1904 / 22 p. 32 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 26 Jan 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Es gibt keine zwei Werke in Deutschland, auch benachbarte nicht, die unter genau denselben Verhältnissen arbeiten ; sie fönnen deshalb auch nicht die gleichen Selbstkösten haben. Wie groß die Differenz in den Selbstkosten sein kann, möchte ih Jhnen in bezug auf Lothringen an einem Beispiel vor- führen.

Meine Firma is unter anderen auch Besigerin eines Werkes in Lothringen, und ich kenne deshalb die dort maß- gebenden Verhältnisse. Es gibt in Lothringen Hochofenwerke, welche ein Ausbringen aus dem Eisenstein von 33 °/ haben, und solche mit nur 27 9/, Ausbringen. Jn Lothringen rechnet man im allgemeinen, daß 1/4 Ausbringen auf oder ab einen Mehr- oder Minderverbrauch von Koks von 50 kg pro Tonne bedingt. Bei einer Differenz von 6 °/, im Aus- bringen macht das 300 kg Koks auf die Tonne Roheisen. Bei 15 M. Kokspreis ab Westfalen und 7,80 H. Fracht be- trägt die Differenz in den Selbstkosten allein für den Koks- verbrauch 6,80 \ Nun gibt es eine Reihe von Werken, welche nit direkt auf den Erzen liegen, und eine Eisenbahn- fraht von 80 Pf. pro Tonne Erz nah dem Hochofen zu zahlen haben. Diesen Werken kostet der Eisenstein pro Tonne Noh- eisen ca. 2,40 M. bis 2,80 s mehr wie den Hochöfen, welche diese Zwischenfracht nicht zu tragen haben. Rechnen Sie dies zusammen, so sind in Lothringen Differenzen vorhanden in den Noheisenselbstkosten bis zu 10 pro Tonne. Es ist also absolut nicht angängig, von einem allgemeinen gültigen Noheisenselbstkostenpreis zu sprechen.

Herr Schmieding hat sih für seine Ausführungen be- rufen auf Herrn Willikens. Jch kenne den Herrn nicht und habe kein Urteil über sein Sachverständnis. Wenn aber von Herrn Schmieding gesagt worden ist, daß von Betriebsingenieuren an der Saar er die Roheisenselbstkosten der Werke erfahren habe, so kann ih ihm nur darauf antworten, daß es bei uns nicht Mode ift, daß den Betriebsbeamten die wirklichen Selbst- fosten in die Hand gegeben werden. Die Herren wissen gar nicht, wie die wirklichen Selbstkosten sind, und ih muß des- halb Herrn Willikens als Autorität unbedingt ablehnen.

Als Herr Zilliken von den Dividenden sprach, habe ih Jlsede rufen hören. Es ist Tatsache, daß Jlsede hohe Dividenden verteilt, aber die Verhältnisse sind dort so eigenartig, daß sie in ganz Europa nicht ein zweites Mal wieder vorkommen. Die Selbstkosten von Jlsede sind außerordentlih billig und bleiben weit hinter denjenigen aller anderen Werke sowohl in Deutschland, wie in Belgien, England und Frankreich zurü. Man fann also aus den Verhältnissen von Jlsede keinen Maß- stab für die Beurteilung der Situation der deutschen Stahl- werke ziehen.

Nun hat der Herr Vorredner die Ziffer des Herrn Zilliken von 28 000 t Export in Halbzeug als minimal be- zeichnet und dem gegenübergehalten, daß die Lothringer Werke nah ihren Geschäftsberihten bis zu 609/, Erport hätten, und er hat den Export dieser Werke. in Halbzeug auf 420000 t berechnet. Diese Ziffer ist fals, denn die 60 °/, Export der Lothringer Werke umfassen außer Halbzeug auch Schienen, Stabeisen und Träger. Sie kann auch {hon deshalb nicht richtig sein, weil der gesamte Export Deutschlands an Halb- zeug nur ca. 600 000 t im Jahre beträgt. Mein Werk hat an Halbzeug 56 000 t exportiert, und die von mir genannten Preise gelten für dieses Quántum.

Geheimer Kommerzienrat Kirdorf- Aachen: Meine Herren! Die Ausführungen, die wir bis jeßt gehört haben, haben in wichtigen Einzelheiten bereits ihre Erwiderung gefunden, die wohl den meisten die Ueberzeugung beigebraht haben wird, daß starke Uebertreibungen und noch stärkere Jrr- tümer in den Angaben von jener Seite untergelaufen sind. Aus den sämtlichen Ausführungen höre ih lediglich die eine Klage heraus, die wir immer gehört haben: eure Halbzeug- preise für das Jnland sind zu hoch, und außerdem ist zu billig nah dem Auslande verkauft worden. Jh muß darauf immer wieder dieselbe Antwort geben: die Jnlandspreise für Halbzeug sind solche, daß sie den Werken, die ihr Rohmaterial faufen müssen, keinen Gewinn lassen. Sie haben ferner ge- hört, meine Herren, in welcher Weise sih die tatsählichen Preise, die den Werken verbleiben, für die Jn- und Auslands- verkäufe stellen, beispielsweise vorhin erst von Herrn Röchling, und Sie werden zugeben müssen, daß diese Differenzen ent- schieden keinen Anlaß zu der Klage bieten können, daß das Ausland zu Ungunsten des Jnlands bevorteilt sei. Jch habe

