das mit meinem eigenen Gelde bezahlt und habe ein paar tüchtige Posten für 1900 und 1901 abshreiben müssen, die ih noch fühle.

Dann möchte ih Herrn Dr. Beumer au noch einiges erwidern: er hat gesagt, der Zoll von einer Mark sei ganz geringfügig gegenüber einer Bewertung von 50 #. per 100 Kilo für Fertigfabrikate. Nun 50 Æ ist ein s{höner Gedanke, aber wie steht es mit den 9 und 10 Æ per 100 Kilo, die die Gießereien für ihre Fabrikate beziehen? Die Hochofen- werke, die mit Gießereien versehen find, machen ihren Ab- nehmern ret fühlbare Konkurrenz. Darum meine ih, müsse das Syndikat, welches seine Hauptaufgabe in der Preis- regulierung erkennt, auch nach dieser Richtung Remedur schaffen, daß diejenigen Hochofenbetriebe, welhe Eisen zweiter Schmelzung zu Gußwaren verarbeiten, auch dieselben Syndi- fatsabgaben tragen wie wir.

Generalsekretär Bueck- Berlin: Jh möchte die Erlaubnis erbitten, einige allgemeine Bemerkungen zu machen. Zunächst hat Herr Bergrat Gothein den Zentralverband, den ih ver- trete, bei zwei Gelegenheiten erwähnt, einmal mit bezug auf den hier mehrfach zur Sprache gebrachten Artikel, der ihm so reihen Stoff zu Bemerkungen bei verschiedenen Gelegenheiten gegeben hat. Mit dem Artikel hat der Zentralverband nichts zu tun. Die „Deutsche Jndustriezeitung“ ist zwar das offizielle Organ des Zentralverbandes, der Herr Herausgeber hat aber vollständig Macht darüber, zum Abdruck zu bringen, was ihm

beliebt. Dafür ist der Zentralverband nit verantwortlih zu machen. Jch weiß ja nicht, wie oft Herr Gothein noch diesen

it nur

Artikel gebrauchen wird; ih möchte ihn bitten, wenn er es tut, nicht den Zentralverband damit in Zusammenhang zu bringen, der nichts damit zu tun hat.

Herr Gothein hat dann gesagt, daß der

L

für Roheisen verlangt habe, und hat das

weitere Vorgehen

dadurch zu charakterisieren gesucht, daß er sagte: der Appetit r j 0 Fs Ov N 116 S A b G 5 c ;

| fommt mit dem Essen. Ich glaube, daß d Bezeichnung | auf die damalige Schuzzollbewegung, wie fie fich in dem

n zebrauht werden fann. O den außerordentlichen Vorzug, sehr viel jünger zu sein als ih, er wird infolgedessen den Verhältnissen niht so nahe gestanden |

| Zentralverband fTonzentrierte, niht gut «

Herr Gothein hat ja

aber vergegenwärtigt, daß mals die Schuzzollbewegung eine 19 leine war, daß der Abgeordnete Bamberger von der | Tribüne des Reichstags rufen konnte: wer spriht überhaupt

| im Deutschen Reih noch von Schuzzöllen? dann wird er es erklärlih finden, wenn diejenigen, die diese Richtung ver raten

| zunächst sehr ängstlih und zaghaft vorgingen, gegen ihre beste

| Veberzeugung, und erst mit der Kraft, die sie in der Ueber-

| ache vertraten, forderten, |

zeugung gewannen, daß fie eine gute Sa was sie für richtig hielten. Das läßt nh nicht gut mit den

Worten charakterisieren: Der Appetit kommt mit dem Essen.

l Nun wünscht Herr Gothein hier durchaus eine Feststellung

darüber, ob das Kartellwesen hier in Deutschland möglich ge- | wesen wäre, wenn wir keine Schußzölle gehabt hätten. Mit andern Worten ist doch seine Ansicht die, daß ohne Schutz- zölle die Bildung der Kartelle nicht hätte stattfinden können.

Jh glaube, diese Frage hätte er sich ersparen können, wenn er nur die Gewogenheit gehabt hätte, seinen Blick über den Kanal zu werfen, wo bekanntlih keine Eisenzölle, aber sehr viele Kartelle in der Eisenindustrie bestehen. Gerade in der allerneuesten Zeit hat diese Bewegung in England außer- ordentliche Fortschritte gemacht und entwickelt sich immer mehr zur amerikanischen Trustbildung. Daraus scheint doch hervor- zugehen, daß die Kartelle niht in direktem Zusammenhange mit der Wirtschafts- und Handelspolitik eines Landes stehen. Daß die Preise durh den Schußzoll beeinflußt werden, das wird keiner von uns in Frage stellen, denn das ist ja eben der Zweck des Schußtzolls, daß der Preis im Jnland erhöht werden kann, um die Jndustrie zu shügen. Aber, meine Herren, ob der Preis etwas niedriger oder höher gewesen ist, das hat mit der Frage der Bildung von Kartellen nichts zu tun, denn die Kartelle würden sih gebildet haben, auch wenn wir keinen Schußzoll gehabt hätten, ebenso gut, wie sie sih in England gebildet haben und weiter bilden werden.