aber auch wiederholt ausgeführt und möchte noch einmal aus- drücflich darauf hinweisen, daß, selbst wenn wir die billigsten Auslandsverkäufe aufnehmen, von denen meines Wissens ge- fabelt wird, wofür aber kein Beweis geliefert ist, dem Käufer und Verbraucher dieses Halbzeugs im Auslande sein Roh- material nicht billiger steht, als die Werke des Jnlands ihr Material für die Ausfuhr vom Halbzeugverbande erhalten. (Hört, hört!) Jnfolge dessen kann man nicht davon reden, daß die ausländishen Werke in irgend einer Weise bevorzugt werden. Sie haben das Material loko ihres Werkes zu demselben Preise, ja sogar eher höher und erheblih höher, als die inländishen Werke vom Halbzeugverbande das Material für die Ausfuhr erhalten. Unter diesen Umständen glaube ih niht, daß man von einer Bevorzugung des Auslandes sprechen kann, obgleih ich wiederholt betone, daß der Halb- zeugverband als folher bedauert und alle Mittel aufgeboten hat, es zu verhindern, daß seitens der deutschen Werke nah dem Auslande zu Preisen verkauft würde, die allerdings auch nah Ansicht des Halbzeugverbandes zu niedrig waren, Wir hätten, glaube ih, etwas bessere Preise dort erzielen können, wenn man vereint vorgegangen wäre. Aber, meine Herren, der Halbzeugverband als solcher trägt nicht die Schuld daran, sondern die Schuld daran trägt, daß der Halbzeugverband ein niht genügend starker Verband gewesen ist. Er ist kein

kräftiger Verband gewesen, sonst würde er eben diese Vorteile der deutschen Jndustrie noch haben zuführen können.

Meine Herrèn, ih unterlasse es, auf die weiteren Aus- führungen namentlih des Herrn Schmieding einzugehen, wie

funden. Jch komme nur auf seine Vorschläge bezüglih der Lösung der Frage zurück. Nach seiner Meinung besteht die Heilung darin, daß für das Jnland Zusammenkünfte der Verbraucher mit den Vertretern des Halbzeugverbandes statt- finden sollen, daß man gemeinschaftlih die Preise festseßen soll ich weiß nicht, ob durch Abstimmung unter den beider- seitigen Vertretern oder in welcher Weise —, und daß außer- dem der Halbzeugverband dafür sorgen soll, daß die Fabrikate, die aus Halbzeug hergestellt werden, niht unter einem gewissen Preise verkauft werden, d. h. also, dem Halbzeugverband wird hier die Aufgabe gestellt, mit der sich der Verband der Halb- zeugverbraucher selbst nicht befassen will. Jch bin gestern, wie heute morgen, offenbar mißverstanden worden; ih habe gestern den Herren Verbrauchern gesagt: ih habe bedauert, daß sie für die Bildung eines Stabeisenverbandes ihrerseits immèêr die Anforderung an den Halbzeugverband gestellt haben, er solle ihnen den Verband bilden, und ih habe gesagt, man hätte doh ihrerseits einmal dahingehende Versuche machen sollen. Das is dahin ausgelegt worden, als ob ich ihnen zugemutet hätte, sie sollten ihrerseits einen Stabeisenverband gründen. Das ist durchaus nicht meine Absicht gewesên, zu sagen, sondern ih habe von den Herren gewünscht, sie möchten unter sich, also die Halbzeugverbraucher, die das Stabeisen herstellen, sih zusaminenfinden und sich verständigen über eine Organisation, und dann hätten sie zu dem Halbzeugverband fommen und sagen sollen: hier, Halbzeugverband, wir sind geeinigt und können einen Stabeisenverband gründen, wenn die gemischten Werke mitmachen. Jh glaube, daß in dem Falle die Antwort, die angeführt worden ist als von den Halbzeugwerken ausgehend, doch wohl anders gelautet haben würde. Was eben von einzelnen Halbzeugwerken wiederholt bei der Besprehung über die Bildung eines Stabeisen- verbandes betont worden ist, war: wir können uns unmöglich darauf einlassen, mit den 40, 50 oder weiß Gott wieviel einzelnen Halbzeug kaufenden Werken zu verhandeln, wo bei jedem einzelnen ganz besondere Verhältnisse vorliegen, jedes macht Spezialitäten, jedes hat andere Gründe, aus denen es eine besondere Stellung verlangt. Mögen doch die Herren, die diese Jndustrie repräsentieren, sich unter sih zusammen- finden, mögen sie zusammen uns gegenübertreten, dann läßt sich auch weiter über die Bildung eines Stabeisenverbandes reden. Kontrollmaßregeln! Es ist leiht gesagt, man soll die Preise festseßen und es nun dem Halbzeugverband überlassen, wie er die Kontrollmaßregeln machen will, damit die Preise gehalten werden. Jch glaube, wir alle, die wir hier sind und in Kartellen mitgewirkt haben, wissen, wie der Anfang aller unserer Kartelle gewesen ist, daß es lediglich Preisvereinigungen waren, wo man zusammenkam und einen Minimalpreis ver- abredete, der niht unterschritten werden dürfe. Jch glaube, die Erfahrung hat gelehrt, daß das jedesmal versprochen, aber auch jedesmal gebrochen worden ist. Es ist nach kurzer Zeit, namentli bei folhen Verbänden, wo es sih um zahlreiche Mitglieder handelte, immer so gekommen, daß irgend einer sich mit seinem Wort hat abfinden und Mittel und Wege hat finden können, um sein Gewissen zu beruhigen und die Verabredung nicht zu halten. “Kontrollmaßregeln einzuführen ist eine Unmöglichkeit, das wird jeder sagen, der einem solchen Verbande angehört hat. Dann ist gesagt worden: behandelt uns als Ausländer und verkauft uns zu Auslandspreisen. Damit wollen Sie also sagen: wir wollen gegen das Ausland viel günstiger ge- stellt sein, wir wollen bei uns viel billiger, um 9, 10 oder 15 M billiger faufen können, als das Ausland von euch kaufen kann. Ja, meine Herren, das ist gewiß eine s{höne Forderung, und an und für sich kann es ja dem Werke auch gleichgültig sein, ob es für den Preis, den es ab Hütte be- fommt, nah dem Auslande oder nah dem Jnlande verkauft, aber Sie dürfen nicht vergessen, daß die Mengen, die im leßten Jahre im Halbzeugsyndikat auf den Markt gekommen sind, dur die neuentstandenen Werke in Lothringen und Luxemburg ungeheuer vermehrt worden sind, und Sie werden zugeben müssen, daß diese Mengen vom Julande nicht so nell aufgenommen werden konnten, sodaß die Halbzeugwerke genötigt waren, zu exportieren. Die Einrichtungen, die Sie haben, hätten sämtlich nicht dazu ausgereiht, um diese Mengen zu verarbeiten. Wir mußten also exportieren. Aber ih muß anderseits auch nochmals betonen, daß die Schädigung der in- ländischen Halbzeugverbraucher, wie sie behauptet wird, un- mögli eingetreten sein kann; denn die ausländischen Werke waren nicht in der Lage, mit billigerem Material franko Hütte rechnen zu können als die deutschen, und so waren beide in der Lage, mit gleichen Bedingungen für die Ausfuhr zu fonkurrieren. Jch weiß nicht, meine Herren, wie die weitere Diskussion verlaufen wird, ih möchte aber wiederholen, daß wir am vierten Tage unserer Verhandlungen sind, und daß, wenn in dieser ausgiebigen Weise die Frage weiter erörtert werden sollte, ih und meine Kollegen Jhnen den Plaß überlassen und Jhnen sagen müssen: bitte, fahren Sie fort, aber wir sind niht in der Lage, weiter zu bleiben, wir müssen weg. Jch wiederhole, daß bei Jhren sämtlichen Vorträgen, die sie ge- halten haben, mit dieser Begründung von der einen und mit jener von der andecen Seite der Kern immer der ge- wesen ist: die Jnlandspreise sind zu hoch, aber die Auslands- preise zu niedrig gewesen. Darüber noch weiter zu reden ist unnötig: wir können Jhnen keine andere Antwort geben, als die gegeben worden ist. Wollen Sie in der Diskussion fort- fahren, nun dann müssen sie es allein tun. Direktor Schmieding - Barop: Jch hatte Herrn Geheim- rat Kirdorf-Gelsenkirhen gestern so verstanden: aus den ruinösen Jahren, die nah dem Hochgang 1873 eintraten, hat die Kohlenindustrie besonders die Last getragen, während die Eisenindustrie diese Last nicht getragen hat, ja stellenweise so- gar hat Dividenden verteilen können. Herr Geheimrat Kirdorf hat uns erzählt: sein eigener Bruder habe ihn damals hin- sihtlih der Preise äußerst gedrückt. Wenn ih also Herrn

Geheimrat Kirdorf fals verstanden hätte, so müßte ich das

bedauern. Es gäbe aber dieses Falschverstehen Herrn Geheim-

rat Kirdorf-Gelsenkirhen niht das Recht, mir eine böswillige

Verdrehung vorzuwersen. Eine solche liegt mir fern, und ich

glaube, ein jeder, der mich hier gehört hat, wird wohl den

Eindruck gewonnen haben, daß ih das, was ich sage, aus

Ueberzeugung sage und nicht, um durch vorgeshüßte falsche

Gründe irgend welchen Erfolg zu erzielen; denn dadurch werden

in der Tat keine Erfolge erzielt.

Herr Geheimrat Kirdorf-Aachen hat gesagt: ja, der Vor-

schlag, der da für das Jnland gemacht wird, ist sozusagen

induskutabel. Jch habe gar niht von dem Halbzeugverband

verlangt, daß er die Kontrolle bei den weiterverarbeitenden Werken ausführt; das muß in diesem Falle die weiterver-

arbeitende Jndustrie selstverständlich selbst tun. Jch habe nur von dem Halbzeugverbande, der ja in sih geschlossen ist, für das Jnland verlangt, daß er bei seinen Mitgliedern dafür sorgt, daß sie den einmal vereinbarten Preis oder die ver- einbarte Spannung auch halten werden, und ih glaube nicht, meine Herren, daß Sie zu befürchten brauchen, daß in der weiterverarbeitenden Jndustrie derartige festgeseßte Preise unterschritten werden.

Herr Geheimrat Kirdorf- Aachen hat versucht, meinen Vorschlag einer solchen Preisfestseßzung ins Lächerliche zu ziehen, und er hat gesagt: wie sollen wir das tun, etwa durch Ab- stimmung oder dergleichen? Nun, ih meine, wir find lange genug in der Eisenindustrie, daß wir ganz genau wissen, wenn wir uns als Fachleute über eine solche Sache unterhalten, wie wir \chließlich auch eine vernünftige Diagonale ziehen und sagen können: das und das ist die notwendige Spannung zwischen dem Preise des Halbzeugs und des fertigen Walz- produfts.