__ Mein Herr Kollege Dr. Beumer verweist auf das Kohlensyndikat, das als Kartell wohl die erfolgreihste Wirk- samkeit gehabt hat, und für Kohle haben wir keinen Schußzoll. Also diese Frage hat nicht die Bedeutung, wie sie ihr von Perrn Gothein zugewiesen wird.

Es ist dann die Frage der billigen Auslandsverkäufe hier namentlih von Herrn Professor Wagner zuerst angeregt worden, dann aber noch vielfah erörtert worden. Jn meiner lang- jährigen Tätigkeit in der Jndustrie habe ih eine außerordentlich große Bekanntschaft mit sehr vielen in der Jndustrie tätigen Personen; so wie ih die Herren aber zu beurteilen Gelegenheit gehabt habe, kenne ih keinen, der billiger an das Ausland vortaufen würde, als er durch den Auslandspreis beziehungs- weise den Weltmarktpreis gezwungen wird, zu verkaufen. Daraus erklärt sih ja eben der billige Verkauf nah dem Auslande, der übrigens durhweg bei allen Fabrikanten von irgend welchen Jndustrieartikeln gang und gebe ist. Jch kenne z- B. in Hamburg einen großen Exporteur, der alle möglichen Dinge zum Verkauf auf den Weltmarkt bringt, die in Deutsch-

bei Me Dai t, : Zentralverband | ei der Aufstellung unseres Zolltarifs zunächst nur 60 F Zoll |

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land fabriziert werden, und der wird Jhnen bestäti alle diese Artikel nicht 10, sondern D u a o Midi nach dem Auslande verkauft werden, als die betreffenden Er- zeuger dieselben Sachen im Inlande absezen. Das hängt nicht mit der Syndikatsbildung zusammen. Der legiere Umstand ist übrigens bereits von Herrn Ugé zugegeben worden. Er sagt selbst, daß er gezwungen sei, seine Fabrikate 10 °/ im Durchschnitt billiger an das Ausland zu verkaufen, er bemängelt aber, daß die Syndikate für die billigeren Aus- landsverkäufe ihre Mitglieder durch Hochhaltung des Preises im ZJnlande shadlos zu halten suchen, die andern aber dadurch schädigen. Nun hat aber Herr Direktor Ugé zugegeben, daß das ‘ein ganz richtiges Streben bezüglih der einzelnen Fabrikanten sei, er bemängelt dieses Streben nur in bezug auf die Syndikate. Darin kann ih einen Unterschied aber nicht erblicken, denn in den Syndikaten konzentriert sih die Wahrnehmung der Jnteressen jedes einzelnen. Die Syndikate haben auch nichts anderes getan, als die Jnteressen der ein- zelnen, “die Herr Ugé als berechtigt anerkennt, in geeigneter und wirkungsvoller Weise zu wahren. Aber es fragt sich doch, wenn man der Sache weiter auf den Grund geht, ob in dieser Hochhaltung der Preise im Jnland in der Tat eine solche Benachteiligung für die betreffenden verbrauchenden Werke liegt, denn nehmen Sie an, daß die Verkäufe nach dem Ausland doh nur gemacht werden, um den- jenigen Teil der Produktion abzustoßen, der im Jnlande niht abgeseßt werden kann und die Bewegung unserer Exportzahlen beweist ganz deutlich, daß der Export abnimmt. Wenn der Jnlandskonsum zunimmt —, so muß man doch er- kennen, daß darin ein großer Nachteil liegen würde für die inländischen Verbraucher, wenn dieser Export nicht stattfinden könnte. Denn es müßte in demselben Verhältnis die Ueber- produktion im Julande selbst verringert werden, und jede der- artige Verringerung steigert die Erzeugungskosten. Es würden also wahrscheinlich, wenn der Export nicht stattfinden könnte dur die Einschränkung der Produktion die Erzeugungskosten so hoh werden, daß die Preise auch für den inländischen Viarkt entsprechend erhöht werden müßten. Jm übrigen wäre in bezug auf die Zollfrage der Erwägung wohl anheimzu- geben, ob unsere Verbraucher an Rohprodukten und Halb- fabrikaten sih wirklich besser stehen würden, wenn sie infolge der Aufhebung der Zölle und des damit verbundenen wahr- scheinlihen Unterganges der betreffenden Jndustrie wesentlich oder ganz auf den Bezug aus dem Auslande angewiesen wären. Da glaube ih do behaupten zu können und keinen Widerspruch in dieser Versammlung zu finden, daß keine Jndustrie auf die Dauer bestehen kann, wenn sie nur auf den Bezug solcher Hilfsstoffe angewiesen wäre, die zwar im Jn- lande gemacht werden könnten, in der Hauptsache aber wegen der Zollverhältnisse oder anderer Umstände nicht hier, sondern im Auslande hergestellt werden. Das bezieht sih natürlich nicht auf solche Hilfsstoffe, die, wie beispielsweise die Baumwolle in Deutschland überhaupt nicht hervorgebracht werden. Meine Herren, ih glaube daher, daß diese billigen Verkäufe in das Ausland den Syndikaten nicht zum Vorwurf gemacht werden fönnen. Es ist ja móöglich, daß im einzelnen Falle die Fabrifanten von Fertigwaren in gewissem Grade benateiligt werden, aber diese Verkäufe liegen in der ganzen Bewegung, | und es läßt fih ein anderes Arrangement faum denken. P Meine Herren, die Zahlengegenüberstellungen von dem Herrn Vertreter des Tempergusses, der nahwies in Prozent-