Dann hat Herr Geheimrat Kirdorf-Aachen weiter gesagt: wir wären nicht aufnahmefähig für die großen Mengen des Halbzeugverbandes. Jch erkläre hier, daß beispielsweise einer der unbedeutenderen Betriebszweige, die Feinblechindustrie, im vorigen Geschäftsjahre nur mit 62 °/, Beschäftigung gearbeitet hat, 38 °/, Beschäftigung entsprechen ungefähr einer Quote von 110 000 Tonnen Feinblech, das sind praeter propter 130 000 Tonnen Halbzeug, und die sind allein den deutschen Feinblechwalzwerken weggefallen. Hätten Sie den Aus- landspreis, der sich ab Werk ergibt, der Feinblechindustrie eingeräumt, so bin ih sicher, daß wir in Feinblech wahr- \cheinlih auf unsere Quote gekommen wären, wenn wix fie nicht sogar hätten überschreiten können, und dann hätten wir es nit nötig gehabt, unsere Arbeiter zu entlassen. Es ist ja viel über die Auslandspreise gesprochen worden, und es wird von der Gegenseite gesagt: es wären unkontrollierbare Zahlen. Es tut mir leid, daß Herr Lob fortgegangen ist, er hat eine solche Zahl in der leßten Siyung des Feinblechverbandes in Gegenwart von Zeugen genannt. Herr Lob hat mir erklärt; wir haben jeßt Platinen verkauft mit 75 A. f. o. b. Ant- werpen. Dieser Preis reduziert sich um die üblichen 2 °/, Skonto. (Widerspruh.) Es gehen ab Spesen und Frachten bis Antwerpen 7,50 # Es würden also, falls kein Diskont darauf läge, ein Werkspreis von 75 #, 7,50 = 67,50 , läge ein Diskont darauf ein Werkspreis von T5 1,50 7,50 = 66,00 M für Platinen herauskommen. Jch will den Preis von 67,50 #. annehmen, den Hoesch ab Werk erzielt. Dieser Preis entspricht bei der Skala des Halbzeugs einem Vorblokpreise von 10 # weniger, aber bei Selbstkosten von natürlih wesentlih geringerem Betrage sagen wir rund 4 M. weniger. Es würde also einen Vorblockpreis bedeuten von 6350 { Räumen Sie uns einen Vorblockpreis von 63,50 M, ein, so bin ih sicher, daß Sie kein Halbzeug zu exportieren brauchen, weil wir dann mit dem Weltmarktpreise

in Zukunft für das Vaterland keinen Arbeiter zu exportieren brauchen.

Herr Röchling hat besonders auf Jlsede rekurriert. Jch erinnere mih nicht, daß ih auf die exzeptionellen Verhältnisse von Ilsede mit einem Worte angespielt hätte. Jh habe nur von der Saar gesprochen, und nun sagt Herr Röchling: die Selbstkosten kennen die eigenen Betriebsbeamten nicht. J gebe zu, daß dies bei der Firma Röchling der Fall sein mag, aber bei anderen Werken an der Saar ist es nicht der Fall, und bei einem brauchbaren Betriebsbeamten überhaupt nirgends. Uebrigens habe ih von einem Werke die Betriebs- falkulation bei Herrn Willikens eingesehen. Jch halte mich nicht befugt ih weiß niht, von wem Herr Willikens die Abschrift bekommen hat das Werk zu nennen, es könnten sonst die betreffenden Beamten Unannehmlichkeiten haben (hört, hört! und Unruhe), also sie würden Unannehmlichkeiten haben, da können Sie mir das Namennennen erst ret nicht zumuten.

Es ist nun von dem Herrn Vorsizenden gebeten worden, die Dividenden nicht zu berühren, weil daraus keine Schlüsse gezogen werden könnten. Das ist teilweise richtig, Dividenden fann mann nur beurteilen, wenn man die Geschäftsberichte genau dabei liest und die Qualität des Werkes kennt, welches die Dividende verteilt hat. Jm großen und ganzen können Sie mir aber zutrauen: ih kann Dividenden lesen und spreche nicht leichtsinnig etwas aus, um leichtsinnig mit Dividenden ziffern meine Ansichten zu begründen, sondern nur, wenn ! die Ueberzeugung habe, daß die Dividenden den tatsächlichen Verhältnissen entsprechen, die ih geschildert habe. :

Vorsitzender: Sie werden mir zustimmen, meine Herren, daß ih mit keinem Worte bezweifelt habe, daß der Herr Vorredner Dividenden lesen kann. Jch habe auch mit feinem Worte angedeutet, daß er dabei leichtsinnig vol gegangen sei, sondern ih habe nur auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die sich für jemanden, der mit den Verhältni}jen nicht genau vertraut ist, daraus ergeben, wenn Dividenden vol/ geführt werden, ohne daß man alle Verhältnisse genau fennt. Jh glaube, dazu befugt gewesen zu sein. (Sehr richtig!)

Meine Herren, um weitere Auseinandersezungen über einige Aeußerungen, die gemacht worden sind, abzuschneiden/

gesagt, sie haben in den Hauptpunkten ihre Widerlegung ge-

genügend fonkurrenzfähig sind, und als Folge dieser Maßregel

möchte ih bemerken, daß Herr Röchling nicht behauptet Herr Schmieding hätte von Jlsede u P er Vas ee es sei der Ruf Jlsede an sein Ohr gedrungen, aber er hat nicht gesagt, daß Jlsede von Herrn Schmieding genannt worden sei. Dann hat der Herr Vorredner darauf Bezug genomme Herr Geheimrat Kirdorf habe von ihm f Aua brut hon: willige Verdrehung“ gebraucht. Jh möchte feststellen, daß nah meiner Erinnerung Herr Geheimrat Kirdorf das Adjektiv böswillig niht angewandt hat, sondern nur den Ausdruck „Verdrehung“, und ih habe geglaubt, in diesem Kreise, nachdem ih wiederholt um Weglassung alles Persön- lichen gebeten habe, annehmen zu sollen, daß nach alter parlamentarischer Gewohnheit ein derartiger Ausdruck, auch wenn er etwas scharf klingt, doch immer im objektiven und nicht _im subjektiven Sinne aufgefaßt werde. Jedenfalls ist der subjektive Beigeschmack, der durch die Zufügung des Wortes „böswillig“ hätte entstehen können, von Herrn Geheimrat Kirdorf nicht hervorgerufen worden. Direktor Frielinghaus-Geisweid: Jh habe mich nur zu einer kurzen Bemerkung gemeldet, damit eine Aeußerung, die vorhin gefallen ist, niht unwidersprohen im Protokoll Aufnahme findet. Herr Lob hat gesagt, daß der unglüselige Beschluß des Feinblechverbandes, wie ih ihn auch bezeichnen muß, im März vorigen Jahres die Preise um 10 #, zu er- höhen, nur um dem Halbzeugverband eins auszuwischen, ge- faßt worden sei. Herr Lob hat mir auf meine Privatanfrage vorhin hon gesagt, daß ihm ein Herr des Vorstandes er- klärt habe, er habe aus dieser Erwägung heraus für diese Erhöhung gestimmt. Meine Herren, es wird doch der Zntelligenz des Vorstandes des Feinblehsyndikats ein sehr \{hlechtes Zeugnis ausgestellt, wenn gesagt wird, daß aus solchen Erwägungen heraus dieser Beschluß gefaßt worden wäre. Nein, meine Herren, dieser Beschluß wurde gefaßt aus der tatsählihen Sachlage und aus den speziellen Ver- hältnissen des Feinblehsyndikats heraus. Jh habe mit Herrn Lob zusammen mehrere Jahre gearbeitet, um das Feinblehsyndikat zustande zu bringen. Bei diesen Ver- handlungen wurde uns von den reinen Walzwerken immer wieder vorgehalten: ein solher Verband wird uns nihts nüßen, denn der Halbzeugverband ist in der Lage und wird es auch vielleicht tun, uns die Preise so zu stellen, daß wir von einem solchen Verbande recht wenig Nugen haben. Wir haben selbstverständlich dagegen gesprochen und haben gesagt, daß gar nit daran zu denken sei, daß der Halbzeug- verband seine Preise nah der Geschäftslage der hinter ihm kommenden Verbände regulieren werde, sondern nah der Ge- shäftslage seiner eigenen Werke. Aber die Preiserhöhung, die der Halbzeugverband vornahm 8 Tage, nachdem wir das Feinblechsyndikat gegründet hatten, traf uns do ret un- bequem, das ist niht zu leugnen, und es wurde auch sofort von den Herren, die uns diese Befürchtung früher vorgehalten hatten, wieder gesagt: da habt ihr hon die Folgen. Wir haben den Herren erwidert, daß auch dieser Beschluß des Halbzeugverbandes unseres Wissens nichts zu tun habe mit der Gründung des Feinblechsyndikats, und er hat auch zweifel- los nichts damit zu tun gehabt. Anderseits aber lagen die Verhältnisse bei unseren Vertragswerken so, daß sie von einer Preiserhöhung des Halbzeugs sofort getroffen wurden, denn die Verkäufe, die das Feinblechsyndikat vornehmen konnte, bezogen sich nur auf spätere Lieferungen, für welche die reinen Walzwerke durch die erhöhten Halbzeugpreise getroffen wurden. Aus diesen Erwägungen heraus und weil die ganze Marktlage ein etwas freundlicheres Gesicht zeigte Stab- eisen war sehr gefragt, Halbzeug konnte, wie gesagt wurde, zu besseren Preisen nah dem Auslande abgesezt werden als nah dem Jnlande ist von einer Majorität des Feinblech- syndikats der Beschluß der Preiserhöhung gefaßt worden und niht aus der höchst unsachlihhen Erwägung heraus, die Herr Lob als für diesen Beschluß maßgebend hingestellt hat. Walzwerksbesiger Wuppermann - Schlebusch - Manfort : Zuerst, meine Herren, muß ich doch meinem Erstaunen Ausdruck geben, daß die Herstellungskosten für Halbzeug immer nur basiert werden auf den Preis des Roheisens und daß die anderen 85 °/,, die auf den eigenen Erzen beruhen, außer acht gelassen werden. Es ist uns gestern gerade von der Seite drüben vorgehalten worden, daß 15 o Roheisen gekauft würden, und da war jedenfalls das Hasper Werk mit einbegriffen, welches jeßt, wie wir hören, wegfö!lt. Nun ijt mir kein Werk, kein Thomaswerk genannt worden, welches nur auf dem Kauf des Noheisens basiert, es wird vielmehr so sein, daß einzelne Werke, die selbst nicht genug haben, einen Teil zukaufen und daß dadurch die 15 °/, entstehen. _Was die Selbstkosten des Roheisens in Lothringen an- betrifft, so kann ih bestätigen, daß uns in der Vereinigung von autoritativer Seite, nicht durh Betriebsbeamte, die gewi)jermaßen ausgeplaudert haben, was sie nicht hätten aus- plaudern sollen, oder von Leuten, die nicht voll die Selbst- fosten kennen, sondern vielmehr von Leuten, die, wenn ic sie nennen würde, als unanfechtbar erscheinen würden, erklärt worden ist, daß die Herstellungskosten für Roheisen bei den lothringischen Werken mit 40 #. und in Rombach mit Y /2 Á. anzunehmen sind. Das Uebrige, was das Thomasieren, Auswalzen usw. betrifft, ist Jhnen ja bekannt, das brauche ih nicht hinzuzufügen. Wenn Sie 40 # für Roheisen annehmen bei den Werken, wissen Sie ganz gut, welcher preis für fertig gewalzte Blöôke und für Knüppel heraus- ommt, und ih meine, wenn man von einer Basis sprechen will für die Kosten von Halbzeug, so müßte man der Ge- rehtigkeit halber auh sagen, was diese 85 °/9, welche die L aus eigenen Erzen herstellen oder aus gekauften Erzen, a chweden ‘und Spanien, kosten, dann würde mán auf n osten kommen, und es würde sich dann darüber dis- bag: ° lassen. Natürlih wird Rheinland und Westfalen D as höher im Preise sein. Dafür fällt aber auch die Fracht Wn die von Diedenhofen bis Cöln ungefähr 7 H und bis estfalen ungefähr 9 M beträgt. Die Mehrkosten, die da