âgen, daß die Preise für die Halbfabrikate in großen Sprüngen n die Höhe gegangen sind, daß aber die Preissteigerungen sür sein Fertigfabrifat nur sehr klein gewesen seien, beweisen nichts, denn es kommt doch auch auf die Nebenumstände an. Die Preise für Roheisen sind so sprungweise in die Höhe gegangen weil die Nachfrage stieg. Der Herr Vertreter des Temper- gusses hätte nahweisen müssen, wie das Verhältnis von An- gebot und Nachfrage für seine Artikel sih gestaltet hat. Denn es ist sehr leiht möglih, daß gerade in Temperguß ein sehr großes Angebot jtattgefunden hat in der Zeit und daß dadurh die Preise niedrig gehalten worden find. Also mit solchen Gegenüberstellungen, die hier einen anscheinend s\chlagenden Eindruck machten, ist im allgemeinen doch nicht viel zu machen.

Meine Stellung in der Syndikatsfrage ist den meisten der Herren ja bekannt. Jch erblicke in ihnen eine neue Wirtschaftsform, die nah meiner Ueberzeugung in unserer künftigen Entwickelung unentbehrlih sein wird. Denn die Vereinigungen in der Jndustrie sind einmal nötig, und bei dem immer schärfer werdenden Wettkampf auf dem Welt- markte wird die Jndustrie siegen, die am besten organisiert ist, und diese Organisation sind die Syndikate. (Beifall. ) Daß von Syndikaten Fehler gemacht worden sind, ist hier im An- fang unserer Versammlung zugegeben worden, aber es wäre im höchsten Grade unbillig, zu erwarten, daß bei der Ein- führung einer solhen neuen unbekannten Wirtschaftsform nicht Fehler gemacht worden wären. Alles muß sih entwickeln zu einer vollkommeneren und höheren Form, und das werden die Syndikate auch. Die Herren haben gehört, daß die Fehler anerkannt sind, daß man beabsichtigt, sie in Zukunft zu ver- meiden, und daß die Grundlagen dafür gerade in diesen Syndikaten bereits gewonnen sind. Deshalb sehe ih freudig in die Zukunft -und bin der Meinung, daß die Gegensäße, wie sie sih in den Verhältnissen der vergangenen Jahre gebildet haben, in Zukunft in der Weise nicht hervortreten

werden. (Beifall.) _Generaldirektor Leistikow-Wilhelmshütte: Zwischen den Ausführungen des Herrn Kommerzienrats Weyland und den-

jenigen des Herrn Generaldirektors Kaiser war ein wesent- liher Unterschied. Während der erstere in entgegenkommender Weise zugab, daß eine Revision der erheblichen Differenzen der Durchschnittspreise für Roheisen vorgenommen werden solle, lehnte der letztere dies in shroffer Form ab. Meine Herren, eine Differenz besteht. Die Eisengießereien haben höhere Preise bezahlt. Jch kann vielleiht einen der Gründe anführen, die dahin geführt haben, daß die Eisengießereien höhere Preise zahlen mußten. Einmal umfaßt der Durch- 83

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