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entstehen für die Thómaswerke in Rheinland und Westfalen, kommen durch den niedrigeren Frachtsay zu den kaufenden Werken ihnen wieder zugute.

Dann muß ih eines berihtigen, was Herr Lob gesagt hat. Er hat gesagt, ih verdiente s{hön bei meinem harten Bandeisen. Jch fabriziere kein hartes Bandeisen, noch nicht 1/2 %/,, er hat vielleiht ein anderes Werk in Westfalen im Auge, welches hartes Bandeisen fabriziert:

Dann hat Herr Lob gesagt, meine Angaben hätten si vorwiegend auf- die Spannung bezogen, und der Halbzeug- verband wäre nicht imstande, das zu machen. Wenn Sie das wörtlich nehmen, könnten Sie Recht haben; aber die Sache ist anders, und ih muß mir erlauben, in kurzem festzustellen, wie die ‘heutigen Stabeisenpreise entstanden sind.

Als die Hochkonjunktur zu Ende ging, betrug der Preis für Stabeisen 180 #{ Dieser Preis ist, wie mir von dem hier anwesenden Vertreter eines großen Werkes bestätigt werden wird, dur ein leider hier nicht vertretenes großes Stahlwerk sofort auf 140 #. geworfen worden, und damit war der Anfang der Dekadenz gemacht, die sich \o weit steigerte, ‘daß im Dezember 1901, wie ih persönli bei einem Händler in Magdeburg festgestellt habe, der Preis shon auf 93 M, heruntergedrückt war. Jn dieser Zeit, wo auch für die Stahlwerke- die Stabeisenpreise sehr verlust- bringend waren, nahm die Gutehoffnungshütte die Leitung in die Hand, um eine Preisvereinigung herbeizuführen, allerdings anfänglih nur zum Zwecke einer Besprechung, die sih aber zu einer Preisvereinigung ausbildete, und ich kann das um- somehr bestätigen, als die Gutehoffnungshütte die Freund- lichkeit hatte, mir im Anfang gleich die Preise mitzuteilen, damit ih sie für unsere Bandeisenvereinigung, die ihre Preise auf Grund desStabeisenpreises feststellenmußte, verwerten konnte. Man stellte den Preis anfänglich auf 100 /#.,, darauf auf 105 M und sließlih auf 110 ( Die Vereinigung, die damals wohl überall gehalten worden ist, hatte den großen Vorteil, daß das Geschäft in Stabeisen sich hob und ein solhes Vertrauen bei den Händlern erweckte, daß man daran dachte, im April, als wieder eine Versammlung anberaumt war, würde nun der Preis entsprehend der ganzen Lage auf 115 Mark geseßt werden. Jch kann sogar zur Bestätigung hinzufügen, daß ein hier anwesender Kollege ein paar Tage vor der Sißzung an eine große Berliner Firma Stabeisen zu 115 Mark verkaufte. Diese Sigung ist dann entscheidend gewesen. Man hätte nun, um diese Vereinigung, die ihren guten Nugen gehabt hatte, auch ferner nußbar zu machen, folgendes tun müssen. Die Vereinigung bestand aus den großen Stahlwerken Rheinlands, Westfalens und den Oberschlesishen Werken, die nur eine gegenseitige Kündigungsfrist von 8 Tagen hatten. Dies mußte vorab geändert werden, damit niht jemand, der aus Sonderinteressen ausspringen will, mit 8 Tagen kündigen jeden Verband sprengen kann. Zweitens hätte man die reinen Walzwerke auffordern müssen, sih zu einer Vereinigung zu- sammenzutun oder der bestehenden Vereinigung beizutreten. Das ist niht geschehen, und die Beschuldigung der großen Werke, daß die reinen Walzwerke die Preise nahher geworfen hätten, ist vollständig hinfällig. Denn man kann nicht von jemand, der nicht aufgefordert ist, einer Vereinigung bei- zutreten, verlangen, daß er die Preise hält. Man ging drittens dazu über, den Preis nicht auf 115 M zu er- höhen, sondern ließ ihn bei 110 Æ und erweckte daher bei den Händlern, die hereingefallen waren, den nachhaltigsten Pessimismus. Nachdem dieser Zustand geschaffen war, den wir nit ertragen konnten infolge dieser billigen Stabeisen- preise es wurden damals 95 M für Knüppel bezahlt —, haben Herr Mannstädt und ih in Lothringen, Luxemburg und an der Saar die Werke bereist und den Herren unseren Zustand dargestellt und ihnen erklärt, daß es so nicht weiter ginge. Wir wurden von allen und besonders Herrn de Wendel mit großer Liehenswürdigkeit empfangen, der "uns, ehe wir ein Wort gesagt hatten, erklärte: Sie haben recht, ich werde sofort an den Vorsißenden Herrn Geheimrat Kirdorf reiben, daß die Preise auf 90 #. heruntergedrükt werden.

Es wurde nun eine Sißzung zwischen dem Vorstand des Halbzeugverbandes und dem der Halbzeugverbraucher in Rothe Erde bei Aachen abgehalten und nah langen Auseinander- leßungen gesagt, wir sollten ferner in Frieden und Eintracht leben. Jn der darauf im Juli stattfindenden Sißung des Halbzeugverbandes in Cöln wurde Vormittag der Halbzeug- preis auf 90 M für Knüppel heruntergeseßt, am Nachmittag desselben Tages haben dieselben Herren als Generaldirektoren der Stahlwerke, vermehrt durch die Generaldirektoren von Schlefien, über die Stabeisenpreise beraten. Man hat präzi- siert, daß 115 M, jeßt bleiben sollten, also eine Spannung von 25 H. zwischen Stabeisen und Knüppel. Als es zur Abstimmung kam, waren nur zwei Herren, die das nicht wollten. Es wurden troßdem die Preise auf 110 s gesetzt. Dadurch waren wir Nachmittags ebenso \{chlecht daran wie am Tage vorher. Vormittags hat man uns die Halhzeug- preise ermäßigt, aber Nachmittags wieder die Stabeisenpreise ebensoviel ermäßigt. Wie es nachher in der Sigzung im Oktober hieß, daß die Werke, die Stabeisen verkaufen wollten, mogeln mußten, weil der Pessimismus der Händler so groß war, ging bald darauf die ganze Vereinigung auseinander, sodaß der Preis für Stabeisen Ende 1902 auf den zu Ende 1901 wieder zurückgedrängt war. Nun können Sie Sich unsere Lage denken. Jch habe in der Richtung vor einigen Monaten mich weiter bemüht, habe mich mit der Gutehoffnungshütte in Ver- bindung geseßt, um eine Preisvereinigung der großen Werke für Stabeisen herbeizuführen, habe ferner gesagt, die reinen Stabe isenwerke würden dann unter sich zusammentreten und könnten dann die beiden Gruppen Fühlung nehmen. Es ist mir aber erwidert worden, daß jeßt wieder die Lothringer Gruppe und die süddeutshe Gruppe sh untereinander be- kämpfen, und wenn man verkaufen wolle, dann müsse man sich diesen so geschaffenen Preisen anschließen. Nun bitte ih die anwesenden unparteiischen Herren, sih ein Urteil zu bilden, ob wir, die reinen Stabeisen- und die Bandeisenwalzwerke, es

verschuldet haben, daß die Spannung so gering geworden i

oder ob die großen Werke es been u E E gesagt, wir haben keine Liebe gefunden; denn aus allen möglichen Sonderinteressen haben die einzelnen Werke, die neben Halbzeug auch Stabeisen fabrizieren, es immer vor- gezogen, in dem bisherigen Zustande des Marasmus zu bleiben. Wir sprechen hier sine ira et studio, nur um die Gesamtverhältnisse einmal wahrheitsgemäß festzustellen und um auf Grund dieser Feststellung zu versuchen, zu besseren Ver- hältnissen zu kommen. Wenn Sie nicht einen Stabeisen- verband gründen können, dann treten Sie wenigstens zu einer ordentlichen Preisvereinigung zusammen, welcher die reinen Walzwerke gern folgen werden.

Vorsißender: Jh darf wohl daran erinnern, daß wir vom Feinbleh sprechen, und ich möchte daher bitten, sich auf den vorliegenden Gegenstand zu beschränken. Jh möchte weiter wiederholen, daß, wenn die Herren sih nicht etwas mehr in ihren Ausführungen einschränken, es ganz aus- geschlossen ist, daß wir zu Ende kommen. Bei diesen historischen Darstellungen verlieren sih die Herren in eine große Reihe von Einzelpunkten, die für die Sache niht von entscheidender Bedeutung find.

/ Bergrat Gothein-Breslau, M. d. RN.: Zunächst möchte ih bemerken, daß die Selbstkostenberehnung, die ih gestern hier vorgeführt habe, niht aus einer Zeit stammte, in der ih mih vor 15 Jahren im Saargebiet aufhielt übrigens liegt diese Zeit weiter zurück —; sie stammen aus der allerneuesten Zeit. Jm übrigen bin ih durch die genauen Berechnungen des Herrn Direktor Schmieding, der zu ähn- lichen Resultaten gekommen ist, in meiner Auffassung nur bestärkt worden, daß ih nit angelogen worden bin.

Herr Röchling hat ausgeführt, daß vor 15 Jahren die Selbstkosten außerordentlih niedrig gewesen wären, daß in- zwischen _namentlih Koks und Jndustriekohle um 80 °/, und mehr gestiegen sind. Jch weiß das sehr wohl und ih habe deshalb hon beim Kohlen- und Koks\yndikat darauf hin- gewiesen, wie das Hochhalten der Preise, auch wenn es sich in so liebenswürdigen Formen vollzieht, dann die Preise aller anderen Fabriken progressiv erhöhen müsse. Aber gerade bei Roheisen und Halbzeug trifft es doch nicht fo ganz zu, denn in den leßten 15 Jahren hat die Brennmaterialökonomie im Hochofenbetrieb und im Stahlwerkbetrieb ganz enorme Fortschritte gemacht, an die man vor 15 Jahren gar nicht gedaht hat. Wir sind tat- sählih darin so viel weiter gekommen, daß die Mehrkosten des Brennmaterials zum weitaus größten Teil dur größere Oekonomie wett gemacht sind. Das ist für alle diejenigen, die dieUmwälzung kennen, die durch die Einführung des flüssigen Roheisens, wie es aus dem Hochofen kommt, in Roheisen- mischer und Birne, die durh Anwendung der Durchweichungs- gruben, kurz durh das Verarbeiten in derselben Hiße erfolgt ist, vollständig flar. Und ähnliche Ersparungen sind durch die direkte Verwendung der Hochöfen und Koksgase in Ma- schinen, durch die Gewinnung der Nebenprodukte gemacht worden. Jnfolgedessen können die Produktionskosten in dieser Zeit nicht in erheblihem Maße gestiegen sein, und wenn darauf hingewiesen wird, daß die Arbeitslöhne in derselben geit außerordentlih gestiegen sind, so bestreite ih das in keiner Weise. Aber dem gegenüber steht do wiederum, daß auf den einzelnen Arbeiter nun wieder ein ganz anderes Arbeits- quantum fällt infolge der außerordentlichen tehnischen Fort- schritte. Und ih glaube, wenn die Herren sih der Mühe unter- ziehen wollten, auszurechnen, wie viel auf die Tonne Halbzeug gegenwärtig an Arbeitslohn entfällt und wie viel vor 15 Jahren, da bin ih ‘sehr zweifelhaft, ob heute der Anteil des reinen Arbeitslohnes an reinen Hochofen- und Stahlwerkbetrieben nicht tatsählih zurückgegangen ist auf die Tonne Halbzeug und Platinen. Jch möchte sodann betonen, daß die Meinung des Herrn Geheimrat Wagner, als ob die Kartelle irgend etwas zur Verbilligung der Selbstkosten beigetragen hätten, meines Erachtens eine irrtümliche ist; denn die Kartelle haben irgend welchen Einfluß auf den technischen Prozeß niht. Es könnte höchstens darin bestehen, daß die Generalkosten dadurch etwas geringer geworden sind, indem der Verkauf nunmehr in einer Hand liegt.

Nun gebe ih ohne weiteres zu, daß die Selbstkosten bei jedem Werk differieren und ebenso, daß man aus der Dividende s ohne A die Lukrativität eines bestimmten Zweiges in einem größeren, mehrere Betriebszweige umfa Werkes schließen kann. Aber bei den Bilanzen ite gern, doch auch bedenken, daß gerade bei den Werken, die gute Dividenden verteilen, auch noch außerordentlihe Rücklagen nit bloß im Reservefonds, nicht bloß in verstärkten Ab- schreibungen stattfindet, sondern daß man \ihch bemüht, in solhen Zeiten die Gewinne zu verstecken. Jch habe einmal das Wort gebraucht, daß jedes solide Werk falsche Bilanzen machen muß, und das stimmt auch, und daher kommt auch das geringe Aktienkapital im Verhältnis zum Fundus, der in dem Werke selbst steckt. Das is aus allen diesen guten Jahren hervorgegangen, daß man daraus auch wiederum schließen kann, daß die Gewinne, welche die jeßt gute Divi- dende gebenden Werke machen, tatsählih wesentlih höhere sind, als sie in den Bilanzen erscheinen.

Es ist dann der Ausdruck gefallen, von den billigen Preisen, zu denen ein Angebot stattfindet, sei zwar viel ge- fabelt worden, aber es sei kein Beweis dafür geführt. Nun ih erinnere an die Erfahrungen, die man beim Kokssyndikat gemacht hat, wo ih hervorhob, daß die „Frankfurter Zeitung“ in einer Gerichtsverhandlung angegeben hat, daß für 8,10 M nach Oesterreich geliefert worden sei, während gleichzeitig der Preis im Jnland 17 A betragen habe; das ist auch hier bestritten worden, und hinterher hat sich doch die Wahrheit herausgestellt. Das gerichtliche Urteil, worin diese Tatsache konstatiert wird, liegt vor; und was Herr Direktor Schmieding ausgeführt hat, ist meines Erachtens beweiskräftig genug. Wäre diese Sache zu widerl2gen, fo würden sie die Herren vom Halbzeugverbande widerlegt haben.

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